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Gesellschaftliche Voraussetzungen der Erwachsenenbildung

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war mit <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Romantik als gefühlsvoller Schwärmerei und <strong>der</strong><br />

Aufklärung als Verstandesbildung verbunden. In diesem Sinne freilich waren die<br />

Vertreter <strong>der</strong> Neuen Richtung we<strong>der</strong> das eine noch das an<strong>der</strong>e. Aber die Interpretation<br />

dieser Ausdrücke manifestiert gerade das Dilemma, zwischen Romantik<br />

und Aufklärung plaziert zu sein. Laack plädiert mit Recht dafür, die damals<br />

gängige Sprache aus <strong>der</strong> Zeit zu verstehen. Und das gerade gelingt ihm in <strong>der</strong><br />

Darstellung <strong>der</strong> damaligen Entwicklung insofern, als er auch jetzt noch ganz aus<br />

dem Klima <strong>der</strong> damaligen Zeit heraus über die Periode berichtet. Natürlich war<br />

die Zusammensetzung des Hohenrodter Bundes und <strong>der</strong> sogenannten Neuen<br />

Richtung so vielfältig, daß sich jede vereinfachende Klischeebildung verbietet.<br />

Immerhin konnte man sich doch zu einer bestimmten Zeit auf die oben zitierten<br />

Richtlinien einigen. Soweit sich später in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> Kontroversen<br />

zeigten, faßt Laack sie als Generationsunterschied etwa zwischen von Erdberg<br />

und Mockrauer auf, wobei er Mockrauer als Vertreter <strong>der</strong> Richtung charakterisiert,<br />

die – ohne eine idealistische o<strong>der</strong> emotionale Komponente – mehr an den<br />

parlamentarischen Institutionen <strong>der</strong> Demokratie orientiert war. Er nennt diese<br />

Richtung wirklichkeitsbezogener und zweckbestimmter. Diese Charakterisierung<br />

allerdings ist nur sehr schwer mit <strong>der</strong> von ihm gegebenen Versicherung zu vereinbaren,<br />

daß die Vertreter <strong>der</strong> Neuen Richtung alle zusammen als Realisten<br />

angesehen werden können.<br />

Eine <strong>der</strong> führenden Personen <strong>der</strong> Neuen Richtung, R. v. Erdberg, läßt in seiner<br />

Entwicklung und Gedankenarbeit das für die deutsche Geschichte spezifische<br />

Dilemma <strong>der</strong> damaligen Krisendeutung in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> zwischen<br />

Romantik und Aufklärung am eindrucksvollsten erkennen. Das zeigt sich schon<br />

in <strong>der</strong> Anfangsperiode <strong>der</strong> sogenannten Neuen Richtung. In einem Aufsatz von<br />

1911 (22) analysiert v. Erdberg Bildung als ein Intensivverhältnis zur Kultur und<br />

postuliert, daß es nur ein Bildungsideal und nur eine Weltanschauung geben<br />

könne, „die den Anspruch auf absolute Richtigkeit erheben kann“ (S. 375). Er<br />

beklagt das Fehlen einer solchen einheitlichen Weltanschauung, „die alle Gegensätze<br />

und Wi<strong>der</strong>sprüche aufhebt“ (S. 386). In deutlicher Ablehnung <strong>der</strong> damals<br />

vorherrschenden sogenannten verbreitenden Volksbildung drängt er auf<br />

die Intensivarbeit gegenüber <strong>der</strong> massenmäßigen Verbreitung von Kenntnissen<br />

und Kulturgütern unter Berücksichtigung <strong>der</strong> individuellen Erlebniswelt. Hier kamen<br />

auch die ersten Ansätze <strong>der</strong> für die Neue Richtung kennzeichnenden pädagogischen<br />

Neuerungen in den arbeitsgemeinschaftlichen Formen <strong>der</strong> Volksbildungsarbeit<br />

zum Vorschein, mit denen die Neue Richtung sicherlich einen ihrer<br />

wesentlichen Beiträge zur didaktisch-methodischen Entwicklung in <strong>der</strong> Praxis<br />

<strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> geliefert hat.<br />

So verlangt Erdberg, daß man dem Volk nicht die fertigen Ergebnisse <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

präsentiert, son<strong>der</strong>n daß man es einführt „in die ungeheure Geistesarbeit“,<br />

die „zu dieser o<strong>der</strong> jener Wahrheit geführt hat“. Die For<strong>der</strong>ung nennt er<br />

berechtigt, „daß dem Volk die Wissenschaft in diesem Sinne erschlossen wird“<br />

(S. 387), womit er gegen die Vorlesungsform <strong>der</strong> damaligen Universitätsausdehnungsbewegung<br />

polemisiert. Aber dann, und in einem unübersehbaren Wi<strong>der</strong>-

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