Biophotonik-Forschung Auf dem Weg zur personalisierten Medizin
Biophotonik-Forschung Auf dem Weg zur personalisierten Medizin
Biophotonik-Forschung Auf dem Weg zur personalisierten Medizin
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Sprecher:<br />
Prof. Dr. Jürgen Popp<br />
Öffentlichkeitsarbeit:<br />
Dr.Marion Jürgens, Dr. Andreas Wolff<br />
Institut für Photonische Technologien<br />
Albert-Einstein-Str. 9, D-07745 Jena<br />
Telefon 03641 - 206 035<br />
Telefax 03641 - 206 044<br />
Email info@biophotonik.org<br />
Projektkoordination:<br />
VDI-Technologiezentrum<br />
Dr. Hasan Kar • kar@vdi.de<br />
Prof. Dr. Hans-J. Schwarzmaier • schwarzmaier@vdi.de<br />
Dr. Burkhard Krüger • krueger_b@vdi.de<br />
Dr. Michael Geisler • geisler@vdi.de<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf<br />
Telefon 0211 - 6214 401<br />
Internet www.vdi-tz.de<br />
http://www.biophotonik.org<br />
<strong>Biophotonik</strong>-<strong>Forschung</strong><br />
<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> <strong>personalisierten</strong> <strong>Medizin</strong>
<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> <strong>personalisierten</strong> <strong>Medizin</strong><br />
Die <strong>Biophotonik</strong>-<strong>Forschung</strong> spürt mit modernsten<br />
optischen Methoden den Lebensvorgängen<br />
nach, um Volkskrankheiten wie Krebs in ihren<br />
Ursachen zu verstehen, deren Anzeichen<br />
früher zu erkennen und neue<br />
hocheffiziente Therapiemethoden zu<br />
entwickeln. Langfristig, so die Hoffnung,<br />
könnten erste Warnzeichen<br />
des Körpers so früh erkannt werden,<br />
dass der Ausbruch einer Krankheit<br />
ganz vermieden werden könnte. Das<br />
Bundesforschungsministerium unterstützt<br />
die gesellschaftlich wie wirtschaftlich<br />
hochrelevante Fachdisziplin seit 2002 mit<br />
einer Förderinitiative. Über die Grenzen der<br />
klassischen Fachdisziplinen hinweg schaffen<br />
Ärzte, Naturwissenschaftler und Technologen<br />
neue Lösungen, die unsere Gesundheitsversorgung<br />
schon bald verbessern sollen. Ihr gemeinsames<br />
Werkzeug ist das Licht. Ein einzigartiges Werkzeug:<br />
Berührungslos kann es Zellzustände erfassen und<br />
überwachen, ohne sie zu stören. Schonend, schnell<br />
und hochpräzise unterstützt es die medizinische<br />
Diagnostik und Therapie. Welche Ergebnisse die<br />
<strong>Biophotonik</strong>-<strong>Forschung</strong> mit Unterstützung des<br />
BMBF bereits erzielen konnte und welche Ziele und<br />
Visionen die Forscher darüber hinaus verfolgen, soll<br />
vorliegende Broschüre illustrieren.<br />
„Um neue Lösungen für<br />
drängende medizinische<br />
Probleme zu entwickeln,<br />
müssen Forscher, Ärzte<br />
und Unternehmen<br />
von Beginn an eng<br />
zusammenarbeiten.“<br />
Prof. Dr. Jürgen Popp, Sprecher des<br />
<strong>Forschung</strong>sschwerpunktes <strong>Biophotonik</strong>
<strong>Forschung</strong>sschwerpunkt <strong>Biophotonik</strong> Licht für die Gesundheit<br />
Seit <strong>dem</strong> Jahr 2002 unterstützt die Bundesregierung die <strong>Biophotonik</strong>-<strong>Forschung</strong> mit einer Förderinitiative. Das multidisziplinäre<br />
Programm legt die Grundlagen für neue optische Verfahren und Geräte für biomedizinische Anwendungen.<br />
<strong>Biophotonik</strong><br />
Ein Markt im <strong>Auf</strong>bruch<br />
Die <strong>Biophotonik</strong>-<strong>Forschung</strong> ist ein wichtiger Impulsgeber<br />
für die optische <strong>Medizin</strong>technik. Weltweit ist Deutschland<br />
in diesem Segment des Photonik-Marktes die Nummer<br />
zwei, mit einem Marktanteil von 15 Prozent und einer<br />
Exportquote von knapp 75 Prozent. Mit einem Umsatzvolumen<br />
am Standort Deutschland von 3,5 Milliarden Euro<br />
im Jahr 2008 gehören <strong>Medizin</strong> und Life Sciences zu den<br />
umsatzstärksten Segmenten des Photonik-Marktes. Die<br />
Produktpalette ist vielfältig und reicht vom Mikroskop<br />
über medizinische Lasersysteme bis hin zu Analysesystemen<br />
für die Pharmaforschung.<br />
Über 150 Institutionen – Unternehmen, Universitäten und sonstige <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />
– haben seither ihre Kräfte in gemeinsamen <strong>Forschung</strong>sprojekten gebündelt.<br />
Etwa 220 Millionen Euro wurden bzw. werden bis 2013 investiert.<br />
Davon stellen das Bundesministerium für Bildung und <strong>Forschung</strong> (BMBF) und<br />
die beteiligten Unternehmen je etwa die Hälfte bereit.<br />
Eine Reihe von Produkten ist bereits aus den<br />
Förderprojekten hervorgegangen.<br />
Vgl. hierzu „Optische Technologien - Wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland“ Hrsg.: BMBF, Berlin 2007 und „Optische Technologien - Wirtschaftliche<br />
Bedeutung in Deutschland“ - Aktualisierung 2010, Hrsg.: Dr. Arnold Mayer, Optech Consulting, Tägerwilen, Schweiz<br />
Beiträge zu einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen<br />
Die Zahlen sind unmissverständlich: Alterung und Geburtenrückgang<br />
werden sich in den kommenden Jahrzehnten mit zunehmender<br />
Dynamik auf das Leben in Deutschland auswirken. Dies betrifft insbesondere<br />
unser Gesundheitssystem. Eine aktuelle Studie des Kieler<br />
Fritz-Beske-Instituts erwartet, dass die Fallzahlen wichtiger Volkskrankheiten<br />
in Deutschland stark zunehmen werden. Beispielsweise wird<br />
sich die Zahl der Demenzkranken relativ <strong>zur</strong> Gesamtbevölkerung bis<br />
zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln. Ähnliches gilt für viele weitere<br />
Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder altersbedingte<br />
Augenerkrankungen. Die Studie warnt, dass sich die Gesundheitskosten<br />
pro Einwohner im arbeitsfähigen Alter bedingt durch den<br />
<strong>dem</strong>ografischen Wandel mehr als verdreifachen werden. Hier werden<br />
die optischen Technologien mit neuen, hocheffizienten Diagnose- und<br />
Therapiemethoden einen Beitrag <strong>zur</strong> dringend benötigten Entlastung<br />
der Gesundheitssysteme leisten.<br />
Quelle: F. Beske, A. Katalinic, E. Peters, R. Pritzkuleit,<br />
„Morbiditätsprognose 2050. Ausgewählte Krankheiten für<br />
Deutschland, Brandenburg und Schleswig-Holstein“, Kiel 2009<br />
Erkrankte in Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung<br />
für einige häufige bzw. schwere Krankheiten<br />
Lungenkrebs<br />
0,06<br />
0,09<br />
0,14<br />
Brustkrebs<br />
0,17 0,06<br />
Lungenkrebs<br />
0,09<br />
0,16<br />
Prostatakrebs<br />
0,26 0,09<br />
Darmkrebs<br />
0,16<br />
0,38<br />
Herzinfarkt<br />
0,8 0,14<br />
Brustkrebs<br />
0,17<br />
0,76<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
0,16 1,06<br />
Prostatakrebs<br />
0,26<br />
1,34<br />
Glaukom<br />
0,38 2,30<br />
Herzinfarkt<br />
0,8<br />
0,86<br />
Makuladegeneration<br />
0,76 2,37<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
1,06<br />
1,30<br />
Demenz<br />
1,34 3,18<br />
Glaukom<br />
2,30<br />
Diabetes mellitus<br />
Makuladegeneration<br />
Erkrankte in Prozent Stand der 2007 deutschen<br />
Gesamtbevölkerung für ausgewählte<br />
Prognose 2050<br />
häufige bzw. schwere Krankheiten<br />
Erkrankte in Prozent 0,09 der deutschen Gesamtbevölkerung<br />
Darmkrebs<br />
für einige 0,16 häufige bzw. schwere Krankheiten<br />
0,86<br />
Quelle: F. Beske, A. Katalinic, 1,30<br />
Demenz<br />
E. Peters, R. Pritzkuleit,<br />
3,18<br />
Morbiditätsprognose 2050. Ausgewählte Krankheiten für<br />
Deutschland, Brandenburg und Schleswig-Holstein, Kiel 2009 5,0<br />
Diabetes mellitus<br />
<strong>Biophotonik</strong> ist die Anwendung optischer<br />
Technologien auf Fragestellungen in <strong>Medizin</strong> und<br />
Lebenswissenschaften.<br />
2,37<br />
Quelle: F. Beske, A. Katalinic, E. Peters, R. Pritzkuleit,<br />
Morbiditätsprognose 2050. Ausgewählte Krankheiten für<br />
Deutschland, Brandenburg und Schleswig-Holstein, Kiel 2009<br />
= Leben + Licht = <strong>Biophotonik</strong><br />
5,0<br />
Stand 2007<br />
Prognose 2050<br />
7,2<br />
7,2
Krankheiten besser verstehen: Neuartige Mikroskopie-Systeme<br />
Ultrascharfe Lichtnanoskopie lebender Zellen Neue Einsichten in die Netzwerke lebender Zellen<br />
Ein wissenschaftlicher Durchbruch ist <strong>dem</strong> Göttinger Professor Stefan<br />
Hell mit der „Optischen Nanoskopie“ gelungen. Mit völlig neuen Konzepten<br />
konnte er die <strong>Auf</strong>lösung der Licht- bzw. Fluoreszenzmikroskopie<br />
bis in den unteren Nanometer-Bereich steigern. Dies<br />
ermöglicht einen ungeahnt detaillierten Blick in Körperzellen und<br />
damit ein neues Verständnis der Lebensvorgänge. Für die wegweisende<br />
wissenschaftliche Arbeit und ihre zielstrebige technische<br />
Umsetzung wurde Hell mit <strong>dem</strong> Deutschen Zukunftspreis 2006 ausgezeichnet.<br />
Das erste kommerzielle Lichtnanoskop konnte das Unternehmen<br />
Leica Microsystems im Jahr 2007 auf <strong>dem</strong> Markt einführen.<br />
Derzeit wird die Technologie für die Untersuchung lebender Zellen<br />
weiterentwickelt. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. So entstanden am<br />
European Neuroscience Institute Live-Videos von Details der Signalübertragung<br />
in lebenden Nervenzellen.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Optische Nanoskopie (2002-2006)<br />
Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen • Leica<br />
Microsystems CMS GmbH • Universität Heidelberg, Physikalisch-<br />
Chemisches Institut • Toptica Photonics AG • Universität Siegen<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Nanolive (2007-2010)<br />
Leica Microsystems CMS GmbH • Max-Planck-Institut für Biophysikalische<br />
Chemie • European Neuroscience Institute Göttingen •<br />
Atto-Tec GmbH<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Superresolution (2007-2009)<br />
Universität Bielefeld, Angewandte Laserphysik und Laserspektroskopie<br />
sowie Institut für Organische Chemie • Max-Planck-Institut<br />
für Biophysikalische Chemie • Universität Siegen • <strong>Forschung</strong>szentrum<br />
Jülich GmbH<br />
Die Lichtnanoskopie (STED) zeigt Details, die in der konventionellen<br />
Mikroskopie verborgen bleiben – hier die relative<br />
Anordnung von Kernstrukturen in einer menschlichen Zelle.<br />
Ein Erfolg der Verbundforschung:<br />
Leica TCS STED,<br />
das erste kommerzielle<br />
optische<br />
Lichtnanoskop.<br />
Neue Einsichten in die komplexen, dreidimensionalen Netzwerke<br />
lebender Zellen vermittelt eine vielseitige Mikroskopie-Plattform, die<br />
in den Verbundprojekten Live Cell Screening und 3D-Tissue Screen<br />
entstanden ist. Das System des Münchner Unternehmens TILL Photonics<br />
ermöglicht es, lebende Zellen in ihrer natürlichen dreidimensionalen<br />
Umgebung zu halten, sie zu manipulieren und ihr Verhalten mit<br />
großer Zeitauflösung zu studieren.<br />
Bereits im Projektverlauf konnte der Nutzen der Plattform in wichtigen<br />
Anwendungen <strong>dem</strong>onstriert werden. So konnten Forscher der Universität<br />
des Saarlandes schnelle dynamische Prozesse in Herzmuskelzellen<br />
beobachten, um den zellulären Ursachen und Mechanismen von<br />
Herzrhythmusstörungen nachzuspüren. Das Zentrum für Neuropathologie<br />
der LMU München konnte neue Erkenntnisse zu den Mechanismen<br />
der Alzheimer-Erkrankung gewinnen.<br />
Studien lebender Zellen<br />
in ihrer natürlichen<br />
Umgebung<br />
Ergebnisse der BMBF-Förderung: Neuartige Probenkammern der<br />
ibidi GmbH für die Beobachtung lebender Zellen (oben) sowie die<br />
Mikroskopie-Plattform iMIC des Unternehmens TILL Photonics.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Live Cell Screening (2005-2007)<br />
TILL Photonics GmbH • Universität Freiburg, Zentrum für Angewandte<br />
Biowissenschaften und Institut für Biologie • Universitätsklinikum<br />
Münster, CeBOP • Attocube Systems AG • Trigen GmbH •<br />
ibidi GmbH<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund 3D-Tissue Screen (2007-2009)<br />
TILL Photonics GmbH • Toptica Photonics AG • arivis – Multiple<br />
Image Tools GmbH • ibidi GmbH • PicoQuant GmbH • LMU München:<br />
BioImaging Zentrum, Laser-<strong>Forschung</strong>slabor sowie Zentrum<br />
für Neuropathologie und Prionforschung • Universität des Saarlandes,<br />
Institut für Molekulare Zellbiologie • Universität Freiburg,<br />
Zentrum für Angewandte Biowissenschaften
Krankheiten früher erkennen: Neue Lösungen für die medizinische Diagnostik<br />
Kleinste Tumore erkennen und schonend entfernen<br />
Die optische molekulare Bildgebung verspricht entscheidende<br />
Fortschritte im Kampf gegen den Krebs. Sie kann heute Tumore<br />
sehr frühzeitig auf molekularer Ebene exakt von gesun<strong>dem</strong> Gewebe<br />
unterscheiden. Auch kleinste Tumore mit weniger als einem Millimeter<br />
Durchmesser sollen künftig bei einer endoskopischen Untersuchung<br />
aufgespürt werden und, so das Fernziel, durch eine geeignete<br />
Vorrichtung bereits während der Untersuchung laserinduziert zerstört<br />
werden. Ein Vorläufer des Verfahrens, die Photodynamische Diagnostik<br />
(PDD), wird bereits in der klinischen Routine <strong>zur</strong> Erkennung von Blasen-<br />
und Hirntumoren eingesetzt. Um das Verfahren noch zielgenauer<br />
und empfindlicher zu gestalten, werden derzeit neue endoskopische<br />
Systeme sowie neuartige fluoreszierende Sonden <strong>zur</strong> hochspezifischen<br />
Markierung erforscht. Die neue Methode soll künftig auch<br />
operationsbegleitend eingesetzt werden. Der Chirurg kann damit<br />
einfacher und eindeutiger als bisher erkennen, welches Gewebe er<br />
entfernen muss.<br />
Neuartige fluoreszierende Sonden (hier: Nahinfrarot-Peptidsonde)<br />
bringen entartete<br />
Zellen zum <strong>Auf</strong>leuchten.<br />
Die Fluoreszenz-Bildgebung liefert ein viel deutlicheres Bild dieses<br />
bösartigen Hirntumors als die klassische Weißlicht-Darstellung.<br />
Besonders die infiltrierenden Ränder (violett-rosa) können besser von<br />
gesun<strong>dem</strong> Gewebe unterschieden werden.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund TumorVision (2006-2009)<br />
R-Biopharm AG • Karl Storz GmbH & Co KG • LMU München,<br />
Laserforschungslabor • Universität Regensburg • Universität<br />
Bielefeld • <strong>Forschung</strong>szentrum Borstel • Universitätsklinikum<br />
Regensburg, Universitätsklinikum der RWTH Aachen • Universitätsspital<br />
Zürich<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Neurotax (2009-2011)<br />
MRC Systems GmbH, Heidelberg • Karl Storz GmbH & Co. KG<br />
• LMU München, Zentrum für Neuropathologie sowie Laser-<br />
<strong>Forschung</strong>slabor<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund COLONVIEW (2009-2012)<br />
Karl Storz GmbH & Co. KG • Signalomics GmbH • PARItec GmbH<br />
• Dyomics GmbH • FH Münster • Universitätsklinikum Freiburg,<br />
Klinik für Nuklearmedizin • Universitätsklinikum Jena, Institut für<br />
Diagnostische und Interventionelle Radiologie • TU München,<br />
Chirurgische Klinik und II. <strong>Medizin</strong>ische Klinik<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund OPTOPROBE (2009-2012)<br />
<strong>Forschung</strong>szentrum Borstel • Laser- & <strong>Medizin</strong>-Technologie<br />
GmbH • Gesellschaft für Silizium-Mikroysteme mbH • Atto-Tec<br />
GmbH • Karl Storz GmbH & Co KG • R-Biopharm AG<br />
Alzheimer-Krankheit: Früherkennung per Augenscan?<br />
Ein empfindlicher und schnell durchführbarer „Augenscan“ soll künftig<br />
helfen, die Alzheimer-Erkrankung bereits in einem frühen Stadium zu<br />
erkennen. Der Verbund MINDE erforscht dazu ein Diagnoseverfahren,<br />
das die Augenlinse bzw. Netzhaut des Patienten mit unschädlichem<br />
Laserlicht scannt. Die Alzheimer-Krankheit ist die bei weitem häufigste<br />
chronisch neurodegenerative Erkrankung und betrifft schon<br />
heute knapp eine Million Deutsche. 2050 rechnen Experten mit vier<br />
Millionen Betroffenen. Das neue Verfahren soll neben der Früherkennung<br />
auch eine Verlaufskontrolle von neuartigen Therapieansätzen<br />
ermöglichen, die eine Verminderung von beta-Amyloid bzw. der tau-<br />
Pathologie zum Ziel haben. Damit entsteht neue Hoffnung im Kampf<br />
gegen die bisher als unheilbar geltende Krankheit.<br />
Forscher hoffen, ähnliche Augenscans auch <strong>zur</strong> Früherkennung von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes anwenden zu können, da<br />
sich Vorboten dieser Krankheiten im Augenhintergrund beobachten<br />
lassen (Auge als „diagnostisches Fenster zum Körper“). Ein ähnliches<br />
System soll künftig helfen, die altersabhängige Makuladegeneration<br />
(AMD) frühzeitig zu erkennen und somit bessere Behandlungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen. AMD ist die häufigste Ursache für Altersblindheit<br />
in den Industrieländern.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund MINDE (2009-2012)<br />
Carl Zeiss AG • Dyomics GmbH • Klinikum rechts der Isar der<br />
TU München, Nuklearmedizinische Klinik und Poliklinik • LMU<br />
München, Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung • TU<br />
Darmstadt, Clemens-Schöpf-Institut für Organische Chemie und<br />
Biochemie • Universitätsklinikum Jena, Augenklinik sowie Institut<br />
für Diagnostische und Interventionelle Radiologie<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund MODIAMD (2010-2013)<br />
Carl Zeiss Meditec AG • mivenion GmbH, Berlin • Universitäts-<br />
Augenklinik Bonn • Charité – Universitätsmedizin Berlin, Laboratoriumsmedizin<br />
und Pathobiochemie • FU Berlin, Institut für Chemie<br />
und Biochemie<br />
Nachweis von krankhaften<br />
Plaques (hyperphosphoryliertes<br />
tau-Protein) in einer<br />
Ganglienzelle der Netzhaut<br />
eines transgenen Tiermodells<br />
der Alzheimerschen<br />
Erkrankung<br />
Ein schneller und schmerzloser „Augenscan“ kann heute bereits viele<br />
Augenerkrankungen erkennen helfen. Künftig könnten auch Vorboten<br />
der Alzheimer-Erkrankungen so aufgespürt werden.
Krankheiten früher erkennen: Neue Lösungen für die medizinische Diagnostik<br />
Optische Technologien gehen unter die Haut<br />
Neue Verfahren der optischen und spektroskopischen molekularen<br />
Bildgebung ermöglichen ein schonendes Hautscreening. Die Haut<br />
wird berührungslos bis in eine Eindringtiefe von etwa 200 Mikrometern<br />
durchleuchtet, was <strong>dem</strong> Patienten die Entnahme einer Hautprobe<br />
erspart. Dies kann die Früherkennung von Hautkrebs sowie die Beobachtung<br />
von Hautkrankheiten künftig deutlich erleichtern.<br />
Der mit Unterstützung des BMBF entstandene Intravitaltomograph<br />
der JenLab GmbH erlaubt detaillierte, räumlich hoch aufgelöste<br />
Einblicke in die verschiedenen Schichten der Epidermis und teilweise<br />
sogar in die darunterliegende Dermis. Abgebildet werden morphologische<br />
Strukturen, anhand ihrer Autofluoreszenz aber auch bestimmte<br />
Zielmoleküle wie Kollagen, NADH und Melanin. Das System wird<br />
derzeit durch weitere Messmodule erweitert, um eine ganze Reihe<br />
weiterer Zielmoleküle spezifisch zu erfassen und damit die Mechanismen<br />
der Neurodermitis sowie bestimmte Nebenwirkungen von<br />
Chemotherapien aufzuklären.<br />
Ein System der LTB Berlin GmbH wird derzeit in Kliniken <strong>zur</strong> Früherkennung<br />
des Schwarzen Hautkrebs erprobt. Dieser ist mit etwa 15.000<br />
jährlichen Neuerkrankungen zwar weniger häufig als der Helle oder<br />
auch Weiße Hautkrebs, aber deutlich aggressiver. Daher ist eine möglichst<br />
frühe Erkennung, z.B. im Rahmen regelmäßiger Hautscreenings,<br />
entscheidend.<br />
Der Intravitaltomograph „DermaInspect“<br />
kann wichtige Hautbestandteile bis<br />
in tiefere Hautschichten abbilden.<br />
Hier sind Kollagen (grün,<br />
Zweiphotonen-Anregung)<br />
und elastische Fasern (rot,<br />
Autofluoreszenz) in der<br />
Lederhaut zu sehen.<br />
Ein optisches Hautscreening-<br />
Verfahren der LTB Berlin<br />
GmbH erkennt frühzeitig<br />
den gefährlichen Schwarzen<br />
Hautkrebs.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund FluoTOM (2005-2009)<br />
W.O.M. World of Medicine AG • LTB Lasertechnik Berlin GmbH •<br />
Universität Potsdam, Institut für Physik • Universität Magdeburg,<br />
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie • Elisabethklinik<br />
Berlin<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund 5D-IVT (2007-2010)<br />
JenLab GmbH • Beiersdorf AG • Fraunhofer-Institut für Biomedizinische<br />
Technik • Universität Münster, Hautklinikum • Universitätsklinikum<br />
Jena • Universität Hamburg, Institut für Informatik<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Chemoprävent (2009-2012)<br />
Charité, Universitätsmedizin Berlin • Institut für Photonische<br />
Technologien • Bioskin GmbH • JenLab GmbH • Toptica Photonics<br />
AG<br />
Für bessere Hygiene: Bakterien rechtzeitig aufspüren<br />
Bakterien sind allgegenwärtig – auf unserer Haut, im Boden, in Lebensmitteln<br />
und in der Raumluft. Doch bestimmte Spezies können selbst<br />
in geringer Anzahl gefährlich werden, zum Beispiel in der Luft von<br />
Operationssälen oder pharmazeutischen Reinräumen. Dort müssen sie<br />
schnell und eindeutig erkannt werden, um drohende Schäden unverzüglich<br />
abzuwehren. Herkömmliche Analyseverfahren sind hierfür<br />
zu langwierig. Deutlich schnellere Ergebnisse liefert der „Bio Particle<br />
Explorer“, ein System, das die Berliner rap.ID GmbH im Anschluss an<br />
das BMBF-Förderprojekt OMIB auf den Markt bringen konnte. Es kann<br />
sofort feststellen, mit welchen und wie vielen Bakterien oder Keimen<br />
die Luft belastet ist. Kernstück ist ein optisches Analysesystem auf<br />
Basis der Raman-Spektroskopie, das innerhalb einer Sekunde ein<br />
einzelnes Bakterium genau charakterisieren kann.<br />
Künftig soll das System auch der Überwachung der Hygiene in<br />
Krankenhäusern dienen. Im Verbundprojekt “FastDiagnosis” soll es auf<br />
die Erkennung von Bakterien in Infusionen und Körperflüssigkeiten<br />
angepasst werden. Eine Kombination mit molekularbiologischen<br />
Methoden soll zu<strong>dem</strong> eine schnelle, kostengünstige und zuverlässige<br />
Diagnose der Sepsis ermöglichen. Der Bedarf ist dringend: Sepsis und<br />
septischer Schock sind heute die Haupttodesursachen auf nicht-kardiologischen<br />
Intensivstationen.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund OMIB (2003-2006)<br />
Universität Jena, Institut für Physikalische Chemie • Universität<br />
Freiburg, Institut für Informatik • Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung, Stuttgart • rap.ID Particle<br />
Systems GmbH, • Kayser-Threde GmbH • Schering AG • Institut<br />
für Photonische Technologien<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund FastDiagnosis (geplant: 2010-2013)<br />
R-Biopharm AG • rap.ID Particle Systems GmbH • Institut für<br />
Photonische Technologien • Universitätsklinikum Jena • Qiagen<br />
GmbH • Universitätsklinikum Dresden<br />
Der Bio Particle Explorer wird<br />
bereits erfolgreich für die Überwachung<br />
der Luft in Reinräumen<br />
<strong>zur</strong> Medikamentenherstellung<br />
eingesetzt.<br />
Im Fall einer Sepsis muss die richtige Therapie schnell eingeleitet<br />
werden. Die geplante optische Diagnostik verspricht einen entscheidenden<br />
Zeitvorteil gegenüber herkömmlichen Verfahren.
Krankheiten früher erkennen: Neue Lösungen für die medizinische Diagnostik<br />
Krebs genauer erkennen und besser behandeln<br />
Krebs – ja oder nein? Diese Frage können Pathologen durch die<br />
mikroskopische Begutachtung von Gewebeschnitten heute sicher<br />
beantworten, doch ihre prognostischen Aussagen zum weiteren<br />
Krankheitsverlauf sind noch zu ungenau. Um dies zu ändern, erforscht<br />
der Verbund EXPRIMAGE eine neuartige diagnostische Plattform, die<br />
Pathologen künftig ein umfassendes Bild eines Tumors liefern soll. Sie<br />
„durchleuchtet“ Gewebeschnitte mit einer Kombination von neuesten<br />
optischen und molekularbiologischen Methoden, um detaillierte<br />
Informationen aus den Zellen, z.B. über deren geänderte chemische<br />
Zusammensetzung, zu gewinnen. Die Zusammenschau der Daten soll<br />
einen Tumor so genau beschreiben, dass sich damit auch seine weitere<br />
Entwicklung und mögliche Reaktion auf eine Therapie vorhersagen<br />
lassen. Um ihr diagnostisches Konzept zu prüfen und zu optimieren,<br />
können die Projektpartner auf eine umfangreiche Fallsammlung<br />
<strong>zur</strong>ückgreifen, die Gewebeproben und Therapieverlaufsdaten von<br />
mehr als 5.000 Krebspatienten <strong>zur</strong> Verfügung stellt.<br />
Eine neuartige diagnostische<br />
Plattform soll Pathologen<br />
künftig ermöglichen, Verläufe<br />
von Krebserkrankungen besser<br />
vorherzusagen und genauere<br />
Therapieempfehlungen zu geben.<br />
<strong>Forschung</strong>sverbund Exprimage (2007-2011)<br />
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf • Carl Zeiss Microimaging<br />
GmbH • RWTH Aachen, Lehrstuhl für Informatik • Qiagen<br />
GmbH • WiTEC GmbH • Universität Leipzig, Institut für die Physik<br />
weicher Materie • Universität Jena, Institut für Physikalische<br />
Chemie<br />
Schnelltests Das Labor zum Patienten bringen<br />
Allen Verbesserungen in der medizinischen Versorgung zum Trotz<br />
wird der überwiegende Teil der Mittel in der Gesundheitsversorgung<br />
bisher für die symptomatische Behandlung fortgeschrittener Krankheiten<br />
eingesetzt. Hier ist ein Paradigmenwechsel hin <strong>zur</strong> Früherkennung<br />
und Prävention von Krankheiten erforderlich. Die <strong>Biophotonik</strong>-<br />
<strong>Forschung</strong> hat uns diesem Ziel bereits ein gutes Stück näher gebracht.<br />
Erkenntnisse zu den molekularen Ursachen und Vorboten vieler<br />
Krankheiten liefern neue Ansatzpunkte für deren Vermeidung. So ist<br />
heute beispielsweise eine Reihe von Frühanzeigern für Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen bekannt. Nun gilt es derartige Biomarker in schnellen,<br />
kostengünstigen und nichtinvasiven Tests diagnostizierbar zu machen.<br />
Damit könnten Riskiopatienten künftig ihren Gesundheitszustand auf<br />
unkomplizierte Weise überwachen, zum Beispiel durch Schnelltests in<br />
der Arztpraxis oder zuhause.<br />
Derzeit werden bereits handliche Testsysteme für die Point-of-Care-Diagnostik<br />
erforscht, die krankheitstypische Biomarker direkt, d.h. ohne<br />
aufwändige Probenaufbereitung, aus Körperflüssigkeiten bestimmen<br />
können – mittels optisch auslesbarer Biochips, Testkits oder spektroskopischer<br />
Messungen.<br />
Das Smartphone als Gesundheitsmonitor?<br />
Krankheiten vermeiden: Personalisierte <strong>Medizin</strong><br />
Dieser elektro-optische<br />
Biochip kann bis zu 40<br />
Biomoleküle wie DNA oder<br />
Proteine gleichzeitig binnen<br />
weniger Minuten erfassen.<br />
Künftig könnten Ärzte derartige<br />
Systeme verwenden, um beispielsweise<br />
Notfallpatienten auf eingenommene Medikamente<br />
zu testen.<br />
Die Vision Echte Prävention<br />
Gelingt es, die optische Schnelldiagnostik künftig noch weiter zu<br />
vereinfachen, so könnte sie den Menschen helfen, ihren Gesundheitszustand<br />
im Alltag regelmäßig zu kontrollieren und schon bei ersten<br />
Warnzeichen gegenzusteuern. Optische Technologien sind die ideale<br />
Grundlage für die benötigten schnellen, kostengünstigen und gleichzeitig<br />
verlässlichen Verfahren.
Zukunft benennen<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Experten-Netzwerk<br />
Der <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt <strong>Biophotonik</strong> ist mehr als ein Nebeneinander<br />
von Verbundforschungsprojekten. Jahre der gemeinsamen<br />
<strong>Forschung</strong>, aber auch eine verbundübergreifende Kommunikation<br />
haben die Projektpartner in einem deutschlandweiten Experten-Netzwerk<br />
zusammengeführt. Beim jährlichen Symposium und in Zukunfts-<br />
Workshops diskutieren sie wichtige Innovationsfelder der <strong>Biophotonik</strong>.<br />
Welches sind die drängendsten medizinischen Bedarfsfelder, die noch<br />
auf Lösungen warten? Welche photonischen Werkzeuge könnten diesen<br />
Bedarf am besten bedienen? Wirtschaft und Wissenschaft erhalten<br />
so neue Hinweise, um schnelle und zielgerichtete Innovationen zum<br />
Nutzen von Patienten, Ärzten und der gesamten Gesellschaft zu<br />
schaffen.<br />
Workshop „Photonik in Lebenswissenschaften<br />
und Gesundheit“, Jena 2010<br />
Workshop „Visions for Future Diagnostics“,<br />
Fachmesse LASER 2009, München<br />
Öffentlichkeitsarbeit aus den <strong>Forschung</strong>sverbünden: Beitrag im ZDF-<br />
Morgenmagazin über den Bio Partikel Explorer<br />
Podiumsdiskussion beim <strong>Biophotonik</strong>-Symposium<br />
2006, München, Klinikum Großhadern<br />
Herausgeber, Redaktion und Gestaltung<br />
<strong>Forschung</strong>sschwerpunkt <strong>Biophotonik</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Institut für Photonische Technologien<br />
Albert-Einstein-Str. 9, D-07745 Jena<br />
Telefon 03641 - 206 035<br />
Telefax 03641 - 206 044<br />
Email info@biophotonik.org<br />
Internet www.biophotonik.org<br />
Stand: September 2010<br />
Impressum<br />
Bildnachweis<br />
IPHT (3x), ibidi GmbH, LMU München/Bio<br />
Imaging Zentrum, Bayer Schering AG, LMU<br />
München/Zentrum für Neuropathologie<br />
S. 1: IPHT Jena (2x)<br />
S. 2: Jan-Peter Kasper<br />
S. 4: Leica Microsystems CMS GmbH (2x)<br />
S. 5: ibidi GmbH, LMU München/Bio Imaging<br />
Zentrum, LMU München/Zentrum für Neuropathologie<br />
S. 6 Verbund Colonview, LMU München/Laser-<br />
<strong>Forschung</strong>slabor (2x)<br />
S. 7: Carl Zeiss Meditec, LMU München/ZNP (S.<br />
Schön, J. Herms)<br />
S. 8: JenLab GmbH, LTB Berlin GmbH (2x)<br />
S. 9: Bayer Schering AG, R-Biopharm AG<br />
S. 10: Institut für diagnostische Histopathologie<br />
und Zytologie, RWTH Aachen, Verbund<br />
EXPRIMAGE<br />
S. 11: IPHT Jena (2x)<br />
S. 12: <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt <strong>Biophotonik</strong><br />
(3x)