Winterschläfer - Photographer Anne Ackermann

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Nora, Jaqueline und Angelina. So heißen Romeos Engel. Immer sind sie in seiner Nähe, und er, Romeo, ist der Vierte im Bunde. Romeo zerrt einen abgegriffenen „Wachturm“ aus seiner Tasche. Bunte Bildern von Frauen und Kindern, die auf einer sommerlichen Blumenwiese spielen. Sie lachen und sind glücklich. Das gefällt Romeo so, dass er auch lachen muss. Es ist Mittwochabend in der Sportallee 70 in Ham- burg. Das Winternotprogramm (WNP) der Stadt Hamburg für obdachlose Menschen hat wie jedes Jahr vor kurzem am 1. November begonnen. „Es ist hart nicht aufzugeben, wenn du ganz unten bist.“ Andreas, 32, drei- zehn Jahre Gefängnis wegen bewaffneten Raubüberfalls // Bild links: Eingang zum WNP (Winternotprogramm) Bis 31. März werden hier jede Nacht bis zu hundert Menschen ein Bett und eine warme Mahlzeit finden können. Im Moment sind es nicht mehr als fünfzig, die Temperaturen sind noch nicht unter Null gefallen. „Aber ich bin doch schon nass “, meint Romeo, lacht und zeigt auf seinen vom Regen durchnässten Parka. Gerade wurde er an der Rezeption daran erinnert, dass es mal wieder Zeit für eine Dusche ist. Doch Romeo ist Einzelgänger. Er geht, wohin der Weg ihn führt und meistens führt er ihn nicht in die Dusche. Beim Lachen ist der Café im Becher übergeschwappt und hat einen brauen Fleck auf dem grauen Linoleum hinterlassen. Es ist nicht der erste: viele braune Caféflecken weisen auf dem mit Neonlicht beleuchteten Korridor den Weg vom Essensraum zum Fernsehzimmer. Und dahin verschwindet nun auch Romeo. //Bild oben: Romeo lacht im TV- Zimmer
Gerd, 70 Vor drei Jahren hatte Gerd einen Schlaganfall. Er fiel auf seinen Hüftknochen und zerstörte ihn. Nach drei Monaten Krankenhaus war seine Wohnung weg. Danach musste er seine Kiezkneipe, das „Schlusslicht“ auf St. Pauli schlie- ßen. Seitdem ist Gerd obdachlos und lebt von Sozialhilfe. Im Sommer schläft er draußen, im Winter in Unterkünften. Gerd hat drei erwachsene Kinder, die in anderen Städten leben. Sie wissen nichts von seiner Situation. Dazu ist er zu stolz. Selbst wenn er sie besuchen fährt, verliert er kein Wort über seine Situation. Gerd raucht und trinkt nicht, gönnt sich nur ab und an eine Zigarre. Auf der Warteliste für eine Sozialwohnung hat er es bei seinem Amt mittlerweile auf Platz 3 geschafft. //
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