rudolf diesel - C
rudolf diesel - C
rudolf diesel - C
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K a t a l o g z u r s o n d e r a u s s t e l l u n g<br />
1 5 0 J a h r e r u d o l f d i e s e l<br />
3,00 €
„es ist schön, so zu gestalten und zu erfinden,<br />
wie ein Künstler gestaltet und erfindet.<br />
aber ob die ganze sache einen zweck gehabt hat,<br />
ob die Menschen dadurch glücklicher geworden sind,<br />
das vermag ich heute nicht mehr zu entscheiden.“<br />
(Rudolf Diesel, 1913, kurz vor seinem Tod zu seinem Sohn Eugen).
vorwort<br />
Rudolf Diesel zählt ohne Zweifel zu den bedeutendsten Ingenieuren des<br />
ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seine Erfindung, der später nach ihm<br />
benannte Dieselmotor, ist heute der Antrieb der Weltwirtschaft. Diesel<br />
war einer jener Pioniere, die zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende<br />
mit ihren brillanten Ideen und technischen Innovationen die Mobilitätsge-<br />
wohnheiten der Menschen bis in unsere Zeit hinein revolutionierten. Carl<br />
Benz, Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, Nicolaus August Otto oder<br />
eben Rudolf Diesel – Namen, die noch heute in Form von Automobil-<br />
marken oder, wie im Fall von Diesel, technischen Antriebskonzepten und<br />
Kraftstoffarten in aller Munde sind.<br />
Weniger häufig hört man hingegen die Namen derjenigen Personen, die<br />
den Erfolg der genannten Erfinder erst ermöglichten. Auch Genies brau-<br />
chen Unterstützung – das galt damals ebenso wie heute. So hatte etwa<br />
Diesel lange und gewissenhaft an der Planung und Berechnung seiner<br />
„neuen, rationellen Wärmekraftmaschine“ gearbeitet und konnte sie<br />
schließlich am 27. Februar 1892 in Berlin zum Patent anmelden. Um<br />
diese theoretischen Entwürfe aber auch verwirklichen zu können, war<br />
er auf finanzielle und technische Unterstützung angewiesen.<br />
Er fand sie schließlich bei Heinrich von Buz, dem damaligen Generaldi-<br />
rektor der Maschinenfabrik Augsburg, einer Vorgängerfirma der heutigen<br />
MAN Gruppe. Mit ihm schloss Diesel am 21. Februar 1893 einen Vertrag<br />
zur Zusammenarbeit, nur zwei Tage vor der formalen Patenterteilung für<br />
den Motor durch das Kaiserliche Patentamt. Von Buz hatte zunächst<br />
abgelehnt, doch Diesel ließ nicht locker und konnte den geachteten In-<br />
dustrieellen schließlich von seinem Vorhaben überzeugen. Dabei müssen<br />
Diesels Pläne von Buz geradezu verrückt erschienen sein, denn der<br />
junge, noch völlig unbekannte Ingenieur wollte mit seiner Erfindung die<br />
allgegenwärtige Dampfmaschine ablösen – eine Maschine, die aus der<br />
vorwort<br />
3
damaligen industrialisierten Welt nicht wegzudenken war. Hinzu kam,<br />
dass sich Diesel mit der Maschinenfabrik Augsburg ausgerechnet an<br />
einen der größten Dampfmaschinenhersteller der damaligen Welt wandte<br />
und um Unterstützung für eine Erfindung bat, die gezielt deren Geschäfts-<br />
grundlage in Frage stellte. Dank seiner unternehmerischen Weitsicht<br />
stimmte Heinrich von Buz dennoch zu und stellte Diesel zusammen mit<br />
der Firma Krupp die nötigen Ressourcen für einen ersten Motor zur Ver-<br />
fügung. Im April 1893 begann Diesel in Augsburg mit seinem Versuchs-<br />
aufbau. Zehn Monate später, im Februar 1894, lief die Maschine das<br />
erste Mal im Leerlauf. Ein Erfolg, auf den Diesel lange Jahre hingearbei-<br />
tet hatte. Von da an dauerte es aber noch drei weitere Jahre, bis im Jahr<br />
1897 der erste betriebsfähige Dieselmotor fertig gestellt war. Abnahme-<br />
versuche im Februar 1897 zeigten, dass der Dieselmotor über einen bis<br />
dahin unerreichten Wirkungsgrad verfügte: der Brennstoffverbrauch für<br />
die PS-Stunde betrug 238 Gramm, das heißt 26,2 % der im Brennstoff<br />
enthaltenen Wärmemenge wurden in Nutzarbeit umgewandelt.<br />
Der Wirkungsgrad des Motors konnte anschließend noch leicht gestei-<br />
gert werden. Dieser Motor ist heute noch im Deutschen Museums in<br />
München zu besichtigen. Diesel hatte sein Ziel erreicht. Er hatte eine<br />
Maschine entwickelt, die um ein Mehrfaches effizienter arbeitete als die<br />
Dampfmaschine. Noch heute ist der Dieselmotor der Verbrennungsmo-<br />
tor mit dem besten Wirkungsgrad.<br />
Bereits wenige Jahre nach der Fertigstellung des ersten Dieselmotors<br />
arbeiteten viele stationäre Dieselaggregate einwandfrei. 1904 lieferte<br />
MAN sechs Dieselmotoren zur Stromerzeugung mit einer Leistung von<br />
insgesamt 1 600 PS an das erste Diesel-Großkraftwerk nach Kiew. Das<br />
dänische Unternehmen Burmeister & Wain, dessen Motorensparte spä-
ter von MAN übernommen wurde, rüstete im Jahr 1912 als Lizenzneh-<br />
mer das seegehende Fracht- und Passagierschiff „Selandia“ mit zwei<br />
Dieselmotoren à 1 050 PS aus und leitete damit ein neues Kapitel der<br />
Handelsschifffahrt ein. Seinen großen Traum, einen Fahrzeugmotor zu<br />
bauen, konnte Rudolf Diesel noch nicht realisieren. Das wesentliche Pro-<br />
blem war, den Kraftstoff genau dosiert und fein verteilt in den Zylinder<br />
einzuführen. Die Lufteinblasung mit Kompressor, für stationäre Diesel<br />
akzeptabel, war für Fahrzeugmotoren ungeeignet. Erst 1924, elf Jahre<br />
nach Diesels Tod, ging der erste Lkw-Dieselmotor in Serie. Der erste<br />
Pkw-Dieselmotor wurde 1936 gebaut. In den letzten Jahren wurden<br />
Fahrzeug- und Groß<strong>diesel</strong>motoren stark verbessert und übertreffen Ot-<br />
tomotoren nach wie vor deutlich an Sparsamkeit im Kraftstoffverbrauch.<br />
Fast alle Schiffe, die auf den Weltmeeren kreuzen, fast alle Lkw, die<br />
Güter auf den Straßen transportieren, sind heute mit einem Dieselmotor<br />
ausgestattet. Auch für den Antrieb von Pkw setzt sich der Dieselmotor<br />
gegenüber dem Ottomotor immer stärker durch.<br />
Rudolf Diesel wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Mit seiner<br />
Erfindung hat er nicht nur ein Kapitel Technikgeschichte geschrieben:<br />
Er hat die Welt verändert.<br />
Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang M. Heckl<br />
Generaldirektor des Deutschen Museums, München<br />
vorwort<br />
5
ausstellungsModule<br />
Rudolf Diesel<br />
Der<br />
Dieselmotor<br />
Die historische<br />
M.A.N.<br />
Augsburg<br />
und Diesel<br />
Gesellschaft<br />
und Kultur<br />
Dieser Katalog zur Sonderausstellung „150 Jahre Rudolf Diesel“ zeigt die wesentlichen Exponate,<br />
ist jedoch kein vollständiges Ausstellungsverzeichnis.<br />
Dieselmotoren<br />
weltweit
Dieselkompetenz<br />
heute<br />
Die<br />
MAN Gruppe<br />
Umwelt und<br />
Zukunft<br />
Vorwort 3<br />
Rudolf Diesel 8<br />
Der Dieselmotor 32<br />
Die historische M.A.N. 56<br />
Augsburg und Diesel 7<br />
Gesellschaft und Kultur 96<br />
Dieselmotoren weltweit 118<br />
Dieselkompetenz heute 1 0<br />
Die MAN Gruppe 160<br />
Umwelt und Zukunft 178<br />
Literaturverzeichnis 198<br />
Bildnachweis 201<br />
Impressum 202<br />
Dank 203
8<br />
Selbstbewusst, voller Energie, zielstrebig: Das ist Rudolf Diesel bis zur<br />
Serienreife „seines“ Motors. Mit dem technischen Durchbruch kommen<br />
Zweifel, gesundheitliche und wirtschaftliche Probleme. Schließlich ein<br />
Tod, der viele offene Fragen hinterlässt. „Die Überfahrt scheint gut wer-<br />
den zu wollen“ ist der letzte Satz, den Rudolf Diesel schriftlich festhält,<br />
in einem Brief an seine Frau.<br />
theMen<br />
Ein Leben, das Neues schafft – ein Tod, der Rätsel aufgibt 10<br />
Orte des Lebens und Wirkens von Rudolf Diesel 20<br />
Lehrmeister und Unterstützer 2<br />
Neider und Widersacher 28
udolf <strong>diesel</strong> (1858–1913)<br />
ein erfinderleben zwischen genie und tragiK<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
9
10<br />
ein leben, das neues schafft –<br />
ein tod, der rätsel aufgibt<br />
„Mein sehnlichster Wunsch ist, Mechaniker zu werden“, schreibt Rudolf<br />
Diesel mit 14 Jahren an die Eltern. Sein Vater, der Augsburger Buchbin-<br />
der Theodor Diesel, wandert 1850 nach Paris aus. Er heiratet Elise Stro-<br />
bel, mit der er drei Kinder hat (Louise *1856, Rudolf *1858, Emma *1860).<br />
Am 18. März 1858 kommt Rudolf Christian Karl Diesel in der Rue Notre<br />
Dame de Nazareth 38 in Paris zu Welt.<br />
1870 muss die Familie Diesel Paris verlassen und zieht nach London.<br />
Rudolf wird nach Augsburg geschickt und besucht dort die Kreis- und<br />
Gewerbeschule anschließend die Industrieschule. 1875 beginnt Diesel in<br />
München, Maschinenbau zu studieren. Er schließt mit dem besten Ergeb-<br />
nis seit Bestehen der Hochschule ab. 1880 wird er Volontär, nach einem<br />
Jahr bereits Direktor in der Pariser Firma von Carl von Linde. 1883 hei-<br />
ratet Rudolf Diesel Martha Flasche, die drei Kinder von ihm bekommt<br />
(Rudolf *1884; Hedy *1885; Eugen *1889). 1893 verlässt Diesel Linde und<br />
entwickelt bis 1897 bei der Maschinenfabrik Augsburg den Dieselmotor.<br />
Ein Werdegang auf der Karriereleiter: Bald ist Diesel Millionär und resi-<br />
diert herrschaftlich in München. Ein angenehmes Leben, mit Mietkut-<br />
sche und Hauslieferanten. „Wir ... führten [Anm.: zunächst in Münchens<br />
Schackstraße 2 am Siegestor, ab 1901 in der neu gebauten Villa Maria-<br />
Theresia-Straße 32] das Großbürgerdasein, welches dem Geist der Zeit<br />
entsprach. Auf anschauliche Weise belegt das Dieselsche Privatkonto-<br />
buch dieser Jahre die damalige Kultur. Mit den wachsenden Einnahmen<br />
kam das alte Piano ins Kinderzimmer und ein neuer Bechsteinflügel für
1 500 Mark in den Salon. Der Vater ließ sich für 1100 Mark in Öl malen,<br />
und für einen ähnlichen Betrag die Mutter. Die Mietequipage kostete mo-<br />
natlich 300 Mark. Es war ein Diener da, und natürlich eine französische<br />
Gouvernante. Plötzlich tauchte ein großer Posten auf, weil die ganze<br />
Familie mit Fahrrädern versehen wurde oder weil bei den berühmten<br />
Bernheimers ein größerer Möbelkauf stattgefunden hatte. Man abonierte<br />
schöne Zeitschriften, kaufte viele gute Bücher, die meisten Sonaten, Lie-<br />
der und Klavierauszüge der Weltmusikliteratur, ging zu guten Schneidern<br />
in Opern, Schauspiele, Konzerte, gab festliche Diners, kaufte den Freun-<br />
den Vasen, Blumen, Bücher, Nippessachen, zahlte den Ärzten sehr hohe<br />
Rechnungen und genoß jedes Jahr schönere Landaufenthalte und wei-<br />
tere Reisen.“ (Eugen Diesel über das Leben der Familie in München, zit.<br />
nach: Diesel, E.: Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal, Hamburg<br />
o.J., S. 289/290)<br />
Bald zeigt sich aber auch die Kehrseite des Erfolgs: Endlose Patentpro-<br />
zesse und Stolpersteine auf dem Weg nach oben und zehren an der Ge-<br />
sundheit Diesels, dazu der wirtschaftliche Abstieg: Grundstücksspekula-<br />
tionen, fehlgeschätzte Lizenzverträge, falsche Freunde. Im September<br />
1913, mit 55 Jahren, stürzt Rudolf Diesel bei der Überfahrt nach England<br />
vom Schiff in den Ärmelkanal. Ein rätselhafter Tod: Vieles deutet auf<br />
Selbstmord hin, Beweise gibt es nicht. Fischer finden die Leiche, nehmen<br />
ihr Brillenetui und Pastillendose ab, übergeben den Körper wieder der<br />
See. Der Sohn Eugen identifiziert die Habseligkeiten als die seines Vaters.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
11
12<br />
die eltern <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>s<br />
Die Eltern Rudolf Diesels:<br />
Elise Diesel, geb. Strobel<br />
(geb. 27.2.1826 in Nürnberg,<br />
gest. 25.3.1897 in München).<br />
Aufnahme ca. 1895.<br />
Theodor Diesel<br />
(geb. 12.6.1830 in Augsburg,<br />
gest. 8.12.1901 in München).<br />
Aufnahme anlässlich des 70.<br />
Geburtstags im Juni 1900.<br />
liederbuch Kindheit<br />
Musikalische Früherziehung:<br />
“Cantiques à l’usage des écoles<br />
du dimanche“. Das Liederbuch<br />
Rudolf Diesels zum Gebrauch in<br />
der Sonntagsschule. Mit Notation<br />
in Ziffern! Original von 1863.
onzeMedaille für<br />
den 12-Jährigen <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
Frühe Auszeichnung: Mit zwölf<br />
Jahren erhält Rudolf Diesel in Paris<br />
die Bronzemedaille für herausra-<br />
gende Leistungen der Société Pour<br />
L´Instruction Elémentaire (bester<br />
Schüler in der französischen Ele-<br />
mentarschule). Original von 1870.<br />
notizbuch <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>s<br />
aus deM Jahr 1870<br />
Notizbuch von Rudolf Diesel zur<br />
Zeit seines Abschiedes aus Lon-<br />
don. Darin u. a.: die wichtigsten<br />
Erfindungen und Entdeckungen;<br />
spezifisches Gewicht von Körpern;<br />
Experimente mit Zeichnungen;<br />
Maschinenbau; Aufzeichnungen<br />
über Schulnoten. Original von<br />
1870 (Aufzeichnungen bis 1879).<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
13
1<br />
originalfoto<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 12 Jahre<br />
Für die Eltern: Rudolf Diesel im<br />
Alter von zwölf Jahren. Fotografie<br />
vom November 1870, in Augsburg<br />
aufgenommen bei M. Keller,<br />
Weihnachten 1870 nach London<br />
geschickt.
MatheMatische Modelle<br />
aus PaPier<br />
„Trockenübungen“:<br />
Papiermodelle und Zeichnungen<br />
zur Konstruktion mathematischer<br />
Modelle und „Flächen zweiter<br />
Ordnung“ (z. B. von Paraboloiden);<br />
aus der Studienzeit Rudolf Diesels.<br />
Originale von 1876/1878.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
15
16<br />
foto Martha flasche<br />
Die Verlobte und baldige Ehefrau:<br />
Martha Diesel, geb. Flasche<br />
(1860–1944).<br />
Aufnahme vom Juni 1883.<br />
foto faMilie <strong>diesel</strong><br />
Rudolf und Martha Diesel mit ihren<br />
drei Kindern. V. l. n. r.:<br />
Eugen (*1889), Hedy (*1885) und<br />
Rudolf (*1883). Fotografie aus dem<br />
Jahr 1894.
haus von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
in München<br />
Hochherrschaftlicher Wohnsitz:<br />
Das „Haus Rudolf Diesel“ in der<br />
Maria-Theresia-Straße 32, Mün-<br />
chen, das die Familie im Frühjahr<br />
1901 bezog. Erbaut 1898/99–<br />
1900/01. Außenansicht.<br />
foto <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
aM schreibtisch, ca. 1912<br />
Rudolf Diesel um 1912.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
17
18<br />
Porträt <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 53 Jahre<br />
Porträt: Rudolf Diesel im Alter von<br />
53 Jahren (1911).
lederetui Mit Medizinfläschchen<br />
Immer wieder auch Krankheiten:<br />
Lederetui und Medizinfläschchen<br />
von Rudolf Diesel.<br />
Pastillendose<br />
Identifizierungshilfe: Pastillen-<br />
dose Rudolf Diesels, gefunden<br />
bei seiner Leiche im Ärmelkanal.<br />
September 1913.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
19
20<br />
orte des lebens und wirKens<br />
von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
Paris – Augsburg – München – Berlin: Stationen eines Erfinderlebens.<br />
Die ersten Lebensjahre, von 1858 bis 1870, verbringt Rudolf Diesel in<br />
Paris. Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges flieht die<br />
Familie Diesel nach London. Den hochbegabten Rudolf schicken die<br />
Eltern zu „Betty“ (Barbara), einer Cousine des Vaters Theodor Diesel,<br />
und ihrem Mann Professor Christoph Barnickel. Nach dem Tod von<br />
Betty heiratet Christoph Barnickel Diesels Schwester Emma in 1883,<br />
sodass dieser Pflegevater und Schwager Rudolf Diesels war. Die Aus-<br />
bildungsjahre verbringt Rudolf Diesel in Augsburg.<br />
1875 dann der Wechsel nach München zum Studium. Nach seinem her-<br />
vorragenden Abschluss kommt Diesel als Volontär zu Linde nach Paris.<br />
Carl von Linde, einer seiner Professoren und gleichzeitig Unternehmer,<br />
hatte frühzeitig die Begabung von Rudolf Diesel erkannt. In Paris bleibt<br />
Diesel wiederum zehn Jahre. Dann der Umzug nach Berlin, inzwischen<br />
mit Familie. Offiziell wohnt er dort bis 1895, doch spätestens seit 1893<br />
verbringt Diesel mehr Zeit in Augsburg als in Berlin. 1895 dann der Um-<br />
zug nach München, wo Diesel bis zu seinem Tod 1913 wohnt.
Paris 1858 bis 1870: Kindheit<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 25 Jahre<br />
Direktor in Paris: Rudolf Diesel im<br />
Alter von 25 Jahren (1883).<br />
1880 bis 1890: Ingenieur bei Linde<br />
augsburg 1870 bis 1875: Schulzeit<br />
1893 bis 1897: Maschinenfabrik Augsburg<br />
München 1875 bis 1879: Studium<br />
1895 bis 1913: Wohnort<br />
berlin 1890 bis 1895: Wohnort als Ingenieur<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
21
22<br />
dienstvertrag<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> Mit linde<br />
Dienstvertrag – in Ablösung seiner<br />
Tätigkeit als Ingenieur der Pariser<br />
Eisfabrik: „Herr Diesel tritt sofort<br />
als Ingenieur civil in die Dienste der<br />
Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen<br />
in Wiesbaden ein und zwar zu<br />
dem speziellen Zwecke, bei den<br />
Liefergeschäften der Gesellschaft<br />
nach Frankreich oder dessen Colonien<br />
gemäß der ihm hierfür zugehenden<br />
Instructionen mitzuwirken.“<br />
Wiesbaden, 25. Januar 1883.<br />
ansicht MaschinenfabriK<br />
augsburg<br />
Maschinenfabrik Augsburg.<br />
Um 1890.
urKunde ehrendoKtorwürde<br />
th München<br />
Ehrendoktor:<br />
Urkunde der Technischen Hochschule<br />
München vom 6. Dezember<br />
1907.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
23
2<br />
lehrMeister und unterstützer<br />
nicolas léonard sadi carnot (1796 bis 1832), Physiker. Die berühmte<br />
Notiz Rudolf Diesels „Kann man Dampfmaschinen construiren, welche<br />
den vollkommenen Kreisprocess ausführen, ohne zu sehr compliciert zu<br />
sein?“ vom 11. Juli 1878 bezieht sich auf den so genannten Carnot-Pro-<br />
zess. Carnot hatte beschrieben, unter welchen Bedingungen theoretisch<br />
in Kraftmaschinen die größte Wärmeausnutzung erzielt werden kann.<br />
gustav zeuner (1828 bis 1907), Professor für Mechanik und theoretische<br />
Maschinenlehre. Zeuner ist seit Erscheinen von Rudolf Diesels Buch<br />
„Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärmemotors zum Ersatz der<br />
Dampfmaschinen und der heute bekannten Verbrennungsmotoren“ vom<br />
Januar 1893 von dessen Ansatz überzeugt und unterstützt ihn, wo er<br />
kann. Er ist ein wichtiger Gesprächspartner für Diesel.<br />
heinrich von buz (1833 bis 1918), Direktor der Maschinenfabrik Augs-<br />
burg. Heinrich von Buz und seiner unternehmerischen Weitsicht ist die<br />
Karriere des Dieselmotors zu verdanken. Ohne das heute so genannte<br />
Venture Capital, das von Buz zusammen mit der Krupp AG dem jungen<br />
Ingenieur zur Verfügung stellte, hätte die Technikgeschichte einen ande-<br />
ren Verlauf genommen.
friedrich alfred KruPP (1854 bis 1902)<br />
Der Sohn von Alfred Krupp übernahm 1887 die Krupp’sche Gussstahl-<br />
fabrik von seinem Vater. Dieses Unternehmen finanzierte Rudolf Diesel<br />
während des Versuchsstadiums mit 30 000 Mark jährlich und war da-<br />
durch nach Heinrich von Buz der wichtigste Förderer des Dieselmotors.<br />
carl von linde (1842 bis 1934), Professor und Unternehmer. Linde er-<br />
kennt bald die Fähigkeiten seines Studenten Rudolf Diesel und verschafft<br />
ihm nach dem Examen eine Arbeitsstelle in dem von ihm gegründeten<br />
Unternehmen. Ein Jahr später ist Diesel bereits Direktor der Firma Linde<br />
in Paris.<br />
Moritz schröter (1851 bis 1925), Professor an der Technischen Univer-<br />
sität München. Trotz anfänglicher Skepsis nimmt Schröter am 17. Febru-<br />
ar 1897 in Augsburg Diesels dritten Versuchmotor offiziell ab. Er hält fest,<br />
dass der Gesamtwirkungsgrad 26,2 Prozent beträgt.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
25
26<br />
foto gustav zeuner<br />
Gustav Zeuner (1828–1907)<br />
foto heinrich von buz<br />
Heinrich Ritter von Buz<br />
(1833–1918),<br />
Direktor der Maschinenfabrik Augs-<br />
burg. Um 1900.
foto carl von linde<br />
Carl von Linde (1842–1934),<br />
Professor und erster Arbeitgeber<br />
Rudolf Diesels.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
27
28<br />
neider und widersacher<br />
„Die Einführung [Anm.: einer Erfindung] ist eine Zeit des Kampfes mit<br />
Dummheit und Neid, Trägheit und Bosheit, heimlichem Widerstand und<br />
offenem Kampf der Interessen, die entsetzliche Zeit des Kampfes mit<br />
Menschen, ein Martyrium, auch wenn man Erfolg hat.“ (Rudolf Diesel, Die<br />
Entstehung des Dieselmotors, 1913, S. 152)<br />
eMil caPitaine, Ingenieur und Erfinder: Capitaine reicht am 31. Juli 1897<br />
Nichtigkeitsklage gegen das Dieselsche Patent ein. Am 20. April 1898<br />
sagt Capitaine in einem Vortrag: „In der Geschichte der Erfindungen<br />
finden wir zahllose Fälle, wo der grübelnde Geist von irrigen Vorausset-<br />
zungen ausging, auf irrigen Voraussetzungen aufbaute, um ein bestimm-<br />
tes Ziel zu erreichen, wo aber schließlich das Ergebnis seiner schöpfe-<br />
rischen Tätigkeit auf einem ganz anderen Punkt anlangt als dem, den er<br />
sich vorgezeichnet hatte. … Bedenklich aber muß es erscheinen, wenn<br />
der Erfinder ganz unbestreitbaren Tatsachen gegenüber fälschlich be-<br />
hauptet, er habe genau das verwirklicht, was er damals als das Ergebnis<br />
seiner Überlegungen als das Richtige erkannt habe, wie Diesel es tut. …“<br />
Die Klage wird am 21. April 1898 abgewiesen. Im Juli 1898 unterzeich-<br />
net Capitaine einen Vergleich, worin er sich verpflichtet, keine weiteren<br />
Aktionen gegen Diesel anzustreben.
otto Köhler, Ingenieur. Köhler veröffentlicht 1887 eine Broschüre, in der<br />
Gedanken enthalten sind, die den Dieselschen sehr nahe kommen. Köh-<br />
ler belässt es aber bei der Theorie. Gefährlich wird er Diesel, als er die<br />
Firma Deutz berät und diese im Frühjahr 1897 Klage gegen die Patente<br />
Rudolf Diesels einreichen will. Letztlich kommt es zu einem Vergleich,<br />
nachdem die Firma Deutz die Dieselpatente einvernehmlich erworben<br />
hatte.<br />
Professor Johannes lüders, zunächst von Diesel begeistert, wandelt<br />
sich zum erbitterten Kritiker. Der knapp 80-Jährige schreibt zu Diesels<br />
Buch „Die Entstehung des Dieselmotors“ von 1913: „Diesel hat im Jahre<br />
1892 ein Patent auf einen unausführbaren, von ihm ‚rationeller Wärme-<br />
motor’ genannten Motor genommen und hat dann auf fremde Kosten<br />
Versuche angestellt, aus denen nach fast vier Jahren der heutige, von<br />
dem patentierten Motor sehr verschiedene Ölmotor hervorgegangen ist.<br />
Eine erfinderische Tätigkeit hat aber dabei Diesel … nicht ausgeübt. Es<br />
ist deshalb die Ansicht, daß er der Erfinder des Ölmotors gewesen sei,<br />
als ein Mythus anzusehen … .“<br />
zit. nach: Diesel, E.: Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal,<br />
Hamburg o. J., S. 451<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> 29
30<br />
schreiben PatentaMt<br />
Bedrohlich: Schreiben des Kaiser-<br />
lichen Patentamts / „Nichtigkeits-<br />
abtheilung“ zum Antrag auf Nich-<br />
tigkeit von Rudolf Diesels Patenten<br />
durch Emil Capitaine. Originalbrief<br />
vom 5. August 1897.<br />
abschrift nichtigKeitsantrag<br />
Der Beginn eines Nervenkriegs:<br />
„Ich beantrage hiermit Vernich-<br />
tung dieses Anspruchs (Anm: aus<br />
Rudolf Diesels Patent Nr. 67207),<br />
eventuelle Einschränkung dessel-<br />
ben wegen mangelnder Neuheit<br />
und begründe diesen Antrag wie<br />
folgt: (...)“. Originalabschrift des<br />
Nichtigkeitsantrags durch Emil<br />
Capitaine vom 31.7.1897, der<br />
Rudolf Diesel zur Stellungnahme<br />
durch das Kaiserliche Patentamt<br />
zugestellt wurde.
udolf <strong>diesel</strong><br />
31
32<br />
„Eine Erfindung besteht aus zwei Teilen: der Idee und ihrer Ausführung.<br />
Nie und nimmer kann eine Idee allein als Erfindung bezeichnet werden;<br />
... immer gilt als Erfindung nur die ausgeführte Idee.“ (Rudolf Diesel, Die<br />
Entstehung des Dieselmotors, 1913, S. 1 und 151)<br />
Eine Idee, viele Jahre Theorie auf Papier, vier Jahre praktische Versuche<br />
am Objekt: Der Weg von der Vorstellung bis zum laufenden Dieselmotor<br />
war steinig und dauerte fast zwei Jahrzehnte.<br />
theMen<br />
Von der allerersten Idee zum ersten betriebsfähigen Dieselmotor<br />
(1878–1897) 3<br />
Das Dieselprinzip 6<br />
Rohöl und Petroleum – zur Entwicklung der Kraftstoffe 8<br />
Vorläufer des Dieselmotors 52
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
PrinziP und entstehung<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
33
3<br />
von der allerersten idee zuM ersten<br />
betriebsfähigen <strong>diesel</strong>Motor (1878–1897)<br />
Schlüsseljahr 1878: Rudolf Diesel erfährt während seines Studiums von<br />
dem schlechten Wirkungsgrad der Dampfmaschinen (nur sechs bis<br />
zehn Prozent). Zugleich lernt er den idealen Carnot-Kreisprozess<br />
mit seinem hohen thermischen Wirkungsgradniveau kennen, der aller-<br />
dings voraussetzt, dass möglichst die gesamte Verbrennungswärme in<br />
Arbeit umgesetzt wird. Die Lebensaufgabe ist gestellt: „Kann man Dampf-<br />
maschinen construiren, welche den vollkommenen Kreisprocess aus-<br />
führen, ohne zu sehr complicirt zu sein?“ (Rudolf Diesel in einer Notiz am<br />
11. Juli 1878)<br />
Doch Studium und erste berufliche Tätigkeit lassen kaum Zeit. Es dau-<br />
ert, bis Rudolf Diesel seine Idee theoretisch ausarbeitet: Am 27. Februar<br />
1892 meldet er sein Verfahren beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin an,<br />
am 23. Februar 1893 erhält er das Patent, rückwirkend gültig ab 28.<br />
Februar 1892.<br />
Am 7. März 1892 schlägt Rudolf Diesel dem Generaldirektor der Maschi-<br />
nenfabrik Augsburg, Heinrich von Buz, eine Zusammenarbeit vor. Buz<br />
zögert zunächst, aber Diesel lässt nicht locker.
Am 20. April 1892 deutet Buz schließlich Kooperationsbereitschaft an,<br />
und so unterzeichnen beide am 21. Februar 1893 einen Vertrag. Buz ver-<br />
ständigt sich zugleich mit der Firma Krupp in Essen auf enge Zusammen-<br />
arbeit.<br />
Im Juli 1893 beginnt Rudolf Diesel die Versuche in Augsburg. Am 17.<br />
Februar 1894 erzielt der Dieselmotor zum ersten Mal 60 Sekunden lang<br />
Leerlauf.<br />
Am 26. März 1895 läuft ein grundlegend umgebauter Nachfolgemotor<br />
an. Der erste Bremsversuch am 26. Juni 1895 ergibt einen Gesamtwir-<br />
kungsgrad von 16,6 Prozent, der wenig später auf 20,3 Prozent erhöht<br />
werden kann. Der Motor läuft bis Frühjahr 1896. Der dritte, verbesserte<br />
Versuchsmotor geht im Dezember 1896 in Betrieb.<br />
Am 17. Februar 1897 nimmt ihn Professor Moritz Schröter, München, of-<br />
fiziell ab. Die Maschine erreicht eine Leistung von knapp 18 PS und erzielt<br />
dabei einen Gesamtwirkungsgrad von 26,2 Prozent. Dies ist etwa dop-<br />
pelt so viel wie bei der seinerzeit besten Dampfmaschine. Noch im glei-<br />
chen Jahr nimmt die Maschinenfabrik den ersten Serienmotor in Auftrag.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
35
36<br />
buch „theorie und KonstruKtion<br />
eines rationellen wärMeMotors“<br />
von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, verlag Julius<br />
sPringer, berlin<br />
„Theorie und Konstruktion eines<br />
rationellen Wärmemotors“, erschienen<br />
bei Julius Springer, Berlin 1893.<br />
Persönliches Exemplar Rudolf<br />
Diesels mit handschriftlichen Notizen.<br />
ausKlaPPtafel<br />
zuM wärMeMotor aus:<br />
„theorie und KonstruKtion eines<br />
rationellen wärMeMotors“<br />
Schon vor der praktischen Umsetzung<br />
bis ins Detail durchdacht,<br />
berechnet und konzipiert:<br />
der Diesel’sche „Wärmemotor“.<br />
Konstruktionszeichnung aus<br />
„Theorie und Konstruktion eines<br />
rationellen Wärmemotors“,<br />
erschienen bei Julius Springer,<br />
Berlin 1893.
PatenturKunde<br />
Patenturkunde Nr. 67207 „Arbeits-<br />
verfahren und Ausführungsart für<br />
Verbrennungskraftmaschinen.“<br />
Original des Kaiserlichen Patent-<br />
amtes, Berlin 1892/93. Das Patent<br />
umfasst mehrere Textseiten sowie<br />
zwei Ausklapptafeln mit Zeich-<br />
nungen.<br />
zeichnung aus deM hauPtPatent<br />
Zeichnung des „Rationellen Wär-<br />
memotors“ aus dem Hauptpatent<br />
Nr. 67207 Rudolf Diesels. Berlin<br />
1892/93.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
37
38<br />
vertrag zwischen MaschinenfabriK augsburg<br />
und <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
Ziel erreicht: „Vertrag zwischen der Aktiengesellschaft ‚Maschinenfabrik<br />
Augsburg in Augsburg’ einerseits und Herrn Rudolf Diesel Ingenieur in<br />
Berlin andererseits“. Darin verpflichet sich die Maschinenfabrik Augsburg,<br />
„... eine Versuchs-Maschine von ca. vier Pferdestärken längstens innerhalb<br />
sechs Monaten nach Feststellung der betreffenden Pläne durch<br />
Herrn Diesel fertig in ihrer Fabrik aufzustellen und alsdann den Versuch<br />
sofort vorzunehmen.“ Original vom 21. Februar 1893.
zeichnung zuM ersten<br />
augsburger <strong>diesel</strong>Motor<br />
Zeichnung zum ersten Augsburger<br />
Dieselmotor (1893).<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
39
0<br />
<strong>diesel</strong>s erster versuchsMotor,<br />
1893<br />
Der erste in der Maschinenfabrik<br />
Augsburg gebaute Versuchsmotor.<br />
Dazu Rudolf Diesel: „Im Juli 1893<br />
war die erste Maschine nach mei-<br />
nen Zeichnungen in Augsburg fertig<br />
gestellt. Am 17. Juli 1893 traf ich<br />
in freudiger Hoffnung in Augsburg<br />
ein; vor Eintritt in die Versuche<br />
mußte aber noch eine Luftkom-<br />
pressoranlage zum Füllen der An-<br />
laßflaschen eingerichtet werden, da<br />
das Anlassen der Maschine mit ver-<br />
dichteter Luft von Anfang an vorge-<br />
sehen war.“ (Rudolf Diesel, Die<br />
Entstehung des Dieselmotors,<br />
1913, S. 8)
dioraMa des versuchsstands für den <strong>diesel</strong>Motor in der<br />
MaschinenfabriK augsburg<br />
Direkteinblick: Versuchsstand für den Dieselmotor in der Maschinen-<br />
fabrik Augsburg A.G. im Jahr 1893. Diorama (Modell) im Maßstab 1:5<br />
von 1947. Leihgabe: Deutsches Museum München.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
1
2<br />
Mitarbeiter lucian vogel<br />
Mitarbeiter der ersten Stunde: Lucian Vogel (1858–1915) war seit 1880<br />
in der Maschinenfabrik Augsburg A.G. beschäftigt. 1893–1897 war ihm<br />
der Versuchsraum für den Dieselmotor unterstellt.<br />
Er hat die Berechnungen zu wichtigen Teilen des Motors geliefert. Diesel<br />
würdigte seine Verdienste mit folgenden Worten: „Die ganze Versuchsan-<br />
gelegenheit war ... seitens der Fabrikdirektion dem Oberingenieur der<br />
Eismaschinenabteilung, Herrn Lucian Vogel, unterstellt, einem alten<br />
Freund aus meiner Münchener Studienzeit. Lucian Vogel hatte von An-<br />
fang an meine Vorschläge aus innerster Überzeugung unterstützt und<br />
hat während der ganzen langen und harten Versuchszeit nie einen Au-<br />
genblick der Schwäche oder des Schwankens gezeigt. Wenn er auch<br />
selbst durch seine Berufsarbeit aufs äußerste angespannt war, so ver-<br />
folgte er doch jede Einzelheit der Arbeiten genau, wohnte den wichtigen<br />
Versuchen bei, griff bei Zwischenfällen persönlich ein und sorgte für ra-<br />
sche Erledigung. Er hat die Arbeiten mit Rat und Tat und mit seiner rei-<br />
chen Erfahrung in selbstlosester und hingebendster Weise unterstützt<br />
und manchen guten Gedanken gegeben.“ (iRudolf Diesel, Die Entste-<br />
hung des Dieselmotors, 1913, S.7)
Mitarbeiter iManuel lauster<br />
Imanuel Lauster (1873–1948). Er<br />
beteiligte sich als Ingenieur der<br />
Maschinenfabrik Augsburg A.G.<br />
unter unmittelbarer Leitung Diesels<br />
seit Anfang 1896 an der Konstruk-<br />
tion des dritten Versuchsmotors.<br />
Von 1898 bis 1900 schuf er den<br />
marktreifen Kreuzkopfmotor der<br />
M.A.N., daran anschließend den<br />
Motor ohne Kreuzkopf, der in vie-<br />
len Ländern Vorbild für den Bau<br />
von Dieselmotoren war. Bis 1934<br />
nahm er maßgebend Einfluss auf<br />
die Entwicklung neuer Bauformen.<br />
Lauster ist einer der bedeutenden<br />
Männer im Dieselmotorenbau.<br />
brief <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>s 1895 über den <strong>diesel</strong>Motor an seine frau<br />
„Mein Motor macht immer noch große Fortschritte; ich bin jetzt so weit<br />
über allem, was bisher geleistet wurde, daß ich sagen kann, ich bin in<br />
diesem ersten und vornehmsten Fache der Technik, dem Motorbau, (...)<br />
der Führer der ganzen Truppe diesseits und jenseits des Oceans. (...)<br />
Fast möchte ich (...) stolz werden, wenn ich dazu Anlage hätte. So aber<br />
freue ich mich stillvergnügt innerlich, ohne Sang und Klang, befriedigt in<br />
dem Bewußtsein, daß ich eine nützliche That vollbracht und glücklich,<br />
daß unsere Zukunft gesichert ist, denn das ist sie jetzt. …“<br />
Rudolf Diesel in einem Brief an seine Frau vom 3. Juli 1895.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
3
Modell des ersten<br />
betriebsfähigen <strong>diesel</strong>Motors<br />
Krönung der Mühen:<br />
Modell des ersten betriebsfähigen<br />
Dieselmotors von 1897, hergestellt<br />
im MAN-Ausbildungszentrum,<br />
Augsburg.<br />
foto des ersten<br />
betriebsfähigen <strong>diesel</strong>Motors<br />
Der erste betriebsfähige Diesel-<br />
motor der Welt von 1897, ent-<br />
standen im „Laboratorium“ der<br />
Maschinenfabrik Augsburg.<br />
Aufstellungsort heute: Deutsches<br />
Museum München.
fotoserie <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 39 Jahre<br />
Der stolze Erfinder: Rudolf Diesel<br />
im Alter von 39 Jahren (1897): „Das<br />
Laboratorium hatte ... in ungefähr<br />
fünfjähriger Tätigkeit seine Aufgabe<br />
gelöst, die Erfindungsgedanken zu<br />
verkörpern und die grundlegenden<br />
Gesetze und typischen Konstrukti-<br />
onsformen des Dieselmotorbaues<br />
so festzulegen, daß die Fabriken<br />
den Bau der Maschine aufnehmen<br />
konnten. Die Aufgabe des Erfinders<br />
war damit erfüllt.“ (Rudolf Diesel,<br />
Die Entstehung des Dieselmotors,<br />
1913, S. 78).<br />
PlaKette<br />
„an dieser stelle entstand...“<br />
Erinnerung an den Ort, der Technikgeschichte<br />
schrieb: Gedenkplakette<br />
an der Stelle des Dieselschen<br />
Versuchslabors bei MAN Diesel in<br />
Augsburg.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
5
6<br />
das <strong>diesel</strong>PrinziP<br />
Dampfmaschinen wandelten die Energie eines komprimierten Dampfes<br />
in Kraft um, aber um den Preis hoher Energievergeudung. Das wollte<br />
Diesel ändern. Seine Idee: Eine Maschine zu entwickeln, die die Wärme<br />
besser nutzt. Die Grundlagen dafür arbeitete er in seinem Patent Num-<br />
mer 67207 aus. Nach Jahren der Entwicklung war das theoretisch ent-<br />
wickelte Dieselprinzip praktische Realität.<br />
Das Prinzip: Bei dem nach Diesel benannten Verbrennungsverfahren ver-<br />
dichten die Zylinder die angesaugte reine Luft; diese erwärmt sich dabei<br />
auf Temperaturen von 700 bis 900 Grad Celsius. Am Ende der Verdich-<br />
tung (oberer Totpunkt) wird Kraftstoff in den Brennraum eingespritzt. Bei<br />
den hohen Temperaturen entzündet sich der Kraftstoff von alleine; die<br />
Verbrennung beginnt. Die heißen, sich ausdehnenden Verbrennungsga-<br />
se drücken den Kolben nach unten und der Prozess beginnt von neuem.<br />
Eine externe Zündungshilfe, zum Beispiel in Form von Zündkerzen, ist<br />
nicht notwendig.
PneuMatisches feuerzeug<br />
Pneumatisches Feuerzeug. Zur<br />
Zeit von Diesels Besuch der Ge-<br />
werbe- und Industrieschule Augs-<br />
burg (1870 bis 1875) befand sich<br />
das Feuerzeug in deren Besitz und<br />
wurde vom Pflegevater Rudolf Die-<br />
sels, Christoph Barnickel, im Un-<br />
terricht zur Demonstration verwen-<br />
det. Anhand dieses Kompressions-<br />
feuerzeugs erklärte Rudolf Diesel<br />
1898 seiner Familie die Wirkungs-<br />
weise des von ihm erfundenen<br />
Motors: „Der Dieselmotor ist nichts<br />
anderes als solch ein pneumati-<br />
sches Feuerzeug, mit dem Unter-<br />
schiede, daß der Brennstoff fein<br />
zerstäubt und die zusammenge-<br />
preßte glühende Luft eingeblasen<br />
wird. Hierin entzündet er sich von<br />
selbst und leistet dann Arbeit,<br />
indem das heiße und hochge-<br />
spannte Gas den Kolben vor sich<br />
herschiebt, der mit Hilfe der Kurbel<br />
das Schwungrad dreht.“<br />
Originalfeuerzeug von 1833/34<br />
(Griff nach 1941 verändert).<br />
Leihgabe: Deutsches Museum<br />
München<br />
viertaKtMotor:<br />
darstellung der vier Phasen<br />
Viertakt-Prinzip:<br />
1. Takt: Ansaugen von reiner Luft<br />
2. Takt: Verdichten der Luft und<br />
Einspritzen von Kraftstoff<br />
3. Takt: Arbeiten (Verbrennen)<br />
4. Takt: Ausstoßen der Abgase<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
7
8<br />
rohöl und PetroleuM –<br />
zur entwicKlung der Kraftstoffe<br />
„Mein Interesse war schon seit langer Zeit den Rohölen zugewandt, weil<br />
ich mich als Kälteingenieur viele Jahre lang mit der Ausbildung eines Ver-<br />
fahrens zur Extraktion des Paraffins aus Rohölen durch Kälte beschäftigt<br />
hatte. Bei diesen Versuchen arbeitete ich mit Rohölen aus den verschie-<br />
densten Ländern und hatte Gelegenheit, diese Stoffe eingehend zu stu-<br />
dieren, wodurch der Wunsch in mir rege wurde, sie zu motorischen<br />
Zwecken zu verwenden.“ (Rudolf Diesel, Die Entstehung des Diesel-<br />
motors, 1913, S. 156)<br />
Aus Kostengründen favorisiert Rudolf Diesel anfangs den billigen Kohlen-<br />
staub als Kraftstoff für seinen Motor, doch der erste Augsburger Versuchs-<br />
motor war nur für flüssige Kraftstoffe ausgelegt. Diesel bestellt zunächst<br />
dickflüssiges, fast teerartiges Rohöl, das sich jedoch ohne größeren tech-<br />
nischen Aufwand (Erwärmung) nicht durch die Rohre befördern lässt. So<br />
fällt die Wahl auf die teuren flüssigen Kraftstoffe Benzin sowie russisches<br />
und amerikanisches Lampenpetroleum.
Nach Abschluss der offiziellen Erprobung des Motors 25/40 werden im<br />
Jahr 1899 auch schwerere Kraftstoffe verbrannt, wie Paraffinöle (Braun-<br />
kohlenteeröle), allerdings mit Problemen: Die Maschine muss mit ge-<br />
wöhnlichem Petroleum gestartet und kann erst dann auf Paraffinöl um-<br />
geschaltet werden.<br />
Versuche mit Gasöl, russischem Solaröl, galizischem Blauöl und Pechel-<br />
bronner Solaröl folgen. Dann wagt Diesel sich an die eigentlichen Rohöle:<br />
Roh-Naphta aus Baku, rohe Quellöle aus Rumänien und Galizien sowie<br />
deutsche Rohöle. Spiritus wird von Rudolf Diesel ebenfalls verwendet,<br />
bewährt sich aber als Kraftstoff nicht. Ferner werden Versuche mit Stein-<br />
kohleteerölen, Creosotölen und Benzolen gefahren. Mit all diesen Kraft-<br />
stoffen erfolgen jeweils nur kurze Tests, kein Dauerbetrieb. Daneben<br />
finden auch Gas-Motorversuche mit Leuchtgas als Kraftstoff statt.<br />
Heute wird Dieselkraftstoff in den Raffinerien aus den Kohlenwasserstof-<br />
fen des Rohöls hergestellt. Vor allem bei großen Dieselmotoren kommt<br />
zähflüssiges Schweröl zum Einsatz.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
9
wesentliche flüssigKraftstoffe<br />
für <strong>diesel</strong>Motoren, 1913<br />
„Principal liquid fuels considered<br />
for all Diesel engines in 1913“<br />
(Wells & Wallis-Taylor, The Diesel<br />
engine)<br />
Übersicht über die wesentlichen<br />
Flüssigkraftstoffe, die um 1913 für<br />
Dieselmotoren vorgesehen waren.<br />
(Wells & Wallis-Taylor, The Diesel<br />
engine)<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
51
52<br />
vorläufer des <strong>diesel</strong>Motors<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts war die Dampfmaschine weit verbreitet und<br />
zweifellos die wichtigste und bekannteste Arbeits-Kraftmaschine jener<br />
Zeit. Sie fand sowohl in der Industrie als auch bei der Eisenbahn rege<br />
Anwendung. Auch in der Schifffahrt kamen riesige Kolbendampfmaschi-<br />
nen mit sehr hoher Leistung zum Einsatz, doch lag ihr Wirkungsgrad<br />
bei höchstens 10 Prozent. Darüber hinaus waren Dampfmaschinen<br />
im Betrieb so aufwendig, dass sich nur kapitalkräftige Unternehmer<br />
ihren Einsatz leisten konnten. Es entstand jedoch mehr und mehr der<br />
Bedarf nach kleinen, billigen Antriebsmaschinen für Handwerk und<br />
Landwirtschaft. Mit ihren überdimensionalen Abmessungen, dem hohen<br />
Gewicht, den äußerst unangenehmen Vibrationen und dem lauten<br />
Laufgeräusch war die Dampfmaschine darüber hinaus auch technisch<br />
an ihre Grenze gelangt.<br />
ottoMotor: Nikolaus August Otto (1832 bis 1891) entwickelt zunächst<br />
den Lenoir-Motor (nach Joseph Etienne Lenoir, 1822 bis 1900) weiter.<br />
Schließlich verbindet er Kolben und Kurbelwelle, lässt ein Gas-Luftge-<br />
misch ansaugen und dieses vor der Verbrennung verdichten. Otto wen-<br />
det dabei erstmals das bereits von Alphonse Beau de Rochas (1815 bis<br />
1893) her bekannte Viertakt-Arbeitsverfahren an. Anfang 1876 läuft der
erste Ottomotor bei der Gasmotorenfabrik Deutz AG; noch im gleichen<br />
Jahr wird er in Serie gebaut.<br />
brayton-Motor: Beim Brayton-Motor (Leistung ca. vier PS) von 1876 –<br />
benannt nach dem Amerikaner George Bailey Brayton (1830 bis 1892) –<br />
wird Luft in einem separaten Zylinder verdichtet. Diese wird anschließend<br />
mit dem Kraftstoff in den Hauptzylinder geleitet; das Gemisch entzündet<br />
sich an einer ständigen Zündflamme (Fremdzündung). Einzige Ähnlich-<br />
keit mit dem frühen Dieselmotor ist die Einblasung des Kraftstoffes mit<br />
Druckluft (Einblasedruck bei vier bis fünf bar). Möglicherweise übernimmt<br />
Diesel dieses Konstruktionsdetail für seinen Motor, doch erhöht er den<br />
Einblasedruck deutlich.<br />
aKroyd-Motor: Der von dem Engländer Herbert Akroyd Stuart (1864<br />
bis 1927) erfundene Motor (Leistung ca. vier PS) ist ein Viertakt-Glüh-<br />
kopfmotor. Die Verbrennungsluft wird auf etwa drei bar verdichtet. Die<br />
Zündung des flüssigen Kraftstoffes (unter anderem auch Gasöl) erfolgt<br />
wegen der begrenzten Verdichtungswärme durch Kontakt mit dem un-<br />
gekühlten Teil der heißen Zylinderwand – jedoch nicht wie bei Diesel<br />
durch Selbstzündung.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
53
5<br />
ottoMotor<br />
Viertaktmotor von Nikolaus August<br />
Otto, umgebaut von Wilhelm<br />
Maybach. Foto, 1876.<br />
brayton-Motor<br />
Brayton-Motor von George Bailey<br />
Brayton. Foto, 1876.
aKroyd-Motor<br />
Akroyd-Motor von Herbert Akroyd Stuart.<br />
Foto, 1890.<br />
der <strong>diesel</strong>Motor<br />
55
56<br />
Die heutige MAN Gruppe hat zwei Hauptwurzeln: Eine liegt in Oberhau-<br />
sen und reicht bis auf die erste Eisenhütte des Ruhrgebiets (später Gute-<br />
hoffnungshütte, kurz GHH) und das Jahr 1758 zurück, die andere in<br />
Augsburg. Zehn Jahre nach der Fusion der Maschinenfabrik Augsburg<br />
mit der Maschinenfabrik Nürnberg im Jahre 1898 wird der Name M.A.N.<br />
(für Maschinenfabrik Augsburg – Nürnberg, heute: MAN) geboren. 1986<br />
wird die M.A.N. auf die GHH verschmolzen und ist Namensgeber für die<br />
bis heute gültige Unternehmensbezeichnung: MAN AG.<br />
theMen<br />
Die Maschinenfabrik Augsburg 58<br />
Die M.A.N. bis 1986 66
die historische M.a.n.<br />
von der MaschinenfabriK augsburg zuM weltKonzern –<br />
die geschichte der Man bis 1986<br />
die historische M.a.n.<br />
57
58<br />
die MaschinenfabriK augsburg<br />
Kaum sind bei der Maschinenfabrik Augsburg die Erprobung und Abnah-<br />
me des ersten „marktfähigen“ Dieselmotors abgeschlossen, bestellt die<br />
Filiale Kempten der Actiengesellschaft Union, Vereinigte Zündholz- und<br />
Wichsefabriken, im Juni 1897 einen Zweizylinder-Dieselmotor mit 60<br />
bis 70 PS Leistung. Der Motor ist bis 1939 zur Energieerzeugung im Ein-<br />
satz – ab etwa 1916 bei einer Fleischwarenfabrik in Ottobeuren. Dies ist<br />
zugleich der erste Dieselmotor im kommerziellen Einsatz. Ein identischer<br />
zweiter Motor wird 1898 an die Papierhülsenfabrik Rugendas, Augsburg,<br />
geliefert und ist über 30 Jahre in Betrieb. Heute ist er ein Exponat im<br />
MAN-Museum.<br />
Von da an ist der Diesel-Boom nicht mehr aufzuhalten. Zahlreiche Lizenz-<br />
nehmer beginnen mit der Eigenfertigung von Dieselmotoren: So bestellt<br />
der Amerikaner Adolphus Busch 1897 bei der Maschinenfabrik Nürnberg<br />
einen 20-PS-Dieselmotor zum Antrieb eines Generators, der nach Augs-<br />
burger Zeichnungen gebaut wird. Das dänische Unternehmen Burmeis-<br />
ter & Wain, heute in MAN Diesel aufgegangen, beginnt die Erprobung<br />
seines ersten eigenen Dieselmotors mit 40 PS Leistung im Jahr 1903;<br />
dieser Motor ist heute in Kopenhagen zu sehen.
Mitarbeiterzahlen in der MaschinenfabriK augsburg<br />
aPril 1858 erstmals über 300<br />
1872/73 ca. 630<br />
1876/77 ca. 700<br />
1879/80 ca. 630<br />
188 erstmals über 1 000<br />
1892 ca. 1 600<br />
1893 ca. 1 700<br />
1896 erstmals über 2 000<br />
1898 ca. 2 830<br />
zeichnung c. reichenbach’sche<br />
MaschinenfabriK 18 6<br />
1844 kaufte Carl August Reichenbach<br />
die Sander’sche Maschinenfabrik<br />
und nannte sie um in<br />
„C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik“.<br />
Hauptprodukte waren<br />
Hand- und Schnellpressen für den<br />
Buchdruck. Zeichnung um 1846.<br />
die historische M.a.n.<br />
59
60<br />
ansicht MaschinenfabriK augsburg 1857/58<br />
Bewegte Namensgeschichte: Im Jahre 1857 wurde die<br />
„C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik“ in „Maschinenfabrik Augsburg“<br />
umbenannt. Fotografie um 1859.
ansicht historisches werK<br />
uM 1882<br />
Ansicht der Maschinenfabrik<br />
um 1882.<br />
ansicht (stich) uM 1889<br />
„Uhlands Industrielle Rundschau“<br />
vom 20. Juni 1889: die Maschinenfabrik<br />
Augsburg im Stich.<br />
die historische M.a.n.<br />
61
62<br />
heinrich von buz<br />
Heinrich von Buz, 1833 bis 1918,<br />
übernahm die von seinem Vater<br />
Carl Buz und von Carl August<br />
Reichenbach geführte Maschinen-<br />
fabrik Augsburg. Er erkannte die<br />
Fähigkeiten Rudolf Diesels und war<br />
somit entscheidend an der Reali-<br />
sierung des Dieselmotors beteiligt.<br />
Von Buz war bis 1913 Generaldi-<br />
rektor der ab 1898 vereinigten Ma-<br />
schinenfabrik Augsburg-Nürnberg<br />
(M.A.N.) Daneben war er Mitbe-<br />
gründer der Augsburger Localbahn<br />
und der Lech-Elektrizitätswerke.
foto <strong>diesel</strong>Motoren-Prüfstand<br />
Einrichtung der Versuchsanlage<br />
des Dieselmotors in der Maschi-<br />
nenfabrik Augsburg um 1893.<br />
die historische M.a.n.<br />
63
6<br />
versuchsrauM<br />
Versuchsraum der Maschinen-<br />
fabrik Augsburg im Herbst des<br />
Jahres 1897. Rechts der 1896<br />
gebaute und in Betrieb genom-<br />
mene dritte Versuchsmotor, links<br />
der Verbund-(Compound-) Motor.<br />
Prüffeld<br />
Prüffeld für Dieselmotoren in der<br />
„Vereinigten Maschinenfabrik<br />
Augsburg und Maschinenbau-<br />
gesellschaft Nürnberg A.G.”,<br />
Augsburg, 1899.
fräsMaschine<br />
M.A.N.-Werkstätte mit<br />
Fräsmaschine, um 1933.<br />
M.a.n. aus der luft<br />
M.A.N. von Süden gesehen.<br />
Luftaufnahme 1949.<br />
die historische M.a.n.<br />
65
66<br />
die M.a.n. bis 1986<br />
1857 Die 1840 von Ludwig Sander gegründete und ab 1844 von<br />
Carl Buz und Carl August Reichenbach geführte Fabrik für<br />
Maschinenbau in Augsburg wird in die Maschinenfabrik<br />
Augsburg AG umbenannt (Produktprogramm: Dampfma-<br />
schinen, Wasserturbinen, Buchdruck-Schnellpressen und<br />
Kältemaschinen nach dem „System Linde“).<br />
1898 Die Maschinenfabrik Augsburg fusioniert mit der 1841 gegrün-<br />
deten Maschinenbau-Actien-Gesellschaft Nürnberg<br />
(vormals Klett & Comp.).<br />
190 Erstes Diesel-Großkraftwerk der Welt in Kiew<br />
1908 Umbenennung der Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und<br />
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G. in Maschinenfabrik<br />
Augsburg-Nürnberg AG, Augsburg (M.A.N.).<br />
1912 Verlagerung I: Augsburg verlagert den Dampfmaschinenbau<br />
zugunsten des Dieselmotors nach Nürnberg.<br />
191 Verlagerung II: Nürnberg gibt den Dieselmotorenbau auf und<br />
verlegt ihn nach Augsburg.
1915 Beginn der Lkw-Fertigung bei M.A.N.<br />
1920 Übernahme der M.A.N. durch die Gutehoffnungshütte<br />
Actienverein.<br />
1923 M.A.N. baut den ersten Lkw mit Dieseldirekteinspritzung<br />
1932 M.A.N. präsentiert den stärksten Diesel-Lkw der Welt<br />
(160 PS).<br />
19 1 Produktionsbeginn von Diesel-Ackerschleppern<br />
1955 M.A.N. gründet das Werk München für Lkw-Produktion<br />
(heute Sitz der MAN Nutzfahrzeuge AG).<br />
1971 M.A.N. übernimmt den Lkw-Hersteller Büssing.<br />
1980/ M.A.N. übernimmt den dänischen Motorenhersteller<br />
1981 Burmeister & Wain.<br />
1986 M.A.N. wird auf die Gutehoffnungshütte Aktienverein AG ver-<br />
schmolzen; die ehemalige Tochtergesellschaft M.A.N. liefert<br />
den Namen für die neue Unternehmensbezeichnung: MAN AG.<br />
1986 Die Geschäftsbereiche von MAN werden zu eigenständigen<br />
Tochtergesellschaften der MAN AG<br />
die historische M.a.n.<br />
67
68<br />
<strong>diesel</strong>Motoren-Montage, 1951<br />
Montage von Dieselmotoren mittlerer Leistung bei M.A.N.,<br />
Werk Augsburg, 1951.
gross<strong>diesel</strong>Motorenbau, 19 0<br />
Bau von Groß<strong>diesel</strong>motoren.<br />
Zeichnung von 1940 aus einem<br />
Jubiläumsbuch von Fritz Büchner.<br />
die historische M.a.n.<br />
69
70<br />
acKer<strong>diesel</strong><br />
Der Acker<strong>diesel</strong> war zwischen<br />
1948 und 1950 einer der erfolg-<br />
reichsten M.A.N.-Traktoren der<br />
Nachkriegszeit.<br />
tyP f8<br />
Der F8, ein 8-Tonnen-Schwer-<br />
lastwagen, herausgebracht zur<br />
Internationalen Automobilaus-<br />
stellung, Frankfurt, 1951, Emaille-<br />
Werbetafel.
lKw-werK München, 1955<br />
Titelblatt des Lageplans zur<br />
Gründung des neuen Werks für<br />
Lastkraftwagen in München-<br />
Allach, 1955.<br />
erntezeit<br />
Variante des Acker<strong>diesel</strong>: M.A.N.<br />
2K1, Baujahr 1957/58.<br />
die historische M.a.n.<br />
71
72<br />
Montagehalle, 1960<br />
Montagehalle für Groß<strong>diesel</strong>-<br />
motoren, M.A.N., Werk Augsburg,<br />
Halle C19. 1960.<br />
zweitaKter<br />
für den frachter „widar“<br />
Im Jahre 1970 der größte bei<br />
M.A.N. bis dahin gebaute Zweitakt-Schiffs<strong>diesel</strong>motor<br />
mit acht<br />
Zylindern für den Massengutfrachter<br />
„Widar“ mit einer Leistung von<br />
32 000 PS.
KreuzKoPfMotor<br />
auf deM Prüfstand<br />
Kreuzkopf-Zweitakt-Schiffs<strong>diesel</strong>motor<br />
K8SZ90/160B<br />
auf dem Prüfstand, 1977.<br />
luftbild<br />
Luftbild der M.A.N. Augsburg,<br />
1985.<br />
die historische M.a.n.<br />
73
7<br />
Der Vater stammt aus Augsburg und die Ahnen der Mutter aus der<br />
Region: 1870 schicken die Eltern ihren Sohn Rudolf – im Alter von zwölf<br />
Jahren – aus dem weltstädtischen London in die aufstrebende Stadt<br />
Augsburg, das „Manchester Deutschlands“. Als er ein zweites Mal für<br />
längere Zeit dorthin zurückkommt, arbeitet er bereits an seiner Bahn<br />
brechenden Erfindung.<br />
theMen<br />
Augsburg zu Diesels Zeiten 76<br />
Einfluss des Dieselmotors und der MAN<br />
auf die Entwicklung Augsburgs 78<br />
Rudolf Diesel in Augsburg 86<br />
Ehrungen Diesels in Augsburg 90
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
das Manchester deutschlands<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
75
76<br />
augsburg zu <strong>diesel</strong>s zeiten<br />
Augsburg ist seit den Fuggern und Welsern bekannt für seine weltweiten<br />
Handelsbeziehungen. Ab 1830 entwickelt sich Augsburg auch zu einer<br />
bedeutenden Industriestadt, vor allem wegen der reichlich vorhandenen<br />
natürlichen Wasserkraft (der Ökonom Friedrich List [1789 bis 1846] sag-<br />
te, Augsburg habe mehr natürliches Wassergefälle als alle englischen<br />
Fabrikbezirke zusammen). Der Baumeisters Karl Albert Gollwitzer (1839<br />
bis 1917) entwickelt sogar ein Hafenstadt-Projekt, das allerdings nicht<br />
umgesetzt wird.<br />
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt sich die Augsburger<br />
Textilindustrie, zuerst im Bereich des Kattundrucks (Drucken auf Baum-<br />
wolle), später auch bei der Textilherstellung.<br />
Der Buchdruck ist Keimzelle des heutigen Maschinenbaus in Augsburg:<br />
Zur Buchproduktion werden statt Handpressen mechanische Schnell-<br />
pressen erforderlich. Carl August Reichenbach (1788 bis 1869) baut in<br />
der von Ludwig Sander übernommenen Maschinenfabrik unter anderem<br />
diese Schnellpressen. Es entstehen daraus die Maschinenfabrik Augs-<br />
burg, später die M.A.N. und schließlich die heutigen Maschinenbauun-<br />
ternehmen MAN Roland Druckmaschinen AG und MAN Diesel SE.<br />
Um die Jahrhundertwende wird Augsburg das „Manchester Deutsch-<br />
lands“ genannt. Die Fabrikschlösser und der Glaspalast repräsentieren<br />
die architektonische Ausprägung des Wirtschaftsaufschwungs um 1900.
foto von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />
aM augsburger herKulesbrunnen<br />
Nach getaner Arbeit: Rudolf Diesel am Augsburger Herkulesbrunnen.<br />
Fotografie von 1897.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
77
78<br />
einfluss des <strong>diesel</strong>Motors und der Man<br />
auf die entwicKlung augsburgs<br />
Rudolf Diesel hatte kein Glück als Unternehmer: Zwei 1898 gegründete<br />
Augsburger Unternehmen werden nach nur kurzer Zeit wieder geschlos-<br />
sen. Die von Diesel und Partnern gegründete Diesel Motoren-Fabrik AG<br />
wird wegen Fehlproduktionen 1900 stillgelegt und 1911 liquidiert; die All-<br />
gemeine Gesellschaft für Dieselmotoren AG, eine ebenfalls von Rudolf<br />
Diesel gegründete Gesellschaft zum Erwerb und zur Nutzung der Rechte<br />
Rudolf Diesels, wird ebenfalls im Jahre 1911 aufgelöst.<br />
Gleichwohl entwickelt sich die 1898 mit der Maschinenfabrik Nürnberg<br />
zusammengeschlossene Maschinenfabrik Augsburg (ab 1908 unter dem<br />
Namen M.A.N.) durch die Produktion von Dieselmotoren zu einem pros-<br />
perierenden Unternehmen. Weitere Augsburger Maschinenbauunterneh-<br />
men entstehen: Die Unternehmen Keller und Knappich (heute kuka) und<br />
RENK AG (heute mehrheitlich zur MAN Gruppe gehörend) sowie die<br />
Augsburger Localbahn werden gegründet. Zugleich gewinnt die Textilin-<br />
dustrie an Bedeutung, so dass um 1910 über 90 Prozent aller Augsbur-<br />
ger Arbeiter „Textiler“ waren.<br />
Die heutige Augsburger Maschinenbauindustrie fußt auf dieser Geschich-<br />
te, während sich die Textilindustrie weitgehend aufgelöst hat.<br />
Die Textiltradition Augsburgs wird in den ehemaligen Hallen der Augsbur-<br />
ger Kammgarnspinnerei im zukünftigen Bayerischen Textil- und Industrie-<br />
museum gewürdigt. Die Augsburger Geschichte von MAN zeigt das<br />
MAN-Museum Augsburg, das auch ein historisches Archiv umfasst und<br />
wesentliche Teile des Nachlasses von Rudolf Diesel besitzt.
MonuMental-Plan der stadt augsburg<br />
Der Monumental-Plan von Ludwig Leybold von 1873 zeigt Augsburg<br />
nach Schleifung der Stadtmauern. Die Fabrikbauten sind in ähnlicher<br />
Wichtigkeit und Größe dargestellt wie die innerstädtischen Kirchen,<br />
Paläste und das Rathaus.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
79
80<br />
zahnräderfabriK augsburg<br />
Johann renK<br />
Die „Joh. Renk Act.-Ges.“<br />
wurde 1873 durch Johann Renk<br />
gegründet.<br />
augsburger localbahn<br />
Die Augsburger Localbahn wurde<br />
1889 gegründet. Erster Vorstand<br />
der Gesellschaft war Heinrich von<br />
Buz. Erst 1941 wurde die erste<br />
Diesellok in Dienst gestellt.
l.a. riedingersche Maschinenund<br />
broncewarenfabriK<br />
Die „L.A.R.sche Maschinen- und<br />
Broncewarenfabrik“ in Augsburg<br />
(AG seit 1887) errichtete schon vor<br />
1871 Gasfabriken in Deutschland,<br />
Österreich-Ungarn, der Schweiz,<br />
Italien und Russland und hatte<br />
1892 fast 1 000 Beschäftigte.<br />
1927 fusionierte sie mit der M.A.N.<br />
und wurde als „L.A.R.sche Broncewarenfabrik<br />
für Lampen“ bis<br />
1967 fortgeführt. Sie erlosch als<br />
„R. Metallbau“.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
81
82<br />
ludwig august riedinger<br />
Ludwig August Riedinger<br />
(1809–1879).<br />
1842 bis 1852 technischer Direk-<br />
tor der Augsburger Mechanischen<br />
Baumwoll-Spinnerei und -Weberei<br />
(SWA). Der Aufschwung, den die<br />
SWA in der Folgezeit nahm, ist<br />
wesentlich ihm zu verdanken.<br />
Er trug u. a. durch betriebliche<br />
Sozialmaßnahmen (u. a. Gründung<br />
einer Kranken- und Pensionskas-<br />
se) zum inneren Aufbau dieser ehe-<br />
mals größten Augsburger Fabrik<br />
bei. Nach 1852 (Mit-) Begründer<br />
mechanischer Spinnereien und<br />
Webereien in Augsburg, Bamberg,<br />
Bayreuth, Erlangen, Esslingen,<br />
Köln, Kolbermoor, Kulmbach und<br />
Worms. Riedinger richtete dane-<br />
ben in 25 bayerischen und weite-<br />
ren 42 Städten in ganz Europa die<br />
Gasbeleuchtung ein und gründete<br />
in diesem Zusammenhang 1857 in<br />
Augsburg eine Gasapparatefabrik,<br />
die im Lauf der Jahre zu einer Ma-<br />
schinenfabrik ausgebaut wurde.
glasPalast<br />
1909/10 errichtete die Spinnerei<br />
und Weberei Augsburg (SWA) ihr<br />
viertes und größtes Werk „Aumüh-<br />
le“, den so genannten Glaspalast.<br />
Der fünfgeschossige Spinnerei-<br />
hochbau nach Plänen des Stutt-<br />
garter Architekten Philipp Jakob<br />
Manz war eine der frühesten Stahl-<br />
beton-Skelett-Konstruktionen und<br />
baulich wie technisch ein Vorreiter<br />
unter den Industriebauten der da-<br />
maligen Zeit.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
83
8<br />
<strong>diesel</strong>loK, 1929<br />
Dieseldruck-Lokomotive der deut-<br />
schen Reichsbahn am Augsburger<br />
Hauptbahnhof. Fotografie von<br />
1929.<br />
gaswerK augsburg-oberhausen<br />
Das 1912 erbaute Gaswerk<br />
Augsburg-Oberhausen, eines der<br />
am besten erhaltenen Gaswerke<br />
Europas ist ein Schmuckstück<br />
Augsburger Industriearchitektur.<br />
1954 wurde von der M.A.N., Werk<br />
Gustavsburg, der 86 Meter hohe<br />
und weithin sichtbare Scheiben-<br />
gasbehälter erbaut.
scheibengasbehälter<br />
augsburg-oberhausen<br />
Der M.A.N.-Scheibengasbehälter<br />
von 1954 ist nicht mehr in<br />
Gebrauch. Für diese inzwischen<br />
begehbare „Kathedrale der<br />
Industriearchitektur“ werden<br />
derzeit neue Nutzungen gesucht.<br />
notstroMaggregate<br />
iM gaswerK augsburg i<br />
M.A.N.-„Ölmaschine“ mit<br />
6 Zylindern, Typ: S6V45/42,<br />
Baujahr: 1922. Leistung:<br />
700 PS bei 300 U/min.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
85
86<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> in augsburg<br />
die beziehungen der faMilie <strong>diesel</strong> zu augsburg teilen<br />
sich in verschiedene abschnitte:<br />
Rudolf Diesels Vater Theodor wird 1830 in Augsburg geboren. Er<br />
wohnt am Mauerberg C 117 bei seinen Eltern, wandert aber um 1850<br />
nach Paris aus. Dort lernt er seine Frau, die gebürtige Nürnbergerin<br />
Elise Strobel, kennen.<br />
Rudolf Diesel wird, weil seine Eltern Paris mit ihm und seinen zwei Ge-<br />
schwistern Emma und Louise wegen des deutsch-französischen Krie-<br />
ges in Richtung London verlassen müssen, im Alter von zwölf Jahren<br />
nach Augsburg geschickt. Hier, in der Schaezlerstraße 8, wohnen zum<br />
einen sein Onkel Rudolf und zum anderen die Familie Professor<br />
Christoph und Betty (eigentlich Barbara, Cousine von Theodor Diesel)<br />
Barnickel. Rudolf Diesel wird als Pflegesohn aufgenommen.<br />
Rudolf Diesel besucht in Augsburg die Kreis- und Gewerbeschule in der<br />
Hallstraße, an der sein Ziehvater Christoph Barnickel Mathematik lehrt.<br />
Nach erfolgreichem Abschluss der Grundstufe wechselt er in die Indus-<br />
trieschule (Sekundarstufe) über, die er wieder mit bestem Zeugnis ab-<br />
schließt.<br />
Der dritte Aufenthalt in Augsburg fällt in Diesels Zeit während der Ent-<br />
wicklung seines Motors. Zunächst logiert er im Hotel „Drei Mohren” in<br />
der Maximilianstraße, die längste Zeit aber wohnt er bei seinem Pflege-<br />
vater und mittlerweile auch Schwager Christoph Barnickel im Springer-<br />
gässchen Nr. 6 – Christoph Barnickel hatte nach dem Tod seiner ers-<br />
ten Frau Betty Diesels Schwester Emma geheiratet.
„augsbourg“<br />
Tagebuch Emma Diesels (August 1876 bis Oktober 1880). Unter<br />
der Überschrift „Augsbourg“ sammelte die Schwester Rudolf Diesels<br />
Einträge, die Besuche etc. in Augsburg betrafen.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
87
88<br />
eugen <strong>diesel</strong><br />
aM sPringergässchen<br />
Gebäudefront am Spingergässchen anlässlich eines Besuchs von<br />
Dr. Eugen Diesel im Jahr 1957. V. l. n. r.: „der Hausbesitzer, Oberlehrer<br />
Stoll; Stadtrechtsrat Weinkamm, Dr. Eugen Diesel, Herr Strößner<br />
(M.A.N.)“.
gedenKtafel<br />
Erinnerung an Pioniertage:<br />
Gedenktafel am Haus<br />
Springergässchen 6.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
89
90<br />
ehrungen <strong>diesel</strong>s in augsburg<br />
19 7 50 Jahre Dieselmotor:<br />
Feier und Ausstellung im Deutschen Museum.<br />
1957 Übergabe des Rudolf-Diesel-Gedächtnishaines in Augsburg<br />
durch das Land Japan und die Firma Yanmar-Diesel. Aus<br />
dieser Beziehung entstanden 1959 die Augsburger Städte-<br />
partnerschaften zu Nagahama und Amagasaki, Japan.<br />
1958 100 Jahre Rudolf Diesel: Festlichkeiten bei MAN<br />
in Augsburg.<br />
1993 100 Jahre Diesel-Patent, „100 Jahre Dieselmotor“, Buch von<br />
Hans-Jürgen Reuß.<br />
1997 Feier 100 Jahre erster Dieselmotor in Augsburg. Herausgabe<br />
einer Sonderbriefmarke und des Werkes von Eugen Diesel<br />
als Sonderedition.<br />
2008 150 Jahre Rudolf Diesel: Begehung des Jubiläums mit Aus-<br />
stellung und Veranstaltungen.<br />
Den Namen des Erfinders tragen in Augsburg die Diesel-<br />
Brücke, die Dieselstraße, der Rudolf-Diesel-Gedächtnishain,<br />
die Diesel-Akademie sowie das Rudolf-Diesel-Gymnasium.<br />
Nachdem das Rudolf-Diesel-Polytechnikum zur Fachhoch-<br />
schule Augsburg wurde, war der Patenname für eine Schule<br />
vakant. Das neu gegründete Gymnasium im Stadtteil Hoch-<br />
zoll bewarb sich erfolgreich um die Namenspatenschaft.
gedächtnishain<br />
Japanische Impressionen: Der<br />
Rudolf-Diesel-Gedächtnishain<br />
im Wittelsbacher Park der Stadt<br />
Augsburg, gestiftet 1957 von<br />
Magokichi Yamaoka, Präsident<br />
von Yanmar-Diesel, Osaka/Japan.<br />
entwurfszeichnung<br />
Steingarten: Der Entwurf für den<br />
Rudolf-Diesel-Gedächtnishain<br />
stammt von dem berühmten<br />
japanischen Architekten Junzo<br />
Sakakura (1901 bis 1969).<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
91
92<br />
<strong>rudolf</strong>-<strong>diesel</strong>-gedächtnishain<br />
Gedenktafel im Gedächtnishain.
einladung der stadt augsburg<br />
Einladung: Im Vorfeld der Über-<br />
gabe des Rudolf-Diesel-Gedächt-<br />
nis-Hains fand ein Festakt mit<br />
musikalischer Gestaltung im Lud-<br />
wigsbau der Stadt Augsburg statt.<br />
Den Ausklang des Tages bildete<br />
ein von der M.A.N. gestiftetes<br />
„Brillantfeuerwerk“ im Rosenau-<br />
stadion Augsburg.<br />
buch von hans-Jürgen reuss<br />
„Hundert Jahre Dieselmotor. Idee,<br />
Patente, Lizenzen, Verbreitung“,<br />
erschienen 1993.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
93
9<br />
sonderbriefMarKe<br />
Sonderbriefmarke „100 Jahre<br />
Dieselmotor“ aus dem Jahr 1997.<br />
Kultur der erinnerung<br />
Wo man sich in Augsburg an<br />
Rudolf Diesel erinnert.<br />
Rudolf-Diesel-Gedächtnis-Hain<br />
Holbein-Gymnasium<br />
MAN-Museum<br />
Fachhochschule Augsburg<br />
Rudolf-Diesel-Gymnasium<br />
Rudolf-Diesel-Polytechnikum<br />
Haus Springergäßchen 6
<strong>diesel</strong> iM stadtPlan<br />
Diesel-Namensträger in Augsburg.<br />
Erstellt durch Schüler und Schüle-<br />
rinnen des Rudolf-Diesel-Gymna-<br />
siums unter Leitung von OStR<br />
O. Killgus.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> in augsburg<br />
Enge Verknüpfung: Die Wohn-<br />
und Wirkstätten Rudolf Diesels<br />
in Augsburg.<br />
augsburg und <strong>diesel</strong><br />
95
96<br />
„Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine<br />
Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“ Rudolf Diesel<br />
beschäftigt sich weitblickend mit der Gesellschaft der Jahrhundertwen-<br />
de. Und umgekehrt wird die Gesellschaft von Diesels Erfindung und<br />
ihren Auswirkungen beeinflusst.<br />
theMen<br />
Industrialisierung und Einfluss von<br />
Verbrennungsmotoren auf die Gesellschaft 98<br />
Solidarismus: Diesels Beitrag zu den Sozialtheorien 10<br />
Beeinflussung der Kunst durch Motoren 108<br />
Diesel – Name und Marke heute 11
gesellschaft und Kultur<br />
der trauM von einer veränderten gesellschaft<br />
und die gesellschaftlichen veränderungen<br />
gesellschaft und Kultur<br />
97
98<br />
industrialisierung und einfluss von<br />
verbrennungsMotoren auf die gesellschaft<br />
„Es ist schön, so zu gestalten und zu erfinden, wie ein Künstler gestaltet<br />
und erfindet. Aber ob die ganze Sache einen Zweck gehabt hat, ob die<br />
Menschen dadurch glücklicher geworden sind, das vermag ich heute<br />
nicht mehr zu entscheiden.“ Diesels gesamtes Leben gründet auf Effizi-<br />
enz und Rationalisierung, auf der Verwirklichung der besten Ergebnisse,<br />
auf Erfolg und Leistung bei möglichst hohem Wirkungsgrad. Überflüs-<br />
siges ist ihm zuwider. Und: Diesel hat sowohl durch sein Elternhaus als<br />
auch durch seine Pflegeeltern ein wertgeprägtes Welt- und Menschen-<br />
bild. Der Dieselmotor soll den Menschen nutzen, nicht ihnen schaden.<br />
Technik ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Technik.<br />
Diesel sieht nicht voraus, dass durch die immens wachsende Indus-<br />
trialisierung immer mehr Menschen als Arbeitskräfte in die Fabriken<br />
wandern. Sein Motor verstärkt die zunehmende Maschinisierung und<br />
Beschleunigung der Produktionsprozesse erst recht.<br />
Dennoch: Die Mehrheit der Gesellschaft aus der damaligen Zeit nimmt<br />
seine Erfindung positiv auf: Der zunehmende Einsatz der Motoren in<br />
allen Bereichen der Mobilität, also in Pkw, Nutzfahrzeugen, Lokomotiven,<br />
Schiffen und versuchsweise in Flugzeugen sowie im Stationärbetrieb<br />
scheint ein segensreicher Fortschritt zu sein.
ebilderte liste von<br />
gedachten einsatzzwecKen<br />
Diesels Vorstellung der Einsatzzwecke<br />
seines von ihm für das<br />
Kleingewerbe gedachten Motors<br />
um 1887: Zahntechniker, Uhrmacher,<br />
Nähmaschinen, Holzdrechsler,<br />
„Velozipede“ (Fahrräder),<br />
Droschken, Bügelmaschinen,<br />
Krankenstühle, Wringmaschinen,<br />
Gemüseschneidemaschinen.<br />
MassenProduKtion<br />
Eintagesproduktion vom Fließband<br />
der Ford Motor Company, 1913.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
99
100<br />
schiffbau<br />
Schiffbau auf einer Werft des<br />
Hafens von Livorno, Italien, 1920.
industrialisierung<br />
Umweltbelastung durch Industrialisierung, Sheffield, Großbritannien,<br />
1925. Aquarell, anonym.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
101
102<br />
schiffs<strong>diesel</strong>Motor<br />
Schiffs<strong>diesel</strong>motor der M.A.N., ein<br />
doppeltwirkender Zweitakt-Sechs-<br />
zylinder mit 7 000 PS, 1928.<br />
verKehrsstau in berlin<br />
Die Massenmotorisierung in allen<br />
erdenklichen Bereichen führte<br />
schon früh zum Kollaps, wie hier<br />
am Pariser Platz in Berlin um 1928.
<strong>diesel</strong>ross<br />
2-C-2 Diesel-Druckluftlokomotive<br />
der Deutschen Reichsbahn 1929,<br />
vom M.A.N.-Werk Augsburg und<br />
der Maschinenfabrik Esslingen bei<br />
der Montage.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
103
10<br />
solidarisMus:<br />
<strong>diesel</strong>s beitrag zu den sozialtheorien<br />
Solidarismus [lat.]: Sozialphilosophische Lehre, die im Gegensatz zum<br />
Individualismus ein ursprüngliches Verbundensein der Menschen zum<br />
Zweck des Gemeinwohls annimmt und im Gegensatz zum Universalis-<br />
mus Freiheit des Einzelnen und Privateigentum in den durch die Rück-<br />
sicht auf das Gemeinwohl bedingten Grenzen anerkennt.<br />
Am 24. November 1903, dem zwanzigsten Hochzeitstag von Rudolf und<br />
Martha, erscheint Diesels Buch „Solidarismus. Natürliche wirtschaftliche<br />
Erlösung des Menschen“. Diesel geht es um die Lösung der „Sozialen<br />
Frage”. Ihn bewegen die wirtschaftliche Not und die Schwankungen der<br />
Konjunktur, die die Existenz der Arbeiter immer wieder bedrohen. Diesel<br />
will die arbeitenden Menschen aus der Abhängigkeit vom autoritären Ka-<br />
pitalismus, dessen Nachteile und Unzulänglichkeiten er erkennt, befrei-<br />
en und sie auf Basis von Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit in einer Art<br />
Gewerkschaft organisieren. Das Ziel dabei: die Sicherung eines ökono-<br />
misch selbstbestimmten Lebens. Diesel erläutert in dem Buch die Grund-<br />
züge des Solidarismus und entwirft einen unterschriftsreifen Volksvertrag.<br />
Das Buch „Solidarismus“ beruht auf dem Glauben an die Fähigkeit des<br />
Menschen zu vernunftbegründeter Einsicht. Zwang und Gewalt sind im<br />
Gegensatz zu anderen Sozialreformern, deren Schriften er vermutlich<br />
kennt, fremd. Seine Basis sind Gerechtigkeit, Liebe, Brüderlichkeit, Soli-<br />
darität, Friedfertigkeit und Wahrhaftigkeit. Doch kaum jemand nimmt No-<br />
tiz von dem Buch, es kommt beim Leser nicht an: Von den 10 000 Exem-<br />
plaren Erstauflage werden nur 300 verkauft.
solidarisMus von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> – Persönliches exeMPlar<br />
Immer weiter entwickeln: Das persönliche Exemplar der von Rudolf<br />
Diesel verfassten Schrift „Solidarismus“ ist mit zahlreichen handschrift-<br />
lichen Anmerkungen und „Randnummern“ versehen, zu denen er in<br />
einem eigenen Manuskript „erläuternde Ergänzungen“ und Bemer-<br />
kungen formuliert hat. Original der Erstausgabe, erschienen am 24.<br />
November 1903, dem Hochzeitstag von Rudolf und Martha Diesel.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
105
106<br />
sonnen-syMbol<br />
Sonnen-Symbol: Als Symbol für<br />
seine „Solidarismus“-Theorie wählt<br />
Rudolf Diesel die Sonne, „welche<br />
gleichmäßig über alle scheinend ...<br />
die Menschheit aus ihrem Winter-<br />
schlaf zur wirtschaftlichen Erlösung<br />
erwecken wird“ und „... deren in-<br />
nerer Kern der Solidarismus S ist,<br />
welcher sich in 6 Hauptstrahlen<br />
teilt, nämlich Wahrhaftigkeit, Ge-<br />
rechtigkeit & Brüderlichkeit, Fried-<br />
fertigkeit, Barmherzigkeit und der<br />
oberste Strahl: die Liebe.“ So<br />
Rudolf Diesel in Kapitel 5 seines<br />
Werks und in seinen handschrift-<br />
lichen „erläuternden Ergänzungen“<br />
unter Ziffer 28. Innentitel der Erst-<br />
ausgabe von 1903. Persönliches<br />
Exemplar Rudolf Diesels.
vortrag in haMburg (1 .6.190 )<br />
„Ein unermesslicher Vorrat an Ka-<br />
pital, Wissen, Erfahrung und Tat-<br />
kraft ist heute in unserm Volke<br />
angesammelt; es ist Zeit, diese un-<br />
geheure aufgespeicherte Energie<br />
nutzbringend zu verwenden in<br />
ruhiger, zielbewusster, friedlicher<br />
Arbeit und in Einigkeit, frei von<br />
unfruchtbaren politischen oder<br />
religiösen Parteikämpfen … . Der<br />
menschliche Fortschritt ist nie das<br />
Spiel zufälliger Kräfte, sondern im-<br />
mer das Resultat eines zielbewuss-<br />
ten und konzentrierten Willens.“<br />
Rudolf Diesel in seinem Vortrag<br />
„Genossenschaftliche Eigenpro-<br />
duktion“ beim Genossenschaftstag<br />
der deutschen Konsumvereine in<br />
Hamburg, 14. Juni 1904. Maschi-<br />
nenschriftliches Vortragsmanu-<br />
skript und Druckschrift (Kurzfas-<br />
sung).<br />
solidarisMus 2008<br />
Neuauflage anlässlich des 150.<br />
Geburtstags von Rudolf Diesel,<br />
Maro-Verlag Augsburg, 2007.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
107
108<br />
beeinflussung der Kunst durch Motoren<br />
Ende des 19. Jahrhunderts lösen sich die bürgerlichen, feudalen und<br />
adeligen Strukturen immer schneller zu Gunsten der sich formierenden<br />
Arbeiterschaft auf. Die fortschreitende Maschinisierung findet ihren Aus-<br />
druck in sich rasch verändernden Stadtbildern. Das hat Auswirkungen<br />
auf die Kunst.<br />
Auf fast allen Gebieten sind die italienischen Futuristen die ersten, die<br />
sich mit ihrer Kunst der Maschine zuwenden. Luigi Russolo (1885 bis<br />
1947, Musik, Malerei), Fortunato Depero (1892 bis 1960, Objektkunst),<br />
Giacomo Balla (1871 bis 1958, Poesie, Graphik) und Antonio Sant’Elia<br />
(1888 bis 1916, Architektur) schaffen ihre Werke nach den technischen<br />
Prämissen ihres Sprechers Filippo Marinetti (1876 bis 1944). Eine ähn-<br />
liche, aber eher auf Geometrie bezogene Haltung nehmen die das ge-<br />
samte Spektrum der Künste umfassenden russischen Konstruktivisten<br />
ein, u. a. Alexander Mossolov (1900 bis 1973, Musik), Nicolai Foregger<br />
(1892 bis 1939, Theater), Kasimir Malewitsch (1878 bis 1935, Malerei)<br />
oder El Lissitzky (1890 bis 1941, Architektur).<br />
Bekannte, durch Maschinen beeinflusste Werke schaffen zwischen<br />
1918 und 1935 insbesondere die Komponisten Edgar Varèse (1885 bis<br />
1965), George Antheil (1900 bis 1959) und Max Brand (1896 bis 1980).<br />
Bedeutende Filmwerke stammen von Charles Chaplin (1889 bis 1977)<br />
und Fritz Lang (1890 bis 1976). Einer der wichtigsten Vertreter einer Ma-<br />
schinenkunst ist Jean Tinguely (1925 bis 1991), der in der zweiten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts seine kinetischen Objekte schuf.
„der erfinder“<br />
„Der Erfinder“, Zeichnung/Karikatur<br />
von André Poyet, 1880. Druck im<br />
Stil der „Gemüsegärtner“ des ma-<br />
nieristischen Künstlers Giuseppe<br />
Arcimboldo.<br />
autoMobil als bildMotiv<br />
„Akazienallee“, Roger de la<br />
Fresnaye, Ölgemälde, 1908.<br />
Das Automobil ist Bildmittelpunkt.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
109
110<br />
KraftwerKsstudie sant’elia<br />
Kraftwerksstudie, Antonio<br />
Sant’Elia,1913. Der Architekt<br />
Antonio Sant’Elia stand der von<br />
F. T. Marinetti gegründeten Futu-<br />
rismusbewegung nahe; er hinter-<br />
ließ eine Sammlung von 300<br />
Zeichnungen – durchwegs von<br />
gewaltiger visionärer Kraft.<br />
KraftwerKsstudie tschernichow<br />
Kraftwerksstudie, Jakow Tscher-<br />
nichow, 1920. Aus der Serie<br />
„Konstruktion von Architektur<br />
und Maschinenformen“ des<br />
ukrainischen konstruktivistischen<br />
Künstlers und Architekten.
allet Mécanique<br />
„Ballet Mécanique“, George<br />
Antheil, 1924. Ursprünglich für<br />
einen Film von Fernand Léger<br />
komponierte Musik für selbst-<br />
spielende Klaviere, Schlagzeug<br />
und Flugzeugpropeller. Foto einer<br />
Aufführung in Essen, 2002.<br />
MetroPolis<br />
Standbilder aus dem Film „Metro-<br />
polis“, Fritz Lang, 1927. Kapita-<br />
lismuskritischer früher Science-<br />
Fiction-Film mit atemberaubender<br />
Filmarchitektur und utopischen<br />
Maschinenfiguren.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
111
112<br />
Maschinist hoPKins<br />
Szenenfoto der Augsburger Aufführung (2005) von Max Brands Oper<br />
„Maschinist Hopkins“, 1929. In der zeitkritischen Oper geht es um<br />
Industriespionage, Rationalisierung von Arbeitsplätzen und um den<br />
Aufstieg und Fall eines Industriellen.
Modern tiMes<br />
Standbilder aus dem Film „Modern Times“, deutsch „Moderne Zeiten“,<br />
von Charles Chaplin, 1936. Sozial- und kapitalismuskritischer Stummfilm<br />
mit ausgeklügelten Maschinenszenen.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
113
11<br />
<strong>diesel</strong> – naMe und MarKe heute<br />
In den Bezeichnungen Dieselmotor und Diesel (Kraftstoff) lebt der<br />
Nachname des Erfinders weiter.<br />
In der MAN Gruppe trägt das Tochterunternehmen MAN Diesel diesen<br />
Namen. Für die Viertaktmotoren und die Turbolader ist MAN Diesel zu-<br />
gleich Produktmarke. Bis in die 1980er-Jahre hinein taucht der Schrift-<br />
zug Diesel auf den Kühlergrills der MAN-Lkw auf.<br />
Andere Dieselmotorenhersteller nutzen den Namen Diesel in ihren Firmen-<br />
bezeichnungen ebenfalls, etwa Yanmar Diesel, Daihatsu Diesel u. a.<br />
Wichtige Homepages mit dem Namen Diesel sind:<br />
www.<strong>diesel</strong>pub.de mit katalogisierten Informationen zu allen Herstellern<br />
von Dieselmotoren und www.<strong>diesel</strong>net.com mit Informationen zum<br />
Emissionsverhalten und zur Umweltverträglichkeit von Dieselmotoren.<br />
Es finden sich allerdings auch Beispiele für den Namen Diesel, die nichts<br />
mit dem Motorenerfinder zu tun haben. Der mittlerweile bekannteste<br />
Diesel-Namensträger ist eine Bekleidungsfirma des Designers Renzo<br />
Rosso in Italien. Der Filmdarsteller Vin Diesel heißt eigentlich Mark<br />
Sinclair Vincent und Johnny Diesel ist der Künstlername des Musikers<br />
Mark Lizotte. Eine Suche unter dem Namen „Diesel“ im Internet ergibt<br />
über 53 Millionen Einträge.
sPielzeugMotor<br />
Der kleinste Dieselmotor der<br />
Welt – um 1980 gebaut. Leihgabe<br />
Deutsches Museum München.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
115
116<br />
Man <strong>diesel</strong> in augsburg<br />
Seit dem Jahr 1986 ist der<br />
Name Diesel fest in die Firmen-<br />
bezeichnung – zunächst von<br />
MAN B&W Diesel, seit 2006 von<br />
MAN Diesel – integriert. Wer über<br />
die MAN-Brücke fährt, hat die<br />
MAN Diesel bald frontal im Blick.
„<strong>diesel</strong>“ an tanKstellen<br />
Diesel allgegenwärtig:<br />
an Tankstellen und Zapfsäulen.<br />
gesellschaft und Kultur<br />
117
118<br />
Die Welt hätte ein anderes Gesicht ohne die Erfindung Rudolf Diesels.<br />
Denn der Dieselmotor ist der Antrieb der globalen Wirtschaft.<br />
theMen<br />
Internationalität 120<br />
Patente und Lizenzgeschäft 12<br />
Weiterentwicklung des Motors 132
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
der Motor der globalisierung<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
119
120<br />
internationalität<br />
Viele Erfinder sind nicht mit ihrer Erfindung erfolglos, sondern mit deren<br />
Vermarktung. Das will Rudolf Diesel verhindern. Er weiß um die internati-<br />
onale Bedeutung seiner Erfindung und will daraus bald Kapital schlagen.<br />
Parallel zu seinen Versuchen macht er sich früh daran, den Motor bzw.<br />
die Rechte an seiner Produktion gewinnbringend in Europa und der Welt<br />
zu verkaufen. Sulzer in der Schweiz zögert noch. Bald schon zeigen sich<br />
britische Partner an dem Motor interessiert, Diesel ist erfolgreich: Die<br />
Mirrless Watson Yaryan Co. schließt als einer der ersten ausländischen<br />
Partner einen Vertrag mit Diesel. Ironie der Geschichte: Diesel führt die<br />
Verhandlungen in Glasgow, in der Stadt, in der James Watt die Dampf-<br />
maschine zur Vollendung gebracht hat<br />
Bei einer VDI-Tagung am 16. Juni 1897 stellt Diesel seine Erfindung in<br />
einem Vortrag der Öffentlichkeit vor. Im Sommer 1898 war er an der Prä-<br />
sentation einer Reihe von Dieselmotoren auf der „II. Kraft- und Arbeits-<br />
maschinen-Ausstellung“ in München beteiligt, im selben Jahr wird der<br />
erste Augsburger Motor ausgeliefert.<br />
Mit der Grand Prix-Auszeichnung auf der Internationalen Weltausstellung<br />
1900 in seiner Geburtsstadt Paris steht Diesel mit seinem Motor im Mit-<br />
telpunkt der Diskussionen um Antriebe. Österreichische, französische,<br />
englische, schottische und amerikanische Unternehmen schließen Li-<br />
zenzverträge für den Bau von Dieselmotoren ab. Schon wenige Jahre<br />
nach seiner Markteinführung ist der Dieselmotor der neue Antrieb der<br />
Weltwirtschaft.
vdi-versaMMlung in Kassel, 1897<br />
Denkwürdiger Auftritt von Rudolf<br />
Diesel mit Heinrich von Buz (Mitte)<br />
und Professor Moritz Schröter bei<br />
der Hauptversammlung des Ver-<br />
eins Deutscher Ingenieure (VDI)<br />
in Kassel am 16. Juni 1897. Die<br />
ersten Patentauseinanderset-<br />
zungen begannen.<br />
ausstellung München<br />
Bei der „II. Kraft- und Arbeitsma-<br />
schinenausstellung“ in München<br />
1898 wurden Dieselmotoren erst-<br />
mals der Öffentlichkeit vorgestellt<br />
und in Betrieb vorgeführt.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
121
122<br />
weltausstellung Paris 1900:<br />
<strong>diesel</strong>Motoren-stand<br />
Großer Preis: Bei der Weltausstellung<br />
1900 in Paris wird der<br />
Dieselmotor mit dem Grand Prix<br />
ausgezeichnet. Fotografie von<br />
1900.
<strong>diesel</strong> und edison<br />
Denkwürdige Begegnung: Rudolf<br />
Diesel und Thomas A. Edison<br />
(1847-1931) in Orange/USA,<br />
6. Mai 1912.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
123
12<br />
Patente und lizenzgeschäft<br />
In einem Vertrag vom 21. Februar 1893 überlässt Rudolf Diesel der Ma-<br />
schinenfabrik Augsburg unter bestimmten Bedingungen „das Recht der<br />
Ausführung und des Verkaufs von stationären Motoren [an Schiffsmoto-<br />
ren wurde damals noch nicht gedacht], bei welchem das Patent 67207<br />
angewandt wird“. Der Vertrag regelt u. a. die Patentprämien für verschie-<br />
dene Länder. In einem Vertrag vom 10. April 1893 mit Fried. Krupp tritt<br />
Diesel alle übrigen deutschen Rechte, soweit sie nicht bei der Maschi-<br />
nenfabrik Augsburg liegen, an das Unternehmen Fried. Krupp ab.<br />
Erfolg hat Diesel zunächst auch mit dem Lizenzgeschäft, das er zum<br />
Geschäftsmodell ausbaut. Die ersten Lizenznehmer waren Dyckhoff,<br />
Cavels Frères und Mirrlees, in Deutschland Deutz sowie die Maschinen-<br />
fabrik Nürnberg.<br />
Den ganz großen Geschäftserfolg hat Diesel 1897 mit Adolphus Busch,<br />
einem amerikanischen Bierbrauer, der sich alle Rechte für die USA und<br />
Kanada sichert und Diesel zum Millionär macht. Busch zahlte Rudolf
Diesel den enormen Betrag von 1 Million Mark in bar. 1898 steigt<br />
Burmeister & Wain in das Lizenzgeschäft ein. Der dänische Lizenz-<br />
nehmer ist heute in der MAN Diesel Gruppe aufgegangen, doch wird<br />
die Kurzform B&W weiterhin als Produktmarke für Zweitaktmotoren<br />
eingesetzt. Allein bis zum Jahresende 1898 erwerben sieben deutsche<br />
und zehn ausländische Unternehmen eine Lizenz für das Dieselmotoren-<br />
geschäft.<br />
1898 gründet Diesel die Allgemeine Gesellschaft für Dieselmotoren, AG,<br />
Augsburg, zum Erwerb und zur Nutzung seiner Rechte. Diesel verkauft<br />
alle seine Rechte an die Gesellschaft für 3,5 Millionen Mark, reinvestiert<br />
das Geld in Prioritäts- und Stammaktien der Gesellschaft, wovon ihm<br />
nach Ausbleiben erhoffter Lizenzeinnahmen bald nur noch 250 000<br />
Mark und seine 250 Prioritätsaktien bleiben. So erweist sich die<br />
„Allgemeine“, wie sie genannt wird, eher als Belastung denn als Gold-<br />
grube und wird nach Ablauf der Patente Anfang 1911 geschlossen.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
125
126<br />
die ersten historischen <strong>diesel</strong>Motoren-lizenzen bzw. vorverträge<br />
1893–1900<br />
1893 10.4.1893 (Österreich und Ungarn): Fried. Krupp, Essen<br />
16.5.1893 (Schweiz): Vereinbarung zwischen R. Diesel<br />
und Gebr. Sulzer über die exklusive Verwertung des<br />
Patentes DRP 67207 in der Schweiz mit Option für eine<br />
spätere Dieselmotorenfertigung<br />
189 14.3.1894 (Russland): Liefervertrag zwischen R. Diesel<br />
und der Maschinenfabrik Augsburg über Motorenliefe-<br />
rungen nach Russland<br />
18.4.1894 (Frankreich): Frédéric Dyckhoff, Bar-le-Duc<br />
(Dyckhoff gründete am 12.4.1897 die Dieselmotorenfabrik<br />
Société Française des Moteurs R. Diesel)<br />
30.4.1894 (Belgien): Carels Frères, Gand<br />
1897 11.3.1897 (Deutschland): Lizenzvertrag R. Diesel und<br />
Maschinenfabrik Augsburg sowie Krupp, Essen<br />
26.3.1897 (England): Mirrlees, Watson & Yaryan Co. Ltd.,<br />
Glasgow<br />
25.6.1897 (Österreich + Ungarn): Fried. Krupp, Essen<br />
15.7.1897 (Deutschland): Gasmotorenfabrik Deutz, Köln<br />
22.7.1897 (Deutschland): Maschinenbau-Actien-Gesell-<br />
schaft Nürnberg, Nürnberg<br />
28.9.1897 (Ägypten): Arthur Koppel, Berlin
9.10.1897 (USA): Dieselmotor Company of America,<br />
New York (A. Busch)<br />
4.11.1897 (Deutschland): Düdelinger Eisenhütten-<br />
Aktienverein<br />
29.11.1897 (Deutschland): H. Pauksch AG, Landsberg a. W.<br />
1898 25.1.1898 (Schweden): Aktiebolaget Diesels Motorer,<br />
Stockholm<br />
28.1.1898 (Dänemark): Burmeister & Wain, Kopenhagen<br />
2.3.1898 (Deutschland): L. A. Riedinger Maschinen- und<br />
Broncewarenfabrik AG, Augsburg<br />
4.3.1898 (Dänemark): Burmeister & Wain, Kopenhagen<br />
9.4.1898 (Russland): Russische Dieselmotor Co. GmbH<br />
(„Russische“), Nürnberg<br />
9.4.1898 (Russland): Maschinenfabrik Ludwig Nobel,<br />
St. Petersburg<br />
15.4.1898 (Deutschland): Diesel Motoren-Fabrik (Act.-Ges.),<br />
Augsburg<br />
21.5.1898 (Belgien): Bankcommandite Oppenheimer &<br />
Co., Wiesbaden<br />
1.6.1898 (Deutschland): Feodor Beer, Liegnitz<br />
1899 21.2.1899 (Österreich + Ungarn): Aktiengesellschaft für<br />
Dieselmotoren, Budapest<br />
1900 29.11.1900 (England): Diesel engine Company Ltd.,<br />
London (G. Oppenheimer, Meyer)<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
127
128<br />
erster <strong>diesel</strong>Motor von KruPP<br />
40-jähriges „Dienstjubiläum“: Der<br />
erste von Krupp in Essen gebaute<br />
Dieselmotor aus dem Jahr 1897/98<br />
war bei der ersten Kollektivausstel-<br />
lung für Dieselmotoren in München<br />
1898 zu besichtigen und anschlie-<br />
ßend bis 1937 in der Wind- und<br />
Dampfmühle von Heinrich N. Clau-<br />
sen, Satrup, in Betrieb.<br />
Bereits 1898 stellte Fried. Krupp<br />
den Dieselmotorenbau für etwa 20<br />
Jahre ein.<br />
sulzer-<strong>diesel</strong>Motor<br />
Vignette des ersten Sulzer-Diesel-<br />
motors von 1897.<br />
Sulzer wurde 1834 in Winterthur,<br />
Schweiz gegründet. Das Diesel-<br />
motorengeschäft ist heute im fin-<br />
nischen Unternehmen Wärtsilä<br />
aufgegangen.
Montagehalle winterthur<br />
Montagehalle für Groß<strong>diesel</strong>-<br />
motoren der Gebrüder Sulzer in<br />
Winterthur um 1930.<br />
erster britischer <strong>diesel</strong>Motor<br />
Erster britischer Dieselmotor in<br />
Glasgow 1898, Foto von 1912<br />
(Rudolf Diesel, Die Entstehung des<br />
Dieselmotors“ von Rudolf Diesel,<br />
1913).<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
129
130<br />
the 20th century guide<br />
for <strong>diesel</strong> oPerators<br />
Diesel goes America: Schon 1897<br />
hatte sich Adolphus Busch, der<br />
größte amerikanische Bierbrauer,<br />
die Rechte für den Dieselmotor in<br />
den Vereinigten Staaten und Kanada<br />
gesichert und machte Rudolf<br />
Diesel so zum Millionär. Im „20th<br />
Century Guide for Diesel Operators“<br />
bekommt der Erfinder einen<br />
Ehrenplatz. Original von 1922,<br />
Seattle, Washington, USA.<br />
güldner-<strong>diesel</strong>Motor<br />
Nach mehreren wirtschaftlich wenig<br />
erfolgreichen Produktionen<br />
wurde Hugo Güldner (1866–1926)<br />
1899 von der Allgemeinen Gesellschaft<br />
für Dieselmotoren als Oberingenieur<br />
und Chefkonstrukteur<br />
des Zweitaktmotoren-Entwicklungsprogramms<br />
nach Augsburg<br />
geholt. Dort konstruierte er unter<br />
anderem einen Zweitaktmotor.<br />
1903 veröffentlichte Güldner sein<br />
umfangreiches Praxishandbuch<br />
zum Motorenbau. Der abgebildete<br />
Viertaktmotor wurde 1910 von<br />
der von ihm gegründeten Güldner-<br />
Motoren-Gesellschaft gebaut.<br />
Güldner ist heute Teil der Linde AG.
uch von aMeriKanischeM<br />
<strong>diesel</strong>-lizenznehMer<br />
Im Buch « The Diesel engine »<br />
beschreibt die Busch-Sulzer Bros.-<br />
Diesel engine Co., Saint-Louis,<br />
USA, dass es in fast allen Städten<br />
in Amerika Kraftwerksanlagen mit<br />
Dieselmotoren gibt.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
131
132<br />
weiterentwicKlung des Motors<br />
wichtige stationen:<br />
Von 1898 bis 1902 produziert MAN in Augsburg 114 Dieselmotoren.<br />
1903: „Petit Pierre“ und „Vandal“ heißen die ersten Flussschiffe, auf<br />
denen ein Dieselmotor zum Einsatz kommt;<br />
Mai 1904: In Kiew nimmt eine 1 600-PS-Dieselkraftwerksanlage mit<br />
vier Augsburger Dieselmotoren ihren Betrieb auf. Die Motoren<br />
werden mit Roh-Naptha betrieben und liefern elektrische Energie für<br />
die Straßenbahnen der Stadt. Die Anlage läuft erfolgreich und wird<br />
später auf sechs Motoren erweitert.<br />
Für die Forschungsreise an den Südpol mit Roald Amundsen wird das<br />
Forschungsschiff „Fram“ („Vorwärts“) mit einem Dieselmotor ausge-<br />
stattet.<br />
1912: Indienststellung des ersten großen seegängigen Dieselschiffes,<br />
MV Selandia. Angetrieben wird das Schiff durch zwei je 1.050 PS<br />
starke Viertakt-Dieselmotoren von Burmeister & Wain.<br />
1912: Die erste Diesellokomotive wird von der deutsch-schweizeri-<br />
schen „Gesellschaft für Thermolokomotiven“ gebaut und getestet.<br />
1913 entwickelt Hugo Junkers einen vierzylindrigen Flug<strong>diesel</strong>motor.<br />
Dezember 1923: Drei Vierzylinder-Fahrzeug-Ottomotoren von MAN<br />
Nürnberg werden für Dieselbetrieb mit der damals neuen Hochdruck-<br />
einspritzung umgebaut. Einer dieser Motoren wird in einen 4-t-Lkw<br />
aus Nürnberger Produktion eingebaut und fährt am 12. März 1924<br />
von Augsburg nach Nürnberg: die erste selbstständige Fahrt eines<br />
<strong>diesel</strong>getriebenen Lkw mit Direkteinspritzung.
1924 entwickelt die Vulkan-Werft in Stettin in MAN-Lizenz den ersten<br />
Viertakt-Dieselmotor mit Abgasturbolader.<br />
1935: MAN stellt den ersten Schweröl-Viertakt-Dieselmotor vor.<br />
1936 fahren die ersten Personenkraftwagen mit Dieselmotor<br />
(Mercedes-Benz 260 D, Hanomag Rekord und Saurer).<br />
1951: Erprobung eines leistungsstarken Experimentalmotors<br />
K6V30/45 in Augsburg mit Hochdruckaufladung, der seiner Zeit weit<br />
voraus war. U. a. wird ein Gesamtwirkungsgrad von fast 46 Prozent<br />
erreicht, was für die Fachwelt eine Sensation ist.<br />
1982 läuft der erste Zweitakt-Groß<strong>diesel</strong>motor mit über 50 Prozent<br />
Gesamtwirkungsgrad.<br />
1987 erhält das Kreuzfahrtschiff QE2 mit neun Dieselmotoren 9L58/64<br />
den bis heute stärksten <strong>diesel</strong>elektrischen Antrieb (ca. 95 600 kW =<br />
ca. 130 000 PS).<br />
2000: Der erste ME-Zweitaktmotor mit elektrischer Einspritz- und<br />
Ventilsteuerung geht in Betrieb.<br />
2004: Das Common-Rail-System für Schweröl-Dieselmotoren wird<br />
mit dem 6L32/40CR von MAN Diesel am Markt eingeführt.<br />
2006: MAN Diesel stellt den Dual-Fuel-Motor 51/60DF vor und prä-<br />
sentiert den neuen Gasmotor 32/40PGI, der ohne Zündkerzen aus-<br />
kommt.<br />
2007: MAN Diesel erhält den ersten Auftrag für den leistungsstärksten<br />
Dieselmotor der Welt (14K98ME) mit einer Leistung von 115 000 PS.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
133
13<br />
erstes KraftwerK<br />
Diesel produziert Strom: von<br />
M.A.N. zur Stromerzeugung für<br />
die städtischen Straßenbahnen in<br />
Kiew 1904 errichtetes Kraftwerk.<br />
<strong>diesel</strong>-Klose-sulzertherMoloKoMotive<br />
Die erste Groß<strong>diesel</strong>lokomotive in<br />
Deutschland und wahrscheinlich<br />
auch die erste der Welt aus dem<br />
Jahr 1909, Aquarell von Karl-Heinz<br />
Brüggmann.
Mv selandia<br />
Erstes hochseetaugliches Diesel-<br />
motorschiff der Welt:<br />
die „MV Selandia“ mit Motoren des<br />
Lizenznehmers Burmeister & Wain.<br />
Die Indienststellung erfolgte am 17.<br />
Februar 1912. Die am 22. Februar<br />
1912 begonnene Jungfernfahrt<br />
führte über 22 000 Seemeilen (ca.<br />
37 875 km) von Kopenhagen über<br />
London, Antwerpen, Genua, den<br />
Suezkanal und Bangkok nach Ja-<br />
pan und wieder zurück. Unterwegs<br />
erregte die „Selandia“ wegen ihres<br />
neuartigen Antriebs (keine rauchen-<br />
den Kamine) großes Aufsehen. In<br />
London besichtigten der damalige<br />
Marineminister Winston Churchill<br />
und weitere Mitglieder der Admi-<br />
ralität das Schiff. In Bangkok ging<br />
die nach Japan reisende Mutter<br />
des Königs von Siam (Thailand)<br />
an Bord.<br />
erster lKw-<strong>diesel</strong>Motor Mit<br />
KraftstoffeinsPritzung<br />
Erster Fahrzeug<strong>diesel</strong>motor der<br />
M.A.N. mit direkter Kraftstoffeinspritzung,<br />
1923.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
135
136<br />
erster M.a.n.-lKw<br />
Mit <strong>diesel</strong>direKteinsPritzung<br />
Das Versuchsfahrzeug:<br />
Am 12.3.1924 bewältigte der erste<br />
M.A.N.-Lastkraftwagen mit Dieseldirekteinspritzung<br />
die Strecke von<br />
Augsburg nach Nürnberg. Der Lkw<br />
wurde auf der Internationalen Automobilausstellung<br />
in Berlin 1924<br />
vorgestellt.<br />
fahrwerK erster lKw<br />
Mit <strong>diesel</strong>direKteinsPritzung<br />
Dieselmotor auf Rädern: Das Fahrwerk<br />
des ersten <strong>diesel</strong>direkteingespritzten<br />
Lkw von 1923. Modell im<br />
Maßstab 1:5. Leihgabe Deutsches<br />
Museum.
stationärer vorKaMMer-Motor,<br />
MwM, ProsPer l‘orange<br />
Dieselmotor im Stand: Stationärer<br />
Vorkammer-Motor, MWM, von<br />
Prosper L‘Orange von 1926. Der<br />
Ingenieur und Erfinder Prosper<br />
L’Orange entwickelte durch das<br />
Vorkammer-Prinzip den ersten<br />
kompressorlosen Dieselmotor.<br />
Original von 1926. Leihgabe<br />
Deutsches Museum München.<br />
gegenKolbenMotor von JunKers<br />
Gegenkolbenmotor von Junkers<br />
1926. Die von Ferdinand Kindermann<br />
1877 patentierte Motorenart<br />
(auch als „Gegenläufer“ bezeichnet)<br />
funktioniert bei Otto- wie bei<br />
Dieselmotoren. Original. Leihgabe<br />
Deutsches Museum München.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
137
138<br />
hanoMag-rauPe Mit <strong>diesel</strong>Motor<br />
Dieselmotoren auf Ketten: Ha-<br />
nomag-Raupe von 1931 (Hanno-<br />
verscheMaschinenbau-Gesell- schaft). Modell von 1941, Maßstab<br />
1:5. Leihgabe Deutsches Museum.<br />
erster serienMässiger<br />
<strong>diesel</strong>-PKw<br />
Erster serienmäßiger Diesel-Pkw<br />
von Daimler-Benz, 1936 – der<br />
260D.
<strong>diesel</strong> – the Modern Power<br />
Dieseltechnik-Lehrbuch für Schü-<br />
ler, mit Zeichnungen und Skizzen,<br />
General Motors, Detroit, Michigan,<br />
USA, 1944.<br />
yanMar-Motor<br />
Ein Yanmar-Motor aus dem Jahr<br />
1951: Die Firma Yanmar, 1912<br />
in Osaka gegründet, entwickelte<br />
1933 ihren ersten Dieselmotor und<br />
stiftete 1957 den Rudolf-Diesel-<br />
Gedächtnishain in Augsburg. Origi-<br />
nal. Leihgabe Deutsches Museum<br />
München.<br />
<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />
139
1 0<br />
Als der erste „betriebsfähige“ Dieselmotor seine ersten Umdrehungen<br />
macht, kann Rudolf Diesel nicht einmal ahnen, dass er mit seiner Erfin-<br />
dung die Welt verändern würde. 110 Jahre später, im Jahr 2007, erhält<br />
MAN Diesel den Auftrag für den leistungsstärksten Dieselmotor der Welt<br />
(14K98ME) mit 84 280 kW / 115 000 PS. Die Idee Rudolf Diesels lebt<br />
noch immer, die technischen Möglichkeiten haben sich rasant entwi-<br />
ckelt.<br />
theMen<br />
Der Dieselmotor – nach wie vor „die Nummer 1<br />
unter den Wärmekraftmaschinen“ 1 2<br />
Neueste Technik, neueste Entwicklungen 1 6<br />
Der Dieselmotor bewegt die Welt 152<br />
Bildung und Qualifizierung – Erfolgskonzept für den Dieselmotor 156
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
1 1
1 2<br />
der <strong>diesel</strong>Motor –<br />
nach wie vor „die nuMMer 1 unter<br />
den wärMeKraftMaschinen“<br />
Der Dieselmotor ist bis heute die wirtschaftlichste Wärmekraftmaschine.<br />
Ihn zeichnen hohe Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer aus. Darauf<br />
aufbauend führten in den zurückliegenden Jahren die Entwicklung immer<br />
leistungsstärkerer Motoren, der im Vergleich zum Otto-Benzinmotor prin-<br />
zipiell niedrigere Kraftstoffverbrauch sowie die höhere Lebensdauer zu<br />
einer weiteren Verbreitung des Dieselmotors im Straßen- und Schienen-<br />
verkehr. Im Jahr 2006 lag der Anteil bei den Pkw-Neuzulassungen mit<br />
Benzinmotor in Deutschland nur noch bei rund 55 Prozent.<br />
Hinzu kommt die in vielen Ländern praktizierte steuerliche Begünstigung<br />
von Dieselkraftstoff. Darüber hinaus ist ein entscheidender Gegenwarts-<br />
und Zukunftsvorteil des Dieselmotors, dass er mit Pflanzenöl und Biodie-<br />
sel (natürlich oder synthetisch gewonnen) betrieben werden kann. For-<br />
schungen zeigen, dass sich gerade bei alternativen Kraftstoffen erheb-<br />
liche Verminderungen der Schadstoffemissionen erzielen lassen.<br />
Im Schiffsverkehr ist der Dieselmotor ohnehin die fast ausschließlich ein-<br />
gesetzte Antriebsart. Reedereien nutzen in der Regel Schweröl als Kraft-<br />
stoff – ein Restprodukt des Raffinerieprozesses. Die Tatsache, dass<br />
Schweröl in Schiffsmotoren Verwendung findet, beweist einmal mehr die<br />
hohe Kraftstoffflexibilität des Dieselmotors.
v 8/60b <strong>diesel</strong>Motor<br />
Modell eines Dieselmotors V48/60B von MAN Diesel.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
1 3
1<br />
d26-lKw-Motor<br />
Motor von MAN Nutzfahrzeuge aus der Baureihe D26 Common Rail mit<br />
480 PS, ausgelegt für Euro-5.
l21/31 genset<br />
Explosionsgrafik eines GenSet-Motors L21/31 (mit Generator für Strom-<br />
erzeugung). Das modularisierte Maschinenkonzept des L21/31 ermög-<br />
licht einfache Wartung und Überholung zum Vorteil des Betreibers sowie<br />
der Crew.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
1 5
1 6<br />
neueste techniK, neueste entwicKlungen<br />
Bei der Weiterentwicklung des Dieselmotors ist die Common-Rail-Technik<br />
(elektronisch gesteuerte Einspritztechnik mit „gemeinsamer Leitung“)<br />
einer der Meilensteine seit der Erfindung des Dieselmotors. Im Pkw-Be-<br />
reich kommt die Common-Rail-Technik erstmals Mitte der 1990er Jahre<br />
in den Serieneinsatz. Bei den Nutzfahrzeugmotoren wird das System<br />
mittlerweile ebenfalls serienmäßig angewandt, bei den Groß<strong>diesel</strong>mo-<br />
toren geht die Tendenz eindeutig in diese Richtung.<br />
Die Common-Rail-Technik verwendet einen oder mehrere Kraftstoff-<br />
Hochdruckspeicher, aus welcher heraus die Zylinder mit Kraftstoff ver-<br />
sorgt werden. Die Grundidee ist die vollständige Trennung von Drucker-<br />
zeugung und Einspritzvorgang. Einspritzzeitpunkt, -druck und -menge<br />
werden je Zylinder durch die Motorelektronik geregelt. Common-Rail<br />
optimiert den Verbrennungsprozess im gesamten Lastbereich.
weiter Konzentrieren sich die entwicKlungen des Motors<br />
unter andereM auf folgende theMen:<br />
Weitere Verbesserung der Wirkungsgrade<br />
Weitere Reduzierung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs<br />
Flexibilität der Kraftstoffe (Diesel, Schweröl, Marine<strong>diesel</strong>, Erdgas,<br />
Dual-Fuel, Biofuels etc.)<br />
Hybrid-Technologien (Kombination verschiedener Antriebssysteme,<br />
z. B. Dieselmotor und Elektromotor)<br />
Katalysator-Systeme (z. B. SCR-Verfahren)<br />
Weiterentwicklung der Turboaufladung<br />
Kraftstoff-Wasser-Emulsionseinspritzung (dem Kraftstoff beigemischtes<br />
entsalztes Wasser führt zu einer inneren Kühlung der Verbrennungsgase<br />
am Verbrennungsort und damit zu einer geringeren NOx-Bildung)<br />
Humid Air Motor (Betrieb des Motors mit gesättigter Wasserdampf-<br />
Ladeluft)<br />
Nachrüstung von Altmotoren mit neuester Technologie<br />
(so genannte Retrofits)<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
1 7
1 8<br />
coMMon-rail-systeM<br />
Common-Rail-Einspritz- und Steuerungssystem für Schweröl-Viertakt-<br />
motoren – für mehr Leistung, weniger Emissionen und Verbrauch. Bei<br />
der Common-Rail-Einspritzung werden alle Zylinder des Dieselmotors<br />
über eine gemeinsame Leitung („Common Rail“) mit Kraftstoff versorgt.<br />
Druckerzeugung und Einspritzung sind beim Common-Rail entkoppelt.<br />
Im Unterschied zu konventionellen Systemen wird der Einspritzdruck<br />
unabhängig von der Motordrehzahl erzeugt. Damit steht immer der<br />
volle Druck zur Verfügung. Der Kraftstoff wird zunächst in der Leitung<br />
gespeichert und dann durch einen Impuls der Motorsteuerung an die<br />
Magnetventile in die Zylinder eingespritzt. Dadurch entsteht ein extrem<br />
feines Kraftstoff-Luft-Gemisch, das besonders effizient verbrennt. Die<br />
Herausforderung für die Techniker von MAN Diesel bestand darin, die<br />
Einspritzung auf große Schiffsmotoren zu übertragen und an den Betrieb<br />
mit Schweröl anzupassen.
32/ cr-viertaKtMotor<br />
Der neue 32/44CR-Viertaktmotor<br />
von MAN Diesel auf der Messe<br />
SMM 2006: Er wird ausschließlich<br />
mit Common-Rail-Einspritzung<br />
angeboten und bietet eine Zylin-<br />
derleistung von 560 kW.<br />
radial-turbolader<br />
Radial-Turbolader speziell für<br />
mittel- und schnelllaufende Diesel-<br />
und Gasmotoren. In Augsburg ent-<br />
wickelt und produziert MAN Diesel<br />
Turbolader für Groß<strong>diesel</strong>-Motoren.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
1 9
150<br />
tcr18-turbolader<br />
Ein Turbolader TCR18,<br />
zu Demonstrationszwecken<br />
aufgeschnitten.<br />
v51/60df-schnittzeichnung<br />
Mit dem 51/60DF (Dual Fuel) –<br />
hier in V-Form dargestellt – brachte<br />
MAN Diesel einen neuen Viertakt-<br />
Motor auf den Markt, der sowohl<br />
Schweröl und Marine<strong>diesel</strong> als<br />
auch Gas verbrennt. Diese Mo-<br />
toren kommen in so genannten<br />
LNG-Tankern (Liquified Natural<br />
Gas) zum Einsatz.
sacos one<br />
SaCoS one (Safety and Control<br />
System, installiert auf einem<br />
Viertaktmotor 32/44CR). Die völlig<br />
neuartige elektronische Steuerein-<br />
heit kombiniert alle Funktionen in<br />
einer Kontroll-Zentrale.<br />
Messvorrichtung<br />
Der Kolben diente zur Messung<br />
von Kolbendynamik und Kolben-<br />
ringdynamik im laufenden Betrieb.<br />
Kolbendynamik ist die Bewegung<br />
des gesamten Kolbens. Gemessen<br />
wurde die Bewegung in vertikaler<br />
Richtung, also die Annäherung des<br />
Kolbens an die Zylinderbuchse.<br />
Außerdem wurde die Bewegung<br />
der Kolbenringe in der Ringnut,<br />
sowohl in horizontaler als auch in<br />
vertikaler Richtung, gemessen.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
151
152<br />
der <strong>diesel</strong>Motor bewegt die welt<br />
Etwa 80 Prozent des weltweiten Warenstroms werden auf dem Seeweg<br />
mit Hilfe <strong>diesel</strong>getriebener Schiffe abgewickelt. Unter Berücksichtigung<br />
des hohen Marktanteils von MAN Diesel, insbesondere im Bereich der<br />
in Containerschiffen oder Tankern eingesetzten Zweitaktmotoren, kann<br />
man sagen, dass etwa 50 Prozent des Welthandels durch MAN-Diesel-<br />
Motoren bewegt werden. Beim Güterverkehr innerhalb Deutschlands<br />
ist der Lkw mit einem Anteil von ca. 72 Prozent an der Verkehrsleistung<br />
führend. Die Schiene liegt bei ca. 16 Prozent, die Binnenschifffahrt bei ca.<br />
12 Prozent. Experten gehen davon aus, dass sich der Anteil des Güter-<br />
verkehrs in Deutschland noch erhöhen wird. Dem entspricht, dass das<br />
deutsche Straßennetz mit über 600 000 Kilometern eines der dichtesten<br />
im internationalen Vergleich ist.
ice exPlorer<br />
Der Öltanker „Ice Explorer“ ist mit einem Zweitaktmotor 7S64ME-C der<br />
Marke MAN B&W ausgestattet.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
153
15<br />
norwegian geM<br />
Die „Norwegian Gem“ wird von<br />
fünf MAN-Diesel-Maschinen ange-<br />
trieben. Die 12V48/60B MAN-Mo-<br />
toren erzeugen eine Leistung von<br />
insgesamt 72 MW (97 800 PS).<br />
Die Antriebsaggregate ermöglichen<br />
dem Luxusliner eine Reisege-<br />
schwindigkeit von 25 Knoten.<br />
Hier zu sehen sind die baugleichen<br />
12V48/60B Maschinen der „Nor-<br />
wegian Jewel“, einem Schwester-<br />
schiff der „Norwegian Gem“.
Pieter schelte<br />
Mit 360 Meter Gesamtlänge und<br />
117 Meter Auslegerbreite wird das<br />
Offshore-Schiff bei seiner Auslie-<br />
ferung das größte der Welt sein.<br />
Antrieb und Energie für Schiff und<br />
Mannschaft werden von neun<br />
MAN-Diesel-Motoren des Typs<br />
32/44CR mit einer Leistung von<br />
96,6 MW geliefert.<br />
weltreKord-<strong>diesel</strong>Motor<br />
Zweitaktmotor 14K98ME-C7:<br />
Seine Leistung von ca. 115 000<br />
PS macht ihn zum stärksten<br />
Dieselmotor der Welt.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
155
156<br />
bildung und qualifizierung –<br />
erfolgsKonzePt für den <strong>diesel</strong>Motor<br />
Keine Technik ohne Menschen: Die Entwicklung des ersten Motors unter<br />
Rudolf Diesel wäre erfolglos geblieben, hätte der Erfinder nicht qualifi-<br />
zierte Ingenieure und Facharbeiter um sich gehabt: Basis für Innovationen<br />
und Spitzenleistungen aber ist eine hochwertige Ausbildung.<br />
das Man-ausbildungszentruM, die grösste ausbildungsstätte<br />
schwabens, ist eine geMeinsaMe einrichtung der firMen:<br />
MAN Diesel SE<br />
MAN Roland Druckmaschinen AG<br />
RENK AG<br />
Jährlich werden dort rund 120 Auszubildende eingestellt. Das Ausbil-<br />
dungszentrum arbeitet mit etwa 50 Firmen des Augsburger Wirtschafts-<br />
raums zusammen.<br />
das Man-ausbildungszentruM bildet in 1 technischen berufen aus:<br />
Anlagenmechaniker/-in<br />
Elektroniker/-in für Betriebstechnik<br />
Elektroniker/-in für Geräte und Systeme<br />
Gießereimechaniker/-in<br />
Industriemechaniker/-in
Konstruktionsmechaniker/-in<br />
Mechatroniker/-in<br />
Modellbaumechaniker/-in<br />
Technische(r) Zeichner/-in<br />
Verfahrensmechaniker/-in<br />
Werkstoffprüfer/-in<br />
Zerspanungsmechaniker/-in<br />
iM rahMen von verbundstudiengängen werden angeboten:<br />
Mechatroniker – Bachelor of Engineering<br />
Maschinenbau – Bachelor of Engineering<br />
Weiterhin bildet MAN Diesel zum Beruf des/der Industriekaufmanns/-frau<br />
aus.<br />
Ferner arbeitet MAN im Zuge der MAN Campus Initiative eng mit tech-<br />
nischen Universitäten zusammen. Derzeit pflegt die Gruppe Kontakte mit<br />
rund 70 Hochschulen und zahlreichen externen Forschungseinrichtungen<br />
in 18 Ländern. Im Rahmen dieser Kooperationen können Studierende an<br />
aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekten von MAN mitarbeiten.<br />
Kontakt unter www.man-ausbildung.de<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
157
158<br />
Motor-Modell aufgeschnitten<br />
aus deM ausbildungszentruM<br />
Sonderprojekt im 2. Ausbildungsjahr:<br />
Ein-Zylinder-Dieselmotor. Das<br />
Schnittmodell bietet Einblick in den<br />
Motorkurbelraum und Zylinder.<br />
euroPäischer Preis<br />
Das MAN-Ausbildungszentrum<br />
bekam 2007 den Europäischen<br />
Preis in Silber für „Lebenslanges<br />
Lernen“. Ausgezeichnet wurde das<br />
seit 2003 laufende Austauschpro-<br />
jekt von Auszubildenden mit den<br />
MAN-Standorten in Dänemark<br />
und das nach der Ausbildung<br />
angebotene vierjährige Weiterbil-<br />
dungsprogramm zum „Internatio-<br />
nal Service Engineer“.
hydraulische zange<br />
Auszubildende des MAN-Ausbildungszentrums haben in den Jahren<br />
1998, 2003, 2005, 2006 und 2007 den Regionalpreis des Wettbewerbs<br />
„Jugend forscht“ für Schwaben gewonnen und wurden jeweils für den<br />
Landeswettbewerb qualifiziert. Beim Exponat handelt es sich um einen<br />
hydraulisch wirkenden Schneider, der trotz sehr kleiner Baugröße extrem<br />
hohe Schneidkräfte erzielt.<br />
<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />
159
160<br />
Die MAN Gruppe hat die Kernkompetenz Dieselmotor kontinuierlich wei-<br />
terentwickelt und ist nicht zuletzt deshalb eines der weltweit führenden<br />
Unternehmen im Bereich Transport-Related Engineering. 2008 jährt sich<br />
nicht nur der Geburtstag von Rudolf Diesel zum 150. Mal, sondern es<br />
gilt, noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: 250 Jahre MAN. Damit ist das<br />
1758 als Eisenhütte St. Antony im Ruhrgebiet gegründete Unternehmen<br />
das älteste im deutschen Aktienindex DAX.<br />
theMen<br />
MAN Gruppe 162<br />
Die Bereiche der MAN Gruppe und ihre Produktprogramme 166<br />
Führungssystem 176<br />
Die heutige MAN Gruppe in Augsburg 177
die Man gruPPe<br />
innovation Mit 250-Jähriger geschichte<br />
die Man gruPPe<br />
161
162<br />
Man gruPPe<br />
Die MAN Gruppe ist eines der führenden Nutzfahrzeug-, Motoren- und<br />
Maschinenbauunternehmen Europas mit rund 15 Milliarden Euro Umsatz<br />
und weltweit etwa 55 000 Mitarbeitern (Geschäftsjahr 2007).<br />
Die MAN Gruppe konzentriert ihre Aktivitäten innerhalb des Arbeitsge-<br />
biets Transport-Related Engineering auf vier wachstumsstarke Bereiche:<br />
Nutzfahrzeuge, Dieselmotoren, Turbomaschinen und Industriedienstleis-<br />
tungen. In diesen Bereichen hält MAN führende Marktpositionen. Die<br />
MAN AG, München, gehört zu den führenden Technologieunternehmen<br />
Europas und ist im deutschen Aktienindex (DAX 30) gelistet.<br />
Mit ihrer 250-jährigen Geschichte ist die MAN Gruppe eines der ältesten<br />
deutschen Industrieunternehmen. Heute ist MAN in rund 120 Ländern<br />
aktiv. Entsprechend sind bereits mehr als 40 Prozent der Mitarbeiter au-<br />
ßerhalb Deutschlands tätig. Dieser Anteil wächst im Zuge der stärkeren<br />
Internationalisierung stetig.<br />
Die MAN-Gruppe ist als so genannter Vertragskonzern (Management-<br />
Holding) aufgebaut: Die MAN AG (Zentrale) hält an den Tochtergesell-<br />
schaften, die zwar eingetragene Aktiengesellschaften sind, aber als<br />
Kernbereiche geführt werden, jeweils 100 Prozent der Anteile. Einzige<br />
Ausnahme: An dem Augsburger Getriebehersteller RENK AG hält die<br />
MAN AG eine Beteiligung von 76 Prozent der Aktien.
Man-logo<br />
MAN – drei Buchstaben eines der führenden Industrieunternehmen.<br />
die Man gruPPe<br />
163
16<br />
ghh und M.a.n.<br />
Zwei Wurzeln: Oberhausen und Augsburg.<br />
vorgängerfirMen der ghh<br />
1758<br />
Hütte „St. Antony“<br />
bei Osterfeld<br />
1782<br />
„Gute Hoffnung“<br />
in Sterkrade<br />
1791<br />
„Neu Essen“<br />
im Reichsstift Essen<br />
1908<br />
Gutehoffnungshütte Actienverein<br />
für Bergbau und Hüttenbetrieb in<br />
Sterkrade<br />
vorgängerfirMen der M.a.n.<br />
18 0<br />
Sander`sche Maschinenfabrik<br />
in Augsburg<br />
18 1<br />
„Eisengießerei und Maschinenfabrik<br />
Klett & Comp. in Nürnberg<br />
1889/1908<br />
1921 GHH übernimmt Mehrheit an M.A.N.<br />
M.A.N. Maschinenfabrik Augs-<br />
burg-Nürnberg AG in Augsburg
250 Jahre Man<br />
Zwei große Jubiläen in einem Jahr:<br />
150 Jahre Rudolf Diesel und<br />
250 Jahre MAN.<br />
die Man gruPPe<br />
165
166<br />
die bereiche der Man gruPPe<br />
und ihre ProduKtPrograMMe<br />
nutzfahrzeuge<br />
Die MAN Nutzfahrzeuge AG, München, ist das größte Unternehmen der<br />
MAN Gruppe und einer der führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen und<br />
Transportlösungen. Das Produkt- und Leistungsprogramm umfasst:<br />
Lkw von 7,5 t bis 44 t für jeden Einsatz<br />
Busse für unterschiedliche Einsatzzwecke: vom Linienverkehr bis zur<br />
Luxusreise<br />
Komplette Dienstleistungen rund um das Nutzfahrzeug<br />
Motoren für Fahrzeuge, Schiffe und Industrie<br />
<strong>diesel</strong>Motoren<br />
Die MAN Diesel SE, Augsburg, ist Weltmarktführer bei Zweitakt-Schiffs-<br />
hauptmotoren und weltweit führender Anbieter von Viertakt-Groß<strong>diesel</strong>-<br />
motoren. Zum Portfolio gehören unter anderem:<br />
Zweitakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe und Kraftwerke<br />
Viertakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe, Bordstromerzeugung und<br />
Kraftwerke<br />
Diesel-Gas- und Gas-Otto-Motoren für Kraftwerke und Offshore-<br />
Anwendungen<br />
Abgas-Turbolader<br />
Komplette Propulsionssysteme, inklusive Schiffspropeller und -getriebe<br />
MAN Diesel PrimeServ: weltweite After-Sales-Dienstleistungen
turboMaschinen<br />
Die MAN TURBO AG, Oberhausen, ist einer der weltweit führenden Her-<br />
steller von thermischen Turbomaschinen. Das Unternehmen bietet:<br />
Kompressoren, Turbinen und chemische Reaktoren<br />
Entwicklung, Fertigung, Montage und Service kompletter Maschinen-<br />
stränge und Anlagen für die Öl- und Gasindustrie, Grundstoffindustrie<br />
sowie Stromerzeugung<br />
Weltweit einzigartiges Zentrum für Zusammenbau und Erprobung von<br />
Maschinensträngen mit Gewichten bis zu 1 000 t<br />
industriedienstleistungen<br />
Die MAN Ferrostaal AG, Essen, ist ein weltweit tätiger Anbieter von Indus-<br />
triedienstleistungen. Führender Generalunternehmer im internationalen<br />
Anlagenbau in den Bereichen solarthermische Kraftwerke, Biokraftstoffe<br />
und Industrieanlagen:<br />
Projektentwicklung, Projektmanagement und Finanzierungskonzepte<br />
für schlüsselfertige Anlagen<br />
Vertriebs- und Servicepartner für Hersteller von Maschinen und Syste-<br />
men, Dienstleistungen für die Automobilindustrie: Just-in-sequence-<br />
Vormontage von kompletten Modulen<br />
Weltweite Service- und Vertriebsplattform für die MAN Gruppe<br />
Die als Finanzbeteiligung geführte RENK AG, Augsburg, ist Spitzenan-<br />
bieter bei Großgetrieben, Gleitlagern, Kupplungen und Prüfsystemen für<br />
die Antriebstechnik.<br />
die Man gruPPe<br />
167
168<br />
tgx und tgs<br />
TGX und TGS, die neue Fahrzeug-<br />
generation von MAN Nutzfahr-<br />
zeuge.<br />
oMnibus<br />
MAN Nutzfahrzeuge bietet den<br />
Common-Rail-Dieselmotor D08<br />
nach EEV-Abgasstandard ohne<br />
Additive für die Stadtbusse MAN<br />
Lion’s City/M und Lion’s City/T an.
neoPlan-electroliner<br />
Der NEOPLAN-Electroliner, ein<br />
Trolley-Gelenkbus, der Kurzstre-<br />
cken auch ohne Fahrdraht zurück-<br />
legen kann.<br />
die Man gruPPe<br />
169
170<br />
<strong>diesel</strong>Motor 12K98Mc<br />
Der Dieselmotor 12K98MC mit<br />
mehr als 100 000 PS wird vor<br />
allem für den Antrieb von Contai-<br />
nerschiffen eingesetzt.<br />
haMburg exPress<br />
Die von MAN-B&W-Motoren ange-<br />
triebene „Hamburg Express“, eines<br />
der größten Containerschiffe der<br />
Welt, kann bis zu 7 500 Container<br />
befördern.
Pgi-Motor-Modell<br />
Schnittdarstellung des neuartigen<br />
Gasmotors 32/40PGI.<br />
innovationsPreis für Man <strong>diesel</strong><br />
Im Januar 2008 erhielt MAN Diesel<br />
den Innovationspreis der deutschen<br />
Wirtschaft 2007 für den innovati-<br />
ven Gasmotor 32/40PGI.<br />
die Man gruPPe<br />
171
172<br />
PriMeserv-trucK<br />
MAN Diesel PrimeServ ist die<br />
Marke für die After-Sales-Dienst-<br />
leistungen von MAN Diesel.
Man <strong>diesel</strong> PriMeserv acadeMy<br />
In den MAN Diesel PrimeServ<br />
Academies werden interne und<br />
externe Serviceingenieure und<br />
-monteure geschult.<br />
ProzessgasschraubenKoMPressor<br />
Prozessgas-Schraubenkompressor<br />
von MAN TURBO zum<br />
Einsatz in Raffinerien und petrochemischen<br />
Anlagen.<br />
die Man gruPPe<br />
173
17<br />
thM-gasturbine<br />
Weiterentwicklung der THM-Gas-<br />
turbine von MAN TURBO für die<br />
12- bis 14-MW-Leistungsklasse.<br />
sKw-abtrennKolonne<br />
Am werkseigenen Kai von MAN<br />
DWE in Deggendorf an der Donau<br />
wird eine 320 Tonnen schwere und<br />
38 Meter lange SKW-Abtrennko-<br />
lonne zur Verladung vorbereitet.<br />
Sie wird zur Abtrennung schwerer<br />
Kohlenwasserstoffe (SKW) bei der<br />
Erdgasverarbeitung eingesetzt.
Methanol-anlage<br />
Methanol-Anlage der MAN Ferro-<br />
staal AG in Trinidad und Tobago.<br />
zahnräder<br />
Die RENK AG, Augsburg, ist füh-<br />
render Anbieter von Großgetrieben<br />
für Kettenfahrzeuge, Schiffe und<br />
Industrieanwendungen.<br />
die Man gruPPe<br />
175
176<br />
führungssysteM<br />
Das Führungssystem der MAN Gruppe, Industrial Governance, regelt<br />
das Verhältnis zwischen der Zentrale in München (MAN AG) sowie den<br />
Unternehmensbereichen. Die strategische Führung des Gesamtunterneh-<br />
mens liegt bei der Zentrale, sie verantwortet Strategie und Struktur, Lea-<br />
dership Supply sowie das Controlling. Die Unternehmensbereiche wie-<br />
derum sind eigenständig verantwortlich für das jeweilige operative Ge-<br />
schäft. Jeder Bereich muss sich mit dem besten Wettbewerber messen.<br />
Das Leitbild der MAN Gruppe bildet den Rahmen für das verantwor-<br />
tungsvolle, den Grundsätzen der Nachhaltigkeit verpflichtete Handeln al-<br />
ler MAN-Mitarbeiter. Die Unternehmenswerte zuverlässig, innovativ, dy-<br />
namisch und offen flankieren das Leitbild und bilden das Fundament von<br />
Industrial Governance sowie den Orientierungsrahmen, innerhalb dessen<br />
sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen bewegen sol-<br />
len. Zusätzlich gibt ein Verhaltenskodex (Code of Conduct) Orientierung<br />
für das alltägliche Handeln, insbesondere in Konfliktsituationen. Die offe-<br />
ne Unternehmensphilosophie sowie die Werte sind wesentliche Erfolgs-<br />
faktoren für MAN auf Produktmärkten, dem Kapitalmarkt, bei der Gewin-<br />
nung qualifizierter Mitarbeiter und für die gesellschaftliche Akzeptanz al-<br />
ler unternehmerischen Aktivitäten. Nicht nur aus historischen Gründen<br />
fühlt sich die gesamte MAN Gruppe dem Erbe Rudolf Diesels verpflich-<br />
tet: Das Zusammentreffen des erfinderischen Genies von Rudolf Diesel
und des unternehmerischen Weitblicks von Heinrich von Buz war einer<br />
jener Momente, die die Weltgeschichte nachhaltig verändert haben.<br />
Deswegen sind für MAN Innovationskraft und strategisches Unterneh-<br />
mertum bis heute Bausteine einer nachhaltigen Unternehmensführung.<br />
die heutige Man gruPPe in augsburg<br />
Mit der Maschinenfabrik Augsburg liegt eine der Wurzeln der heutigen<br />
MAN Gruppe in der Fuggerstadt. Nach der Veräußerung von MAN<br />
Technologie und MAN Roland Druckmaschinen sind mit MAN Diesel und<br />
dem Getriebehersteller RENK noch zwei MAN-Unternehmen in Augs-<br />
burg ansässig. In Augsburg beschäftigt die MAN Diesel SE rund 3 000<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die RENK AG etwa 900. Hinzu kommt<br />
eine Vertriebs- und Serviceniederlassung von MAN Nutzfahrzeuge. Da-<br />
mit ist die MAN Gruppe einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region.<br />
Die historische Verbundenheit zum Standort Augsburg zeigt sich auch<br />
durch das von MAN Diesel geführte MAN-Ausbildungszentrum, dem<br />
wichtigsten Ausbildungsstützpunkt der MAN Gruppe und der zugleich<br />
größten Ausbildungsstätte Schwabens. Dass Aus- und Weiterbildung<br />
bei MAN von zentraler Bedeutung ist, lässt sich auch daran ersehen,<br />
dass MAN Diesel im vergangenen Jahr die Augsburger PrimeServ Aca-<br />
demy zur Schulung von internen und externen Schiffsmotoringenieuren<br />
und -monteuren eröffnet hat.<br />
die Man gruPPe<br />
177
178<br />
theMen<br />
Technik zum Wohl der Umwelt 180<br />
Ökologische Weiterentwicklung des Dieselmotors 186<br />
Feinstaub – Luftreinhaltung 192
uMwelt und zuKunft<br />
Mit neuen energien in neue MärKte<br />
uMwelt und zuKunft<br />
179
180<br />
techniK zuM wohl der uMwelt<br />
Durch die alarmierenden Zustandsberichte gerät die Klimadebatte immer<br />
mehr in den Vordergrund der Nachhaltigkeitsdiskussion. Unternehmen,<br />
die im Motorenbau tätig sind, kommt dabei eine besondere Verantwor-<br />
tung zu. Schon seit längerem wird deshalb die Forschungs- und Entwick-<br />
lungsarbeit im Dieselmotorenbau durch ökologische Vorgaben entschei-<br />
dend geprägt. Auch die MAN Gruppe forscht an der Mobilität und Ener-<br />
gieversorgung der Zukunft. Alle Geschäftsbereiche engagieren sich für<br />
Entwicklung und Einsatz neuer Technologien, die Ressourcen schonen<br />
und erneuerbare Energien voranbringen.<br />
Aufgrund der Endlichkeit fossiler Energieträger kommt effizienten Förder-<br />
methoden und dem sparsamen Verbrauch in Motoren, Turbomaschinen<br />
und Anlagen eine immer größere Bedeutung zu. Darüber hinaus ist die<br />
Nutzung erneuerbarer Energiequellen und die Bereitstellung der dafür er-<br />
forderlichen Technologien von großer Bedeutung. Denn sowohl der<br />
Kampf gegen den Klimawandel als auch die steigenden Energiepreise<br />
lassen alternative Antriebe und Kraftstoffe immer attraktiver werden.<br />
Alle Entwicklungen stehen stets im Spannungsfeld zwischen Ökonomie<br />
und Ökologie. Deshalb verfolgen die im Motorenbau tätigen Unterneh-<br />
men die Maßgabe, gleichzeitig umweltrelevante Ziele zu erreichen und<br />
den wirtschaftlichen Interessen der Kunden gerecht zu werden. Dies gilt<br />
auch für die MAN Gruppe. Speziell für den öffentlichen Personennahver-
kehr konzipierte MAN Nutzfahrzeuge eine Lösung für den Transport und<br />
Antrieb von morgen – Stadtomnibusse mit Hybridsystemen, bei denen<br />
Elektro- und Verbrennungsmotor unter einem Dach kooperieren. Bei der<br />
Rückgewinnung der Bremsenergie lassen sich bis zu 25 Prozent Kraft-<br />
stoff sparen. Im Lkw-Fernverkehr sorgen aerodynamisch optimierte Fah-<br />
rerhäuser und Fahrzeugaufbauten sowie Motoren mit modernster Com-<br />
mon-Rail-Einspritztechnik für eine erhöhte Kraftstoffeffizienz. MAN testet<br />
auch den künftigen Energieträger Wasserstoff. Für Forschungszwecke<br />
sammelt MAN Nutzfahrzeuge bereits seit 1999 Erfahrungen mit Wasser-<br />
stoffbussen, aktuell sind diese Busse bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />
(BVG) im regulären Linieneinsatz.<br />
MAN Diesel bietet Motoren an, die nicht nur die größten Containerschiffe,<br />
Tanker und Kreuzfahrtschiffe der Welt bewegen, sondern auch in Kraft-<br />
werksanlagen Strom erzeugen – wenn gewünscht, sogar mit Speiseöl.<br />
Sämtliche Vier- und Zweitaktmotoren erfüllen die Anforderungen nach<br />
Langlebigkeit und zuverlässigem Betrieb und zugleich die jeweils gelten-<br />
den Umweltschutzbestimmungen. MAN TURBO verfügt über Kernkom-<br />
ponenten der Technik, um synthetische Dieselkraftstoffe oder CO2-neu-<br />
tralen Kraftstoff aus erneuerbaren Energien herzustellen. MAN Ferrostaal<br />
setzt als Industriedienstleister und Generalunternehmer im Anlagenbau<br />
ebenfalls verstärkt auf alternative Ressourcen, unter anderem auf Bio-<br />
ethanol und Solarstrom.<br />
uMwelt und zuKunft<br />
181
182<br />
bioKraftstoffe<br />
Herstellungsprozess der wichtigsten Biokraftstoffe.<br />
© Susanne Engelmann, Jena
cetan-MoleKül<br />
Cetan-Molekül. Die Cetanzahl<br />
beschreibt die Zündwilligkeit des<br />
Dieselkraftstoffs, ähnlich wie die<br />
Octanzahl beim Ottokraftstoff.<br />
Strukturformel:<br />
H H H H H H H H H H H H H H H H<br />
I I I I I I I I I I I I I I I I<br />
H – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – H<br />
I I I I I I I I I I I I I I I I<br />
H H H H H H H H H H H H H H H H<br />
PeaK-oil<br />
Bisherige Ölfördermengen und prognostizierte Energiereserven bis 2050.<br />
© ASPO Deutschland (W. Zittel, C. Campbell)<br />
uMwelt und zuKunft<br />
183
18<br />
KoMPressorstrang<br />
Kompressorstrang von<br />
MAN TURBO zur Herstellung<br />
synthetischer Dieselkraftstoffe.<br />
turbinenschaufel<br />
Turbinenschaufel von<br />
MAN TURBO.
solarKraftwerK (i)<br />
Solarthermisches Pilotkraftwerk<br />
von MAN Ferrostaal ...<br />
solarKraftwerK (ii)<br />
... und der Solar Power Group<br />
in Andalusien.<br />
uMwelt und zuKunft<br />
185
186<br />
öKologische weiterentwicKlung<br />
des <strong>diesel</strong>Motors<br />
Der Dieselmotor ist bis heute die effizienteste Wärmekraftmaschine.<br />
Die Verantwortung gegenüber der Umwelt und die immer strikteren<br />
Gesetzesvorgaben machen dennoch eine stetige Weiterentwicklung<br />
notwendig.<br />
MAN-Diesel-Motoren der neuen Generation laufen bereits mit Bio<strong>diesel</strong>,<br />
Palmöl oder anderen regenerativen Kraftstoffen. Selbst gebrauchtes Frit-<br />
tierfett hat sich als Kraftstoff bewährt. Den größten Absatz unter den bio-<br />
genen Kraftstoffen haben heute Bio<strong>diesel</strong> und mit Einschränkungen Bio-<br />
ethanol (BTO). Allerdings sind die Anbauflächen für Raps, als Ausgangs-<br />
produkt für Bio<strong>diesel</strong>, begrenzt. Die Mineralöl- und Automobilwirtschaft<br />
setzt daher auf die so genannte zweite Generation biogener Kraftstoffe,<br />
nämlich die Biomass-to-Liquid-Kraftstoffe (BTL). Bei BTL wird Biomasse<br />
in flüssigen Kraftstoff umgewandelt, eine Technik, an der MAN TURBO<br />
an führender Position mitentwickelt. Dass Biokraftstoffe für den Einsatz<br />
im Dieselmotor geeignet sind, hat bereits sein Erfinder erkannt: „Der Ge-<br />
brauch von Pflanzenöl als Kraftstoff mag heute unbedeutend sein. Aber<br />
derartige Produkte können im Laufe der Zeit ebenso wichtig werden wie<br />
Petroleum und die Kohle-Teer-Produkte von heute.“ (Rudolf Diesel, 1913)<br />
Ausgestattet mit elektronischer Steuerung und Common-Rail-Technik<br />
verbrauchen etwa Groß<strong>diesel</strong>motoren in Schiffen heute rund ein Viertel<br />
weniger Kraftstoff als vor 25 Jahren. Sie haben deutlich geringere Emis-<br />
sionen und sind damit für die immer strengeren Anforderungen der Inter-<br />
national Maritime Organization (IMO) gerüstet. Die Common-Rail-Ein-
spritztechnik optimiert den Verbrennungsprozess im Brennraum des Mo-<br />
tors, verbessert so die Laufeigenschaften und sorgt für einen niedrigeren<br />
Kraftstoffverbrauch sowie reduzierte Emissionen.<br />
Auch MAN Nutzfahrzeuge entwickelt die Common-Rail-Technologie ste-<br />
tig weiter. Darüber hinaus bietet das größte Unternehmen der MAN Grup-<br />
pe Lkw an, deren Motoren mit einem internen Abgasrückführungssystem<br />
ausgestattet sind. MAN kombiniert diese innermotorische Lösung mit er-<br />
höhten Einspritz- und Ladedrücken sowie dem so genannten PM-Kat,<br />
der den Partikelausstoß reduziert. Zur Stickoxid-Reduktion arbeitet MAN<br />
außerdem mit der so genannten Selective Catalytic Reduction (SCR)-<br />
Technologie. Dabei wird als weitere Maßnahme aus einem zusätzlichen<br />
Tank das Reduktionsmittel AdBlue® in den heißen Abgasstrom gesprüht.<br />
AdBlue® besteht zu einem Drittel aus Harnstoff und zu zwei Dritteln aus<br />
Wasser. Der Harnstoff wandelt die giftigen Stickoxide in Wasser und<br />
harmlosen Stickstoff um.<br />
Schiffs<strong>diesel</strong> laufen heute größtenteils mit Schweröl, können aber auch<br />
mit Dieselkraftstoff oder Biofuel betrieben werden. Bestes Beispiel dafür<br />
sind Dual-Fuel-Motoren, die Schweröl, Diesel, Biokraftstoffe oder Gas<br />
nutzen können. Vor allem für Tanker, die verflüssigtes Erdgas (Liquified<br />
Natural Gas) transportieren, bietet sich diese Alternative an. Damit die<br />
großen Dieselmotoren sauberer laufen, arbeitet MAN unter anderem mit<br />
einer Kraftstoff-Wasser-Emulsion. Dem Treibstoff beigemischtes, entsalz-<br />
tes Wasser sorgt für eine niedrigere Verbrennungstemperatur und damit<br />
für eine geringere Stickoxidbildung. Auch am Einsatz der bei Nutzfahr-<br />
zeugen bewährten SCR-Technologie wird bei MAN Diesel geforscht.<br />
Diese kann aber nur bei schwefelärmeren Kraftstoffen genutzt werden.<br />
uMwelt und zuKunft<br />
187
188<br />
blacK liquor<br />
„Black Liquor” ist ein Abfall-<br />
produkt aus der Papierherstellung.<br />
Biomass-to-Liquid-Anlagen<br />
machen daraus synthetischen<br />
Dieselkraftstoff.<br />
© Kristina Achmann-Paul,<br />
München<br />
laub<br />
Laub, Holzhackschnitzel, Klär-<br />
schlamm: drei Grundstoffe für<br />
die Herstellung von synthetischem<br />
Diesel in Biomass-to-Liquid-<br />
Anlagen.<br />
© Kristina Achmann-Paul,<br />
München
holzhacKschnitzel KlärschlaMM<br />
uMwelt und zuKunft<br />
189
190<br />
coMMon rail<br />
Common-Rail-Einspritzsystem von MAN Diesel, Modell 1:1.
selective catalytic reduction<br />
(scr)-verfahren<br />
Das Selective Catalytic Reduction<br />
(SCR)-Verfahren wird in der Fahr-<br />
zeugtechnik angewandt, um bei<br />
Dieselfahrzeugen, vor allem bei<br />
Nutzfahrzeugen, die Schadstoff-<br />
emissionen zu senken. Damit kön-<br />
nen diese Fahrzeuge die Euro-5-<br />
Norm erfüllen. Der dazu benötigte<br />
Ammoniak wird in Form einer Harn-<br />
stofflösung – von der Industrie ein-<br />
heitlich mit AdBlue® bezeichnet –<br />
vor dem SCR-Katalysator in den<br />
Abgasstrang eingespritzt. Aus der<br />
Harnstoff-Wasser-Lösung entste-<br />
hen durch eine Hydrolysereaktion<br />
Ammoniak und Wasser. Der so<br />
erzeugte Ammoniak kann in einem<br />
speziellen SCR-Katalysator bei<br />
entsprechender Temperatur mit<br />
den Stickoxiden im Abgas reagie-<br />
ren.<br />
uMwelt und zuKunft<br />
191
192<br />
feinstaub – luftreinhaltung<br />
Der Anteil des Straßenverkehrs an der gesamten Feinstaubbelastung in<br />
Deutschland liegt bei etwa 20 Prozent (Quelle: Bundesministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit). Beeinflussbar ist davon<br />
der Anteil, der direkt durch die Abgase der Motoren ausgestoßen wird,<br />
nicht der Anteil, der durch Abrieb (Reifenabrieb, Bremsstaub) oder durch<br />
Aufwirbelung verursacht wird.<br />
Zur Verringerung der Partikelemissionen trägt zum einen das Common-<br />
Rail-System von Motoren bei. Denn die hohen Drücke bei niedrigen<br />
Drehzahlen ermöglichen entsprechend niedrigere Rauchwerte sowie ein<br />
raucharmes Anfahrverhalten, zudem hohe Abgasrückführungs-(AGR)-<br />
Raten und damit exzellenten Verbrauch. Schließlich ist mit der Com-<br />
mon-Rail-Technik auch eine Nacheinspritzung zur Rußminderung und<br />
Filterregeneration möglich.<br />
Ein weiterer Baustein zur Luftreinhaltung ist der MAN-PM-Kat®. Dieses<br />
Partikelabscheidesystem eliminiert Kleinstpartikel unter 40 Nanometer<br />
überportional.<br />
Schließlich gelten die Forschungen der Motorenhersteller weiterhin der<br />
Frage nach künftigen Kraftstoffen und ihren Umweltauswirkungen im<br />
Hinblick auf Partikelemissionen. Dabei zeigen sowohl der aus Biomas-<br />
se synthetisch hergestellte Kraftstoff wie auch der hydrierte Bio<strong>diesel</strong><br />
(Rapsöl) bei der Partikelemission Verminderungen von ca. 25 bis 28<br />
Prozent.
diagraMM<br />
Diagramm der weltweiten Abgasemissionen durch Straßen-, Flug- und<br />
Schiffsverkehr im Vergleich (Jahr 2000). Die Zahlen auf den Balken bzw.<br />
vertikalen Achsen stehen für Teragramm Kohlenstoff, Stickstoff bzw.<br />
Schwefel je Jahr. Bezogen auf die Transportleistung (in Tonnen mal Kilo-<br />
meter) schneidet die Seefracht gegenüber dem Straßentransport und<br />
der Luftfracht im Hinblick auf Emissionen mit Abstand am günstigsten ab.<br />
© Veronika Eyring, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />
Oberpfaffenhofen<br />
uMwelt und zuKunft<br />
193
19<br />
weltKarte nox-eMissionen<br />
Die Karte zeigt die Konzentration von Stickoxiden durch den Schiffs-<br />
verkehr auf den Weltmeeren.<br />
© Veronika Eyring, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />
Oberpfaffenhofen
Man-PM-Kat®<br />
MAN-PM-Kat®: Partikelfilter von<br />
MAN Nutzfahrzeuge.<br />
funKtionsweise des PM-Kat®<br />
Der MAN-PM-Kat® ist ein offener<br />
Katalysator, der nicht durch Ruß-<br />
partikel verstopft werden kann.<br />
Diese bleiben in einem feinen Edel-<br />
stahlgewebe, das längs der Strö-<br />
mungsrichtung platziert ist, hängen<br />
und werden dort durch das vorbei-<br />
strömende NO2 zu CO2 und Stick-<br />
stoff umgewandelt.<br />
uMwelt und zuKunft<br />
195
196<br />
energieangebot erde – sonne<br />
Die gesamten vorhandenen und vermuteten endlichen Energieträger<br />
Kohle, Erdöl, Erdgas und Uran liefern weit weniger Energie als die<br />
Sonneneinstrahlung. Der jährliche Energieverbrauch nimmt sich gegen-<br />
über dem Energielieferanten Sonne zwar verschwindend klein aus, in<br />
Relation zum Volumen der nicht regenerativen Ressourcen ist er dage-<br />
gen bedenklich groß.<br />
© Christian Z. Müller, TEAM-A-3, Augsburg<br />
uran<br />
erdgas<br />
erdöl<br />
Kohle<br />
Jährlicher<br />
energieverbrauch<br />
der welt
die erde<br />
© (nasa)<br />
die sonne<br />
© soho (esa & nasa)<br />
Rudolf Diesel war der Überzeugung,<br />
dass Technik dem Menschen<br />
dienen und nützlich sein<br />
sollte, nicht umgekehrt. Er glaubte<br />
an die innovative Kraft menschlicher<br />
Vernunft. Heute, 150 Jahre<br />
nach Diesels Geburt, steht die<br />
Menschheit vor neuen Herausforderungen:<br />
Die Energieversorgung<br />
der Zukunft und der Schutz<br />
unseres Planeten können wohl<br />
nur mit der gleichen visionären<br />
Erfindungskraft und Überzeugung<br />
gewährleistet werden, wie sie<br />
Rudolf Diesel zu eigen war: „Groß<br />
ist nur der, welcher nicht seine<br />
Sache, sondern einen objectiven<br />
Zweck verfolgt. Der Große lebt<br />
nicht für sich, sondern für alle.“<br />
(Rudolf Diesel, Nachlass, zit. nach<br />
E. Diesel)<br />
uMwelt und zuKunft<br />
197
198<br />
literaturverzeichnis<br />
Diesel, Rudolf: Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärme-<br />
motors zum Ersatz der Dampfmaschinen und der heute bekannten<br />
Verbrennungsmotoren. Düsseldorf 1986 (Reprint der Erstausgabe<br />
Berlin 1893)<br />
Diesel, Rudolf: Solidarismus. Natürliche wirtschaftliche Erlösung des<br />
Menschen. Augsburg 2007 (nach der Ausgabe München und Berlin<br />
1903)<br />
Diesel, Rudolf: Die Entstehung des Dieselmotors. Moers 1984 (Reprint<br />
der Erstausgabe München/Berlin 1913)<br />
Diesel, Eugen: Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal.<br />
Hamburg 1937 / München 1983 / Augsburg 1996<br />
Büchner, Fritz: M.A.N. 1840–1940. Hundert Jahre Geschichte der<br />
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg. o.O., o. J. (1940)<br />
Busch-Sulzer Bros.-Diesel engine Company (Hg.): The Diesel engine.<br />
Saint Louis, U.S.A. 1913<br />
Cummins, C. Lyle: Diesel’s Engine. Vol. I: From Conception to 1918.<br />
Wilsonville (Oregon) 1993<br />
Dienel, Hans-Liudger: Die Linde AG. Geschichte eines Technologie-<br />
Konzerns 1879–2004. München 2004<br />
Diesel & Gas Turbine Publications (Hg.): Global Sourcing Guide 2007.<br />
Waukesha, U.S.A. 2007<br />
Knie, A.: Diesel – Karriere einer Technik. Berlin 1991
König, Wolfgang (Hg.): Propyläen Technikgeschichte.<br />
Berlin 1997<br />
Kraus, Werner (Hg.): Schauplätze der Industriekultur in Bayern.<br />
Regensburg 2006<br />
Linde, Carl: Aus meinem Leben und von meiner Arbeit.<br />
München 1979 (Unveränd. Nachdr. der Ausgabe 1916)<br />
MAN Aktiengesellschaft: Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe<br />
2007/2008. München o. J.<br />
MAN B&W Diesel Gruppe (Hg.): 25 Jahre MAN B&W Diesel.<br />
o.O. 2006<br />
MAN Nutzfahrzeuge Aktiengesellschaft (Hg.): Grundlagen der<br />
Nutzfahrzeugtechnik. Basiswissen Lkw und Bus.<br />
München 2004<br />
MAN Nutzfahrzeuge Gruppe (Hg.): M.A.N. Werk München.<br />
Erinnerungen an 50 Jahre. München 2005<br />
MAN Nutzfahrzeuge Gruppe (Hg.): Seit 90 Jahren auf Achse.<br />
MAN Nutzfahrzuge und ihre Geschichte 1915 bis 2005.<br />
München 2005<br />
Mauel, Kurt: Kraftmaschinen II. Heißluft, Gas, Benzin, Diesel, in:<br />
Beiträge zur Technikgeschichte für die Aus- und Weiterbildung.<br />
Deutsches Museum, München 2002<br />
Metz, Karl H.: Ursprünge der Zukunft. Die Geschichte der<br />
Technik in der westlichen Zivilisation. Paderborn 2006<br />
Nerdinger, Winfried / Architekturmuseum Schwaben (Hg.):<br />
Industriekultur mit Zukunft? Augsburg und das Erbe des<br />
Industriezeitalters. Augsburg 2003<br />
literaturverzeichnis<br />
199
200<br />
Nerdinger, Winfried / Architekturmuseum Schwaben (Hg.):<br />
Industriearchitektur in Bayerisch-Schwaben 1830–1960, Teil 1:<br />
Augsburg. Augsburg o. J.<br />
Radkau, Joachim: Technik in Deutschland.<br />
Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Frankfurt a. M. 1989<br />
Rauck, Max J. B.: 50 Jahre Dieselmotor, in: Abhandlungen<br />
und Berichte des Deutschen Museums, 17. Jg., Heft 1.<br />
München 1949<br />
Reuß, Hans-Jürgen: Hundert Jahre Dieselmotor. Idee, Patente,<br />
Lizenzen, Verbreitung. Stuttgart 1993<br />
Rosbloom, Julius/Sawley, Orville R.: The 20th Century Guide<br />
for Diesel Operators. Seattle (Washington) 1922<br />
Ruckdeschel, Wilhelm: Industriekultur in Augsburg. Denkmale<br />
der Technik und Industrialisierung. Augsburg 2004<br />
Sass, Friedrich: Geschichte des deutschen Verbrennungsmoto-<br />
renbaues von 1860 bis 1918. Berlin/Göttingen/Heildelberg 1962<br />
Sittauer, Hans L.: Nikolaus August Otto, Rudolf Diesel.<br />
Leipzig 1990<br />
100 Jahre Gebrüder Sulzer. 1834–1934. Zürich o. J. (1934)
ildnachweis<br />
Kristina Achmann-Paul, München: S. 188, S. 189<br />
Architekturmuseum Schwaben: S. 81<br />
ASPO Deutschland (W. Zittel, C. Campbell): S. 183 unten<br />
Atelier Hanerau (Karl-Heinz Brüggmann): S. 134 unten<br />
Siegfried Baum, Augsburg: S. 75, S. 80 unten<br />
Benson Ford Research Center – The Henry Ford, U.S.A.: S. 99 unten<br />
Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin: S. 97, S. 102 rechts<br />
British Petrol (BP): S. 183 oben<br />
Wolfgang Buchner, Augsburg: S. 112<br />
Susanne Engelmann, Jena: S. 182<br />
Veronika Eyring, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />
Oberpfaffenhofen: S. 193, S. 194<br />
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden: S. 111 unten<br />
Oliver Frühschütz, Augsburg: S. 85 unten<br />
Iakov Chernikhov International Foundation, Moscow: S. 110 unten<br />
Kunstsammlungen und Museen Augsburg: S. 79<br />
Christian Z. Müller, TEAM-A-3, Augsburg: S. 47 unten, S. 99 oben, S. 196<br />
Roy Export Company Establishment, Paris: S. 113<br />
Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg: S. 95<br />
Klaus Rudolph / MusikFabrik, Köln: S. 111 oben<br />
SOHO (ESA & NASA): S. 197<br />
Stadtarchiv Augsburg: S. 82<br />
Universitätsarchiv der TU Dresden, Fotoarchiv: S. 26 links<br />
© alle anderen Abbildungen: MAN<br />
bildnachweis<br />
201
202<br />
iMPressuM<br />
Katalog zur Sonderausstellung 150 Jahre Rudolf Diesel<br />
© 2008, MAN Diesel – ein Unternehmen der MAN Gruppe<br />
Konzeption und Recherche: Christian Z. Müller, TEAM-A-3 Architektur +<br />
Projektmanagement, Augsburg<br />
Texte: Dr. Daniel Dietzfelbinger, München; Christian Z. Müller, Augsburg;<br />
Eva-Maria Müller, Augsburg; Dr. Michael Hascher, München; Horst<br />
Köhler, Friedberg<br />
Redaktion: Michael Melzer, Manuel Hiermeyer – MAN Diesel, Augsburg<br />
Technikhistorische Schlussredaktion: Horst Köhler, Friedberg<br />
Gestaltungskonzeption und Layout:<br />
MINDCRAFTS Communications, Augsburg<br />
Druck: Schroff Druck und Verlag GmbH, Augsburg<br />
www.Diesel-2008.de
danK<br />
Für Beratung und Unterstützung danken wir folgenden Institutionen,<br />
Personen und Firmen: Prof. Dr. Elisabeth André, Universität Augsburg;<br />
Deutsches Museum München; Christian Geier, Augsburg; Georg Feuerer,<br />
Stadtarchiv Augsburg; Oliver Killgus und SchülerInnen des Rudolf-Die-<br />
sel-Gymnasiums Augsburg; Horst Köhler, Friedberg; Dr. Richard Loibl,<br />
Haus der Bayerischen Geschichte; Dr. Christoph Nicht, Kunstsamm-<br />
lungen und Museen Augsburg; Lieselotte Müller, Augsburg; Gabriele<br />
Gutwirth und Karin Schreiner, MINDCRAFTS Communications, Augs-<br />
burg; Klaus und Simon Müller, eest! die Agentur, Augsburg; Wolfgang<br />
Buchner, Theater Augsburg; Gerlinde Simon, Gabriele Mierzwa, MAN-<br />
Museum Augsburg; Hans Strassl, München; Technische Universität<br />
München; Jonathan Walker, MAN Diesel; Prof. Dr. Rainer Wieler, Fach-<br />
hochschule Augsburg; Dr. Barbara Wolf, Architekturmuseum Schwaben.<br />
Wir danken allen Leihgebern und Inhabern von Urheber- und Bildrechten<br />
für die Überlassung von Exponaten bzw. Bildmaterial.<br />
Zur weiteren Vertiefung und Ergänzung des Themas empfehlen wir<br />
den Rundgang durch das MAN-Museum (Heinrich-von-Buz-Straße 28,<br />
86153 Augsburg, Telefon +49-821-424-3791) mit vielen Exponaten zur<br />
Geschichte des Dieselmotors – insbesondere mit dem Original des Ver-<br />
suchsmotors von Rudolf Diesel, dem weltweit ältesten noch erhaltenen<br />
Dieselmotor.<br />
iMPressuM/danK<br />
203
w w w . d i e s e l - 2 0 0 8 . d e