Bataillonskaserne in Salzburg-Lehen - Rainerregiment, IR 59 ...
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Das Christian Doppler Gymnasium,<br />
erbaut als k. u. k. Infanterie-<br />
<strong>Bataillonskaserne</strong> <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong>-<strong>Lehen</strong><br />
Beiträge zur se<strong>in</strong>er Bau-, Kunst- und Militärgeschichte<br />
Dr. Erhard Koppenste<strong>in</strong>er, SMCA<br />
20<br />
1. Zum Kasernenwesen <strong>in</strong><br />
<strong>Salzburg</strong><br />
Das seit 1956 als Christian Doppler<br />
Gymnasium genützte Gebäude war<br />
ursprünglich e<strong>in</strong>e Kaserne. Sie wurde<br />
zwischen 1897 und 1899 zur<br />
Unterbr<strong>in</strong>gung von e<strong>in</strong>em der vier<br />
Bataillone e<strong>in</strong>es Infanterie-Regimentes der<br />
kaiserlichen und königlichen Armee der Österreichisch-Ungarischen<br />
Monarchie von der<br />
Stadtgeme<strong>in</strong>de <strong>Salzburg</strong> unter Bürgermeister<br />
Gustav Zeller mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung<br />
des Landes <strong>Salzburg</strong> errichtet. Neben der<br />
Verbesserung der Unterbr<strong>in</strong>gung der Soldaten<br />
sah man damals auch die <strong>in</strong> weiterer Folge<br />
daraus erwachsenden wirtschaftlichen Vorteile,<br />
wie bei jeder Geme<strong>in</strong>de, die <strong>in</strong> der Zeit vor<br />
dem Ersten Weltkrieg e<strong>in</strong> gleiches tat und z.B.<br />
Tourismus noch ke<strong>in</strong> wesentlicher Faktor war.<br />
In der Stadt <strong>Salzburg</strong> gab es zu dieser Zeit<br />
weder die große Schwarzenberg-Kaserne<br />
(erb. 1951) noch die Ra<strong>in</strong>erkaserne (Halle<strong>in</strong>er<br />
Landes-Straße 24, erb. 1938). Die damaligen<br />
Kasernen waren: die Franz Josef-Kaserne<br />
(Paris-Lodron-Straße, zuvor Loretto-Gasse,<br />
geplant ab 1845, fertiggestellt 1849, für ca.<br />
drei Kompanien Infanterie), die Hofstallkaserne<br />
(Hofstallgasse 1), deren ursprünglicher<br />
Hauptteil für 130 Pferde 1606/07 erbaut worden<br />
war, e<strong>in</strong>e Aufstockung erfolgte 18<strong>59</strong>;<br />
dazu entstanden die W<strong>in</strong>terreitschule ab<br />
1662, die Felsenreitschule 1693, e<strong>in</strong>e weitere<br />
gedeckte Reithalle 1841. Bis über das<br />
2. Drittel des 19. Jhs. war die Verwendung<br />
noch für Kavallerie, dann für Artillerie, zeitweilig,<br />
wie auch teils im Ersten Bundesheer<br />
vor 1938, auch gemischt. Heute bef<strong>in</strong>den<br />
sich dort die Festspielhäuser, die Hohe Stock-<br />
Kaserne, Teile der Festung Hohensalzburg, ab<br />
1815-1883, dann bis 1918 nur Bekleidungsmagaz<strong>in</strong><br />
und Arrest, 1912-1914 jedoch wieder<br />
mit e<strong>in</strong>er Kompanie der „Ra<strong>in</strong>er“, 1934-<br />
1938 Kadettenausbildung. Zugleich hatte mit<br />
der 1891/92 erbauten Festungsbahn e<strong>in</strong>e<br />
touristische Nutzung der Festung begonnen,<br />
die Nonntalerkaserne (Nonntaler Hauptstraße<br />
56, 1582-1935), die Riedenburg-Kaserne<br />
(Moos-Straße 1-3), ursprünglich für Kavallerie<br />
geplant, dann jedoch für Artillerie, erb. 1888-<br />
1891, die Hellbrunner Landwehrkaserne<br />
(Hellbrunner-Straße 28), 1897/98 für e<strong>in</strong><br />
Bataillon e<strong>in</strong>es Landwehr Infanterie Regimentes,<br />
zuerst von Nr. 2, später Nr. 1, die Rochuskaserne<br />
(Rochusgasse 12), erb. 1636, Kaserne<br />
seit nach 1816, zuletzt für die Landwehr,<br />
bzw. zwei Batterien Artillerie (ab 1894) bis<br />
1898, gehört seither zur Stieglbrauerei, die<br />
Klausenkaserne (Müllner-Hauptstraße 3),<br />
erb. 1712, zeitweilig für Spitalszwecke, Militär-Bauaufsicht,<br />
etc.) und verschiedene kle<strong>in</strong>ere<br />
Gebäude wie das Garnisonsgericht mit<br />
Garnisonsarrest, errichtet 1912 (Ignaz-Harrer-<br />
Str. 7), bzw. kle<strong>in</strong>ere Kommando- bzw. Verwaltungs-Bequartierungen,<br />
wie z.B. Militär-<br />
Verpflegsamt und Militärbäckerei (h<strong>in</strong>ter der<br />
Neutor-Pferdeschwemme), ferner die Militärschwimmschule<br />
Leopoldskron (1829-1890,<br />
danach bis 1938 auch für Zivil) und das<br />
Militärspital (Kajetanerplatz 1, bis 1925). Der<br />
Vollständigkeit halber sei noch auf zwei<br />
Altsalzburger Kasernen verwiesen: die Alte<br />
Türnitz (Fleischmarkt- oder Grieskaserne,<br />
1641-1862/63 am heutigen Ferd<strong>in</strong>and-Hanusch-Platz)<br />
und die Neue Türnitz (Mirabell-Kaserne,<br />
heute ca. Ecke Ra<strong>in</strong>erstraße / Hubert-<br />
Sattler-Gasse bis über die Andrä-Schule h<strong>in</strong>aus,<br />
1695/97, nach dem großen Stadtbrand<br />
1818 im Jahr 1823 abgerissen).
2. Baugeschichte und Raumaufteilung<br />
der <strong>Lehen</strong>er Kaserne<br />
Die Kasernengebäude wurden aufgrund zahlreicher<br />
Geme<strong>in</strong>deratsbeschlüsse ab 1895 <strong>in</strong><br />
den Jahren 1896/97 von der Stadtgeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>Salzburg</strong> als Bauherrr durch das Stadtbauamt<br />
von dessen Leiter, Baurat Ing. Hans Müller, er<br />
war zugleich Vorstand des Technischen Clubs,<br />
geplant und vom <strong>Salzburg</strong>er Baumeister<br />
Jacob Ceconi (1857-1922) auf der Parzelle<br />
3377/1, Konskr. Nr. 51 <strong>Lehen</strong>, <strong>in</strong> den Jahren<br />
1897 bis 1899 gemäß dem E<strong>in</strong>quartierungsgesetz<br />
von 1879 errichtet. Das zuständige 14.<br />
Corps-Kommando hatte anfangs e<strong>in</strong> Pavillonsystem<br />
vorgeschlagen, es setzte sich jedoch<br />
schließlich das System e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />
Hauptgebäudes mit zwei Nebengebäuden<br />
durch.<br />
Das Kasernenareal mit Adresse Franz-Josef-<br />
Kai 41 liegt zwischen der Christian-Doppler-<br />
Straße, dem Salzachufer bis zur <strong>Lehen</strong>er Brücke<br />
(damals Erzherzog Ludwig Viktor-Brücke),<br />
der Ignaz-Harrer-Straße und der Nikolaus-<br />
Lenau-Straße. Die Baulichkeiten s<strong>in</strong>d bzw.<br />
waren:<br />
1. Das Hauptgebäude (100 m Länge, 29 m<br />
Tiefe <strong>in</strong> den Seitenflügeln, Firsthöhe 22,77 m,<br />
Mittelrisalit 19,3 x 20 m, <strong>in</strong>sgesamt 1.854 m 2 )<br />
mit westseitigem großen Hof. 2. Das Wohngebäude<br />
für acht verheiratete Unteroffiziere an<br />
der NW-Ecke des Areals, längsrechteckig mit<br />
leichten Eckrisaliten, im Inneren mit Kellergeschoß,<br />
Hochparterre, 1. OG und Dachboden<br />
(18 x 11,35 m, 289 m 2 ), sowie nördlich davon<br />
3. e<strong>in</strong> Pferdestall-Gebäude der 1. Kategorie<br />
für 18 Pferde mit e<strong>in</strong>em Dachgeschoß, wovon<br />
die Giebel mit durchbrochen gearbeiteten<br />
Zimmermannsarbeiten geschmückt vorgesehen<br />
waren (21,16 x 10,58 m, 224 m 2 ). Dazwischen<br />
lagen e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Hoffläche und e<strong>in</strong><br />
angrenzend geplanter kle<strong>in</strong>er Turnplatz<br />
(140 m 2 ). Im ersten Plan vom September<br />
1896 war e<strong>in</strong> reservierter Platz für e<strong>in</strong> Stabsgebäude<br />
vorgesehen, welches aber nicht realisiert<br />
wurde, stattdessen wurde das Stallgebäude<br />
geschaffen. Wohngebäude und Stallgebäude<br />
existieren heute nicht mehr.<br />
Die Belagstärke war für e<strong>in</strong> Bataillon vorgesehen,<br />
welches von e<strong>in</strong>em Stabsoffizier befehligt<br />
wurde, und bestand aus 3 bis 4 Kompa-<br />
Situation – K. u. K. Inf. Bataillons Kaserne <strong>in</strong> <strong>Lehen</strong>, Maßstab 1: 500,<br />
Archiv der Stadt <strong>Salzburg</strong>, Plansammlung, InvNr. 0818/4, Blatt 1.<br />
nien mit räumlich reservierten Plätzen für<br />
Reservisten, wobei die Gesamtzahl der unterzubr<strong>in</strong>genden<br />
Soldaten über 400 betragen<br />
sollte. In mehrjährigen, unterschiedlich langen<br />
Intervallen pflegten die Regimenter bzw.<br />
Bataillone stets ihren Garnisonsort zu wechseln,<br />
was sie manchmal gerne taten, manchmal<br />
jedoch nicht. Auch <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> war es so,<br />
ich komme darauf zurück.<br />
Die Anordnung und Bestimmung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Räumlichkeiten war bei diesen schon modern<br />
anmutenden Kasernenneubauten aufgrund<br />
e<strong>in</strong>es logischen Funktionsablaufes auf<br />
standardisierte Module abgestimmt.<br />
Wie sah also damals (anfangs) die Raumnutzung<br />
aus? Die Beschreibung erfolgt nun geschoßweise<br />
jeweils vom Ende des stadtseitigen<br />
Flügels im Südwesten und geht über die<br />
Längsseite bis zum nordseitigen Flügel. Es<br />
fällt auf, dass der hofseitig gelegene Gang <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie die gesamte Gebäudelänge nur bis<br />
zum Beg<strong>in</strong>n der Querflügel durchmisst. Der<br />
sich dort <strong>in</strong> Fortsetzung bildende Raum hat<br />
jeweils e<strong>in</strong>e bestimmte Funktion und vermittelt<br />
zugleich den Zugang <strong>in</strong> die meist zwei<br />
Säle der Eckflügel, aber auch <strong>in</strong> den (die) salzachseitigen<br />
Eckräume.<br />
Souterra<strong>in</strong>: großer zweiteiliger Speise- und<br />
Turnsaal. Der <strong>in</strong> Fortsetzung des Ganges<br />
abgesonderte Raum fungiert für die Menageausgabe.<br />
Salzachseitig: Viktualienmagaz<strong>in</strong>,<br />
Mannschaftsküche für 400 Mann, Raum<br />
21
ohne Bestimmung, Krautkeller, drei Holzkeller,<br />
drei E<strong>in</strong>zelarreste, Mannschaftsschanklokal<br />
mit Schank und Speis, Stiegenhaus,<br />
Marketenderküche, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Unteroffiziers-<br />
Gastlokal, zwei Marketender-Wohnzimmer,<br />
Getränke- und Viktualiendepot für den Marketender,<br />
daneben dessen Holzlager, sowie<br />
e<strong>in</strong>es extra für die Reservistenküche, Reservistenküche,<br />
der Eckraum für die Ersatz-<br />
Reserve. Die Gangfortsetzung fungiert als<br />
Waschraum für den gleichen Personenkreis,<br />
dann folgen hofseitig e<strong>in</strong> Aus- und<br />
Ankleideraum, dah<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong> Heizraum, dann<br />
„Doucheraum und Waschküche“, der Raum<br />
straßenseitig ist e<strong>in</strong>teilig und wiederum für<br />
die Personen der Ersatzreserve. Alle Fenster<br />
im Untergeschoß, wie auch bei den 4<br />
Mannschaftsarresten im Hochparterre, s<strong>in</strong>d<br />
mit Schmiedeeisengittern versehen. Im<br />
Mittelrisalit bef<strong>in</strong>det sich beiderseits der<br />
Stiege jeweils e<strong>in</strong> weiterer Raum ohne<br />
Bestimmungsangabe.<br />
Hochparterre: 2 große Räume mit je zwei Unteroffizieren<br />
(UO) und 20 Mann (M), Waschraum<br />
(WR), die anschließenden Räume mit<br />
jeweils folgendem Belag: 1 UO und 19 M, 1 UO<br />
und 14 M, 5 M, 1 UO, dann drei E<strong>in</strong>zelarreste,<br />
e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>arrest, Mannschaftswachzimmer,<br />
Stiege, Vorraum mit UO-Arrest, Offiziers-Inspektionszimmer,<br />
2 Professionisten-Werkstätten,<br />
1 UO, 5 M, 1 UO und 14 M, 1 UO und<br />
19 M, Waschraum, 2x 2 UO mit je 20 M.<br />
Plan der Straßenfassade, August 1899, Maßstab 1: 100,<br />
Archiv der Stadt <strong>Salzburg</strong>, Plansammlung, InvNr. 018/4, Blatt 12.<br />
Plan der Hoffassade, August 1899, Maßstab 1: 100,<br />
Archiv der Stadt <strong>Salzburg</strong>, Plansammlung, InvNr. 018/4, Blatt 13.<br />
22<br />
1. Stock: 2x 2 UO mit je 20 M, WR, 1 UO/19 M,<br />
1 UO/14 M, 5 M, Professionisten-Werkstätte,<br />
4 Zugsführer (UO), Marschzimmer, Vorraum<br />
mit Wärterraum, zwei Kadettenzimmer, Professionisten-Werkstätte,<br />
4 Zugsführer (UO),<br />
1 UO, 5 M, 1 UO/14 M, 1 UO/19 M, WR, 2x<br />
2 UO/je 20 M.<br />
2. Stock: 2x 1 UO mit je 19 M, WR, Musik-<br />
Probezimmer, 5 UO, 1 UO, Küche, 1 UO, Hornist<br />
und Stabsführer, Professionisten-Werkstatt,<br />
Ersatzraum, Raum ohne Bezeichung,<br />
Reserveraum, 3 Räume für die Ersatz-Reserve<br />
(ErsRes), Eckraum für die ErsRes, WR,<br />
ErsRes, ErsRes.<br />
Im Hochparterre, bzw. 1. und 2. Stock gibt es<br />
dann das hofseiteige Stiegenhaus mit den<br />
Seitenräumen ohne Bezeichnung.<br />
3. Architektonische Würdigung des<br />
ursprünglichen Bauzustandes<br />
Das langgestrecke 4-geschoßige, verputze<br />
und gefärbelte Hauptgebäude mit symmetrischen<br />
Eckflügeln und etwas <strong>in</strong> der Tiefe zurückgenommem<br />
hofseitigen Mittelteil (Stiegenhaus),<br />
sowie behutsam gestalteten Dachzonen<br />
zeigt e<strong>in</strong> ausgewogen ruhiges, spätgründerzeitliches,<br />
äußeres Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
<strong>in</strong> neo-renaissancehaft-barocken Zügen. Zugleich<br />
stellt die Anlage e<strong>in</strong> Hauptelement der<br />
damaligen städtebaulichen Stadterweiterung<br />
salzachabwärts dar. Die Fe<strong>in</strong>gliederung der<br />
Fassaden wird durch e<strong>in</strong>e ste<strong>in</strong>erne Rustika-<br />
Quaderung im Sockel, e<strong>in</strong>e zurückgenommene<br />
Bänderung im Erdgeschoß, die senkrecht<br />
und teilweise auch waagrecht gekuppelten<br />
Fensterungen, sowie e<strong>in</strong>e reichhaltig gestufte<br />
Gesimsbildung bestimmt. Im Mittelrisalit wird<br />
das zahnschnittartige Motiv unter den Dachgesimsen<br />
zu pilasterartigen Zwischengliedern<br />
e<strong>in</strong>er nur dort bef<strong>in</strong>dlichen Blendarkadenreihe<br />
im Stil des romantischen Historismus<br />
mit romanisch-renaissancemäßigen Zügen<br />
erweitert.<br />
Die dem durchgehenden Längsdach vorgesetzten<br />
Mansardwalmdächer der Seitenrisalite<br />
geben mit den Fensterpaaren und den seitlich<br />
im 2. u. 3. Obergeschoß nun ohne Stufung<br />
(jedoch im Hochparterre) bis nach oben<br />
gezogenen seitlichen Verputz-Quaderungen<br />
dem Gebäude an dieser Stelle e<strong>in</strong> zart ange-
deutetes ecktürmchenartiges Aussehen.<br />
Der um e<strong>in</strong> Geschoß höhere<br />
Mittelrisalit mit der übergiebelnden<br />
Dachform und den davor angebrachten<br />
skulpturalen Kriegstrophäen im<br />
barocken Stil mit Brustpanzer und<br />
Helm der Mannesrüstung, Fahnen,<br />
Hellebarden, Säbel, Kanonen, Trommel<br />
etc. und der darunter bef<strong>in</strong>dlichen<br />
Schrift: „K. u. K. INFANTERIE-KASER-<br />
NE“ kann sowohl als eigenständig<br />
angeordnetes Turmmotiv gesehen werden,<br />
als auch als harmonisch rhythmisierende<br />
Klammer des Gesamten.<br />
Die 27 Fensterachsen der Längsseite<br />
bestehen aus jeweils 4 bzw. 5 Fenstern, <strong>in</strong><br />
den Eckrisaliten jeweils paarweise gekuppelt.<br />
Diese werden mit ihren E<strong>in</strong>fassungen <strong>in</strong><br />
Putztechnik durch Gesimse, Zwischenflächen,<br />
Keilste<strong>in</strong>e und Eckauskragungen phantasievoll<br />
variiert. Sie bilden <strong>in</strong> den beiden oberen<br />
Geschoßen, bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zusätzlichen Anzahl<br />
im Mittelrisalit <strong>in</strong> ihrer Anordnung und Art mit<br />
der glatten Wandfläche e<strong>in</strong>en schönen Kontrast<br />
zu den zwei unteren Geschoßen und bewerkstelligen<br />
dadurch <strong>in</strong> der langgestreckten<br />
Gebäudemasse e<strong>in</strong> optisches Spiel des Ausgleichs<br />
<strong>in</strong> die Höhe. Über den zwei jeweils<br />
gekuppelten Fensterachsen der Eckrisalite ist<br />
<strong>in</strong> größenmäßiger wie optischer Reduktion je<br />
e<strong>in</strong> Dachbodenfenster im Walmdach der<br />
Eckrisalite e<strong>in</strong>gefügt, die ebenso unaufdr<strong>in</strong>glich<br />
s<strong>in</strong>d, wie die e<strong>in</strong>fachen Fenster <strong>in</strong> der dritten<br />
Geschossebene des Mittelrisalites.<br />
E<strong>in</strong>e geschwungen e<strong>in</strong>gefasste Freitreppe<br />
führt zum renaissanceartigen Hauptportal,<br />
e<strong>in</strong>er monumentalen Pilasterrahmung über<br />
Sockel mit aufgelegten waagrechten Buckelquaderungen,<br />
Gesimsen und Sprenggiebel.<br />
Dort ist e<strong>in</strong> zweiflügeliges, kassetiert und profiliert<br />
getischlertes Eichenholztor mit Glas und<br />
ornamentalem Schmiedeisengittern situiert.<br />
E<strong>in</strong> Gitter bef<strong>in</strong>det sich auch im Bogenfeld,<br />
hier zusätzlich mit dem Stadtwappen, darüber<br />
las man auf e<strong>in</strong>er Ste<strong>in</strong>tafel: „ERBAUT<br />
VON DER STADTGEMEINDE SALZBURG“.<br />
Die Seitenteile und besonders die hofseitige<br />
Fassadierung folgen im wesentlichen der Vorderseite.<br />
Der Mittelrisalit besitzt nun nur vier<br />
Fensterachsen, aufgrund des Stiegenlaufes<br />
Die neu erbaute Kaserne mit e<strong>in</strong>er Baumreihe am l<strong>in</strong>ksseitigen Brückenkopf<br />
der am 28. August 1902 eröffneten <strong>Lehen</strong>er Brücke. L<strong>in</strong>ks h<strong>in</strong>ten das<br />
Unteroffizierswohnhaus, davor das für Leopold<strong>in</strong>e, Antonia und Marie Schrey<br />
das ebenfalls vom <strong>Salzburg</strong>er Architekten und Stadtbaumeister Jacob<br />
Ceconi 1897 geplante und 1898 errichtete Wohnhaus auf Nr. 39. Dar<strong>in</strong><br />
befand sich von Anfang an auch das Gasthaus „Zur Eisenbahnbrücke“, Foto<br />
des Ateliers Würthle & Sohn, <strong>Salzburg</strong>, ca. 1902 (SMCA, Foto Nr. 18355).<br />
s<strong>in</strong>d die mittleren Fenster jeweils höher angesetzt,<br />
das Portal ist schlichter, die Eckquaderungen<br />
im 1. und 2. OG s<strong>in</strong>d glatten Lisenen<br />
gewichen, es gibt auch ke<strong>in</strong>en Skulpturenschmuck.<br />
E<strong>in</strong> nicht unwesentliches optisches<br />
Element des sorgfältig durchdachten und stilistisch<br />
reichen und ganzheitlich-architektonischen<br />
Kunstwollens jeder Architektur älterer<br />
Zeiten war neben der eigentlichen Fassadierung<br />
und organischen Dachbehandlung die<br />
Gestaltung der Holzfenster. Auch hier wurde<br />
e<strong>in</strong>st durch e<strong>in</strong>e zarte Sprossenteilung der<br />
zwei, jeweils dreiteiligen, Flügel mit den darüber<br />
bef<strong>in</strong>dlichen e<strong>in</strong>teiligen, die selbstverständlich<br />
e<strong>in</strong>e Profilierung aufwiesen, e<strong>in</strong> weicher<br />
Übergang zwischen Innen und Außen als<br />
organischer Bestandteil des Ganzen erzielt,<br />
vergleichbar mit e<strong>in</strong>em beseelten Auge mit<br />
Wimpern.<br />
Leider haben rationalisierende Sanierungsabsichten<br />
seit vor ca. 40 Jahren das baukünstlerisch<br />
wertvolle Fassadenbild durch rohe Vere<strong>in</strong>fachungen<br />
misshandelt. Es gibt bis auf das<br />
Souterra<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Fensterumrahmungen, Lisenen,<br />
Quaderungen etc. mehr. Auch die Fenster<br />
aus jüngerer Zeit s<strong>in</strong>d nicht mehr aus Holz<br />
und auch unprofiliert. Somit wird das Blockhafte,<br />
sowie Glatte allzusehr betont und das<br />
Gebäude strahlt heute e<strong>in</strong>e fast strenge Härte<br />
aus.<br />
„Te saxa loquuntur“, wie am Neutor zu lesen<br />
ist, könnte man nun aussprechen. Wie vielvermögend<br />
„spricht“ die ursprüngliche Fassade<br />
der ehemaligen Kaserne, immerh<strong>in</strong> wohl<br />
auch noch im architektonischen Jetztzustand<br />
23
– und wie betreten „stumm“ ist ihr zeitgenössisches<br />
Gegenüber im noch städtebaulichzentrumsnahem<br />
Bereich. E<strong>in</strong> Blick auf das<br />
heutige Vis-a-vis des neu gefertigten Fernheizwerkes<br />
lässt diametrale Gedanken um e<strong>in</strong>e<br />
fehlende gestaltende menschliche Phantasie<br />
aufkommen, bloß Zweckform und Rohmaterial<br />
pur, als ob man psychische Solidarität<br />
zum Tschernobyl-Betonsarkophag zwecks verzweifelter<br />
Abschirmung der tödlichen Radioaktivität<br />
nach der Reaktorkatastrophe vor<br />
Augen hätte ...?<br />
4. Garnisonsgericht und<br />
Schießplatz <strong>in</strong> Nachbarschaft<br />
Das Gebäude des <strong>Salzburg</strong>er Garnisonsgerichtes,<br />
es stand unter der Leitung e<strong>in</strong>es<br />
rechtskundigen Hauptmann-Auditors, ferner<br />
Oberleutnant-Auditors und wurde als solches<br />
erst 1912 errichtet und zwar außerhalb des<br />
Areals an der Ecke von Ignaz-Harrer-Straße<br />
und Nikolaus-Lenau-Straße. In diesem Gebäude<br />
gab es auch Wohnungen und e<strong>in</strong><br />
Gefängnis.<br />
Ausschnitt aus: Kerber’s Neuester Stadtplan von <strong>Salzburg</strong>, <strong>Salzburg</strong> zw. 1899-1902.<br />
(SMCA, Landkarten und Plansammlung, Inv.Nr. SL 124_1-2)<br />
24<br />
Jenseits der Ignaz-Harrer-Straße, entlang des<br />
Ufers salzachabwärts, lag bis 1909 die k. u. k.<br />
Militär Schießstätte der <strong>Salzburg</strong>er Garnison,<br />
die dann nach Glanegg verlegt wurde. Die<br />
Bezeichnung Schiesstattstraße er<strong>in</strong>nert heute<br />
noch daran. Vier, wohl aus Holz errichtete<br />
Bauten befanden sich zwischen Ufer und der<br />
sich etwas schräg erweiternden Begrenzungsl<strong>in</strong>ie<br />
<strong>in</strong> Fortsetzung der Nikolaus-Lenau-Straße.<br />
Der <strong>in</strong> Ausschnitt wiedergegebene Stadtplan<br />
aus der Zeit um 1900 zeigt die Situation<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weitgehend unverbauten landwirtschaftlichen<br />
Gegend. Wir erkennen das Gaswerk,<br />
den <strong>Lehen</strong>er Bahnhof, auf der andern<br />
Flußseite die Trabrennbahn, das Schlachthaus<br />
und das Villenviertel um den Bahnhof<br />
mit dem Grand Hotel de l’Europe (mit 200<br />
Zimmern nach dem Umbau 1911). Dies alles<br />
mutet heute reichlich verwunderlich an.<br />
5. Die Soldaten<br />
Seit der Eröffnung 1899 war fast ausschließlich<br />
e<strong>in</strong> Bataillon des Infanterie-Regimentes<br />
„Erzherzog Ra<strong>in</strong>er“ Nr. <strong>59</strong> hier bequartiert,<br />
zuvor „Großherzog von Baden“ genannt, ab<br />
1852 „Erzherzog Ra<strong>in</strong>er“. (Ehzg. Ra<strong>in</strong>er, geb.<br />
1827, gest. 1913, u.a. Reichsrats- und M<strong>in</strong>isterpräsident,<br />
dann Militär und Förderer der<br />
Wissenschaften, u.a. Präsident der Wiener<br />
Weltausstellung 1873, Protektor des Österr.<br />
Museums für angewandte Kunst,<br />
Kurator und Ehrenmitglied der<br />
Österr. Akad. der Wissenschften.<br />
etc.) Die <strong>59</strong>er trugen dunkelblaue<br />
Röcke mit orangen Aufschlägen<br />
und gelben Knöpfen, die<br />
Umgangssprache der Mannschaft<br />
war 1914 zu 97 Prozent<br />
deutsch, 3 Prozent verschieden.<br />
Unteroffizier war man ab Korporal,<br />
die Ränge darüber waren<br />
Zugsführer und Feldwebel, später<br />
Stabsfeldwebel und Offiziersstellvertreter.<br />
Offiziere wohnten<br />
früher generell so gut wie nie <strong>in</strong><br />
Kasernen, sondern privat. Das<br />
1682 gegründete Regiment exi-<br />
stierte 236 Jahre, bis 1918, und<br />
garnisonierte erstmals 1817 <strong>in</strong><br />
<strong>Salzburg</strong>. Dann ca. 1825-1831,<br />
1871-1880, 1888-1901, 1908-1912 jeweils<br />
mit Stab und Masse se<strong>in</strong>er 16 Kompanien <strong>in</strong><br />
<strong>Salzburg</strong> als Hauptgarnisonsort, dazwischen<br />
und 1912 bis 1914 (1918) meist nur mit<br />
e<strong>in</strong>em Bataillon. Ansonsten befand sich auch<br />
das 4. Kaiserjägerregiment (e<strong>in</strong> Drittel italie-
nisch Sprechende) 1901–1908 <strong>in</strong> der <strong>Salzburg</strong>er<br />
Garnison, aber nicht <strong>in</strong> <strong>Lehen</strong>.<br />
Als Kaiser Franz Josef I. (1830-1916, reg.<br />
1848-1916) vom 14. bis 17. Juli 1901 während<br />
der „Kaisertage“ wieder <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> war<br />
(Besuch des Städt. K<strong>in</strong>dergartens <strong>in</strong> der<br />
Schrannengasse, Enthüllung des Elisabeth-<br />
Denkmals etc.) begann er se<strong>in</strong>e militärischen<br />
Inspektionen <strong>in</strong> dieser neuen <strong>Lehen</strong>er<br />
Kaserne.<br />
Auf Wunsch des Erzherzog-Thronfolgers Franz<br />
Ferd<strong>in</strong>and (1863– 1914), der <strong>in</strong> Blühnbach<br />
das Jagdschloß besaß, sollten beim zumeist<br />
nur deutschsprachigen Militär <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
aber auch Angehörige e<strong>in</strong>er anderen Sprache<br />
des mult<strong>in</strong>ationalen und multikulturellen Reiches<br />
den (ab 1908) zweijährigen Wehrdienst<br />
ableisten, so wie das längst <strong>in</strong> den anderen<br />
Kronländern üblich war. So wurden anstelle<br />
der „Ra<strong>in</strong>er“ (es verblieb nur das 4. Bataillon)<br />
der Regimentsstab und drei Bataillone des<br />
Böhmischen Infanterie-Regimentes Nr. 75<br />
aus Neuhaus/J<strong>in</strong>drichuv Hradec (lichtblaue<br />
Aufschläge, weisse Knöpfe, 79 Prozent tschechische<br />
Umgangssprache, 20 Prozent deutsche,<br />
1 Prozent verschiedene) mit März 1912<br />
hierher transferiert, wobei e<strong>in</strong> Bataillon auch<br />
<strong>in</strong> die <strong>Lehen</strong>er Kaserne kam, die anderen<br />
zwei <strong>in</strong> die Franz Josef-Kaserne, bzw. Hofstall-<br />
Kaserne und Nonntalerkaserne, die „Ra<strong>in</strong>er“<br />
<strong>in</strong> die Hellbrunner-Straße, bzw. auf die<br />
Festung. Die <strong>Salzburg</strong>er sollen sehr unverständig<br />
erstaunt gewesen se<strong>in</strong> über die <strong>in</strong> und<br />
außer Dienst gesungenen tschechischen<br />
Volkslieder der Soldaten, wie mehrfach überliefert<br />
wurde.<br />
6. Die <strong>Lehen</strong>er Kaserne nach dem<br />
Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />
Von August 1919 haben sich im Stadtarchiv<br />
Planoleaten erhalten, die e<strong>in</strong>e Adaptierung<br />
des <strong>in</strong>zwischen leeren Gebäudes und e<strong>in</strong>e<br />
Bestimmung als Invalidenheim dokumentieren.<br />
E<strong>in</strong>e diesbezügliche Benutzung erfolgte<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich schon 1919, der Betrieb dort<br />
endete jedoch zu e<strong>in</strong>em derzeit unbekannten<br />
Zeitpunkt im Jahre 1920.<br />
In Souterra<strong>in</strong> befanden sich der Speisesaal,<br />
e<strong>in</strong> Gipsraum, Depots und das Schanklokal<br />
etc. Im Hochparterre waren Werkstätten,<br />
Ansicht der Kaserne von der Erzherzog Ludwig-Viktor-,<br />
oder <strong>Lehen</strong>er Brücke, Fotokarte der Firma Huttegger,<br />
<strong>Salzburg</strong> 1910 (SMCA, Foto Nr. 017827).<br />
Kanzleiräume der Organisation der Invaliden,<br />
zwei Krankenzimmer etc. vorgesehen. Im 1.<br />
und 2. Stock lagen Krankenzimmer, e<strong>in</strong> Badeund<br />
e<strong>in</strong> Untersuchungszimmer, e<strong>in</strong> Elektrisierungsraum<br />
und e<strong>in</strong> Lernzimmer. In Teilen des<br />
Dachbodens hatten Angestellte <strong>in</strong> fünf Räumen<br />
Platz. Der Kommandant war Oberstabsarzt<br />
Dr. med. Joachim Rold, wie <strong>in</strong> den <strong>Salzburg</strong>er<br />
Amtskalendern für 1920 und 1921<br />
(gedruckt 1919, bzw. 1920) zu lesen war.<br />
Die Neugestaltung des Heerwesens nach den<br />
Regelungen des Staatsvertrages von Sa<strong>in</strong>t<br />
Germa<strong>in</strong> zwischen Österreich und den alliierten<br />
und assoziierten Mächten vom 10. September<br />
1919 ersetzte die Volkswehr durch<br />
reguläres staatliches Militär mit Wehrgesetz<br />
vom 18. März 1920. Dadurch wurde das Gebäude<br />
wieder se<strong>in</strong>er ursprünglichen Bestimmung<br />
übergeben. Das Invalidenheim wurde<br />
übersiedelt und zwar <strong>in</strong> die staatlicherseits<br />
enteignete Privatvilla der Familie Habsburg-<br />
Toskana (1904 als Villa Kniep-We<strong>in</strong>bründl<br />
gekauft, 1909-1911 als Schloss Hubertus<br />
umgebaut, Fürstallergasse 12-14, demoliert<br />
ca. 1965), wo es als „Staatliches Invalidenheim“,<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich bis 1928, dem Jahr<br />
des Verkaufes, geführt wurde. Im benachbarten<br />
ehemaligen Garnisonsgericht entstanden<br />
Wohnungen für Gerichtsbeamte.<br />
Das <strong>Salzburg</strong>er Alpenjäger-Bataillon Nr. 3 (als<br />
Nachfolger der „Ra<strong>in</strong>er“), wurde noch im Jahr<br />
1920 konstituiert, nach dem revolutionären<br />
Zwischenspiel von drei <strong>Salzburg</strong>er Volkswehr-<br />
Bataillonen (1919-1920: Priesterhaus, Franz-<br />
Josef-Kaserne, Klausenkaserne). Von den<br />
25
26<br />
nunmehrigen vier Kompanien des Bataillons<br />
befanden sich die 2. Kompanie (im 2. Stock)<br />
und die Masch<strong>in</strong>engewehr-Kompanie (Hochparterre)<br />
bis zum Endes des Österreichischen<br />
Staates 1938 <strong>in</strong> der <strong>Lehen</strong>er Kaserne, die<br />
anderen zwei <strong>in</strong> der Franz Josef-Kaserne.<br />
Ferner war 1922 von der Hofstall-Kaserne die<br />
selbständige Technische Kompanie 2/6 nach<br />
<strong>Lehen</strong> übersiedelt, die bald darauf <strong>in</strong> Pionier-<br />
Kompanie 2/6 umbenannt wurde (1. Stock).<br />
Deren Bataillonskommando befand sich <strong>in</strong><br />
der Klausenkaserne, welches ab 1925 ebenfalls<br />
<strong>in</strong> <strong>Lehen</strong> lag (1. Stock). Für ab 1926 wird<br />
nach der Übergabe des Garnisonsspitales<br />
(Barmherzige Brüder) hier die Brigade-<br />
Sanitätsanstalt Nr. 6, Filiale <strong>Salzburg</strong>, neu<br />
genannt (Hochparterre), sowie die Zeugstelle<br />
beim PiBaon 6. Ab 1928 wurde auch die bislang<br />
<strong>in</strong> der Klausen-Kaserne stationierte Militärmusik<br />
mit dem Kapellmeister anher transferiert<br />
(2. Stock) und e<strong>in</strong>e Rechnungsstelle<br />
der Pioniere. 1932 wurde der Name auf <strong>Salzburg</strong>er-Kärntner<br />
Pionierbataillon Nr. 6 (ursprünglich<br />
Sappeur-Bataillon Nr. 14) gewechselt.<br />
1935 wurde das <strong>Salzburg</strong>er Alpenjägerbataillon<br />
Nr. 3 <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong>er Infanterieregiment<br />
Nr. 12 umbenannt, der <strong>Salzburg</strong>er Teil des<br />
bisherigen Pionierbataillons wurde <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong>er<br />
Pionierbataillon Nr. 8 umbenannt, alles <strong>in</strong><br />
Zusammenhang mit E<strong>in</strong>führung der allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wehrpflicht mit 1. 10. 1936, wo <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
auch das 8. Brigadekommando aufgestellt<br />
wurde.<br />
Der ehemalige Garnisons-Schießplatz wurde<br />
1920 zu e<strong>in</strong>em Pionier-Übungsplatz <strong>in</strong> der<br />
„<strong>Lehen</strong>er Au“ umgewandelt und 1932 dort<br />
zusätzlich der Garnisons-Sportplatz errichtet.<br />
1936 erfolgte im Kasernenareal an der Ignaz-<br />
Harrer-Straße der Bau e<strong>in</strong>er Kraftwagenhalle<br />
für zehn Automobile. Zirka 1930 erfolgte der<br />
E<strong>in</strong>tausch des Kasernenareals seitens der<br />
Stadt gegen das im Bundesbesitz bef<strong>in</strong>dliche<br />
Flughafenareal <strong>in</strong> Maxglan. Aus der Zeit der<br />
Übernahme der Kaserne durch die Deutsche<br />
Wehrmacht erwähne ich bloß, dass anstehende<br />
bauliche Adaptierungen durchgeführt und<br />
am Pionier-Übungsplatz Mannschaftsbaracken<br />
aufgestellt wurden, desgleichen solche<br />
während des Krieges im Kasernenhof. Da-<br />
nach waren das zwischenzeitlich von Offizieren<br />
besiedelte Wohnhaus mit Kasernenkommando<br />
und der Pferdestall mit e<strong>in</strong>em<br />
Brieftaubenschlag ziemlich zerstört, so dass<br />
diese Baulichkeiten abgetragen wurden.<br />
Während der Amerikanischen Besatzungszeit<br />
ab 1945 wurde die alte Kaserne kuzfristig als<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsauffanglager benutzt. Die United<br />
States Forces Austria (USFA) hatte danach<br />
dort eigene Büros, wie solche für Flüchtl<strong>in</strong>gshilfsoranisationen<br />
(<strong>IR</strong>O, UNRRA, UNHCR u.a.).<br />
Mit Abnahme des Hilfsbetriebes stellte die<br />
<strong>Salzburg</strong>er Landesregierung 1954 e<strong>in</strong> Ansuchen<br />
an die USFA zur Rückgabe für Schulzwecke,<br />
doch wurde dies von General Arnold<br />
nicht genehmigt. Erst nach dem Abzug der<br />
Amerikaner und der Übergabe des Gebäudes<br />
an die Bundesgebäudeverwaltung II wurde es<br />
per Dekret vom 2. November 1955 dem<br />
<strong>Salzburg</strong>er Landesschulrat für Schulzwecke<br />
überlassen. Nach e<strong>in</strong>er Renovierung und<br />
Adaptierung wurde das Gebäude schließlich<br />
als Bundesgymnasium mit Beg<strong>in</strong>n des neuen<br />
Schuljahres 1956/57 eröffnet.<br />
7. Ausgewählte Quellen und Literatur<br />
Konvolut von Plänen und Oleaten (Lagepläne, Grundund<br />
Aufrisse, Schnitte und Details) aus Sept. 1896, April<br />
1897 und August 1899, unterfertigt H. Müller<br />
(Stadtbauamt), Stadtarchiv <strong>Salzburg</strong>, Planarchiv, Inv. Nr.<br />
0818/4 und 020/01.<br />
5 Plan-Oleaten: Invalidenheim <strong>in</strong> der ehemaligen<br />
Infanterie-Kaserne <strong>in</strong> <strong>Lehen</strong>, August 1919, Stadtarchiv<br />
Salzurg, Planarchiv, Inv.Nr. 0818/2.<br />
Kerber’s Neuester Stadtplan von <strong>Salzburg</strong>, <strong>Salzburg</strong> zwischen<br />
1899 und 1902 (SMCA, Landkarten-u.<br />
Plansammlung SL 124_1-2).<br />
<strong>Salzburg</strong>ischer Geschäfts-, Volks- und Amts-Kalender,<br />
<strong>Salzburg</strong> 1900-1938.<br />
Alphons Frh. v. Wrede, Geschichte der K. u. K. Wehrmacht<br />
von 1618 bis zum Ende des 19. Jh., 5 Bände,<br />
hrsg. vom Kriegsarchiv, Wien 1898-1905, mit e<strong>in</strong>em<br />
Nachtragsband 6, Wien 1988, hier bes. Bd. 1, S. 529-<br />
537 (<strong>IR</strong> <strong>59</strong>).<br />
o.V., Von der neuen Garnison, <strong>Salzburg</strong>er Chronik, Nr.<br />
289, 20. 12. 1911, S. 3.<br />
Otto H. Ra<strong>in</strong>er, <strong>Salzburg</strong>er Militärgeschichte (Österreichisches<br />
Bundesheer 1918-1938), <strong>in</strong>: Pionier,<br />
Zeitschrift des Pionierbataillon 3, 25. Jg., <strong>Salzburg</strong><br />
1988, S. 69-92, sowie 27. Jg., <strong>Salzburg</strong> 1990, S. 62-80<br />
(Fotos).<br />
<strong>Salzburg</strong>er Militärgeschichte, hrsg. vom Militärkommando<br />
<strong>Salzburg</strong> unter Oberst Schmied, Xeroxkopiertes<br />
Typoskript, o.J. (ca. 1989), speziell S. 37-40.