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Rechnungswesenorientiertes Controlling - DGRV

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Abb. 2: Messtheoretischer Analyserahmen<br />

Das als systematisches Messinstrument zu charakterisierende<br />

Rechnungswesen 88) hat in erster<br />

Linie zweckadäquate vermögens- und gewinnorientierte<br />

Rechnungsziele zu messen 89) . Ein<br />

wesentlicher Bereich des rechnungswesenorientierten<br />

<strong>Controlling</strong> kann demnach auf Fragen,<br />

welche sich mit zweckadäquaten Abbildungsregeln<br />

im Rechnungswesen befassen, eingegrenzt<br />

werden. Die damit angesprochene normative<br />

messtheoretische Ausrichtung des rechnungswesenorientierten<br />

<strong>Controlling</strong> sollte etwa<br />

für das Aufgabengebiet der ¹Performance-Messungª<br />

unstrittig sein 90) .<br />

Die beschriebene messtheoretische Perspektive<br />

spielt insbesondere auch im Rahmen der oben<br />

beschriebenen ¹neuenª Aufgabe des <strong>Controlling</strong><br />

als kritischer Begleiter des Standardsetzungsprozesses<br />

des IASB eine wesentliche Rolle: Wissenschaftlich<br />

fundierte konkrete Handlungsempfehlungen<br />

für die Ausgestaltung der Rechnungslegung<br />

lassen sich nur auf Basis von normativen<br />

Theorien ableiten 91) . Die kritische Begleitung<br />

des Standardsetzungsprozesses des IASB durch<br />

das <strong>Controlling</strong> sollte daher durch die normative<br />

Bilanztheorie geprägt sein 92) . ¹Normative Bilanztheorie<br />

ist die aus dem Bilanzzweck abgeleitete,<br />

wertende Konkretisierung von Bilanzierungsprinzipien<br />

als Wissenschaftª 93) . Letztendlich<br />

ist es für das <strong>Controlling</strong> entscheidend, dass<br />

bei den IFRS gleichgerichteten Informationszielen<br />

eine ¹bilanztheoretisch fundierteª zweckadäquate<br />

Messung bzw. Approximation der effektiven<br />

Vermögens- und Gewinngröûen erfolgt<br />

94) und das <strong>Controlling</strong> somit möglichst für<br />

Steuerungszwecke direkt auf diese vorhandene<br />

externe Informationsbasis zurückgreifen kann.<br />

Dies erfordert eine notwendigerweise mit Wertungen<br />

verbundene normative Untersuchung<br />

der Fragestellung 95) , wie die IFRS-Rechnungslegung<br />

zweckmäûig auszugestalten ist bzw.<br />

¹was überhaupt gemessen werden sollª 96) .<br />

Ein normativer Forschungsansatz erfährt allerdings<br />

international eine unverdiente Vernachlässigung<br />

97) . Zwar haben Beaver/Demski die unbestrittene<br />

theoretische Problematik der ¹richtigenª<br />

Vermögens- und Gewinnmessung nachgewiesen<br />

98) , vom ¹Standpunkt des internen<br />

Rechnungswesens und des <strong>Controlling</strong> ist die<br />

praktisch-normatve Fragestellung der Bilanztheorie<br />

aber keinesfalls obsoletª 99) und auch im<br />

Hinblick auf die Ausgestaltung und Beurteilung<br />

des informationsorientierten externen Rechnungswesens<br />

ohne gangbare Alternativen 100) .<br />

Folglich stellt ein messtheoretischer Analyserahmen<br />

101) nicht nur im Hinblick auf die Zweckadäquanz<br />

des internen und externen Rechnungswesens<br />

für sich gesehen, sondern auch für Untersuchungen<br />

über die Möglichkeiten und Grenzen<br />

einer Konvergenz des internen und externen<br />

Rechnungswesens ein geeignetes Instrument<br />

dar 102) . Abb. 2 illustriert den messtheoretischen<br />

Analyserahmen, der dem <strong>Controlling</strong> als Basis<br />

für die Ausgestaltung des Rechnungswesens dienen<br />

kann.<br />

Ausgangspunkt der Analyse ist der (typisierte)<br />

Adressat bzw. im Konfliktfall der (typisierte) Zielträger<br />

des Unternehmens (z.B. ist eine wertorientierte<br />

Unternehmenssteuerung auf die Ziele der<br />

Anteilseigner und nicht auf die Ziele des Managements<br />

auszurichten). Für diesen sind typische<br />

Zielgröûen abzuleiten, auf die sich die allgemeinen<br />

Informationsinteressen richten 103) . Letztere<br />

sind wiederum bezogen auf einen bestimmten<br />

Rechnungszweck (Entscheidung oder Kontrolle)<br />

als Informationswünsche zu präzisieren, womit<br />

sich der Rechnungszweck als Messabsicht bzw.<br />

87) Vgl. Wagenhofer, a.a.O. (Fn. 51), Sp. 1852.<br />

88) Vgl. Küpper, in: Handelsblatt (Hrsg.), a.a.O. (Fn. 15),<br />

Bd. 11, S. 5835; Klein, a.a.O. (Fn. 32), S. 10.<br />

89) Vgl. Schneider, in: Ballwieser/Coenenberg/v. Wysocki<br />

(Hrsg.), Handwörterbuch der Rechnungslegung und Prüfung,<br />

3. Aufl. 2002, Sp. 428 f.<br />

90) Vgl. hierzu insbesondere Hax, in: FS Laux, 2004, S. 77±98.<br />

91) Vgl. Schneider, StuW 1983 S. 151.<br />

92) Zum Vorgehen bei der bilanztheoretischen Ableitung von<br />

Abbildungsregeln und den damit verbundenen Problemen<br />

vgl. Ballwieser, zfbf 1982 S. 773±780.<br />

93) Wüstemann/Kierzek, zfbf 2007 S. 906.<br />

94) Vgl. Ballwieser, zfbf 1982 S. 774.<br />

95) Zur Werturteilsproblematik vgl. Zimmermann/Werner, in:<br />

Frank (Hrsg.), Wissenschaftstheorie in der Ökonomie und<br />

Wirtschaftsinformatik ± Theorienbildung und -bewertung,<br />

Ontologien, Wissensmanagement, 2004, S. 149±169.<br />

96) Hax, a.a.O. (Fn. 90), S. 79.<br />

97) Vgl. Wüstemann/Kierzek, zfbf 2007 S. 883 f.; zum Entwicklungsverlauf<br />

vgl. auch Liang, Accounting Horizons<br />

2001 S. 223±242; Mattessich, Canadian Accounting Perspectives<br />

2006 S. 209±236.<br />

98) Beaver/Demski, Accounting Review 1979 S. 38±46; zur<br />

Problematik vgl. auch Hax, a.a.O. (Fn. 90), S. 77 ff.<br />

99) Luhmer, ZfB 1992 S. 1106.<br />

100) Vgl. Ballwieser, zfbf 1982 S. 772±793.<br />

101) Vgl. hierzu Schneider, a.a.O. (Fn. 89), Sp. 428 f.<br />

102) Vgl. Haaker, a.a.O. (Fn. 40), S. 26 ff.<br />

103) Vgl. Moxter, a.a.O. (Fn. 40), S. 224.<br />

KoR 7-8/2009 437<br />

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