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Verena Redmann - kd-kunst

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<strong>Verena</strong> redmann<br />

„eine Möhre MuSS Charakter haben“<br />

<strong>Verena</strong><br />

<strong>Redmann</strong><br />

„Mit Meinen ZeiChnungen<br />

MöChte iCh die ÄSthetik<br />

dieSer PflanZen würdigen.“<br />

für natur und umwelt<br />

Seite 108 Seite 109


<strong>Verena</strong> redmann<br />

Motive Gemüse und obst<br />

teChnik farbstiftzeichnunGen<br />

„Eine Möhre muss<br />

Charakter haben“<br />

„Ich zeichne, was ich gerne esse“, bekennt <strong>Verena</strong><br />

<strong>Redmann</strong> und zeigt auf das Bild einer kleinen<br />

Radieschenarmee, die, ein Knöllchen neben dem<br />

anderen, in zwei Reihen stramm steht. „Die waren<br />

eigentlich für unser Abendessen bestimmt. Doch als<br />

sie frisch gewaschen mit gekappten Blättern und gestutzten<br />

Stielen in Reih und Glied auf dem Küchentisch<br />

lagen, sahen sie so hübsch aus, dass ich beschloss,<br />

sie zu zeichnen, anstatt sie zu verspeisen.“<br />

Wir stehen im Arbeitszimmer der Künstlerin und<br />

betrachten ihre Bilder. Manche sind noch nicht fertig,<br />

zu anderen gibt es Geschichten zu erzählen, etwa<br />

warum der Holunderzweig wunderschöne dunkle<br />

Beeren trägt, das Laub aber nicht farbig ist: „Während<br />

die Früchte reifen, verlieren die Blätter an Farbe,<br />

und ich mochte dieses stumpfe Grün nicht, auch<br />

wenn es botanisch korrekt gewesen wäre.“<br />

Hätte sie nicht ein schöneres Grün aufs Papier zaubern<br />

können?<br />

„Nein!“ Die Künstlerin ist entsetzt. „Das lässt die<br />

Botanik nicht zu!“<br />

Anders bei den Blättern der Prunkbohne. „Das<br />

Grün hat mir gefallen, denn es ist vielschichtig mit<br />

gelben, blauen, braunen und violetten Anteilen. Das<br />

zu zeichnen war eine Freude.“<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong>s Schreibtisch steht gleich neben<br />

dem Fenster. Helles Tageslicht von links, ein absolutes<br />

Muss für die exakte Wiedergabe des botanischen<br />

Objekts mit spitzem Bleistift. Energisch zieht sie das<br />

Zeichenbrett zu sich heran. Da prangt ein Radieschen<br />

auf dem Papier – dick, rund und zur Hälfte<br />

schon radieschenrot. Die Künstlerin will mir demonstrieren,<br />

wie sie dieses kräftige Rot mit all seinen<br />

Schattierungen erzeugt. Sie greift in eine Blechdose<br />

mit der Aufschrift „Radieschen“ und zieht einen der<br />

etwa 25 unterschiedlich roten Farbstifte heraus.<br />

Sie wird sie alle brauchen, um die Farbschattierungen<br />

des kleinen Rettichs hinzubekommen.<br />

„Das lernt man erst mit der Zeit.<br />

Dann merkt man, dass mit jeder neuen Schicht<br />

die Farbtöne perfekter ineinanderfließen.<br />

Irgendwann fängt es dann an zu flirren und<br />

man hat eine wunderbare Tiefe.“<br />

Fast berührt ihre Nase das Zeichenbrett, so nah muss<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> wegen ihrer Weit- und gleichzeitigen<br />

Kurzsichtigkeit mit den Augen an das Zeichenpapier<br />

herangehen. Kreisend bewegt sie den jewei-<br />

ligen Farbstift Millimeter für Millimeter vorwärts.<br />

Immer wieder wechselt sie den Stift, um eine andere<br />

Farbnuance aufzutragen. Bei großen Zeichnungen<br />

verbraucht sie manchmal 30 Farbstifte und mehr.<br />

Es ist eine Sisyphus-Aufgabe, die nicht ganz glatte<br />

Oberfläche der Knolle authentisch aufs Papier zu<br />

bringen. Selbst ein so kleines Radieschen zu zeich-<br />

für natur und umwelt<br />

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<strong>Verena</strong> redmann<br />

„eine Möhre MuSS Charakter haben“<br />

nen dauert etwa zwei Tage. „Jede Frucht hat Poren<br />

und eine ganz eigene Oberfläche. Sie kann glatt,<br />

auch spiegelglatt, rau, weich oder hart sein, wie Pergamentpapier,<br />

samtig, behaart oder stachlig. Dadurch<br />

entstehen auch auf der winzigsten Oberfläche<br />

Licht und Schatten, helle und dunklere Partien sowie<br />

die unterschiedlichsten Farbschattierungen. Das will<br />

ich mit den Farbstiften einfangen. Der Betrachter<br />

soll glauben, die Oberfläche zu fühlen.“<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> liebt kleine Objekte. Sie habe keinen<br />

Blick fürs Große, sagt sie, immer seien es die<br />

kleinen Dinge, die ihre Aufmerksamkeit erregten.<br />

Deshalb muss sie oft eine Lupe benutzen, um die<br />

winzigen Details ihrer Modelle zu erkennen und<br />

detailgetreu wiederzugeben. Häufig zeichnet sie<br />

die Objekte 1:1, aber sie vergrößert sie auch, denn<br />

„manchmal kann man die Schönheit besser in der<br />

Vergrößerung zeigen“.<br />

Die Schönheit einer Möhre, einer Erbse oder einer<br />

Zwiebel? Wie meint sie das?<br />

Man müsse genau hinsehen, um dahinter zu kommen.<br />

Je genauer, desto interessanter werde ein Gemüse,<br />

meint sie.<br />

„Dann sieht man, wie unterschiedlich<br />

Möhren sein können, wie individuell.<br />

Irgendeine Möhre zu malen, ist langweilig.<br />

Es muss eine Möhre mit Charakter sein!“<br />

Diese liebevolle Hinwendung zum Profanen und<br />

Nützlichen gab es früher nicht. Da wurden vor allem<br />

Zierpflanzen gemalt, die extravaganten, raren und<br />

exotischen Schönheiten. Gemüse wurde allenfalls für<br />

die Verkaufskataloge der Samenhändler gezeichnet.<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> hat das Zeichnen am Reißbrett gelernt.<br />

Grundrisse, Aufrisse, Schnitte und Perspektivdarstellungen<br />

gehörten zu ihrer Ausbildung zur Bautechnikerin.<br />

Sie war auf großen Baustellen unterwegs.<br />

„Das war ein Männerleben. Einmal in der Woche<br />

kam ich nach Hause und am Wochenende.“ Das war<br />

nicht familiengeeignet, und als die beiden Kinder<br />

geboren wurden, war’s aus mit dem Beruf.<br />

Dafür kam das Gemüse ins Spiel, denn die Babynahrung<br />

wurde selbst gekocht. „Da schleppte ich nun das<br />

Biogemüse heran, kochte und zerquetschte es und<br />

zerstörte die Schönheit. Dabei bekam alles eine Einheitsfarbe.<br />

Dann mischte ich noch etwas Kartoffelbrei<br />

drunter und das Ganze war völlig unansehnlich.“<br />

Dabei ist <strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> in Farben verliebt. Vermutlich<br />

hat sie deshalb eines Tages ihre erste möhrenrote<br />

Möhre gemalt. Zum Geburtstag überraschte<br />

ihr Mann sie dann mit einem Satz Farbstifte. Und als<br />

die Jüngste schließlich in den Kindergarten kam,<br />

konnte sie endlich ernsthaft mit dem Botanischen<br />

Zeichnen beginnen.<br />

Auch nach Windeln und Babybrei ist es bei der Vorliebe<br />

für Gemüse geblieben, denn die Schönheit von<br />

Kohl und Kohlrabi, Rettich und Rübe hatte es der<br />

Künstlerin schon immer angetan. Sie war fasziniert<br />

von den auffälligen Formen und der sinnlichen Farbigkeit.<br />

Schade nur, dass kaum noch jemand das Gemüse<br />

selbst anpflanzt oder es wenigstens zubereitet.<br />

Zerkleinert, tiefgefroren oder vorgekocht kommt es<br />

ins Haus.<br />

„Unsere Lebensumstände haben sich<br />

so verändert, dass wir den Bezug zu unseren<br />

Nahrungsmitteln verlieren und die Schönheit<br />

der Gemüse kaum wahrnehmen.“<br />

Wer weiß noch, wie attraktiv die Blüten der Dicken<br />

Bohnen aussehen? Oder die kugeligen Samenstände<br />

der Porreestangen? Kaum jemand hat mal ein Radieschen<br />

blühen und in Saat schießen sehen. „Mit<br />

meinen Zeichnungen möchte ich die Ästhetik dieser<br />

Pflanzen würdigen“, sagt <strong>Redmann</strong>.<br />

für natur und umwelt<br />

oben reChtS<br />

Alle diese Blautöne werden für die<br />

Weintraube gebraucht.<br />

oben linkS<br />

Die Lupe hilft,<br />

jede Farbschattierung zu zeichnen.<br />

vorige Seite<br />

„Acht Radieschen, Raphanus sativus var. sativus“,<br />

Farbstift auf Papier, 2010,<br />

29 × 39 cm.<br />

gegenüberliegende Seite oben<br />

Das Licht muss den Arbeitsplatz<br />

optimal ausleuchten<br />

gegenüberliegende Seite unten<br />

Im Gemüsebeet wachsen die Zeichenvorlagen heran.<br />

Seite 112 Seite 113


<strong>Verena</strong> redmann<br />

„eine Möhre MuSS Charakter haben“<br />

gegenüberliegende Seite<br />

„Apfel ‘Royal Gala’, Malus domestica“,<br />

Farbstift auf Papier, 2010,<br />

16 × 24 cm.<br />

unten<br />

„Küchenzwiebel ‘Stuttgarter Riesen’ Allium cepa“,<br />

Farbstift auf Papier, 2011,<br />

40 × 30 cm.<br />

Warum aber die aufwendige Technik der Farbstiftzeichnung?<br />

„Sie erlaubt mir, langsam, in meinem eigenen Tempo<br />

zu malen. Die Stifte kann ich jederzeit zur Seite<br />

legen und innehalten, um der Form, der genauen<br />

Farbe oder der Oberflächenstruktur nachzuspüren.“<br />

Darüber hinaus gibt es noch einen ganz praktischen<br />

Grund. „Ich hatte ja die kleinen Kinder und musste<br />

dauernd meine Arbeit unterbrechen. Beim Aquarellmalen<br />

ist das ein Problem, nicht bei den Farbstiften.<br />

Die lege ich einfach ab und fange wieder an, wo ich<br />

aufgehört habe. Ich konnte also jede freie Minute<br />

zum Zeichnen nutzen.“<br />

Die heute 60-Jährige lebt mit ihrer Familie in Nottuln,<br />

einem kleinen Ort bei Münster. Wegen der<br />

Kinder ist das Ehepaar aus der Stadtwohnung ins<br />

Reihenhaus in ländlicher Umgebung gezogen. Im<br />

kleinen Garten hat sie ein Gemüsebeet angelegt.<br />

Eigentlich hat sie mit Gartenarbeit nichts am Hut,<br />

doch das Beet ist ihr ungeheuer wichtig. Denn hier<br />

zieht sie das Gemüse, das sie zeichnen will.<br />

Zuvor aber möchte sie die Pflanzen während einer<br />

Wachstumsperiode studieren – von der Aussaat bis<br />

zum Verwelken. „Nur so kann ich meine Objekte<br />

kennenlernen und gut Freund mit ihnen werden.<br />

Vor allem muss ich die Blätter, Blüten und Früchte<br />

immer wieder zwischen die Finger nehmen können.<br />

Nur so kann ich malen, wie es sich anfühlt, die<br />

Pflanze anzufassen.“<br />

Einige Jahre wuchs das zeichnerische Talent ganz<br />

im Verborgenen. Da gab es zwar den befreundeten<br />

Kunstprofessor, der <strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong>s Anstrengungen<br />

mit kritischem Blick begleitete und korrigierte.<br />

„Ansonsten war es schwer hier, ganz allein in der<br />

Provinz. Ich hatte keine Ansprechpartner, keine<br />

Kollegen, an deren Arbeiten ich mich hätte messen<br />

können. Es gab keine Fortbildungsmöglichkeiten.<br />

Mir blieb nur die gut bestückte Münsteraner Stadtbibliothek.“<br />

Dann erschien im Jahr 2000 in der Zeitschrift Architektur<br />

& Wohnen ein Artikel über die bekannte Londoner<br />

Kunstsammlerin Shirley Sherwood, die sich der<br />

modernen Botanischen Malerei verschrieben hat,<br />

und <strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> las mit Erstaunen und wachsender<br />

Freude von einer höchst lebendigen angelsächsischen<br />

Szene von Pflanzenkünstlern. „Mit diesem<br />

Artikel hat mein botanisches Leben eigentlich<br />

begonnen, denn mir wurde klar, dass ich mit meiner<br />

Kunst nicht alleine war. Das macht Mut!“ <strong>Verena</strong><br />

<strong>Redmann</strong> nahm Kontakt auf zur gestrengen britischen<br />

Society of Botanical Artists (s.S. 52) und zur American<br />

Society of Botanical Artists. Bei der wurde sie dann<br />

auch Mitglied und reist seither jedes Jahr zu den<br />

Kongressen in die USA und kann sich an der par-<br />

allel verlaufenden Ausstellung berauschen, in der<br />

Künstler aus aller Welt ihre Werke zeigen. „Um daran<br />

teilzunehmen, muss man sich bewerben. Wird<br />

man tatsächlich angenommen, weiß man: Jetzt habe<br />

ich einen bestimmten Standard erreicht.“<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> hat den Aufstieg in diese inter-<br />

nationale Liga geschafft. Und sie ist stolz darauf. Sie<br />

selbst zählt sich zu den eher traditionellen Künstlern<br />

in der aktuellen Szene der Botanischen Kunst. Sie<br />

legt Wert auf die wissenschaftliche Exaktheit ihrer<br />

Zeichnungen. Sie platziert ihre Objekte vor einem<br />

neutralen, weißen Hintergrund. Auch die Farbe<br />

muss genau stimmen. Und doch erlaubt sie sich<br />

Freiheiten. Es sind die unkonventionellen Bildausschnitte,<br />

die sofort auffallen.<br />

Da drängt sich die Küchenzwiebel<br />

‘Stuttgarter Riese’ stark vergrößert von links<br />

ins Bild, nur halb ist sie zu sehen,<br />

die andere Hälfte bleibt im Nirgendwo.<br />

Ähnlich der rotschalige Apfel ‘Royal Gala’. Der<br />

sitzt stark angeschnitten rechts unten in der Ecke<br />

und streckt seinen ungewöhnlich langen, geraden<br />

Stiel durchs Bild. „Der Stiel war für mich das eigentlich<br />

Interessante an diesem Supermarkt-Apfel“, sagt<br />

<strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong>. „Dieser Stiel unterscheidet meinen<br />

Apfel von hunderttausend anderen.“<br />

Solch eigenwillige Gewichtungen individueller<br />

Merkmale sind in der Botanischen Malerei eigentlich<br />

tabu, ein spontaner, dem Lustprinzip gehorchender<br />

und persönlicher Blick widerspricht dem wissenschaftlichen<br />

Auftrag, eine möglichst typische Pflanze<br />

mit allen für die Art charakteristischen Merkmalen<br />

abzubilden, damit man sie eindeutig identifizieren<br />

kann. <strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> stellt dagegen nur die eine<br />

Zwiebel dar, die sie tatsächlich vor Augen hat.<br />

„Ich male ja nicht wie bei den Entdeckungsfahrten<br />

vergangener Jahrhunderte etwas ganz Neues. Erbsen<br />

und Möhren, Sellerie und Gurken – meine Motive<br />

sind doch alle schon zigmal gezeichnet worden.<br />

für natur und umwelt<br />

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<strong>Verena</strong> redmann<br />

„eine Möhre MuSS Charakter haben“<br />

gegenüberliegende Seite linkS<br />

„Etagenzwiebel, Allium cepa var. proliferum“,<br />

Farbstift auf Papier, 2008,<br />

22 × 30 cm.<br />

gegenüberliegende Seite reChtS<br />

Skurril sehen die Zwiebeln<br />

mit mehreren Etagen Brutzwiebeln aus.<br />

unten reChtS<br />

„Dicke Bohne ‘Osnabrücker Markt’, Vicia Faba“,<br />

Farbstift auf Papier, 2011,<br />

32 × 43 cm.<br />

unten linkS<br />

Die Blüte der Dicken Bohne<br />

ist auch fürs Blumenbeet geeignet.<br />

Mich interessiert die individuelle Pflanze mit ihren<br />

besonderen Merkmalen.“<br />

Neuerdings hat <strong>Redmann</strong> sich den alten, regionalen<br />

und vom Aussterben bedrohten Gemüsesorten zugewandt.<br />

„Natürlich wusste ich, dass es gefährdete,<br />

schützenswerte Pflanzen wie das Edelweiß gibt.<br />

Aber Gemüse? Das wusste ich nicht.“<br />

Als aufmerksame Beobachterin ihrer ländlichen Umgebung<br />

fiel ihr allerdings auf, dass die Gemüsegärten<br />

an den Häusern verschwanden und stattdessen öde<br />

Rasenflächen das Terrain eroberten.<br />

Sie tauchte ein in die Literatur übers Gemüse, über<br />

regionale Sorten und den sogenannten Münsterländer<br />

Gemüsegarten. Sie lernte, dass es Erbsensorten<br />

für trockene und feuchte Böden gibt, Bohnen, die<br />

viel Regen vertragen, und solche, die mit wenig auskommen.<br />

Und wer auf Nummer sicher gehen wollte,<br />

der baute beide Sorten an, um auf jeden Fall<br />

etwas ernten zu können.<br />

Damit hat <strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> ihr neues Thema gefunden.<br />

‘Ochsenherz’ heißt eine sehr wohlschmeckend<br />

süße Karotte, die kurz, stumpf und mit breiten<br />

Schultern auch in Münsterländer Beeten steht.<br />

Oder die Puffbohne ‘Osnabrücker Markt’, die<br />

früher fast in jedem Garten der Region wuchs.<br />

Heute findet man das Saatgut nur noch in gut sortierten<br />

Spezial geschäften.<br />

Zum Glück gibt es in der Nähe das Biologische Zentrum<br />

in Lüdinghausen. Hier ist die Malerin ein gern<br />

gesehener Gast. Wenn sie kommt, um die Raritäten<br />

zu studieren, darf sie oft ein paar Setzlinge für ihr eigenes<br />

Gemüsebeet mitnehmen. In den Schaubeeten<br />

findet sie die wiederentdeckten historischen Sorten.<br />

„Kennen Sie die Stacheltomate, ein weiß blühendes<br />

Nachtschattengewächs aus Mexiko?“, fragt sie mich.<br />

„Die ganze Pflanze, Stängel, Blätter, Knospen und<br />

Hüllblätter der Früchte sind von Stacheln überzogen.<br />

Ich habe noch nie eine so wehrhafte Pflanze<br />

gesehen!“<br />

für natur und umwelt<br />

In Lüdinghausen findet <strong>Verena</strong> <strong>Redmann</strong> auch ihre<br />

Modelle für die Serie „Münsterländer Gemüsegarten“,<br />

an der sie seit einem Jahr arbeitet. „Ich zeichne<br />

nun nicht mehr nur, was ich gern esse. Jetzt will ich<br />

die vom Aussterben bedrohten Gemüsesorten für die<br />

Nachwelt dokumentieren. Stellen Sie sich vor, da<br />

hängt dann ein ganzer Gemüsegarten an der Wand.<br />

Wäre das nicht schön?“<br />

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