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KAPITEL 5: DECKEN

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TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

<strong>KAPITEL</strong> 5: <strong>DECKEN</strong><br />

5 <strong>DECKEN</strong> 2<br />

5.1 Allgemeines................................................................................................................ 2<br />

5.1.1 Einleitung............................................................................................................. 2<br />

5.1.2 Geschichtliche Entwicklung ................................................................................. 2<br />

5.1.3 Tragverhalten....................................................................................................... 3<br />

5.1.4 Materialien ........................................................................................................... 5<br />

5.1.5 Belastung und Nachweisführung ......................................................................... 5<br />

5.1.6 Kühldecken.......................................................................................................... 7<br />

5.2 Betondecken .............................................................................................................. 8<br />

5.2.1 Allgemeines ......................................................................................................... 8<br />

5.2.2 Tragverhalten von Betondecken.......................................................................... 8<br />

5.2.2.1 Kreuzweise gespannte Platten ..................................................................... 8<br />

5.2.2.2 Punktgelagerte Platten ................................................................................. 9<br />

5.2.3 Ortbetondecken ................................................................................................. 11<br />

5.2.4 Teilmontagedecken ........................................................................................... 13<br />

5.2.4.1 Elementdecken, schlaff bewehrt................................................................. 13<br />

5.2.4.2 Elementdecken, vorgespannt ..................................................................... 15<br />

5.2.5 Vollmontagedecken ........................................................................................... 16<br />

5.2.5.1 Hohldielen................................................................................................... 16<br />

Doppelsteg- und Trogplatten .................................................................................... 19<br />

5.3 Verbunddecken ........................................................................................................ 20<br />

5.3.1 Trapezblechverbunddecke ................................................................................ 20<br />

5.3.2 Slim-Floor-Decken ............................................................................................. 23<br />

5.4 Füllkörperdecken...................................................................................................... 25<br />

5.5 Holzdecken .............................................................................................................. 25<br />

5.5.1 Deckenbauarten ................................................................................................ 25<br />

5.5.1.1 Holzbalkendecken ...................................................................................... 26<br />

5.5.1.2 Decken in Tafelbauweise............................................................................ 27<br />

5.5.1.3 Massivholzdecken ...................................................................................... 27<br />

5.5.2 Holzdecken als Gebäudeaussteifungselemente................................................ 28<br />

5.6 Untergehängte Decken ............................................................................................ 31<br />

5.7 Balkone und Loggien ............................................................................................... 33<br />

5.7.1 Allgemeines ....................................................................................................... 33<br />

5.7.2 Ausführungsdetails für Balkone ......................................................................... 34<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 1<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

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5 <strong>DECKEN</strong><br />

5.1 ALLGEMEINES<br />

5.1.1 EINLEITUNG<br />

Geschoßdecken sind elementare Bauteile beinahe jeden Gebäudes. Sie haben wesentliche<br />

Aufgaben zu erfüllen und unterliegen einer Reihe von Anforderungen. Sie übernehmen<br />

mehrfache Funktionen im Rahmen der Lastabtragung und sind durch ihr flächenaktives<br />

Tragverhalten überaus effizient.<br />

Aufgaben: • Lastabtragung an den Wänden und Stützen<br />

• horizontaler Raumabschluss<br />

Anforderungen: • geringes Eigengewicht (Fundierung, Transport)<br />

• Tragfähigkeit (Spannweiten)<br />

• Steifigkeit (Durchbiegungen, Schwingungsanfälligkeit)<br />

• Schallschutz<br />

• Brandschutz<br />

• Wärmeschutz<br />

• geringe Bauhöhe<br />

• kurze Bauzeit<br />

5.1.2 GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG<br />

Die im Wohnbau des 19. Jahrhunderts verwendeten Deckentypen sind im Wesentlichen<br />

auf zwei Grundschemata zurückzuführen: das aufgelöste Balkentragwerk und das Gewölbe.<br />

Bis in das letzte Viertel des vorigen Jahrhunderts (etwa bis 1880) sowie bei Wohnbauten<br />

bis 1918 waren nur drei Deckentypen vorherrschend: die Dippelbaumdecke, die einzelnen<br />

Arten von Tramdecken und Ziegelkappengewölbe sowie Kellergewölbe im Kellerbereich.<br />

Für Dippelbaumdecken verwendete man unmittelbar aneinanderliegende, miteinander verdübelte<br />

Holzbalken. Die „Dippelbäume“ wurden durch das Auseinanderschneiden von<br />

<strong>DECKEN</strong> 2 HOCHBAU


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~1800<br />

Platzldecke Tramdecke Dippelbaumdecke<br />

~1900<br />

Ortbeton-<br />

Rippendecke<br />

~2000<br />

Fertigteil-<br />

Rippendecke<br />

Hohlkörperdecke <br />

Großflächenplattendecke<br />

Entwicklung der Deckensysteme<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Fertigteil-<br />

Balkendecke<br />

Hohldielendecke<br />

Rundhölzern gewonnen; die Seitenflächen sind behauen, um einen besseren Fugenschluss<br />

zu gewährleisten.<br />

Bei der Tramdecke sind zwischen den tragenden Wänden die Träme (Kanthölzer) hochkant,<br />

im Abstand von 75 bis 100 cm verlegt. An der Ober- und Unterseite wurde die Tramlage<br />

verschalt. Die Stöße der die obere Sturzschalung bildenden Bretter wurden mit Leisten<br />

überdeckt, um ein Eindringen der Beschüttung in den Tramzwischenraum zu verhindern.<br />

Auf diese Art konnten bei einer Gesamtkonstruktionshöhe von 30 – 45 cm Spannweiten<br />

von bis zu 6 m überbrückt werden. Die maximale Tramhöhe betrug 26 (28) cm. Bei der<br />

Tramdecke mit versenkter Sturzschalung wurde, um die Konstruktionshöhe zu vermindern,<br />

die Sturzschalung nicht auf den Trämen, sondern auf seitlich an die Balken genagelten<br />

Leisten verlegt.<br />

Ein bis 1918 weit verbreiteter Deckentyp stellt auch die sogenannte Platzldecke dar. Bei<br />

Spannweiten unter 2,5 m – z.B. unter Gängen, im Stiegenhausbereich, etc. – oder zwischen<br />

Traversen als Hauptträger wurden in der Regel Ziegelkappengewölbe eingesetzt.<br />

Die als „Platzl“ bezeichneten Kappen sind Ausschnitte von Tonnengewölben mit einem<br />

Verhältnis von Stichhöhe/Spannweite von 1/10. Beim Anschluß an die I-Träger (Traversen)<br />

wurden die 15 cm starken Kappen auf den Unterflanschen der Träger aufgelegt und die<br />

entstehenden Zwickel ausgemauert. Bei gleicher Belastung heben sich die Horizontalschübe<br />

aneinandergrenzender Kappengewölbe auf. In den Randfeldern müssen die Differenzschübe<br />

entweder durch starke Widerlager oder durch Schließen (Zuggurte) aufgenommen<br />

werden.<br />

5.1.3 TRAGVERHALTEN<br />

Decken wirken i.d.R. sowohl als Platten als auch als Scheiben:<br />

• Plattenwirkung: Aufnehmen und Weiterleiten der vertikalen Lasten (ständige<br />

und veränderliche) zu den stützenden Konstruktionselementen (Träger, Wände,<br />

Stützen)<br />

• Scheibenwirkung: Aufnehmen und Weiterleiten bzw. Verteilen der horizontalen<br />

Kräfte (Wind, Erdbeben) auf die entsprechenden Tragelemente (aussteifende<br />

Wände, Rahmen, etc.)<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 3<br />

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SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

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WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

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Typische Fertigteilbalken<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Nach der Konstruktion bzw. der Form des tragenden Deckenquerschnittes<br />

unterscheidet man in<br />

• Balkendecken: Die Decke liegt<br />

auf den Balken (Unterzügen) auf<br />

ohne ein statisches Zusammenwirken<br />

zu erzielen (z.B. Fertigteilbau).<br />

• Plattenbalkendecken: Die Balken<br />

(Unterzüge) wirken gemeinsam<br />

mit der Decke wie ein Plattenbalken.<br />

• Plattendecken<br />

<strong>DECKEN</strong> 4 HOCHBAU


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Darstellung der Spannrichtungen<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

35<br />

34<br />

33<br />

32<br />

31<br />

30<br />

29<br />

28<br />

27<br />

Anteil in %<br />

Ortbetondecken Fertigteildecken aus<br />

Beton<br />

Sonstige<br />

(Füllsteindecken,<br />

Holzdecken,<br />

Verbunddecken, etc.)<br />

Abschnitt Gebäude-, Raum- bzw. Flächennutzung<br />

Spannrichtung<br />

Verteilung der Häufigkeit von verwendeten Decken<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Nutzlast<br />

in kN/m²<br />

3 Terrassen und Dächer 0,5 – 3,0<br />

4 Dachböden 1,0 – 2,0<br />

5 Aufenthaltsräume 2,0 – 5,0<br />

6 Räume besonderer Art 1,0 – 5,0<br />

7 Balkone und Loggien ≥4,0<br />

8 Stiegen, Gänge und Podeste 3,0 – 6,0<br />

9 Flächen für Menschenansammlungen 4,0 – 5,0<br />

Nutzlastansätze<br />

Zudem unterscheidet man zwischen ein- und mehrachsig gespannten Platten. Die einfachste<br />

Form der mehrachsig gespannten Decke ist die kreuzweise gespannte Platte. Da<br />

diese Art der Lastabtragung aber nur durch eine monolithische Platte, also durch Betondecken<br />

erreicht werden kann, wird die Tragwirkung unter Kapitel 5.2.2 Tragverhalten von Betondecken<br />

besprochen.<br />

5.1.4 MATERIALIEN<br />

Während die ersten Geschoßdecken – abgesehen von den Gewölben - fast ausschließlich<br />

Holzdecken waren, werden heute großteils Betondecken hergestellt. Dabei kommt der Beton<br />

sowohl als Ortbeton als auch – und zwar mit ständig steigenden Anteilen – in Form von<br />

Fertigteilen und Halbfertigteilen zum Einsatz.<br />

Der Holzbau gewinnt zunehmend Marktanteile, Holzdecken bleiben aber auf den 4- bis 5geschossigen<br />

Wohnbau beschränkt.<br />

5.1.5 BELASTUNG UND NACHWEISFÜHRUNG<br />

Nebenstehende Tabelle liefert eine grobe Übersicht über die laut ÖNORM B 1991-1-1 anzusetzenden<br />

Nutzlasten. Genauere Werte sind der ÖNORM selbst zu entnehmen. Nicht zu<br />

vergessen ist der Zwischenwandzuschlag (s. Kap. 2.4.1 Innenwände). Der Nachweis für<br />

die Tragsicherheit erfolgt dann baustoffabhängig nach aktuellem Sicherheitskonzept.<br />

(siehe BKL, Kapitel 3.6)<br />

Im Hochbau ist jedoch meist der Gebrauchstauglichkeitsnachweis maßgebend (SLS). Folgende<br />

Tabelle gibt einen Überblick über zulässige Durchbiegungen von Deckentragwerken:<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 5<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

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STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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δ1<br />

δ2<br />

δ3<br />

δ4<br />

δ1<br />

δv<br />

δü<br />

δmax<br />

δ1 Durchbiegung infolge Eigengewicht<br />

δ2 Durchbiegung infolge Ausbaulasten<br />

δ3 Durchbiegung infolge Kriechen und Schwinden<br />

δ4 Durchbiegung infolge Verkehr und Temperatur<br />

δv Durchbiegung des Verbundträgers bei Herstellung ohne<br />

Hilfsstützen<br />

δü Überhöhung<br />

δTW Durchbiegung der Trennwand<br />

Nachweise<br />

Quelle: EC 3, 4.2.3<br />

δTW<br />

Grenzwerte<br />

<strong>DECKEN</strong> 6 HOCHBAU<br />

Bauteil<br />

Dächer, allgemein L/200 L/250<br />

Dächer, wenn die Durchbiegung das Aussehen des Gebäudes<br />

beeinträchtigen kann<br />

L/250 L/300<br />

Dächer mit häufiger Begehung (nicht nur zur Instandsetzung)<br />

L/250 L/300<br />

Decken, allgemein L/250 L/300<br />

Decken und Dächer, die Putz oder andere spröde Deckschichten<br />

oder wenig flexible Materialien tragen<br />

Decken, die Stützen tragen (sofern nicht die Verformung<br />

L/250 L/350<br />

in der statischen Berechnung für den Grenzzustand<br />

der Tragfähigkeit berücksichtigt wurde)<br />

L...Stützweite des Bauteils (bei Kragarm die doppelte Bauteillänge<br />

δTW...Durchbiegung der Trennwand<br />

Nachweise<br />

Quelle: EC 3, 4.2.3<br />

L/400 L/500<br />

Entwässerung:<br />

Neigung des Daches < 5% → Überprüfen, dass Regenwasser sich nicht in<br />

Lachen sammeln kann.<br />

Neigung des Daches < 3 % → Zusätzlich überprüfen, dass durch „Wassersackbildung“<br />

kein Versagen auftreten kann.<br />

Nachweise:<br />

δmax<br />

δmax = δ1 + δ2 + δ3 + δ4 - δü ≤ zul. δmax Bauteilverformung<br />

→ erf. δü ≥ δmax – (δ1 + δ2 + δ3 + δ4) Überhöhung<br />

δTW = δ2 + δ3 + δ4 ≤ zul. δTW<br />

δTW<br />

Trennwandverformung (ev. zeitlichen<br />

Bauablauf genauer berücksichtigen!)


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30 cm<br />

300 mm 300 mm<br />

Kunststoffrohr<br />

20 × 2 mm<br />

Stahlbetondecke als Speicherbauteil<br />

mit derzeit üblichem Register<br />

30 cm<br />

Kunststoffkapillarrohr<br />

3,4 × 0,55 mm<br />

Stahlbetondecke als Speicherbauteil<br />

mit Kapillarrohrmatte zur Erhöhung<br />

der Wärmespeicherung<br />

5.1.6 KÜHL<strong>DECKEN</strong><br />

Die Verwendung von Kühldecken hat eine lange Geschichte. Zwischendurch geriet diese<br />

Technik zwar in Vergessenheit, aber in letzter Zeit wird sie wieder zunehmend aktuell. Die<br />

ersten modernen Systeme allerdings waren Kühlregister, die an der bestehenden Decke<br />

untergehängt wurden. Die Register wurden zu fertigen Paneelen gefertigt und mit Wasser<br />

oder Luft gefüllt. Obwohl auch dieses System noch häufig angewendet wird, gewinnen<br />

doch Kunststoffrohrregister, die direkt in die Decke eingelegt werden, zunehmend an Bedeutung.<br />

Die Entwicklung ist nicht abgeschlossen, letzter Stand sind Kapillarrohrregister,<br />

die die Wirkungsweise der Kühldecke maßgeblich erhöhen. Allerdings benötigen alle Systeme,<br />

die direkt in die Decke eingelegt werden, speicherfähige Masse und sind daher nur<br />

für Betondecken geeignet. Zudem dürfen diese Decken nicht mehr mit einer untergehängten<br />

Decke versehen werden.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 7<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

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60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

1,0<br />

0<br />

Industrie-<br />

Deckenfertigteile<br />

gx gy<br />

Anteile der Fertigteildecken in %<br />

lx<br />

δx<br />

Hohldielen Großflächendecken<br />

Betondecken: Verteilung der Häufigkeit von verwendeten<br />

Fertigteildecken<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Tragverhalten<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

ly<br />

δy<br />

I = x, y<br />

EI = konstant<br />

m i kennzeichnet die<br />

Randbedingungen<br />

4<br />

gi<br />

⋅ li<br />

δi<br />

=<br />

m i ⋅EI<br />

5.2 BETON<strong>DECKEN</strong><br />

5.2.1 ALLGEMEINES<br />

Nach der Herstellung werden drei Ausführungsformen unterschieden:<br />

• Ortbetondecken werden auf der Baustelle hergestellt, das Betonieren erfolgt<br />

auf Schalungen und Unterstellungen<br />

• Teilmontagedecken bestehen aus balken- oder plattenartigen Fertigteilen<br />

und werden, erforderlichenfalls in Abständen unterstützt, mit Ortbeton ergänzt;<br />

oft werden sie auch als Großflächendecken bezeichnet.<br />

• Vollmontagedecken sind sofort nach dem Verlegen der Fertigteile belastbare<br />

Decken, deren Elementgröße von Produktions-, Transport- und Montagemöglichkeiten<br />

bestimmt wird; häufigster Vertreter von Vollmontagedecken<br />

sind die Hohldielen, üblicherweise vorgespannt.<br />

5.2.2 TRAGVERHALTEN VON BETON<strong>DECKEN</strong><br />

5.2.2.1 Kreuzweise gespannte Platten<br />

Da im Stahlbetonbau die Zugspannungen durch das Einlegen von Bewehrungsstahl aufgenommen<br />

werden, ist eine Lastabtragung in jede Richtung möglich. Dementsprechend<br />

können Ortbeton- und in gewissen Grenzen auch Teilmontagedecken den jeweiligen Ansprüchen<br />

angepasst werden, also auch zwei- bzw. sogar mehrachsig gespannt werden.<br />

Vollmontagedecken, im speziellen vorgespannte Hohldielendecken hingegen tragen die<br />

Last lediglich über eine Richtung ab, sie können nur einachsig gespannt eingesetzt werden.<br />

Der Vorteil einer zweiachsigen Lastabtragung liegt in der wesentlichen Reduktion der Momente<br />

und der Durchbiegungen. Wird eine kreuzweise gespannte Platte in erster Näherung<br />

durch einen Rost ersetzt, so kann man die Flächenlast g auf zwei orthogonale Belastungsstreifen<br />

aufteilen. Es gilt dann gx + gy = g. Man erkennt man aus der Bedingung<br />

δx = δy<br />

die wesentlich geringere Durchbiegung der kreuzweise gespannten Platte im Vergleich zu<br />

der einachsig gespannten Platte. Allerdings ist auf Grund dieser Betrachtungsweise eine<br />

rasche Abnahme einer Beteiligung des längeren Plattenstreifens an der Lastabtragung<br />

<strong>DECKEN</strong> 8 HOCHBAU


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lx = ly<br />

lx = 1,5·ly<br />

Spannweitenverhältnis -<br />

Flächenhafte Tragwirkung bis ix/ly = 1,5<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Lagerung – eine historische Entwicklung<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

nicht überraschend. Mit einer Abweichung vom quadratischen Grundriss ist daher auch ein<br />

überproportionaler Verlust an flächenhafter Tragwirkung verbunden. Bei Platten, für deren<br />

Seitenlängen lx > 1,5·ly gilt, kann man daher annehmen, dass die Lastabtragung hauptsächlich<br />

über die kürzere Spannweite erfolgt.<br />

Nebenstehend sind die Verläufe der Hauptmomentenlinien für eine quadratische und eine<br />

rechteckige Platte, jeweils drehbar gelagert, gezeichnet.<br />

Aus dem Verlauf der Hauptmomentenrichtungen erkennt man aber auch die Tendenz der<br />

frei aufliegenden, kreuzweise gespannten Platte zum “Aufschüsseln”. Die Ecken neigen<br />

dazu, sich außerhalb einer dem Plattenrechteck eingeschriebenen Ellipse vom Auflager<br />

abzuheben. Man begegnet diesem Umstand entweder mit einer Auflast, wie sie bei<br />

Geschoßdecken in üblicherweise ausreichendem Ausmaß in Form der Wände auftritt,<br />

oder, vor allem bei Decken über dem letzten Geschoß und Decken, die auf Unterzügen<br />

gelagert sind, mit einer Eckverankerung.<br />

5.2.2.2 Punktgelagerte Platten<br />

Die Punktlagerung, also die Lagerung auf Stützen, gibt es in der Architektur schon lange.<br />

Bis jetzt erhaltene Beispiele davon finden sich in zahlreichen Kirchen. Die ersten<br />

Flachdecken, also die Lagerung einer Platte auf Stützen, konstruierte Robert Maillart zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Stützen erhielten am Stützenkopf eine konische<br />

Erweiterung, sodaß sie wie Pilze aussahen. Aus diesem Grund sind die ersten Decken<br />

auch als Pilzdecken bekannt. Mittlerweile ist die Bewehrungstechnik soweit fortgeschritten,<br />

dass i.d.R. Flachdecken ohne zusätzliche Stützenverbreiterung ausgeführt werden.<br />

Die Darstellung der Hauptmomentenlinien zeigt<br />

den Unterschied zwischen einer punktgestützten<br />

Platte und einer allseits aufliegenden,<br />

durchlaufenden Platte.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 9<br />

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KELLER<br />

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Rissbild einer Flachdecke<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Beispiel Dübelleiste<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

30°<br />

Bruchkegel einer Flachdecke<br />

45°<br />

Bruchkegel bei einer Fundamentplatte<br />

Geilinger Stahlpilz der<br />

Firma. Waagner Biro<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Bei der Punktlagerung von Flachdecken entstehen im Stützenbereich Hauptmomente, die<br />

in konzentrischen Kreisen und radial verlaufen, sodaß in erster Linie kreisförmige<br />

Biegerisse entstehen, die sich jedoch wegen der gleichzeitig großen Querkraft in der Platte<br />

als Schubrisse flach geneigt fortsetzen. Dabei besteht die Gefahr des Druchstanzens,<br />

wobei in Platten mit großer Lasteinflßbreite ein Betonkegel mit 30° bis 35° Neigung<br />

herausgestanzt wird. Ein ähnliches Problem tritt bei Fundamentplatten auf, die<br />

Kegelneigung beträgt dort allerdings rund 45°. Eine Abhilfe für dieses Problem besteht in<br />

speziellen Durchstanzbewehrungen wie beispielsweise Dübelleisten, oder in<br />

Stahlformteilen, die den Bereich der Deckenplatte rund um die Stütze ersetzen. Weiters<br />

können geeignete Spanngliedführungen im Stützenbereich die Durchstanzkräfte<br />

reduzieren.<br />

Für einen sinnvollen Einsatz der punktgelagerten Flachdecke ist es notwendig, bei jeder<br />

Stütze den Platz für die Ausbildung des Stanzkegels zuzulassen. Dies bedeutet aber, dass<br />

die Randausbildung von Flachdecken besonderer Sorgfalt bedarf. Statisch günstig wäre<br />

es, die Decke im Randbereich auskragen zu lassen, dies zieht allerdings durch ungleichmäßige<br />

Randdurchbiegungen Probleme in der Fassadenbefestigung nach sich. Eine Alternative<br />

bietet sich in der Ausbildung einer steifen Brüstung oder, falls die Auskragung unterlassen<br />

wird, eines Randunterzuges.<br />

mind. 15 cm<br />

<strong>DECKEN</strong> 10 HOCHBAU<br />

d<br />

mind. 1,5·d<br />

Zweckmäßige Randausbildungen von Flachdecken<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

d<br />

c ≥ 30


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a) Quadratische Platte auf kreuzweise<br />

angeordneten Unterzügen<br />

b) einseitig gespannte Platte zwischen<br />

parallel laufenden Unterzügen<br />

c) Pilzdecke (mit verstärktem<br />

Lasteintragungsbereich)<br />

d) Flachdecke<br />

Kombination aus c) und d)<br />

mit dominanter Rostwirkung<br />

(Kassettendecke)<br />

Möglichkeiten der Ausbildung von Kasetten<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

5.2.3 ORTBETON<strong>DECKEN</strong><br />

Ortbetondecken werden auf einer Schalung gegossen, auf der zuvor die Bewehrung verlegt<br />

wurde. Ihr großer Vorteil wird in der monolithischen Wirkung bei geringer Deckenstärke<br />

sowie in der einfachen Herstellung statisch unbestimmter Konstruktionen gesehen. Die oft<br />

durch einen höheren Grad statischer Unbestimmtheit latent vorhandenen Tragreserven erweisen<br />

sich bei einer örtlichen Überbelastung als besonders vorteilhaft. Bei Deckenstärken<br />

von 18 bis 30 cm lassen sich schlaff bewehrt bis zu 6,5 m einachsig, bis zu 8 m zweiachsig<br />

wirtschaftlich überspannen.<br />

Mit der Wahl einer durch Rippen verstärkten<br />

Platte ist man in der Lage, deren<br />

Stützweite bedeutend zu vergrößern. Die<br />

Achsabstände der Rippen liegen üblicherweise<br />

zwischen 65 – 75 cm und schon<br />

sehr bald nach Beginn dieser Entwicklung<br />

wurde der Raum zwischen zwei Stegen<br />

mit Füllkörpern ohne wesentliche statische<br />

Funktion versehen, um eine ebene Putzfläche<br />

zu erhalten. Im Zuge der Weiterentwicklung<br />

wurde die Ortbetonrippendecke<br />

auf Grund des hohen Schalungsaufwandes<br />

sehr bald durch die Fertigteil-<br />

Rippendecke (s. Kap. 5.2.5, S. 16) ersetzt.<br />

Eine konsequente Weiterentwicklung der<br />

Rippendecke von der einachsig zur kreuzweise<br />

gespannten Platte stellt die Kassettendecke<br />

dar. Die Feldbereiche sind durch<br />

Gewichtsauflösung gekennzeichnet, durch<br />

Ausfüllen der Kassettenfelder können<br />

massive Stütz- bzw. Gurtfelder geschaffen<br />

werden. Für die Hohlraumbildung werden<br />

üblicherweise werkmäßig vorgefertigte,<br />

u.U. verlorene Schalkörper eingesetzt, die<br />

beispielsweise aus Faserbeton oder glas-<br />

Dimensionierungshilfe für Rippen- und Kasettendecken<br />

- Richtwerte<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

faserverstärktem Kunststoff bestehen. Mit dieser Deckenart lassen sich bei einer bevorzugten<br />

Deckenstärke von 30 bis 45 cm Spannweiten bis 12 m erreichen. Bei zweiachsigen<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 11<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

d [cm] Richtwerte für Rippen- und Kassettendecken<br />

35<br />

30<br />

Rippendecke ohne Vorspannung<br />

25<br />

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

Stützweite l [m]<br />

⇐⇒<br />

Rippendecke mit Vorspannung<br />

Kassettendecke ohne mit Vorspannung<br />

bevorzugter Deckenstärkenbereich<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


d [cm]<br />

TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Wirkungsweise vorgespannter Flachdecken<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Richtwerte für Rohbaustärken von Flachdecken<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

ohne Vorspannung<br />

mit Vorspannung<br />

Grenzschlankheit bei max. Vorspannung<br />

und optimalen Randbedingungen<br />

10<br />

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

Stützweite l [m]<br />

Dimensionierungshilfe für Flachdecken<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Hohlkörperdecken, genannt BubbleDeck, werden kugelförmige Hohlkörper aus PEHD als<br />

Verdrängungskörper verwendet. Die Kugeln werden von einer oben- und einer untenliegenden<br />

Bewehrungsmatte gehalten. Damit können bei der Deckenstärke von ca. 40 cm<br />

maximale Spannweiten von 12,50m x 7,60m erreicht werden.<br />

Eine wesentliche Erhöhung der Spannweiten erreicht man durch die Vorspannung der Deckenplatten.<br />

Mit der Vorspannung fand ein neues Element Eingang in die Entwurfspraxis<br />

und brachte eine bedeutende Ausweitung baulicher Möglichkeiten mit sich. Betondecken<br />

sind einerseits durch einen hohen Anteil an Eigengewicht, andererseits durch bereichsweise<br />

Steifigkeitsminderung auf Grund von Rissbildung, charakterisiert. Beides bedingt Verformungen<br />

der Deckenplatte, die für die Nachweisführung maßgeblich sein können. Aus<br />

diesem Grund wird die Vorspannung, meist verbundlos mittels Monokabel, bestückt mit einer<br />

Litze, ausgeführt und mit schlaffer Bewehrung kombiniert. Durch die Entwicklung der<br />

so genannten freien Spanngliedlage, bei der die Spannkabel nur an ihren Hoch- und Tiefpunkten<br />

befestigt werden und dazwischen frei durchhängen, konnte der Herstellungsaufwand<br />

signifikant reduziert werden. Die Spannkabel werden dabei meist in den Gurtstreifen<br />

konzentriert, d.h. in Stützennähe angeordnet und erhöhen durch ihre Krümmung über der<br />

Stütze und die dadurch erzeugten Umlenkkräfte den Durchstanzwiderstand erheblich.<br />

Möglichkeiten der Spanngliedlage bei Flachdecken:<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Erhöhung der Durchstanzsicherheit durch<br />

Vorspannung:<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

<strong>DECKEN</strong> 12 HOCHBAU


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Oben und<br />

seitlich:<br />

Beispiele für<br />

Standardgitterträger<br />

für Geschoßflächendecken<br />

5.2.4 TEILMONTAGE<strong>DECKEN</strong><br />

5.2.4.1 Elementdecken, schlaff bewehrt<br />

Sogenannte Elementdecken sind Teilfertigdecken aus Stahlbeton gemäß ÖNORM B 4705.<br />

Sie bestehen aus großformatigen 7 bis 8 cm dicken Fertigteilplatten, die durch Ortbeton<br />

ergänzt werden. Diese Platten werden in Bahnen- oder Palettenfertigung auf Umlaufanlagen<br />

mit Regelbreiten von 2,40 m und 2,60 m hergestellt. Die Dicke der Elemente hängt in<br />

der Regel von der aus klimatischen und brandschutztechnischen Gründen erforderlichen<br />

Betonüberdeckung, der Größe der Bewehrungseisen und den gewünschten unterstellungsfreien<br />

Weiten im Bauzustand ab.<br />

Die Betongüte der Elemente ist in der Regel ein C25/30; aber auch C35/40 wird verwendet.<br />

Der Aufbeton auf der Baustelle ist in der Regel ein C25/30. Die Platten haben eine ebene<br />

Untersicht; im Gegensatz dazu ist die Oberseite der Platten bewusst aufgerauht um eine<br />

bessere Verbindung mit dem Aufbeton zu erzielen.<br />

Als Bewehrung kommen Stabstahl der Güte BSt 550 und Gitterträger zur Sicherung des<br />

Verbundes mit dem Ortbeton zum Einsatz. Die Gitterträger bestehen i.d.R. aus zwei Untergurtstäben<br />

sowie einem Obergurtstab und Diagonalstäben.<br />

Die Gitterträger werden in der Regel im Abstand von 60 cm in die Platte einbetoniert und<br />

haben mehrere Funktionen:<br />

• Herstellen einer ausreichenden Steifigkeit der Elemente für den Montagezustand<br />

und das Einbringen des Ortbetons.<br />

• Verbesserung des Verbundes zwischen dem Beton der Fertigteile und der<br />

Ortbetonschichte.<br />

• Mitwirken der Diagonalen des Gitterträgers als Schubbewehrung.<br />

• Mitwirkung der Untergurte als Biegezugbewehrung.<br />

In der Regel werden die Elemente einachsig gespannt. Die laut Statik erforderliche untere<br />

Biegebewehrung wird in den Elementen verlegt, wobei die Untergurte der Gitterträger angerechnet<br />

werden. Die Kontinuität der Decke als Platte oder Scheibe wird durch den bewehrten<br />

Aufbeton erreicht. Die statisch erforderliche Querbewehrung kann vollständig im<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 13<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Aufbeton oder in den Fertigteilen verlegt werden. Im zweiten Fall ist eine fugenübergreifende<br />

Stoßbewehrung im Aufbeton vorzusehen.<br />

Eine Durchlaufwirkung der Decken kann durch Anordnung von obenliegender Stützbewehrung<br />

im Aufbeton erreicht werden. Eine für zweiachsiges Tragverhalten erforderliche Biegequerbewehrung<br />

wird ebenfalls im Aufbeton auf den Platten verlegt.<br />

Die Auflagerung der Elemente im Bauzustand:<br />

• Keine Auflagerung der Elemente auf Wand oder Unterzug → es ist eine<br />

Randunterstellung vorzuziehen<br />

• Kurze Auflagerung (≥ 5 cm) als trockenes Auflager<br />

• lange Auflagerung im Mörtelbett<br />

Im Bauzustand müssen die Elemente unterstellt werden. Die zulässige Entfernung dieser<br />

Unterstellung ist von der Anzahl und Art der Gitterträger, der Dicke und Betongüte der Elemente<br />

sowie der Gesamtdeckenstärke abhängig.<br />

Die Bemessung und konstruktive Ausführung der Fertigteile erfolgt nach den einschlägigen<br />

ÖNORMEN (B 4700; B 3360…).<br />

Alle erforderlichen Aussparungen, Deckendurchbrüche, Elektrodosen, Wassernasen,<br />

Schrägen, Stirnabschalungen, Einbauteile etc. können bei der Planung und Produktion berücksichtigt<br />

werden.<br />

<strong>DECKEN</strong> 14 HOCHBAU


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

d=18 (20, 22, 24) cm<br />

10 (12) cm 8 (10, 12) cm<br />

Querbewehrung am Plattenstoss<br />

Querbewehrung<br />

Deckenelement<br />

Stossfuge<br />

Längsbewehrung Spannlitzen St 1570/1770<br />

Vorgespannte Elementdecke mit Plattenstoß<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Ausbildung des Auflagers<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

d [cm]<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

Richtwerte für vorgespannte<br />

Elementdecken<br />

6,0 7,0 8,0<br />

Stützeweite l [m]<br />

Dimensionierungshilfe für Flachdecken<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Aufbeton<br />

5.2.4.2 Elementdecken, vorgespannt<br />

Diese Art der Elementdecke ist in die Gruppe der Fertigteildecken mit mitwirkender Ortbetonschichte<br />

einzureihen, wobei die Besonderheit dieses Systems darin liegt, daß die Platten<br />

vorgespannt sind und der Verbund ohne Bewehrung durch die Haftfähigkeit des Aufbetons<br />

an der rauhen profilierten Fertigteiloberfläche sowie über Formschluß sichergestellt<br />

wird.<br />

Die vorgespannten Großflächendecken werden im Gleitfertigerverfahren auf stationären<br />

beheizbaren Stahlschalungen hergestellt: d.h. die Platten werden sozusagen im Endlosverfahren<br />

auf bis zu 150 m langen Spannbahnen hergestellt und nach dem Erhärten des Betons<br />

und Lösen der Spannbewehrung mittels Diamantsägen auf die erforderlichen Lieferlängen<br />

zugeschnitten. Die Regelbreite der Elemente beträgt 1,20 bzw. 2,40 m, die übliche<br />

Betongüte C40/50.<br />

Die Längsbewehrung der Platten besteht beispielsweise aus Spanndrahtlitzen 3/8“ beziehungsweise<br />

1/2“ der Güte St. 1570/1770. Als Querbewehrung wird Stabstahl der Güte BSt<br />

550 eingelegt.<br />

Es werden verschiedene Typen produziert, welche sich vor allem hinsichtlich der FT-<br />

Querschnitte unterscheiden. Die Plattenbreite der Regelelemente beträgt 1,20 und 2,40<br />

Meter. Passplatten werden durch Längsschnitt aus Regelplatten hergestellt und haben an<br />

der Schnittseite keine Abfasung.<br />

Die einzelnen Elemente werden mittels Aufbeton (C 25/30), sowie Stoß-, Abriss- und Rostbewehrung<br />

zu tragfähigen Deckenscheiben verbunden welche die horizontale Gebäudeaussteifung<br />

sicherstellen.<br />

Aussparungen werden werkseits hergestellt oder auf der Baustelle nach Freigabe durch<br />

den Tragwerksplaner gebohrt bzw. geschnitten.<br />

Das statische System ist in der Regel ein Einfeldträgersystem; es sind aber auch Durchlaufträgersysteme<br />

mit obenliegender Stützbewehrung im Aufbeton möglich. Die Elemente<br />

dürfen jedoch nur bei vorwiegend ruhender Belastung eingesetzt werden.<br />

Gemäß ÖNORM B 4750 liegt „beschränkte Vorspannung“ mit sofortigem Verbund der<br />

Spannglieder vor. Die Platten sind in Abhängigkeit von der Deckentype und Spannweite<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 15<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Längsfuge<br />

Querfuge<br />

Aufnahme von H<br />

durch Rostbewehrung<br />

zum Aufbringen des Aufbetons nicht, bis zu 2-mal zu unterstellen. Auch bei den unterstellungsfreien<br />

Decken wird zum Ausgleich etwaiger Unebenheiten infolge der Vorspannung<br />

und eine nachträgliche mittige Hilfsunterstellung empfohlen, bei Elementen mit Aussparungen<br />

sogar vorgeschrieben.<br />

5.2.5 VOLLMONTAGE<strong>DECKEN</strong><br />

5.2.5.1 Hohldielen<br />

Vorgespannten Hohldielen sind ohne Unterstellung und mit nachträglichem Fugenverguss<br />

zu montieren. Es werden jedoch auch Varianten mit Aufbeton, der entweder nur lastverteilende<br />

oder auch mitwirkende Funktionen hat, ausgeführt.<br />

Spannbetonhohldielen werden im Extruderverfahren auf stationären beheizbaren Stahlschalungen<br />

hergestellt; d. h. der Frischbeton wird mittels Schnecken unter Druck in die<br />

endgültige Form gebracht. Dadurch werden sehr hohe Betonfestigkeiten erzielt; die Mindestbetongüte<br />

der Spannbetonhohldielen ist üblicherweise ein C 70/80.<br />

Die Dielen werden meist mit Spanndrahtlitzen 3/8“ bzw. 1/2“ der Güte St 1570/1770 in<br />

Längsrichtung bewehrt. Die erforderliche Zugbewehrung liegt an der Plattenunterseite im<br />

Bereich der Stege. Die höheren Dielen erhalten auch an der Oberseite eine Montagebewehrung.<br />

Die Spannbewehrung wird durch direkten Verbund verankert.<br />

Die Dielen werden auf 120 bis 150 m langen Spannbahnen hergestellt und nach dem Erhärten<br />

des Betons und Lösen der Spannbewehrung mittels Diamantsägen auf die erforderlichen<br />

Lieferlängen zugeschnitten.<br />

Die Decken werden üblicherweise in den Stärken 16, 20, 26,5, 32 und 40 cm hergestellt,<br />

mittlerweile gibt es bereits eine Hohldiele mit 50 cm Deckenstärke. Die Plattenbreite der<br />

Regelelemente beträgt 1,20 Meter. Passplatten werden durch Längsschnitt im Bereich der<br />

Hohlräume von Regelplatten produziert. Die genauen Abmessungen und Elementtypen<br />

sind den Unterlagen der Hersteller zu entnehmen. Zu Beachten sind die Zulassungen der<br />

Produkte.<br />

Die einzelnen Elemente werden mittels Fugenverguss (C 25/30), sowie Fugen-, Anschluss-<br />

und Rostbewehrung zu tragfähigen Deckenscheiben verbunden, welche auch ohne Aufbeton<br />

die horizontale Gebäudeaussteifung sicherstellen.<br />

<strong>DECKEN</strong> 16 HOCHBAU


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Randauflager:<br />

Auf Mauerwerk:<br />

Auf Stahlträger:<br />

1. Hohldiele<br />

2. Entwässerungsbohrung<br />

3. PVC-Abdeckkappen der<br />

Hohlräume<br />

4. Mauerwerk (15 N/mm² ≤<br />

fb ≤ 25 N/mm²)<br />

5. Stahlbetonrost mind.<br />

B20/225<br />

6. Rostbewehrung mind.<br />

4∅8<br />

7. Anschlußbewehrung in<br />

jeder Fuge<br />

8. Fugenbewehrung mind.<br />

1∅8<br />

1. Hohldiele<br />

2. Entwässerungsbohrung<br />

3. PVC-Abdeckkappen der<br />

Hohlräume<br />

4. Stahlträger lt. Statik<br />

5. Auflagerstreifen (z.B.<br />

Elastomere)<br />

6. Styroporstreifen für<br />

Zentrierung des Auflagers<br />

7. Umschließungsrost<br />

8. Anschlußbewehrung in<br />

jeder Fuge<br />

Mittelauflager:<br />

Auf Mauerwerk: Auf Stahlträger:<br />

1. Hohldiele<br />

2. Entwässerungsbohrung<br />

3. PVC-Abdeckkappen der<br />

Hohlräume<br />

4. Mauerwerk (15 N/mm² ≤<br />

fb ≤ 25 N/mm²)<br />

5. Stahlbetonrost mind.<br />

B20/225<br />

6. Rostbewehrung mind.<br />

2∅12<br />

7. Fugenbewehrung mind.<br />

1∅8<br />

Die Decken können sowohl im Stahl- und Stahlbetonskelettbau als auch im normalen<br />

Mauerwerksbau eingesetzt werden.<br />

d [cm]<br />

50<br />

40<br />

32<br />

20<br />

20<br />

16<br />

Richtwerte für Hohldielen<br />

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Stützweite l [m]<br />

1. Hohldiele<br />

2. Entwässerungsbohrung<br />

3. PVC-Abdeckkappen der<br />

Hohlräume<br />

4. Stahlträger lt. Statik<br />

5. Neoprene Auflager<br />

6. Verguß<br />

7. Fugenbewehrung<br />

8. Angeschweißter Bügel lt.<br />

Statik<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 17<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

1. Hohldiele<br />

2. Auflagerrost<br />

3. Ausbetonierte Dielenhohlräume<br />

4. Obere Kragbewehrung im Hohlraum<br />

5. Obere Kragbewehrung in der Fuge<br />

6. Ummantelung mit Wärmedämmung falls erforderlich<br />

Auskragung Balkon<br />

Quelle: Fa. Oberndorfer<br />

Aussparungen werden werkseits im frischen Zustand nach statischen Möglichkeiten hergestellt<br />

oder auf der Baustelle im Hohlraumbereich gebohrt bzw. geschnitten.<br />

Das statische System ist in der Regel ein Einfeldträgersystem; in Sonderfällen ist allerdings<br />

auch eine Ausführung mit Kragplatten mit einbetonierter schlaffer Bewehrung in einigen<br />

Hohlräumen bzw. im Aufbeton möglich.<br />

Hinsichtlich dynamischer Beanspruchung und konzentrischen Lasteintragung ist auf die<br />

jeweilige Zulassung zu verweisen.<br />

Auch Flachdecken lassen sich mit Hilfe von Hohldielen herstellen. Eine mögliche Lösung<br />

zeigt die Grafik links.<br />

Flachdecken bei der Verwendung von Fertigteilen<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

<strong>DECKEN</strong> 18 HOCHBAU


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Beispiel von Vollmontagedecken: Doppelstegplatte<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Beispiel von Vollmontagedecken: Trogplatte<br />

Quelle: A. Pauser: Beton im Hochbau<br />

Doppelsteg- und Trogplatten<br />

Für größere Stützweiten, wie sie beispielsweise im Industrie- und Hallenbau vorkommen,<br />

hat sich die Doppelstegplatte, auch TT- oder π-Platte genannt, durchgesetzt.<br />

Beim Einsatz der Fertigteile muss zwischen einer Verwendung als Dachabschluss oder als<br />

Geschoßdecke unterschieden werden. Der Dachabschluss erfordert meist große Spannweiten<br />

bei geringer, aber gleichmäßiger Belastung und stellt eine gute Einsatzmöglichkeit<br />

für diese Deckenart dar. Geschoßdecken sind differenzierter zu betrachten, da möglicherweise<br />

größere Einzellasten oder eine gewisse dynamische Belastung berücksichtigt werden<br />

müssen. Dies erfordert eine besondere Betrachtung des Fugenproblems und der<br />

Querverteilungswirkung. Auch unterschiedlicher Kriecheinfluss kann diesbezüglich eine<br />

Rolle spielen. Eine wesentliche Verbesserung kann eine Aufbetonschicht von 5 bis 10 cm<br />

bewirken.<br />

Für Auflager werden die Stege oft ausgeklinkt, um Bauhöhe zu sparen. Eine Besonderheit<br />

stellt die sogenannte „Spiegelauflagerung“ dar. Dabei ist der Steg bis an die Unterkante der<br />

Platte ausgeklinkt. Diese Lösung ist allerdings in der Regel nur bei geringen Auflagerkräften<br />

sinnvoll.<br />

Seltener als Doppelstegplatten sind Trogplatten anzutreffen, da diese nicht den gleichen<br />

ausgewogenen Querschnittsaufbau wie die TT-Platten aufweisen. Der Vorteil eines großen<br />

und meist 12 cm dicken Plattenspiegels ist jedoch überall dort zu nützen, wo großflächige<br />

Durchbrüche oder Öffnungen bzw. die Befahrbarkeit erwünscht sind. Die beiden entlang<br />

der seitlichen Begrenzung verlaufenden Stege bilden i.d.R. das Profil für den Ortbetonverguss,<br />

erforderlichenfalls unter Zulage einer Bewehrung. Im Unterschied zu den TT-Platten<br />

bietet die große Steifigkeit an den Stellen der Kopplung Vorteile bei der Übertragung der<br />

Querkraft.<br />

Beide Plattentypen können vorgespannt hergestellt werden. Die möglichen Spannweiten<br />

bei üblichen Auflasten sind dem Diagramm im Kap. 5.2.3 Ortbetondecken, S. 11 zu entnehmen.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 19<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

5.3 VERBUND<strong>DECKEN</strong><br />

5.3.1 TRAPEZBLECHVERBUNDDECKE<br />

Verbunddecken bestehen aus einem durch Kaltwalzung profilierten, dünnen (Mindeststärke<br />

~0,8mm), verzinkten Stahlblech, auf das der Beton aufgebracht wird, der nach dem Erhärten<br />

mit dem Stahlblech in schubfester Verbindung steht. Als Unterzüge kommen vorrangig<br />

Stahlträger zum Einsatz. Sie werden mit Hilfe von Dübeln mit der Deckenplatte schubfest<br />

verbunden und wirken als Verbundträger. Um den geforderten Brandschutz zu erreichen,<br />

sind die Stahlträger i.d.R. mit Kammerbeton zu füllen. Als Ersatz für den im Brandfall unwirksamen<br />

unteren Flansch ist eine Brandschutzbewehrung vorzusehen, deren Querschnitt<br />

in Abhängigkeit der Beanspruchung zu ermitteln ist. Je nach Ausnutzungsgrad und<br />

geforderter Brandschutzklasse sind nach ÖNORM ENV 1994-1-2 Mindestabmessungen<br />

(bmin) und Bewehrungsabstände (u1, u2) angegeben. Der Kammerbeton ist durch Bügeln,<br />

die am Stahlprofil angeschweißt sind, zu sichern.<br />

Für die Ausführung der Deckenplatte gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:<br />

• Decken mit tragendem Stahlblech<br />

• Decken mit tragender Betonplatte (das Stahlblech dient nur als verlorene<br />

Schalung)<br />

• Verbunddecken (das Stahlblech ist zugleich Schalung und Feldbewehrung<br />

der Betonplatte)<br />

Auf Grund der üblichen Brandschutzanforderungen kommen im Hochbau nur die beiden<br />

letztgenannten Ausführungsmöglichkeiten in Betracht, wobei die Verbunddecke aus wirtschaftlichen<br />

Überlegungen meist bevorzugt wird. Durch die Mitwirkung des Stahlbleches<br />

als Bewehrung kann an Konstruktionshöhe gespart und dadurch eine vor allem im Hochhausbau<br />

nicht unbedeutende Gewichtsreduzierung erzielt werden.<br />

Die Übertragung der Längs-Schubkräfte zwischen Profilblech und dem Beton ist durch<br />

• mechanischen Verbund (Sicken, Noppen),<br />

• Reibungsverbund (schwalbenschwanzförmige Profilierung) oder<br />

• Endverankerungen (Kopfbolzendübel)<br />

sicherzustellen, wobei in der Praxis häufig eine Kombination der genannten Maßnahmen<br />

gewählt wird.<br />

<strong>DECKEN</strong> 20 HOCHBAU


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Trapezbleche für Verbunddecken<br />

Quelle: Fa. Holorib GmbH<br />

Die Querschnittsform des Profilbleches ist maßgebend für die zu erreichende Brandschutzklasse.<br />

Da die Geschoßdecke nicht nur eine tragende, sondern auch raumabschliessende<br />

Funktion zu erfüllen hat, wird die erforderliche Deckenstärke von Verbunddecken<br />

im Brandfall durch das Wärmedämm-Kriterium nach ÖNORM ENV 1994-1-2 bestimmt.<br />

Schwalbenschwanzprofile weisen dabei die weitaus bessere Geometrie gegenüber<br />

den Trapezprofilen auf, um die Anforderungen nach Eurocode zu erfüllen. Der hinterschnittene<br />

Profilberg erwärmt sich infolge der Isolierwirkung der eingeschlossenen Luft wesentlich<br />

langsamer und erreicht erst nach 60 bis 80 Minuten die kritische Temperatur, weshalb<br />

bei Anordnung einer Brandschutzbewehrung auch für 90 Minuten kein zusätzlicher Schutz<br />

erforderlich wird.<br />

Das Bemessungsmodell von Verbunddecken ist von der vorhandenen Verbundwirkung<br />

zwischen Profilblech und Beton abhängig. Verwendet man die bevorzugten hinterschnittenen<br />

Profile, dient in Analogie zur Stahlbetonbauweise der Einfeldträger mit glattem Bewehrungsstahl<br />

und Endhaken als Modell. Es werden durch die Reibung nur relativ geringe<br />

Verbundkräfte übertragen. Die Endverankerungen müssen einen großen Teil der Längsschubkräfte<br />

aufnehmen. Ist zusätzlich ein mechanischer Verbund durch Sicken vorgesehen,<br />

entspricht dies der Modellvorstellung eines Stahlbetoneinfeldträgers mit profiliertem<br />

Betonstahl. Durch den mechanischen Verbund ist zu beachten, dass in Abhängigkeit von<br />

der Größe der Profilverbundspannung, sich der kritische Querschnitt für die Bemessung<br />

nicht mehr in Feldmitte befindet. Verbunddecken mit hinterschnittenen Profilen kommen<br />

i.d.R. für Spannweiten zwischen 2,4 und 6.0 m zur Ausführung.<br />

Verbunddecken zeichnen sich durch eine Reihe wirtschaftlicher Vorteile im Hinblick auf die<br />

Bauausführung aus. Die Bleche mit Lieferlängen bis 12 m sind von Hand aus schnell verlegbar<br />

und dienen sofort als Arbeitsbühne und selbsttragende Schalung für den aufzubringenden<br />

Ortbeton. Das Profil wird zudem als Bewehrung genutzt. Bei größeren Deckenstützweiten<br />

sind Hilfsunterstützungen erforderlich, um das Gewicht des Frischbetons und<br />

die Montagelast abzutragen. Um Hilfsunterstützungen zu vermeiden, werden die Decken<br />

des öfteren zweilagig betoniert. Im ersten Schritt wird eine Verbunddecke mit einer reduzierten<br />

Bauhöhe hergestellt. Diese Höhe wird so festgelegt, dass die minimale Aufbetondicke<br />

(mind. 4 cm) eingehalten wird. Im zweiten Schritt wird der restliche Beton aufgebracht,<br />

wobei bereits eine Verbunddecke zur Verfügung steht. Auf diese Weise lassen sich größere<br />

Deckenstützweiten ohne dichtere Hilfsunterstützungen herstellen. Als weitere Vorteile<br />

sind vor allem die guten Befestigungsmöglichkeiten von Installationsleitungen an der Deckenunterseite,<br />

sowie die gute Nachbehandlung des Betons durch das unten liegende<br />

Blech zu nennen.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 21<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Verbunddecken im Hochbau<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Verbunddecken im Hochbau<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Nachweise nach EC 4:<br />

<strong>DECKEN</strong> 22 HOCHBAU


TU-WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND INDUSTRIEBAU PROF. A. KOLBITSCH<br />

Slim-floor Systeme mit Ortbeton<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

System: Delta-Träger mit<br />

vorgespannten Hohldielen<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

5.3.2 SLIM-FLOOR-<strong>DECKEN</strong><br />

Die Slim-Floor-Decke ist nach ihrer Wirkungsweise eine Unterzugsdecke in Verbundkonstruktion,<br />

besitzt aber durch die deckengleichen Träger im fertigen Zustand die Vorteile einer<br />

Flachdecke. Als Haupttragsystem werden die sogenannten Slim-Floor-Träger zur Lastabtragung<br />

herangezogen. In Querrichtung kommen vorgefertigte Deckenelemente (Element-,<br />

Profilblech- oder Hohldielendecke) oder Ortbeton in herkömmlicher Schalung zur<br />

Ausführung. Durch das Ausfüllen der Trägerkammern mit Beton wird das System zu einem<br />

Verbundelement. Die vorgefertigten Deckenelemente können sofort als Arbeitsbühne dienen.<br />

Bei einem rechteckigen Raster werden die Slim-Floor-Träger über die kürzere und die Deckenelemente<br />

über die größere Spannweite verlegt.<br />

Die Horizontalkräfte aus Wind sind über Scheibenwirkung in die aussteifenden Bauteile zu<br />

leiten. Bei Verwendung von Hohldielen ist zur Erzielung der Scheibenwirkung i.d.R. Aufbeton<br />

vorzusehen. Darin lässt sich sehr einfach die zum Anschluss an die Aussteifungselemente<br />

notwendige Bewehrung unterbringen.<br />

Für einen in Skandinavien entwickelten Slim-Floor-Träger konnte allerdings mittels Versuchen<br />

nachgewiesen werden, dass die Verbundträger in Zusammenwirken mit den Fertigteilen<br />

auch ohne zusätzliche Verkleidungen die Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse F<br />

90 erfüllen.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 23<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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Verhalten im Brandfall - Temperaturverteilung<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Systeme ín Kombination mit Fertigteilen<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Auflegen der Fertigteile auf den Schrägen Stegflächen<br />

Führt zu einer Wirkung als scheitrechtes Gewölbe<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Gegenüberstellung von Versuch und Berechnung<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

<strong>DECKEN</strong> 24 HOCHBAU


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Rippenträgerdecke mit schlaff bewehrten Trägern<br />

und statisch nicht mitwirkenden Deckenziegeln<br />

Quelle: Fa. Wienerberger<br />

Füllkörperdecke mit vorgespannten Trägern<br />

Quelle: Fa. Wienerberger<br />

5.4 FÜLLKÖRPER<strong>DECKEN</strong><br />

Füllkörperdecken bestehen aus deckengleichen Trägern, zwischen denen Füllkörper eingehängt<br />

werden. Die im Bereich des Trägers entstehenden Fugen müssen mit Ortbeton<br />

vergossen werden, allenfalls ist auch ein Aufbeton notwendig. Die Träger können schlaff<br />

bewehrt mit Gitterträgern oder vorgespannt mit aufbiegbaren Bügeln eingesetzt werden, ihr<br />

Abstand beträgt maximal 75 cm. Das Material der Füllkörper reicht von gebranntem Material<br />

(Ziegel) bis zu Porenbeton. Die Füllkörper können statisch mitwirken, in diesem Fall ist<br />

kein Aufbeton notwendig. Für statisch nicht mitwirkende Füllkörper ist ein Aufbeton von 4-6<br />

cm Stärke erforderlich, in den Aufbeton kann die Querbewehrung verlegt werden.<br />

5.5 HOLZ<strong>DECKEN</strong><br />

5.5.1 <strong>DECKEN</strong>BAUARTEN<br />

Im modernen Wohnungsbau kommen neben Stahlbeton- und Ziegelfertigteildecken zunehmend<br />

Geschoßdecken aus Holz zum Einsatz. Holzdecken werden immer häufiger auch<br />

in Massivbauten mit Ziegel- oder Stahlbetonwänden eingebaut, nicht nur in reinen Holzhäusern.<br />

Man unterscheidet drei Bauarten von Geschoßdecken aus Holz:<br />

• Holzbalkendecken<br />

• Decken in Tafelbauweise<br />

• Massivholzdecken<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 25<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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Holzbalkendecke mit schwimmendem Estrich und F 90 Anforderung<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

5.5.1.1 Holzbalkendecken<br />

Moderne Holzbalkendecken bestehen aus den gleichen Funktionsteilen wie alte Tramdecken:<br />

der Balkenlage als Tragkonstruktion, einem begehbaren Bodenbelag und einer Deckenverkleidung.<br />

Der zwischen Sturzschalung (Bretter oder Spanplatten) und Untersicht<br />

befindliche Hohlraum zwischen den Trämen wird sowohl aus wärme- als auch schallschutztechnischen<br />

Gründen mit Faserdämmstoffen (Mineral- oder Steinwolle) ausgelegt.<br />

Die Träme werden bei modernen Decken oft enger als bei den alten Systemen gelegt, wodurch<br />

mit kleineren, wirtschaftlicheren Balkenquerschnitten gearbeitet werden kann.<br />

Kleinere Balkenquerschnitte haben insbesondere auch den Vorteil, dass sie rascher auf<br />

die, It. ÕNORM B 2215 - Zimmermeisterarbeiten - vorgeschriebene Einbau-<br />

Holzfeuchtigkeit von max. 18 "% herabgetrocknet werden können. Die neuzeitlichen Fußbodenaufbauten<br />

sind vielseitig und müssen entsprechend den an die Decke gestellten Anforderungen<br />

(hauptsächlich hinsichtlich Schallschutz) gewählt werden.<br />

Anstelle der früher gebräuchlichen Sturzschalung aus rauhen Brettern werden oft Flachpressspanplatten<br />

verwendet. Es sollten nur Platten zum Einsatz kommen, deren Formaldehydemission<br />

der Größe E 1 (Formaldehydemissionen < 0,1 ppm (parts per million)) entspricht.<br />

Planungshinweise für Holzbalkendecken (grobes Ablaufschema für die Planung von Holzbalkendecken):<br />

• Belastungsannahme<br />

• Auflager (Unterzüge, tragende Wände, Stützen) festlegen;<br />

• Balkenrichtung und statisches System wählen (Einfeld- oder Durchlaufträger);<br />

• Untersicht festlegen (Balken sichtbar, verkleidet oder abgehängt);<br />

• Balkenabstände wählen;<br />

• erforderliche Deckendurchbrüche bestimmen; Kamine, Stiegenöffnungen,<br />

Lüftungskanäle müssen ausgewechselt werden, wobei die Last der verkürzten<br />

Balken über einen üblicherweise rechtwinkelig zur Balkenlage angeordneten<br />

Wechselbalken in die nächstliegenden durchgehenden Balken geleitet<br />

wird.<br />

<strong>DECKEN</strong> 26 HOCHBAU


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Ingenieurmäßiger und zimmermannsmäßiger Anschluss<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Vollholzträger Hohlkastenträger<br />

Quelle: System Lignatur<br />

Der Anschluss der Balken an den Wechselbalken kann durch eine Holzverbindung<br />

mit Loch und Zapfen oder mit Stahlschuhen erfolgen.<br />

• Balkenquerschnitte ermitteln<br />

5.5.1.2 Decken in Tafelbauweise<br />

Im Zuge der sich immer weiter verbreitenden Fertigbauweisen werden Decken zunehmend<br />

als vorgefertigte Tafelelemente hergestellt und montiert.<br />

Holztafeln im Sinne von ÖNORM B 2320 - Wohnhäuser aus Holz - Technische Anforderungen<br />

- sind Verbundkonstruktionen unter Verwendung von Rippen aus Holz und/oder<br />

anderen geeigneten Plattenwerkstoffen, die ein - oder beidseitig angeordnet sind.<br />

Diese Balkenplankungen können je nach gewähltem Material entweder als mittragend oder<br />

nur aussteifend gerechnet werden.<br />

ÖNORM B 2320 erläutert im Anhang die Berechnung von Holzhäusern im Tafelbauweise.<br />

5.5.1.3 Massivholzdecken<br />

Die Bauweise der Massivholzdecken gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die im Sägewerk<br />

entstehenden Nebenprodukte - Seitenbretter - in wirtschaftlicher Weise zu hochwertigen<br />

Konstruktionen verarbeitet werden können.<br />

Es werden vor allem zwei Bauarten unterschieden:<br />

• Decken aus Vollholzträgern<br />

• Decken aus Hohlkastenträgern (geschützter Markenname „Lignatur“)<br />

Vollholzbalken werden üblicherweise mit Abmessungen von 60 – 140 mm Höhe hergestellt.<br />

Ein Beispiel für eine Massivholzdecke aus Vollholzträgern zeigt nebenstehende Abbildung.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 27<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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Beispiel für eine Massivholzdecke aus Hohlkastenträgern<br />

Quelle: System Lignatur<br />

Beispiele für kraftschlüssige Verbindungen<br />

Quelle: Archiv Institut<br />

Hohlkastenträger sind in Österreich in Höhen von 120 – 200 mm lieferbar. Die Träger werden<br />

mittels Nut und Feder untereinander verbunden. Nebenstehende Abbildung zeigt ein<br />

Beispiel für eine Massivholzdecke aus Hohlkastenträgern.<br />

Die Massivholzelemente können ebenso wie andere Holzbalkendecken rasch und einfach<br />

in Trockenbauweise eingebaut werden. Das fertige Flächentragwerk ist relativ steif und<br />

weniger schwingungsanfällig als herkömmliche Holzbalkendecken. Werden keine besonderen<br />

Anforderungen an den Schall- und Wärmeschutz sowie der Brandschutz der Decke<br />

gestellt, können die Elemente beidseitig sichtbar belassen werden.<br />

5.5.2 HOLZ<strong>DECKEN</strong> ALS GEBÄUDEAUSSTEIFUNGSELEMENTE<br />

Im Hausbau besteht die räumliche Aussteifung üblicherweise aus Wand- und Deckenscheiben.<br />

Aussteifende Deckenscheiben werden horizontal durch Windlasten, Lasten aus<br />

Erdbeben und Stabilisierungskräfte (z.B. als Lotabweichung von Wänden) beansprucht. Da<br />

in Österreich keine diesbezüglichen Bestimmungen existieren, kann die DIN 1052 – Holzbauwerke<br />

– als Richtlinie herangezogen werden.<br />

Demnach bilden Holzbalkendecken mit kraftschlüssig aufgenagelten Platten aus Holzwerkstoffen<br />

bei entsprechender Ausführung steife Deckenscheiben, die zur Aufnahme und Weiterleitung<br />

von horizontalen Lasten, wie Windlasten und Erdbebenkräfte herangezogen<br />

werden dürfen.<br />

Dazu sind kraftschlüssige Verbindungen mit dem Bauwerk erforderlich. Ähnlich wie bei<br />

Umfassungswänden müssen Decken über entsprechende Anker oder durch Reibung angeschlossen<br />

werden. Bei Holzbalkendecken sind das üblicherweise Anker mit Splinten, deren<br />

Abstand ca. 1,5 m nicht überschreiten soll. Werden mit den Umfassungswänden verankerte<br />

Balken über einer Innenwand gestoßen, so sind sie hier zug- und druckfest<br />

miteinander zu verbinden.<br />

Zusätzlich sind laut DIN 1052 einige konstruktive Punkte zu beachten:<br />

• Für die Scheiben sind Platten aus Holzwerkstoffen (Flachpressplatten oder<br />

Platten aus Baufurniersperrholz) zu verwenden. Ihre kleinste Seitenlänge<br />

muss mindestens 100 cm betragen.<br />

<strong>DECKEN</strong> 28 HOCHBAU


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Scheibenstützweite ls<br />

qh<br />

qh<br />

ls<br />

• Die Oberkanten der Unterkonstruktion (z.B. Deckenbalken und Randgurte)<br />

sollen vorzugsweise in gleicher Höhe liegen.<br />

• Sind parallel zur Spannrichtung einer Scheibe aus Holzwerkstoffen mehr<br />

als zwei nicht unterstützte Stöße vorhanden, so ist die Scheibenstützweite ls<br />

auf 12,50 m zu beschränken.<br />

• Die rechnerische Durchbiegung der Platten infolge vertikaler Flächenlast<br />

von Eigen- und Nutzlast darf 1/400 ihrer Stützweite nicht überschreiten.<br />

Ausführungsbedingungen für Deckenscheiben ohne Nachweis (nach DIN 1052 Teil 1):<br />

Gleichmäßig<br />

verteilte Horizontallast<br />

qh<br />

in kN/m<br />

Scheibenstützweite<br />

ls<br />

in m<br />

Mindestdicken der<br />

Platten in mm<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 29<br />

Flachpressplatten<br />

Erforderlicher Nagelabstand e in mm für<br />

Nageldurchmesser 3,4 mm *<br />

Bau-<br />

Furniersperrholz<br />

≥0,25·ls ≥0,50·ls ≥0,75·ls ≥1,0·ls<br />

≤ 2,5 ≤ 25 19 12 60 120 180 200<br />

≤ 3,5 ≤ 30 22 12 40 90 130 180<br />

* Bei Verwendung anderer Nageldurchmesser bis 4,2 mm ist der erforderliche Nagelabstand<br />

e im Verhältnis der zulässigen Nagelbelastungen umzurechnen; der Nagelabstand darf 200<br />

mm nicht überschreiten.<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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Beispiele für Tramdecken:<br />

Betonestrich 50 mm<br />

Mineralfaserplatte 30/25 mm<br />

Flachpreßspanplatte V 20, 16 mm (650<br />

kg/m³)<br />

Vollholzbalken 80×180 mm, dazwischen<br />

Mineralfasermatte 50mm<br />

Federbügel 40 mm, dazwischen Latten<br />

40×25 mm stehend<br />

Gipskartonplatten 2×12,5 GKF<br />

Eigengewicht:<br />

Belag (Teppich, PVC o.ä.) 0,10 kN/m²<br />

Betonestrich 5 cm 1,25 kN/m²<br />

Mineralfaserplatte 0,05 kN/m²<br />

Flachpreßspanplatte 16 mm 0,10 kN/m²<br />

Träme 0,20 kN/m²<br />

Gipskartonplatten 2×12,5 mm 0,25 kN/m²<br />

g = 1,95 kN/m²<br />

Spannweiten/Querschnitte:<br />

e = 60 cm<br />

b/h [cm] 8/20 10/20 12/24<br />

li [m] 3,40 3,70 4,90<br />

Schallschutz:<br />

Rw/Dn,T,w (LSM) Ln,T,w (TSM)<br />

67 21<br />

Wärmeschutz: k ≤ 0,33 W/m²K<br />

Brandschutz: F60<br />

Flachpreßspanplatte V 100, 22 mm (700<br />

kg/m³)<br />

Polsterholz 40×60 mm liegend auf 5 mm<br />

Mineralfaserfilzstreifen dazw. Mineralfaserplatten<br />

15/10 auf ca. 30 mm<br />

Sandschüttung<br />

Flachpreßspanplatte V 20, 16 mm (650<br />

kg/m³)<br />

Vollholzbalken 80×180 mm, dazwischen<br />

Mineralfasermatte 50mm<br />

Federbügel 40 mm, dazwischen Latten<br />

30×40 mm stehend<br />

Gipskartonplatten 2×12,5 GKF<br />

Eigengewicht:<br />

Belag (Teppich, PVC o.ä.) 0,10 kN/m²<br />

Flachpreßspanplatte 22 mm auf Polsterhölzern<br />

und Mineralwolleplatten 0,20 kN/m²<br />

Sandschüttung 3,0 cm 0,55 kN/m²<br />

Flachpreßspanplatte 16 mm 0,10 kN/m²<br />

Träme 0,20 kN/m²<br />

Gipskartonplatten 2×12,5 mm 0,25 kN/m²<br />

g = 1,40 kN/m²<br />

Spannweiten/Querschnitte:<br />

e = 70 cm<br />

b/h [cm] 8/18 10/20 12/24<br />

li [m] 3,0 3,40 4,60<br />

Schallschutz:<br />

Rw/Dn,T,w (LSM) Ln,T,w (TSM)<br />

68 28<br />

Wärmeschutz: k ≤ 0,34 W/m²K<br />

Brandschutz: F30<br />

Trockenestrich bestehend aus 2 Lagen<br />

Gipskartonplatten 2×9,5 mm auf Polystyrol-Hartschaumplatte<br />

20 mm<br />

verklebt<br />

Holzfaserdämmplatte 10 mm<br />

Flachpreßspanplatte V 20, 16 mm (650<br />

kg/m³)<br />

Vollholzbalken 80×180 mm, dazwischen<br />

Mineralfasermatte 50mm<br />

Federschiene 20 mm, Mittenabstand<br />

500mm<br />

Gipskartonplatten 2×12,5 GKF<br />

Eigengewicht:<br />

Belag (Teppich, PVC o.ä.) 0,10 kN/m²<br />

Trockenestrich (2 Lagen Gipskartonplatten<br />

2×9,5 mm) auf Polystyrolplatten<br />

verklebt 0,20 kN/m²<br />

Holzfaserdämmplatten 0,05 kN/m²<br />

Flachpreßspanplatte 16 mm 0,10 kN/m²<br />

Träme 0,20 kN/m²<br />

Gipskartonplatten 2×12,5 mm 0,25 kN/m²<br />

g = 0,90 kN/m²<br />

Spannweiten/Querschnitte:<br />

e = 40 cm<br />

b/h [cm] 8/16 8/20<br />

li [m] 3,35 4,20<br />

Schallschutz:<br />

Rw/Dn,T,w (LSM) Ln,T,w (TSM)<br />

66 13<br />

Wärmeschutz: k ≤ 0,32 W/m²K<br />

Brandschutz: F60<br />

<strong>DECKEN</strong> 30 HOCHBAU


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Befestigungsmöglichkeiten für untergehängte<br />

Gipskartonplatten<br />

– Beispiele für Lösungen diverser Anbieter<br />

5.6 UNTERGEHÄNGTE <strong>DECKEN</strong><br />

Die abgehängte Decke hat im Bürohausbau lange Zeit zur Standardausführung gezählt.<br />

Durch die neueren Entwicklungen wie der Kühldecke und der Klimafassade, die, um ordnungsgemäß<br />

zu funktionieren, speicherfähige Masse benötigt, werden die Deckenverkleidungen<br />

zunehmend durch den einfachen Deckenverputz ersetzt. Im Wohnbau hingegen<br />

kommt die abgehängte Decke kaum und wenn, dann nur in den Versorgungsgängen zur<br />

Ausführung. In erster Linie dient sie dazu, die Versorgungsleitungen für die Haustechnik<br />

unterzubringen. An diese Primärfunktion sind weitere zusätzliche Funktionen gekoppelt:<br />

• Herstellung der optischen Raumbegrenzung<br />

• Schallabsorption<br />

• Schalldiffusion<br />

• Aufnahme der Allgemeinbeleuchtung<br />

• Blendungsbegrenzung der Leuchten<br />

• Aufnahme der Luftauslässe<br />

• Aufnahme der Abluftöffnungen<br />

• Aufnahme von Trennwandanschlüssen<br />

Abgehängte Decken bringen der Geschoßdecke zusätzlich bauphysikalische Vorteile, vor<br />

allem im Bereich der Schalldämmung und Brandbeständigkeit. Die Vielzahl der möglichen<br />

Einbauelemente in den abgehängten Decken (wie z.B. Sprinklerköpfe, Lüftungsauslässe,<br />

Aufbau- oder Einbauleuchten, etc.) dürfen jedoch die geforderten bauphysikalischen Eigenschaften<br />

nicht beeinträchtigen.<br />

Die abgehängten Deckenpaneele werden in einem Raster verlegt, wobei häufig die Forderung<br />

besteht, dass der Deckenraster in den Gebäuderaster integriert ist, um eine flexible<br />

Unterteilung der Innenräume zu erreichen. Der Bandraster, bestehend aus Hauptträger<br />

und Querprofil, ist entweder quadratisch (i.d.R. 60/60 cm) oder rechteckig (30-40/150-180<br />

cm) aufgebaut. Dabei wird zwischen verdeckten, halbverdeckten und sichtbaren Systemen<br />

unterschieden. Bei den sichtbaren Deckensystemen sind Hauptträger und Querprofil von<br />

unten sichtbar, wobei hier die Vorteile der leichten Montage und Demontierbarkeit, insbesondere<br />

bei Verwendung größerer Deckenplatten (z.B. 30/180 cm), sowie die Anschlussmöglichkeit<br />

für Trennwände überwiegen. Halbverdeckte Systeme eignen sich besonders<br />

für das Überspannen von Gängen. Die kurze Seite der Streifendeckenplatten liegt auf dem<br />

Flansch der Hauptträger auf, der von unten sichtbar ist. Beim verdeckten Deckensystem ist<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 31<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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1. Paneele<br />

2. Tragschienen<br />

3. Paneelverbinder<br />

4. Tragschienenverbinder<br />

5. Randabschlußprofil<br />

6. Randabschlußprofil<br />

7. Randabschlußprofil<br />

8. Randabschlußprofil<br />

9. Paßklammer<br />

10. Schnellabhänger<br />

11. Abhängedraht<br />

Patentierte Lösung eines Anbieters<br />

für eine untergehängte Decke<br />

die Unterkonstruktion vollkommen unsichtbar. Um Leitungen in der Zwischendecke zu erreichen<br />

sind eigene Luken vorzusehen.<br />

Neben Gipskartonplatten kommen auch Metallpaneele zur Anwendung.<br />

<strong>DECKEN</strong> 32 HOCHBAU


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5.7 BALKONE UND LOGGIEN<br />

5.7.1 ALLGEMEINES<br />

Vor allem im Wohnbau, aber auch in jedem anderen Gebäudetyp, finden sich Bauteile außerhalb<br />

der Gebäudehülle. Dazu zählen unter anderem:<br />

• Balkone, Loggien, Laubengänge<br />

• Brüstungen<br />

• Dachaufbauten<br />

• Aufhängungen von Vordächern<br />

Diese Bauteile müssen entweder mit dem innerhalb der Gebäudehülle liegenden Tragwerk<br />

durch Tragelemente verbunden oder durch eine eigene Tragkonstruktion gestützt werden.<br />

Diese die Gebäudehülle durchdringenden Tragelemente werden vielfältig beansprucht<br />

durch:<br />

• Lasten und Kräfte aus den Bauteilen außerhalb der Gebäudehülle<br />

• Temperaturdifferenzen (Wärmebrücken)<br />

• Wasser und chemische Angriffe<br />

• Schwingungen und Körperschall<br />

Um sowohl statisch als auch bauphysikalisch befriedigende Lösungen zu finden, müssen<br />

an die die Gebäudehülle durchdringenden Tragelemente folgende Anforderungen gestellt<br />

werden:<br />

• Hohe Festigkeit: die Minimierung der Wärmebrücken erfordert möglichst<br />

punktuelle Tragelemente mit kleinem Querschnitt und dementsprechend<br />

hoher Festigkeit.<br />

• Ausgewogene Steifigkeit: Die Tragelemente müssen zwar mindestens in<br />

Haupttragrichtung fest genug sein, um Zug-, Druck- und Schubkräfte einwandfrei<br />

zu übertragen, jedoch oft gleichzeitig in Querrichtung weich genug<br />

sein, um differentiellen Verschiebungen aus unterschiedlichen Temperaturverformungen<br />

der außer- und innerhalb der Gebäudehülle liegenden Bauteile<br />

folgen zu können.<br />

HOCHBAU <strong>DECKEN</strong> 33<br />

BAUGRUBEN-<br />

SICHERUNGEN<br />

GRÜNDUNGEN<br />

KELLER<br />

WÄNDE<br />

<strong>DECKEN</strong>:<br />

DÄCHER<br />

EINFACHE<br />

HALLEN-<br />

STIEGEN,<br />

AUFZÜGE<br />

FUSSBÖDEN,<br />

VERKEHRSFL.


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Auskragende Balkonplatte,<br />

rundherum wärmegedämmt<br />

Auskragende Balkonplatte<br />

mit thermischer<br />

Trennung<br />

Quelle: Fa. Schöck<br />

• Geringe Wärmeleitfähigkeit: Dadurch erfolgen eine Reduktion bzw. Verhinderung<br />

von Kondenswasserbildung und der Schimmelpilzgefahr sowie gesamtheitlich<br />

geringere Energieverluste.<br />

• Dauerhaftigkeit: Tragelemente im Bereich der Gebäudehülle können oft<br />

nicht kontrolliert werden. Sie müssen daher mindestens die Lebensdauer<br />

der Gebäudehülle selbst aufweisen.<br />

• Ausreichende Dichtigkeit: Insbesondere im Dachbereich darf das Wasser<br />

die Dachhaut im Bereich von Durchdringungen nicht unterlaufen.<br />

• Geringe Schallübertragung: Eine geringe Schallübertragung (Körperschall)<br />

ist eine oft schwer zu erfüllende Anforderung mit erheblichen Kostenfolgen.<br />

Diese und allenfalls weitere Anforderungen haben oft gegenläufigen Charakter. Sie sind<br />

daher zu gewichten, Kompromisse sind aber meist unumgänglich. Es gilt allerdings: Tragsicherheit<br />

hat Priorität!<br />

Die Gebäudehülle durchdringende Tragelemente sind vorzugsweise bereits im Entwurf<br />

durch konzeptionelle Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Weiters zu beachten ist § 88 (3) der WBO zur Belichtung von Aufenthaltsräumen: Verglaste<br />

Balkone und Loggien sind vor Hauptfenstern zur zulässig, wenn ihre verglaste Fläche<br />

mindestens drei Zehntel und die Architekturlichte der Hauptfenster mindestens ein sechstel<br />

der Fußbodenfläche des zugehörigen Raumes beträgt.<br />

5.7.2 AUSFÜHRUNGSDETAILS FÜR BALKONE<br />

Auskragende Deckenplatten ohne Wärmedämmung stellen Wärmebrücken mit starkem<br />

Kühlrippeneffekt dar. Zufolge starker Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen<br />

und behinderten Temperatur- und Schwindverformungen kann es bei langen Balkonplatten<br />

zur Ausbildung von Querrissen kommen. Früher wurde, um Wärmebrücken zu vermeiden,<br />

die gesamte Balkonplatte in Dämmmaterial „eingepackt“, wobei die Wärmedämmung von<br />

der Kragplattenwurzel aus nach oben und unten und beiden Seiten in die Wandaußenfläche<br />

hineingezogen wird.<br />

Eine weitaus elegantere und effizientere Lösung stellt die thermische Trennung der Balkonplatte<br />

von der Deckenkonstruktion dar. Ein System aus einem Bewehrungskorb und einer<br />

Dämmschichte, welche auf das jeweilige Deckensystem abgestimmt sind, übernimmt<br />

hierbei die Kraftübertragung einerseits und die Vermeidung der Wärmebrücken im<br />

Anschlußbereich der Balkonplatten andererseits.<br />

<strong>DECKEN</strong> 34 HOCHBAU

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