33 [5.4] Vermeidung von Windelabfällen - BSR

[5.4] Vermeidung von
Windelabfällen
Typische Abfälle heutiger Kitas sind
Einwegwindeln. Sie machen bei einer
durchschnittlichen Altersstruktur
der betreuten Kita-Kinder regelmäßig
mehr als die Hälfte des Restmülls
aus. Das entspricht etwa zehn
Prozent des gesamten Abfallaufkommens.
Die Menge aller Windelabfälle aus
den städtischen Kitas Berlins zusammengenommen
nimmt beeindruckende
Dimensionen an. Gut
70.000 Windeln werden von den
23.300 Kita-Krippenkindern täglich
verbraucht. Auf ein ganzes Jahr bezogen
ergibt das – Ferien und
Krankheits-Fehlzeiten eingerechnet
– über 15 Millionen Windeln oder
gut 23.000 Kubikmeter Müll. Das
sind über 21.000 randvoll gefüllte
Großcontainer der BSR. Hintereinandergestellt
ergeben sie eine
Strecke von fast 30 km; dies entspricht
der Entfernung zwischen
dem Potsdamer Schloss Sanssouci
und dem Berliner Fernsehturm.
Bei diesen beeindruckenden Zahlen
darf man eines nicht vergessen: Das
Aufkommen der praktischen Einweghöschenwindeln
in den 70er
Jahren und ihre Einführung in die
Kitas bedeutete für die mit der
Säuglings- und Kleinkindpflege betrauten
Mitarbeiterinnen eine ganz
wesentliche Arbeitserleichterung -
einen Segen geradezu. Aufgrund ihrer
einfachen Handhabung haben
sie sich gegenüber der traditionellen
arbeitsintensiven Stoffwindel
bewährt. Bleiben Sie deshalb ruhig
bei Höschenwindeln.
Doch auch hier müssen Sie nicht
zum hilflosen Müll-Sklaven werden.
Es gibt längst eine bequeme und
dennoch umweltverträgliche Lösung,
mit der wir sie vertraut machen
wollen: Die Mehrweg-Höschenwindel.
Die Mehrweg-Höschenwindel –
was ist das?
Im Gegensatz zu anderen Ländern,
insbesondere den USA, sind Mehrweg-Höschenwindeln
bei uns häufig
noch wenig bekannt. Genau wie
bei den Wegwerf-Varianten gibt es
bei den Mehrweg-Höschenwindeln
verschiedene Formen und Größen.
Sie haben prinzipiell die gleiche
Schnittform wie Wegwerf-Modelle
und sind daher genauso leicht anzulegen
und zuverlässig wie diese.
Statt Klebestreifen werden bei
Mehrweg-Höschenwindeln praktische
Klettverschlüsse verwendet.
Das Material ist atmungsaktiv und
hautfreundlich.
Bei allen Gemeinsamkeiten zwischen
Wegwerf- und Mehrweg-Lösungen
gibt es einen wesentlichen
Unterschied: Während die verschiedenen
Teile der Wegwerf-Version
miteinander verbunden sind, bestehen
die Mehrweg-Höschenwindeln
aus zwei Teilen: Dem leicht anzulegenden
Höschen und der saugfähigen
Windeleinlage, die einfach in
das Höschen eingelegt wird. Zusätzlich
kann in die Baumwolleinlage
ein dünnes Vlies eingelegt werden,
das zur Aufnahme und einfacheren
Beseitigung des Stuhles dient.
Beim Windeln mit Mehrweg-Höschenwindeln
fällt praktisch kein
Abfall an. Die Windeleinlage kann
durch einen Windel-Service gewaschen
werden. Das Höschen lässt
sich ohne Zwischenwäsche mehrmals
verwenden und muss nur nach
besonders „großem Geschäft“ gewaschen
werden.
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Die Einführung der Mehrweg-Höschenwindeln
in Kitas
Eines vorweg: Wir meinen, die Verwendung
von Mehrweg-Höschenwindeln
lässt sich in Kitas praktikabel
und mit nur geringem Mehraufwand
organisieren. Wir sagen Ihnen
wie.
1. Voraussetzungen
Die Einführung der Mehrwegwindel
sollte aus Gründen der Praktikabilität
nur in reinen Krippengruppen
angestrebt werden. Hier müssen
sich nur wenige Erzieherinnen auf
das neue System umstellen, um einen
durchschlagenden Erfolg bei
der Müllreduzierung erreichen zu
können. Des Weiteren sollte der
Wickelraum zusätzlich Platz für die
Aufnahme des neuen Wickelsystems
bieten (pro Kind und Woche zwei
Windelhöschen und ca. sieben bis
acht Baumwollwindeleinlagen). Ein
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leicht zugängliches Windelspülbecken
oder eine Toilette in unmittelbarer
Nähe des Wickelraumes
sind unabdingbar. Die Kita sollte
über eine funktionierende Waschmaschine
nebst Trockner oder
Trockenplatz verfügen, damit die
Windelhöschen gewaschen werden
können.
Wird eine der genannten Voraussetzungen
nicht erfüllt, lässt sich die
Mehrwegwindel in Ihrer Kita mit Sicherheit
nicht erfolgreich einführen.
2. Kosten
Die Umstellung von Wegwerf- zu
Mehrweg-Höschenwindeln lässt sich
für Kitas und Eltern kostenneutral
erreichen. Die Wegwerfwindeln werden
gegenwärtig von den Eltern gekauft
und der Kita zur Verfügung
gestellt. Die Kosten für den Kauf
oder die Miete der Mehrweg-Höschenwindeln
sind etwa ebenso
hoch wie bei der Nutzung von Einwegwindeln
und könnten weiterhin
von den Eltern getragen werden.
Die Abrechnung sollte durch Erfassung
der je Kind tatsächlich benutzten
Windeln (Strichliste) erfolgen.
Langfristig wäre eine sozialverträgliche
Umlage der Kosten über die Kitagebühren
denkbar.
3. Handhabung
Die Handgriffe beim Wechseln der
Windeln im Einweg- bzw. Mehrweg-
System sind vergleichbar. Beim
Wechseln der Mehrweg-Windelhöschen
sollte man jedoch kurze Wege
zwischen Wickelraum und Toilette
anstreben bzw. eine praktikable
und zumutbare Zwischenlagerung
für verschmutzte Windeleinlagen organisieren.
4. Hygienische Aspekte
Benutzte Windeln können in der Kita
gekocht und somit sterilisiert
werden. Dies ist eine sehr preiswerte
Lösung, die jedoch mit Mehrarbeit
verbunden ist. Ebenfalls möglich
ist die Zusammenarbeit mit
Windeldiensten, die hygienisch unbedenkliche
Windeln ausliefern
(Waschen bei 95°C, Trocknen bei
120°C).
5. Verträglichkeit
Mehrweg-Windelhöschen gibt es
aus Schafwolle, Gore-Tex und anderen
atmungsaktiven Materialien. Sie
sind daher verträglicher als luftundurchlässigeWegwerf-Windelhöschen.
6. Das Bringen und Abholen
der Kinder
Die Eltern bringen ihr Kind in der
zu Hause verwendeten Windel zur
Kita. Dort wird beim nächsten Bedarf
eine Mehrweg-Windel verwendet.
Am Nachmittag, beim voraus-

sichtlich letzten Windelwechsel wird
eine von den Eltern mitgebrachte
Wegwerfwindel benutzt. Durch diese
Variante wird die in der Kita
zurückbleibende Abfallmenge auf
eine Windel pro Tag und Kind reduziert.
7. Die Windelwäsche
Die Zusammenarbeit mit einem
Windeldienst entlastet das Personal
von der Arbeit des Windelwaschens.
Die Kita Lützowstraße 61 in Berlin-
Tiergarten hat gute Erfahrungen
mit dem nachfolgend aufgeführten
Windeldienst gemacht:
Beim Aushandeln der Konditionen
und Preise haben Sie als Kita gegenüber
Einzelkunden gewiss Vorteile
und Spielräume. Versuchen Sie
auch, weitere Kitas Ihres Bezirks zur
Umstellung auf Mehrweg-Höschenwindeln
zu bewegen. Durch das damit
für das gewählte Unternehmen
wachsende Auftragsvolumen sollte
ein weiteres Entgegenkommen in
Preis und Service möglich sein. Viel-
KONTAKT
Windeldienst PICOWIBELLO:
Geschäftsführerin:
Frau Petra Soujon
Am Rötepfuhl 24
12349 Berlin
Tel.: 030/74309720
Handy: 0170/2009610
KONTAKT
Kita Lützowstraße 61
Lützowstraße 61
10785 Berlin -Tiergarten
Kitaleiterin: Frau Braun;
Tel. (030) 23 00 - 51 77
leicht regen Sie die Umstellung einiger
Kitas Ihres Bezirks sowie die
vertraglichen Abwicklungen über
Ihre zuständige Bezirksverwaltung
an.
8. Elterneinbindung –
Elterninformationen
Die Einführung von Mehrweg-Höschenwindeln
erfordert nicht nur einen
gewissen organisatorischen
Aufwand, sondern ebenso die umfassende
Information der Eltern
über die Motive der Umstellung
und die geplanten Realisierungsmaßnahmen.
Der reibungslose Gebrauch von
Mehrweg-Windeln wird sehr erleichtert,
wenn die Eltern diesen unterstützen
und ihren Teil (z.B. Zahlungsabwicklung)
zuverlässig erfüllen.
Die Informationen können
zweckmäßig bei einem Elternabend
weitergegeben werden. Parallel dazu
sollten sie schriftlich fixiert und
den Eltern ausgehändigt werden.
Sinnvoll ist es auch, Eltern und Besucher
über die in der Kita prakti-
Kita Mahlower Straße
Mahlower Straße 5-7
12557 Berlin - Köpenick
Kitaleiterin: Frau Müller;
Tel. (030) 65 16 - 600
ziertenAbfallvermeidungsmaßnahmen durch Plakate (BSR) zu informieren.
9. Erfahrungen nutzen
Sollte Ihr Wissensdurst an dieser
Stelle noch nicht gestillt sein, so
können Sie sich Informationen aus
erster Hand bei den zwei bezirklichen
Kitas holen, die seit 1997 erfolgreich
mit dem von uns beschriebenen
Mehrweg-Windelsystem arbeiten.
An dieser Stelle sei auf den Multiplikator-Effekt
der Kitas hingewiesen:
Einige Eltern werden das
Wickeln in Mehrweg-Höschenwindeln
nach Kita-Vorbild sicherlich
auch für ihren häuslichen Bereich
übernehmen, wenn sie von Sinn
und Praktikabilität des Verfahrens
überzeugt sind.
Übrigens, Kinder, die mit Mehrweghöschenwindeln
gewickelt werden,
lernen schneller das „Trockenwerden“.
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