Ortschaftsanzeiger Juni 2009 - Grüna Online
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AUSGABE JUNI/JULI 03/<strong>2009</strong> • ORTSCHAFTSANZEIGER GRÜNA/MITTELBACH<br />
Blei, Zinn für Kalt- und Warmwasserleitungen<br />
wurde eingeschränkt. Aufgrund<br />
fehlender Devisen sollten für<br />
Wasserleitungen künftig nur Werkstoffe<br />
verwendet werden, die im eigenen<br />
Land gewonnen wurden.<br />
Nach der Überwindung der Wirtschaftskrise<br />
stieg der Wasserverbrauch<br />
wieder leicht an. Nahezu die<br />
Hälfte des Wasserbedarf wurde<br />
durch Pumpen gehoben bzw. gefördert.<br />
Ab 1935 nahm auf dem Gelände<br />
der Reichelbleiche die Flachsfabrik<br />
Liebers & Türk Co. ihre Produktion<br />
auf. Sie verbrauchte mit 250 cbm/Tag<br />
viel Wasser, bezog aber den Hauptteil<br />
aus eigener Rohrleitung vom Walde<br />
her sowie aus dem Herrenteich. Bis<br />
1939 wurden weitere Grundstücke<br />
vor allem neue Häuser an der Hindenburgstraße<br />
(vorher und jetzt Damaschkestr.),<br />
sowie Baumgartenund<br />
Pleißaer Straße, angeschlossen.<br />
Es gab 716 Hausanschlüsse.<br />
Die Gemeinde erhielt 1938 nur noch<br />
ein geringes Materialkontingent für<br />
den dringendsten Reparaturbedarf.<br />
Das nach der Jahrhundertwende gelegte<br />
Wasserleitungsnetz war nicht<br />
mehr im besten Zustand und zeigte<br />
erste Verschleiß- und Korrosionser-<br />
ANZEIGEN<br />
scheinungen. Sinkender Wasserdruck<br />
und Wasserrohrbrüche waren<br />
die Folge, Reparaturen konnten auf<br />
Grund des Rohstoffmangels nicht immer<br />
sofort durchgeführt werden.<br />
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges verschlechterte<br />
sich die Lage. 1943 wurde<br />
der Metallschein eingeführt, größere<br />
Schäden mussten dem Reichsministerium<br />
gemeldet werden. Für das<br />
Gemeindewasserwerk standen nicht<br />
mehr drei sondern nur noch eine Arbeitskraft<br />
zur Verfügung (dazu ein<br />
66jähriger Wassermeister). Die bisherigen<br />
Arbeitskräfte waren für den<br />
Kriegsdienst eingezogen worden.<br />
In den letzten Kriegsjahren wurden<br />
Maßnahmen zur zusätzlichen Notwasserversorgung<br />
durchgeführt. Für<br />
Feuerlöschzwecke wurde eine<br />
„Fremdwasserleitung“ gelegt und<br />
Richtlinien für die Sicherung der<br />
Wasserversorgung herausgegeben.<br />
Als weitere Luftschutzmaßnahme im<br />
Ort wurden sieben Personen benannt,<br />
die in der Lage waren, selbstständig<br />
Wasserleitungen zu drosseln<br />
oder zu schließen, wenn Menschen<br />
durch auslaufendes Wasser in Gefahr<br />
sind. Weiterhin sollten Wasserwerkskarten<br />
erstellt werden, um bei Zer-<br />
störung den alten Zustand wieder rekonstruieren<br />
zu können.<br />
Ab 1944 sollten alle gemeindlichen<br />
Wasserversorgungsanlagen in die<br />
Gesamtwasserwirtschaft des Landes<br />
eingegliedert und Wasserwerke wie<br />
Rohrnetze benachbarter Gemeinden<br />
miteinander verbunden werden. <strong>Grüna</strong><br />
sollte bei auftretenden Notfällen in<br />
der Wasserversorgung der Gemeinde<br />
Wüstenbrand bestimmte Hilfeleistungen<br />
gewährleisten.<br />
Im Februar/März 1945 führten die<br />
Terrorangriffe auf Dresden und<br />
Chemnitz zu großer Wassernot in den<br />
Städten. <strong>Grüna</strong> musste damals alle<br />
verfügbaren Wasserreserven durch<br />
Fahrzeuge oder auch Pferdefuhrwerke<br />
nach Chemnitz bringen. Zum<br />
Kriegsende stand <strong>Grüna</strong> in der Wasserversorgung<br />
aufgrund seiner hydrogeologischen<br />
Lage vergleichsweise<br />
gut gegenüber den anderen Gemeinden<br />
da. Bei allen Problemen in<br />
dieser Zeit gab es keinen Notstand in<br />
der Wasserversorgung. In einer Bilanz<br />
wurde jedoch eingeschätzt, dass<br />
die „Wasserversorgung auf schwachen<br />
Füßen“ steht.<br />
Christoph Ehrhardt, Ortschronis ❐<br />
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