Sterben & Tod im Kreißsaal - Tina Kotte
Sterben & Tod im Kreißsaal - Tina Kotte
Sterben & Tod im Kreißsaal - Tina Kotte
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Sterben</strong> & <strong>Tod</strong><br />
<strong>im</strong><br />
<strong>Kreißsaal</strong>
Jahresarbeit 2003<br />
<strong>Sterben</strong> und <strong>Tod</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Kreißsaal</strong><br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Leonberg, <strong>im</strong> April 2005<br />
nicht alle Kinder kommen gesund und munter auf die Welt. Trotz hervorragender<br />
medizinischen Möglichkeiten gibt es Kinder, die zum <strong>Sterben</strong> geboren werden.<br />
Ein Sprichwort sagt:<br />
„Der <strong>Tod</strong> beginnt mit der Geburt.“<br />
Wenn ein Kind vor oder unmittelbar nach der Geburt verstirbt ist das nicht nur<br />
für die Eltern, sondern auch für die Ärzte und vor allem für uns Hebammen eine<br />
extreme Ausnahmesituation.<br />
Ich habe diesem Thema <strong>im</strong> Rahmen meiner Ausbildung besondere Bedeutung<br />
geschenkt. Die nachfolgende Examensarbeit wurde <strong>im</strong> Erscheinungsbild<br />
überarbeitet; inhaltlich entspricht sie der Arbeit aus dem Jahre 2003.<br />
Den Schmerz und das Leid kann Ihnen niemand nehmen. Es würde mich freuen<br />
wenn meine Arbeit be<strong>im</strong> Umgang mit der Situation helfen kann. Ihre Meinung<br />
und Ihre Anregungen sind mir sehr wichtig!<br />
Schreiben Sie mir oder senden Sie mir eine E-Mail.<br />
Ihre<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme und Rettungssanitäterin<br />
Leonberger Straße 9<br />
71229 Leonberg<br />
www.tina-hebamme.de<br />
kontakt@tina-hebamme.de<br />
Erstellung überarbeitete Version 2005: Ralf <strong>Kotte</strong><br />
© <strong>Tina</strong> Widmaier 2005<br />
2
Jahresarbeit 2003<br />
Inhaltsübersicht<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Vorwort 4<br />
Widmung 5<br />
Zum <strong>Sterben</strong> geboren 6<br />
Kostbare Augenblicke 7<br />
1 Definitionen 8<br />
1.1 Abort 8<br />
1.2 Lebendgeburt 11<br />
1.3 <strong>Tod</strong>geburt 11<br />
1.4 Frühgeburt 11<br />
2 Begleitung der Eltern unter der Geburt 12<br />
2.1 Betreuung der Eltern und des verstorbenen Kindes 13<br />
2.1.1 Zeit 13<br />
2.1.2 Medikamente unter der Geburt 13<br />
2.1.3 Abschied 14<br />
2.1.4 Erinnerungsstücke 16<br />
2.1.5 Die Nottaufe 18<br />
2.1.6 Die Obduktion 19<br />
2.1.7 Gesetzesgrundlagen 19<br />
3 Trauerpahsen 21<br />
3.1 Unterstützung während dieser Phase 22<br />
4 Heilende Rituale 23<br />
4.1 Namensgebung 23<br />
4.2 <strong>Tod</strong>esanzeige 23<br />
4.3 Wandteppich 23<br />
4.4 Arbeit mit Ton 24<br />
4.5 Fantasiereisen 24<br />
4.6 Gedenkgottesdienst 24<br />
5 Trauerrituale 25<br />
5.1 Christentum 25<br />
5.1.1 Ablauf einer Trauerfeier 26<br />
5.2 Islam 31<br />
5.3 Judentum 32<br />
6 Beerdigung 34<br />
6.1 Bestattungsarten 35<br />
6.2 Grabarten 36<br />
6.3 Bestattungsgesetz Baden-Württemberg 37<br />
Danksagung 38<br />
Literaturverzeichnis 39<br />
Anhang 40<br />
3
Jahresarbeit 2003<br />
Vorwort<br />
Jeder, dem ich erzähle, dass ich Hebamme werde, reagiert mit dem Satz:<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
„Bei einer Geburt dabei sein und einem neuen Menschen auf die Welt<br />
helfen können ist doch best<strong>im</strong>mt was wunderbares !“<br />
Hebamme ist der Beruf mit dem ich mich voll und ganz identifizieren kann.<br />
Es bereitet mir sehr viel Freude die gebärenden Frauen zu unterstützen und gemeinsam mit den<br />
Eltern das Neugeborene empfangen zu dürfen.<br />
Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass nicht alle Kinder gesund und munter auf die Welt<br />
kommen. Trotz hervorragender medizinischen Möglichkeiten gibt es Kinder, die zum <strong>Sterben</strong><br />
geboren werden. Ein Sprichwort sagt:<br />
„Der <strong>Tod</strong> beginnt mit der Geburt.“<br />
Wenn ein Kind vor oder unmittelbar nach der Geburt verstirbt ist das nicht nur für die Eltern<br />
sondern auch für die Ärzte und vor allem für uns Hebammen eine extreme Ausnahmesituation.<br />
Fragen aber auch Ängste beschäftigen uns:<br />
• Wie verhalte ich mich richtig?<br />
• Soll ich die Eltern nicht lieber in Ruhe lassen?<br />
• Was mache ich mit dem Kind?<br />
• Darf ich anfangen „davon“ zu sprechen?<br />
• Mir ist selber zum Weinen zumute, dürfen mich die Eltern so sehen?<br />
• Was kann ich tun, um den Eltern ihr totes Baby nahe zu bringen?<br />
Es gibt wahrscheinlich unendlich viele solcher Fragen. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit<br />
Fragen beantworten und vor allem auch Ängste nehmen kann.<br />
4
Jahresarbeit 2003<br />
Widmung<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Diese Arbeit ist allen still geborenen Kindern gewidmet,<br />
deren Eltern keine Möglichkeit hatten sich, von Ihrem Kind zu verabschieden<br />
und die keinen richtigen Platz für Ihre Trauer haben.<br />
5
Jahresarbeit 2003<br />
Zum <strong>Sterben</strong> geboren<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
"Nun war ich am Ende der 29. SSW. Man bat mich, zum Wohle meines Kindes, mich wieder<br />
verlegen zu lassen. Eine Frühgeborenenstation ist schließlich wichtig für die ersten Minuten<br />
eines zu früh geborenen Kindes. Ich st<strong>im</strong>mte zu. Im Klinikum angekommen, wurde ich von der<br />
Ärztin, die wirklich alles über mich wusste, mit den Worten "Nun auch noch sie!" empfangen. Mir<br />
war klar, dass man einen erneuten Kaiserschnitt machen würde, aber die Ärztin entschied sich<br />
für eine Spontangeburt und wollte den Cerclagefaden ziehen, der ihr aber nach ihren Worten<br />
"wegfluppte". Ich war ängstlich, hatte vor allem Angst um mein kleines Mädchen. Das macht<br />
nichts, der Faden würde dann mit der Geburt herauskommen. [...]<br />
Nach mehren Stunden stellte eine Assistenzärztin fest, dass mein Muttermund sich nicht einen<br />
Zent<strong>im</strong>eter geöffnet hatte (trotz Wehen alle drei Minuten); für sie war das in Ordnung. Nur<br />
meine Schmerzen nahmen zu. Sie waren so schl<strong>im</strong>m, dass ich das Gefühl hatte, mein Leib würde<br />
zerreißen. Ich stöhnte, klingelte nach der Hebamme, verlangte Schmerzmittel und einen Arzt.<br />
Sie stand neben mir, gab mir zu verstehen, dass Wehen nun mal schmerzhaft sind und die Ärzte<br />
jetzt keine Zeit hätte und dabei lachte sie und verließ den Raum. Ich konnte nicht mehr, flehte<br />
meinen Mann an, etwas zu unternehmen. Er holte also ebenfalls die Hebamme, die ihm auch nur<br />
erzählte, die Ärzte hätte jetzt Visite und würde danach sowieso kommen. Und wieder wollte sie<br />
den Kreissaal verlassen. Mein Mann hielt sie fest, um ihr zu zeigen, dass weder Wehen noch<br />
Herztöne aufgezeichnet werden und schrie sie an. Erst jetzt holte sie Hilfe, ich schrie nur noch<br />
vor Schmerzen. Die herbeigeholte Assistenzärztin stellte nun fest, dass der Faden ja noch liegt<br />
und entfernte ihn. Auf einmal waren viele Ärzte da, aber meine Gebärmutter war schon gerissen.<br />
Ich kam, leider mit Verzögerung, in den OP. Als ich aufwachte versuchte man mir beizubringen,<br />
dass mein kleines Mädchen tot ist. Man fragte mich nach einer Obduktion und ob ich mein Kind<br />
sehen möchte. Ich hab gar nicht begriffen, dass man mich und meine Katja meinte. Ich wollte nur<br />
meinen Mann bei mir haben und den Kinderarzt sprechen. Ich hatte viel Blut verloren und erhielt<br />
Blutkonserven. Mir wurde beigebracht, dass mein Mann nicht zu mir dürfe, weil ich <strong>im</strong><br />
Aufwachraum lag. Erst nach zwei Tagen durfte ich ihn sehen! Man versuchte uns beides<br />
auszureden, Obduktion und das Ansehen. Ich hatte nicht den Mut, stellte mir ein totes blau<br />
angelaufenes Baby vor. Damals wusste ich nicht, dass man auch tote Babys hübsch anzieht, sie in<br />
eine Decke wickelt, dass eine Hebamme dabei ist, dass man zur Erinnerung eine Haarsträhne<br />
oder einen Gipsabdruck vom kleinen Füßchen bekommen kann und vieles mehr. In diesem<br />
Lehrklinikum wird das alles nicht praktiziert! Man nahm überhaupt keinen Anteil am <strong>Tod</strong> meines<br />
Kindes. Eine Psychologin sollte nur herausbekommen, ob ich suizidgefährdet war. Weil das nicht<br />
der Fall war, ließ sie sich auch nicht mehr blicken. Von einer Verwaltungsangestellten bekam ich<br />
eiskalt den Totenschein in die Hand gedrückt (obwohl mein Mann darum bat, alles mit ihm zu<br />
klären) und man teilte mir mit, dass meine Tochter laut Gesetz keinen Namen hat - eine<br />
namenlose Totgeburt! Das Klinikum machte übrigens auch kein Foto. Geblieben ist mir nur ihr<br />
Name "Katja" auf ihrem Grabstein. Immer wenn ich davor stehe, frage ich mich, wie sie wohl<br />
aussah, wie sich wohl angefühlt haben musste?! [...]“<br />
6
Jahresarbeit 2003<br />
Kostbare Augenblicke<br />
Unsere kostbaren Augenblicke<br />
sind vergangen.<br />
Es waren zu wenige, viel zu wenige.<br />
Ich halte Dich in meinen Armen,<br />
für Momente nur.<br />
Auf diesen Moment habe ich<br />
so lange, so lange gewartet.<br />
Meine Arme schmerzen.<br />
Kostbare Augenblicke<br />
Gab es wenig, viel zu wenig<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
7
Jahresarbeit 2003<br />
1 Definitionen<br />
1.1 Abort (Fehlgeburt)<br />
Definition<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• vorzeitige spontane Beendigung der Schwangerschaft mit Absterben<br />
des Embryos oder Feten, bei einem Gewicht unter 500 Gramm<br />
• es besteht keine standesamtliche Meldepflicht,<br />
d.h. kein Eintrag in Personenstandsbücher<br />
• der Frau stehen keine Leistungen zu (z.B. Mutterschutz)<br />
• man unterscheidet zwischen Früh- (bis zur 12.SSW) und Spätabort (bis zur 24.SSW)<br />
• das Kind kann beerdigt werden, wenn es von den Eltern gewünscht wird<br />
Ursachen<br />
• 50 % kein entwicklungsfähiger Embryo<br />
• 10 % plazentare Fehlbildungen<br />
• 3 – 6 % z.N. Chorionzottenentnahme<br />
• 0,5 – 1 % z.N. Amniozentese<br />
• weitere: Chromosomendefekte, Umwelteinflüsse wie Strahlenschäden und Intoxikation<br />
• mütterliche Ursachen: fiebrige Infektionen, Zervixinsuffizienz, Anomalien des Uterus,<br />
psychische und physische Traumata<br />
Symptome<br />
• Blutung<br />
• Schmerzen, Kontraktionen des Uterus<br />
• Abgang von Fruchtwasser<br />
Diagnose<br />
• bei einem drohenden Abort ist festzustellen, ob der Embryo noch lebt und es<br />
gerechtfertigt ist, die Schwangerschaft zu erhalten<br />
• Ultraschalluntersuchung zum feststellen, ob die Fetalherzfrequenz (FHF) positiv<br />
oder negativ sind<br />
• HCG-Spiegel regelmäßig best<strong>im</strong>men, HCG sinkt, wenn der Embryo abgestorben ist<br />
8
Jahresarbeit 2003<br />
Einteilung<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• Abortus <strong>im</strong>mienes : (lat. Imminens: bevorstehend), drohende Fehlgeburt<br />
leicht Blutung oder Wehen bei geschlossenem Zervikalkanal, Fet lebt<br />
Bettruhe, medikamentöse Wehenhemmung, regelmäßige Sonographien und HCG Kontrollen<br />
• Abortus incipiens: (lat. incipiens: beginnend), unvermeidbarer Abort<br />
Blutung, Wehen und Muttermundseröffnung<br />
medikamentöse Behandlung<br />
• Abortus progrediens: ( lat. progrediens: fortschreitend), in Gang befindlicher Abort<br />
Muttermund ist vollständig geöffnet, Ausstoßung der Frucht steht unmittelbar bevor<br />
Verlauf als Abortus completus oder Abortus incompletus<br />
• Abortus completus (lat. completus: vollständig), einzeitiger, meist Frühabort bis 16 SSW<br />
Fet und Plazenta werden zusammen vollständig ausgestoßen, Muttermund ist meist wieder<br />
geschlossen, keine Blutung, keine Wehen<br />
Nachkürettage wenn nötig bis zur 20 SSW<br />
• Abortus incompletus (lat. incompletus: unvollständig), zweizeitiger, unvollständiger Abort<br />
meist nach der 16 SSW<br />
starke Blutung und/oder Wehen, Muttermund ist geöffnet oder wieder geschlossen,<br />
Uterus ist nicht völlig entlehrt<br />
Nachkürettage<br />
• Missed Abortion (engl. verhaltener Abort), abgestorbene Frucht bleibt Wochen- bis<br />
Monatelang <strong>im</strong> Uterus<br />
keine Blutung, keine Wehen, Muttermund ist geschlossen, kein Wachstum des Uterus<br />
Aborteinleitung, Gefahr von fieberhaftem Verlauf und Gerinnungsstörung<br />
• Habitueller Abort (engl. Gewohnheit), mehr als zwei aufeinaderfolgende Aborte<br />
• Abortus febrilis, fieberhafter Abort z.B. durch lokale Endometriuminfektion<br />
kann auf die Adnexe (Tuben, Ovar) übergreifen und einen septischen Verlauf nehmen<br />
9
Jahresarbeit 2003<br />
Betreuung<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• Kontrolle von Blutung, Vitalzeichen und Gerinnungsparametern<br />
• Ab 8. SSW sollte nach Möglichkeit eine spontane Ausstoßung<br />
von Fet und Plazenta erfolgen<br />
• Fet und Plazenta müssen auf Vollständigkeit geprüft werden<br />
• Sollte eine der beiden unvollständig sein, muss eine Nachkürrettage erfolgen<br />
• Meistens wird eine histologische Untersuchung von Fet und Plazenta durchgeführt,<br />
um die Ursache herauszufinden<br />
• Bei Rhesus negativen Müttern muss eine Anti - D. Immunglobulinprophylaxe durchgeführt<br />
werden<br />
• Ab der 14 SSW kann es zur Laktation kommen, daher sollten die Frauen abstillen<br />
Im Notfall<br />
• einsetzen von physikalischen Mitteln (Eisblase auf Unterbauch) zur Blutungsstillung<br />
• Digitale Ausräumung von Plazentaresten (mit sterilem Handschuh)<br />
• wenn keine ärztliche Hilfe erreichbar ist und wenn kein Transport in die Klinik möglich ist<br />
Verlust durch eine Fehlgeburt<br />
Eine Fehlgeburt kann schon <strong>im</strong> frühen Stadium als ein großer Verlust erlebt werden. Viele<br />
bekommen zu hören: „Das war doch noch gar kein richtiges Kind, erst ein Embryo“. Die Chinesen<br />
sagen, dass ein Baby bei der Geburt ein Jahr alt ist.<br />
Der Verlust durch eine Fehlgeburt ist meist viel intensiver, als man ann<strong>im</strong>mt oder es die Eltern<br />
sich selbst gegenüber zugeben wollen.<br />
Bei wiederholten Fehlgeburten, zumal <strong>im</strong> hohen Alter, wächst oft die Angst nie mehr ein Kind<br />
bekommen zu können. Die Frauen bekommen auch enorme Schuldgefühle und denken, sie sind<br />
nicht fähig ein Kind in sich zu halten und es auszutragen.<br />
Für die Trauerbewältigung ist es sehr wichtig, egal wie klein das Kind ist, dieses den Eltern, auf<br />
Wunsch zu zeigen. Hier sollte auch die Möglichkeit bestehen, dass die Eltern es auch noch nach<br />
einigen Stunden sehen können, um sich richtig von ihrem Kind zu verabschieden. 1<br />
1 Vgl.: Gute Hoffnung – Jähes Ende, Hannah Lotrop, 1998, S. 28 ff.<br />
10
Jahresarbeit 2003<br />
1.2 Lebendgeburt<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Lebenszeichen sind: Lungenatmung, Herzschlag, Pulsieren der Nabelschnur unabhängig von der<br />
Dauer der Schwangerschaft.<br />
1.3 <strong>Tod</strong>geburt<br />
Unter einer Totgeburt versteht man die Geburt eines <strong>im</strong> Mutterleib oder während der Geburt<br />
verstorbenen Kindes über 500 Gramm. Das Baby wird standesamtlich registriert, unterliegt<br />
jedoch bis zu einem Gewicht von 1000 Gramm nicht in allen Bundesländern der<br />
Bestattungspflicht. Es ist jedoch in allen Bundesländern möglich, totgeborene Kinder zu<br />
bestatten.<br />
Ursachen für einen intrauterinen Fruchttod<br />
• 50% Plazentainsuffizienz. Diffusions- und Perfusionsstörungen führen zunächst<br />
zu einem verminderten fetalen Wachstum, bei stärkerer Ausprägung zum Fruchttod.<br />
• Vorzeitige Plazentalösung, Lösung einer Plazenta prävia<br />
• 20% sind Nabelschnurkomplikationen wie z.B. straffe Nabelschnurumschlingung,<br />
Nabelschnurknoten, bei denen die Blutversorgung gedrosselt oder unterbunden wird.<br />
• 10% sind fetale Fehlbildungen: kardiale Fehlbildungen, Anlagestörungen <strong>im</strong> Zentralen<br />
Nervensystem<br />
• Mütterliche Erkrankungen; insbesondere Hypertonus, Diabetes mellitus und andere<br />
Stoffwechselerkrankungen<br />
• Generalisierte Infektionen der Mutter<br />
• Anämie der Mutter<br />
• Mechanische Einwirkungen (Unfall)<br />
• Lokale Infektionen <strong>im</strong> Sinne der Chorioamnionitis<br />
1.4 Frühgeburt<br />
Eine Frühgeburt ist eine Lebendgeburt bis zur 36+6 SSW. Ursachen für das <strong>Sterben</strong><br />
Frühgeborener können Fehlbildung, aber auch angeborene oder postnatal erworbene Krankheiten<br />
sein.<br />
11
Jahresarbeit 2003<br />
2 Begleitung der Eltern unter der Geburt<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Wenn festgestellt wurde, dass das Kind intrauterin verstorben ist, muss die Geburt nicht sofort<br />
eingeleitet werden. Solange die Gesundheit der Mutter nicht gefährdet ist, kann ein zeitlicher<br />
„Schonraum“ gewährt werden. Die Frau kann auch noch für ein paar Tage nach Hause gehen und<br />
sich auf die Geburt vorbereiten.<br />
Nach zwei bis drei Tagen fühlen sich die Frauen eher in der Lage, ihr verstorbenes Kind<br />
loszulassen, vor allem, wenn sie zu Hause Zeit hatten über die Diagnose nachzudenken. Die Eltern<br />
können sich bereits Gedanken machen, wie sie sich die Ankunft und den Abschied ihres Babys<br />
wünschen. Auch die Frage einer Beerdigung kann vorher erörtert werden.<br />
Die Frau sollte unter der Geburt ganz „normal“ betreut werden: Unterstützung be<strong>im</strong> Atmen, den<br />
aktuellen Geburtsverlauf erklären, versuchen die Angst vor dem Unbekannten nehmen, so wie<br />
jeder Gebärenden Mut gemacht wird. Vor allem bei einer neuen Schwangerschaft hilft es den<br />
Frauen später, wenn sie eine übliche Entbindung hatten und nicht nur durch eine Sectio von<br />
ihrem Kind „entledigt“ wurden. Es bleibt ihnen wenigstens die Erinnerung an den Geburtsverlauf.<br />
• Den Geburtsverlauf genau erklären und der Frau besonders viel Aufmerksamkeit<br />
zukommen lassen. Sie ist in einer extremen Ausnahmesituation. Egal, in welcher<br />
Schwangerschaftswoche das Kind zur Welt kommt.<br />
• Der Partner sollte auf keinen Fall von der Geburt ausgeschlossen werden, er trauert<br />
genauso um sein Kind.<br />
• Freundin, Mutter oder eine andere, für die Frau wichtige Person sollte da sein.<br />
Die Frau braucht eine Vertrauensperson.<br />
• Auch Kinder, die unter 500 Gramm wiegen den Eltern zeigen. Zeit geben, dass sie<br />
Abschied nehmen können. Auch wenn die Frau aus dem OP kommt.<br />
• Wenn die Frau nicht von einer Hebamme aus dem <strong>Kreißsaal</strong> betreut wird, sollte es<br />
gestattet sein, dass eine Vertrauensperson permanent da ist.<br />
• Die Eltern für die Geburtsleistung loben und sie unter der Geburt anspornen.<br />
Besonders die Mutter.<br />
12
Jahresarbeit 2003<br />
2.1 Betreuung der Eltern und des verstorbenen Kindes<br />
2.1.1 Zeit<br />
Das wichtigste, was den Eltern gegeben werden kann ist Zeit.<br />
• Zeit für die Aufklärung<br />
• Zeit für Gespräche<br />
• Zeit, um die Realität des <strong>Tod</strong>es zu begreifen<br />
• Zeit, um Entscheidungen zu treffen<br />
• Zeit bis zum Geburtsbeginn<br />
• Sehr viel Zeit mit dem Baby, um es kennen zu lernen, es anzuschauen,<br />
zu berühren, zu halten, mit ihm zu sprechen<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
„Zum <strong>Sterben</strong> geboren“<br />
„Der Arzt fragt uns, ob wir uns unsere Tochter anschauen möchten. Mein Mann lehnt es<br />
ab. Nein er kann es einfach nicht. Erst jetzt mische ich mich in das Gespräch. Ich würde<br />
sie gerne sehen, aber alleine traue ich es mir nicht zu. Wieder übern<strong>im</strong>mt die Ärztin das<br />
Wort. Ich soll es mir genau überlegen. Unser Kind lebt nicht mehr, ist seit Stunden tot,<br />
sieht nicht mehr so rosig aus, wie die anderen Frischgeborenen. In Gedanken sehe ich ein<br />
blau angelaufenes totes nacktes, viel zu kleines Baby vor mir. Wenn der Anblick zu<br />
schrecklich ist? Sollte ich nicht einfach nur die Erinnerung an dieses Kind in mir tragen?<br />
Meine Angst ist zu groß, auch ich lehne nun ab.“ 1<br />
• Zeit für die Begleitung<br />
• Zeit, um sich von dem Baby zu verabschieden<br />
• Zeit für Trauer<br />
2.1.2 Medikamente unter der Geburt<br />
• keine Schmerzmittel anbieten. Sie dämpfen die Wahrnehmung, die die Eltern dringend<br />
für die kurze Zeit mit dem Kind und für ihre Gefühle benötigen.<br />
• Die PDA wirkt gut gegen den Geburtsschmerz und die Frau ist bei vollem Bewusstsein<br />
1 Vgl.: Zum <strong>Sterben</strong> geboren, Lisa, 2001, S. 81<br />
13
Jahresarbeit 2003<br />
2.1.3 Abschied<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• Die Eltern müssen ihr Kind so häufig wie möglich sehen können.<br />
• Die Eltern langsam und behutsam an das Kind heranführen. Auf die „schönen“ Seiten des<br />
Kindes hinweisen. Vor allem bei Miss- / Fehlbildungen oder schon länger verstorbenen<br />
Kindern<br />
• Nach der (möglichen) Obduktion kann das Kind sofort zurück in die Geburtsklinik<br />
gebracht werden, damit es für die Eltern wieder erreichbar ist.<br />
• Das Kind, wenn es nicht zu klein ist, für die Begegnung mit den Eltern anziehen, auf<br />
Wunsch kann man es natürlich wieder ausziehen.<br />
• Die Eltern können ihr Kind waschen und mit eigenen Kleidern anziehen.<br />
• Dem Kind einen Namen geben, durch eine symbolische Taufe oder ein Gebet.<br />
• Das Kind <strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> Namen nennen und es würdevoll und menschlich behandeln.<br />
So werden Ängste genommen, die die Eltern evtl. haben.<br />
Bericht einer betroffenen Mutter:<br />
„Ich habe J. in der 40. SSW still geboren. Die Hebamme hat mein Kind mit sehr viel<br />
Würde und Liebe behandelt, das war für mich sehr sehr wichtig. Wir badeten mein Baby.<br />
Sie sprach auch <strong>im</strong>mer den Namen meines Kindes aus.“<br />
• Alle müssen Abschied nehmen können: Eltern, Großeltern, Geschwister, Freunde und<br />
andere Angehörige.<br />
• Zum Abschied kann es eine Aussegnung oder Abschiedsgottesdienst durch den<br />
Krankenhausseelsorger geben.<br />
• Kerzen und Blumen sind sehr schön für einen Abschied.<br />
• Die Eltern dürfen ihr Kind auch mit nach Hause nehmen. Bis zu 36 Stunden ist die<br />
häusliche Aufbahrung gestattet. Zuhause kann die Familie wahrscheinlich am besten von<br />
ihrem Kind Abschied nehmen. Der Transport von Kindern, die bei der Geburt über 500g<br />
gewogen haben, darf nur von einem Bestatter durchgeführt werden.<br />
• Der Sarg kann selbst gebaut und mit eigenem Bettzeug ausgekleidet werden.<br />
• Wir (die Hebammen) sollten bei jedem Zusammenkommen mit dem Kind und be<strong>im</strong> letzten<br />
Abschied dabei oder zumindest in der Nähe sein.<br />
• Die Eltern können dem Kind etwas mitgeben. Ein Kuscheltier, das Tuch, in dass das Kind<br />
gewickelt war, einen Abschiedsbrief, ein Bild der Eltern<br />
• Das Kind kann, wenn es unmittelbar nach der Geburt stirbt, notgetauft werden (siehe<br />
auch Nottaufe)<br />
• Das Kind segnen und für das Kind beten<br />
14
Jahresarbeit 2003<br />
Gott,<br />
wir verstehen die Wege nicht,<br />
die wir geführt werden.<br />
Wir sind betrübt und traurig<br />
Und können uns unserer Tränen nicht wehren.<br />
Wir müssen annehmen,<br />
was uns unannehmbar ist.<br />
Wir müssen abgeben,<br />
was wir festhalten wollen.<br />
Wir müssen Unabänderliches hinnehmen.<br />
Gott der Liebe,<br />
lass uns Hilfe finden,<br />
Menschen, die uns auf unserem Weg begleiten;<br />
Lass uns wieder ein Ziel finden,<br />
dem entgegen wir unsere Schritte lenken können.<br />
Lass uns wieder zu uns selbst<br />
Und zu dir finden,<br />
wenn wir dich verloren haben.<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
15
Jahresarbeit 2003<br />
2.1.4 Erinnerungsstücke<br />
„ Das Gehe<strong>im</strong>nis der Erlösung heißt Erinnerung.“ (Hebräische Weisheit)<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• Die Eltern werden am Besten in und durch die Trauer gehen können, wenn sie starke und<br />
bewusste Erinnerungen an ihr Kind haben. Da sie bisher mit dem Kind noch nicht gelebt<br />
hatten, bleibt wirklich nur die winzig kurze Zeit von der Geburt bis zur Bestattung oder<br />
Kremation des Kindes<br />
• Heilende Rituale durchführen<br />
• Mitgestaltung der Beerdigung durch die Eltern<br />
• Wir können helfen, Erinnerungen zu erhalten, indem wir den Eltern konkrete Stücke, die<br />
mit ihrem Kind zu tun hatten mit nach Hause geben.<br />
� Namensbändchen mit Vor- und Zunahme<br />
� Haarlocke, wenn möglich<br />
� Eine Namensurkunde ausstellen (besonders wichtig bei Kindern, die<br />
verstorben auf die Welt kamen und unter 500 Gramm wiegen). Fehlgeborene<br />
bekommen keine Urkunde, Totgeborene bekommen vom Standesamt nur eine<br />
ohne Vornamen<br />
� Fuß- und Handabdrücke machen (auf die Namensurkunde)<br />
� Das Tuch, in dass das Kind gewickelt war, ungewaschen mitgeben. Am besten<br />
eignet sich ein buntes Tuch, keine weiße Stoffwindel<br />
� Fotos machen: Viele Fotos vom Kind, mit den Eltern, mit den Großeltern, den<br />
Geschwistern, das Kind mit und ohne Kleidung<br />
� Kerzen und die Blumen der Aussegnungsfeier mitgeben<br />
Auch wenn die Eltern vielleicht in diesem Augenblick nicht die Kraft haben sich diese<br />
Erinnerungsstücke ansehen zu können, werden die Eltern später sehr dankbar sein. Es ist oft die<br />
einzige Erinnerung an ihr verstorbenes Kind. Manche Eltern möchten Erinnerungsstücke nicht<br />
sofort mit nach Hause nehmen. Es sollte jedoch alles in der Akte bleiben, damit es sich die<br />
Eltern später abholen können.<br />
16
Jahresarbeit 2003<br />
(Platz für eine Namensurkunde)<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
17
Jahresarbeit 2003<br />
2.1.5 Die Nottaufe<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Der Sinn der Taufe ist ein zweifacher: Zum einen wird damit das Kind in die christliche<br />
Gemeinde aufgenommen. Zum anderen wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass dieser und<br />
jeder Mensch seinen Wert und sein leben von Gott bekommt.<br />
Im Symbol der Taufe kommt der Glaube an Gott, an das Leben und die Liebe zum Ausdruck, den<br />
auch der <strong>Tod</strong> nicht zerstören kann.<br />
Normalerweise findet die Taufe vor der Gemeinde <strong>im</strong> Rahmen eines Gottesdienstes statt. Alle<br />
Gemeindemitglieder dürfen und sollen Zeugen sein, wenn ein neues Mitglied in ihre Mitte<br />
aufgenommen wird. Das damit verbundene Familienfest unterstreicht den feierlichen Charakter<br />
der Taufhandlung.<br />
Die Nottaufe wird vorgenommen, wenn eine lebensbedrohliche Erkrankung oder Komplikation<br />
vorliegt und nicht sichergestellt ist, dass die Taufe in der Kirche gefeiert werden kann.<br />
Die Taufe kann von jedem Christen und darüber hinaus von jedem Menschen vorgenommen<br />
werden, wenn er nicht gegen seine eigene Überzeugung handelt. Die Nottaufe wird von allen<br />
christlichen Religionsgemeinschaften anerkannt.<br />
Natürlich dürfen Kinder nur dann die Nottaufe empfangen, wenn die Eltern dies wünschen. Bei<br />
totgeborenen Kindern kann die Taufe nicht mehr vorgenommen werden. Wenn ein Kind aus<br />
christlicher Familie ungetauft stirbt, ist es nicht „verloren“, es ist trotzdem nicht von Gott und<br />
seiner Liebe ausgeschlossen, und kann, <strong>im</strong> Gegensatz zu früheren Jahrhunderten, kirchlich<br />
bestattet werden.<br />
Die Nottaufe sollte in Ruhe und Würde vorgenommen werden. Nach Eingangsformel und<br />
gemeinsamen Gebet (Glaubensbekenntnis) wird die Taufhandlung, bei der der vollständige Name<br />
des Kindes genannt wird, vorgenommen.<br />
Die Meldung der Taufe erfolgt nachträglich an die betroffene Kirche. 1<br />
Bericht einer Betroffenen Mutter<br />
Ich habe F. in der 32. SSW still geboren. Meine Hebamme redete ganz lieb mit mir und fand<br />
auch ganz liebe Worte. Es tröstete mich irre, denn ich merkte, dass mein Baby wertvoll<br />
behandelt wurde. Auch dass F. notgetauft wurde war für mich eine große Hilfe.<br />
1 Vgl. Das gesunde und das kranke Neugeborene, Stephan Illig, 1998, S. 63 ff.<br />
18
Jahresarbeit 2003<br />
2.1.6 Die Obduktion<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Eine Obduktion wird durchgeführt, um die <strong>Tod</strong>esursache zu klären. Bei totgeborenen (jedoch<br />
nicht bei fehlgeborenen) Babys muss die Einwilligung eines Elternteils eingeholt werden. Die<br />
Pathologie muss, nach Einlieferung des Kindes 12 Stunden warten. Es wird nur die Zeit zwischen<br />
6 -18 Uhr gezählt. In diesem Zeitraum kann die Einwilligung wiederrufen werden.<br />
Besteht der Verdacht auf eine unnatürliche <strong>Tod</strong>esursache, muss der Arzt die Polizei<br />
benachrichtigen. Auf richterliche Anordnung muss dann eine Obduktion durchgeführt werden.<br />
Die Einverständnis der Eltern ist in diesem Fall nicht notwendig. 2<br />
2.1.7 Gesetzesgrundlagen<br />
Strafprozessordnung<br />
§ 90 Leichenöffnung eines neugeborenen Kindes<br />
Bei Öffnung der Leiche eines neugeborenen Kindes ist die Untersuchung<br />
insbesondere auch darauf zu richten, ob es nach oder während der Geburt gelebt<br />
hat und ob es reif oder wenigstens fähig gewesen ist, das Leben außerhalb des<br />
Mutterleibes fortzusetzen.<br />
Mutterschutzgesetz<br />
§ 6 Beschäftigungsverbote nach der Entbindung<br />
(1) Wöchnerinnen dürfen bis zum Ablauf von acht Wochen nach der Entbindung nicht beschäftigt<br />
werden. Für Mütter nach Früh- und Mehrlingsgeburten verlängert sich die Frist auf zwölf<br />
Wochen, bei Frühgeburten zusätzlich um den Zeitraum, der nach § 3 Abs. 2 nicht in Anspruch<br />
genommen werden konnte. Be<strong>im</strong> <strong>Tod</strong>e ihres Kindes kann die Mutter auf ihr ausdrückliches<br />
Verlangen schon vor Ablauf dieser Fristen wieder beschäftigt werden, wenn nach ärztlichem<br />
Zeugnis nichts dagegen spricht. Sie kann ihre Erklärung jederzeit widerrufen.<br />
Die Rechtsvoraussetzung für die Gewährung der Schonfrist ist, dass ein Arzt eine Lebendgeburt<br />
bescheinigt, oder es sich um eine <strong>Tod</strong>geburt nach der 25. SSW handelt.<br />
Wurde das Kind zwischen der 25. – 37. SSW tot geboren, beträgt die Mutterschutzfrist zwölf<br />
Wochen. Bei einer <strong>Tod</strong>geburt bis zur 25. SSW handelt es sich <strong>im</strong> medizinischen Sinne um eine<br />
Fehlgeburt, hierfür gibt es keine Mutterschutzfrist.<br />
2 www.initiative-regenbogen.de<br />
19
Jahresarbeit 2003<br />
Personenstandsgesetz<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
§ 16<br />
Die Geburt eines Kindes muss dem Standesbeamten, in dessen Bezirk es geboren ist, binnen<br />
einer Woche angezeigt werden. Ist das Kind tot geboren oder in der Geburt verstorben, so muss<br />
die Anzeige spätestens am folgenden Werktag erstattet werden.<br />
§ 21<br />
(1) In das Geburtenbuch werden eingetragen<br />
1. die Vor- und Familiennamen der Eltern, ihr Beruf und Wohnort, sowie ihre<br />
Staatsangehörigkeit, wenn sie nicht Deutsche sind und ihre ausländische<br />
Staatsangehörigkeit nachgewiesen ist, <strong>im</strong> Falle ihres Einverständnisses ihre rechtliche<br />
Zugehörigkeit oder ihre Nichtzugehörigkeit zu einer Kirche, Religionsgesellschaft oder<br />
Weltanschauungsgemeinschaft.<br />
2. Ort, Tag und Stunde der Geburt<br />
3. Geschlecht des Kindes<br />
4. Die Vornamen und der Familienname des Kindes<br />
5. Vor- und Familienname des Anzeigenden, sein Beruf und Wohnort.<br />
(2) Ist ein Kind tot geboren oder in der Geburt verstorben, so werden nur die in Absatz 1 Nr. 1 -<br />
3 und 5 vorgeschriebenen Angaben und der Vermerk eingetragen, dass das Kind tot geboren oder<br />
in der Geburt verstorben ist. Auf Wunsch einer Person , der bei Lebendgeburt des Kindes die<br />
Personensorge zugestanden hätte, sind auch Angaben nach 1 Nr. 4 einzutragen. Sind die Eltern<br />
verheiratet und führen sie keinen Ehenamen, kann ein Familienname für das Kind nur eingetragen<br />
werden, wenn sich die Eltern auf den Namen eines Elternteils einigen<br />
(3) Die Eintragung ist von dem zur Anzeige Erschienenen und von dem Standesbeamten zu<br />
unterschreiben.<br />
§ 32<br />
Der <strong>Tod</strong> eines Menschen muss dem Standesbeamten, in dessen Bezirk er gestorben ist,<br />
spätestens am folgenden Werktag angezeigt werden.<br />
20
Jahresarbeit 2003<br />
3 Trauerphasen<br />
1. Schock und Betäubung (kann Stunden, Tage oder Wochen dauern)<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Frisch Betroffene sind wie benommen und emotional betäubt, möglicherweise überwältigt<br />
von Gefühlsausbrüchen wie Panik und Verzweiflung. Sie haben Schwierigkeiten<br />
Entscheidungen zu treffen und „funktionieren“ mechanisch.<br />
2. Suchen und sich sehnen (vier bis sechs Wochen)<br />
Wenn der Schockzustand abklingt, brechen starke chaotische Gefühle auf: Schmerz,<br />
Wut, evtl. Schuldgefühle, Versagensgefühle, Bitterkeit, Ruhelosigkeit -aber auch Liebe,<br />
ausgedrückt durch Sehnsucht nach dem, was hätte sein können, und Suche nach dem<br />
"Warum"?<br />
3. Desorientierung und Verwandlung (nach einem halben Jahr bis nach dem ersten <strong>Tod</strong>estag,<br />
danach oft abklingend)<br />
Die Realität holt Trauernde endgültig ein. Ein Zustand der Desorientierung. Verarbeitung<br />
auf einer tiefen Ebene, Infragestellen früherer Werte, Suche nach neuem Sinn. Keine<br />
Energie, schlechtes Gedächtnis, depressionsähnlicher Zustand, Ess- und<br />
Schlafstörungen. Möglicherweise <strong>im</strong>mer noch unverarbeitete Gefühle. Geringe Abwehr<br />
gegen Erkrankungen.<br />
4. Erneuerung und Neuorientierung (meist <strong>im</strong> zweiten Jahr)<br />
Allmähliche Integration des Verlustes in das Leben der Betroffenen. Neue Energie, der<br />
Wunsch und die Fähigkeit , sich dem Leben, neuen Aufgaben und vielleicht dem Gedanken<br />
an ein neues Baby zuzuwenden, sowie neue Hoffnungen wachsen. Selbstvertrauen n<strong>im</strong>mt<br />
zu. Einschätzung, wie der Verlust das Leben verändert hat. Sinnfindung.<br />
21
Jahresarbeit 2003<br />
3.1 Unterstützung während dieser Phasen<br />
1. Schock und Betäubung<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• Da sein. Mitgefühl zeigen. Berührung ist die Grundform menschlicher Kommunikation<br />
• Eltern helfen, die Wirklichkeit dieses Verlustes zu begreifen und das Baby „wirklich“<br />
zu machen<br />
• Zeit lassen für Entscheidungsfindung<br />
• Herausfinden, wen die Eltern zu ihrer Unterstützung bei sich haben wollen und wer<br />
das Baby sehen soll<br />
• Das „Kennenlernen“ des Babys fördern als gute Grundlage für die weitere<br />
Trauerbewältigung<br />
2. Suchen und sich sehnen<br />
• Die Eltern auf den normalen Trauerverlauf vorbereiten<br />
• Bei Wut gegenüber dem Betreuungspersonal: einfach anhören, sich nicht verteidigen<br />
• Nicht die Trauer verschleiern und Ausdruck der Gefühle durch Medikamente<br />
untergraben<br />
• Betroffenen helfen, ihre eigenen Antworten zu finden<br />
• Trauernde ggf. an lokale Selbsthilfegruppen verweisen oder überregionale<br />
Telefonnummern geben, da sie in dieser Phase besonders offen dafür sind<br />
• Einsicht in die Krankenakte gewähren, wenn erwünscht<br />
3. Desorientierung und Verwandlung<br />
• Eltern helfen, diese Phase als einen normalen Teil des Trauerweges anzunehmen<br />
• Literatur empfehlen, die tiefere Einsichten und Inspirationen geben kann<br />
• Der Trauernden helfen zu reflektieren, wie gut sie für sich selbst sorgen und wie<br />
ihre Grundbedürfnisse erfüllt werden<br />
• Bei ungesundem Trauerverlauf: Weitere Hebammenbesuche verschreiben lassen oder<br />
Überweisung an einen in Trauerprozessen kundigen Psychotherapeut<br />
• Den Trauernden helfen zu reflektieren, wann sie reif für eine neue Schwangerschaft<br />
sind<br />
4. Erneuerung und Neuorientierung<br />
• Einfühlsame Begleitung bei erneuter Schwangerschaft. Bewusst sein, dass der<br />
Angstpegel höher ist<br />
• Besondere Betreuung, wenn eine erwünschte Schwangerschaft ausbleibt<br />
22
Jahresarbeit 2003<br />
4 Heilende Rituale<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Die heilenden Rituale fördern den Ausdruck von Trauer und weisen darauf hin, dass das Leben<br />
weitergeht. Diese „Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ gilt als typisches<br />
Merkmal für heilende Rituale, wobei ausreichend Freiräume gegeben sein müssen. Die<br />
symbolische Handlung ist herausgehoben aus dem Alltag.<br />
4.1 Namensgebung<br />
Für Eltern, deren Kind tot geboren wird oder kurz nach der Geburt stirbt, spielt die<br />
Namensgebung eine besonders wichtige Rolle. Sie bedeutet die Anerkennung des Kindes als<br />
Persönlichkeit und ist damit die Voraussetzung für Begegnung und Aufbau einer Beziehung.<br />
Gerade Eltern, die so wenig Erinnerungen an ihr Kind haben, machen durch den Namen deutlich,<br />
dass sie um einen best<strong>im</strong>mten Menschen trauern. Es ist für sie ein erster Meilenstein auf dem<br />
Weg der Trauer.<br />
4.2 <strong>Tod</strong>esanzeige<br />
Auch eine <strong>Tod</strong>esanzeige kann für Eltern eine heilende Funktion haben. Sie machen damit, oft zum<br />
ersten mal, die Existenz ihres Kindes, seine Geburt und seinen <strong>Tod</strong>, seinen Namen öffentlich.<br />
Dadurch wird deutlich, dass auch früh verwaiste Eltern ein Anrecht auf ihre Trauer haben.<br />
4.3 Wandteppich<br />
Einen Trauer-Wandteppich können<br />
Paare aus Trauergruppen anfertigen.<br />
Jedes Paar gestaltet für sein<br />
verstorbenes Kind ein Stoffteil mit<br />
Namen, Geburts- und <strong>Tod</strong>esdatum sowie<br />
einem best<strong>im</strong>mten Symbol, dass eine<br />
Verbindung zum Kind schafft.<br />
Es ist ein Symbol, dass den<br />
verstorbenen Kindern - egal wie klein<br />
sie waren - ein Platz <strong>im</strong> Leben<br />
eingeräumt wird. Zum anderen werden<br />
dadurch die Namen, Daten und Bilder<br />
ersichtlich. Jedes Kind ist eine<br />
eigenständige Persönlichkeit und für die<br />
Eltern schafft er eine tröstliche<br />
Verbindung.<br />
23
Jahresarbeit 2003<br />
4.4 Arbeit mit Ton<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Eine weitere kreative Möglichkeit, den Gefühlen eine Gestalt zu geben und dabei verschüttete<br />
Trauertiefen zu berühren, ist die Arbeit mit Ton.<br />
Anhand einer Meditation, die dem praktischen Tun vorausgeht, werden die Trauernden an die<br />
Eigenart des Tones herangeführt und es wird eine Verbindung hergestellt zwischen dem<br />
Bearbeiten das Tons und dem Bearbeiten der Trauer.<br />
Im Anschluss an die Meditation n<strong>im</strong>mt jede Mutter/jeder Vater ihren/seinen Tonklumpen und<br />
bearbeitet ihn etwa eine halbe Stunde lang mit geschlossenen Augen oder <strong>im</strong> Dunkeln. Dabei geht<br />
es nicht darum, einen best<strong>im</strong>mten Gegenstand zu formen, sondern etwas aus dem Inneren mit<br />
Hilfe des Tons zum Ausdruck zu bringen, sich von Gefühlen leiten zu lassen, die Hände einfach<br />
tun lassen. Die Arbeit mit Ton löst oft heftige Gefühle aus: aufsteigende Wut, unterdrückte<br />
Tränen. Erinnerungen an besonders schmerzliche Erlebnisse können wiederbelebt werden.<br />
4.5 Fantasiereisen<br />
Der Abschied der Eltern von ihrem toten Kind ist kein einmaliges Ereignis, sondern vollzieht sich<br />
in vielen schmerzhaften Loslösungsschritten, oft über Jahre hinweg. Eltern, die noch einmal<br />
bewusst und in Ruhe einen inneren Abschied von ihrem Kind gestallten möchten, finden auf einer<br />
Fantasiereise die Gelegenheit dazu.<br />
4.6 Gedenkgottesdienste<br />
Gedenkfeiern und Beerdigungszeremonien bieten die Möglichkeit, die Realität des <strong>Tod</strong>es einer<br />
Person zu bestätigen, Trauer auszudrücken und andere Menschen am Trauerprozess der Familie<br />
teilhaben zu lassen. Diese hilfreichen Rituale finden be<strong>im</strong> frühen <strong>Tod</strong> von Kindern oft nicht statt,<br />
lassen sich jedoch später „nachholen“.<br />
24
Jahresarbeit 2003<br />
5 Trauerrituale<br />
5.1 Christentum<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
In vielen katholischen Pfarreien ist es Brauch, nach einem <strong>Tod</strong>esfall be<strong>im</strong> nächstmöglichen<br />
Gottesdienst das Ereignis in Anwesenheit der Angehörigen öffentlich zu verkünden. Das Lauten<br />
der <strong>Tod</strong>esglocken meldet der ganzen Dorfgemeinschaft, dass jemand gestorben ist.<br />
In der Regel findet vor der Trauerfeier und Beerdigung ein Sterbegebet in der Pfarrkirche<br />
statt. Neben den nächsten Angehörigen ist die ganze Pfarrei eingeladen, für den verstorbenen<br />
Menschen zu beten.<br />
Eine Trauerfeier stellt einen Übergangsritus dar. Zum einen ist der Übergang des Verstorbenen<br />
aus der Welt der Lebenden in jene der Toten. Zum anderen bedeutet es für die Hinterbliebenen<br />
den Übergang von einer alten in eine neue Familienstruktur. Der Übergangsritus hat die Funktion,<br />
den Anschluss an das neue Leben in einer neuen Rolle zu ermöglichen und dadurch zu trösten. Das<br />
durcheinender geratene Verhältnis zu Gott, zu sich selbst und zu den Mitmenschen soll wieder<br />
heil werden.<br />
Unterschiedliche Formen der Trauerfeier<br />
In der Regel gibt es in den verschiedenen Gemeinden einen festen Zeitpunkt für die<br />
Durchführung von Trauerfeiern und Bestattungen. Katholische Beerdigungen finden oft am<br />
Vormittag, reformierte Abdankungen und Beisetzungen eher am Nachmittag statt. Wo Kirche<br />
und Friedhof weit auseinander liegen, findet die Trauerfeier meistens in der Abdankungshalle<br />
auf dem Friedhof oder be<strong>im</strong> Krematorium statt.<br />
Ablauf und Gestaltung von Trauerfeier und Bestattungen sind von Gemeinde zu Gemeinde<br />
unterschiedlich. In gewissen katholischen Pfarreien in ländlichem Raum ist der Sarg oder die<br />
Urne be<strong>im</strong> Beerdigungsgottesdienst wie früher <strong>im</strong> Chor der Kirche aufgestellt. Er wird nachher<br />
von Nachbarn oder von guten Freunden auf den Friedhof zur Beerdigung getragen. An anderen<br />
Orten bleibt der Sarg oder die Urne während der Trauerfeier in der Aufbahrungshalle be<strong>im</strong><br />
Friedhof.<br />
In weiteren Gemeinden findet Trauerfeier und Bestattung der Urne an unterschiedlichen Tagen<br />
statt. Meist werden Verwandte, Freunde, Bekannte, Berufskollegen... zur Trauerfeier eingeladen.<br />
Die Bestattung der Urne oder das Verstreuen der Asche findet später <strong>im</strong> engsten Familienkreis<br />
statt.<br />
25
Jahresarbeit 2003<br />
5.1.1 Ablauf einer Trauerfeier von einem Kind, dass still geboren wurde<br />
Liebe Familie,<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
es sind gerade zwei Wochen, dass Sie hier standen, um letzten Abschied von Ihrem Vater und<br />
Großvater zu nehmen. Abschied ist <strong>im</strong>mer schwer – vor allem aber dieser letzte so<br />
unwiderrufliche. Da mag es helfen, wenn wir auf ein so langes Leben zurückschauen können, wie<br />
es ihrem Vater und Großvater vergönnt war. Doch der <strong>Tod</strong> bleibt <strong>im</strong>mer irgendwie fremd und<br />
schmerzlich.<br />
Aber, was Sie heute tun müssen, das ist nun wirklich unfassbar. Sie müssen Ihr Kind, Sie müssen<br />
P. hergeben, ohne dass Sie ihn richtig in die Arme nehmen konnten. Sein Leben ist zu Ende, ehe<br />
es, so erleben wir es jedenfalls, richtig angefangen hat. Sie haben sich mit allen Sinnen auf ihn<br />
gefreut. Und nun sind alle Hoffnungen, die Sie mit ihm verbunden haben, zerbrochen, Ihnen aus<br />
den Händen geglitten.<br />
Schmerz, Trauer – vielleicht aber auch Wut – ganz sicher aber viele Fragen bleiben. Fragen, die<br />
meist unbeantwortet bleiben und wohl auch bleiben müssen.<br />
Wenn es auch keine Antwort zu geben scheint, so möchte ich Sie gerade auch heute ermutigen,<br />
Ihre Fragen, Klagen und auch Anklagen nicht abzuwürgen, die Tränen und den Schmerz nicht in<br />
sich zu verschließen, sondern allem, was da da ist, Raum zu geben, auch und gerade vor Gott,<br />
wenn dieser uns auch heute sehr fern, dunkel und rätselhaft erscheinen mag.<br />
Gebet:<br />
Deshalb lassen Sie uns gerade auch jetzt Gott sagen, was uns bewegt<br />
Lieber Gott,<br />
so haben wir als Kinder zu Dir und von Dir gesagt:<br />
Aber Gott, wo bist Du denn lieb gewesen, als P. noch <strong>im</strong> Mutterleib um sein Leben kämpfte,<br />
Gott, wo bist Du denn lieb, wenn wir nun mit P. alle Hoffnung auf dieses neue Wunder des Lebens<br />
begraben müssen.<br />
Gott, wir können diesen Weg nicht verstehen, den wir gehen müssen.<br />
Du hast ihn uns aufgezwungen.<br />
Wir können nur weinen, trauern, klagen und auch fassungslos schweigen.<br />
Bleib Du aber nicht stumm, komm in unsere Fassungslosigkeit, halt unserem Klagen und<br />
Schweigen stand, halte uns in unserer Haltlosigkeit und bringe mit der Zeit zur Ruhe, was heute<br />
in uns aufgewühlt ist.<br />
AMEN<br />
26
Jahresarbeit 2003<br />
Ansprache<br />
Liebe Frau W, lieber Herr W,<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
welch ein Kaleidoskop von Gefühlen haben Sie durchlaufen müssen!<br />
Da war die große Freude auf ein zweites Kind, dass Sie so gerne auf der Reise durchs Leben<br />
begleiten wollten. Und M. sollte ein Geschwisterchen, einen Bruder bekommen.<br />
Dann aber kam das Erschrecken über die Entdeckung in der 24.SSW, dass das kleine Leben in<br />
Gefahr sei. Da war die leise und laute Hoffnung, dass Sie gemeinsam den Kampf um das Leben<br />
gewinnen mögen. Und dann das so schmerzhafte Erkennen und Akzeptieren müssen:<br />
Wir schaffen es nicht. Keine Hoffnung!<br />
Und damit standen Sie dann auch noch vor zwei Wochen am Sarg Ihres Großvaters.<br />
Und nun mussten Sie noch hindurch, Ihr Kind in eine Welt zu gebären, die ihm nur ein kleines<br />
Grab zu bieten hat.<br />
Das ist wahrlich unfassbar! Das scheint so verrückt, so sinnlos!<br />
So viele Fragen quälen und wühlen auf, manchmal nur leise, manchmal lauter.<br />
Wir wissen einfach nicht, warum das so sein muss, warum es ihm nicht vergönnt war, das Licht<br />
der Welt zu erblicken.<br />
Da wird uns das Leben und auch Gott zum Rätsel.<br />
Es ist ein ganz einzigartiger Schmerz, ein ganz einzigartiges Schicksal, dass Sie durchleben<br />
müssen; denn es ist Ihr Kind, ein Mensch mit Geschichte, denn er kommt aus und gehört zu der<br />
Geschichte Ihrer Familien.<br />
Und mit dem Verlust ist eine Lücke in Ihrem Leben gerissen, die niemand füllen kann, denn es ist<br />
der einzigartige Platz Ihres Kindes. Und dies wird <strong>im</strong>mer der Platz von P. bleiben.<br />
Vielleicht kann es Sie auch <strong>im</strong>mer wieder trösten: Er ist nicht nur aus Ihrer Familie gerissen<br />
worden, er hat auch wieder ein Platz <strong>im</strong> Schoß der Familie gefunden.<br />
Sie legen ihn in das Grab seiner Urgroßeltern.<br />
Es ist, als ob Ihr Großvater mit seinem <strong>Sterben</strong> vor drei Wochen sagen wollte: Ich gehe schon<br />
mal voraus, um ihn dann willkommen zu heißen, und ihn auf seiner weiten Reise begleiten zu<br />
können. Er wird nicht alleine gehen müssen.<br />
Und trotzdem:<br />
Ein dunkles Rätsel bleibt das Leben und Gott.<br />
Da bin ich froh, dass es mit und vor uns Menschen gab und gibt, die ebenso unter den offen<br />
bleibenden Fragen des Lebens leiden.<br />
Aber ich bin besonders dankbar für die Menschen, die bei allen rätselhafte Erfahrungen und<br />
Schicksalen, bei allen offenen Fragen um ein Glauben ringen, der unter den Fragen und Klagen<br />
nicht zerbricht, der auch dann noch mit diesem Gott rechnet, und gerade darum nicht<br />
verstummt, sondern seine Fragen und Klagen ihm entgegen schreit.<br />
Denn diese Menschen können oft von einer gehe<strong>im</strong>nisvoll Erfahrung berichten:<br />
Ja, da sind diese furchtbaren Erfahrungen, die mich bis an den Rand bringen, dass ich mich am<br />
liebsten verkrieche, manchmal am liebsten nicht mehr leben wollte, ja, da habe ich <strong>im</strong>mer wieder<br />
den Eindruck, dass das Leben wie ein Glaskrug auf dem Steinboden zerschellt und ich die Stücke<br />
nicht mehr zusammensetzen kann, aber irgendwie, ich kann es gar nicht richtig erklären,<br />
irgendwie fühle ich mich dennoch umschlossen, umgeben von einer Macht, die mich hält.<br />
Ja, diese göttliche Macht ist mir <strong>im</strong>mer wieder furchtbar fremd, aber ich spüre es –ganz tief in<br />
mir drin: ich komme von ihm und ich kann nicht aus ihm rausfallen.<br />
27
Jahresarbeit 2003<br />
Ja, liebe Familie,<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Im Psalm 139 können wir dieser gehe<strong>im</strong>nisvollen Erfahrung nachspüren<br />
Gott, du erforschst mich und kennst mich.<br />
Ich sitze oder stehe, so weißt du es.<br />
Du kennst meine Gedanken von ferne<br />
Ich gehe oder liege,<br />
so bist du um mich und siehst alle meine Wege.<br />
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,<br />
dass du nicht schon wüsstest.<br />
Von allen Seiten umgibst du mich<br />
Und du hältst deine Hand über mir.<br />
Führe ich gen H<strong>im</strong>mel,<br />
so bist du da<br />
Bettete ich mich bei den Toten<br />
Siehe , so bist du auch da.<br />
Nähme ich Flügel der Morgenröte<br />
Und bleibe am äußersten Meer,<br />
so würde auch dort deine Hand mich führen,<br />
spräche ich: Finsternis möge mich decken<br />
und Nacht statt Licht um mich sein,<br />
so wäre Finsternis nicht finster bei dir,<br />
und Nacht leuchtend wie der Tag.<br />
diese Ahnung, dieses Vertrauen, dass es keine noch so hohen und noch so tiefe Erfahrungen gibt,<br />
die nicht von unserem Gott begleitet und gehalten ist, dieses Vertrauen finden gerade die<br />
Menschen, die vor keiner Frage und keiner Klage zurückschrecken, denn sie erfahren dabei: ich<br />
schreie nicht ins Nichts, auch wenn ich es zunächst nicht merken scheine, ich komme <strong>im</strong>mer<br />
näher, diesem gehe<strong>im</strong>nisvollen Gott, und er kommt mir nahe, er hält mich und er hält mich aus.<br />
Und dabei machen sie die Entdeckung:<br />
Leben ist viel viel mehr , als wir zu meinen glauben. Unsere Kategorien reichen nicht aus, um das<br />
Gehe<strong>im</strong>nis des Lebens zu erfassen. Unser denken ist von Anfang und Ende best<strong>im</strong>mt.<br />
Aber das reicht nicht: Bei Gott gibt es keinen Anfang und auch kein wirkliches Ende. Es gibt<br />
keine Zeit, wo er noch nicht war, und keine Zeit, wo er nicht mehr sein wird.<br />
Und dies gilt auch für uns. Nicht Geburt oder Zeugung best<strong>im</strong>mt unseren Anfang, sondern dieser<br />
liegt in Gott. Noch bevor ich einen Atemzug tue, bin ich in Gottes Hand, und so werde ich auch<br />
nach meinem letzten Atemzug dort geborgen und gehalten sein.<br />
Wir kommen von ihm – sind von ihm – und werden <strong>im</strong>mer in ihm sein!<br />
28
Jahresarbeit 2003<br />
So betet und staunt der Psalmist weiter:<br />
Liebe Familie,<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Es war dir mein Gebein nicht verborgen,<br />
als ich <strong>im</strong> Verborgenen gemacht wurde,<br />
als ich gebildet wurde unter der Erde.<br />
Denn deine Augen sahen mich, als ich noch nicht geboren war,<br />
und alle meine Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von<br />
denen keiner da war.<br />
Wie schwer sind für mich, Gott deine Gedanken, wie ist ihre Summe so groß.<br />
Wollte ich sie zählen , so wären sie mehr als Sand<br />
Am Ende bin ich noch <strong>im</strong>mer bei dir.<br />
lassen Sie uns das auch jetzt glauben – und wenn es <strong>im</strong> Moment auch nur eine ganz zögerliche<br />
Hoffung sein mag<br />
P. mag das Leben zwar in dieser Welt , mit ihnen verwehrt sein, doch sein Leben ist noch viel<br />
mehr: auch er kommt von Gott und ist bei Gott, sein Leben ist nicht zuende, es geht weiter,<br />
unseren äußeren Augen und haltenden Armen zwar entzogen, aber ganz gewiss gehalten und<br />
geborgen in den Armen Gottes.<br />
Vielleicht, ganz vielleicht können wir dann auch einmal wieder vertrauensvoll: „lieber Gott“ sagen.<br />
Lieber Gott ich verstehe Dich zwar nicht, aber ich glaub’s, ich spür’s, deine Liebe ist so viel<br />
mehr, als ich jetzt sehen und begreifen kann.<br />
Dir lieber Gott, vertrauen wir unser Kind an. Halte ihn, begleite ihn in diese deine Welt hinen.<br />
AMEN<br />
Lassen sie uns gemeinsam beten:<br />
Vater unser <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel!<br />
Geheiligt werde dein Name.<br />
Dein Reich komme.<br />
Dein Wille geschehe, wie <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel, so auf Erden.<br />
Unser tägliches Brot gib uns heute.<br />
Und vergib uns unsere Schuld,<br />
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.<br />
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.<br />
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. AMEN<br />
Bestattungswort<br />
Nachdem P. verwehrt war, das Licht der Welt zu erblicken,<br />
lassen wir los, was wir nicht halten konnten,<br />
überlassen ihn Gott, von dem er kam und zu dem er geht.<br />
Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.<br />
Geborgen ist dein Leben in Gott. Er hält Dich in seinen Händen.<br />
Gott ist für dich da. Er hat dich lieb.<br />
Jesus Christus spricht:<br />
Ich bin der gute Hirte, meine Schafe hören meine St<strong>im</strong>me, und ich kenne sie, und niemand wird<br />
sie aus meiner Hand reißen. AMEN<br />
29
Jahresarbeit 2003<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Liebe Familie<br />
Mögen Sie auf dem schweren Weg von diesem Grab zurück in ihr Leben spüren, dass Sie ihn nicht<br />
alleine gehen.<br />
Gott sei vor Ihnen, um ihnen den rechten Weg zu zeigen.<br />
Gott sei neben Ihnen, um sie in die Arme zu schließen,<br />
wenn der Schmerz sie überwältigt.<br />
Gott sei hinter Ihnen, um sie zu halten, wenn sie fallen.<br />
Gott sei in Ihnen, um sie zu trösten, wenn die Trauer Raum greift.<br />
Gott sei über Ihnen um Sie zu segnen.<br />
So segne Sie Gott, heute, morgen und allezeit.<br />
30
Jahresarbeit 2003<br />
5.2 Islam<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Ein Musl<strong>im</strong>, der <strong>im</strong> <strong>Sterben</strong> liegt, wird von den engsten Familienangehörigen sehr gut betreut und<br />
begleitet. Diese werden von Verwandten, Bekannten und Freunden unterstützt.<br />
Nach Möglichkeit besucht auch der Imam, der Vorsteher der Glaubensgemeinschaft, die<br />
sterbende Person. Er versucht ihr Mut und Kraft zu geben und sie <strong>im</strong> Glauben zu bestärken, dass<br />
der <strong>Tod</strong> nicht das Ende ist und das Leben danach in anderer Form weitergeht.<br />
Rituelle Waschung<br />
Nachdem der <strong>Tod</strong> festgestellt worden ist, veranlassen die Angehörigen die rituelle Waschung<br />
des Leichnams. Diese muss vorgenommen werden, damit die verstorbene Person sauber und rein<br />
vor Gott erscheinen kann. Alle Vertreter der musl<strong>im</strong>ischen Gemeinde dürfen die Waschung eines<br />
Leichnams vornehmen. Der Leichnam wird von drei bis vier Personen eingeseift und anschließend<br />
abgespült. Auf die große Waschung folgt die kleine Waschung. Die Reinigung das Int<strong>im</strong>bereiches.<br />
Die Männer werden von Männern, die Frauen von Frauen behandelt. Nach der Waschung wird der<br />
Leichnam in ein vorzugsweise weißes Lacken gehüllt. Vor der Beerdigung muss ebenfalls das<br />
Totengebet stattfinden. Dieses wird direkt nach dem Mittagsgebet oder unmittelbar vor der<br />
Beerdigung in aufrechter Haltung ohne Verbeugung gehalten. Im Gebet lobt man nicht den<br />
Verstorbenen, sondern bittet Gott, er möge sich seiner erbarmen und ihm die Sünden vergeben.<br />
Da alle diesen Weg einmal gehen müsse, wird auch um die Vergebung der eigenen Sünden<br />
gebeten.<br />
Bestattung<br />
Die Kremation ist <strong>im</strong> Islam grundsätzlich verboten. Ein Moslem sollte in einem Islamischen<br />
Friedhof beerdigt werden. Da es nicht überall einen gibt, bleibt den Angehörigen nichts anderes<br />
übrig, als ihren verstorbenen Angehörigen entweder gegen die Vorschrift der Religion auf dem<br />
lokalen Friedhof bestatten zu lassen oder in die He<strong>im</strong>at zurückzufliegen und ihn dort Beerdigen<br />
zu lassen. Dies ist mit großem Aufwand und enormen Kosten für den Leichentransport und die<br />
Reise der Angehörigen verbunden. Zudem ist es für die Hinterbliebenen sehr schmerzhaft, wenn<br />
das Grab ihrer Lieben weit entfernt ist und sie es nur selten oder gar nicht besuchen können.<br />
Vor der Bestattung hält der Imam in der Moschee oder auf dem Friedhof eine Predigt. Darin<br />
ermahnt er die Anwesenden <strong>im</strong> Hinblick auf ihren eigenen <strong>Tod</strong> gute Werke zu verrichten.<br />
Mit Hinweis auf den Koranvers „Wir sind von der Erde gekommen und kehren zu ihr zurück“ wird<br />
der Leichnam in der Erde versenkt. In den Ursprungsländern ist der tote Körper nur in ein<br />
Leintuch gehüllt. Musl<strong>im</strong>e müssen mit dem Kopf in Richtung Mekka beerdigt werden.<br />
31
Jahresarbeit 2003<br />
5.3 Judentum<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Nach jüdischer Lehre ist der <strong>Tod</strong> nicht das Ende aller Dinge. Der Körper stirbt, die Seele lebt<br />
weiter. Deshalb flößt der <strong>Tod</strong> den gläubigen Juden keinen Schrecken ein. Doch wird ihm mit<br />
Trauer begegnet.<br />
Begleitung in den <strong>Tod</strong><br />
Ein sterbender Mensch soll nach Möglichkeit nicht alleine gelassen werden. Familienangehörige<br />
oder Männer und Frauen der Chewra Kadischa, der heiligen Gemeinschaft (Leute, die sich für den<br />
Dienst an den sterbenden und der Betreuung der Hinterbliebenen freiwillig zur Verfügung<br />
stellen), sind nach Möglichkeit am Sterbebett. Sobald der <strong>Tod</strong> eingetreten ist, werden dem<br />
Verstorbenen Augen und Mund geschlossen. Der Körper wird vor dem Einsargen von oben nach<br />
unten mit warmem Wasser gewaschen. Es wird die Tahara (die Reinigung) gemacht, von Frauen<br />
bei Frauen, von Männern bei Männern. Der Körper wird nach der Waschung in ein einfaches,<br />
weißes von Hand genähtes baumwollenes Totenhemd gekleidet. Dieses hat keine Taschen, da<br />
nichts von dieser in die kommende Welt mitgenommen werden kann. Die Männer werden vor dem<br />
Einsargen zusätzlich in ein Tallit, ein Gebetstuch, eingehüllt.<br />
Der Sarg ist für alle gleich aus roh gehobeltem Holz gez<strong>im</strong>mert, denn <strong>im</strong> <strong>Tod</strong> sind alle sozialen<br />
Unterschiede aufgehoben. Die Toten werden nicht aufgebahrt. Die Kremation ist <strong>im</strong> Judentum<br />
verboten. Der Körper soll unversehrt bis zur Auferstehung ruhen.<br />
Bestattung<br />
Der Beauftragte der jüdischen Gemeinde organisiert zusammen mit der Chewra Kadischa die<br />
Bestattung und alles nötige für die darauf folgende Trauerzeit der Hinterbliebenen. Be<strong>im</strong> Toten<br />
wird bis zur Erdbestattung Totenwache gehalten. Sich um Tote kümmern, Wache halten, die<br />
Toten für die Bestattung vorbereiten und das Bestatten selbst sind ehrenvolle, ja heilige Ämter.<br />
Ebenso gilt die Teilnahme an einer Beerdigung als heilige und respektvolle Handlung.<br />
Jüdische Beerdigungen sind einfach und kurz. Es gibt keine Musik, keine Blumen, keine<br />
Trauerkleidung. Auch der Nachruf ist knapp gehalten. Es geht darum, die Realität des <strong>Tod</strong>es zu<br />
bestätigen und zu akzeptieren. Vor der Abdankung wird den direkten Verwandten des<br />
Verstorbenen be<strong>im</strong> Sarg Kriah gerissen: Man macht in ihre Kleidung (z.B. am Revers des Vestons<br />
oder an der Bluse) einen gut sichtbaren Einriss. Dieser symbolisiert den tiefen Schmerz und ist<br />
eine Anlehnung an die Geschichte Jakobs, der seinen Mantel zeriss, als er be<strong>im</strong> Anblick des<br />
blutdurchdrängten Kleides seines Sohnes Joseph glaubte, dieser sei tot.<br />
In der meist von Rabbinern gehaltenen Trauerrede wird das Leben des Verstorbenen gewürdigt.<br />
Es werden Psalmen rezitiert und ein Gebet für den Toten gesagt. Dann tragen oder rollen<br />
Männer den Sarg aus der Abdankungshalle, ihm folgt die Familie und die Trauergemeinde. Auf<br />
dem Weg zum Grab bleibt man sieben mal stehen. Man will damit unter anderem andeuten, dass<br />
man sich nicht beeilen will, den Toten zu beerdigen. Der Sarg wird flach auf den Boden des<br />
Grabes und mit dem Fußteil nach Jerusalem gebettet. Alle Anwesenden (<strong>im</strong> orthodoxen<br />
Judentum nur die Männer) schaufeln nacheinander<br />
Erde auf den Sarg. Wenn das Grab bedeckt ist, sprechen die nächsten Hinterbliebenen das<br />
Kaddisch-Gebet, in dem die Größe und Herrlichkeit Gottes gepriesen wird.<br />
32
Jahresarbeit 2003<br />
Trauerzeit<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Die Trauergemeinde bildet nun ein Spalier, die Schurah, das die Trauernden durchschreiten<br />
müssen. Dabei werden ihnen die folgenden traditionellen Kondolenzworte gesagt „möge Gott euch<br />
inmitten aller trösten, die um Zion und Jerusalem trauern“. Dadurch wird ihnen gleich nach der<br />
Beisetzung gezeigt, dass es kein Zurück zum Verstorbenen gibt, sondern dass sie zurück ins<br />
Leben und zu den Lebenden gehen müssen, die da sind, um sie zu trösten.<br />
Nach der Beisetzung beginnt die eigentliche Trauerzeit. Diese ist in drei Stufen unterteilt, in<br />
denen die Trauer <strong>im</strong>mer weniger intensiv wird. Die Trauerzeit beginnt mit sieben Tagen<br />
intensiver Trauer, während derer die nächsten Hinterbliebenen Schiwah sitzen. Im offenen<br />
Trauerhaus empfangen sie auf niedrigen Stühlen sitzend den Besuch und Trost von Freunden,<br />
Gemeindemitgliedern und Bekannten. Während dieser Zeit verrichten sie auch keine Arbeit.<br />
Die rituelle Trauerzeit ist nach der 30-tägigen Schlosch<strong>im</strong> beendet, außer es handelt sich bei<br />
den Verstorbenen um Vater oder Mutter. Für diese gilt sie während eines ganzen Jahres. Die<br />
Trauerzeit endet nach einem Jahr mit der Grabsteinsetzung.<br />
33
Jahresarbeit 2003<br />
6 Beerdigung<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Viele Menschen suchen in ihrer Trauer einen Ort, an den sie gehen können. Hat das verstorbene<br />
Kind ein Grab, so können die Eltern dort hin. Hat das Kind kein Grab, dann wissen die Eltern oft<br />
nicht, wohin sie mit ihrer Trauer sollen. Es gibt Gedenkplätze für nicht beerdigte Kinder, auch<br />
Gottesdienste und verschiedene Rituale.<br />
34
Jahresarbeit 2003<br />
6.1 Bestattungsarten<br />
Bestattungsmöglichkeiten<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
< 500 Gramm > 500 Gramm Lebendgeburt<br />
Klinische Bestattung Ja Nicht möglich Nicht möglich<br />
Anonyme Bestattung Möglich Ja Ja<br />
Selbstbest<strong>im</strong>mte Bestattung Möglich Ja Ja<br />
1. Erdbestattung<br />
Die Erdbestattung ist nach wie vor die häufigste Bestattungsart. Hier kann zwischen<br />
Familiengrab, Kinderreihengrab oder einem eigenständigen Grab gewählt werden. Ist bereits eine<br />
Grabstätte vorhanden, kann diese genutzt werden.<br />
2. Feuerbestattung<br />
Nach Beendigung der Trauerfeier wird der Verstorbene zur Einäscherung in das Krematorium<br />
überführt. Die Kremation erfolgt mindestens ein bis zwei Tage nach der Trauerfeier. Die<br />
Beisetzung kann frühestens 14 Tage nach der Trauerfeier stattfinden. Den Termin kann man mit<br />
dem Bestattungsunternehmer abst<strong>im</strong>men. Bei dieser Bestattungsart kann man zwischen dem<br />
Urnengrab oder der anonymen Beisetzung auf einem unbekannten Grabfeld wählen. Einige<br />
Krematorien in Deutschland sind inzwischen dazu übergegangen, das Kremieren von<br />
fehlgeborenen Kindern kostenlos durchzuführen.<br />
3. Seebestattung<br />
Einer Seebestattung muss eine Kremation des Verstorbenen vorausgehen. Es besteht die<br />
Möglichkeit, eine solche Beisetzung entweder vom Seebestattungsredner alleine durchführen zu<br />
lassen oder die Urne wird <strong>im</strong> Beisein der Angehörigen der See übergeben. Die Angehörigen<br />
erhalten in jedem Fall ein Logbuchauszug mit den Koordinaten der Stelle, an der die Urne auf<br />
See beigesetzt wurde.<br />
35
Jahresarbeit 2003<br />
6.2 Grabarten<br />
1. Anonyme Grabfelder, Wiesengräber<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Die anonymen Grabfelder sind von der Friedhofsverwaltung zur Verfügung gestellte<br />
Rasenflächen, in denen anonyme Beisetzungen erfolgen. Es sind Gemeinschaftsgrabfelder. Die<br />
Bestattung ist meist nur als Urnenbeisetzung möglich. Die Fläche kann nicht gestaltet werden,<br />
auch wird den Angehörigen die genaue Lage der Urne nicht bekannt gegeben. Die Teilnahme an<br />
der Versenkung der Urne ist meist nicht gestattet.<br />
2. Nummerngrab, Rasengrab<br />
Die einzelne Grabstelle wird Anhand einer von ins Gras gesteckte Nummer kenntlich gemacht.<br />
Den Angehörigen ist somit bekannt, wo ihr Kind begraben liegt. Die Gräber werden meist nicht<br />
gekauft. Eine Gestaltung der Grabfläche ist meistens nicht möglich, jedoch u.U. das Aufstellen<br />
eines kleinen Gedenksteins und das niederlegen von Blumen. Auf dem Gedenkstein kann der<br />
Namen des Kindes eingetragen werden, auch wenn dieser offiziell nicht ins Familienstammbuch<br />
eingetragen werden konnte (z.B. bei Fehlgeburten). Auch hier ist die Bestattung meist nur als<br />
Urnenbeisetzung möglich. Eine Teilnahme an der Versenkung der Urne ist meist nicht möglich.<br />
Die Liegefrist ist deutlich verkürzt und es gibt keine Verlängerungsmöglichkeiten.<br />
3. Kinderreihengräber<br />
Diese Grabform wird häufig bei älteren<br />
Kindern gewählt. Das Grab ist auf 5-23 Jahre<br />
ausgelegt. Zu Beachten ist jedoch, dass bei<br />
Kindergräbern die Liegedauer generell kürzer<br />
ist. Eine Verlängerungsmöglichkeit ist nicht<br />
gegeben. Hier kann man zwischen Erd- und<br />
Feuerbestattung wählen.<br />
4. Familien-, Wahlgrab<br />
Bei dieser Grabform unterscheidet man zwischen Gräbern für Erd- oder Urnenbestattung. Bei<br />
der Öffnung von Familiengräbern ist es mit den verantwortlichen Familienangehörigen und dem<br />
Friedhofsamt abzuklären. Ebenso sollte man sich vorher erkundigen, ob die Laufzeit verlängert<br />
werden muss. Dabei hilft einem aber auch das Bestattungsunternehmen.<br />
Das Wahlgrab ist auf eine best<strong>im</strong>mte Zeitdauer ausgelegt. Es kann aber verlängert werden.<br />
36
Jahresarbeit 2003<br />
6.3 Bestattungsgesetz Baden-Württemberg<br />
§ 6 Ruhezeit<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Für jeden Friedhof ist <strong>im</strong> Benehmen mit dem Gesundheitsamt festzulegen, wie lange die<br />
Grabstätten nicht erneut belegt werden dürfen (Ruhezeit). Die Ruhezeit der Leichen ist nach<br />
der Verwesungsdauer festzulegen. Sie beträgt bei Leichen von Kindern die vor Vollendung des<br />
zweiten Lebensjahres, gestorben sind, mindestens 6 Jahre, bei Leichen von Kindern, die vor<br />
Vollendung des zehnten Lebensjahres gestorben sind, mindestens 10 Jahre, <strong>im</strong> Übrigen<br />
mindestens 15 Jahre (Mindestruhezeit). Diese Mindestruhezeiten sind auch für Aschen<br />
Verstorbener einzuhalten<br />
§ 12 Reihengräber und Wahlgräber<br />
(1) Auf Gemeindefriedhöfen ist für jeden Verstorbenen eine Einzelgrabstätte (Reihengrab)<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
(2) An Grabstätten auf Gemeindefriedhöfen kann ein öffentlichrechtliches Nutzungsrecht<br />
eingeräumt werden (Wahlgrab). Das Nutzungsrecht wird durch eine schriftliche<br />
Nutzungserlaubnis erworben. Die Voraussetzungen für den Erwerb und der Inhalt des<br />
Nutzungsrechts sowie der Kreis der Nutzungsberechtigten sind in der Friedhofsordnung<br />
festzulegen.<br />
(3) Die Einräumung eines Nutzungsrechts an Grabstätten auf kirchlichen Friedhöfen bleibt<br />
unberührt.<br />
§ 25 Allgemeines<br />
Mit Leichen ist würdig und in gesundheitlich unbedenklicher Weise umzugehen.<br />
§ 27 Überführung in Leichenhalle<br />
(1) Ist eine öffentliche Leichenhalle vorhanden, so muss jede Leiche binnen 36 Stunden nach<br />
Eintritt des <strong>Tod</strong>es, jedoch nicht vor Ausstellung der <strong>Tod</strong>esbescheinigung, dorthin<br />
überführt werden, wenn sie nicht innerhalb dieser Frist in einer anderen Leichenhalle oder<br />
einem Leichenraum aufgebahrt wird. Unberührt bleiben besondere Schutzvorschriften.<br />
(2) Die zuständige Behörde kann von Absatz 1 Satz 1 Ausnahmen bewilligen, wenn die<br />
beabsichtigte Aufbahrung gesundheitlich unbedenklich ist.<br />
(3) Für die Verpflichtung, die Leiche in eine öffentliche Leichenhalle zu überführen, gilt § 31<br />
entsprechend.<br />
37
Jahresarbeit 2003<br />
Danksagung<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mich bei dieser Arbeit<br />
unterstützt haben. Angefangen von Erzählung und Schilderung eigener<br />
Erfahrungen, über die gesetzlichen Informationen bis hin zum Korrekturlesen.<br />
Ein ganz besonderer Dank geht an die Mutter von Katja, die mir mit dem Buch<br />
„Zum sterben geboren“ sehr geholfen hat. Du bist eine starke Frau. Danke, dass<br />
ich Deine Gefühle, Dein Empfinden, Deine Trauer und auch Dein Schmerz durch<br />
Dein Buch mit Dir teilen durfte. Ich hoffe, dass es den Frauen, durch meine<br />
Arbeit, nicht so ergeht, wie es Dir ergangen ist.<br />
38
Jahresarbeit 2003<br />
Literaturverzeichnis<br />
• Gute Hoffnung – Jähes Ende, Hannah Lotrop, 1998,<br />
Kösel – Verlag GmbH & Co., München<br />
• Zum <strong>Sterben</strong> geboren, Lisa, 2001, Selbstverlag<br />
• Hebammenkunde, Ch. Geist, U. Harder, A. Stiefel, 1998,<br />
Verlag - Walter d. Gruyter<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
• Praktische Geburtshilfe, W. Pschyrembel, J.W. Dudenhausen, M. Obladen, 2001,<br />
Verlag - Walter d. Gruyter<br />
• Das gesunde und das kranke Neugeborene, Stephan Illig, 1998,<br />
Ferdinand Enke Verlag<br />
• Unendlich ist der Schmerz, Julie Fritsch, Ilse Sherokee, 1998,<br />
Kösel – Verlag GmbH & Co., München<br />
• <strong>Tod</strong>esfall, Monika Fischer, 2001,<br />
Verlag Paul Haupt<br />
• Jetzt bist Du schon gegangen Kind, Gerda Palm, 2001,<br />
Don Bosco Verlag, München<br />
• Ich trage Dich in meinem Herzen, Susanne Schniering, 2001,<br />
Hannah Strack Verlag<br />
• www.sternenkinder-eltern.de<br />
• www.schmetterlingskinder.de<br />
• www.muschel.net<br />
• www.initiative-regenbogen.de<br />
• www.totgeburt.net<br />
• www.bestatter.de<br />
39
Jahresarbeit 2003<br />
Anhang<br />
VORWORT<br />
Wartez<strong>im</strong>merbroschüre<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Diese Broschüre der Sternenkinder-Eltern <strong>im</strong> Netz (SKE net) richtet sich an alle Eltern nach<br />
Fehlgeburt, Totgeburt, Frühgeburt, SIDS (plötzlichem Säuglingstod), nach medizinisch<br />
indiziertem Schwangerschaftsabbruch und be<strong>im</strong> <strong>Tod</strong> des Kindes <strong>im</strong> ersten Lebensjahr.<br />
Vielleicht sitzen Sie in einem Wartez<strong>im</strong>mer und werden mit wunderschönen Baby-Eltern-<br />
Zeitschriften konfrontiert.<br />
Dabei haben Sie gerade einen kritischen Befund bei der routinemäßigen pränatalen Diagnostik<br />
erhalten - oder werden Sie womöglich noch erhalten?<br />
Jede Mutter wünscht sich ein gesundes Kind.<br />
Aber was ist, wenn bei einer Routineuntersuchung ein kritischer Zustand Ihres <strong>im</strong> Mutterleib<br />
wachsenden Kindes festgestellt wird?<br />
Haben Sie gerade erfahren, dass Ihr Kind tot ist?<br />
Oder Sie haben gerade Ihr Baby verloren?<br />
Vielleicht sind Sie auch nach einem oder mehreren Verlusten wieder schwanger und wissen nicht,<br />
wohin mit Ihrer Angst.<br />
Wo kann man mit den Sorgen hingehen? An wen kann man sich wenden?<br />
Diese Seiten helfen Ihnen, Gleichbetroffene zu finden.<br />
Engagierte Gleichbetroffene stehen Ihnen bei Ihren Ängsten und Nöten bei, sei es <strong>im</strong> Krankenhaus,<br />
in der Klinik oder sogar bei der Trauerarbeit.<br />
Sie finden die Sternenkinder-Eltern <strong>im</strong> Netz (SKE net) <strong>im</strong> Internet unter der Adresse<br />
http://www.sternenkinder-eltern.de.<br />
Diese Gleichbetroffenen haben sich über das Internet unter der Internet-Adresse<br />
http://www.schmetterlingskinder.de kennen gelernt, tauschen sich dort über ihren Kummer aus<br />
und finden Rat und Lebenshilfe.<br />
Im Internet gibt es unter der Adresse http://www.schmetterlingskinder.de unterschiedliche<br />
Foren. Dort finden Sie auf jeden Fall Eltern, mit denen Sie sich austauschen können.<br />
Wir bieten auch einen (passwortgeschützten) Chat zum Thema unter der Adresse<br />
http://www.muschel.net an.<br />
Aber es gibt auch andere Organisationen und Selbsthilfegruppen, die regional und überregional<br />
vertreten sind.<br />
Die Angaben, die uns bekannt sind, reichen wir <strong>im</strong> Abschnitt "Regionale Anlaufstellen für<br />
betroffene Eltern / Lokalteil" (d.h. Anlaufstellen/Selbsthilfegruppen vor Ort, Internet-Cafés<br />
usw.) und <strong>im</strong> Abschnitt "Überregionale Anlaufstellen für betroffene Eltern" (d.h. überregionale<br />
Angebote) gerne an Sie weiter.<br />
Wir möchten Ihnen mit der Auswahl der vorgestellten Seiten erste Anlaufstellen in Ihrer Not<br />
an die Hand geben.<br />
Über ein "persönliches" kennen lernen in einem der Foren (oder <strong>im</strong> Chat) freuen wir uns sehr!<br />
40
Jahresarbeit 2003<br />
Worldwide Candle Lighting<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Am 12. Dezember 1999, dem Tag des dritten "Worldwide Candle Lighting" der "Compassionate<br />
Friends", entstand aus dem Forum heraus der passwortgeschützte Chat, den wir unter den<br />
Seiten http://www.muschel.net anbieten.<br />
Jedes Jahr am zweiten Sonntag <strong>im</strong> Dezember (14.Dezember 2003) um 19 Uhr (in jeder Zeitzone)<br />
zünden weltweit Gleichbetroffene für ihre verstorbenen Kinder, Geschwister oder Enkelkinder<br />
eine Kerze an, so dass das Kerzenleuchten wie eine Lichterwelle um die ganze Welt wandert.<br />
Das diesjährige "weltweite Kerzenleuchten" findet am 8. Dezember 2002 statt.<br />
WENN DAS KIND STIRBT – HILFE BEIM ABSCHIED<br />
Wenn Eltern Abschied nehmen müssen, wissen sie oft nicht, wie sie sich ihrem toten Kind nähern<br />
sollen.<br />
Fehlen dann unterstützende Hinweise vom Pflegepersonal, verstreicht oft die einmalige<br />
Gelegenheit, sich vom Baby so zu verabschieden, wie es hilfreich sein kann, und wie man es sich<br />
<strong>im</strong> Nachhinein oft gewünscht hätte.<br />
Die Sternenkinder-Eltern <strong>im</strong> Netz (SKE net) haben eine Vielzahl von Tipps zusammengestellt.<br />
Weitere Infos finden sich unter http://www.die-muschel.de/Hilfe/hilfe.html und dort bei<br />
"Abschied vom Kind"<br />
41
Jahresarbeit 2003<br />
ÜBERREGIONALE ANLAUFSTELLEN FÜR BETROFFENE ELTERN<br />
Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.<br />
- Bundesstelle -<br />
Fuhrenweg 3<br />
D-21391 Reppenstedt<br />
Tel. (0 41 31) 680 32 32<br />
Fax (0 41 31) 68 11 40<br />
E-Mail: Kontakt@VEID.de<br />
http://www.veid.de/<br />
GEPS e.V.<br />
G emeinsame E lterninitiative<br />
P lötzlicher S äuglingstod<br />
Rheinstraße 26<br />
D-30519 Hannover<br />
Tel. (05 11) 838 62 02<br />
Fax (05 11) 838 62 02<br />
E-Mail: STEINERTA@aol.com<br />
http://www.sids.de/<br />
Die Kinderwunschseite<br />
Impressum<br />
Verantwortlich für den Inhalt der Seite<br />
und die technische Betreuung<br />
Dr. med. E. Breitbach<br />
Facharzt für Frauenheilkunde<br />
Reproduktionsmedizin u. Endokrinologie<br />
Moorgarten 20<br />
D-30938 Burgwedel<br />
E-Mail: kontakt@wunschkinder.de<br />
http://www.wunschkinder.de/<br />
BIG e.V.<br />
Bundesinteressengemeinschaft<br />
Geburtshilfegeschädigter<br />
Nordsehler Str. 30<br />
D-31655 Stadthagen<br />
Tel. (0 57 21) 7 23 72<br />
Fax (0 57 21) 8 17 83<br />
E-Mail: geburt@aol.com<br />
http://www.big-ev.de/<br />
NAKOS<br />
Nationale Kontakt- und Informationsstelle<br />
zur Anregung und Unterstützung von<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Albrecht-Achilles-Straße 65<br />
D-10709 Berlin<br />
Tel. (0 30) 891 40 19<br />
Fax (0 30) 893 40 14<br />
E-Mail: nakos@gmx.de<br />
http://www.nakos.de<br />
<strong>Tina</strong> Widmaier<br />
Hebamme<br />
Arbeitsgemeinschaft Gestose-Frauen e.V.<br />
(PETS Deutschland)<br />
Kapellener Str. 67a<br />
D-47661 Issum<br />
Tel. (0 28 35) 26 28<br />
Fax (0 28 35) 29 45<br />
E-Mail: info@gestose-frauen.de<br />
http://www.gestose-frauen.de<br />
LEONA e.V.<br />
Verein für Eltern<br />
chromosomal geschädigter Kinder<br />
Auf dem Klei 2<br />
D-44263 Dortmund<br />
Tel. (02 31) 427 17 37<br />
Fax (02 31) 427 17 36<br />
E-Mail: info@leona-ev.de<br />
http://www.leona-ev.de<br />
Wunschkind e.V.<br />
Der Verein der Selbsthilfegruppen für Fragen<br />
ungewollter Kinderlosigkeit<br />
c/o SEIN e.V.<br />
Fehrbellinerstr. 92<br />
D-10119 Berlin<br />
Tel. (0 30) 69 04 08 39,<br />
HOTLINE: (01 80) 500 21 66<br />
Fax (0 30) 69 04 08 38<br />
E-Mail: WUNSCHKIND@t-online.de<br />
http://www.wunschkind.de<br />
(o. über http://www.fertinet.de/default4.htm)<br />
Bundesverband „Das frühgeborene Kind” e.V.<br />
Von-der-Tann-Staße 7<br />
D-69126 Heidelberg<br />
Tel. (0 62 21) 31 50 65<br />
Fax (0 62 21) 31 50 65<br />
E-Mail: Frühgeborene@Selbsthilfe-Forum.de<br />
http://www.fruehgeborene.de/<br />
KINDERNETZWERK e.V.<br />
Hanauer Straße 15<br />
D-63739 Aschaffenburg<br />
Tel. (0 60 21) 1 20 30<br />
Das Service-Telefon: (0 60 21) 1 20 30 oder<br />
(01 80) 5 21 37 39 ist montags, dienstags und<br />
donnerstags von 9 bis 12 Uhr besetzt.<br />
http://www.kindernetzwerk.de<br />
42