Stationenbeschreibung - LBV-Dachau
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Ausführliche Beschreibung der Stationen der <strong>Dachau</strong>er Gewässerrallye<br />
Station 1 – Neophyten<br />
An der Station 1 informierten Matthias Pfadt und Alejandra Zotz von den Naturfreunden über<br />
Neophyten, also über Neuzugänge in unserer Pflanzenwelt. Wussten Sie, dass z.B. die Rosskastanie<br />
erst mit den Römern zu uns gekommen ist oder die Kartoffel erst durch Friedrich den Großen als<br />
das deutsche Leibgericht etabliert wurde, obwohl sie noch gar nicht so lange bei uns war? Leider<br />
sind jedoch auch viele neue Pflanzen mit großen Problemen für unsere heimische Flora verbunden.<br />
So haben die Kanadische Goldrute, das Indische Springkraut und der Japanische Knöterich<br />
hierzulande im Vergleich zu ihrer Heimat zu gute Bedingungen, sodass sie, wo sie sich einmal<br />
angesiedelt haben, alles andere verdrängen. Und Arten wie der Riesenbärenklau oder auch der<br />
aktuellste Zuwanderer Ambrosia artemisifolia, das Beifußblättrige Traubenkraut bringen sogar<br />
extreme gesundheitliche Gefahren mit sich. Der Riesenbärenklau etwa, führt bei Berührung in<br />
Zusammenhang mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen, (phototoxische Reaktion), die auch<br />
Jahre später noch bei Sonneneinstrahlung wieder aufblühen kann. Die Ambrosia hat hochallergene<br />
Eigenschaften und wird die Leidenszeit von Allergikern durch ihre lange Blühzeit um einige<br />
Wochen bis Monate verlängern.<br />
An der Neophytenstation konnten sich die Besucher über diese Pflanzen und Maßnahmen zu ihrer<br />
Bekämpfung, die die Naturfreunde, der Bund Naturschutz, der Fischereiverein und andere Vereine<br />
jährlich ergreifen, informieren und mussten schließlich als Aufgabe unter mehreren ausgestellten<br />
Pflanzen die Neophyten erkennen.<br />
Station 2 – Der Biber<br />
Hier informierten die Untere Naturschutzbehörde (UNB) mit Alexander Wolfseder, Christoph Fritz,<br />
Absolvent eines freiwilliges ökologisches Jahres bei der UNB, sowie den beiden Biberberatern<br />
Barbara Karcher und Jürgen Sedlaczek über den sehr auffälligen Baumeister in unserer Landschaft.<br />
Es wurde über die Lebensweise berichtet, aber auch über die Probleme, die der einst schon fast<br />
ausgestorbene Wasserbewohner mit sich bringt.<br />
In früheren Zeiten war der Biber wegen seines Fells sehr beliebt aber auch die Mönche setzten ihm<br />
zu, da der Biber wegen seines schuppigen Schwanzes und seinem Lebensraum Wasser kurzerhand<br />
zum Fisch erklärt wurde und damit als Fastenspeise diente. Vor über 40 Jahren wurden die ersten<br />
Versuche gemacht, den Biber wieder in Bayern anzusiedeln. Mittlerweile gibt es entlang vieler<br />
Gewässer im Landkreis eine Besiedelung durch den Biber. Dabei kommt es gerade bei einer<br />
Besiedelung von intensiv genutzten Bereichen zu „Interessenskonflikten“ zwischen Mensch und<br />
Biber wie umgelegte Bäume, aufgestaute Gräben und unterhöhlte Felder. Erste Ansprechpartner bei<br />
Konflikten sind die sog. örtlichen „Biberberater“ der UNB, die zusammen mit den Geschädigten die<br />
Situation bewerten und mögliche Lösungen aufzeigen. An der Biberstation konnten sich die<br />
Besucher anhand von Fotos, Schautafeln und Exponaten ein Bild von dem pelzigen Bewohner<br />
machen und mussten Fragen beantworten, z.B. wie sich der Biber ernährt, welchen Einfluss der<br />
Biber auf seine Umwelt hat und welche Möglichkeiten zur Konfliktlösung es gibt.<br />
Station 3 – Vogelbeobachtung<br />
Am Stand des Landesbund für Vogelschutz (<strong>LBV</strong>) hatten Ludwig Wilhelm, Josef Kopp, Manfred<br />
Kühn und Angelika Boerkey ein Spektiv aufgestellt, durch das die Radler Wasservögel auf der<br />
aufgestauten Amper beobachten konnten. Lange Zeit war z.B. ein Kormoran zu sehen, der seine<br />
Flügel in der Sonne trocknete und kurzzeitig konnte sogar eine absolute Rarität bestaunt werden,
ein Eisvogel. Ansonsten waren den Radlern durch das Fernrohr Stockenten, Tafelenten, Gänsesäger<br />
und viele andere Arten zum Greifen nah. Hier musste sich die Teilnehmer ihre Rallyepunkte<br />
erarbeiten, indem sie mithilfe einer Artentafel Arten bestimmten.<br />
Station 4 – Hochwasser<br />
Der Thementisch Umwelt – Natur- Energie der Integrativen Stadtentwicklung postierte sich am<br />
Südende der Mitterndorfer Brücke und beschäftigte sich mit einem Thema, das wohl zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnen wird – dem Hochwasser. Jürgen Marx, Helmut Geißler und Hartmut Lichti<br />
zeigten einen Plan, auf dem das Überschwemmungsgebiet eines „Hundertjährigen Hochwassers“<br />
dargestellt ist, also ein extremes Hochwasser, wie es nur etwa alle 100 Jahre einmal vorkommt. Die<br />
Fragen beschäftigten sich mit vorbeugendem und technischem Hochwasserschutz und anhand des<br />
Plans musste man schätzen wie hoch die Wiese, an der die Station postiert war, überschwemmt<br />
würde.<br />
Station 5 - Fischtreppe<br />
Herr Jeckle und Herr Junge vom Wasserwirtschaftsamt sowie Herr Wecke von den Stadtwerken<br />
<strong>Dachau</strong> zeigten den zahlreichen Radlern die Baustelle der Fischtreppe, die bald für eine ökologische<br />
Durchgängigkeit am <strong>Dachau</strong>er E-Werk sorgen wird. Noch sieht alles sehr technisch und nach viel<br />
Beton aus, bald werden aber hoffentlich viele Fische die Aufstiegshilfe nutzen um die bisher<br />
unüberwindbare 8 Meter hohe Barriere des Kraftwerks zu meistern. Da die Fallhöhe von 8 Metern<br />
auf sehr kurzer Strecke und sehr wenig Platz in der Breite überwunden werden muss, ist der<br />
technische Aufwand groß. Die Fragen, die die Besucher beantworten mussten, drehten sich um die<br />
Fischtreppe, die erzeugte Strommenge, um Wassermengen, um die Amper und natürlich um<br />
vorkommende Fischarten.<br />
Station 6 – Mühlbach<br />
Rosemarie Schreiner und Brigitte Fiedler vom <strong>Dachau</strong>er Gästeführer e.V. erzählten an der kleinen<br />
Fußgängerbrücke über den Mühlbach den Radlern über den geschichtlichen Hintergrund des<br />
Mühlbachs, der das Mühlrad der einstige Steinmühle antrieb.<br />
Sie machten darauf aufmerksam, woher der Mühlbach kommt, wo er verschwindet und wieder<br />
auftaucht, und wo er schließlich in die Amper mündet. Außerdem erfuhren die Rallyeteilnehmer<br />
etwas über das Bad an der Amper und warum die Brunngartenstraße so heißt.<br />
Station 7 – Fischnährtiere<br />
Nach der wohl am zentralsten gelegenen Station ging es weit hinaus an die Amper bis auf Höhe des<br />
Tierheims, wo es um den Speiseplan der Fische ging. Der Biologe Dr. Martin Baars vom<br />
Fischereiverein Petri Heil e.V. und Beate Maatsch vom Verein <strong>Dachau</strong>er Moos e.V. fischten mit<br />
Hilfe von Keschern zusammen mit den Teilnehmern kleine Lebewesen aus der Amper und<br />
bestimmten deren Art. Dort gab es u.a. die Köcherfliegenlarve zu bestaunen, die sich aus<br />
Pflanzenresten und Steinchen eine Behausung ähnlich einem Köcher baut um sich vor Fressfeinden<br />
zu schützen. Außerdem gab es unter Mikroskopen winzige Tierchen wie Wasserflöhe zu sehen und<br />
einige Fragen dazu zu beantworten. Ohne diese zahlreichen Kleinstlebewesen gäbe es wohl keinen<br />
Fischereiverein, denn es gäbe wohl auch keine Fische.
Station 8 – Fischarten<br />
Kurz vor der Würmmühle hatte der Fischereiverein einen weiteren Stand. Hier durfte unter der<br />
fachkundigen Anleitung von Horst Egner und Siegfried Kluge jeder mal angeln, auch ohne<br />
Angelschein. Seltsamerweise erwischten alle Teilnehmer sofort etwas, nämlich lebensgroße<br />
Farbfotos von Fischen. Mithilfe einer Artentafel musste die Art bestimmt werden, z.B. die Nase, die<br />
einst in der Amper sehr häufig war, und, wie der Name sagt, an ihrer Nase zu erkennen ist. Wenn<br />
Sie mal fünfzig Fischarten auf einem Bild gesehen haben, werden Sie sehen, dass man hier schon<br />
sehr genau hinsehen musste.<br />
Station 9 – Wasserkraftnutzung<br />
Nach soviel Natur kam der Besucher nun wieder an eine etwas technischere Station: Die<br />
Würmmühle. Hier gab Ludwig Kraus, also der Betreiber persönlich, Einblick in seine Mühle und<br />
erzählte etwas zur Nutzung der Wasserkraft. Es wurden Fragen zur Geschichte der<br />
Wasserkraftnutzung durch Wasserräder gestellt, die schon mit den alten Ägyptern begann und mit<br />
den Römern nach Deutschland kam, aber auch zum Kraftwerk der Würmmühle und zur Bedeutung<br />
der Wasserkraft als regenerative Energie.<br />
Station 10 – Gewässergüte<br />
Am Würmradweg, zwischen Sudetenlandstraße und Von-Eichendorff-Straße, informierten die<br />
Johannes Hennersperger von der Abteilung Stadtgrün der Stadt <strong>Dachau</strong> und Elisabeth<br />
Schwarzmaier vom Bund Naturschutz über Wasserpflanzen als Indikatoren für Gewässergüte.<br />
Um möglichst viele Pflanzenarten zeigen zu können, nutzte die Biologin Kathrin Groißmeier, die<br />
auch ausgebildete Forschungstaucherin ist, die Gelegenheit, um im Vorfeld Pflanzen aus der Amper<br />
zu sammeln bzw. aus dem Starnberger See zu tauchen. So musste man um Punkte zu bekommen die<br />
echten Pflanzenarten anhand von Fotos und Textbeschreibungen identifizieren und musste<br />
anschließend auch die Wasserpflanzen in der Würm richtig zuordnen.<br />
Station 11 – Malerei<br />
Am Tiefengraben, also der östlichen Grenze des Stadtgebiets, durften die Besucher, hier v.a. die<br />
kleinen Besucher, unter fachkundiger Anleitung von Bruno Schachtner von der Künstlervereinigung<br />
<strong>Dachau</strong> und Peter Richter und Christiane Grafwallner von der BI Grünzug <strong>Dachau</strong> + Karlsfeld ein<br />
Bild malen. Thema der Station war außerdem der Tiefengraben als ökologisch bedeutsames<br />
Gewässer, an dem die vom Aussterben bedrohte Libellenart Helmazurjungfer in einem europaweit<br />
bedeutsamen Vorkommen vertreten ist. Weitere Fragen, die Sabine Geißler (vom Bund Naturschutz)<br />
und Tobias Hinkelmann (Bündnis für <strong>Dachau</strong>) den erwachsenen Besuchern stellten, bezogen sich<br />
auf Flora und Fauna des <strong>Dachau</strong>er Mooses und auf den Schleißheimer Kanal.<br />
Die BI Grünzug <strong>Dachau</strong> + Karlsfeld setzt sich für den Erhalt des letzten Restes eines Grünzuges<br />
zwischen <strong>Dachau</strong> und Karlsfeld ein, der von Gewerbegebieten auf beiden Seiten des Grabens<br />
bedroht wird.<br />
Station 12 – Renaturierung<br />
Die südlichste Station der Rallye beschäftige sich mit einer sehr jungen Renaturierungsmaßnahme
im <strong>Dachau</strong>er Stadtgebiet. Esther Veges von der Abteilung Umweltschutz der Stadt <strong>Dachau</strong> und<br />
Heinz Gibowsky vom Thementisch Umwelt – Natur – Energie erzählten, dass die Würm-<br />
Reschenbach-Aue, also die Stelle, an der der Reschenbach in die Würm mündet, als Projekt der<br />
Rahmenplanung Grün-Blau der Integrativen Stadtentwicklung entstand. Die Besucher lernten, dass<br />
ein natürlicher bzw. naturnaher Bach Kurven hat, sogenannte Mäander, und durch diese<br />
verschiedene Fließgeschwindigkeiten entstehen, die durch Ablagerung oder Mitnahme von<br />
Geschiebe, also den Steinchen am Boden, unterschiedliche Wassertiefen und somit unterschiedliche<br />
Lebensräume schaffen. Nach den Ausführungen der Standbetreuer mussten die Radler um Punkte<br />
zu ergattern aus einer Liste von Maßnahmen, diejenigen aussuchen, die typischerweise bei einer<br />
Gewässerrenaturierung durchgeführt werden.<br />
Station 13 – Naturbeobachtung<br />
Wenn über <strong>Dachau</strong>er Gewässer gesprochen wird, darf ein Name nicht fehlen: Josef Gareis. In über<br />
6700 Wanderungen entlang der <strong>Dachau</strong>er Bäche und Flüsse hat Josef Gareis wohl so ziemlich alles<br />
entdeckt und gesehen, was unsere Flora und Fauna zu bieten hat. Und noch besser: Mit seinen<br />
Büchern zu dieser fast schon unglaublichen Zahl an naturkundlichen Wanderungen hat er auch<br />
wertvolle Dokumentationen geschaffen, die mittlerweile zu begehrten Sammlerobjekten geworden<br />
sind. Zusammen mit Luise Ksionzek vom Bund Naturschutz <strong>Dachau</strong> informierte Josef Gareis<br />
persönlich zu ein paar Vertretern unserer heimischen Fauna, nämlich zu Mardern und Drosseln, die<br />
er auch als Tierpräparate zeigte. Mit den umfangreichen Erläuterungen der beiden Naturliebhaber<br />
schafften es dann auch fast alle Teilnehmer, die Fragen zu den Tieren zu beantworten.<br />
Station 14 – Kanäle und Wasserkraft<br />
Emmo und Bärbel Frey standen an der Schützenstraße für den Thementisch Umwelt-Natur-Energie<br />
der Integrativen Stadtentwicklung und warteten natürlich mit passenden Informationen auf: Direkt<br />
neben <strong>Dachau</strong>s unscheinbarstem Kanal, dem Viehgassenbach, berichteten die beiden anhand einer<br />
Stadtkarte über die vielen Gewässer auf dem Stadtgebiet, deren Geschichte und Nutzung. Ohne die<br />
ausführlichen Erläuterungen wäre so mancher Teilnehmer wohl nicht darauf gekommen, in welches<br />
Gewässer der Viehgassenbach mündet, nämlich zuerst in den Ascherbach und dann erst in die<br />
Amper.<br />
Station 15 – <strong>Dachau</strong>er Kanäle<br />
An der Ludwig-Dill-Straße Höhe Ziegler-Villa erfuhren die Rallye-Begeisterten direkt auf der<br />
Holzbrücke über den Ascherbach viele Geschichten rund um die <strong>Dachau</strong>er Kanäle. Inge Hamzehi<br />
vom Verein <strong>Dachau</strong>er Moos e.V. berichtete ausführlich und spannend über die Planung und den Bau<br />
der Kanäle in und um <strong>Dachau</strong>: Allein der Aufwand, der betrieben wurde um das Wasser im flachen<br />
<strong>Dachau</strong>er Moos in die gewünschten Richtungen fließen zu lassen, verdient auch Jahrhunderte später<br />
noch größten Respekt. Aber auch die romantischen Seiten des Kanalsystems kamen bei den<br />
Zuhörern bestens an, allen voran die vergoldeten Gondeln des Blauen Kurfürsten Max Emanuel.<br />
Die Fragen an dieser Station drehten sich dementsprechend um diesen berühmten bayerischen<br />
Kurfürsten, der in unserer Heimat so viele Spuren hinterlassen hat.<br />
Station 16 – Wiesböckanwesen<br />
An der zweiten Station der <strong>Dachau</strong>er Gästeführer informierten Monika Wolf und Fritz Schwenk
über die Geschichte des Wiesböckanwesens: So erfuhren die Radlerinnen und Radler so manches<br />
über die Spuren ganz bekannter <strong>Dachau</strong>er Künstler in der direkten Umgebung, z.B. über die<br />
Christopherusstatue an der <strong>Dachau</strong>er Amperbrücke, die von Ruckteschell gestaltet wurde. In diesem<br />
Zusammenhang wurde dann auch gleich der Bogen zur Ruckteschell-Villa gespannt, die ja erst in<br />
den vergangenen Jahren aufwändig restauriert wurde und jetzt wieder ein fester Bestandteil der<br />
<strong>Dachau</strong>er Künstlerszene ist. Als kleine sportliche Aufgabe mussten die Teilnehmer schließlich Holz<br />
sägen und hinterher erraten, warum denn genau diese Aufgabe gestellt wurde. Die Antwort lag<br />
natürlich wieder in der Historie des Standorts begründet: Am Wiesböckanwesen stand bis vor ca. 50<br />
Jahren ein Sägewerk.