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SÄCHSISCHE-SCHWEIZ- INITIATIVE

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Heft 25<br />

2008<br />

2,00 EUR<br />

<strong>SÄCHSISCHE</strong>-<strong>SCHWEIZ</strong>-<br />

<strong>INITIATIVE</strong><br />

Aktuelles zum Umwelt- und Naturschutz in der Nationalpark-Region<br />

* Großer Winterberg: Aussicht mit beschränkter Aussicht<br />

* Von umgesägten Bäumen und anderen „Kleinigkeiten“<br />

* Naturschutz: Von Wespenbussard, Wanderfalkenwacht und Weymouthskiefer<br />

* Böhmische Schweiz: Problem-Neophyten – Dauerproblem beiderseits der Grenze<br />

* Arbeitsgruppe „Freischneiden von Kletterwegen“ beginnt ihre Arbeit


Inhaltsverzeichnis<br />

Aussichtstürme<br />

Großer Winterberg: Aussicht mit beschränkter Aussicht ..1<br />

Verkehr<br />

ÖPNV mit Parkplatzgebühren fördern .............................3<br />

Leserbrief / Kommentar<br />

Unverständnis ...................................................................5<br />

Von umgesägten Bäumen und anderen „Kleinigkeiten“ ...5<br />

Feindbild Nationalpark .....................................................8<br />

Tiefflüge<br />

Nationalparkverwaltung prüft 2008 erstmals mit dem<br />

Höhenmessgerät ..............................................................10<br />

Naturschutz<br />

Baumleichen am Reitsteig .................................................4<br />

Dietrich Graf – Ehrenbürger von Hohnstein ..................15<br />

Der Wespenbussard .........................................................15<br />

Treffen der Wanderfalkenbewacher / Bewachung 2008 ...17<br />

Gartenschläfer .................................................................17<br />

Wald<br />

Wie geht es dem Patienten „Wald“? ...............................18<br />

Zu Weymouthskiefer und Weißtanne im Nationalpark ...19<br />

Heimatgeschichte<br />

Rekonstruktion des Obelisken auf dem Lilienstein ........21<br />

Herzlichen Dank an alle, die für die Sächsische-Schweiz-Initiative gespendet haben !<br />

Michael Gühne, Leipzig<br />

Gisela Mühlbauer, Berlin<br />

Dr. Eberhard Neumann, Coswig<br />

Wolfram Vogel, Dresden<br />

Käte Hofmann, Werdau<br />

Manfred Schober, Sebnitz<br />

Dr. Dirk Mürbe, Dresden<br />

Franz Sykora, Fernitz b. Graz<br />

Dr. Peter Volz, Stuttgart<br />

Dr. Enno Hering, Königstein<br />

Marianne Claußnitzer, Dresden<br />

Erhard Obst, Bautzen<br />

Mathias Greuner, Dresden<br />

Brigitte Zacher, Dresden<br />

Gunnar Laudel, Dresden<br />

Dr. Hans Gruner, Chemnitz<br />

Gudrun Heider, Coswig<br />

Katharina Mitschke, Dresden<br />

Horst Nötzold, Dresden<br />

Wolfgang Pietsch, Machern<br />

Erich Schamall, Biberach<br />

Gisela Ulbricht, Dresden<br />

Günter Wegener, Detmold<br />

Dr. Günter Walter, Dresden<br />

Charlotte Klein<br />

Michael Knäbel, Dresden<br />

Dr. Marko Roczen, Oberkrämer<br />

Helga Bengs, Penig<br />

Heinz Brauner, Berlin<br />

Harry Drechsel, Chemnitz<br />

Erhard Greilich, Dresden<br />

Joachim Kipping, Ingolstadt<br />

Dr. Jürgen Klöber, Freiberg<br />

Gunthard Muster, Lübeck<br />

Dagmar Pierenz, Berlin<br />

Heinz Riese, Münster<br />

Rolf Reder, Schweinfurt<br />

M. Andreas Sembdner, Dresden<br />

Wilfried Gottschalk, Großröhrsdorf<br />

Helmut Marx, Klingenberg<br />

Ursula Richter, Borsberg<br />

Harald Wiemann, Berlin<br />

Volkmar Krems, Dresden<br />

Erhard Rasch, Rosenthal<br />

Der Kerbensteig ..............................................................21<br />

Flößersteig feiert seinen 80. bzw. 50. Geburtstag .......... 23<br />

„Diese reizende Gegend will nicht beschrieben, sondern<br />

gesehen sein“ .................................................................. 24<br />

Böhmische Schweiz<br />

Olešský rybník (Ohlischer Teich) .................................. 26<br />

Beobachtung der Sukzessionsflächen um Jetřichovice ...27<br />

Problem-Neophyten beiderseits der Grenze .................. 28<br />

Leserbriefe<br />

Wanderweg zur Leopoldsnase versperrt ........................ 30<br />

Ist auch das Nationalpark? ............................................. 30<br />

Klettern und Naturschutz<br />

Der Anfang ist gemacht… ..............................................31<br />

Arbeiten im Bielatal ........................................................32<br />

Arbeitseinsätze / Gebietsbetreuung durch Bergsteiger ....33<br />

Erosionssanierung am Klettergipfel „Glocke“ ............... 34<br />

Entsetzen ........................................................................ 34<br />

Arbeitseinsatz am Laasenstein .......................................35<br />

Behörden<br />

Verwaltungs- und Funktionalreform Sachsens .............. 36<br />

Naturschutz im DAV<br />

20. Treffen der Naturschützer im DAV ..........................37<br />

Kommission Klettern und Naturschutz des DAV .......... 38<br />

Peter Mahler, Leipzig<br />

Dr. Klaus Schulze, Leipzig<br />

Const. Siewert-Seeliger, Ludwigsbg.<br />

Andreas Eiselt, Krippen<br />

Karsten Fink, Langebrück<br />

Joachim Jatzke, Großenhain<br />

Stephen Päßler, Leipzig<br />

Lutz Ritschel, Rosenthal<br />

Lothar Theobald, Dernbach<br />

Horst Heller, Dresden<br />

Jens Adamczyk, Berlin<br />

Dr. Alfred Adlung, Freiberg<br />

B. u. K. Bellmann, Struppen<br />

Erika Lehnhardt, Chemnitz<br />

Klaus Lemnitzer, Dresden<br />

Carla Liebing, Leipzig<br />

Wolfgang Macht, Dresden<br />

Helga Hübner, Dresden<br />

Mike Illig, Nürnberg<br />

Peter Jacob, Langebrück<br />

Stephan Kretzschmar, Crimmitschau<br />

und weitere Spender


Großer Winterberg: Aussicht mit beschränkter Aussicht<br />

Was im SSI-Heft 24 angekündigt wurde, ist nun eingetreten:<br />

Der zum Gebäude gehörende Turm auf dem Großen Winterberg<br />

wurde originalgetreu rekonstruiert und ist nach 35 Jahren<br />

Sperrung seit dem 1.10. dieses Jahres endlich wieder geöffnet.<br />

Die Zeit und auch Antennen auf dem Dach hatten dem alten<br />

hölzernen Turm so zugesetzt, dass er baupolizeilich gesperrt<br />

werden musste. Ich hatte im Rahmen eines Naturschutzdienstes<br />

Ende der 80er Jahre einmal die Gelegenheit, von ganz oben<br />

(der „Laterne“) aus den ungewohnten Rundblick zu genießen<br />

und war beeindruckt.<br />

Obwohl Zugang und Eingangsbereich noch Provisorien sind,<br />

hat man Treppenhaus und vor allem die Aussicht selbst sehr<br />

schön hergerichtet. Der Turm wird rege besucht, und zumindest<br />

die auswärtigen Besucher sind begeistert.<br />

Der letzte Satz sollte stutzig machen – was ist mit den Einheimischen?<br />

Zwar ist es zu früh, darüber schon eine Aussage<br />

zu machen, doch manch einer wird etwas verwirrt sein. Die<br />

Plattform liegt 2 m niedriger als die ehemalige Laterne, und<br />

die Bäume sind höher geworden: Ein wirklich freier Blick bietet<br />

sich nur nach Osten, in etwa vom Rosenberg über Stude nec<br />

(Kaltenberg) und Großen Zschand bis hin zum Heulenberg.<br />

Man kann bei klarem Wetter bis weit nach Tschechien hineinsehen,<br />

und vor allem diesen Blick in den Zschand findet man<br />

kein zweites Mal. Der Aufstieg lohnt also unbedingt, doch ein<br />

Rundblick ist es nicht, dazu sind die Bäume bereits zu hoch.<br />

Stückweise sieht man durchaus mehr: Kleinstein und Arnstein,<br />

Tanzplan, Unger und sogar die großen Wände der Gipfel<br />

Fluchtwand und Wenzelwand im Schmilkaer Kessel. Doch<br />

angenommen, die Bäume wachsen noch um 3 m, dann verschwinden<br />

im schlimmsten Fall alle diese zusätzlichen Blicke,<br />

einschließlich dem zum Rosenberg. Niemand kann mit Gewissheit<br />

sagen, wieviel die Bäume noch wachsen werden. Es handelt<br />

sich um Buchen, Eschen und Eichen mitten in der Kernzone.<br />

Die Meinungen prallen heftig aufeinander, jede Seite vertritt vehement<br />

ihre Sicht. Der Denkmalschützer lobt die gelungene Rekonstruktion<br />

und sieht die Herstellung von Sichtschneisen nicht<br />

als Problem. Die Nationalparkverwaltung erwartet, dass ihr der<br />

Schwarze Peter zugeschoben wird, indem nachträglich Baumfällungen<br />

gefordert werden. Besucher, Nationalparkverwaltung<br />

und auch der Landesverein Sächsischer Heimaschutz hätten eine<br />

Turmerhöhung begrüßt, für die bereits fertige und genehmigte<br />

Baupläne vorlagen. Die Wirtsleute freuen sich über den status<br />

quo und sehen finanziell keinen anderen Spielraum – außer-<br />

dem seien die zahlreichen auswärtigen Besucher begeistert. Die<br />

Nationalparkverwaltung beklagt sich, dass sie bei Entscheidungen<br />

außen vor bleibt. So hätte die SIB (Sächsische Investitions-<br />

und Aufbaubank) zweimal Termine mit ihnen anberaumt<br />

und dann wieder abgesagt.<br />

Aussichtstürme<br />

Aufstieg auf den rekonstruierten Aussichtsturm<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 1


In einem Artikel in der<br />

Sächsischen Zeitung Pirna vom<br />

18.12.07 schreibt der bekannte<br />

Denkmalschützer Prof. Glaser: „...<br />

nur einige Baumkronen gestutzt<br />

werden sollen. Dem verweigerte<br />

sich die Nationalparkverwaltung<br />

mit dem Argument, dass man mit<br />

schwerer Technik nicht an die<br />

Bäume herankäme und für Kletterer<br />

manche Bäume schon zu<br />

morsch seien. Die Frage, warum<br />

diese dann nicht gleich herausgenommen<br />

würden, blieb unbeantwortet.“<br />

Der Artikel schließt<br />

mit dem Satz ab: „Stehen aber<br />

300.000 Euro Mehrkosten, der<br />

Verlust eines Denkmals und ein<br />

Jahr Bauverzögerung im rechten<br />

Verhältnis zur Unantastbarkeit<br />

von etwa zehn Bäumen für eine<br />

Sichtschneise in einem schmalen<br />

Waldsaum bei einer sonst freien<br />

Rundsicht?“<br />

Nun, die gestellte Frage ist leicht zu beantworten: Weil<br />

die Bäume in der Kernzone des Nationalparks liegen<br />

und stehendes Totholz generell eine wichtige Rolle spielt.<br />

Außer dem handelt es sich nach Angaben des Amts nicht<br />

um zehn, sondern mindestens 27 Bäume, wobei nur die<br />

über 150jährigen gezählt wurden. In Sachen Kronen beschneiden<br />

traue ich persönlich lieber der Verwaltung, weil<br />

sie ein Forstamt ist und damit genügend Erfahrung hat.<br />

Auch die Behauptungen vom „Verlust eines Denkmals“<br />

und „ein Jahr Bauverzögerung“ stimmen so nicht – hätte<br />

man den anderen Bauplan befolgt.<br />

Blick vom Turm in den Großen Zschand<br />

Liebevoll restaurierte Aussicht – doch kein Blick nach Westen<br />

Für mich wendete sich das Blatt überraschend nach<br />

einem Gespräch mit Markus Ziegler, einem der beiden<br />

Wirtsleute. Die Rekonstruktion des Turmes hat etwa<br />

500.000 Euro gekostet und wurde mit einem Kredit der<br />

SIB finanziert, den die Wirtsleute nun zurückzahlen<br />

müssen. Bei der bereits genehmigten Erhöhung hätte der<br />

Turm wegen der Statik teilweise abgetragen und anders<br />

aufgebaut werden müssen. Das hätte 300.000 Euro mehr<br />

gekostet, und der Turm hätte nicht mehr zum Haus gepasst.<br />

Somit ist es eine durchaus verständliche Entscheidung<br />

der Wirtsleute. Schließlich gehört ihnen das Haus<br />

(es handelt sich um Erbbaurecht),<br />

sie sind auch für dessen<br />

Erscheinungsbild verantwortlich,<br />

und sie wollen nicht noch<br />

mehr Geld hineinstecken. Was<br />

den Blick in Richtung Elbe und<br />

nach Westen angeht, so verweisen<br />

sie die Gäste auf die nicht so<br />

weit entfernte Kipphornaussicht,<br />

die ja wirklich schön ist.<br />

So weit, so gut. Wenn wir<br />

Glück haben, wachsen die Bäume<br />

nicht mehr, und ab Spätherbst<br />

bieten sich vielleicht noch<br />

überraschende neue Ausblicke<br />

bei entlaubten Bäumen. Die<br />

Forderungen nach Herstellung<br />

von Sichtachsen sind nach Aussage<br />

von Herrn Phönix von der<br />

2 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Nationalparkverwaltung vorerst verstummt.<br />

Trotzdem bleibt ein etwas fader Nachgeschmack. Zum<br />

Ersten fällt der unmittelbar neben dem Turm stehende,<br />

35 m hohe Stahlgittermast ins Auge. Dieser Mast war<br />

trotz heftiger Kämpfe (wir berichteten im SSI-Heft) nicht<br />

zu verhindern. Wäre dieser Mast nicht gebaut worden –<br />

wer weiß, ob dann nicht nachdrückliche Forderungen nach<br />

einem stabileren Aussichtsturm gekommen wären, der<br />

auch Antennen tragen kann. Natürlich ist das alles nur ein<br />

„wäre wenn“, aber eben mit Nachgeschmack.<br />

Und zum Zweiten dürfen wir nicht vergessen, wozu<br />

der Turm einst errichtet wurde:<br />

Nämlich, um einen Rundumblick<br />

zu bieten. Das war im Jahre 1841<br />

(als der Turm entstand) leicht,<br />

weil ringsum der Wald gerodet<br />

war, wie alte Ansichten zeigen.<br />

Wäre der Wald damals höher gewesen,<br />

hätte man den Turm gewiss<br />

genau so schön, aber eben<br />

höher gebaut, und es gäbe jetzt<br />

keinen Streit. Wir sind schon<br />

wieder beim „wäre wenn“.<br />

Wir Deutschen werden von<br />

außen oft nicht zu Unrecht als<br />

Bedenkenträger verspottet. Sieht<br />

man auf das unglaubliche Tempo,<br />

in dem bemerkenswerte Türme<br />

in Tschechien erneuert oder<br />

gebaut werden (Sokolí vrch bei<br />

Děčín, auf dem Strážný vrch<br />

Verkehr<br />

Etwas Gutes tun: ÖPNV mit Parkplatzgebühren fördern<br />

Seit 2007 werden neun Parkplätze durch die Nationalparkverwaltung<br />

bewirtschaftet: Gamrig, Hockstein, Lilienstein,<br />

Frintztal (ehemaliges Bandstahlwerk Porschdorf),<br />

Steinbruchweg im Kirnitzschtal, Nasser Grund, Neumannmühle,<br />

Hirschwaldweg (Nähe Kleinstein) und Holzlagerplatz<br />

Schmilka. Mit Ausnahme des Parkplatzes am<br />

Gamrig (Felsenbühne!) ist das Parken nur bis 22 Uhr gestattet.<br />

Zunächst einmal wird das Geld für den Unterhalt der<br />

Parkplätze verwendet: Bis Frühjahr 2007 wurden etwa<br />

100.000 Euro investiert. Was übrig bleibt, soll für „Nationalparkprojekte“<br />

verwendet werden.<br />

Erfreulich in diesem Zusammenhang ist, dass dazu die<br />

Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs gehört.<br />

(Wachberg) bei Žandov, auf dem Studenec (Kaltenberg)<br />

oder auch bei Ústí), dann verstärkt sich der oben genannte<br />

fade Nachgeschmack noch etwas.<br />

Aber letztendlich müssen wir jetzt mit diesem Kompromiss<br />

leben und sollten versuchen, das Positive dabei nicht<br />

zu vergessen: Solch einen tollen Blick in Richtung Großer<br />

Zschand mit den tschechischen Vulkankegeln dahinter<br />

gibt es nirgendwo anders.<br />

Dr. Reinhard Wobst<br />

Arnstein und Kleinstein sind derzeit gerade noch zu sehen<br />

Konkret gibt es deswegen von Montag bis Freitag einen<br />

zusätzlichen, abendlichen Bus von Hinterhermsdorf (ab<br />

18:20 Uhr) nach Bad Schandau durch das Kirnitzschtal<br />

(Linie 241), der Anschluss an die S-Bahn nach Dresden<br />

hat. Außerdem gibt es nun täglich eine zusätzliche Busfahrt<br />

ab 19:00 Uhr von Rosenthal (Fußweg zum Schneeberg)<br />

nach Königstein.<br />

Diese beiden Busse wurden von der Nationalparkverwaltung<br />

mit einigen Bergsteigern abgesprochen, um wirklich<br />

attraktive Angebote zu machen. Das ist also mal eine<br />

Stelle, wo die Zusammenarbeit klappt – und ohne solche<br />

Mitteilungen wie diese sicherlich kaum bemerkt würde.<br />

Es liegt nun an den Besuchern, dieses Angebot auch zu<br />

nutzen.<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 3


Überhaupt könnte sich endlich und tatsächlich einiges<br />

bewegen in Sachen ÖPNV. Nach der Wende überrollte<br />

uns bekanntlich eine regelrechte Autoflut, Verkehr und<br />

auch wildes Parken (vor allem im Kirnitzschtal) nahmen<br />

sprunghaft zu. Die „Situation und die Bereitschaft zur Veränderung<br />

waren unbefriedigend“, heißt es in einem Protokoll<br />

einer Zusammenkunft der Nationalparkverwaltung<br />

mit Bergsport- und Umweltverbänden. Ich besinne mich<br />

noch lebhaft an das erschreckende Treffen mit Kommunen<br />

und Behörden, bei dem eine stundenweise Sperrung<br />

des Kirnitzschtales für den Durchgangsverkehr diskutiert<br />

werden sollte. Es gab nicht den geringsten Fortschritt, einzige<br />

positive Bilanz: „Schön, dass wir überhaupt einmal<br />

miteinander geredet haben.“<br />

Inzwischen aber scheint der „Leidensdruck so groß zu<br />

werden, dass die Bereitschaft zur Lösung wächst“, heißt<br />

es im o.g. Protokoll. Zu deutsch: Man erkennt an, dass es<br />

ein Problem gibt. So ist z.B. die Situation beim Shuttlebus<br />

Borkenkäfer<br />

Baumleichen am Reitsteig<br />

Abgestorbene, vom Borkenkäfer befallene Fichten in der Nähe<br />

des Abzweiges zum Frienstein<br />

vom Basteiparkplatz vor zur Bastei völlig unbefriedigend.<br />

Es ist kein berechenbarer Einsatz möglich, der Bus ist<br />

kein echtes Angebot an die Autofahrer (außerdem werden<br />

Fahrverbote kollektiv missachtet und nicht kontrolliert –<br />

d. A.). Zusammen mit der Verkehrs- und Parksituation im<br />

Kirnitzschtal entstanden offenbar ausreichend Vorurteile<br />

bei Politikern über die Verkehrsprobleme.<br />

Die Probleme werden mit dem weiteren Ausbau von<br />

Autobahnzubringern nicht geringer. Eine ISUP-Studie<br />

liegt seit Anfang der 90er Jahr in der Schublade und ist<br />

inzwischen wieder veraltet. Ein Projekt mit dem schönen<br />

Namen „Sanfte Mobilität“, das Ende Oktober 2007 dem<br />

Nationalparkrat vorgestellt wurde, sucht nun erst einmal<br />

allgemein nach Lösungswegen. Konkret: Die Studie soll<br />

bisherige Planungen mit der Realisierung vergleichen und<br />

neue Randbedingungen (A17, Schengener Abkommen) berücksichtigen.<br />

Dr. Reinhard Wobst<br />

Seit diesem Sommer fällt Wanderern vor allem am<br />

Reitsteig oberhalb Schmilka (Nähe Einmündung des<br />

Lehnsteigs) ein toter Wald auf – eine unangenehme Erinnerung<br />

an das Waldsterben Anfang der 80er Jahre. Im<br />

Unterschied zu damals erläutern allerdings Lehrtafeln die<br />

Ursache: der Borkenkäfer! Und es gibt einen weiteren Unterschied,<br />

nämlich zum Dürrejahr 2003, als in großem<br />

Umfang Bäume gefällt und geschält wurden. Nun heißt es<br />

endlich „Natur Natur sein lassen“, wie es sich in einem<br />

Nationalpark eigentlich gehört, aber vielleicht war das vor<br />

fünf Jahren auch nicht so einfach mit der Außenwirkung<br />

oder auch nur mit anderen Behörden. Auf dem überwiegenden<br />

Teil der Naturzone A im Nationalpark (also dem<br />

Teil ohne Pflegemaßnahmen) erfolgt keine Bekämpfung<br />

des Borkenkäfers mehr, war von der Nationalparkverwaltung<br />

zu erfahren.<br />

Grund zur Panik gibt es keinen, denn schon 2003<br />

hielt sich der Befall in der Kernzone auffällig in Grenzen,<br />

während die Fichtenmonokulturen arg betroffen waren.<br />

Man achtet beispielsweise auf einen Mindestabstand zu<br />

Privatwäldern. Es werden sicherlich noch weitere Bäume<br />

betroffen werden, doch der Wald bricht deswegen nicht<br />

zusammen. Verglichen mit dem Bayerischen Wald ist der<br />

Schaden ohnehin vernachlässigbar. Obendrein ist der Befall<br />

offensichtlich nicht so stark wie 2003 – dieses Jahr<br />

war nur das trockene Frühjahr Schuld. Wir werden die<br />

Entwicklung weiter beobachten, wozu auch die Schilder<br />

auffordern.<br />

Dr. Reinhard Wobst<br />

4 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Unverständnis<br />

In Realisierung des Forschungsvorhabens „Dokumentation<br />

von Zeugnissen des frühen Fremdenverkehrs im Elbsandsteingebirge“<br />

bin ich zielgerichtet wöchentlich im<br />

Gebiet unterwegs, mit Zustimmung der Nationalparkverwaltung<br />

auch ausnahmsweise ab und zu abseits „zugelassener“<br />

Wanderwege.<br />

Bei einer Dokumentation in der oberen Weberschlüchte<br />

– einem ehemals sehr beliebten markierten Wanderweg<br />

– musste ich verheerende vorsätzliche und bewusste Zerstörungen<br />

dieser einmaligen Fels- und Kulturlandschaft<br />

feststellen. Wie u.a. nebenstehendes Foto dokumentiert,<br />

wurden hier etwa zwei Dutzend gesunde Fichten und Buchen<br />

im besten Alter so „fachmännisch“ gefällt, dass eine<br />

Begehung bzw. ein Durchschlupf verhindert werden soll.<br />

Kann das im Interesse der gedeihlichen Entwicklung des<br />

Nationalparks Sächsische Schweiz, der Umsetzung und<br />

Akzeptanz des Nationalparkgedankens sein? – Angesichts<br />

des verstümmelten und zerstörten Waldes verneine ich das<br />

grundsätzlich. Entspricht das der Obhutpflicht einer Nationalparkverwaltung?<br />

Zu Hause schlage ich im aktuellen „Nationalpark-<br />

Programm“ (Januar 2008) nach. Doch nirgendwo kann ich<br />

einen Passus entdecken, der diesen behördlichen Naturfrevel<br />

rechtfertigen könnte. Im Gegenteil ! In der „Verordnung<br />

des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und<br />

Landwirtschaft über die Nationalparkregion Sächsische<br />

Schweiz vom 23. Oktober 2003“ ist unter „§ 6 Verbote“<br />

gar festgeschrieben: „(1) Im Nationalpark sind alle Handlungen<br />

verboten, die zu einer Zerstörung, Beschädigung,<br />

nachteiligen Veränderung des Schutzgebietes oder seiner<br />

Bestandteile oder zu einer sonstigen erheblichen Störung<br />

führen.“ Hatte ich nicht kürzlich davon gelesen, dass vor<br />

dem Gesetz alle gleich seien?<br />

Umgesägte Bäume am Fuße von Klettergipfeln waren es<br />

vor einem Jahr, die die Emotionen von Naturfreunden,<br />

Nationalparkverwaltung und Bergsteigern gleichermaßen<br />

bewegten. Der durch Kletterer entstandene Naturfrevel<br />

war immens, aber ebenso dramatisch war die unbefristete<br />

Sperrung einer der Schadensstellen, und zwar des Tümpelgrundes.<br />

Gegen diese Sperrungsverfügung ging eine Vielzahl<br />

von Widersprüchen ein, das Thema gelangte sogar in<br />

die Landtagsausschüsse. Ehe die Sperrung richtig begann,<br />

wurde sie nach drei Monaten wieder aufgehoben.<br />

Umgesägte Bäume erregen auch im Jahr 2008 wieder<br />

Leserbrief<br />

Umgesägte Bäume im oberen Teil der Weberschlüchte<br />

Neuerdings hörte ich immer öfter, dass auch an anderen<br />

Stellen (tatsächlich nicht bei Kletterfelsen!) mit vielen<br />

gesunden Laub- oder Nadelbäumen willkürlich und frevelhaft<br />

ehemalige Wege und Gründe verfüllt wurden.<br />

Fällt mir nur noch ein beliebter Liedtext ein: „Freunde<br />

werden’s keine sein, was suchen andere hier!“<br />

Joachim Schindler, Dresden<br />

Kommentar<br />

Distanz und Ablehnung zum Nationalpark bei Heimat- und Wanderfreunden ?<br />

Von umgesägten Bäumen und anderen „Kleinigkeiten“<br />

die Aufmerksamkeit: Diesmal sägt jedoch die Nationalparkverwaltung<br />

selbst, und diesmal sind die Wanderer und<br />

Heimatfreunde nicht einverstanden. Wozu aber die Aufregung?<br />

Es handelt sich zwar um von alters her begangene,<br />

aber jetzt offiziell gesperrte Pfade. Juristisch also alles im<br />

grünen Bereich.<br />

Jedoch: Es sind z.B. gerade diejenigen Pfade im<br />

Großen Zschand, die potentielle Zugangswege zum<br />

Grenzweg sein könnten – und gerade um jenen Weg streiten<br />

Wanderer und Nationalparkverwaltung mehr als 10<br />

Jahre. Vor zwei Jahren hatten, unabhängig voneinander,<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 5


Kommunalvertreter und Sächsischer Bergsteigerbund z.B.<br />

als Grenzweg-Kompromiss einen Zugang über die obere<br />

Weberschlüchte zur Grenzweg-Aussicht vorgeschlagen.<br />

Hierzu hätte die tschechische Seite nur bedingt zustimmen<br />

müssen, denn lediglich die eigentliche Aussicht liegt<br />

auf der Grenzlinie. Dieser Kompromissvorschlag wurde<br />

von der Nationalparkverwaltung „Sächsische Schweiz“<br />

abgelehnt, das ist ihr gutes Recht. Was nun geschieht,<br />

zeugt jedoch von wenig Fingerspitzengefühl: Gerade dort<br />

inmitten der Kernzone, wo dem vielbemühten Slogan nach<br />

„Natur Natur sein soll“, setzt man die Kettensäge an, sägt<br />

Bäume um und wirft sie in den oberen Teil der Weberschlüchte.<br />

Sogar große, gesunde Buchen waren darunter...<br />

Oft hatte man den Eindruck, die Pfade und Wege wurden<br />

regelrecht verbarrikadiert. Dies musste Joachim Schindler<br />

bei einer genehmigten Begehung zu seiner Forschungsarbeit<br />

„Früher Fremdenverkehr in der Sächsischen Schweiz“<br />

im Frühjahr 2008 feststellen.<br />

Auch bei Hinterhermsdorf geschieht ähnliches: Der<br />

Hinterhermsdorfer Heimatverein bemüht sich z.B. um<br />

eine Wiedereröffnung der früheren Schönlinder Brücke<br />

nach Tschechien zum Schwarzen Tor. Was passierte: Der<br />

Abstiegspfad wird auf deutscher Seite mit Bäumen zugeworfen.<br />

Sicherlich ist hin und wieder jemand hinabgestiegen<br />

und durch die Kirnitzsch gewatet – natürlich ist das<br />

nicht legal – doch der Schaden für die Natur wird nicht<br />

immens gewesen sein.<br />

Nun gut, das alles sind eigentlich Kleinigkeiten. Keine<br />

größeren Ereignisse. Hier und da ein Pfad gesperrt, was<br />

solls?! Könnte man meinen. – Aber das Ergebnis: Zwar loben<br />

viele von fern angereiste Touristen den Nationalpark,<br />

doch das Vertrauen und die Zustimmung bei den durchaus<br />

ebenfalls zahlreichen einheimischen Heimat- und<br />

Wanderfreunden schwindet – es gibt ernstzunehmende<br />

Anzeichen, dass sich eine Art innere Ablehnung aufbaut<br />

(oder schon aufgebaut hat). Die Distanz zum Nationalpark<br />

und die innere Ablehnung zu dessen Schutzzielen scheint<br />

18 Jahre nach seiner Gründung so groß wie selten zuvor.<br />

Größer war sie vielleicht nur in den Jahren der intensiven<br />

Diskussion um Wanderwegesperrungen – das damals<br />

verloren gegangene Vertrauen ist an der Basis noch nicht<br />

zurückgewonnen. Und natürlich schauen jene dann intensiver<br />

darauf, was die Behörde alles so macht oder auch<br />

umsägt im Schutzgebiet.<br />

So muss man derzeit konstatieren, dass gerade ein<br />

großer Teil der enger mit der Heimat und der Natur verbundenen<br />

Menschen NICHT von der eigentlich guten Sache des<br />

Nationalparks überzeugt sind. Man hat vielleicht die Touristen<br />

überzeugt, aber die Heimat- und Wanderfreunde wohl<br />

nicht mitnehmen können auf dem Weg des Nationalparks.<br />

Und dann gibt es ein besonderes Phänomen: Viele sind<br />

oft geneigt, allgemein von „der Nationalpark“ und von<br />

„der Naturschutz“ zu sprechen. Doch, wer ist eigentlich<br />

„Der Nationalpark“? – Die Richtungsvorgabe und das Sagen<br />

hat im Nationalpark von Amts wegen der Chef, das ist<br />

seit 18 Jahren Dr. Stein.<br />

Es gab ein weiteres kleines, seltsames Ereignis im<br />

zurückliegenden Jahr 2008: Nach jahrelanger intensiver<br />

Diskussion mit Kommunen, Verbänden und Bürgern steht<br />

jetzt das Nationalparkprogramm als Handlungsrichtlinie<br />

fest. Darin fand sich das „dynamische Wegekonzept“ wieder.<br />

Dies beinhaltete die Möglichkeit, je nach Situation<br />

im Nationalpark bestimmte Wege und Pfade sperren, aber<br />

auch öffnen zu können. Festgelegt hatte den Begriff die<br />

AG Wegekonzep tion des Umweltministeriums.<br />

Doch jetzt musste man im Nationalparkprogramm<br />

plötzlich eine andere Lesart mit verändertem Inhalt feststellen:<br />

das dynamische Wegekonzept sollte nicht, wie<br />

ursprünglich festgelegt, im gesamten NP gelten, sondern<br />

ausgenommen war jetzt die Kernzone (diese umfasst weite<br />

Gebiete: Wehlen, Rathen, Kleiner und Großer Winterberg,<br />

Zschand, Kirnitzschklamm). Ein Versehen? Nur<br />

ein Schreibfehler? Offiziell wird niemand, auch nicht die<br />

Partner der o.g. AG, nach Erscheinen des Programms von<br />

der Nationalparkverwaltung auf diese inhaltliche Änderung<br />

hingewiesen – bis der Sächsische Bergsteigerbund es<br />

ein halbes Jahr später, im Oktober 2008, selbst bemängelt.<br />

Das Resultat dieser Kleinigkeit des veränderten Begriffes<br />

„dynamisches Wegekonzept“ in einem offiziellen Programm<br />

hätte bedeutet, dass es zukünftig in der Kernzone<br />

keine neuen Wege und Pfade mehr geben kann.<br />

Zurück zu den kleinen Pfaden und den umgesägten<br />

Bäumen: Es steht uns nicht zu, einer Behörde Ratschläge<br />

zu erteilen. Doch vielleicht wäre es in der jetzigen Situation<br />

hilfreich, wenn die Leitung des Nationalparks das<br />

Verbarrikadieren von Pfaden und Schlüchten, auch wenn<br />

dies natürlich ihr gesetzliches Recht ist, auf das Nötigste<br />

beschränkt. Vielleicht kann man auch über ein, zwei Wanderer,<br />

selbst auf einem Kernzonenpfad, hinwegsehen. Der<br />

reale Schaden für die Natur dürfte gering sein. Wichtiger<br />

wäre, gemeinsame positive Themen mit Heimatfreunden<br />

und Wanderern nach außen zu tragen. Diese gibt es schon,<br />

z. B. mit Wanderfalkenbetreuung und Gebietsbetreuung,<br />

aber das verblasst schnell in der öffentlichen Meinung.<br />

Vor allem ist es aber wichtig, die zunehmende Distanz<br />

und Ablehnung zu allem, was mit Nationalpark oder<br />

Natur schutz zu tun hat, Schritt für Schritt abzubauen und<br />

umzuwandeln in Richtung jener Zustimmung, die der Nationalpark<br />

bei seiner Gründung 1990 / 91 hatte. Es könnte<br />

sein, dass die Leitung der Nationalparkverwaltung dazu<br />

verstärkte Anstrengungen unternehmen müsste und versuchen<br />

sollte, neben den Touristen auch die potentiellen<br />

regio nalen Mitstreiter für Heimat-, Umwelt- und Naturschutz<br />

mitzunehmen auf dem Weg.<br />

Dr. Peter Rölke<br />

6 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Umgesägte Bäume im oberen Teil der Schwarzschlüchte<br />

Umgesägte Bäume im oberen Teil der Weberschlüchte Wegeverhau nördlich des Katzensteins am Großen Winterberg<br />

Die Kettensäge als Mittel der Gebietsberuhigung ?<br />

Verhau des breiten Weges vom Katzenstein zum Grenzweg<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 7


Feindbild Nationalpark<br />

Eine verfahrene Kiste – und ein Plädoyer für etwas mehr Toleranz<br />

Das Thema „der böse Nationalpark“ ist keineswegs neu,<br />

doch aktuelle Ereignisse zeigen, dass die Kiste inzwischen<br />

ziemlich verfahren ist und es so eigentlich nicht weitergehen<br />

kann. Mit den Ereignissen sind zum Beispiel die<br />

unten beschriebenen „Episoden“ der Nationalparkwacht<br />

gemeint, bei denen Boofer beim Feuern erwischt wurden.<br />

Diskussionen im SBB-Mitteilungsblatt, im Netz oder<br />

auch persönlich offenbaren mittlerweile Misstrauen gegenüber<br />

anscheinend allen Handlungen der Nationalparkverwaltung.<br />

Das, was bereits Ende der 90er Jahre nach<br />

den heißen Kämpfen wegen geplanter Wanderwege-Beschränkungen<br />

abzusehen war, ist nun eingetreten: „Der<br />

Nationalpark“ wird von vielen nur noch als Beschränkung<br />

gesehen. Bei jeder Aktion der Verwaltung suchen<br />

sie erst einmal die negative Seite: Wenn sie zusätzliche<br />

Busse finanziert, schimpft man, dass dafür auf weiteren<br />

Parkplätzen Gebühren verlangt werden. Wird ein Sumpfweg<br />

auf Holzbrettern umgangen, schimpft man über die<br />

Verschandelung der Landschaft. Damit meine ich z.B. die<br />

in Heft 24 angesprochene, durchaus sinnvolle Verbauung<br />

des Fremdenweges, die überhaupt nicht so neu ist. Werden<br />

ohnehin verbotene Wege in der Kernzone mit gefällten<br />

Bäumen versperrt (vgl. Artikel in diesem Heft), heißt es:<br />

„Man sperrt uns aus.“ Der offizielle Anlass für die Verbauung<br />

soll aber das illegale Begängnis dieser Wege sein.<br />

Davon ist in kritischen Artikeln nicht die Rede. Zumindest<br />

müsste man dieses Argument der Nationalparkverwaltung<br />

teilweise entkräften.<br />

Es gibt noch mehr Grund zur Besorgnis – zum Beispiel<br />

wieder zwei Waldbrände auf Riffen, ziemlich böse<br />

sogar. Dazu weiter unten. Doch zunächst zu Klagen, die<br />

ich von vielen Seiten immer wieder höre: Man darf nicht<br />

mehr feuern, keine Wege mehr verlassen, das Boofen ist<br />

eingeschränkt ... Stop! Waren wir früher wirklich so viel<br />

freier? Die Boofenregulierung zum Beispiel betrifft nur<br />

den Nationalpark selbst, nicht die Region. In der Kernzone<br />

darf man nicht mehr boofen – auch das ist nicht neu, denn<br />

die Kernzone deckt sich weitgehend mit den alten Naturschutzgebieten,<br />

in denen schon seit 1985 (!) das Boofen<br />

nicht mehr toleriert wird. Gewiss, nicht mehr alle Boofen<br />

können benutzt werden, doch in welchem Nationalpark<br />

außer der Sächsischen Schweiz darf man denn überhaupt<br />

im Freien übernachten?<br />

Wege nicht verlassen? Das strenge Gebot gilt nur für<br />

die Kernzone. „Hinz und Kunz“ durften schon zu DDR-<br />

Zeiten nicht quer durch das Naturschutzgebiet laufen. Außerhalb<br />

der Kernzone können wir nach wie vor alle Wege<br />

benutzen, die als solche erkennbar sind, sofern sie nicht<br />

explizit gesperrt werden (was in der Regel seinen Grund<br />

hat).<br />

Nicht mehr feuern? Stimmt, das ging früher noch. Nach<br />

der Wende war es laut Waldgesetz prinzipiell verboten, in<br />

fünf Boofen erlaubte man es über einige Jahre hinweg.<br />

Dort wurden bis zu 30 Festmeter pro Jahr verfeuert, bis<br />

der Forst die Ausnahmegenehmigung zurückzog.<br />

Kontrollen gab es früher auch schon, Ende der 80er<br />

Jahre. Beim Abstrafen von Rauchern waren die Kontrolleure<br />

damals sogar deutlich konsequenter. Aber wie damals<br />

spielen die Strafen nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Wer es nicht glaubt, frage einen Wächter.<br />

So furchtbar schlimmer als früher ist es also doch<br />

nicht. Sicher, die dicken und außer für den Zweck der Absperrung<br />

meist nutzlosen Holzgeländer mochte ich auch<br />

nie. Die Zeiten ändern sich, auch Geländer könnten sich<br />

noch ändern. Man könnte die Aufzählung weiter fortsetzen,<br />

der Tenor wird der gleiche bleiben.<br />

Es gibt ernsthafte Gründe zur Besorgnis. Zum einen<br />

ist es die Schwere der Waldbrände der letzten Jahre, zum<br />

anderen die Ignoranz gegenüber Regeln, sogar Widerstand<br />

– oder wie soll man die illegalen Baumfällaktionen sonst<br />

deuten (vgl. Heft 24)?<br />

Wieder einmal Affensteine – und danach gleich noch<br />

die Kernzone<br />

Waldbrände gab und gibt es regelmäßig im Nationalpark,<br />

darüber wurde oft genug berichtet (vgl. etwa Heft 23). Nicht<br />

normal ist jedoch der Aufwand, mit dem die Bekämpfung<br />

neuerdings erfolgen muss. In den Affensteinen brannte es<br />

Ende Mai 2008 unweit des Riffs, wo schon 2006 ein verheerender<br />

Brand wütete. Das Feuer drang 40 cm in den Boden<br />

ein; 46 Feuerwehrleute hatten mit 12 Fahrzeugen gegen<br />

die Flammen anzukämpfen. Sie mussten über die Winterbergstraße<br />

hoch und vom Reitsteig aus eine 2,8 Kilometer<br />

lange Schlauchleitung (mit entsprechend vielen Pumpstationen)<br />

verlegen. Weil durch den aufkommenden Wind<br />

die Flammen immer wieder hochschlugen, wurde noch<br />

ein Hubschraubereinsatz notwendig. Ursache? Eine illegale<br />

Feuerstelle, teilweise mit Erde abgedeckt. Feuerwehrleute<br />

wissen, wie lange darunter noch Glut schwelen kann<br />

(Tage!), die Möchtegern-Cowboys auf dem Riff nicht.<br />

Noch erschreckender fand ich einen Waldbrand etwa<br />

zwei Wochen später auf einem abgelegenen Riff im Großen<br />

Zschand hinter dem Meilerstein. Auch dieser wurde offenbar<br />

von einer mit Erde abgedeckten Feuerstelle verursacht.<br />

Hier waren 70 Feuerwehrleute von 12 Wehren im Einsatz,<br />

und wiederum wurde ein Hubschrauber angefordert. Unterhalb<br />

der Feuerstelle fand man in einer illegalen Boofe<br />

frische Spuren, mitten in der Kernzone. In der Tat: Boofen<br />

in der Kernzone garantiert Ruhe, wenn gerade kein störender<br />

Ranger vorbeikommt, und ein abendliches Feuer<br />

auf dem Berg ist etwas ungemein Romantisches. Sofern<br />

man rechtzeitig das Weite sucht.<br />

8 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Zum abgedroschenen Argument „die Natur regeneriert<br />

sich selbst wieder“ eine kleine Anekdote: Die SS brannte<br />

1945 den Wald auf dem Großen Zschirnstein ab. Dort ist<br />

heute noch Birkenwald. So schnell geht es also nicht mit<br />

der Regeneration, dafür droht die Erosion.<br />

Reden wir nicht von Geld, Gefahren für die Einsatzkräfte<br />

und Schaden für die Natur. Versetzen wir uns nur<br />

einmal in die Rolle derer, die diese Natur in ihrer Ursprünglichkeit<br />

erhalten wollen. Dazu zählen sicher die<br />

Ranger, ... aber wir Besucher doch eigentlich genau so!<br />

Möglicherweise sind es nur wenige, die illegal Feuer machen,<br />

doch bei persönlichen Gesprächen erhalte ich eher<br />

einen anderen Eindruck: „Feuern gehört dazu, das haben<br />

wir immer gemacht!“ Heute gibt es mehr Freizeit und offenbar<br />

neue Vorstellungen von Romantik. Mit Bergsteigen<br />

hat das alles in der Regel wenig zu tun, doch auch Bergsteiger<br />

sind keine Engel - siehe folgender Absatz.<br />

Widerstand gegen Kontrollen<br />

An diese Waldbrände sollten wir auch denken, wenn<br />

wir den Artikel von Dr. Stein, Chef der Nationalparkverwaltung,<br />

im Mitteilungsblatt des SBB im Juni 2008 lesen.<br />

Zunächst zur Sache: Fünf bekannte Bergsteiger wurden<br />

am Ostermontag am Lagerfeuer in einer Boofe hinten<br />

im Großen Zschand erwischt, also mitten in der Kernzone.<br />

Das sind gleich zwei Vergehen auf einmal. Niemand<br />

wollte seinen Ausweis zeigen, worauf die Polizei zu Hilfe<br />

gerufen wurde und einen anschließenden Wettlauf mit den<br />

Bergsteigern gewann. Das ist neu, ebenso wie der Einsatz<br />

von Polizei mit Diensthund gegen hartnäckige Boofer zu<br />

Pfingsten im Kleinen Zschand (Kernzone übrigens ... man<br />

ahnt es bereits).<br />

Es war richtig, darüber zu berichten, wie auch der<br />

Hinweis, dass die Kosten für den Polizeieinsatz auf die<br />

Strafe aufgeschlagen werden. So etwas ist für beide Seiten<br />

unerfreulich und zeigt, wie tief die Gräben bereits geworden<br />

sind. Wie ich selbst hörte, monierte man jedoch nicht<br />

etwa die Trotzreaktion der Betroffenen, sondern den „zynischen<br />

Grundton“ im Artikel. Das ist Geschmackssache.<br />

Zugegeben, sehr feinfühlig war er nicht gerade geschrieben.<br />

Jede Seite versucht hier zu zeigen, dass sie die stärkere<br />

ist. Erstmals wurde in diesem Fall öffentlich, dass die<br />

Nationalparkwacht doch den längeren Arm hat, wenn es<br />

darauf ankommt. Leider scheint es mittlerweile notwendig,<br />

darauf hinzuweisen.<br />

Das Vertrauen ist weg<br />

Die Nationalparkverwaltung ist nicht schuldlos an der<br />

jetzigen Situation. Es gab genügend drohende Verbote und<br />

unabgestimmte Handlungen seit den 90ern, es gibt immer<br />

wieder fehlende Information, Reibereien und Misstrauen.<br />

Die Angst vor einer Salamitaktik der Nationalparkverwaltung<br />

ist groß und nicht unberechtigt. So sind „überlaufene<br />

Bergpfade“ im Gespräch, derentwegen sogar Gipfelsper-<br />

rungen drohen könnten, wie der verwunderte Leser im<br />

neuen Nationalparkprogramm erfährt. Bei der Frage, wo<br />

denn gefährdete Gebiete seien, weicht man jedoch aus. Die<br />

ebenfalls im Programm genannte Forderung, Exkremente<br />

in Boofen wieder mitzunehmen, sollten wir wohl eher mit<br />

Humor ertragen.<br />

Angesichts der ständigen, latenten Spannung ist es<br />

natürlich problematisch, wenn über die oben erwähnten<br />

Polizeieinsätze leicht ironisch berichtet wird. Aber der<br />

traurige Inhalt ging dabei unter. Wenn ich in früheren SSI-<br />

Heften über ein einigermaßen ausgeglichenes Verhältnis<br />

zur Nationalparkverwaltung berichtete, dann waren gemeinsame<br />

Treffen und Verhandlungen damit gemeint. Zuweilen<br />

habe ich schon den Eindruck, dass manche bereits<br />

Kompromissbereitschaft als Kollaboration deuten. „Die<br />

Masse“ sieht das Verhältnis zur Behörde offenbar anders<br />

als diejenigen, die damit zu tun haben ...<br />

Wie weiter?<br />

Die sächsischen Kletterregeln entstanden einst als<br />

Selbstdisziplinierung. Vielleicht hätte der Forst sonst das<br />

Klettern ganz verboten. Man könnte das Ergebnis der<br />

Bergsportverhandlungen ähnlich sehen. Diese sind nun<br />

schon lange abgeschlossen. Gegenwärtig jedoch scheinen<br />

so viele ihren eigenen Begriff von Freiheit zu haben, dass<br />

einem Angst werden könnte. Bäume umsägen, Feuern auf<br />

schwer zugänglichen Riffen in der Kernzone, Wettlauf mit<br />

der Polizei – was kommt noch?<br />

Die positiven Tendenzen gehen in diesem Schlachtenlärm<br />

ziemlich unter: Besucher verhalten sich in der Regel<br />

durchaus vernünftig, Bergsteiger mühen sich um Gebietsbetreuungen<br />

im Nationalpark, helfen bei Erosionssanierungen<br />

mit, verhalten sich in Boofen gegenüber früheren<br />

Zeiten ziemlich diszipliniert, zahllose Freiwillige bewachen<br />

Wanderfalken bei der Brut, es gibt regelmäßige<br />

persönliche und offizielle Kontakte zur Nationalparkverwaltung<br />

... Leider bewirken positive Beispiele wenig bei<br />

den „Problemgruppen“. Appelle allein werden hier nicht<br />

helfen. Kontrollen und Strafen sind unbedingt notwendig,<br />

doch sie sind ebenso Öl ins Feuer der Gegner des Nationalparks<br />

– „man schikaniert uns immer mehr“. Aufklärung<br />

durch die Medien geschieht teilweise bereits und ist<br />

eine wertvolle Hilfe – im Gegensatz zu Berichten über immer<br />

wieder neuartige Freizeitaktivitäten (Nacktwandern,<br />

Balancieren auf dem Seil, Ballonfliegen ...). Wir als SSI<br />

könnten z.B. mehr auf das hinweisen, was läuft, nicht nur<br />

auf die Probleme. Und es schadet gewiss nicht, wenn sich<br />

der SBB wenigstens nach außen hin eindeutig von Vorfällen<br />

wie z.B. den erwischten Kernzonenboofern distanziert,<br />

auch wenn er den Sachverhalt nur aus zweiter Hand kennt.<br />

Der schale Nachgeschmack zur „Baumfäll aktion“ 2007 ist<br />

noch nicht verschwunden.<br />

Dr. Reinhard Wobst<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 9


Tiefflüge<br />

Nationalparkverwaltung prüft 2008 erstmals mit dem Höhenmessgerät<br />

Das langjährige SSI-Thema Tiefflüge wurde auch im zurückliegenden<br />

Jahr 2008 weiter hin beobachtet. Das neue<br />

lasergestützte Entfernungsmessgerät für Höhenmessungen<br />

wurde erstmals durch Kollegen der Nationalparkverwaltung<br />

im August und Oktober 2008 eingesetzt, insbesondere<br />

im Basteigebiet.<br />

Mit diesem neuen Gerät sind bei Unterschreitung der<br />

Mindestflughöhe jetzt gerichtsfeste Beweise möglich, was<br />

für das Referat Luftverkehr der Landesdirektion Dresden<br />

(früher Regierungspräsidium) von besonderer Bedeutung<br />

ist. Bei den Vor-Ort-Kontrollen müssen weitere<br />

Vorschriften für eine in einem späteren Verfahren verwertbare<br />

Messung eingehalten werden: So werden zwei<br />

Personen benötigt, die das Flugzeug über eine längere<br />

Flugdistanz zum einen mit dem Messgerät, zum anderen<br />

mit einem Hochleistungsfernglas anvisieren. Der Kollege<br />

mit dem Messgerät liest die gemessene Flughöhe laut ab,<br />

der andere Kollege fungiert in diesem Moment akustisch<br />

als Zeuge und erfasst gleichzeitig die Kennung des Flugzeuges<br />

optisch. Erst wenn all dies beachtet wird, ist die<br />

Messung gerichtsfest.<br />

Wie kann nun das zurückliegende Jahr 2008 eingeschätzt<br />

werden? Festzustellen war, dass zwar keine generell<br />

zurückgehende Flugzeugfrequenz festgestellt wurde,<br />

aber die Zahl der besonders tiefen Flüge scheint geringer<br />

Erfreulich: Im Aeroklub Pirna e.V. achtet man auf die Flughöhen.<br />

geworden zu sein. Dies bestätigen sowohl die Beobachtungen<br />

der Nationalparkverwaltung als auch eigene Beobachtungen<br />

z.B. an Oktoberwochenden.<br />

Allerdings, es mussten trotzdem wiederum einige<br />

schwere Verstöße von touristischen Fliegern festgestellt<br />

werden. So flog z.B. am Sonntag, dem 20. April 2008, gegen<br />

16 Uhr ein gelber Doppeldecker unter der Gipfelhöhe<br />

des Lilien steins, festgestellt vom Elbhang bei Weißig. Am<br />

10. Mai 2008 kam ein Flugzeug mit dem Kennzeichen<br />

D-MPSF aus Richtung Tümpelgrund nach Pirna in nur ca.<br />

200 m Höhe.<br />

Intensiv bleibt vor allem auch die Flugtätigkeit der<br />

Bundeswehr. Beständig wird im Elbtal, über der Festung<br />

Königstein und Hohnstein geflogen wie z.B. am 23. April,<br />

am 24. Juni oder am 9. September 2008. Die gesetzliche<br />

Flughöhe ist allerdings ca. 150 m über Grund, was nicht<br />

nur enorm tief wirkt, sondern es auch ist. Zum Vergleich:<br />

Es ist ein Viertel weniger als die Differenz vom Elbspiegel<br />

bis zur Basteiaussicht. Ein Hubschrauber der Bundespolizei<br />

flog am 18. Juni noch tiefer, in etwa in Höhe der<br />

Rahmhanke über die Elbe. Es wird deutlich, dass bei touristischen<br />

und militärischen Flügen weiterhin mit zweierlei<br />

Maß gemessen wird.<br />

Bleibt das Fazit: Ausgesprochen positiv ist die Kontrol-<br />

le auf jeden Fall durch die Nationalparkverwaltung. Wenn<br />

auch Kritiker bemängeln<br />

könnten, es sollte häufiger<br />

sein. Aber die Kontrollen<br />

sprechen sich schnell herum<br />

in den Kreisen der<br />

Piloten und auf Flugplätzen.<br />

Ein positives Beispiel<br />

gibt es z.B. vom Aeroclub<br />

in Pirna zu berichten.<br />

Dort achtet man sehr<br />

genau auf die zulässigen<br />

Flughöhen. Das nebenstehende<br />

Plakat, das vorbildlich<br />

alle Piloten auf<br />

die Situation in der Nationalparkregion<br />

hinweist,<br />

hängt dort aus. Deshalb<br />

an dieser Stelle ein Dank<br />

an den Pirnaer Aeroclub<br />

und dessen Piloten!<br />

Dr. Peter Rölke<br />

10 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Neue grenzüberschreitende Wanderwege<br />

Der Beitritt Tschechiens zum Schengener Abkommen und<br />

die damit verbundene Öffnung der Grenzen hat auch neue<br />

Möglichkeiten für die Schaffung grenzüberschreitender<br />

markierter Wanderwege geschaffen. Neu eingrichtet werden<br />

sollen Wanderwege von Maxičky über das Böhmische<br />

Tor zu den Zschirnsteinen sowie am Gliedenbachweg nach<br />

Kleingießhübel.<br />

Generell ist jetzt die deutsch-tschechische Grenze<br />

überall überschreitbar, ausgenommen sind lediglich Nationalparke<br />

und Naturschutzgebiete.<br />

Im Nationalpark wurde das kurze Stück eines grenzüberschreitenden<br />

Wanderweges über die Brücke an der<br />

Niedermühle im Kirnitzschtal eröffnet. Damit entfällt die<br />

Umgehung über den Hang auf deutscher Seite und man<br />

kann beim Wandern im Kirnitzschtal bleiben.<br />

Neue Infostelle in Hinterhermsdorf eröffnet<br />

Mit der Eröffnung der Informationsstelle „BeizeHaus“ im<br />

Mai 2008 wurde ein seit mehreren Jahren leer stehendes<br />

altes Forsthaus aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Mit<br />

der Sanierung des knapp einhundert Jahre alten Gebäudes<br />

in Hinterhermsdorf hatte der Freistaat Sachsen vor allem<br />

Handwerker und Firmen aus der Region beauftragt. Investiert<br />

wurden insgesamt rund 232.000 Euro.<br />

Die vom Dresdener Büro „Natur und Bildung“ erstellte<br />

interaktive Ausstellung im „BeizeHaus“ informiert unter<br />

anderem über die Waldpflegemaßnahmen in den naturfernen<br />

Waldteilen des Nationalparks. Auf über der Hälfte der<br />

Fläche finden im Nationalpark Sächsische Schweiz keine<br />

Eingriffe mehr durch den Menschen statt, die Infostelle<br />

„BeizeHaus“ erläutert dazu die Hintergründe und Konzepte.<br />

Außerdem wird über die Wiedereinbringung der<br />

Weißtanne und die Zurückdrängung der nicht einheimischen<br />

Baumart Weymouthskiefer berichtet. Auch das Borkenkäfermanagement<br />

spielt in der Präsentation eine Rolle.<br />

Die Ausstellungstexte sind sowohl in deutscher als auch in<br />

tschechischer Sprache verfasst.<br />

Freigeschnittene Aussichten und Prüfung von<br />

Plänen für neue Sichtachsen<br />

Beständig überprüfen die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung,<br />

wo Aussichten zuwachsen und freigeschnitten<br />

werden. So wurden u.a. die Aussichten an den Pohlshörnern<br />

freigeschnitten. Schwieriger wird es, wenn z.B. der<br />

Berg in Privatbesitz ist. Bei den ebenfalls in Privatbesitz<br />

befindlichen Grundstücken am weiter zuwachsenden<br />

Wachberg bei Saupsdorf kann die Nationalparkverwaltung<br />

allerdings nichts machen.<br />

Wer in den letzten Jahren auf dem Zirkelstein war, hat<br />

Aktuelle Mitteilungen<br />

es sicher bemerkt: Gerade in die interessanteste Richtung,<br />

nämlich zum Winterberg und nach Schmilka, verhindern<br />

üppig wuchernde Birken die freie Sicht. Das ist schade,<br />

denn der Zirkelstein bietet einen der seltenen 360-Grad-<br />

Rundumblicke. Das Nationalparkamt hätte keine Probleme<br />

damit, diese Birken zu fällen. Vielmehr ist der Zirkelstein<br />

in Privatbesitz und soll verkauft werden. Solange das nicht<br />

geschehen ist, muss man sich mit Blicken in die drei anderen<br />

Himmelsrichtungen begnügen. Wegen der angebotenen<br />

Konditionen soll es jedoch schwierig sein, einen<br />

Käufer zu finden.<br />

Erfreulicher lief es bei Aussichten von der Kaiserkrone,<br />

wo man sich bei einem Vor-Ort-Termin von Nationalparkamt<br />

und Kommune auf ein Freischneiden einigte und dies<br />

von ABM-Kräften erledigt wurde. Während Sperrungen<br />

oder auch nur die Durchsetzung von Verboten regelmäßig<br />

viel „Lärm“ verursachen, geschehen solch erfreuliche<br />

Aktivitäten wie die genannten oder das Herstellen von<br />

Sichtachsen leider recht leise im Verborgenen.<br />

Die von den Wander- und Bergsportverbänden bereits<br />

2004 eingebrachten Vorschläge, verlorengegangene bedeutende<br />

Sichtbeziehungen wieder herzustellen, werden<br />

weiterhin geprüft. Darunter ist die Einrichtung einer<br />

schma len Blickschneise vom Reitsteig in den Thorwalder<br />

Wänden, denn in diesem Gebiet gibt es keinerlei Aussichten<br />

mehr. Derzeit beobachtet die Nationalparkverwaltung<br />

dort die Aktivitäten des Borkenkäfers, der auf<br />

einer größeren Fläche in Fichtenreinbeständen aktiv ist.<br />

In der Kernzone darf der Käfer zwar fressen, steht jedoch<br />

unter ständiger Beobachtung. Eigentlich hofft man<br />

ja nicht auf fleißig fressende Borkenkäfer, aber vielleicht<br />

ergibt sich so aus natürlichen Gründen bald eine neue<br />

freie Sicht?<br />

Nationalparkverwaltung schafft neuen Aussichtspunkt<br />

am Lattengrund<br />

Im Schrammsteingebiet hat die Nationalparkverwaltung<br />

oberhalb des Lattengrundes eine neue Blickbeziehung<br />

zum Falkenstein und zu den Torsteinen geschaffen. Es<br />

wird in dieser Hinsicht darauf hingewiesen, dass die benachbarte<br />

Nasse Tilke neben dem Lattengrund weiterhin<br />

gesperrt ist. Austretendes Schichtwasser schafft hier die<br />

Möglichkeit für üppiges Pflanzenwachstum. Außerdem<br />

ist der Grund feucht und nur schwer passierbar. Nur mit<br />

erheblichen Baumaßnahmen und immer wieder Eingriffen<br />

in die Natur hätte hier ein akzeptabler Wanderweg<br />

eingerichtet und erhalten werden können. Deshalb hatte<br />

die Arbeitsgruppe Wegekonzeption im Nationalpark<br />

Sächsische Schweiz bereits 1998 der Aufhebung dieses<br />

Weges zugestimmt.<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 11


Toilettenneubau an der Oberen Schleuse<br />

Der Toilettenneubau an der Kahnfahrt an der Oberen<br />

Schleuse im Kirnitzschtal wurde nach langer Diskus sion<br />

fertiggestellt. Wer noch nicht dort war, der kann sich auf<br />

nebenstehenden Fotos ein Bild machen. Auftraggeber war<br />

die Stadt Sebnitz als Betreiber der Kahnfahrt (Hinterhermsdorf<br />

wurde eingemeindet und untersteht Sebnitz).<br />

Der größtmögliche Schaden des ursprünglichen Plans, ein<br />

rötlichfarbiger Beton-Kubus, wurde besonders durch die<br />

Proteste der Hinterhermsdorfer abgewendet. Die Farbe<br />

und die Holzverkleidung sind jetzt mehr der Natur angepasst,<br />

aber auch der jetzige Kubus sieht noch arg klotzig<br />

aus, besonders von unten aus Richtung Kirnitzsch.<br />

In Eigeninitiative setzte der Heimatverein Hinterhermsdorf<br />

die traditionelle „Rindenhütte“ am Beginn der<br />

Kahnfahrt wieder instand und bewahrte sie damit vor Verfall<br />

und drohendem Abriss.<br />

Vorschlag für neuen Wanderweg am Saupsdorfer<br />

Bach<br />

Der Arbeitskreis Sächsische Schweiz des Landesvereins<br />

Sächsischer Heimatschutz beantragte die Einrichtung eines<br />

neuen Wanderweges entlang des Saupsdorfer Baches von<br />

dessen Mündung in die Kirnitzsch. Mit diesem fehlenden<br />

Wegstück brauchen die Wanderer dann nicht mehr entlang<br />

der Straße zu gehen. Ein großer Teil des Weges bzw.<br />

Pfades ist vorhanden, eine Fußgängerbrücke über den<br />

Saupsdorfer Bach müsste erneuert werden sowie ein ca.<br />

200 m langes Wegstück gebaut werden.<br />

Neue Schilder an Kletterpfaden<br />

An manchen Stellen wie z.B. an der Zwillingsstiege oder<br />

der Rübezahlstiege werden neue zusätzliche Schilder angebracht.<br />

Sie enthalten den Hinweis, dass zwar jedermann<br />

die Klettergipfelzugangswege mit der schwarzen Pfeilmarkierung<br />

auf weißem Grund begehen darf, dass es jedoch<br />

kein normaler Wanderweg ist und erhöhte Schwierigkeiten<br />

auftreten. In den<br />

Jahren 2005, 2006 und<br />

2007 war es an der<br />

Zwillingsstiege zu Unfällen<br />

gekommen. Das<br />

Schild wurde gemeinsam<br />

in der AG „Wegekonzeption<br />

Sächsische<br />

Schweiz“ abgestimmt.<br />

Pavillon Kleiner Winterberg<br />

Der Zugang zum Pavillon auf dem Kleinen Winterberg<br />

war bereits seit langem als Bergpfad (Markierung grüner<br />

Pfeil auf grauem Grund) eingestuft, jedoch bisher<br />

noch nicht im Gelände ausgewiesen. Bei einer Geländebegehung<br />

der AG „Wegekonzeption“ des sächsischen Umweltministeriums<br />

im Juli 2008 wurde vor Ort nach einer<br />

Toilettenneubau an der Kahnfahrt Obere Schleuse<br />

günstigen Lösung mit wenig Erosionsgefahr gesucht. Dabei<br />

kam auch die Möglichkeit zur Sprache, als Zugang den<br />

historischen Oberen Fremdenweg wieder einzurichten –<br />

nicht als markierten Weg, sondern als Bergpfad. Derzeit<br />

ist der Obere Fremdenweg gesperrt und liegt in der Kernzone.<br />

Er verläuft aber in weiten Teilen in Sichtweite des<br />

vielbegangenen Unteren Fremdenweges. Das dynamische<br />

Wegekonzept würde es erlauben, solch einen Weg wieder<br />

zu reaktivieren. Der Sächsische Bergsteigerbund hat<br />

deshalb im Oktober 2008 die Prüfung der Wiederöffnung<br />

des Oberen Fremdenweges vorgeschlagen und diesen Vorschlag<br />

in der AG „Wegekonzeption“ vorgestellt.<br />

Nochmals zum Funkturm auf dem Lilien stein<br />

Im Heft 24 berichteten wir von einem geplanten Funkturm<br />

auf dem Lilienstein und schlossen mit den Worten<br />

„der Ausgang ist noch offen“. Das gilt nach wie vor, doch<br />

man darf hoffen, dass der Turm nicht gebaut wird. Denn<br />

die Landes direktion (ehemals Regierungspräsidium) hat<br />

den Antrag nochmals abgelehnt, da eine naturschutzfachliche<br />

Befreiung nur mit öffentlichem Interesse zu begründen<br />

wäre, das aber wiederum nicht ausreichend begründet<br />

wurde. Die Argumentation passt sich nach wie vor den<br />

Einwänden an und erscheint nicht stichhaltig. Möglich<br />

12 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


wäre zwar ein Einspruch bei der Landesdirektion (dann<br />

wäre nur noch ein sog. Benehmen mit dem Naturschutz erforderlich,<br />

kein Einvernehmen mehr), doch ein Einlenken<br />

der Direktion erscheint mittlerweile wenig wahrscheinlich.<br />

Alternativen wie eine Montage von Antennen an den Felswänden<br />

des Liliensteins wurden von der Deutschen Funkturm<br />

GmbH aus technischen und Kostengründen abgelehnt.<br />

Hoffnung für den Beuthenfall<br />

Nach endlosen Jahren (oder eher Jahrzehnten) der Ruhe<br />

und des Verfalls gibt es endlich wieder Hoffnung für den<br />

Beuthenfall: Beide großen Gebäude wurden von den Wirten<br />

der Gaststätte Großer Winterberg (sowie von Papststein,<br />

Pfaffenstein und Zeughaus) gekauft, und schon 2009<br />

könnte der Wanderer endlich wieder Gastronomie an dieser<br />

traditionsreichen Stelle vorfinden. Geplant ist ebenso<br />

die Nutzung als Pension. Zusätzlich erwarben sie Gelände<br />

der ehemaligen Haidemühle, um Parkplätze zu schaffen.<br />

Nationalparkprogramm vorgestellt<br />

Das Nationalparkprogramm, das zu Beginn des Jahres<br />

2008 öffentlich vorgestellt wurde, soll auf der Grund lage<br />

der Nationalpark-Verordnung leicht verständlich Ziele und<br />

Grundsätze für die weitere Entwicklung des Nationalparks<br />

vorstellen. Die Erarbeitung und Abstimmung des Nationalpark-Programms<br />

wurde dabei insbesondere durch den<br />

kommunalen Nationalparkrat unter Leitung von Landrat<br />

Michael Geisler sowie den Vorsitzenden des Tourismusverbandes<br />

Sächsische Schweiz Klaus Brähmig begleitet,<br />

teilte die Nationalparkverwaltung mit. „Mit dem Nationalpark-Programm<br />

wollen wir die Einwohner und Besucher<br />

der Sächsischen Schweiz nicht nur über die weitere Entwicklung<br />

des Nationalparks informieren, sondern ihnen<br />

auch die Möglichkeit bieten, Anspruch und Wirklichkeit<br />

zu vergleichen und unsere Arbeit weiterhin kritisch und<br />

unterstützend zu begleiten. Transparenz und Glaubwürdigkeit<br />

unseres Handelns sind uns besonders wichtig“, so<br />

Dr. Stein in der Pressemitteilung.<br />

Feuerstelle am Gamrig abgebaut<br />

Die erst kürzlich eingerichtete Feuerstelle am Gamrig<br />

musste schon nach kurzer Zeit wieder abgebaut werden.<br />

Es hatte Probleme mit auf dem direkt benachbarten Parkplatz<br />

abgestellten Autos gegeben. Der Parkplatz wird besonders<br />

abends von Besuchern der Felsenbühne genutzt.<br />

Bäume in der Herrenleite abgesägt<br />

Kritik äußerte die Nationalparkverwaltung am nicht genehmigten<br />

Freischneiden in einem geplanten Kletter-Übungsgebiet<br />

an der Herrenleite bei Lohmen durch Bergsteiger.<br />

Die Herrenleite liegt im Landschaftsschutzgebiet, eine<br />

Abstimmung hätte erfolgen müssen.<br />

Zusammenstellung der Meldungen:<br />

Dr. Peter Rölke, Dr. Reinhard Wobst<br />

Auf dem Sellnitzfest war Afrika zu Gast<br />

Mit dem Motto „Afrika zu Gast auf der Sellnitz“ boten die<br />

Veranstalter zum 13. Sellnitzfest am 7. Juni 2008 unterhalb<br />

des Liliensteins wieder ein Programm vor allem für<br />

Familien mit Kindern.<br />

Nationalparkverwaltung und Förderverein Kulturlandschaft<br />

Sächsische Schweiz e.V. hatten auf das Gelände<br />

rings um die Bildungsstätte des Nationalparks eingeladen,<br />

sich an mehreren Stationen mit der Kultur des benachbarten<br />

Kontinents zu beschäftigen. Eine von der Elfenbeinküste<br />

stammende Praktikantin der Nationalparkverwaltung<br />

und der Dresdner Trommellehrer Jack Panzo schufen die<br />

entsprechende Atmosphäre.<br />

Waldpflegemaßnahmen am Elbleitenweg<br />

bei Schmilka – Zeitweilige Sperrung des<br />

markier ten Wanderweges erforderlich<br />

Durch die Nationalparkverwaltung werden bis voraussichtlich<br />

Dezember 2008 Waldpflegemaßnahmen im Schmilkaer<br />

Gebiet im Bereich Elbleitenweg zwischen Teufelsturm<br />

und Rauschenstein durchgeführt. Auf dem Weg zu einer<br />

natürlichen Waldentwicklung werden hier in einem letzten<br />

Eingriff überwiegend gebietsfremde Baumarten wie<br />

Roteiche, Lärche und Weymouthskiefer sowie Fichte entnommen.<br />

Dadurch sollen den heimischen Baumarten wie<br />

Buche, Stieleiche und Weißtanne bessere Entwicklungsmöglichkeiten<br />

geboten werden. Waldarbeiter des Nationalparkreviers<br />

Schmilka werden dabei rund 800 m³ Holz<br />

einschlagen, das anschließend auf dem Elbleitenweg in<br />

Richtung Schmilka gerückt und abgefahren werden muss.<br />

Während dieser Arbeiten kann es wochentags zu kurzzeitigen<br />

Sperrungen des Elbleitenweges kommen. Alle<br />

Wanderfreunde werden um Beachtung gebeten, den Wanderweg<br />

während dieser Zeit auch aus Sicherheitsgründen<br />

nicht zu betreten.<br />

„Während des Holzeinschlages und der Rückung<br />

werden sich Schäden am Elbleitenweg leider nicht ganz<br />

vermeiden lassen. Sie werden jedoch nach Abschluss<br />

der Maßnahmen rasch wieder behoben“, versichert der<br />

Schmilkaer Revierförster, Joachim Thalmann. Künftig<br />

gilt das Grundprinzip im Nationalpark, „Natur Natur sein<br />

lassen“, dann auch für die Waldbestände unterhalb der<br />

Schrammsteine.<br />

Vandalismus nimmt zu – Wanderhütten zerstört<br />

und beschmiert<br />

Im Januar 2008 haben Unbekannte bei Hinterhermsdorf<br />

eine Spur der Verwüstung gezogen. Im Bereich der<br />

Raben steine an der Kirnitzsch zersägten sie eine beliebte<br />

Wander hütte und stießen sie um. Außerdem brachen sie<br />

in einen Bauwagen der Waldarbeiter ein und demolierten<br />

ihn erheblich. Ein teures Forstgerät eines privaten Forstunternehmers<br />

wurde zerkratzt und mit Farbe besprüht.<br />

Zahlreiche Wegweiser wurden beschmiert. Das National-<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 13


Beispiele beschädigter Schutzhütten: Oben die Schutzhütte an<br />

den Rabensteinen und die Hütte auf dem Königsplatz. Unten ist<br />

eine neue „luftige“ Schutzhütte am Fremdenweg im Bild.<br />

parkamt hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Leider ist<br />

es nicht der erste Fall, dass öffentliche und private Einrichtungen<br />

nicht nur in den Städten und Dörfern, sondern<br />

nun auch im Nationalpark zerstört werden.<br />

Weitere Schutzhütten z.B. im Rathener Gebiet und auf<br />

dem Königsplatz bei Hinterhermsdorf wurden beschmiert.<br />

Ein erstes Gegensteuern erfolgt beim Bau oder der Rekonstruktion<br />

neuer Schutzhütten, z.B. am Fremdenweg. Diese<br />

Hütten werden dann etwas „luftiger“ gebaut und sind weniger<br />

anfällig für Müll und Graffiti.<br />

Feuer im Affensteingebiet an den<br />

Zerborstenen Türmen am 28.05.08<br />

Ein Feuer in unzugänglichen Riffbereichen hat im Nationalpark<br />

Sächsische Schweiz erneut wertvolle Natur zerstört<br />

und die Feuerwehren der Umgebung wieder zu erheblichem<br />

Einsatz unter extremen Bedingungen gezwungen.<br />

Nach übereinstimmender Einschätzung der Nationalparkverwaltung<br />

und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister<br />

Achim Schrön war erneut ein Feuer die Brandursache. Damit<br />

scheint sich die traurige Brandserie der vergangenen<br />

Jahre aufgrund illegaler Feuerstellen von Besuchern des<br />

Nationalparks fortzusetzen.<br />

Aufmerksame Bergsteiger meldeten gegen 13 Uhr<br />

Rauch entwicklung im Bereich der Affensteine. Erst eine<br />

Stunde später konnte die Nationalparkwacht den Brandherd<br />

auf dem abgelegenen Riff im Gebiet der Zerborstenen<br />

Türme zwischen Zurückesteig und Schrammsteinweg genau<br />

lokalisieren und den Feuerwehreinsatz einleiten. Sechs<br />

freiwillige Feuerwehren aus Bad Schandau, Schmilka,<br />

Krippen, Pirna, Königstein und Prossen waren mit 46 Kameraden<br />

und 12 Fahrzeugen bis gegen 21 Uhr im Einsatz.<br />

Das Feuer, das sich bereits 30 bis 40 cm in die trockene<br />

Humusdecke eingefressen hatte, musste unter schwierigsten<br />

Geländebedingungen bekämpft werden. 20 Kiefern<br />

und Birken und 150 m 2 Beerstrauchheiden fielen dem<br />

Brand zum Opfer.<br />

Die Feuerwehren transportierten mit drei Tanklöschfahrzeugen<br />

insgesamt ca. 22.000 Liter Wasser in den Nationalpark.<br />

Zusätzlich mussten 2,8 km Schlauchleitung<br />

bis zum Brandherd gelegt werden. Aufkommender Wind<br />

führte immer wieder zu einem Aufflammen der Glutnester<br />

in unzugänglichen Bereichen. Schließlich waren ab<br />

16:30 Uhr sieben Einsätze eines Hubschraubers mit der<br />

500 Liter fassenden Löschblase erforderlich, bis das Feuer<br />

eingedämmt war.<br />

Ein natürliches Entstehen des Feuers, z.B. infolge<br />

Blitzschlag, kann ausgeschlossen werden. Offensichtlich<br />

haben hier Besucher des Nationalparks gelagert und trotz<br />

Waldbrandstufe 2 ein Feuer entfacht und damit den Brand<br />

verursacht.<br />

H. P. Mayr, Nationalparkverwaltung<br />

14 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Naturschutz<br />

Verdiente Ehrung: Dietrich Graf – Ehrenbürger von Hohnstein<br />

Anläßlich der Feierlichkeiten zum<br />

675. Jubiläum der ersten urkundlichen<br />

Erwähnung von Hohnstein,<br />

die vom 3. bis 6. Juli 2008 stattfanden,<br />

wurde in der Festsitzung des<br />

Stadtrates Oberforstmeister Dietrich<br />

Graf zum Ehrenbürger der<br />

Burgstadt ernannt.<br />

Mit dieser bisher selten verliehenen<br />

Auszeichnung würdigt<br />

Hohnstein das Lebenswerk eines<br />

Forstmanns und Naturschützers,<br />

der sich sowohl in seiner beruflichen<br />

als auch ehrenamtlichen Arbeit<br />

um die Pflege und den Schutz<br />

der heimatlichen Landschaft sehr<br />

verdient gemacht hat.<br />

Dietrich Graf, der 1936 in Pirna<br />

geboren wurde, verlebte seine<br />

Kindheit und Grundschulzeit in<br />

Lohmen. Nach dem Abitur an<br />

der Oberschule in Pirna und dem<br />

erfolgreichen Abschluss des Studiums<br />

an der Forstakademie in<br />

Tharandt war er von 1960 bis 1999<br />

als Revierleiter, Oberförster und<br />

zuletzt Forstamtsleiter in Hohnstein und Lohmen tätig. In<br />

diese Zeit fällt auch seine engagierte Tätigkeit als ehrenamtlicher<br />

Beauftragter für Naturschutz (1961–1992) im<br />

damaligen Kreis Sebnitz. In dieser Funktion war er stets<br />

auch bemüht, durch Exkursionen und Vorträge sowie mit<br />

Veröffentlichungen und persönlichen Gesprächen bei der<br />

Bevölkerung und bei den politisch Verantwortlichen Verständnis<br />

für die Belange des Naturschutzes zu wecken,<br />

gleich ob es sich um die erneute Pflanzung eines Baumes<br />

auf dem Liebensberg bei Ehrenberg oder um Maßnahmen<br />

handelte, die 1982 auf dem 2. Landschaftstag Sächsische<br />

Schweiz für den Schutz dieser einzigartigen<br />

Landschaft festgelegt<br />

wurden.<br />

Den beiden für die Kreise Sebnitz<br />

und Pirna zuständigen Kreisnaturschutzbeauftragten<br />

Graf und<br />

Juppe bzw. dessen Nachfolger K.-H.<br />

Mayer gelang es in der Zeit ihrer<br />

Wirksamkeit, die Zahl der ausgewiesenen<br />

Naturschutzgebiete und<br />

Flächennaturdenkmale zu vermehren,<br />

Totalreservate auszuweisen<br />

und Maßnahmen zum wirksamen<br />

floristischen und faunistischen<br />

Artenschutz zu treffen. Zukunftsweisend<br />

war auch die von ihnen<br />

aufgenommene Zusammenarbeit<br />

mit den Behörden und Verantwortlichen<br />

in der Böhmischen Schweiz<br />

und die damit verbundene Förderung<br />

des grenzüberschreitenden<br />

Natur- und Landschaftsschutzes.<br />

Bei seiner Naturschutzarbeit ging<br />

Dietrich Graf davon aus, dass<br />

„Landschaftsschutz im Gegensatz<br />

zu Naturschutz naturverträgliche<br />

Landnutzung nicht ausschließt, weil Landschaft stets Naturprozess<br />

und Menschenwerk in einem ist.“<br />

Auf die Frage, was ihm die Ehrenbürgerschaft bedeute,<br />

antwortete der Geehrte: „Die schönste Anerkennung<br />

für mein berufliches wie ehrenamtliches Lebenswerk,<br />

das jahrzehntelang dem heimischen Wald, unserer Natur<br />

und Landschaft und erst recht den Mitmenschen meiner<br />

Heimat diente – die schönste Würdigung deshalb, weil sie<br />

völlig unerwartet von der Hohnsteiner Bürgerschaft vorgeschlagen<br />

wurde.“<br />

Manfred Schober, Sebnitz<br />

Der Wespenbussard – ein heimlicher, unbekannter Brutvogel unserer Wälder<br />

Etwa fünfzig Meter vor uns am Waldrand zwischen den<br />

violett-gelben Blütenständen des Hain-Wachtelweizens<br />

macht sich ein großer bräunlicher Vogel zu schaffen. Durch<br />

das Fernglas sehen wir, wie ihn feiner Staub umgibt. Er<br />

scharrt am Boden, doch als wir uns ihm weiter nähern,<br />

fliegt er ab. An der Stelle angelangt, finden wir ein ausgegrabenes<br />

Wespennest, umgeben von aggressiven Insekten.<br />

So oder ähnlich könnte eine der seltenen Beobachtungen<br />

Dietrich Graf bei der Einführung zu einer kulturhistorischen<br />

Wanderung um Hohnstein am<br />

1. Juni 2008<br />

eines Wespenbussards, eines Sonderlinges unter den heimischen<br />

Greifvögeln, stattgefunden haben.<br />

Der Wespenbussard ist etwa so groß wie der allbekannte<br />

Mäusebussard. Er wiegt 700 g bis 800 g, ein Mäusebussardweibchen<br />

aber kann schon mal 1200 g auf die Waage<br />

bringen. Die Spannweite der Schwingen beträgt bei beiden<br />

Arten ca. 130 cm. Gemeinsam haben beide Arten eine<br />

äußerst variable, überwiegend braun getönte und ober-<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 15


Junge Wespenbussarde im Horst: Der linke ist ca. 28, der rechte ca. 24 Tage alt<br />

seits stets dunklere Gefiederfärbung. So reicht die Palette<br />

von sehr hellen Stücken bis zu recht dunkelbraunen, fast<br />

einfarbigen Exemplaren. Während man beim Mäusebussard<br />

die Geschlechter einzeln kaum unterscheiden kann,<br />

ist der Kopf des männlichen Wespenbussards grau, beim<br />

Weibchen hingegen braun. Die Iris der Augen eines alten<br />

Wespenbussards ist leuchtend gelb, beim Jungvogel aber<br />

braun. Das Nasenloch ist schlitzförmig und nicht rund wie<br />

bei anderen Greifvögeln. Es wird damit wohl ein Eindringen<br />

der stachelbewehrten Insekten vermieden. Sowohl<br />

beim sitzenden als auch beim fliegenden Vogel erscheint<br />

der Wespenbussard deutlich schlanker als ein Mäusebussard,<br />

was vor allem am Flugbild durch schmalere Flügel,<br />

längeren Schwanz und den kleineren, hervorragenden<br />

Kopf verdeutlicht wird. Der Schwanz des Wespenbussards<br />

zeigt zwei breite Binden an der Schwanzwurzel und eine<br />

am Ende, der des Mäusebussards hat nur eine breite Binde<br />

am Ende.<br />

Der Wespenbussard ist ein ausgesprochener Zugvogel,<br />

welcher ernährungsbedingt bei uns erst im Mai, selten<br />

auch mal Ende April, erscheint und schon im August bis<br />

Anfang September unsere Heimat wieder verläßt. Wenn<br />

die Wespenbussarde aus ihren Winterquartieren zurück<br />

kehren beginnen sie sofort mit der Balz, denn ihre Zeit<br />

ist knapp. Vor allem die Männchen zeigen nun einen auffallenden<br />

Balzflug, indem sie nach kurzem Aufschwung<br />

kurz auf der Stelle zu stehen scheinen und die Schwingen<br />

mehrmals über dem Rücken zusammen schlagen – den<br />

so genannten „Schmetterlingsflug“. Jetzt lassen sie auch<br />

häufig ihre Stimme hören,<br />

welche einsilbig wie „wijeh“<br />

oder „bliie“ klingt und gut<br />

von zweisilbigen „hiähh“ des<br />

Mäusebussards unterschieden<br />

werden kann. Die Horste des<br />

Wespenbussards sind oft kleiner<br />

als die des Mäusebussards<br />

und werden in stärkerem<br />

Maße als bei anderen Greifvögeln<br />

während der gesamten<br />

Brutzeit mit frischen, grünen<br />

Zweigen ausgelegt. Ende Mai,<br />

Anfang Juni wird das Gelege<br />

gezeitigt, welches in der Regel<br />

aus zwei, sehr selten aus<br />

nur einem oder gar drei, stark<br />

dunkelbraun gefleckten Eiern<br />

besteht. Namhafte Ornithologen<br />

bezeichnen die Eier des<br />

Wespenbussards als die am<br />

schönsten gezeichneten aller<br />

Greifvögel. Die Brutzeit beträgt<br />

34 Tage und beide Partner<br />

brüten. Nach dem Schlupf<br />

obliegt es aber dem Weibchen allein, die Jungvögel zu hudern,<br />

zu füttern und zu bewachen. Nach 40 bis 48 Tagen<br />

verlassen die Jungbussarde den Horst und werden von den<br />

Altvögeln noch kurze Zeit gefüttert. Dann beginnt für die<br />

Familie die Reise in den Süden.<br />

Der Wespenbussard ernährt sich und seine Brut hauptsächlich<br />

mit den Larven von Wespen und Hummeln. Seine<br />

Füße sind daher eher zum Graben geeignet, als zum Greifen<br />

schneller Beute, wenngleich auch Lurche, Kriechtiere,<br />

kleine Vögel und Säugetiere zu seinem Nahrungsspektrum<br />

gehören.<br />

Hier im Elbsandsteingebirge gelangen Brutnachweise<br />

früher bei Pirna, Zatschke, Obervogelgesang, Kohlmühle,<br />

Sebnitz und in den Bärenfangwänden. In neuerer Zeit brütete<br />

die Art erfolgreich im Bereich der Dachsenhälter bei<br />

Rathewalde und an der Alten Hohen Straße südlich von<br />

Sebnitz nach Hertigswalde. Am letzteren Horstplatz entstand<br />

auch das beigestellte Foto während der Beringung<br />

der Jungvögel im Juli 2008, nachdem in den vergangenen<br />

zwei Jahren nur je ein junger Wespenbussard diesen Horst<br />

verließ.<br />

In Sachsen leben der einschlägigen Literatur nach etwa<br />

7000 Mäusebussardpaare, aber nur 150 bis 300 Paare des<br />

Wespenbussards, was sicherlich der speziellen Ernährung<br />

des letzteren geschuldet ist. Vielleicht führt aber auch die<br />

Heimlichkeit der Art zu einer Unterschätzung des wahren<br />

Brutbestandes des Wespenbussards.<br />

Ulrich Augst,<br />

Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz<br />

16 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Treffen der Wanderfalkenbewacher und die Bewachung 2008<br />

Seit 1999 beteiligen sich an den jährlichen Wanderfalkenwachten<br />

der Nationalparkverwaltung auch Bergsteiger<br />

unter Koordination und Vermittlung des Sächsischen<br />

Bergsteigerbundes. Viele der Bewacher sind von Beginn<br />

an dabei bzw. regelmäßig seit einigen Jahren. Da die Organisation<br />

der Bewachung weitestgehend per Telefon, Brief<br />

oder E-Mail verläuft, war es der Wunsch einiger Bewacher,<br />

einmal zu einem gemeinsamen Treffen zusammenzukommen.<br />

Dieses Treffen fand im März dieses Jahres in den Räumen<br />

des Sächsischen Bergsteigerbundes statt und wurde<br />

von der Arbeitsgruppe Natur- und Umweltschutz (NUS)<br />

organisiert. Dem Termin zugesagt hatten 21 Bewacher,<br />

Ulrich Augst vom Nationalparkamt sowie zwei Mitglieder<br />

der AG NUS. Neben einem gemeinsamen Kaffeetrinken<br />

referierte Ulrich Augst über die Entwicklung der Wanderfalken<br />

in der Sächsischen Schweiz. Mit seinem ausgesprochen<br />

informativen Vortrag hat er allen Anwesenden<br />

die Besonderheiten dieser Tierart sehr anschaulich näher<br />

gebracht. Als Dankeschön für die Helfer bei den vergangenen<br />

Bewachungen stellte der Berg- & Naturverlag<br />

Rölke das Buch „Die Tierwelt der Sächsischen Schweiz“<br />

zur Verfügung.<br />

In Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung<br />

Sächsische Schweiz hat sich der Sächsische Bergsteigerbund<br />

im zurückliegenden Jahr 2008 an der Bewachung<br />

von zwei Wanderfalkenhorsten beteiligt. Bewacht wurden<br />

im Rathener Gebiet an den Klettergipfeln Wartturm /<br />

Adolf-Hermann-Fels und am Kleinen Zschirnstein im<br />

Bereich der Westkante. Ab Mitte April begann die Wacht<br />

jeweils an den Wochenenden und Feiertagen. Im Rathener<br />

Gebiet gab es wie bereits in vergangenen Jahren einen<br />

Brutverlust, so dass ab Mitte Mai keine Bewachung mehr<br />

nötig war. Trotz Bewachungsabbruch gab es hier insge-<br />

Gartenschläfer kurz vor dem Aussterben<br />

Junge Wanderfalken 2008 am Kleinen Zschirnstein<br />

samt 13 Bewachungstage mit 25 Personen. Am Kleinen<br />

Zschirnstein konnte sich der Bergsteigerbund mit freiwilligen<br />

Helfern bis zum Ausfliegen der Jungfalken im Juni<br />

tatkräftig einbringen. An 18 Bewachungstagen kamen 37<br />

freiwillige Bergfreunde zum Einsatz. Es flogen hier drei<br />

Wanderfalken aus. Dabei konnte der letzte Bewacher mittels<br />

Teleobjektiv die Jungfalken fotografieren. Neben den<br />

zwei genannten Horstplätzen gab es noch eine Reihe weiterer<br />

Brutplätze in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz.<br />

In der Sächsischen Schweiz wurden dieses Jahr 21 junge<br />

Wanderfalken beringt, wobei noch zwei an den Uhu<br />

verloren gingen. Somit konnten 19 Jungfalken als ausgeflogen<br />

registriert werden. Gegenüber dem Vorjahr, als 30<br />

Jungfalken registriert wurden, sind es dieses Jahr knapp<br />

ein Drittel weniger. Bei unseren böhmischen Nachbarn gab<br />

es 2008 bei 10 bekannten Paaren 15 flügge Wanderfalken.<br />

Uwe Kretzschmar<br />

Schon seit Jahrzehnten ist ein Rückgang des Gartenschläfers in Mitteleuropa<br />

zu verzeichnen. In der Sächsischen Schweiz gilt er als Charaktertier<br />

und ist auch das Maskottchen des Nationalparkhauses. Eine<br />

Studie unter Leitung von Sven Büchner untersuchte im Auftrag der<br />

Nationalparkverwaltung das aktuelle Vorkommen. Dabei wurden acht<br />

Teilgebiete im Nationalpark und im LSG geprüft, wobei ein besonderer<br />

Schwerpunkt auf Boofen gelegt wurde, denn dort bestehen die meisten<br />

Alt-Nachweise. Neben der direkten Sichtbeobachtung wurden an<br />

allen Stellen Haarsammelröhren, mit Nussnugatcreme als Köder, ausgelegt.<br />

Die Untersuchungen ergaben zwar zahlreiche Sieben schläfer-,<br />

aber keine Gartenschläferfunde. Die Studie schließt mit der Befürchtung,<br />

dass der Gartenschläfer bei uns kurz vor dem Aussterben steht.<br />

Über die Gefährdungsursachen fehlen jedoch Kenntnisse, für Schutzmaßnahmen<br />

müssten bald weitere Untersuchungen folgen.<br />

Dr. Peter Rölke Maskottchen des Nationalparkhauses: Gartenschläfer<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 17


Wald<br />

Wie geht es dem Patienten „Wald“?<br />

Da ist er wieder, unser „Patient Wald“ und der alljährliche<br />

Gesundheitscheck basierend auf der Auswertung des<br />

Waldzustandsberichtes 2007 vom Freistaat Sachsen:<br />

Der Zustand unserer gesundheitlich angeschlagenen<br />

Wälder hat sich noch immer nicht gebessert. Von allen im<br />

Jahre 2007 in Sachsen (nach ihrem Kronenzustand) beurteilten<br />

Bäumen weisen 20% einen recht hohen Nadel- und<br />

Blattverlust auf und werden als stark geschädigt eingestuft.<br />

Begründet wird dies unter anderem durch die Hitzeperiode<br />

im Sommer 2006, den folgenden milden Winter sowie die<br />

Nachwirkungen des Sturmtiefs „Kyrill“ im Januar 2007<br />

und den heißen und trockenen April 2007.<br />

45% aller Bäume wurden als schwach geschädigt und<br />

35% als nicht geschädigt eingestuft. Die Wälder des Elbsandsteingebirges<br />

repräsentieren bei dieser Einschätzung<br />

den „sächsischen Durchschnitt“ – nur reichlich ein Drittel<br />

aller Bäume sind hinsichtlich der Beurteilung ihrer Baumkronen<br />

gesund.<br />

Nach wie vor weisen in der Gesamtstatistik die Laubbäume,<br />

allen voran Eiche und Buche, den schlechtesten<br />

Kronenzustand auf. Im Durchschnitt ist nur noch jede<br />

fünfte Eiche bzw. Buche gesund.<br />

Während im Jahr 2006 die Buche die Baumart mit den<br />

höchsten Blattverlusten war, hat sie 2007 den „Spitzenreiterplatz“<br />

an die Eiche abgetreten. Daraus sollte nicht<br />

geschlussfolgert werden, dass die Buchen nun „gesünder“<br />

geworden sind.<br />

Die Ausbildung der Blätter und Blüten bzw. Fruchtstände<br />

eines Baumes stehen in engem Zusammenhang<br />

und werden durch die Reservestoffe des Baumes limitiert.<br />

Die Knospenbildung erfolgt im Vorjahr und wird von den<br />

jeweiligen Umweltbedingungen, unter anderem auch vom<br />

Klima, mitbestimmt. 2006 hatten die Buchen eine reiche<br />

„Mast“, einen großen Fruchtanhang (siehe Heft 24), und<br />

damit verbunden eine geringere Blattausbildung. 2007<br />

trugen die Buchen im Durchschnitt weniger Früchte und<br />

bildeten mehr Blattmasse.<br />

Die Eichen haben eine interessante Anpassungsstrategie<br />

an Trockenperioden. Sie werfen nach vorzeitiger<br />

Blattverfärbung ganze Äste ab und reduzieren so die Verdunstungsfläche<br />

durch Verringerung der Gesamtblattfläche.<br />

Je nach Witterungsverhältnissen im Vorjahr kann der<br />

Kronenzustand der Eichen über einen längeren Zeitraum<br />

deshalb größeren Schwankungen unterliegen.<br />

Betrachtet man den Zeitraum von 1991 bis 2007,<br />

schwankt der Gesundheitszustand der Eichen von Jahr zu<br />

Jahr um einen relativ gleichen Level (einem Anteil von<br />

20% als gesund eingestuften Bäumen). Der Zustand der<br />

Buchen hat sich über den gleichen Zeitraum (zwar mit<br />

weniger Schwankungen) stetig allmählich verschlechtert.<br />

Während Anfang der 90er Jahre noch die Hälfte aller Buchen<br />

als gesund eingestuft wurden, sind es 2007 nur noch<br />

20%. Die „Durchschnittseiche“ siecht also schon über 16<br />

Jahre dahin, die „Durchschnittsbuche“ hat erst im Laufe<br />

dieser Zeit diesen „Krankheitsstatus“ erreicht. Fakt ist:<br />

Das Siechtum dauert an.<br />

Leider kann man sich an Siechtum gewöhnen, bis man<br />

es kaum noch wahrnimmt.<br />

Der Wald ergrünt in jedem Frühjahr erneut. Er wächst<br />

auch im Erzgebirge und seinen Randgebieten wie dem<br />

Bielatal wieder. Von „Waldsterben“ ist keine Rede mehr.<br />

Nur Katastrophen wie der Windbruch durch Kyrill oder<br />

größere Borkenkäferkalamitäten sensibilisieren die Öffentlichkeit<br />

kurzzeitig erneut für das Thema Wald.<br />

Man könnte doch eigentlich diese Waldzustandserhebungen<br />

zurückfahren, könnte die Waldzustandsberichte<br />

in größeren Abständen herausbringen. Dieser Gedanke<br />

wurde 2006 ernsthaft erwogen und diskutiert sowohl auf<br />

Bundesebene als auch in einigen Bundesländern u. a. in<br />

Sachsen.<br />

Noch ist es nicht dazu gekommen. Ende dieses Jahres<br />

wird der Waldzustandsbericht 2008 vorliegen, und nach<br />

momentanem Stand soll die Öffentlichkeit weiterhin jährlich<br />

informiert werden über die Ergebnisse und Entwicklungstendenzen<br />

der jährlichen Waldzustandserhebungen<br />

sowie über die begleitenden ständigen wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen auf den forstlichen Dauerbeobachtungsflächen.<br />

Die regelmäßige und flächendeckende Beobachtung<br />

der Entwicklung unserer Wälder ist eine wichtige<br />

Voraussetzung zur Erhaltung und nachhaltigen Sicherung<br />

unseres Waldbestandes.<br />

Die Beobachtung ausgewählter Waldflächen über längere<br />

Zeiträume (das Monitoring) ist von besonderer Bedeutung<br />

angesichts zunehmender klimatischer Einflüsse<br />

und der weiterhin bestehenden Gefährdung durch Luftverunreinigungen<br />

wie Stickoxide, Ozon und andere Stickstoffverbindungen.<br />

Der Zustand der Baumkronen ist in<br />

dem Rahmen nur ein (gewiss wichtiges und vor Ort sofort<br />

zu beurteilendes) Kriterium. Der Zustand der Waldböden<br />

ist nicht so offensichtlich, spielt aber für unser Trinkwasser<br />

und für die Ernährung der Waldpflanzen (also auch für<br />

deren Gesundheit) eine wesentliche Rolle. Unsere heutige<br />

Sorge um den Wald kann unseren Kindern und Enkeln<br />

seine vielfältigen Funktionen nachhaltig sichern. Darum<br />

darf der Wald nicht als „Patient“ ignoriert werden, die<br />

Öffentlichkeit muss weiterhin über seinen Gesundheitszustand<br />

informiert werden und für seine Probleme sensibilisiert<br />

werden.<br />

Elke Kellmann<br />

18 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Weymouthskiefer<br />

Zu Weymouthskiefer und Weißtanne im Nationalpark Sächsische Schweiz<br />

Die Weymouthskiefer oder Strobe stammt ursprünglich<br />

aus Nordamerika. Sie wurde erstmals zu Beginn des<br />

18. Jahrhunderts von dem englischen Lord Weymouth auf<br />

seinem Gut in Wiltshire angepflanzt.<br />

Über die Abholzung der Weymouthskiefer im benachbarten<br />

Nationalpark Böhmische Schweiz wurde bereits<br />

im letzten SSI-Heft berichtet. Damals stand die Gegend<br />

um Jetřichovice (Dittersbach) im Blickpunkt. Wie sieht es<br />

aber im Nationalpark Sächsische Schweiz aus, ist dort die<br />

Weymouthskiefer unschädlich?<br />

Zunächst wurde auch hier die Schädlichkeit der Weymouthskiefer<br />

erkannt, und man kann sagen, sie wird aktiv<br />

in der sogenannten Pflegezone B ausgerottet. Also, wenn<br />

irgendwo Weymouthskiefern gefällt werden, nicht erschrecken<br />

oder protestieren. Die Weymouthskiefer ist nicht im<br />

natürlichen Waldbestand (was das erklärte Ziel der Nationalparkverwaltung<br />

ist, den natürlichen Waldbestand wieder<br />

herzustellen). Nun gibt es allerdings ein Problem.<br />

Das neue Nationalpark-Programm teilt das Gebiet in<br />

zwei Pflegezonen (A und B): Dabei ist Zone A das Areal,<br />

was die natürlichen Prozesse ungehindert geschehen lassen<br />

will (Bibelriether: „Natur – Natur sein lassen“). Der<br />

sogenannte Prozessschutz ist hier das erklärte Ziel.<br />

Dafür gibt es unterschiedliche Auffassungen, sie reichen<br />

vom „totalen Eingriffsverzicht“ oder „alles so lassen<br />

wie es ist“ bis hin zum totalen Ausmerzen der aggressiven<br />

Neophyten. Der Autor dieses Beitrags geht davon aus, dass<br />

die Erhaltung bzw. die Wiederherstellung des natürlichen<br />

Waldbildes es rechtfertigt, den totalen Eingriff zu tätigen.<br />

Man muss dazu folgendes wissen. Die Weymouthskiefer<br />

ist anteilig mit nur 0,09% im Nationalpark Sächsische<br />

Schweiz vertreten. Durch ihr aggressives Verhalten – sie<br />

verdrängt einheimische Bäume und Pflanzen von Felsriffen<br />

(einem typischen Landschaftselement der Sächsisch-<br />

Böhmischen Schweiz) – und durch intensivere Nadelstreu<br />

(als beispielsweise die gewöhnliche Kiefer Pinus sylvestris)<br />

ist die Weymouthskiefer ungeeignet, naturnahe Zustände<br />

zu gewähren. Deshalb sollte es legitim sein, diese wenigen<br />

Bäume aus den Zonen A und B zu entfernen.<br />

Die Bestände der Bäume sind in Bestandsuntersuchungen<br />

erfasst worden, die etwa aller 10 Jahre von der<br />

Nationalpark-Verwaltung als Waldinventur durchgeführt<br />

werden. Dabei sind in der Zone A nur 1,1 ha (nach [1])<br />

mit nicht einheimischen Baumarten bestanden, dazu gehören<br />

außer der Weymouthskiefer noch die Lärche (Larix<br />

decidua), die Roteiche (Quercus rubra) und die Lawson-<br />

Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsionata).<br />

Die Weymouthskiefer steht vorzüglich auf Riffstandorten<br />

und verdrängt dort die einheimische Flora immer<br />

mehr. Die Entwicklungsszenarien lassen nach [1] vermuten,<br />

dass es nach einiger Zeit Reinbestände der Weymouthskiefer<br />

geben könnte. Deshalb sollte nicht einfach<br />

abgewartet, sondern schon heute gehandelt werden! Als<br />

Handelsrichtlinien dienen die Waldbehandlungsgrundsätze<br />

im Nationalpark Sächsische Schweiz seit 1996, worin<br />

der Umgang mit Neophyten in der Zone A und B verbindlich<br />

geregelt ist. Darin sind nach [2] die Ruhebereiche und<br />

das Zurückdrängen von Baumarten festgelegt.<br />

Zu gering im Nationalpark vertreten ist die Weißtanne.<br />

Sie wird wieder verstärkt eingebracht, da ihre Bestände<br />

in den letzten Jahrzehnten sehr schrumpften, was unter<br />

anderem den schlechten Luftbedingungen geschuldet<br />

war. Bereits im Jahresbericht 2003 Nationalpark- und<br />

Forstamt Sächsische Schweiz war unter dem Punkt 3.2.1<br />

folgendes zu lesen:<br />

Waldentwicklung<br />

Artenschutzprojekt Weißtanne<br />

Zur Vorbereitung der Anerkennung von Weißtannen-Saatgutbeständen<br />

erfolgte eine Inventur der<br />

Tannen-Altbäume auf elf Flächen. Dazu wurden der<br />

Baumdurchmesser gemessen, die Bäume dauerhaft<br />

markiert und der Standort in Karten erfaßt. Im Ergebnis<br />

konnten durch das Landesforstpräsidium fünf<br />

Bestände zur Gewinnung von Saatgut zugelassen werden.<br />

Auf ausgewählten Flächen mit Weißtanne im Voranbau<br />

erfolgte die Kontrolle des Wildverbisses an Terminal-<br />

und Seitentrieben. Es wurden 38 Flächen bearbeitet,<br />

davon elf im vorderen und 27 im hinteren Teil des Nationalparks.<br />

Zusätzlich wurde der Einfluss von Wildverbiss<br />

auf den Wachstumsverlauf der jungen Weißtannen<br />

auf ausgewählten Flächen fotografisch dokumentiert.<br />

Damit ist klar zum Ausdruck gebracht worden, dass das<br />

Wiedereinbringen der Weißtanne (als Bestandteil einer<br />

natürlichen Waldgesellschaft) zum erklärten Ziel der Nationalpark-Verwaltung<br />

gehört. Weiterhin ist dort zu lesen:<br />

Für rund 60% der Nationalpark-Fläche mit dem<br />

Schwerpunkt naturferner Fichtenforste auf ebenen und<br />

schwach geneigten Standorten („Pflegebereich“) wurden<br />

im Rahmen einer dem Nationalpark angepassten<br />

und zwischen Forst- und Naturschutzverwaltung abgestimmten<br />

Forsteinrichtung mit Stichtag 01.01.1998<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 19


für einen Zeitraum von 10 Jahren noch Waldpflegemaßnahmen<br />

geplant. Diese konzentrieren sich auf die<br />

Stabilisierung mehr oder weniger geschwächter Fichtenbestände<br />

(Kronenpflege), die Entnahme gebietsfremder<br />

Baumarten, z.B. Weymouthskiefer, Roteiche,<br />

Lärche (Mischungsregulierung), die Förderung unterrepräsentierter<br />

heimischer Baumarten, insbesondere<br />

der vom Aussterben bedrohten Weißtanne (Artenschutz).<br />

Zur „Halbzeit“ des Planungszeitraumes, also nach<br />

5 Jahren, erfolgte 2003 eine sogenannte Zwischenrevision<br />

der bisherigen Waldpflegemaßnahmen. So wurden<br />

in den zurückliegenden Jahren u.a. durchgeführt:<br />

• auf einer Fläche von 490 ha Pflegemaßnahmen in<br />

jüngeren Waldbeständen<br />

• auf 2.630 ha Pflegemaßnahmen in mittelalten und<br />

älteren Waldbeständen<br />

•<br />

Verjüngungsmaßnahmen auf knapp 200 ha, davon<br />

über 90% als Voranbau und 78% Wiedereinbringung<br />

der Weißtanne.<br />

Die künstliche Einbringung von Baumarten der natürlichen<br />

Waldgesellschaft soll gezielt in Bereichen<br />

stattfinden, in denen die selbständige Ausbreitung<br />

dieser Baumarten von Natur aus nicht absehbar ist.<br />

Die Bäume werden vorrangig unter dem Schutz eines<br />

vorhandenen Altholzschirmes eingebracht, sogenannter<br />

Voranbau. Den Schwerpunkt der Pflanzungen bildet<br />

die gefährdete einheimische Weißtanne, die in der<br />

Baumschule ausschließlich aus Saatgut aus der Sächsischen<br />

Schweiz gezogen wurde.<br />

Am Riff der Viléminina stěna in der Böhmischen Schweiz wurden<br />

zahlreiche Weymouthskiefern gefällt.<br />

Die Bilanz beim Anbau der Weißtanne klingt positiv:<br />

Verjüngung Voranbau:<br />

* Weißtanne: 15,2 ha<br />

* Rotbuche: 0,3 ha<br />

* Bergahorn: 0,2 ha<br />

* Linde: 0,1 ha<br />

* Summe Voranbau: 15,8 ha<br />

In den Anfragen des Sächsischen Bergsteigerbundes an<br />

die Nationalpark-Verwaltung (nachzulesen im Internet<br />

s. [3]) gibt es folgendes Interessantes zu lesen:<br />

Zieht damit nun forstliche Ruhe in die Kernzone ein<br />

oder sind weitere Pflegemaßnahmen geplant?<br />

Antwort: Ja, denn in der Naturzone A und in den weiteren<br />

seit 01.01.2008 festgelegten Prozessschutzflächen<br />

(s.o.) sind grundsätzlich keine Maßnahmen geplant.<br />

Gemäß Nationalpark-Programm (Abschn. 5.2.2.1,S. 34 f.)<br />

sind jedoch im Einzelfall folgende Eingriffe zulässig:<br />

Eingrenzung einer Massenvermehrung von Forst-<br />

20 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

insekten zur Verhinderung eines Übergreifens auf<br />

angrenzende Waldflächen oder bei kleinräumiger<br />

Verzahnung mit der Naturzone B<br />

Förderung einzelner Weißtannen<br />

Zurückdrängung gebietsfremder, besonders expan-<br />

siver Baumarten (insbesondere Weymouthskiefer)<br />

zur Sicherung einer naturnahen Waldentwicklung<br />

Erhaltung besonders markanter Sichtbeziehungen<br />

(Aussichtspunkte)<br />

Entnahme und Verwendung von Bäumen und<br />

Baumteilen (gebietsfremde Baumarten sowie Fichte)<br />

zur Wegeunterhaltung in schwer zugänglichen<br />

Geländebereichen einschließlich zur Besucherlenkung<br />

Bereiche mit Waldschutzmaßnahmen bzw. Einzelmaßnahmen<br />

in der Naturzone A sind im Rahmen der Pflege-<br />

und Entwicklungsplanung/ Waldbehandlungsgrundsätze<br />

für den Landeswald im Nationalpark dargestellt.<br />

Darüber hinaus können punktuell Maßnahmen zur<br />

Abwehr akuter Gefahren für Leib und Leben der Bevölkerung<br />

oder erheblicher baulicher Sachwerte erforderlich<br />

werden, z.B. Bekämpfung von Waldbränden,<br />

Verkehrssicherung gegenüber öffentlichen Straßen,<br />

Wegen, Plätzen und Gebäuden. Ein vollständiger Verzicht<br />

auf Eingriffe in natürliche Abläufe ist in einem<br />

solch kleinen und intensiv frequentierten Nationalpark<br />

wie der Sächsischen Schweiz nicht möglich.<br />

[1] Ille, D. Schmidt, Peter, A. :„Zur Ausbreitung und Etablierung der<br />

Weymouth-Kiefer (Pinus strobus L.) im Nationalpark Sächsische<br />

Schweiz“; in: AFSV, Forstliche Vegetationskunde, Waldökologie online,<br />

Heft 5, S. 5–23, Freising, Dez. 2007<br />

[2] Ille, D., Schmidt Peter A., Denner, M., Wagner, F. „Zur Situation der<br />

gebietsfremden Baumart Weymouth-Kiefer (Pinus strobus) im Nationalpark<br />

Sächsische Schweiz, in: Naturschutzarbeit in Sachsen, Jg. 48,<br />

S.21–30, 2006<br />

[3] http://www.bergsteigerbund.de/dokumente/ag_nus_anfrage.pdf<br />

Holger Röthig


Heimatgeschichte<br />

„Ilse-Bähnert-Stiftung“ und Nationalparkverwaltung rekonstruierten verschollenen<br />

Obelisken auf dem Lilienstein<br />

Mit der Einweihung<br />

eines rekonstruierten<br />

Obelisken im August<br />

2008 hat der Schauspieler<br />

Tom Pauls mit<br />

der „Ilse-Bähnert-<br />

Stiftung“ wieder ein<br />

Stück Heimat auf den<br />

Lilien stein zurück<br />

gebracht. Niemand<br />

Geringeres als „August<br />

der Starke“ und „Gräfin Cosel“ mit einem 35 Mann<br />

starken historischen Gefolge zogen hinauf. Bereits auf<br />

dem Südaufstieg stimmte „August“ alias Tom Pauls die<br />

vielen Besucher des Spektakels humorvoll auf das Ereignis<br />

ein. Die Enthüllung des Obelisken schließlich behielt<br />

sich der Schauspieler und Stiftungsgründer selbst vor. Mit<br />

der Ilse-Bähnert-Stiftung zur Pflege und Bewahrung der<br />

sächsischen Sprache und Kultur will Tom Pauls kulturhistorische<br />

Kleinode erhalten und erschaffen.<br />

Der Obelisk erinnert an die erste Besteigung des Liliensteins<br />

durch August den Starken vor genau 300 Jahren.<br />

Vermutlich ein Blitz zerstörte im letzten Jahrhundert das<br />

Original des rund vier Meter hohen Obelisken. Nationalparkverwaltung<br />

und Tourismusverband unterstützten die<br />

Rekonstruktion als Ideengeber und organisatorisch als<br />

Beitrag zur Entwicklung der Sächsischen Schweiz und der<br />

Traditionspflege. Die historischen Hintergründe zu Aussehen<br />

und Größe des Obelisken ermittelte Fachmann René<br />

Prokoph aus Gohrisch. Die Steinmetzwerkstatt Andreas<br />

Zur Einweihung des Obelisken im August 2008<br />

Hempel fertigte die Säule und errichtete diese wieder auf<br />

dem noch vorhandenen Original-Sockel.<br />

H. P. Mayr, Nationalparkverwaltung<br />

Der Kerbensteig<br />

Vom Verschwinden eines historischen Wanderweges und warum es trotzdem Hoffnung gibt<br />

Im hintersten Teil der Sächsischen Schweiz, dem Hinterhermsdorfer<br />

Grenzwinkel, die Grenze nach Böhmen tangierend,<br />

verschwindet langsam und nicht ganz freiwillig<br />

ein wildromantischer Wanderweg – der Kerbensteig. Im<br />

Jahr 1836 wurde dieser Weg unter Leitung des Mitarbeiters<br />

der Königlich-Sächsischen-Floßmeisterei Major von<br />

Dieskau in den wildesten Teil des Kirnitzschtales geschlagen.<br />

Dies geschah im Zuge der damaligen ersten touristischen<br />

Erschließungswelle in der hinteren Sächsischen<br />

Schweiz. Damals wurden unter anderem auch die Wolfsschlucht<br />

und der Winterstein erstmals begehbar gemacht.<br />

Der Kerbensteig zieht sich von der ehemaligen Schönlinder<br />

Brücke am Schwarzen Tor, direkt an der Mündung<br />

des Roten Floßes, etwa einen Kilometer über Felsriffe,<br />

ausgeschlägelte Sandsteinsimse und -treppen deutlich unterhalb<br />

des jetzigen Wanderweges das Kirnitzschtal hinab.<br />

Er beginnt auf sächsischer Seite und verläuft in mäßiger<br />

Höhe durch die hier sehr enge Felsenschlucht. Später senkt<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 21


er sich über Treppen hinab und querte dann in seinem<br />

mittleren Verlauf per Brücke das Gewässer. Von hier ab<br />

ging es dann auf böhmischer Seite weiter durch das sich<br />

leicht erweiternde Tal. Letztendlich endete der Kerbensteig<br />

mit der Überquerung der damals existenten zweiten<br />

Kirnitzschbrücke etwas oberhalb des Einstieges zur<br />

Wolfsschlucht. Seine Bedeutung bezog dieser Felsenweg<br />

durch seine direkte Anbindung an die Tangente Balzhütte/<br />

Jungferntanne–Hinterhermsdorf direkt am Schwarzen Tor<br />

und seine Nähe zur später entstandenen Oberen Schleuse.<br />

Desweiteren zeichnete er sich durch seinen Verlauf<br />

durch den wildromantischsten, engsten und von hohen<br />

Felswänden flankierten Teil des Kirnitzschtales aus. Zur<br />

Erinnerung an seine Errichtung existiert eine fast in Vergessenheit<br />

geratene Inschrift an der ehemaligen mittleren<br />

Brücke des Weges, die Dieskautafel.<br />

Reichlich einhundert Jahre, nämlich bis 1945, erfreute<br />

dieser Weg Wanderer aus Nah und Fern. Als im Jahr 1945<br />

die Grenze zur damaligen ČSR geschlossen wurde, kam<br />

das Aus auch für diesen wunderschönen und damals sehr<br />

beliebten Weg. Es verschwanden die Schönlinder Brücke<br />

und die anderen beiden Brücken, Geländer und den Weg<br />

sichernde Bohlen verrotteten. In DDR-Zeiten wurde der<br />

Weg halb illegal von einigen Idealisten vom Schwarzen<br />

Tor bis zur Major-Dieskau-Inschrift noch notdürftig begehbar<br />

gehalten.<br />

Mit Ausrufung des Nationalparks Sächsische Schweiz<br />

wurde dieser nun in der Kernzone liegende Abschnitt<br />

dann aber unbenutzbar gemacht. Seitdem gerät er langsam<br />

in völlige Vergessenheit und verwächst restlos, was<br />

von Amtswegen sicher nicht bedauert wird. Seit Ende der<br />

Die Dieskau-Inschrift am ehemaligen Kerbensteig<br />

1990er Jahre, hauptsächlich betrieben durch den Heimatverein<br />

Hinterhermsdorf, wurde wenigstens eine Wiedereröffnung<br />

des Wandergrenzüberganges am Schwarzen Tor<br />

ins Gespräch gebracht. Bis Ende 2007 wurden alle Initiativen<br />

diesbezüglich von der Nationalparkverwaltung abgelehnt.<br />

Im Gegenteil, die Zugangsschlucht auf deutscher<br />

Seite wurde im Frühjahr 2006 mittels durch Motorsäge<br />

gefällte und hineingeworfene Bäume blockiert, und diese<br />

Gehölze wurden dann noch akribisch untereinander vernagelt.<br />

Ob das auch gut für das die Schlucht offensichtlich<br />

nutzende Hochwild ist?<br />

Mittlerweile kommt etwas Bewegung in die Sache, die<br />

übereifrigen Zeiten bei der Nationalparkverwaltung in Bad<br />

Schandau relativieren sich derzeit anscheinend. Seitens der<br />

Nationalparkverwaltung fand scheinbar ein Umdenken<br />

statt, und es wurde neulich gegenüber dem Heimatverein<br />

Hinterhermsdorf zumindest eine mögliche Wiedererrichtung<br />

der Schönlinder Brücke und Öffnung der dortigen<br />

Engster Teil der Kirnitzschschlucht<br />

22 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Grenzpassage am Schwarzen Tor angedeutet. Momentan<br />

ist dem Vernehmen nach das größte Hindernis, leider wieder<br />

einmal, die Zurückhaltung der tschechischen Seite.<br />

Also Hoffnung ist vorhanden – denn eine Erhaltung<br />

solcher traditionellen Wege, die schon seit Generationen<br />

genutzt werden, sollte doch auch den verantwortlichen<br />

Behörden am Herzen liegen. Zumal es sich hier nur um<br />

ein Einzelbeispiel handelt. Erinnert sei deshalb in diesem<br />

Zusammenhang auch an den gesperrten Grenzweg, die<br />

zerstörte Brücke am Ziegengrund und den sogar umgepflügten<br />

hinteren Großen Zschand. So wie für die Berg-<br />

und Wanderfreunde nicht alle Wünsche in Erfüllung<br />

gehen, sollte das Nationalparkamt diesbezüglich weiterhin<br />

Kompromissbereitschaft an den Tag legen. Grund zum<br />

Optimismus scheint vorhanden.<br />

Jan Hänel, Dresden<br />

Nicht viele Wanderpfade in der Sächsischen Schweiz stellen<br />

solchen Reichtum an geschichtlicher und gegenwärtiger<br />

Erlebbarkeit wie der Flößersteig im Kirnitzschtal dar.<br />

Sein Name hält die Erinnerung an das alte Flößer gewerbe<br />

lebendig, das jahrhundertelang einem großen Teil der Bewohner<br />

Arbeit und Brot gegeben hat. Schon im 15. Jahrhundert<br />

wurde Holz geflößt. Zwischen 8.000 und 9.000<br />

Festmeter Holz waren es jährlich. Auf keinem Nebenfluß<br />

der Elbe innerhalb der Sächsischen Schweiz wurde so viel<br />

Holz geflößt wie auf der Kirnitzsch. Ab 1921 wurde dann<br />

nur noch bis zur Neumannmühle geflößt. Seit 1940 gibt es<br />

keinen Floßbetrieb mehr.<br />

Mit Beginn des Niedergangs der Flößerei kam der Gedanke<br />

zum Einrichten eines Lehrpfades. 1928 wurde dann<br />

erstmals in einer gesamten Länge von 22 km ein Wanderweg<br />

auf den Spuren der Flößer angelegt beziehungsweise<br />

rekonstruiert. Heute erfreut sich der Steig bei jung und alt<br />

großer Beliebtheit. Der schöne Wanderweg wurde 1957/58<br />

zwischen Forsthaus und Beuthenfall durch die Station<br />

Junger Touristen Bad Schandau und die Oberschule Bad<br />

Schandau zu einem heimatkundlichen Lehrpfad angelegt<br />

und 1962/63 talwärts bis nach Bad Schandau verlängert.<br />

Er ist etwa 9 km lang, und eine Begehung mit gründlichem<br />

Studium der 83 Lehrtafeln erfordert mindestens 3 bis 4<br />

Stunden.<br />

Ob man den Flößersteig in seiner Gesamtlänge oder<br />

nur Teilstücke begeht, spielt dabei eine untergeordnete<br />

Rolle. Unbedingt sollte man aber das Teilstück zwischen<br />

Ostrauer Mühle (Zeltplatz) und Forsthaus begehen.<br />

Nur hier findet man die letzten Passagen des<br />

originalen Flößersteigs (siehe Foto). Hier werden die<br />

Ehrung für Oberforstmeister F. W. Augst<br />

Am 25. Oktober 2008 trafen sich auf Einladung von Oberforstmeister<br />

i.R. Dietrich Graf in Hinterhermsdorf waldverbundene<br />

Heimatfreunde zu einer Gedenkveranstaltung<br />

für den Schandauer Oberforstmeister Friedrich Wilhelm<br />

Augst (1958 – 1914). Dessen Geburtstag jährte sich an diesem<br />

Tag zum 150. Male. Bei einer Abendwanderung, die<br />

von der Buchenparkhalle zur derzeit stärksten Alttanne<br />

im Nationalpark in der Nähe der Hohwiese führte, würdigte<br />

Graf die Verdienste, die sich Augst durch seine<br />

noch heute richtungsweisende Monographie „Die Fichte<br />

im Elbsandsteingebirge“ um den Waldbau erworben hat.<br />

Oberforstmeister Augst gehörte schon in den ersten Jahren<br />

des Wirkens der Landesvereins Sächsischer Heimatschutz<br />

zu den aktiven und geschätzten Mitarbeitern der Naturschutzabteilung.<br />

Manfred Schober<br />

Im Kirnitzschtal feiert der Flößersteig dieses Jahr seinen 80. bzw. 50. Geburtstag<br />

Kettenpassage am Flößersteig<br />

Mühen der Flößer am deutlichsten, in welch unwegsamem<br />

Gelände sie das Holz flößten.<br />

Axel Mothes, Halle / S.<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 23


1786 erschien Wilhelm Leberecht Götzingers<br />

„Geschichte und Beschreibung des Chursächsischen<br />

Amts Hohnstein mit Lohmen“<br />

Nach dem Abschluss des Theologie-Studiums an der Universität<br />

in Wittenberg zu Ostern 1780 gehörte Wilhelm<br />

Leberecht Götzinger als „Kandidat des Predigeramts“ zu<br />

der großen Zahl der Theologen, die auf eine frei werdende<br />

Pfarrstelle warteten. Für ihn dauerte diese Wartezeit beinahe<br />

sieben Jahre. Die ersten drei Jahre verbrachte er im<br />

Elternhaus in Sebnitz. Hier unterstützte er gelegentlich<br />

den Vater im Pfarramt, indem er für ihn predigte. Außerdem<br />

begann er, sich eingehend mit der Geschichte seiner<br />

Heimatstadt zu beschäftigen. Als Quellenmaterial für die<br />

stadtgeschichtlichen Forschungen standen ihm die Akten<br />

des Sebnitzer Rats- und des Pfarrarchivs, die Kirchenbücher<br />

und verschiedene die Stadtgeschichte betreffende<br />

Aufzeichnungen zur Verfügung, die sich im Besitz von<br />

Sebnitzer Familien befanden.<br />

Den jungen Mann zog es aber auch hinaus in die „Heide“,<br />

wie man damals und noch lange danach die Hintere<br />

Sächsische Schweiz nannte. Bei diesen Ausflügen, die<br />

vermutlich auch das Sammeln von Mineralien zum Ziel<br />

hatten, begleitete ihn oft ein ortskundiger Waldwärter aus<br />

Ottendorf.<br />

Zu Ostern 1783 übersiedelte Götzinger nach Hohnstein,<br />

wo er als Hauslehrer und Informator die Söhne des<br />

Försters Schulze und des Amtsinspektors Scheffler unterrichtete.<br />

Als Hauslehrer hatte er nicht nur den Unterricht<br />

zu erteilen. Er musste auch als Begleiter seiner Schützlinge<br />

an allen Geselligkeiten teilnehmen, die seine Brotgeber<br />

besuchten oder im eigenen Hause ausrichteten. Dazu<br />

gehörten Bälle, Festessen und Ausfahrten mit der Kutsche<br />

bzw. im Winter mit dem Schlitten. Bei solchen Gelegenheiten<br />

lernte er die Unmoral und Falschheit der „feinen“<br />

Hohnsteiner Gesellschaft und des Amtsinspektors kennen.<br />

Was er dabei beobachtete und empfand, vertraute er dem<br />

in diesen Jahren geführten Tagebuch und den Briefen an,<br />

die er an seine Braut Charlotte Bielitz schrieb: „Diesen<br />

Abend – unvergeßlich wird er mir seyn! – erfuhr ich Dinge,<br />

vor die mein Geist zittert und für die ich zurückschrecke.<br />

Der Amts Insp(ektor) ist Mörder, Dieb, Ehebrecher,<br />

Blutschuldiger, Meineidiger, Ungerechter o genug, genug,<br />

Herr S. mein wahrer Freund erzählte mir Dinge, die entsetzlich<br />

sind. Er hat Kinder abgetrieben, eine Magd, die<br />

von ihm schwanger war, auf eine besondere Art ermordet,<br />

unzählig(e) arme Bauernmädchen hat er um ihre Unschuld<br />

gebracht und andere die Früchte seines Leibes erziehen<br />

laßen – Er hat geschworen, falsch geschworen, um 2000<br />

(Taler) zu erhalten. Er nimt das Geld sey es rechtmäßig<br />

oder nicht.“ (Tagebuch v. 26.11.1784)<br />

Wohl wegen solcher für ihn bitteren Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse hat Götzinger später die Zeit in Hohnstein<br />

als eine „wahre Schule“ für sein Leben bezeichnet. Sie<br />

war aber auch für ihn als Heimatforscher wichtig, denn<br />

in diesen Jahren erweiterte er das in Sebnitz verfasste<br />

Manuskript der Stadtchronik durch weitere Forschungen<br />

zu einer Geschichte und Beschreibung des Doppelamtes<br />

Hohnstein mit Lohmen. Neben dem Kapitel „Kriegsunruhen“<br />

verfasste er in dieser Zeit insbesondere die allerdings<br />

oft sehr knappen Angaben zur Geschichte der einzelnen<br />

Ortschaften des Amtes und die Abschnitte mit den Beschreibungen<br />

der „Merkwürdigkeiten“ der Gegend und im<br />

Reiche der Natur sowie den einleitenden Überblick über<br />

die Lage, Größe und Beschaffenheit des Amtes. Im zuletzt<br />

genannten Kapitel preist er mit begeisternden Worten die<br />

Reize der Landschaft und bekennt schließlich: „Doch ich<br />

fühle mich zu schwach dieses alles lebhaft zu schildern.<br />

Diese reizende Gegend will nicht beschrieben, sondern<br />

gesehen seyn.“<br />

Götzinger nutzte auch in Hohnstein jede sich bietende<br />

Gelegenheit, um mit seinen Zöglingen oder Bekannten<br />

und Freunden Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung<br />

zu unternehmen. „Am Johannistage war ich mit dem<br />

Sebnitzer Rektor und Hr. Hänel in der Hinterhermsdorfer<br />

Heide. O, wie sah ich die Natur da bald in einer prächtigen<br />

und reizenden, bald in einer grausen und fürchterlichen<br />

Gestalt. Du wirst die Beschreibung hiervon in meiner Geschichte<br />

finden …“ (Brief vom 5.7.1786 an seine Braut)<br />

In der Einleitung findet sich auch die seitdem oft zitierte<br />

Anmerkung als Fußnote: „Alle Schweitzer, welche<br />

die hiesige Gegend besucht haben, versichern, daß sie<br />

mit den Schweizerischen Gegenden sehr viel Aehnlichkeit<br />

habe.“<br />

Titelseite des ersten Werkes<br />

von W. L. Götzinger<br />

24 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Welchen Besuchern aus der Schweiz könnte Götzinger<br />

damals begegnet sein? Vielleicht dem aus der Schweiz<br />

an die Kunstakademie Dresden berufenen Maler Adrian<br />

Zingg? Denn dieser hatte am 23. Juli 1784 auf dem Marktplatz<br />

von Hohnstein gezeichnet. Dabei saß er nur wenige<br />

Meter von dem Hause des Försters Schulze (heute Bergsportladen<br />

Arnold) entfernt, in dem Götzinger zu unterrichten<br />

hatte.<br />

Nach den Angaben in seinem Tagebuch<br />

war Götzinger im Sommer 1784<br />

emsig mit der Materialsammlung<br />

und der Niederschrift der ersten<br />

Abschnitte seines Buches beschäftigt.<br />

Für die Darstellung<br />

der Geschichte wertete er<br />

neben gedruckten älteren<br />

Werken zur sächsischen<br />

Geschichte ältere Akten<br />

aus dem Amtsarchiv aus,<br />

das sich damals auf der<br />

Burg Hohnstein in der<br />

ehemaligen Burgkapelle<br />

befand.<br />

Als Arbeitsplatz für<br />

seine Studien diente ihm<br />

während der warmen Jahreszeit<br />

ein „Lusthäuschen“,<br />

das auf der Burg neben dem<br />

Amtshause stand. Im November<br />

des gleichen Jahres<br />

besuchte Götzinger den<br />

Stolpener Pfarrer Gerke,<br />

um ihm sein Manuskript<br />

zu zeigen und ihn um Unterstützung zu bitten. Gerke hatte<br />

eine Geschichte der Stadt und Festung Stolpen geschrieben<br />

und veröffentlicht und unterstützte sehr bereitwillig<br />

den jungen Mann bei seiner Arbeit. „Über meine Arbeiten<br />

hatte er große Freude. Er hätte nicht geglaubt, daß ich indeßen<br />

so fleißig gewesen, noch weniger, daß ich so schöne<br />

Urkunden und Nachrichten gesammelt und versicherte<br />

mir, daß ich den Freunden der Sächs. Geschichte einen<br />

angenehmen Dienst mit Herausgabe meiner Chronik leisten<br />

würde. Er versprach mir allen Beistand, an Büchern<br />

und Urkunden und Nachrichten, die er besäße.“ (Tagebuch<br />

v. 5.11.1784)<br />

Im März 1786 war das Manuskript so weit fertig gestellt,<br />

dass der Verlag mit den Setzarbeiten beginnen konnte.<br />

Um den Absatz des Buches zu sichern und um die Zahl<br />

der interessierten Leser zu ermitteln, begann Götzinger,<br />

mit einer mehrseitigen gedruckten „Ankündigung“ um<br />

sogenannte „Pränumeranten“ (Vorbesteller) zu werben.<br />

Die Ankündigung gab einen Überblick über den Buchinhalt<br />

und versprach den Vorbestellern bei Erscheinen des<br />

Werkes den Vorzugspreis von nur 20 Groschen statt 1 Taler<br />

Die Medaille wurde anläßlich des 250. Geburtstages von Götzinger<br />

vom Pir naer Numismatischen Verein in Auftrag gegeben<br />

und von Peter Götz Güttler entworfen und ausgeführt.<br />

4 Groschen (1 Taler = 24 Groschen) für ein Exemplar. Die<br />

Werbung hatte den erhofften Erfolg. Das dem Buch später<br />

vorangestellte Verzeichnis der Vorbesteller führte 277<br />

Personen auf, die zusammen 293 Bücher bestellten. Unter<br />

den Bestellern finden sich neben zahlreichen Kaufleuten,<br />

Pastoren und Beamten auch Bauern und Handwerker. Es<br />

ist anzunehmen, dass der Verlag trotz der eingeholten<br />

Vorbestellungen eine größere Anzahl Bücher<br />

drucken ließ. Nach Götzingers Tod fanden<br />

sich in seinem Nachlass noch 17<br />

unverkaufte Exemplare.<br />

Die letzten Arbeiten am Manuskript<br />

erfolgten im Spätsommer<br />

1786. Das Vorwort ist datiert<br />

„Hohnstein bei Stolpen, am<br />

13. Sept. 1786“. Ende Oktober<br />

lag das Buch fertig<br />

vor, so dass Götzinger beginnen<br />

konnte, die zu ihm<br />

nach Hohnstein gesandten<br />

Bücher an die Besteller zu<br />

verschicken.<br />

Das Buch hatte eine un<br />

geahnte Wirkung. Nach<br />

dem Urteil von Sophus<br />

Ruge, eines ausgezeichneten<br />

Kenners der ältesten<br />

Reiseliteratur durch<br />

die Sächsische Schweiz,<br />

gaben die in ihm enthaltenen<br />

Beschreibungen der<br />

Landschaft „den wesentlichsten<br />

Anstoß zum lebhafteren<br />

Besuche“ derselben. Als Beleg für diese Feststellung<br />

führte er eine Rezension an, die im Jahre 1804<br />

in der „Allgemeinen Literaturzeitung“ erschienen war. In<br />

ihr war über die „Geschichte und Beschreibung des …<br />

Amtes Hohnstein mit Lohmen“ zu lesen: „Schon jenes<br />

erste Werk machte auf die Naturschönheit dieser Gegend<br />

aufmerksam und war eine der Hauptquellen für diejenigen,<br />

welche bisher bei Beschreibung dieses oder jenes<br />

Teils der Sächsischen Schweiz auch die Geschichte derselben<br />

berührten. Dieses Buch ist vollständiger als alle<br />

Schriften seiner Vorgänger.“<br />

Einer, der angeregt durch Götzingers Werk, bald<br />

danach das Gebirge durchstreifte und darüber in den<br />

„Pitoreskische(n) Reisen durch Sachsen …“ berichtete,<br />

war der Leipziger Advokat und Gelegenheitsdichter J. J.<br />

Brückner (1762 – 1811). Er stellte darin mit Verwunderung<br />

fest: „Es ist sonderbar, daß diese schönen Gegenden, die<br />

doch gewiß nicht erst seit Jahrzehnten entstanden sind,<br />

bis jetzt gleichsam im Verborgenen gelegen haben und nur<br />

erst seit wenig Jahren besucht worden sind …“<br />

Manfred Schober, Sebnitz<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 25


Böhmische Schweiz<br />

Olešský rybník (Ohlischer Teich) – ein<br />

bedeutendes Naturschutzgebiet der<br />

Böhmischen Schweiz<br />

Das größte stehende Gewässer in der Böhmisch-Sächsischen<br />

Schweiz ist der Ohlischer Teich, der 5 km östlich<br />

von Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz) gelegen ist.<br />

In deutschen Quellen vor 1945 wird er auch als „Großer<br />

Teich“ oder „Großteich“ bezeichnet. Erstmals wird er in<br />

den Landtafeln im Jahre 1471 erwähnt. Die Wasserfläche<br />

und das sie umgebende Sumpfland wurden dann 1570<br />

durch den Herrschaftsbesitzer Hans von Salhausen mittels<br />

eines Dammes aufgestaut. Seitdem wird der Ohlischer<br />

Teich als Fischteich genutzt, bis 1801 von der Herrschaft<br />

selbst und dann bis 1846 von Pächtern. An Fischen werden<br />

Hechte, Karpfen, Schleien und Weißfische angeführt. Bemerkenswert<br />

ist, dass auf dem Teich schon 1782 ein Kahn<br />

zu „Lustfahrten“ bereit stand.<br />

Ab 1886 lag er 20 Jahre trocken und wurde als Wiese<br />

verpachtet, weil dies der Obrigkeit mehr Nutzen brachte.<br />

Die gänzliche Auflassung schien möglich, nachdem die<br />

des Wassers bedürftige Ohlischer Mühle 1881 abgebrannt<br />

war und nicht mehr aufgebaut wurde. Im Jahre 1905 ließ<br />

die Herrschaftsverwaltung, einer gemeinsam gestellten<br />

Bitte der Wiesenpächter entsprechend, den Teichabfluss<br />

(„Schlucken“ genannt) verschließen und die Hälfte der<br />

ehemaligen Fläche unter Wasser setzen. Während des<br />

Winters diente die gewaltige Eisdecke Hunderten von<br />

Schlittschuhläufern, welche teilweise bis aus Dresden kamen,<br />

als Tummelplatz. Kaum war 1906 der Teich eisfrei,<br />

so erschien eine Menge Sumpf- und Wasservögel, deren<br />

Vogelzug über Ohlisch führt, und ließ sich am Ufer häuslich<br />

nieder. Der Heimatforscher Emil Neder schildert das<br />

ergreifende Ereignis folgendermaßen:<br />

„Es war ein Schauspiel, das seit Menschengedenken hier<br />

niemand gesehen. Da gab es Störche, Reiher, Haubentaucher,<br />

Möwen, Wasserhühner, Wildgänse, Enten und<br />

anderes nordisches Federwild, so dass sich bald Geflügel-<br />

Jagdpächter fanden, die in kurzer Zeit auf ihre Kosten kamen.<br />

Eine Wildgans mischte sich eines Tages unter einen<br />

Schwarm Dorfgänse, deren Futter ihr trefflich mundete.<br />

Mit stillem Vergnügen bemerkte die Besitzerin die Vermehrung<br />

ihres Gutes und freute sich schon der schönen<br />

Federn, die sie nach dem Eintreiben der Wildgans sofort<br />

abzunehmen gedachte. Die Rechnung war aber ohne die<br />

Gans gemacht. Einige Schritte vor dem Stalle erhob sie<br />

sich und flog über den Kopf der Wirtin in den Teich zurück.<br />

Auch Gänse können listig sein.“<br />

Der Teich wird heutzutage, genauso wie früher, im<br />

Sommer als Badeteich und für Kahnfahrten benutzt. Am<br />

Ohlischer Teich um 1925<br />

Nordufer befindet sich eine großflächige Liegewiese mit<br />

einem Campingplatz. Von der 15 Hektar umfassenden<br />

Wasserfläche wurde im Jahre 1995 ein Teil zum Naturschutzgebiet<br />

erklärt. Biotope, die den Teich umgeben, sind<br />

im Elbsandsteingebirge relativ selten vertreten. Die feuchten<br />

Wiesen beherbergen eine Reihe von seltenen Pflanzen,<br />

und die Schilfflächen dienen als Lebensraum für Lurche<br />

und als Nistort vieler Wasservögel. Im Frühling können<br />

wir hier z.B. Pärchen von Haubentauchern mit aufgestellter<br />

Halskrause bei der auffälligen Balz beobachten.<br />

Karl Stein, Děčín<br />

Wechsel an der Spitze der Nationalparkverwaltung<br />

Böhmische Schweiz<br />

Der bisherige Leiter der böhmischen Nationalparkverwaltung,<br />

Herr Patzelt, dessen Buch- und Fotopublikationen<br />

von gesperrten Standorten auch in dieser Heftreihe sowie<br />

in Tageszeitungen in Děčín zum Thema wurden, hat seinen<br />

Posten verlassen. Zum neuen Leiter wurde der bereits<br />

viele Jahre in der LSG-Verwaltung sowie in der Nationalparkverwaltung<br />

tätige Pavel Benda ernannt.<br />

Kaltenbergturm momentan im Aufbau<br />

Gerade in diesen Tagen wird am Wiederaufbau des rekonstruierten<br />

Aussichtsturmes auf dem Studenec (Kaltenberg)<br />

gearbeitet. Wir berichteten vom Abtransport des in<br />

einzelne Teile zertrennten alten Turmes im letzten Heft.<br />

Im nächsten Heft können wir dann hoffentlich Fotos vom<br />

wiedererrichteten Turm zeigen.<br />

26 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Beobachtung der Sukzessionsflächen um Jetřichovice (Dittersbach)<br />

Der Autor schrieb bereits im letzten SSI-Heft 2007 über<br />

den Waldbrand, der am 22.7.2006 in Jetřichovice (Dittersbach)<br />

fast 17 ha Wald vernichtete. In diesem Jahr war er<br />

erneut in dieser Region und konnte wieder beobachten,<br />

wie sich der Wald weiter entfaltet. Auf Informationstafeln,<br />

am Eingang in den Nationalpark (von Dittersbach aus),<br />

wird berichtet, dass die Böhmische Nationalparkverwaltung<br />

dieses Areal als Sukzessionsfläche beobachten will.<br />

Auf der Tafel 1 ist zu lesen:<br />

„Am 22.7.2006 brach hier ein einwöchiger Brand aus. Die<br />

durch das Feuer zerstörten Waldbestände werden den natürlichen<br />

Prozessen überlassen. Die Nationalparkverwaltung<br />

beobachtet hier vor allem die Entstehung des neuen<br />

Waldes und das Vorkommen von Pflanzen und Tierarten<br />

unter spezifischen Bedingungen.“<br />

Weiter kann man sich über das geplante Vorgehen auf<br />

nebenstehend abgebildeter Tafel informieren.<br />

Zwei Dinge sind hierbei wichtig: Die Nationalpark-<br />

Verwaltung Böhmische Schweitz will, dass sich der Wald<br />

ohne menschliche Hilfe wieder einstellt (Natur Natur<br />

sein lassen). Vorwaldstadien aus Pioniergehölzen lassen<br />

Das Fällen von Kiefern in Jetřichovice (Dittersbach) auf einer<br />

Sukzessionsfläche in der Nähe eines Wanderweges.<br />

Informationen über den Brand am 22.7.2006 und die Ziele, die<br />

der Nationalpark Böhmische Schweiz verfolgt<br />

sich bereits gut erkennen (Birken, Pappeln), ebenso ist<br />

die Krautzone bereits gut entwickelt. Beobachtet wird die<br />

Sukzession, also die natürliche Entstehung des Waldes, bis<br />

zu ihrem Endstadium („Klimax“ – wie der Naturforscher<br />

sagen würde).<br />

Jetzt sind einige Besucher überrascht, dass neben den<br />

Wanderwegen Kiefern gefällt wurden. Das ist aber auch<br />

in Deutschland ein Problem, welches die Wegesicherungspflicht<br />

des Waldbesitzers betrifft. Es soll möglichst kein<br />

Besucher zu Schaden kommen. Die gebietsfremde Weymouthskiefer<br />

wurde bereits flächendeckend entfernt. Ein<br />

anderer Aspekt ist die Schädigung der Kiefern. Bäume,<br />

die durch ihre Zapfen, nicht mehr zur natürlichen Verbreitung<br />

beitragen können, wurden rigoros gefällt und am Ort<br />

liegen gelassen (also keine forstliche Nutzung). Die Schädigung<br />

war so stark, dass keine natürliche Verjüngung<br />

über die Samen mehr erfolgen konnte.<br />

Es bleibt nur weiterhin zu hoffen und zu wünschen,<br />

dass sich in den nächsten Jahren ein natürlicher Wald um<br />

Dittersbach einstellen möge, den kein Förster so wie die<br />

Natur hinbekommen würde und dass alle Regionen von<br />

Waldbrand, verursacht von Menschen, verschont bleiben,<br />

damit wir uns an der Natur erfreuend erholen können.<br />

Holger Röthig<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 27


Problem-Neophyten – ein Dauerproblem beiderseits der Grenze<br />

Japanischer Knöterich (Reynoutria japonica) – zusammenhängende<br />

Bestände im Elbtal<br />

Detail der Frucht des Japanischen Knöterichs<br />

Drüsiges Springkraut – Detail der Blüte und der Frucht<br />

In den letzten Heften haben wir uns bereits mit Neophyten<br />

beschäftigt und die Thematik der Problem-Neophyten für<br />

Sachsen bzw. die Sächsische Schweiz diskutiert. Nach wie<br />

vor ist das Thema aktuell und wird auch uns noch weiterhin<br />

beschäftigen. In diesem Jahr schauen wir dem Nachbarn<br />

über die Schulter und lassen einen Vertreter des<br />

Landschaftsschutzgebietes Böhmische Schweiz zu Wort<br />

kommen. In der Böhmischen Schweiz besitzt die Neophyten-Problematik<br />

seit langer Zeit eine deutlich höhere<br />

Priorität als bei der Nationalparkverwaltung Sächsische<br />

Schweiz. Auch scheint die Verfügbarkeit finanzieller Mittel<br />

im Nachbarland für Maßnahmen zur Verdrängung invasiver<br />

Neophyten weitaus günstiger zu sein. (d. Red.)<br />

Fremde Pflanzenarten der Böhmischen<br />

Schweiz – ein verstecktes Risiko!<br />

Invasionsarten<br />

Die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts brachte ein<br />

neues Phänomen mit sich – die massenhafte Verbreitung<br />

fremder Pflanzen- und Tierarten in Gegenden, wo sie früher<br />

nicht vorkamen. Manche können sich sehr schnell den<br />

neuen Bedingungen anpassen, denn die geringe Zahl der<br />

natürlichen Feinde und die geringe Konkurrenzfähigkeit<br />

der Umgebung beschleunigen diese Entwicklung. Zu diesen<br />

Invasionsarten zählen Japan-Knöterich (Reynoutria<br />

japonica), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera),<br />

Robinie (Robinia pseudoacacia), Riesen-Bärenklau<br />

(Heracleum mantegazzianum), Goldrute (Solidago canadensis)<br />

sowie Telekie (Telekia speciosa), Götterbaum<br />

(Ailanthus glandulosa) und Gewöhnliche Schneebeere<br />

(Symphoricarpos albus). Sie bilden dann üblicherweise<br />

zusammenhängende Bestände oder Kolonien, welche die<br />

ursprüngliche Vegetation zunichte machen. Die massive<br />

Vermehrung hat eine schnelle Ausbreitung zur Folge. Mit<br />

dem Verdrängen der heimischen Arten hängt ein Rückgang<br />

von einigen Insektenarten, die um ihre Nährpflanzen<br />

kommen, zusammen. Es kann auch zu ihrem Aussterben<br />

kommen. Dies ist einer der Gründe, um gegen die Invasionsarten<br />

vorzugehen. Die Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes<br />

Labské pískovce und des Nationalparks<br />

České Švýcarsko bekämpft schon das zweite Jahrzehnt<br />

einige aggressive und fremde Pflanzenarten.<br />

Wie geht man gegen sie vor<br />

Bei der Verdrängung der Invasionsarten gibt es zwei<br />

grundlegende Methoden – die chemische Behandlung und<br />

die mechanische Entfernung. Die chemische Behandlung<br />

ist eine geeignete und erprobte Methode, die aus<br />

dem Anwenden von Herbiziden besteht. Sie wird gegen<br />

Japanischen Knöterich, Goldrute, Telekie oder gegen die<br />

Sämlinge des Götterbaumes eingesetzt. Gespritzt wird in<br />

28 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


der Vegetationsperiode ab Ende Mai bis Ende September.<br />

Bei dem Auftauchen erster Fröste und dem Chlorophyllschwund<br />

verringert sich die Wirkung.<br />

Zur mechanischen Entfernung verwendet man Machete,<br />

Sense oder Sichel. Bei verstreuten oder einzelnen<br />

Vorkommen werden die einzelnen Pflanzen herausgerissen.<br />

Die mechanische Methode wird bei einjährigen Pflanzen<br />

angewandt, wo man die Samenproduktion bekämpfen<br />

will. Diese Methode ist sehr zeitaufwändig. Die Praxis ergab,<br />

dass es notwendig ist, 3 bis 4 mal zur Vegetationszeit<br />

eine Kontrolle durchzuführen (Mitte Juni, Umbruch Juli/<br />

August und Umbruch August/September. Bei warmem<br />

Herbst wird noch Ende September und Anfang Oktober<br />

empfohlen).<br />

Gute Erfahrungen bei der Verdrängung der Invasionsarten<br />

haben wir auch im Kontakt mit der Öffentlichkeit<br />

gemacht. Die Grundeigentümer, Gemeinden und Staatsorgane<br />

kommen als Informanten über das Auftreten von<br />

Invasionsarten in Frage, und es werden mit ihnen die<br />

Eingriffe auf ihren Grundstücken besprochen. Manche<br />

Gemeinden beteiligen sich sogar an dem Entfernen des<br />

Japanischen Knöterichs.<br />

Einige Lokalitäten mit dem Japanischen Knöterich,<br />

der Gewöhnlichen Schneebeere oder Robinie sind schon<br />

im Rückgang, und die Umgebung der Kamnitz, Kirnitzsch<br />

und des Kreibitzbaches ist von ihnen überwiegend frei, es<br />

muss aber von Zeit zu Zeit noch kontrolliert werden. An<br />

einigen chemisch behandelten Stellen kehrte schon die<br />

ursprüngliche Vegetation zurück, so zum Beispiel an den<br />

Bachufern im Paulinengrund oder bei der Grundmühle bei<br />

Beispiel der behandelten<br />

und unbehandelten<br />

Flächen des<br />

Japanischen Knöterichs<br />

am Elbufer bei<br />

Dolní Žleb (Niedergrund):<br />

Links (braune Bereiche)<br />

sind die behandelten<br />

und rechts<br />

(grüne Bereiche) die<br />

unbehandelten Flächen<br />

zu sehen.<br />

Dittersbach. Es gelang auch, die Bestände des Japanischen<br />

Knöterichs am linken Elbufer zwischen der Staatsgrenze<br />

und Tetschen entlang des Radwanderweges weitgehend zu<br />

beschränken. Am entgegengesetzten Elbufer wurde damit<br />

heuer begonnen.<br />

Rückblick und Perspektive<br />

Wenn ich auf die Jahre zurückblicke, muss ich gestehen,<br />

dass wir an unseren Bemühungen, die fremdartigen Pflanzen<br />

und die Invasionspflanzen zu bekämpfen, oft gezweifelt<br />

haben. Das war dadurch gegeben, dass wir im Laufe<br />

unserer Tätigkeit immer auf neue und neue Lokalitäten<br />

stießen. Erst nach etwa drei Jahren ergaben sich fassbare<br />

Resultate. Die Flächen nahmen ab und an einer Reihe von<br />

ihnen ging die Anzahl der unerwünschten Pflanzen zurück.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit brachte auch ihre Früchte<br />

– Teile der Bevölkerung haben ein ziemlich gutes Bewusstsein<br />

von diesem versteckten Risiko. Jedes Jahr der Gleichgültigkeit<br />

erhöht die Bedrohung der heimischen Pflanzen<br />

und der Naturflächen. Darunter leiden der Charakter und<br />

die Naturbedingungen unserer Biotope. Passivität in dieser<br />

Richtung verzögert nur die Lösung und bringt dann<br />

noch höhere Kosten. Es bleibt zu wünschen, dass man<br />

auch in der Sächsischen Schweiz mit der Beseitigung der<br />

Invasionsarten beginnt und dass man dieser Problematik<br />

die nötige Aufmerksamkeit schenkt, auch aus Rücksicht<br />

auf die Ausweitung der unerwünschten Arten auf tschechisches<br />

Gebiet.<br />

Ing. Petr Bauer<br />

Správa CHKO Labské pískovce<br />

(Verwaltung Landschaftsschutzgebiet Elbsandstein)<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 29


Leserbriefe<br />

Wanderweg zur Leopoldsnase versperrt<br />

Im Leserbrief von Erika Winkler aus Pirna im letzten SSI-<br />

Heft ging es um einen Weg von Waltersdorf zur „Leopoldsnase“,<br />

einem ruhigen Ausblick über dem Elbtal. Es<br />

handelt sich dabei um keinen markierten Wanderweg. Wir<br />

erhielten eine Antwort der Stadt Bad Schandau, zu der<br />

Waltersdorf gehört, die dazu mit der Nationalparkverwaltung<br />

im Gespräch war.<br />

In der Antwort von Herrn Eggert war zu lesen: „Ausgehend<br />

von einem ehemaligen Landwirtschaftsgut erstreckt<br />

sich ein Feld-, Wirtschaftsweg über die Wiesen<br />

zum Waldrand hin. ... Der Zugang innerorts zu diesem<br />

Wirtschaftsweg führte und führt durch den Dreiseithof<br />

(BVVG) und anschließend über ein Betriebsgelände der<br />

Agrarproduktion (Abstellbereich von Maschinen, Garagen,<br />

Tankstelle u.a. Einrichtungen). Die Agrarproduktion<br />

hat, nachdem es auch Störungen auf dem Betriebsgelände<br />

gab, dieses durch den benannten Zaun gesichert. Das ist<br />

nicht zu beanstanden und angemessen. ... Wer die Leopoldsnase<br />

begehen will, muss sich auf freier Flur ohne<br />

Wegekennzeichnung (wie immer schon) und Wegesicherung<br />

dahin bewegen. Dazu gibt es von öffentlichen We-<br />

Ein altes Thema leider wieder neu: Ist auch d a s Nationalpark?<br />

Im August fand ich im Hinterhermsdorfer Revier diesen<br />

„schönen“ Forstgrenzstein (Lachternummer 23 o. 25?).<br />

Der Stein liegt ca. 200 m vom Wanderweg zum Königsplatz<br />

entfernt (in Richtung Hollturm bzw. Försterholl).<br />

Der Forst bzw. die beauftragte Fitma haben hier wieder<br />

mal ganze Arbeit geleistet: Ein schöner Weg extrem aufgewühlt,<br />

ein Stück Wald eine Wüste, einen „Beleg“ der<br />

Forst- und Heimatgeschichte schlimm zugerichtet.<br />

Die erstgenannten Schäden wird (muss) die Natur<br />

gen aus über private Feldfluren und Weiden ausreichende<br />

Möglichkeiten.<br />

Der zeitweise benutzte Durchgang durch das private<br />

Grundstück innerorts kann nicht geboten werden, schon<br />

gar nicht mehr, wenn der Versuch der Veräußerung des<br />

Hofes durch die BVVG an Privat einmal gelingt. Dann<br />

wird der Eigentümer zurecht die Hofeinfahrt schließen.“<br />

Die Schwierigkeit besteht im Durchgang durch Privatgelände<br />

innerhalb der Ortslage. Aber auch weitere<br />

Feldwege in Richtung Leopoldsnase, Grahlstein oder Mägdegrund<br />

sind von Waltersdorf aus nicht mehr begehbar, da<br />

westlich der Gemeindestraße ein Zaun alles „Hinterland“<br />

als Betriebsgelände der Agrargenossenschaft durchgängig<br />

absperrt. Da dies alles Ortsinnenbereich ist (und nicht Bestandteil<br />

des LSG), wie uns die Nationalparkverwaltung<br />

mitteilte, hat das Amt dort keinerlei Möglichkeiten. Es<br />

ist kommunale Hoheit. Vielleicht müsste man somit nach<br />

einem anderen günstigen Zugang von Waltersdorf zur<br />

Leo poldsnase suchen. Gäste und Touristen werden es danken.<br />

Wir werden dranbleiben.<br />

Die Redaktion<br />

selbst heilen (nach planvoller menschlicher Hilfe sah es<br />

hier nicht aus), aber der geschädigte Stein wird wohl unbeachtet<br />

im „Grün“ untergehen. Das ist nicht nur ärgerlich,<br />

sondern empörend und kann so nicht richtig sein! Die offiziellen<br />

Ziele des Nationalparks Sächsische Schweiz sehen<br />

wohl anders aus? Wenn wir auf die Kulturgeschichte<br />

unseres Volkes stolz sind, sollten wir auch auf die kleinen<br />

Dinge mit Verstand achten und sie sensibel behandeln.<br />

Wer ist für den entdeckten Frevel verantwortlich?<br />

Dietmar Hänel, Dresden<br />

Umgestürzter Forstgrenzstein und dessen<br />

Lage (Karte: Dr. Rolf Böhm,<br />

Kartographischer Verlag, Bad Schandau)<br />

30 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Der Anfang ist gemacht…<br />

Die im Oktober 2007 gegründete Arbeitsgruppe „Freischneiden<br />

von Kletterwegen“ kann auf einen gelungenen<br />

Start ihrer Arbeit zurückblicken. Die AG besteht aus zwei<br />

Vertretern der Nationalparkverwaltung (A. Knaak, F.-R.<br />

Richter) und dem verantwortlichen Mitarbeiter vom Forstbezirk<br />

Neustadt (K. Noritzsch), beides Teile des Staatsbetriebes<br />

Sachsenforst, und drei Mitgliedern des Sächsichen<br />

Bergsteigerbundes (P. Hähnel, G. Teich und G. Priebst).<br />

Bei der ersten gemeinsamen Begehung am 6. Dezember<br />

2007 im Staatswald Bielatal mit dem verantwortlichen<br />

Revierleiter Herrn Endler, konnten wir, trotz anfänglicher<br />

„harter Bandagen“, von den 43 den Kletterbetrieb<br />

störenden Bäumen, 35 als zur Beseitigung genehmigt<br />

verbuchen. 8 Bäume wurden aus Naturschutz- oder Erosionsgründen<br />

bzw. wegen Unverhältnismäßigkeit abgelehnt.<br />

Diese 35 Bäume, meistens Birken, wurden von den Mitarbeitern<br />

der Waldwacht Cunnersdorf gefällt.<br />

Gemäß einer Vereinbarung zwischen SBB und dem<br />

Revierleiter mussten die in tragbare Stücke geschnittenen<br />

Bäume durch SBB-Mitglieder von den Gipfeln an Fahrwege<br />

transportiert werden. Diese Aktion wurde im Februar<br />

2008 dank der Mithilfe von sieben „Bergfinken“, vier<br />

Bergfreunden vom „BC Kleiner Dom 1990“, zwei Bergfreunden<br />

von den „Kanzeltürmern“ und einem Bergfreund<br />

von den „Heidenauer Bergfreunden“ abgeschlossen. Mit<br />

dem Forstbezirk Neustadt und der Nationalparkverwaltung<br />

wurde festgelegt, dass diese Aktion eine einmalige<br />

Angelegenheit war. In Zukunft sollen die gefällten Bäume<br />

wie im Natio nalpark zur Erosionsverbauung bzw. Besucherlenkung<br />

genutzt werden.<br />

Eine zweite Begehung im Bielatal war nötig,<br />

weil die Gipfel vom „Schildkrötenturm“ bis zum<br />

„Schweizermühlenturm“, also rechts der Biela,<br />

im Privatwaldgebiet mit unterschiedlichen Eigentümern<br />

stehen. Dazu ist erforderlich, dass erstens<br />

der dafür verantwortliche Revierleiter für Privat-<br />

und Körperschaftswald und zweitens die Eigentümer<br />

mit der Fällung einverstanden sein müssen.<br />

Wir haben gemeinsam mit dem Revierleiter<br />

für den Privatwald, Herrn Schippers, 38 Bäume<br />

zur Beseitigung angezeichnet. Die Fällung eines<br />

Baumes wurde wegen Unverhältnismäßigkeit abgelehnt<br />

(unbedeutender Gipfel !).<br />

Die Durchführung der Fällarbeiten auf diesen<br />

Flächen ist für die Mitarbeiter der Waldwacht<br />

arbeitsrechtlich problematisch. Unbürokratisch<br />

versprach die Nationalparkverwaltung hier<br />

Diensthilfe. Im Bereich „Schiefe Zacke“ und<br />

Klettern und Naturschutz<br />

„Hallenstein“ haben die Mitarbeiter der Nationalparkwacht<br />

bereits gute Arbeit geleistet.<br />

Ganz erfreulich ist die Tatsache, dass die Talseite des<br />

Schweizermühlenturmes wieder „freigeschnitten“ ist. Genehmigt<br />

vom Revierleiter für Privat- und Körperschaftswald<br />

sowie mit dem Einverständnis und der Aktivität des<br />

Grundstücksbesitzers Schweizermühle 20, sind drei Fichten<br />

und eine Weymouthskiefer beseitigt worden. Danken<br />

sollten wir dem Grundstücksbesitzer, indem wir unsere<br />

Kletteraktivitäten sehr sensibel oberhalb seines Grundstückes<br />

betreiben.<br />

Unsere dritte gemeinsame Begehung führte uns wieder in<br />

die Privatwaldgebiete Nikolsdorfer Wände, Gohrisch und<br />

Quirl.<br />

Alle beantragten Bäume (3 Kiefern, 9 Fichten und 14<br />

Birken) und einige weitere, die wir bei unserer Begehung<br />

festgestellt haben, wurden zur Beseitigung freigegeben.<br />

Auch hier der Zusatz, dass die Genehmigung der Eigentümer<br />

eingeholt werden muss. In diesem Zusammenhang<br />

bittet die Arbeitsgruppe um Verständnis, dass von der<br />

Antragstellung bis zur (genehmigten) Beseitigung eines<br />

Baumes auf Privatwaldflächen manchmal sehr viel Zeit<br />

vergehen kann. Ein Genehmigungsverfahren mit teilweise<br />

sehr schwer zu erreichenden Besitzern ist langwierig. Aber<br />

keiner der Anträge bleibt unbearbeitet!<br />

Alle bisher genannten Gebiete liegen linkselbisch im<br />

Landschaftsschutzgebiet. Etwas komplizierter ist die Lage<br />

in der Nationalpark-Kernzone. Hier muss für jeden zur<br />

Beseitigung beantragten Baum ein separater Antrag an<br />

Begehung durch die Arbeitsgruppe „Freischneiden von Kletterwegen“<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 31


die Nationalparkverwaltung gestellt werden. Ehe so ein<br />

Antrag an die Nationalparkverwaltung geht, wird von den<br />

SBB-Mitarbeitern der Arbeitsgruppe vor Ort geprüft, ob<br />

eine Beseitigung nach den festgelegten Kriterien „Gefährdung“,<br />

„Behinderung“ oder „Verhältnismäßigkeit“ auch<br />

der Realität entspricht. Eine Sichtbehinderung auf einen<br />

schönen Weg oder Gipfel ist z.B. kein Kriterium!<br />

Die verantwortlichen Mitarbeiter der<br />

Nationalparkverwaltung prüfen dann<br />

nochmals vor Ort, ob eine Fällung naturschutzfachlich<br />

zu vertreten ist und<br />

einer Beseitigung zugestimmt werden<br />

kann.<br />

Durch den SBB wurden bisher zehn<br />

Anträge auf Beseitigung von Bäumen<br />

in der Nationalpark-Kernzone an die<br />

Nationalparkverwaltung weitergeleitet.<br />

Die Arbeiten sollen dazu noch in diesem<br />

Herbst beginnen. Im Herbst/Winter<br />

2008/2009 werden auch die genehmigten<br />

Anträge außerhalb der Nationalpark-Kernzone<br />

„abgearbeitet“. Alle<br />

Baumfällungen und Beräumungen im<br />

Nationalpark werden von den Mitarbeitern<br />

der Nationalparkwacht realisiert.<br />

Erschwerend für unsere Arbeit mit<br />

der Nationalparkverwaltung und dem<br />

Arbeiten im Bielatal am Klettergipfel<br />

„Verlassene Wand“ und im „Dürrebielegrund“<br />

Das Forstamt führte am Klettergipfel „Verlassene Wand“<br />

im Bielatal Arbeiten zu einer neuen Wegführung durch.<br />

Bisher war der Zugang durch beidseitige Barrieren begrenzt.<br />

Neu ist nur noch ein einseitiges „Geländer“, was<br />

auf die Wegführung hinweisen soll. Die Zugänge zu den<br />

Gipfeln wurden von Günter Priebst vom SBB neu markiert,<br />

dafür wurden vom Forst Pfosten an bezeichnete<br />

Stellen gesetzt. Als Markierung dient die bekannte weiße<br />

Kreisfläche mit schwarzem Dreieck. Der Revierförster<br />

Herr Endler klagte, dass alles herumliegende Holz, was<br />

für die Hangbefes tigung gedacht war, von „Bergsteigern“<br />

verfeuert wurde, selbst Stufen und Barrieren wurden verfeuert!<br />

Im Gebiet Nymphenbad im Dürrebielegrund waren<br />

zwei kompakte Steiganlagen morsch und somit sehr unfallträchtig.<br />

Die Steiganlagen wurden nicht erneuert, sondern<br />

komplett beseitigt. Der Zugang zu den Gipfeln erfolgt<br />

Naturfrevel im Sommer 2008 am Vergessenen<br />

Turm in den Nikolsdorfer Wänden:<br />

Die durchgetrennte Rindenschicht soll<br />

Bäume zum Absterben bringen.<br />

Forstbezirk Neustadt sind immer wieder Unvernünftige,<br />

die in „Eigeninitiative“ Bäume fällen oder so schädigen,<br />

dass sie absterben (siehe Foto). Überwiegend sägen derartige<br />

Kletterer in Ermangelung von Technik und Fachwissen<br />

dann auch noch die Bäume in Hüfthöhe ab. Die<br />

stehenden „Spieße“ stellen für uns Kletterer eine noch<br />

größere Gefahr dar als der ehemals vorhandene Baum.<br />

Weiterhin werden Totholz und<br />

Äste, die zur Humusbildung wichtig<br />

sind, rigoros verfeuert, sogar Erosionsverbauungen<br />

und Geländer machen<br />

vor diesen Chaoten nicht halt.<br />

Wir sind aber der Meinung, dass wir<br />

mit der Arbeit der AG durchaus zufrieden<br />

sein können. Es ist zumindest<br />

ein guter Anfang! Wir bitten<br />

alle Bergfreunde, Bäume, die den<br />

Kletterbetrieb stören oder behindern,<br />

an Bergfreund Peter Hähnel, Ricarda-Huch-Straße<br />

27, 01219 Dresden,<br />

benita.flocki@t-online.de zu melden.<br />

Keinesfalls sollte selbst Hand angelegt<br />

werden, um sich erstens nicht<br />

strafbar zu machen und zweitens die<br />

Vereinbarungen zwischen dem SBB,<br />

der Nationalparkverwaltung und dem<br />

Staatsforst nicht zu untergraben.<br />

Günter Priebst, Sprecher AG<br />

„Freischneiden von Kletterwegen“<br />

auf gleicher Trasse, nur eben ohne Steigstufen. Es ist zur<br />

Wegführung ein Holzgeländer neu angebracht worden.<br />

Durch die Bauarbeiten ist der Hang schon jetzt in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden, und es muss geprüft werden,<br />

ob die jetzige Lösung die günstigste ist.<br />

Günter Priebst<br />

Arbeiten der Nationalparkverwaltung<br />

an Wanderwegen und Kletterzugängen<br />

Im zurückliegenden Jahr ließ die Nationalparkverwaltung<br />

zahlreiche Arbeiten an Wanderwegen, Bergpfaden und<br />

Kletterzugängen ausführen. So wurde z.B. am Flößersteig,<br />

Obrigensteig und Königsweg gebaut, außerdem im Gleitmannsloch<br />

im Kleinen Zschand, im Dreiwinkelgrund in<br />

den Thorwalder Wänden, im Lattengrund im Schrammsteingebiet<br />

und im Schulzengrund im Brandgebiet. An<br />

Kletterzugängen u.a. im Raaber Kessel und zur Lokomotive<br />

im Rathener Gebiet sowie im Bauerloch wurde gearbeitet.<br />

Auch Brücken wie an der Obermühle und an der<br />

Niedermühle bei Hinterhermsdorf wurden instandgesetzt.<br />

32 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Arbeitseinsätze und Gebietsbetreuung durch Bergsteiger<br />

„Ein Menschenleben ist für erfolgreiche Erosionssanierung<br />

eigentlich viel zu kurz, …bleibt immer eine Aufgabe<br />

von Generationen.“ – So formulierte es Dietrich Graf,<br />

Forstmann und seit vielen Jahrzehnten unermüdlicher<br />

Streiter für den Natur- und Landschaftsschutz in der Sächsischen<br />

Schweiz. Es ist das Fazit eines Rückblicks auf 15<br />

Jahre Erosionssanierung im Wehlgrund und Raaber Kessel<br />

durch freiwillige Bergsteiger-Einsätze (SSI Heft 15,<br />

1998). Das ist nun 10 Jahre her. Wer mit offenen Augen in<br />

der Sächsischen Schweiz unterwegs ist, wird feststellen,<br />

dass sich der Zustand von Zugangsbereichen im Umfeld<br />

von Kletterzielen hier und da verschlechtert, dass in die<br />

Jahre gekommene Steiganlagen langsam zerfallen, neue<br />

Sandreißen entstehen … wenn man nichts macht. Wer soll<br />

es denn machen? Die, die dafür bezahlt werden?<br />

Die neue Rahmenvereinbarung fordert die Bergsteiger<br />

auf, mitzutun, in wesentlich stärkerer Form als bisher.<br />

Zum Beispiel im Rahmen einer dauerhaften Betreuung von<br />

Klettergebieten (Gebietsbetreuung).<br />

Aufgabenschwerpunkte für eine Betreuung können sein:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

die regelmäßige Kontrolle des Gebietes sowie die In-<br />

formation des Staatsbetriebes Sachsenforst (SBS) über<br />

auftretende Probleme<br />

Säuberungsmaßnahmen<br />

Mitwirkung bei der Kontrolle zur Einhaltung der<br />

sächsischen Kletterregeln (insbesondere Klettern an<br />

feuchtem Fels, Magnesia) sowie der naturschutz- und<br />

waldrechtlichen Vorschriften (z.B. Wegegebot im Nationalpark),<br />

Ansprache von Besuchern bei Verstößen<br />

Durchführung kleinerer Maßnahmen zur Erosionssa-<br />

nierung, Freischneiden von Kletterwegen, Unterhaltung<br />

von Zugangswegen zu Kletterfelsen u.ä. nach<br />

gesonderter Einweisung vor Ort durch den SBS<br />

Dazu werden zwischen dem SBB und der Nationalparkverwaltung<br />

(Gebiete im NP außerhalb der Kernzone) bzw.<br />

dem Forstbezirk Neustadt (Gebiete im LSG) Betreuungsvereinbarungen<br />

geschlossen. Bisher haben sich die Klubs<br />

bzw. AV-Sektionen aus der nebenstehenden Tabelle bereit<br />

erklärt, Gebiete zu betreuen.<br />

Die Aufgaben werden die Klubs weitestgehend selbständig<br />

durchführen. Für die Durchführung von Maßnahmen<br />

ist jedoch die Vor-Ort-Absprache mit dem SBS, also in<br />

der Regel dem zuständigen Revierförster, Voraussetzung.<br />

Einmal jährlich wird der SBB gegenüber dem SBS über<br />

die Ergebnisse der Betreuung schriftlich berichten. Dafür<br />

ist wie bisher die Zuarbeit der jeweiligen Klubs notwendig.<br />

Eine Aufwandsentschädigung wird für die Gebietsbetreuung<br />

grundsätzlich nicht gezahlt.<br />

Umfangreichere Maßnahmen erfolgen in Verantwortung<br />

des SBS und sind Bestandteil von Sanierungsmaßnahmen.<br />

Bedarfsweise wird der SBS den Bergsportverbänden<br />

jeweils für das Winterhalbjahr Angebote für solche gemeinsamen<br />

Sanierungseinsätze unterbreiten, diese vorbereiten<br />

und durchführen. Aus der Gebietsbetreuung heraus<br />

kann also durchaus auf den Bedarf von notwendigen umfangreichen<br />

Maßnahmen im eigenen Betreuungsgebiet<br />

hingewiesen werden.<br />

Rainer Petzold<br />

Klub/Sektion Gebiet<br />

Hüttengemeinschaft der<br />

Stolpener Bergfreunde e.V.<br />

ESV Lok Riesa,<br />

Abt. Wandern und Bergsteigen<br />

Lilienstein-Westecke;<br />

Plateau<br />

Lilienstein<br />

Akademische Sektion Dresden Falkenstein<br />

K.V. Rohnspitzler Gr. Dom, z.T. Kl. Dom<br />

TK Berglust 06<br />

KV Enzian<br />

TC Frankensteiner<br />

KC Nonnenstein<br />

KC Lokomotive Dresden 1950<br />

KV Lok 1951<br />

DAV Brandenburger Tor<br />

KC Rucksachsen<br />

DAV Sektion Leipzig<br />

Rauschenstein<br />

(Rauschentor bis Winklerturm)<br />

Gebiet der Steine,<br />

Rauenstein<br />

Herkulessäulen,<br />

Trautmannsfels<br />

Dorfbachklamm<br />

(Altendorf)<br />

Rathener Gebiet*<br />

* Die Kletterziele im Rathener und Wehlener Gebiet liegen fast<br />

ausschließlich in der Kernzone. Eine Gebietsbetreuung im<br />

engeren Sinne ist deshalb nicht möglich. Da gerade hier jedoch<br />

ein Bedarf an umfangreicheren Maßnahmen schon jetzt abzusehen<br />

ist, schlägt der SBB dem SBS vor, in diesen Gebieten jährlich<br />

mindestens eine Sanierungsmaßnahme durchzuführen.<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 33


Erosionssanierung<br />

Vorher – Sandreißen prägen das Bild. Nachher – Die Zugangsstiege zur Scharte ist gebaut.<br />

Erosionssanierung am Klettergipfel<br />

„Glocke“ am Neuen Wildenstein<br />

Bereits vor einem Jahr, Ende November 2007, wurde am Klettergipfel<br />

„Glocke“ am Neuen Wildenstein gearbeitet. Große Sandreißen<br />

zogen sich am Fuße der Felsen entlang. Unter Anleitung und<br />

Organisation der Nationalparkverwaltung waren Bergsteiger vom<br />

Kletter klub „Die Rucksachsen“ im Einsatz (Foto rechts). Die obigen<br />

Fotos dokumentieren eindrucksvoll das Vorher und Nachher.<br />

Nationalparkverwaltung<br />

Entsetzen<br />

Junge Bäumchen abgebrochen, Holzgeländer verfeuert...<br />

An der Ostseite des Hauptfelsens des Rauensteins, am Fuße der<br />

Wände, befindet sich ein großer Überhang mit einer unmittelbar<br />

benachbarten Kletter-Übungsstelle. Erstmals wurden hier 1987<br />

Arbeiten zur Sanierung der versandeten Hänge durchgeführt und<br />

Geländer zum Schutz der Flächen gebaut. In jenen Jahren wurden<br />

auch Bäumchen, vor allem Kiefern, gepflanzt.<br />

Aber immer wieder wurden die Absperrungen ignoriert, es<br />

wurden Holzgeländer sogar zersägt und verfeuert. Große Gruppen<br />

lagerten in der Boofe, kistenweise wurden dort Getränke<br />

herangeholt, und zahlreiche Kletterer und Kletterkurse nutzen<br />

die Übungsstelle. Immer wieder erneuerte der SBB-Klub KV<br />

„Enzian“ die oftmals zerstörten und verschwundenen Geländer.<br />

Mittlerweile war den Teilnehmern der ehrenamtlichen Wochenendeinsätze<br />

schon mal schwer vermittelbar, warum da eigentlich<br />

Mühsam halten sich die Bäumchen im Sand (Aufnahme<br />

an der Rauenstein-Ostseite bei der Boofe).<br />

34 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


jedes Jahr nur an dieser einen Stelle gearbeitet werden<br />

soll. So hatte sich in den letzten Jahren die Frequenz der<br />

Erhaltungseinsätze etwas verringert. Das Ergebnis: Die<br />

Zerstörung hat jetzt ein Ausmaß erreicht, das alles bisherige<br />

übersteigt. Kein einziges Stück Holz der einstigen Geländer<br />

ist mehr vorhanden, alles komplett verfeuert. Auch<br />

die im Boden befindlichen Schwellen und Stufen wurden<br />

herausgegraben. Und als ob das noch nicht genug ist: Von<br />

den wenigen Bäumchen, die überlebt haben, wurden die<br />

Spitzen abgebrochen und sicherlich auch ins Feuer geworfen.<br />

Wer diese Taten vollbracht hat, ist unklar, doch haben<br />

die Verursacher ganze Arbeit geleistet, um dem Ansehen<br />

der Boofer und Bergsteiger zu schaden. Sicher sind auch<br />

boofende Gruppen aus den Dörfern der Umgebung darunter,<br />

Pfadfindergruppen und wer noch alles. Die Konsequenz<br />

könnten gerade Kontrollen an diesen größeren<br />

Boofen wie am Rauenstein sein, die eher von Abenteurern<br />

und weniger von Naturliebhabern besucht werden. Dass<br />

der Rauenstein nicht im Nationalpark, sondern im LSG<br />

liegt, sollte kein Grund sein für geringere Kontrollhäufigkeit.<br />

Gemeinsam mit dem Revierförster und den Kollegen<br />

der Nationalparkverwaltung will der betreuende Kletterklub<br />

jetzt überlegen, wie man an dieser schwierigen Stelle<br />

zukünftig weiterarbeiten will.<br />

Dr. Peter Rölke<br />

Arbeitseinsatz am Laasenstein<br />

Ende März 2008 fand am Laasenstein im Rauen steingebiet<br />

ein Arbeitseinsatz statt. Dabei wurden am Zugangsweg<br />

zum kleinen, aber besonders bei Familien beliebten Klettergipfel<br />

„Laasenturm“ neue Geländer und Stufen errichtet.<br />

Revierförster Schippers gilt ein besonderer Dank, er<br />

hatte den Einsatz bestens vorbereitet.<br />

Den Rauenstein hat der nur rund 15 Mitglieder umfas-<br />

Arbeitseinsatz am Laasenstein im März 2008. Auch die jungen Klubmitglieder helfen mit.<br />

Boofer haben die kleinen Bäume als Feuerholz abgebrochen.<br />

Hier stand die lange Reihe einer Geländerabsperrung, rechts<br />

verlief der Zugang zur Kletter-Übungsstelle. Das Geländer<br />

wurde verfeuert, der Sand überspült nun die gepflanzten Bäumchen.<br />

sende Kletterklub KV „Enzian“ bereits seit 20 Jahren als<br />

Gebietsbetreuung übernommen.<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 35


Behörden<br />

Verwaltungs- und Funktionalreform Sachsens<br />

Seit dem 1. August 2008 gibt es im Freistaat Sachsen zehn<br />

Landkreise sowie die drei kreisfreien Städte Chemnitz,<br />

Dresden und Leipzig. Ziel der Kreisneugliederung war die<br />

Schaffung von Landkreisen mit einer gewissen Einheitlichkeit<br />

hinsichtlich der Größe, der Grundstruktur und die<br />

Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Sachsen.<br />

Umfangreiche Aufgaben des Staates werden auf die neuen<br />

Landkreise und kreisfreien Städte sowie auf den Kommunalen<br />

Sozialverband übertragen. Die verbleibenden staatlichen<br />

Aufgaben werden in weniger Behörden (Reduzierung<br />

um 42 Behörden) gebündelt.<br />

Der Landesregierung zufolge stellt sich Sachsen damit<br />

auf die zukünftigen Herausforderungen durch weiteren<br />

Bevölkerungsrückgang, sinkende Zuweisungen von Bund<br />

und Europäischer Union sowie zunehmendem internationalen<br />

Wettbewerb rechtzeitig ein. Ziel ist die Schaffung<br />

von dauerhaft leistungsfähigen und effektiven Verwaltungsstrukturen.<br />

Das Innenministerium geht nach einer<br />

wissenschaftlichen Studie davon aus, dass bei voller Wirksamkeit<br />

der Reform jährlich rund 160 Mio. € eingespart<br />

werden können (Angesichts der gegenwärtigen Finanzkrise<br />

klingt die Summe wie ein Trinkgeld). Es wird erwartet,<br />

dass der Personalaufwand in der Verwaltung mittel- und<br />

langfristig sinkt. Rund 4100 Stellen werden kommunalisiert,<br />

womit die Landesregierung auf eine ortsnahe bürger-<br />

und unternehmensorientierte Verwaltung hofft.<br />

Im Rahmen der Verwaltungs- und Funktionalreform in<br />

Sachsen gibt es auch im Geschäftsbereich des Sächsischen<br />

Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft strukturelle<br />

und organisatorische Veränderungen.<br />

Im neu geschaffenen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (LfULG) werden nahezu alle<br />

Aufgaben zusammengeführt, die bisher die Sächsische<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft, das Landesamt für Umwelt<br />

und Geologie, die Abteilung Landwirtschaft des Regierungspräsidiums<br />

Chemnitz und die Staatlichen Ämter<br />

für Landwirtschaft wahrgenommen haben. Zudem fällt<br />

die Koordinierung der Ländlichen Entwicklung in den<br />

Aufgabenbereich des LfULG. Dem LfULG ist der Staatsbetrieb<br />

Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und<br />

Landwirtschaft (UBG) nachgeordnet.<br />

Die Landkreise und die kreisfreien Städte übernehmen<br />

Aufgabenteile der ehemaligen Staatlichen Ämter für<br />

Landwirtschaft, des Staatsbetriebs Sachsenforst, aus dem<br />

Bereich der Umweltverwaltung und vollständig die Aufgaben<br />

der ehemaligen Staatlichen Ämter für Ländliche<br />

Entwicklung. Die neuen Landesdirektionen (ehemals Regierungspräsidien)<br />

sind inhaltlich ein neuer Behördentyp<br />

der mittleren allgemeinen Verwaltungsebene und Mittler<br />

zwischen den Staatsministerien und der kommunalen<br />

Ebene. Sie sind vorangig mit Aufsichtsaufgaben und mit<br />

Bündelungsaufgaben betraut.<br />

Aufgabe der Staatlichen Umweltbetriebsgesellschaft<br />

(UBG) ist es, Umweltdaten auf dem gesamten Territo rium<br />

des Freistaates zu erheben. Beispielsweise betreibt sie<br />

u.a. ein Luftmessnetz und ein Netz zur Bestimmung der<br />

Grundwasserqualität. Neben frühzeitiger und möglichst<br />

konkreter Beschreibung der aktuellen Situation sind zur<br />

Warnung von Bevölkerung und Wirtschaft auch besonders<br />

zeitbezogene Prognosen zur weiteren Lageentwicklung<br />

gefragt, wie insbesondere 2002 bei dem Elbehochwasser<br />

offensichtlich wurde. Genaue Daten und Fakten zur<br />

Beschreibung des aktuellen Zustandes unserer Umwelt<br />

bilden eine wichtige Grundlage für fundierte politische<br />

Entscheidungen im Zusammenhang mit der Bewahrung<br />

und Gestaltung unserer Natur.<br />

Im Umweltbereich gehen Teilaufgaben der bisherigen<br />

Regierungspräsidien u. a. in den Bereichen Umweltvollzugs-<br />

und Umweltfachaufgaben, Denkmalschutz, Teil aufgaben<br />

der Staatlichen Ämter für Landwirtschaft, alle Aufgaben<br />

der Ämter für ländliche Entwicklung sowie Teilaufgaben<br />

des Staatsbetriebs Sachsenforst an die Landratsämter.<br />

Für den Bereich Forst werden Vollzugsaufgaben als<br />

untere Forstbehörde nach dem Sächsischen Waldgesetz<br />

(SächsWaldG) und einzelne hoheitliche Vollzugsaufgaben<br />

nach sonstigen gesetzlichen Bestimmungen zum Forstbereich,<br />

z.B. Bodenschutz- und Altlastenverordnung, auf die<br />

Landkreise und kreisfreien Städte übertragen. Zur erstgenannten<br />

Kategorie gehören u.a. die Feststellung der Waldeigenschaft,<br />

Genehmigungsverfahren nach dem sächsischem<br />

Waldgesetz (Umwandlung von Wald, Wiederaufforstung,<br />

Sperrung), Stellungnahmen als Träger öffentlicher Belange<br />

in anderen Genehmigungsverfahren, Forstschutz und<br />

Forstaufsicht in Privat- und Kommunalwald.<br />

Gleichzeitig wurden zum 1. August 2008 Sachsenforst<br />

für vier der bedeutendsten sächsischen Schutzgebiete<br />

die Aufgaben als Amt für Großschutzgebiete übertragen.<br />

Für die Nationalparkregion Sächsische Schweiz,<br />

das Biosphären reservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />

und die Naturschutzgebiete Königsbrücker<br />

Heide und Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain<br />

obliegen dem Sachsenforst damit wichtige Aufgaben als<br />

Naturschutzfachbehörde. Im Zuge der Neustrukturierung<br />

wurden die Grenzen der vier genannten Forstreviere so geändert,<br />

dass sie mit den Grenzen des Biosphärenreservates<br />

übereinstimmen.<br />

Jörg Hilpmann<br />

Kreisgebietsreform: Landkreisstruktur im Freistaat Sachsen ab 01.08.2008<br />

(Quelle: Landesvermessungsamt Sachsen)<br />

http://www.smul.sachsen.de | http://www.medienservice.sachsen.de<br />

http://www.wikipedia.org<br />

36 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Naturschutz im DAV<br />

20. Treffen der Naturschützer und NaturschutzInteressierten im DAV<br />

vom 1. bis 4. Mai in Schierke im Harz<br />

Auch dieses Treffen bot wieder ein interessantes und anspruchsvolles<br />

Programm. Der Leiter des Nationalparkes<br />

Harz, Andreas Pusch, stellte am ersten Abend in einem interessant<br />

gestalteten und fachlich sehr informativen, aber<br />

trotzdem an keiner Stelle überladenen Vortrag „seinen“<br />

Nationalpark vor.<br />

Der Nationalpark Harz entstand 2006 durch die Fusion<br />

der beiden schon vorhandenen Nationalparks „Hochharz“<br />

in Sachsen-Anhalt und „Harz“ in Niedersachsen. In<br />

den Nationalpark einbezogen sind alle charakteristischen<br />

Lebensraumtypen, alle Höhenstufen, alle Expositionen<br />

sowie die wichtigsten Gesteine.<br />

Er steigt von 230 bis 270 m ü. NN in seinen Randzonen<br />

bis auf 1142 m auf dem Brockengipfel kontinuierlich an<br />

und umfasst dabei sechs Höhenstufen der Vegetation von<br />

der collinen bis zur subalpinen Zone. 96% seiner Fläche<br />

sind bewaldet.<br />

Es beginnt mit Rotbuchenwald, der von wenigen Eichen,<br />

Ulmen, Eschen und Ahorn durchsetzt ist. In Schluchtwäldern<br />

ist der Feuchtigkeitsgehalt für die Rotbuchen zu<br />

hoch, und es herrschen Bergahorn, Eschen und Bergulmen<br />

vor. In ca. 700 m lässt die Konkurrenzkraft der Buche<br />

nach, und Fichten und Bergahorn nehmen zu.<br />

Der schmale Mischwaldstreifen wird in 800 bis 1000 m<br />

Höhe fast gänzlich durch die Fichte abgelöst, neben der nur<br />

Ebereschen, Birken und einige Weiden bestehen können.<br />

Eine Knieholzzone gibt es am Brocken nicht. Nur wenige<br />

sturmgeplagte Baumgestalten sind noch zu sehen, bevor<br />

das Gipfelplateau erreicht wird. Es ist wahrscheinlich von<br />

Natur aus waldfrei und das schon seit der letzten Eiszeit.<br />

Die flachgründigen und nährstoffarmen Böden sowie das<br />

Auf dem Brocken Steinbrech am Brocken<br />

raue Klima haben die Ausbildung eines geschlossenen<br />

Waldes offenbar verhindert.<br />

Dort, wo der Mensch in die Natur eingegriffen hat, soll<br />

durch Renaturierungsprozesse ein möglichst ursprünglicher<br />

Zustand hergestellt werden. Dabei geht es vor allem<br />

um die Wiedervernässung von Moorflächen, die Renaturierung<br />

von Fließgewässern und die Waldentwicklung.<br />

Der Harz wurde besonders durch den Bergbau stark verändert.<br />

Die Laubwälder fielen dem großen Holzverbrauch<br />

für Gruben und Hütten zum Opfer. Vorrangig wurde die<br />

wirtschaftlichere Fichte angebaut. Trotzdem findet man<br />

noch sehr vielfältige Waldgesellschaften.<br />

58% des Nationalparkes sind heute noch Naturentwicklungszonen,<br />

die sich mit Hilfe schonender Waldentwicklungsmaßnahmen<br />

(z.B. Buchenpflanzungen und im Notfall<br />

Borkenkäferbekämpfung) zu Naturdynamikzonen (wo der<br />

Wald seinem natürlichen Kreislauf überlassen wird) entwickeln<br />

sollen. 41% des Nationalparkes sind schon als<br />

naturdynamische Zone ausgewiesen. Der Anteil der Nutzungszone<br />

beträgt nur noch 1%.<br />

Am nächsten Tag ging es zu Fuß auf den Brocken. Wir<br />

starteten an einem wunderschönen Frühlingsmorgen und<br />

landeten fast wieder im Winter. Der Gipfel begrüßte uns<br />

mit eisigem Wind und Regen. Schnee war zum Glück nicht<br />

mit im Angebot.<br />

Mit entsprechender Kleiderordnung haben wir den<br />

Unbilden der Natur getrotzt und uns zum Brockengarten<br />

begeben. Dort blühte zwar noch nicht viel, aber ein Mitarbeiter<br />

des Gartens wusste trotzdem interessant und ausführlich<br />

zu erzählen. So konnten wir uns in Ruhe durch<br />

die schmalen Gänglein zwischen den Anpflanzungen be-<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 37


wegen und über einige der inzwischen 1800 vorhandenen<br />

Arten staunen. Es war wirklich interessant zu sehen, was<br />

für Winzlinge aus ganz bekannten Arten wie Steinbrech<br />

oder Primeln werden, wenn sie sich an die extremen klimatischen<br />

Bedingungen in den unterschiedlichsten Hochgebirgsregionen<br />

anpassen. Und was für tolle (wenn auch<br />

oft nur winzige) Blüten sie dort noch ausbilden.<br />

Im sehr anschaulich und modern gestalteten Museum<br />

konnten wir uns endlich wieder aufwärmen.<br />

In diesem Jahr fanden die Kommissionstreffen im Frühjahr<br />

in Thüringen und im Oktober bei herrlichem Herbstwetter<br />

im Nordschwarzwald statt. Einige Leser werden<br />

sich fragen, was das jetzt schon wieder für ein Gremium<br />

ist. An dieser Stelle wurde bisher unter dem Namen Fachbeirat<br />

von den Entwicklungen aus dem Hauptverband und<br />

aus den deutschen Mittelgebirgen berichtet. Das wird auch<br />

weiter erfolgen, nur unter einem anderen Namen. Nachdem<br />

die anvisierte Strukturreform der Gremien auf der<br />

DAV-Hauptversammlung bestätigt wurde, war der Verbandsrat<br />

beauftragt, bisherige Gremien aufzulösen und die<br />

neuen einzusetzen. Ausser dem Namen hat sich für die Arbeit<br />

des Gremiums nicht viel geändert. In der Kommission<br />

Klettern und Naturschutz sind die Regionenvertreter der<br />

Mittelgebirge, die alle wichtigen Klettergebiete von Zittau<br />

bis in die Eifel und vom Schwarzwald bis zum Weser-<br />

Bergland abdecken, vertreten. Zusätzlich gibt es je einen<br />

Vertreter der Naturfreunde, der IG Klettern, der Pfälzer<br />

Kletterer, des JDAV’s und seit diesem Jahr einen ständigen<br />

Vertreter des deutschen Alpenraumes.<br />

Ziel dieser Kommission ist es, einen stetigen Erfahrungsausstausch<br />

hinsichtlich der Probleme und Konflikte<br />

zwischen Klettersport und Naturschutz aufrecht zu erhalten<br />

und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Beispielsweise<br />

erarbeitete das Gremium in den letzten Jahren ein Gütesiegel<br />

für Kletterführer, die in vorbildlicher Weise auf Aspekte<br />

des Naturschutzes und der Eigenart eines Gebietes<br />

eingehen. Bisher wurden schon 15 Kletterführer mit dem<br />

Gütesiegel ausgezeichnet.<br />

Am Sonnabend unternahmen wir eine Wanderung<br />

über den Hohnekamm. Dort findet man auf 900 m Höhe<br />

eine bizarre Klippenlandschaft am Rande eines 300 km²<br />

großen Granitfeldes.<br />

An einem erneut herrlichen Frühlingsmorgen mit<br />

ebensolcher Fernsicht fiel der Abschied von Schierke und<br />

den anderen Teilnehmern wirklich schwer.<br />

Martina Wobst, Beate Franze<br />

Neues von der Kommission Klettern und Naturschutz des DAV<br />

Viel Raum in der Diskussion nahmen an beiden Treffen<br />

Felssperrungen von Klettergebieten ein. Weitere große<br />

Konflikte um Kletterfelsen mit der Naturschutzverwaltung<br />

und den Naturschutzverbänden gibt es in NRW, Hessen<br />

(Sperrung König-Konrad-Fels) und Baden-Württemberg.<br />

Trotz erfolgreicher Bergsportkonzeptionen, bei denen empfindliche<br />

Bereiche aus der Nutzung herausgenommen<br />

werden, werden immer wieder Gebiete pauschal gesperrt.<br />

Kaum wird für ein Gebiet eine Kletterkonzeption erstellt,<br />

wird an anderer Stelle ein Fels gesperrt. Problematisch ist<br />

insbesondere auch ein Fall aus dem Bayerischen Wald am<br />

Kaitersberg, wo eine jahrelang bestehende Kletterregelung<br />

mit dem Argument, es sei ein Flächennaturdenkmal<br />

(FND), seitens der unteren Naturschutzbehörde gesperrt<br />

werden soll. Dies wäre ein bundesweiter Präzedenzfall,<br />

der nicht hinnehmbar ist. Hier ist auch Präsenz des DAV<br />

gefragt. Auch unser nächstes Treffen wird im Bayerischen<br />

Wald sein.<br />

Positive Entwicklungen gibt es in Thüringen, wo im<br />

letzten Jahr ca. 200 neue Kletterrouten eingerichtet wurden.<br />

Entspannt ist auch die Situation im Frankenjura.<br />

Bisher wurden mit den Landratsämtern 13 Kletterkonzeptionen<br />

besiegelt, und jedes Jahr kommen ein bis zwei<br />

hinzu. Das heisst zwar auch nicht, dass es keine Probleme<br />

gibt, denn ignorante und rücksichtslose Kletterer gibt es<br />

bundesweit. Letztendlich kann nur ein Ausgleich zwischen<br />

den Interessen erfolgen, wenn man rücksichtsvoll<br />

miteinander umgeht und auch mal zurücksteckt.<br />

Jörg Hilpmann<br />

38 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)


Scottish Outdoor Access Code<br />

Ich bin ein wenig ein Problembürger. Gelegentlich, so gestehe<br />

ich verschämt, bewandere ich in einem Anfall von<br />

Natursehnsucht einen kleinen Kernzonenpfad. Aber im<br />

Großen und Ganzen hat die Naturschutzbewegung auch<br />

in mir schon Erziehungseffekte gezeitigt. Sobald ich im<br />

National park auch nur zweifelhaft Richtiges tue – von<br />

Verbotenem ganz zu schweigen – so habe ich doch ein<br />

schlechtes Gewissen dabei. Dieses schlechte Gewissen<br />

wirkt nun allerdings weitgehend georaum-unabhängig und<br />

führt dazu, dass ich auch in anderen Wandergebieten nicht<br />

so einfach drauflos wandern kann. Vielmehr schaue ich<br />

mich dann bereits vor Antritt der Wanderung gewissenhaft<br />

und ein wenig ängstlich um. Hierbei suche ich nach<br />

Kodifizierungen, die mir das Wandern auch ausdrücklich<br />

erlauben. Ohne solcherart erworbene Rückversicherung<br />

würde mir das Wandern nur eingeschränkt Freude bereiten.<br />

Eben – das schlechte Gewissen.<br />

In Schottland ist eine derartige Kodifizierung der Scottish<br />

Outdoor Access Code. So richtig wissen wir nicht, was<br />

die Schotten bewogen haben mag, den Text auszuarbeiten.<br />

Er trägt einen recht offiziellen Charakter, wurde wohl sogar<br />

vom Parlament erlassen, und sein Geltungsraum sind<br />

durchaus auch nicht nur mindere Subaltern-Landschaften,<br />

sondern Gesamt-Schottland. Hierin sind auch die schottischen<br />

Nationalparks, Loch Lomond zum Beispiel, eingeschlossen.<br />

Bei meiner ersten Lektüre dachte ich, es seien<br />

alles Druckfehler. Aber bitte … lesen Sie selbst …<br />

Dr. Rolf Böhm, Bad Schandau<br />

Den Code kennen, ehe Sie aufbrechen<br />

Genießen Sie Schottlands freie Natur. Die herrliche Umgebung<br />

trägt bei zu Ihrer Lebensqualität, Ihrer Gesundheit,<br />

Ihrem Umweltbewusstsein und Ihrer Freude an der<br />

Natur. Alle Menschen haben das Recht, den größten Teil<br />

des Landes und der Binnenseen für ihre Freizeit und Bildung<br />

oder einfach auf dem Weg von einem Ort zum anderen<br />

zu nutzen, vorausgesetzt, sie handeln verantwortlich.<br />

Diese Rechte und Pflichten werden im Scottish Outdoor<br />

Access Code (Schottischer Code zum Zugangsrecht) erklärt.<br />

Blick nach Europa<br />

Ihre Zugangsrechte kennen<br />

Die Zugangsrechte betreffen viele Aktivitäten, zum Beispiel:<br />

• informelle Aktivitäten wie Picknicks, Fotografieren<br />

und das Betrachten von Sehenswürdigkeiten,<br />

• aktive Beschäftigungen wie Wandern, Radeln, Reiten,<br />

Kanu fahren und wildes Campen,<br />

• Teilnahme an Freizeit- und Bildungsveranstaltungen,<br />

einfach unterwegs sein von einem Ort zum anderen.<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 39<br />

•<br />

Für alle Arten von motorisierten Aktivitäten (mit Ausnahme<br />

des Zugangs für Behinderte) sowie für Jagen, Schießen<br />

oder Angeln gelten diese Zugangsrechte nicht.<br />

Die Rechte gelten für den größten Teil Schottlands,<br />

von städtischen Parks und Wegenetzen bis hin zu unseren<br />

Bergen und Wäldern, vom Acker- und Weideland und<br />

Feldrainen bis zu den Stränden, Seen und Flüssen. Sie sind<br />

jedoch nicht überall gültig, z.B. nicht in Gebäuden oder<br />

ihrer unmittelbaren Umgebung, in Wohnhäusern oder ihren<br />

Gärten oder auf den meisten Feldern, auf denen Erntefrüchte<br />

angebaut sind.<br />

Den Code kennen …<br />

Zu den Zugangsrechten gehören auch Pflichten, die im<br />

Scottish Outdoor Access Code vollständig beschrieben<br />

sind. Dabei ist der Hauptgedanke, dass Sie Ihren gesunden<br />

Menschenverstand benutzen. Sie müssen die Verantwortung<br />

für Ihre eigenen Aktionen übernehmen, die Interessen<br />

anderer respektieren und pfleglich mit der Umwelt<br />

umgehen. Was bedeutet das alles?<br />

Wenn Sie in der freien Natur sind, sollten Sie:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

die Verantwortung für Ihre eigenen Aktionen über-<br />

nehmen – Die freie Natur ist ein wunderbarer Ort, den<br />

man genießen kann, aber sie ist auch ein Arbeitsumfeld<br />

und birgt viele natürliche Gefahren. Achten Sie<br />

darauf, dass Sie sich dessen bewusst sind, achten Sie<br />

stets auf Sicherheit, befolgen Sie alle vernünftigen Ratschläge,<br />

und respektieren Sie die Bedürfnisse anderer<br />

Menschen, die auch die freie Natur genießen oder hier<br />

arbeiten.<br />

die Privatsphäre und den Seelenfrieden anderer<br />

respektieren – Privatsphäre ist für jeden wichtig.<br />

Vermeiden Sie es, Menschen zu beunruhigen, insbesondere<br />

bei Nacht, indem Sie einen vernünftigen Abstand<br />

von Wohnhäusern und Privatgärten halten oder<br />

Pfade und Wege benutzen.<br />

Bauern, Landbesitzern und anderen helfen, sicher<br />

und effektiv zu arbeiten – Halten Sie Sicherheitsabstand<br />

von allen Arbeiten, und achten Sie auf Hinweisschilder,<br />

die Ihnen mitteilen, dass gefährliche Arbeiten wie etwa<br />

das Fällen von Bäumen oder dass Spritzarbeiten durchgeführt<br />

werden. Wie Sie sonst noch helfen können:


* Hinterlassen Sie Tore so, wie Sie sie vorgefunden<br />

haben.<br />

* Blockieren oder verstellen Sie keine Einfahrten<br />

oder Wege.<br />

* Suchen Sie eine Alternative, ehe Sie eine Weide<br />

mit Tieren betreten.<br />

* Füttern Sie keine Tiere.<br />

* Lassen Sie sich vor Ort beraten, damit Sie Jagd<br />

und Pirsch berücksichtigen können.<br />

* Beschädigen Sie keine Zäune oder Mauern.<br />

* Beschädigen Sie die Ernte nicht, indem Sie Pfade<br />

und Wege benutzen, nur am Rand von Feldern<br />

gehen oder über Gelände laufen, auf dem nichts<br />

angebaut ist.<br />

• Gehen Sie pfleglich mit der Umwelt um – Unsere<br />

Umwelt trägt viel zur Lebensqualität und Gesundheit<br />

aller bei. Was wichtig ist:<br />

* Befolgen Sie jeden vernünftigen Rat oder Hinweis.<br />

* Nehmen Sie Ihre Abfälle wieder mit nach Hause.<br />

* Behandeln Sie die Natur pfleglich, hinterlassen sie<br />

so, wie Sie sie vorgefunden haben.<br />

* Stören oder beschädigen Sie nicht mutwillig die<br />

Fauna und Flora oder historische Stätten.<br />

• Halten Sie Ihren Hund unter Kontrolle – Wenn Sie<br />

einen Hund dabei haben, ist es wichtig, dass er kein<br />

Vieh stört oder andere erschreckt. Lassen Sie ihn nicht<br />

auf Weiden, auf denen sich Kälber oder Lämmer aufhalten,<br />

halten Sie ihn an der kurzen Leine oder kontrolliert<br />

ganz nah bei sich, wenn Sie auf einer Weide<br />

mit anderen Tieren laufen. Wenn Vieh aggressiv auf<br />

Ihren Hund reagiert, lassen Sie den Hund sofort von<br />

der Leine und wählen selbst den sichersten Weg von<br />

dieser Weide. Achten Sie darauf, dass weder Sie noch<br />

Ihr Hund brütende Vögel stören. Falls Ihr Hund sich<br />

an einem Ort erleichtert, wo sein Kot andere Menschen<br />

stören könnte, beseitigen Sie den Kot.<br />

• Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie eine Gruppenaktivität<br />

oder eine Veranstaltung organisieren<br />

oder ein Unternehmen leiten – Lesen Sie den gesamten<br />

Code oder unsere Website, um sich über Ihre<br />

Pflichten zu informieren.<br />

Wenn Sie Bauer, Landbesitzer oder jemand sind, der<br />

ein Stück freie Natur verwaltet, müssen Sie bedenken,<br />

welche Bedürfnisse Menschen haben, die die freie Natur<br />

genießen wollen. Was Sie tun müssen:<br />

• Zugangsrechte respektieren – Das Zugangsrecht erstreckt<br />

sich auf den größten Teil Schottlands. Hindern<br />

Sie also Menschen nicht unnötig am Zugang zu Ihrem<br />

Land oder Gewässer. Verschließen Sie Tore nur, wenn<br />

es für die Gesundheit der Tiere oder aus Sicherheitsgründen<br />

notwendig ist. Errichten Sie keinen Zaun quer<br />

über einen Pfad, ohne ein Tor für Zugang einzubauen.<br />

Wenn Sie selbst Pfade und Wege anbieten, können Sie<br />

so gleichzeitig den Zugang auf das Land und die Verwaltung<br />

von Ländereien integrieren.<br />

Verhalten Sie sich angemessen, wenn Sie Menschen<br />

40 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)<br />

•<br />

•<br />

bitten, ein bestimmtes Gebiet zu meiden, während<br />

Sie dort arbeiten – Menschen reagieren am besten auf<br />

höfliche und vernünftige Bitten. Sie sollten also nur für<br />

die mindest erforderliche Zeit Sicherheitsabsperrungen<br />

vornehmen, die Menschen über alternative Routen informieren<br />

und ihnen erklären, warum die ursprüngliche<br />

Route nicht benutzt werden sollte. Entfernen Sie<br />

alle veralteten Informationen.<br />

Arbeiten Sie mit den Regionalbehörden und ande-<br />

ren Körperschaften zusammen, um Zugang und<br />

Verwaltung von Ländereien zu integrieren – Indem<br />

Sie den Menschen zeigen, dass sie willkommen sind,<br />

und mit Ihrer Regionalbehörde, der Verwaltung Ihres<br />

Nationalparks oder anderen zusammenarbeiten, können<br />

Sie erfolgreich den Zugang zu Ihrem Land verwalten<br />

und zur Pflege der Umwelt beitragen.<br />

Wenn Sie für Stellen verantwortlich sind, auf die das<br />

Zugangsrecht nicht zutrifft, zum Beispiel einen Bauernhof<br />

oder Land rings um ein Gebäude, respektieren<br />

Sie das Wegerecht und Gewohnheitsrecht auf Zugang,<br />

und arbeiten Sie mit Ihrer Regionalbehörde, der Verwaltung<br />

Ihres Nationalparks oder anderen zusammen,<br />

um den Zugang zu verbessern und zu verwalten.<br />

Finden Sie mehr heraus über Ihre Zugangsrechte und<br />

Ihre Pflichten – auch über das Wegerecht und das Gewohnheitsrecht<br />

auf Zugang – indem Sie sich ein Exemplar<br />

unseres Scottish Outdoor Access Code besorgen oder unsere<br />

Website besuchen www.outdooraccess-scotland.com.<br />

Wenn Sie Probleme mit dem Landzugang haben – setzen<br />

Sie sich mit der jeweiligen Regionalbehörde oder Verwaltung<br />

des Nationalparks in Verbindung (siehe örtliches Telefonbuch).<br />

Wenn Sie ein Exemplar des gesamten Codes<br />

haben möchten, rufen Sie an bei<br />

•<br />

Scottish Natural Heritage unter 01738 458545 oder<br />

schicken Sie eine E-Mail an pubs@snh.gov.uk.<br />

Halten Sie auch nach anderen anerkannten Materialien<br />

zur Wegführung Ausschau, die das Logo "Access Code"<br />

tragen.


Blick über die Nationalparkgrenzen<br />

hinaus in die Landeshauptstadt<br />

Nicht nur im Nationalpark, sondern auch in<br />

Dresden streitet man um Umwelt- und Naturschutzthemen.<br />

Hier geht es jedoch nicht wie in<br />

der Sächsischen Schweiz um kleine Pfade, die<br />

Naturliebhaber begehen – nein, in der Landeshauptstadt<br />

geht es um andere Dimensionen, hier<br />

wird geklotzt statt gekleckert. Nicht im Sinne<br />

der Natur, sondern gegen sie – mit dem Bau der<br />

Waldschlößchenbrücke. Ur alte Bäume wie die<br />

von „Robin Wood“ über Wochen besetzte etwa<br />

300 Jahre alte Buche an der Bautzner Straße<br />

(Foto rechts) wurden für breite Straßentrassen<br />

gefällt. Kompromissfähigkeit ist in den letzten<br />

Jahren zu einem Fremdwort geworden.<br />

Nur zweimal gab es seit 1990 in Dresden<br />

einen Bürgerentscheid: beim Autobahnbau<br />

und bei der Waldschlößchen brücke. Bei jenen<br />

Themen verläßt man sich dann doch nicht<br />

auf die demokratisch gewählten Vertreter der<br />

Stadt, wenn diese „falsch“ entschieden haben.<br />

Die sächsische Regierung und deren Verwaltung<br />

betreiben Naturschutz zwar intensiv<br />

im Nationalpark, außerhalb dieses kleinen<br />

Schutzgebietes besitzt Naturschutz bei den vorgeschriebenen<br />

behördlichen Abwägungen aller<br />

Interessen meist nur untergeordnete Bedeutung.<br />

Besonders wenn es um Straßenbau geht, ist der<br />

staatliche Naturschutz ein arg zahnloser Tiger.<br />

Dr. Peter Rölke<br />

Impressum<br />

Herausgeber Sächsischer Bergsteigerbund (SBB), Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV)<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative; Könneritzstraße 33, 01067 Dresden<br />

Sächsische-Schweiz-Initiative des SBB<br />

Bezug / Abo / Anfragen / Bestellungen bei Frau Ehrt vom SBB unter 0351 - 494 14 16<br />

Die Sächsische-Schweiz-Initiative ist Mitgliedsgruppe der Grünen Liga.<br />

Redaktion Beate Franze, Elke Kellmann, Silvia Müller, Rainer Petzold, Christa Rölke, Dr. Peter Rölke, Holger Röthig,<br />

Karl Stein, Dr. Reinhard Wobst • Betreuung der Internetseite: Rainer Fabianski<br />

Verantw. Redakteur Dr. Peter Rölke<br />

Satz / Layout Gudrun Pielenz, www.3d-linie.de<br />

SSI-Konto-Nr. 3120 208 166 bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, BLZ 850 503 00<br />

Internet http://www.ssi-heft.de<br />

Titelfoto „Blick über den Großen Dom“ von Elke Kellmann, Dresden Rückseite: Helmut Schulze, Dresden<br />

Fotos / Abb. Ulrich Augst: S. 16; Petr Bauer: S. 28 (3x), 29; Dr. Rolf Böhm: Karte S. 30; Tino Escher: S. 16; Beate Franze:<br />

S. 37, 38; Dietmar Hänel: S. 30; Jan Hänel: S. 22 (2x); Nationalparkverwaltung: S. 12, 14 (3x), 21 (li.), 29, 31,<br />

32, 34 (3x); Axel Mothes: S. 23; Dr. Peter Rölke: S. 20, 34, 35 (4x), 3. US; Tobias Rölke: S. 17, Holger Röthig:<br />

S. 27 (2x); Manfred Schober: S. 15, 24; Joachim Schindler: S. 5, 10, 21 (re.); Karl Stein: S. 26; Dr. Reinhard<br />

Wobst: S. 1 (2x), 2 (2x), 3, 4; Dr. Cornelius Zippe: S. 12 (2x). – Eine Vervielfältigung ist ohne Genehmigung<br />

des Autors nicht zulässig.<br />

Herstellung Druckhaus Dresden GmbH<br />

Die Zeitschrift „Sächsische-Schweiz-Initiative“ wird ehrenamtlich erstellt. Die Ausgaben werden vom Verkaufspreis und von Spenden<br />

gedeckt. Es werden keine Fördermittel o.ä. in Anspruch genommen. Unterzeichnete Beiträge sind persönliche Meinungen, die<br />

nicht in jedem Falle der Meinung der Redaktion oder des Herausgebers entsprechen.


Die Sächsische-Schweiz-Initiative ist im Internet zu finden unter<br />

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