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konzept_tagesstaette_fuer_aeltere_menschen.pdf ... - Diakonie Fulda

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Konzept<br />

Tagesstätte<br />

für ältere psychisch<br />

kranke Menschen<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

MitMenschen<br />

Beratung<br />

Begleitung<br />

Betreuung<br />

Pflege


Vorwort<br />

Warum?<br />

Warum muss es eigentlich diakonische Einrichtungen in<br />

kirchlicher Trägerschaft geben? Reicht es nicht, wenn sich die<br />

Kirche auf die Verkündigung des Wortes Gottes beschränkt?<br />

Wir Christen glauben, dass sich uns Gott in seinem Sohn<br />

Jesus Christus freundlich zugewandt hat. Er kam zu uns, um<br />

unsere Lasten zu tragen („Kommt her zu mir alle, die ihr<br />

mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“. – Mt. 11,<br />

28); um uns unsere Schuld zu vergeben, um Verzweifelten,<br />

Trauernden, Hoffnungslosen, Abgeschriebenen, Kranken und<br />

Behinderten neues Leben und Zukunft zu schenken. Dafür ist<br />

er mit seinem Leben, Sterben undAuferstehen eingetreten.<br />

Wer ihn daher in rechter Weise bezeugen will, muss die<br />

Botschaft seiner Liebe weitertragen an Menschen in leiblicher<br />

Not, in seelischer Bedrängnis oder in sozial schwierigen<br />

Verhältnissen. Denn was wir getan haben einem unserer<br />

geringsten (Schwestern und) Brüder, das haben wir ihm selbst<br />

getan (Mt. 25, 40). Wir sollen barmherzig sein, wie auch unser<br />

Vater im Himmel barmherzig ist (Lk. 6, 36). Wir sollen nicht nur<br />

Gott lieben, sondern auch unseren Nächsten wie uns selbst<br />

(Lk. 10, 27). Wir sollen einander annehmen, so wie Christus<br />

uns angenommen hat (Röm. 15, 7). Erst wenn wir des anderen<br />

Last tragen, werden wir das Gesetz Christi erfüllen (Gal. 6,2).<br />

Daher dienen wir einander, ein jeder mit der Gabe, die er<br />

empfangen hat (1. Petr. 4,10), und wenden uns denen zu, die<br />

mühselig und beladen sind.<br />

Insofern ist diakonisches Handeln die Frucht des Glaubens<br />

der Annahme durch Jesus Christus. <strong>Diakonie</strong> will bei den<br />

Menschen in allen Notlagen sein, heilende Gemeinschaft<br />

stiften und <strong>menschen</strong>würdige Perspektiven eröffnen. Weil wir<br />

nicht nur Gottes Wort hören, sondern auch danach handeln<br />

sollen („So gehe hin und tue desgleichen“), sind Verkündigung<br />

und <strong>Diakonie</strong> zwei Seiten derselben Sache. Sie offenbaren die<br />

Einheit des Glaubens in der Liebe. <strong>Diakonie</strong> ist die tätige<br />

Antwort des Christen auf das gehörte und geglaubte Wort<br />

Gottes. Der Dienst der <strong>Diakonie</strong> ist Lebens- und<br />

Wesensäußerung der evangelischen Kirche.<br />

Grundsätze:<br />

Aus den biblischen Grundlagen heraus entfaltete die <strong>Diakonie</strong><br />

ein Leitbild mit acht Grundsätzen:<br />

� Wir orientieren unser Handeln an der Bibel.<br />

� Wir achten die Würde jedes Menschen.<br />

� Wir leisten Hilfe und verschaffen Gehör.<br />

� Wir sind aus einer lebendigen Tradition innovativ.<br />

� Wir sind eine Dienstgemeinschaft von Frauen und Männern<br />

im Haupt- und Ehrenamt.<br />

� Wir sind dort, wo uns Menschen brauchen.<br />

� Wir sind Kirche.<br />

�<br />

Wir setzen uns ein für das Leben in der Einen Welt.<br />

Diesem Leitbild weiß sich der evangelische Kirchenkreis <strong>Fulda</strong><br />

in seiner diakonischen Arbeit verpflichtet. Wir machen uns das<br />

Leitbild der <strong>Diakonie</strong> zu eigen.<br />

Rechtliche Grundlagen:<br />

Auf allen Ebenen der Kirche ist in Gesetzen festgehalten, dass<br />

die Kirche in der Wahrnehmung von diakonischen Aufgaben<br />

Lebens- und Wesensäußerung sieht. In § 86 der<br />

Grundordnung verpflichtet sich die Kirche auch zu ihrem<br />

Auftrag zu <strong>Diakonie</strong>. In dem 1975 von der Landessynode<br />

verabschiedeten <strong>Diakonie</strong>gesetz heißt es in § 1 und 2:<br />

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck sorgt für die<br />

diakonische Ausrichtung der kirchlichen Arbeit. Die <strong>Diakonie</strong><br />

ist Entfaltung des Auftrages der Kirche im Dienst am Nächsten<br />

zu dessen Wohl und Heil. Die <strong>Diakonie</strong> hat Alten, Kindern,<br />

Kranken, Behinderten, Gefährdeten, Menschen in Konfliktund<br />

Notsituationen Hilfe und Beratung zu gewähren,<br />

gegebenenfalls vorbeugende Maßnahmen einzuleiten und<br />

darauf hinzuwirken, die Ursachen von Notständen zu<br />

beheben.<br />

Im Perspektivpapier „Bezeugung des Evangeliums“ (4.3.3)<br />

wird dies nochmals bekräftigt.<br />

Im Finanzzuweisungsgesetz der Landeskirche vom<br />

26.11.1997 wird den Kirchenkreisen die Zuständigkeit für die<br />

Finanzierung der diakonischen Arbeit auf Kirchenkreisebene<br />

zugewiesen (§§ 4 und 19). Die Satzung des evangelischen<br />

Kirchenkreises <strong>Fulda</strong> vom 24.10.1998 regelt in § 2,1 und 3,4,<br />

dass sie auch für den Aufgabenbereich <strong>Diakonie</strong> eine<br />

verbindliche Rahmenplanung vornimmt.<br />

Am 24.11.2004 hat die Landessynode ein neues<br />

<strong>Diakonie</strong>gesetz verabschiedet und im Wesentlichen die<br />

Bestimmungen des <strong>Diakonie</strong>gesetzes von 1975<br />

übernommen. Gleichzeitig wurden Dinge geregelt, die in 1975<br />

noch nicht aufgenommen waren, wie z. B. Zweckverbände für<br />

regionale Diakonische Werke, die Einsetzung von<br />

<strong>Diakonie</strong>pfarrern, Bildung von Arbeitsgemeinschaften<br />

diakonischer Dienste in den jeweiligen Landkreisen.<br />

Für Menschen!<br />

Wir arbeiten nicht für uns und erfüllen nicht nur unseren<br />

Auftrag. Wir haben eine Mission. Es ist uns ein Anliegen, eine<br />

Aufgabe, eine Herzensangelegenheit für Menschen da zu<br />

sein, die Hilfe brauchen und wollen, für Menschen, die am<br />

Rand der Gesellschaft stehen und doch dazugehören<br />

möchten. Wir wollen kein „die-und-wir“, keine Mauern bauen<br />

und nicht „von oben herab“ helfen, sondern all unsere Kraft<br />

und Zeit und Kompetenz einsetzen für Menschen in Krankheit,<br />

Armut und Behinderung. Dabei stehen die Wünsche der<br />

Menschen, die Ziele und deren Lebensträume im Mittelpunkt<br />

unsererArbeit.<br />

Menschen verändern sich. Wir verändern uns mit ihnen.<br />

Gemeinsam leben wir eine <strong>Diakonie</strong> der Menschlichkeit.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis .................................................. 3<br />

Einleitung .............................................................. 5<br />

Was wir schon tun ................................................. 6<br />

Standortwahl und Platzzahl ................................... 7<br />

Zielstellung und Zielsetzung .................................. 8<br />

Tagesablauf .......................................................... 3<br />

Inhaltliche Arbeit .................................................... 4<br />

Sozialpädagogische Angebote ................................. 5<br />

Ergotherapeutische Angebote .................................. 6<br />

Lebenspraktische Arbeiten ....................................... 7<br />

Freizeit- und Neigungsbereich .................................. 8<br />

Das Betreuungs- und Beratungsteam ................... 9<br />

Zugangsvoraussetzungen und Aufnahmeablauf . 10<br />

Voraussetzungen .................................................... 10<br />

Schritte zur Aufnahme ............................................ 10<br />

ITP (Integrierter Teilhabeplan) ................................ 11<br />

Symbiosen und Zusammenarbeit ........................ 12<br />

Träger und Rechtsform ....................................... 13<br />

Motivation des Trägers ........................................ 14<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Inhaltsverzeichnis | 3


4 | Inhaltsverzeichnis | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Verwirf mich nicht in<br />

meinem Alter, verlass<br />

mich nicht, wenn ich<br />

schwach werde.<br />

(Psalm 71,9)


Einleitung<br />

Eine Tagesstätte für psychisch Kranke bietet ihren Besuchern<br />

eine sinnvolle Tagesstruktur an, die alle Bereiche<br />

des täglichen Lebens einschließt. Dieses Angebot<br />

wird von der Kirche umgesetzt, die dafür sorgt, dass<br />

die Besucher auch im Krisenfall von Fachleuten versorgt<br />

werden.<br />

Viele psychisch kranke Menschen haben Schwierigkeiten,<br />

sich an ihr Umfeld anzupassen und sich zu Recht<br />

zu finden. Hier will die Tagesstätte eine Vereinsamung<br />

der psychisch kranken Menschen verhindern.<br />

Unsere Betreuung erfüllt die Aufgabe, Menschen in<br />

ihren Lebensproblemen, aber auch in ihrem oft schwierigen<br />

Alltag beizustehen und gezielt zur Besserung<br />

ihrer krankheitsbedingten Situation beizutragen, sowie<br />

die Integration psychisch kranker Menschen zu fördern.<br />

Die Kirche hat die Hilfe für Menschen mit psychischer<br />

Erkrankung als ihre eigene Aufgabe erkannt und führt<br />

in ihrer Trägerschaft viele Beratungsstellen und Tagesstätten<br />

für psychisch kranke Menschen.<br />

Das Leben endet nicht mit dem Eintritt ins Rentenalter.<br />

Auch die psychische Erkrankung ist nicht leichter zu<br />

ertragen, wenn man älter wird. Im Gegenteil. Es bleibt<br />

zu vermuten, dass gerade im Alter die Einsamkeit<br />

steigt. Angst, Frust, Wut, Frustration und Hilflosigkeit<br />

wachsen in dem Maße, in dem ältere psychisch kranke<br />

Menschen von der Gesellschaft noch mehr ins Abseits<br />

gedrängt werden.<br />

Teilhabe am Arbeitsleben steht bei älteren Menschen<br />

nicht mehr im Mittelpunkt der Lebensplanung. Aber in<br />

den meisten Fällen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben,<br />

Erhaltung der eigenen Gesundheit und bei älteren<br />

Menschen, die eine psychische Erkrankung haben<br />

ganz besonders die Erhaltung ihrer Ressourcen und<br />

Vermeidung von unangenehmen (und teuren) Krankenhaus-<br />

und Heimaufenthalten.<br />

Alt werden in gewohnter Umgebung. Alt werden zu<br />

Hause und in den Umfeld, in dem man sich wohl fühlt.<br />

Es kann nur gesellschaftliche Aufgabe sein, älteren<br />

Menschen diese Wünsche zu erfüllen und zu ermöglichen.<br />

Wir sehen ein, dass ältere Menschen in einer „normalen“<br />

Tagesstätte für psychisch kranke Menschen nicht<br />

immer optimal aufgehoben sind. In der „klassischen“<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Einleitung | 5<br />

Tagestätte stehen die Schaffung der Möglichkeiten und<br />

Kompetenzen zur Teilhabe am Erwerbsleben im Vordergrund.<br />

Älteren Menschen gelingt es zum einen immer weniger,<br />

sich den Anforderungen der Arbeitswelt zu stellen (und<br />

sie müssen es ja auch nicht mehr), zum anderen wird<br />

es schwieriger, sich auch mit viel jüngeren Tagesstättenbesuchern<br />

auseinander zu setzten. Die Ziele, die<br />

Lebenswünsche und Aussichten sind oftmals zu unterschiedlich.<br />

Gerade deswegen dürfen die Träume und Wünsche,<br />

die Perspektiven und Hoffnungen der älteren Menschen<br />

nicht vergessen oder ignoriert werden. Eine inklusive<br />

Gesellschaft darf und muss für alle Menschen<br />

Chancen und Möglichkeiten zum Leben in der einen<br />

Gesellschaft geben.<br />

Wir möchten mit der neuen Tagesstätte dem Wunsch<br />

von älteren psychisch kranken Menschen nachkommen,<br />

eine altersangepasste Tagesstruktur anzubieten.


6 | Was wir schon tun | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Was wir schon tun<br />

Die Erstellung eines Psychiatrieplanes des Landeswohlfahrtverbandes<br />

Hessen (LWV) sowie eines Gutachtens<br />

der Hessischen Landesregierung haben gezeigt,<br />

dass für den Bereich der Tagesstätten für psychisch<br />

kranke Menschen im Landkreis <strong>Fulda</strong> 50 Plätze<br />

erforderlich sind, um den Bedarf in Stadt und Landkreis<br />

<strong>Fulda</strong> abzudecken. Hierbei wird von einer Messzahl<br />

von 0,25 Plätzen für 1000 Einwohner ausgegangen.<br />

Bereits seit dem 01.06.1996 betreibt die <strong>Diakonie</strong>zentrum<br />

<strong>Fulda</strong> gGmbH eine Tagesstätte in der Stadt <strong>Fulda</strong><br />

mit 26 Plätzen. Damals war sie im Evangelischen Zentrum<br />

(Haus Oranien) untergebracht. Es wurden 18 Besucher<br />

betreut. Eine mögliche Platzzahlerhöhung auf<br />

26 Betreuungsplätze stand immer wieder im Raum und<br />

wurde im Jahr 1999 vom Kostenträger konkret in Aussicht<br />

gestellt. Nicht zuletzt, um diese Option wahren zu<br />

können, zog die erste Tagesstätte im August 1999 in<br />

ihre heutigen Räume in der Heinrichstraße 9. Mittlerweile<br />

werden hier 26 Besucher betreut.<br />

Im Februar 2005 wurde unsere Außenstelle in Hünfeld<br />

eingerichtet, die Platz für weitere 12 Besucher bietet,<br />

ebenso wie seit 2009 die Tagesstätte in Künzell.<br />

Unsere Tagesstätten sind ein integrierter Bestandteil<br />

der psychosozialen Versorgung im Landkreis <strong>Fulda</strong>.<br />

Sie sind Teil der Einrichtungen des Gemeindepsychiatrischen<br />

Verbundes (GPV) und der Einrichtungen des<br />

Evangelischen Kirchenkreises.<br />

Neben der Betreuungsmöglichkeit für psychisch kranke<br />

Menschen im Bereich der Tagesstätten, sind wir im<br />

Bereich des Betreuten Wohnens für psychisch kranke<br />

Menschen tätig und verfügen über eine Begegnungsstätte<br />

in Form eines Cafes. Darüber hinaus gibt es<br />

Symbiosen zu den zahlreichen im Diakonischen Werk<br />

angesiedelten Beratungsangeboten wie der Psychosozialen<br />

Kontakt- und Beratungsstelle, der Fachstelle für<br />

Sucht, dem Integrationsfachdienst usw.<br />

Die <strong>Diakonie</strong>zentrum <strong>Fulda</strong> gGmbH ist Mitglied des<br />

gemeindepsychiatrischen Verbundes für Stadt und<br />

Landkreis <strong>Fulda</strong> (GPV).


Standortwahl und Platzzahl<br />

Wir suchen für die neue Tagesstätte bewusst Räume,<br />

die in der Innenstadt von <strong>Fulda</strong> liegen.<br />

Warum im Trubel? Warum da, wo viele Menschen<br />

sind? Wo viel Verkehr und wenig Platz ist? Warum da,<br />

wo alle sich aufhalten. Eben: darum. <strong>Diakonie</strong> und Kirche<br />

möchte „Mitten im Leben“ sein. Dort wo auch die<br />

Menschen sein möchten. Gerade in belebten Bereichen<br />

der Stadt haben ältere Menschen das Gefühl „dabei“<br />

zu sein, „Teil“ des Ganzen zu sein. Aber auch das<br />

Gefühl „anonym“ in der Masse sein, „Mittendrin statt<br />

nur dabei“ zu sein ist vielen Menschen wichtig.<br />

Die Schaffung, Stabilisierung und Erhaltung von Alltagskompetenzen<br />

ist in einem städtischen Umfeld einfacher.<br />

Einkaufen gehen, sich unter Menschen wagen,<br />

der Friseurbesuch, die regelmäßigen Kontrollen beim<br />

Arzt. All das ist in der Stadt einfacher und gerade für<br />

mobilitätseingeschränkte Menschen besser zu erleben.<br />

Alle Angebote der städtischen Infrastruktur sollen zu<br />

Fuß erreichbar sein und eine Anbindung an öffentliche<br />

Verkehrsmittel ist Voraussetzung, um eine Erschließung<br />

an ländlichere Gegenden zu gewährleisten.<br />

Das Umland besitzt einen hohen Freizeit- und Erholungswert,<br />

welches durch das öffentliche Verkehrsnetz<br />

problemlos in die Tagesplanung eingebaut werden<br />

kann. Mitten drin zu sein ist wichtig. Genauso aber<br />

auch, dass man mal zur Ruhe kommt und Natur erlebt.<br />

Die neue Tagesstätte soll 12 Plätze haben und bei Bedarf<br />

auf bis zu 24 Plätze erweitert werden können.<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Standortwahl und Platzzahl | 7


8 | Zielstellung und Zielsetzung | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Zielstellung und Zielsetzung<br />

Zielgruppe dieser Tagesstätte sind ältere psychisch<br />

kranke Menschen (über dem Renteneintrittsalter).<br />

Die Ziele älterer Menschen, aber auch die Anforderungen<br />

in der Betreuung und Freizeitgestaltung in den Tagesstätten<br />

unterscheiden sich von den „jüngeren“ Besuchern<br />

sehr. Schon heute betreuen wir viele Menschen<br />

über 65 und stellen fest, dass einige Angebote<br />

nicht erforderlich sind, andere wiederum fehlen.<br />

Angesprochen werden ältere Menschen ab 65 Jahren,<br />

die das Bedürfnis haben, ihre Einsamkeit zu durchbrechen,<br />

Aufgaben zu übernehmen und mit anderen Menschen<br />

den Tag zu verbringen. Auf die Bedürfnisse älterer<br />

Menschen wie Ruhe, besondere Ernährung und<br />

Bewegungsmöglichkeiten wird individuell eingegangen.<br />

Ziel ist es, eine häusliche Umgebung zu schaffen und<br />

mit kurzweiligen Aktivitäten unter Betreuung psychisch<br />

kranke Menschen dabei zu unterstützen, wieder eine<br />

Aufgabe zu finden und ihre Talente neu zu entdecken,<br />

damit sich wieder ein Gefühl von Erfolg und Zufriedenheit<br />

einstellen kann.<br />

Der Inhalt unserer Arbeit umfasst die folgenden beiden<br />

Säulen:


Tagesablauf<br />

Sozial‐<br />

pädagogisches<br />

Training<br />

‐Beziehungs‐<br />

gestaltung<br />

‐Kontakte nach<br />

außen<br />

‐Krisenbewältigung<br />

‐Interaktion in<br />

einer Gruppe<br />

Diese beiden Säulen sind in unserem Tagesablauf<br />

gleichberechtigt und ausgewogen eingebaut und stellen<br />

die Basis der inhaltlichen Arbeit dar.<br />

Sie orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen<br />

und Fähigkeiten der Tagesstättenbesucher 1 . Sie fallen<br />

deshalb je nach Besucher schwerpunktmäßig unterschiedlich<br />

aus und unterliegen Anpassungen.<br />

Grundsätzlich müssen Menschen, die eine Tagesstätte<br />

besuchen möchten, kein Aufnahmeverfahren durchlaufen.<br />

Jedoch empfehlen wir psychisch kranken Menschen,<br />

die an einem Tagesstättenprogramm teilnehmen<br />

möchten, ein Erstgespräch mit uns zu führen.<br />

Die Zugehörigkeit zu diesem Personenkreis ist durch<br />

ein fachärztliches Gutachten zu belegen.<br />

Der Besuch der Tagesstätte ist unabhängig von Religionszugehörigkeit<br />

oder Nationalität.<br />

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche<br />

Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf<br />

hin, dass sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise für die<br />

entsprechenden Beiträge gemeint ist.<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Tagesablauf | 3<br />

Freizeit<br />

‐Angebote zur<br />

Freizeitgestaltung<br />

‐handwerklich‐<br />

kreative Angebote<br />

‐Ausflüge


4 | Inhaltliche Arbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Inhaltliche Arbeit<br />

Wir bieten in unserer Tagesstätte Hilfe zur Tagesstrukturierung<br />

und ermöglichen dem genannten Personenkreis<br />

eine sinnvolle Betätigung. Die Ziele werden mit<br />

den Besuchern gemeinsam erarbeitet und im ITP festgeschrieben.<br />

Ziele können unter anderem sein:<br />

• Tagesstrukturierung über regelmäßige Anwesenheit<br />

in der Tagesstätte<br />

• selbstständiger Besuch in der Tagesstätte<br />

• Einfinden und Erleben einer Gruppe, soziale Interaktion<br />

mit anderen Menschen<br />

• Verhinderung von Isolation<br />

• Erlernen von Selbstständigkeit und sinnstiftenden<br />

Tätigkeiten<br />

• Übernehmen von Aufträgen, Ressourcenorientierte<br />

Kompetenzsteigerung (kochen, planen,<br />

arbeiten, basteln…)<br />

• Einhalten von Regeln und Vereinbarungen<br />

• Steigerung der Belastungsfähigkeit<br />

• regelmäßige Gespräche mit den personenbezogenen<br />

Betreuern<br />

• Teilnahme an Gesprächsgruppen und Gruppenangeboten<br />

• Freizeitgestaltung<br />

• allg. Stabilisierung des Gesundheitszustandes<br />

und Verhinderung von stationären Aufenthalten<br />

• Stärkung des Selbstwertgefühles und des Antriebes<br />

Die Erreichung der Ziele ist regelmäßig im ITP zu<br />

überprüfen.<br />

Durch die regelmäßigen und verbindlichen, tagesstrukturierenden<br />

Angebote wird unseren Besuchern eine<br />

tägliche Kontakt-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeit<br />

entsprechend ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen<br />

gegeben.<br />

Durch den geregelten Tagesablauf werden lebenspraktische<br />

Fertigkeiten zur selbstständigen Lebensführung<br />

eingeübt und ausgebaut. Feste Tagesstrukturen mit<br />

einem Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung<br />

geben Sicherheit, in geschütztem Rahmen Grenzen<br />

auszutesten. Vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

werden erhalten und ausgebaut und die Belastungsfähigkeit<br />

trainiert und ausgeweitet.<br />

Das Hauptziel ist die Erhaltung sozialer und Alltagskompetenzen,<br />

die Verhinderung von Heimaufenthalten,<br />

die selbstständige und <strong>menschen</strong>würdige Lebensführung<br />

und die Stabilisierung und Förderung der geistigen,<br />

seelischen und körperlichen Gesundheit.<br />

Für diejenigen Personen, deren psychische Erkrankung<br />

dies nicht zulässt, ist der Besuch unserer Tagesstätte<br />

eine Leistung zur allgemeinen Stabilisierung des Gesundheitszustandes<br />

mit dem Ziel, ständig wiederkehrende<br />

Klinikaufenthalte zu verhindern oder zu verkürzen.


Sozialpädagogische Angebote<br />

Die Tagesstätte bietet den Raum, der es jedem einzelnen<br />

Besucher ermöglicht, in Kontakt mit anderen zu<br />

treten und selbst gewählte oder unfreiwillige Isolation<br />

zu beenden. Dies ist die Grundlage, um Teilnahme und<br />

Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu realisieren<br />

und wieder eigenverantwortlich Aufgaben zu übernehmen.<br />

Der Kontakt zu anderen stärkt das Selbstbewusstsein<br />

und die Identität der psychisch kranken Menschen. Die<br />

Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Hoffnungen<br />

soll das Erkennen von anzustrebenden Zielen<br />

erleichtern und dazu beitragen, diese angemessen zu<br />

verwirklichen.<br />

Der tägliche Umgang unserer Mitarbeiter mit den Besuchern<br />

ist geprägt von Respekt und Akzeptanz und<br />

erleichtert den Weg zur Beziehungsaufnahme. Beziehungen<br />

auf menschlicher Ebene anzubahnen und zu<br />

erhalten in Krisenzeiten und im normalen Alltag ist Aufgabe<br />

der Mitarbeiter und ist basisgebend für die weitere<br />

Entwicklung eines Besuchers.<br />

Das Entstehen einer lebendigen Gruppendynamik, in<br />

der das Team unterstützend, kontrollierend und integrierend<br />

tätig wird und welche Zusammenhalt und Zusammenarbeit<br />

ermöglicht, ist dabei oberstes Ziel.<br />

In der Beziehungsarbeit mit unseren Besuchern hat<br />

sich unser Bezugspersonensystem bewährt. Feste Ansprechpartner<br />

im Team und regelmäßiger Austausch in<br />

Einzel- und Gruppengesprächen ermöglichen den Besuchern<br />

die Reflexion des Alltagsgeschehens und erleichtern<br />

Kommunikation von Bedürfnissen und Befindlichkeiten.<br />

Mitarbeiter haben die Möglichkeit, Konflikte<br />

und Krisen, aber auch Entwicklungsschritte wahrzunehmen<br />

und im Bedarfsfall eingreifend oder fördernd<br />

tätig zu werden<br />

Das Begleiten der Besucher zu stationären Aufenthalten<br />

oder das Aufsuchen im häuslichen Umfeld im Einzelfall<br />

signalisiert Verbindlichkeit von Seiten der Einrichtung.<br />

Hierbei wird das Ziel verfolgt, den Besucher<br />

zu stabilisieren, stationäre Aufenthalte zu verkürzen<br />

und übergangslos nach der Unterbrechung in den Alltag<br />

der Tagesstätte zurückzufinden.<br />

Auf der Beziehungsebene in der Arbeit mit psychisch<br />

kranken Menschen sind Angehörige und sonstige Bezugspersonen<br />

aus dem privaten Umfeld nicht wegzu-<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Inhaltliche Arbeit | 5<br />

denken. Bei der Erarbeitung der individuellen Perspektive<br />

eines jeden Besuchers ist das Einbeziehen dieser<br />

am Rehabilitationsprozess beteiligten Personen als<br />

wichtige Partner unerlässlich.<br />

Der Inhalt der individuellen Perspektive richtet sich<br />

nach den Bedürfnissen des Besuchers, dem Ausmaß<br />

der Behinderung und nicht zuletzt auch nach körperlichen<br />

Gegebenheiten. Die Fähigkeit zur Selbstversorgung<br />

zu erwerben oder zu erweitern, stellt in dieser<br />

Hinsicht ein weiteres wichtiges Ziel dar.


6 | Inhaltliche Arbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Ergotherapeutische Angebote<br />

Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung mit psychisch<br />

kranken Menschen wissen wir, dass unsere Besucher<br />

ein Betreuungsangebot benötigen, das individuell an<br />

den Grad der Behinderung angepasst wird.<br />

Das Betreuungsangebot im Bereich der Ergotherapie<br />

könnte wie folgt aussehen:<br />

Verarbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten:<br />

• Verarbeitung von Holz<br />

• Verarbeitung von Papier<br />

• Verarbeitung von Stoffen und sonstigen Textilen<br />

• Gestaltung hinsichtlich dekorativer Trends<br />

• Gestaltung auf Leinwänden<br />

• Handarbeitszirkel<br />

Übergeordnetes Ziel des ergotherapeutischen Angebotes<br />

ist es, eine verlässliche Orientierung und die Gruppendynamik<br />

zu fördern, sowie eine sinnvolle Tagesstrukturierung<br />

anbieten zu können.


Lebenspraktische Arbeiten<br />

Bei den lebenspraktischen Arbeiten liegt der Schwerpunkt<br />

auf den Alltagsverrichtungen. Der gesamte Versorgungsbereich<br />

der Tagesstätte sowie die Reinigung<br />

werden von den Besuchern unter Anleitung des Mitarbeiterteams<br />

organisiert und umgesetzt. Hierzu gehören<br />

im Einzelnen:<br />

• Planung, Zubereitung und Einkauf des täglichen<br />

Mittagessens<br />

• Reinigung der Räumlichkeiten<br />

• Umgang mit Geld (mit eigenem Geld als auch<br />

Verwaltung von Gemeinschaftskassen)<br />

• Anfallende Hausarbeiten in der Tagesstätte<br />

• Darüber hinaus bieten wir Hilfestellung bei der<br />

Bewältigung des Alltages mit Ämtern und Behörden<br />

• Hilfestellung bei der Benutzung / Besuch von öffentlichen<br />

Einrichtungen<br />

• Hilfestellung im Bereich der Körperhygiene<br />

Die Kommunikation von Alltagsbedürfnissen wie Essen,<br />

Trinken, Körperhygiene, die das Benennen als<br />

auch das Auseinandersetzen mit diesen Bereichen<br />

einschließt, sind elementare Bestandteile im Prozess<br />

der Förderung der Selbstwahrnehmung. Verwahrlosungstendenzen,<br />

vor allem bei allein lebenden psychisch<br />

kranken Menschen kann so entgegengewirkt<br />

werden und ergänzende Hilfeleistungen z.B. Betreutes<br />

Wohnen oder die Organisation einer staatlich gestellten<br />

Betreuung können erkannt und entsprechende Maßnahmen<br />

ergriffen werden. Um eine Fortsetzung der<br />

Maßnahmen auch im häuslichen Umfeld zu erreichen,<br />

ist das Einbeziehen der Bezugspersonen im privaten<br />

Bereich unerlässlich.<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Inhaltliche Arbeit | 7


8 | Inhaltliche Arbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Freizeit- und Neigungsbereich<br />

Viele Besucher offenbaren Schwierigkeiten mit der Gestaltung<br />

ihrer Freizeit. Deshalb bieten wir feste Freizeitangebote<br />

an. Dazu gehören u.a.:<br />

• Diskussionsrunden<br />

• Gesellschaftsspiele<br />

• Ausflüge<br />

• Lesezirkel<br />

• Theater-, Kino- und Konzertbesuche<br />

• Wochenendangebote<br />

• Sportliche Angebote nach individueller Bewegungsmöglichkeit<br />

• Handarbeitszirkel<br />

Ziel ist es, dass die Besucher Interesse an der Gestaltung<br />

ihrer Freizeit entwickeln und in die Lage versetzt<br />

werden, sich auch außerhalb der Tagesstätte eigeninitiativ<br />

mit der sinnvollen Nutzung freier Zeit auseinander<br />

zu setzen und eigenständig ihre Freizeit zu planen.<br />

Dies ist ein wichtiges Ziel beim Entgegenwirken von<br />

Vereinsamungstendenzen und der Realisierung der<br />

Teilnahme am Leben in der Gesellschaft.<br />

Ziel aller in der Tagestätte angebotenen Fördermaßnahmen<br />

auf allen beschriebenen Ebenen ist es, die<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen der Besucher zu entwickeln,<br />

zu verbessern und zu erhalten. Dadurch soll das<br />

Fernziel, sich auch außerhalb der Tagesstätte eigeninitiativ<br />

mit der sinnvolle Freizeitgestaltung auseinander<br />

zu setzen ermöglicht werden. Die inhaltliche Arbeit in<br />

der Tagesstätte ist einem stetigen Wandel unterworfen<br />

und wird neuen Erkenntnissen und den Bedürfnissen<br />

der Besucher entsprechend weiterentwickelt und angepasst.<br />

Die hier vorliegende Konzeption stellt die grundlegende<br />

Ausrichtung unserer Arbeit dar und lässt Raum<br />

für weitere kreative Ideen.


Das Betreuungs- und Beratungsteam<br />

Funktion des Beraterteams ist es, das Konzept und die<br />

Arbeit an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen,<br />

die eine Hilfe in der Tagesstätte sichern.<br />

Ebenfalls ist es die Aufgabe des Beraterteams, die persönliche<br />

Entwicklung der Besucher zu überprüfen.<br />

Eventuelle weiterführende Maßnahmen sollen vom<br />

Berater eingeleitet und vorbereitet werden.<br />

Für die Umsetzung der Arbeit und der in der Tagesstätte<br />

geplanten Fördermaßnahmen ist folgendes Personal<br />

geplant:<br />

0,5 Stellen Sozialarbeiter<br />

0,5 Stellen Ergotherapeuten<br />

1 Stelle Alltagsbetreuer<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Das Betreuungs- und Beratungsteam | 9


10 | Zugangsvoraussetzungen und Aufnahmeablauf | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

und Aufnahmeablauf<br />

Voraussetzungen<br />

Erste Zugangsvoraussetzung ist die Zugehörigkeit zum<br />

Personenkreis.<br />

Des Weiteren sind ein Integrierter Teilhabeplan (ITP),<br />

ein fachärztliches Gutachten sowie eine positive Stellungnahme<br />

der Hilfeplankonferenz notwendig. Da die<br />

Besucher dieser Tagesstätte älter als 65 Jahre alt sein<br />

sollen, ist der örtliche Sozialhilfeträger zuständig.<br />

Für den Verbleib in der Tagesstätte gibt es zurzeit keine<br />

zeitliche Begrenzung, solange ein Arzt diese Maßnahme<br />

befürwortet und der Kostenträger der Maßnahme<br />

und die HPK zustimmen. Der Besuch der Tagesstätte<br />

ist freiwillig und kann auf Wunsch jederzeit beendet<br />

werden.<br />

Schritte zur Aufnahme<br />

Zur Aufnahme neuer Besucher in Tagesstätten hat<br />

sich folgendes Vorgehen etabliert:<br />

• Erstkontakt (telefonisch oder persönlich)<br />

• Erstgespräch durch koordinierende Bezugsperson<br />

mit dem Ziel zu informieren und Probetage<br />

zu vereinbaren<br />

• Probetage<br />

• Gespräch, ob eine Aufnahme in die Tagesstätte<br />

gewünscht wird<br />

• Erstellung eines Integrierten Behandlungs- und<br />

Rehabilitationsplan (ITP) durch die koordinierende<br />

Bezugsperson, Zielformulierungen und<br />

fachärztliche Bescheinigung<br />

• Anmeldung und Vorstellung in der Hilfeplankonferenz<br />

(HPK) und Feststellung des Hilfebedarfs,<br />

Entscheidung über Platzvergabe durch die HPK<br />

• Aufnahme in die Tagesstätte nach positiver<br />

Stellungnahme der Hilfeplankonferenz mit einer<br />

dreimonatigen Probezeit, die sowohl für den<br />

Klienten als auch für die Tagesstätte gilt<br />

• Vereinbarung der Regeln und Pflichten innerhalb<br />

der Einrichtung, kontinuierliche Weiterführung<br />

ggf. Erweiterung des ITP<br />

• Weiterhin müssen auch Voraussetzungen bei<br />

den Besuchern vorliegen:<br />

• Freiwilligkeit – Die Besucher sollten selbst eine<br />

Tagesstätte<br />

• besuchen wollen<br />

• Motivation – Die Besucher sollten nach einer<br />

Eingewöhnungsphase eigene Ziele und Wünsche<br />

äußern können<br />

• Belastbarkeit – Auf ein ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen den<br />

Anforderungen der Tagesstätte und der Möglichkeit<br />

der Bewältigung des Besuchers ist zu achten<br />

• Verlässlichkeit – Die Besucher sollten sich an<br />

minimale<br />

Verbindlichkeiten halten können und Absprachen<br />

einhalten, um einen funktionierenden Tagesablauf<br />

zu gewährleisten.<br />

Die laufenden Kosten der Tagesstätte werden vom<br />

örtlichen Träger übernommen. Im Einzelfall können<br />

auch andere Kostenträger zuständig sein.<br />

Für das tägliche Mittagessen müssen 2,- € zugezahlt<br />

werden. Die Tagesstätte bietet einen kostenlosen Hol-<br />

und Bringdienst, um jedem den Besuch der Tagesstätte<br />

zu ermöglichen. Für die Zeit in der Tagesstätte gelten<br />

die Zielvereinbarungen des ITP, die mit den Besuchern<br />

getroffen wurden. Selbstverständlich ist dabei auf<br />

den jeweiligen Gesundheitszustand der Besucher zu<br />

achten.


Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Zugangsvoraussetzungen und Aufnahmeablauf | 11<br />

ITP (Integrierter Teilhabeplan)<br />

Der ITP ist das wichtigste Instrument bei der Aufnahme<br />

und Planung des Förderprozesses. Alle förderungsrelevanten<br />

Daten werden hier dokumentiert.<br />

Dies beinhaltet:<br />

• Die gesundheitliche und psychische Verfassung<br />

des Besuchers bei Aufnahme in die Tagestätte<br />

• Die Vorstellung des Besuchers über seinen Zustand<br />

und seine Ziele, die er erreichen möchte<br />

• Förderziele<br />

• Ergebnisse aus vergangenen Zielen<br />

• Perspektivische Arbeit<br />

Im Verlauf des Verbleibes wird der Plan fortgeschrieben.<br />

Förderziele werden in Zusammenarbeit mit den<br />

Besuchern, im Bedarfsfall unter Einbeziehung der Angehörigen,<br />

neu definiert und Fördermaßnahmen festgelegt.<br />

Der Entwicklungsverlauf der Besucher wird auf<br />

diesem Weg deutlich, und eine Planung des weiteren<br />

Rehabilitationsverlaufes kann erfolgen.


12 | Symbiosen und Zusammenarbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Symbiosen und Zusammenarbeit<br />

Seit 1996 sammeln wir Erfahrungen in der Arbeit mit<br />

psychisch kranken und seelisch behinderten Menschen<br />

in der Tagesstätte und in ambulanten Betreuungen.<br />

Eine ergebnisorientierte Zusammenarbeit der beiden<br />

bestehenden Tagesstättenteams ist bereits Bestandteil<br />

der Arbeit in diesem Bereich. Diese wird vor allem gelebt<br />

durch gemeinsame Teambesprechungen und zwischenzeitlichen<br />

kollegialen Austausch auf kurzen Wegen.<br />

Höhepunkte des Jahres stellen dabei die gemeinsame<br />

Weihnachtsfeier und das jährlich stattfindende<br />

Grillfest dar.<br />

Erweitert wird dieses Netzwerk durch Symbiosen im<br />

Bereich des Betreuten Wohnens und der Nutzung des<br />

Cafe Wunderbars. Auch in diesem Bereich angebotene<br />

Freizeitangebote sind für unsere Personengruppe<br />

ebenfalls nutzbar und umgekehrt. Genannt sind hier<br />

konkret die Umsetzung des gemeinsamen Wochenendprogrammes,<br />

bei dem Spielnachmittage, Kino- und<br />

Konzertbesuche, gemeinsame Ausflüge, Sportangebote<br />

wie Wandern und Nordic Walking, Schwimmen, Vorlesekreise,<br />

Singkreis und Bastelangebote etc. angeboten<br />

werden.<br />

Die Nähe zum Baustein Betreutes Wohnen in ungezwungenem<br />

Rahmen bietet zusätzliche Vorteile, da<br />

hier durch Austausch und Kontakte ergänzende Hilfsangebote<br />

für die Tagesstättenbesucher einsehbar werden.<br />

Hervorragende Möglichkeiten bei der Planung von Aktivitäten<br />

mit gastronomischen Anteilen bietet das Cafe<br />

Wunderbar.<br />

Durch die Nutzung der Räumlichkeiten und angebotene<br />

Hilfestellung bei der Planung von Feierlichkeiten mit<br />

allen gewünschten Anteilen sind gesellschaftliche Aktivitäten<br />

möglich, die sonst nur mit entsprechendem finanziellem<br />

Hintergrund gangbar wären. Das Kontaktnetz<br />

zu sonstigen Bezugspartnern aus dem häuslichen<br />

Umfeld (z.B. Angehörige, Bekannte und behandelnde<br />

Ärzte) unserer Besucher rundet unser Netzwerk ab.<br />

Unsere Mitgliedschaft im Gemeindepsychiatrischen<br />

Verbund (GPV) ermöglicht trägerübergreifenden Austausch<br />

und Absprachen auf allen Ebenen.


Träger und Rechtsform<br />

Träger unserer Tagesstätte ist eine gemeinnützige Gesellschaft<br />

mit beschränkter Haftung, die aus der Aufgabenstruktur<br />

des Diakonischen Werkes <strong>Fulda</strong> entstanden<br />

ist.<br />

Das „<strong>Diakonie</strong>zentrum für psychisch Kranke in <strong>Fulda</strong><br />

gGmbH“ ist eine Einrichtung des Evangelischen Kirchenkreises<br />

<strong>Fulda</strong>. Er ist im Gesellschaftsvertrag als<br />

alleiniger Gesellschafter eingetragen.<br />

Die Rechtsform der Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

ist nicht nur aus haftungsrechtlichen Gründen gewählt<br />

worden. Auch Gründe der Finanzierung, der Verkürzung<br />

der Entscheidungswege sowie der Flexibilität<br />

in den Entscheidungen waren Grund für diese Wahl.<br />

Die gewählte Rechtsform beschränkt die Haftung ausschließlich<br />

auf die Höhe des einmalig durch den Kirchenkreis<br />

geleisteten Stammkapitals.<br />

Jedes Jahr legen wir, wie auch im Handelsgesetzbuch<br />

vorgeschrieben, unserem Gesellschafter Rechenschaft<br />

ab.<br />

Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Träger und Rechtsform | 13


14 | Motivation des Trägers | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />

Motivation des Trägers<br />

Das <strong>Diakonie</strong>zentrum für psychisch Kranke in <strong>Fulda</strong><br />

wird getragen vom Leitbild <strong>Diakonie</strong> der Evangelischen<br />

Kirche von Deutschland.<br />

„<strong>Diakonie</strong> –stark für Andere“<br />

Bei unserer Arbeit achten wir die Würde des Menschen<br />

und nehmen dabei den Einzelnen wahr.<br />

Wir sind aus lebendiger Tradition innovativ und nutzen<br />

unsere Erfahrungen zur kreativen Entwicklung vielfältiger<br />

Hilfeformen, um auch weiterhin in einer sich verändernden<br />

Welt wirksam zu helfen.<br />

Betreuung und Beratung sind wesentlicher Teil des<br />

seelsorgerlichen Auftrages der Gemeinde Jesu an den<br />

Mühseligen und Beladenen. Letztes umfassendes Ziel<br />

kirchlichen Handelns ist, unter den Menschen die Liebe<br />

zu Gott und dem Nächsten zu mehren. So sind Menschen,<br />

die in unserer Einrichtung betreut werden, oft<br />

vereinsamt und außerstande, aus eigenem Antrieb<br />

Kontakte zu unterhalten, die zur Befriedigung der zwischenmenschlichen<br />

Bedürfnisse verhelfen. Hier setzt<br />

unsere Betreuung an, indem sie den Menschen hilft,<br />

sich selbst, den Nächsten und so auch Gott wieder<br />

lieben zu können.<br />

Jesus selbst hat den Auftrag an die Jünger, in deren<br />

Nachfolge wir stehen, erteilt, „die Kranken zu heilen“<br />

(Mt. 10,8). Die Beratung und Betreuung orientiert sich<br />

hier an dem Heilsbegriff als eines Heiles an Leib, Seele<br />

und Geist eines ganzen Menschen, der von Gott zur in<br />

ihm angelegten Fülle berufen ist und so offen und liebend<br />

mit anderen Menschen zusammenleben kann.<br />

Solches Heil kann in verschiedenen Situationen sehr<br />

verschieden aussehen, es muss eingebunden in die<br />

jeweilige menschliche Geschichte gesehen werden.<br />

Heil ist also kein abstraktes Gut, sondern die konkrete<br />

Begegnungsform mit der individuell nötigen Hilfe. Ganz<br />

plakativ gesprochen bedeutet Heil für den Hungernden<br />

zuerst, dass er zu essen bekommt; für den chronisch<br />

psychisch Kranken z.B., dass ihm ein geschützter<br />

Raum angeboten wird, in dem er Beziehungen neu<br />

erlernt und pflegen kann und sein Alltag so begleitet<br />

wird, dass ein würdiges Leben ermöglicht werden kann.<br />

Die Tagesstätte orientiert sich an diesem Verständnis<br />

von Heil. Sie setzt bei der konkreten Not der einzelnen<br />

Besucher an und sucht mit ihnen zusammen nach Lösungen<br />

und Wegen, arbeitet also klientenzentriert, lösungs-<br />

und prozessorientiert. Auch Jesus setzte mit<br />

seiner Hilfe da ein, wo er die aktuelle Not des Menschen<br />

sah. Weltanschauungen, religiöse Positionen<br />

oder Vorleistungen traten dabei in den Hintergrund,<br />

was auch dem Handlungsbild der Tagesstätte entspricht.<br />

Für die Tagesstätte für psychisch Kranke bedeutet das,<br />

sich auf ihre speziellen Aufgaben zu konzentrieren. Sie<br />

will dabei ihre christliche Motivation und Einstellung<br />

nicht verleugnen, soll aber auch Verkündigung nicht mit<br />

Beratung und Betreuung vermischen. Je klarer sich<br />

dazu bekannt wird, dass beides, Verkündigung und<br />

betreuendes, beratendes Handeln, Funktionen derselben<br />

Kirche sind, umso lebendiger kann auch aus dem<br />

Zusammenwirken der verschiedenen Aufgaben in Kirchengemeinde<br />

und diakonischen Stellen die Ganzheit<br />

kirchlichen Handelns erwachsen.<br />

Als kirchliche Dienstgemeinschaft unterstützen wir einander<br />

in unserer täglichen Arbeit, schaffen Vertrauen<br />

und fördern Eigeninitiative und fachliche Kompetenz.<br />

Konflikte nutzen wir als Chance, um unsere Arbeit zu<br />

verbessern. Als freier Wohlfahrtsverband sind wir Teil<br />

des Sozialsystems. Unser Handeln ist aber auch eingebunden<br />

in den Auftrag der Evangelischen Kirche,<br />

und so verstehen wir unser Handeln als gelebten Glauben.


MENSCH<br />

LICHKEIT<br />

BRAUCH<br />

TUNTERS<br />

TÜTZUNG.


<strong>Diakonie</strong>zentrum<br />

für psychisch Kranke in <strong>Fulda</strong> gGmbH<br />

Heinrich-von-Bibra-Platz 14<br />

36037 <strong>Fulda</strong><br />

Telefon: 06 61 / 83 88 200<br />

Fax: 06 61 / 83 88 205<br />

info@diakonie-fulda.de<br />

www.diakonie-fulda.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Daniel Weiss<br />

Handelsregister <strong>Fulda</strong> (HRB1425)<br />

Sitz der Gesellschaft: <strong>Fulda</strong>

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