baff - Waldkindergarten Landshut
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Landesverband<br />
4 <strong>baff</strong><br />
<strong>baff</strong><br />
4-2004<br />
4-2004<br />
Rote Rote Kreuz Kreuz<br />
Das zu<br />
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<strong>Waldkindergarten</strong><br />
<strong>Waldkindergarten</strong><br />
<strong>Landshut</strong>er <strong>Landshut</strong>er<br />
Wird er mit Tatü-Tata in den Wald<br />
kommen? Diese Frage quälte die<br />
Waldkinder schon seit Tagen. Heute<br />
endlich ist es soweit: Ein echter<br />
Krankenwagen besucht sie im Kindergarten!<br />
Die Aufregung ist groß,<br />
das Hallo auch, als die Ersten etwas<br />
Orange und Weiss zwischen<br />
den Bäumen aufblitzen sehen. Keiner<br />
aber ist enttäuscht, dass der<br />
Sanka mit Rücksicht auf die Fauna<br />
ziemlich ruhig heranfährt.<br />
Für Petra Adamski, Leiterin<br />
des Sachgebiets Ausbildung<br />
beim BRK <strong>Landshut</strong> und Ret<br />
tungssanitäter Johannes<br />
Winter ist es erst der zweite<br />
Einsatz dieser Art. Die Nervosität beruht<br />
also auf Gegenseitigkeit. Krankenwagen<br />
angucken konnten <strong>Landshut</strong>er Kindergartenkinder<br />
zwar schon oft. Heute aber<br />
sollen die Waldkinder auf Wunsch ihrer<br />
Erzieherin Sabine Maier auch etwas<br />
über Erste Hilfe erfahren.<br />
Petra Adamski hat ihre Bildergeschichte<br />
abends zuvor noch auf große Kartons<br />
gedruckt und von Hand koloriert,<br />
denn auf den gewohnten<br />
Tageslichtprojektor muss sie im<br />
Wald verzichten. Im gemütlichen<br />
Rund des Brotzeitplatzes erzählt<br />
sie von den Bärenkindern Faxi<br />
und Flori, die miteinander spielen.<br />
Flori verletzt sich dabei, aber<br />
Faxi kann helfen: Sie tröstet Flori,<br />
holt ein Pflaster und sucht Hilfe<br />
bei Erwachsenen.<br />
Jetzt dürfen die Kinder der Reihe<br />
nach am mitgebrachten Telefon<br />
einen richtigen Notruf üben. „Selber<br />
machen ist natürlich immer<br />
interessanter“, weiss Petra<br />
Adamski. Selbst die Kleinsten<br />
wählen konzentriert die 110.
Aber als Petra und Johannes bunte<br />
Heftpflaster verteilen, trauen sich einige<br />
nicht gleich, dem Gegenüber<br />
„eine zu kleben“. Petra bringt Faxi<br />
und Flori, die zwei Teddies. Bei den<br />
Kuscheltieren fallen tatsächlich alle<br />
Hemmungen und schließlich wird<br />
sogar Johannes von Kopf bis Fuss<br />
zugepflastert. „So können wir den<br />
Kindern auf ganz einfache Art das<br />
Gefühl vermitteln, dass sie helfen<br />
können“, erklärt die BRK-Ausbildungsleiterin.<br />
Dorian möchte unbedingt mal die<br />
rote Sanitäterjacke mit den schicken<br />
Reflektorstreifen anprobieren, aber<br />
angesichts der kühlen Witterung ist<br />
Johannes zu keinerlei Verhandlungen<br />
bereit. Dafür wehrt er sich nicht,<br />
als einige Jungs testen wollen, wie<br />
widerstandsfähig Stahlkappenstiefel<br />
wirklich sind. Und der Rettungssanitäter<br />
hat noch einen Trumpf zur<br />
Hand: Den Krankenwagen.<br />
Die Rettungstrage mit ihrer Vakuummatratze<br />
zum Ruhigstellen der Patienten hat es den Kindern<br />
besonders angetan. Damit können sie<br />
ihre Körperumrisse erfassen und mit denen<br />
der anderen vergleichen. Mit dem Rollstuhl<br />
und viel Gelächter geht es auf dem holprigen<br />
Waldweg auf und ab. Johannes staunt, was die<br />
Kinder schon alles über seine Gerätschaften<br />
wissen: Blutdruckmessgerät, Stethoskop,<br />
sogar der Beatmungsbeutel - alles schon bekannt!<br />
Aber bei Johannes und Petra selbst den<br />
Herzschlag abhören dürfen, das ist schon etwas<br />
ganz Besonderes! Am Schluss stecken<br />
alle kichernd unter einer goldenen Rettungsdecke.<br />
Nach dem aufregenden Kurs bleiben<br />
Petra und Johannes noch auf ein<br />
Schwätzchen zur Brotzeit. Jetzt können<br />
ihnen die Kinder Neues erzählen: über ihr Leben<br />
im Wald. Der Abschied fällt schwer, auch<br />
wenn es für jeden ein Päckchen mit Verbandmaterial<br />
zum Üben und eine echte Urkunde<br />
zum bestandenen „Trau Dich“-Kurs gibt.<br />
Johannes spielt noch etwas auf dem von den<br />
Waldkindern gebastelten Klangstab-Klavier.<br />
„Voll cool“ findet er das. Und als der Rettungswagen<br />
noch einmal zum Gruß mit seinem<br />
Blaulicht blinkt, bevor er endgültig im Wald<br />
verschwindet, sind sich alle einig: „Keiner ist<br />
zu klein, um Helfer zu sein!“<br />
Text: Barbara Weidmann<br />
Fotos: Barbara<br />
Weidmann und<br />
Dorothea Firck<br />
<strong>Waldkindergarten</strong> - was ist das?<br />
Im Wald- oder Naturkindergarten halten sich die Kinder die ganze Zeit<br />
und bei jedem Wetter im Freien auf. Für Extremfälle steht ihnen<br />
allerdings ein Schutzraum, in der Regel ein Bauwagen, zur Verfügung.<br />
Waldkinder machen alles, was Kinder in „normalen“ Kindergärten auch<br />
tun, nur eben warm verpackt an der frischen Luft. Viel Bewegung und<br />
gemeinsames Spiel mit natürlichen Materialien statt vorgefertigter Spielsachen<br />
sollen Motorik, Intelligenz, Konzentrations- und Kommunikationsfähigkeit<br />
gleichermaßen fördern. Studien haben gezeigt, dass Waldkinder im Vergleich<br />
gesünder, ausgeglichener und selbstbewußter sind. Inzwischen gibt es schon<br />
über 400 Waldkindergärten in Deutschland, an die 100 davon in Bayern.<br />
Die <strong>Landshut</strong>er Waldkinder findet ihr unter ww.waldkindergarten-landshut.de<br />
<strong>baff</strong> 4-2004 5<br />
<strong>baff</strong> 4-2004 5