Masterarbeit - quiriri.org
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<strong>Masterarbeit</strong><br />
Bildungszentrum Ecovillage: Konzept zur<br />
Organisationsentwicklung eines brasilianischen Ökodorfes im<br />
Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung.<br />
Kurztitel: BEKO<br />
Eingereicht von Degenhardt, Paulo H. am 01. Februar 2011<br />
geboren am 30. Januar 1979 in Videira<br />
an der<br />
Universität Rostock<br />
Fernstudium „Umwelt & Bildung“<br />
1. Gutachter: Prof. Dr. Dieter Gnahs<br />
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung<br />
2. Gutachter: Tilmann Langner M.A.<br />
Universität Rostock
Vorwort<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Einleitung………………………………………………………………... 1<br />
2 Grundlagen……………………………………………………………… 8<br />
2.1 Definition von „Ecovillage“……………………………………………… 8<br />
2.2 Organisationale und bildungsrelevante Merkmale von Ökodörfern…….. 11<br />
2.2.1 Die Rolle der Gemeinschaft ………………………………………………11<br />
2.2.2 Die mikrokosmische Dimension…………………………………………. 12<br />
2.2.3 Die Beziehung zur Umwelt………………………………………………. 14<br />
2.2.4 Die Intentionalität………………………………………………………… 14<br />
2.2.5 Die Rolle des Individuums……………………………………………….. 15<br />
2.3 Konzeptuelle Annäherung……………………………………………….. 16<br />
2.3.1 Definition von nachhaltiger Entwicklung…………………………………16<br />
2.3.2 Nachhaltige Entwicklung und Ecovillages………………………………. 18<br />
2.3.3 Die Nachhaltigkeitsstrategien und das integrierende Nachhaltigkeits-<br />
Dreieck…………………………………………………………………… 18<br />
2.4 Das Nachhaltigkeits-Sechseck in Ecovillages……………………………. 21<br />
2.5 Die Förderung der Gestaltungskompetenz in einem Ökodorf…………… 26<br />
3 Bestandsaufnahme……………………………………………………… 30<br />
3.1 Projektrelevante Zielvorstellungen………………………………………. 30<br />
3.2 Die Vision und Mission des “Ecovillage Alto-Quiriri“ …………………. 31<br />
3.3 Entscheidungsstruktur und Funktionsweise ……………………………... 32<br />
3.4 Lage und Infrastruktur…………………………………………………… 34<br />
3.5 Aktivitäten………………………………………………………………... 35<br />
3.6 Organisationales Umfeld ………………………………………………… 37<br />
3.7 Personal ………………………………………………………………….. 37<br />
3.8 Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT) Analyse……………38<br />
4 Strategieplanung………………………………………………………… 40<br />
4.1 Zielsystem…………………………………………………………………40<br />
4.2 Projektziel………………………………………………………………… 40
4.3 Operationalisierungsansatz………………………………………………. 41<br />
4.4 Nebenziele ……………………………………………………………….. 44<br />
4.5 Entwicklungsstrategien auf der Organisationsebene…………………….. 44<br />
4.6 Entwicklungsstrategien auf der Bildungsebene………………………….. 47<br />
4.6.1 Lokale Strategie zur Produktentwicklung im Bereich BNE………………48<br />
4.6.2 Strategie zur Umsetzung des Bildungsprogramms “Unser<br />
Leben in der Biosphäre” (“Nossa Vida na Biosfera”)……………………. 52<br />
5 Implementierung………………………………………………………... 59<br />
5.1 Phase I - Einführung……………………………………………………… 60<br />
5.2 Phase II - Durchführung………………………………………………….. 63<br />
5.3 Phase III - Bewertung…………………………………………………….. 65<br />
6 Evaluation……………………………………………………………….. 67<br />
6.1 Evaluation im Bildungskontext…………………………………………... 68<br />
6.2 Selbstevaluation………………………………………………………….. 69<br />
6.3 Die Operationalisierung der Selbstevaluation im B-EAQ ………………. 70<br />
6.4 Evaluation von BEKO……………………………………………………. 72<br />
7 Zusammenfassung………………………………………………………. 73<br />
Literaturverzeichnis…………………………………………………………….. 76<br />
Tabellen und Abbildungen……………………………………………………... 84<br />
Anhang I……………………………………………………………………….... 85<br />
Anhang II………………………………………………………………………... 87
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
ANU Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung e. V.<br />
B-EAQ Bildungszentrums für nachhaltige Entwicklung innerhalb des EAQ<br />
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
BEKO Bildungszentrum Ecovillage: Konzept zur Organisationsentwicklung<br />
eines brasilianischen Ökodorfes im Rahmen der Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
BV Bildungsveranstaltung<br />
EAQ Ecovillage Alto-Quiriri<br />
ECOSOC Economic and Social Council of the United Nations<br />
EEPOD Ecovillage Education Centre: Plan for the Organisational Development<br />
of a Brazilian Ecovillage within the Context of Education for Sustainable<br />
Development<br />
ESD Education for Sustainable Development<br />
GEN Global Ecovillage Network<br />
SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats<br />
IPEMA Permakultur-Institut des Atlantischen Küstenwalds (Instituto de<br />
Permacultura da Mata Atlântica)<br />
LG Lenkungsgruppe<br />
MG Mitglieder (des EAQ)<br />
ND Nachhaltigkeitsdimension<br />
PDSA Plan-Do-Study-Act<br />
PK Projektkoordinator<br />
PZ Pädagogische Ziele<br />
QV Qualifizierungsveranstaltung<br />
UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization<br />
UN United Nations<br />
UNO United Nations Organization<br />
VP Verantwortungspunkt<br />
WHO World Health Organization
VORWORT<br />
Seit einigen Jahren setze ich mich intensiv mit dem Thema Ecovillage auseinander.<br />
Meine enge Verbindung zum „Ecovillage Alto-Quiriri“ (EAQ) und meine Kontakte zu<br />
anderen Ecovillages haben mich auf die Notwendigkeit und Chancen der Umsetzung<br />
dieses Projektes aufmerksam gemacht. Zwei Jahre war ich als Vorstandsvorsitzender<br />
des Vereins Embaúba tätig, wo ich zahlreiche Erfahrungen in den Bereichen<br />
Umweltschutz und Entwicklungszusammenarbeit sammeln konnte. Die <strong>Masterarbeit</strong><br />
spiegelt diese Interessen wieder und stellt eine Chance zur Erweiterung meiner<br />
Erfahrungen und professionellen Kompetenzen in den Bereichen Umwelt und Bildung<br />
dar. Ich hoffe, dass sie auch ein wichtiger Beitrag für die Ecovillage Bewegung im<br />
Allgemeinen und für das EAQ im Besonderen leisten kann.<br />
Ich möchte mich hiermit herzlich bei folgenden Personen bedanken: meiner Mutter, die<br />
mich als Freundin und Beraterin unterstützt; meinen Professoren, Dozenten und der<br />
Universität Rostock, die mir den Bezugsrahmen und die akademischen<br />
Voraussetzungen für die Realisierung dieser Arbeit gaben; den Mitgliedern des EAQ,<br />
Luisa, Claudia, Holger und Leonardo, ohne deren Engagement und Einsatz es weder<br />
EAQ noch das Projekt gäbe; sowie meinen Freunden Stefan, Aymone und Beate.
Abstract:<br />
1 EINLEITUNG<br />
“Ecovillage Education Centre: Plan for the Organisational Development of<br />
a Brazilian Ecovillage within the Context of Education for Sustainable<br />
Development.” (EEPOD)<br />
Ecovillages have special characteristics that are relevant to the<br />
concretisation of essential task areas within Education for Sustainable<br />
Development (ESD). However, scientific and coordinated interpretations<br />
that are able to support the <strong>org</strong>anisational development of ecovillages in<br />
these areas are missing. The pilot project BEKO sets out to draft a plan for<br />
the development of ecovillages within the context of ESD for an ecovillage<br />
in southern Brazil. “Ecovillage Alto-Quiriri” aims to master the challenge<br />
of becoming established as a centre for ESD in the region. EEPOD<br />
contributes to the implementation of this new essential task.<br />
Der Erhalt und Schutz der Biodiversität und der natürlichen Ökosysteme, der Wandel<br />
hin zu einer ressourcenschonenden und energieeffizienten Form des Wirtschaftens sind<br />
neben der Verbesserung der Lebensbedingungen der Unterprivilegierten Bestandteil<br />
einer der grundlegenden Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit unserer<br />
Gesellschaften. Dabei führt die Einbindung dieser ökologischen, ökonomischen und<br />
sozialen Dimensionen zu einer Verstrickung politischer, pädagogischer und<br />
wirtschaftlicher Zusammenhänge, die von den verschiedenen Akteuren auf lokaler und<br />
globaler Ebene zu berücksichtigen sind.<br />
Häufig fordert diese Komplexität Organisationen auf, ihre eigene Identität neu zu<br />
erfinden und damit unter anderem selbstbewusster, besser vernetzt, effizienter und<br />
flexibler zu handeln. Der gesellschaftliche Wandel hin zur mehr Nachhaltigkeit zieht<br />
nicht nur Änderungen der Struktur und Funktionsweise der Organisationen nach sich,<br />
sondern impliziert auch die Förderung von neuen Kompetenzen. Dieser Faktor betrifft<br />
insbesondere Bildungseinrichtungen, da für sie die Förderung pädagogischer und<br />
strategisch sinnvoller Kompetenzen nicht nur ein internes Anliegen - etwa bei der<br />
Personalbildung - sondern auch ihre Kernaufgabe als Lernort ist. Aus diesem Grund<br />
bilden diese beiden Dimensionen - <strong>org</strong>anisational und pädagogisch - das Spannungsfeld<br />
dieses Master-Projekts.<br />
1
Das Master-Projekt erarbeitet ein Konzept zur Organisationsentwicklung im Rahmen<br />
der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für ein Ökodorf. Die BNE beschränkt<br />
sich keineswegs nur auf traditionelle Bildungsorte - wie Schule und Universität -<br />
sondern ist fest in einer breiteren, institutionelleren Bildungslandschaft verankert. Die<br />
Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung e. V. (ANU) zählt zum Beispiel mehr<br />
als 1200 Adressen in Deutschland, die im Umweltbildungsbereich tätig sind. 1 Dazu<br />
werden Nationalpark- oder Naturparkhäuser, Bildungszentren im ländlichen Raum,<br />
Agenturen für nachhaltige Entwicklung, Schulbauernhöfe usw. gezählt.<br />
Die außerschulischen Lernorte zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie in der Lage<br />
sind, besondere oder außergewöhnliche Dienstleistungen gegenüber den traditionellen<br />
Bildungseinrichtungen anzubieten. Durch ihre speziellen Standorte, ihre flexible<br />
Organisationsform oder durch die von ihnen ermöglichte differenzierte Verknüpfung<br />
von Wissen, Erfahrung und Austausch 2 können diese Lernorte einen wichtigen Beitrag<br />
für die BNE leisten.<br />
Ökodörfer haben besondere Potenziale zur Konkretisierung der BNE. Dank ihrer<br />
Struktur und der Rolle, die Gemeinschaftsprozesse in ihnen einnehmen, können sie z. B.<br />
als Orte zum Lernen und Lehren von sozialen Kompetenzen wahrgenommen werden.<br />
„Schließlich wird das Potential solcher intentionaler, sozial-ökologischer<br />
Gemeinschaftsprojekte diskutiert, deren vielfaltige Bildungsangebote, die bis hin zu UNO-<br />
Beratungsarbeit reichen, einen wachsenden, aber bislang noch lange nicht ausgeschöpften<br />
Multiplikatoreneffekt erfahrungsbasierten Wissens spiegeln. Auch eine sich zunehmend<br />
wandelnde (Umwelt-)bildung, die Nachhaltigkeit und systemische Methoden stärker in den<br />
Mittelpunkt rückt, könnte das Lehren und Lernen von Gemeinschaftsprozessen als<br />
konkreten Rahmen für soziale Kompetenzen besser ermöglichen.“ 3<br />
Die Aufdeckung und Aktivierung dieser Potenziale innerhalb eines Ökodorfes ist das<br />
Hauptanliegen dieses Master-Projekts.<br />
Das Projekt wird in folgende Abschnitte unterteilt:<br />
Nach den einführenden Worten des ersten Kapitels befasst sich das zweite Kapitel mit<br />
den theoretischen und <strong>org</strong>anisationalen Grundlagen des Projekts und trägt zu den<br />
Selbstfindungsprozessen des „Ecovillage Alto-Quiriri“ bei. In diesem Abschnitt werden<br />
Brücken zwischen der Praxis des Ökodorfes und des pädagogischen und institutionalen<br />
1<br />
UNESCO (Hrsg.) Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in Umweltzentren. S. 15<br />
2<br />
Vgl. hierzu: LUCKER, Thomas; KÖLSCH, Oskar. Bildung für nachhaltige Entwicklung in<br />
außerschulischen Lernorten. S.19-20<br />
3<br />
KUNZE, Iris. Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise. S. 183<br />
2
Umfelds der BNE gebaut. Dabei geht es darum, Grundsätze und Definitionen in<br />
Beziehung zu setzen, Potenziale und Besonderheiten eines Ökodorfes mit<br />
Bildungsschwerpunkt aufzudecken sowie theoretische Instrumente für die Erfassung<br />
und Systematisierung pädagogischer und <strong>org</strong>anisationaler Elemente im Ökodorfkontext<br />
zu erarbeiten. Die theoretischen Grundlagen des Projektes „Bildungszentrum<br />
Ecovillage: Konzept zur Organisationsentwicklung eines brasilianischen Ökodorfes im<br />
Rahmen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BEKO) stellen außerdem wichtige<br />
Elemente für dessen Einbindung in Entwicklungsstrategien auf globaler und nationaler<br />
Ebene dar. Zudem tragen sie dazu bei, die Diskussion um die BNE und um das<br />
Selbstverständnis von Ökodörfern zu intensivieren. In diesem Sinne können die in<br />
diesem Kapitel erarbeiteten Konzepte eine Bereicherung für die Entwicklung anderer<br />
Ökodörfer darstellen und tragen zu einer verbesserten Übertragbarkeit des Projekts bei. 4<br />
Der aktuelle Standpunkt der Entwicklung des „Ecovillage Alto-Quiriri“ (EAQ) sowie<br />
der Projektanlass werden im dritten Kapitel analysiert. Die Bestandsaufnahme wird im<br />
Hinblick auf die Zielvorstellung ausgelegt und nach dem Kriterium der Projektrelevanz<br />
eingeordnet. Analysiert werden die interne Umwelt der Organisation - Leitfäden,<br />
Funktionsweise, Infrastruktur und Dienstleistungen - sowie ihrer nahen Umwelt -<br />
direkte Einflussfaktoren wie Besucherprofile oder bestehende Partnerschaften. Es wird<br />
eine Diagnose der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken - SWOT Analyse - des<br />
EAQ durchgeführt, und zwar im Hinblick auf die Konkretisierung der projektrelevanten<br />
Zielv<strong>org</strong>abe der Organisation. Die Bestandsaufnahme des Projekts beruht größtenteils<br />
auf telefonischem oder schriftlichem Informationsaustausch mit den Mitgliedern des<br />
EAQ. Der informelle Charakter dieser Korrespondenzen macht ihre Dokumentation<br />
nicht möglich.<br />
Im vierten Kapitel werden Strategien für das Erreichen der Zielvorstellung entwickelt.<br />
Die für die Projektdurchführung wesentliche Integration und Koordination<br />
verschiedener Zielvorstellungen wird durch die Erarbeitung eines Zielsystems gefördert.<br />
Die Operationalisierung der Projektziele erfolgt auf zwei Ebenen. Auf der<br />
Organisationsebene werden Strategien zur Förderung von Autonomie und<br />
Selbsterneuerung ausgearbeitet. Die Bildungsebene wird durch eine Strategie zur<br />
4 Vor allem Ecovillages mit einem Bildungsschwerpunkt oder Organisationen, die sich der Bildung von<br />
verwandten Themen – z. B. „Ecovillage Design Education“ oder Permakultur – widmen, können von den<br />
Projekterkenntnissen profitieren. Dabei könnte sich eine Übertragung bei der Durchführung<br />
pädagogischer Vorhaben, Fundraising, Projektvorhaben oder Umstrukturierungen als besonders nützlich<br />
erweisen.<br />
3
Produktentwicklung im Bereich BNE und eine Strategie zur Umsetzung eines<br />
Bildungsprogramms erfasst.<br />
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Implementierung von BEKO. Die konkreten<br />
Maßnahmen für die Umsetzung der Strategien sowie die Meilensteine der<br />
Projektdurchführung werden in ihrer zeitlichen Abfolge tabellarisch dargestellt. Um die<br />
Verbindung zwischen Strategieentwicklung und Projektdurchführung zu verdeutlichen,<br />
wird jeder Maßnahme ein Nebenziel oder mehrere Nebenziele zugeordnet.<br />
Im letzen Abschnitt werden die theoretischen Grundlagen der Evaluation erarbeitet,<br />
sowie die Evaluationsverfahren des Projekts rückblickend analysiert und<br />
weiterentwickelt.<br />
Leitlinien<br />
Das Projektdesign orientiert sich an folgenden Leitlinien:<br />
1) Multipler Ansatz: Das Projekt greift auf unterschiedliche Erkenntnisse und<br />
Konzepte verschiedener Forschungsbereiche zurück, ohne sich dabei auf ein<br />
spezifisches System zu beschränken. Der experimentelle Charakter des Pilotprojekts<br />
erfordert einen kreativen und flexiblen Umgang mit den zur Verfügung stehenden<br />
Werkzeugen und mit den theoretischen Lücken - z. B. in den Themenbereichen<br />
„Ecovillages und BNE“ oder Ökodorfentwicklung. Kriterien wie die Anpassung an<br />
lokale Gegebenheiten oder die Anwendbarkeit bekommen aus diesem Grund einen<br />
besonderen Stellenwert bei Auswahl und Design von Projektansätzen oder<br />
Instrumenten.<br />
2) Spielräume schaffen: Das Master-Projekt konzentriert sich auf die Erstellung eines<br />
Konzepts zur Organisationsentwicklung im Hinblick auf die BNE. Das Vorhaben wird<br />
so konzipiert, dass es von 11/2011 bis 04/2014 durchgeführt werden kann, und zwar<br />
unabhängig von einer externen Finanzierung. Infolgedessen greifen die<br />
Projektmaßnahmen ausschließlich auf die eigenen Ressourcen des Ökodorfes zurück<br />
und müssen dem aktuellen Standpunkt von dessen Entwicklung entsprechen.<br />
Durch die effektive Allokation vorhandener menschlicher Ressourcen wird der Wandel<br />
der Organisation und die Ausdifferenzierung und Optimierung ihrer Dienstleistungen<br />
vorbereitet. Das Projekt setzt auf die Förderung der Potenziale und Kompetenzen der<br />
Mitarbeiter bei der Analyse, Auswahl, Steuerung und Bewertung ihrer Tätigkeiten. Es<br />
4
ietet eine Struktur für die Konkretisierung der Zielvorstellung, eröffnet Horizonte der<br />
Selbststeuerung und Weiterentwicklung der Organisation und fordert Kompetenzen zur<br />
Erweiterung und Optimierung individueller und <strong>org</strong>anisationaler Spielräume. Durch die<br />
im Projektrahmen gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse im Bereich des<br />
Bildungsmanagements wird eine Erhöhung des Wirkungsgrades und der<br />
Selbstsicherheit jedes Mitarbeiters und der Gruppe insgesamt erwartet, welche<br />
nachhaltig das Profil des EAQ prägen soll.<br />
3) Mitgestaltung fördern: Das EAQ setzt auf partizipative Machtverteilung und auf<br />
konsensbasierte Entscheidungswege. Der Erfolg des Master-Projekts hängt von dessen<br />
Fähigkeit ab, nicht nur die Partizipation der Gemeinschaft zu berücksichtigen, sondern<br />
sie auch zu fördern. Nicht alle Entscheidungen können und müssen konsensuell und von<br />
der ganzen Gemeinschaft getroffen werden. In der Tat leiden die Funktionalität und die<br />
harmonische Zusammenarbeit in vielen Ökodörfern unter einem voreiligen Verständnis<br />
von Machtverteilung. 5 Das Projekt soll aus diesem Grund gleichzeitig Mitgestaltung<br />
fördern und zur Verbesserung der Effizienz in der Organisation beitragen.<br />
4) Verbindungswege bauen: Weltweit beschäftigen sich Ökodörfer mit dem Thema<br />
Bildung, weil sie sich vom Prinzip her als Werkstätten alternativer Lebens-, Bau- und<br />
Bewirtschaftungsweisen verstehen, die auch erlernt werden müssen. Viele Ökodörfer<br />
verstehen sich zudem als Bildungsorte. 6 Dennoch tendieren viele Ökodörfer zu<br />
Isolierung, 7 und es mangelt an theoretischen Grundlagen für die Integration der<br />
Bildungskonzepte auf der Ökodorf-Ebene sowie auf der Makroebene. Das<br />
Masterprojekt arbeitet auf die Vernetzung von Bildungsstrategien hin, indem es<br />
Brücken zwischen Tendenzen, Interessen und Konzepten verschiedener Akteure baut.<br />
5) Spannungsfelder erkennen: Ökodörfer verstehen sich in erster Linie nicht als<br />
Organisationen sondern als Gemeinschaften. Das vom BEKO erarbeitete<br />
Bildungskonzept betont jedoch die <strong>org</strong>anisationale Dimension von Ecovillages und baut<br />
auf Erkenntnissen des Projektmanagement- und Bildungsmanagementbereichs auf,<br />
dessen Hintergrund teilweise die Betriebswirtschaftslehre bildet. Dieses Phänomen<br />
5 Vgl. hierzu: CHRISTIAN, Diana Leafe. Creating a Life Together. S.55<br />
6 Einige Beispiele hierzu sind die GAIA Foundation in England, Das Permakultur-Institut des<br />
Atlantischen Küstenwalds in Brasilien - IPEMA - und das Ökodorf Sieben Linden in Deutschland.<br />
7 Die Entwicklung vieler Ökodörfer baut auf einer starken Abgrenzung von der Lebensweise der<br />
Mainstream-Gesellschaft auf. Diese Tendenz kann sich auf andere Ebenen der Organisationskultur<br />
auswirken und zu Isolierung und Entfremdung führen.<br />
5
könnte eine gewisse Spannung zwischen Projektansätzen und Gemeinschaftsidealen<br />
hervorrufen, die hier näher erläutert werden müssen.<br />
Ökodörfer sind - wie Schulen und Unternehmen auch - Organisationen. Sie gestalten<br />
sich als soziale Gefüge, welche in der Zeit überdauern, gemeinsame Ziele verfolgen,<br />
Strukturen schaffen sowie gemeinsam handeln und auftreten. 8 Obwohl sie<br />
möglicherweise gemeinsame Merkmale aufweisen, können Organisationen sich in ihren<br />
Wertvorstellungen, Zielen, Visionen und Funktionsweisen voneinander stark<br />
unterscheiden. 9 Die Organisationsentwicklungstheorie wird stark von der<br />
Unternehmenspraxis beeinflusst. In ihr können deswegen Wertvorstellungen einfließen,<br />
die für andere Organisationen als unpassend angesehen werden. So ist es nicht<br />
selbstverständlich, dass Konzepte wie „Gesamtleistung“, „Bildungsprodukte“ oder<br />
„Kundenbefragung“ im Ecovillagekontext immer leicht übernommen werden können.<br />
Für die Entschärfung dieses Spannungsfelds betont BEKO die Einführungsphase des<br />
Projekts und die Erarbeitung der Grundlagen des Bildungskonzeptes. Ziel des Ansatzes<br />
ist es, ausreichend Zeit und Material für die Gemeinschaft einzuräumen, die Grundlagen<br />
des Projekts auszudiskutieren und richtungweisende Statements für dessen Entwicklung<br />
zu produzieren.<br />
Methode<br />
Das Projekt stützt sich auf Fachliteratur aus folgenden Bereichen:<br />
Bildungsmanagement, Organisationsentwicklung, Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
und Qualitätsmanagement. Wenn möglich, wird gleichfalls auf die Erfahrungen anderer<br />
Ökodörfer und auf die Forschung im Bereich Ecovillages Bezug genommen.<br />
Das Projekt stützt sich teilweise auf Erkenntnisse, Erfahrungen und Strategien deutscher<br />
Initiativen für die Operationalisierung der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dies<br />
macht sich vor allem bei der Erarbeitung der pädagogischen Ziele eines Ökodorfes in<br />
Anlehnung an die von der Bund-und-Länder-Kommission erarbeiteten Teilkompetenzen<br />
bemerkbar. 10 Diese Auswahl hat einerseits praktische Gründe - das Projekt wird in<br />
deutscher Sprache verfasst und im Rahmen eines Masterstudiengangs in Deutschland<br />
entworfen. Andererseits fördert die Auswahl den interkontinentalen Dialog, die<br />
8 Vergleich hierzu: BEHRMANN, Detlef. Reflexives Bildungsmanagement. S. 103<br />
9 Während ein Unternehmen auf Profit und Wachstum in einem Raum intensiven Wettbewerbs und<br />
unbegrenzter Möglichkeiten abzielt, setzt ein Ecovillage auf Suffizienz und Zusammenhalt in einem<br />
Raum begrenzter Ressourcen und gegenseitiger Abhängigkeiten.<br />
10 Siehe Punkt 2.5.<br />
6
Übertragung und den Austausch von Erfahrung und die globale Perspektive der<br />
Projektentwicklung. Das EAQ pflegt außerdem Verbindungen zu dem in Deutschland<br />
ansässigen Verein Embaúba, welcher die Förderung des Ökodorfes zu seiner<br />
Kernaufgabe erhoben hat. Die Methode des Projekts geht auf diese Merkmale ein und<br />
versucht einen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit und internationalen<br />
Kooperation zu leisten.<br />
7
2.1 Definition von „Ecovillage“<br />
2 GRUNDLAGEN<br />
Die aktuell am weitesten verbreitete Definition von Ecovillage wurde von Robert<br />
Gilman geprägt. Der Autor legt den Begriff des Ökodorfes folgendermaßen dar:<br />
“(…) a human-scale full-featured settlement in which human activities are harmlessly<br />
integrated into the natural world in a way that is supportive of healthy human development<br />
and can be successfully continued into the indefinite future.” 11<br />
In seiner Erläuterung der Formulierung „human-scale“ betont Gilman, dass die Größe<br />
einer Ecovillage-Gemeinschaft natürlichen Grenzen unterliegt. Ein Ecovillage darf nur<br />
so groß sein, dass jedes Mitglied die Gelegenheit hat, die anderen Mitglieder kennen zu<br />
lernen und die Gemeinschaft spürbar zu beeinflussen. Nur unter der Bewahrung dieses<br />
Aspektes können Ökodörfer als Gemeinschaften verstanden werden, in welchen jedes<br />
Individuum eine wichtige Rolle spielt und vom sozialen Netz gestärkt wird.<br />
„Menschliche Größe“ deutet auch auf eine Begrenzung des Begriffs „Ecovillage“<br />
bezüglich nicht menschlicher Komponenten hin. So kostbar die Natur für ein Ökodorf<br />
auch sein mag, so kann sie dennoch nicht vollständig vom Begriff Ecovillage erfasst<br />
werden. Zwar sind Biodiversität und natürliche Ressourcen unentbehrlich für die<br />
menschliche Spezies, haben aber einen von der Gesellschaft unabhängigen Status und<br />
folglich auch ein unabhängiges Daseinsrecht. 12 Dementsprechend verstehen sich<br />
Ökodörfer eher als ein Teil des Ökosystems, in dem sie und ihre Errungenschaften<br />
integriert sind.<br />
Ecovillages können weder als Wohngemeinschaften noch als Betriebe verstanden<br />
werden, und zwar, weil sie sich als „full-featured settlement“ konstituieren. Ökodörfer<br />
sind so ausgerichtet, dass sie eine Vielfalt von Funktionen - Wohnen, Vers<strong>org</strong>ung,<br />
Produktion, soziales Leben, Erholung, usw. - erfüllen und damit als ein Mikrokosmos<br />
verstanden werden können.<br />
Der qualitative Charakter der Integration dieser Mikrokosmen in die Natur wird wie<br />
folgt von Gilman bezeichnet: „in which human activities are harmlessly integrated into<br />
11 GILMAN, Robert. The Eco-Village Challenge. S. 10<br />
12 Mehr über Ökozentrismus und Ecovillages unter Punkt 2.3.2.<br />
8
the natural world” 13 . Dem Autor nach kann eine harmonische Beziehung zwischen<br />
Gesellschaft und Ökosystem nur dann existieren, wenn der Mensch sich als ein Teil der<br />
Natur versteht und nicht als deren Herrscher. Bei der Erörterung der Formulierung wird<br />
gleichfalls betont, dass die Bewirtschaftungsform und die Energievers<strong>org</strong>ung in einem<br />
Ökodorf sich eher als ein zyklischer Prozess, denn als ein lineares oder industrielles<br />
Verfahren gestaltet. Aus diesem Grund sollen die Anwendung erneuerbarer Energien<br />
und der Verzicht auf künstliche Düngung in einem Ökodorf selbstverständlich sein.<br />
Die Formulierung „supportive of healthy human development” stellt die Zielv<strong>org</strong>abe<br />
der Gemeinschaft hinsichtlich individueller oder menschlicher<br />
Entfaltungsmöglichkeiten und Bedürfnisse dar. Gilman bekräftigt, dass diese<br />
Entwicklung ein integriertes Gleichgewicht zwischen folgenden Dimensionen darstellt:<br />
„physical, emotional, mental, and spiritual“. 14<br />
Gilmans Definition gesunder menschlicher Entwicklung zeigt große Ähnlichkeiten zu<br />
der Auffassung der Weltgesundheits<strong>org</strong>anisation (WHO). Die WHO definiert<br />
Gesundheit als:<br />
“(…) a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence<br />
of disease or infirmity.“ 15<br />
Beide Begriffe vertreten eine holistische Auffassung und definieren Gesundheit im<br />
Hinblick auf verschiedene Lebens- und Erfahrungsbereiche. Gilmans Konzept hebt die<br />
emotionale und spirituelle Dimension hervor, die sich in den Adjektiven „social“ und<br />
„mental“ der WHO ebenso andeutet. Diese Ausrichtung entspricht der Ökodorfpraxis,<br />
welche häufig Spiritualität und soziale Beziehungen in den Mittelpunkt stellt. Die<br />
Entwicklung des Menschen - und zwar in allen seinen Dimensionen - ist neben dem<br />
harmonischen Zusammenleben mit der Natur primäres Ziel von Ecovillages.<br />
Eine zweite Ebene der Zielv<strong>org</strong>abe qualifiziert die gesundheitsfördernde und<br />
harmonische Entwicklung hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit oder Nachhaltigkeit:<br />
„(…)and that can be successfully continued into the indefinite future.” 16<br />
In seinem Artikel vergleicht Gilman des Weiteren Ökodörfer mit traditionellen Dörfern.<br />
Seiner Auffassung nach stellen Ecovillages keine Rückkehr zu einer früheren Lebensart<br />
13<br />
GILMAN, Robert. The Eco-Village Challenge. S. 10<br />
14<br />
Ibid.<br />
15<br />
Constitution of the World Health Organization. S. 2<br />
16<br />
GILMAN, Robert. The Eco-Village Challenge. S. 10<br />
9
dar, sondern sind ein postindustrielles Phänomen. Anders als in traditionellen Dörfern<br />
werden in Ökodörfern „new ecological constraints“ und „new techniques and<br />
technologies“ angewendet, sowie „new levels of consciousness and awareness“ 17<br />
vertreten. Daraus folgt eine gewisse Bewusstheit oder eine bewusste Entscheidung bei<br />
der Entstehung und Entwicklung von Ecovillages. Diese Entscheidung bezieht sich<br />
nicht nur auf die Anwendung umweltfreundlicher Anbau- oder Bautechniken, sondern<br />
impliziert für den neuen Ökodorfbewohner radikale Einschnitte hinsichtlich seiner<br />
früheren Lebensform in der Mainstreamgesellschaft. In diesem Sinn können Ecovillages<br />
als eine Reaktion auf das industrielle Zeitalter verstanden werden.<br />
Auch CHRISTIAN (2008) unterstreicht in ihrer Definition von Ecovillages, die mit der<br />
Entstehung von Ecovillages vorhandene Intentionalität:<br />
„Ecovillages are intentional communities that aspire to create a more humane and<br />
sustainable way of life.“ 18<br />
Bewusstheit charakterisiert nicht nur die Entstehungsphase eines Ökodorfes oder die<br />
individuellen Voraussetzungen seiner Bewohner. Die Entwicklung eines Ecovillages<br />
selbst kann als ein bewusster Prozess verstanden werden, welcher mit der Bewältigung<br />
vielseitiger Aufgaben und der Steuerung komplexer Strukturen zusammenhängt.<br />
“Building a successful eco-village requires a balance of activities among three major phases<br />
- 1) research and design, 2) creation and implementation, and 3) maintenance - for each of<br />
the challenge areas.” 19<br />
Auch das Global Ecovillage Network schlägt eine Definition von Ecovillage vor, die<br />
auf die Komplexität des Unterfangens hindeutet.<br />
“Ecovillages are urban or rural communities of people, who strive to integrate a supportive<br />
social environment with a low-impact way of life. To achieve this, they integrate various<br />
aspects of ecological design, permaculture, ecological building, green production,<br />
alternative energy, community building practices, and much more.” 20<br />
Der Begriff von Ecovillage liefert wichtige Erkenntnisse und Auskünfte über das<br />
Selbstverständnis und die Praxis von Ökodörfern. Weiter unten werden Aspekte der<br />
Definition erarbeitet, die aus der Perspektive der Organisationsentwicklungstheorie und<br />
der Bildung für nachhaltige Entwicklung von besonderer Bedeutung sein können.<br />
17 Ibid.<br />
18 CHRISTIAN, Diana. Creating a Life Together S. XVI<br />
19 GILMAN, Robert. The Eco-Village Challenge. S. 10<br />
20 GLOBAL ECOVILLAGE NETWORK. What is an Ecovillage? Online Dokument.<br />
10
2.2 Organisationale und bildungsrelevante Merkmale von Ökodörfern<br />
2.2.1 Die Rolle der Gemeinschaft<br />
Die Bedeutung und der Stellenwert von Gemeinschaft sind es, welche ein Ökodorf am<br />
deutlichsten von der individualisierten Gesellschaft unterscheiden. Der Prozess der<br />
Gemeinschaftsbildung in einem Ökodorf zielt auf die Bewahrung bestimmter Prinzipien<br />
sozialer Nachhaltigkeit.<br />
„Als sozial-nachhaltige Prinzipien werden festgehalten:<br />
Kultur, Werte und Ziele, die folgende sozialpsychologische Prinzipien beinhalten und<br />
fördern:<br />
-Inklusivität, Pluralismus und Toleranz bei gemeinsamer Verbundenheit<br />
-Verbindlichkeit für die Gruppe und Verantwortungsgefühl<br />
-Konsens und Dezentralisation von Macht.“ 21<br />
In einem Ecovillage ist die Gruppe der Mitglieder als Ganzes für die Entscheidung,<br />
Regelung, Planung und Operationalisierung aller wichtigen Vorhaben verantwortlich.<br />
Die Gemeinschaft ist aber viel mehr als nur ein strukturelles oder steuerndes Organ. Sie<br />
repräsentiert auch das Netzwerk sozialer und emotionaler Beziehungen der Mitglieder.<br />
Die Vermischung persönlicher und sachlicher Komponenten erfordert einen gerechten<br />
integrativen Organisationsentwicklungsansatz. In dieser Hinsicht sind die Verfeinerung<br />
politischer V<strong>org</strong>ehensweisen - Konsens - sowie die Förderung persönlicher Fähigkeiten<br />
zur Konfliktlösung und Selbstsicherheit wichtige Komponenten der Organisations-<br />
entwicklung.<br />
Damit ein Ecovillage handlungsfähig bleibt, müssen seine Mitglieder eine positive und<br />
effektive Arbeitskultur entwickeln. Dafür ist die Arbeit eines jeden Einzelnen genauso<br />
bedeutend wie die Verbesserung und Anpassung der Struktur der Organisation an die<br />
gegebenen Bedingungen. Persönliche Fähigkeiten - wie Anderen zu vertrauen, mit<br />
Anderen zu kooperieren, zu partizipieren, zu motivieren usw. - bekommen aus diesem<br />
Grund einen besonderen Stellenwert in der Personalpolitik und sind neben<br />
Konfliktmanagement und Friedenserziehung Schlüssel für die Erhaltung der<br />
Funktionalität von Ökodörfern.<br />
Diese Themen gehören größtenteils ausdrücklich zu den Zielen und Methoden der<br />
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Bildung im Allgemeinen und BNE im<br />
Besonderen sind Voraussetzungen für den Erfolg und das Bestehen von Ecovillages.<br />
21 KUNZE, Iris. Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise. S.37<br />
11
Ein zusätzlicher externer Bildungsauftrag - etwa im Sinne der Entwicklung eines<br />
Bildungszentrums - stellt also eine Bereicherung für die Organisation dar und ist eine<br />
Chance für die Verbesserung ihrer internen Bildungsprozesse. Auf der<br />
Dienstleistungsebene - externer Bildungsauftrag - entwickeln die Kunden<br />
Kompetenzen, machen Erfahrungen und erleben Besonderes. Auf der internen Ebene<br />
verfeinern die Mitglieder ihr Können und Wissen, indem sie bewusster ihren<br />
praktischen Tätigkeiten nachgehen und zusätzliche Fähigkeiten entwickeln. Dieses<br />
„win-win“ Szenario wird gleichfalls dadurch komplementiert, dass die Kunden oder<br />
Besucher eigene Projekte im Ökodorf durchführen oder anderweitig aktiv in dessen<br />
Weiterentwicklung und Verwaltung mitwirken können.<br />
Neben der Förderung sozialer Fähigkeiten sind für die Sicherung der Effektivität und<br />
Handlungsfähigkeit der Gemeinschaft die Erschaffung von Entscheidungsstrukturen<br />
und Prozessen wichtig, welche die Stabilität der Organisation gewährleisten. Vor allem<br />
während kritischer oder instabiler Phasen der sozialen Entwicklung kann die Bedeutung<br />
solcher stabilisierenden Mechanismen grundlegend sein. Etablierte Routinen,<br />
unabhängig agierende Gruppen oder flexible Entscheidungs<strong>org</strong>ane vermögen zwar nicht<br />
das Netzwerk sozialer Wechselbeziehungen zu ersetzen, aber sie können für das<br />
Krisenmanagement und für die Effektivität der Organisation im Allgemeinen sehr<br />
hilfreich sein.<br />
2.2.2 Die mikrokosmische Dimension<br />
Ein weiteres folgenreiches Merkmal eines Ökodorfes ist dessen Selbstverständnis als<br />
ein Mikrokosmos. Auch wenn viele Tätigkeiten oder Funktionen - wie die, die von<br />
Flughäfen, Krankenhäusern, Universitäten usw. übernommen werden - unmöglich von<br />
einem Ökodorf erbracht werden können, werden grundlegende Funktionen der<br />
Gesellschaft - Vers<strong>org</strong>ung, Wohnen, soziales Leben usw. - von Ecovillages erfüllt.<br />
Dieses mikrokosmische Element kann für die Entwicklung von Projekten mit<br />
Bildungsschwerpunkt im Rahmen der BNE in einem Ökodorf aus zwei Gründen<br />
interessant sein.<br />
Erstens macht es gesellschaftliche Prozesse überschaubar. Das Ökodorf spiegelt die<br />
Gesellschaft und ihre Prozesse wieder, weil es selbst als kleine Gesellschaft konstituiert<br />
ist. Die Verhältnisse zwischen Energieverbrauch und Lebensstil, zwischen Koordination<br />
12
und Ausführung, zwischen Produktion und Konsum u.v.m. sind im Rahmen eines<br />
Ökodorfes einfacher nachzuvollziehen.<br />
Zweitens erleichtert die Wechselbeziehung vieler Faktoren auf engem Raum die<br />
Vergegenwärtigung komplexer Zusammenhänge bei der Ausführung und Planung von<br />
Bildungsprojekten sowie bei Kontrolle und Bewertung von Ergebnissen. Der Bau eines<br />
neuen Weges - zum Beispiel - kann als Gelegenheit wahrgenommen werden, die<br />
Wechselbeziehung zwischen Mobilität, Zusammenleben, Produktion und Umwelt zu<br />
untersuchen. 22<br />
Eine weitere bildungsrelevante Folge der mikrokosmischen Dimension eines Ökodorfes<br />
ist, dass sie einen Vergleich zwischen existierenden und relativ unähnlichen<br />
gesellschaftlichen Organisationsformen - Ökodorf und Mainstreamgesellschaft -<br />
erlaubt. 23<br />
Die Zukunftsfähigkeit eines Ökodorfes hängt vom Aufbau und der Erhaltung<br />
harmonischer Wechselbeziehungen zwischen menschlicher Handlung und dem<br />
Ökosystem ab. Obwohl dies auch für die Beziehung zwischen Mensch und Biosphäre<br />
gilt, kann die Erkenntnis der Retinität 24 auf der Makroebene auf verschiedene Art und<br />
Weise unterdrückt oder maskiert werden. Umwelt- und Klimafolgen der Produktion -<br />
zum Beispiel - sind vom Endverbraucher in der industriellen Gesellschaft kaum<br />
nachvollziehbar. Umweltschäden können von wirtschaftlichen Akteuren durch die<br />
Verlagerung der Produktionsstätten leicht maskiert werden. Die Integration der<br />
Funktionen der Ökodorfpraxis betont dagegen die Retinität gesellschaftlichen Handelns,<br />
indem sie dessen Effekte spürbar im Hier und Jetzt deutlich macht. Das Phänomen kann<br />
für die Gestaltung von Bildungsveranstaltungen sehr hilfreich sein und soll bei der<br />
strategischen Planung der Organisationsentwicklung eines Ecovillage gleichfalls<br />
berücksichtigt werden.<br />
22 Bei der Ausführung eines solchen Projekts lassen sich gleichfalls leicht nachvollziehbare Indikatoren<br />
aufstellen. Fragen wie „Ist Erosion entstanden?“, „Wirkt der Weg einladend für ein Zusammentreffen mit<br />
Anderen?“, „Verbessert der Weg die Effektivität der Produktionsprozesse?“ sind einige der Fragen, die in<br />
diesem Zusammenhang auftauchen können.<br />
23 „Wie funktionieren Machtverteilung, Entscheidungsprozesse und öffentliche Verwaltung im Ökodorf<br />
und in der Mainstreamgesellschaft?“, „Wie ist Arbeit und Ressourcenverbrauch in den verschiedenen<br />
Organisationsformen strukturiert?“, „Worauf beruhen diese Unterschiede?“ „Welches sind die Merkmale<br />
- Chancen, Grenzen, Akzente - bei der Produktion und dem Konsum von primären und sekundären<br />
Gütern in beiden Gesellschaftsformen?“, „Welche Auswirkungen haben diese Merkmale auf die eigene<br />
Lebensplanung und Lebensweise?“ sind einige der Fragen, die in diesem Zusammenhang entstehen<br />
können.<br />
24 Mehr über Retinität oder Gesamtvernetzung in: SRU, Umweltgutachten 1994. S-54-55<br />
13
2.2.3 Die Beziehung zur Umwelt<br />
Die mikrokosmische Dimension eines Ecovillages ist demnach eng verbunden mit der<br />
Beziehung, die das Dorf zu seiner Umwelt aufbaut. Mitglieder eines Ecovillage erleben<br />
das Ökosystem als einen Ort der unmittelbaren Erfahrung. Wie schon erwähnt, lassen<br />
sich Umweltschäden in Ecovillages weder verdrängen noch verlagern, weil dort die<br />
Umweltfolgen der Produktions- und Lebensweise unmittelbar vor der Haustür spürbar<br />
werden. Die Unmittelbarkeit ökologischer Zusammenhänge macht die Grenzen des<br />
Wachstums eines Ökodorfes oder der Unternehmungen auf Ökodorfebene sichtbar und<br />
stellt einen Garant für die nachhaltige Entwicklung der Organisation dar. 25 Auch die<br />
Rolle der sozial nachhaltigen Gemeinschaft im Ökodorf trägt zur Entwicklung<br />
ökologischen Bewusstseins bei:<br />
„Anhand der empirischen Untersuchungsprozesse lässt sich deutlich belegen, dass<br />
ökologisches Bewusstsein (…) durch die Herausbildung eines Bewusstseins von Ökologie<br />
und Eingebundenheit in „natürliche" und soziale Umwelten entsteht. Dadurch wird es durch<br />
Erfahrung verinnerlichbar. Das Anstreben einer kooperativen win-win-Situation zwischen<br />
Individuen, Kollektiv und Umwelten wird zum grundlegenden zu erlernenden Prinzip für<br />
eine sozial kooperative, ökologisch verantwortliche und individuell freiheitliche<br />
Lebensform (…)“ 26<br />
Dank der Möglichkeit eine direkte Erfahrung ökologischer Zusammenhänge anzubieten,<br />
können Ökodörfer Orte sein, an denen Lernende die Natur und deren für die<br />
Gesellschaft unschätzbaren Wert entdecken, erfahren und erleben. Durch die<br />
Vergegenwärtigung der Unersetzbarkeit der „Dienste“ der Natur für den Menschen<br />
können sie ein praktisches Verständnis von Begriffen wie der starken oder schwachen<br />
Nachhaltigkeit vermitteln. 27<br />
Die besondere Beziehung zwischen Kultur und Natur im Ecovillage fördert vor allem<br />
das Verständnis dafür, dass die Gesellschaft in das Ökosystem integriert ist und von ihm<br />
abhängt.<br />
2.2.4 Die Intentionalität<br />
Die unter Punkt 2.1 festgestellte Bewusstheit in der Entstehung und Entwicklung von<br />
Ökodörfern stellt ein weiteres relevantes Merkmal der Ecovillages dar. Neben anderen<br />
Gemeinschaften wie „Cohousing"-Projekten, Kommunen, Kibbuzim, städtischen<br />
25 Die Umwelt eines Ökodorfes kann - zum Beispiel - nur eine gewisse Anzahl von Teilnehmern der<br />
Bildungsveranstaltungen oder Besuchern nachhaltig tragen. Eine ökologische Verhaltensweise der<br />
Besucher ermöglicht zwar eine Erhöhung der Besucherzahl, allerdings nur bis zu einen bestimmte Grad.<br />
26 KUNZE, Iris. Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise. S. 160<br />
27 LANGNER, Tilmann. Bildung für nachhaltige Entwicklung. S. 51<br />
14
Nachbarschaftsnetzwerken usw. zählen Ökodörfer zur Gruppe der intentionalen<br />
Gemeinschaften. Diese Projekte verstehen sich als<br />
„(…) bewusste, gesellschaftspolitische, intentionale Selbstexperimente (…).<br />
-bewusst , weil sich Menschen bewusst zusammentun, um eine andere Lebensweise<br />
auszuprobieren und den Prozess reflexiv verfolgen;<br />
-gesellschaftspolitisch, weil sie im Bezug zu von ihnen wahrgenommenen<br />
gesellschaftlichen Problemen alternative Wege suchen;<br />
-Intentional, weil bestimmte Werte, Ideen oder Ideale implizit und/oder explizit zugrunde<br />
liegen, d. h., es gibt eine gewollte Entwicklungsrichtung; und<br />
-Selbstexperiment, weil die Mitglieder mit allen Lebensbereichen und Ebenen involviert<br />
sind, um etwas Neues auszuprobieren.“ 28<br />
Im Vergleich zu anderen außerschulischen Bildungsorten für nachhaltige Entwicklung<br />
zeichnen sich Ecovillages dadurch aus, dass sie eine nachhaltige Lebensweise in allen<br />
ihren Dimensionen intentional vertreten und ausüben. Die Rationalität und<br />
„Beispielhaftigkeit“ von Ökodörfern können den Lernenden als Anlass dienen, ihre<br />
eigene Lebensweise bewusster wahrzunehmen und diese mit anderen Wirklichkeiten zu<br />
konfrontieren. Die Ideen, Ideale und Werte im Ökodorf können auch als Grundlage von<br />
Reflexion und Diskussion im Bildungskontext angewendet werden.<br />
Die Intentionalität kann die Erarbeitung von Organisationsentwicklungsstrategien im<br />
Ecovillagekontext erleichtern, weil eine gewisse Planungskultur in jedem Ökodorf<br />
schon vorhanden ist. Aus pädagogischer Sicht kann die Kultur der Planung das<br />
vorausschauende Denken fördern.<br />
2.2.5 Die Rolle des Individuums<br />
Eine weitere Eigenschaft der Ecovillages, welche wesentliche <strong>org</strong>anisationale und<br />
pädagogische Folgen nach sich zieht, ist die besondere Rolle des Individuums in einem<br />
Ecovillage. Die ganzheitliche Entfaltung des Einzelnen in Harmonie mit der Natur und<br />
unter der Bewahrung der Zukunftsfähigkeit kann als oberstes Ziel von einem Ecovillage<br />
verstanden werden.<br />
Die gesunde Entwicklung des Individuums ist aber nicht nur Ziel von Ökodörfern<br />
sondern auch Bedingung ihrer Funktionalität. Ein Ökodorf ist nur dann handlungsfähig,<br />
wenn jedes seiner Mitglieder in der Lage ist, gesunde Beziehungen zu sich selbst und zu<br />
den Anderen aufzubauen. Der Stellenwert der individuellen Entwicklung verbindet<br />
Ecovillages und Bildungspraxis auf eine sehr enge Art und Weise. Auf der einen Seite<br />
ist Bildung zentrales Element der Entwicklung von Ecovillages, andererseits können<br />
28 KUNZE, Iris. Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise. S.59<br />
15
Ecovillages als erfahrungsorientierte Stätten holistischer und umweltbewusster Bildung<br />
verstanden werden.<br />
Neben der pädagogischen Relevanz hat der Stellenwert des Individuums in einem<br />
Ecovillage auch <strong>org</strong>anisationale Folgen. Die Entwicklung eines Bildungszentrums im<br />
Herzen eines Ecovillages stellt die Organisation vor Zielv<strong>org</strong>aben, die in Konflikt mit<br />
ihren primären Zielen - wie der individuellen Entfaltung - geraten können. 29 Unter der<br />
Berücksichtigung des individuellen Entfaltungsraumes kann ein Bildungszentrum in ein<br />
Ecovillage integriert werden, aber nicht ein Ecovillage in ein Bildungszentrum. Die<br />
Organisationsentwicklung sollte deswegen besonders sensibel auf die jeweiligen<br />
Prioritäten in der Aufstellung von Zielv<strong>org</strong>aben eingehen.<br />
2.3 Konzeptuelle Annäherung<br />
2.3.1 Definition von nachhaltiger Entwicklung<br />
Zahlreiche Definitionen von nachhaltiger Entwicklung wurden in den letzten Jahren<br />
ausgearbeitet und werden gegenwärtig angewendet. Eine ausführliche Erarbeitung<br />
dieser Konzepte kann im Rahmen dieses Master-Projekts weder gewährleistet werden<br />
noch ist sie in diesem Kontext nötig. Trotzdem hat das Verständnis von nachhaltiger<br />
Entwicklung direkte Folgen auf das Bildungsmanagement und auf die<br />
Organisationsentwicklung in einem Ökodorf. Aus diesem Grund wird im Folgenden<br />
eine Definition nachhaltiger Entwicklung erarbeitet und deren Bedeutung für das<br />
Ökodorf und Projekt reflektiert.<br />
Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der UNO veröffentlichte im Jahr<br />
1987 einen Bericht, der unter Anderem für seine Definition von nachhaltiger<br />
Entwicklung bekannt wurde, namentlich handelt es sich um den Brundtland-Bericht.<br />
Der Bericht definiert nachhaltige Entwicklung wie folgt:<br />
“1. Sustainable development is development that meets the needs of the present without<br />
compromising the ability of future generations to meet their own needs.“ 30<br />
Diese Definition ermöglicht das Verständnis, dass nachhaltige Entwicklung nicht nur<br />
für die Gegenwart stattfindet - intragenerationell, sondern dass ihre Grundlage die<br />
29 Ein neuer Anlauf von unruhigen oder lauten Besuchern, neue unerwünschte Verpflichtungen und<br />
Tätigkeiten oder Begrenzungen der Privatsphäre sind einige der Faktoren, die diese Konflikte<br />
versinnbildlichen können.<br />
30 WORLD COMMISSION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT. Our Common Future.<br />
Chapter II.<br />
16
intergenerationelle Gerechtigkeit ist und damit für die Zukunft konkretisiert wird. Für<br />
die Kommission geht es bei der nachhaltigen Entwicklung nicht primär um die<br />
Bedürfnisse von Organisationen, Institutionen oder gar Nationalstaaten, sondern um die<br />
konkreten Bedürfnisse der heute und künftig lebenden Menschen. Die individuelle<br />
Dimension - und ihre ökologischen und zeitlichen Zusammenhänge - können als<br />
hermeneutischer Schlüssel des Leitbilds der Nachhaltigkeit verstanden werden. Diese<br />
Dimensionen verbinden die Ecovillage-Praxis mit dem Konzept der nachhaltigen<br />
Entwicklung auf eine sehr enge Weise.<br />
Der erste Grundsatz der Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung bekräftigt die<br />
individuelle Dimension der nachhaltigen Entwicklung und charakterisiert diese<br />
bezüglich des Anrechts auf ein gesundes Leben.<br />
“Die Menschen stehen im Mittelpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung.<br />
Sie haben das Recht auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit der Natur.“ 31<br />
Auch die Definition des Brundlandt-Berichtes geht bei ihrer Betonung der individuellen<br />
Ebene über die Befriedigung der Grundbedürfnisse hinaus. Im folgenden Abschnitt des<br />
Berichtes komplementiert die Kommission ihre Definition nachhaltiger Entwicklung:<br />
“15. In essence, sustainable development is a process of change in which the exploitation of<br />
resources, the direction of investments, the orientation of technological development; and<br />
institutional change are all in harmony and enhance both current and future potential to<br />
meet human needs and aspirations.” 32<br />
Die Einbeziehung von „aspirations“ deutet auf eine Erweiterung des Konzepts<br />
nachhaltiger Entwicklung zu einer ganzheitlichen Auffassung menschlicher<br />
Entwicklung hin. Eine nachhaltige Entwicklung erhöht also die Chancen der<br />
menschlichen Entfaltungsmöglichkeiten heute und in der Zukunft. Die ganzheitliche<br />
und gesundheitsfördernde Entwicklung auf der individuellen Ebene kann somit auch als<br />
zentrales Thema der Definition von nachhaltiger Entwicklung der Brundtland-<br />
Kommission bezeichnet werden, welche eine zeitliche und eine ökologische Dimension<br />
aufweist.<br />
31 KONFERENZ DER VEREINTEN NATIONEN ÜBER UMWELT UND ENTWICKLUNG. Rio-<br />
Erklärung über Umwelt und Entwicklung. S. 1<br />
32 WORLD COMMISSION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT. Our Common Future.<br />
Chapter II.<br />
17
2.3.2 Nachhaltige Entwicklung und Ecovillages<br />
Ecovillages konkretisieren nachhaltige Entwicklung in ihren beiden Facetten: die<br />
ganzheitliche Förderung der individuellen Entfaltungsmöglichkeit sowie der Erhalt und<br />
Aufbau ökologischer und sozialer Bedingungen für eine zukunftsfähige Entwicklung.<br />
Viele Parallelen können zwischen den Definitionen des Begriffs der nachhaltigen<br />
Entwicklung und denen des Ecovillages festgestellt werden. Vor allem die holistische<br />
Auffassung des Menschen und die Einbeziehung der zeitlichen Dimension scheinen<br />
besonderen Stellenwert in beiden Definitionen zu erhalten. Auch wenn beide Konzepte<br />
unterschiedliche Nuancen aufweisen, ist davon auszugehen, dass Ecovillages die<br />
nachhaltige Entwicklung in ihren Kernelementen konkretisieren.<br />
Obwohl beide Definitionen - von Ecovillage und von nachhaltiger Entwicklung - einen<br />
eher anthropozentrischen Ansatz vertreten, wird in der Praxis der Ökodörfer eine eher<br />
physiozentrische Perspektive eingenommen. 33 Mitglieder von Ecovillages tendieren<br />
dazu, sich als Teil des Ökosystems und als gleichberechtigt mit anderen Spezies zu<br />
verstehen. KORNIICHUK (2008) erwähnte schon in diesem Zusammenhang:<br />
„Das im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersuchte Konzept der Ecovillages ist ein<br />
typisches Beispiel der Verwirklichung der ökozentrischen Philosophie.“ 34<br />
Unabhängig davon, welche Perspektive eingenommen wird, ist der Beitrag der<br />
Ökodörfer für die nachhaltige Entwicklung unbestreitbar. So ist die Ecovillage-<br />
Bewegung schon mehrmals auf staatlicher und globaler Ebene für diese Leistung<br />
ausgezeichnet worden 35 . Auch einzelne Ökodörfer oder bestimmte Projekte von<br />
Ecovillages finden internationale Anerkennung. Gegenwärtig hat das Global Ecovillage<br />
Network - zum Beispiel - einen Beraterstatus im ECOSOC „Economic and Social<br />
Council of the United Nations“ 36 und fördert weltweit Maßnahmen im Rahmen der UN<br />
Dekade - Bildung für nachhaltige Entwicklung.<br />
2.3.3 Die Nachhaltigkeitsstrategien und das integrierende Nachhaltigkeits-Dreieck<br />
Um das Konzept der nachhaltigen Entwicklung zu operationalisieren, sind zahlreiche<br />
Denkmodelle und Ansätze entstanden. Die Anwendung dieser konzeptionellen<br />
33<br />
Mehr über die anthropozentrische und physiozentrische Perspektive unter LANGNER, Tilmann.<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung. S. 49-50<br />
34<br />
KORNIICHUK, Oleksii. Ecovillages als nachhaltige Kommunen. S. 15<br />
35<br />
Siehe hierzu: KORNIICHUK, Oleksii. Ecovillages als nachhaltige Kommunen. S. 69<br />
36<br />
GLOBAL ECOVILLAGE NETWORK. United Nations ECOSOC and GEN. Online-Dokument.<br />
18
Werkzeuge leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung einer nachhaltigen<br />
Entwicklung, vor allem weil sie das Verständnis der Komplexität der Nachhaltigkeit<br />
erleichtert, die Aufstellung von konkreten Zielen ermöglicht und die Koordinierung<br />
verschiedener Akteure fördert. Unter diesen Denkmodellen befinden sich die<br />
Nachhaltigkeitsstrategien: Suffizienz, Effizienz und Konsistenz und das integrierende<br />
Nachhaltigkeitsdreieck zwischen Ökologie, Sozialem und Ökonomie.<br />
Effizienz und Konsistenz-Strategien spielen eine wichtige Rolle in der Konkretisierung<br />
einer nachhaltigen Entwicklung. Durch ihre Anwendung kann unter Anderem die<br />
Energienutzung deutlich optimiert werden - Effizienz - und es können „(…)<br />
anthropogene und geogene Stoffströme synergetisch (…)“ 37 genutzt werden -<br />
Konsistenz. Diese beiden Ansätze unterliegen technischen Grenzen und werden die<br />
Herausforderungen der nächsten Jahrhunderte allein nicht bewältigen können. Aus<br />
diesem Grund ist die Umsetzung der Suffizienz-Strategie umso entscheidender. Obwohl<br />
der Begriff der Suffizienz „(…) Elemente des Genügens und der Genügsamkeit, auch<br />
der Bescheidenheit“ 38 enthält, geht die Suffizienz-Strategie weit darüber hinaus. Nach<br />
der Auffassung von LINZ (2002) verbindet sich Suffizienz<br />
„ (…) mit Wohlbefinden, Zufriedenheit, einem neuen Wohlstandsverständnis, mit Maß und<br />
Maßhalten, mit der Übereinstimmung von Überzeugung und Handeln, von Zielen und<br />
Mitteln, von der Beziehung zwischen dem, was benötigt und dem, was produziert wird, mit<br />
der Bevorzugung des Optimums vor dem Maximum (…)“ 39<br />
Die Benutzung und Erforschung von permakulturellen Techniken des Bauens,<br />
Anbauens und Wirtschaftens in Ecovillages kann als eine Umsetzung der Effizienz und<br />
Konsistenz-Strategien verstanden werden. Permakultur steht in enger Beziehung zu der<br />
Entstehung und Entwicklung von Ecovillages und kann wie folgt definiert werden:<br />
„Permakultur ist ein Oberbegriff für die Entwicklung und Anwendung von ethisch<br />
basierten Leitsätzen und Prinzipien zur Planung, Gestaltung und Erhaltung zukunftsfähiger<br />
Lebensräume. Schwerpunkte bilden dabei Nahrungsproduktion, Energievers<strong>org</strong>ung,<br />
Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer (Infra-)Strukturen. Grundgedanke ist ein<br />
Wirtschaften mit erneuerbaren Energien und naturnahen Stoffkreisläufen im Sinne einer<br />
ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Nutzung aller Ressourcen.“ 40<br />
Obwohl Effizienz und Konsistenz eine wichtige Rolle für Ecovillages spielen, ist das<br />
Kernthema des Lebens im Ökodorf die Entwicklung eines ganzheitlichen Ansatzes für<br />
die Förderung von Lebensqualität und Wohlstand, unabhängig von Konsum und<br />
37<br />
LINZ, Manfred. Warum Suffizienz unentbehrlich ist. S. 11<br />
38<br />
Id. S. 13<br />
39<br />
Ibid.<br />
40<br />
WIKIPEDIA. Permakultur. Online-Dokument.<br />
19
Anhäufung verzichtbarer Güter. In diesem Sinne sind Ecovillages besonders geeignet<br />
für das Lernen und Verstehen der Suffizienzstrategie.<br />
Neben den oben genannten Nachhaltigkeitsstrategien erweist sich das integrierende<br />
Nachhaltigkeits-Dreieck als ein mächtiges Werkzeug für die Operationalisierung der<br />
nachhaltigen Entwicklung. Die Interdependenz der drei Dimensionen - Ökologie,<br />
Ökonomie und Soziales - wird unter anderem für die Operationalisierung der Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung in Deutschland besonders betont. Im Jahr 2004 forderte der<br />
Deutsche Bundestag die Bundesregierung auf nationaler Ebene dazu auf, „(…)sich für<br />
die Vermittlung eines umfassenden Nachhaltigkeitsbegriffs einzusetzen, der die<br />
Interdependenz von Ökologie, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher<br />
Leistungsfähigkeit verdeutlicht (…)“. 41<br />
Die Einbeziehung der drei Nachhaltigkeitsdimensionen und die Anwendung des<br />
Nachhaltigkeits-Dreiecks können sowohl für das Verständnis des Konzepts der<br />
Nachhaltigkeit im Rahmen der Förderung der Gestaltungskompetenz als auch für das<br />
Bildungsmanagement an sich sehr hilfreich sein. Dies geschieht vor allem, weil das<br />
Instrument nicht nur die Prinzipien der Agenda 21 versinnbildlicht, sondern weil es<br />
entscheidend ist für die Koordinierung der Zusammenarbeit zwischen politischen und<br />
wirtschaftlichen Akteuren.<br />
Die Integrierung der Nachhaltigkeitsdimensionen im Nachhaltigkeits-Dreieck knüpft<br />
vor allem an die institutionelle Praxis an. Eine umfassende Darstellung der<br />
Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung aus einer ganzheitlichen Perspektive - d. h.<br />
in allen Dimensionen der individuellen Entfaltungsmöglichkeit - kann sie deswegen nur<br />
begrenzt erfassen. Die praxisbezogene Eigenschaft des Ansatzes wird von KLEINE<br />
(2009) wie folgt kommentiert:<br />
„Die drei Säulen gehen auf die Diskussionen um Umwelt versus Wirtschaftswachstum,<br />
sowie auf die Frage nach einer angemessenen menschlichen Entwicklung zurück. Somit<br />
stellen die Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales keine allgemeingültige Struktur<br />
dar, sondern haben sich letztlich als Kategorien aus den Diskussionen heraus etabliert.“ 42<br />
Die hohe institutionelle Praxisbezogenheit des Nachhaltigkeits-Dreiecks stellt weder<br />
eine Schwäche noch ein Problem des Denkmodells dar. Im Gegenteil: Die Einbindung<br />
anderer vom Konzept der nachhaltigen Entwicklung abgeleiteten Dimensionen auf der<br />
41<br />
DEUTSCHER BUNDESTAG. Aktionsplan zur UN-Weltdekade „Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“ S. 4<br />
42<br />
KLEINE, Alexandro. Operationalisierung einer Nachhaltigkeitsstrategie. S. 5<br />
20
Ebene der Politik und der Wirtschaft könnte eine Verwässerung des Konzepts<br />
verursachen oder von dringenden ökologischen und sozialen Problemen ablenken.<br />
Auf anderen Ebenen jedoch - wie zum Beispiel auf der Bildungs- oder Ecovillage-<br />
Ebene - könnte eine Erweiterung des Denkmodells oder sogar die Entwicklung anderer<br />
Modelle zu einer geeigneteren Operationalisierung des Leitbildes einer nachhaltigen<br />
Entwicklung beitragen. Zu diesem Zweck sind eine genaue Analyse der theoretischen<br />
Grundlagen und die Berücksichtigung praktischer Zusammenhänge notwendig.<br />
2.4 Nachhaltigkeits-Sechseck in Ecovillages.<br />
Wie bereits erwähnt, kann die Ganzheitlichkeit des Individuums und seiner Rechte als<br />
hermeneutischer Schlüssel zum Konzept der nachhaltigen Entwicklung verstanden<br />
werden, welche zwei unabdingbare Bestandteile umfasst - die Zeit und die Natur. Die<br />
holistische Auffassung des Menschen wird hierbei - durch die Anwendung der<br />
Gesundheitsdefinition der WHO - von den Begriffen „needs“ und „aspirations“ der<br />
Brundtland-Kommission sowie vom Begriff „Gesundheit“ der Agenda 21 abgeleitet. 43<br />
Generell lässt sich sagen, dass jeder Faktor der körperlichen, seelisch-geistigen und<br />
sozialen Entwicklung des Individuums zum Konzept der nachhaltigen Entwicklung<br />
gehören kann. Fraglich bleibt allerdings, ob jeder dieser Faktoren gleichfalls<br />
ökologische Zusammenhänge aufweist und sich auch auf die Zukunft auswirken kann.<br />
Um diese Frage zu beantworten, wird die Hypothese aufgestellt, dass die zeitlichen und<br />
ökologischen Aspekte der nachhaltigen Entwicklung praxisbedingt sind und auf der<br />
lokalen Ebene - d. h. von Fall zu Fall - analysiert werden müssen. Eine Abstufung der<br />
Wichtigkeit der mit den Aspekten assoziierten Faktoren kann gleichfalls in diesem<br />
Zusammenhang berücksichtigt werden.<br />
Die Spiritualität - oder der individuelle existenzielle Bezugsraum - ist zum Beispiel ein<br />
Faktor der seelisch-geistigen Entwicklung und kann sich unter anderem auf den<br />
Lebenssinn, die Motivation, die Selbstsicherheit, die Ausgelassenheit oder die<br />
Bereitschaft des Individuums auswirken. Der Faktor stellt also ein mögliches Element<br />
einer nachhaltigen Entwicklung dar. Nun muss der Faktor allerdings eine zeitliche und<br />
ökologische Komponente aufweisen, um zur Dimension der nachhaltigen Entwicklung<br />
gezählt werden zu können.<br />
43 Siehe hierzu Punkt 2.3.1.<br />
21
Der zeitliche Aspekt scheint hierbei wenig problematisch. Sowohl die heute als auch die<br />
künftig auf der Erde lebenden Menschen haben ein Anrecht auf Befriedigung ihrer<br />
spirituellen Bedürfnisse und Wünsche, das von einer nachhaltigen Entwicklung<br />
berücksichtigt werden muss. Ein etwas komplexerer Zusammenhang wird hier zwischen<br />
dem Faktor Spiritualität und dem ökologischen Aspekt der nachhaltigen Entwicklung<br />
erwartet. In der Tat hat Spiritualität in der Gesellschaft nur sehr schwache oder kaum<br />
nachvollziehbare Auswirkungen auf die Umwelt, 44 was eine Nichtberücksichtigung des<br />
Faktors in der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien auf der Makroebene<br />
legitimieren und erklären kann. Auf der lokalen Ebene von Ecovillages oder im<br />
Bildungskontext können diese Zusammenhänge jedoch an Bedeutung gewinnen und zu<br />
differenzierten Operationalisierungsansätzen der nachhaltigen Entwicklung führen.<br />
Im folgenden Abschnitt wird ein Denkmodell für die Operationalisierung des Konzepts<br />
der nachhaltigen Entwicklung in Ecovillages erstellt. Das Denkmodell soll zur<br />
Konzeptualisierung der nachhaltigen Organisationsentwicklung eines Ökodorfes<br />
beitragen und zur Aufdeckung und Strukturierung von dessen pädagogischen Potenzial<br />
dienen.<br />
Die unter Punkt 2.2 erarbeiteten Merkmale von Ecovillages ermöglichen eine von der<br />
institutionellen Makroebene differenzierte Umsetzung des Konzeptes der nachhaltigen<br />
Entwicklung. Auf der Ecovillage-Ebene fördern die besondere Rolle der Gemeinschaft -<br />
Punkt 2.2.1 - und des Individuums - Punkt 2.2.5 - die Wiederentdeckung der<br />
ganzheitlichen Perspektive des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung. Die besondere<br />
Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt in Ecovillages - Punkt 2.2.3 -<br />
vermeidet dabei eine mögliche Verwässerung der ökologischen Dimension der<br />
nachhaltigen Entwicklung.<br />
Ecovillages dürfen nur so groß sein, dass jedes Individuum sich als Bestandteil der<br />
Gemeinschaft verstehen und die Entwicklung der Gemeinschaft spürbar beeinflussen<br />
kann. Diese Gemeinschaft ist nicht nur der Raum der sozialen Beziehungen jedes<br />
Einzelnen, sondern übernimmt auch die Planung und Steuerung der Siedlung. Direkte<br />
Folge in diesem Zusammenhang ist eine Überschneidung des Ziels einer nachhaltigen<br />
Entwicklung - die Sicherung der Entfaltungsmöglichkeiten heute und künftig lebender<br />
44 Der religiös motivierte Verzicht auf Fleischkonsum stellt ein Beispiel schwacher Zusammenhänge<br />
zwischen Spiritualität und Ökologie dar.<br />
22
Individuen - und der Dimensionen der Nachhaltigkeit in einem Ökodorf - der<br />
individuellen Voraussetzungen für die Funktionalität der Organisation.<br />
Folgendes Beispiel soll diesen Zusammenhang erklären:<br />
Das Ecovillage A hat es in den letzen Jahren geschafft, eine ökologisch zukunftsfähige<br />
Bau- und Produktionsweise zu etablieren. Neben den ökologischen und ökonomischen<br />
Erfolgen ist eine sozial gerechte Gemeinschaft entstanden, wo die Menschen ihre Konflikte<br />
untereinander friedlich austragen. Trotz dieser positiven Entwicklung droht A die<br />
Auflösung. Viele der Mitglieder der Organisation vertreten eine radikale<br />
Spiritualitätsauffassung oder sind sich selbst unsicher bezüglich der Auswahl ihres<br />
Lebensstils. Andere Mitglieder können ihre Sexualität weder ausleben noch sublimieren<br />
oder sind von Eifersucht oder Neid geplagt. Eine weitere Gruppe von Mitgliedern ist von<br />
ihrer Arbeit überfordert und findet keine Zeit für ihre nötige Erholungszeit. Diese Gruppen<br />
können jederzeit durch Ausfälle, Konfliktstiftung oder durch das Verlassen der<br />
Gemeinschaft das Gleichgewicht des Ecovillages stören oder sogar dessen Auflösung<br />
verursachen.<br />
Das Beispiel zeigt, dass neben sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen<br />
noch andere Dimensionen - geistige, emotionale, körperliche - eine direkte Auswirkung<br />
auf die Nachhaltigkeit in Ecovillages haben können. Ein Ökodorf, das auf die<br />
individuellen Entfaltungsmöglichkeiten nicht eingeht, ist genauso wenig zukunftsfähig<br />
wie eines, das die soziale oder wirtschaftliche Komponente vernachlässigt. 45 Die<br />
Arbeitsbereiche eines Ecovillage können aus diesem Grund hinsichtlich der<br />
Zukunftsfähigkeit und der Förderung ganzheitlicher menschlicher Entwicklung als<br />
Nachhaltigkeitsdimensionen erfasst werden.<br />
Die anthropozentrische Perspektive der nachhaltigen Entwicklung - die Betonung der<br />
„human needs“ - wird durch die ökologische Dimension bestimmt. Auch JÖRISSEN<br />
(1999) betont die Wichtigkeit, die Verwobenheit dieser beiden Facetten zu<br />
berücksichtigen:<br />
„Es gehört zu den wichtigsten Erkenntnisfortschritten der Nachhaltigkeitsdebatte, daß<br />
Umwelt und Entwicklung als die beiden Kehrseiten der gleichen Medaille gesehen<br />
werden.“ 46<br />
Das Einsäulen-Modell kann als Beispiel für die Umsetzung dieser Erkenntnis<br />
verstanden werden. Das Modell betont die zentrale Stellung der Ökologie für das<br />
Leitbild der Nachhaltigkeit:<br />
45 Auch in dieser Hinsicht unterscheiden sich deutlich die Gegebenheiten auf der Mikro- und der<br />
Makroebene. Auf der Makroebene spielen individuelle Angelegenheiten nur dann eine Rolle, wenn sie<br />
von einer relativ großen Gruppe von Individuen geteilt werden, die auch in der Lage sind, ihre Anliegen<br />
politisch und sozial nach außen zu vertreten.<br />
46 JÖRISSEN, J (u.a). Synopse zur Umsetzung des Leitbildes der Nachhaltigkeit in konzeptionellen<br />
Studien und nationalen Plänen. S. 15<br />
23
“Das sog. „Einsäulen-Modell“ räumt einer der drei Dimensionen, in der Regel der<br />
ökologischen, Priorität ein, während das „Drei-Säulen-Modell“ von einer<br />
gleichgewichtigen Bedeutung aller drei Dimensionen ausgeht.<br />
Sowohl die Studie des Wuppertal-Instituts als auch die Studie des Umweltbundesamtes<br />
folgen dem „Ein-Säulen-Ansatz“, indem sie der Bewahrung der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen der Menschheit Vorrang vor allen anderen Zielsetzungen einräumen.” 47<br />
Anders als im städtischen Kontext durchdringt die Natur alle Lebensbereiche eines<br />
Ecovillage. Die Gestaltung der Freizeit, die identitätsbildenden Prozesse, die<br />
körperliche Betätigung, die Arbeit usw. geschehen dort permanent in Beziehung zur<br />
unmittelbaren Umwelt. Das Ökosystem wird dabei als Lebensgrundlage, als Lebensort<br />
oder als Quelle von Inspiration wahrgenommen. Umweltschäden lassen sich aus diesem<br />
Grund unmöglich verdrängen oder verlagern. Das geringere Risiko der Relativierung<br />
der ökologischen Dimension in Ecovillages fördert eine differenzierte Darstellung der<br />
Nachhaltigkeitsdimensionen auf lokaler Ebene. Diese Darstellung begreift<br />
Nachhaltigkeit als ein in die Umwelt integriertes komplexes System menschlicher<br />
Entfaltungsbereiche.<br />
Die Wiederentdeckung des Paares Natur-Kultur oder Mensch-Umwelt im Sinne der<br />
oben v<strong>org</strong>eschlagenen Darstellungsweise entspricht außerdem einer klassischen<br />
Sichtweise der Soziologie und dem Selbstverständnis traditioneller oder „primitiver“<br />
Gesellschaften LÉVI-STRAUSS (1967). Natur und Kultur lassen sich voneinander<br />
unterscheiden, und zwar anhand der Kriterien der Universalität und der Norm.<br />
„Überall dort wo eine Regel auftaucht, wissen wir mit Bestimmtheit, daß wir uns auf der<br />
Ebene der Kultur befinden. Symmetrisch dazu bereitet es keine Schwierigkeit, in der<br />
Universalität das Kriterium der Natur zu erkennen. (…) In Ermangelung einer realen<br />
Analyse liefert uns das doppelte Kriterium der Norm und der Universalität das Prinzip einer<br />
ideellen Analyse, die es (…) ermöglichen kann, die natürlichen Elemente von den<br />
kulturellen Elementen zu trennen.“ 48<br />
Die Trennung zwischen Natur und Gesellschaft soll - fern der Förderung<br />
technozentrischer oder ausbeuterischer Züge - eher der in Ecovillages gängigen<br />
ökozentrischen Perspektive gerecht werden. Der Ansatz betont sowohl die<br />
Existenzrechte anderer Spezies als auch das Anrecht der Natur selbst auf<br />
Andersartigkeit.<br />
Folgende Abbildung integriert die oben erarbeiteten Aspekte und stellt einen Versuch<br />
dar, schematisch dem Verständnis und der Praxis der Nachhaltigkeitsdimensionen eines<br />
Ecovillage gerecht zu werden.<br />
47 Ibid.<br />
48 LÉVI-STRAUSS, Claude. Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft. S. 52<br />
24
Sechseck der Nachhaltigkeit<br />
in einem Ökodorf<br />
Natürliche Ressourcen<br />
5<br />
6<br />
Identität<br />
Spiritualität<br />
Produktion<br />
Vers<strong>org</strong>ung<br />
4<br />
Biosphäre<br />
Sozialer<br />
Zusammenhalt<br />
Nachhaltigkeit<br />
Kultur Kunst<br />
Wissen<br />
Umwelt<br />
1<br />
E rholung<br />
Freizeit<br />
Körperlichkeit<br />
Sexualität<br />
3<br />
Biodiversität<br />
© Paulo Degenhardt, 2010<br />
Abbildung 1: Sechseck der Nachhaltigkeit in einem Ökodorf<br />
Das Modell stellt drei Achsen menschlicher Handlungs- oder Entfaltungsfelder dar,<br />
welche als Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Natur - Biosphäre, Ökosystem,<br />
Biodiversität und natürliche Ressourcen - integriert sind und deren Grenzen nicht<br />
überschreiten. Die drei Achsen ergeben sich aus dem Verständnis heraus, dass die<br />
individuelle, körperliche, geistig-seelische und sozio-emotionale Entfaltung des<br />
Individuums persönliche, materielle und soziokulturelle Faktoren umfasst.<br />
Jede Achse beschreibt außerdem gewisse Spannungsfelder zwischen den Dimensionen.<br />
Auf der persönlichen Achse wird die Dualität Körper-Geist betont. Die materielle Achse<br />
erstreckt sich zwischen zwei Polen - Aktivität und Ruhe. Das Spannungsfeld der<br />
soziokulturellen Achse wird durch die Paare Errungenschaften - kulturelle Güter - und<br />
Prozesse - soziale Wechselbeziehungen - geprägt. Die gegenseitige Abhängigkeit aller<br />
Dimensionen hat zur Folge, dass der Charakter einer Dimension lediglich dominieren<br />
jedoch nicht allein überwiegen kann.<br />
Die Achse 6-3 stellt vorwiegend persönliche Dimensionen der nachhaltigen<br />
Entwicklung dar. Im Bereich 6 sind eher geistige und im Bereich 3 eher physische<br />
Dimensionen aufgelistet.<br />
2<br />
25
Auf der Achse 2-5 befinden sich eher ökonomische Dimensionen der menschlichen<br />
nachhaltigen Entwicklung. Die Ökonomie – abgeleitet aus dem Griechischen, wo es<br />
„Hausregeln“ bedeutet - bezeichnet im Bereich 5 sowohl die Ebene der Vers<strong>org</strong>ung -<br />
und die damit zusammenhängenden Aspekte von Arbeit, Handel und Produktion - als<br />
auch ihr Gegenstück - im Bereich 2 - Erholung und Freizeit.<br />
Die zentrale Achse 1-4 stellt soziokulturelle Dimensionen dar und bekommt eine<br />
vermittelnde Rolle zwischen der vorwiegend persönlichen und der vorwiegend<br />
ökonomischen Achse. Die Achse der Gemeinschaft umfasst einerseits die Ebene des<br />
sozialen Zusammenhalts und der Koordination - Bereich 1 - als auch die sozialen und<br />
kulturellen Errungenschaften - Kunst, Kultur und Wissen - im Bereich 4.<br />
Das Nachhaltigkeits-Sechseck bietet Ecovillages ein theoretisch fundiertes und<br />
methodisches Werkzeug zur Erfassung ihrer Organisationsentwicklung und zur<br />
Förderung eines harmonischen Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur im Sinne<br />
der nachhaltigen Entwicklung. Auch für die Planung und Ausführung von<br />
Bildungsveranstaltungen im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf der<br />
lokalen Ebene kann das Modell sehr hilfreich sein. Es erleichtert die Bildungsplanung,<br />
indem Organisationsbereiche und Bildungsbereiche miteinander verknüpft sind, und<br />
stärkt das Verständnis von Nachhaltigkeit als vielseitigem und praxisnahem Paradigma.<br />
2.5 Die Förderung der Gestaltungskompetenz in einem Ökodorf<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) kann als eine „pädagogische Antwort auf<br />
den Nachhaltigkeitsdiskurs“ 49 verstanden werden. Die BNE unterstützt die Umsetzung<br />
einer nachhaltigen Entwicklung, indem sie entscheidungs- und handlungsorientierte<br />
Einstellungen, Fähigkeiten und Wissen fördert.<br />
“Education for sustainable development aims to help people to develop the attitudes, skills<br />
and knowledge to make informed decisions for the benefit of themselves and others, now<br />
and in the future, and to act upon these decisions.” 50<br />
Das Ziel der BNE wird von DE HAAN/HARENBEG (1999) als Förderung der<br />
Gestaltungskompetenz begriffen. Die Gestaltungskompetenz wird von den Autoren wie<br />
folgt definiert:<br />
„Mit Gestaltungskompetenz wird das nach vorne weisende Vermögen bezeichnet, die<br />
Zukunft von Sozietäten, in denen man lebt, in aktiver Teilhabe im Sinne nachhaltiger<br />
Entwicklung modifizieren und modellieren zu können.“ 51<br />
49 LANGNER, Tilmann. Bildung für nachhaltige Entwicklung. S. 67<br />
50 UNESCO. Education for Sustainable Development. Online-Dokument.<br />
26
Das Konzept lässt sich dank seiner ganzheitlichen Perspektive gut auf den Ecovillage-<br />
Kontext übertragen. So werden von der Gestaltungskompetenz Elemente erfasst, die für<br />
ein ausgewogenes Verhältnis der Nachhaltigkeitsdimensionen aus der<br />
Bildungsperspektive eines Ökodorfs erforderlich sind - z. B. Ästhetik, Freizeit und<br />
Alltag oder Fähigkeit zur Gemeinschaftlichkeit.<br />
„Mit der Gestaltungskompetenz kommt die offene Zukunft, die Variation des Möglichen<br />
und aktives Modellieren in den Blick. Darin sind ästhetische Elemente ebenso aufgehoben<br />
wie die Frage nach den Formen, die das Wirtschaften, der Konsum und die Mobilität<br />
annehmen können und sollen, oder nach der Art und Weise, wie künftig Freizeit und Alltag<br />
verbracht werden. Die Notwendigkeit der Gestaltungskompetenz läßt sich sowohl<br />
bildungstheoretisch als auch aus der nachhaltigen Entwicklung heraus begründen. Denn<br />
diese Kompetenz zielt nicht allein auf unbestimmbare zukünftige Lebenssituationen ab,<br />
sondern auf die Fähigkeit zur Modellierung dieser Zukunft durch das Individuum in<br />
Kooperation mit anderen.“ 52<br />
Vielmehr sind Bildung für nachhaltige Entwicklung und Förderung von<br />
Gestaltungskompetenz mit einer tief greifenden kulturellen Wende verbunden. Sei es<br />
durch den Entwurf neuer Lebensstile oder durch die Förderung der Partizipation,<br />
Ecovillages sind stark an dieser Wende beteiligt.<br />
„Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung erfordert über die klassische "grüne"<br />
Umweltbildung hinaus eine Neuorientierung, die auch als "kulturelle Wende" beschrieben<br />
wird; Neben nachhaltiger Produktion und technischen Effizienzsteigerung wird es um neue<br />
Lebensstile, Konsummuster und um Partizipation gehen." 53<br />
Die Gestaltungskompetenz spaltet sich in 12 Teilkompetenzen auf. 54 In der folgenden<br />
Tabelle werden pädagogische Ziele der BNE in Ecovillages ausgearbeitet und zu den<br />
Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz in Bezug gesetzt. Die Ziele werden den<br />
oben erarbeiteten sechs Nachhaltigkeitsdimensionen eines Ökodorfes zugeteilt.<br />
Anliegen dieser Aufteilung ist die Optimierung der Bildungsplanung durch die<br />
Anbindung an die Ökodorfstruktur sowie die Stärkung des Bezugs zwischen den<br />
theoretischen Grundlagen der BNE und der Ökodorfpraxis.<br />
51<br />
DE HAAN, Gerhard. HARENBERG, Dorothee. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung S. 62<br />
52<br />
Ibid.<br />
53<br />
DE HAAN, Gerhard. HARENBERG, Dorothee. Nachhaltigkeit als Bildungs- und Erziehungsaufgabe.<br />
S. 100<br />
54<br />
TRANSFER 21.Gestaltungskompetenz. Online-Dokument.<br />
27
Pädagogische Ziele in Ecovillages.<br />
Die Lernenden…<br />
28<br />
Tabelle 1: Pädagogische Ziele in Ecovillages<br />
I - Sozialer Zusammenhalt, Koordination<br />
(1)…entwickeln die psychischen und emotionalen<br />
Voraussetzungen zum harmonischen, partizipativen und<br />
engagierten Zusammenleben.<br />
(2)…erkennen gewaltgeladene Situationen und können diese<br />
entschärfen.<br />
(3)…sind sich ihrer Rolle in der Gemeinschaft/Gruppe<br />
bewusst und können persönliche und soziale Entwicklungsmöglichkeiten<br />
skizzieren und beschreiben.<br />
(4)…beherrschen und beurteilen verschiedene politische<br />
Strategien (Konsens, Demokratie usw.) und nehmen teil an<br />
kollektiven Entscheidungen und der Planung des Ökodorfes.<br />
II - Entspannung und Freizeit<br />
(5)…erkennen und aktivieren Potenziale für Entspannung,<br />
Unterhaltung oder Entfaltung in nachhaltiger Form innerhalb<br />
der Gestaltung ihrer Freizeit.<br />
III - Körperlichkeit und Sexualität<br />
(6)…können die Natur auf eine körperliche und genussvolle<br />
Weise erleben.<br />
(7)…entwickeln Gespür für den eigenen Körper und können<br />
auf seine Bedürfnisse und Entfaltungsmöglichkeiten auf<br />
nachhaltige Weise eingehen.<br />
IV - Wissen, Kunst und Kultur<br />
(8)…vergleichen Gesellschafts<strong>org</strong>anisationsformen und<br />
Lebensstile im Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit und erkennen<br />
dabei ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge.<br />
(9)…können im Ökodorf gewonnene Erkenntnisse auf ihr<br />
Umfeld übertragen.<br />
(10)…können aus unterschiedlichen Perspektiven Technologien<br />
und Methoden - der Landwirtschaft, des Bauens, der Produktion<br />
usw. - hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewerten.<br />
(11)…können Wissen über das Ökosystem und die natürlichen<br />
Teilkompetenzen der<br />
Gestaltungskompetenz<br />
(12) Empathie für Andere<br />
empfinden und zeigen<br />
können.<br />
(8) Sich und Andere<br />
motivieren können, aktiv zu<br />
werden.<br />
(5) Gemeinsam mit Anderen<br />
planen und handeln können.<br />
(7) An kollektiven<br />
Entscheidungsprozessen<br />
teilhaben können.<br />
(2) Vorausschauend<br />
Entwicklungen<br />
analysieren und<br />
beurteilen können.<br />
(1) Weltoffen und neue<br />
Perspektiven integrierend<br />
Wissen aufbauen.<br />
(4) Risiken, Gefahren und<br />
Unsicherheiten erkennen
Stoffzyklen anwenden und die Auswirkung menschlichen<br />
Handelns auf die Umwelt erkennen und beschreiben.<br />
(12)…entwickeln unter Berücksichtigung unterschiedlicher<br />
Strategien, Interessen und Handlungsmöglichkeiten Projekte zur<br />
nachhaltigen Entwicklung des Ökodorfes oder ihres Umfeldes<br />
und können dabei Erfolgschancen einschätzen.<br />
(13)…entdecken die Natur als Inspirationsquelle und finden<br />
persönliche Ausdrucksmöglichkeiten mit aus der Natur<br />
entnommenen Rohstoffen.<br />
(14)…nehmen Regeln, Gewohnheiten und die Geschichte des<br />
Ökodorfes als ein im Ökosystem integriertes kulturelles Gut<br />
wahr, können dies respektieren und sich damit kritisch<br />
auseinandersetzen.<br />
V - Vers<strong>org</strong>ung und Produktion<br />
(15)…setzen Projekte oder Vorhaben der nachhaltigen<br />
Entwicklung unter Anwendung ökologisch verträglicher<br />
Methoden und Materialien um.<br />
(16)…können Produktion und Konsum zu Funktionen und<br />
Prozessen des Ökosystems in Bezug setzen, diese Beziehungen<br />
bewerten und entsprechend handeln.<br />
VI - Identität und Spiritualität<br />
(17)…können eigene Leitbilder erkennen, bewerten und ändern<br />
und die von Anderen verstehen und respektieren.<br />
(18)…entwerfen ihre Lebensplanung und können diese unter<br />
ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten beurteilen.<br />
(19)…können auf der Grundlage der Gerechtigkeit und des<br />
Respekts anderer Lebensformen persönliche ethische<br />
Erkenntnisse produzieren.<br />
(20)...können bewusst, ethisch und konsequent argumentieren<br />
und handeln.<br />
(21)…setzen sich mit existenziellen oder spirituellen Aussagen<br />
über sich selbst, das Universum, die Schöpfung und die<br />
Biosphäre auseinander.<br />
und abwägen können.<br />
(3) Interdisziplinär<br />
Erkenntnisse gewinnen<br />
und handeln.<br />
(11) Selbstständig planen<br />
und handeln können.<br />
(6) Zielkonflikte bei der<br />
Reflexion über<br />
Handlungsstrategien<br />
berücksichtigen können.<br />
(11) Selbstständig planen<br />
und handeln können.<br />
(5) Gemeinsam mit<br />
Anderen planen und<br />
handeln können.<br />
(9) Die eigenen Leitbilder<br />
und die Anderer<br />
reflektieren können.<br />
(10) Vorstellungen von<br />
Gerechtigkeit als<br />
Entscheidungs- und<br />
Handlungsgrundlage nutzen<br />
können.<br />
29
3 BESTANDSAUFNAHME<br />
Die Analyse der Situation des Ecovillage Alto-Quiriri (EAQ) erfolgt in mehreren<br />
Abschnitten – in den Punkten 3.2 bis 3.7. Jeder, der in diesen Abschnitten analysierten<br />
Faktoren, hat Einfluss auf die Durchführbarkeit des Projektes und damit auch auf die<br />
Zielvorstellungen der Organisation, die unter Punkt 3.1 v<strong>org</strong>estellt werden. Nach einer<br />
Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Organisation werden diese<br />
unter Punkt 3.8 in einer SWOT-Matrix gebündelt dargestellt.<br />
3.1 Projektrelevante Zielvorstellungen<br />
Das EAQ erarbeite im Jahr 2010 sieben langfristige Ziele für die Organisation. Vor<br />
allem zwei dieser Ziele sind für BEKO von besonderem Interesse. Das fünfte Ziel<br />
beschreibt ein allgemeines Wirkungsfeld und das siebte hat direkte Folgen für den<br />
Bildungsauftrag des Ökodorfes. Das EAQ hat als Ziel<br />
„5) die Verbreitung einer nachhaltigen Lebensweise, welche die Verbesserung der<br />
Lebensqualität und des Umweltschutzes auf der lokalen, regionalen und globalen Ebene<br />
fördern kann. Durch die Verbesserung der Lebensqualität der benachbarten Bevölkerung<br />
erhoffen wir, einen aktiven Beitrag für die Beseitigung der Armut und der Landflucht zu<br />
leisten.<br />
(7) den Aufbau eines Bildungszentrums für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung<br />
auf der lokalen und regionalen Ebene. Durch Forschung, Ausbildung von Führungskräften<br />
und die Erarbeitung von Nachhaltigkeitsstrategien wollen wir als Denkfabrik fungieren und<br />
für die Lösungen sozialer, ökonomischer und ökologischer Probleme auf der regionalen<br />
Ebene beitragen. Außerdem möchten wir das Umweltbewusstsein, die Bildung für<br />
Nachhaltigkeit und das entsprechende Engagement in den örtlichen Gemeinden fördern.“ 55<br />
Die Bildungsziele des EAQ werden in zwei Ebenen unterteilt. Die Förderung des<br />
Umweltbewusstseins und des Engagements sind neben der Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen die zentralen Nebenziele auf der lokalen Ebene. Nebenziele auf der<br />
regionalen Ebene sind Forschung, Multiplikatorenausbildung und die Erarbeitung von<br />
Nachhaltigkeitsstrategien auch im Sinne einer akademischen Denkfabrik 56 .<br />
BEKO kann auf die Komplexität der langfristigen Zielvorstellungen des EAQ im<br />
Bildungsbereich nur sehr begrenzt eingehen und versteht diese als Horizont künftiger<br />
Entwicklungsmöglichkeiten. Das Projekt legt den Grundstein für die Errichtung eines<br />
Bildungszentrums und ist auf die eigenen Ressourcen des Ökodorfes angewiesen. Aus<br />
diesen Gründen wird die Zielvorstellung lediglich in ihren Kernelementen erfasst -<br />
55 Eigene Übersetzung vom portugiesischen Originaltext. Siehe Anhang I.<br />
56 Zu der Definition von „Denkfabrik“ siehe: MACGANN; WEAVER. Think Tanks 2000, S. 4-5.<br />
30
Aufbau eines Bildungszentrums für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung auf<br />
der lokalen und regionalen Ebene.<br />
Durch die Erarbeitung eines Bildungskonzepts im Rahmen der<br />
Organisationsentwicklung versucht das Projekt einen Beitrag zur Konkretisierung<br />
dieses Kernelements zu leisten.<br />
3.2 Die Vision und Mission des “Ecovillage Alto-Quiriri“<br />
Parallel zur Aufstellung langfristiger Ziele erarbeitete das EAQ seine Vision und<br />
Mission. Diese liefern einen Überblick über das Selbstverständnis, die Identität und die<br />
allgemeinen Zielvorstellungen der Organisation.<br />
Vision: Unsere Vision ist eine Welt, wo die Menschen pazifistisch und gleichberechtigt<br />
miteinander leben, zum Erhalt und zur Vermehrung des Lebens und des Gleichgewichts der<br />
Biosphäre beitragen, sowie die Rechte künftiger Generationen - vor allem das der Nutzung<br />
einer intakten Umwelt - respektieren.<br />
Mission: Das Ecovillage Alto-Quiriri ist eine Gemeinschaft, die sich der Forschung, der<br />
Anwendung und der Lehre nachhaltiger Lebensweisen und ganzheitlicher menschlicher<br />
Entwicklung widmet. Durch die Bildung synergetischer Beziehungen mit unserer Umwelt<br />
(1) tragen wir zu Erhalt und Regeneration des brasilianischen atlantischen Küstenwaldes<br />
bei, (2) bieten wir Räume für kreative Ausdrucksformen und künstlerische Schöpfung<br />
sowie (3) für inklusives und mehrgenerationelles Zusammenleben. 57<br />
Die nachhaltige Entwicklung ist das Kernthema des EAQ. Forschung und Bildung sind<br />
primäre Bestandteile ihrer Mission und lassen sich im Hinblick auf die Intentionalität<br />
von Ökodörfern erklären. 58 Dabei geht es um die Entwicklung einer nachhaltigen<br />
Lebensweise, die mit der Planung des Dorfes und mit dem Erlernen und der Aneignung<br />
der dazu notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen zusammenhängt. Diese<br />
Lerndimension wird vom EAQ bewusst betont und durch ein Lehrziel erweitert. Die<br />
Verbindung zur Natur wird als Ausgangspunkt der Zielsetzung in den sozialen,<br />
ästhetischen und ökologischen Bereichen wahrgenommen.<br />
Einerseits begünstigt das Vorhandensein einer Lernkultur die künftige Entwicklung des<br />
Ecovillage als einen Ort des Lernens oder ein Bildungszentrum und kann als eine Stärke<br />
des EAQ bezeichnet werden. Andererseits birgt dies ein Risiko. Auch wenn sich die<br />
zwei Perspektiven - interne und externe Bildung - komplementieren können, steckt in<br />
der Überschneidung beider das Risiko des Professionalitätsverlustes auf der Ebene des<br />
57 Eigene Übersetzung vom portugiesischen Originaltext. Siehe Anhang I.<br />
58 Siehe Punkt 2.2.4.<br />
31
Bildungszentrums oder der Vernachlässigung interner Qualifikation auf der Ebene des<br />
Ecovillage.<br />
Ein weiteres zentrales Merkmal der Organisation ist die Vielseitigkeit ihrer Hauptziele.<br />
Es werden ökologische, gemeinschaftliche, ästhetische und pädagogische Ziele<br />
aufgestellt. Diese Zielbereiche können sich komplementieren, was als Chance gewertet<br />
werden kann. Sie können aber auch im Wettbewerb um Ressourcen stehen, was ein<br />
mögliches Risiko darstellt.<br />
3.3 Entscheidungsstruktur und Funktionsweise<br />
Das EAQ wurde im Jahr 2007 gegründet und befindet sich in der Pionierphase. Eine<br />
autoritäre, nicht professionelle Führung, direkte Kommunikation und<br />
Personenbezogenheit charakterisieren diese Phase (vgl. GLASL/LIEVEGOED, 2004).<br />
Die Erfahrungen von Ecovillages weltweit bestätigen, dass diese Entwicklungsphase<br />
besonders kritisch für diese Organisationsform ist und „Most aspiring ecovillages and<br />
community groups - probably 90 percent - never get off the ground; their envisioned<br />
communities never get built.“ 59<br />
Als Bildungskonzept im Organisationsentwicklungsbereich kann BEKO auf die Vielfalt<br />
der mit der Pionierphase vom EAQ verbundenen Risiken nicht umfassend eingehen.<br />
Das Masterprojekt kann dennoch einen wesentlichen Beitrag für die Stabilisierung und<br />
Differenzierung der Organisation leisten. 60<br />
32<br />
Projektdurchführung und<br />
Organisationsentwicklung bedingen sich aber auch gegenseitig. So hängt der Erfolg von<br />
BEKO von der Bewältigung der Kernaufgaben außerhalb des Projektrahmens ab:<br />
Konfliktmanagement, Finanzplanung, Mitgliederanwerbung, Beständigkeit der<br />
Kooperationsbereitschaft der Beteiligten, usw.<br />
Die Koordination des EAQ und einige Elemente seiner Funktionalität spielen für BEKO<br />
eine besondere Rolle. Sie betreffen den Durchführungsrahmen des Projekts und die<br />
dafür notwendigen Ressourcen.<br />
Die Entscheidungsstruktur der Organisation ist sehr einfach. Es gibt monatliche oder<br />
häufige Vollversammlungen - „Assembléias“ - und einen Rat - „Conselho“. Weitere<br />
Strukturen gestalten die Gruppen. Die Arbeitsgruppen haben eine der Vollversammlung<br />
untergeordnete Beschlussfähigkeit und übernehmen Verantwortung für die Geschäfte<br />
59 CHRISTIAN, Diana. Creating a Life Together S. XV<br />
60 Siehe Punkt 2.2.1.
des Dorfes oder für bestimmte Aufgaben. Die Entscheidungsform ist der Konsens. In<br />
dem Fall, dass die Vollversammlung nicht fähig ist eine bestimmte Entscheidung zu<br />
treffen, können folgende Mechanismen eingeschaltet werden: (1) Die Entscheidung<br />
wird auf die nächste Versammlung verschoben. (2) Es wird eine Arbeitsgruppe benannt,<br />
die die Thematik vertieft und einen Vorschlag auf der nächsten Vollversammlung<br />
präsentiert. (3) Der Rat beschließt für die nächste Versammlung die Umstellung der<br />
Entscheidungsform vom „Konsens“ zum „Konsens minus eins“ bzw. zum „Konsens<br />
minus zwei“. Diese dritte Variante soll möglichst vermieden werden und wurde vom<br />
EAQ bisher noch nicht angewendet.<br />
Das im EAQ angewendete System Arbeit und Verantwortung zu verteilen, prägt die<br />
Funktionsweise der Organisation. Jeder Bewohner arbeitet 30 Stunden wöchentlich für<br />
das Ökodorf. 15 Stunden werden für die eigene Vers<strong>org</strong>ung - Gartenarbeit,<br />
Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, usw. bereitgestellt. Die restlichen 15<br />
Stunden werden für den Ausbau der Infrastruktur, die Mitarbeit in einem der<br />
Wirtschaftsbereiche des Dorfes, für Versammlungen und bei der Durchführung von<br />
Kunstprojekten oder anderer Vorhaben verbracht. Die zu leistende Arbeit wird<br />
gegenwärtig in der Vollversammlung aufgeteilt und die Arbeitszeiten werden nicht<br />
kontrolliert. Momentan arbeiten die Mitglieder durchschnittlich mehr als die<br />
v<strong>org</strong>esehenen Stunden und es werden Möglichkeiten einer künftigen Aufteilung und<br />
Kontrolle der Arbeit überprüft.<br />
Neben der zeitlichen Arbeitsaufteilung werden Tätigkeiten, die zeitlich schwer<br />
einzuordnen sind, durch ein System von Verantwortungspunkten erfasst. Jeder<br />
Verantwortungspunkt (Ponto de Responsabilidade) (VP) entspricht 15 Min. Arbeitszeit<br />
in der Woche. Zu diesen Tätigkeiten gehören unter anderem die Bearbeitung der Post (4<br />
VP), die Kontrolle der Schlüssel (2 VP), die Instandhaltung und Überprüfung der<br />
Wasser- und Energie-Vers<strong>org</strong>ung (12 VP), Telefonbereitschaft (12 VP), nächtliche<br />
Bereitschaft (16 VP) und Transporte zwischen Dorf und Stadt (20 VP).<br />
Die Funktionsweise und Arbeitsstruktur des EAQ haben direkte Folgen auf die<br />
Etablierung und Entwicklung eines Bildungszentrums. Diese Wechselbeziehungen<br />
werden bei der Strategieentwicklung vom BEKO weiter unten detailliert erarbeitet.<br />
Das große Engagement der Mitglieder und die partizipative Entscheidungsstruktur des<br />
EAQ können als Stärke der Organisation bezeichnet werden. Neben den direkten Folgen<br />
33
für die Durchführung vom BEKO können diese Eigenschaften positiven Einfluss auf die<br />
Einbindung von Themen und Methoden der BNE - wie Motivation, Engagement,<br />
Partizipation, Handlungsorientierung, usw. - im Ökodorf haben.<br />
Die Mechanismen dieser autonomen Verwaltung scheinen die gegenwärtigen<br />
<strong>org</strong>anisationalen Anforderungen zu übertreffen, was von einer hohen Rationalität in der<br />
Kultur der Organisation zeugt.<br />
3.4 Lage und Infrastruktur<br />
Das EAQ befindet sich auf einem 64 ha großen Gelände. Das Gebiet liegt ungefähr<br />
1200 m über dem Meeresspiegel und gehört zur höchsten Bergkette der Region, der<br />
„Serra do Mar“ – „Gebirgszug des Meeres“. Die Bergkette erstreckt sich mehr als 1500<br />
km entlang der Küste Brasiliens.<br />
Das Areal befindet sich in der Zone des atlantischen Küstenwaldes und grenzt an<br />
Flächen, die mit natürlichem Urwald bedeckt sind. Innerhalb des EAQ-Gebietes lassen<br />
sich drei typische Ökosysteme des brasilianischen subtropischen Regenwaldes<br />
ausmachen: (1) Bergwiesen 61 (Campos de Altitude), (2) Araukarienwald 62 (Floresta<br />
Ombrófila Mista) und (3) subtropischer dichter Regenwald (Floresta Ombrófila<br />
Densa) 63 . Neben dem Erhalt der Biodiversität betont die Organisation in ihrer<br />
Zielsetzung den Schutz der natürlichen Ressourcen, vor allem den des Wassers. Zu den<br />
Zielen des EAQ gehört:<br />
„3) die Biodiversität und die natürlichen Ressourcen in einem 64 ha großen Areal im<br />
atlantischen Küstenwald in Brasilien zu schützen und zu regenerieren. In dieser Hinsicht<br />
geben wir dem Wasserschutz besondere Aufmerksamkeit. Wir stellen unsere Quellen<br />
wieder her, bekämpfen die Erosion und sichern die Qualität und Reinheit unserer<br />
Gewässer.” 64<br />
Das Gebiet befindet sich innerhalb eines der weltweit größten Biosphärenreservate, dem<br />
„Biosphärenreservat Atlantischer Küstenwald“ („Reserva da Biosfera da Mata<br />
Atlântica“). 65<br />
Die natürlichen Gegebenheiten des Areals und seine Lage zählen zu den Stärken des<br />
EAQ. Neben dem biologischen und geologischen Reichtum der Landschaft befinden<br />
61 WORLDLINGO. Montane Wiesen und shrublands. Online-Dokument.<br />
62 WIKIPEDIA. Floresta ombrófila mista. Online-Dokument.<br />
63 RESERVA DA BIOSFERA DA MATA ATLÂNTICA. Ecossistemas. Online-Dokument<br />
64 Aus den portugiesischen vom Anhang I.<br />
65 RESERVA DA BIOSFERA DA MATA ATLÂNTICA. Revisão da Reserva da Biosfera da Mata<br />
Atlântica Fase/VI 2008. Online-Dokument.<br />
34
sich noch weitere „Attraktionen“ auf dem Gebiet: zwei Wasserfälle, eine Felswand und<br />
ein Ausguck.<br />
Starker Regen kann die Zufahrt zum EAQ sehr erschweren oder gar unmöglich machen.<br />
Trotz der relativen Nähe zur Kleinstadt Campo Alegre - 30 km Luftlinie - und zur<br />
Großstadt Curitiba - 60 km Luftlinie - kann die Anfahrt durch die schlechten<br />
Straßenbedingungen mehrere Stunden dauern. Dies ist eine der Schwächen des EAQ.<br />
Die Organisation verfügt über eine kleine Infrastruktur. Dazu zählen drei Häuser, eine<br />
Scheune, ein Versammlungsraum, ein kleines Büro in der Stadt, ein Campingplatz und<br />
mehrere Wege und Waldwege. Dazu kommen ein 4 ha großer Waldgarten, die<br />
Schafzucht auf 5 ha Fläche und die Imkerei mit 30 Bienenstöcken. Um den zu<br />
erwartenden Mitgliederzuwachs in den nächsten Jahren bewältigen zu können, sind<br />
bedeutende Verbesserungen der Infrastruktur der Organisation nötig. Zielvorstellung ist<br />
das Anwachsen der Ökodorfgemeinschaft auf bis zu 100 Individuen. Das EAQ zielt<br />
darauf ab,<br />
„(1) auf der Grundlage von Respekt und Achtung der Vielfalt, die Entwicklung einer<br />
mehrgenerationellen und inklusiven Gemeinschaft von ungefähr 100 Individuen zu fördern,<br />
(2) durch die Anwendung erneuerbarer Energien, biologischer Subsistenzlandwirtschaft<br />
und der Prinzipien der Permakultur ein autonomes und dauerhaftes System zu errichten und<br />
zu erhalten, welches unsere Grundbedürfnisse befriedigen kann.“ 66<br />
Die aktuellen Infrastrukturbedingungen könnten als Schwäche des EAQ bezeichnet<br />
werden. Gleichzeitig ist anzumerken, dass die Berücksichtigung <strong>org</strong>anisationaler Ziele<br />
bei der Planung und Gestaltung der einzurichtenden Infrastruktur als Chance<br />
charakterisiert werden kann, weil dadurch optimale Bedingungen für die Entwicklung<br />
des Umweltzentrums geschaffen werden können.<br />
3.5 Aktivitäten<br />
Neben der autonomen Vers<strong>org</strong>ung werden bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten vom<br />
EAQ auf den Weg gebracht. Das vierte Ziel der Organisation ist<br />
„(4) die Sicherung der Wirtschaftlichkeit und der ökonomisch nachhaltigen Entwicklung<br />
des Ökodorfes. Ausgangspunkt dieser Sicherung ist die Etablierung einer Mischung<br />
ökonomischer Aktivitäten. Diese werden unter der Berücksichtigung der natürlichen<br />
Grenzen der Nachhaltigkeit des Ökosystems durchgeführt. Gegenwärtig priorisieren wir -<br />
in der Reihenfolge - Ökotourismus, Handwerk, Imkerei und Schafzucht.“ 67<br />
66 Eigene Übersetzung vom portugiesischen Originaltext. Siehe Anhang I.<br />
67 Ibid.<br />
35
Wie unter Punkt 3.3 erwähnt, umfasst die wirtschaftliche Tätigkeit etwas weniger als<br />
fünfzig Prozent des zeitlichen Umfangs der individuellen Arbeit in der Organisation.<br />
Jeder Wirtschaftsbereich, wie Ökotourismus, Handwerk, Imkerei und Schafzucht, wird<br />
von einer kleinen Gruppe - zwei bis drei Personen - gesteuert und meistens auch<br />
übernommen. Langfristig möchte das EAQ die Imkerei und Schafzucht lediglich für die<br />
eigene Vers<strong>org</strong>ung bereitstellen und Einnahmen hauptsächlich durch Dienstleistungen<br />
im Bildungsbereich und Ökotourismus beziehen.<br />
Im Bereich Ökotourismus existieren bereits vier Angebote - Camping, Raum zum<br />
Klettern, Bergführungen und Informationen für Touristen in der Region. Die ersten<br />
beiden Angebote bringen dem EAQ geringe Einnahmen Die Bergführungen werden<br />
spontan <strong>org</strong>anisiert und es ist für 2011 die Errichtung eines Naturpfades geplant. Neben<br />
diesen Produkten bieten die Bewohner des EAQ touristische Informationen für<br />
Einzelbesucher oder Gruppen an, die von der Landstraße aus auf das Ecovillage<br />
aufmerksam werden.<br />
Einerseits kann sich die Vielseitigkeit der Tätigkeitsbereiche in der Organisation positiv<br />
auf die Erfüllung ihrer Bildungsziele auswirken. Ein breites Spektrum von<br />
Bildungsangeboten und eine hohe Praxisbezogenheit der angewendeten pädagogischen<br />
Methoden sind einige der damit verbundenen Chancen. Andererseits können<br />
Komplexität und Vielseitigkeit die Strukturen der Organisation überlasten, zu<br />
Unüberschaubarkeit führen und das Risiko des internen Wettbewerbs um Ressourcen<br />
mit sich bringen.<br />
Diese Chancen und Risiken können gleichfalls im Zusammenhang mit dem sechsten<br />
Ziel des EAQ - der Förderung der Kunst - treten. Ziel des EAQ ist<br />
„(6) (…) Raum für künstlerische Schöpfung zu ermöglichen. Dabei sollen die Chancen<br />
differenzierter Ausdrucksmöglichkeiten berücksichtigt werden, welche durch den Kontakt<br />
zu den natürlichen Elementen und der Natur entstehen.“ 68<br />
Neben der Bildungsförderung bekommt die Förderung der Kunst innerhalb der Mission<br />
des EAQ einen besonderen Stellenwert. Diversifikation von Tätigkeiten und gezielte<br />
Konzentration von Ressourcen sind Strategien, die sowohl große Chancen als auch<br />
große Risiken bergen. Diese Chancen und Risiken sind nicht nur für die strategische<br />
Planung des Projekts von Bedeutung. Die bewusste Vergegenwärtigung dieser<br />
Konstellation soll auch zur Organisationskultur des EAQ gehören.<br />
68 Ibid.<br />
36
3.6 Organisationales Umfeld<br />
Das EAQ hat in den letzten drei Jahren Verbindungen zu vielen Akteuren auf regionaler<br />
Ebene geknüpft. Vor allem die Beziehung zur Kreisverwaltung von Campo Alegre und<br />
zum „Consórcio Quiriri“ - einem Verbund von vier Städten, der darauf abzielt, eine<br />
nachhaltige Entwicklung in der Region zu fördern - spielen hierbei eine besondere<br />
Rolle. Das EAQ hat außerdem Verbindungen zur Expeditionsgruppe Manoa der<br />
Universität der Stadt Blumenau aufgebaut, zur lokalen Bauernvereinigung und zur<br />
Imkervereinigung Apicampo in Campo Alegre. Diese Beziehungen sind durch<br />
persönliche Kontakte und gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
entstanden. Das dadurch gewachsene positive Image der Organisation auf regionaler<br />
Ebene kann zu den Stärken des EAQ gezählt werden. Durch den Ausbau und die<br />
Stärkung solcher Beziehungen sowie die Erschließung neuer Verbindungen können<br />
Chancen für die gemeinsame Zusammenarbeit und Solidierung von Partnerschaften<br />
entstehen.<br />
Neben der Verbindung des EAQ auf nationaler Ebene existiert eine bestehende<br />
Partnerschaft der Organisation mit dem Verein Embaúba mit Sitz in Deutschland. Der<br />
Verein sieht die Unterstützung des Ökodorfes als eine seiner zentralen Angelegenheiten.<br />
“Top 5: Der Verein Embaúba und die Ökosiedlung Alto-Quiriri.<br />
Es wurde beschlossen, dass ein langfristiges Ziel und eine der zentralen Angelegenheiten<br />
des Vereins die Unterstützung der Entstehung und Entwicklung des Ökodorfes Alto-Quiriri<br />
in Brasilien sein wird. Projekte oder Konzepte, die mit diesem Thema zusammenhängen,<br />
wie beispielsweise Waldgärten, Biogas usw., können deshalb auch eine wichtige Rolle<br />
spielen.” 69<br />
Diese Partnerschaft kann als eine Stärke wahrgenommen werden, die viele Chancen zur<br />
internationalen Kooperation mit sich bringt. Diese internationale Anbindung des EAQ<br />
eröffnet viele Möglichkeiten für die Organisation und kann ihre Entwicklung durch<br />
individuelles oder institutionelles Engagement oder Förderung entscheidend<br />
unterstützen.<br />
3.7 Personal<br />
Die Mitglieder des EAQ stellen den Hauptfaktor für die Gestaltung, Planung und<br />
Entwicklung vom BEKO dar. Wie schon erwähnt, übernimmt die Gemeinschaft drei<br />
entscheidende Funktionen. Sie ist für die Steuerung und Durchführung verschiedener<br />
69 VEREIN EMBAÚBA.. Protokoll der Vollversammlung 2010. S. 2<br />
37
Tätigkeiten verantwortlich und stellt das Netzwerk sozialer Bindungen der Mitglieder<br />
dar. Gegenwärtig zählt das EAQ zwölf Mitglieder.<br />
Fünf Mitglieder sind permanent vor Ort und sechs weitere sind häufig im Ökodorf tätig,<br />
wohnen aber außerhalb des Gebietes. Auch wenn alle Mitglieder sich zum Erreichen der<br />
Ziele des EAQ bekennen und ähnliche Visionen und Missionen vertreten, haben sie<br />
unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten. Diese Stärken und Präferenzen werden vor<br />
allem in den Bereichen Ecovillage Design, Unternehmensführung, Kunst, Handwerk,<br />
nachhaltige Ernährung, Imkerei und Bau verzeichnet. Die Bereitschaft von vier<br />
Mitgliedern sich stärker mit der Umsetzung der Bildungsziele des EAQ zu beschäftigen<br />
und die Bereitschaft der gesamten Gemeinschaft die Realisierung zu unterstützen,<br />
können im Rahmen von BEKO als Stärke dargestellt werden. Der Mangel an<br />
Fachkompetenzen im Bereich Bildung im Allgemeinen und BNE im Besonderen könnte<br />
als eine grundlegende Schwäche für die Realisierung der Zielvorstellung des Projekts<br />
bezeichnet werden.<br />
3.8 Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT) Analyse<br />
Im Folgenden werden die Erkenntnisse des Vergleichs der aktuellen Lage des EAQ mit<br />
dessen Zielvorstellung in einer SWOT Matrix gebündelt.<br />
„Die SWOT-Analyse soll ermitteln, ob die gegenwärtige Strategie eines Unternehmens<br />
sowie seine Stärken und Schwächen geeignet und ausreichend sind, um auf Wandlungen<br />
der externen Umweltfaktoren reagieren und agieren zu können. Ziel ist eine fundierte<br />
Grundlage für die Ableitung von Strategien zu schaffen.“ 70<br />
Die folgende Analyse stellt also die Grundlage der Strategieentwicklung dar. Das<br />
Instrument kann während der Implementierungsphase des Projekts und darüber hinaus<br />
verbessert und weiter entwickelt werden.<br />
70 DANOCI, Julia. SWOT-Analyse. S. 3<br />
38
- Problematische Zufahrt.<br />
Schwächen Risiken<br />
- Pionierphase: schlechte Infrastruktur,<br />
Mangel an etablierter Organisationsstruktur<br />
im Bildungsbereich.<br />
- Vielfalt von Tätigkeiten -<br />
Wirtschaftsbereiche und Kunst.<br />
- Personalmangel im Bildungsbereich.<br />
- Geringe Fachkenntnisse im Bereich BNE.<br />
- Biologische Vielfalt, schöne Lage,<br />
Attraktionen.<br />
39<br />
Tabelle 2: SWOT Analyse<br />
- Ausfall von Bildungsveranstaltungen (BV).<br />
- Einschränkungen bei der Planung von BV.<br />
- Organisationale Überlastung,<br />
Unüberschaubarkeit, interner Wettbewerb um<br />
Ressourcen.<br />
- Ineffektive Koordination und Planung von<br />
BV, Verringerung der Qualität von BV.<br />
Stärken Chancen<br />
- Pionierphase: Flexibilität bei der Planung<br />
und Solidierung des Bildungsauftrages.<br />
- Vielfalt von Tätigkeiten -<br />
Wirtschaftsbereiche und Kunst.<br />
- Aufgebaute Netzwerke - regional und<br />
international.<br />
- Großes Interesse, Engagement und<br />
Arbeitsbereitschaft.<br />
- Zuwachs des persönlichen Gewinns der<br />
Gäste durch Naturerleben während der<br />
Teilnahme an BV.<br />
- Verbesserung des Marketings.<br />
- Entwicklung einer positiven<br />
Organisationskultur.<br />
- Entwicklung eines breiten Spektrums von<br />
BV, große Praxisbezogenheit.<br />
- Erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen<br />
Organisationen, Fundraising,<br />
Engagementzuwachs, Erhöhung des<br />
<strong>org</strong>anisationalen Wirkungsgrades.<br />
- Integration des Bildungsauftrages in viele<br />
Bereiche des EAQ.<br />
- Aktivierung freier Potenziale.
4.1 Zielsystem<br />
4 STRATEGIEPLANUNG<br />
Um eine optimale Operationalisierung der Zielvorstellungen auf ihren unterschiedlichen<br />
Ebenen zu bewerkstelligen, werden die verschiedenen Ziele des EAQ im Folgenden<br />
hierarchisch dargestellt. 71 Dabei wird berücksichtigt, dass „Ziele und Zielsysteme […]<br />
sich u.a. auf Grund ihrer Fristigkeit, Verbindlichkeit, Detaillierungsgrad und<br />
Spezifiziertheit unterscheiden [können]“ 72 .<br />
Die oberste Ebene des Zielsystems umfasst die Vision, die Mission und die Ziele des<br />
EAQ und wird als globale Zielvorstellung bezeichnet. Die globale Zielvorstellung<br />
wurde schon in Kapitel 3 erarbeitet und bildet den Rahmen für die Aufstellung weiterer<br />
Ziele. Die sieben globalen Ziele - vor allem Ziele 5 und 7 - können durch eine<br />
Rückkopplung von Projekterkenntnissen readjustiert werden, während die Vision und<br />
die Mission eher permanenten Charakter haben.<br />
Die projektrelevante Zielvorstellung - Punkt 3.1 - ist eine untergeordnete Ebene der<br />
globalen Zielvorstellung der Organisation und stellt eine aus der Projektperspektive<br />
relevante Operationalisierungsform dieser Ziele dar.<br />
Die nächste Ebene der Zielhierarchie wird Projektziel oder „Ziel von BEKO“ genannt<br />
und unter Punkt 4.2 erarbeitet. Das Projektziel wird innerhalb des Projektzeitraums<br />
erreicht und umfasst Nebenziele, welche auf der Bildungs- und auf der<br />
Organisationsebene unterteilt werden. Vor Projektabschluss sollen Ziele für das<br />
Bildungszentrum erarbeitet werden, die - aus der Perspektive der Organisation - das Ziel<br />
von BEKO und dessen Nebenziele ersetzen.<br />
4.2 Projektziel<br />
Das Master-Projekt BEKO hat als Ziel die Erarbeitung eines Konzeptes zur<br />
Organisationsentwicklung im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung für das<br />
EAQ. Zu dieser Erarbeitung gehören das Design, die Implementierung und die<br />
Evaluation des Konzepts, welches einen Beitrag zur Konkretisierung der globalen<br />
Zielvorstellung des EAQ und zur Errichtung eines Bildungszentrums leisten soll.<br />
71 Ein ähnlicher Ansatz wird von Modellen wie dem „Balanced Scorecard“ angewendet. Dabei wird eine<br />
präzise Ausformulierung der Unternehmenszielsetzung angestrebt, welche in eine Zielkaskade<br />
eingeordnet wird. Vgl. hierzu. GNAHS, Dieter. Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung. S. 76<br />
72 KRANZ, Mathias. Management von Strategieprozessen. S. 23<br />
40
4.3 Operationalisierungsansatz<br />
Die Mitglieder des EAQ tragen - dank der Entscheidungsstruktur und der<br />
Machtverteilung im Ökodorf – ein hohes Maß an Verantwortung und genießen eine<br />
hohe Gestaltungsfreiheit. Es besteht in der Organisation außerdem eine große<br />
Motivation sowie ein Mangel an Fachwissen im Bildungsbereich. 73 Beide Faktoren<br />
können sich auf die Organisationsentwicklung im Allgemeinen und auf das<br />
Bildungsmanagement im Besonderen stark auswirken. BEKO folgt einem<br />
Operationalisierungsansatz, welcher auf diese zentralen Merkmale eingeht und die<br />
Lernpotenziale und Kompetenzen der Mitarbeiter in den Mittelpunkt rückt.<br />
Das Projekt bietet den Beteiligten eine ideelle Lernumgebung, in der sie - durch einen<br />
„Learning-by-Doing-Ansatz“ - ihre Kompetenzen entwickeln können. Dabei werden<br />
Schlüsselaufgaben des Bildungsmanagements und der Organisationsentwicklung des<br />
EAQ erledigt sowie die Grundsteine für die Errichtung eines Bildungszentrums gelegt.<br />
Die Lernkultur soll <strong>org</strong>anisationale Selbststeuerungs- und Selbsterneuerungspotenziale<br />
aktivieren und zur Qualitätsentwicklung in der Organisation beitragen.<br />
Das Denkmodell der „lernenden Organisation“ kann im diesem Sinne als Sinnbild für<br />
den Operationalisierungsansatz von BEKO verstanden werden. Das Projekt fördert,<br />
unterstützt und strukturiert Prozesse internen <strong>org</strong>anisationalen Lernens.<br />
„In der Pädagogik wird <strong>org</strong>anisationales Lernen hingegen als Hinweis auf die in<br />
Organisationen stattfindenden Prozesse des individuellen und sozialen Lernens - vom<br />
Erwerb berufsbezogenen Wissens und Könnens in speziell ausdifferenzierten Aus- und<br />
Weiterbildungskontexten bis hin zu sozialisatorisch angeeigneten Denk- und<br />
Verhaltensmustern begriffen. (…) Das Interesse einer hieran anknüpfenden pädagogischen<br />
Organisationsforschung zielt somit vor allem auf die Entwicklung von diagnostischen,<br />
beraterischen und didaktisch-methodischen Verfahren, die helfen, miteinander arbeitende<br />
Menschen, Abteilungen bzw. Projektteams und das Unternehmen insgesamt in ihrem<br />
Lernprozess zu unterstützen.“ 74<br />
In Anlehnung an das Denkmodell der „lernenden Organisation“ haben EHSES/ZECH<br />
(1999) in ihrer Projektbeschreibung zur Organisationsentwicklung von<br />
Volkshochschulen drei zusammenhängende Rationalitäten pädagogischer<br />
Professionalität aufgezählt, welche die Steuerungsaufgaben der Organisation umfassen:<br />
“ - Betriebswirtschaftliche Steuerung: Finanzmanagement<br />
- Pädagogische Steuerung: Bildungsmanagement<br />
73 Siehe SWOT-Analyse unter Punkt 3.8.<br />
74 DOLLHAUSEN, Karin. Einführung „Lernende Organisation“ als Bezugspunkt der<br />
erwachsenpädagogischen Organisationsforschung? S. 5-6<br />
41
- Organisationale Steuerung: Organisationsmanagement“ 75<br />
BEKO erfasst die pädagogische und die <strong>org</strong>anisationale Steuerung. Daher beziehen sich<br />
die Nebenziele des Projekts auf die Organisations- und auf die Bildungsebene. 76 Die<br />
autonome Entwicklung der Organisation wird auf der Organisationsebene durch die<br />
Etablierung der Verwaltungsstrukturen, die Optimierung der Kommunikation und die<br />
Qualifizierung der Mitarbeiter bzw. die Förderung der Lernkultur 77 in der Organisation<br />
erreicht.<br />
Die Qualitätsentwicklung ist das Leitbild dieser Änderungsprozesse. Durch die<br />
Optimierung der Kommunikation und die Förderung <strong>org</strong>anisationalen Lernens soll eine<br />
Kultur der Rationalisierung, der Selbstevaluation und der ständigen Weiterentwicklung<br />
im EAQ gefördert werden, welche die Organisation nachhaltig prägen soll. Diese<br />
Prozesse - vor allem die interne Kommunikation und die Qualifizierung der Mitarbeiter<br />
- fördern nicht nur die Qualitätsentwicklung, sondern sind auch Bedingungen des<br />
<strong>org</strong>anisationalen Lernens. Hierzu ist zu erwähnen, dass beide Bereiche - Lernen und<br />
Qualitätsentwicklung - durch die zentrale Rolle der kommunikativen Rückkopplung und<br />
der Verbreitung gewonnener Erkenntnisse eng verbunden sind. Die Überschneidung<br />
zwischen Qualitätsentwicklung und Organisationsentwicklung geht noch weiter darüber<br />
hinaus 78 und kann bedeutsam für die Zukunft des EAQ sein - z. B. bei der Einführung<br />
eines Qualitätsmanagementsystems.<br />
In gewisser Hinsicht sind Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle nicht nur<br />
Bestandteile eines Qualitätsmanagements, sondern - bewusst oder unbewusst -<br />
Merkmale jedes Handlungsablaufs. 79 Das Projekt fördert die Vergegenwärtigung dieser<br />
Phase, so dass - durch die Rationalisierung oder Bewusstwerdung - die Organisation<br />
optimiert wird und die Bedingungen für <strong>org</strong>anisationales Lernen und für<br />
Qualitätsmanagement geschaffen werden. Dabei kommt der Evaluation - Gegenstand<br />
des Kapitels 6 - ein besonderer Stellenwert zu.<br />
75 SCHLÜTER, Anne. Die „Lernende Organisation“ als mentales Modell für die Personal- und<br />
Organisationsentwicklung von Weiterbildungseinrichtungen. S. 42<br />
76 Das Finanzmanagement wird vom Projekt nicht erfasst. BEKO konzentriert sich auf die Schaffung<br />
ideeller Bedingungen der Organisationsentwicklung durch die Kanalisierung eigener Ressourcen.<br />
77 Zum Begriff der Lernkultur vgl. FAULSTICH, Peter. Lernkultur 2006. S. 9-13<br />
78 Vgl. hierzu GNAHS, Dieter. Zielsetzung „Lernende Organisation. S. 99-113<br />
79 BEHRMANN, Detlef. Evaluation im Zuge selbstgesteuerter Lern- und Entwicklungsprozesse von<br />
Personen und Organisationen. S. 232<br />
42
Die Nebenziele des Projekts auf der Bildungsebene sollen die Organisationsentwicklung<br />
komplementieren und stellen das eigentliche Anliegen der projektrelevanten<br />
Zielvorstellung dar. Der Komplementierungsaspekt beruht auf der Tatsache, dass die<br />
Förderung der <strong>org</strong>anisationalen Kompetenzen der Mitarbeiter von deren Erfahrung in<br />
der Planung, Durchführung und Evaluation von konkreten Bildungsmaßnahmen<br />
abhängt.<br />
Diese Bildungsmaßnahmen erfolgen auf Grundlage der Entwicklung noch nicht<br />
vorhandener Bildungsprodukte. Die Produktentwicklung ist eine unter vier verbreiteten<br />
Marktstrategien. Folgende Tabelle bietet einen Überblick auf diese Strategien in Bezug<br />
auf neue oder bestehende Produkte und Märkte:<br />
43<br />
Tabelle 3: Produkt-Markt Matrix nach Ansoff 80<br />
Produkte Märkte gegenwärtig neu<br />
gegenwärtig Marktdurchdringung Marktentwicklung<br />
neu Produktentwicklung Diversifikation<br />
Im Moment verfügt das EAQ über kein bestehendes Bildungsprodukt und kann die<br />
aufwendige und komplexe Aufgabe der Erschließung neuer Märkte nicht übernehmen.<br />
Aus diesem Grund wird die Produktentwicklung als geeignete Marktstrategie für die<br />
Organisation v<strong>org</strong>eschlagen:<br />
„Bei der Strategie der Produktentwicklung steht die Einführung eines neuen Produkts in<br />
bereits bekannte Märkte im Vordergrund. Dabei kann auf vorhandene Kundenkontakte und<br />
den bestehenden Vertriebsapparat zurückgegriffen werden.“ 81<br />
Die zu entwickelnden Bildungsprodukte werden für erschlossene oder bestehende<br />
Marktbereiche zugeschnitten. Der Ökotourismus wird den bereits erschlossenen<br />
Bereichen zugeordnet - Camping, Klettern, Führungen durch die Berge und touristische<br />
Informationen. Es wird außerdem von einem bestehenden schulischen Absatzmarkt<br />
ausgegangen, welcher zwar noch nicht erschlossen, aber bereits vorhanden ist. Aus<br />
diesen Märkten ergeben sich in Entsprechung dazu folgende Kundengruppen für die zu<br />
entwickelnden Bildungsprodukte: Camper, Kletterer, Besucher, Gelegenheitsbesucher<br />
und Schüler.<br />
80 ANSOFF (1966), zit. nach BECKER, J. Marketing-Konzeption. S. 148<br />
81 STEVEN, Marion. Handbuch Produktion. S. 125
Nicht nur die Angebote im Bereich Ökotourismus beinhalten für die Organisation ein<br />
Bildungspotenzial. Auch andere Bereiche des Ökodorfes bergen Potenziale für das<br />
Design der Bildungsinnovationen - Imkerei, Handwerk, autonome Vers<strong>org</strong>ung,<br />
Versammlungen usw. Das unter Punkt 2.4 erarbeitete Nachhaltigkeits-Sechseck und die<br />
Abbildung 1 sollen der Organisation dazu verhelfen, ihre Strukturen in dieser Hinsicht<br />
besser zu erfassen und diese Bildungspotenziale zu erkennen.<br />
4.4 Nebenziele<br />
Um die Operationalisierung des Projektziels durch die Anwendung der oben genannten<br />
strategischen Ansätze zu bewerkstelligen, werden folgende Nebenziele aufgestellt:<br />
Nebenziele auf der Organisationsebene (O)<br />
(O-I) Errichtung dauerhafter Organisationsstrukturen.<br />
(O-II) Etablierung einer effektiven Kommunikations- und Lernkultur.<br />
(O-III) Förderung der Qualifizierung und der Personalentwicklung.<br />
(O-IV) Evaluation und Rückkopplung der Projekterkenntnisse.<br />
Nebenziele auf der Bildungsebene (B)<br />
(B-I) Analyse der Lage, Erhebungen und Diagnosen.<br />
(B-II) Entwicklung von Bildungsprodukten im Bereich BNE.<br />
(B-III) Umsetzung des Programms „Unser Leben in der Biosphäre“.<br />
(B-IV) Umsetzung und Feinabstimmung der Produktpalette.<br />
(B-V) Evaluation und Rückkopplung der Ergebnisse.<br />
4.5 Entwicklungsstrategien auf der Organisationsebene<br />
44<br />
Tabelle 4: Nebenziele<br />
Auf der Organisationsebene skizziert BEKO Möglichkeiten und Rahmenbedingungen<br />
der Organisationsentwicklung des EAQ, welche das autonome Handeln der Mitglieder<br />
berücksichtigt und fördert. Das Projekt initiiert und steuert einen Prozess für das<br />
Design, die Umsetzung und Etablierung neuer Strukturen und Abläufe innerhalb der<br />
Organisation.<br />
Die strukturelle Grundlage zur Erreichung der Zielv<strong>org</strong>abe der Organisation im<br />
Bildungsbereich ist die Schaffung einer geeigneten Koordinierungsform. Diese Instanz
soll sowohl in die Entscheidungsstruktur des EAQ gut integriert sein, als auch zur<br />
Verbesserung der Effektivität und der Stabilität der Organisation beitragen. Die<br />
Gründung eines von den aktuellen Strukturen des Ökodorfes unabhängigen Organs ist<br />
ein entscheidender Schritt für die Konkretisierung der projektrelevanten Zielvorstellung.<br />
Ein solcher Schritt kann durch die Entwicklung eines Bildungszentrums für nachhaltige<br />
Entwicklung innerhalb des EAQ (B-EAQ) erreicht werden. Die Gründung des B-EAQ<br />
bildet den Horizont der Entwicklung der Ziele von BEKO und kann nur mit dem<br />
langfristigen Engagement aller Beteiligten erreicht werden. Die notwendigen Prozesse<br />
zur juristischen und öffentlichen Anerkennung des Zentrums würden den Rahmen des<br />
Master-Projekts sprengen, sollen aber in der Gesamtevaluation des Projektes und in der<br />
Aufstellung neuer Ziele vor dem Projektabschluss in Erwägung gezogen werden.<br />
Obwohl wesentliche Bestandteile für die Gründung des B-EAQ nicht von BEKO<br />
verwirklicht werden können - Finanzplanung, juristische Anerkennung u. a. - so werden<br />
doch andere Schlüsselbereiche auf der Bildungs- und Organisationsebene durch das<br />
Projekt entwickelt. Trotzt des inoffiziellen Charakters geht die Entwicklung des B-EAQ<br />
automatisch aus den globalen Zielen der Organisation hervor und kann infolgedessen<br />
als Bezugsraum des Projekts wahrgenommen werden.<br />
Nach dem gegenwärtigen Muster der Bildung von Arbeitsgruppen im EAQ 82 wird vom<br />
Projekt die Instituierung eine Projektlenkungsgruppe (LG) gefördert. Die LG soll aus<br />
mindestens zwei, höchstens jedoch vier Mitgliedern bestehen. Die Mitglieder verteilen<br />
Verantwortungen oder Aufgabenbereiche untereinander selbst und werden gemäß ihrer<br />
Bereitschaft, ihrem langfristigen Interesse und ihrer Verfügbarkeit von der<br />
Vollversammlung ernannt. Die LG bildet den Kern des B-EAQ. Sie plant, verwaltet und<br />
steuert das Bildungszentrum und übernimmt die Verantwortung für die Durchführung<br />
von Bildungsveranstaltungen. Außerdem s<strong>org</strong>t die LG für die Pflege offener interner<br />
Kommunikationswege und repräsentiert die Organisation nach außen. Die Mitglieder<br />
der LG sind das zentrale Ziel der Qualifizierungsmaßnahmen von BEKO. Sie sollen<br />
Kompetenzen und Erfahrung während der Projektdurchführungsphase gewinnen, so<br />
dass sie mittelfristig die Entwicklung der Organisation sichern und fördern können.<br />
Das B-EAQ soll - wie dies der Fall bei anderen Gruppen der Organisation ist - in die<br />
Entscheidungsstruktur des EAQ integriert werden. So hat das Bildungszentrum eine der<br />
Vollversammlung untergeordnete Entscheidungsmacht. Bildungsmanagement impliziert<br />
82 Mehr über die Entscheidungsstruktur des EAQ unter Punkt 3.3.<br />
45
die Durchführung komplexer Aufgaben, die sich häufig auch stark vom Ecovillage-<br />
Alltag unterscheiden. Um eine Überforderung oder Entfremdung der Mitglieder zu<br />
vermeiden, sollte das B-EAQ besonders auf eine offene, klare, konsequente und<br />
partizipative interne Kommunikation setzen. Diese Kommunikation ist außerdem<br />
deshalb wichtig, weil die Integration des Bildungszentrums im Ökodorf nur durch die<br />
Einbindung und Partizipation aller Mitglieder erfolgen kann.<br />
Als Kernelement der internen Kommunikation ist die konsequente Berichterstattung<br />
wesentlicher Bestandteil des Entwicklungsansatzes. Durch effektive und reguläre<br />
Berichterstattung gewinnen Entwicklungen, Ideen, Erfahrungen, Probleme usw. einen<br />
offiziellen Charakter, was zu mehr Klarheit bei der Aufstellung von Aufgaben, zur<br />
Stärkung des Zusammenhalts und zur gemeinsamen Entwicklung neuer Lösungen<br />
beiträgt. Berichte und Mitteilungen können außerdem die gesamte Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Organisation erleichtern und sich z. B. positiv auf die Pflege von Partnerschaften<br />
auswirken.<br />
Ein solcher offizieller Kommunikationsstil erfordert die Bereitstellung vieler<br />
Ressourcen und kann deswegen auch als bürokratisch, belastend oder unnötig<br />
empfunden werden. Eine sich in der Pionierphase befindende Organisation ist von<br />
überschaubaren Strukturen geprägt und bedarf darüber hinaus lediglich direkter<br />
Kommunikationswege. Dennoch fördert das Projekt die Pflege offizieller<br />
Kommunikationsmethoden: Diese schaffen die Bedingungen für ein konsequentes<br />
Qualitätsmanagement und - was für eine sich in der Pionierphase befindende<br />
Organisation besonders bedeutend ist - für das <strong>org</strong>anisationale Lernen. Mittel- und<br />
langfristig ist die Etablierung einer derartigen Kommunikationskultur für die<br />
Weiterentwicklung des B-EAQ unverzichtbar.<br />
Neben der Schaffung geeigneter Strukturen und Kommunikationswege ist die<br />
Personalentwicklung ein weiterer Schüssel für die <strong>org</strong>anisationale Entwicklung des B-<br />
EAQ. Sie kann, wie folgt definiert werden:<br />
„Personalentwicklung kann definiert werden als Teil betrieblicher Abläufe und Strategien,<br />
der auf die Verbesserung der Kompetenzen der Mitarbeiterschaft durch Lernen ausgerichtet<br />
ist. Sie schafft Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für selbst<strong>org</strong>anisiertes,<br />
strategieumsetzendes und <strong>org</strong>anisationales Lernen und leistet damit einen Beitrag zur<br />
Sicherung des Unternehmenserfolges.“ 83<br />
83 SAUSELE, Ines. Personalentwicklung als pädagogisches Handeln - Erste Hinweise aus einer<br />
empirischen Studie. S. 93<br />
46
Die Personalentwicklung beschränkt sich nicht auf den Rahmen der vom Projekt dafür<br />
v<strong>org</strong>esehenen Qualifizierungsveranstaltungen, sondern ist die Grundlage für die<br />
Durchführung der meisten Projektmaßnahmen auch auf der Bildungsebene. Dabei steht<br />
die Förderung der Kompetenzen von Mitarbeitern im <strong>org</strong>anisationalen und im<br />
Bildungsbereich zwar im Mittelpunkt ist aber kein Selbstzweck.<br />
„Die Kompetenzentwicklung der Individuen ist kein Selbstzweck, sie dient vielmehr der<br />
Verbesserung der Handlungsfähigkeit.“ 84<br />
Die erste Veranstaltung wird von der Projektkoordination durchgeführt, die folgenden<br />
von der LG. Mittelfristig sollen die Mitarbeiter selbst die Verantwortung für ihre eigene<br />
Qualifizierung übernehmen.<br />
Die Prinzipien der Abgabe von Verantwortung und der Förderung der Selbststeuerung 85<br />
kommen auch in anderen Bereichen des Projekts zur Anwendung. So können die<br />
Mitarbeiter ihre Kompetenzen bei der Verwaltung der Organisation, der Planung von<br />
Bildungsveranstaltungen, der Öffentlichkeitsarbeit usw. immer weiter auf die Probe<br />
stellen und ausfeilen.<br />
4.6 Entwicklungsstrategien auf der Bildungsebene<br />
Während die von BEKO v<strong>org</strong>eschlagenen Ziele und Strategien auf der<br />
Organisationsebene die Mitarbeiter und die internen Prozesse in den Mittelpunkt stellen,<br />
wird die Aufmerksamkeit auf der Bildungsebene auf die Dienstleistungen der<br />
Organisation gelenkt. Anders als etablierte Einrichtungen verfügt das EAQ über kein<br />
Basisprogrammangebot, das einen Einfluss auf das Risikomanagement der Organisation<br />
haben könnte.<br />
„Die meisten Bildungseinrichtungen verfügen über ein Basisprogrammangebot, das ihrer<br />
eigentlichen Zielbestimmung entspricht und auf ihre treue, jährlich wiederkehrende<br />
Adressatengruppe zugeschnitten ist.“ 86<br />
Mit der Anwendung der Produktentwicklungsstrategie sollen entscheidende Schritte zur<br />
Konkretisierung eines solchen Programms unternommen werden. Diese Schritte sollen<br />
die interne Lernperspektive betonen und mit geringen Kosten und Risiken verbunden<br />
sein. Das generische Ziel auf der Bildungsebene ist also die Erarbeitung einer<br />
Produktpalette von maximal 12 Produkten, die eher auf die internen Bedingungen und<br />
84<br />
ELSHOLZ, Uwe. Kompetenzentwicklung zur reflexiven Handlungsfähigkeit. S. 37<br />
85<br />
Zum Prinzip des selbstgesteuerten Lernens vgl. DIETRICH, Stephan. Die - selbstgesteuert- lernende<br />
Organisation. S. 75-82<br />
86<br />
APEL, Heino. Umweltbildungsmanagement. S. 87<br />
47
die Ressourcenverfügung ausgerichtet ist. 87 Die Produktentwicklung soll in einer<br />
Lernumgebung vonstattengehen und auf die Kompetenzentwicklung abzielen.<br />
Drei Faktoren werden bei der Entwicklungsstrategie auf der Bildungsebene außerdem<br />
einbezogen: Erstens soll die Strategie zur Erreichung der Ziele der Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung auf der lokalen und regionalen Ebene beitragen. Dabei sollen<br />
die Zusammenhänge pädagogischer Ansätze erkennbar werden. Zweitens müssen die<br />
internen Merkmale des EAQ - Besonderheiten von Ecovillages, Standpunkt der<br />
Organisationsentwicklung, Verfügbarkeit von Ressourcen usw. - sowie dessen externe<br />
Umwelt - Kundenprofil, Partnerschaften, Anbindung an nationale und globale<br />
Strategien usw. - berücksichtigt werden. Drittens sollte eine Kultur der ständigen<br />
Weiterentwicklung der Qualität und der Anpassung der Bildungsangebote gefördert<br />
werden.<br />
Zwei Strategien werden auf der Bildungsebene verfolgt: Die erste Strategie richtet sich<br />
auf die Einleitung eines Prozesses zur Entwicklung von Bildungsveranstaltungen im<br />
Rahmen der BNE, und zwar unter starker Einbindung der Mitglieder des EAQ im<br />
Allgemeinen und der Mitarbeiter des B-EAQ im Besonderen in der Diagnose-, Design-<br />
und Planungsphase.<br />
Die zweite Entwicklungsstrategie auf der Bildungsebene beschäftigt sich mit der<br />
Umsetzung eines Bildungsprogramms, welches exemplarisch pädagogische Ziele für<br />
eine Bildung für nachhaltige Entwicklung im Ökodorf konkretisiert und erweitert.<br />
Dabei sollen die Mitarbeiter an Erfahrung gewinnen und neue Perspektiven für die<br />
künftige Strukturierung ihrer Arbeit entwickeln, bzw. für deren Einbindung in größere<br />
Zusammenhänge. Die Entwicklung des Bildungsprogramms „Unser Leben in der<br />
Biosphäre“ soll gleichfalls dazu beitragen, das B-EAQ in der regionalen und nationalen<br />
Bildungslandschaft zu verankern und das Auftreten der Organisation zu verbessern.<br />
4.6.1 Lokale Strategie zur Produktentwicklung im Bereich BNE<br />
Der kontinuierliche Prozess der Entwicklung hochwertiger und bedarfsorientierter<br />
Bildungsprodukte soll die Grundlage für die permanente und selbstständige<br />
Weiterentwicklung des B-EAQ schaffen. Dieser Prozess ist mit komplexen Aufgaben<br />
87 Durch den Risikominderungsansatz werden diese Produkte möglicherweise nur begrenzt den<br />
regionalen Bedarf decken können oder das Wachstum der Organisation fördern. Vor dem<br />
Projektabschluss wird aus diesem Grund die Erarbeitung einer neuen Produktpalette v<strong>org</strong>eschlagen, und<br />
zwar unter Anwendung komplexerer Produktenwicklungsverfahren und Bereitstellung von mehr<br />
Ressourcen.<br />
48
wie z. B. Gestaltung, Organisation, Durchführung und Bewertung von<br />
Bildungsmaßnahmen verbunden und muss verschiedene interne und externe Faktoren<br />
berücksichtigen (Ressourcenverfügung, Potenziale, Kundenprofil usw.).<br />
BEKO unterstützt das Personal bei der theoretischen und praktischen Bewältigung<br />
dieser Komplexität, und zwar, indem es dessen Selbstsicherheit und<br />
Gestaltungsautonomie 88 fördert. Zwei Zielgruppen werden dabei berücksichtigt: Die<br />
erste Gruppe besteht aus allen Mitgliedern des EAQ. Sie werden direkt oder indirekt in<br />
die Produktentwicklung mit einbezogen und sollen Grundkenntnisse über die Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung sowie über die Ziele und Strategien des B-EAQ gewinnen.<br />
Außerdem müssen sie Fähigkeiten beherrschen, die sie für die Durchführung<br />
spezifischer Maßnahmen im Bildungsbereich qualifizieren. 89 Die zweite Zielgruppe<br />
besteht aus der Lenkungsgruppe des Projekts (LG). Die Lenkungsgruppe soll die<br />
Verantwortung für die Kernaufgabe der Produktentwicklung im Bereich BNE<br />
übernehmen können und in der Lage sein, diese über den Projektzeitraum hinaus<br />
durchzuführen. Die LG besteht aus circa drei Mitgliedern, die sich zur Konkretisierung<br />
der projektrelevanten Zielvorstellung des EAQ langfristig bereiterklären.<br />
Die Durchführung der Maßnahmen zur Produktentwicklung soll in drei Phasen erfolgen<br />
- (1) Design, (2) Umsetzung und (3) Evaluation.<br />
(1) Während der Designphase wird das Projektkonzept hinsichtlich der Strategie der<br />
Produktentwicklung präsentiert, diskutiert und ausgefeilt. Unmittelbar danach werden<br />
die ersten konkreten Schritte zur Produktentwicklung unternommen, welche sich in die<br />
folgenden Teilphasen untergliedert: Planungsphase, Konzeptphase, Entwurfsphase und<br />
Ausarbeitungsphase.<br />
Während der Teilphase der Planung werden vor allem Fähigkeiten der Analyse und<br />
Diagnose gefördert, die sowohl die interne Umwelt - die sechs<br />
Nachhaltigkeitsdimensionen eines Ökodorfes - als auch die externe Umwelt -<br />
Kundenprofil - berücksichtigen. Die Mitarbeiter sollen sensibel auf die Merkmale dieser<br />
Umwelten eingehen und ihre Beobachtungen beschreiben und notieren.<br />
88<br />
Zur Gestaltungsautonomie und Gestaltungszentrierung siehe KRANZ, Mathias. Management von<br />
Strategieprozessen. S. 213<br />
89<br />
Die Einbindung aller Mitglieder des EAQ im Projekt geht weit über die Produktentwicklung hinaus.<br />
Das Projekt leitet einen <strong>org</strong>anisationalen Wandel ein, welcher das Leben der Bewohner des EAQ<br />
beeinflussen wird und hinter dem auch alle stehen müssen. Mehr dazu unter Leitlinie 3 in der Einleitung<br />
und unter Punkt 2.2.1 - Die Rolle der Gemeinschaft.<br />
49
Das unter Punkt 2.4 erarbeitete Nachhaltigkeits-Sechseck soll als Diagnosevorlage<br />
dienen. Die Mitglieder werden dazu aufgefordert, Tätigkeiten, Interessen und<br />
Fähigkeiten der Organisation in jeder der Dimensionen zu analysieren und diese im<br />
Sechseck zu positionieren. Dabei sollte die Aufmerksamkeit auf Themen der BNE<br />
gelenkt werden.<br />
Bei dieser Aufgabe geht es darum, u. a. folgende Fragen zu beantworten: „Wie könnte<br />
eine Bildungsveranstaltung (BV) in diese Tätigkeit oder in diesen Bereich integriert<br />
werden?“; „Welche Ziele der BNE könnten hier besonders betont und erarbeitet<br />
werden?“; „Welche persönlichen Vorteile können Kunden mit der Integration einer BV<br />
in diese Tätigkeit oder in diesen Bereich erlangen?“; „Welche Kompetenzen könnten<br />
hier besonders gefördert werden?“; „Wie könnte eine BV in dem Bereich, in der<br />
Dimension oder zu der Tätigkeit attraktiv gestaltet werden?“; „Welche Arten von BV<br />
wären hier besonders geeignet?“.<br />
Die Konzeptteilphase erfolgt durch die Umsetzung eines Utopie-Spiels. Zunächst<br />
werden die Beteiligten dazu aufgefordert, BV zu entwerfen, und zwar ohne Rücksicht<br />
auf begrenzende Faktoren wie Ressourcenverfügbarkeit oder Infrastruktur. In einem<br />
zweiten Schritt werden die BV auf Machbarkeit überprüft oder entsprechend angepasst.<br />
Die hier skizzierten Bildungsprodukte werden jetzt nach bestimmten Mustern geordnet,<br />
wobei Tendenzen und Interessen der Mitglieder deutlich werden sollen. Diese Elemente<br />
dienen der Erarbeitung eines Konzepts.<br />
Die Einordnung der BV und des Konzepts nach Dimensionen und die entsprechende<br />
Zuordnung von pädagogischen Zielen könnten in dieser Teilphase sehr hilfreich sein.<br />
Tabelle 1 soll diese Zuordnung erleichtern. 90<br />
Die provisorische Palette von BV wird dann im Hinblick auf das entwickelte Konzept<br />
überprüft und es beginnt die Entwurfsteilphase. Dabei werden neue Bildungsprodukte<br />
nach den Kriterien der Machbarkeit - Ressourcenverfügung - und der Akzentsetzung -<br />
Konzept - ausgesucht und detailliert entworfen. Im Anhang II befinden sich drei<br />
Beispiele von Bildungsprodukten, die im Rahmen von BEKO entwickelt werden<br />
90 Bei der Konzepterarbeitung werden folgende Fragen beantwortet: „Nach welchem Muster wählen wir<br />
BV aus?“; „Welche Interessen und Fähigkeiten von uns werden angesprochen und welche nicht?“; „Ist es<br />
sinnvoll, bestimmte Themen oder Bereiche bei der Auswahl von BV besonders zu betonen?“; „Welches<br />
sind die Vor- und Nachteile einer Akzentsetzung bei Entwurf und Auswahl von BV?“, „Welche<br />
Kundengruppen sollen bevorzugt werden, und mit welchen Mittel können sie gut erreicht werden?“;<br />
„Welche Bildungs- oder Organisationspotenziale sollen zuerst aktiviert werden?“; „Wie lauten die<br />
erhofften Ergebnisse?“.<br />
50
können - Tabellen 12, 13 und 14. Diese Skizzen können sowohl als Muster für andere<br />
Innovationen dienen oder selbst weiter entwickelt und angewendet werden.<br />
(2) In der Umsetzungsphase werden die praktischen Schritte für die Entwicklung der<br />
Veranstaltungen unternommen. Zunächst werden die Zeitplanung und die<br />
Aufgabenverteilungsplanung aufgestellt. Außerdem werden in dieser Phase<br />
Unterrichtsmaterialien und andere Hilfsmittel - wie Anmeldungsformulare und<br />
Kontrollbögen - beschafft oder erarbeitet sowie die nötigen Anpassungen an der<br />
Infrastruktur v<strong>org</strong>enommen. Nach dieser Vorbereitungsteilphase folgen das Marketing<br />
und die Markteinführung der Angebote.<br />
3) Die Evaluation der Produktentwicklung erfolgt auf vier Ebenen und hat folgende<br />
Richtlinien:<br />
„1. Tipp. Mit kleinen, überschaubaren Evaluationsvorhaben beginnen. (…) 7. Tipp: Eigene<br />
Evaluationsinstrumente entwickeln. (…) 10. Tipp: Erfahrungen veröffentlichen. (…) 11.<br />
Konsequenzen aus der Evaluation ziehen.“ 91<br />
Auf der ersten Ebene wird die in den Bildungsveranstaltungen integrierte<br />
Kundenevaluation gebündelt. 92 Die Ergebnisse sollen dokumentiert werden und können<br />
nach Bedarf veröffentlicht werden.<br />
Auf der zweiten Ebene werden Kontrolltreffen durchgeführt. Ziel dieser Treffen ist der<br />
Austausch von Erfahrungen und die Feinabstimmung der Produkte. Vor allem in den<br />
ersten Monaten nach der Markteinführung sind solche Kontrolltreffen sehr wichtig und<br />
sollten häufiger durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen direkt in die Praxis<br />
einfließen; das Dokumentieren der Veranstaltungen ist prinzipiell nicht notwendig.<br />
Auf der dritten Ebene werden die Lernprozesse und die eigene Lernerfahrung bewertet.<br />
Die Beteiligten bewerten so die Rolle der Projektkoordination, das Projektkonzept und<br />
die Entwicklung persönlicher Handlungskompetenzen. Diese Evaluation erfolgt auf<br />
Basis einer Selbstevaluation, die in Kapitel 6 näher erläutert wird. Sie erfolgt sowohl<br />
individuell als auch durch Moderation in der Gruppe. Dabei soll die Aufdeckung<br />
gemeinsamer Defizite - die auch durch Qualifizierungsmaßnahmen ausgeglichen<br />
werden können - im Vordergrund stehen. Die Ergebnisse dieser Evaluation können - je<br />
91 RADEWALDT, Fred. Evaluation : Eine Schule überprüft ihre Qualitätsstandards. S. 98-100<br />
92 Folgende Dimensionen sollen dabei besonders berücksichtigt werden: die Ausstattung, die<br />
Kundenorientierung, die Kompetenz, die Freundlichkeit und die Zuverlässigkeit der Angebote. Für<br />
weitere Dimensionen der Dienstleistungsqualität siehe: GNAHS, Dieter. Qualitätsentwicklung in der<br />
Weiterbildung. S. 19<br />
51
nach Bedarf - dokumentiert werden und zur Planung von Qualifizierungs-<br />
veranstaltungen benutzt werden.<br />
Auf der vierten Ebene wird der gesamte Prozess der Produktentwicklung evaluiert. 93<br />
Die Erkenntnisse der vierten Evaluationsebene sollen in die Planung weiterer<br />
Produktentwicklungen mit einbezogen werden. Dafür ist eine genauere Erörterung der<br />
Probleme nach Prozessen, Verantwortungen oder zeitlichen Komponenten notwendig,<br />
so dass spezifische Lösungen gut in die nächste Planung integriert werden können.<br />
4.6.2 Strategie zur Umsetzung des Bildungsprogramms “Unser Leben in der<br />
Biosphäre” (“Nossa Vida na Biosfera”)<br />
Das von BEKO entworfene Bildungsprogramm „Unser Leben in der Biosphäre“<br />
umfasst drei Bildungsveranstaltungen, welche in die Produktpalette des B-EAQ<br />
integriert werden sollen. Anliegen des Programms ist es - unter anderem - die<br />
Lenkungsgruppe (LG) schon in den ersten Monaten des Projektes mit bestimmten<br />
Aufgaben vertraut zu machen. Das Projektkonzept beruht auf zwei Erkenntnissen: (1)<br />
Das Gebiet des EAQ liegt innerhalb eines Biosphärenreservates. (2) Die<br />
Implementierung eines thematischen Bildungsprogramms könnte sich positiv auf die<br />
Organisation auswirken.<br />
Ökodörfer können viel zur Entwicklung von Biosphärenreservaten beitragen. In ihrer<br />
Struktur und Funktionsweise erarbeiten sie Themen, wie die Verbindung zwischen<br />
Handlung und Wissen oder zwischen Lebens- und Erfahrungsraum, und sie entwerfen<br />
die Möglichkeit einer ganzheitlichen zukunftsbezogenen Lebensweise auf eine<br />
besondere Art und Weise. Diese Themen sind ebenso Bestandteil der Idee eines<br />
Biosphärenreservates:<br />
„Vor diesem Hintergrund stellen Biosphärenreservate einen offenen Lebens- und<br />
Erfahrungsraum dar, in dem sich handelnd, ganzheitlich, verantwortlich und<br />
zukunftsbezogen neue Lebensweisen oder Lebensstile erlernen und praktizieren lassen. Die<br />
Eigenheit des Lernorts Biosphärenreservat mit seiner besonderen Aufgabenstruktur liegt<br />
darin, eine Vielfalt von Möglichkeiten anzubieten, naturverträgliches Verhalten zu erlernen<br />
und zu praktizieren und damit die sonst bestehende Kluft zwischen Wissen und Handeln zu<br />
überwinden.“ 94<br />
93 „Wie war die Arbeitsplanung und die Zeitplanung?“, „Sind Überlastungen oder Unterforderungen<br />
entstanden?“, „Wurden persönliche und <strong>org</strong>anisationale Elemente gut berücksichtigt?“, „Wie lässt sich<br />
die Produktentwicklung besser gestalten?“ sind einige der Fragen, die in diesem Zusammenhang<br />
auftauchen können.<br />
94 ERDMANN, Karl-Heinz; FROMMBERGER, Johanna. Neue Naturschutzkonzepte für Mensch und<br />
Umwelt. S. 90<br />
52
Das Bildungsprogramm „Unser Leben in der Biosphäre“ ist eine Initiative von BEKO,<br />
welche die BNE fördert und die Ökodorfpraxis als ein Beispiel nachhaltiger<br />
Lebensweise innerhalb des Biosphärenreservates des atlantischen Küstenwaldes<br />
darstellt.<br />
Biosphärenreservate haben rechtliche Grundlagen und sind national und international<br />
anerkannt. Das Konzept „Biosphärenreservat“ ist außerdem bekannter als das des<br />
Ecovillage. Es ist offen genug, um unterschiedliche Bildungsansätze in sich<br />
aufzunehmen, und auf Partizipation und Mitgestaltung ausgerichtet. Die Durchführung<br />
eines thematischen Bildungsprogramms eröffnet dem B-EAQ viele Möglichkeiten und<br />
kann sich positiv auf das Marketing, die Öffentlichkeitsarbeit und die Vernetzung der<br />
Organisation - z. B. auch mit Schulen - auswirken.<br />
Der Aufbau von Synergien auf der bundesstaatlichen und auf der nationalen Ebene<br />
könnte zur regionalen Verankerung des B-EAQ beitragen. Die Entwicklung des<br />
thematischen Bildungsprogramms eröffnet außerdem die Möglichkeit einer rechtlich<br />
anerkannten Anbindung der Organisation an das Biosphärenreservat, und zwar als<br />
„Posto Avançado da Biosfera da Mata Atlântica“ („Vorposten der Biosphäre des<br />
atlantischen Küstenwalds“). Dieser „Posto Avançado“ soll zur Verbreitung von Ideen,<br />
Konzepten, Programmen und Projekten des Biosphärenreservates beitragen. 95 Dies ist<br />
umso wichtiger, als auf der regionalen Ebene noch großer Bedarf in dem Bereich<br />
besteht. Im ganzen Bundesstaat Santa Catarina gibt es lediglich eine einzige ähnliche<br />
Initiative, was weit unterhalb des nationalen Durchschnitts liegt. 96<br />
In der zweiten Biosphärenreservatskonferenz in Sevilla 1995 verpflichteten sich die<br />
Mitgliedstaaten der UNESCO dazu, bestimmte Kriterien und Richtlinien bei der<br />
Einrichtung von Biosphärenreservaten einzuhalten. Diese Kriterien geben einen<br />
Überblick über das Konzept des Biosphärenreservats. Folgende Hauptziele werden von<br />
den Mitgliedstaaten bei der Einrichtung von Biosphärenreservaten verfolgt:<br />
„1. Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt, stärkere Erfassung von Gebieten mit<br />
hoher biologischer und kultureller Vielfalt. 2. Einrichtung von Modellregionen für eine<br />
nachhaltige Entwicklung der Regionen, aktive Einbeziehung der lokalen Interessensgruppen<br />
in alle Entscheidungen. 3. Nutzung von Biosphärenreservaten als effektive<br />
Forschungs-, Monitoring-, Bildungs- und Ausbildungsstätten mit dem Schwerpunkt<br />
Umwelt-Mensch-Beziehungen. 4. Kontinuierliche Verbesserung der Umsetzung des<br />
anspruchsvollen Konzeptes durch den Austausch von „Good-Practice“ - Beispielen, die<br />
95 RESERVA DA BIOSFERA DA MATA ATLÂNTICA. Postos Avançados da RBMA.Online-<br />
Dokument.<br />
96 Ibid.<br />
53
Erstellung von Managementplänen, die Entwicklung von neuen Modellen zur Beteiligung<br />
der lokalen Bevölkerung, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften zwischen<br />
einzelnen Gebieten.“ 97<br />
Es lassen sich viele Gemeinsamkeiten, Überschneidungspunkte oder vergleichbare<br />
Ansätze zwischen der Idee des Biosphärenreservates sowie der des Ecovillage im<br />
Allgemeinen und dem des EAQ im Besonderen auflisten: Die Modelleigenschaft, die<br />
Bedeutung von Bildung und Forschung, die Verschmelzung von Lernort und<br />
Lerngegenstand, die Verbindung von Umweltschutz und gesellschaftlicher<br />
Entwicklung, die Einbindung der lokalen Bevölkerung, die Förderung der Partizipation<br />
usw. sind nur einige der Punkte. Auch zwischen dem Thema Bildung im<br />
Biosphärenreservat und der BNE existieren viele Gemeinsamkeiten. 98<br />
Das Bildungsprogramm „Unser Leben in der Biosphäre“ ist die Antwort von BEKO auf<br />
diese institutionellen und <strong>org</strong>anisationalen Gegebenheiten. Dank der vielen<br />
Gemeinsamkeiten zwischen dem B-EAQ, der BNE und dem Konzept des<br />
Biosphärenreservats scheint die theoretische Grundlage des Bildungsprogramms eher<br />
unproblematisch. Dennoch ist die Frage berechtigt, ob die Durchführung des<br />
Bildungsprogramms die junge Organisation - die bereits mit dem Risiko der<br />
Unüberschaubarkeit konfrontiert ist 99 - nicht überfordern würde.<br />
Um eine mögliche Überlastung zu vermeiden, werden zwei Strategien für die<br />
Durchführung des Programms verfolgt. Die erste Strategie zielt auf die Einordnung des<br />
Bildungsauftrags des Programms ab. Die zweite beschäftigt sich mit der Entwicklung<br />
überschaubarer Bildungsangebote.<br />
Die erste Strategie ist eher theoretischer Natur. Dabei ist anzumerken, dass das B-EAQ<br />
auf die Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Umfeld des Ecovillage<br />
ausgerichtet ist. Die Operationalisierung dieses obersten Zieles erfolgt auf der<br />
Grundlage der Förderung spezifischer Kompetenzen, die sowohl den Zielen der BNE<br />
entsprechen als auch in die sechs Nachhaltigkeitsdimensionen eines Ökodorfes<br />
integriert werden können.<br />
97 LANGE, Sigrun. Leben in Vielfalt. S. 23<br />
98 Ein Beispiel dafür ist die von LANGNER (2007) v<strong>org</strong>eschlagene Einordnung des Projekts<br />
„Biosphärenbildung“ als Bildung für nachhaltige Entwicklung. Siehe hierzu: LANGNER, Tilmann.<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung. S. 120. Mehr zu diesem Thema auch in PRÜTER, Johannes.<br />
UNESCO-Biosphärenreservate als „Lernlandschaften Bildung für nachhaltige Entwicklung" S. 122-124.<br />
99 Siehe Tabelle 2: SWOT Analyse.<br />
54
Aus der Perspektive des Biosphärenreservats kann die Ökodorfbildung oder die<br />
Ökodorfpraxis im Biosphärenkonzept als Musterbeispiel integriert werden. Aus der<br />
internen <strong>org</strong>anisationalen Perspektive jedoch werden die Biosphärenreservate<br />
verwandten Themen im Bildungskonzept zugeordnet. BEKO hat drei Ziele erarbeitet,<br />
welche diese beiden Perspektiven berücksichtigen. Die Ziele werden so aufgestellt, dass<br />
sie die in der Tabelle 1 bereits erarbeiteten pädagogischen Ziele erweitern oder<br />
komplementieren.<br />
ND<br />
IV<br />
IV<br />
V<br />
Tabelle 5: Ziele des Programms „Unser Leben in der Biosphäre“<br />
Pädagogische Ziele in Ecovillages.<br />
Die Lernenden…<br />
(11) …können Wissen über das<br />
Ökosystem und die natürlichen<br />
Stoffzyklen anwenden und die<br />
Auswirkung menschlichen<br />
Handelns auf die Umwelt erkennen<br />
und beschreiben. - Außerdem: (8)<br />
(9) …können im Ökodorf<br />
gewonnene Erkenntnisse auf ihr<br />
Umfeld übertragen.<br />
Außerdem: (10), (11) und (16)<br />
(16) …können Produktion und<br />
Konsum zu Funktionen und<br />
Prozessen des Ökosystems in Bezug<br />
setzen, diese Beziehungen bewerten<br />
und entsprechend handeln.<br />
Außerdem: (8), (9), (10) und (11)<br />
Ziele des Programms<br />
„Unser Leben in der Biosphäre“<br />
(11-1) …verstehen das Konzept der<br />
Biosphärenreservate in seinen Grundzügen<br />
und können das Biosphärenreservat des<br />
atlantischen Küstenwaldes in Umfang und<br />
Bedeutung einschätzen.<br />
(9-1) …können die Unterschiede zwischen<br />
Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen im<br />
Biosphärenreservat erkennen, ihren Wohnort<br />
in einer dieser Zonen lokalisieren und daraus<br />
Konsequenzen ziehen.<br />
(16.1) …können nachhaltige oder nicht<br />
nachhaltige Nutzungsformen im Ökodorf und<br />
in ihrem Umfeld erkennen, vergleichen und<br />
bewerten.<br />
55
Die zweite Strategie ist eher praktischer Natur und richtet sich auf die Entwicklung<br />
überschaubarer Strukturen und Bildungsprodukte, welche ohne großen<br />
Ressourcenaufwand durchgeführt werden können. In den folgenden Tabellen - 6 bis 8 -<br />
werden drei Bildungsprodukte für die Umsetzung dieser Strategie skizziert.<br />
56<br />
Tabelle 6: Informationstafeln<br />
Kundengruppe: Gelegentliche Besucher u.a. Nachhalt. Dimension: IV<br />
Bildungsprodukt:<br />
„Was ist das Biosphärenreservat des atlantischen Küstenwaldes?“<br />
Pädagogisches Ziel: (11-1) Art: Informationstafeln<br />
Beschreibung: Es werden attraktive Informationstafeln 100<br />
über das<br />
Biosphärenreservat nahe der Zufahrtswege aufgestellt. Die Tafeln können gleichzeitig<br />
touristische Informationen über die Gegend vermitteln und damit den persönlichen<br />
Nutzen steigern.<br />
Evaluation: Alle sechs Monate werden drei retrospektive Befragungen mit - durch<br />
Zufall ausgesuchten - gelegentlichen Besuchern durchgeführt. Folgende Fragen<br />
können - unter anderem - beantwortet und notiert werden: „Haben Sie unsere<br />
Informationstafeln bemerkt?“, „Waren sie für Sie nützlich?“, „Wie bewerten Sie<br />
unsere Initiative mit den Tafeln?“, „Wie definieren Sie Biosphärenreservat?“. Es<br />
findet jährlich ein Evaluationstreffen mit den Verantwortlichen statt, die dann<br />
Änderungen an den Tafeln oder an deren Standorten vornehmen.<br />
100 Die Vermittlung von Inhalten durch Informationstafeln kann auch als problematisch empfunden<br />
werden, vor allem wenn sie nicht ansprechend gestaltet oder mit wissenschaftlichen „kopflastigen“<br />
Informationen überladen werden. Vgl. hierzu GROß, J<strong>org</strong>e. Die Vermittlung der Nationalparkidee. S. 215
57<br />
Tabelle 7: Führung<br />
Kundengruppe: Besucher Nachhalt. Dimension: IV<br />
Bildungsprodukt:<br />
„Das Biosphärenreservat entdecken!“<br />
Art:<br />
Führung<br />
Pädagogisches Ziel : (9-1) Dauer: 3 Stunden Teilnehmerzahl: max. 25<br />
Beschreibung: Das EAQ plant im Jahre 2011 einen Naturpfad zu errichten. 101 Der<br />
Pfad könnte durch Mustergebiete verlaufen und so zur Vermittlung der Idee der<br />
Zonierung eines Biosphärenreservates angewendet werden. Die erste Station des<br />
Pfades könnte der Entwicklungszone entsprechen und im Zentrum des Ökodorfs<br />
positioniert werden. Hier würden Themen wie der nachhaltige Nutzen natürlicher<br />
Ressourcen - z. B. Wasser - angesprochen. Etwas weiter entfernt könnte die zweite<br />
Station - der Pflegezone entsprechend - zur Veranschaulichung von Vorhaben dienen,<br />
welche sowohl den Erhalt der Biodiversität als auch nachhaltige Nutzungsformen<br />
besonders betonen - z. B. ein Waldgarten. Die dritte Station würde der Kernzone<br />
entsprechen und inmitten eines der Schutzgebiete des Areals positioniert werden. Hier<br />
würden Themen wie der Erhalt der Artenvielfalt angesprochen. In dieser letzten<br />
Station könnte gleichfalls eine regionale Karte des Biosphärenreservates angebracht<br />
werden. Jeder, der an der Führung teilnimmt, könnte in der Karte - zum Beispiel mit<br />
einer Stecknadel - seinen Wohnort markieren. Auch eine Diskussion über die<br />
Bedeutung des Lebens im Biosphärenreservat oder in einer der bestimmten Zonen<br />
könnte in dieser Station stattfinden.<br />
Evaluation: Die Vermittlung der Idee der Zonierung eines Biosphärenreservates oder<br />
der Erfolg der Führung lassen sich auf viele Art und Weisen evaluieren. Zwei oder<br />
drei Führungen könnten als Video aufgezeichnet werden. Die Aufzeichnungen würden<br />
dann in einer jährlichen Evaluationsveranstaltung „studiert“ werden. Dabei sollte die<br />
Aufmerksamkeit auf die Vermittlung des Zonierungskonzeptes, auf die Qualität des<br />
Vortrags und der angewendeten Materialien sowie auf die Atmosphäre und Interaktion<br />
in der Gruppe gelenkt werden.<br />
101 Siehe Punkt 3.5 Aktivitäten.
58<br />
Tabelle 8: Unterricht<br />
Kundengruppe: Schüler 7. Klasse Nachhalt. Dimension: V<br />
Bildungsprodukt:<br />
„Warum Nachhaltigkeit?“<br />
Art:<br />
Vortrag, Diskussion<br />
Pädagogisches Ziel : (16.1) Dauer: 2 Stunden Teilnehmerzahl: max. 35<br />
Beschreibung: Das Programm „Unser Leben in der Biosphäre“ fördert eine<br />
Partnerschaft mit der örtlichen Schule und bietet eine Unterrichtseinheit an zur<br />
Vermittlung des Leitbildes der Nachhaltigkeit - anhand praktischer Beispiele - sowie<br />
dessen Bedeutung für das Biosphärenreservat im atlantischen Küstenwald.<br />
Es werden Definitionen von „Biosphärenreservat“ und „Nachhaltigkeit“ erarbeitet. Im<br />
ersten Teil werden die Schüler gebeten, zwischen unterschiedlichen Bildern eines<br />
auszuwählen. Unter den Bildern befinden sich Abbildungen von Tätigkeiten,<br />
Praktiken oder Nutzungsformen oder von Landschaften in unterschiedlichen<br />
Degradationsstadien. Im zweiten Teil erklärt jeder Schüler, warum das Foto auf eine<br />
nachhaltige oder nicht nachhaltige Handlung hindeutet. Im dritten Teil werden die<br />
Schüler gefragt, ob und warum das Bild in ein Biosphärenreservat passt oder nicht.<br />
Evaluation: Das Feedback der Schullehrer könnte für die Evaluation der<br />
Bildungsveranstaltung hilfreich sein und sollte berücksichtigt werden. Einige Zeit<br />
nach der Veranstaltung - ein bis drei Wochen später - werden die Schüler beauftragt,<br />
einen kurzen Text zu verfassen, wo sie - mit ihren eigenen Worten und mit Verweisen<br />
auf konkrete Beispiele - erklären, was Nachhaltigkeit ist. Diese Texte können für<br />
Evaluationszwecke im schulischen Kontext angewendet werden, sollen aber möglichst<br />
vom Veranstalter evaluiert und im B-EAQ aufbewahrt werden.
5 IMPLEMENTIERUNG<br />
Die Implementierungsphase von BEKO umfasst alle während des Projektzeitraumes<br />
zu unternehmenden Schritte, Phasen und Maßnahmen. Dabei werden die von BEKO<br />
entwickelten Strategien zur Operationalisierung des Projektzieles ideell konkretisiert.<br />
Als Arbeitsvorlage soll die Planung der Implementierungsphase für die Entwicklung<br />
einer detaillierten, ausgefeilten und besser an die lokalen Bedingungen angepassten<br />
Zeitplanung förderlich sein. Die internen Momente der Verarbeitung sollen nicht zur<br />
Anpassung der v<strong>org</strong>efertigten Vorlage beitragen, sondern können als Gelegenheit für<br />
die Entwicklung pädagogischer Kompetenzen wahrgenommen werden. Aus diesem<br />
Grund sind sie ein Bestandteil der Implementierungsphase und werden in die<br />
Vollversammlungen oder in die vielen unterschiedlichen Treffen oder<br />
Besprechungen des B-EAQ eingebunden.<br />
In den folgenden Abschnitten werden die drei Hauptphasen des Projekts schematisch<br />
dargestellt (Einführung, Durchführung und Bewertung). Das Organisationsprinzip -<br />
sowohl der Projektimplementierung als auch der Projektmaßnahmen - hat folgende<br />
Grundstruktur: (1) Planung, (2) Durchführung, (3) Evaluation und (4) Rückkopplung<br />
der Erkenntnisse. 102 Die Tabellen vereinen Komponenten folgender<br />
Steuerungsmechanismen: Maßnahmenkatalog, Zeitplan, Aufgabeverteilungsplan und<br />
Meilensteinplanung.<br />
Jede Maßnahme wird einem oder mehreren Nebenzielen zugeordnet, um die<br />
Verbindung zwischen Strategieentwicklung und Durchführung zu veranschaulichen.<br />
Die Maßnahmen werden mit Bemerkungen versehen. Diese Bemerkungen sollen<br />
dazu beitragen, die Maßnahmen zu erläutern, zu beschreiben oder zu spezifizieren,<br />
sowie bestimmte Akzente oder Ziele hervorzuheben. Um die Visualisierung zu<br />
erleichtern, werden die Projektmeilensteine nicht nur ausdrücklich so genannt,<br />
sondern auch fett markiert. Obwohl bestimmte Treffen einen Meilensteincharakter<br />
haben können, wird dieser nicht betont. Auch dieser Ansatz soll zur<br />
Überschaubarkeit der Planung beitragen.<br />
102 Oder „Plan-Do-Study-Act“ (PDSA). Der “Kreislauf der ständigen Verbesserung” wurde vor 50<br />
Jahren von Dr. W. Edwards Deming entwickelt. Vgl. hierzu: TECHT, Uwe; MERKT, Birgit. Qualität<br />
und Eigenständigkeit-Unternehmen Schule. S. 30<br />
59
5.1 Phase I<br />
Phase I - Einführung<br />
Zeitraum: 15.11.11-21.09.12 (11 Monate)<br />
Zeitplan/Ziel/Maßnahme Verantwortliche/Bemerkungen<br />
15.11.11 (O-II)<br />
Vorstellung des Projekts<br />
15.11.11 (O-I)<br />
Ernennung einer LG und eines<br />
Projektkoordinators (PK)<br />
18.11.11 (O-III)<br />
QV „Nachhaltige Entwicklung<br />
und BNE“<br />
25.11.11 (O-III)<br />
QV „Nachhaltigkeitsdimen-<br />
sionen eines Ökodorfes“<br />
30.11.11 (O-III) (B-III)<br />
QV und Treffen<br />
„Biosphärenreservate“<br />
07.12.11 (O-I) (B-III)<br />
LG Besprechung<br />
08.12 - 20.06.12 (B-III)<br />
Informationstafeln werden<br />
entwickelt (6 Monate)<br />
60<br />
Tabelle 9: Einführung<br />
Paulo Degenhardt/ Erfolgt kurz vor der Vollversammlung.<br />
Vollversammlung/ Vorschläge für die Ernennung einer<br />
Lenkungsgruppe und eines PK sollten schon im Voraus<br />
erarbeitet werden.<br />
PK/ In der Qualifizierungsveranstaltung (QV) werden<br />
theoretische Grundlagen erarbeitet. Teilnehmer: Gruppe<br />
der Mitglieder des EAQ (MG) und die LG.<br />
PK/ Bei der Erarbeitung des Themas wird die<br />
Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt<br />
herv<strong>org</strong>ehoben. Teilnehmer: LG und MG.<br />
PK/ Teilnehmer: LG. Strukturen, Themen und Ansätze in<br />
Biosphärenreservaten werden erschlossen. Die<br />
pädagogischen Ziele von BNE, Ökodörfern und des<br />
Programms „Unser Leben in der Biosphäre“ werden<br />
erarbeitet.<br />
LG und PK/ Der Projektzeitplan wird erarbeitet. Es<br />
werden ein Aufgabenverteilungsplan und ein Zeitplan für<br />
die Entwicklung der Informationstafeln aufgestellt. 103<br />
Verantwortliche in der Lenkungsgruppe/ Die Entwicklung<br />
umfasst das Sammeln von Informationen, 104 die<br />
Gestaltung der Tafeln und deren Aufstellung.<br />
15.12.11 (O-I) (O-II) Vollversammlung/ Die Abstimmung soll den offiziellen<br />
103 Siehe Tabelle 6: Informationstafeln.<br />
104 Das Informationssammeln kann als Anlass für die Knüpfung von Kontakten mit der Verwaltung<br />
des Biosphärenreservates auf der Teilstaatsebene dienen.
Abstimmung des<br />
Projektzeitplans bis 21.09.12<br />
16.12.11 (O-II)<br />
Treffen der MG<br />
„Produktentwicklungs-<br />
strategie“<br />
17.12.11 - 19.03.12 (B-I)<br />
Planungsteilphase<br />
16.01.12 (O-I) (B-III)<br />
LG Besprechung<br />
17.01-20.06.12 (B-I) (B-III)<br />
Analyse des Pfadverlaufes<br />
08.02.12 (O-III) (B-I)<br />
QV „Gestaltungskompetenz<br />
und Methoden der BNE“<br />
20.03.12 (B-II)<br />
Treffen der MG und Utopie-<br />
Spiel „Das Konzept“<br />
21.03-20.06.12 (B-II)<br />
Entwurfsteilphase (3 Monate)<br />
21.06.12 (B-III) (B-II) (O-II)<br />
Projektmeilenstein -<br />
Treffen<br />
und bindenden Charakter des Projekts bekräftigen und die<br />
Partizipation fördern.<br />
PK/ Die Projektstrategie zur Produktentwicklung wird<br />
präsentiert und diskutiert. Der Auftrag zur<br />
Planungsteilphase wird erteilt. 105 Teilnehmer: MG.<br />
MG und LG/ Tätigkeiten und Dimensionen werden<br />
beschrieben und diagnostiziert. (3 Monate)<br />
LG und PK/ Feinabstimmung der Entwicklung von<br />
Informationstafeln. Ernennung einer „Pfadkommission“.<br />
„Pfadkommission“/ Es werden 3 Vorschläge für die<br />
Errichtung des Pfades erarbeitet. (5 Monate)<br />
PK/ Die Veranstaltung soll der MG dazu verhelfen, die<br />
laufende Diagnose durchzuführen bzw. diese in<br />
Erinnerung zu rufen. Teilnehmer: MG und LG.<br />
PK und LG/ Die notierten Diagnosen der<br />
Planungsteilphase werden gesammelt und eine „utopische<br />
Produktpalette“ wird erarbeitet. Präferenzen werden<br />
festgestellt und das Konzept skizziert. Die LG übernimmt<br />
die Verantwortung für die folgende Teilphase (Entwurf).<br />
LG/ Eine Produktpalette mit 9 Bildungsprodukten 106 wird<br />
entworfen.<br />
PK/ Informationstafeln werden feierlich enthüllt. Es<br />
findet eine Wanderung statt zur Analyse der<br />
Vorschläge für den Verlauf des Weges. Die entworfene<br />
Produktpalette wird v<strong>org</strong>estellt und Aufträge für die<br />
Ausarbeitungsteilphase werden erteilt. Teilnehmer:<br />
MG, LG und Besucher.<br />
105 Siehe Punkt 4.6.1 Lokale Strategie zur Produktentwicklung im Bereich BNE.<br />
106 In den Tabellen 12, 13 und 14 befinden sich hierfür Beispiele.<br />
61
22.06.12 (O-I) (B-III)<br />
Entscheidung Wegverlauf<br />
22.06-21.09.12 (B-III)<br />
Errichtung des Pfades<br />
22.06-21.08.12 (B-I) (B-II)<br />
Ausarbeitungsteilphase -<br />
Analyse<br />
(2 Monate)<br />
22.06-14.08.12 (O-II) (B-II)<br />
Ausarbeitungsphase -<br />
Marketing<br />
(2 Monate)<br />
15.08.12 (O-III) (O-IV)<br />
QV „Methoden der Evaluation<br />
im Bildungsbereich“<br />
22.08.12 (B-II) (O-II)<br />
LG Besprechung<br />
22.08-21.09.12 (B-II) (B-III)<br />
Ausarbeitungsteilphase<br />
21.09.12 (O-II) (O-IV)<br />
Meilenstein<br />
Treffen<br />
Projektbericht<br />
Vollversammlung/ Der Verlauf des Weges wird<br />
entschieden und Verantwortliche für dessen Errichtung<br />
ernannt.<br />
Verantwortliche/ Der Pfad wird errichtet.<br />
(3 Monate)<br />
MG/ Die Mitglieder des EAQ überprüfen die<br />
Produktpalette im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit und<br />
notieren Bemerkungen über Ressourcenverfügung, nötige<br />
Infrastrukturänderungen, persönliche Interessen, usw.<br />
LG und PK/ Es werden Marketingstrategien entwickelt<br />
und Werbemaßnahmen eingeleitet. Die dafür notwendigen<br />
Zeitpläne und Aufgabenverteilungspläne werden<br />
aufgestellt.<br />
PK/ Grundlagen der Evaluation im Bildungsbereich<br />
werden erarbeitet und diskutiert. Methoden zur Evaluation<br />
der Tafeln und der Pfadführung werden studiert und<br />
ausgefeilt. 107 Teilnehmer: LG.<br />
LG/ Die Vorschläge der MG - Ausarbeitungsteilphase<br />
(Analyse) - werden gesammelt und die Produktpalette<br />
danach abgestimmt. Es werden Aufträge für die<br />
Vorbereitung der Bildungsprodukte erteilt. Es findet eine<br />
Metadiskussion über die Arbeit der LG statt.<br />
LG/ Es werden Materialien erarbeitet, Verantwortliche<br />
ernannt und Werbemaßnahmen durchgeführt. (1 Monat)<br />
PK/ Der Projektbericht dient der Dokumentation und<br />
der Evaluation des Projektverlaufs im ersten Jahr und<br />
kann zur Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden. Die<br />
Produktpalette wird beschrieben. Fotos der Tafeln<br />
und des Pfades sollen hinzugefügt werden.<br />
107 Siehe Tabelle 6: Informationstafeln und Tabelle 7: Führung.<br />
62
5.2 Phase II<br />
Zeitplan/Ziel/<br />
Maßnahme<br />
22.09.12 (O-II) (O-IV)<br />
Treffen - Vorstellung des<br />
Berichtes<br />
26.09.12 (O-I)<br />
LG Besprechung<br />
07.10.12 (B-V)<br />
Evaluation<br />
01.10.12-20.03.13<br />
(B-IV) (B-V)<br />
Umsetzungsphase<br />
(6 Monate)<br />
07.11.12 (B-V) (O-I)<br />
LG Besprechung<br />
12.11.12 (B-III) (B-V)<br />
Unterricht „Warum<br />
Nachhaltigkeit?“ 110<br />
Phase II - Durchführung<br />
Zeitraum: 22.09.12-21.09.13 (12 Monate)<br />
Verantwortliche/Bemerkungen<br />
63<br />
Tabelle 10: Durchführung<br />
PK/ Der Projektbericht wird v<strong>org</strong>estellt. Das Treffen wird<br />
protokoliert. Teilnehmer: LG und MG.<br />
LG und PK/ Die Umsetzung der Produktpalette für die nächsten 6<br />
Monate wird geplant. Kommission für Öffentlichkeitsarbeit 108<br />
wird ernannt und Aufgabenverteilungspläne werden aufgestellt.<br />
LG/ Die Interviews zur Evaluation der Tafeln werden<br />
durchgeführt.<br />
LG und MG/ Die Bildungsprodukte werden im Markt eingeführt.<br />
Drei Führungen werden verfilmt. Die Veranstaltungen werden<br />
nach Plan durchgeführt, und zwar unabhängig von der<br />
Teilnehmerzahl. Als „Übung“ soll diese Phase die Selbstsicherheit<br />
der Veranstalter fördern. 109<br />
LG und PK/ Die Evaluation der Tafeln wird bewertet. Maßnahmen<br />
werden, wenn nötig, eingeleitet. Der Jahresbericht wird<br />
kommentiert und es werden Entscheidungsvorschläge für die<br />
nächste Vollversammlung vorbereitet.<br />
PK und LG/ Nach dem Unterricht findet ein Treffen mit dem<br />
Schullehrer statt. Feedback wird notiert. Teilnehmer: Schüler 7.<br />
Klasse.<br />
16.12.12 (O-I) Vollversammlung/ Der Jahresbericht und die Vorschläge der LG<br />
108<br />
Besonders auf Synergieeffekte mit der Verwaltung des Biosphärenreservates und auf den<br />
Kontaktaufbau zu örtlichen Schulen sollte geachtet werden.<br />
109<br />
Die Auswirkungen der Marketingstrategie sind zu diesem Zeitpunkt außerdem unvorhersehbar. Die<br />
Phase dient auch zum Testen der Marktreaktion auf die Bildungsangebote und auf die Marketingstrategie.<br />
110<br />
Siehe Tabelle 8: Unterricht.
Diskussion und<br />
Beschlüsse<br />
07.01.13 (O-III)<br />
QV „Qualitäts-<br />
management“<br />
14.02.13 (O-IV) (O-I)<br />
Kontrolltreffen<br />
21.03.13 (O-IV) (B-V)<br />
Projektmeilenstein<br />
Treffen<br />
Zwischen-Evaluationen<br />
22.03.13 (B-IV) (O-I)<br />
LG Besprechung und<br />
Kontrolltreffen<br />
22.03-21.09.13 (B-IV)<br />
Umsetzung (6 Monate)<br />
22.03-21.09.13<br />
(O-III) (O-IV) (B-V)<br />
Steuerung (6 Monate)<br />
02.04.13 (O-I) (O-II)<br />
Marketing<br />
02.05.13 (B-I)<br />
Treffen zu Bedarf- und<br />
Nachfrageerhebungen<br />
01.08-19.09.13<br />
(O-II) (O-IV) (B-V)<br />
werden diskutiert und Entscheidungen werden getroffen.<br />
PK/ Teilnehmer: LG. Ziel der Veranstaltung ist, die Grundlage des<br />
Qualitätsmanagements in Bildungseinrichtungen zu vermitteln.<br />
LG/ Es findet ein Kontrolltreffen 111 statt. Kommission für Bedarf-<br />
und Nachfrageerhebung wird gewählt.<br />
LG/ Teilnehmer: PK und MG. Die Aufzeichnungen der<br />
Führungen werden analysiert. Die Veranstaltung „Warum<br />
Nachhaltigkeit“ wird - anhand der Texte der Schüler -<br />
bewertet. Die Ergebnisse werden notiert und fließen in den<br />
Jahresbericht ein.<br />
LG/ Feinabstimmung der Produktpalette. Der<br />
Aufgabenverteilungsplan und die Bildungspläne der nächsten 6<br />
Monate werden ausgearbeitet.<br />
LG/ Die Bildungsveranstaltungen werden angeboten.<br />
LG und PK/ Es finden Qualifizierungsveranstaltungen, 112<br />
Kontrolltreffen sowie Treffen zur Bewertung der<br />
Produktevaluationen und der Produktentwicklungsstrategie.<br />
Kommission für Öffentlichkeitsarbeit/ Es werden<br />
Marketingstrategien diskutiert und Maßnahmen zur Etablierung<br />
und Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt.<br />
Kommission für Bedarf- und Nachfrageerhebung/ Es werden<br />
Strategien für Bedarf- und Nachfrageerhebungen diskutiert und<br />
Maßnahmen eingeleitet.<br />
LG und PK/ Jahresbericht wird erarbeitet.<br />
111 Siehe Punkt 4.6.1 Lokale Strategie zur Produktentwicklung im Bereich BNE (3) Evaluation.<br />
112 Eines der Themen könnte Methoden zur Bedarf- und Nachfrageerhebungen umfassen.<br />
64
Jahresbericht<br />
21.09.13 (O-II)<br />
Meilenstein - Feier<br />
5.3 Phase III<br />
Zeitplan/Ziel/<br />
Maßnahme<br />
22.09.13<br />
(O-I) (O-II)<br />
Besprechung -<br />
Strategische<br />
Jahresplanung<br />
22.09-21.04 (B-IV)<br />
Durchführung<br />
22.09.13-21.04.13<br />
(O-III) (O-II) (B-V)<br />
Steuerung<br />
30.11.13 (O-IV)<br />
Metadiskussion<br />
15.12 (O-IV) (O-II)<br />
Perspektive des B-<br />
EAQ und<br />
Beschlüsse<br />
LG/ Der Jahresbericht wird v<strong>org</strong>estellt. Es findet eine Feier<br />
statt. Teilnehmer: MG, PK und andere Gäste.<br />
Phase III - Bewertung<br />
Zeitraum: 22.09.13-21.04.14 (7 Monate)<br />
Verantwortliche/Bemerkungen<br />
LG und PK/ Die Strategie für die nächsten 12 Monate wird<br />
entwickelt. 113 Zeitpläne, Aufgabenverteilungspläne und die<br />
65<br />
Tabelle 11: Bewertung<br />
Bildungsplanung werden aufgestellt - bzw. es werden Verantwortliche<br />
ernannt. Die Kommissionen - Öffentlichkeitsarbeit und Bedarf- und<br />
Nachfrageerhebungen - werden aufgelöst und nach Bedarf neue<br />
Strukturen geschaffen. 114<br />
LG/ Maßnahmen werden durchgeführt.<br />
(7 Monate)<br />
LG/ Es finden Versammlungen und Treffen statt.<br />
(7 Monate)<br />
PK/ Die Organisationskultur und die Zusammenarbeit werden<br />
analysiert. Teilnehmer: LG.<br />
Vollversammlung/ Die Arbeit des B-EAQ wird rückblickend<br />
evaluiert und künftige Perspektiven - bzw. Strategien - werden<br />
diskutiert. Beschlüsse werden gefasst.<br />
113<br />
Diese Planung geht also über den Projektzeitraum hinaus und sollte den Übergang zu der Phase nach<br />
dem Projektabschluss erleichtern.<br />
114<br />
Die Aufgaben der Kommissionen sollten in die Routine der Verwaltung integriert werden. Die<br />
Errichtung eines Qualitätszirkels sollte in Erwägung gezogen werden.
16.01.14 (O-III)<br />
QV „Nationale<br />
Strategien“<br />
08.02.14<br />
(O-IV) (B-I) (O-I)<br />
LG Besprechung<br />
14.02.14 (O-IV)<br />
Projektevaluation<br />
01.03.14-01.04.14<br />
(O-IV) (B-V)<br />
Jahresbericht<br />
14.03-14.04 (O-IV)<br />
Abschlussbericht<br />
21.04.14 (O-I)<br />
Meilenstein-Feier 115<br />
- Projektabschluss<br />
LG/ Strategien zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung oder der<br />
BNE auf nationaler Ebene werden erarbeitet.<br />
LG (oder Qualitätszirkel) und PK/ Die Strukturen und Prozesse im B-<br />
EAQ werden analysiert. Neue SWOT Analyse wird eingeleitet. Trends<br />
werden bewertet und neue operative Ziele (oder Nebenziele)<br />
aufgestellt. Maßnahmen werden eingeleitet und der Jahreszeitplan neu<br />
bearbeitet.<br />
PK/ Das Projektkonzept wird evaluiert. Die Rolle der<br />
Projektkoordination wird bewertet. Teilnehmer: LG und MG.<br />
LG/ Der Jahresbericht wird verfasst. Dabei werden vor allem interne<br />
Komponenten - Personalentwicklung, Infrastrukturentwicklung und<br />
Produktentwicklung - rückblickend evaluiert. (1 Monat)<br />
PK/ Projektabschlussbericht wird verfasst. (1 Monat)<br />
LG/ Die Berichte werden der Öffentlichkeit feierlich übergeben.<br />
Die LG wird aufgelöst und der Vorstand des B-EAQ eingesetzt.<br />
Teilnehmer: Besucher, Gäste, MG und PK.<br />
115 Zur Bedeutung dieses feierlichen Moments beim Projektabschluss siehe: STÖHR, Hans Jürgen.<br />
Projektmanagement. S.70.<br />
66
6 EVALUATION<br />
Die Evaluation ist ein wesentlicher Bestandteil von BEKO. Sie kann - in gewisser<br />
Hinsicht - als ein konstitutives Element des Handlungsprozesses verstanden werden,<br />
welches von der Planung bis zur Bewertung der Handlung reicht.<br />
„Vor dem Hintergrund dieser Vorstellung eines vollständigen Handlungszyklus erscheint<br />
die Kontrolle bzw. Evaluation als konstitutives Element einer heuristischen<br />
V<strong>org</strong>ehensweise in Handlungsprozessen.“ 116<br />
Um die Zielvorstellung des EAQ zu erreichen, setzt BEKO auf einen<br />
Rationalisierungsprozess, welcher jedes dieser Elemente - vor allem die Evaluation -<br />
bewusst wahrnimmt und kontrolliert umsetzt. Diese Rationalisierung ist für das Projekt<br />
außerdem deshalb bedeutend, weil sich gezeigt hat, dass sie die Bedingung für das<br />
<strong>org</strong>anisationale selbstgesteuerte Lernen der Organisation ist. Die Internalisierung der<br />
Aufgaben, die mit der Evaluation verbunden sind - Kontrolle, Bewertung und<br />
Rückkopplung von Erkenntnissen - war ein zentrales Anliegen bei der strategischen<br />
Planung der Organisation. Die Internalisierung soll das Lernen, die<br />
Qualitätsentwicklung und die effektive Steuerung im B-EAQ nachhaltig sichern. Die<br />
Entwicklung geeigneter Mechanismen auf den vielen Ebenen der<br />
Organisationsentwicklung und des Bildungsmanagement war aus diesem Grund<br />
unabdingbar.<br />
Aus diesem Zusammenhang ergeben sich zwei grobe - und auch verwobene -<br />
Evaluationsbereiche. Der eine bezieht sich auf diese Mechanismen und seine<br />
Wirksamkeit im Hinblick auf die Erreichung der <strong>org</strong>anisationalen Zielvorstellung. Der<br />
andere zielt auf das Projekt selbst ab - seine Grundlagen, Methoden, Ansätze, usw.<br />
Die Evaluation umfasst die Bewertung von Handlungen, die erst nach der Designphase<br />
des Projekts stattfinden. Die theoretischen Grundlagen, Rahmenbedingungen und<br />
praktischen Methoden der künftige Evaluation lassen sich in der gegenwärtigen Phase<br />
jedoch nur vorausschauend skizzieren. Die vollständige Wirkung dieser Mechanismen<br />
ist momentan noch ungewiss. Diesbezüglich lassen sich lediglich Vermutungen<br />
anstellen.<br />
116 BEHRMANN, Detlef. Evaluation im Zuge selbstgesteuerter Lern- und Entwicklungsprozesse von<br />
Personen und Organisationen. S. 233<br />
67
6.1 Evaluation im Bildungskontext<br />
Im Bildungskontext gestaltet sich die Bewertung von Ergebnissen in der Regel<br />
komplizierter als in anderen Bereichen. Das Endprodukt der Bildung - das Lernen - lässt<br />
sich nicht mit mathematischer Präzision messbar erfassen, da es eher einen subjektiven<br />
Charakter aufweist:<br />
„Bildung ist kein Produkt und keine Dienstleistung; Bildung ist das Ergebnis einer<br />
subjektiv begründeten Lernanstrengung eines Individuums. Lernen mag intersubjektiv<br />
vermittelt sein, bleibt aber immer die selbstgesteuerte Aktivität des Lernsubjekts.“ 117<br />
Dieses Phänomen bedeutet aber nicht, dass Qualitätsmanagement und Evaluation in<br />
Bildungseinrichtungen prinzipiell unmöglich wären, sondern dass diese Organisationen<br />
eigene angepasste Evaluationsverfahren entwickeln müssen. In diesem Zusammenhang<br />
erwähnen ZECH/BRAUCKS (2004) fünf Punkte, an denen die Anforderungen an eine<br />
Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung festgemacht werden können. Dabei spielen<br />
die folgenden Punkte eine zentrale Rolle für das Evaluationskonzept von BEKO:<br />
„2. Es geht nicht nur um Qualitätssicherung, sondern die Qualität der Einrichtungen wird in<br />
einem ständigen Prozess weiterentwickelt - ausgehend von den sich verändernden<br />
Umweltanforderungen. Das Lernen der Organisation ist dabei die Basis der Verbesserung<br />
des Lernens der Teilnehmer.<br />
3. Bildung ist ein reflexives „Erfahrungsgut“; die Verbesserung der <strong>org</strong>anisationalen<br />
Bildungsbedingungen muss daher auch ein reflexiver Prozess sein. Qualitätsverbesserung<br />
in der Bildungsbranche kann nicht durch technokratische Formalisierungen gefördert<br />
werden.“ 118<br />
Das Projekt fördert die Reflexivität, indem es die Personalentwicklung und die<br />
Evaluation der Einrichtung miteinander verknüpft und diese in der <strong>org</strong>anisationalen<br />
Struktur des B-EAQ fest verankert. Als Steuerungsmethode wird so die Evaluation zur<br />
Grundlage, sowohl des kontinuierlichen Prozesses der Qualitätsentwicklung in der<br />
Organisation als auch der Entwicklung individueller Handlungs- und pädagogischer<br />
Kompetenzen.<br />
„Evaluation meint 1. das methodische Erfassen und 2. das begründete Bewerten von<br />
Prozessen und Ergebnissen zum 3. besseren Verstehen und Gestalten einer Praxis-<br />
Maßnahme im Bildungsbereich durch Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion.“ 119<br />
117<br />
ZECH, Rainer; BRAUCKS, Diane. Qualität durch Reflexivität. S. 13-14<br />
118<br />
Id. ibid. S. 12<br />
119<br />
REISCHMANN, Jost. Weiterbildungs-Evaluation. S. 18<br />
68
6.2 Selbstevaluation<br />
Die Selbstevaluation ist einer der Mechanismen von BEKO, der dazu dient, Reflexivität<br />
und Dauerhaftigkeit zu fördern. Die Entwicklung einer nachhaltigen<br />
Organisationsstruktur erfolgt im Projektrahmen auf Basis des selbstgesteuerten und<br />
selbstevaluierten <strong>org</strong>anisationalen Lernens. Diese interne Evaluation ist aber nicht nur<br />
auf die individuelle Kompetenzentwicklung ausgerichtet, sondern umfasst auch die<br />
Handlungen selbst. Die Projektbeteiligten sollen beim Projektabschluss in der Lage<br />
sein, sowohl die eigene Kompetenzentwicklung und die internen Prozesse der<br />
Organisation zu evaluieren als auch Handlungen - Maßnahmen, Strukturen,<br />
Bildungsveranstaltungen usw. - zu bewerten und entsprechend anzupassen. Die<br />
Auswahl der Selbstevaluation als primärer Mechanismus der Autonomieförderung im<br />
B-EAQ hat daneben auch folgende Gründe:<br />
„- Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Verbesserung." (Sokrates)<br />
-Selbstevaluation ist selbst gesteuert und erzeugt daher keine Widerstände gegen die<br />
gewonnenen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Verbesserungsmaßnahmen.<br />
-Viele Formen der Selbstevaluation sind leichter und schneller zu <strong>org</strong>anisieren als<br />
Fremdevaluationen.“ 120<br />
Die Selbstevaluation war essenziell für die Gestaltung der Prozesse in der<br />
Implementierungsphase des Projekts, weil sie viel zur Internalisierung des<br />
Qualitätskreislaufs beitragen konnte. 121 Darüber hinaus war es notwendig, eine für die<br />
selbstgesteuerte Organisationsentwicklung geeignete Evaluationsmethode<br />
auszuwählen:<br />
„Evaluation ist im Zusammenhang mit den Konzepten selbstgesteuerten Lernens und<br />
selbstgesteuerter Organisationsentwicklung so anzulegen, dass die Selbstbeschreibungs-,<br />
Selbstbeobachtungs- und Selbststeuerungskompetenz der Akteure erhöht und ihre Fähigkeit<br />
zur Selbstevaluation gefördert wird.“ 122<br />
Direkte Folge dieses methodischen Ansatzes war, dass ein „(…) dem „selbstgesteuerten<br />
Lernen angemessenes Konzept zur Evaluation […] der Beratung der Akteure [dient]“ 123<br />
und nicht etwa ihre Kontrolle. Die Rolle der Beratung wurde von BEKO dem PK<br />
zugeschrieben. Dieser soll die Selbstevaluation der Beteiligten beratend begleiten.<br />
120<br />
TECHT, Uwe; MERKT, Birgit. Qualität und Eigenständigkeit - Unternehmen Schule S. 176<br />
121<br />
In der Tat wird Selbstevaluation auch als Qualitätsmanagement-System wahrgenommen. Vgl. hierzu:<br />
KIEßLING, Annette; MEESE, Jörg. Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001:2000 in pädagogisch<br />
orientierten Dienstleistungsbetrieben. S. 74<br />
122<br />
BEHRMANN, Detlef. Evaluation im Zuge Selbstgesteuerter Lern- und Entwicklungsprozesse von<br />
Personen und Organisationen S. 241<br />
123<br />
FAULSTICH, Peter. Förderung selbstgesteuerten Lernens. S.43<br />
69
Indem er Impulse gibt und mögliche Problemlösungen aufzeigt, trägt er zum<br />
<strong>org</strong>anisationalen Gleichgewicht und zur Aktivierung von Potenzialen bei:<br />
„In dieser [Durchführungsphase] hat die Beraterin die Balance zu halten zwischen<br />
Ergebnisorientierung, Prozessverlauf und den Notwendigkeiten des Systems. Sie muss<br />
unvorhergesehene Situationen meistern und sensibel gegenüber systemimmanenten<br />
Widersprüchen oder Blockaden sein. Je eher sie mit Unsicherheit umgehen und an<br />
kritischen Punkten Sicherheit verschaffen kann, umso mehr wird sie kreative und<br />
innovative Potentiale wecken können.“ 124<br />
Als Berater soll der PK auch dafür s<strong>org</strong>en, dass die Projektbeteiligten mit dem nötigen<br />
Wissen und den nötigen Informationen vers<strong>org</strong>t werden.<br />
„Angemessene Instruktion: Auch direktives V<strong>org</strong>ehen ist in dieser Phase gefragt. Wenn<br />
Informationen, Kenntnisse und Kompetenzen bezüglich der zu erarbeitenden Inhalte fehlen,<br />
kommt es darauf an, die Beteiligten durch geeignete Angebote mit dem nötigen Wissen zu<br />
vers<strong>org</strong>en.“ 125<br />
Bei der Selbstevaluation übernimmt der PK - neben der Begleitungsfunktion - eine<br />
Moderationsfunktion. Als Begleiter stellt er Fragen, die den Beteiligten dabei helfen,<br />
ihrerseits Fragen zu stellen. Als Moderator hingegen verbalisiert er Erfolge oder<br />
Probleme und spiegelt so die Handlungs- und Lernprozesse der Beteiligten wieder:<br />
„Die Begleitungs-, Beratungs-, und Moderationsfunktion ist darauf ausgerichtet, die<br />
Selbstevaluationsfähigkeit und die eigenständige Konfiguration und Anwendung von<br />
Evaluationsinstrumenten auf den jeweils spezifischen Handlungs- oder<br />
Problemzusammenhang zu unterstützen.“ 126<br />
Die Unterstützung des PK verringert sich im Projektzeitraum schrittweise. Dadurch<br />
kann die Organisation zunehmend ihre Autonomie und Fähigkeit zur Selbstevaluation<br />
testen und üben.<br />
6.3 Die Operationalisierung der Selbstevaluation im B-EAQ<br />
Im Operationalisierungsansatz von BEKO sind vielfältige selbstevaluative Verfahren<br />
integriert. Das erste dieser Verfahren dient der direkten Einbindung einer evaluativen<br />
Komponente in das Design der Bildungsprodukte. Die Qualifizierungsveranstaltung am<br />
15.08.12 mit dem Thema „Methoden der Evaluation im Bildungsbereich“ ist auf die<br />
Förderung der für diese Evaluationen notwendigen fachlichen und methodischen<br />
Kompetenzen zugeschnitten.<br />
124<br />
AMBERGER, Waltraud. Beratung und Begleitung von Organisationsentwicklungsprozessen in<br />
Weiterbildungseinrichtungen. S. 146<br />
125<br />
Ibid.<br />
126<br />
BEHRMANN, Detlef. Evaluation im Zuge selbstgesteuerter Lern- und Entwicklungsprozesse von<br />
Personen und Organisationen S. 242<br />
70
Die Evaluation der Bildungsprodukte im Rahmen des Bildungsprogramms „Unser<br />
Leben in der Biosphäre“ wird in Phase I und II detailliert gesteuert. Am 07.10.12<br />
werden drei Interviews für die Evaluation der Tafeln geführt. 127 Die Ergebnisse der<br />
Befragungen werden in der Besprechung der Lenkungsgruppe im folgenden Monat - am<br />
07.11.12 - bewertet. Bei dieser Gelegenheit werden die Ergebnisse der Interviews sowie<br />
der Prozess und die Methoden der Erhebung besprochen. Im Anschluss an die<br />
Auswertung werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet.<br />
Die Bewertung der Methode und der Prozesse des Verfahrens kann Antworten auf<br />
Fragen liefern, wie z. B.: „Waren die Interviewfragen sinnvoll formuliert?“, „Könnte<br />
man andere Fragen stellen?“, „War die Interviewmethode für die Erhebung geeignet?“,<br />
„Reichen drei Interviews aus?“ „Sollte man wirklich alle Interviews an einem Tag<br />
durchführen?“ „Wie war die Auswahl der Teilnehmer?“, „War sie repräsentativ?“.<br />
Die Einleitung von Maßnahmen hat folgende Ziele: (1) die neue Gestaltung des<br />
Produkts, (2) die Auswahl anderer Standorte für die Tafeln und (3) die Entwicklung<br />
effektiver Evaluationsmethoden. Die Aufgabenverteilung definiert, wer wofür zuständig<br />
ist und innerhalb welchen Zeitraums.<br />
Die Selbstevaluation von Bildungsprodukten kann auch innerhalb eines etwas<br />
informelleren Formats geschehen, wie dies z. B. bei der Evaluation der Führungen der<br />
Fall ist. 128 Hierfür scheint die Methode der Videoaufzeichnung aus drei Gründen<br />
geeignet. Erstens sind Aufnahmen während einer Führung üblich und werden als wenig<br />
störend empfunden. Zweitens ermöglicht die Technik direkte Selbstbeobachtung.<br />
Drittens erlaubt die Methode die Analyse von Faktoren, die sonst schwer erfassbar sind,<br />
wie die Gruppendynamik oder die Atmosphäre. Am 21.03.13 werden die Führungen auf<br />
diese Weise evaluiert. Die Ergebnisse werden dann notiert und fließen in den<br />
Jahresbericht mit ein.<br />
Neben der Evaluation des Bildungsprogramms wird von BEKO eine Evaluation der<br />
Produktentwicklung auf vier Ebenen eingeleitet: 129 (1) Evaluation der Produkte, (2)<br />
Kontrolltreffen für die gemeinsame Evaluation der Prozesse, (3) Bewertung des eigenen<br />
Lernprozesses und der Rolle des PK, (4) Evaluation des Prozesses der<br />
127 Siehe Tabelle 9: Einführung.<br />
128 Siehe Tabelle 7: Führung.<br />
129 Siehe 4.6.1 Lokale Strategie zur Produktentwicklung im Bereich BNE (3) Evaluation.<br />
71
Produktentwicklung. Diese Prozesse sind gleichfalls in der Planung der Maßnahmen<br />
zeitlich eingeordnet.<br />
Um diese und andere Verfahren zu veranschaulichen, wurden Nebenziele aufgestellt,<br />
die zur Planung konkreter Maßnahmen geführt haben. Die Ziele O-IV und B-V<br />
operationalisierten die evaluativen Elemente der strategischen Entwicklung auf der<br />
Organisations- und auf der Bildungsebene. Die Integration dieser Mechanismen in die<br />
Zeitplanung folgte der Idee eines Qualitätskreislaufes. So werden Kontrolle, Evaluation,<br />
Bewertung und Rückkopplung von Erkenntnissen zyklisch eingeschaltet und tragen zur<br />
Optimierung der folgende Phase bei.<br />
Im Rahmen von BEKO ist die Selbstevaluation nicht nur an die Qualitätsentwicklung<br />
sondern auch an die Optimierung der Kommunikationskultur in der Organisation<br />
gebunden. 130 Die jährlichen Berichte dienten sowohl der Berichterstattung als auch der<br />
Evaluation. Am 21.09.12 wird die Zielerfüllung - in dem vom PK verfassten<br />
Projektbericht - dokumentiert und veröffentlicht. Die LG erarbeitet im folgenden Jahr -<br />
vom 01.08.13 bis 19.09.13 - unter der Betreuung des PK den Jahresbericht, welcher<br />
wieder evaluative und kommunikative Eigenschaften aufweist. Vom 01.03.14 bis<br />
01.04.14 erarbeitet die LG - ohne Begleitung - den Jahresbericht, welcher hauptsächlich<br />
von evaluativem Charakter ist.<br />
6.4 Evaluation von BEKO<br />
Die Projekterkenntnisse insgesamt werden im Abschlussbericht des PK am 14.03.14 bis<br />
14.04.14 gebündelt. Bei dieser Gelegenheit wird das gesamte Konzept des Projekts im<br />
Hinblick auf die Erreichung der Zielvorstellung bewertet. Der Bericht soll besonders auf<br />
Übertragungsmöglichkeiten achten und, wenn möglich, auch publiziert werden. Neben<br />
der Förderung der Öffentlichkeitsarbeit soll der Bericht die Entwicklung des B-EAQ<br />
dokumentieren und den Weg zur Aufstellung neuer Nebenziele und Strategien<br />
vorbereiten.<br />
Folgende Fragen können die Verfassung dieses Berichts leiten: „Hat das EAQ seine<br />
Vorstellungen hinsichtlich seines Bildungsauftrags im Projektzeitraum geändert?“,<br />
„Welche Strategien oder Konzepte erwiesen sich als besonders sinnvoll, und welche<br />
nicht?“, „Welche Perspektiven öffnen sich jetzt für das B-EAQ?“, „Welche Strategien<br />
könnten dabei hilfreich sein?“, usw.<br />
130 Siehe Punkt 4.5 Entwicklungsstrategien auf der Organisationsebene.<br />
72
7 ZUSAMMENFASSUNG<br />
Das Master-Projekt BEKO gestaltete sich sehr vielfältig. Einerseits entwickelte das<br />
Projekt theoretische Ansätze, Strategien, Leitlinien, Mechanismen usw. und wendete<br />
diese praktisch an, um die Zielvorstellung des EAQ im Bereich BNE zu konkretisieren.<br />
Andererseits strebt die Master-Arbeit danach, den akademischen Anforderungen zu<br />
entsprechen. Die Verbindung dieser beiden Horizonte war für BEKO sehr fruchtbar und<br />
bekräftigte die Verbindung zwischen Theorie und Praxis.<br />
Die Handlungsausrichtung des Studiengangs hat viel dazu beigetragen, diese<br />
Verbindungspunkte zu gestalten und aufzubauen. Die akademischen Anforderungen<br />
waren so angelegt, dass sie die Praxis in den Mittelpunkt stellten und damit die<br />
notwendigen Grundlagen für die theoretische und praktische Entwicklung lieferten und<br />
förderten. Die Bemühung um eine theoretische Fundierung war zudem notwendig, um<br />
die BNE auf der Ecovillage-Ebene zu konkretisieren.<br />
Die Akademie stellte vergleichsweise weniger V<strong>org</strong>aben für das Design des Projekts als<br />
viele Fördereinrichtungen es tun. Die Flexibilität bei der Anforderung an das<br />
Projektformat trug dazu bei, die lokale Ebene nicht als „Anwendungsfeld“ zu<br />
betrachten, sondern in den Mittelpunkt der Projektbemühungen zu stellen. Auch<br />
innovative und besser angepasste Lösungen können dadurch entwickelt werden.<br />
Das erste Problemfeld bezog sich auf den Stand der Forschung im Ecovillage-Bereich<br />
im Allgemeinen sowie der Verbindung zwischen Ecovillages und BNE im Besonderen.<br />
Die Entwicklung eines konsequenten Konzeptes zur Organisationsentwicklung im<br />
Bildungsbereich hängt von dessen Fähigkeit ab, Reflexivität und Kohärenz zu fördern.<br />
BEKO setzte hierzu auf eine deduktive Methode, deren Ausgang die allgemein<br />
akzeptierten Definitionen von nachhaltiger Entwicklung, BNE, und Ecovillage war.<br />
Die Definition von Gesundheit konnte eine Brücke zwischen Ecovillages und<br />
nachhaltiger Entwicklung aufbauen und trug gleichfalls zum Verständnis des Konzepts<br />
der nachhaltigen Entwicklung bei. Die Erarbeitung der Definition von Ecovillage diente<br />
als Anlass für die Begrenzung bestimmter Praxisfelder in Ökodörfern. Diese Bereiche<br />
konnten in Bezug zur BNE gesetzt werden und bildeten die Grundlage der<br />
Projektentwicklung.<br />
73
Um diese Grundlage zu operationalisieren wurden zwei theoretische Instrumente<br />
entwickelt. Das erste dieser Instrumente stellt einen Versuch dar, die Ökodorfpraxis, das<br />
Leitbild der Nachhaltigkeit und die Wiederentdeckung des Paares Natur-Kultur in<br />
einem einzigen Modell zu vereinen, namentlich dem Sechseck der Nachhaltigkeit in<br />
einem Ökodorf. Das Organisationsmodell erwies sich als sehr hilfreich bei der<br />
Erarbeitung des pädagogischen Auftrages, beim Design von konkreten<br />
Bildungsveranstaltungen sowie als interne Diagnosevorlage. Es bleibt jedoch<br />
unbestimmt, in welchem Umfang das Denkmodell zur Organisationsentwicklung des<br />
EAQ beitragen wird. Eine positive Aufnahme des Instruments könnte als Anlass<br />
wahrgenommen werden, die Übertragung des Nachhaltigkeitssechseckes auf andere<br />
Ecovillages in Erwägung zu ziehen.<br />
Das zweite Operationalisierungsinstrument war die Entwicklung konkreter<br />
pädagogischer Ziele einer BNE im Ecovillage-Kontext. Hierzu waren die<br />
Gestaltungskompetenz und deren Untergliederung in Teilkompetenzen essenziell. Die<br />
vom Projekt erarbeiteten Ziele mögen für den Bildungsauftrag des EAQ zugeschnitten<br />
sein, können aber auch als ein Teil eines größeren Prozesses verstanden werden,<br />
welcher zur Erarbeitung theoretischer Grundlagen für die Bildungspraxis von<br />
Ökodörfern weltweit beiträgt. Es bleibt dem EAQ überlassen, die entwickelten<br />
pädagogischen Ziele zu erweitern, zu verbessern und auf die Probe zu stellen.<br />
Für die Operationalisierung der Zielvorstellung des EAQ stellte BEKO ein Zielsystem<br />
auf und entwickelte Nebenziele auf der Organisations- und auf der Bildungsebene. Das<br />
Modell der „lernenden Organisation“ erwies sich als geeignet, Selbststeuerung,<br />
Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung im B-EAQ zu fördern. Dabei wurden die<br />
Personalentwicklung und die Optimierung der Kommunikation als Kernaufgaben des<br />
Projekts wahrgenommen. Durch die Integration theoretisch fundierter<br />
Bildungsvorhaben und die Förderung des <strong>org</strong>anisationalen Lernens erhielt BEKO<br />
sowohl Elemente einer Bildungskonzeption als auch eines Konzepts zur<br />
Organisationsentwicklung. Das Projekt betonte zwischen den sich komplementierenden<br />
Ansätzen den letzteren. Ziel dabei war, die Zukunftsfähigkeit des <strong>org</strong>anisationalen<br />
Wandels zu sichern.<br />
Die Produktentwicklungsstrategie wurde u. a. für die Einleitung von Prozessen<br />
umgesetzt, deren Ziel die Entwicklung von Bildungsprodukten ist. Um die praktische<br />
Dimension dieser Tätigkeit zu betonen, wurden Bildungsprodukte beispielhaft<br />
74
entworfen. Diese Bildungsprodukte sollen als Mustervorlage bei den internen Prozessen<br />
der Produktentwicklung dienen und können nach Bedarf weiterentwickelt oder<br />
umgesetzt werden.<br />
Das Projekt erarbeitete außerdem ein Bildungsprogramm, das sowohl zur<br />
Konkretisierung der Zielvorstellung als auch zur Förderung pädagogischer<br />
Kompetenzen und Handlungskompetenzen beitragen soll. Einer der erwarteten<br />
Nebeneffekte der Umsetzung dieser Strategie ist der Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Organisation.<br />
Die Idee eines Qualitätskreislaufes war bei der zeitlichen Anordnung der<br />
Projektmaßnahmen besonders bedeutend. Bei der Planung der Maßnahmen wurden<br />
sowohl Prozesse detailliert gesteuert als auch Raum für Gestaltungsfreiheit eingeräumt.<br />
Unterschiedliche Evaluationsverfahren wurden in viele <strong>org</strong>anisationale Ebenen<br />
integriert. Durch die Umsetzung einer Selbstevaluationsstrategie wurde die Evaluation<br />
im Projektrahmen an Produkte und Prozesse geknüpft. Die Strategie soll zur<br />
Personalentwicklung und Qualitätsförderung in der Organisation beitragen.<br />
Durch das Wechselspiel zwischen Komplexität und Einfachheit bekam BEKO eine<br />
fraktal ähnliche Struktur. 131 Die Kapiteleinteilung des Projekts spiegelt diese Struktur<br />
wieder. Sie wurde auch als Grundlage für die Unterteilung der Implementierungsphasen<br />
benutzt und für jeden der in diesen Phasen enthaltenen Prozesse. Die Vermittlung oder<br />
Internalisierung dieser Struktur wurde auch als Anliegen spezifischer Maßnahmen<br />
wahrgenommen. Die Struktur bestand aus drei Elementen: (1) Dem Qualitätskreislauf,<br />
welcher in Verbindung zu der Periodizität des Lebens - Entstehung, Entwicklung,<br />
Abschied und Erneuerung - in Verbindung gebracht werden kann; (2) Dem Lernen -<br />
oder dem Verständnis, dass die Gesellschaft im Allgemeinen und die<br />
Bildungseinrichtungen im Besonderen aus einzelnen Individuen bestehen, die sich in<br />
einem Prozess des Werdens befinden, wobei dieser Wandlungsprozess die Individuen<br />
und ihre Handlungen nachhaltig und positiv zu prägen vermag; (3) Die Erkenntnis, dass<br />
die Einheit von Methode und Botschaft der beste Weg für Ecovillages ist, ihren<br />
Bildungsauftrag im Rahmen der BNE zu konkretisieren.<br />
131 Ein Fraktal wird von MANDELBROT (1982) als "(…)a rough or fragmented geometric shape that can<br />
be split into parts, each of which is (at least approximately) a reduced-size copy of the whole,(…)"<br />
definiert.<br />
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83
TABELLEN UND ABBILDUNGEN<br />
Abbildung 1: Sechseck der Nachhaltigkeit in einem Ökodorf………………….. 25<br />
Tabelle 1: Pädagogische Ziele in Ecovillages………………………………...28<br />
Tabelle 2: SWOT Analyse…………………………………………………… 39<br />
Tabelle 3: Produkt-Markt Matrix nach Ansoff………………………………. 43<br />
Tabelle 4: Nebenziele…………………….…………………………………...44<br />
Tabelle 5: Ziele des Programms „Unser Leben in der Biosphäre…………….55<br />
Tabelle 6: Informationstafeln…………………….…………………………...56<br />
Tabelle 7: Führung…………………….…………………….………………. 57<br />
Tabelle 8: Unterricht…………………….…………………….……………... 58<br />
Tabelle 9: Einführung…………………….…………………….……………. 60<br />
Tabelle 10: Durchführung…………………….…………………….………… 63<br />
Tabelle 11: Bewertung…………………….…………………….……………. 65<br />
Tabelle 12: Beispiel Bildungsprodukt A…………………….…………………87<br />
Tabelle 13: Beispiel Bildungsprodukt B…………………….…………………88<br />
Tabelle 14: Beispiel Bildungsprodukt C…………………….…………………89<br />
84
ANHANG I<br />
Vision Mission und Ziele des EAQ (Original auf Portugiesisch)<br />
Visão<br />
Um mundo onde os seres humanos coexistem de forma pacífica e igualitária,<br />
contribuem para preservar e proliferar a vida e o equilíbrio da Biosfera e respeitam os<br />
direitos das futuras gerações especialmente o de usufruir de um meio ambiente intacto.<br />
Missão<br />
A Ecovila Alto-Quiriri é uma comunidade voltada a pesquisa, aplicação e ensino de<br />
formas sustentáveis de vida e desenvolvimento humano integral. Estabelecendo relações<br />
sinergéticas com nosso meio ambiente (1) contribuimos para a conservação e<br />
recuperação da Mata-Atlântica brasileira, (2) oferecemos espaços de criação e expressão<br />
artística e (3) criamos oportunidades de vivência social inclusiva e intergeneracional.<br />
Metas<br />
1. Fomentar o desenvolvimento de uma comunidade intergeneracional e inclusiva de<br />
aproximadamente 100 Indivíduos baseada no respeito e na valorização da diversidade<br />
social e integrada harmonicamente em seu meio ambiente.<br />
2. Criar e manter um sistema auto-sustentável e permanente para suprir nossas<br />
necessidades básicas baseado na utilização de fontes de energia renováveis, na<br />
agricultura <strong>org</strong>ânica de subsistência e nos princípios da Permacultura.<br />
3. Proteger e Recuperar a biodiversidade e os recusos naturais de uma área de 64 ha<br />
situada na região da Mata Atlântica brasileira. Nesse sentido priorizamos a proteção dos<br />
recursos hídricos recuperando nossas nascentes, impedindo a erosão e garantindo a<br />
pureza de nossos fluxos de água.<br />
4. Garantir a viabilidade e o desenvolvimento econômico sustentável da Ecovila<br />
baseado num mix de atividades efetuadas observando-se as restrições impostas pelo<br />
limites de sustentabilidade do ecosistema e pelas condições da biota. Ecoturismo,<br />
Artesanato, Apicultura e Ovinocultura são em ordem de importância as atividades que<br />
atualmente priorizamos.<br />
85
5. Propagar um estilo de vida sustentável capaz de incrementar a qualidade de vida, o<br />
desenvolvimento sócio-econômico sustentável e a proteção ao meio ambiente no âmbito<br />
local, regional e Global. Incrementando a qualidade de vida das populações vizinhas<br />
esperamos contribuir ativamente no combate a pobreza e ao êxodo rural.<br />
6. Possibilitar espaços de criação artística que valorizem as potencialidades de<br />
expressão e articulação diferenciadas oferecidas pelo contato com os Elementos<br />
Naturais e com a Natureza.<br />
7. Suportar um centro Educacional voltado a promoção da Educação para<br />
o Desenvolvimento Sustentável a nível local e regional. Servindo como uma Usina de<br />
Idéias objetivamos fomentar a pesquisa, a formação de lideranças e do desenvolvimento<br />
de estratégias de desenvolvimento sustentável a nível regional. Além disso, objetivamos<br />
o desenvolvimento das comunidades locais fomentando nelas a Conscientização<br />
Ambiental, a Educação para a Sustentabilidade e o Engajamento comunitário.<br />
86
ANHANG II<br />
87<br />
Tabelle 12: Beispiel Bildungsprodukt A<br />
Diagnostizierter Bereich: Camping. ND: II Kundengruppe: Camper<br />
Name der Veranstaltung:<br />
„Philosophieren am Feuer“<br />
Art:<br />
Moderation/Gesprächsrunde<br />
Dauer: 2-3 Stunden Teilnehmerzahl: 9-12 PZ: 17, 21 außerdem 1, 8<br />
Beschreibung: Die entspannte und ruhige Atmosphäre am Feuer wird zur Reflexion der<br />
eigenen Leitbilder, Lebensziele oder über existenzielle oder spirituelle Aussagen genutzt. Die<br />
Gruppe soll nicht zu groß sein, um eine Atmosphäre der Geb<strong>org</strong>enheit schaffen zu können.<br />
Die Moderation gibt den Ausgangspunkt oder den Anlass zum Gespräch. Ein solcher Anlass<br />
können die Sterne am Nachthimmel oder die eigene emotionale Befindlichkeit sein. Daraus<br />
ergeben sich möglicherweise Fragen wie: „Welchen Sinn hat das Leben auf der Erde?“,<br />
„Welche Bedingungen sind nötig, um unsere Zukunft abzusichern?“. Einen weiteren Anlass<br />
bietet das Lagerfeuer selbst. Über die Idee, dass Menschen früherer Kulturen sich oft am<br />
Feuer aufhielten und dass es zu den ersten vom Menschen beherrschten Technologien gehört,<br />
könnten sich Fragen ergeben wie: „Welche Ängste und Wünsche hatten unsere Vorfahren?“,<br />
„Welche Leitbilder oder welche Art von Religionen haben sie vertreten?“, „Welche<br />
Beziehung hatten sie zu ihrer Umwelt und wie ist diese heute?“, „Wie hat das Feuer das<br />
persönliche und kulturelle Leben unserer Vorfahren beeinflusst?“, „Wie beeinflussen moderne<br />
Technologien heute unsere Art zu denken, unsere Ängste, unsere Erwartungen?“.<br />
Evaluation: Als Indikatoren und Methoden bieten sich die Teilnehmerzahl, eine schriftliche<br />
Befragung und ein Evaluierungsgespräch nach Ende der Veranstaltung an. Jeder Teilnehmer<br />
kann nach Veranstaltungsende einen Bogen mit u. a. folgenden Fragen beantworten: „Haben<br />
Sie an dieser oder einer ähnlichen Veranstaltung schon einmal teilgenommen?“, „Wie<br />
bewerten Sie die Atmosphäre in der Gruppe?“, „Wie gut konnten Sie Ihre eigenen Ideen<br />
anbringen?“, „Wurden Ihre Erwartungen an die Veranstaltung erfüllt?“. Wenn die<br />
Diskussionen und Gespräche nicht immer in einer freundschaftlichen Atmosphäre<br />
stattgefunden haben oder nicht jeder der Teilnehmer zu Wort gekommen ist, kann eine<br />
mündliche Evaluationsrunde durchgeführt werden. Dieses Gespräch kann auch als Anlass für<br />
eine Metadiskussion dienen.
88<br />
Tabelle 13: Beispiel Bildungsprodukt B<br />
Diagnostizierter Bereich: Versammlung ND: 1 Kundengruppe: Schüler 8. Klasse<br />
Name der Veranstaltung:<br />
„Entscheidung Lernen“<br />
Art:<br />
Vortrag, Diskussion, Moderation<br />
Dauer: 4 Stunden Teilnehmerzahl: 15-25 PZ: 4, außerdem 1, 2, 3, 20<br />
Beschreibung: Die Veranstaltung kann am Anfang eines Erlebnistages stattfinden. Der erste Teil<br />
der Veranstaltung - 45 Min. - findet vor einer Vollversammlung des EAQ statt und soll<br />
methodisches und fachliches Wissen über die Entscheidungsform „Konsens“ vermitteln. Der<br />
Vortrag kann folgende Themen bezüglich „Konsens“ ansprechen: Bedeutung, Formen, Etappen,<br />
Vergleich zu anderen Entscheidungsformen, Probleme und Lösungen bei der Durchführung, usw.<br />
Am Ende des Vortrages wird die vom EAQ angewendete Konsensmethode erklärt und es werden<br />
Fragen der Schüler beantwortet.<br />
Nach einer 15-minütigen Pause findet der praktische Teil der Veranstaltung statt. Zwei Stunden<br />
lang sollen die Schüler die Erfahrung machen, konsensuelle Entscheidungen zu treffen. Dafür<br />
nehmen sie an einer real stattfindenden Versammlung des Ökodorfes teil oder eine Versammlung<br />
wird nachgestellt. Die Versammlungsthemen betreffen das Ökodorf, die Schule oder die<br />
Lebensumgebung der Schüler.<br />
Nach einer 15-minütigen Pause finden eine Evaluation in Form eines Kontrollbogens und eine<br />
Metadiskussion in Form einer Moderation statt. Dieser Teil der Veranstaltung soll nicht länger als<br />
45 Minuten dauern. Der Kontrollbogen kann mit folgenden Fragen ausgestattet werden: „Was<br />
habe ich in dieser Veranstaltung gelernt?“, „Wie bewerte ich meine Reaktionen und die meiner<br />
Kollegen?“, „Wie habe ich mich gefühlt?“, „Wie bewerte ich die getroffenen Entscheidungen?“<br />
usw. Nach der Beantwortung der Bögen werden diese eingesammelt und es findet eine<br />
Metadiskussion statt.<br />
Evaluation: Für die Evaluation der Veranstaltung bietet sich - neben der Bewertung der<br />
Fragebögen - die Auswertung einer im Schulrahmen durchgeführten Prüfung oder ein Gespräch<br />
mit dem Schullehrer an.<br />
Eine zu einem späteren Zeitpunkt in der Schule durchgeführte Prüfung kann Fragen beinhalten<br />
wie: „Wie funktioniert ein Konsens?“, „Was ist ein Veto?“, „Wie lauten die wesentlichen<br />
Bestandteile eines Konsenses?“, „Welche Unterschiede gibt es zwischen Konsens und<br />
Demokratie?“, usw. Diese Erhebung kann Auskunft darüber geben, welche Inhalte die Schüler
dauerhaft geprägt haben und in welchem Umfang dies geschehen ist. Die Prüfungsergebnisse<br />
sollten möglichst von der Schule an den Veranstalter geschickt werden. Ein Interview mit dem<br />
Lehrer der Schule kann gleichfalls eine gute Methode zur Evaluation der Veranstaltung sein oder<br />
zu dessen Komplementierung beitragen.<br />
89<br />
Tabelle 14: Beispiel Bildungsprodukt C<br />
Diagnostizierter Bereich: Klettern. ND: III Kundengruppe: Kletterer, Camper<br />
Name der Veranstaltung:<br />
„Nachhaltiges Verhalten“<br />
Art: Vortrag<br />
Dauer: 45 min Teilnehmerzahl: 10-30 PZ: 14 außerdem 5, 11, 16<br />
Beschreibung: In den Begrüßungsteil und die Einführung von Kletterer- und Campergruppen<br />
wird eine Unterrichtseinheit zu den Regeln für nachhaltiges Verhalten und zur Sensibilisierung für<br />
ökologische Zusammenhänge eingebunden. Die einzelnen Themen sollen einen praktischen Bezug<br />
haben - z. B. Müllents<strong>org</strong>ung, Umgang mit Wasser und Böden sowie Funktionsweise von<br />
Trocken- bzw. Kompost-Toiletten.<br />
Evaluation: Die offensichtlichste Form der Evaluation dieses verhaltensbezogenen Unterrichts ist<br />
die Feststellung der Einhaltung der dort v<strong>org</strong>estellten Regeln. Außerdem können persönliche<br />
Evaluationsgespräche zwischen dem Veranstalter und der Leitung der Gruppen auf Mängel oder<br />
Stärken der Unterrichtseinheit hinweisen.
ERKLÄRUNG<br />
Ich erkläre, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe<br />
angefertigt und nur die angegebenen Quellen und Hilfsmittel genutzt habe.<br />
Berlin, 01.02.11. Paulo H. Degenhardt<br />
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