KULTURSCHOCK FReibeRUFLeR im GeSpRäCH - Deutscher ...
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Foto: Björn Hake<br />
8<br />
TITEL<br />
Bildjournalismus<br />
Das Prinzip Qualität als einzige Perspektive<br />
Es ist schon paradox: Die Menge der veröffentlichten Informationen in den Medien wächst unaufhörlich.<br />
Diejenigen, welche sie produzieren, profitieren davon jedoch nicht. Das Informationsmedium<br />
Internet boomt. Verlage sichern sich Verwertungsrechte und Fotojournalisten bekommen <strong>im</strong>mer<br />
weniger vom kuchen ab. Fotoreportagen in Magazinen haben mittlerweile Seltenheitswert. Honorare<br />
bei Tageszeitungen und in Journalen sind seit Jahrzehnten nicht mehr gestiegen. Honorarverhandlungen<br />
gleichen dem Feilschen auf einem Basar. Hat das Berufsbild des Fotojournalismus überhaupt<br />
noch eine zukunfts-perspektive? Die NORDSpITzE-Redaktion hat in den Landesverbänden Bremen,<br />
Hamburg und Schleswig-Holstein bei Fotojournalisten nachgefragt.<br />
Dumping-Honorare, Basar-<br />
Gefeilsche und faire preise<br />
„Die Honorarsituation für Bildjournalisten<br />
hat sich in den vergangenen Jahren und<br />
Jahrzehnten kontinuierlich verschlechtert“,<br />
sagt Nils Bahnsen, Sprecher des Fachausschusses<br />
Bild des DJV in Hamburg. Viele<br />
der älteren Fotografen, die früher recht<br />
gut verdient hätten, lebten heute teilweise<br />
vom Ersparten. Mit dieser Entwicklung<br />
würden die Freiberufler die enorm hohen<br />
Gewinne mancher Verlage und Unternehmen<br />
gegenfinanzieren. Der Bremer<br />
Björn Hake sieht die Lage nicht ganz so<br />
NORDSPITZE<br />
01/2009<br />
Auf der Jagd nach dem besten bild: bei wachsender Konkurrenz werden Qualität und professionalität <strong>im</strong>mer wichtiger<br />
drastisch, aber bedrohlich. „Die Anzahl der<br />
Fotojournalisten auf dem Markt wächst<br />
stetig – das macht natürlich den Preis kaputt“,<br />
sagt der Sportjournalist, der sowohl<br />
für Fotoagenturen, als auch für Verlage<br />
arbeitet. Zudem machten die Redaktionen<br />
spürbar weniger Geld für Bilder locker als<br />
noch vor zehn Jahren. Manchmal gleiche<br />
die Honorarverhandlung dem Feilschen<br />
auf einem Basar. „Es ist unfassbar, was<br />
manche Redakteure zahlen wollen für ein<br />
journalistisch hochwertiges und korrektes<br />
Bild“, sagt Hake. Er rechnet ihnen dann vor,<br />
weshalb das Foto teurer ist, als der zufällige<br />
Schnappschuss vom Leserreporter. Schließ-<br />
lich müssten professionelle Aus rüstung,<br />
Anfahrt, Bildbearbeitung, Beschriftung und<br />
die Qualifikation des gelernten Fotojournalisten<br />
mit berechnet werden. „Nur so kann<br />
sich der Redakteur sicher sein, rechtlich<br />
und qualitativ auf der sicheren Seite zu<br />
sein“, so der Fotograf. Auch für die Kieler<br />
Fotojournalistin Insa Matzen sind Preisverhandlungen<br />
das A und O: „Ich habe aus<br />
meinen Erfahrungen gelernt – heute mache<br />
ich meine Preise selbst“, sagt sie. Zu Beginn<br />
ihrer Selbstständigkeit vor drei Jahren<br />
hatte ein älterer Kollege sie gewarnt: „Der<br />
schl<strong>im</strong>mste Fehler ist, in schweren Zeiten<br />
die Preise zu senken.“