Drechslermagazin Praxistest - Drechselstube Neckarsteinach
Drechslermagazin Praxistest - Drechselstube Neckarsteinach
Drechslermagazin Praxistest - Drechselstube Neckarsteinach
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FOTOS: THOMAS SAUER UND DNS Kreative<br />
Werkbericht von Thomas Sauer<br />
Praxis<br />
Schreibgeräte<br />
Die Kreativität bei der Schreibgeräte-Herstellung ist auf die Auswahl und Kombination von Materialien oder das Ersetzen eines der vorgefertigten<br />
Metallbauteile beschränkt. Anschlussmaße und Längen sind peinlichst genau einzuhalten, die Form ist durch den Bausatz vorgegeben.<br />
Das war auch meine Meinung, bis ich den neuen dns-Twister-Bausatz in die Finger bekam. Der erste Eindruck: saubere Verarbeitung,<br />
präzise Drehmechanik, Verdrehsicherung des Clips – Qualität aus dem Schwarzwald. Es gibt außer dem Clip keinerlei sichtbare Metallteile<br />
– keine Schreibspitze, kein Mittelband und kein Abschlussknopf. Dadurch können aus einem Bausatz eine Vielzahl von unterschiedlichen<br />
Schreibgeräten hergestellt werden. Die einzigen Maße, die genau eingehalten werden müssen, sind die Längen von Schreibspitze und<br />
Stiftkörper. Der Einsatz der sonst üblichen Pen-Mandrels kann entfallen, der komplette Stift wird mit Hilfe von kleinen selbsthergestellten<br />
Hilfszapfen und der Zentrierspitze gedreht. Lediglich zum Drechseln der Schreibspitze ist eine kleine Spezialaufnahme nötig.<br />
Außer dem Clip gibt es beim dns-Twister keine sichtbaren Metallteile.<br />
So kann die Form frei gewählt werden und selbst beim Drehknopf<br />
bleibt genügend Spielraum für die Gestaltung.<br />
Der neue dns-Twister-Bausatz<br />
mit der<br />
Easy-Flow-Mine<br />
oder dem Feinminen-System(Twister-graphit)<br />
ist „Made<br />
in Germany“ und ein absolutesPremium-Schreibsystem.<br />
Zur Herstellung hochwertiger<br />
Schreibgeräte ist nur eine<br />
Spezialaufnahme (siehe unten) für die<br />
Schreibspitze nötig. Ein Stufenbohrer ist<br />
nicht zwingend erforderlich, erleichtert die<br />
Arbeit allerdings zusätzlich.<br />
DrechslerMagazin Nr. 11 / Sommer 2010 23
Praxis<br />
FOTOS: THOMAS SAUER<br />
1<br />
Der Rohling für den Twister-Bausatz muss<br />
mittig mit einem 7,5-mm-Bohrer 90 mm<br />
tief, entweder auf einer Ständerbohrmaschine<br />
oder direkt auf der Drechselbank, gebohrt<br />
werden.<br />
4<br />
Leichte Unebenheiten werden mit dem<br />
Meißel geschlichtet. Bei manchen Maserhölzern<br />
kann es dabei allerdings zu Ausrissen<br />
in den unregelmäßigen Faserverläufen kommen.<br />
Hier ist Vorsicht geboten!<br />
7<br />
Für den sehr schmalen Ring leime ich zuerst<br />
ein etwas größeres Stück Cocobolo<br />
mit einem Zweikomponenten-Epoxidkleber auf.<br />
Hierfür kann auch ein guter Sekundenkleber<br />
verwendet werden.<br />
8<br />
Nach dem Spannen, welches man z.B.<br />
auch mit Hilfe der Drehbank-Pinole machen<br />
kann, wird der Ring abgedreht und dann<br />
durch die Bohrung des Schreiberkörpers durchbohrt.<br />
24 DrechslerMagazin Nr. 11 / Sommer 2010<br />
2<br />
Um die Achsflucht der Bohrung bei der<br />
Weiterverarbeitung zu erreichen, wird ein<br />
maßgenauer und min. 30 mm langer Spannzapfen<br />
(7,5 mm) hergestellt und der Rohling mit der<br />
Zentrierspitze zusätzlich stabilisiert.<br />
5<br />
Ist der Rohling vorgedreht, steche ich die<br />
Schreiberspitze mit einer Länge von 30 mm<br />
ab. Um einen durchgehenden Maserverlauf zu<br />
erzielen, ist ein möglichst dünner Abstechstahl<br />
nötig. Dann sollte die Zentrierspitze in der ...<br />
9<br />
3<br />
Um die Belastung auf den Rohling und somit<br />
die Gefahr des Durchdrehens auf dem<br />
Holzzapfen zu verringern, schruppe ich mit einer<br />
kleinen 16-mm-Röhre rund.<br />
6<br />
... Bohrung des Stiftkörpers angesetzt<br />
werden, um diesen nochmals exakt in der<br />
Flucht zu überdrehen. Die abgestochene Fläche<br />
wird dann in einem Spannfutter exakt plan gedreht.<br />
Hier leime ich Cocobolo für einen Ring auf.<br />
Nun wird die bereits abgestochene Spitze in einem Futter eingespannt und mit dem speziellen<br />
Stufenbohrer gebohrt. Damit die Maserung später auch durch alle Teile durchläuft, muss hier<br />
unbedingt von der richtigen Seite gebohrt werden! Mit einzelnen Bohrern der Durchmesser 7,6 mm,<br />
4,9 mm und 3,5 mm kann man die Stufen der einzulassenden Messingspitze ebenfalls herstellen.<br />
Dies ist jedoch wesentlich umständlicher als mit einem exakt darauf abgestimmten Stufenbohrer.
10<br />
Nachdem die Messingspitze in den<br />
Holzrohling eingeleimt und exakt bündig<br />
gedreht wurde, kann man die Schreiberspitze<br />
auf einem speziellen Gewindestab auf<br />
Länge (26 mm) abstechen.<br />
13<br />
Nach dem Trocknen muss der Stift auf die korrekte Länge von 113,8 mm abgelängt werden.<br />
Dies kann man wie hier mit einem Planfräser machen oder den Rohling in einem<br />
Spannfutter z.B. mit einem Meißel auf Länge abstechen. Möchte man den Ring des Clips im Holz<br />
verschwinden lassen, muss das Maß um 0,5 mm verlängert und dann eine 0,5 mm tiefe Versenkung<br />
mit einem Durchmesser von 10 mm eingedreht werden.<br />
15<br />
Ich verwende für die Oberfläche eine<br />
Grundierung auf Schellackbasis und<br />
Wachs als Überzug. Anschließend kann man die<br />
Oberfläche sehr gut mit einem Baumwolltuch<br />
oder an der Schwabbelscheibe aufpolieren.<br />
17<br />
Jetzt fehlt nur noch der Drehknopf, der<br />
wiederum auf einem kleinen Holzzapfen<br />
angefertigt werden kann und danach auf<br />
der Drehmechanik verklebt wird.<br />
11<br />
Das Messingrohr wird auf die Spitze<br />
aufgeschraubt und, damit kein Kleber<br />
eindringt, mit einem Holzstopfen verschlossen.<br />
Der Kleber sollte im Holz aufgetragen werden<br />
und nur so viel wie nötig. Hier empfiehlt sich ...<br />
16<br />
12<br />
... der dns-PenGlue. Dieser härtet nur in<br />
Verbindung mit Metall und austretender<br />
Überschuss kann einfach weggewischt werden.<br />
Beim Einkleben des Messingrohrs wird der Faserverlauf<br />
ausgerichtet (siehe Markierung).<br />
14<br />
Zwischen dem selbstgedrehten<br />
Spannzapfen und der mitlaufenden<br />
Körnerspitze wird der Schreiber dann auf die<br />
gewünschte Form gebracht und sehr fein geschliffen.<br />
Nachdem ich die Aussparung für den Ring des Clips hergestellt habe, wird die Drehmechanik<br />
mit Hilfe der Spezialaufnahme zwischen den „Spitzen“ eingepresst. Erst jetzt muss<br />
man sich entscheiden, ob es ein Feinminenstift oder ein Kugelschreiber werden soll. Beide Bausätze<br />
werden identisch hergestellt, unterscheiden sich aber durch die Drehmechanik.<br />
Der fertige Drehkugelschreiber aus Thuja-Maser<br />
und Cocobolo. Die Twister-Bausätze sind bei<br />
der <strong>Drechselstube</strong> <strong>Neckarsteinach</strong> erhältlich.<br />
Die Durchmesser sind frei wählbar und auch<br />
der Drehknopf kann beliebig gestaltet werden.<br />
Thomas Sauer<br />
wurde die Leidenschaft zum Holz bereits<br />
in die Wiege gelegt. Vater und Großvater<br />
waren Schreinermeister. Erste Kontakte<br />
zum Handwerk des Drechslers hatte<br />
Thomas Sauer dann vor ca. 20 Jahren.<br />
Zuerst mit „Schabversuchen“ auf einer<br />
Elu-Drechselbank, dann folgten Besuche<br />
von Kursen. Heute steht in der ehemaligen<br />
Schreinerwerkstatt des Vaters eine Vicmarc<br />
VL300. Hier entstehen Arbeiten in<br />
allen Facetten des Drechselns, von Schalen<br />
über Pfeffermühlen bis hin zu Schreibgeräten.<br />
Er bevorzugt klare moderne Formen<br />
und Linien.<br />
DrechslerMagazin Nr. 11 / Sommer 2010 25