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IFRS und Solvenztest statt HGB-Abschluss? - DGRV

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Zur Zukunft d. Kapitalerhaltung – <strong>IFRS</strong> u. <strong>Solvenztest</strong> <strong>statt</strong> <strong>HGB</strong>-<strong>Abschluss</strong>? 217<br />

hatte bereits vor fast 15 Jahren den Entwicklungen vorausgedacht <strong>und</strong> die handelsrechtliche<br />

Rechnungslegung als deutschen Standortvorteil gewertet. 99 Dies<br />

erscheint schl�ssig, da ihre Vorteilhaftigkeit von den spezifischen Gegebenheiten<br />

des Wirtschaftsraums abh�ngt, die wiederum ihren Entwicklungspfad gepr�gt<br />

haben. 100 Es d�rfe jedoch nicht davon ausgegangen werden, „daß sie niemand<br />

anzugreifen wage“, denn ihr „steht die Gr<strong>und</strong>konzeption der Angelsachsen gegen�ber,<br />

die ebenso hartn�ckige wie wohl nicht immer ganz uneigenn�tzige<br />

Verfechter hat“ 101 . Zwischenzeitig stehen die europ�ischen Regelungen zur Kapitalerhaltung<br />

<strong>und</strong> damit der handelsrechtliche Einzelabschluss als Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Aussch�ttungsbemessung auf dem Pr�fstand. Die <strong>IFRS</strong> sollen ihn bei dieser<br />

Aufgabe ersetzen, wobei man versuchen will, die Schw�chen (Aussch�ttbarkeit<br />

von unrealisierten Gewinnen) durch einen komplexen <strong>Solvenztest</strong> auszugleichen.<br />

Warum dieses nicht funktionieren kann, wurde in der vorstehenden Untersuchung<br />

dargelegt. Hierbei erscheinen des Weiteren die mit der Verordnung von<br />

<strong>IFRS</strong> <strong>und</strong> <strong>Solvenztest</strong> einhergehenden Belastungen der Vielzahl von nicht kapitalmarktorientierten<br />

Unternehmen zu Gunsten der Aussch�ttungsinteressen<br />

der kapitalmarktorientierten Unternehmen problematisch. Dennoch wird die<br />

Anwendung der handelsrechtlichen Rechnungslegung f�r Aussch�ttungszwecke<br />

von bestimmten Interessengruppen als �berfl�ssig angesehen. „Sie ist es nicht<br />

<strong>und</strong> f�r uns gegen�ber manchen anderen L�ndern ein Vorteil.“ 102 Ein solcher<br />

Vorteil verspricht relative Kostenvorteile <strong>und</strong> kçnnte letztlich auch anderen am<br />

freien G�terverkehr beteiligten Staaten zugute kommen. 103 Dieser Hypothese<br />

liegt freilich ein anderes Verst�ndnis von Wettbewerbsvorteilen zugr<strong>und</strong>e als sie<br />

in der Reformdiskussion zur Kapitalerhaltung vorherrscht. 104<br />

Daneben „frisst“ hier die „Shareholder Value-Revolution“ gleichsam ihre<br />

Kinder. Was als sinnvoller Versuch der Implementierung einer Langfristorientierung<br />

bei der Unternehmenssteuerung gestartet ist, droht nun als interessenmonistisches<br />

Konzept seine Existenzberechtigung zu verlieren. Im Fall der Aussch�ttungsbegrenzung<br />

durch <strong>IFRS</strong> <strong>und</strong> <strong>Solvenztest</strong> <strong>statt</strong> eines <strong>HGB</strong>-<strong>Abschluss</strong>es<br />

sinkt der Gl�ubigerschutz unter das bisherige Mindestschutzniveau. Ein Ausschluss<br />

der berechtigten, aber nicht automatisch gesicherten Gl�ubigerinteressen<br />

aus der Shareholder Value-orientierten Unternehmenspolitik verliert seine Be-<br />

99 Vgl. Moxter, A. (Fn. 49), S. 31–41. Zum Standortwahlkriterium einer Einbettung<br />

von Unternehmen in ein Wirtschaftssystem vgl. Bloech, J.: Industrieller Standort, in:<br />

Schweitzer, M. (Hrsg.): Industriebetriebslehre, 2. Aufl., M�nchen 1994, S. 63.<br />

100 Vgl. Kuhner, C. (Fn. 45), S. 782 f.<br />

101 Moxter, A. (Fn. 49), S. 32.<br />

102 Lutter, M.: Kontinuit�t <strong>und</strong> Seriosit�t: Weites Blickfeld der Aussch�ttungspolitik,<br />

enge Grenzen durch die <strong>HGB</strong>-Einzelbilanz, in: S:R 3/2009, S. 89.<br />

103 Vgl. Haaker, A. (Fn. 12).<br />

104 Vgl. Hçrmann, F.: Kapitalerhaltung <strong>und</strong> die Grenzen der Doppik, in: Seicht, G.<br />

(Hrsg.): Jahrbuch f�r Controlling <strong>und</strong> Rechnungswesen, Wien 2008, S. 292.

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