konzept_tagesstaette_fuer_aeltere_menschen.pdf ... - Diakonie Fulda
konzept_tagesstaette_fuer_aeltere_menschen.pdf ... - Diakonie Fulda
konzept_tagesstaette_fuer_aeltere_menschen.pdf ... - Diakonie Fulda
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Konzept<br />
Tagesstätte<br />
für ältere psychisch<br />
kranke Menschen<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
MitMenschen<br />
Beratung<br />
Begleitung<br />
Betreuung<br />
Pflege
Vorwort<br />
Warum?<br />
Warum muss es eigentlich diakonische Einrichtungen in<br />
kirchlicher Trägerschaft geben? Reicht es nicht, wenn sich die<br />
Kirche auf die Verkündigung des Wortes Gottes beschränkt?<br />
Wir Christen glauben, dass sich uns Gott in seinem Sohn<br />
Jesus Christus freundlich zugewandt hat. Er kam zu uns, um<br />
unsere Lasten zu tragen („Kommt her zu mir alle, die ihr<br />
mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“. – Mt. 11,<br />
28); um uns unsere Schuld zu vergeben, um Verzweifelten,<br />
Trauernden, Hoffnungslosen, Abgeschriebenen, Kranken und<br />
Behinderten neues Leben und Zukunft zu schenken. Dafür ist<br />
er mit seinem Leben, Sterben undAuferstehen eingetreten.<br />
Wer ihn daher in rechter Weise bezeugen will, muss die<br />
Botschaft seiner Liebe weitertragen an Menschen in leiblicher<br />
Not, in seelischer Bedrängnis oder in sozial schwierigen<br />
Verhältnissen. Denn was wir getan haben einem unserer<br />
geringsten (Schwestern und) Brüder, das haben wir ihm selbst<br />
getan (Mt. 25, 40). Wir sollen barmherzig sein, wie auch unser<br />
Vater im Himmel barmherzig ist (Lk. 6, 36). Wir sollen nicht nur<br />
Gott lieben, sondern auch unseren Nächsten wie uns selbst<br />
(Lk. 10, 27). Wir sollen einander annehmen, so wie Christus<br />
uns angenommen hat (Röm. 15, 7). Erst wenn wir des anderen<br />
Last tragen, werden wir das Gesetz Christi erfüllen (Gal. 6,2).<br />
Daher dienen wir einander, ein jeder mit der Gabe, die er<br />
empfangen hat (1. Petr. 4,10), und wenden uns denen zu, die<br />
mühselig und beladen sind.<br />
Insofern ist diakonisches Handeln die Frucht des Glaubens<br />
der Annahme durch Jesus Christus. <strong>Diakonie</strong> will bei den<br />
Menschen in allen Notlagen sein, heilende Gemeinschaft<br />
stiften und <strong>menschen</strong>würdige Perspektiven eröffnen. Weil wir<br />
nicht nur Gottes Wort hören, sondern auch danach handeln<br />
sollen („So gehe hin und tue desgleichen“), sind Verkündigung<br />
und <strong>Diakonie</strong> zwei Seiten derselben Sache. Sie offenbaren die<br />
Einheit des Glaubens in der Liebe. <strong>Diakonie</strong> ist die tätige<br />
Antwort des Christen auf das gehörte und geglaubte Wort<br />
Gottes. Der Dienst der <strong>Diakonie</strong> ist Lebens- und<br />
Wesensäußerung der evangelischen Kirche.<br />
Grundsätze:<br />
Aus den biblischen Grundlagen heraus entfaltete die <strong>Diakonie</strong><br />
ein Leitbild mit acht Grundsätzen:<br />
� Wir orientieren unser Handeln an der Bibel.<br />
� Wir achten die Würde jedes Menschen.<br />
� Wir leisten Hilfe und verschaffen Gehör.<br />
� Wir sind aus einer lebendigen Tradition innovativ.<br />
� Wir sind eine Dienstgemeinschaft von Frauen und Männern<br />
im Haupt- und Ehrenamt.<br />
� Wir sind dort, wo uns Menschen brauchen.<br />
� Wir sind Kirche.<br />
�<br />
Wir setzen uns ein für das Leben in der Einen Welt.<br />
Diesem Leitbild weiß sich der evangelische Kirchenkreis <strong>Fulda</strong><br />
in seiner diakonischen Arbeit verpflichtet. Wir machen uns das<br />
Leitbild der <strong>Diakonie</strong> zu eigen.<br />
Rechtliche Grundlagen:<br />
Auf allen Ebenen der Kirche ist in Gesetzen festgehalten, dass<br />
die Kirche in der Wahrnehmung von diakonischen Aufgaben<br />
Lebens- und Wesensäußerung sieht. In § 86 der<br />
Grundordnung verpflichtet sich die Kirche auch zu ihrem<br />
Auftrag zu <strong>Diakonie</strong>. In dem 1975 von der Landessynode<br />
verabschiedeten <strong>Diakonie</strong>gesetz heißt es in § 1 und 2:<br />
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck sorgt für die<br />
diakonische Ausrichtung der kirchlichen Arbeit. Die <strong>Diakonie</strong><br />
ist Entfaltung des Auftrages der Kirche im Dienst am Nächsten<br />
zu dessen Wohl und Heil. Die <strong>Diakonie</strong> hat Alten, Kindern,<br />
Kranken, Behinderten, Gefährdeten, Menschen in Konfliktund<br />
Notsituationen Hilfe und Beratung zu gewähren,<br />
gegebenenfalls vorbeugende Maßnahmen einzuleiten und<br />
darauf hinzuwirken, die Ursachen von Notständen zu<br />
beheben.<br />
Im Perspektivpapier „Bezeugung des Evangeliums“ (4.3.3)<br />
wird dies nochmals bekräftigt.<br />
Im Finanzzuweisungsgesetz der Landeskirche vom<br />
26.11.1997 wird den Kirchenkreisen die Zuständigkeit für die<br />
Finanzierung der diakonischen Arbeit auf Kirchenkreisebene<br />
zugewiesen (§§ 4 und 19). Die Satzung des evangelischen<br />
Kirchenkreises <strong>Fulda</strong> vom 24.10.1998 regelt in § 2,1 und 3,4,<br />
dass sie auch für den Aufgabenbereich <strong>Diakonie</strong> eine<br />
verbindliche Rahmenplanung vornimmt.<br />
Am 24.11.2004 hat die Landessynode ein neues<br />
<strong>Diakonie</strong>gesetz verabschiedet und im Wesentlichen die<br />
Bestimmungen des <strong>Diakonie</strong>gesetzes von 1975<br />
übernommen. Gleichzeitig wurden Dinge geregelt, die in 1975<br />
noch nicht aufgenommen waren, wie z. B. Zweckverbände für<br />
regionale Diakonische Werke, die Einsetzung von<br />
<strong>Diakonie</strong>pfarrern, Bildung von Arbeitsgemeinschaften<br />
diakonischer Dienste in den jeweiligen Landkreisen.<br />
Für Menschen!<br />
Wir arbeiten nicht für uns und erfüllen nicht nur unseren<br />
Auftrag. Wir haben eine Mission. Es ist uns ein Anliegen, eine<br />
Aufgabe, eine Herzensangelegenheit für Menschen da zu<br />
sein, die Hilfe brauchen und wollen, für Menschen, die am<br />
Rand der Gesellschaft stehen und doch dazugehören<br />
möchten. Wir wollen kein „die-und-wir“, keine Mauern bauen<br />
und nicht „von oben herab“ helfen, sondern all unsere Kraft<br />
und Zeit und Kompetenz einsetzen für Menschen in Krankheit,<br />
Armut und Behinderung. Dabei stehen die Wünsche der<br />
Menschen, die Ziele und deren Lebensträume im Mittelpunkt<br />
unsererArbeit.<br />
Menschen verändern sich. Wir verändern uns mit ihnen.<br />
Gemeinsam leben wir eine <strong>Diakonie</strong> der Menschlichkeit.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis .................................................. 3<br />
Einleitung .............................................................. 5<br />
Was wir schon tun ................................................. 6<br />
Standortwahl und Platzzahl ................................... 7<br />
Zielstellung und Zielsetzung .................................. 8<br />
Tagesablauf .......................................................... 3<br />
Inhaltliche Arbeit .................................................... 4<br />
Sozialpädagogische Angebote ................................. 5<br />
Ergotherapeutische Angebote .................................. 6<br />
Lebenspraktische Arbeiten ....................................... 7<br />
Freizeit- und Neigungsbereich .................................. 8<br />
Das Betreuungs- und Beratungsteam ................... 9<br />
Zugangsvoraussetzungen und Aufnahmeablauf . 10<br />
Voraussetzungen .................................................... 10<br />
Schritte zur Aufnahme ............................................ 10<br />
ITP (Integrierter Teilhabeplan) ................................ 11<br />
Symbiosen und Zusammenarbeit ........................ 12<br />
Träger und Rechtsform ....................................... 13<br />
Motivation des Trägers ........................................ 14<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Inhaltsverzeichnis | 3
4 | Inhaltsverzeichnis | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Verwirf mich nicht in<br />
meinem Alter, verlass<br />
mich nicht, wenn ich<br />
schwach werde.<br />
(Psalm 71,9)
Einleitung<br />
Eine Tagesstätte für psychisch Kranke bietet ihren Besuchern<br />
eine sinnvolle Tagesstruktur an, die alle Bereiche<br />
des täglichen Lebens einschließt. Dieses Angebot<br />
wird von der Kirche umgesetzt, die dafür sorgt, dass<br />
die Besucher auch im Krisenfall von Fachleuten versorgt<br />
werden.<br />
Viele psychisch kranke Menschen haben Schwierigkeiten,<br />
sich an ihr Umfeld anzupassen und sich zu Recht<br />
zu finden. Hier will die Tagesstätte eine Vereinsamung<br />
der psychisch kranken Menschen verhindern.<br />
Unsere Betreuung erfüllt die Aufgabe, Menschen in<br />
ihren Lebensproblemen, aber auch in ihrem oft schwierigen<br />
Alltag beizustehen und gezielt zur Besserung<br />
ihrer krankheitsbedingten Situation beizutragen, sowie<br />
die Integration psychisch kranker Menschen zu fördern.<br />
Die Kirche hat die Hilfe für Menschen mit psychischer<br />
Erkrankung als ihre eigene Aufgabe erkannt und führt<br />
in ihrer Trägerschaft viele Beratungsstellen und Tagesstätten<br />
für psychisch kranke Menschen.<br />
Das Leben endet nicht mit dem Eintritt ins Rentenalter.<br />
Auch die psychische Erkrankung ist nicht leichter zu<br />
ertragen, wenn man älter wird. Im Gegenteil. Es bleibt<br />
zu vermuten, dass gerade im Alter die Einsamkeit<br />
steigt. Angst, Frust, Wut, Frustration und Hilflosigkeit<br />
wachsen in dem Maße, in dem ältere psychisch kranke<br />
Menschen von der Gesellschaft noch mehr ins Abseits<br />
gedrängt werden.<br />
Teilhabe am Arbeitsleben steht bei älteren Menschen<br />
nicht mehr im Mittelpunkt der Lebensplanung. Aber in<br />
den meisten Fällen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben,<br />
Erhaltung der eigenen Gesundheit und bei älteren<br />
Menschen, die eine psychische Erkrankung haben<br />
ganz besonders die Erhaltung ihrer Ressourcen und<br />
Vermeidung von unangenehmen (und teuren) Krankenhaus-<br />
und Heimaufenthalten.<br />
Alt werden in gewohnter Umgebung. Alt werden zu<br />
Hause und in den Umfeld, in dem man sich wohl fühlt.<br />
Es kann nur gesellschaftliche Aufgabe sein, älteren<br />
Menschen diese Wünsche zu erfüllen und zu ermöglichen.<br />
Wir sehen ein, dass ältere Menschen in einer „normalen“<br />
Tagesstätte für psychisch kranke Menschen nicht<br />
immer optimal aufgehoben sind. In der „klassischen“<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Einleitung | 5<br />
Tagestätte stehen die Schaffung der Möglichkeiten und<br />
Kompetenzen zur Teilhabe am Erwerbsleben im Vordergrund.<br />
Älteren Menschen gelingt es zum einen immer weniger,<br />
sich den Anforderungen der Arbeitswelt zu stellen (und<br />
sie müssen es ja auch nicht mehr), zum anderen wird<br />
es schwieriger, sich auch mit viel jüngeren Tagesstättenbesuchern<br />
auseinander zu setzten. Die Ziele, die<br />
Lebenswünsche und Aussichten sind oftmals zu unterschiedlich.<br />
Gerade deswegen dürfen die Träume und Wünsche,<br />
die Perspektiven und Hoffnungen der älteren Menschen<br />
nicht vergessen oder ignoriert werden. Eine inklusive<br />
Gesellschaft darf und muss für alle Menschen<br />
Chancen und Möglichkeiten zum Leben in der einen<br />
Gesellschaft geben.<br />
Wir möchten mit der neuen Tagesstätte dem Wunsch<br />
von älteren psychisch kranken Menschen nachkommen,<br />
eine altersangepasste Tagesstruktur anzubieten.
6 | Was wir schon tun | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Was wir schon tun<br />
Die Erstellung eines Psychiatrieplanes des Landeswohlfahrtverbandes<br />
Hessen (LWV) sowie eines Gutachtens<br />
der Hessischen Landesregierung haben gezeigt,<br />
dass für den Bereich der Tagesstätten für psychisch<br />
kranke Menschen im Landkreis <strong>Fulda</strong> 50 Plätze<br />
erforderlich sind, um den Bedarf in Stadt und Landkreis<br />
<strong>Fulda</strong> abzudecken. Hierbei wird von einer Messzahl<br />
von 0,25 Plätzen für 1000 Einwohner ausgegangen.<br />
Bereits seit dem 01.06.1996 betreibt die <strong>Diakonie</strong>zentrum<br />
<strong>Fulda</strong> gGmbH eine Tagesstätte in der Stadt <strong>Fulda</strong><br />
mit 26 Plätzen. Damals war sie im Evangelischen Zentrum<br />
(Haus Oranien) untergebracht. Es wurden 18 Besucher<br />
betreut. Eine mögliche Platzzahlerhöhung auf<br />
26 Betreuungsplätze stand immer wieder im Raum und<br />
wurde im Jahr 1999 vom Kostenträger konkret in Aussicht<br />
gestellt. Nicht zuletzt, um diese Option wahren zu<br />
können, zog die erste Tagesstätte im August 1999 in<br />
ihre heutigen Räume in der Heinrichstraße 9. Mittlerweile<br />
werden hier 26 Besucher betreut.<br />
Im Februar 2005 wurde unsere Außenstelle in Hünfeld<br />
eingerichtet, die Platz für weitere 12 Besucher bietet,<br />
ebenso wie seit 2009 die Tagesstätte in Künzell.<br />
Unsere Tagesstätten sind ein integrierter Bestandteil<br />
der psychosozialen Versorgung im Landkreis <strong>Fulda</strong>.<br />
Sie sind Teil der Einrichtungen des Gemeindepsychiatrischen<br />
Verbundes (GPV) und der Einrichtungen des<br />
Evangelischen Kirchenkreises.<br />
Neben der Betreuungsmöglichkeit für psychisch kranke<br />
Menschen im Bereich der Tagesstätten, sind wir im<br />
Bereich des Betreuten Wohnens für psychisch kranke<br />
Menschen tätig und verfügen über eine Begegnungsstätte<br />
in Form eines Cafes. Darüber hinaus gibt es<br />
Symbiosen zu den zahlreichen im Diakonischen Werk<br />
angesiedelten Beratungsangeboten wie der Psychosozialen<br />
Kontakt- und Beratungsstelle, der Fachstelle für<br />
Sucht, dem Integrationsfachdienst usw.<br />
Die <strong>Diakonie</strong>zentrum <strong>Fulda</strong> gGmbH ist Mitglied des<br />
gemeindepsychiatrischen Verbundes für Stadt und<br />
Landkreis <strong>Fulda</strong> (GPV).
Standortwahl und Platzzahl<br />
Wir suchen für die neue Tagesstätte bewusst Räume,<br />
die in der Innenstadt von <strong>Fulda</strong> liegen.<br />
Warum im Trubel? Warum da, wo viele Menschen<br />
sind? Wo viel Verkehr und wenig Platz ist? Warum da,<br />
wo alle sich aufhalten. Eben: darum. <strong>Diakonie</strong> und Kirche<br />
möchte „Mitten im Leben“ sein. Dort wo auch die<br />
Menschen sein möchten. Gerade in belebten Bereichen<br />
der Stadt haben ältere Menschen das Gefühl „dabei“<br />
zu sein, „Teil“ des Ganzen zu sein. Aber auch das<br />
Gefühl „anonym“ in der Masse sein, „Mittendrin statt<br />
nur dabei“ zu sein ist vielen Menschen wichtig.<br />
Die Schaffung, Stabilisierung und Erhaltung von Alltagskompetenzen<br />
ist in einem städtischen Umfeld einfacher.<br />
Einkaufen gehen, sich unter Menschen wagen,<br />
der Friseurbesuch, die regelmäßigen Kontrollen beim<br />
Arzt. All das ist in der Stadt einfacher und gerade für<br />
mobilitätseingeschränkte Menschen besser zu erleben.<br />
Alle Angebote der städtischen Infrastruktur sollen zu<br />
Fuß erreichbar sein und eine Anbindung an öffentliche<br />
Verkehrsmittel ist Voraussetzung, um eine Erschließung<br />
an ländlichere Gegenden zu gewährleisten.<br />
Das Umland besitzt einen hohen Freizeit- und Erholungswert,<br />
welches durch das öffentliche Verkehrsnetz<br />
problemlos in die Tagesplanung eingebaut werden<br />
kann. Mitten drin zu sein ist wichtig. Genauso aber<br />
auch, dass man mal zur Ruhe kommt und Natur erlebt.<br />
Die neue Tagesstätte soll 12 Plätze haben und bei Bedarf<br />
auf bis zu 24 Plätze erweitert werden können.<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Standortwahl und Platzzahl | 7
8 | Zielstellung und Zielsetzung | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Zielstellung und Zielsetzung<br />
Zielgruppe dieser Tagesstätte sind ältere psychisch<br />
kranke Menschen (über dem Renteneintrittsalter).<br />
Die Ziele älterer Menschen, aber auch die Anforderungen<br />
in der Betreuung und Freizeitgestaltung in den Tagesstätten<br />
unterscheiden sich von den „jüngeren“ Besuchern<br />
sehr. Schon heute betreuen wir viele Menschen<br />
über 65 und stellen fest, dass einige Angebote<br />
nicht erforderlich sind, andere wiederum fehlen.<br />
Angesprochen werden ältere Menschen ab 65 Jahren,<br />
die das Bedürfnis haben, ihre Einsamkeit zu durchbrechen,<br />
Aufgaben zu übernehmen und mit anderen Menschen<br />
den Tag zu verbringen. Auf die Bedürfnisse älterer<br />
Menschen wie Ruhe, besondere Ernährung und<br />
Bewegungsmöglichkeiten wird individuell eingegangen.<br />
Ziel ist es, eine häusliche Umgebung zu schaffen und<br />
mit kurzweiligen Aktivitäten unter Betreuung psychisch<br />
kranke Menschen dabei zu unterstützen, wieder eine<br />
Aufgabe zu finden und ihre Talente neu zu entdecken,<br />
damit sich wieder ein Gefühl von Erfolg und Zufriedenheit<br />
einstellen kann.<br />
Der Inhalt unserer Arbeit umfasst die folgenden beiden<br />
Säulen:
Tagesablauf<br />
Sozial‐<br />
pädagogisches<br />
Training<br />
‐Beziehungs‐<br />
gestaltung<br />
‐Kontakte nach<br />
außen<br />
‐Krisenbewältigung<br />
‐Interaktion in<br />
einer Gruppe<br />
Diese beiden Säulen sind in unserem Tagesablauf<br />
gleichberechtigt und ausgewogen eingebaut und stellen<br />
die Basis der inhaltlichen Arbeit dar.<br />
Sie orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen<br />
und Fähigkeiten der Tagesstättenbesucher 1 . Sie fallen<br />
deshalb je nach Besucher schwerpunktmäßig unterschiedlich<br />
aus und unterliegen Anpassungen.<br />
Grundsätzlich müssen Menschen, die eine Tagesstätte<br />
besuchen möchten, kein Aufnahmeverfahren durchlaufen.<br />
Jedoch empfehlen wir psychisch kranken Menschen,<br />
die an einem Tagesstättenprogramm teilnehmen<br />
möchten, ein Erstgespräch mit uns zu führen.<br />
Die Zugehörigkeit zu diesem Personenkreis ist durch<br />
ein fachärztliches Gutachten zu belegen.<br />
Der Besuch der Tagesstätte ist unabhängig von Religionszugehörigkeit<br />
oder Nationalität.<br />
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche<br />
Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf<br />
hin, dass sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise für die<br />
entsprechenden Beiträge gemeint ist.<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Tagesablauf | 3<br />
Freizeit<br />
‐Angebote zur<br />
Freizeitgestaltung<br />
‐handwerklich‐<br />
kreative Angebote<br />
‐Ausflüge
4 | Inhaltliche Arbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Inhaltliche Arbeit<br />
Wir bieten in unserer Tagesstätte Hilfe zur Tagesstrukturierung<br />
und ermöglichen dem genannten Personenkreis<br />
eine sinnvolle Betätigung. Die Ziele werden mit<br />
den Besuchern gemeinsam erarbeitet und im ITP festgeschrieben.<br />
Ziele können unter anderem sein:<br />
• Tagesstrukturierung über regelmäßige Anwesenheit<br />
in der Tagesstätte<br />
• selbstständiger Besuch in der Tagesstätte<br />
• Einfinden und Erleben einer Gruppe, soziale Interaktion<br />
mit anderen Menschen<br />
• Verhinderung von Isolation<br />
• Erlernen von Selbstständigkeit und sinnstiftenden<br />
Tätigkeiten<br />
• Übernehmen von Aufträgen, Ressourcenorientierte<br />
Kompetenzsteigerung (kochen, planen,<br />
arbeiten, basteln…)<br />
• Einhalten von Regeln und Vereinbarungen<br />
• Steigerung der Belastungsfähigkeit<br />
• regelmäßige Gespräche mit den personenbezogenen<br />
Betreuern<br />
• Teilnahme an Gesprächsgruppen und Gruppenangeboten<br />
• Freizeitgestaltung<br />
• allg. Stabilisierung des Gesundheitszustandes<br />
und Verhinderung von stationären Aufenthalten<br />
• Stärkung des Selbstwertgefühles und des Antriebes<br />
Die Erreichung der Ziele ist regelmäßig im ITP zu<br />
überprüfen.<br />
Durch die regelmäßigen und verbindlichen, tagesstrukturierenden<br />
Angebote wird unseren Besuchern eine<br />
tägliche Kontakt-, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeit<br />
entsprechend ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen<br />
gegeben.<br />
Durch den geregelten Tagesablauf werden lebenspraktische<br />
Fertigkeiten zur selbstständigen Lebensführung<br />
eingeübt und ausgebaut. Feste Tagesstrukturen mit<br />
einem Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung<br />
geben Sicherheit, in geschütztem Rahmen Grenzen<br />
auszutesten. Vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
werden erhalten und ausgebaut und die Belastungsfähigkeit<br />
trainiert und ausgeweitet.<br />
Das Hauptziel ist die Erhaltung sozialer und Alltagskompetenzen,<br />
die Verhinderung von Heimaufenthalten,<br />
die selbstständige und <strong>menschen</strong>würdige Lebensführung<br />
und die Stabilisierung und Förderung der geistigen,<br />
seelischen und körperlichen Gesundheit.<br />
Für diejenigen Personen, deren psychische Erkrankung<br />
dies nicht zulässt, ist der Besuch unserer Tagesstätte<br />
eine Leistung zur allgemeinen Stabilisierung des Gesundheitszustandes<br />
mit dem Ziel, ständig wiederkehrende<br />
Klinikaufenthalte zu verhindern oder zu verkürzen.
Sozialpädagogische Angebote<br />
Die Tagesstätte bietet den Raum, der es jedem einzelnen<br />
Besucher ermöglicht, in Kontakt mit anderen zu<br />
treten und selbst gewählte oder unfreiwillige Isolation<br />
zu beenden. Dies ist die Grundlage, um Teilnahme und<br />
Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu realisieren<br />
und wieder eigenverantwortlich Aufgaben zu übernehmen.<br />
Der Kontakt zu anderen stärkt das Selbstbewusstsein<br />
und die Identität der psychisch kranken Menschen. Die<br />
Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Hoffnungen<br />
soll das Erkennen von anzustrebenden Zielen<br />
erleichtern und dazu beitragen, diese angemessen zu<br />
verwirklichen.<br />
Der tägliche Umgang unserer Mitarbeiter mit den Besuchern<br />
ist geprägt von Respekt und Akzeptanz und<br />
erleichtert den Weg zur Beziehungsaufnahme. Beziehungen<br />
auf menschlicher Ebene anzubahnen und zu<br />
erhalten in Krisenzeiten und im normalen Alltag ist Aufgabe<br />
der Mitarbeiter und ist basisgebend für die weitere<br />
Entwicklung eines Besuchers.<br />
Das Entstehen einer lebendigen Gruppendynamik, in<br />
der das Team unterstützend, kontrollierend und integrierend<br />
tätig wird und welche Zusammenhalt und Zusammenarbeit<br />
ermöglicht, ist dabei oberstes Ziel.<br />
In der Beziehungsarbeit mit unseren Besuchern hat<br />
sich unser Bezugspersonensystem bewährt. Feste Ansprechpartner<br />
im Team und regelmäßiger Austausch in<br />
Einzel- und Gruppengesprächen ermöglichen den Besuchern<br />
die Reflexion des Alltagsgeschehens und erleichtern<br />
Kommunikation von Bedürfnissen und Befindlichkeiten.<br />
Mitarbeiter haben die Möglichkeit, Konflikte<br />
und Krisen, aber auch Entwicklungsschritte wahrzunehmen<br />
und im Bedarfsfall eingreifend oder fördernd<br />
tätig zu werden<br />
Das Begleiten der Besucher zu stationären Aufenthalten<br />
oder das Aufsuchen im häuslichen Umfeld im Einzelfall<br />
signalisiert Verbindlichkeit von Seiten der Einrichtung.<br />
Hierbei wird das Ziel verfolgt, den Besucher<br />
zu stabilisieren, stationäre Aufenthalte zu verkürzen<br />
und übergangslos nach der Unterbrechung in den Alltag<br />
der Tagesstätte zurückzufinden.<br />
Auf der Beziehungsebene in der Arbeit mit psychisch<br />
kranken Menschen sind Angehörige und sonstige Bezugspersonen<br />
aus dem privaten Umfeld nicht wegzu-<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Inhaltliche Arbeit | 5<br />
denken. Bei der Erarbeitung der individuellen Perspektive<br />
eines jeden Besuchers ist das Einbeziehen dieser<br />
am Rehabilitationsprozess beteiligten Personen als<br />
wichtige Partner unerlässlich.<br />
Der Inhalt der individuellen Perspektive richtet sich<br />
nach den Bedürfnissen des Besuchers, dem Ausmaß<br />
der Behinderung und nicht zuletzt auch nach körperlichen<br />
Gegebenheiten. Die Fähigkeit zur Selbstversorgung<br />
zu erwerben oder zu erweitern, stellt in dieser<br />
Hinsicht ein weiteres wichtiges Ziel dar.
6 | Inhaltliche Arbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Ergotherapeutische Angebote<br />
Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung mit psychisch<br />
kranken Menschen wissen wir, dass unsere Besucher<br />
ein Betreuungsangebot benötigen, das individuell an<br />
den Grad der Behinderung angepasst wird.<br />
Das Betreuungsangebot im Bereich der Ergotherapie<br />
könnte wie folgt aussehen:<br />
Verarbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten:<br />
• Verarbeitung von Holz<br />
• Verarbeitung von Papier<br />
• Verarbeitung von Stoffen und sonstigen Textilen<br />
• Gestaltung hinsichtlich dekorativer Trends<br />
• Gestaltung auf Leinwänden<br />
• Handarbeitszirkel<br />
Übergeordnetes Ziel des ergotherapeutischen Angebotes<br />
ist es, eine verlässliche Orientierung und die Gruppendynamik<br />
zu fördern, sowie eine sinnvolle Tagesstrukturierung<br />
anbieten zu können.
Lebenspraktische Arbeiten<br />
Bei den lebenspraktischen Arbeiten liegt der Schwerpunkt<br />
auf den Alltagsverrichtungen. Der gesamte Versorgungsbereich<br />
der Tagesstätte sowie die Reinigung<br />
werden von den Besuchern unter Anleitung des Mitarbeiterteams<br />
organisiert und umgesetzt. Hierzu gehören<br />
im Einzelnen:<br />
• Planung, Zubereitung und Einkauf des täglichen<br />
Mittagessens<br />
• Reinigung der Räumlichkeiten<br />
• Umgang mit Geld (mit eigenem Geld als auch<br />
Verwaltung von Gemeinschaftskassen)<br />
• Anfallende Hausarbeiten in der Tagesstätte<br />
• Darüber hinaus bieten wir Hilfestellung bei der<br />
Bewältigung des Alltages mit Ämtern und Behörden<br />
• Hilfestellung bei der Benutzung / Besuch von öffentlichen<br />
Einrichtungen<br />
• Hilfestellung im Bereich der Körperhygiene<br />
Die Kommunikation von Alltagsbedürfnissen wie Essen,<br />
Trinken, Körperhygiene, die das Benennen als<br />
auch das Auseinandersetzen mit diesen Bereichen<br />
einschließt, sind elementare Bestandteile im Prozess<br />
der Förderung der Selbstwahrnehmung. Verwahrlosungstendenzen,<br />
vor allem bei allein lebenden psychisch<br />
kranken Menschen kann so entgegengewirkt<br />
werden und ergänzende Hilfeleistungen z.B. Betreutes<br />
Wohnen oder die Organisation einer staatlich gestellten<br />
Betreuung können erkannt und entsprechende Maßnahmen<br />
ergriffen werden. Um eine Fortsetzung der<br />
Maßnahmen auch im häuslichen Umfeld zu erreichen,<br />
ist das Einbeziehen der Bezugspersonen im privaten<br />
Bereich unerlässlich.<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Inhaltliche Arbeit | 7
8 | Inhaltliche Arbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Freizeit- und Neigungsbereich<br />
Viele Besucher offenbaren Schwierigkeiten mit der Gestaltung<br />
ihrer Freizeit. Deshalb bieten wir feste Freizeitangebote<br />
an. Dazu gehören u.a.:<br />
• Diskussionsrunden<br />
• Gesellschaftsspiele<br />
• Ausflüge<br />
• Lesezirkel<br />
• Theater-, Kino- und Konzertbesuche<br />
• Wochenendangebote<br />
• Sportliche Angebote nach individueller Bewegungsmöglichkeit<br />
• Handarbeitszirkel<br />
Ziel ist es, dass die Besucher Interesse an der Gestaltung<br />
ihrer Freizeit entwickeln und in die Lage versetzt<br />
werden, sich auch außerhalb der Tagesstätte eigeninitiativ<br />
mit der sinnvollen Nutzung freier Zeit auseinander<br />
zu setzen und eigenständig ihre Freizeit zu planen.<br />
Dies ist ein wichtiges Ziel beim Entgegenwirken von<br />
Vereinsamungstendenzen und der Realisierung der<br />
Teilnahme am Leben in der Gesellschaft.<br />
Ziel aller in der Tagestätte angebotenen Fördermaßnahmen<br />
auf allen beschriebenen Ebenen ist es, die<br />
Fähigkeiten und Kompetenzen der Besucher zu entwickeln,<br />
zu verbessern und zu erhalten. Dadurch soll das<br />
Fernziel, sich auch außerhalb der Tagesstätte eigeninitiativ<br />
mit der sinnvolle Freizeitgestaltung auseinander<br />
zu setzen ermöglicht werden. Die inhaltliche Arbeit in<br />
der Tagesstätte ist einem stetigen Wandel unterworfen<br />
und wird neuen Erkenntnissen und den Bedürfnissen<br />
der Besucher entsprechend weiterentwickelt und angepasst.<br />
Die hier vorliegende Konzeption stellt die grundlegende<br />
Ausrichtung unserer Arbeit dar und lässt Raum<br />
für weitere kreative Ideen.
Das Betreuungs- und Beratungsteam<br />
Funktion des Beraterteams ist es, das Konzept und die<br />
Arbeit an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen,<br />
die eine Hilfe in der Tagesstätte sichern.<br />
Ebenfalls ist es die Aufgabe des Beraterteams, die persönliche<br />
Entwicklung der Besucher zu überprüfen.<br />
Eventuelle weiterführende Maßnahmen sollen vom<br />
Berater eingeleitet und vorbereitet werden.<br />
Für die Umsetzung der Arbeit und der in der Tagesstätte<br />
geplanten Fördermaßnahmen ist folgendes Personal<br />
geplant:<br />
0,5 Stellen Sozialarbeiter<br />
0,5 Stellen Ergotherapeuten<br />
1 Stelle Alltagsbetreuer<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Das Betreuungs- und Beratungsteam | 9
10 | Zugangsvoraussetzungen und Aufnahmeablauf | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Zugangsvoraussetzungen<br />
und Aufnahmeablauf<br />
Voraussetzungen<br />
Erste Zugangsvoraussetzung ist die Zugehörigkeit zum<br />
Personenkreis.<br />
Des Weiteren sind ein Integrierter Teilhabeplan (ITP),<br />
ein fachärztliches Gutachten sowie eine positive Stellungnahme<br />
der Hilfeplankonferenz notwendig. Da die<br />
Besucher dieser Tagesstätte älter als 65 Jahre alt sein<br />
sollen, ist der örtliche Sozialhilfeträger zuständig.<br />
Für den Verbleib in der Tagesstätte gibt es zurzeit keine<br />
zeitliche Begrenzung, solange ein Arzt diese Maßnahme<br />
befürwortet und der Kostenträger der Maßnahme<br />
und die HPK zustimmen. Der Besuch der Tagesstätte<br />
ist freiwillig und kann auf Wunsch jederzeit beendet<br />
werden.<br />
Schritte zur Aufnahme<br />
Zur Aufnahme neuer Besucher in Tagesstätten hat<br />
sich folgendes Vorgehen etabliert:<br />
• Erstkontakt (telefonisch oder persönlich)<br />
• Erstgespräch durch koordinierende Bezugsperson<br />
mit dem Ziel zu informieren und Probetage<br />
zu vereinbaren<br />
• Probetage<br />
• Gespräch, ob eine Aufnahme in die Tagesstätte<br />
gewünscht wird<br />
• Erstellung eines Integrierten Behandlungs- und<br />
Rehabilitationsplan (ITP) durch die koordinierende<br />
Bezugsperson, Zielformulierungen und<br />
fachärztliche Bescheinigung<br />
• Anmeldung und Vorstellung in der Hilfeplankonferenz<br />
(HPK) und Feststellung des Hilfebedarfs,<br />
Entscheidung über Platzvergabe durch die HPK<br />
• Aufnahme in die Tagesstätte nach positiver<br />
Stellungnahme der Hilfeplankonferenz mit einer<br />
dreimonatigen Probezeit, die sowohl für den<br />
Klienten als auch für die Tagesstätte gilt<br />
• Vereinbarung der Regeln und Pflichten innerhalb<br />
der Einrichtung, kontinuierliche Weiterführung<br />
ggf. Erweiterung des ITP<br />
• Weiterhin müssen auch Voraussetzungen bei<br />
den Besuchern vorliegen:<br />
• Freiwilligkeit – Die Besucher sollten selbst eine<br />
Tagesstätte<br />
• besuchen wollen<br />
• Motivation – Die Besucher sollten nach einer<br />
Eingewöhnungsphase eigene Ziele und Wünsche<br />
äußern können<br />
• Belastbarkeit – Auf ein ausgewogenes Verhältnis<br />
zwischen den<br />
Anforderungen der Tagesstätte und der Möglichkeit<br />
der Bewältigung des Besuchers ist zu achten<br />
• Verlässlichkeit – Die Besucher sollten sich an<br />
minimale<br />
Verbindlichkeiten halten können und Absprachen<br />
einhalten, um einen funktionierenden Tagesablauf<br />
zu gewährleisten.<br />
Die laufenden Kosten der Tagesstätte werden vom<br />
örtlichen Träger übernommen. Im Einzelfall können<br />
auch andere Kostenträger zuständig sein.<br />
Für das tägliche Mittagessen müssen 2,- € zugezahlt<br />
werden. Die Tagesstätte bietet einen kostenlosen Hol-<br />
und Bringdienst, um jedem den Besuch der Tagesstätte<br />
zu ermöglichen. Für die Zeit in der Tagesstätte gelten<br />
die Zielvereinbarungen des ITP, die mit den Besuchern<br />
getroffen wurden. Selbstverständlich ist dabei auf<br />
den jeweiligen Gesundheitszustand der Besucher zu<br />
achten.
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Zugangsvoraussetzungen und Aufnahmeablauf | 11<br />
ITP (Integrierter Teilhabeplan)<br />
Der ITP ist das wichtigste Instrument bei der Aufnahme<br />
und Planung des Förderprozesses. Alle förderungsrelevanten<br />
Daten werden hier dokumentiert.<br />
Dies beinhaltet:<br />
• Die gesundheitliche und psychische Verfassung<br />
des Besuchers bei Aufnahme in die Tagestätte<br />
• Die Vorstellung des Besuchers über seinen Zustand<br />
und seine Ziele, die er erreichen möchte<br />
• Förderziele<br />
• Ergebnisse aus vergangenen Zielen<br />
• Perspektivische Arbeit<br />
Im Verlauf des Verbleibes wird der Plan fortgeschrieben.<br />
Förderziele werden in Zusammenarbeit mit den<br />
Besuchern, im Bedarfsfall unter Einbeziehung der Angehörigen,<br />
neu definiert und Fördermaßnahmen festgelegt.<br />
Der Entwicklungsverlauf der Besucher wird auf<br />
diesem Weg deutlich, und eine Planung des weiteren<br />
Rehabilitationsverlaufes kann erfolgen.
12 | Symbiosen und Zusammenarbeit | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Symbiosen und Zusammenarbeit<br />
Seit 1996 sammeln wir Erfahrungen in der Arbeit mit<br />
psychisch kranken und seelisch behinderten Menschen<br />
in der Tagesstätte und in ambulanten Betreuungen.<br />
Eine ergebnisorientierte Zusammenarbeit der beiden<br />
bestehenden Tagesstättenteams ist bereits Bestandteil<br />
der Arbeit in diesem Bereich. Diese wird vor allem gelebt<br />
durch gemeinsame Teambesprechungen und zwischenzeitlichen<br />
kollegialen Austausch auf kurzen Wegen.<br />
Höhepunkte des Jahres stellen dabei die gemeinsame<br />
Weihnachtsfeier und das jährlich stattfindende<br />
Grillfest dar.<br />
Erweitert wird dieses Netzwerk durch Symbiosen im<br />
Bereich des Betreuten Wohnens und der Nutzung des<br />
Cafe Wunderbars. Auch in diesem Bereich angebotene<br />
Freizeitangebote sind für unsere Personengruppe<br />
ebenfalls nutzbar und umgekehrt. Genannt sind hier<br />
konkret die Umsetzung des gemeinsamen Wochenendprogrammes,<br />
bei dem Spielnachmittage, Kino- und<br />
Konzertbesuche, gemeinsame Ausflüge, Sportangebote<br />
wie Wandern und Nordic Walking, Schwimmen, Vorlesekreise,<br />
Singkreis und Bastelangebote etc. angeboten<br />
werden.<br />
Die Nähe zum Baustein Betreutes Wohnen in ungezwungenem<br />
Rahmen bietet zusätzliche Vorteile, da<br />
hier durch Austausch und Kontakte ergänzende Hilfsangebote<br />
für die Tagesstättenbesucher einsehbar werden.<br />
Hervorragende Möglichkeiten bei der Planung von Aktivitäten<br />
mit gastronomischen Anteilen bietet das Cafe<br />
Wunderbar.<br />
Durch die Nutzung der Räumlichkeiten und angebotene<br />
Hilfestellung bei der Planung von Feierlichkeiten mit<br />
allen gewünschten Anteilen sind gesellschaftliche Aktivitäten<br />
möglich, die sonst nur mit entsprechendem finanziellem<br />
Hintergrund gangbar wären. Das Kontaktnetz<br />
zu sonstigen Bezugspartnern aus dem häuslichen<br />
Umfeld (z.B. Angehörige, Bekannte und behandelnde<br />
Ärzte) unserer Besucher rundet unser Netzwerk ab.<br />
Unsere Mitgliedschaft im Gemeindepsychiatrischen<br />
Verbund (GPV) ermöglicht trägerübergreifenden Austausch<br />
und Absprachen auf allen Ebenen.
Träger und Rechtsform<br />
Träger unserer Tagesstätte ist eine gemeinnützige Gesellschaft<br />
mit beschränkter Haftung, die aus der Aufgabenstruktur<br />
des Diakonischen Werkes <strong>Fulda</strong> entstanden<br />
ist.<br />
Das „<strong>Diakonie</strong>zentrum für psychisch Kranke in <strong>Fulda</strong><br />
gGmbH“ ist eine Einrichtung des Evangelischen Kirchenkreises<br />
<strong>Fulda</strong>. Er ist im Gesellschaftsvertrag als<br />
alleiniger Gesellschafter eingetragen.<br />
Die Rechtsform der Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
ist nicht nur aus haftungsrechtlichen Gründen gewählt<br />
worden. Auch Gründe der Finanzierung, der Verkürzung<br />
der Entscheidungswege sowie der Flexibilität<br />
in den Entscheidungen waren Grund für diese Wahl.<br />
Die gewählte Rechtsform beschränkt die Haftung ausschließlich<br />
auf die Höhe des einmalig durch den Kirchenkreis<br />
geleisteten Stammkapitals.<br />
Jedes Jahr legen wir, wie auch im Handelsgesetzbuch<br />
vorgeschrieben, unserem Gesellschafter Rechenschaft<br />
ab.<br />
Konzept Tagesstätte für ältere Menschen | Träger und Rechtsform | 13
14 | Motivation des Trägers | Konzept Tagesstätte für ältere Menschen<br />
Motivation des Trägers<br />
Das <strong>Diakonie</strong>zentrum für psychisch Kranke in <strong>Fulda</strong><br />
wird getragen vom Leitbild <strong>Diakonie</strong> der Evangelischen<br />
Kirche von Deutschland.<br />
„<strong>Diakonie</strong> –stark für Andere“<br />
Bei unserer Arbeit achten wir die Würde des Menschen<br />
und nehmen dabei den Einzelnen wahr.<br />
Wir sind aus lebendiger Tradition innovativ und nutzen<br />
unsere Erfahrungen zur kreativen Entwicklung vielfältiger<br />
Hilfeformen, um auch weiterhin in einer sich verändernden<br />
Welt wirksam zu helfen.<br />
Betreuung und Beratung sind wesentlicher Teil des<br />
seelsorgerlichen Auftrages der Gemeinde Jesu an den<br />
Mühseligen und Beladenen. Letztes umfassendes Ziel<br />
kirchlichen Handelns ist, unter den Menschen die Liebe<br />
zu Gott und dem Nächsten zu mehren. So sind Menschen,<br />
die in unserer Einrichtung betreut werden, oft<br />
vereinsamt und außerstande, aus eigenem Antrieb<br />
Kontakte zu unterhalten, die zur Befriedigung der zwischenmenschlichen<br />
Bedürfnisse verhelfen. Hier setzt<br />
unsere Betreuung an, indem sie den Menschen hilft,<br />
sich selbst, den Nächsten und so auch Gott wieder<br />
lieben zu können.<br />
Jesus selbst hat den Auftrag an die Jünger, in deren<br />
Nachfolge wir stehen, erteilt, „die Kranken zu heilen“<br />
(Mt. 10,8). Die Beratung und Betreuung orientiert sich<br />
hier an dem Heilsbegriff als eines Heiles an Leib, Seele<br />
und Geist eines ganzen Menschen, der von Gott zur in<br />
ihm angelegten Fülle berufen ist und so offen und liebend<br />
mit anderen Menschen zusammenleben kann.<br />
Solches Heil kann in verschiedenen Situationen sehr<br />
verschieden aussehen, es muss eingebunden in die<br />
jeweilige menschliche Geschichte gesehen werden.<br />
Heil ist also kein abstraktes Gut, sondern die konkrete<br />
Begegnungsform mit der individuell nötigen Hilfe. Ganz<br />
plakativ gesprochen bedeutet Heil für den Hungernden<br />
zuerst, dass er zu essen bekommt; für den chronisch<br />
psychisch Kranken z.B., dass ihm ein geschützter<br />
Raum angeboten wird, in dem er Beziehungen neu<br />
erlernt und pflegen kann und sein Alltag so begleitet<br />
wird, dass ein würdiges Leben ermöglicht werden kann.<br />
Die Tagesstätte orientiert sich an diesem Verständnis<br />
von Heil. Sie setzt bei der konkreten Not der einzelnen<br />
Besucher an und sucht mit ihnen zusammen nach Lösungen<br />
und Wegen, arbeitet also klientenzentriert, lösungs-<br />
und prozessorientiert. Auch Jesus setzte mit<br />
seiner Hilfe da ein, wo er die aktuelle Not des Menschen<br />
sah. Weltanschauungen, religiöse Positionen<br />
oder Vorleistungen traten dabei in den Hintergrund,<br />
was auch dem Handlungsbild der Tagesstätte entspricht.<br />
Für die Tagesstätte für psychisch Kranke bedeutet das,<br />
sich auf ihre speziellen Aufgaben zu konzentrieren. Sie<br />
will dabei ihre christliche Motivation und Einstellung<br />
nicht verleugnen, soll aber auch Verkündigung nicht mit<br />
Beratung und Betreuung vermischen. Je klarer sich<br />
dazu bekannt wird, dass beides, Verkündigung und<br />
betreuendes, beratendes Handeln, Funktionen derselben<br />
Kirche sind, umso lebendiger kann auch aus dem<br />
Zusammenwirken der verschiedenen Aufgaben in Kirchengemeinde<br />
und diakonischen Stellen die Ganzheit<br />
kirchlichen Handelns erwachsen.<br />
Als kirchliche Dienstgemeinschaft unterstützen wir einander<br />
in unserer täglichen Arbeit, schaffen Vertrauen<br />
und fördern Eigeninitiative und fachliche Kompetenz.<br />
Konflikte nutzen wir als Chance, um unsere Arbeit zu<br />
verbessern. Als freier Wohlfahrtsverband sind wir Teil<br />
des Sozialsystems. Unser Handeln ist aber auch eingebunden<br />
in den Auftrag der Evangelischen Kirche,<br />
und so verstehen wir unser Handeln als gelebten Glauben.
MENSCH<br />
LICHKEIT<br />
BRAUCH<br />
TUNTERS<br />
TÜTZUNG.
<strong>Diakonie</strong>zentrum<br />
für psychisch Kranke in <strong>Fulda</strong> gGmbH<br />
Heinrich-von-Bibra-Platz 14<br />
36037 <strong>Fulda</strong><br />
Telefon: 06 61 / 83 88 200<br />
Fax: 06 61 / 83 88 205<br />
info@diakonie-fulda.de<br />
www.diakonie-fulda.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Daniel Weiss<br />
Handelsregister <strong>Fulda</strong> (HRB1425)<br />
Sitz der Gesellschaft: <strong>Fulda</strong>