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Wendlinger Zeitung - Allgäu-Orient-Rallye

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Nürtinger <strong>Zeitung</strong> online - Druckansicht http://www.ntz.de/druck.php<br />

Eine Sämaschine für Ciacova<br />

Das <strong>Wendlinger</strong> <strong>Rallye</strong>-Team Str-amm organisierte einen<br />

Hilfsgütertransport nach Rumänien – Große Hilfsbereitschaft der<br />

<strong>Wendlinger</strong><br />

WENDLINGEN/CIACOVA. Ein verspätetes<br />

Weihnachtsgeschenk für rumänische Waisenkinder: Am 27.<br />

Dezember starteten in Wendlingen sieben Menschen mit drei<br />

Autos und Anhängern voller Hilfsgüter Richtung Karpaten, um<br />

ein Versprechen einzulösen.<br />

BARBARA GOSSON<br />

15.01.2009 00:00<br />

Rückblende: Im Mai des vergangenen Jahres fuhr das <strong>Rallye</strong>-Team Str-amm,<br />

bestehend aus den beiden <strong>Wendlinger</strong>n Jürgen Haußmann und Michael Pangert,<br />

dem Nürtinger Frank Schneider, dem Oberboihinger Thomas Bantel, Artur Merz<br />

aus Blaustein und Christan Carové aus Rothenburg, bei der <strong>Rallye</strong> <strong>Allgäu</strong>–<strong>Orient</strong><br />

mit und belegte den zweiten Platz. Eine der Aufgaben, die es dabei zu lösen galt,<br />

war, ein Spiel in einem rumänischen Waisenhaus abzugeben. Dabei wollten es<br />

die <strong>Rallye</strong>-Fahrer nicht bewenden lassen. Als sie sahen, dass es den Menschen<br />

dort noch an viel mehr mangelt, versprachen sie, einen Hilfstransport zu<br />

organisieren, und starteten im September über unsere <strong>Zeitung</strong> einen<br />

Spendenaufruf. Die Resonanz war überwältigend. Gleich nach dem Aufruf<br />

meldete sich die Familie Gänzle aus Zizishausen und stellte die dringend<br />

benötigte Sämaschine zur Verfügung.<br />

Auch sonst ließen sich die <strong>Wendlinger</strong> nicht lumpen und brachten Kinderkleidung<br />

und Schuhe, Schulsachen und Kleider für Erwachsene, Spielsachen, Fahrräder<br />

und Waschmaschinen, einen Kühlschrank und einen Fernseher. Damit füllten die<br />

<strong>Rallye</strong>-Fahrer drei Fahrzeuge, einen Laster von 4,6 Tonnen und zwei Autos mit<br />

großen Anhängern, darunter jener, den die Stadt Wendlingen Vereinen zur<br />

Verfügung stellt.<br />

Eigentlich wollte das <strong>Rallye</strong>-Team bereits Ende Oktober oder Anfang November<br />

nach Rumänien starten, „doch es ist schwierig, so viele Leute unter einen Hut zu<br />

bekommen“, erzählt Haußmann. Nach Weihnachten fuhren Pangert, Haußmann,<br />

Schneider, Merz, Bantel, seine Frau Andrea Griesinger und Haußmanns<br />

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15-jähriger Sohn Tobias los in Richtung des nahe Temschwar gelegenen Ortes<br />

Ciacova, in dem sich die Caritas-Station „Sanktus Gerhardus“ befindet. Ein guter<br />

Zeitpunkt für die 18-stündige Fahrt, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn<br />

im Dezember ist der Boden dort gefroren, statt matschig.<br />

Nicht nur ein Kinderheim mit 24 Kindern gehört zu der Caritas-Station. Es gibt<br />

auch noch ein Jugendheim, wo bis zu 50 obdachlose Jugendliche Verpflegung<br />

und Ausbildung erhalten. Das Altenheim bietet Platz für rund 60 alte Menschen<br />

und auch Alleinerziehende finden mit ihren Kindern Zuflucht. Die Station ist ein<br />

richtiger Betrieb, der sich selbst versorgt und auf rund 400 Hektar<br />

Landwirtschaft, Tierhaltung, einen Schlachthof mit Metzgerei, eine Ölmühle, seit<br />

April auch ein Gesundheitszentrum und eine Bäckerei, die das tägliche Brot für<br />

die Sozialstation, das Altersheim, eine Psychiatrie mit 450 Patienten und für<br />

2000 Schulkinder liefert, betreibt. Damit ist die Station der größte Arbeitgeber in<br />

der Kleinstadt Ciacova.<br />

Alles, was da seit 1990 entstanden ist, ist das Lebenswerk des mittlerweile<br />

67-jährigen Generalvikars a. D. Georg Kobor. Er fühlt sich nicht nur für seine<br />

Station verantwortlich, sondern für die ganze Region. Bei einem gemeinsamen<br />

Abendessen hat er den <strong>Wendlinger</strong>n viel von seinem Leben erzählt. Zum Beispiel<br />

wie er von seinem Lehrer, der einst im KZ war, gelernt hat, dass die Starken für<br />

die Schwächeren einstehen müssen. Oder dass sich der rumänische Staat nun<br />

nach der Wende noch weniger um die Menschen kümmert als zu Zeiten des<br />

Kommunismus. Einst habe er bei einer Überschwemmung alles Wasser aus den<br />

Supermärkten von Temschwar aufgekauft und es zusammen mit Broten aus der<br />

Bäckerei im Motorboot zu eingeschlossenen Menschen gebracht, als Starker, der<br />

den Schwächeren beistehen kann.<br />

Für die Spenden aus Deutschland ist er sehr dankbar. Gebraucht wird alles.<br />

Einmal in der Woche kommen die Bedürftigen aus der Umgebung vorbei und<br />

sagen dem Generalvikar, was sie dringend brauchen. Es wird ihnen dann je nach<br />

Bedürftigkeit zugeteilt. Besonders fehlt es an Windeln für Erwachsene und an<br />

vitaminreicher Nahrung für kleine Kinder. „Wenn man sieht, woran es dort<br />

mangelt, war das, was wir dort hingebracht haben, nur ein Tropfen auf den<br />

heißen Stein“, sagt Schneider.<br />

Ein Arbeiter hat nur 250 Euro im Monat<br />

Ein Arbeiter verdiene in Rumänien im Schnitt rund 250 Euro, dabei seien die<br />

Waren in den Supermärkten nur etwa zehn Prozent billiger als hierzulande, da<br />

vieles importiert werden muss, haben die <strong>Wendlinger</strong> beobachtet. „Die Leute<br />

haben das, was sie hinter ihrem Haus anbauen“, berichtet Haußmann. Viele<br />

können sich kein Brennholz in der waldarmen Gegend leisten und lesen Reisig<br />

an den Wegerändern zusammen.<br />

Trotz aller Armut seien die Leute sehr gastfreundlich. Ein Bekannter, bei dem die<br />

Gruppe übernachtete, räumte sein Ehebett und tischte reichlich auf, auch<br />

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Schnaps, der in Rumänien zu jeder Mahlzeit, sogar noch morgens vor dem<br />

Kaffee getrunken werde.<br />

Pünktlich zu Silvester waren die <strong>Wendlinger</strong> wieder zu Hause. Eine<br />

Wiederholung der Fahrt ist trotz des Bedarfs in Rumänien nicht geplant – zu<br />

teuer. Rund 1000 Euro mit der teuren Maut durch Österreich hat es das<br />

<strong>Rallye</strong>-Team gekostet, die Hilfsgüter nach Ciacova zu bringen. Nun bereiten sie<br />

sich erst einmal auf die nächste <strong>Rallye</strong> <strong>Allgäu</strong>–<strong>Orient</strong> vor. Nach dem Sieg 2007<br />

und dem zweiten Platz im vergangenen Jahr will das Team Str-amm wieder<br />

einen Platz auf dem Siegertreppchen, wenn möglich ganz oben, erringen.<br />

Tobias Haußmann zieht übrigens einen ganz eigenen Nutzen aus der Hilfsaktion:<br />

Er wird über die Fahrt ein benotetes Referat in der Schule halten.<br />

Große Freude bei Generalvikar a. D. Georg Kobor (Mitte): Die Sämaschine, die<br />

Jürgen Haußmann (links) und Artur Merz (rechts) nach Rumänien gebracht<br />

haben, wird dringend in der Caritas-Station „Sanktus Gerhardus“ in Ciacova<br />

gebraucht. Foto: Str-amm<br />

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