SÄCHSISCHE-SCHWEIZ- INITIATIVE
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Heft 25<br />
2008<br />
2,00 EUR<br />
<strong>SÄCHSISCHE</strong>-<strong>SCHWEIZ</strong>-<br />
<strong>INITIATIVE</strong><br />
Aktuelles zum Umwelt- und Naturschutz in der Nationalpark-Region<br />
* Großer Winterberg: Aussicht mit beschränkter Aussicht<br />
* Von umgesägten Bäumen und anderen „Kleinigkeiten“<br />
* Naturschutz: Von Wespenbussard, Wanderfalkenwacht und Weymouthskiefer<br />
* Böhmische Schweiz: Problem-Neophyten – Dauerproblem beiderseits der Grenze<br />
* Arbeitsgruppe „Freischneiden von Kletterwegen“ beginnt ihre Arbeit
Inhaltsverzeichnis<br />
Aussichtstürme<br />
Großer Winterberg: Aussicht mit beschränkter Aussicht ..1<br />
Verkehr<br />
ÖPNV mit Parkplatzgebühren fördern .............................3<br />
Leserbrief / Kommentar<br />
Unverständnis ...................................................................5<br />
Von umgesägten Bäumen und anderen „Kleinigkeiten“ ...5<br />
Feindbild Nationalpark .....................................................8<br />
Tiefflüge<br />
Nationalparkverwaltung prüft 2008 erstmals mit dem<br />
Höhenmessgerät ..............................................................10<br />
Naturschutz<br />
Baumleichen am Reitsteig .................................................4<br />
Dietrich Graf – Ehrenbürger von Hohnstein ..................15<br />
Der Wespenbussard .........................................................15<br />
Treffen der Wanderfalkenbewacher / Bewachung 2008 ...17<br />
Gartenschläfer .................................................................17<br />
Wald<br />
Wie geht es dem Patienten „Wald“? ...............................18<br />
Zu Weymouthskiefer und Weißtanne im Nationalpark ...19<br />
Heimatgeschichte<br />
Rekonstruktion des Obelisken auf dem Lilienstein ........21<br />
Herzlichen Dank an alle, die für die Sächsische-Schweiz-Initiative gespendet haben !<br />
Michael Gühne, Leipzig<br />
Gisela Mühlbauer, Berlin<br />
Dr. Eberhard Neumann, Coswig<br />
Wolfram Vogel, Dresden<br />
Käte Hofmann, Werdau<br />
Manfred Schober, Sebnitz<br />
Dr. Dirk Mürbe, Dresden<br />
Franz Sykora, Fernitz b. Graz<br />
Dr. Peter Volz, Stuttgart<br />
Dr. Enno Hering, Königstein<br />
Marianne Claußnitzer, Dresden<br />
Erhard Obst, Bautzen<br />
Mathias Greuner, Dresden<br />
Brigitte Zacher, Dresden<br />
Gunnar Laudel, Dresden<br />
Dr. Hans Gruner, Chemnitz<br />
Gudrun Heider, Coswig<br />
Katharina Mitschke, Dresden<br />
Horst Nötzold, Dresden<br />
Wolfgang Pietsch, Machern<br />
Erich Schamall, Biberach<br />
Gisela Ulbricht, Dresden<br />
Günter Wegener, Detmold<br />
Dr. Günter Walter, Dresden<br />
Charlotte Klein<br />
Michael Knäbel, Dresden<br />
Dr. Marko Roczen, Oberkrämer<br />
Helga Bengs, Penig<br />
Heinz Brauner, Berlin<br />
Harry Drechsel, Chemnitz<br />
Erhard Greilich, Dresden<br />
Joachim Kipping, Ingolstadt<br />
Dr. Jürgen Klöber, Freiberg<br />
Gunthard Muster, Lübeck<br />
Dagmar Pierenz, Berlin<br />
Heinz Riese, Münster<br />
Rolf Reder, Schweinfurt<br />
M. Andreas Sembdner, Dresden<br />
Wilfried Gottschalk, Großröhrsdorf<br />
Helmut Marx, Klingenberg<br />
Ursula Richter, Borsberg<br />
Harald Wiemann, Berlin<br />
Volkmar Krems, Dresden<br />
Erhard Rasch, Rosenthal<br />
Der Kerbensteig ..............................................................21<br />
Flößersteig feiert seinen 80. bzw. 50. Geburtstag .......... 23<br />
„Diese reizende Gegend will nicht beschrieben, sondern<br />
gesehen sein“ .................................................................. 24<br />
Böhmische Schweiz<br />
Olešský rybník (Ohlischer Teich) .................................. 26<br />
Beobachtung der Sukzessionsflächen um Jetřichovice ...27<br />
Problem-Neophyten beiderseits der Grenze .................. 28<br />
Leserbriefe<br />
Wanderweg zur Leopoldsnase versperrt ........................ 30<br />
Ist auch das Nationalpark? ............................................. 30<br />
Klettern und Naturschutz<br />
Der Anfang ist gemacht… ..............................................31<br />
Arbeiten im Bielatal ........................................................32<br />
Arbeitseinsätze / Gebietsbetreuung durch Bergsteiger ....33<br />
Erosionssanierung am Klettergipfel „Glocke“ ............... 34<br />
Entsetzen ........................................................................ 34<br />
Arbeitseinsatz am Laasenstein .......................................35<br />
Behörden<br />
Verwaltungs- und Funktionalreform Sachsens .............. 36<br />
Naturschutz im DAV<br />
20. Treffen der Naturschützer im DAV ..........................37<br />
Kommission Klettern und Naturschutz des DAV .......... 38<br />
Peter Mahler, Leipzig<br />
Dr. Klaus Schulze, Leipzig<br />
Const. Siewert-Seeliger, Ludwigsbg.<br />
Andreas Eiselt, Krippen<br />
Karsten Fink, Langebrück<br />
Joachim Jatzke, Großenhain<br />
Stephen Päßler, Leipzig<br />
Lutz Ritschel, Rosenthal<br />
Lothar Theobald, Dernbach<br />
Horst Heller, Dresden<br />
Jens Adamczyk, Berlin<br />
Dr. Alfred Adlung, Freiberg<br />
B. u. K. Bellmann, Struppen<br />
Erika Lehnhardt, Chemnitz<br />
Klaus Lemnitzer, Dresden<br />
Carla Liebing, Leipzig<br />
Wolfgang Macht, Dresden<br />
Helga Hübner, Dresden<br />
Mike Illig, Nürnberg<br />
Peter Jacob, Langebrück<br />
Stephan Kretzschmar, Crimmitschau<br />
und weitere Spender
Großer Winterberg: Aussicht mit beschränkter Aussicht<br />
Was im SSI-Heft 24 angekündigt wurde, ist nun eingetreten:<br />
Der zum Gebäude gehörende Turm auf dem Großen Winterberg<br />
wurde originalgetreu rekonstruiert und ist nach 35 Jahren<br />
Sperrung seit dem 1.10. dieses Jahres endlich wieder geöffnet.<br />
Die Zeit und auch Antennen auf dem Dach hatten dem alten<br />
hölzernen Turm so zugesetzt, dass er baupolizeilich gesperrt<br />
werden musste. Ich hatte im Rahmen eines Naturschutzdienstes<br />
Ende der 80er Jahre einmal die Gelegenheit, von ganz oben<br />
(der „Laterne“) aus den ungewohnten Rundblick zu genießen<br />
und war beeindruckt.<br />
Obwohl Zugang und Eingangsbereich noch Provisorien sind,<br />
hat man Treppenhaus und vor allem die Aussicht selbst sehr<br />
schön hergerichtet. Der Turm wird rege besucht, und zumindest<br />
die auswärtigen Besucher sind begeistert.<br />
Der letzte Satz sollte stutzig machen – was ist mit den Einheimischen?<br />
Zwar ist es zu früh, darüber schon eine Aussage<br />
zu machen, doch manch einer wird etwas verwirrt sein. Die<br />
Plattform liegt 2 m niedriger als die ehemalige Laterne, und<br />
die Bäume sind höher geworden: Ein wirklich freier Blick bietet<br />
sich nur nach Osten, in etwa vom Rosenberg über Stude nec<br />
(Kaltenberg) und Großen Zschand bis hin zum Heulenberg.<br />
Man kann bei klarem Wetter bis weit nach Tschechien hineinsehen,<br />
und vor allem diesen Blick in den Zschand findet man<br />
kein zweites Mal. Der Aufstieg lohnt also unbedingt, doch ein<br />
Rundblick ist es nicht, dazu sind die Bäume bereits zu hoch.<br />
Stückweise sieht man durchaus mehr: Kleinstein und Arnstein,<br />
Tanzplan, Unger und sogar die großen Wände der Gipfel<br />
Fluchtwand und Wenzelwand im Schmilkaer Kessel. Doch<br />
angenommen, die Bäume wachsen noch um 3 m, dann verschwinden<br />
im schlimmsten Fall alle diese zusätzlichen Blicke,<br />
einschließlich dem zum Rosenberg. Niemand kann mit Gewissheit<br />
sagen, wieviel die Bäume noch wachsen werden. Es handelt<br />
sich um Buchen, Eschen und Eichen mitten in der Kernzone.<br />
Die Meinungen prallen heftig aufeinander, jede Seite vertritt vehement<br />
ihre Sicht. Der Denkmalschützer lobt die gelungene Rekonstruktion<br />
und sieht die Herstellung von Sichtschneisen nicht<br />
als Problem. Die Nationalparkverwaltung erwartet, dass ihr der<br />
Schwarze Peter zugeschoben wird, indem nachträglich Baumfällungen<br />
gefordert werden. Besucher, Nationalparkverwaltung<br />
und auch der Landesverein Sächsischer Heimaschutz hätten eine<br />
Turmerhöhung begrüßt, für die bereits fertige und genehmigte<br />
Baupläne vorlagen. Die Wirtsleute freuen sich über den status<br />
quo und sehen finanziell keinen anderen Spielraum – außer-<br />
dem seien die zahlreichen auswärtigen Besucher begeistert. Die<br />
Nationalparkverwaltung beklagt sich, dass sie bei Entscheidungen<br />
außen vor bleibt. So hätte die SIB (Sächsische Investitions-<br />
und Aufbaubank) zweimal Termine mit ihnen anberaumt<br />
und dann wieder abgesagt.<br />
Aussichtstürme<br />
Aufstieg auf den rekonstruierten Aussichtsturm<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 1
In einem Artikel in der<br />
Sächsischen Zeitung Pirna vom<br />
18.12.07 schreibt der bekannte<br />
Denkmalschützer Prof. Glaser: „...<br />
nur einige Baumkronen gestutzt<br />
werden sollen. Dem verweigerte<br />
sich die Nationalparkverwaltung<br />
mit dem Argument, dass man mit<br />
schwerer Technik nicht an die<br />
Bäume herankäme und für Kletterer<br />
manche Bäume schon zu<br />
morsch seien. Die Frage, warum<br />
diese dann nicht gleich herausgenommen<br />
würden, blieb unbeantwortet.“<br />
Der Artikel schließt<br />
mit dem Satz ab: „Stehen aber<br />
300.000 Euro Mehrkosten, der<br />
Verlust eines Denkmals und ein<br />
Jahr Bauverzögerung im rechten<br />
Verhältnis zur Unantastbarkeit<br />
von etwa zehn Bäumen für eine<br />
Sichtschneise in einem schmalen<br />
Waldsaum bei einer sonst freien<br />
Rundsicht?“<br />
Nun, die gestellte Frage ist leicht zu beantworten: Weil<br />
die Bäume in der Kernzone des Nationalparks liegen<br />
und stehendes Totholz generell eine wichtige Rolle spielt.<br />
Außer dem handelt es sich nach Angaben des Amts nicht<br />
um zehn, sondern mindestens 27 Bäume, wobei nur die<br />
über 150jährigen gezählt wurden. In Sachen Kronen beschneiden<br />
traue ich persönlich lieber der Verwaltung, weil<br />
sie ein Forstamt ist und damit genügend Erfahrung hat.<br />
Auch die Behauptungen vom „Verlust eines Denkmals“<br />
und „ein Jahr Bauverzögerung“ stimmen so nicht – hätte<br />
man den anderen Bauplan befolgt.<br />
Blick vom Turm in den Großen Zschand<br />
Liebevoll restaurierte Aussicht – doch kein Blick nach Westen<br />
Für mich wendete sich das Blatt überraschend nach<br />
einem Gespräch mit Markus Ziegler, einem der beiden<br />
Wirtsleute. Die Rekonstruktion des Turmes hat etwa<br />
500.000 Euro gekostet und wurde mit einem Kredit der<br />
SIB finanziert, den die Wirtsleute nun zurückzahlen<br />
müssen. Bei der bereits genehmigten Erhöhung hätte der<br />
Turm wegen der Statik teilweise abgetragen und anders<br />
aufgebaut werden müssen. Das hätte 300.000 Euro mehr<br />
gekostet, und der Turm hätte nicht mehr zum Haus gepasst.<br />
Somit ist es eine durchaus verständliche Entscheidung<br />
der Wirtsleute. Schließlich gehört ihnen das Haus<br />
(es handelt sich um Erbbaurecht),<br />
sie sind auch für dessen<br />
Erscheinungsbild verantwortlich,<br />
und sie wollen nicht noch<br />
mehr Geld hineinstecken. Was<br />
den Blick in Richtung Elbe und<br />
nach Westen angeht, so verweisen<br />
sie die Gäste auf die nicht so<br />
weit entfernte Kipphornaussicht,<br />
die ja wirklich schön ist.<br />
So weit, so gut. Wenn wir<br />
Glück haben, wachsen die Bäume<br />
nicht mehr, und ab Spätherbst<br />
bieten sich vielleicht noch<br />
überraschende neue Ausblicke<br />
bei entlaubten Bäumen. Die<br />
Forderungen nach Herstellung<br />
von Sichtachsen sind nach Aussage<br />
von Herrn Phönix von der<br />
2 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Nationalparkverwaltung vorerst verstummt.<br />
Trotzdem bleibt ein etwas fader Nachgeschmack. Zum<br />
Ersten fällt der unmittelbar neben dem Turm stehende,<br />
35 m hohe Stahlgittermast ins Auge. Dieser Mast war<br />
trotz heftiger Kämpfe (wir berichteten im SSI-Heft) nicht<br />
zu verhindern. Wäre dieser Mast nicht gebaut worden –<br />
wer weiß, ob dann nicht nachdrückliche Forderungen nach<br />
einem stabileren Aussichtsturm gekommen wären, der<br />
auch Antennen tragen kann. Natürlich ist das alles nur ein<br />
„wäre wenn“, aber eben mit Nachgeschmack.<br />
Und zum Zweiten dürfen wir nicht vergessen, wozu<br />
der Turm einst errichtet wurde:<br />
Nämlich, um einen Rundumblick<br />
zu bieten. Das war im Jahre 1841<br />
(als der Turm entstand) leicht,<br />
weil ringsum der Wald gerodet<br />
war, wie alte Ansichten zeigen.<br />
Wäre der Wald damals höher gewesen,<br />
hätte man den Turm gewiss<br />
genau so schön, aber eben<br />
höher gebaut, und es gäbe jetzt<br />
keinen Streit. Wir sind schon<br />
wieder beim „wäre wenn“.<br />
Wir Deutschen werden von<br />
außen oft nicht zu Unrecht als<br />
Bedenkenträger verspottet. Sieht<br />
man auf das unglaubliche Tempo,<br />
in dem bemerkenswerte Türme<br />
in Tschechien erneuert oder<br />
gebaut werden (Sokolí vrch bei<br />
Děčín, auf dem Strážný vrch<br />
Verkehr<br />
Etwas Gutes tun: ÖPNV mit Parkplatzgebühren fördern<br />
Seit 2007 werden neun Parkplätze durch die Nationalparkverwaltung<br />
bewirtschaftet: Gamrig, Hockstein, Lilienstein,<br />
Frintztal (ehemaliges Bandstahlwerk Porschdorf),<br />
Steinbruchweg im Kirnitzschtal, Nasser Grund, Neumannmühle,<br />
Hirschwaldweg (Nähe Kleinstein) und Holzlagerplatz<br />
Schmilka. Mit Ausnahme des Parkplatzes am<br />
Gamrig (Felsenbühne!) ist das Parken nur bis 22 Uhr gestattet.<br />
Zunächst einmal wird das Geld für den Unterhalt der<br />
Parkplätze verwendet: Bis Frühjahr 2007 wurden etwa<br />
100.000 Euro investiert. Was übrig bleibt, soll für „Nationalparkprojekte“<br />
verwendet werden.<br />
Erfreulich in diesem Zusammenhang ist, dass dazu die<br />
Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs gehört.<br />
(Wachberg) bei Žandov, auf dem Studenec (Kaltenberg)<br />
oder auch bei Ústí), dann verstärkt sich der oben genannte<br />
fade Nachgeschmack noch etwas.<br />
Aber letztendlich müssen wir jetzt mit diesem Kompromiss<br />
leben und sollten versuchen, das Positive dabei nicht<br />
zu vergessen: Solch einen tollen Blick in Richtung Großer<br />
Zschand mit den tschechischen Vulkankegeln dahinter<br />
gibt es nirgendwo anders.<br />
Dr. Reinhard Wobst<br />
Arnstein und Kleinstein sind derzeit gerade noch zu sehen<br />
Konkret gibt es deswegen von Montag bis Freitag einen<br />
zusätzlichen, abendlichen Bus von Hinterhermsdorf (ab<br />
18:20 Uhr) nach Bad Schandau durch das Kirnitzschtal<br />
(Linie 241), der Anschluss an die S-Bahn nach Dresden<br />
hat. Außerdem gibt es nun täglich eine zusätzliche Busfahrt<br />
ab 19:00 Uhr von Rosenthal (Fußweg zum Schneeberg)<br />
nach Königstein.<br />
Diese beiden Busse wurden von der Nationalparkverwaltung<br />
mit einigen Bergsteigern abgesprochen, um wirklich<br />
attraktive Angebote zu machen. Das ist also mal eine<br />
Stelle, wo die Zusammenarbeit klappt – und ohne solche<br />
Mitteilungen wie diese sicherlich kaum bemerkt würde.<br />
Es liegt nun an den Besuchern, dieses Angebot auch zu<br />
nutzen.<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 3
Überhaupt könnte sich endlich und tatsächlich einiges<br />
bewegen in Sachen ÖPNV. Nach der Wende überrollte<br />
uns bekanntlich eine regelrechte Autoflut, Verkehr und<br />
auch wildes Parken (vor allem im Kirnitzschtal) nahmen<br />
sprunghaft zu. Die „Situation und die Bereitschaft zur Veränderung<br />
waren unbefriedigend“, heißt es in einem Protokoll<br />
einer Zusammenkunft der Nationalparkverwaltung<br />
mit Bergsport- und Umweltverbänden. Ich besinne mich<br />
noch lebhaft an das erschreckende Treffen mit Kommunen<br />
und Behörden, bei dem eine stundenweise Sperrung<br />
des Kirnitzschtales für den Durchgangsverkehr diskutiert<br />
werden sollte. Es gab nicht den geringsten Fortschritt, einzige<br />
positive Bilanz: „Schön, dass wir überhaupt einmal<br />
miteinander geredet haben.“<br />
Inzwischen aber scheint der „Leidensdruck so groß zu<br />
werden, dass die Bereitschaft zur Lösung wächst“, heißt<br />
es im o.g. Protokoll. Zu deutsch: Man erkennt an, dass es<br />
ein Problem gibt. So ist z.B. die Situation beim Shuttlebus<br />
Borkenkäfer<br />
Baumleichen am Reitsteig<br />
Abgestorbene, vom Borkenkäfer befallene Fichten in der Nähe<br />
des Abzweiges zum Frienstein<br />
vom Basteiparkplatz vor zur Bastei völlig unbefriedigend.<br />
Es ist kein berechenbarer Einsatz möglich, der Bus ist<br />
kein echtes Angebot an die Autofahrer (außerdem werden<br />
Fahrverbote kollektiv missachtet und nicht kontrolliert –<br />
d. A.). Zusammen mit der Verkehrs- und Parksituation im<br />
Kirnitzschtal entstanden offenbar ausreichend Vorurteile<br />
bei Politikern über die Verkehrsprobleme.<br />
Die Probleme werden mit dem weiteren Ausbau von<br />
Autobahnzubringern nicht geringer. Eine ISUP-Studie<br />
liegt seit Anfang der 90er Jahr in der Schublade und ist<br />
inzwischen wieder veraltet. Ein Projekt mit dem schönen<br />
Namen „Sanfte Mobilität“, das Ende Oktober 2007 dem<br />
Nationalparkrat vorgestellt wurde, sucht nun erst einmal<br />
allgemein nach Lösungswegen. Konkret: Die Studie soll<br />
bisherige Planungen mit der Realisierung vergleichen und<br />
neue Randbedingungen (A17, Schengener Abkommen) berücksichtigen.<br />
Dr. Reinhard Wobst<br />
Seit diesem Sommer fällt Wanderern vor allem am<br />
Reitsteig oberhalb Schmilka (Nähe Einmündung des<br />
Lehnsteigs) ein toter Wald auf – eine unangenehme Erinnerung<br />
an das Waldsterben Anfang der 80er Jahre. Im<br />
Unterschied zu damals erläutern allerdings Lehrtafeln die<br />
Ursache: der Borkenkäfer! Und es gibt einen weiteren Unterschied,<br />
nämlich zum Dürrejahr 2003, als in großem<br />
Umfang Bäume gefällt und geschält wurden. Nun heißt es<br />
endlich „Natur Natur sein lassen“, wie es sich in einem<br />
Nationalpark eigentlich gehört, aber vielleicht war das vor<br />
fünf Jahren auch nicht so einfach mit der Außenwirkung<br />
oder auch nur mit anderen Behörden. Auf dem überwiegenden<br />
Teil der Naturzone A im Nationalpark (also dem<br />
Teil ohne Pflegemaßnahmen) erfolgt keine Bekämpfung<br />
des Borkenkäfers mehr, war von der Nationalparkverwaltung<br />
zu erfahren.<br />
Grund zur Panik gibt es keinen, denn schon 2003<br />
hielt sich der Befall in der Kernzone auffällig in Grenzen,<br />
während die Fichtenmonokulturen arg betroffen waren.<br />
Man achtet beispielsweise auf einen Mindestabstand zu<br />
Privatwäldern. Es werden sicherlich noch weitere Bäume<br />
betroffen werden, doch der Wald bricht deswegen nicht<br />
zusammen. Verglichen mit dem Bayerischen Wald ist der<br />
Schaden ohnehin vernachlässigbar. Obendrein ist der Befall<br />
offensichtlich nicht so stark wie 2003 – dieses Jahr<br />
war nur das trockene Frühjahr Schuld. Wir werden die<br />
Entwicklung weiter beobachten, wozu auch die Schilder<br />
auffordern.<br />
Dr. Reinhard Wobst<br />
4 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Unverständnis<br />
In Realisierung des Forschungsvorhabens „Dokumentation<br />
von Zeugnissen des frühen Fremdenverkehrs im Elbsandsteingebirge“<br />
bin ich zielgerichtet wöchentlich im<br />
Gebiet unterwegs, mit Zustimmung der Nationalparkverwaltung<br />
auch ausnahmsweise ab und zu abseits „zugelassener“<br />
Wanderwege.<br />
Bei einer Dokumentation in der oberen Weberschlüchte<br />
– einem ehemals sehr beliebten markierten Wanderweg<br />
– musste ich verheerende vorsätzliche und bewusste Zerstörungen<br />
dieser einmaligen Fels- und Kulturlandschaft<br />
feststellen. Wie u.a. nebenstehendes Foto dokumentiert,<br />
wurden hier etwa zwei Dutzend gesunde Fichten und Buchen<br />
im besten Alter so „fachmännisch“ gefällt, dass eine<br />
Begehung bzw. ein Durchschlupf verhindert werden soll.<br />
Kann das im Interesse der gedeihlichen Entwicklung des<br />
Nationalparks Sächsische Schweiz, der Umsetzung und<br />
Akzeptanz des Nationalparkgedankens sein? – Angesichts<br />
des verstümmelten und zerstörten Waldes verneine ich das<br />
grundsätzlich. Entspricht das der Obhutpflicht einer Nationalparkverwaltung?<br />
Zu Hause schlage ich im aktuellen „Nationalpark-<br />
Programm“ (Januar 2008) nach. Doch nirgendwo kann ich<br />
einen Passus entdecken, der diesen behördlichen Naturfrevel<br />
rechtfertigen könnte. Im Gegenteil ! In der „Verordnung<br />
des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und<br />
Landwirtschaft über die Nationalparkregion Sächsische<br />
Schweiz vom 23. Oktober 2003“ ist unter „§ 6 Verbote“<br />
gar festgeschrieben: „(1) Im Nationalpark sind alle Handlungen<br />
verboten, die zu einer Zerstörung, Beschädigung,<br />
nachteiligen Veränderung des Schutzgebietes oder seiner<br />
Bestandteile oder zu einer sonstigen erheblichen Störung<br />
führen.“ Hatte ich nicht kürzlich davon gelesen, dass vor<br />
dem Gesetz alle gleich seien?<br />
Umgesägte Bäume am Fuße von Klettergipfeln waren es<br />
vor einem Jahr, die die Emotionen von Naturfreunden,<br />
Nationalparkverwaltung und Bergsteigern gleichermaßen<br />
bewegten. Der durch Kletterer entstandene Naturfrevel<br />
war immens, aber ebenso dramatisch war die unbefristete<br />
Sperrung einer der Schadensstellen, und zwar des Tümpelgrundes.<br />
Gegen diese Sperrungsverfügung ging eine Vielzahl<br />
von Widersprüchen ein, das Thema gelangte sogar in<br />
die Landtagsausschüsse. Ehe die Sperrung richtig begann,<br />
wurde sie nach drei Monaten wieder aufgehoben.<br />
Umgesägte Bäume erregen auch im Jahr 2008 wieder<br />
Leserbrief<br />
Umgesägte Bäume im oberen Teil der Weberschlüchte<br />
Neuerdings hörte ich immer öfter, dass auch an anderen<br />
Stellen (tatsächlich nicht bei Kletterfelsen!) mit vielen<br />
gesunden Laub- oder Nadelbäumen willkürlich und frevelhaft<br />
ehemalige Wege und Gründe verfüllt wurden.<br />
Fällt mir nur noch ein beliebter Liedtext ein: „Freunde<br />
werden’s keine sein, was suchen andere hier!“<br />
Joachim Schindler, Dresden<br />
Kommentar<br />
Distanz und Ablehnung zum Nationalpark bei Heimat- und Wanderfreunden ?<br />
Von umgesägten Bäumen und anderen „Kleinigkeiten“<br />
die Aufmerksamkeit: Diesmal sägt jedoch die Nationalparkverwaltung<br />
selbst, und diesmal sind die Wanderer und<br />
Heimatfreunde nicht einverstanden. Wozu aber die Aufregung?<br />
Es handelt sich zwar um von alters her begangene,<br />
aber jetzt offiziell gesperrte Pfade. Juristisch also alles im<br />
grünen Bereich.<br />
Jedoch: Es sind z.B. gerade diejenigen Pfade im<br />
Großen Zschand, die potentielle Zugangswege zum<br />
Grenzweg sein könnten – und gerade um jenen Weg streiten<br />
Wanderer und Nationalparkverwaltung mehr als 10<br />
Jahre. Vor zwei Jahren hatten, unabhängig voneinander,<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 5
Kommunalvertreter und Sächsischer Bergsteigerbund z.B.<br />
als Grenzweg-Kompromiss einen Zugang über die obere<br />
Weberschlüchte zur Grenzweg-Aussicht vorgeschlagen.<br />
Hierzu hätte die tschechische Seite nur bedingt zustimmen<br />
müssen, denn lediglich die eigentliche Aussicht liegt<br />
auf der Grenzlinie. Dieser Kompromissvorschlag wurde<br />
von der Nationalparkverwaltung „Sächsische Schweiz“<br />
abgelehnt, das ist ihr gutes Recht. Was nun geschieht,<br />
zeugt jedoch von wenig Fingerspitzengefühl: Gerade dort<br />
inmitten der Kernzone, wo dem vielbemühten Slogan nach<br />
„Natur Natur sein soll“, setzt man die Kettensäge an, sägt<br />
Bäume um und wirft sie in den oberen Teil der Weberschlüchte.<br />
Sogar große, gesunde Buchen waren darunter...<br />
Oft hatte man den Eindruck, die Pfade und Wege wurden<br />
regelrecht verbarrikadiert. Dies musste Joachim Schindler<br />
bei einer genehmigten Begehung zu seiner Forschungsarbeit<br />
„Früher Fremdenverkehr in der Sächsischen Schweiz“<br />
im Frühjahr 2008 feststellen.<br />
Auch bei Hinterhermsdorf geschieht ähnliches: Der<br />
Hinterhermsdorfer Heimatverein bemüht sich z.B. um<br />
eine Wiedereröffnung der früheren Schönlinder Brücke<br />
nach Tschechien zum Schwarzen Tor. Was passierte: Der<br />
Abstiegspfad wird auf deutscher Seite mit Bäumen zugeworfen.<br />
Sicherlich ist hin und wieder jemand hinabgestiegen<br />
und durch die Kirnitzsch gewatet – natürlich ist das<br />
nicht legal – doch der Schaden für die Natur wird nicht<br />
immens gewesen sein.<br />
Nun gut, das alles sind eigentlich Kleinigkeiten. Keine<br />
größeren Ereignisse. Hier und da ein Pfad gesperrt, was<br />
solls?! Könnte man meinen. – Aber das Ergebnis: Zwar loben<br />
viele von fern angereiste Touristen den Nationalpark,<br />
doch das Vertrauen und die Zustimmung bei den durchaus<br />
ebenfalls zahlreichen einheimischen Heimat- und<br />
Wanderfreunden schwindet – es gibt ernstzunehmende<br />
Anzeichen, dass sich eine Art innere Ablehnung aufbaut<br />
(oder schon aufgebaut hat). Die Distanz zum Nationalpark<br />
und die innere Ablehnung zu dessen Schutzzielen scheint<br />
18 Jahre nach seiner Gründung so groß wie selten zuvor.<br />
Größer war sie vielleicht nur in den Jahren der intensiven<br />
Diskussion um Wanderwegesperrungen – das damals<br />
verloren gegangene Vertrauen ist an der Basis noch nicht<br />
zurückgewonnen. Und natürlich schauen jene dann intensiver<br />
darauf, was die Behörde alles so macht oder auch<br />
umsägt im Schutzgebiet.<br />
So muss man derzeit konstatieren, dass gerade ein<br />
großer Teil der enger mit der Heimat und der Natur verbundenen<br />
Menschen NICHT von der eigentlich guten Sache des<br />
Nationalparks überzeugt sind. Man hat vielleicht die Touristen<br />
überzeugt, aber die Heimat- und Wanderfreunde wohl<br />
nicht mitnehmen können auf dem Weg des Nationalparks.<br />
Und dann gibt es ein besonderes Phänomen: Viele sind<br />
oft geneigt, allgemein von „der Nationalpark“ und von<br />
„der Naturschutz“ zu sprechen. Doch, wer ist eigentlich<br />
„Der Nationalpark“? – Die Richtungsvorgabe und das Sagen<br />
hat im Nationalpark von Amts wegen der Chef, das ist<br />
seit 18 Jahren Dr. Stein.<br />
Es gab ein weiteres kleines, seltsames Ereignis im<br />
zurückliegenden Jahr 2008: Nach jahrelanger intensiver<br />
Diskussion mit Kommunen, Verbänden und Bürgern steht<br />
jetzt das Nationalparkprogramm als Handlungsrichtlinie<br />
fest. Darin fand sich das „dynamische Wegekonzept“ wieder.<br />
Dies beinhaltete die Möglichkeit, je nach Situation<br />
im Nationalpark bestimmte Wege und Pfade sperren, aber<br />
auch öffnen zu können. Festgelegt hatte den Begriff die<br />
AG Wegekonzep tion des Umweltministeriums.<br />
Doch jetzt musste man im Nationalparkprogramm<br />
plötzlich eine andere Lesart mit verändertem Inhalt feststellen:<br />
das dynamische Wegekonzept sollte nicht, wie<br />
ursprünglich festgelegt, im gesamten NP gelten, sondern<br />
ausgenommen war jetzt die Kernzone (diese umfasst weite<br />
Gebiete: Wehlen, Rathen, Kleiner und Großer Winterberg,<br />
Zschand, Kirnitzschklamm). Ein Versehen? Nur<br />
ein Schreibfehler? Offiziell wird niemand, auch nicht die<br />
Partner der o.g. AG, nach Erscheinen des Programms von<br />
der Nationalparkverwaltung auf diese inhaltliche Änderung<br />
hingewiesen – bis der Sächsische Bergsteigerbund es<br />
ein halbes Jahr später, im Oktober 2008, selbst bemängelt.<br />
Das Resultat dieser Kleinigkeit des veränderten Begriffes<br />
„dynamisches Wegekonzept“ in einem offiziellen Programm<br />
hätte bedeutet, dass es zukünftig in der Kernzone<br />
keine neuen Wege und Pfade mehr geben kann.<br />
Zurück zu den kleinen Pfaden und den umgesägten<br />
Bäumen: Es steht uns nicht zu, einer Behörde Ratschläge<br />
zu erteilen. Doch vielleicht wäre es in der jetzigen Situation<br />
hilfreich, wenn die Leitung des Nationalparks das<br />
Verbarrikadieren von Pfaden und Schlüchten, auch wenn<br />
dies natürlich ihr gesetzliches Recht ist, auf das Nötigste<br />
beschränkt. Vielleicht kann man auch über ein, zwei Wanderer,<br />
selbst auf einem Kernzonenpfad, hinwegsehen. Der<br />
reale Schaden für die Natur dürfte gering sein. Wichtiger<br />
wäre, gemeinsame positive Themen mit Heimatfreunden<br />
und Wanderern nach außen zu tragen. Diese gibt es schon,<br />
z. B. mit Wanderfalkenbetreuung und Gebietsbetreuung,<br />
aber das verblasst schnell in der öffentlichen Meinung.<br />
Vor allem ist es aber wichtig, die zunehmende Distanz<br />
und Ablehnung zu allem, was mit Nationalpark oder<br />
Natur schutz zu tun hat, Schritt für Schritt abzubauen und<br />
umzuwandeln in Richtung jener Zustimmung, die der Nationalpark<br />
bei seiner Gründung 1990 / 91 hatte. Es könnte<br />
sein, dass die Leitung der Nationalparkverwaltung dazu<br />
verstärkte Anstrengungen unternehmen müsste und versuchen<br />
sollte, neben den Touristen auch die potentiellen<br />
regio nalen Mitstreiter für Heimat-, Umwelt- und Naturschutz<br />
mitzunehmen auf dem Weg.<br />
Dr. Peter Rölke<br />
6 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Umgesägte Bäume im oberen Teil der Schwarzschlüchte<br />
Umgesägte Bäume im oberen Teil der Weberschlüchte Wegeverhau nördlich des Katzensteins am Großen Winterberg<br />
Die Kettensäge als Mittel der Gebietsberuhigung ?<br />
Verhau des breiten Weges vom Katzenstein zum Grenzweg<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 7
Feindbild Nationalpark<br />
Eine verfahrene Kiste – und ein Plädoyer für etwas mehr Toleranz<br />
Das Thema „der böse Nationalpark“ ist keineswegs neu,<br />
doch aktuelle Ereignisse zeigen, dass die Kiste inzwischen<br />
ziemlich verfahren ist und es so eigentlich nicht weitergehen<br />
kann. Mit den Ereignissen sind zum Beispiel die<br />
unten beschriebenen „Episoden“ der Nationalparkwacht<br />
gemeint, bei denen Boofer beim Feuern erwischt wurden.<br />
Diskussionen im SBB-Mitteilungsblatt, im Netz oder<br />
auch persönlich offenbaren mittlerweile Misstrauen gegenüber<br />
anscheinend allen Handlungen der Nationalparkverwaltung.<br />
Das, was bereits Ende der 90er Jahre nach<br />
den heißen Kämpfen wegen geplanter Wanderwege-Beschränkungen<br />
abzusehen war, ist nun eingetreten: „Der<br />
Nationalpark“ wird von vielen nur noch als Beschränkung<br />
gesehen. Bei jeder Aktion der Verwaltung suchen<br />
sie erst einmal die negative Seite: Wenn sie zusätzliche<br />
Busse finanziert, schimpft man, dass dafür auf weiteren<br />
Parkplätzen Gebühren verlangt werden. Wird ein Sumpfweg<br />
auf Holzbrettern umgangen, schimpft man über die<br />
Verschandelung der Landschaft. Damit meine ich z.B. die<br />
in Heft 24 angesprochene, durchaus sinnvolle Verbauung<br />
des Fremdenweges, die überhaupt nicht so neu ist. Werden<br />
ohnehin verbotene Wege in der Kernzone mit gefällten<br />
Bäumen versperrt (vgl. Artikel in diesem Heft), heißt es:<br />
„Man sperrt uns aus.“ Der offizielle Anlass für die Verbauung<br />
soll aber das illegale Begängnis dieser Wege sein.<br />
Davon ist in kritischen Artikeln nicht die Rede. Zumindest<br />
müsste man dieses Argument der Nationalparkverwaltung<br />
teilweise entkräften.<br />
Es gibt noch mehr Grund zur Besorgnis – zum Beispiel<br />
wieder zwei Waldbrände auf Riffen, ziemlich böse<br />
sogar. Dazu weiter unten. Doch zunächst zu Klagen, die<br />
ich von vielen Seiten immer wieder höre: Man darf nicht<br />
mehr feuern, keine Wege mehr verlassen, das Boofen ist<br />
eingeschränkt ... Stop! Waren wir früher wirklich so viel<br />
freier? Die Boofenregulierung zum Beispiel betrifft nur<br />
den Nationalpark selbst, nicht die Region. In der Kernzone<br />
darf man nicht mehr boofen – auch das ist nicht neu, denn<br />
die Kernzone deckt sich weitgehend mit den alten Naturschutzgebieten,<br />
in denen schon seit 1985 (!) das Boofen<br />
nicht mehr toleriert wird. Gewiss, nicht mehr alle Boofen<br />
können benutzt werden, doch in welchem Nationalpark<br />
außer der Sächsischen Schweiz darf man denn überhaupt<br />
im Freien übernachten?<br />
Wege nicht verlassen? Das strenge Gebot gilt nur für<br />
die Kernzone. „Hinz und Kunz“ durften schon zu DDR-<br />
Zeiten nicht quer durch das Naturschutzgebiet laufen. Außerhalb<br />
der Kernzone können wir nach wie vor alle Wege<br />
benutzen, die als solche erkennbar sind, sofern sie nicht<br />
explizit gesperrt werden (was in der Regel seinen Grund<br />
hat).<br />
Nicht mehr feuern? Stimmt, das ging früher noch. Nach<br />
der Wende war es laut Waldgesetz prinzipiell verboten, in<br />
fünf Boofen erlaubte man es über einige Jahre hinweg.<br />
Dort wurden bis zu 30 Festmeter pro Jahr verfeuert, bis<br />
der Forst die Ausnahmegenehmigung zurückzog.<br />
Kontrollen gab es früher auch schon, Ende der 80er<br />
Jahre. Beim Abstrafen von Rauchern waren die Kontrolleure<br />
damals sogar deutlich konsequenter. Aber wie damals<br />
spielen die Strafen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Wer es nicht glaubt, frage einen Wächter.<br />
So furchtbar schlimmer als früher ist es also doch<br />
nicht. Sicher, die dicken und außer für den Zweck der Absperrung<br />
meist nutzlosen Holzgeländer mochte ich auch<br />
nie. Die Zeiten ändern sich, auch Geländer könnten sich<br />
noch ändern. Man könnte die Aufzählung weiter fortsetzen,<br />
der Tenor wird der gleiche bleiben.<br />
Es gibt ernsthafte Gründe zur Besorgnis. Zum einen<br />
ist es die Schwere der Waldbrände der letzten Jahre, zum<br />
anderen die Ignoranz gegenüber Regeln, sogar Widerstand<br />
– oder wie soll man die illegalen Baumfällaktionen sonst<br />
deuten (vgl. Heft 24)?<br />
Wieder einmal Affensteine – und danach gleich noch<br />
die Kernzone<br />
Waldbrände gab und gibt es regelmäßig im Nationalpark,<br />
darüber wurde oft genug berichtet (vgl. etwa Heft 23). Nicht<br />
normal ist jedoch der Aufwand, mit dem die Bekämpfung<br />
neuerdings erfolgen muss. In den Affensteinen brannte es<br />
Ende Mai 2008 unweit des Riffs, wo schon 2006 ein verheerender<br />
Brand wütete. Das Feuer drang 40 cm in den Boden<br />
ein; 46 Feuerwehrleute hatten mit 12 Fahrzeugen gegen<br />
die Flammen anzukämpfen. Sie mussten über die Winterbergstraße<br />
hoch und vom Reitsteig aus eine 2,8 Kilometer<br />
lange Schlauchleitung (mit entsprechend vielen Pumpstationen)<br />
verlegen. Weil durch den aufkommenden Wind<br />
die Flammen immer wieder hochschlugen, wurde noch<br />
ein Hubschraubereinsatz notwendig. Ursache? Eine illegale<br />
Feuerstelle, teilweise mit Erde abgedeckt. Feuerwehrleute<br />
wissen, wie lange darunter noch Glut schwelen kann<br />
(Tage!), die Möchtegern-Cowboys auf dem Riff nicht.<br />
Noch erschreckender fand ich einen Waldbrand etwa<br />
zwei Wochen später auf einem abgelegenen Riff im Großen<br />
Zschand hinter dem Meilerstein. Auch dieser wurde offenbar<br />
von einer mit Erde abgedeckten Feuerstelle verursacht.<br />
Hier waren 70 Feuerwehrleute von 12 Wehren im Einsatz,<br />
und wiederum wurde ein Hubschrauber angefordert. Unterhalb<br />
der Feuerstelle fand man in einer illegalen Boofe<br />
frische Spuren, mitten in der Kernzone. In der Tat: Boofen<br />
in der Kernzone garantiert Ruhe, wenn gerade kein störender<br />
Ranger vorbeikommt, und ein abendliches Feuer<br />
auf dem Berg ist etwas ungemein Romantisches. Sofern<br />
man rechtzeitig das Weite sucht.<br />
8 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Zum abgedroschenen Argument „die Natur regeneriert<br />
sich selbst wieder“ eine kleine Anekdote: Die SS brannte<br />
1945 den Wald auf dem Großen Zschirnstein ab. Dort ist<br />
heute noch Birkenwald. So schnell geht es also nicht mit<br />
der Regeneration, dafür droht die Erosion.<br />
Reden wir nicht von Geld, Gefahren für die Einsatzkräfte<br />
und Schaden für die Natur. Versetzen wir uns nur<br />
einmal in die Rolle derer, die diese Natur in ihrer Ursprünglichkeit<br />
erhalten wollen. Dazu zählen sicher die<br />
Ranger, ... aber wir Besucher doch eigentlich genau so!<br />
Möglicherweise sind es nur wenige, die illegal Feuer machen,<br />
doch bei persönlichen Gesprächen erhalte ich eher<br />
einen anderen Eindruck: „Feuern gehört dazu, das haben<br />
wir immer gemacht!“ Heute gibt es mehr Freizeit und offenbar<br />
neue Vorstellungen von Romantik. Mit Bergsteigen<br />
hat das alles in der Regel wenig zu tun, doch auch Bergsteiger<br />
sind keine Engel - siehe folgender Absatz.<br />
Widerstand gegen Kontrollen<br />
An diese Waldbrände sollten wir auch denken, wenn<br />
wir den Artikel von Dr. Stein, Chef der Nationalparkverwaltung,<br />
im Mitteilungsblatt des SBB im Juni 2008 lesen.<br />
Zunächst zur Sache: Fünf bekannte Bergsteiger wurden<br />
am Ostermontag am Lagerfeuer in einer Boofe hinten<br />
im Großen Zschand erwischt, also mitten in der Kernzone.<br />
Das sind gleich zwei Vergehen auf einmal. Niemand<br />
wollte seinen Ausweis zeigen, worauf die Polizei zu Hilfe<br />
gerufen wurde und einen anschließenden Wettlauf mit den<br />
Bergsteigern gewann. Das ist neu, ebenso wie der Einsatz<br />
von Polizei mit Diensthund gegen hartnäckige Boofer zu<br />
Pfingsten im Kleinen Zschand (Kernzone übrigens ... man<br />
ahnt es bereits).<br />
Es war richtig, darüber zu berichten, wie auch der<br />
Hinweis, dass die Kosten für den Polizeieinsatz auf die<br />
Strafe aufgeschlagen werden. So etwas ist für beide Seiten<br />
unerfreulich und zeigt, wie tief die Gräben bereits geworden<br />
sind. Wie ich selbst hörte, monierte man jedoch nicht<br />
etwa die Trotzreaktion der Betroffenen, sondern den „zynischen<br />
Grundton“ im Artikel. Das ist Geschmackssache.<br />
Zugegeben, sehr feinfühlig war er nicht gerade geschrieben.<br />
Jede Seite versucht hier zu zeigen, dass sie die stärkere<br />
ist. Erstmals wurde in diesem Fall öffentlich, dass die<br />
Nationalparkwacht doch den längeren Arm hat, wenn es<br />
darauf ankommt. Leider scheint es mittlerweile notwendig,<br />
darauf hinzuweisen.<br />
Das Vertrauen ist weg<br />
Die Nationalparkverwaltung ist nicht schuldlos an der<br />
jetzigen Situation. Es gab genügend drohende Verbote und<br />
unabgestimmte Handlungen seit den 90ern, es gibt immer<br />
wieder fehlende Information, Reibereien und Misstrauen.<br />
Die Angst vor einer Salamitaktik der Nationalparkverwaltung<br />
ist groß und nicht unberechtigt. So sind „überlaufene<br />
Bergpfade“ im Gespräch, derentwegen sogar Gipfelsper-<br />
rungen drohen könnten, wie der verwunderte Leser im<br />
neuen Nationalparkprogramm erfährt. Bei der Frage, wo<br />
denn gefährdete Gebiete seien, weicht man jedoch aus. Die<br />
ebenfalls im Programm genannte Forderung, Exkremente<br />
in Boofen wieder mitzunehmen, sollten wir wohl eher mit<br />
Humor ertragen.<br />
Angesichts der ständigen, latenten Spannung ist es<br />
natürlich problematisch, wenn über die oben erwähnten<br />
Polizeieinsätze leicht ironisch berichtet wird. Aber der<br />
traurige Inhalt ging dabei unter. Wenn ich in früheren SSI-<br />
Heften über ein einigermaßen ausgeglichenes Verhältnis<br />
zur Nationalparkverwaltung berichtete, dann waren gemeinsame<br />
Treffen und Verhandlungen damit gemeint. Zuweilen<br />
habe ich schon den Eindruck, dass manche bereits<br />
Kompromissbereitschaft als Kollaboration deuten. „Die<br />
Masse“ sieht das Verhältnis zur Behörde offenbar anders<br />
als diejenigen, die damit zu tun haben ...<br />
Wie weiter?<br />
Die sächsischen Kletterregeln entstanden einst als<br />
Selbstdisziplinierung. Vielleicht hätte der Forst sonst das<br />
Klettern ganz verboten. Man könnte das Ergebnis der<br />
Bergsportverhandlungen ähnlich sehen. Diese sind nun<br />
schon lange abgeschlossen. Gegenwärtig jedoch scheinen<br />
so viele ihren eigenen Begriff von Freiheit zu haben, dass<br />
einem Angst werden könnte. Bäume umsägen, Feuern auf<br />
schwer zugänglichen Riffen in der Kernzone, Wettlauf mit<br />
der Polizei – was kommt noch?<br />
Die positiven Tendenzen gehen in diesem Schlachtenlärm<br />
ziemlich unter: Besucher verhalten sich in der Regel<br />
durchaus vernünftig, Bergsteiger mühen sich um Gebietsbetreuungen<br />
im Nationalpark, helfen bei Erosionssanierungen<br />
mit, verhalten sich in Boofen gegenüber früheren<br />
Zeiten ziemlich diszipliniert, zahllose Freiwillige bewachen<br />
Wanderfalken bei der Brut, es gibt regelmäßige<br />
persönliche und offizielle Kontakte zur Nationalparkverwaltung<br />
... Leider bewirken positive Beispiele wenig bei<br />
den „Problemgruppen“. Appelle allein werden hier nicht<br />
helfen. Kontrollen und Strafen sind unbedingt notwendig,<br />
doch sie sind ebenso Öl ins Feuer der Gegner des Nationalparks<br />
– „man schikaniert uns immer mehr“. Aufklärung<br />
durch die Medien geschieht teilweise bereits und ist<br />
eine wertvolle Hilfe – im Gegensatz zu Berichten über immer<br />
wieder neuartige Freizeitaktivitäten (Nacktwandern,<br />
Balancieren auf dem Seil, Ballonfliegen ...). Wir als SSI<br />
könnten z.B. mehr auf das hinweisen, was läuft, nicht nur<br />
auf die Probleme. Und es schadet gewiss nicht, wenn sich<br />
der SBB wenigstens nach außen hin eindeutig von Vorfällen<br />
wie z.B. den erwischten Kernzonenboofern distanziert,<br />
auch wenn er den Sachverhalt nur aus zweiter Hand kennt.<br />
Der schale Nachgeschmack zur „Baumfäll aktion“ 2007 ist<br />
noch nicht verschwunden.<br />
Dr. Reinhard Wobst<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 9
Tiefflüge<br />
Nationalparkverwaltung prüft 2008 erstmals mit dem Höhenmessgerät<br />
Das langjährige SSI-Thema Tiefflüge wurde auch im zurückliegenden<br />
Jahr 2008 weiter hin beobachtet. Das neue<br />
lasergestützte Entfernungsmessgerät für Höhenmessungen<br />
wurde erstmals durch Kollegen der Nationalparkverwaltung<br />
im August und Oktober 2008 eingesetzt, insbesondere<br />
im Basteigebiet.<br />
Mit diesem neuen Gerät sind bei Unterschreitung der<br />
Mindestflughöhe jetzt gerichtsfeste Beweise möglich, was<br />
für das Referat Luftverkehr der Landesdirektion Dresden<br />
(früher Regierungspräsidium) von besonderer Bedeutung<br />
ist. Bei den Vor-Ort-Kontrollen müssen weitere<br />
Vorschriften für eine in einem späteren Verfahren verwertbare<br />
Messung eingehalten werden: So werden zwei<br />
Personen benötigt, die das Flugzeug über eine längere<br />
Flugdistanz zum einen mit dem Messgerät, zum anderen<br />
mit einem Hochleistungsfernglas anvisieren. Der Kollege<br />
mit dem Messgerät liest die gemessene Flughöhe laut ab,<br />
der andere Kollege fungiert in diesem Moment akustisch<br />
als Zeuge und erfasst gleichzeitig die Kennung des Flugzeuges<br />
optisch. Erst wenn all dies beachtet wird, ist die<br />
Messung gerichtsfest.<br />
Wie kann nun das zurückliegende Jahr 2008 eingeschätzt<br />
werden? Festzustellen war, dass zwar keine generell<br />
zurückgehende Flugzeugfrequenz festgestellt wurde,<br />
aber die Zahl der besonders tiefen Flüge scheint geringer<br />
Erfreulich: Im Aeroklub Pirna e.V. achtet man auf die Flughöhen.<br />
geworden zu sein. Dies bestätigen sowohl die Beobachtungen<br />
der Nationalparkverwaltung als auch eigene Beobachtungen<br />
z.B. an Oktoberwochenden.<br />
Allerdings, es mussten trotzdem wiederum einige<br />
schwere Verstöße von touristischen Fliegern festgestellt<br />
werden. So flog z.B. am Sonntag, dem 20. April 2008, gegen<br />
16 Uhr ein gelber Doppeldecker unter der Gipfelhöhe<br />
des Lilien steins, festgestellt vom Elbhang bei Weißig. Am<br />
10. Mai 2008 kam ein Flugzeug mit dem Kennzeichen<br />
D-MPSF aus Richtung Tümpelgrund nach Pirna in nur ca.<br />
200 m Höhe.<br />
Intensiv bleibt vor allem auch die Flugtätigkeit der<br />
Bundeswehr. Beständig wird im Elbtal, über der Festung<br />
Königstein und Hohnstein geflogen wie z.B. am 23. April,<br />
am 24. Juni oder am 9. September 2008. Die gesetzliche<br />
Flughöhe ist allerdings ca. 150 m über Grund, was nicht<br />
nur enorm tief wirkt, sondern es auch ist. Zum Vergleich:<br />
Es ist ein Viertel weniger als die Differenz vom Elbspiegel<br />
bis zur Basteiaussicht. Ein Hubschrauber der Bundespolizei<br />
flog am 18. Juni noch tiefer, in etwa in Höhe der<br />
Rahmhanke über die Elbe. Es wird deutlich, dass bei touristischen<br />
und militärischen Flügen weiterhin mit zweierlei<br />
Maß gemessen wird.<br />
Bleibt das Fazit: Ausgesprochen positiv ist die Kontrol-<br />
le auf jeden Fall durch die Nationalparkverwaltung. Wenn<br />
auch Kritiker bemängeln<br />
könnten, es sollte häufiger<br />
sein. Aber die Kontrollen<br />
sprechen sich schnell herum<br />
in den Kreisen der<br />
Piloten und auf Flugplätzen.<br />
Ein positives Beispiel<br />
gibt es z.B. vom Aeroclub<br />
in Pirna zu berichten.<br />
Dort achtet man sehr<br />
genau auf die zulässigen<br />
Flughöhen. Das nebenstehende<br />
Plakat, das vorbildlich<br />
alle Piloten auf<br />
die Situation in der Nationalparkregion<br />
hinweist,<br />
hängt dort aus. Deshalb<br />
an dieser Stelle ein Dank<br />
an den Pirnaer Aeroclub<br />
und dessen Piloten!<br />
Dr. Peter Rölke<br />
10 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Neue grenzüberschreitende Wanderwege<br />
Der Beitritt Tschechiens zum Schengener Abkommen und<br />
die damit verbundene Öffnung der Grenzen hat auch neue<br />
Möglichkeiten für die Schaffung grenzüberschreitender<br />
markierter Wanderwege geschaffen. Neu eingrichtet werden<br />
sollen Wanderwege von Maxičky über das Böhmische<br />
Tor zu den Zschirnsteinen sowie am Gliedenbachweg nach<br />
Kleingießhübel.<br />
Generell ist jetzt die deutsch-tschechische Grenze<br />
überall überschreitbar, ausgenommen sind lediglich Nationalparke<br />
und Naturschutzgebiete.<br />
Im Nationalpark wurde das kurze Stück eines grenzüberschreitenden<br />
Wanderweges über die Brücke an der<br />
Niedermühle im Kirnitzschtal eröffnet. Damit entfällt die<br />
Umgehung über den Hang auf deutscher Seite und man<br />
kann beim Wandern im Kirnitzschtal bleiben.<br />
Neue Infostelle in Hinterhermsdorf eröffnet<br />
Mit der Eröffnung der Informationsstelle „BeizeHaus“ im<br />
Mai 2008 wurde ein seit mehreren Jahren leer stehendes<br />
altes Forsthaus aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Mit<br />
der Sanierung des knapp einhundert Jahre alten Gebäudes<br />
in Hinterhermsdorf hatte der Freistaat Sachsen vor allem<br />
Handwerker und Firmen aus der Region beauftragt. Investiert<br />
wurden insgesamt rund 232.000 Euro.<br />
Die vom Dresdener Büro „Natur und Bildung“ erstellte<br />
interaktive Ausstellung im „BeizeHaus“ informiert unter<br />
anderem über die Waldpflegemaßnahmen in den naturfernen<br />
Waldteilen des Nationalparks. Auf über der Hälfte der<br />
Fläche finden im Nationalpark Sächsische Schweiz keine<br />
Eingriffe mehr durch den Menschen statt, die Infostelle<br />
„BeizeHaus“ erläutert dazu die Hintergründe und Konzepte.<br />
Außerdem wird über die Wiedereinbringung der<br />
Weißtanne und die Zurückdrängung der nicht einheimischen<br />
Baumart Weymouthskiefer berichtet. Auch das Borkenkäfermanagement<br />
spielt in der Präsentation eine Rolle.<br />
Die Ausstellungstexte sind sowohl in deutscher als auch in<br />
tschechischer Sprache verfasst.<br />
Freigeschnittene Aussichten und Prüfung von<br />
Plänen für neue Sichtachsen<br />
Beständig überprüfen die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung,<br />
wo Aussichten zuwachsen und freigeschnitten<br />
werden. So wurden u.a. die Aussichten an den Pohlshörnern<br />
freigeschnitten. Schwieriger wird es, wenn z.B. der<br />
Berg in Privatbesitz ist. Bei den ebenfalls in Privatbesitz<br />
befindlichen Grundstücken am weiter zuwachsenden<br />
Wachberg bei Saupsdorf kann die Nationalparkverwaltung<br />
allerdings nichts machen.<br />
Wer in den letzten Jahren auf dem Zirkelstein war, hat<br />
Aktuelle Mitteilungen<br />
es sicher bemerkt: Gerade in die interessanteste Richtung,<br />
nämlich zum Winterberg und nach Schmilka, verhindern<br />
üppig wuchernde Birken die freie Sicht. Das ist schade,<br />
denn der Zirkelstein bietet einen der seltenen 360-Grad-<br />
Rundumblicke. Das Nationalparkamt hätte keine Probleme<br />
damit, diese Birken zu fällen. Vielmehr ist der Zirkelstein<br />
in Privatbesitz und soll verkauft werden. Solange das nicht<br />
geschehen ist, muss man sich mit Blicken in die drei anderen<br />
Himmelsrichtungen begnügen. Wegen der angebotenen<br />
Konditionen soll es jedoch schwierig sein, einen<br />
Käufer zu finden.<br />
Erfreulicher lief es bei Aussichten von der Kaiserkrone,<br />
wo man sich bei einem Vor-Ort-Termin von Nationalparkamt<br />
und Kommune auf ein Freischneiden einigte und dies<br />
von ABM-Kräften erledigt wurde. Während Sperrungen<br />
oder auch nur die Durchsetzung von Verboten regelmäßig<br />
viel „Lärm“ verursachen, geschehen solch erfreuliche<br />
Aktivitäten wie die genannten oder das Herstellen von<br />
Sichtachsen leider recht leise im Verborgenen.<br />
Die von den Wander- und Bergsportverbänden bereits<br />
2004 eingebrachten Vorschläge, verlorengegangene bedeutende<br />
Sichtbeziehungen wieder herzustellen, werden<br />
weiterhin geprüft. Darunter ist die Einrichtung einer<br />
schma len Blickschneise vom Reitsteig in den Thorwalder<br />
Wänden, denn in diesem Gebiet gibt es keinerlei Aussichten<br />
mehr. Derzeit beobachtet die Nationalparkverwaltung<br />
dort die Aktivitäten des Borkenkäfers, der auf<br />
einer größeren Fläche in Fichtenreinbeständen aktiv ist.<br />
In der Kernzone darf der Käfer zwar fressen, steht jedoch<br />
unter ständiger Beobachtung. Eigentlich hofft man<br />
ja nicht auf fleißig fressende Borkenkäfer, aber vielleicht<br />
ergibt sich so aus natürlichen Gründen bald eine neue<br />
freie Sicht?<br />
Nationalparkverwaltung schafft neuen Aussichtspunkt<br />
am Lattengrund<br />
Im Schrammsteingebiet hat die Nationalparkverwaltung<br />
oberhalb des Lattengrundes eine neue Blickbeziehung<br />
zum Falkenstein und zu den Torsteinen geschaffen. Es<br />
wird in dieser Hinsicht darauf hingewiesen, dass die benachbarte<br />
Nasse Tilke neben dem Lattengrund weiterhin<br />
gesperrt ist. Austretendes Schichtwasser schafft hier die<br />
Möglichkeit für üppiges Pflanzenwachstum. Außerdem<br />
ist der Grund feucht und nur schwer passierbar. Nur mit<br />
erheblichen Baumaßnahmen und immer wieder Eingriffen<br />
in die Natur hätte hier ein akzeptabler Wanderweg<br />
eingerichtet und erhalten werden können. Deshalb hatte<br />
die Arbeitsgruppe Wegekonzeption im Nationalpark<br />
Sächsische Schweiz bereits 1998 der Aufhebung dieses<br />
Weges zugestimmt.<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 11
Toilettenneubau an der Oberen Schleuse<br />
Der Toilettenneubau an der Kahnfahrt an der Oberen<br />
Schleuse im Kirnitzschtal wurde nach langer Diskus sion<br />
fertiggestellt. Wer noch nicht dort war, der kann sich auf<br />
nebenstehenden Fotos ein Bild machen. Auftraggeber war<br />
die Stadt Sebnitz als Betreiber der Kahnfahrt (Hinterhermsdorf<br />
wurde eingemeindet und untersteht Sebnitz).<br />
Der größtmögliche Schaden des ursprünglichen Plans, ein<br />
rötlichfarbiger Beton-Kubus, wurde besonders durch die<br />
Proteste der Hinterhermsdorfer abgewendet. Die Farbe<br />
und die Holzverkleidung sind jetzt mehr der Natur angepasst,<br />
aber auch der jetzige Kubus sieht noch arg klotzig<br />
aus, besonders von unten aus Richtung Kirnitzsch.<br />
In Eigeninitiative setzte der Heimatverein Hinterhermsdorf<br />
die traditionelle „Rindenhütte“ am Beginn der<br />
Kahnfahrt wieder instand und bewahrte sie damit vor Verfall<br />
und drohendem Abriss.<br />
Vorschlag für neuen Wanderweg am Saupsdorfer<br />
Bach<br />
Der Arbeitskreis Sächsische Schweiz des Landesvereins<br />
Sächsischer Heimatschutz beantragte die Einrichtung eines<br />
neuen Wanderweges entlang des Saupsdorfer Baches von<br />
dessen Mündung in die Kirnitzsch. Mit diesem fehlenden<br />
Wegstück brauchen die Wanderer dann nicht mehr entlang<br />
der Straße zu gehen. Ein großer Teil des Weges bzw.<br />
Pfades ist vorhanden, eine Fußgängerbrücke über den<br />
Saupsdorfer Bach müsste erneuert werden sowie ein ca.<br />
200 m langes Wegstück gebaut werden.<br />
Neue Schilder an Kletterpfaden<br />
An manchen Stellen wie z.B. an der Zwillingsstiege oder<br />
der Rübezahlstiege werden neue zusätzliche Schilder angebracht.<br />
Sie enthalten den Hinweis, dass zwar jedermann<br />
die Klettergipfelzugangswege mit der schwarzen Pfeilmarkierung<br />
auf weißem Grund begehen darf, dass es jedoch<br />
kein normaler Wanderweg ist und erhöhte Schwierigkeiten<br />
auftreten. In den<br />
Jahren 2005, 2006 und<br />
2007 war es an der<br />
Zwillingsstiege zu Unfällen<br />
gekommen. Das<br />
Schild wurde gemeinsam<br />
in der AG „Wegekonzeption<br />
Sächsische<br />
Schweiz“ abgestimmt.<br />
Pavillon Kleiner Winterberg<br />
Der Zugang zum Pavillon auf dem Kleinen Winterberg<br />
war bereits seit langem als Bergpfad (Markierung grüner<br />
Pfeil auf grauem Grund) eingestuft, jedoch bisher<br />
noch nicht im Gelände ausgewiesen. Bei einer Geländebegehung<br />
der AG „Wegekonzeption“ des sächsischen Umweltministeriums<br />
im Juli 2008 wurde vor Ort nach einer<br />
Toilettenneubau an der Kahnfahrt Obere Schleuse<br />
günstigen Lösung mit wenig Erosionsgefahr gesucht. Dabei<br />
kam auch die Möglichkeit zur Sprache, als Zugang den<br />
historischen Oberen Fremdenweg wieder einzurichten –<br />
nicht als markierten Weg, sondern als Bergpfad. Derzeit<br />
ist der Obere Fremdenweg gesperrt und liegt in der Kernzone.<br />
Er verläuft aber in weiten Teilen in Sichtweite des<br />
vielbegangenen Unteren Fremdenweges. Das dynamische<br />
Wegekonzept würde es erlauben, solch einen Weg wieder<br />
zu reaktivieren. Der Sächsische Bergsteigerbund hat<br />
deshalb im Oktober 2008 die Prüfung der Wiederöffnung<br />
des Oberen Fremdenweges vorgeschlagen und diesen Vorschlag<br />
in der AG „Wegekonzeption“ vorgestellt.<br />
Nochmals zum Funkturm auf dem Lilien stein<br />
Im Heft 24 berichteten wir von einem geplanten Funkturm<br />
auf dem Lilienstein und schlossen mit den Worten<br />
„der Ausgang ist noch offen“. Das gilt nach wie vor, doch<br />
man darf hoffen, dass der Turm nicht gebaut wird. Denn<br />
die Landes direktion (ehemals Regierungspräsidium) hat<br />
den Antrag nochmals abgelehnt, da eine naturschutzfachliche<br />
Befreiung nur mit öffentlichem Interesse zu begründen<br />
wäre, das aber wiederum nicht ausreichend begründet<br />
wurde. Die Argumentation passt sich nach wie vor den<br />
Einwänden an und erscheint nicht stichhaltig. Möglich<br />
12 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
wäre zwar ein Einspruch bei der Landesdirektion (dann<br />
wäre nur noch ein sog. Benehmen mit dem Naturschutz erforderlich,<br />
kein Einvernehmen mehr), doch ein Einlenken<br />
der Direktion erscheint mittlerweile wenig wahrscheinlich.<br />
Alternativen wie eine Montage von Antennen an den Felswänden<br />
des Liliensteins wurden von der Deutschen Funkturm<br />
GmbH aus technischen und Kostengründen abgelehnt.<br />
Hoffnung für den Beuthenfall<br />
Nach endlosen Jahren (oder eher Jahrzehnten) der Ruhe<br />
und des Verfalls gibt es endlich wieder Hoffnung für den<br />
Beuthenfall: Beide großen Gebäude wurden von den Wirten<br />
der Gaststätte Großer Winterberg (sowie von Papststein,<br />
Pfaffenstein und Zeughaus) gekauft, und schon 2009<br />
könnte der Wanderer endlich wieder Gastronomie an dieser<br />
traditionsreichen Stelle vorfinden. Geplant ist ebenso<br />
die Nutzung als Pension. Zusätzlich erwarben sie Gelände<br />
der ehemaligen Haidemühle, um Parkplätze zu schaffen.<br />
Nationalparkprogramm vorgestellt<br />
Das Nationalparkprogramm, das zu Beginn des Jahres<br />
2008 öffentlich vorgestellt wurde, soll auf der Grund lage<br />
der Nationalpark-Verordnung leicht verständlich Ziele und<br />
Grundsätze für die weitere Entwicklung des Nationalparks<br />
vorstellen. Die Erarbeitung und Abstimmung des Nationalpark-Programms<br />
wurde dabei insbesondere durch den<br />
kommunalen Nationalparkrat unter Leitung von Landrat<br />
Michael Geisler sowie den Vorsitzenden des Tourismusverbandes<br />
Sächsische Schweiz Klaus Brähmig begleitet,<br />
teilte die Nationalparkverwaltung mit. „Mit dem Nationalpark-Programm<br />
wollen wir die Einwohner und Besucher<br />
der Sächsischen Schweiz nicht nur über die weitere Entwicklung<br />
des Nationalparks informieren, sondern ihnen<br />
auch die Möglichkeit bieten, Anspruch und Wirklichkeit<br />
zu vergleichen und unsere Arbeit weiterhin kritisch und<br />
unterstützend zu begleiten. Transparenz und Glaubwürdigkeit<br />
unseres Handelns sind uns besonders wichtig“, so<br />
Dr. Stein in der Pressemitteilung.<br />
Feuerstelle am Gamrig abgebaut<br />
Die erst kürzlich eingerichtete Feuerstelle am Gamrig<br />
musste schon nach kurzer Zeit wieder abgebaut werden.<br />
Es hatte Probleme mit auf dem direkt benachbarten Parkplatz<br />
abgestellten Autos gegeben. Der Parkplatz wird besonders<br />
abends von Besuchern der Felsenbühne genutzt.<br />
Bäume in der Herrenleite abgesägt<br />
Kritik äußerte die Nationalparkverwaltung am nicht genehmigten<br />
Freischneiden in einem geplanten Kletter-Übungsgebiet<br />
an der Herrenleite bei Lohmen durch Bergsteiger.<br />
Die Herrenleite liegt im Landschaftsschutzgebiet, eine<br />
Abstimmung hätte erfolgen müssen.<br />
Zusammenstellung der Meldungen:<br />
Dr. Peter Rölke, Dr. Reinhard Wobst<br />
Auf dem Sellnitzfest war Afrika zu Gast<br />
Mit dem Motto „Afrika zu Gast auf der Sellnitz“ boten die<br />
Veranstalter zum 13. Sellnitzfest am 7. Juni 2008 unterhalb<br />
des Liliensteins wieder ein Programm vor allem für<br />
Familien mit Kindern.<br />
Nationalparkverwaltung und Förderverein Kulturlandschaft<br />
Sächsische Schweiz e.V. hatten auf das Gelände<br />
rings um die Bildungsstätte des Nationalparks eingeladen,<br />
sich an mehreren Stationen mit der Kultur des benachbarten<br />
Kontinents zu beschäftigen. Eine von der Elfenbeinküste<br />
stammende Praktikantin der Nationalparkverwaltung<br />
und der Dresdner Trommellehrer Jack Panzo schufen die<br />
entsprechende Atmosphäre.<br />
Waldpflegemaßnahmen am Elbleitenweg<br />
bei Schmilka – Zeitweilige Sperrung des<br />
markier ten Wanderweges erforderlich<br />
Durch die Nationalparkverwaltung werden bis voraussichtlich<br />
Dezember 2008 Waldpflegemaßnahmen im Schmilkaer<br />
Gebiet im Bereich Elbleitenweg zwischen Teufelsturm<br />
und Rauschenstein durchgeführt. Auf dem Weg zu einer<br />
natürlichen Waldentwicklung werden hier in einem letzten<br />
Eingriff überwiegend gebietsfremde Baumarten wie<br />
Roteiche, Lärche und Weymouthskiefer sowie Fichte entnommen.<br />
Dadurch sollen den heimischen Baumarten wie<br />
Buche, Stieleiche und Weißtanne bessere Entwicklungsmöglichkeiten<br />
geboten werden. Waldarbeiter des Nationalparkreviers<br />
Schmilka werden dabei rund 800 m³ Holz<br />
einschlagen, das anschließend auf dem Elbleitenweg in<br />
Richtung Schmilka gerückt und abgefahren werden muss.<br />
Während dieser Arbeiten kann es wochentags zu kurzzeitigen<br />
Sperrungen des Elbleitenweges kommen. Alle<br />
Wanderfreunde werden um Beachtung gebeten, den Wanderweg<br />
während dieser Zeit auch aus Sicherheitsgründen<br />
nicht zu betreten.<br />
„Während des Holzeinschlages und der Rückung<br />
werden sich Schäden am Elbleitenweg leider nicht ganz<br />
vermeiden lassen. Sie werden jedoch nach Abschluss<br />
der Maßnahmen rasch wieder behoben“, versichert der<br />
Schmilkaer Revierförster, Joachim Thalmann. Künftig<br />
gilt das Grundprinzip im Nationalpark, „Natur Natur sein<br />
lassen“, dann auch für die Waldbestände unterhalb der<br />
Schrammsteine.<br />
Vandalismus nimmt zu – Wanderhütten zerstört<br />
und beschmiert<br />
Im Januar 2008 haben Unbekannte bei Hinterhermsdorf<br />
eine Spur der Verwüstung gezogen. Im Bereich der<br />
Raben steine an der Kirnitzsch zersägten sie eine beliebte<br />
Wander hütte und stießen sie um. Außerdem brachen sie<br />
in einen Bauwagen der Waldarbeiter ein und demolierten<br />
ihn erheblich. Ein teures Forstgerät eines privaten Forstunternehmers<br />
wurde zerkratzt und mit Farbe besprüht.<br />
Zahlreiche Wegweiser wurden beschmiert. Das National-<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 13
Beispiele beschädigter Schutzhütten: Oben die Schutzhütte an<br />
den Rabensteinen und die Hütte auf dem Königsplatz. Unten ist<br />
eine neue „luftige“ Schutzhütte am Fremdenweg im Bild.<br />
parkamt hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Leider ist<br />
es nicht der erste Fall, dass öffentliche und private Einrichtungen<br />
nicht nur in den Städten und Dörfern, sondern<br />
nun auch im Nationalpark zerstört werden.<br />
Weitere Schutzhütten z.B. im Rathener Gebiet und auf<br />
dem Königsplatz bei Hinterhermsdorf wurden beschmiert.<br />
Ein erstes Gegensteuern erfolgt beim Bau oder der Rekonstruktion<br />
neuer Schutzhütten, z.B. am Fremdenweg. Diese<br />
Hütten werden dann etwas „luftiger“ gebaut und sind weniger<br />
anfällig für Müll und Graffiti.<br />
Feuer im Affensteingebiet an den<br />
Zerborstenen Türmen am 28.05.08<br />
Ein Feuer in unzugänglichen Riffbereichen hat im Nationalpark<br />
Sächsische Schweiz erneut wertvolle Natur zerstört<br />
und die Feuerwehren der Umgebung wieder zu erheblichem<br />
Einsatz unter extremen Bedingungen gezwungen.<br />
Nach übereinstimmender Einschätzung der Nationalparkverwaltung<br />
und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister<br />
Achim Schrön war erneut ein Feuer die Brandursache. Damit<br />
scheint sich die traurige Brandserie der vergangenen<br />
Jahre aufgrund illegaler Feuerstellen von Besuchern des<br />
Nationalparks fortzusetzen.<br />
Aufmerksame Bergsteiger meldeten gegen 13 Uhr<br />
Rauch entwicklung im Bereich der Affensteine. Erst eine<br />
Stunde später konnte die Nationalparkwacht den Brandherd<br />
auf dem abgelegenen Riff im Gebiet der Zerborstenen<br />
Türme zwischen Zurückesteig und Schrammsteinweg genau<br />
lokalisieren und den Feuerwehreinsatz einleiten. Sechs<br />
freiwillige Feuerwehren aus Bad Schandau, Schmilka,<br />
Krippen, Pirna, Königstein und Prossen waren mit 46 Kameraden<br />
und 12 Fahrzeugen bis gegen 21 Uhr im Einsatz.<br />
Das Feuer, das sich bereits 30 bis 40 cm in die trockene<br />
Humusdecke eingefressen hatte, musste unter schwierigsten<br />
Geländebedingungen bekämpft werden. 20 Kiefern<br />
und Birken und 150 m 2 Beerstrauchheiden fielen dem<br />
Brand zum Opfer.<br />
Die Feuerwehren transportierten mit drei Tanklöschfahrzeugen<br />
insgesamt ca. 22.000 Liter Wasser in den Nationalpark.<br />
Zusätzlich mussten 2,8 km Schlauchleitung<br />
bis zum Brandherd gelegt werden. Aufkommender Wind<br />
führte immer wieder zu einem Aufflammen der Glutnester<br />
in unzugänglichen Bereichen. Schließlich waren ab<br />
16:30 Uhr sieben Einsätze eines Hubschraubers mit der<br />
500 Liter fassenden Löschblase erforderlich, bis das Feuer<br />
eingedämmt war.<br />
Ein natürliches Entstehen des Feuers, z.B. infolge<br />
Blitzschlag, kann ausgeschlossen werden. Offensichtlich<br />
haben hier Besucher des Nationalparks gelagert und trotz<br />
Waldbrandstufe 2 ein Feuer entfacht und damit den Brand<br />
verursacht.<br />
H. P. Mayr, Nationalparkverwaltung<br />
14 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Naturschutz<br />
Verdiente Ehrung: Dietrich Graf – Ehrenbürger von Hohnstein<br />
Anläßlich der Feierlichkeiten zum<br />
675. Jubiläum der ersten urkundlichen<br />
Erwähnung von Hohnstein,<br />
die vom 3. bis 6. Juli 2008 stattfanden,<br />
wurde in der Festsitzung des<br />
Stadtrates Oberforstmeister Dietrich<br />
Graf zum Ehrenbürger der<br />
Burgstadt ernannt.<br />
Mit dieser bisher selten verliehenen<br />
Auszeichnung würdigt<br />
Hohnstein das Lebenswerk eines<br />
Forstmanns und Naturschützers,<br />
der sich sowohl in seiner beruflichen<br />
als auch ehrenamtlichen Arbeit<br />
um die Pflege und den Schutz<br />
der heimatlichen Landschaft sehr<br />
verdient gemacht hat.<br />
Dietrich Graf, der 1936 in Pirna<br />
geboren wurde, verlebte seine<br />
Kindheit und Grundschulzeit in<br />
Lohmen. Nach dem Abitur an<br />
der Oberschule in Pirna und dem<br />
erfolgreichen Abschluss des Studiums<br />
an der Forstakademie in<br />
Tharandt war er von 1960 bis 1999<br />
als Revierleiter, Oberförster und<br />
zuletzt Forstamtsleiter in Hohnstein und Lohmen tätig. In<br />
diese Zeit fällt auch seine engagierte Tätigkeit als ehrenamtlicher<br />
Beauftragter für Naturschutz (1961–1992) im<br />
damaligen Kreis Sebnitz. In dieser Funktion war er stets<br />
auch bemüht, durch Exkursionen und Vorträge sowie mit<br />
Veröffentlichungen und persönlichen Gesprächen bei der<br />
Bevölkerung und bei den politisch Verantwortlichen Verständnis<br />
für die Belange des Naturschutzes zu wecken,<br />
gleich ob es sich um die erneute Pflanzung eines Baumes<br />
auf dem Liebensberg bei Ehrenberg oder um Maßnahmen<br />
handelte, die 1982 auf dem 2. Landschaftstag Sächsische<br />
Schweiz für den Schutz dieser einzigartigen<br />
Landschaft festgelegt<br />
wurden.<br />
Den beiden für die Kreise Sebnitz<br />
und Pirna zuständigen Kreisnaturschutzbeauftragten<br />
Graf und<br />
Juppe bzw. dessen Nachfolger K.-H.<br />
Mayer gelang es in der Zeit ihrer<br />
Wirksamkeit, die Zahl der ausgewiesenen<br />
Naturschutzgebiete und<br />
Flächennaturdenkmale zu vermehren,<br />
Totalreservate auszuweisen<br />
und Maßnahmen zum wirksamen<br />
floristischen und faunistischen<br />
Artenschutz zu treffen. Zukunftsweisend<br />
war auch die von ihnen<br />
aufgenommene Zusammenarbeit<br />
mit den Behörden und Verantwortlichen<br />
in der Böhmischen Schweiz<br />
und die damit verbundene Förderung<br />
des grenzüberschreitenden<br />
Natur- und Landschaftsschutzes.<br />
Bei seiner Naturschutzarbeit ging<br />
Dietrich Graf davon aus, dass<br />
„Landschaftsschutz im Gegensatz<br />
zu Naturschutz naturverträgliche<br />
Landnutzung nicht ausschließt, weil Landschaft stets Naturprozess<br />
und Menschenwerk in einem ist.“<br />
Auf die Frage, was ihm die Ehrenbürgerschaft bedeute,<br />
antwortete der Geehrte: „Die schönste Anerkennung<br />
für mein berufliches wie ehrenamtliches Lebenswerk,<br />
das jahrzehntelang dem heimischen Wald, unserer Natur<br />
und Landschaft und erst recht den Mitmenschen meiner<br />
Heimat diente – die schönste Würdigung deshalb, weil sie<br />
völlig unerwartet von der Hohnsteiner Bürgerschaft vorgeschlagen<br />
wurde.“<br />
Manfred Schober, Sebnitz<br />
Der Wespenbussard – ein heimlicher, unbekannter Brutvogel unserer Wälder<br />
Etwa fünfzig Meter vor uns am Waldrand zwischen den<br />
violett-gelben Blütenständen des Hain-Wachtelweizens<br />
macht sich ein großer bräunlicher Vogel zu schaffen. Durch<br />
das Fernglas sehen wir, wie ihn feiner Staub umgibt. Er<br />
scharrt am Boden, doch als wir uns ihm weiter nähern,<br />
fliegt er ab. An der Stelle angelangt, finden wir ein ausgegrabenes<br />
Wespennest, umgeben von aggressiven Insekten.<br />
So oder ähnlich könnte eine der seltenen Beobachtungen<br />
Dietrich Graf bei der Einführung zu einer kulturhistorischen<br />
Wanderung um Hohnstein am<br />
1. Juni 2008<br />
eines Wespenbussards, eines Sonderlinges unter den heimischen<br />
Greifvögeln, stattgefunden haben.<br />
Der Wespenbussard ist etwa so groß wie der allbekannte<br />
Mäusebussard. Er wiegt 700 g bis 800 g, ein Mäusebussardweibchen<br />
aber kann schon mal 1200 g auf die Waage<br />
bringen. Die Spannweite der Schwingen beträgt bei beiden<br />
Arten ca. 130 cm. Gemeinsam haben beide Arten eine<br />
äußerst variable, überwiegend braun getönte und ober-<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 15
Junge Wespenbussarde im Horst: Der linke ist ca. 28, der rechte ca. 24 Tage alt<br />
seits stets dunklere Gefiederfärbung. So reicht die Palette<br />
von sehr hellen Stücken bis zu recht dunkelbraunen, fast<br />
einfarbigen Exemplaren. Während man beim Mäusebussard<br />
die Geschlechter einzeln kaum unterscheiden kann,<br />
ist der Kopf des männlichen Wespenbussards grau, beim<br />
Weibchen hingegen braun. Die Iris der Augen eines alten<br />
Wespenbussards ist leuchtend gelb, beim Jungvogel aber<br />
braun. Das Nasenloch ist schlitzförmig und nicht rund wie<br />
bei anderen Greifvögeln. Es wird damit wohl ein Eindringen<br />
der stachelbewehrten Insekten vermieden. Sowohl<br />
beim sitzenden als auch beim fliegenden Vogel erscheint<br />
der Wespenbussard deutlich schlanker als ein Mäusebussard,<br />
was vor allem am Flugbild durch schmalere Flügel,<br />
längeren Schwanz und den kleineren, hervorragenden<br />
Kopf verdeutlicht wird. Der Schwanz des Wespenbussards<br />
zeigt zwei breite Binden an der Schwanzwurzel und eine<br />
am Ende, der des Mäusebussards hat nur eine breite Binde<br />
am Ende.<br />
Der Wespenbussard ist ein ausgesprochener Zugvogel,<br />
welcher ernährungsbedingt bei uns erst im Mai, selten<br />
auch mal Ende April, erscheint und schon im August bis<br />
Anfang September unsere Heimat wieder verläßt. Wenn<br />
die Wespenbussarde aus ihren Winterquartieren zurück<br />
kehren beginnen sie sofort mit der Balz, denn ihre Zeit<br />
ist knapp. Vor allem die Männchen zeigen nun einen auffallenden<br />
Balzflug, indem sie nach kurzem Aufschwung<br />
kurz auf der Stelle zu stehen scheinen und die Schwingen<br />
mehrmals über dem Rücken zusammen schlagen – den<br />
so genannten „Schmetterlingsflug“. Jetzt lassen sie auch<br />
häufig ihre Stimme hören,<br />
welche einsilbig wie „wijeh“<br />
oder „bliie“ klingt und gut<br />
von zweisilbigen „hiähh“ des<br />
Mäusebussards unterschieden<br />
werden kann. Die Horste des<br />
Wespenbussards sind oft kleiner<br />
als die des Mäusebussards<br />
und werden in stärkerem<br />
Maße als bei anderen Greifvögeln<br />
während der gesamten<br />
Brutzeit mit frischen, grünen<br />
Zweigen ausgelegt. Ende Mai,<br />
Anfang Juni wird das Gelege<br />
gezeitigt, welches in der Regel<br />
aus zwei, sehr selten aus<br />
nur einem oder gar drei, stark<br />
dunkelbraun gefleckten Eiern<br />
besteht. Namhafte Ornithologen<br />
bezeichnen die Eier des<br />
Wespenbussards als die am<br />
schönsten gezeichneten aller<br />
Greifvögel. Die Brutzeit beträgt<br />
34 Tage und beide Partner<br />
brüten. Nach dem Schlupf<br />
obliegt es aber dem Weibchen allein, die Jungvögel zu hudern,<br />
zu füttern und zu bewachen. Nach 40 bis 48 Tagen<br />
verlassen die Jungbussarde den Horst und werden von den<br />
Altvögeln noch kurze Zeit gefüttert. Dann beginnt für die<br />
Familie die Reise in den Süden.<br />
Der Wespenbussard ernährt sich und seine Brut hauptsächlich<br />
mit den Larven von Wespen und Hummeln. Seine<br />
Füße sind daher eher zum Graben geeignet, als zum Greifen<br />
schneller Beute, wenngleich auch Lurche, Kriechtiere,<br />
kleine Vögel und Säugetiere zu seinem Nahrungsspektrum<br />
gehören.<br />
Hier im Elbsandsteingebirge gelangen Brutnachweise<br />
früher bei Pirna, Zatschke, Obervogelgesang, Kohlmühle,<br />
Sebnitz und in den Bärenfangwänden. In neuerer Zeit brütete<br />
die Art erfolgreich im Bereich der Dachsenhälter bei<br />
Rathewalde und an der Alten Hohen Straße südlich von<br />
Sebnitz nach Hertigswalde. Am letzteren Horstplatz entstand<br />
auch das beigestellte Foto während der Beringung<br />
der Jungvögel im Juli 2008, nachdem in den vergangenen<br />
zwei Jahren nur je ein junger Wespenbussard diesen Horst<br />
verließ.<br />
In Sachsen leben der einschlägigen Literatur nach etwa<br />
7000 Mäusebussardpaare, aber nur 150 bis 300 Paare des<br />
Wespenbussards, was sicherlich der speziellen Ernährung<br />
des letzteren geschuldet ist. Vielleicht führt aber auch die<br />
Heimlichkeit der Art zu einer Unterschätzung des wahren<br />
Brutbestandes des Wespenbussards.<br />
Ulrich Augst,<br />
Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz<br />
16 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Treffen der Wanderfalkenbewacher und die Bewachung 2008<br />
Seit 1999 beteiligen sich an den jährlichen Wanderfalkenwachten<br />
der Nationalparkverwaltung auch Bergsteiger<br />
unter Koordination und Vermittlung des Sächsischen<br />
Bergsteigerbundes. Viele der Bewacher sind von Beginn<br />
an dabei bzw. regelmäßig seit einigen Jahren. Da die Organisation<br />
der Bewachung weitestgehend per Telefon, Brief<br />
oder E-Mail verläuft, war es der Wunsch einiger Bewacher,<br />
einmal zu einem gemeinsamen Treffen zusammenzukommen.<br />
Dieses Treffen fand im März dieses Jahres in den Räumen<br />
des Sächsischen Bergsteigerbundes statt und wurde<br />
von der Arbeitsgruppe Natur- und Umweltschutz (NUS)<br />
organisiert. Dem Termin zugesagt hatten 21 Bewacher,<br />
Ulrich Augst vom Nationalparkamt sowie zwei Mitglieder<br />
der AG NUS. Neben einem gemeinsamen Kaffeetrinken<br />
referierte Ulrich Augst über die Entwicklung der Wanderfalken<br />
in der Sächsischen Schweiz. Mit seinem ausgesprochen<br />
informativen Vortrag hat er allen Anwesenden<br />
die Besonderheiten dieser Tierart sehr anschaulich näher<br />
gebracht. Als Dankeschön für die Helfer bei den vergangenen<br />
Bewachungen stellte der Berg- & Naturverlag<br />
Rölke das Buch „Die Tierwelt der Sächsischen Schweiz“<br />
zur Verfügung.<br />
In Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung<br />
Sächsische Schweiz hat sich der Sächsische Bergsteigerbund<br />
im zurückliegenden Jahr 2008 an der Bewachung<br />
von zwei Wanderfalkenhorsten beteiligt. Bewacht wurden<br />
im Rathener Gebiet an den Klettergipfeln Wartturm /<br />
Adolf-Hermann-Fels und am Kleinen Zschirnstein im<br />
Bereich der Westkante. Ab Mitte April begann die Wacht<br />
jeweils an den Wochenenden und Feiertagen. Im Rathener<br />
Gebiet gab es wie bereits in vergangenen Jahren einen<br />
Brutverlust, so dass ab Mitte Mai keine Bewachung mehr<br />
nötig war. Trotz Bewachungsabbruch gab es hier insge-<br />
Gartenschläfer kurz vor dem Aussterben<br />
Junge Wanderfalken 2008 am Kleinen Zschirnstein<br />
samt 13 Bewachungstage mit 25 Personen. Am Kleinen<br />
Zschirnstein konnte sich der Bergsteigerbund mit freiwilligen<br />
Helfern bis zum Ausfliegen der Jungfalken im Juni<br />
tatkräftig einbringen. An 18 Bewachungstagen kamen 37<br />
freiwillige Bergfreunde zum Einsatz. Es flogen hier drei<br />
Wanderfalken aus. Dabei konnte der letzte Bewacher mittels<br />
Teleobjektiv die Jungfalken fotografieren. Neben den<br />
zwei genannten Horstplätzen gab es noch eine Reihe weiterer<br />
Brutplätze in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz.<br />
In der Sächsischen Schweiz wurden dieses Jahr 21 junge<br />
Wanderfalken beringt, wobei noch zwei an den Uhu<br />
verloren gingen. Somit konnten 19 Jungfalken als ausgeflogen<br />
registriert werden. Gegenüber dem Vorjahr, als 30<br />
Jungfalken registriert wurden, sind es dieses Jahr knapp<br />
ein Drittel weniger. Bei unseren böhmischen Nachbarn gab<br />
es 2008 bei 10 bekannten Paaren 15 flügge Wanderfalken.<br />
Uwe Kretzschmar<br />
Schon seit Jahrzehnten ist ein Rückgang des Gartenschläfers in Mitteleuropa<br />
zu verzeichnen. In der Sächsischen Schweiz gilt er als Charaktertier<br />
und ist auch das Maskottchen des Nationalparkhauses. Eine<br />
Studie unter Leitung von Sven Büchner untersuchte im Auftrag der<br />
Nationalparkverwaltung das aktuelle Vorkommen. Dabei wurden acht<br />
Teilgebiete im Nationalpark und im LSG geprüft, wobei ein besonderer<br />
Schwerpunkt auf Boofen gelegt wurde, denn dort bestehen die meisten<br />
Alt-Nachweise. Neben der direkten Sichtbeobachtung wurden an<br />
allen Stellen Haarsammelröhren, mit Nussnugatcreme als Köder, ausgelegt.<br />
Die Untersuchungen ergaben zwar zahlreiche Sieben schläfer-,<br />
aber keine Gartenschläferfunde. Die Studie schließt mit der Befürchtung,<br />
dass der Gartenschläfer bei uns kurz vor dem Aussterben steht.<br />
Über die Gefährdungsursachen fehlen jedoch Kenntnisse, für Schutzmaßnahmen<br />
müssten bald weitere Untersuchungen folgen.<br />
Dr. Peter Rölke Maskottchen des Nationalparkhauses: Gartenschläfer<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 17
Wald<br />
Wie geht es dem Patienten „Wald“?<br />
Da ist er wieder, unser „Patient Wald“ und der alljährliche<br />
Gesundheitscheck basierend auf der Auswertung des<br />
Waldzustandsberichtes 2007 vom Freistaat Sachsen:<br />
Der Zustand unserer gesundheitlich angeschlagenen<br />
Wälder hat sich noch immer nicht gebessert. Von allen im<br />
Jahre 2007 in Sachsen (nach ihrem Kronenzustand) beurteilten<br />
Bäumen weisen 20% einen recht hohen Nadel- und<br />
Blattverlust auf und werden als stark geschädigt eingestuft.<br />
Begründet wird dies unter anderem durch die Hitzeperiode<br />
im Sommer 2006, den folgenden milden Winter sowie die<br />
Nachwirkungen des Sturmtiefs „Kyrill“ im Januar 2007<br />
und den heißen und trockenen April 2007.<br />
45% aller Bäume wurden als schwach geschädigt und<br />
35% als nicht geschädigt eingestuft. Die Wälder des Elbsandsteingebirges<br />
repräsentieren bei dieser Einschätzung<br />
den „sächsischen Durchschnitt“ – nur reichlich ein Drittel<br />
aller Bäume sind hinsichtlich der Beurteilung ihrer Baumkronen<br />
gesund.<br />
Nach wie vor weisen in der Gesamtstatistik die Laubbäume,<br />
allen voran Eiche und Buche, den schlechtesten<br />
Kronenzustand auf. Im Durchschnitt ist nur noch jede<br />
fünfte Eiche bzw. Buche gesund.<br />
Während im Jahr 2006 die Buche die Baumart mit den<br />
höchsten Blattverlusten war, hat sie 2007 den „Spitzenreiterplatz“<br />
an die Eiche abgetreten. Daraus sollte nicht<br />
geschlussfolgert werden, dass die Buchen nun „gesünder“<br />
geworden sind.<br />
Die Ausbildung der Blätter und Blüten bzw. Fruchtstände<br />
eines Baumes stehen in engem Zusammenhang<br />
und werden durch die Reservestoffe des Baumes limitiert.<br />
Die Knospenbildung erfolgt im Vorjahr und wird von den<br />
jeweiligen Umweltbedingungen, unter anderem auch vom<br />
Klima, mitbestimmt. 2006 hatten die Buchen eine reiche<br />
„Mast“, einen großen Fruchtanhang (siehe Heft 24), und<br />
damit verbunden eine geringere Blattausbildung. 2007<br />
trugen die Buchen im Durchschnitt weniger Früchte und<br />
bildeten mehr Blattmasse.<br />
Die Eichen haben eine interessante Anpassungsstrategie<br />
an Trockenperioden. Sie werfen nach vorzeitiger<br />
Blattverfärbung ganze Äste ab und reduzieren so die Verdunstungsfläche<br />
durch Verringerung der Gesamtblattfläche.<br />
Je nach Witterungsverhältnissen im Vorjahr kann der<br />
Kronenzustand der Eichen über einen längeren Zeitraum<br />
deshalb größeren Schwankungen unterliegen.<br />
Betrachtet man den Zeitraum von 1991 bis 2007,<br />
schwankt der Gesundheitszustand der Eichen von Jahr zu<br />
Jahr um einen relativ gleichen Level (einem Anteil von<br />
20% als gesund eingestuften Bäumen). Der Zustand der<br />
Buchen hat sich über den gleichen Zeitraum (zwar mit<br />
weniger Schwankungen) stetig allmählich verschlechtert.<br />
Während Anfang der 90er Jahre noch die Hälfte aller Buchen<br />
als gesund eingestuft wurden, sind es 2007 nur noch<br />
20%. Die „Durchschnittseiche“ siecht also schon über 16<br />
Jahre dahin, die „Durchschnittsbuche“ hat erst im Laufe<br />
dieser Zeit diesen „Krankheitsstatus“ erreicht. Fakt ist:<br />
Das Siechtum dauert an.<br />
Leider kann man sich an Siechtum gewöhnen, bis man<br />
es kaum noch wahrnimmt.<br />
Der Wald ergrünt in jedem Frühjahr erneut. Er wächst<br />
auch im Erzgebirge und seinen Randgebieten wie dem<br />
Bielatal wieder. Von „Waldsterben“ ist keine Rede mehr.<br />
Nur Katastrophen wie der Windbruch durch Kyrill oder<br />
größere Borkenkäferkalamitäten sensibilisieren die Öffentlichkeit<br />
kurzzeitig erneut für das Thema Wald.<br />
Man könnte doch eigentlich diese Waldzustandserhebungen<br />
zurückfahren, könnte die Waldzustandsberichte<br />
in größeren Abständen herausbringen. Dieser Gedanke<br />
wurde 2006 ernsthaft erwogen und diskutiert sowohl auf<br />
Bundesebene als auch in einigen Bundesländern u. a. in<br />
Sachsen.<br />
Noch ist es nicht dazu gekommen. Ende dieses Jahres<br />
wird der Waldzustandsbericht 2008 vorliegen, und nach<br />
momentanem Stand soll die Öffentlichkeit weiterhin jährlich<br />
informiert werden über die Ergebnisse und Entwicklungstendenzen<br />
der jährlichen Waldzustandserhebungen<br />
sowie über die begleitenden ständigen wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen auf den forstlichen Dauerbeobachtungsflächen.<br />
Die regelmäßige und flächendeckende Beobachtung<br />
der Entwicklung unserer Wälder ist eine wichtige<br />
Voraussetzung zur Erhaltung und nachhaltigen Sicherung<br />
unseres Waldbestandes.<br />
Die Beobachtung ausgewählter Waldflächen über längere<br />
Zeiträume (das Monitoring) ist von besonderer Bedeutung<br />
angesichts zunehmender klimatischer Einflüsse<br />
und der weiterhin bestehenden Gefährdung durch Luftverunreinigungen<br />
wie Stickoxide, Ozon und andere Stickstoffverbindungen.<br />
Der Zustand der Baumkronen ist in<br />
dem Rahmen nur ein (gewiss wichtiges und vor Ort sofort<br />
zu beurteilendes) Kriterium. Der Zustand der Waldböden<br />
ist nicht so offensichtlich, spielt aber für unser Trinkwasser<br />
und für die Ernährung der Waldpflanzen (also auch für<br />
deren Gesundheit) eine wesentliche Rolle. Unsere heutige<br />
Sorge um den Wald kann unseren Kindern und Enkeln<br />
seine vielfältigen Funktionen nachhaltig sichern. Darum<br />
darf der Wald nicht als „Patient“ ignoriert werden, die<br />
Öffentlichkeit muss weiterhin über seinen Gesundheitszustand<br />
informiert werden und für seine Probleme sensibilisiert<br />
werden.<br />
Elke Kellmann<br />
18 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Weymouthskiefer<br />
Zu Weymouthskiefer und Weißtanne im Nationalpark Sächsische Schweiz<br />
Die Weymouthskiefer oder Strobe stammt ursprünglich<br />
aus Nordamerika. Sie wurde erstmals zu Beginn des<br />
18. Jahrhunderts von dem englischen Lord Weymouth auf<br />
seinem Gut in Wiltshire angepflanzt.<br />
Über die Abholzung der Weymouthskiefer im benachbarten<br />
Nationalpark Böhmische Schweiz wurde bereits<br />
im letzten SSI-Heft berichtet. Damals stand die Gegend<br />
um Jetřichovice (Dittersbach) im Blickpunkt. Wie sieht es<br />
aber im Nationalpark Sächsische Schweiz aus, ist dort die<br />
Weymouthskiefer unschädlich?<br />
Zunächst wurde auch hier die Schädlichkeit der Weymouthskiefer<br />
erkannt, und man kann sagen, sie wird aktiv<br />
in der sogenannten Pflegezone B ausgerottet. Also, wenn<br />
irgendwo Weymouthskiefern gefällt werden, nicht erschrecken<br />
oder protestieren. Die Weymouthskiefer ist nicht im<br />
natürlichen Waldbestand (was das erklärte Ziel der Nationalparkverwaltung<br />
ist, den natürlichen Waldbestand wieder<br />
herzustellen). Nun gibt es allerdings ein Problem.<br />
Das neue Nationalpark-Programm teilt das Gebiet in<br />
zwei Pflegezonen (A und B): Dabei ist Zone A das Areal,<br />
was die natürlichen Prozesse ungehindert geschehen lassen<br />
will (Bibelriether: „Natur – Natur sein lassen“). Der<br />
sogenannte Prozessschutz ist hier das erklärte Ziel.<br />
Dafür gibt es unterschiedliche Auffassungen, sie reichen<br />
vom „totalen Eingriffsverzicht“ oder „alles so lassen<br />
wie es ist“ bis hin zum totalen Ausmerzen der aggressiven<br />
Neophyten. Der Autor dieses Beitrags geht davon aus, dass<br />
die Erhaltung bzw. die Wiederherstellung des natürlichen<br />
Waldbildes es rechtfertigt, den totalen Eingriff zu tätigen.<br />
Man muss dazu folgendes wissen. Die Weymouthskiefer<br />
ist anteilig mit nur 0,09% im Nationalpark Sächsische<br />
Schweiz vertreten. Durch ihr aggressives Verhalten – sie<br />
verdrängt einheimische Bäume und Pflanzen von Felsriffen<br />
(einem typischen Landschaftselement der Sächsisch-<br />
Böhmischen Schweiz) – und durch intensivere Nadelstreu<br />
(als beispielsweise die gewöhnliche Kiefer Pinus sylvestris)<br />
ist die Weymouthskiefer ungeeignet, naturnahe Zustände<br />
zu gewähren. Deshalb sollte es legitim sein, diese wenigen<br />
Bäume aus den Zonen A und B zu entfernen.<br />
Die Bestände der Bäume sind in Bestandsuntersuchungen<br />
erfasst worden, die etwa aller 10 Jahre von der<br />
Nationalpark-Verwaltung als Waldinventur durchgeführt<br />
werden. Dabei sind in der Zone A nur 1,1 ha (nach [1])<br />
mit nicht einheimischen Baumarten bestanden, dazu gehören<br />
außer der Weymouthskiefer noch die Lärche (Larix<br />
decidua), die Roteiche (Quercus rubra) und die Lawson-<br />
Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsionata).<br />
Die Weymouthskiefer steht vorzüglich auf Riffstandorten<br />
und verdrängt dort die einheimische Flora immer<br />
mehr. Die Entwicklungsszenarien lassen nach [1] vermuten,<br />
dass es nach einiger Zeit Reinbestände der Weymouthskiefer<br />
geben könnte. Deshalb sollte nicht einfach<br />
abgewartet, sondern schon heute gehandelt werden! Als<br />
Handelsrichtlinien dienen die Waldbehandlungsgrundsätze<br />
im Nationalpark Sächsische Schweiz seit 1996, worin<br />
der Umgang mit Neophyten in der Zone A und B verbindlich<br />
geregelt ist. Darin sind nach [2] die Ruhebereiche und<br />
das Zurückdrängen von Baumarten festgelegt.<br />
Zu gering im Nationalpark vertreten ist die Weißtanne.<br />
Sie wird wieder verstärkt eingebracht, da ihre Bestände<br />
in den letzten Jahrzehnten sehr schrumpften, was unter<br />
anderem den schlechten Luftbedingungen geschuldet<br />
war. Bereits im Jahresbericht 2003 Nationalpark- und<br />
Forstamt Sächsische Schweiz war unter dem Punkt 3.2.1<br />
folgendes zu lesen:<br />
Waldentwicklung<br />
Artenschutzprojekt Weißtanne<br />
Zur Vorbereitung der Anerkennung von Weißtannen-Saatgutbeständen<br />
erfolgte eine Inventur der<br />
Tannen-Altbäume auf elf Flächen. Dazu wurden der<br />
Baumdurchmesser gemessen, die Bäume dauerhaft<br />
markiert und der Standort in Karten erfaßt. Im Ergebnis<br />
konnten durch das Landesforstpräsidium fünf<br />
Bestände zur Gewinnung von Saatgut zugelassen werden.<br />
Auf ausgewählten Flächen mit Weißtanne im Voranbau<br />
erfolgte die Kontrolle des Wildverbisses an Terminal-<br />
und Seitentrieben. Es wurden 38 Flächen bearbeitet,<br />
davon elf im vorderen und 27 im hinteren Teil des Nationalparks.<br />
Zusätzlich wurde der Einfluss von Wildverbiss<br />
auf den Wachstumsverlauf der jungen Weißtannen<br />
auf ausgewählten Flächen fotografisch dokumentiert.<br />
Damit ist klar zum Ausdruck gebracht worden, dass das<br />
Wiedereinbringen der Weißtanne (als Bestandteil einer<br />
natürlichen Waldgesellschaft) zum erklärten Ziel der Nationalpark-Verwaltung<br />
gehört. Weiterhin ist dort zu lesen:<br />
Für rund 60% der Nationalpark-Fläche mit dem<br />
Schwerpunkt naturferner Fichtenforste auf ebenen und<br />
schwach geneigten Standorten („Pflegebereich“) wurden<br />
im Rahmen einer dem Nationalpark angepassten<br />
und zwischen Forst- und Naturschutzverwaltung abgestimmten<br />
Forsteinrichtung mit Stichtag 01.01.1998<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 19
für einen Zeitraum von 10 Jahren noch Waldpflegemaßnahmen<br />
geplant. Diese konzentrieren sich auf die<br />
Stabilisierung mehr oder weniger geschwächter Fichtenbestände<br />
(Kronenpflege), die Entnahme gebietsfremder<br />
Baumarten, z.B. Weymouthskiefer, Roteiche,<br />
Lärche (Mischungsregulierung), die Förderung unterrepräsentierter<br />
heimischer Baumarten, insbesondere<br />
der vom Aussterben bedrohten Weißtanne (Artenschutz).<br />
Zur „Halbzeit“ des Planungszeitraumes, also nach<br />
5 Jahren, erfolgte 2003 eine sogenannte Zwischenrevision<br />
der bisherigen Waldpflegemaßnahmen. So wurden<br />
in den zurückliegenden Jahren u.a. durchgeführt:<br />
• auf einer Fläche von 490 ha Pflegemaßnahmen in<br />
jüngeren Waldbeständen<br />
• auf 2.630 ha Pflegemaßnahmen in mittelalten und<br />
älteren Waldbeständen<br />
•<br />
Verjüngungsmaßnahmen auf knapp 200 ha, davon<br />
über 90% als Voranbau und 78% Wiedereinbringung<br />
der Weißtanne.<br />
Die künstliche Einbringung von Baumarten der natürlichen<br />
Waldgesellschaft soll gezielt in Bereichen<br />
stattfinden, in denen die selbständige Ausbreitung<br />
dieser Baumarten von Natur aus nicht absehbar ist.<br />
Die Bäume werden vorrangig unter dem Schutz eines<br />
vorhandenen Altholzschirmes eingebracht, sogenannter<br />
Voranbau. Den Schwerpunkt der Pflanzungen bildet<br />
die gefährdete einheimische Weißtanne, die in der<br />
Baumschule ausschließlich aus Saatgut aus der Sächsischen<br />
Schweiz gezogen wurde.<br />
Am Riff der Viléminina stěna in der Böhmischen Schweiz wurden<br />
zahlreiche Weymouthskiefern gefällt.<br />
Die Bilanz beim Anbau der Weißtanne klingt positiv:<br />
Verjüngung Voranbau:<br />
* Weißtanne: 15,2 ha<br />
* Rotbuche: 0,3 ha<br />
* Bergahorn: 0,2 ha<br />
* Linde: 0,1 ha<br />
* Summe Voranbau: 15,8 ha<br />
In den Anfragen des Sächsischen Bergsteigerbundes an<br />
die Nationalpark-Verwaltung (nachzulesen im Internet<br />
s. [3]) gibt es folgendes Interessantes zu lesen:<br />
Zieht damit nun forstliche Ruhe in die Kernzone ein<br />
oder sind weitere Pflegemaßnahmen geplant?<br />
Antwort: Ja, denn in der Naturzone A und in den weiteren<br />
seit 01.01.2008 festgelegten Prozessschutzflächen<br />
(s.o.) sind grundsätzlich keine Maßnahmen geplant.<br />
Gemäß Nationalpark-Programm (Abschn. 5.2.2.1,S. 34 f.)<br />
sind jedoch im Einzelfall folgende Eingriffe zulässig:<br />
Eingrenzung einer Massenvermehrung von Forst-<br />
20 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
insekten zur Verhinderung eines Übergreifens auf<br />
angrenzende Waldflächen oder bei kleinräumiger<br />
Verzahnung mit der Naturzone B<br />
Förderung einzelner Weißtannen<br />
Zurückdrängung gebietsfremder, besonders expan-<br />
siver Baumarten (insbesondere Weymouthskiefer)<br />
zur Sicherung einer naturnahen Waldentwicklung<br />
Erhaltung besonders markanter Sichtbeziehungen<br />
(Aussichtspunkte)<br />
Entnahme und Verwendung von Bäumen und<br />
Baumteilen (gebietsfremde Baumarten sowie Fichte)<br />
zur Wegeunterhaltung in schwer zugänglichen<br />
Geländebereichen einschließlich zur Besucherlenkung<br />
Bereiche mit Waldschutzmaßnahmen bzw. Einzelmaßnahmen<br />
in der Naturzone A sind im Rahmen der Pflege-<br />
und Entwicklungsplanung/ Waldbehandlungsgrundsätze<br />
für den Landeswald im Nationalpark dargestellt.<br />
Darüber hinaus können punktuell Maßnahmen zur<br />
Abwehr akuter Gefahren für Leib und Leben der Bevölkerung<br />
oder erheblicher baulicher Sachwerte erforderlich<br />
werden, z.B. Bekämpfung von Waldbränden,<br />
Verkehrssicherung gegenüber öffentlichen Straßen,<br />
Wegen, Plätzen und Gebäuden. Ein vollständiger Verzicht<br />
auf Eingriffe in natürliche Abläufe ist in einem<br />
solch kleinen und intensiv frequentierten Nationalpark<br />
wie der Sächsischen Schweiz nicht möglich.<br />
[1] Ille, D. Schmidt, Peter, A. :„Zur Ausbreitung und Etablierung der<br />
Weymouth-Kiefer (Pinus strobus L.) im Nationalpark Sächsische<br />
Schweiz“; in: AFSV, Forstliche Vegetationskunde, Waldökologie online,<br />
Heft 5, S. 5–23, Freising, Dez. 2007<br />
[2] Ille, D., Schmidt Peter A., Denner, M., Wagner, F. „Zur Situation der<br />
gebietsfremden Baumart Weymouth-Kiefer (Pinus strobus) im Nationalpark<br />
Sächsische Schweiz, in: Naturschutzarbeit in Sachsen, Jg. 48,<br />
S.21–30, 2006<br />
[3] http://www.bergsteigerbund.de/dokumente/ag_nus_anfrage.pdf<br />
Holger Röthig
Heimatgeschichte<br />
„Ilse-Bähnert-Stiftung“ und Nationalparkverwaltung rekonstruierten verschollenen<br />
Obelisken auf dem Lilienstein<br />
Mit der Einweihung<br />
eines rekonstruierten<br />
Obelisken im August<br />
2008 hat der Schauspieler<br />
Tom Pauls mit<br />
der „Ilse-Bähnert-<br />
Stiftung“ wieder ein<br />
Stück Heimat auf den<br />
Lilien stein zurück<br />
gebracht. Niemand<br />
Geringeres als „August<br />
der Starke“ und „Gräfin Cosel“ mit einem 35 Mann<br />
starken historischen Gefolge zogen hinauf. Bereits auf<br />
dem Südaufstieg stimmte „August“ alias Tom Pauls die<br />
vielen Besucher des Spektakels humorvoll auf das Ereignis<br />
ein. Die Enthüllung des Obelisken schließlich behielt<br />
sich der Schauspieler und Stiftungsgründer selbst vor. Mit<br />
der Ilse-Bähnert-Stiftung zur Pflege und Bewahrung der<br />
sächsischen Sprache und Kultur will Tom Pauls kulturhistorische<br />
Kleinode erhalten und erschaffen.<br />
Der Obelisk erinnert an die erste Besteigung des Liliensteins<br />
durch August den Starken vor genau 300 Jahren.<br />
Vermutlich ein Blitz zerstörte im letzten Jahrhundert das<br />
Original des rund vier Meter hohen Obelisken. Nationalparkverwaltung<br />
und Tourismusverband unterstützten die<br />
Rekonstruktion als Ideengeber und organisatorisch als<br />
Beitrag zur Entwicklung der Sächsischen Schweiz und der<br />
Traditionspflege. Die historischen Hintergründe zu Aussehen<br />
und Größe des Obelisken ermittelte Fachmann René<br />
Prokoph aus Gohrisch. Die Steinmetzwerkstatt Andreas<br />
Zur Einweihung des Obelisken im August 2008<br />
Hempel fertigte die Säule und errichtete diese wieder auf<br />
dem noch vorhandenen Original-Sockel.<br />
H. P. Mayr, Nationalparkverwaltung<br />
Der Kerbensteig<br />
Vom Verschwinden eines historischen Wanderweges und warum es trotzdem Hoffnung gibt<br />
Im hintersten Teil der Sächsischen Schweiz, dem Hinterhermsdorfer<br />
Grenzwinkel, die Grenze nach Böhmen tangierend,<br />
verschwindet langsam und nicht ganz freiwillig<br />
ein wildromantischer Wanderweg – der Kerbensteig. Im<br />
Jahr 1836 wurde dieser Weg unter Leitung des Mitarbeiters<br />
der Königlich-Sächsischen-Floßmeisterei Major von<br />
Dieskau in den wildesten Teil des Kirnitzschtales geschlagen.<br />
Dies geschah im Zuge der damaligen ersten touristischen<br />
Erschließungswelle in der hinteren Sächsischen<br />
Schweiz. Damals wurden unter anderem auch die Wolfsschlucht<br />
und der Winterstein erstmals begehbar gemacht.<br />
Der Kerbensteig zieht sich von der ehemaligen Schönlinder<br />
Brücke am Schwarzen Tor, direkt an der Mündung<br />
des Roten Floßes, etwa einen Kilometer über Felsriffe,<br />
ausgeschlägelte Sandsteinsimse und -treppen deutlich unterhalb<br />
des jetzigen Wanderweges das Kirnitzschtal hinab.<br />
Er beginnt auf sächsischer Seite und verläuft in mäßiger<br />
Höhe durch die hier sehr enge Felsenschlucht. Später senkt<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 21
er sich über Treppen hinab und querte dann in seinem<br />
mittleren Verlauf per Brücke das Gewässer. Von hier ab<br />
ging es dann auf böhmischer Seite weiter durch das sich<br />
leicht erweiternde Tal. Letztendlich endete der Kerbensteig<br />
mit der Überquerung der damals existenten zweiten<br />
Kirnitzschbrücke etwas oberhalb des Einstieges zur<br />
Wolfsschlucht. Seine Bedeutung bezog dieser Felsenweg<br />
durch seine direkte Anbindung an die Tangente Balzhütte/<br />
Jungferntanne–Hinterhermsdorf direkt am Schwarzen Tor<br />
und seine Nähe zur später entstandenen Oberen Schleuse.<br />
Desweiteren zeichnete er sich durch seinen Verlauf<br />
durch den wildromantischsten, engsten und von hohen<br />
Felswänden flankierten Teil des Kirnitzschtales aus. Zur<br />
Erinnerung an seine Errichtung existiert eine fast in Vergessenheit<br />
geratene Inschrift an der ehemaligen mittleren<br />
Brücke des Weges, die Dieskautafel.<br />
Reichlich einhundert Jahre, nämlich bis 1945, erfreute<br />
dieser Weg Wanderer aus Nah und Fern. Als im Jahr 1945<br />
die Grenze zur damaligen ČSR geschlossen wurde, kam<br />
das Aus auch für diesen wunderschönen und damals sehr<br />
beliebten Weg. Es verschwanden die Schönlinder Brücke<br />
und die anderen beiden Brücken, Geländer und den Weg<br />
sichernde Bohlen verrotteten. In DDR-Zeiten wurde der<br />
Weg halb illegal von einigen Idealisten vom Schwarzen<br />
Tor bis zur Major-Dieskau-Inschrift noch notdürftig begehbar<br />
gehalten.<br />
Mit Ausrufung des Nationalparks Sächsische Schweiz<br />
wurde dieser nun in der Kernzone liegende Abschnitt<br />
dann aber unbenutzbar gemacht. Seitdem gerät er langsam<br />
in völlige Vergessenheit und verwächst restlos, was<br />
von Amtswegen sicher nicht bedauert wird. Seit Ende der<br />
Die Dieskau-Inschrift am ehemaligen Kerbensteig<br />
1990er Jahre, hauptsächlich betrieben durch den Heimatverein<br />
Hinterhermsdorf, wurde wenigstens eine Wiedereröffnung<br />
des Wandergrenzüberganges am Schwarzen Tor<br />
ins Gespräch gebracht. Bis Ende 2007 wurden alle Initiativen<br />
diesbezüglich von der Nationalparkverwaltung abgelehnt.<br />
Im Gegenteil, die Zugangsschlucht auf deutscher<br />
Seite wurde im Frühjahr 2006 mittels durch Motorsäge<br />
gefällte und hineingeworfene Bäume blockiert, und diese<br />
Gehölze wurden dann noch akribisch untereinander vernagelt.<br />
Ob das auch gut für das die Schlucht offensichtlich<br />
nutzende Hochwild ist?<br />
Mittlerweile kommt etwas Bewegung in die Sache, die<br />
übereifrigen Zeiten bei der Nationalparkverwaltung in Bad<br />
Schandau relativieren sich derzeit anscheinend. Seitens der<br />
Nationalparkverwaltung fand scheinbar ein Umdenken<br />
statt, und es wurde neulich gegenüber dem Heimatverein<br />
Hinterhermsdorf zumindest eine mögliche Wiedererrichtung<br />
der Schönlinder Brücke und Öffnung der dortigen<br />
Engster Teil der Kirnitzschschlucht<br />
22 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Grenzpassage am Schwarzen Tor angedeutet. Momentan<br />
ist dem Vernehmen nach das größte Hindernis, leider wieder<br />
einmal, die Zurückhaltung der tschechischen Seite.<br />
Also Hoffnung ist vorhanden – denn eine Erhaltung<br />
solcher traditionellen Wege, die schon seit Generationen<br />
genutzt werden, sollte doch auch den verantwortlichen<br />
Behörden am Herzen liegen. Zumal es sich hier nur um<br />
ein Einzelbeispiel handelt. Erinnert sei deshalb in diesem<br />
Zusammenhang auch an den gesperrten Grenzweg, die<br />
zerstörte Brücke am Ziegengrund und den sogar umgepflügten<br />
hinteren Großen Zschand. So wie für die Berg-<br />
und Wanderfreunde nicht alle Wünsche in Erfüllung<br />
gehen, sollte das Nationalparkamt diesbezüglich weiterhin<br />
Kompromissbereitschaft an den Tag legen. Grund zum<br />
Optimismus scheint vorhanden.<br />
Jan Hänel, Dresden<br />
Nicht viele Wanderpfade in der Sächsischen Schweiz stellen<br />
solchen Reichtum an geschichtlicher und gegenwärtiger<br />
Erlebbarkeit wie der Flößersteig im Kirnitzschtal dar.<br />
Sein Name hält die Erinnerung an das alte Flößer gewerbe<br />
lebendig, das jahrhundertelang einem großen Teil der Bewohner<br />
Arbeit und Brot gegeben hat. Schon im 15. Jahrhundert<br />
wurde Holz geflößt. Zwischen 8.000 und 9.000<br />
Festmeter Holz waren es jährlich. Auf keinem Nebenfluß<br />
der Elbe innerhalb der Sächsischen Schweiz wurde so viel<br />
Holz geflößt wie auf der Kirnitzsch. Ab 1921 wurde dann<br />
nur noch bis zur Neumannmühle geflößt. Seit 1940 gibt es<br />
keinen Floßbetrieb mehr.<br />
Mit Beginn des Niedergangs der Flößerei kam der Gedanke<br />
zum Einrichten eines Lehrpfades. 1928 wurde dann<br />
erstmals in einer gesamten Länge von 22 km ein Wanderweg<br />
auf den Spuren der Flößer angelegt beziehungsweise<br />
rekonstruiert. Heute erfreut sich der Steig bei jung und alt<br />
großer Beliebtheit. Der schöne Wanderweg wurde 1957/58<br />
zwischen Forsthaus und Beuthenfall durch die Station<br />
Junger Touristen Bad Schandau und die Oberschule Bad<br />
Schandau zu einem heimatkundlichen Lehrpfad angelegt<br />
und 1962/63 talwärts bis nach Bad Schandau verlängert.<br />
Er ist etwa 9 km lang, und eine Begehung mit gründlichem<br />
Studium der 83 Lehrtafeln erfordert mindestens 3 bis 4<br />
Stunden.<br />
Ob man den Flößersteig in seiner Gesamtlänge oder<br />
nur Teilstücke begeht, spielt dabei eine untergeordnete<br />
Rolle. Unbedingt sollte man aber das Teilstück zwischen<br />
Ostrauer Mühle (Zeltplatz) und Forsthaus begehen.<br />
Nur hier findet man die letzten Passagen des<br />
originalen Flößersteigs (siehe Foto). Hier werden die<br />
Ehrung für Oberforstmeister F. W. Augst<br />
Am 25. Oktober 2008 trafen sich auf Einladung von Oberforstmeister<br />
i.R. Dietrich Graf in Hinterhermsdorf waldverbundene<br />
Heimatfreunde zu einer Gedenkveranstaltung<br />
für den Schandauer Oberforstmeister Friedrich Wilhelm<br />
Augst (1958 – 1914). Dessen Geburtstag jährte sich an diesem<br />
Tag zum 150. Male. Bei einer Abendwanderung, die<br />
von der Buchenparkhalle zur derzeit stärksten Alttanne<br />
im Nationalpark in der Nähe der Hohwiese führte, würdigte<br />
Graf die Verdienste, die sich Augst durch seine<br />
noch heute richtungsweisende Monographie „Die Fichte<br />
im Elbsandsteingebirge“ um den Waldbau erworben hat.<br />
Oberforstmeister Augst gehörte schon in den ersten Jahren<br />
des Wirkens der Landesvereins Sächsischer Heimatschutz<br />
zu den aktiven und geschätzten Mitarbeitern der Naturschutzabteilung.<br />
Manfred Schober<br />
Im Kirnitzschtal feiert der Flößersteig dieses Jahr seinen 80. bzw. 50. Geburtstag<br />
Kettenpassage am Flößersteig<br />
Mühen der Flößer am deutlichsten, in welch unwegsamem<br />
Gelände sie das Holz flößten.<br />
Axel Mothes, Halle / S.<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 23
1786 erschien Wilhelm Leberecht Götzingers<br />
„Geschichte und Beschreibung des Chursächsischen<br />
Amts Hohnstein mit Lohmen“<br />
Nach dem Abschluss des Theologie-Studiums an der Universität<br />
in Wittenberg zu Ostern 1780 gehörte Wilhelm<br />
Leberecht Götzinger als „Kandidat des Predigeramts“ zu<br />
der großen Zahl der Theologen, die auf eine frei werdende<br />
Pfarrstelle warteten. Für ihn dauerte diese Wartezeit beinahe<br />
sieben Jahre. Die ersten drei Jahre verbrachte er im<br />
Elternhaus in Sebnitz. Hier unterstützte er gelegentlich<br />
den Vater im Pfarramt, indem er für ihn predigte. Außerdem<br />
begann er, sich eingehend mit der Geschichte seiner<br />
Heimatstadt zu beschäftigen. Als Quellenmaterial für die<br />
stadtgeschichtlichen Forschungen standen ihm die Akten<br />
des Sebnitzer Rats- und des Pfarrarchivs, die Kirchenbücher<br />
und verschiedene die Stadtgeschichte betreffende<br />
Aufzeichnungen zur Verfügung, die sich im Besitz von<br />
Sebnitzer Familien befanden.<br />
Den jungen Mann zog es aber auch hinaus in die „Heide“,<br />
wie man damals und noch lange danach die Hintere<br />
Sächsische Schweiz nannte. Bei diesen Ausflügen, die<br />
vermutlich auch das Sammeln von Mineralien zum Ziel<br />
hatten, begleitete ihn oft ein ortskundiger Waldwärter aus<br />
Ottendorf.<br />
Zu Ostern 1783 übersiedelte Götzinger nach Hohnstein,<br />
wo er als Hauslehrer und Informator die Söhne des<br />
Försters Schulze und des Amtsinspektors Scheffler unterrichtete.<br />
Als Hauslehrer hatte er nicht nur den Unterricht<br />
zu erteilen. Er musste auch als Begleiter seiner Schützlinge<br />
an allen Geselligkeiten teilnehmen, die seine Brotgeber<br />
besuchten oder im eigenen Hause ausrichteten. Dazu<br />
gehörten Bälle, Festessen und Ausfahrten mit der Kutsche<br />
bzw. im Winter mit dem Schlitten. Bei solchen Gelegenheiten<br />
lernte er die Unmoral und Falschheit der „feinen“<br />
Hohnsteiner Gesellschaft und des Amtsinspektors kennen.<br />
Was er dabei beobachtete und empfand, vertraute er dem<br />
in diesen Jahren geführten Tagebuch und den Briefen an,<br />
die er an seine Braut Charlotte Bielitz schrieb: „Diesen<br />
Abend – unvergeßlich wird er mir seyn! – erfuhr ich Dinge,<br />
vor die mein Geist zittert und für die ich zurückschrecke.<br />
Der Amts Insp(ektor) ist Mörder, Dieb, Ehebrecher,<br />
Blutschuldiger, Meineidiger, Ungerechter o genug, genug,<br />
Herr S. mein wahrer Freund erzählte mir Dinge, die entsetzlich<br />
sind. Er hat Kinder abgetrieben, eine Magd, die<br />
von ihm schwanger war, auf eine besondere Art ermordet,<br />
unzählig(e) arme Bauernmädchen hat er um ihre Unschuld<br />
gebracht und andere die Früchte seines Leibes erziehen<br />
laßen – Er hat geschworen, falsch geschworen, um 2000<br />
(Taler) zu erhalten. Er nimt das Geld sey es rechtmäßig<br />
oder nicht.“ (Tagebuch v. 26.11.1784)<br />
Wohl wegen solcher für ihn bitteren Erfahrungen und<br />
Erkenntnisse hat Götzinger später die Zeit in Hohnstein<br />
als eine „wahre Schule“ für sein Leben bezeichnet. Sie<br />
war aber auch für ihn als Heimatforscher wichtig, denn<br />
in diesen Jahren erweiterte er das in Sebnitz verfasste<br />
Manuskript der Stadtchronik durch weitere Forschungen<br />
zu einer Geschichte und Beschreibung des Doppelamtes<br />
Hohnstein mit Lohmen. Neben dem Kapitel „Kriegsunruhen“<br />
verfasste er in dieser Zeit insbesondere die allerdings<br />
oft sehr knappen Angaben zur Geschichte der einzelnen<br />
Ortschaften des Amtes und die Abschnitte mit den Beschreibungen<br />
der „Merkwürdigkeiten“ der Gegend und im<br />
Reiche der Natur sowie den einleitenden Überblick über<br />
die Lage, Größe und Beschaffenheit des Amtes. Im zuletzt<br />
genannten Kapitel preist er mit begeisternden Worten die<br />
Reize der Landschaft und bekennt schließlich: „Doch ich<br />
fühle mich zu schwach dieses alles lebhaft zu schildern.<br />
Diese reizende Gegend will nicht beschrieben, sondern<br />
gesehen seyn.“<br />
Götzinger nutzte auch in Hohnstein jede sich bietende<br />
Gelegenheit, um mit seinen Zöglingen oder Bekannten<br />
und Freunden Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung<br />
zu unternehmen. „Am Johannistage war ich mit dem<br />
Sebnitzer Rektor und Hr. Hänel in der Hinterhermsdorfer<br />
Heide. O, wie sah ich die Natur da bald in einer prächtigen<br />
und reizenden, bald in einer grausen und fürchterlichen<br />
Gestalt. Du wirst die Beschreibung hiervon in meiner Geschichte<br />
finden …“ (Brief vom 5.7.1786 an seine Braut)<br />
In der Einleitung findet sich auch die seitdem oft zitierte<br />
Anmerkung als Fußnote: „Alle Schweitzer, welche<br />
die hiesige Gegend besucht haben, versichern, daß sie<br />
mit den Schweizerischen Gegenden sehr viel Aehnlichkeit<br />
habe.“<br />
Titelseite des ersten Werkes<br />
von W. L. Götzinger<br />
24 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Welchen Besuchern aus der Schweiz könnte Götzinger<br />
damals begegnet sein? Vielleicht dem aus der Schweiz<br />
an die Kunstakademie Dresden berufenen Maler Adrian<br />
Zingg? Denn dieser hatte am 23. Juli 1784 auf dem Marktplatz<br />
von Hohnstein gezeichnet. Dabei saß er nur wenige<br />
Meter von dem Hause des Försters Schulze (heute Bergsportladen<br />
Arnold) entfernt, in dem Götzinger zu unterrichten<br />
hatte.<br />
Nach den Angaben in seinem Tagebuch<br />
war Götzinger im Sommer 1784<br />
emsig mit der Materialsammlung<br />
und der Niederschrift der ersten<br />
Abschnitte seines Buches beschäftigt.<br />
Für die Darstellung<br />
der Geschichte wertete er<br />
neben gedruckten älteren<br />
Werken zur sächsischen<br />
Geschichte ältere Akten<br />
aus dem Amtsarchiv aus,<br />
das sich damals auf der<br />
Burg Hohnstein in der<br />
ehemaligen Burgkapelle<br />
befand.<br />
Als Arbeitsplatz für<br />
seine Studien diente ihm<br />
während der warmen Jahreszeit<br />
ein „Lusthäuschen“,<br />
das auf der Burg neben dem<br />
Amtshause stand. Im November<br />
des gleichen Jahres<br />
besuchte Götzinger den<br />
Stolpener Pfarrer Gerke,<br />
um ihm sein Manuskript<br />
zu zeigen und ihn um Unterstützung zu bitten. Gerke hatte<br />
eine Geschichte der Stadt und Festung Stolpen geschrieben<br />
und veröffentlicht und unterstützte sehr bereitwillig<br />
den jungen Mann bei seiner Arbeit. „Über meine Arbeiten<br />
hatte er große Freude. Er hätte nicht geglaubt, daß ich indeßen<br />
so fleißig gewesen, noch weniger, daß ich so schöne<br />
Urkunden und Nachrichten gesammelt und versicherte<br />
mir, daß ich den Freunden der Sächs. Geschichte einen<br />
angenehmen Dienst mit Herausgabe meiner Chronik leisten<br />
würde. Er versprach mir allen Beistand, an Büchern<br />
und Urkunden und Nachrichten, die er besäße.“ (Tagebuch<br />
v. 5.11.1784)<br />
Im März 1786 war das Manuskript so weit fertig gestellt,<br />
dass der Verlag mit den Setzarbeiten beginnen konnte.<br />
Um den Absatz des Buches zu sichern und um die Zahl<br />
der interessierten Leser zu ermitteln, begann Götzinger,<br />
mit einer mehrseitigen gedruckten „Ankündigung“ um<br />
sogenannte „Pränumeranten“ (Vorbesteller) zu werben.<br />
Die Ankündigung gab einen Überblick über den Buchinhalt<br />
und versprach den Vorbestellern bei Erscheinen des<br />
Werkes den Vorzugspreis von nur 20 Groschen statt 1 Taler<br />
Die Medaille wurde anläßlich des 250. Geburtstages von Götzinger<br />
vom Pir naer Numismatischen Verein in Auftrag gegeben<br />
und von Peter Götz Güttler entworfen und ausgeführt.<br />
4 Groschen (1 Taler = 24 Groschen) für ein Exemplar. Die<br />
Werbung hatte den erhofften Erfolg. Das dem Buch später<br />
vorangestellte Verzeichnis der Vorbesteller führte 277<br />
Personen auf, die zusammen 293 Bücher bestellten. Unter<br />
den Bestellern finden sich neben zahlreichen Kaufleuten,<br />
Pastoren und Beamten auch Bauern und Handwerker. Es<br />
ist anzunehmen, dass der Verlag trotz der eingeholten<br />
Vorbestellungen eine größere Anzahl Bücher<br />
drucken ließ. Nach Götzingers Tod fanden<br />
sich in seinem Nachlass noch 17<br />
unverkaufte Exemplare.<br />
Die letzten Arbeiten am Manuskript<br />
erfolgten im Spätsommer<br />
1786. Das Vorwort ist datiert<br />
„Hohnstein bei Stolpen, am<br />
13. Sept. 1786“. Ende Oktober<br />
lag das Buch fertig<br />
vor, so dass Götzinger beginnen<br />
konnte, die zu ihm<br />
nach Hohnstein gesandten<br />
Bücher an die Besteller zu<br />
verschicken.<br />
Das Buch hatte eine un<br />
geahnte Wirkung. Nach<br />
dem Urteil von Sophus<br />
Ruge, eines ausgezeichneten<br />
Kenners der ältesten<br />
Reiseliteratur durch<br />
die Sächsische Schweiz,<br />
gaben die in ihm enthaltenen<br />
Beschreibungen der<br />
Landschaft „den wesentlichsten<br />
Anstoß zum lebhafteren<br />
Besuche“ derselben. Als Beleg für diese Feststellung<br />
führte er eine Rezension an, die im Jahre 1804<br />
in der „Allgemeinen Literaturzeitung“ erschienen war. In<br />
ihr war über die „Geschichte und Beschreibung des …<br />
Amtes Hohnstein mit Lohmen“ zu lesen: „Schon jenes<br />
erste Werk machte auf die Naturschönheit dieser Gegend<br />
aufmerksam und war eine der Hauptquellen für diejenigen,<br />
welche bisher bei Beschreibung dieses oder jenes<br />
Teils der Sächsischen Schweiz auch die Geschichte derselben<br />
berührten. Dieses Buch ist vollständiger als alle<br />
Schriften seiner Vorgänger.“<br />
Einer, der angeregt durch Götzingers Werk, bald<br />
danach das Gebirge durchstreifte und darüber in den<br />
„Pitoreskische(n) Reisen durch Sachsen …“ berichtete,<br />
war der Leipziger Advokat und Gelegenheitsdichter J. J.<br />
Brückner (1762 – 1811). Er stellte darin mit Verwunderung<br />
fest: „Es ist sonderbar, daß diese schönen Gegenden, die<br />
doch gewiß nicht erst seit Jahrzehnten entstanden sind,<br />
bis jetzt gleichsam im Verborgenen gelegen haben und nur<br />
erst seit wenig Jahren besucht worden sind …“<br />
Manfred Schober, Sebnitz<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 25
Böhmische Schweiz<br />
Olešský rybník (Ohlischer Teich) – ein<br />
bedeutendes Naturschutzgebiet der<br />
Böhmischen Schweiz<br />
Das größte stehende Gewässer in der Böhmisch-Sächsischen<br />
Schweiz ist der Ohlischer Teich, der 5 km östlich<br />
von Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz) gelegen ist.<br />
In deutschen Quellen vor 1945 wird er auch als „Großer<br />
Teich“ oder „Großteich“ bezeichnet. Erstmals wird er in<br />
den Landtafeln im Jahre 1471 erwähnt. Die Wasserfläche<br />
und das sie umgebende Sumpfland wurden dann 1570<br />
durch den Herrschaftsbesitzer Hans von Salhausen mittels<br />
eines Dammes aufgestaut. Seitdem wird der Ohlischer<br />
Teich als Fischteich genutzt, bis 1801 von der Herrschaft<br />
selbst und dann bis 1846 von Pächtern. An Fischen werden<br />
Hechte, Karpfen, Schleien und Weißfische angeführt. Bemerkenswert<br />
ist, dass auf dem Teich schon 1782 ein Kahn<br />
zu „Lustfahrten“ bereit stand.<br />
Ab 1886 lag er 20 Jahre trocken und wurde als Wiese<br />
verpachtet, weil dies der Obrigkeit mehr Nutzen brachte.<br />
Die gänzliche Auflassung schien möglich, nachdem die<br />
des Wassers bedürftige Ohlischer Mühle 1881 abgebrannt<br />
war und nicht mehr aufgebaut wurde. Im Jahre 1905 ließ<br />
die Herrschaftsverwaltung, einer gemeinsam gestellten<br />
Bitte der Wiesenpächter entsprechend, den Teichabfluss<br />
(„Schlucken“ genannt) verschließen und die Hälfte der<br />
ehemaligen Fläche unter Wasser setzen. Während des<br />
Winters diente die gewaltige Eisdecke Hunderten von<br />
Schlittschuhläufern, welche teilweise bis aus Dresden kamen,<br />
als Tummelplatz. Kaum war 1906 der Teich eisfrei,<br />
so erschien eine Menge Sumpf- und Wasservögel, deren<br />
Vogelzug über Ohlisch führt, und ließ sich am Ufer häuslich<br />
nieder. Der Heimatforscher Emil Neder schildert das<br />
ergreifende Ereignis folgendermaßen:<br />
„Es war ein Schauspiel, das seit Menschengedenken hier<br />
niemand gesehen. Da gab es Störche, Reiher, Haubentaucher,<br />
Möwen, Wasserhühner, Wildgänse, Enten und<br />
anderes nordisches Federwild, so dass sich bald Geflügel-<br />
Jagdpächter fanden, die in kurzer Zeit auf ihre Kosten kamen.<br />
Eine Wildgans mischte sich eines Tages unter einen<br />
Schwarm Dorfgänse, deren Futter ihr trefflich mundete.<br />
Mit stillem Vergnügen bemerkte die Besitzerin die Vermehrung<br />
ihres Gutes und freute sich schon der schönen<br />
Federn, die sie nach dem Eintreiben der Wildgans sofort<br />
abzunehmen gedachte. Die Rechnung war aber ohne die<br />
Gans gemacht. Einige Schritte vor dem Stalle erhob sie<br />
sich und flog über den Kopf der Wirtin in den Teich zurück.<br />
Auch Gänse können listig sein.“<br />
Der Teich wird heutzutage, genauso wie früher, im<br />
Sommer als Badeteich und für Kahnfahrten benutzt. Am<br />
Ohlischer Teich um 1925<br />
Nordufer befindet sich eine großflächige Liegewiese mit<br />
einem Campingplatz. Von der 15 Hektar umfassenden<br />
Wasserfläche wurde im Jahre 1995 ein Teil zum Naturschutzgebiet<br />
erklärt. Biotope, die den Teich umgeben, sind<br />
im Elbsandsteingebirge relativ selten vertreten. Die feuchten<br />
Wiesen beherbergen eine Reihe von seltenen Pflanzen,<br />
und die Schilfflächen dienen als Lebensraum für Lurche<br />
und als Nistort vieler Wasservögel. Im Frühling können<br />
wir hier z.B. Pärchen von Haubentauchern mit aufgestellter<br />
Halskrause bei der auffälligen Balz beobachten.<br />
Karl Stein, Děčín<br />
Wechsel an der Spitze der Nationalparkverwaltung<br />
Böhmische Schweiz<br />
Der bisherige Leiter der böhmischen Nationalparkverwaltung,<br />
Herr Patzelt, dessen Buch- und Fotopublikationen<br />
von gesperrten Standorten auch in dieser Heftreihe sowie<br />
in Tageszeitungen in Děčín zum Thema wurden, hat seinen<br />
Posten verlassen. Zum neuen Leiter wurde der bereits<br />
viele Jahre in der LSG-Verwaltung sowie in der Nationalparkverwaltung<br />
tätige Pavel Benda ernannt.<br />
Kaltenbergturm momentan im Aufbau<br />
Gerade in diesen Tagen wird am Wiederaufbau des rekonstruierten<br />
Aussichtsturmes auf dem Studenec (Kaltenberg)<br />
gearbeitet. Wir berichteten vom Abtransport des in<br />
einzelne Teile zertrennten alten Turmes im letzten Heft.<br />
Im nächsten Heft können wir dann hoffentlich Fotos vom<br />
wiedererrichteten Turm zeigen.<br />
26 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Beobachtung der Sukzessionsflächen um Jetřichovice (Dittersbach)<br />
Der Autor schrieb bereits im letzten SSI-Heft 2007 über<br />
den Waldbrand, der am 22.7.2006 in Jetřichovice (Dittersbach)<br />
fast 17 ha Wald vernichtete. In diesem Jahr war er<br />
erneut in dieser Region und konnte wieder beobachten,<br />
wie sich der Wald weiter entfaltet. Auf Informationstafeln,<br />
am Eingang in den Nationalpark (von Dittersbach aus),<br />
wird berichtet, dass die Böhmische Nationalparkverwaltung<br />
dieses Areal als Sukzessionsfläche beobachten will.<br />
Auf der Tafel 1 ist zu lesen:<br />
„Am 22.7.2006 brach hier ein einwöchiger Brand aus. Die<br />
durch das Feuer zerstörten Waldbestände werden den natürlichen<br />
Prozessen überlassen. Die Nationalparkverwaltung<br />
beobachtet hier vor allem die Entstehung des neuen<br />
Waldes und das Vorkommen von Pflanzen und Tierarten<br />
unter spezifischen Bedingungen.“<br />
Weiter kann man sich über das geplante Vorgehen auf<br />
nebenstehend abgebildeter Tafel informieren.<br />
Zwei Dinge sind hierbei wichtig: Die Nationalpark-<br />
Verwaltung Böhmische Schweitz will, dass sich der Wald<br />
ohne menschliche Hilfe wieder einstellt (Natur Natur<br />
sein lassen). Vorwaldstadien aus Pioniergehölzen lassen<br />
Das Fällen von Kiefern in Jetřichovice (Dittersbach) auf einer<br />
Sukzessionsfläche in der Nähe eines Wanderweges.<br />
Informationen über den Brand am 22.7.2006 und die Ziele, die<br />
der Nationalpark Böhmische Schweiz verfolgt<br />
sich bereits gut erkennen (Birken, Pappeln), ebenso ist<br />
die Krautzone bereits gut entwickelt. Beobachtet wird die<br />
Sukzession, also die natürliche Entstehung des Waldes, bis<br />
zu ihrem Endstadium („Klimax“ – wie der Naturforscher<br />
sagen würde).<br />
Jetzt sind einige Besucher überrascht, dass neben den<br />
Wanderwegen Kiefern gefällt wurden. Das ist aber auch<br />
in Deutschland ein Problem, welches die Wegesicherungspflicht<br />
des Waldbesitzers betrifft. Es soll möglichst kein<br />
Besucher zu Schaden kommen. Die gebietsfremde Weymouthskiefer<br />
wurde bereits flächendeckend entfernt. Ein<br />
anderer Aspekt ist die Schädigung der Kiefern. Bäume,<br />
die durch ihre Zapfen, nicht mehr zur natürlichen Verbreitung<br />
beitragen können, wurden rigoros gefällt und am Ort<br />
liegen gelassen (also keine forstliche Nutzung). Die Schädigung<br />
war so stark, dass keine natürliche Verjüngung<br />
über die Samen mehr erfolgen konnte.<br />
Es bleibt nur weiterhin zu hoffen und zu wünschen,<br />
dass sich in den nächsten Jahren ein natürlicher Wald um<br />
Dittersbach einstellen möge, den kein Förster so wie die<br />
Natur hinbekommen würde und dass alle Regionen von<br />
Waldbrand, verursacht von Menschen, verschont bleiben,<br />
damit wir uns an der Natur erfreuend erholen können.<br />
Holger Röthig<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 27
Problem-Neophyten – ein Dauerproblem beiderseits der Grenze<br />
Japanischer Knöterich (Reynoutria japonica) – zusammenhängende<br />
Bestände im Elbtal<br />
Detail der Frucht des Japanischen Knöterichs<br />
Drüsiges Springkraut – Detail der Blüte und der Frucht<br />
In den letzten Heften haben wir uns bereits mit Neophyten<br />
beschäftigt und die Thematik der Problem-Neophyten für<br />
Sachsen bzw. die Sächsische Schweiz diskutiert. Nach wie<br />
vor ist das Thema aktuell und wird auch uns noch weiterhin<br />
beschäftigen. In diesem Jahr schauen wir dem Nachbarn<br />
über die Schulter und lassen einen Vertreter des<br />
Landschaftsschutzgebietes Böhmische Schweiz zu Wort<br />
kommen. In der Böhmischen Schweiz besitzt die Neophyten-Problematik<br />
seit langer Zeit eine deutlich höhere<br />
Priorität als bei der Nationalparkverwaltung Sächsische<br />
Schweiz. Auch scheint die Verfügbarkeit finanzieller Mittel<br />
im Nachbarland für Maßnahmen zur Verdrängung invasiver<br />
Neophyten weitaus günstiger zu sein. (d. Red.)<br />
Fremde Pflanzenarten der Böhmischen<br />
Schweiz – ein verstecktes Risiko!<br />
Invasionsarten<br />
Die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts brachte ein<br />
neues Phänomen mit sich – die massenhafte Verbreitung<br />
fremder Pflanzen- und Tierarten in Gegenden, wo sie früher<br />
nicht vorkamen. Manche können sich sehr schnell den<br />
neuen Bedingungen anpassen, denn die geringe Zahl der<br />
natürlichen Feinde und die geringe Konkurrenzfähigkeit<br />
der Umgebung beschleunigen diese Entwicklung. Zu diesen<br />
Invasionsarten zählen Japan-Knöterich (Reynoutria<br />
japonica), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera),<br />
Robinie (Robinia pseudoacacia), Riesen-Bärenklau<br />
(Heracleum mantegazzianum), Goldrute (Solidago canadensis)<br />
sowie Telekie (Telekia speciosa), Götterbaum<br />
(Ailanthus glandulosa) und Gewöhnliche Schneebeere<br />
(Symphoricarpos albus). Sie bilden dann üblicherweise<br />
zusammenhängende Bestände oder Kolonien, welche die<br />
ursprüngliche Vegetation zunichte machen. Die massive<br />
Vermehrung hat eine schnelle Ausbreitung zur Folge. Mit<br />
dem Verdrängen der heimischen Arten hängt ein Rückgang<br />
von einigen Insektenarten, die um ihre Nährpflanzen<br />
kommen, zusammen. Es kann auch zu ihrem Aussterben<br />
kommen. Dies ist einer der Gründe, um gegen die Invasionsarten<br />
vorzugehen. Die Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes<br />
Labské pískovce und des Nationalparks<br />
České Švýcarsko bekämpft schon das zweite Jahrzehnt<br />
einige aggressive und fremde Pflanzenarten.<br />
Wie geht man gegen sie vor<br />
Bei der Verdrängung der Invasionsarten gibt es zwei<br />
grundlegende Methoden – die chemische Behandlung und<br />
die mechanische Entfernung. Die chemische Behandlung<br />
ist eine geeignete und erprobte Methode, die aus<br />
dem Anwenden von Herbiziden besteht. Sie wird gegen<br />
Japanischen Knöterich, Goldrute, Telekie oder gegen die<br />
Sämlinge des Götterbaumes eingesetzt. Gespritzt wird in<br />
28 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
der Vegetationsperiode ab Ende Mai bis Ende September.<br />
Bei dem Auftauchen erster Fröste und dem Chlorophyllschwund<br />
verringert sich die Wirkung.<br />
Zur mechanischen Entfernung verwendet man Machete,<br />
Sense oder Sichel. Bei verstreuten oder einzelnen<br />
Vorkommen werden die einzelnen Pflanzen herausgerissen.<br />
Die mechanische Methode wird bei einjährigen Pflanzen<br />
angewandt, wo man die Samenproduktion bekämpfen<br />
will. Diese Methode ist sehr zeitaufwändig. Die Praxis ergab,<br />
dass es notwendig ist, 3 bis 4 mal zur Vegetationszeit<br />
eine Kontrolle durchzuführen (Mitte Juni, Umbruch Juli/<br />
August und Umbruch August/September. Bei warmem<br />
Herbst wird noch Ende September und Anfang Oktober<br />
empfohlen).<br />
Gute Erfahrungen bei der Verdrängung der Invasionsarten<br />
haben wir auch im Kontakt mit der Öffentlichkeit<br />
gemacht. Die Grundeigentümer, Gemeinden und Staatsorgane<br />
kommen als Informanten über das Auftreten von<br />
Invasionsarten in Frage, und es werden mit ihnen die<br />
Eingriffe auf ihren Grundstücken besprochen. Manche<br />
Gemeinden beteiligen sich sogar an dem Entfernen des<br />
Japanischen Knöterichs.<br />
Einige Lokalitäten mit dem Japanischen Knöterich,<br />
der Gewöhnlichen Schneebeere oder Robinie sind schon<br />
im Rückgang, und die Umgebung der Kamnitz, Kirnitzsch<br />
und des Kreibitzbaches ist von ihnen überwiegend frei, es<br />
muss aber von Zeit zu Zeit noch kontrolliert werden. An<br />
einigen chemisch behandelten Stellen kehrte schon die<br />
ursprüngliche Vegetation zurück, so zum Beispiel an den<br />
Bachufern im Paulinengrund oder bei der Grundmühle bei<br />
Beispiel der behandelten<br />
und unbehandelten<br />
Flächen des<br />
Japanischen Knöterichs<br />
am Elbufer bei<br />
Dolní Žleb (Niedergrund):<br />
Links (braune Bereiche)<br />
sind die behandelten<br />
und rechts<br />
(grüne Bereiche) die<br />
unbehandelten Flächen<br />
zu sehen.<br />
Dittersbach. Es gelang auch, die Bestände des Japanischen<br />
Knöterichs am linken Elbufer zwischen der Staatsgrenze<br />
und Tetschen entlang des Radwanderweges weitgehend zu<br />
beschränken. Am entgegengesetzten Elbufer wurde damit<br />
heuer begonnen.<br />
Rückblick und Perspektive<br />
Wenn ich auf die Jahre zurückblicke, muss ich gestehen,<br />
dass wir an unseren Bemühungen, die fremdartigen Pflanzen<br />
und die Invasionspflanzen zu bekämpfen, oft gezweifelt<br />
haben. Das war dadurch gegeben, dass wir im Laufe<br />
unserer Tätigkeit immer auf neue und neue Lokalitäten<br />
stießen. Erst nach etwa drei Jahren ergaben sich fassbare<br />
Resultate. Die Flächen nahmen ab und an einer Reihe von<br />
ihnen ging die Anzahl der unerwünschten Pflanzen zurück.<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit brachte auch ihre Früchte<br />
– Teile der Bevölkerung haben ein ziemlich gutes Bewusstsein<br />
von diesem versteckten Risiko. Jedes Jahr der Gleichgültigkeit<br />
erhöht die Bedrohung der heimischen Pflanzen<br />
und der Naturflächen. Darunter leiden der Charakter und<br />
die Naturbedingungen unserer Biotope. Passivität in dieser<br />
Richtung verzögert nur die Lösung und bringt dann<br />
noch höhere Kosten. Es bleibt zu wünschen, dass man<br />
auch in der Sächsischen Schweiz mit der Beseitigung der<br />
Invasionsarten beginnt und dass man dieser Problematik<br />
die nötige Aufmerksamkeit schenkt, auch aus Rücksicht<br />
auf die Ausweitung der unerwünschten Arten auf tschechisches<br />
Gebiet.<br />
Ing. Petr Bauer<br />
Správa CHKO Labské pískovce<br />
(Verwaltung Landschaftsschutzgebiet Elbsandstein)<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 29
Leserbriefe<br />
Wanderweg zur Leopoldsnase versperrt<br />
Im Leserbrief von Erika Winkler aus Pirna im letzten SSI-<br />
Heft ging es um einen Weg von Waltersdorf zur „Leopoldsnase“,<br />
einem ruhigen Ausblick über dem Elbtal. Es<br />
handelt sich dabei um keinen markierten Wanderweg. Wir<br />
erhielten eine Antwort der Stadt Bad Schandau, zu der<br />
Waltersdorf gehört, die dazu mit der Nationalparkverwaltung<br />
im Gespräch war.<br />
In der Antwort von Herrn Eggert war zu lesen: „Ausgehend<br />
von einem ehemaligen Landwirtschaftsgut erstreckt<br />
sich ein Feld-, Wirtschaftsweg über die Wiesen<br />
zum Waldrand hin. ... Der Zugang innerorts zu diesem<br />
Wirtschaftsweg führte und führt durch den Dreiseithof<br />
(BVVG) und anschließend über ein Betriebsgelände der<br />
Agrarproduktion (Abstellbereich von Maschinen, Garagen,<br />
Tankstelle u.a. Einrichtungen). Die Agrarproduktion<br />
hat, nachdem es auch Störungen auf dem Betriebsgelände<br />
gab, dieses durch den benannten Zaun gesichert. Das ist<br />
nicht zu beanstanden und angemessen. ... Wer die Leopoldsnase<br />
begehen will, muss sich auf freier Flur ohne<br />
Wegekennzeichnung (wie immer schon) und Wegesicherung<br />
dahin bewegen. Dazu gibt es von öffentlichen We-<br />
Ein altes Thema leider wieder neu: Ist auch d a s Nationalpark?<br />
Im August fand ich im Hinterhermsdorfer Revier diesen<br />
„schönen“ Forstgrenzstein (Lachternummer 23 o. 25?).<br />
Der Stein liegt ca. 200 m vom Wanderweg zum Königsplatz<br />
entfernt (in Richtung Hollturm bzw. Försterholl).<br />
Der Forst bzw. die beauftragte Fitma haben hier wieder<br />
mal ganze Arbeit geleistet: Ein schöner Weg extrem aufgewühlt,<br />
ein Stück Wald eine Wüste, einen „Beleg“ der<br />
Forst- und Heimatgeschichte schlimm zugerichtet.<br />
Die erstgenannten Schäden wird (muss) die Natur<br />
gen aus über private Feldfluren und Weiden ausreichende<br />
Möglichkeiten.<br />
Der zeitweise benutzte Durchgang durch das private<br />
Grundstück innerorts kann nicht geboten werden, schon<br />
gar nicht mehr, wenn der Versuch der Veräußerung des<br />
Hofes durch die BVVG an Privat einmal gelingt. Dann<br />
wird der Eigentümer zurecht die Hofeinfahrt schließen.“<br />
Die Schwierigkeit besteht im Durchgang durch Privatgelände<br />
innerhalb der Ortslage. Aber auch weitere<br />
Feldwege in Richtung Leopoldsnase, Grahlstein oder Mägdegrund<br />
sind von Waltersdorf aus nicht mehr begehbar, da<br />
westlich der Gemeindestraße ein Zaun alles „Hinterland“<br />
als Betriebsgelände der Agrargenossenschaft durchgängig<br />
absperrt. Da dies alles Ortsinnenbereich ist (und nicht Bestandteil<br />
des LSG), wie uns die Nationalparkverwaltung<br />
mitteilte, hat das Amt dort keinerlei Möglichkeiten. Es<br />
ist kommunale Hoheit. Vielleicht müsste man somit nach<br />
einem anderen günstigen Zugang von Waltersdorf zur<br />
Leo poldsnase suchen. Gäste und Touristen werden es danken.<br />
Wir werden dranbleiben.<br />
Die Redaktion<br />
selbst heilen (nach planvoller menschlicher Hilfe sah es<br />
hier nicht aus), aber der geschädigte Stein wird wohl unbeachtet<br />
im „Grün“ untergehen. Das ist nicht nur ärgerlich,<br />
sondern empörend und kann so nicht richtig sein! Die offiziellen<br />
Ziele des Nationalparks Sächsische Schweiz sehen<br />
wohl anders aus? Wenn wir auf die Kulturgeschichte<br />
unseres Volkes stolz sind, sollten wir auch auf die kleinen<br />
Dinge mit Verstand achten und sie sensibel behandeln.<br />
Wer ist für den entdeckten Frevel verantwortlich?<br />
Dietmar Hänel, Dresden<br />
Umgestürzter Forstgrenzstein und dessen<br />
Lage (Karte: Dr. Rolf Böhm,<br />
Kartographischer Verlag, Bad Schandau)<br />
30 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Der Anfang ist gemacht…<br />
Die im Oktober 2007 gegründete Arbeitsgruppe „Freischneiden<br />
von Kletterwegen“ kann auf einen gelungenen<br />
Start ihrer Arbeit zurückblicken. Die AG besteht aus zwei<br />
Vertretern der Nationalparkverwaltung (A. Knaak, F.-R.<br />
Richter) und dem verantwortlichen Mitarbeiter vom Forstbezirk<br />
Neustadt (K. Noritzsch), beides Teile des Staatsbetriebes<br />
Sachsenforst, und drei Mitgliedern des Sächsichen<br />
Bergsteigerbundes (P. Hähnel, G. Teich und G. Priebst).<br />
Bei der ersten gemeinsamen Begehung am 6. Dezember<br />
2007 im Staatswald Bielatal mit dem verantwortlichen<br />
Revierleiter Herrn Endler, konnten wir, trotz anfänglicher<br />
„harter Bandagen“, von den 43 den Kletterbetrieb<br />
störenden Bäumen, 35 als zur Beseitigung genehmigt<br />
verbuchen. 8 Bäume wurden aus Naturschutz- oder Erosionsgründen<br />
bzw. wegen Unverhältnismäßigkeit abgelehnt.<br />
Diese 35 Bäume, meistens Birken, wurden von den Mitarbeitern<br />
der Waldwacht Cunnersdorf gefällt.<br />
Gemäß einer Vereinbarung zwischen SBB und dem<br />
Revierleiter mussten die in tragbare Stücke geschnittenen<br />
Bäume durch SBB-Mitglieder von den Gipfeln an Fahrwege<br />
transportiert werden. Diese Aktion wurde im Februar<br />
2008 dank der Mithilfe von sieben „Bergfinken“, vier<br />
Bergfreunden vom „BC Kleiner Dom 1990“, zwei Bergfreunden<br />
von den „Kanzeltürmern“ und einem Bergfreund<br />
von den „Heidenauer Bergfreunden“ abgeschlossen. Mit<br />
dem Forstbezirk Neustadt und der Nationalparkverwaltung<br />
wurde festgelegt, dass diese Aktion eine einmalige<br />
Angelegenheit war. In Zukunft sollen die gefällten Bäume<br />
wie im Natio nalpark zur Erosionsverbauung bzw. Besucherlenkung<br />
genutzt werden.<br />
Eine zweite Begehung im Bielatal war nötig,<br />
weil die Gipfel vom „Schildkrötenturm“ bis zum<br />
„Schweizermühlenturm“, also rechts der Biela,<br />
im Privatwaldgebiet mit unterschiedlichen Eigentümern<br />
stehen. Dazu ist erforderlich, dass erstens<br />
der dafür verantwortliche Revierleiter für Privat-<br />
und Körperschaftswald und zweitens die Eigentümer<br />
mit der Fällung einverstanden sein müssen.<br />
Wir haben gemeinsam mit dem Revierleiter<br />
für den Privatwald, Herrn Schippers, 38 Bäume<br />
zur Beseitigung angezeichnet. Die Fällung eines<br />
Baumes wurde wegen Unverhältnismäßigkeit abgelehnt<br />
(unbedeutender Gipfel !).<br />
Die Durchführung der Fällarbeiten auf diesen<br />
Flächen ist für die Mitarbeiter der Waldwacht<br />
arbeitsrechtlich problematisch. Unbürokratisch<br />
versprach die Nationalparkverwaltung hier<br />
Diensthilfe. Im Bereich „Schiefe Zacke“ und<br />
Klettern und Naturschutz<br />
„Hallenstein“ haben die Mitarbeiter der Nationalparkwacht<br />
bereits gute Arbeit geleistet.<br />
Ganz erfreulich ist die Tatsache, dass die Talseite des<br />
Schweizermühlenturmes wieder „freigeschnitten“ ist. Genehmigt<br />
vom Revierleiter für Privat- und Körperschaftswald<br />
sowie mit dem Einverständnis und der Aktivität des<br />
Grundstücksbesitzers Schweizermühle 20, sind drei Fichten<br />
und eine Weymouthskiefer beseitigt worden. Danken<br />
sollten wir dem Grundstücksbesitzer, indem wir unsere<br />
Kletteraktivitäten sehr sensibel oberhalb seines Grundstückes<br />
betreiben.<br />
Unsere dritte gemeinsame Begehung führte uns wieder in<br />
die Privatwaldgebiete Nikolsdorfer Wände, Gohrisch und<br />
Quirl.<br />
Alle beantragten Bäume (3 Kiefern, 9 Fichten und 14<br />
Birken) und einige weitere, die wir bei unserer Begehung<br />
festgestellt haben, wurden zur Beseitigung freigegeben.<br />
Auch hier der Zusatz, dass die Genehmigung der Eigentümer<br />
eingeholt werden muss. In diesem Zusammenhang<br />
bittet die Arbeitsgruppe um Verständnis, dass von der<br />
Antragstellung bis zur (genehmigten) Beseitigung eines<br />
Baumes auf Privatwaldflächen manchmal sehr viel Zeit<br />
vergehen kann. Ein Genehmigungsverfahren mit teilweise<br />
sehr schwer zu erreichenden Besitzern ist langwierig. Aber<br />
keiner der Anträge bleibt unbearbeitet!<br />
Alle bisher genannten Gebiete liegen linkselbisch im<br />
Landschaftsschutzgebiet. Etwas komplizierter ist die Lage<br />
in der Nationalpark-Kernzone. Hier muss für jeden zur<br />
Beseitigung beantragten Baum ein separater Antrag an<br />
Begehung durch die Arbeitsgruppe „Freischneiden von Kletterwegen“<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 31
die Nationalparkverwaltung gestellt werden. Ehe so ein<br />
Antrag an die Nationalparkverwaltung geht, wird von den<br />
SBB-Mitarbeitern der Arbeitsgruppe vor Ort geprüft, ob<br />
eine Beseitigung nach den festgelegten Kriterien „Gefährdung“,<br />
„Behinderung“ oder „Verhältnismäßigkeit“ auch<br />
der Realität entspricht. Eine Sichtbehinderung auf einen<br />
schönen Weg oder Gipfel ist z.B. kein Kriterium!<br />
Die verantwortlichen Mitarbeiter der<br />
Nationalparkverwaltung prüfen dann<br />
nochmals vor Ort, ob eine Fällung naturschutzfachlich<br />
zu vertreten ist und<br />
einer Beseitigung zugestimmt werden<br />
kann.<br />
Durch den SBB wurden bisher zehn<br />
Anträge auf Beseitigung von Bäumen<br />
in der Nationalpark-Kernzone an die<br />
Nationalparkverwaltung weitergeleitet.<br />
Die Arbeiten sollen dazu noch in diesem<br />
Herbst beginnen. Im Herbst/Winter<br />
2008/2009 werden auch die genehmigten<br />
Anträge außerhalb der Nationalpark-Kernzone<br />
„abgearbeitet“. Alle<br />
Baumfällungen und Beräumungen im<br />
Nationalpark werden von den Mitarbeitern<br />
der Nationalparkwacht realisiert.<br />
Erschwerend für unsere Arbeit mit<br />
der Nationalparkverwaltung und dem<br />
Arbeiten im Bielatal am Klettergipfel<br />
„Verlassene Wand“ und im „Dürrebielegrund“<br />
Das Forstamt führte am Klettergipfel „Verlassene Wand“<br />
im Bielatal Arbeiten zu einer neuen Wegführung durch.<br />
Bisher war der Zugang durch beidseitige Barrieren begrenzt.<br />
Neu ist nur noch ein einseitiges „Geländer“, was<br />
auf die Wegführung hinweisen soll. Die Zugänge zu den<br />
Gipfeln wurden von Günter Priebst vom SBB neu markiert,<br />
dafür wurden vom Forst Pfosten an bezeichnete<br />
Stellen gesetzt. Als Markierung dient die bekannte weiße<br />
Kreisfläche mit schwarzem Dreieck. Der Revierförster<br />
Herr Endler klagte, dass alles herumliegende Holz, was<br />
für die Hangbefes tigung gedacht war, von „Bergsteigern“<br />
verfeuert wurde, selbst Stufen und Barrieren wurden verfeuert!<br />
Im Gebiet Nymphenbad im Dürrebielegrund waren<br />
zwei kompakte Steiganlagen morsch und somit sehr unfallträchtig.<br />
Die Steiganlagen wurden nicht erneuert, sondern<br />
komplett beseitigt. Der Zugang zu den Gipfeln erfolgt<br />
Naturfrevel im Sommer 2008 am Vergessenen<br />
Turm in den Nikolsdorfer Wänden:<br />
Die durchgetrennte Rindenschicht soll<br />
Bäume zum Absterben bringen.<br />
Forstbezirk Neustadt sind immer wieder Unvernünftige,<br />
die in „Eigeninitiative“ Bäume fällen oder so schädigen,<br />
dass sie absterben (siehe Foto). Überwiegend sägen derartige<br />
Kletterer in Ermangelung von Technik und Fachwissen<br />
dann auch noch die Bäume in Hüfthöhe ab. Die<br />
stehenden „Spieße“ stellen für uns Kletterer eine noch<br />
größere Gefahr dar als der ehemals vorhandene Baum.<br />
Weiterhin werden Totholz und<br />
Äste, die zur Humusbildung wichtig<br />
sind, rigoros verfeuert, sogar Erosionsverbauungen<br />
und Geländer machen<br />
vor diesen Chaoten nicht halt.<br />
Wir sind aber der Meinung, dass wir<br />
mit der Arbeit der AG durchaus zufrieden<br />
sein können. Es ist zumindest<br />
ein guter Anfang! Wir bitten<br />
alle Bergfreunde, Bäume, die den<br />
Kletterbetrieb stören oder behindern,<br />
an Bergfreund Peter Hähnel, Ricarda-Huch-Straße<br />
27, 01219 Dresden,<br />
benita.flocki@t-online.de zu melden.<br />
Keinesfalls sollte selbst Hand angelegt<br />
werden, um sich erstens nicht<br />
strafbar zu machen und zweitens die<br />
Vereinbarungen zwischen dem SBB,<br />
der Nationalparkverwaltung und dem<br />
Staatsforst nicht zu untergraben.<br />
Günter Priebst, Sprecher AG<br />
„Freischneiden von Kletterwegen“<br />
auf gleicher Trasse, nur eben ohne Steigstufen. Es ist zur<br />
Wegführung ein Holzgeländer neu angebracht worden.<br />
Durch die Bauarbeiten ist der Hang schon jetzt in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden, und es muss geprüft werden,<br />
ob die jetzige Lösung die günstigste ist.<br />
Günter Priebst<br />
Arbeiten der Nationalparkverwaltung<br />
an Wanderwegen und Kletterzugängen<br />
Im zurückliegenden Jahr ließ die Nationalparkverwaltung<br />
zahlreiche Arbeiten an Wanderwegen, Bergpfaden und<br />
Kletterzugängen ausführen. So wurde z.B. am Flößersteig,<br />
Obrigensteig und Königsweg gebaut, außerdem im Gleitmannsloch<br />
im Kleinen Zschand, im Dreiwinkelgrund in<br />
den Thorwalder Wänden, im Lattengrund im Schrammsteingebiet<br />
und im Schulzengrund im Brandgebiet. An<br />
Kletterzugängen u.a. im Raaber Kessel und zur Lokomotive<br />
im Rathener Gebiet sowie im Bauerloch wurde gearbeitet.<br />
Auch Brücken wie an der Obermühle und an der<br />
Niedermühle bei Hinterhermsdorf wurden instandgesetzt.<br />
32 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Arbeitseinsätze und Gebietsbetreuung durch Bergsteiger<br />
„Ein Menschenleben ist für erfolgreiche Erosionssanierung<br />
eigentlich viel zu kurz, …bleibt immer eine Aufgabe<br />
von Generationen.“ – So formulierte es Dietrich Graf,<br />
Forstmann und seit vielen Jahrzehnten unermüdlicher<br />
Streiter für den Natur- und Landschaftsschutz in der Sächsischen<br />
Schweiz. Es ist das Fazit eines Rückblicks auf 15<br />
Jahre Erosionssanierung im Wehlgrund und Raaber Kessel<br />
durch freiwillige Bergsteiger-Einsätze (SSI Heft 15,<br />
1998). Das ist nun 10 Jahre her. Wer mit offenen Augen in<br />
der Sächsischen Schweiz unterwegs ist, wird feststellen,<br />
dass sich der Zustand von Zugangsbereichen im Umfeld<br />
von Kletterzielen hier und da verschlechtert, dass in die<br />
Jahre gekommene Steiganlagen langsam zerfallen, neue<br />
Sandreißen entstehen … wenn man nichts macht. Wer soll<br />
es denn machen? Die, die dafür bezahlt werden?<br />
Die neue Rahmenvereinbarung fordert die Bergsteiger<br />
auf, mitzutun, in wesentlich stärkerer Form als bisher.<br />
Zum Beispiel im Rahmen einer dauerhaften Betreuung von<br />
Klettergebieten (Gebietsbetreuung).<br />
Aufgabenschwerpunkte für eine Betreuung können sein:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
die regelmäßige Kontrolle des Gebietes sowie die In-<br />
formation des Staatsbetriebes Sachsenforst (SBS) über<br />
auftretende Probleme<br />
Säuberungsmaßnahmen<br />
Mitwirkung bei der Kontrolle zur Einhaltung der<br />
sächsischen Kletterregeln (insbesondere Klettern an<br />
feuchtem Fels, Magnesia) sowie der naturschutz- und<br />
waldrechtlichen Vorschriften (z.B. Wegegebot im Nationalpark),<br />
Ansprache von Besuchern bei Verstößen<br />
Durchführung kleinerer Maßnahmen zur Erosionssa-<br />
nierung, Freischneiden von Kletterwegen, Unterhaltung<br />
von Zugangswegen zu Kletterfelsen u.ä. nach<br />
gesonderter Einweisung vor Ort durch den SBS<br />
Dazu werden zwischen dem SBB und der Nationalparkverwaltung<br />
(Gebiete im NP außerhalb der Kernzone) bzw.<br />
dem Forstbezirk Neustadt (Gebiete im LSG) Betreuungsvereinbarungen<br />
geschlossen. Bisher haben sich die Klubs<br />
bzw. AV-Sektionen aus der nebenstehenden Tabelle bereit<br />
erklärt, Gebiete zu betreuen.<br />
Die Aufgaben werden die Klubs weitestgehend selbständig<br />
durchführen. Für die Durchführung von Maßnahmen<br />
ist jedoch die Vor-Ort-Absprache mit dem SBS, also in<br />
der Regel dem zuständigen Revierförster, Voraussetzung.<br />
Einmal jährlich wird der SBB gegenüber dem SBS über<br />
die Ergebnisse der Betreuung schriftlich berichten. Dafür<br />
ist wie bisher die Zuarbeit der jeweiligen Klubs notwendig.<br />
Eine Aufwandsentschädigung wird für die Gebietsbetreuung<br />
grundsätzlich nicht gezahlt.<br />
Umfangreichere Maßnahmen erfolgen in Verantwortung<br />
des SBS und sind Bestandteil von Sanierungsmaßnahmen.<br />
Bedarfsweise wird der SBS den Bergsportverbänden<br />
jeweils für das Winterhalbjahr Angebote für solche gemeinsamen<br />
Sanierungseinsätze unterbreiten, diese vorbereiten<br />
und durchführen. Aus der Gebietsbetreuung heraus<br />
kann also durchaus auf den Bedarf von notwendigen umfangreichen<br />
Maßnahmen im eigenen Betreuungsgebiet<br />
hingewiesen werden.<br />
Rainer Petzold<br />
Klub/Sektion Gebiet<br />
Hüttengemeinschaft der<br />
Stolpener Bergfreunde e.V.<br />
ESV Lok Riesa,<br />
Abt. Wandern und Bergsteigen<br />
Lilienstein-Westecke;<br />
Plateau<br />
Lilienstein<br />
Akademische Sektion Dresden Falkenstein<br />
K.V. Rohnspitzler Gr. Dom, z.T. Kl. Dom<br />
TK Berglust 06<br />
KV Enzian<br />
TC Frankensteiner<br />
KC Nonnenstein<br />
KC Lokomotive Dresden 1950<br />
KV Lok 1951<br />
DAV Brandenburger Tor<br />
KC Rucksachsen<br />
DAV Sektion Leipzig<br />
Rauschenstein<br />
(Rauschentor bis Winklerturm)<br />
Gebiet der Steine,<br />
Rauenstein<br />
Herkulessäulen,<br />
Trautmannsfels<br />
Dorfbachklamm<br />
(Altendorf)<br />
Rathener Gebiet*<br />
* Die Kletterziele im Rathener und Wehlener Gebiet liegen fast<br />
ausschließlich in der Kernzone. Eine Gebietsbetreuung im<br />
engeren Sinne ist deshalb nicht möglich. Da gerade hier jedoch<br />
ein Bedarf an umfangreicheren Maßnahmen schon jetzt abzusehen<br />
ist, schlägt der SBB dem SBS vor, in diesen Gebieten jährlich<br />
mindestens eine Sanierungsmaßnahme durchzuführen.<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 33
Erosionssanierung<br />
Vorher – Sandreißen prägen das Bild. Nachher – Die Zugangsstiege zur Scharte ist gebaut.<br />
Erosionssanierung am Klettergipfel<br />
„Glocke“ am Neuen Wildenstein<br />
Bereits vor einem Jahr, Ende November 2007, wurde am Klettergipfel<br />
„Glocke“ am Neuen Wildenstein gearbeitet. Große Sandreißen<br />
zogen sich am Fuße der Felsen entlang. Unter Anleitung und<br />
Organisation der Nationalparkverwaltung waren Bergsteiger vom<br />
Kletter klub „Die Rucksachsen“ im Einsatz (Foto rechts). Die obigen<br />
Fotos dokumentieren eindrucksvoll das Vorher und Nachher.<br />
Nationalparkverwaltung<br />
Entsetzen<br />
Junge Bäumchen abgebrochen, Holzgeländer verfeuert...<br />
An der Ostseite des Hauptfelsens des Rauensteins, am Fuße der<br />
Wände, befindet sich ein großer Überhang mit einer unmittelbar<br />
benachbarten Kletter-Übungsstelle. Erstmals wurden hier 1987<br />
Arbeiten zur Sanierung der versandeten Hänge durchgeführt und<br />
Geländer zum Schutz der Flächen gebaut. In jenen Jahren wurden<br />
auch Bäumchen, vor allem Kiefern, gepflanzt.<br />
Aber immer wieder wurden die Absperrungen ignoriert, es<br />
wurden Holzgeländer sogar zersägt und verfeuert. Große Gruppen<br />
lagerten in der Boofe, kistenweise wurden dort Getränke<br />
herangeholt, und zahlreiche Kletterer und Kletterkurse nutzen<br />
die Übungsstelle. Immer wieder erneuerte der SBB-Klub KV<br />
„Enzian“ die oftmals zerstörten und verschwundenen Geländer.<br />
Mittlerweile war den Teilnehmern der ehrenamtlichen Wochenendeinsätze<br />
schon mal schwer vermittelbar, warum da eigentlich<br />
Mühsam halten sich die Bäumchen im Sand (Aufnahme<br />
an der Rauenstein-Ostseite bei der Boofe).<br />
34 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
jedes Jahr nur an dieser einen Stelle gearbeitet werden<br />
soll. So hatte sich in den letzten Jahren die Frequenz der<br />
Erhaltungseinsätze etwas verringert. Das Ergebnis: Die<br />
Zerstörung hat jetzt ein Ausmaß erreicht, das alles bisherige<br />
übersteigt. Kein einziges Stück Holz der einstigen Geländer<br />
ist mehr vorhanden, alles komplett verfeuert. Auch<br />
die im Boden befindlichen Schwellen und Stufen wurden<br />
herausgegraben. Und als ob das noch nicht genug ist: Von<br />
den wenigen Bäumchen, die überlebt haben, wurden die<br />
Spitzen abgebrochen und sicherlich auch ins Feuer geworfen.<br />
Wer diese Taten vollbracht hat, ist unklar, doch haben<br />
die Verursacher ganze Arbeit geleistet, um dem Ansehen<br />
der Boofer und Bergsteiger zu schaden. Sicher sind auch<br />
boofende Gruppen aus den Dörfern der Umgebung darunter,<br />
Pfadfindergruppen und wer noch alles. Die Konsequenz<br />
könnten gerade Kontrollen an diesen größeren<br />
Boofen wie am Rauenstein sein, die eher von Abenteurern<br />
und weniger von Naturliebhabern besucht werden. Dass<br />
der Rauenstein nicht im Nationalpark, sondern im LSG<br />
liegt, sollte kein Grund sein für geringere Kontrollhäufigkeit.<br />
Gemeinsam mit dem Revierförster und den Kollegen<br />
der Nationalparkverwaltung will der betreuende Kletterklub<br />
jetzt überlegen, wie man an dieser schwierigen Stelle<br />
zukünftig weiterarbeiten will.<br />
Dr. Peter Rölke<br />
Arbeitseinsatz am Laasenstein<br />
Ende März 2008 fand am Laasenstein im Rauen steingebiet<br />
ein Arbeitseinsatz statt. Dabei wurden am Zugangsweg<br />
zum kleinen, aber besonders bei Familien beliebten Klettergipfel<br />
„Laasenturm“ neue Geländer und Stufen errichtet.<br />
Revierförster Schippers gilt ein besonderer Dank, er<br />
hatte den Einsatz bestens vorbereitet.<br />
Den Rauenstein hat der nur rund 15 Mitglieder umfas-<br />
Arbeitseinsatz am Laasenstein im März 2008. Auch die jungen Klubmitglieder helfen mit.<br />
Boofer haben die kleinen Bäume als Feuerholz abgebrochen.<br />
Hier stand die lange Reihe einer Geländerabsperrung, rechts<br />
verlief der Zugang zur Kletter-Übungsstelle. Das Geländer<br />
wurde verfeuert, der Sand überspült nun die gepflanzten Bäumchen.<br />
sende Kletterklub KV „Enzian“ bereits seit 20 Jahren als<br />
Gebietsbetreuung übernommen.<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 35
Behörden<br />
Verwaltungs- und Funktionalreform Sachsens<br />
Seit dem 1. August 2008 gibt es im Freistaat Sachsen zehn<br />
Landkreise sowie die drei kreisfreien Städte Chemnitz,<br />
Dresden und Leipzig. Ziel der Kreisneugliederung war die<br />
Schaffung von Landkreisen mit einer gewissen Einheitlichkeit<br />
hinsichtlich der Größe, der Grundstruktur und die<br />
Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Sachsen.<br />
Umfangreiche Aufgaben des Staates werden auf die neuen<br />
Landkreise und kreisfreien Städte sowie auf den Kommunalen<br />
Sozialverband übertragen. Die verbleibenden staatlichen<br />
Aufgaben werden in weniger Behörden (Reduzierung<br />
um 42 Behörden) gebündelt.<br />
Der Landesregierung zufolge stellt sich Sachsen damit<br />
auf die zukünftigen Herausforderungen durch weiteren<br />
Bevölkerungsrückgang, sinkende Zuweisungen von Bund<br />
und Europäischer Union sowie zunehmendem internationalen<br />
Wettbewerb rechtzeitig ein. Ziel ist die Schaffung<br />
von dauerhaft leistungsfähigen und effektiven Verwaltungsstrukturen.<br />
Das Innenministerium geht nach einer<br />
wissenschaftlichen Studie davon aus, dass bei voller Wirksamkeit<br />
der Reform jährlich rund 160 Mio. € eingespart<br />
werden können (Angesichts der gegenwärtigen Finanzkrise<br />
klingt die Summe wie ein Trinkgeld). Es wird erwartet,<br />
dass der Personalaufwand in der Verwaltung mittel- und<br />
langfristig sinkt. Rund 4100 Stellen werden kommunalisiert,<br />
womit die Landesregierung auf eine ortsnahe bürger-<br />
und unternehmensorientierte Verwaltung hofft.<br />
Im Rahmen der Verwaltungs- und Funktionalreform in<br />
Sachsen gibt es auch im Geschäftsbereich des Sächsischen<br />
Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft strukturelle<br />
und organisatorische Veränderungen.<br />
Im neu geschaffenen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />
und Geologie (LfULG) werden nahezu alle<br />
Aufgaben zusammengeführt, die bisher die Sächsische<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft, das Landesamt für Umwelt<br />
und Geologie, die Abteilung Landwirtschaft des Regierungspräsidiums<br />
Chemnitz und die Staatlichen Ämter<br />
für Landwirtschaft wahrgenommen haben. Zudem fällt<br />
die Koordinierung der Ländlichen Entwicklung in den<br />
Aufgabenbereich des LfULG. Dem LfULG ist der Staatsbetrieb<br />
Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und<br />
Landwirtschaft (UBG) nachgeordnet.<br />
Die Landkreise und die kreisfreien Städte übernehmen<br />
Aufgabenteile der ehemaligen Staatlichen Ämter für<br />
Landwirtschaft, des Staatsbetriebs Sachsenforst, aus dem<br />
Bereich der Umweltverwaltung und vollständig die Aufgaben<br />
der ehemaligen Staatlichen Ämter für Ländliche<br />
Entwicklung. Die neuen Landesdirektionen (ehemals Regierungspräsidien)<br />
sind inhaltlich ein neuer Behördentyp<br />
der mittleren allgemeinen Verwaltungsebene und Mittler<br />
zwischen den Staatsministerien und der kommunalen<br />
Ebene. Sie sind vorangig mit Aufsichtsaufgaben und mit<br />
Bündelungsaufgaben betraut.<br />
Aufgabe der Staatlichen Umweltbetriebsgesellschaft<br />
(UBG) ist es, Umweltdaten auf dem gesamten Territo rium<br />
des Freistaates zu erheben. Beispielsweise betreibt sie<br />
u.a. ein Luftmessnetz und ein Netz zur Bestimmung der<br />
Grundwasserqualität. Neben frühzeitiger und möglichst<br />
konkreter Beschreibung der aktuellen Situation sind zur<br />
Warnung von Bevölkerung und Wirtschaft auch besonders<br />
zeitbezogene Prognosen zur weiteren Lageentwicklung<br />
gefragt, wie insbesondere 2002 bei dem Elbehochwasser<br />
offensichtlich wurde. Genaue Daten und Fakten zur<br />
Beschreibung des aktuellen Zustandes unserer Umwelt<br />
bilden eine wichtige Grundlage für fundierte politische<br />
Entscheidungen im Zusammenhang mit der Bewahrung<br />
und Gestaltung unserer Natur.<br />
Im Umweltbereich gehen Teilaufgaben der bisherigen<br />
Regierungspräsidien u. a. in den Bereichen Umweltvollzugs-<br />
und Umweltfachaufgaben, Denkmalschutz, Teil aufgaben<br />
der Staatlichen Ämter für Landwirtschaft, alle Aufgaben<br />
der Ämter für ländliche Entwicklung sowie Teilaufgaben<br />
des Staatsbetriebs Sachsenforst an die Landratsämter.<br />
Für den Bereich Forst werden Vollzugsaufgaben als<br />
untere Forstbehörde nach dem Sächsischen Waldgesetz<br />
(SächsWaldG) und einzelne hoheitliche Vollzugsaufgaben<br />
nach sonstigen gesetzlichen Bestimmungen zum Forstbereich,<br />
z.B. Bodenschutz- und Altlastenverordnung, auf die<br />
Landkreise und kreisfreien Städte übertragen. Zur erstgenannten<br />
Kategorie gehören u.a. die Feststellung der Waldeigenschaft,<br />
Genehmigungsverfahren nach dem sächsischem<br />
Waldgesetz (Umwandlung von Wald, Wiederaufforstung,<br />
Sperrung), Stellungnahmen als Träger öffentlicher Belange<br />
in anderen Genehmigungsverfahren, Forstschutz und<br />
Forstaufsicht in Privat- und Kommunalwald.<br />
Gleichzeitig wurden zum 1. August 2008 Sachsenforst<br />
für vier der bedeutendsten sächsischen Schutzgebiete<br />
die Aufgaben als Amt für Großschutzgebiete übertragen.<br />
Für die Nationalparkregion Sächsische Schweiz,<br />
das Biosphären reservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft<br />
und die Naturschutzgebiete Königsbrücker<br />
Heide und Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain<br />
obliegen dem Sachsenforst damit wichtige Aufgaben als<br />
Naturschutzfachbehörde. Im Zuge der Neustrukturierung<br />
wurden die Grenzen der vier genannten Forstreviere so geändert,<br />
dass sie mit den Grenzen des Biosphärenreservates<br />
übereinstimmen.<br />
Jörg Hilpmann<br />
Kreisgebietsreform: Landkreisstruktur im Freistaat Sachsen ab 01.08.2008<br />
(Quelle: Landesvermessungsamt Sachsen)<br />
http://www.smul.sachsen.de | http://www.medienservice.sachsen.de<br />
http://www.wikipedia.org<br />
36 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Naturschutz im DAV<br />
20. Treffen der Naturschützer und NaturschutzInteressierten im DAV<br />
vom 1. bis 4. Mai in Schierke im Harz<br />
Auch dieses Treffen bot wieder ein interessantes und anspruchsvolles<br />
Programm. Der Leiter des Nationalparkes<br />
Harz, Andreas Pusch, stellte am ersten Abend in einem interessant<br />
gestalteten und fachlich sehr informativen, aber<br />
trotzdem an keiner Stelle überladenen Vortrag „seinen“<br />
Nationalpark vor.<br />
Der Nationalpark Harz entstand 2006 durch die Fusion<br />
der beiden schon vorhandenen Nationalparks „Hochharz“<br />
in Sachsen-Anhalt und „Harz“ in Niedersachsen. In<br />
den Nationalpark einbezogen sind alle charakteristischen<br />
Lebensraumtypen, alle Höhenstufen, alle Expositionen<br />
sowie die wichtigsten Gesteine.<br />
Er steigt von 230 bis 270 m ü. NN in seinen Randzonen<br />
bis auf 1142 m auf dem Brockengipfel kontinuierlich an<br />
und umfasst dabei sechs Höhenstufen der Vegetation von<br />
der collinen bis zur subalpinen Zone. 96% seiner Fläche<br />
sind bewaldet.<br />
Es beginnt mit Rotbuchenwald, der von wenigen Eichen,<br />
Ulmen, Eschen und Ahorn durchsetzt ist. In Schluchtwäldern<br />
ist der Feuchtigkeitsgehalt für die Rotbuchen zu<br />
hoch, und es herrschen Bergahorn, Eschen und Bergulmen<br />
vor. In ca. 700 m lässt die Konkurrenzkraft der Buche<br />
nach, und Fichten und Bergahorn nehmen zu.<br />
Der schmale Mischwaldstreifen wird in 800 bis 1000 m<br />
Höhe fast gänzlich durch die Fichte abgelöst, neben der nur<br />
Ebereschen, Birken und einige Weiden bestehen können.<br />
Eine Knieholzzone gibt es am Brocken nicht. Nur wenige<br />
sturmgeplagte Baumgestalten sind noch zu sehen, bevor<br />
das Gipfelplateau erreicht wird. Es ist wahrscheinlich von<br />
Natur aus waldfrei und das schon seit der letzten Eiszeit.<br />
Die flachgründigen und nährstoffarmen Böden sowie das<br />
Auf dem Brocken Steinbrech am Brocken<br />
raue Klima haben die Ausbildung eines geschlossenen<br />
Waldes offenbar verhindert.<br />
Dort, wo der Mensch in die Natur eingegriffen hat, soll<br />
durch Renaturierungsprozesse ein möglichst ursprünglicher<br />
Zustand hergestellt werden. Dabei geht es vor allem<br />
um die Wiedervernässung von Moorflächen, die Renaturierung<br />
von Fließgewässern und die Waldentwicklung.<br />
Der Harz wurde besonders durch den Bergbau stark verändert.<br />
Die Laubwälder fielen dem großen Holzverbrauch<br />
für Gruben und Hütten zum Opfer. Vorrangig wurde die<br />
wirtschaftlichere Fichte angebaut. Trotzdem findet man<br />
noch sehr vielfältige Waldgesellschaften.<br />
58% des Nationalparkes sind heute noch Naturentwicklungszonen,<br />
die sich mit Hilfe schonender Waldentwicklungsmaßnahmen<br />
(z.B. Buchenpflanzungen und im Notfall<br />
Borkenkäferbekämpfung) zu Naturdynamikzonen (wo der<br />
Wald seinem natürlichen Kreislauf überlassen wird) entwickeln<br />
sollen. 41% des Nationalparkes sind schon als<br />
naturdynamische Zone ausgewiesen. Der Anteil der Nutzungszone<br />
beträgt nur noch 1%.<br />
Am nächsten Tag ging es zu Fuß auf den Brocken. Wir<br />
starteten an einem wunderschönen Frühlingsmorgen und<br />
landeten fast wieder im Winter. Der Gipfel begrüßte uns<br />
mit eisigem Wind und Regen. Schnee war zum Glück nicht<br />
mit im Angebot.<br />
Mit entsprechender Kleiderordnung haben wir den<br />
Unbilden der Natur getrotzt und uns zum Brockengarten<br />
begeben. Dort blühte zwar noch nicht viel, aber ein Mitarbeiter<br />
des Gartens wusste trotzdem interessant und ausführlich<br />
zu erzählen. So konnten wir uns in Ruhe durch<br />
die schmalen Gänglein zwischen den Anpflanzungen be-<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 37
wegen und über einige der inzwischen 1800 vorhandenen<br />
Arten staunen. Es war wirklich interessant zu sehen, was<br />
für Winzlinge aus ganz bekannten Arten wie Steinbrech<br />
oder Primeln werden, wenn sie sich an die extremen klimatischen<br />
Bedingungen in den unterschiedlichsten Hochgebirgsregionen<br />
anpassen. Und was für tolle (wenn auch<br />
oft nur winzige) Blüten sie dort noch ausbilden.<br />
Im sehr anschaulich und modern gestalteten Museum<br />
konnten wir uns endlich wieder aufwärmen.<br />
In diesem Jahr fanden die Kommissionstreffen im Frühjahr<br />
in Thüringen und im Oktober bei herrlichem Herbstwetter<br />
im Nordschwarzwald statt. Einige Leser werden<br />
sich fragen, was das jetzt schon wieder für ein Gremium<br />
ist. An dieser Stelle wurde bisher unter dem Namen Fachbeirat<br />
von den Entwicklungen aus dem Hauptverband und<br />
aus den deutschen Mittelgebirgen berichtet. Das wird auch<br />
weiter erfolgen, nur unter einem anderen Namen. Nachdem<br />
die anvisierte Strukturreform der Gremien auf der<br />
DAV-Hauptversammlung bestätigt wurde, war der Verbandsrat<br />
beauftragt, bisherige Gremien aufzulösen und die<br />
neuen einzusetzen. Ausser dem Namen hat sich für die Arbeit<br />
des Gremiums nicht viel geändert. In der Kommission<br />
Klettern und Naturschutz sind die Regionenvertreter der<br />
Mittelgebirge, die alle wichtigen Klettergebiete von Zittau<br />
bis in die Eifel und vom Schwarzwald bis zum Weser-<br />
Bergland abdecken, vertreten. Zusätzlich gibt es je einen<br />
Vertreter der Naturfreunde, der IG Klettern, der Pfälzer<br />
Kletterer, des JDAV’s und seit diesem Jahr einen ständigen<br />
Vertreter des deutschen Alpenraumes.<br />
Ziel dieser Kommission ist es, einen stetigen Erfahrungsausstausch<br />
hinsichtlich der Probleme und Konflikte<br />
zwischen Klettersport und Naturschutz aufrecht zu erhalten<br />
und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Beispielsweise<br />
erarbeitete das Gremium in den letzten Jahren ein Gütesiegel<br />
für Kletterführer, die in vorbildlicher Weise auf Aspekte<br />
des Naturschutzes und der Eigenart eines Gebietes<br />
eingehen. Bisher wurden schon 15 Kletterführer mit dem<br />
Gütesiegel ausgezeichnet.<br />
Am Sonnabend unternahmen wir eine Wanderung<br />
über den Hohnekamm. Dort findet man auf 900 m Höhe<br />
eine bizarre Klippenlandschaft am Rande eines 300 km²<br />
großen Granitfeldes.<br />
An einem erneut herrlichen Frühlingsmorgen mit<br />
ebensolcher Fernsicht fiel der Abschied von Schierke und<br />
den anderen Teilnehmern wirklich schwer.<br />
Martina Wobst, Beate Franze<br />
Neues von der Kommission Klettern und Naturschutz des DAV<br />
Viel Raum in der Diskussion nahmen an beiden Treffen<br />
Felssperrungen von Klettergebieten ein. Weitere große<br />
Konflikte um Kletterfelsen mit der Naturschutzverwaltung<br />
und den Naturschutzverbänden gibt es in NRW, Hessen<br />
(Sperrung König-Konrad-Fels) und Baden-Württemberg.<br />
Trotz erfolgreicher Bergsportkonzeptionen, bei denen empfindliche<br />
Bereiche aus der Nutzung herausgenommen<br />
werden, werden immer wieder Gebiete pauschal gesperrt.<br />
Kaum wird für ein Gebiet eine Kletterkonzeption erstellt,<br />
wird an anderer Stelle ein Fels gesperrt. Problematisch ist<br />
insbesondere auch ein Fall aus dem Bayerischen Wald am<br />
Kaitersberg, wo eine jahrelang bestehende Kletterregelung<br />
mit dem Argument, es sei ein Flächennaturdenkmal<br />
(FND), seitens der unteren Naturschutzbehörde gesperrt<br />
werden soll. Dies wäre ein bundesweiter Präzedenzfall,<br />
der nicht hinnehmbar ist. Hier ist auch Präsenz des DAV<br />
gefragt. Auch unser nächstes Treffen wird im Bayerischen<br />
Wald sein.<br />
Positive Entwicklungen gibt es in Thüringen, wo im<br />
letzten Jahr ca. 200 neue Kletterrouten eingerichtet wurden.<br />
Entspannt ist auch die Situation im Frankenjura.<br />
Bisher wurden mit den Landratsämtern 13 Kletterkonzeptionen<br />
besiegelt, und jedes Jahr kommen ein bis zwei<br />
hinzu. Das heisst zwar auch nicht, dass es keine Probleme<br />
gibt, denn ignorante und rücksichtslose Kletterer gibt es<br />
bundesweit. Letztendlich kann nur ein Ausgleich zwischen<br />
den Interessen erfolgen, wenn man rücksichtsvoll<br />
miteinander umgeht und auch mal zurücksteckt.<br />
Jörg Hilpmann<br />
38 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)
Scottish Outdoor Access Code<br />
Ich bin ein wenig ein Problembürger. Gelegentlich, so gestehe<br />
ich verschämt, bewandere ich in einem Anfall von<br />
Natursehnsucht einen kleinen Kernzonenpfad. Aber im<br />
Großen und Ganzen hat die Naturschutzbewegung auch<br />
in mir schon Erziehungseffekte gezeitigt. Sobald ich im<br />
National park auch nur zweifelhaft Richtiges tue – von<br />
Verbotenem ganz zu schweigen – so habe ich doch ein<br />
schlechtes Gewissen dabei. Dieses schlechte Gewissen<br />
wirkt nun allerdings weitgehend georaum-unabhängig und<br />
führt dazu, dass ich auch in anderen Wandergebieten nicht<br />
so einfach drauflos wandern kann. Vielmehr schaue ich<br />
mich dann bereits vor Antritt der Wanderung gewissenhaft<br />
und ein wenig ängstlich um. Hierbei suche ich nach<br />
Kodifizierungen, die mir das Wandern auch ausdrücklich<br />
erlauben. Ohne solcherart erworbene Rückversicherung<br />
würde mir das Wandern nur eingeschränkt Freude bereiten.<br />
Eben – das schlechte Gewissen.<br />
In Schottland ist eine derartige Kodifizierung der Scottish<br />
Outdoor Access Code. So richtig wissen wir nicht, was<br />
die Schotten bewogen haben mag, den Text auszuarbeiten.<br />
Er trägt einen recht offiziellen Charakter, wurde wohl sogar<br />
vom Parlament erlassen, und sein Geltungsraum sind<br />
durchaus auch nicht nur mindere Subaltern-Landschaften,<br />
sondern Gesamt-Schottland. Hierin sind auch die schottischen<br />
Nationalparks, Loch Lomond zum Beispiel, eingeschlossen.<br />
Bei meiner ersten Lektüre dachte ich, es seien<br />
alles Druckfehler. Aber bitte … lesen Sie selbst …<br />
Dr. Rolf Böhm, Bad Schandau<br />
Den Code kennen, ehe Sie aufbrechen<br />
Genießen Sie Schottlands freie Natur. Die herrliche Umgebung<br />
trägt bei zu Ihrer Lebensqualität, Ihrer Gesundheit,<br />
Ihrem Umweltbewusstsein und Ihrer Freude an der<br />
Natur. Alle Menschen haben das Recht, den größten Teil<br />
des Landes und der Binnenseen für ihre Freizeit und Bildung<br />
oder einfach auf dem Weg von einem Ort zum anderen<br />
zu nutzen, vorausgesetzt, sie handeln verantwortlich.<br />
Diese Rechte und Pflichten werden im Scottish Outdoor<br />
Access Code (Schottischer Code zum Zugangsrecht) erklärt.<br />
Blick nach Europa<br />
Ihre Zugangsrechte kennen<br />
Die Zugangsrechte betreffen viele Aktivitäten, zum Beispiel:<br />
• informelle Aktivitäten wie Picknicks, Fotografieren<br />
und das Betrachten von Sehenswürdigkeiten,<br />
• aktive Beschäftigungen wie Wandern, Radeln, Reiten,<br />
Kanu fahren und wildes Campen,<br />
• Teilnahme an Freizeit- und Bildungsveranstaltungen,<br />
einfach unterwegs sein von einem Ort zum anderen.<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008) 39<br />
•<br />
Für alle Arten von motorisierten Aktivitäten (mit Ausnahme<br />
des Zugangs für Behinderte) sowie für Jagen, Schießen<br />
oder Angeln gelten diese Zugangsrechte nicht.<br />
Die Rechte gelten für den größten Teil Schottlands,<br />
von städtischen Parks und Wegenetzen bis hin zu unseren<br />
Bergen und Wäldern, vom Acker- und Weideland und<br />
Feldrainen bis zu den Stränden, Seen und Flüssen. Sie sind<br />
jedoch nicht überall gültig, z.B. nicht in Gebäuden oder<br />
ihrer unmittelbaren Umgebung, in Wohnhäusern oder ihren<br />
Gärten oder auf den meisten Feldern, auf denen Erntefrüchte<br />
angebaut sind.<br />
Den Code kennen …<br />
Zu den Zugangsrechten gehören auch Pflichten, die im<br />
Scottish Outdoor Access Code vollständig beschrieben<br />
sind. Dabei ist der Hauptgedanke, dass Sie Ihren gesunden<br />
Menschenverstand benutzen. Sie müssen die Verantwortung<br />
für Ihre eigenen Aktionen übernehmen, die Interessen<br />
anderer respektieren und pfleglich mit der Umwelt<br />
umgehen. Was bedeutet das alles?<br />
Wenn Sie in der freien Natur sind, sollten Sie:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
die Verantwortung für Ihre eigenen Aktionen über-<br />
nehmen – Die freie Natur ist ein wunderbarer Ort, den<br />
man genießen kann, aber sie ist auch ein Arbeitsumfeld<br />
und birgt viele natürliche Gefahren. Achten Sie<br />
darauf, dass Sie sich dessen bewusst sind, achten Sie<br />
stets auf Sicherheit, befolgen Sie alle vernünftigen Ratschläge,<br />
und respektieren Sie die Bedürfnisse anderer<br />
Menschen, die auch die freie Natur genießen oder hier<br />
arbeiten.<br />
die Privatsphäre und den Seelenfrieden anderer<br />
respektieren – Privatsphäre ist für jeden wichtig.<br />
Vermeiden Sie es, Menschen zu beunruhigen, insbesondere<br />
bei Nacht, indem Sie einen vernünftigen Abstand<br />
von Wohnhäusern und Privatgärten halten oder<br />
Pfade und Wege benutzen.<br />
Bauern, Landbesitzern und anderen helfen, sicher<br />
und effektiv zu arbeiten – Halten Sie Sicherheitsabstand<br />
von allen Arbeiten, und achten Sie auf Hinweisschilder,<br />
die Ihnen mitteilen, dass gefährliche Arbeiten wie etwa<br />
das Fällen von Bäumen oder dass Spritzarbeiten durchgeführt<br />
werden. Wie Sie sonst noch helfen können:
* Hinterlassen Sie Tore so, wie Sie sie vorgefunden<br />
haben.<br />
* Blockieren oder verstellen Sie keine Einfahrten<br />
oder Wege.<br />
* Suchen Sie eine Alternative, ehe Sie eine Weide<br />
mit Tieren betreten.<br />
* Füttern Sie keine Tiere.<br />
* Lassen Sie sich vor Ort beraten, damit Sie Jagd<br />
und Pirsch berücksichtigen können.<br />
* Beschädigen Sie keine Zäune oder Mauern.<br />
* Beschädigen Sie die Ernte nicht, indem Sie Pfade<br />
und Wege benutzen, nur am Rand von Feldern<br />
gehen oder über Gelände laufen, auf dem nichts<br />
angebaut ist.<br />
• Gehen Sie pfleglich mit der Umwelt um – Unsere<br />
Umwelt trägt viel zur Lebensqualität und Gesundheit<br />
aller bei. Was wichtig ist:<br />
* Befolgen Sie jeden vernünftigen Rat oder Hinweis.<br />
* Nehmen Sie Ihre Abfälle wieder mit nach Hause.<br />
* Behandeln Sie die Natur pfleglich, hinterlassen sie<br />
so, wie Sie sie vorgefunden haben.<br />
* Stören oder beschädigen Sie nicht mutwillig die<br />
Fauna und Flora oder historische Stätten.<br />
• Halten Sie Ihren Hund unter Kontrolle – Wenn Sie<br />
einen Hund dabei haben, ist es wichtig, dass er kein<br />
Vieh stört oder andere erschreckt. Lassen Sie ihn nicht<br />
auf Weiden, auf denen sich Kälber oder Lämmer aufhalten,<br />
halten Sie ihn an der kurzen Leine oder kontrolliert<br />
ganz nah bei sich, wenn Sie auf einer Weide<br />
mit anderen Tieren laufen. Wenn Vieh aggressiv auf<br />
Ihren Hund reagiert, lassen Sie den Hund sofort von<br />
der Leine und wählen selbst den sichersten Weg von<br />
dieser Weide. Achten Sie darauf, dass weder Sie noch<br />
Ihr Hund brütende Vögel stören. Falls Ihr Hund sich<br />
an einem Ort erleichtert, wo sein Kot andere Menschen<br />
stören könnte, beseitigen Sie den Kot.<br />
• Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie eine Gruppenaktivität<br />
oder eine Veranstaltung organisieren<br />
oder ein Unternehmen leiten – Lesen Sie den gesamten<br />
Code oder unsere Website, um sich über Ihre<br />
Pflichten zu informieren.<br />
Wenn Sie Bauer, Landbesitzer oder jemand sind, der<br />
ein Stück freie Natur verwaltet, müssen Sie bedenken,<br />
welche Bedürfnisse Menschen haben, die die freie Natur<br />
genießen wollen. Was Sie tun müssen:<br />
• Zugangsrechte respektieren – Das Zugangsrecht erstreckt<br />
sich auf den größten Teil Schottlands. Hindern<br />
Sie also Menschen nicht unnötig am Zugang zu Ihrem<br />
Land oder Gewässer. Verschließen Sie Tore nur, wenn<br />
es für die Gesundheit der Tiere oder aus Sicherheitsgründen<br />
notwendig ist. Errichten Sie keinen Zaun quer<br />
über einen Pfad, ohne ein Tor für Zugang einzubauen.<br />
Wenn Sie selbst Pfade und Wege anbieten, können Sie<br />
so gleichzeitig den Zugang auf das Land und die Verwaltung<br />
von Ländereien integrieren.<br />
Verhalten Sie sich angemessen, wenn Sie Menschen<br />
40 Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 25 (2008)<br />
•<br />
•<br />
bitten, ein bestimmtes Gebiet zu meiden, während<br />
Sie dort arbeiten – Menschen reagieren am besten auf<br />
höfliche und vernünftige Bitten. Sie sollten also nur für<br />
die mindest erforderliche Zeit Sicherheitsabsperrungen<br />
vornehmen, die Menschen über alternative Routen informieren<br />
und ihnen erklären, warum die ursprüngliche<br />
Route nicht benutzt werden sollte. Entfernen Sie<br />
alle veralteten Informationen.<br />
Arbeiten Sie mit den Regionalbehörden und ande-<br />
ren Körperschaften zusammen, um Zugang und<br />
Verwaltung von Ländereien zu integrieren – Indem<br />
Sie den Menschen zeigen, dass sie willkommen sind,<br />
und mit Ihrer Regionalbehörde, der Verwaltung Ihres<br />
Nationalparks oder anderen zusammenarbeiten, können<br />
Sie erfolgreich den Zugang zu Ihrem Land verwalten<br />
und zur Pflege der Umwelt beitragen.<br />
Wenn Sie für Stellen verantwortlich sind, auf die das<br />
Zugangsrecht nicht zutrifft, zum Beispiel einen Bauernhof<br />
oder Land rings um ein Gebäude, respektieren<br />
Sie das Wegerecht und Gewohnheitsrecht auf Zugang,<br />
und arbeiten Sie mit Ihrer Regionalbehörde, der Verwaltung<br />
Ihres Nationalparks oder anderen zusammen,<br />
um den Zugang zu verbessern und zu verwalten.<br />
Finden Sie mehr heraus über Ihre Zugangsrechte und<br />
Ihre Pflichten – auch über das Wegerecht und das Gewohnheitsrecht<br />
auf Zugang – indem Sie sich ein Exemplar<br />
unseres Scottish Outdoor Access Code besorgen oder unsere<br />
Website besuchen www.outdooraccess-scotland.com.<br />
Wenn Sie Probleme mit dem Landzugang haben – setzen<br />
Sie sich mit der jeweiligen Regionalbehörde oder Verwaltung<br />
des Nationalparks in Verbindung (siehe örtliches Telefonbuch).<br />
Wenn Sie ein Exemplar des gesamten Codes<br />
haben möchten, rufen Sie an bei<br />
•<br />
Scottish Natural Heritage unter 01738 458545 oder<br />
schicken Sie eine E-Mail an pubs@snh.gov.uk.<br />
Halten Sie auch nach anderen anerkannten Materialien<br />
zur Wegführung Ausschau, die das Logo "Access Code"<br />
tragen.
Blick über die Nationalparkgrenzen<br />
hinaus in die Landeshauptstadt<br />
Nicht nur im Nationalpark, sondern auch in<br />
Dresden streitet man um Umwelt- und Naturschutzthemen.<br />
Hier geht es jedoch nicht wie in<br />
der Sächsischen Schweiz um kleine Pfade, die<br />
Naturliebhaber begehen – nein, in der Landeshauptstadt<br />
geht es um andere Dimensionen, hier<br />
wird geklotzt statt gekleckert. Nicht im Sinne<br />
der Natur, sondern gegen sie – mit dem Bau der<br />
Waldschlößchenbrücke. Ur alte Bäume wie die<br />
von „Robin Wood“ über Wochen besetzte etwa<br />
300 Jahre alte Buche an der Bautzner Straße<br />
(Foto rechts) wurden für breite Straßentrassen<br />
gefällt. Kompromissfähigkeit ist in den letzten<br />
Jahren zu einem Fremdwort geworden.<br />
Nur zweimal gab es seit 1990 in Dresden<br />
einen Bürgerentscheid: beim Autobahnbau<br />
und bei der Waldschlößchen brücke. Bei jenen<br />
Themen verläßt man sich dann doch nicht<br />
auf die demokratisch gewählten Vertreter der<br />
Stadt, wenn diese „falsch“ entschieden haben.<br />
Die sächsische Regierung und deren Verwaltung<br />
betreiben Naturschutz zwar intensiv<br />
im Nationalpark, außerhalb dieses kleinen<br />
Schutzgebietes besitzt Naturschutz bei den vorgeschriebenen<br />
behördlichen Abwägungen aller<br />
Interessen meist nur untergeordnete Bedeutung.<br />
Besonders wenn es um Straßenbau geht, ist der<br />
staatliche Naturschutz ein arg zahnloser Tiger.<br />
Dr. Peter Rölke<br />
Impressum<br />
Herausgeber Sächsischer Bergsteigerbund (SBB), Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV)<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative; Könneritzstraße 33, 01067 Dresden<br />
Sächsische-Schweiz-Initiative des SBB<br />
Bezug / Abo / Anfragen / Bestellungen bei Frau Ehrt vom SBB unter 0351 - 494 14 16<br />
Die Sächsische-Schweiz-Initiative ist Mitgliedsgruppe der Grünen Liga.<br />
Redaktion Beate Franze, Elke Kellmann, Silvia Müller, Rainer Petzold, Christa Rölke, Dr. Peter Rölke, Holger Röthig,<br />
Karl Stein, Dr. Reinhard Wobst • Betreuung der Internetseite: Rainer Fabianski<br />
Verantw. Redakteur Dr. Peter Rölke<br />
Satz / Layout Gudrun Pielenz, www.3d-linie.de<br />
SSI-Konto-Nr. 3120 208 166 bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, BLZ 850 503 00<br />
Internet http://www.ssi-heft.de<br />
Titelfoto „Blick über den Großen Dom“ von Elke Kellmann, Dresden Rückseite: Helmut Schulze, Dresden<br />
Fotos / Abb. Ulrich Augst: S. 16; Petr Bauer: S. 28 (3x), 29; Dr. Rolf Böhm: Karte S. 30; Tino Escher: S. 16; Beate Franze:<br />
S. 37, 38; Dietmar Hänel: S. 30; Jan Hänel: S. 22 (2x); Nationalparkverwaltung: S. 12, 14 (3x), 21 (li.), 29, 31,<br />
32, 34 (3x); Axel Mothes: S. 23; Dr. Peter Rölke: S. 20, 34, 35 (4x), 3. US; Tobias Rölke: S. 17, Holger Röthig:<br />
S. 27 (2x); Manfred Schober: S. 15, 24; Joachim Schindler: S. 5, 10, 21 (re.); Karl Stein: S. 26; Dr. Reinhard<br />
Wobst: S. 1 (2x), 2 (2x), 3, 4; Dr. Cornelius Zippe: S. 12 (2x). – Eine Vervielfältigung ist ohne Genehmigung<br />
des Autors nicht zulässig.<br />
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