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rudolf diesel - C

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K a t a l o g z u r s o n d e r a u s s t e l l u n g<br />

1 5 0 J a h r e r u d o l f d i e s e l<br />

3,00 €


„es ist schön, so zu gestalten und zu erfinden,<br />

wie ein Künstler gestaltet und erfindet.<br />

aber ob die ganze sache einen zweck gehabt hat,<br />

ob die Menschen dadurch glücklicher geworden sind,<br />

das vermag ich heute nicht mehr zu entscheiden.“<br />

(Rudolf Diesel, 1913, kurz vor seinem Tod zu seinem Sohn Eugen).


vorwort<br />

Rudolf Diesel zählt ohne Zweifel zu den bedeutendsten Ingenieuren des<br />

ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seine Erfindung, der später nach ihm<br />

benannte Dieselmotor, ist heute der Antrieb der Weltwirtschaft. Diesel<br />

war einer jener Pioniere, die zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende<br />

mit ihren brillanten Ideen und technischen Innovationen die Mobilitätsge-<br />

wohnheiten der Menschen bis in unsere Zeit hinein revolutionierten. Carl<br />

Benz, Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, Nicolaus August Otto oder<br />

eben Rudolf Diesel – Namen, die noch heute in Form von Automobil-<br />

marken oder, wie im Fall von Diesel, technischen Antriebskonzepten und<br />

Kraftstoffarten in aller Munde sind.<br />

Weniger häufig hört man hingegen die Namen derjenigen Personen, die<br />

den Erfolg der genannten Erfinder erst ermöglichten. Auch Genies brau-<br />

chen Unterstützung – das galt damals ebenso wie heute. So hatte etwa<br />

Diesel lange und gewissenhaft an der Planung und Berechnung seiner<br />

„neuen, rationellen Wärmekraftmaschine“ gearbeitet und konnte sie<br />

schließlich am 27. Februar 1892 in Berlin zum Patent anmelden. Um<br />

diese theoretischen Entwürfe aber auch verwirklichen zu können, war<br />

er auf finanzielle und technische Unterstützung angewiesen.<br />

Er fand sie schließlich bei Heinrich von Buz, dem damaligen Generaldi-<br />

rektor der Maschinenfabrik Augsburg, einer Vorgängerfirma der heutigen<br />

MAN Gruppe. Mit ihm schloss Diesel am 21. Februar 1893 einen Vertrag<br />

zur Zusammenarbeit, nur zwei Tage vor der formalen Patenterteilung für<br />

den Motor durch das Kaiserliche Patentamt. Von Buz hatte zunächst<br />

abgelehnt, doch Diesel ließ nicht locker und konnte den geachteten In-<br />

dustrieellen schließlich von seinem Vorhaben überzeugen. Dabei müssen<br />

Diesels Pläne von Buz geradezu verrückt erschienen sein, denn der<br />

junge, noch völlig unbekannte Ingenieur wollte mit seiner Erfindung die<br />

allgegenwärtige Dampfmaschine ablösen – eine Maschine, die aus der<br />

vorwort<br />

3


damaligen industrialisierten Welt nicht wegzudenken war. Hinzu kam,<br />

dass sich Diesel mit der Maschinenfabrik Augsburg ausgerechnet an<br />

einen der größten Dampfmaschinenhersteller der damaligen Welt wandte<br />

und um Unterstützung für eine Erfindung bat, die gezielt deren Geschäfts-<br />

grundlage in Frage stellte. Dank seiner unternehmerischen Weitsicht<br />

stimmte Heinrich von Buz dennoch zu und stellte Diesel zusammen mit<br />

der Firma Krupp die nötigen Ressourcen für einen ersten Motor zur Ver-<br />

fügung. Im April 1893 begann Diesel in Augsburg mit seinem Versuchs-<br />

aufbau. Zehn Monate später, im Februar 1894, lief die Maschine das<br />

erste Mal im Leerlauf. Ein Erfolg, auf den Diesel lange Jahre hingearbei-<br />

tet hatte. Von da an dauerte es aber noch drei weitere Jahre, bis im Jahr<br />

1897 der erste betriebsfähige Dieselmotor fertig gestellt war. Abnahme-<br />

versuche im Februar 1897 zeigten, dass der Dieselmotor über einen bis<br />

dahin unerreichten Wirkungsgrad verfügte: der Brennstoffverbrauch für<br />

die PS-Stunde betrug 238 Gramm, das heißt 26,2 % der im Brennstoff<br />

enthaltenen Wärmemenge wurden in Nutzarbeit umgewandelt.<br />

Der Wirkungsgrad des Motors konnte anschließend noch leicht gestei-<br />

gert werden. Dieser Motor ist heute noch im Deutschen Museums in<br />

München zu besichtigen. Diesel hatte sein Ziel erreicht. Er hatte eine<br />

Maschine entwickelt, die um ein Mehrfaches effizienter arbeitete als die<br />

Dampfmaschine. Noch heute ist der Dieselmotor der Verbrennungsmo-<br />

tor mit dem besten Wirkungsgrad.<br />

Bereits wenige Jahre nach der Fertigstellung des ersten Dieselmotors<br />

arbeiteten viele stationäre Dieselaggregate einwandfrei. 1904 lieferte<br />

MAN sechs Dieselmotoren zur Stromerzeugung mit einer Leistung von<br />

insgesamt 1 600 PS an das erste Diesel-Großkraftwerk nach Kiew. Das<br />

dänische Unternehmen Burmeister & Wain, dessen Motorensparte spä-


ter von MAN übernommen wurde, rüstete im Jahr 1912 als Lizenzneh-<br />

mer das seegehende Fracht- und Passagierschiff „Selandia“ mit zwei<br />

Dieselmotoren à 1 050 PS aus und leitete damit ein neues Kapitel der<br />

Handelsschifffahrt ein. Seinen großen Traum, einen Fahrzeugmotor zu<br />

bauen, konnte Rudolf Diesel noch nicht realisieren. Das wesentliche Pro-<br />

blem war, den Kraftstoff genau dosiert und fein verteilt in den Zylinder<br />

einzuführen. Die Lufteinblasung mit Kompressor, für stationäre Diesel<br />

akzeptabel, war für Fahrzeugmotoren ungeeignet. Erst 1924, elf Jahre<br />

nach Diesels Tod, ging der erste Lkw-Dieselmotor in Serie. Der erste<br />

Pkw-Dieselmotor wurde 1936 gebaut. In den letzten Jahren wurden<br />

Fahrzeug- und Groß<strong>diesel</strong>motoren stark verbessert und übertreffen Ot-<br />

tomotoren nach wie vor deutlich an Sparsamkeit im Kraftstoffverbrauch.<br />

Fast alle Schiffe, die auf den Weltmeeren kreuzen, fast alle Lkw, die<br />

Güter auf den Straßen transportieren, sind heute mit einem Dieselmotor<br />

ausgestattet. Auch für den Antrieb von Pkw setzt sich der Dieselmotor<br />

gegenüber dem Ottomotor immer stärker durch.<br />

Rudolf Diesel wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Mit seiner<br />

Erfindung hat er nicht nur ein Kapitel Technikgeschichte geschrieben:<br />

Er hat die Welt verändert.<br />

Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang M. Heckl<br />

Generaldirektor des Deutschen Museums, München<br />

vorwort<br />

5


ausstellungsModule<br />

Rudolf Diesel<br />

Der<br />

Dieselmotor<br />

Die historische<br />

M.A.N.<br />

Augsburg<br />

und Diesel<br />

Gesellschaft<br />

und Kultur<br />

Dieser Katalog zur Sonderausstellung „150 Jahre Rudolf Diesel“ zeigt die wesentlichen Exponate,<br />

ist jedoch kein vollständiges Ausstellungsverzeichnis.<br />

Dieselmotoren<br />

weltweit


Dieselkompetenz<br />

heute<br />

Die<br />

MAN Gruppe<br />

Umwelt und<br />

Zukunft<br />

Vorwort 3<br />

Rudolf Diesel 8<br />

Der Dieselmotor 32<br />

Die historische M.A.N. 56<br />

Augsburg und Diesel 7<br />

Gesellschaft und Kultur 96<br />

Dieselmotoren weltweit 118<br />

Dieselkompetenz heute 1 0<br />

Die MAN Gruppe 160<br />

Umwelt und Zukunft 178<br />

Literaturverzeichnis 198<br />

Bildnachweis 201<br />

Impressum 202<br />

Dank 203


8<br />

Selbstbewusst, voller Energie, zielstrebig: Das ist Rudolf Diesel bis zur<br />

Serienreife „seines“ Motors. Mit dem technischen Durchbruch kommen<br />

Zweifel, gesundheitliche und wirtschaftliche Probleme. Schließlich ein<br />

Tod, der viele offene Fragen hinterlässt. „Die Überfahrt scheint gut wer-<br />

den zu wollen“ ist der letzte Satz, den Rudolf Diesel schriftlich festhält,<br />

in einem Brief an seine Frau.<br />

theMen<br />

Ein Leben, das Neues schafft – ein Tod, der Rätsel aufgibt 10<br />

Orte des Lebens und Wirkens von Rudolf Diesel 20<br />

Lehrmeister und Unterstützer 2<br />

Neider und Widersacher 28


udolf <strong>diesel</strong> (1858–1913)<br />

ein erfinderleben zwischen genie und tragiK<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

9


10<br />

ein leben, das neues schafft –<br />

ein tod, der rätsel aufgibt<br />

„Mein sehnlichster Wunsch ist, Mechaniker zu werden“, schreibt Rudolf<br />

Diesel mit 14 Jahren an die Eltern. Sein Vater, der Augsburger Buchbin-<br />

der Theodor Diesel, wandert 1850 nach Paris aus. Er heiratet Elise Stro-<br />

bel, mit der er drei Kinder hat (Louise *1856, Rudolf *1858, Emma *1860).<br />

Am 18. März 1858 kommt Rudolf Christian Karl Diesel in der Rue Notre<br />

Dame de Nazareth 38 in Paris zu Welt.<br />

1870 muss die Familie Diesel Paris verlassen und zieht nach London.<br />

Rudolf wird nach Augsburg geschickt und besucht dort die Kreis- und<br />

Gewerbeschule anschließend die Industrieschule. 1875 beginnt Diesel in<br />

München, Maschinenbau zu studieren. Er schließt mit dem besten Ergeb-<br />

nis seit Bestehen der Hochschule ab. 1880 wird er Volontär, nach einem<br />

Jahr bereits Direktor in der Pariser Firma von Carl von Linde. 1883 hei-<br />

ratet Rudolf Diesel Martha Flasche, die drei Kinder von ihm bekommt<br />

(Rudolf *1884; Hedy *1885; Eugen *1889). 1893 verlässt Diesel Linde und<br />

entwickelt bis 1897 bei der Maschinenfabrik Augsburg den Dieselmotor.<br />

Ein Werdegang auf der Karriereleiter: Bald ist Diesel Millionär und resi-<br />

diert herrschaftlich in München. Ein angenehmes Leben, mit Mietkut-<br />

sche und Hauslieferanten. „Wir ... führten [Anm.: zunächst in Münchens<br />

Schackstraße 2 am Siegestor, ab 1901 in der neu gebauten Villa Maria-<br />

Theresia-Straße 32] das Großbürgerdasein, welches dem Geist der Zeit<br />

entsprach. Auf anschauliche Weise belegt das Dieselsche Privatkonto-<br />

buch dieser Jahre die damalige Kultur. Mit den wachsenden Einnahmen<br />

kam das alte Piano ins Kinderzimmer und ein neuer Bechsteinflügel für


1 500 Mark in den Salon. Der Vater ließ sich für 1100 Mark in Öl malen,<br />

und für einen ähnlichen Betrag die Mutter. Die Mietequipage kostete mo-<br />

natlich 300 Mark. Es war ein Diener da, und natürlich eine französische<br />

Gouvernante. Plötzlich tauchte ein großer Posten auf, weil die ganze<br />

Familie mit Fahrrädern versehen wurde oder weil bei den berühmten<br />

Bernheimers ein größerer Möbelkauf stattgefunden hatte. Man abonierte<br />

schöne Zeitschriften, kaufte viele gute Bücher, die meisten Sonaten, Lie-<br />

der und Klavierauszüge der Weltmusikliteratur, ging zu guten Schneidern<br />

in Opern, Schauspiele, Konzerte, gab festliche Diners, kaufte den Freun-<br />

den Vasen, Blumen, Bücher, Nippessachen, zahlte den Ärzten sehr hohe<br />

Rechnungen und genoß jedes Jahr schönere Landaufenthalte und wei-<br />

tere Reisen.“ (Eugen Diesel über das Leben der Familie in München, zit.<br />

nach: Diesel, E.: Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal, Hamburg<br />

o.J., S. 289/290)<br />

Bald zeigt sich aber auch die Kehrseite des Erfolgs: Endlose Patentpro-<br />

zesse und Stolpersteine auf dem Weg nach oben und zehren an der Ge-<br />

sundheit Diesels, dazu der wirtschaftliche Abstieg: Grundstücksspekula-<br />

tionen, fehlgeschätzte Lizenzverträge, falsche Freunde. Im September<br />

1913, mit 55 Jahren, stürzt Rudolf Diesel bei der Überfahrt nach England<br />

vom Schiff in den Ärmelkanal. Ein rätselhafter Tod: Vieles deutet auf<br />

Selbstmord hin, Beweise gibt es nicht. Fischer finden die Leiche, nehmen<br />

ihr Brillenetui und Pastillendose ab, übergeben den Körper wieder der<br />

See. Der Sohn Eugen identifiziert die Habseligkeiten als die seines Vaters.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

11


12<br />

die eltern <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>s<br />

Die Eltern Rudolf Diesels:<br />

Elise Diesel, geb. Strobel<br />

(geb. 27.2.1826 in Nürnberg,<br />

gest. 25.3.1897 in München).<br />

Aufnahme ca. 1895.<br />

Theodor Diesel<br />

(geb. 12.6.1830 in Augsburg,<br />

gest. 8.12.1901 in München).<br />

Aufnahme anlässlich des 70.<br />

Geburtstags im Juni 1900.<br />

liederbuch Kindheit<br />

Musikalische Früherziehung:<br />

“Cantiques à l’usage des écoles<br />

du dimanche“. Das Liederbuch<br />

Rudolf Diesels zum Gebrauch in<br />

der Sonntagsschule. Mit Notation<br />

in Ziffern! Original von 1863.


onzeMedaille für<br />

den 12-Jährigen <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

Frühe Auszeichnung: Mit zwölf<br />

Jahren erhält Rudolf Diesel in Paris<br />

die Bronzemedaille für herausra-<br />

gende Leistungen der Société Pour<br />

L´Instruction Elémentaire (bester<br />

Schüler in der französischen Ele-<br />

mentarschule). Original von 1870.<br />

notizbuch <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>s<br />

aus deM Jahr 1870<br />

Notizbuch von Rudolf Diesel zur<br />

Zeit seines Abschiedes aus Lon-<br />

don. Darin u. a.: die wichtigsten<br />

Erfindungen und Entdeckungen;<br />

spezifisches Gewicht von Körpern;<br />

Experimente mit Zeichnungen;<br />

Maschinenbau; Aufzeichnungen<br />

über Schulnoten. Original von<br />

1870 (Aufzeichnungen bis 1879).<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

13


1<br />

originalfoto<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 12 Jahre<br />

Für die Eltern: Rudolf Diesel im<br />

Alter von zwölf Jahren. Fotografie<br />

vom November 1870, in Augsburg<br />

aufgenommen bei M. Keller,<br />

Weihnachten 1870 nach London<br />

geschickt.


MatheMatische Modelle<br />

aus PaPier<br />

„Trockenübungen“:<br />

Papiermodelle und Zeichnungen<br />

zur Konstruktion mathematischer<br />

Modelle und „Flächen zweiter<br />

Ordnung“ (z. B. von Paraboloiden);<br />

aus der Studienzeit Rudolf Diesels.<br />

Originale von 1876/1878.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

15


16<br />

foto Martha flasche<br />

Die Verlobte und baldige Ehefrau:<br />

Martha Diesel, geb. Flasche<br />

(1860–1944).<br />

Aufnahme vom Juni 1883.<br />

foto faMilie <strong>diesel</strong><br />

Rudolf und Martha Diesel mit ihren<br />

drei Kindern. V. l. n. r.:<br />

Eugen (*1889), Hedy (*1885) und<br />

Rudolf (*1883). Fotografie aus dem<br />

Jahr 1894.


haus von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

in München<br />

Hochherrschaftlicher Wohnsitz:<br />

Das „Haus Rudolf Diesel“ in der<br />

Maria-Theresia-Straße 32, Mün-<br />

chen, das die Familie im Frühjahr<br />

1901 bezog. Erbaut 1898/99–<br />

1900/01. Außenansicht.<br />

foto <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

aM schreibtisch, ca. 1912<br />

Rudolf Diesel um 1912.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

17


18<br />

Porträt <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 53 Jahre<br />

Porträt: Rudolf Diesel im Alter von<br />

53 Jahren (1911).


lederetui Mit Medizinfläschchen<br />

Immer wieder auch Krankheiten:<br />

Lederetui und Medizinfläschchen<br />

von Rudolf Diesel.<br />

Pastillendose<br />

Identifizierungshilfe: Pastillen-<br />

dose Rudolf Diesels, gefunden<br />

bei seiner Leiche im Ärmelkanal.<br />

September 1913.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

19


20<br />

orte des lebens und wirKens<br />

von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

Paris – Augsburg – München – Berlin: Stationen eines Erfinderlebens.<br />

Die ersten Lebensjahre, von 1858 bis 1870, verbringt Rudolf Diesel in<br />

Paris. Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges flieht die<br />

Familie Diesel nach London. Den hochbegabten Rudolf schicken die<br />

Eltern zu „Betty“ (Barbara), einer Cousine des Vaters Theodor Diesel,<br />

und ihrem Mann Professor Christoph Barnickel. Nach dem Tod von<br />

Betty heiratet Christoph Barnickel Diesels Schwester Emma in 1883,<br />

sodass dieser Pflegevater und Schwager Rudolf Diesels war. Die Aus-<br />

bildungsjahre verbringt Rudolf Diesel in Augsburg.<br />

1875 dann der Wechsel nach München zum Studium. Nach seinem her-<br />

vorragenden Abschluss kommt Diesel als Volontär zu Linde nach Paris.<br />

Carl von Linde, einer seiner Professoren und gleichzeitig Unternehmer,<br />

hatte frühzeitig die Begabung von Rudolf Diesel erkannt. In Paris bleibt<br />

Diesel wiederum zehn Jahre. Dann der Umzug nach Berlin, inzwischen<br />

mit Familie. Offiziell wohnt er dort bis 1895, doch spätestens seit 1893<br />

verbringt Diesel mehr Zeit in Augsburg als in Berlin. 1895 dann der Um-<br />

zug nach München, wo Diesel bis zu seinem Tod 1913 wohnt.


Paris 1858 bis 1870: Kindheit<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 25 Jahre<br />

Direktor in Paris: Rudolf Diesel im<br />

Alter von 25 Jahren (1883).<br />

1880 bis 1890: Ingenieur bei Linde<br />

augsburg 1870 bis 1875: Schulzeit<br />

1893 bis 1897: Maschinenfabrik Augsburg<br />

München 1875 bis 1879: Studium<br />

1895 bis 1913: Wohnort<br />

berlin 1890 bis 1895: Wohnort als Ingenieur<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

21


22<br />

dienstvertrag<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> Mit linde<br />

Dienstvertrag – in Ablösung seiner<br />

Tätigkeit als Ingenieur der Pariser<br />

Eisfabrik: „Herr Diesel tritt sofort<br />

als Ingenieur civil in die Dienste der<br />

Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen<br />

in Wiesbaden ein und zwar zu<br />

dem speziellen Zwecke, bei den<br />

Liefergeschäften der Gesellschaft<br />

nach Frankreich oder dessen Colonien<br />

gemäß der ihm hierfür zugehenden<br />

Instructionen mitzuwirken.“<br />

Wiesbaden, 25. Januar 1883.<br />

ansicht MaschinenfabriK<br />

augsburg<br />

Maschinenfabrik Augsburg.<br />

Um 1890.


urKunde ehrendoKtorwürde<br />

th München<br />

Ehrendoktor:<br />

Urkunde der Technischen Hochschule<br />

München vom 6. Dezember<br />

1907.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

23


2<br />

lehrMeister und unterstützer<br />

nicolas léonard sadi carnot (1796 bis 1832), Physiker. Die berühmte<br />

Notiz Rudolf Diesels „Kann man Dampfmaschinen construiren, welche<br />

den vollkommenen Kreisprocess ausführen, ohne zu sehr compliciert zu<br />

sein?“ vom 11. Juli 1878 bezieht sich auf den so genannten Carnot-Pro-<br />

zess. Carnot hatte beschrieben, unter welchen Bedingungen theoretisch<br />

in Kraftmaschinen die größte Wärmeausnutzung erzielt werden kann.<br />

gustav zeuner (1828 bis 1907), Professor für Mechanik und theoretische<br />

Maschinenlehre. Zeuner ist seit Erscheinen von Rudolf Diesels Buch<br />

„Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärmemotors zum Ersatz der<br />

Dampfmaschinen und der heute bekannten Verbrennungsmotoren“ vom<br />

Januar 1893 von dessen Ansatz überzeugt und unterstützt ihn, wo er<br />

kann. Er ist ein wichtiger Gesprächspartner für Diesel.<br />

heinrich von buz (1833 bis 1918), Direktor der Maschinenfabrik Augs-<br />

burg. Heinrich von Buz und seiner unternehmerischen Weitsicht ist die<br />

Karriere des Dieselmotors zu verdanken. Ohne das heute so genannte<br />

Venture Capital, das von Buz zusammen mit der Krupp AG dem jungen<br />

Ingenieur zur Verfügung stellte, hätte die Technikgeschichte einen ande-<br />

ren Verlauf genommen.


friedrich alfred KruPP (1854 bis 1902)<br />

Der Sohn von Alfred Krupp übernahm 1887 die Krupp’sche Gussstahl-<br />

fabrik von seinem Vater. Dieses Unternehmen finanzierte Rudolf Diesel<br />

während des Versuchsstadiums mit 30 000 Mark jährlich und war da-<br />

durch nach Heinrich von Buz der wichtigste Förderer des Dieselmotors.<br />

carl von linde (1842 bis 1934), Professor und Unternehmer. Linde er-<br />

kennt bald die Fähigkeiten seines Studenten Rudolf Diesel und verschafft<br />

ihm nach dem Examen eine Arbeitsstelle in dem von ihm gegründeten<br />

Unternehmen. Ein Jahr später ist Diesel bereits Direktor der Firma Linde<br />

in Paris.<br />

Moritz schröter (1851 bis 1925), Professor an der Technischen Univer-<br />

sität München. Trotz anfänglicher Skepsis nimmt Schröter am 17. Febru-<br />

ar 1897 in Augsburg Diesels dritten Versuchmotor offiziell ab. Er hält fest,<br />

dass der Gesamtwirkungsgrad 26,2 Prozent beträgt.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

25


26<br />

foto gustav zeuner<br />

Gustav Zeuner (1828–1907)<br />

foto heinrich von buz<br />

Heinrich Ritter von Buz<br />

(1833–1918),<br />

Direktor der Maschinenfabrik Augs-<br />

burg. Um 1900.


foto carl von linde<br />

Carl von Linde (1842–1934),<br />

Professor und erster Arbeitgeber<br />

Rudolf Diesels.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

27


28<br />

neider und widersacher<br />

„Die Einführung [Anm.: einer Erfindung] ist eine Zeit des Kampfes mit<br />

Dummheit und Neid, Trägheit und Bosheit, heimlichem Widerstand und<br />

offenem Kampf der Interessen, die entsetzliche Zeit des Kampfes mit<br />

Menschen, ein Martyrium, auch wenn man Erfolg hat.“ (Rudolf Diesel, Die<br />

Entstehung des Dieselmotors, 1913, S. 152)<br />

eMil caPitaine, Ingenieur und Erfinder: Capitaine reicht am 31. Juli 1897<br />

Nichtigkeitsklage gegen das Dieselsche Patent ein. Am 20. April 1898<br />

sagt Capitaine in einem Vortrag: „In der Geschichte der Erfindungen<br />

finden wir zahllose Fälle, wo der grübelnde Geist von irrigen Vorausset-<br />

zungen ausging, auf irrigen Voraussetzungen aufbaute, um ein bestimm-<br />

tes Ziel zu erreichen, wo aber schließlich das Ergebnis seiner schöpfe-<br />

rischen Tätigkeit auf einem ganz anderen Punkt anlangt als dem, den er<br />

sich vorgezeichnet hatte. … Bedenklich aber muß es erscheinen, wenn<br />

der Erfinder ganz unbestreitbaren Tatsachen gegenüber fälschlich be-<br />

hauptet, er habe genau das verwirklicht, was er damals als das Ergebnis<br />

seiner Überlegungen als das Richtige erkannt habe, wie Diesel es tut. …“<br />

Die Klage wird am 21. April 1898 abgewiesen. Im Juli 1898 unterzeich-<br />

net Capitaine einen Vergleich, worin er sich verpflichtet, keine weiteren<br />

Aktionen gegen Diesel anzustreben.


otto Köhler, Ingenieur. Köhler veröffentlicht 1887 eine Broschüre, in der<br />

Gedanken enthalten sind, die den Dieselschen sehr nahe kommen. Köh-<br />

ler belässt es aber bei der Theorie. Gefährlich wird er Diesel, als er die<br />

Firma Deutz berät und diese im Frühjahr 1897 Klage gegen die Patente<br />

Rudolf Diesels einreichen will. Letztlich kommt es zu einem Vergleich,<br />

nachdem die Firma Deutz die Dieselpatente einvernehmlich erworben<br />

hatte.<br />

Professor Johannes lüders, zunächst von Diesel begeistert, wandelt<br />

sich zum erbitterten Kritiker. Der knapp 80-Jährige schreibt zu Diesels<br />

Buch „Die Entstehung des Dieselmotors“ von 1913: „Diesel hat im Jahre<br />

1892 ein Patent auf einen unausführbaren, von ihm ‚rationeller Wärme-<br />

motor’ genannten Motor genommen und hat dann auf fremde Kosten<br />

Versuche angestellt, aus denen nach fast vier Jahren der heutige, von<br />

dem patentierten Motor sehr verschiedene Ölmotor hervorgegangen ist.<br />

Eine erfinderische Tätigkeit hat aber dabei Diesel … nicht ausgeübt. Es<br />

ist deshalb die Ansicht, daß er der Erfinder des Ölmotors gewesen sei,<br />

als ein Mythus anzusehen … .“<br />

zit. nach: Diesel, E.: Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal,<br />

Hamburg o. J., S. 451<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> 29


30<br />

schreiben PatentaMt<br />

Bedrohlich: Schreiben des Kaiser-<br />

lichen Patentamts / „Nichtigkeits-<br />

abtheilung“ zum Antrag auf Nich-<br />

tigkeit von Rudolf Diesels Patenten<br />

durch Emil Capitaine. Originalbrief<br />

vom 5. August 1897.<br />

abschrift nichtigKeitsantrag<br />

Der Beginn eines Nervenkriegs:<br />

„Ich beantrage hiermit Vernich-<br />

tung dieses Anspruchs (Anm: aus<br />

Rudolf Diesels Patent Nr. 67207),<br />

eventuelle Einschränkung dessel-<br />

ben wegen mangelnder Neuheit<br />

und begründe diesen Antrag wie<br />

folgt: (...)“. Originalabschrift des<br />

Nichtigkeitsantrags durch Emil<br />

Capitaine vom 31.7.1897, der<br />

Rudolf Diesel zur Stellungnahme<br />

durch das Kaiserliche Patentamt<br />

zugestellt wurde.


udolf <strong>diesel</strong><br />

31


32<br />

„Eine Erfindung besteht aus zwei Teilen: der Idee und ihrer Ausführung.<br />

Nie und nimmer kann eine Idee allein als Erfindung bezeichnet werden;<br />

... immer gilt als Erfindung nur die ausgeführte Idee.“ (Rudolf Diesel, Die<br />

Entstehung des Dieselmotors, 1913, S. 1 und 151)<br />

Eine Idee, viele Jahre Theorie auf Papier, vier Jahre praktische Versuche<br />

am Objekt: Der Weg von der Vorstellung bis zum laufenden Dieselmotor<br />

war steinig und dauerte fast zwei Jahrzehnte.<br />

theMen<br />

Von der allerersten Idee zum ersten betriebsfähigen Dieselmotor<br />

(1878–1897) 3<br />

Das Dieselprinzip 6<br />

Rohöl und Petroleum – zur Entwicklung der Kraftstoffe 8<br />

Vorläufer des Dieselmotors 52


der <strong>diesel</strong>Motor<br />

PrinziP und entstehung<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

33


3<br />

von der allerersten idee zuM ersten<br />

betriebsfähigen <strong>diesel</strong>Motor (1878–1897)<br />

Schlüsseljahr 1878: Rudolf Diesel erfährt während seines Studiums von<br />

dem schlechten Wirkungsgrad der Dampfmaschinen (nur sechs bis<br />

zehn Prozent). Zugleich lernt er den idealen Carnot-Kreisprozess<br />

mit seinem hohen thermischen Wirkungsgradniveau kennen, der aller-<br />

dings voraussetzt, dass möglichst die gesamte Verbrennungswärme in<br />

Arbeit umgesetzt wird. Die Lebensaufgabe ist gestellt: „Kann man Dampf-<br />

maschinen construiren, welche den vollkommenen Kreisprocess aus-<br />

führen, ohne zu sehr complicirt zu sein?“ (Rudolf Diesel in einer Notiz am<br />

11. Juli 1878)<br />

Doch Studium und erste berufliche Tätigkeit lassen kaum Zeit. Es dau-<br />

ert, bis Rudolf Diesel seine Idee theoretisch ausarbeitet: Am 27. Februar<br />

1892 meldet er sein Verfahren beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin an,<br />

am 23. Februar 1893 erhält er das Patent, rückwirkend gültig ab 28.<br />

Februar 1892.<br />

Am 7. März 1892 schlägt Rudolf Diesel dem Generaldirektor der Maschi-<br />

nenfabrik Augsburg, Heinrich von Buz, eine Zusammenarbeit vor. Buz<br />

zögert zunächst, aber Diesel lässt nicht locker.


Am 20. April 1892 deutet Buz schließlich Kooperationsbereitschaft an,<br />

und so unterzeichnen beide am 21. Februar 1893 einen Vertrag. Buz ver-<br />

ständigt sich zugleich mit der Firma Krupp in Essen auf enge Zusammen-<br />

arbeit.<br />

Im Juli 1893 beginnt Rudolf Diesel die Versuche in Augsburg. Am 17.<br />

Februar 1894 erzielt der Dieselmotor zum ersten Mal 60 Sekunden lang<br />

Leerlauf.<br />

Am 26. März 1895 läuft ein grundlegend umgebauter Nachfolgemotor<br />

an. Der erste Bremsversuch am 26. Juni 1895 ergibt einen Gesamtwir-<br />

kungsgrad von 16,6 Prozent, der wenig später auf 20,3 Prozent erhöht<br />

werden kann. Der Motor läuft bis Frühjahr 1896. Der dritte, verbesserte<br />

Versuchsmotor geht im Dezember 1896 in Betrieb.<br />

Am 17. Februar 1897 nimmt ihn Professor Moritz Schröter, München, of-<br />

fiziell ab. Die Maschine erreicht eine Leistung von knapp 18 PS und erzielt<br />

dabei einen Gesamtwirkungsgrad von 26,2 Prozent. Dies ist etwa dop-<br />

pelt so viel wie bei der seinerzeit besten Dampfmaschine. Noch im glei-<br />

chen Jahr nimmt die Maschinenfabrik den ersten Serienmotor in Auftrag.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

35


36<br />

buch „theorie und KonstruKtion<br />

eines rationellen wärMeMotors“<br />

von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, verlag Julius<br />

sPringer, berlin<br />

„Theorie und Konstruktion eines<br />

rationellen Wärmemotors“, erschienen<br />

bei Julius Springer, Berlin 1893.<br />

Persönliches Exemplar Rudolf<br />

Diesels mit handschriftlichen Notizen.<br />

ausKlaPPtafel<br />

zuM wärMeMotor aus:<br />

„theorie und KonstruKtion eines<br />

rationellen wärMeMotors“<br />

Schon vor der praktischen Umsetzung<br />

bis ins Detail durchdacht,<br />

berechnet und konzipiert:<br />

der Diesel’sche „Wärmemotor“.<br />

Konstruktionszeichnung aus<br />

„Theorie und Konstruktion eines<br />

rationellen Wärmemotors“,<br />

erschienen bei Julius Springer,<br />

Berlin 1893.


PatenturKunde<br />

Patenturkunde Nr. 67207 „Arbeits-<br />

verfahren und Ausführungsart für<br />

Verbrennungskraftmaschinen.“<br />

Original des Kaiserlichen Patent-<br />

amtes, Berlin 1892/93. Das Patent<br />

umfasst mehrere Textseiten sowie<br />

zwei Ausklapptafeln mit Zeich-<br />

nungen.<br />

zeichnung aus deM hauPtPatent<br />

Zeichnung des „Rationellen Wär-<br />

memotors“ aus dem Hauptpatent<br />

Nr. 67207 Rudolf Diesels. Berlin<br />

1892/93.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

37


38<br />

vertrag zwischen MaschinenfabriK augsburg<br />

und <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

Ziel erreicht: „Vertrag zwischen der Aktiengesellschaft ‚Maschinenfabrik<br />

Augsburg in Augsburg’ einerseits und Herrn Rudolf Diesel Ingenieur in<br />

Berlin andererseits“. Darin verpflichet sich die Maschinenfabrik Augsburg,<br />

„... eine Versuchs-Maschine von ca. vier Pferdestärken längstens innerhalb<br />

sechs Monaten nach Feststellung der betreffenden Pläne durch<br />

Herrn Diesel fertig in ihrer Fabrik aufzustellen und alsdann den Versuch<br />

sofort vorzunehmen.“ Original vom 21. Februar 1893.


zeichnung zuM ersten<br />

augsburger <strong>diesel</strong>Motor<br />

Zeichnung zum ersten Augsburger<br />

Dieselmotor (1893).<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

39


0<br />

<strong>diesel</strong>s erster versuchsMotor,<br />

1893<br />

Der erste in der Maschinenfabrik<br />

Augsburg gebaute Versuchsmotor.<br />

Dazu Rudolf Diesel: „Im Juli 1893<br />

war die erste Maschine nach mei-<br />

nen Zeichnungen in Augsburg fertig<br />

gestellt. Am 17. Juli 1893 traf ich<br />

in freudiger Hoffnung in Augsburg<br />

ein; vor Eintritt in die Versuche<br />

mußte aber noch eine Luftkom-<br />

pressoranlage zum Füllen der An-<br />

laßflaschen eingerichtet werden, da<br />

das Anlassen der Maschine mit ver-<br />

dichteter Luft von Anfang an vorge-<br />

sehen war.“ (Rudolf Diesel, Die<br />

Entstehung des Dieselmotors,<br />

1913, S. 8)


dioraMa des versuchsstands für den <strong>diesel</strong>Motor in der<br />

MaschinenfabriK augsburg<br />

Direkteinblick: Versuchsstand für den Dieselmotor in der Maschinen-<br />

fabrik Augsburg A.G. im Jahr 1893. Diorama (Modell) im Maßstab 1:5<br />

von 1947. Leihgabe: Deutsches Museum München.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

1


2<br />

Mitarbeiter lucian vogel<br />

Mitarbeiter der ersten Stunde: Lucian Vogel (1858–1915) war seit 1880<br />

in der Maschinenfabrik Augsburg A.G. beschäftigt. 1893–1897 war ihm<br />

der Versuchsraum für den Dieselmotor unterstellt.<br />

Er hat die Berechnungen zu wichtigen Teilen des Motors geliefert. Diesel<br />

würdigte seine Verdienste mit folgenden Worten: „Die ganze Versuchsan-<br />

gelegenheit war ... seitens der Fabrikdirektion dem Oberingenieur der<br />

Eismaschinenabteilung, Herrn Lucian Vogel, unterstellt, einem alten<br />

Freund aus meiner Münchener Studienzeit. Lucian Vogel hatte von An-<br />

fang an meine Vorschläge aus innerster Überzeugung unterstützt und<br />

hat während der ganzen langen und harten Versuchszeit nie einen Au-<br />

genblick der Schwäche oder des Schwankens gezeigt. Wenn er auch<br />

selbst durch seine Berufsarbeit aufs äußerste angespannt war, so ver-<br />

folgte er doch jede Einzelheit der Arbeiten genau, wohnte den wichtigen<br />

Versuchen bei, griff bei Zwischenfällen persönlich ein und sorgte für ra-<br />

sche Erledigung. Er hat die Arbeiten mit Rat und Tat und mit seiner rei-<br />

chen Erfahrung in selbstlosester und hingebendster Weise unterstützt<br />

und manchen guten Gedanken gegeben.“ (iRudolf Diesel, Die Entste-<br />

hung des Dieselmotors, 1913, S.7)


Mitarbeiter iManuel lauster<br />

Imanuel Lauster (1873–1948). Er<br />

beteiligte sich als Ingenieur der<br />

Maschinenfabrik Augsburg A.G.<br />

unter unmittelbarer Leitung Diesels<br />

seit Anfang 1896 an der Konstruk-<br />

tion des dritten Versuchsmotors.<br />

Von 1898 bis 1900 schuf er den<br />

marktreifen Kreuzkopfmotor der<br />

M.A.N., daran anschließend den<br />

Motor ohne Kreuzkopf, der in vie-<br />

len Ländern Vorbild für den Bau<br />

von Dieselmotoren war. Bis 1934<br />

nahm er maßgebend Einfluss auf<br />

die Entwicklung neuer Bauformen.<br />

Lauster ist einer der bedeutenden<br />

Männer im Dieselmotorenbau.<br />

brief <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>s 1895 über den <strong>diesel</strong>Motor an seine frau<br />

„Mein Motor macht immer noch große Fortschritte; ich bin jetzt so weit<br />

über allem, was bisher geleistet wurde, daß ich sagen kann, ich bin in<br />

diesem ersten und vornehmsten Fache der Technik, dem Motorbau, (...)<br />

der Führer der ganzen Truppe diesseits und jenseits des Oceans. (...)<br />

Fast möchte ich (...) stolz werden, wenn ich dazu Anlage hätte. So aber<br />

freue ich mich stillvergnügt innerlich, ohne Sang und Klang, befriedigt in<br />

dem Bewußtsein, daß ich eine nützliche That vollbracht und glücklich,<br />

daß unsere Zukunft gesichert ist, denn das ist sie jetzt. …“<br />

Rudolf Diesel in einem Brief an seine Frau vom 3. Juli 1895.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

3


Modell des ersten<br />

betriebsfähigen <strong>diesel</strong>Motors<br />

Krönung der Mühen:<br />

Modell des ersten betriebsfähigen<br />

Dieselmotors von 1897, hergestellt<br />

im MAN-Ausbildungszentrum,<br />

Augsburg.<br />

foto des ersten<br />

betriebsfähigen <strong>diesel</strong>Motors<br />

Der erste betriebsfähige Diesel-<br />

motor der Welt von 1897, ent-<br />

standen im „Laboratorium“ der<br />

Maschinenfabrik Augsburg.<br />

Aufstellungsort heute: Deutsches<br />

Museum München.


fotoserie <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong>, 39 Jahre<br />

Der stolze Erfinder: Rudolf Diesel<br />

im Alter von 39 Jahren (1897): „Das<br />

Laboratorium hatte ... in ungefähr<br />

fünfjähriger Tätigkeit seine Aufgabe<br />

gelöst, die Erfindungsgedanken zu<br />

verkörpern und die grundlegenden<br />

Gesetze und typischen Konstrukti-<br />

onsformen des Dieselmotorbaues<br />

so festzulegen, daß die Fabriken<br />

den Bau der Maschine aufnehmen<br />

konnten. Die Aufgabe des Erfinders<br />

war damit erfüllt.“ (Rudolf Diesel,<br />

Die Entstehung des Dieselmotors,<br />

1913, S. 78).<br />

PlaKette<br />

„an dieser stelle entstand...“<br />

Erinnerung an den Ort, der Technikgeschichte<br />

schrieb: Gedenkplakette<br />

an der Stelle des Dieselschen<br />

Versuchslabors bei MAN Diesel in<br />

Augsburg.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

5


6<br />

das <strong>diesel</strong>PrinziP<br />

Dampfmaschinen wandelten die Energie eines komprimierten Dampfes<br />

in Kraft um, aber um den Preis hoher Energievergeudung. Das wollte<br />

Diesel ändern. Seine Idee: Eine Maschine zu entwickeln, die die Wärme<br />

besser nutzt. Die Grundlagen dafür arbeitete er in seinem Patent Num-<br />

mer 67207 aus. Nach Jahren der Entwicklung war das theoretisch ent-<br />

wickelte Dieselprinzip praktische Realität.<br />

Das Prinzip: Bei dem nach Diesel benannten Verbrennungsverfahren ver-<br />

dichten die Zylinder die angesaugte reine Luft; diese erwärmt sich dabei<br />

auf Temperaturen von 700 bis 900 Grad Celsius. Am Ende der Verdich-<br />

tung (oberer Totpunkt) wird Kraftstoff in den Brennraum eingespritzt. Bei<br />

den hohen Temperaturen entzündet sich der Kraftstoff von alleine; die<br />

Verbrennung beginnt. Die heißen, sich ausdehnenden Verbrennungsga-<br />

se drücken den Kolben nach unten und der Prozess beginnt von neuem.<br />

Eine externe Zündungshilfe, zum Beispiel in Form von Zündkerzen, ist<br />

nicht notwendig.


PneuMatisches feuerzeug<br />

Pneumatisches Feuerzeug. Zur<br />

Zeit von Diesels Besuch der Ge-<br />

werbe- und Industrieschule Augs-<br />

burg (1870 bis 1875) befand sich<br />

das Feuerzeug in deren Besitz und<br />

wurde vom Pflegevater Rudolf Die-<br />

sels, Christoph Barnickel, im Un-<br />

terricht zur Demonstration verwen-<br />

det. Anhand dieses Kompressions-<br />

feuerzeugs erklärte Rudolf Diesel<br />

1898 seiner Familie die Wirkungs-<br />

weise des von ihm erfundenen<br />

Motors: „Der Dieselmotor ist nichts<br />

anderes als solch ein pneumati-<br />

sches Feuerzeug, mit dem Unter-<br />

schiede, daß der Brennstoff fein<br />

zerstäubt und die zusammenge-<br />

preßte glühende Luft eingeblasen<br />

wird. Hierin entzündet er sich von<br />

selbst und leistet dann Arbeit,<br />

indem das heiße und hochge-<br />

spannte Gas den Kolben vor sich<br />

herschiebt, der mit Hilfe der Kurbel<br />

das Schwungrad dreht.“<br />

Originalfeuerzeug von 1833/34<br />

(Griff nach 1941 verändert).<br />

Leihgabe: Deutsches Museum<br />

München<br />

viertaKtMotor:<br />

darstellung der vier Phasen<br />

Viertakt-Prinzip:<br />

1. Takt: Ansaugen von reiner Luft<br />

2. Takt: Verdichten der Luft und<br />

Einspritzen von Kraftstoff<br />

3. Takt: Arbeiten (Verbrennen)<br />

4. Takt: Ausstoßen der Abgase<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

7


8<br />

rohöl und PetroleuM –<br />

zur entwicKlung der Kraftstoffe<br />

„Mein Interesse war schon seit langer Zeit den Rohölen zugewandt, weil<br />

ich mich als Kälteingenieur viele Jahre lang mit der Ausbildung eines Ver-<br />

fahrens zur Extraktion des Paraffins aus Rohölen durch Kälte beschäftigt<br />

hatte. Bei diesen Versuchen arbeitete ich mit Rohölen aus den verschie-<br />

densten Ländern und hatte Gelegenheit, diese Stoffe eingehend zu stu-<br />

dieren, wodurch der Wunsch in mir rege wurde, sie zu motorischen<br />

Zwecken zu verwenden.“ (Rudolf Diesel, Die Entstehung des Diesel-<br />

motors, 1913, S. 156)<br />

Aus Kostengründen favorisiert Rudolf Diesel anfangs den billigen Kohlen-<br />

staub als Kraftstoff für seinen Motor, doch der erste Augsburger Versuchs-<br />

motor war nur für flüssige Kraftstoffe ausgelegt. Diesel bestellt zunächst<br />

dickflüssiges, fast teerartiges Rohöl, das sich jedoch ohne größeren tech-<br />

nischen Aufwand (Erwärmung) nicht durch die Rohre befördern lässt. So<br />

fällt die Wahl auf die teuren flüssigen Kraftstoffe Benzin sowie russisches<br />

und amerikanisches Lampenpetroleum.


Nach Abschluss der offiziellen Erprobung des Motors 25/40 werden im<br />

Jahr 1899 auch schwerere Kraftstoffe verbrannt, wie Paraffinöle (Braun-<br />

kohlenteeröle), allerdings mit Problemen: Die Maschine muss mit ge-<br />

wöhnlichem Petroleum gestartet und kann erst dann auf Paraffinöl um-<br />

geschaltet werden.<br />

Versuche mit Gasöl, russischem Solaröl, galizischem Blauöl und Pechel-<br />

bronner Solaröl folgen. Dann wagt Diesel sich an die eigentlichen Rohöle:<br />

Roh-Naphta aus Baku, rohe Quellöle aus Rumänien und Galizien sowie<br />

deutsche Rohöle. Spiritus wird von Rudolf Diesel ebenfalls verwendet,<br />

bewährt sich aber als Kraftstoff nicht. Ferner werden Versuche mit Stein-<br />

kohleteerölen, Creosotölen und Benzolen gefahren. Mit all diesen Kraft-<br />

stoffen erfolgen jeweils nur kurze Tests, kein Dauerbetrieb. Daneben<br />

finden auch Gas-Motorversuche mit Leuchtgas als Kraftstoff statt.<br />

Heute wird Dieselkraftstoff in den Raffinerien aus den Kohlenwasserstof-<br />

fen des Rohöls hergestellt. Vor allem bei großen Dieselmotoren kommt<br />

zähflüssiges Schweröl zum Einsatz.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

9


wesentliche flüssigKraftstoffe<br />

für <strong>diesel</strong>Motoren, 1913<br />

„Principal liquid fuels considered<br />

for all Diesel engines in 1913“<br />

(Wells & Wallis-Taylor, The Diesel<br />

engine)<br />

Übersicht über die wesentlichen<br />

Flüssigkraftstoffe, die um 1913 für<br />

Dieselmotoren vorgesehen waren.<br />

(Wells & Wallis-Taylor, The Diesel<br />

engine)<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

51


52<br />

vorläufer des <strong>diesel</strong>Motors<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts war die Dampfmaschine weit verbreitet und<br />

zweifellos die wichtigste und bekannteste Arbeits-Kraftmaschine jener<br />

Zeit. Sie fand sowohl in der Industrie als auch bei der Eisenbahn rege<br />

Anwendung. Auch in der Schifffahrt kamen riesige Kolbendampfmaschi-<br />

nen mit sehr hoher Leistung zum Einsatz, doch lag ihr Wirkungsgrad<br />

bei höchstens 10 Prozent. Darüber hinaus waren Dampfmaschinen<br />

im Betrieb so aufwendig, dass sich nur kapitalkräftige Unternehmer<br />

ihren Einsatz leisten konnten. Es entstand jedoch mehr und mehr der<br />

Bedarf nach kleinen, billigen Antriebsmaschinen für Handwerk und<br />

Landwirtschaft. Mit ihren überdimensionalen Abmessungen, dem hohen<br />

Gewicht, den äußerst unangenehmen Vibrationen und dem lauten<br />

Laufgeräusch war die Dampfmaschine darüber hinaus auch technisch<br />

an ihre Grenze gelangt.<br />

ottoMotor: Nikolaus August Otto (1832 bis 1891) entwickelt zunächst<br />

den Lenoir-Motor (nach Joseph Etienne Lenoir, 1822 bis 1900) weiter.<br />

Schließlich verbindet er Kolben und Kurbelwelle, lässt ein Gas-Luftge-<br />

misch ansaugen und dieses vor der Verbrennung verdichten. Otto wen-<br />

det dabei erstmals das bereits von Alphonse Beau de Rochas (1815 bis<br />

1893) her bekannte Viertakt-Arbeitsverfahren an. Anfang 1876 läuft der


erste Ottomotor bei der Gasmotorenfabrik Deutz AG; noch im gleichen<br />

Jahr wird er in Serie gebaut.<br />

brayton-Motor: Beim Brayton-Motor (Leistung ca. vier PS) von 1876 –<br />

benannt nach dem Amerikaner George Bailey Brayton (1830 bis 1892) –<br />

wird Luft in einem separaten Zylinder verdichtet. Diese wird anschließend<br />

mit dem Kraftstoff in den Hauptzylinder geleitet; das Gemisch entzündet<br />

sich an einer ständigen Zündflamme (Fremdzündung). Einzige Ähnlich-<br />

keit mit dem frühen Dieselmotor ist die Einblasung des Kraftstoffes mit<br />

Druckluft (Einblasedruck bei vier bis fünf bar). Möglicherweise übernimmt<br />

Diesel dieses Konstruktionsdetail für seinen Motor, doch erhöht er den<br />

Einblasedruck deutlich.<br />

aKroyd-Motor: Der von dem Engländer Herbert Akroyd Stuart (1864<br />

bis 1927) erfundene Motor (Leistung ca. vier PS) ist ein Viertakt-Glüh-<br />

kopfmotor. Die Verbrennungsluft wird auf etwa drei bar verdichtet. Die<br />

Zündung des flüssigen Kraftstoffes (unter anderem auch Gasöl) erfolgt<br />

wegen der begrenzten Verdichtungswärme durch Kontakt mit dem un-<br />

gekühlten Teil der heißen Zylinderwand – jedoch nicht wie bei Diesel<br />

durch Selbstzündung.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

53


5<br />

ottoMotor<br />

Viertaktmotor von Nikolaus August<br />

Otto, umgebaut von Wilhelm<br />

Maybach. Foto, 1876.<br />

brayton-Motor<br />

Brayton-Motor von George Bailey<br />

Brayton. Foto, 1876.


aKroyd-Motor<br />

Akroyd-Motor von Herbert Akroyd Stuart.<br />

Foto, 1890.<br />

der <strong>diesel</strong>Motor<br />

55


56<br />

Die heutige MAN Gruppe hat zwei Hauptwurzeln: Eine liegt in Oberhau-<br />

sen und reicht bis auf die erste Eisenhütte des Ruhrgebiets (später Gute-<br />

hoffnungshütte, kurz GHH) und das Jahr 1758 zurück, die andere in<br />

Augsburg. Zehn Jahre nach der Fusion der Maschinenfabrik Augsburg<br />

mit der Maschinenfabrik Nürnberg im Jahre 1898 wird der Name M.A.N.<br />

(für Maschinenfabrik Augsburg – Nürnberg, heute: MAN) geboren. 1986<br />

wird die M.A.N. auf die GHH verschmolzen und ist Namensgeber für die<br />

bis heute gültige Unternehmensbezeichnung: MAN AG.<br />

theMen<br />

Die Maschinenfabrik Augsburg 58<br />

Die M.A.N. bis 1986 66


die historische M.a.n.<br />

von der MaschinenfabriK augsburg zuM weltKonzern –<br />

die geschichte der Man bis 1986<br />

die historische M.a.n.<br />

57


58<br />

die MaschinenfabriK augsburg<br />

Kaum sind bei der Maschinenfabrik Augsburg die Erprobung und Abnah-<br />

me des ersten „marktfähigen“ Dieselmotors abgeschlossen, bestellt die<br />

Filiale Kempten der Actiengesellschaft Union, Vereinigte Zündholz- und<br />

Wichsefabriken, im Juni 1897 einen Zweizylinder-Dieselmotor mit 60<br />

bis 70 PS Leistung. Der Motor ist bis 1939 zur Energieerzeugung im Ein-<br />

satz – ab etwa 1916 bei einer Fleischwarenfabrik in Ottobeuren. Dies ist<br />

zugleich der erste Dieselmotor im kommerziellen Einsatz. Ein identischer<br />

zweiter Motor wird 1898 an die Papierhülsenfabrik Rugendas, Augsburg,<br />

geliefert und ist über 30 Jahre in Betrieb. Heute ist er ein Exponat im<br />

MAN-Museum.<br />

Von da an ist der Diesel-Boom nicht mehr aufzuhalten. Zahlreiche Lizenz-<br />

nehmer beginnen mit der Eigenfertigung von Dieselmotoren: So bestellt<br />

der Amerikaner Adolphus Busch 1897 bei der Maschinenfabrik Nürnberg<br />

einen 20-PS-Dieselmotor zum Antrieb eines Generators, der nach Augs-<br />

burger Zeichnungen gebaut wird. Das dänische Unternehmen Burmeis-<br />

ter & Wain, heute in MAN Diesel aufgegangen, beginnt die Erprobung<br />

seines ersten eigenen Dieselmotors mit 40 PS Leistung im Jahr 1903;<br />

dieser Motor ist heute in Kopenhagen zu sehen.


Mitarbeiterzahlen in der MaschinenfabriK augsburg<br />

aPril 1858 erstmals über 300<br />

1872/73 ca. 630<br />

1876/77 ca. 700<br />

1879/80 ca. 630<br />

188 erstmals über 1 000<br />

1892 ca. 1 600<br />

1893 ca. 1 700<br />

1896 erstmals über 2 000<br />

1898 ca. 2 830<br />

zeichnung c. reichenbach’sche<br />

MaschinenfabriK 18 6<br />

1844 kaufte Carl August Reichenbach<br />

die Sander’sche Maschinenfabrik<br />

und nannte sie um in<br />

„C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik“.<br />

Hauptprodukte waren<br />

Hand- und Schnellpressen für den<br />

Buchdruck. Zeichnung um 1846.<br />

die historische M.a.n.<br />

59


60<br />

ansicht MaschinenfabriK augsburg 1857/58<br />

Bewegte Namensgeschichte: Im Jahre 1857 wurde die<br />

„C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik“ in „Maschinenfabrik Augsburg“<br />

umbenannt. Fotografie um 1859.


ansicht historisches werK<br />

uM 1882<br />

Ansicht der Maschinenfabrik<br />

um 1882.<br />

ansicht (stich) uM 1889<br />

„Uhlands Industrielle Rundschau“<br />

vom 20. Juni 1889: die Maschinenfabrik<br />

Augsburg im Stich.<br />

die historische M.a.n.<br />

61


62<br />

heinrich von buz<br />

Heinrich von Buz, 1833 bis 1918,<br />

übernahm die von seinem Vater<br />

Carl Buz und von Carl August<br />

Reichenbach geführte Maschinen-<br />

fabrik Augsburg. Er erkannte die<br />

Fähigkeiten Rudolf Diesels und war<br />

somit entscheidend an der Reali-<br />

sierung des Dieselmotors beteiligt.<br />

Von Buz war bis 1913 Generaldi-<br />

rektor der ab 1898 vereinigten Ma-<br />

schinenfabrik Augsburg-Nürnberg<br />

(M.A.N.) Daneben war er Mitbe-<br />

gründer der Augsburger Localbahn<br />

und der Lech-Elektrizitätswerke.


foto <strong>diesel</strong>Motoren-Prüfstand<br />

Einrichtung der Versuchsanlage<br />

des Dieselmotors in der Maschi-<br />

nenfabrik Augsburg um 1893.<br />

die historische M.a.n.<br />

63


6<br />

versuchsrauM<br />

Versuchsraum der Maschinen-<br />

fabrik Augsburg im Herbst des<br />

Jahres 1897. Rechts der 1896<br />

gebaute und in Betrieb genom-<br />

mene dritte Versuchsmotor, links<br />

der Verbund-(Compound-) Motor.<br />

Prüffeld<br />

Prüffeld für Dieselmotoren in der<br />

„Vereinigten Maschinenfabrik<br />

Augsburg und Maschinenbau-<br />

gesellschaft Nürnberg A.G.”,<br />

Augsburg, 1899.


fräsMaschine<br />

M.A.N.-Werkstätte mit<br />

Fräsmaschine, um 1933.<br />

M.a.n. aus der luft<br />

M.A.N. von Süden gesehen.<br />

Luftaufnahme 1949.<br />

die historische M.a.n.<br />

65


66<br />

die M.a.n. bis 1986<br />

1857 Die 1840 von Ludwig Sander gegründete und ab 1844 von<br />

Carl Buz und Carl August Reichenbach geführte Fabrik für<br />

Maschinenbau in Augsburg wird in die Maschinenfabrik<br />

Augsburg AG umbenannt (Produktprogramm: Dampfma-<br />

schinen, Wasserturbinen, Buchdruck-Schnellpressen und<br />

Kältemaschinen nach dem „System Linde“).<br />

1898 Die Maschinenfabrik Augsburg fusioniert mit der 1841 gegrün-<br />

deten Maschinenbau-Actien-Gesellschaft Nürnberg<br />

(vormals Klett & Comp.).<br />

190 Erstes Diesel-Großkraftwerk der Welt in Kiew<br />

1908 Umbenennung der Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und<br />

Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G. in Maschinenfabrik<br />

Augsburg-Nürnberg AG, Augsburg (M.A.N.).<br />

1912 Verlagerung I: Augsburg verlagert den Dampfmaschinenbau<br />

zugunsten des Dieselmotors nach Nürnberg.<br />

191 Verlagerung II: Nürnberg gibt den Dieselmotorenbau auf und<br />

verlegt ihn nach Augsburg.


1915 Beginn der Lkw-Fertigung bei M.A.N.<br />

1920 Übernahme der M.A.N. durch die Gutehoffnungshütte<br />

Actienverein.<br />

1923 M.A.N. baut den ersten Lkw mit Dieseldirekteinspritzung<br />

1932 M.A.N. präsentiert den stärksten Diesel-Lkw der Welt<br />

(160 PS).<br />

19 1 Produktionsbeginn von Diesel-Ackerschleppern<br />

1955 M.A.N. gründet das Werk München für Lkw-Produktion<br />

(heute Sitz der MAN Nutzfahrzeuge AG).<br />

1971 M.A.N. übernimmt den Lkw-Hersteller Büssing.<br />

1980/ M.A.N. übernimmt den dänischen Motorenhersteller<br />

1981 Burmeister & Wain.<br />

1986 M.A.N. wird auf die Gutehoffnungshütte Aktienverein AG ver-<br />

schmolzen; die ehemalige Tochtergesellschaft M.A.N. liefert<br />

den Namen für die neue Unternehmensbezeichnung: MAN AG.<br />

1986 Die Geschäftsbereiche von MAN werden zu eigenständigen<br />

Tochtergesellschaften der MAN AG<br />

die historische M.a.n.<br />

67


68<br />

<strong>diesel</strong>Motoren-Montage, 1951<br />

Montage von Dieselmotoren mittlerer Leistung bei M.A.N.,<br />

Werk Augsburg, 1951.


gross<strong>diesel</strong>Motorenbau, 19 0<br />

Bau von Groß<strong>diesel</strong>motoren.<br />

Zeichnung von 1940 aus einem<br />

Jubiläumsbuch von Fritz Büchner.<br />

die historische M.a.n.<br />

69


70<br />

acKer<strong>diesel</strong><br />

Der Acker<strong>diesel</strong> war zwischen<br />

1948 und 1950 einer der erfolg-<br />

reichsten M.A.N.-Traktoren der<br />

Nachkriegszeit.<br />

tyP f8<br />

Der F8, ein 8-Tonnen-Schwer-<br />

lastwagen, herausgebracht zur<br />

Internationalen Automobilaus-<br />

stellung, Frankfurt, 1951, Emaille-<br />

Werbetafel.


lKw-werK München, 1955<br />

Titelblatt des Lageplans zur<br />

Gründung des neuen Werks für<br />

Lastkraftwagen in München-<br />

Allach, 1955.<br />

erntezeit<br />

Variante des Acker<strong>diesel</strong>: M.A.N.<br />

2K1, Baujahr 1957/58.<br />

die historische M.a.n.<br />

71


72<br />

Montagehalle, 1960<br />

Montagehalle für Groß<strong>diesel</strong>-<br />

motoren, M.A.N., Werk Augsburg,<br />

Halle C19. 1960.<br />

zweitaKter<br />

für den frachter „widar“<br />

Im Jahre 1970 der größte bei<br />

M.A.N. bis dahin gebaute Zweitakt-Schiffs<strong>diesel</strong>motor<br />

mit acht<br />

Zylindern für den Massengutfrachter<br />

„Widar“ mit einer Leistung von<br />

32 000 PS.


KreuzKoPfMotor<br />

auf deM Prüfstand<br />

Kreuzkopf-Zweitakt-Schiffs<strong>diesel</strong>motor<br />

K8SZ90/160B<br />

auf dem Prüfstand, 1977.<br />

luftbild<br />

Luftbild der M.A.N. Augsburg,<br />

1985.<br />

die historische M.a.n.<br />

73


7<br />

Der Vater stammt aus Augsburg und die Ahnen der Mutter aus der<br />

Region: 1870 schicken die Eltern ihren Sohn Rudolf – im Alter von zwölf<br />

Jahren – aus dem weltstädtischen London in die aufstrebende Stadt<br />

Augsburg, das „Manchester Deutschlands“. Als er ein zweites Mal für<br />

längere Zeit dorthin zurückkommt, arbeitet er bereits an seiner Bahn<br />

brechenden Erfindung.<br />

theMen<br />

Augsburg zu Diesels Zeiten 76<br />

Einfluss des Dieselmotors und der MAN<br />

auf die Entwicklung Augsburgs 78<br />

Rudolf Diesel in Augsburg 86<br />

Ehrungen Diesels in Augsburg 90


augsburg und <strong>diesel</strong><br />

das Manchester deutschlands<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

75


76<br />

augsburg zu <strong>diesel</strong>s zeiten<br />

Augsburg ist seit den Fuggern und Welsern bekannt für seine weltweiten<br />

Handelsbeziehungen. Ab 1830 entwickelt sich Augsburg auch zu einer<br />

bedeutenden Industriestadt, vor allem wegen der reichlich vorhandenen<br />

natürlichen Wasserkraft (der Ökonom Friedrich List [1789 bis 1846] sag-<br />

te, Augsburg habe mehr natürliches Wassergefälle als alle englischen<br />

Fabrikbezirke zusammen). Der Baumeisters Karl Albert Gollwitzer (1839<br />

bis 1917) entwickelt sogar ein Hafenstadt-Projekt, das allerdings nicht<br />

umgesetzt wird.<br />

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt sich die Augsburger<br />

Textilindustrie, zuerst im Bereich des Kattundrucks (Drucken auf Baum-<br />

wolle), später auch bei der Textilherstellung.<br />

Der Buchdruck ist Keimzelle des heutigen Maschinenbaus in Augsburg:<br />

Zur Buchproduktion werden statt Handpressen mechanische Schnell-<br />

pressen erforderlich. Carl August Reichenbach (1788 bis 1869) baut in<br />

der von Ludwig Sander übernommenen Maschinenfabrik unter anderem<br />

diese Schnellpressen. Es entstehen daraus die Maschinenfabrik Augs-<br />

burg, später die M.A.N. und schließlich die heutigen Maschinenbauun-<br />

ternehmen MAN Roland Druckmaschinen AG und MAN Diesel SE.<br />

Um die Jahrhundertwende wird Augsburg das „Manchester Deutsch-<br />

lands“ genannt. Die Fabrikschlösser und der Glaspalast repräsentieren<br />

die architektonische Ausprägung des Wirtschaftsaufschwungs um 1900.


foto von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong><br />

aM augsburger herKulesbrunnen<br />

Nach getaner Arbeit: Rudolf Diesel am Augsburger Herkulesbrunnen.<br />

Fotografie von 1897.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

77


78<br />

einfluss des <strong>diesel</strong>Motors und der Man<br />

auf die entwicKlung augsburgs<br />

Rudolf Diesel hatte kein Glück als Unternehmer: Zwei 1898 gegründete<br />

Augsburger Unternehmen werden nach nur kurzer Zeit wieder geschlos-<br />

sen. Die von Diesel und Partnern gegründete Diesel Motoren-Fabrik AG<br />

wird wegen Fehlproduktionen 1900 stillgelegt und 1911 liquidiert; die All-<br />

gemeine Gesellschaft für Dieselmotoren AG, eine ebenfalls von Rudolf<br />

Diesel gegründete Gesellschaft zum Erwerb und zur Nutzung der Rechte<br />

Rudolf Diesels, wird ebenfalls im Jahre 1911 aufgelöst.<br />

Gleichwohl entwickelt sich die 1898 mit der Maschinenfabrik Nürnberg<br />

zusammengeschlossene Maschinenfabrik Augsburg (ab 1908 unter dem<br />

Namen M.A.N.) durch die Produktion von Dieselmotoren zu einem pros-<br />

perierenden Unternehmen. Weitere Augsburger Maschinenbauunterneh-<br />

men entstehen: Die Unternehmen Keller und Knappich (heute kuka) und<br />

RENK AG (heute mehrheitlich zur MAN Gruppe gehörend) sowie die<br />

Augsburger Localbahn werden gegründet. Zugleich gewinnt die Textilin-<br />

dustrie an Bedeutung, so dass um 1910 über 90 Prozent aller Augsbur-<br />

ger Arbeiter „Textiler“ waren.<br />

Die heutige Augsburger Maschinenbauindustrie fußt auf dieser Geschich-<br />

te, während sich die Textilindustrie weitgehend aufgelöst hat.<br />

Die Textiltradition Augsburgs wird in den ehemaligen Hallen der Augsbur-<br />

ger Kammgarnspinnerei im zukünftigen Bayerischen Textil- und Industrie-<br />

museum gewürdigt. Die Augsburger Geschichte von MAN zeigt das<br />

MAN-Museum Augsburg, das auch ein historisches Archiv umfasst und<br />

wesentliche Teile des Nachlasses von Rudolf Diesel besitzt.


MonuMental-Plan der stadt augsburg<br />

Der Monumental-Plan von Ludwig Leybold von 1873 zeigt Augsburg<br />

nach Schleifung der Stadtmauern. Die Fabrikbauten sind in ähnlicher<br />

Wichtigkeit und Größe dargestellt wie die innerstädtischen Kirchen,<br />

Paläste und das Rathaus.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

79


80<br />

zahnräderfabriK augsburg<br />

Johann renK<br />

Die „Joh. Renk Act.-Ges.“<br />

wurde 1873 durch Johann Renk<br />

gegründet.<br />

augsburger localbahn<br />

Die Augsburger Localbahn wurde<br />

1889 gegründet. Erster Vorstand<br />

der Gesellschaft war Heinrich von<br />

Buz. Erst 1941 wurde die erste<br />

Diesellok in Dienst gestellt.


l.a. riedingersche Maschinenund<br />

broncewarenfabriK<br />

Die „L.A.R.sche Maschinen- und<br />

Broncewarenfabrik“ in Augsburg<br />

(AG seit 1887) errichtete schon vor<br />

1871 Gasfabriken in Deutschland,<br />

Österreich-Ungarn, der Schweiz,<br />

Italien und Russland und hatte<br />

1892 fast 1 000 Beschäftigte.<br />

1927 fusionierte sie mit der M.A.N.<br />

und wurde als „L.A.R.sche Broncewarenfabrik<br />

für Lampen“ bis<br />

1967 fortgeführt. Sie erlosch als<br />

„R. Metallbau“.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

81


82<br />

ludwig august riedinger<br />

Ludwig August Riedinger<br />

(1809–1879).<br />

1842 bis 1852 technischer Direk-<br />

tor der Augsburger Mechanischen<br />

Baumwoll-Spinnerei und -Weberei<br />

(SWA). Der Aufschwung, den die<br />

SWA in der Folgezeit nahm, ist<br />

wesentlich ihm zu verdanken.<br />

Er trug u. a. durch betriebliche<br />

Sozialmaßnahmen (u. a. Gründung<br />

einer Kranken- und Pensionskas-<br />

se) zum inneren Aufbau dieser ehe-<br />

mals größten Augsburger Fabrik<br />

bei. Nach 1852 (Mit-) Begründer<br />

mechanischer Spinnereien und<br />

Webereien in Augsburg, Bamberg,<br />

Bayreuth, Erlangen, Esslingen,<br />

Köln, Kolbermoor, Kulmbach und<br />

Worms. Riedinger richtete dane-<br />

ben in 25 bayerischen und weite-<br />

ren 42 Städten in ganz Europa die<br />

Gasbeleuchtung ein und gründete<br />

in diesem Zusammenhang 1857 in<br />

Augsburg eine Gasapparatefabrik,<br />

die im Lauf der Jahre zu einer Ma-<br />

schinenfabrik ausgebaut wurde.


glasPalast<br />

1909/10 errichtete die Spinnerei<br />

und Weberei Augsburg (SWA) ihr<br />

viertes und größtes Werk „Aumüh-<br />

le“, den so genannten Glaspalast.<br />

Der fünfgeschossige Spinnerei-<br />

hochbau nach Plänen des Stutt-<br />

garter Architekten Philipp Jakob<br />

Manz war eine der frühesten Stahl-<br />

beton-Skelett-Konstruktionen und<br />

baulich wie technisch ein Vorreiter<br />

unter den Industriebauten der da-<br />

maligen Zeit.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

83


8<br />

<strong>diesel</strong>loK, 1929<br />

Dieseldruck-Lokomotive der deut-<br />

schen Reichsbahn am Augsburger<br />

Hauptbahnhof. Fotografie von<br />

1929.<br />

gaswerK augsburg-oberhausen<br />

Das 1912 erbaute Gaswerk<br />

Augsburg-Oberhausen, eines der<br />

am besten erhaltenen Gaswerke<br />

Europas ist ein Schmuckstück<br />

Augsburger Industriearchitektur.<br />

1954 wurde von der M.A.N., Werk<br />

Gustavsburg, der 86 Meter hohe<br />

und weithin sichtbare Scheiben-<br />

gasbehälter erbaut.


scheibengasbehälter<br />

augsburg-oberhausen<br />

Der M.A.N.-Scheibengasbehälter<br />

von 1954 ist nicht mehr in<br />

Gebrauch. Für diese inzwischen<br />

begehbare „Kathedrale der<br />

Industriearchitektur“ werden<br />

derzeit neue Nutzungen gesucht.<br />

notstroMaggregate<br />

iM gaswerK augsburg i<br />

M.A.N.-„Ölmaschine“ mit<br />

6 Zylindern, Typ: S6V45/42,<br />

Baujahr: 1922. Leistung:<br />

700 PS bei 300 U/min.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

85


86<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> in augsburg<br />

die beziehungen der faMilie <strong>diesel</strong> zu augsburg teilen<br />

sich in verschiedene abschnitte:<br />

Rudolf Diesels Vater Theodor wird 1830 in Augsburg geboren. Er<br />

wohnt am Mauerberg C 117 bei seinen Eltern, wandert aber um 1850<br />

nach Paris aus. Dort lernt er seine Frau, die gebürtige Nürnbergerin<br />

Elise Strobel, kennen.<br />

Rudolf Diesel wird, weil seine Eltern Paris mit ihm und seinen zwei Ge-<br />

schwistern Emma und Louise wegen des deutsch-französischen Krie-<br />

ges in Richtung London verlassen müssen, im Alter von zwölf Jahren<br />

nach Augsburg geschickt. Hier, in der Schaezlerstraße 8, wohnen zum<br />

einen sein Onkel Rudolf und zum anderen die Familie Professor<br />

Christoph und Betty (eigentlich Barbara, Cousine von Theodor Diesel)<br />

Barnickel. Rudolf Diesel wird als Pflegesohn aufgenommen.<br />

Rudolf Diesel besucht in Augsburg die Kreis- und Gewerbeschule in der<br />

Hallstraße, an der sein Ziehvater Christoph Barnickel Mathematik lehrt.<br />

Nach erfolgreichem Abschluss der Grundstufe wechselt er in die Indus-<br />

trieschule (Sekundarstufe) über, die er wieder mit bestem Zeugnis ab-<br />

schließt.<br />

Der dritte Aufenthalt in Augsburg fällt in Diesels Zeit während der Ent-<br />

wicklung seines Motors. Zunächst logiert er im Hotel „Drei Mohren” in<br />

der Maximilianstraße, die längste Zeit aber wohnt er bei seinem Pflege-<br />

vater und mittlerweile auch Schwager Christoph Barnickel im Springer-<br />

gässchen Nr. 6 – Christoph Barnickel hatte nach dem Tod seiner ers-<br />

ten Frau Betty Diesels Schwester Emma geheiratet.


„augsbourg“<br />

Tagebuch Emma Diesels (August 1876 bis Oktober 1880). Unter<br />

der Überschrift „Augsbourg“ sammelte die Schwester Rudolf Diesels<br />

Einträge, die Besuche etc. in Augsburg betrafen.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

87


88<br />

eugen <strong>diesel</strong><br />

aM sPringergässchen<br />

Gebäudefront am Spingergässchen anlässlich eines Besuchs von<br />

Dr. Eugen Diesel im Jahr 1957. V. l. n. r.: „der Hausbesitzer, Oberlehrer<br />

Stoll; Stadtrechtsrat Weinkamm, Dr. Eugen Diesel, Herr Strößner<br />

(M.A.N.)“.


gedenKtafel<br />

Erinnerung an Pioniertage:<br />

Gedenktafel am Haus<br />

Springergässchen 6.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

89


90<br />

ehrungen <strong>diesel</strong>s in augsburg<br />

19 7 50 Jahre Dieselmotor:<br />

Feier und Ausstellung im Deutschen Museum.<br />

1957 Übergabe des Rudolf-Diesel-Gedächtnishaines in Augsburg<br />

durch das Land Japan und die Firma Yanmar-Diesel. Aus<br />

dieser Beziehung entstanden 1959 die Augsburger Städte-<br />

partnerschaften zu Nagahama und Amagasaki, Japan.<br />

1958 100 Jahre Rudolf Diesel: Festlichkeiten bei MAN<br />

in Augsburg.<br />

1993 100 Jahre Diesel-Patent, „100 Jahre Dieselmotor“, Buch von<br />

Hans-Jürgen Reuß.<br />

1997 Feier 100 Jahre erster Dieselmotor in Augsburg. Herausgabe<br />

einer Sonderbriefmarke und des Werkes von Eugen Diesel<br />

als Sonderedition.<br />

2008 150 Jahre Rudolf Diesel: Begehung des Jubiläums mit Aus-<br />

stellung und Veranstaltungen.<br />

Den Namen des Erfinders tragen in Augsburg die Diesel-<br />

Brücke, die Dieselstraße, der Rudolf-Diesel-Gedächtnishain,<br />

die Diesel-Akademie sowie das Rudolf-Diesel-Gymnasium.<br />

Nachdem das Rudolf-Diesel-Polytechnikum zur Fachhoch-<br />

schule Augsburg wurde, war der Patenname für eine Schule<br />

vakant. Das neu gegründete Gymnasium im Stadtteil Hoch-<br />

zoll bewarb sich erfolgreich um die Namenspatenschaft.


gedächtnishain<br />

Japanische Impressionen: Der<br />

Rudolf-Diesel-Gedächtnishain<br />

im Wittelsbacher Park der Stadt<br />

Augsburg, gestiftet 1957 von<br />

Magokichi Yamaoka, Präsident<br />

von Yanmar-Diesel, Osaka/Japan.<br />

entwurfszeichnung<br />

Steingarten: Der Entwurf für den<br />

Rudolf-Diesel-Gedächtnishain<br />

stammt von dem berühmten<br />

japanischen Architekten Junzo<br />

Sakakura (1901 bis 1969).<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

91


92<br />

<strong>rudolf</strong>-<strong>diesel</strong>-gedächtnishain<br />

Gedenktafel im Gedächtnishain.


einladung der stadt augsburg<br />

Einladung: Im Vorfeld der Über-<br />

gabe des Rudolf-Diesel-Gedächt-<br />

nis-Hains fand ein Festakt mit<br />

musikalischer Gestaltung im Lud-<br />

wigsbau der Stadt Augsburg statt.<br />

Den Ausklang des Tages bildete<br />

ein von der M.A.N. gestiftetes<br />

„Brillantfeuerwerk“ im Rosenau-<br />

stadion Augsburg.<br />

buch von hans-Jürgen reuss<br />

„Hundert Jahre Dieselmotor. Idee,<br />

Patente, Lizenzen, Verbreitung“,<br />

erschienen 1993.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

93


9<br />

sonderbriefMarKe<br />

Sonderbriefmarke „100 Jahre<br />

Dieselmotor“ aus dem Jahr 1997.<br />

Kultur der erinnerung<br />

Wo man sich in Augsburg an<br />

Rudolf Diesel erinnert.<br />

Rudolf-Diesel-Gedächtnis-Hain<br />

Holbein-Gymnasium<br />

MAN-Museum<br />

Fachhochschule Augsburg<br />

Rudolf-Diesel-Gymnasium<br />

Rudolf-Diesel-Polytechnikum<br />

Haus Springergäßchen 6


<strong>diesel</strong> iM stadtPlan<br />

Diesel-Namensträger in Augsburg.<br />

Erstellt durch Schüler und Schüle-<br />

rinnen des Rudolf-Diesel-Gymna-<br />

siums unter Leitung von OStR<br />

O. Killgus.<br />

<strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> in augsburg<br />

Enge Verknüpfung: Die Wohn-<br />

und Wirkstätten Rudolf Diesels<br />

in Augsburg.<br />

augsburg und <strong>diesel</strong><br />

95


96<br />

„Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine<br />

Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“ Rudolf Diesel<br />

beschäftigt sich weitblickend mit der Gesellschaft der Jahrhundertwen-<br />

de. Und umgekehrt wird die Gesellschaft von Diesels Erfindung und<br />

ihren Auswirkungen beeinflusst.<br />

theMen<br />

Industrialisierung und Einfluss von<br />

Verbrennungsmotoren auf die Gesellschaft 98<br />

Solidarismus: Diesels Beitrag zu den Sozialtheorien 10<br />

Beeinflussung der Kunst durch Motoren 108<br />

Diesel – Name und Marke heute 11


gesellschaft und Kultur<br />

der trauM von einer veränderten gesellschaft<br />

und die gesellschaftlichen veränderungen<br />

gesellschaft und Kultur<br />

97


98<br />

industrialisierung und einfluss von<br />

verbrennungsMotoren auf die gesellschaft<br />

„Es ist schön, so zu gestalten und zu erfinden, wie ein Künstler gestaltet<br />

und erfindet. Aber ob die ganze Sache einen Zweck gehabt hat, ob die<br />

Menschen dadurch glücklicher geworden sind, das vermag ich heute<br />

nicht mehr zu entscheiden.“ Diesels gesamtes Leben gründet auf Effizi-<br />

enz und Rationalisierung, auf der Verwirklichung der besten Ergebnisse,<br />

auf Erfolg und Leistung bei möglichst hohem Wirkungsgrad. Überflüs-<br />

siges ist ihm zuwider. Und: Diesel hat sowohl durch sein Elternhaus als<br />

auch durch seine Pflegeeltern ein wertgeprägtes Welt- und Menschen-<br />

bild. Der Dieselmotor soll den Menschen nutzen, nicht ihnen schaden.<br />

Technik ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Technik.<br />

Diesel sieht nicht voraus, dass durch die immens wachsende Indus-<br />

trialisierung immer mehr Menschen als Arbeitskräfte in die Fabriken<br />

wandern. Sein Motor verstärkt die zunehmende Maschinisierung und<br />

Beschleunigung der Produktionsprozesse erst recht.<br />

Dennoch: Die Mehrheit der Gesellschaft aus der damaligen Zeit nimmt<br />

seine Erfindung positiv auf: Der zunehmende Einsatz der Motoren in<br />

allen Bereichen der Mobilität, also in Pkw, Nutzfahrzeugen, Lokomotiven,<br />

Schiffen und versuchsweise in Flugzeugen sowie im Stationärbetrieb<br />

scheint ein segensreicher Fortschritt zu sein.


ebilderte liste von<br />

gedachten einsatzzwecKen<br />

Diesels Vorstellung der Einsatzzwecke<br />

seines von ihm für das<br />

Kleingewerbe gedachten Motors<br />

um 1887: Zahntechniker, Uhrmacher,<br />

Nähmaschinen, Holzdrechsler,<br />

„Velozipede“ (Fahrräder),<br />

Droschken, Bügelmaschinen,<br />

Krankenstühle, Wringmaschinen,<br />

Gemüseschneidemaschinen.<br />

MassenProduKtion<br />

Eintagesproduktion vom Fließband<br />

der Ford Motor Company, 1913.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

99


100<br />

schiffbau<br />

Schiffbau auf einer Werft des<br />

Hafens von Livorno, Italien, 1920.


industrialisierung<br />

Umweltbelastung durch Industrialisierung, Sheffield, Großbritannien,<br />

1925. Aquarell, anonym.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

101


102<br />

schiffs<strong>diesel</strong>Motor<br />

Schiffs<strong>diesel</strong>motor der M.A.N., ein<br />

doppeltwirkender Zweitakt-Sechs-<br />

zylinder mit 7 000 PS, 1928.<br />

verKehrsstau in berlin<br />

Die Massenmotorisierung in allen<br />

erdenklichen Bereichen führte<br />

schon früh zum Kollaps, wie hier<br />

am Pariser Platz in Berlin um 1928.


<strong>diesel</strong>ross<br />

2-C-2 Diesel-Druckluftlokomotive<br />

der Deutschen Reichsbahn 1929,<br />

vom M.A.N.-Werk Augsburg und<br />

der Maschinenfabrik Esslingen bei<br />

der Montage.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

103


10<br />

solidarisMus:<br />

<strong>diesel</strong>s beitrag zu den sozialtheorien<br />

Solidarismus [lat.]: Sozialphilosophische Lehre, die im Gegensatz zum<br />

Individualismus ein ursprüngliches Verbundensein der Menschen zum<br />

Zweck des Gemeinwohls annimmt und im Gegensatz zum Universalis-<br />

mus Freiheit des Einzelnen und Privateigentum in den durch die Rück-<br />

sicht auf das Gemeinwohl bedingten Grenzen anerkennt.<br />

Am 24. November 1903, dem zwanzigsten Hochzeitstag von Rudolf und<br />

Martha, erscheint Diesels Buch „Solidarismus. Natürliche wirtschaftliche<br />

Erlösung des Menschen“. Diesel geht es um die Lösung der „Sozialen<br />

Frage”. Ihn bewegen die wirtschaftliche Not und die Schwankungen der<br />

Konjunktur, die die Existenz der Arbeiter immer wieder bedrohen. Diesel<br />

will die arbeitenden Menschen aus der Abhängigkeit vom autoritären Ka-<br />

pitalismus, dessen Nachteile und Unzulänglichkeiten er erkennt, befrei-<br />

en und sie auf Basis von Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit in einer Art<br />

Gewerkschaft organisieren. Das Ziel dabei: die Sicherung eines ökono-<br />

misch selbstbestimmten Lebens. Diesel erläutert in dem Buch die Grund-<br />

züge des Solidarismus und entwirft einen unterschriftsreifen Volksvertrag.<br />

Das Buch „Solidarismus“ beruht auf dem Glauben an die Fähigkeit des<br />

Menschen zu vernunftbegründeter Einsicht. Zwang und Gewalt sind im<br />

Gegensatz zu anderen Sozialreformern, deren Schriften er vermutlich<br />

kennt, fremd. Seine Basis sind Gerechtigkeit, Liebe, Brüderlichkeit, Soli-<br />

darität, Friedfertigkeit und Wahrhaftigkeit. Doch kaum jemand nimmt No-<br />

tiz von dem Buch, es kommt beim Leser nicht an: Von den 10 000 Exem-<br />

plaren Erstauflage werden nur 300 verkauft.


solidarisMus von <strong>rudolf</strong> <strong>diesel</strong> – Persönliches exeMPlar<br />

Immer weiter entwickeln: Das persönliche Exemplar der von Rudolf<br />

Diesel verfassten Schrift „Solidarismus“ ist mit zahlreichen handschrift-<br />

lichen Anmerkungen und „Randnummern“ versehen, zu denen er in<br />

einem eigenen Manuskript „erläuternde Ergänzungen“ und Bemer-<br />

kungen formuliert hat. Original der Erstausgabe, erschienen am 24.<br />

November 1903, dem Hochzeitstag von Rudolf und Martha Diesel.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

105


106<br />

sonnen-syMbol<br />

Sonnen-Symbol: Als Symbol für<br />

seine „Solidarismus“-Theorie wählt<br />

Rudolf Diesel die Sonne, „welche<br />

gleichmäßig über alle scheinend ...<br />

die Menschheit aus ihrem Winter-<br />

schlaf zur wirtschaftlichen Erlösung<br />

erwecken wird“ und „... deren in-<br />

nerer Kern der Solidarismus S ist,<br />

welcher sich in 6 Hauptstrahlen<br />

teilt, nämlich Wahrhaftigkeit, Ge-<br />

rechtigkeit & Brüderlichkeit, Fried-<br />

fertigkeit, Barmherzigkeit und der<br />

oberste Strahl: die Liebe.“ So<br />

Rudolf Diesel in Kapitel 5 seines<br />

Werks und in seinen handschrift-<br />

lichen „erläuternden Ergänzungen“<br />

unter Ziffer 28. Innentitel der Erst-<br />

ausgabe von 1903. Persönliches<br />

Exemplar Rudolf Diesels.


vortrag in haMburg (1 .6.190 )<br />

„Ein unermesslicher Vorrat an Ka-<br />

pital, Wissen, Erfahrung und Tat-<br />

kraft ist heute in unserm Volke<br />

angesammelt; es ist Zeit, diese un-<br />

geheure aufgespeicherte Energie<br />

nutzbringend zu verwenden in<br />

ruhiger, zielbewusster, friedlicher<br />

Arbeit und in Einigkeit, frei von<br />

unfruchtbaren politischen oder<br />

religiösen Parteikämpfen … . Der<br />

menschliche Fortschritt ist nie das<br />

Spiel zufälliger Kräfte, sondern im-<br />

mer das Resultat eines zielbewuss-<br />

ten und konzentrierten Willens.“<br />

Rudolf Diesel in seinem Vortrag<br />

„Genossenschaftliche Eigenpro-<br />

duktion“ beim Genossenschaftstag<br />

der deutschen Konsumvereine in<br />

Hamburg, 14. Juni 1904. Maschi-<br />

nenschriftliches Vortragsmanu-<br />

skript und Druckschrift (Kurzfas-<br />

sung).<br />

solidarisMus 2008<br />

Neuauflage anlässlich des 150.<br />

Geburtstags von Rudolf Diesel,<br />

Maro-Verlag Augsburg, 2007.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

107


108<br />

beeinflussung der Kunst durch Motoren<br />

Ende des 19. Jahrhunderts lösen sich die bürgerlichen, feudalen und<br />

adeligen Strukturen immer schneller zu Gunsten der sich formierenden<br />

Arbeiterschaft auf. Die fortschreitende Maschinisierung findet ihren Aus-<br />

druck in sich rasch verändernden Stadtbildern. Das hat Auswirkungen<br />

auf die Kunst.<br />

Auf fast allen Gebieten sind die italienischen Futuristen die ersten, die<br />

sich mit ihrer Kunst der Maschine zuwenden. Luigi Russolo (1885 bis<br />

1947, Musik, Malerei), Fortunato Depero (1892 bis 1960, Objektkunst),<br />

Giacomo Balla (1871 bis 1958, Poesie, Graphik) und Antonio Sant’Elia<br />

(1888 bis 1916, Architektur) schaffen ihre Werke nach den technischen<br />

Prämissen ihres Sprechers Filippo Marinetti (1876 bis 1944). Eine ähn-<br />

liche, aber eher auf Geometrie bezogene Haltung nehmen die das ge-<br />

samte Spektrum der Künste umfassenden russischen Konstruktivisten<br />

ein, u. a. Alexander Mossolov (1900 bis 1973, Musik), Nicolai Foregger<br />

(1892 bis 1939, Theater), Kasimir Malewitsch (1878 bis 1935, Malerei)<br />

oder El Lissitzky (1890 bis 1941, Architektur).<br />

Bekannte, durch Maschinen beeinflusste Werke schaffen zwischen<br />

1918 und 1935 insbesondere die Komponisten Edgar Varèse (1885 bis<br />

1965), George Antheil (1900 bis 1959) und Max Brand (1896 bis 1980).<br />

Bedeutende Filmwerke stammen von Charles Chaplin (1889 bis 1977)<br />

und Fritz Lang (1890 bis 1976). Einer der wichtigsten Vertreter einer Ma-<br />

schinenkunst ist Jean Tinguely (1925 bis 1991), der in der zweiten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts seine kinetischen Objekte schuf.


„der erfinder“<br />

„Der Erfinder“, Zeichnung/Karikatur<br />

von André Poyet, 1880. Druck im<br />

Stil der „Gemüsegärtner“ des ma-<br />

nieristischen Künstlers Giuseppe<br />

Arcimboldo.<br />

autoMobil als bildMotiv<br />

„Akazienallee“, Roger de la<br />

Fresnaye, Ölgemälde, 1908.<br />

Das Automobil ist Bildmittelpunkt.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

109


110<br />

KraftwerKsstudie sant’elia<br />

Kraftwerksstudie, Antonio<br />

Sant’Elia,1913. Der Architekt<br />

Antonio Sant’Elia stand der von<br />

F. T. Marinetti gegründeten Futu-<br />

rismusbewegung nahe; er hinter-<br />

ließ eine Sammlung von 300<br />

Zeichnungen – durchwegs von<br />

gewaltiger visionärer Kraft.<br />

KraftwerKsstudie tschernichow<br />

Kraftwerksstudie, Jakow Tscher-<br />

nichow, 1920. Aus der Serie<br />

„Konstruktion von Architektur<br />

und Maschinenformen“ des<br />

ukrainischen konstruktivistischen<br />

Künstlers und Architekten.


allet Mécanique<br />

„Ballet Mécanique“, George<br />

Antheil, 1924. Ursprünglich für<br />

einen Film von Fernand Léger<br />

komponierte Musik für selbst-<br />

spielende Klaviere, Schlagzeug<br />

und Flugzeugpropeller. Foto einer<br />

Aufführung in Essen, 2002.<br />

MetroPolis<br />

Standbilder aus dem Film „Metro-<br />

polis“, Fritz Lang, 1927. Kapita-<br />

lismuskritischer früher Science-<br />

Fiction-Film mit atemberaubender<br />

Filmarchitektur und utopischen<br />

Maschinenfiguren.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

111


112<br />

Maschinist hoPKins<br />

Szenenfoto der Augsburger Aufführung (2005) von Max Brands Oper<br />

„Maschinist Hopkins“, 1929. In der zeitkritischen Oper geht es um<br />

Industriespionage, Rationalisierung von Arbeitsplätzen und um den<br />

Aufstieg und Fall eines Industriellen.


Modern tiMes<br />

Standbilder aus dem Film „Modern Times“, deutsch „Moderne Zeiten“,<br />

von Charles Chaplin, 1936. Sozial- und kapitalismuskritischer Stummfilm<br />

mit ausgeklügelten Maschinenszenen.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

113


11<br />

<strong>diesel</strong> – naMe und MarKe heute<br />

In den Bezeichnungen Dieselmotor und Diesel (Kraftstoff) lebt der<br />

Nachname des Erfinders weiter.<br />

In der MAN Gruppe trägt das Tochterunternehmen MAN Diesel diesen<br />

Namen. Für die Viertaktmotoren und die Turbolader ist MAN Diesel zu-<br />

gleich Produktmarke. Bis in die 1980er-Jahre hinein taucht der Schrift-<br />

zug Diesel auf den Kühlergrills der MAN-Lkw auf.<br />

Andere Dieselmotorenhersteller nutzen den Namen Diesel in ihren Firmen-<br />

bezeichnungen ebenfalls, etwa Yanmar Diesel, Daihatsu Diesel u. a.<br />

Wichtige Homepages mit dem Namen Diesel sind:<br />

www.<strong>diesel</strong>pub.de mit katalogisierten Informationen zu allen Herstellern<br />

von Dieselmotoren und www.<strong>diesel</strong>net.com mit Informationen zum<br />

Emissionsverhalten und zur Umweltverträglichkeit von Dieselmotoren.<br />

Es finden sich allerdings auch Beispiele für den Namen Diesel, die nichts<br />

mit dem Motorenerfinder zu tun haben. Der mittlerweile bekannteste<br />

Diesel-Namensträger ist eine Bekleidungsfirma des Designers Renzo<br />

Rosso in Italien. Der Filmdarsteller Vin Diesel heißt eigentlich Mark<br />

Sinclair Vincent und Johnny Diesel ist der Künstlername des Musikers<br />

Mark Lizotte. Eine Suche unter dem Namen „Diesel“ im Internet ergibt<br />

über 53 Millionen Einträge.


sPielzeugMotor<br />

Der kleinste Dieselmotor der<br />

Welt – um 1980 gebaut. Leihgabe<br />

Deutsches Museum München.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

115


116<br />

Man <strong>diesel</strong> in augsburg<br />

Seit dem Jahr 1986 ist der<br />

Name Diesel fest in die Firmen-<br />

bezeichnung – zunächst von<br />

MAN B&W Diesel, seit 2006 von<br />

MAN Diesel – integriert. Wer über<br />

die MAN-Brücke fährt, hat die<br />

MAN Diesel bald frontal im Blick.


„<strong>diesel</strong>“ an tanKstellen<br />

Diesel allgegenwärtig:<br />

an Tankstellen und Zapfsäulen.<br />

gesellschaft und Kultur<br />

117


118<br />

Die Welt hätte ein anderes Gesicht ohne die Erfindung Rudolf Diesels.<br />

Denn der Dieselmotor ist der Antrieb der globalen Wirtschaft.<br />

theMen<br />

Internationalität 120<br />

Patente und Lizenzgeschäft 12<br />

Weiterentwicklung des Motors 132


<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

der Motor der globalisierung<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

119


120<br />

internationalität<br />

Viele Erfinder sind nicht mit ihrer Erfindung erfolglos, sondern mit deren<br />

Vermarktung. Das will Rudolf Diesel verhindern. Er weiß um die internati-<br />

onale Bedeutung seiner Erfindung und will daraus bald Kapital schlagen.<br />

Parallel zu seinen Versuchen macht er sich früh daran, den Motor bzw.<br />

die Rechte an seiner Produktion gewinnbringend in Europa und der Welt<br />

zu verkaufen. Sulzer in der Schweiz zögert noch. Bald schon zeigen sich<br />

britische Partner an dem Motor interessiert, Diesel ist erfolgreich: Die<br />

Mirrless Watson Yaryan Co. schließt als einer der ersten ausländischen<br />

Partner einen Vertrag mit Diesel. Ironie der Geschichte: Diesel führt die<br />

Verhandlungen in Glasgow, in der Stadt, in der James Watt die Dampf-<br />

maschine zur Vollendung gebracht hat<br />

Bei einer VDI-Tagung am 16. Juni 1897 stellt Diesel seine Erfindung in<br />

einem Vortrag der Öffentlichkeit vor. Im Sommer 1898 war er an der Prä-<br />

sentation einer Reihe von Dieselmotoren auf der „II. Kraft- und Arbeits-<br />

maschinen-Ausstellung“ in München beteiligt, im selben Jahr wird der<br />

erste Augsburger Motor ausgeliefert.<br />

Mit der Grand Prix-Auszeichnung auf der Internationalen Weltausstellung<br />

1900 in seiner Geburtsstadt Paris steht Diesel mit seinem Motor im Mit-<br />

telpunkt der Diskussionen um Antriebe. Österreichische, französische,<br />

englische, schottische und amerikanische Unternehmen schließen Li-<br />

zenzverträge für den Bau von Dieselmotoren ab. Schon wenige Jahre<br />

nach seiner Markteinführung ist der Dieselmotor der neue Antrieb der<br />

Weltwirtschaft.


vdi-versaMMlung in Kassel, 1897<br />

Denkwürdiger Auftritt von Rudolf<br />

Diesel mit Heinrich von Buz (Mitte)<br />

und Professor Moritz Schröter bei<br />

der Hauptversammlung des Ver-<br />

eins Deutscher Ingenieure (VDI)<br />

in Kassel am 16. Juni 1897. Die<br />

ersten Patentauseinanderset-<br />

zungen begannen.<br />

ausstellung München<br />

Bei der „II. Kraft- und Arbeitsma-<br />

schinenausstellung“ in München<br />

1898 wurden Dieselmotoren erst-<br />

mals der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

und in Betrieb vorgeführt.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

121


122<br />

weltausstellung Paris 1900:<br />

<strong>diesel</strong>Motoren-stand<br />

Großer Preis: Bei der Weltausstellung<br />

1900 in Paris wird der<br />

Dieselmotor mit dem Grand Prix<br />

ausgezeichnet. Fotografie von<br />

1900.


<strong>diesel</strong> und edison<br />

Denkwürdige Begegnung: Rudolf<br />

Diesel und Thomas A. Edison<br />

(1847-1931) in Orange/USA,<br />

6. Mai 1912.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

123


12<br />

Patente und lizenzgeschäft<br />

In einem Vertrag vom 21. Februar 1893 überlässt Rudolf Diesel der Ma-<br />

schinenfabrik Augsburg unter bestimmten Bedingungen „das Recht der<br />

Ausführung und des Verkaufs von stationären Motoren [an Schiffsmoto-<br />

ren wurde damals noch nicht gedacht], bei welchem das Patent 67207<br />

angewandt wird“. Der Vertrag regelt u. a. die Patentprämien für verschie-<br />

dene Länder. In einem Vertrag vom 10. April 1893 mit Fried. Krupp tritt<br />

Diesel alle übrigen deutschen Rechte, soweit sie nicht bei der Maschi-<br />

nenfabrik Augsburg liegen, an das Unternehmen Fried. Krupp ab.<br />

Erfolg hat Diesel zunächst auch mit dem Lizenzgeschäft, das er zum<br />

Geschäftsmodell ausbaut. Die ersten Lizenznehmer waren Dyckhoff,<br />

Cavels Frères und Mirrlees, in Deutschland Deutz sowie die Maschinen-<br />

fabrik Nürnberg.<br />

Den ganz großen Geschäftserfolg hat Diesel 1897 mit Adolphus Busch,<br />

einem amerikanischen Bierbrauer, der sich alle Rechte für die USA und<br />

Kanada sichert und Diesel zum Millionär macht. Busch zahlte Rudolf


Diesel den enormen Betrag von 1 Million Mark in bar. 1898 steigt<br />

Burmeister & Wain in das Lizenzgeschäft ein. Der dänische Lizenz-<br />

nehmer ist heute in der MAN Diesel Gruppe aufgegangen, doch wird<br />

die Kurzform B&W weiterhin als Produktmarke für Zweitaktmotoren<br />

eingesetzt. Allein bis zum Jahresende 1898 erwerben sieben deutsche<br />

und zehn ausländische Unternehmen eine Lizenz für das Dieselmotoren-<br />

geschäft.<br />

1898 gründet Diesel die Allgemeine Gesellschaft für Dieselmotoren, AG,<br />

Augsburg, zum Erwerb und zur Nutzung seiner Rechte. Diesel verkauft<br />

alle seine Rechte an die Gesellschaft für 3,5 Millionen Mark, reinvestiert<br />

das Geld in Prioritäts- und Stammaktien der Gesellschaft, wovon ihm<br />

nach Ausbleiben erhoffter Lizenzeinnahmen bald nur noch 250 000<br />

Mark und seine 250 Prioritätsaktien bleiben. So erweist sich die<br />

„Allgemeine“, wie sie genannt wird, eher als Belastung denn als Gold-<br />

grube und wird nach Ablauf der Patente Anfang 1911 geschlossen.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

125


126<br />

die ersten historischen <strong>diesel</strong>Motoren-lizenzen bzw. vorverträge<br />

1893–1900<br />

1893 10.4.1893 (Österreich und Ungarn): Fried. Krupp, Essen<br />

16.5.1893 (Schweiz): Vereinbarung zwischen R. Diesel<br />

und Gebr. Sulzer über die exklusive Verwertung des<br />

Patentes DRP 67207 in der Schweiz mit Option für eine<br />

spätere Dieselmotorenfertigung<br />

189 14.3.1894 (Russland): Liefervertrag zwischen R. Diesel<br />

und der Maschinenfabrik Augsburg über Motorenliefe-<br />

rungen nach Russland<br />

18.4.1894 (Frankreich): Frédéric Dyckhoff, Bar-le-Duc<br />

(Dyckhoff gründete am 12.4.1897 die Dieselmotorenfabrik<br />

Société Française des Moteurs R. Diesel)<br />

30.4.1894 (Belgien): Carels Frères, Gand<br />

1897 11.3.1897 (Deutschland): Lizenzvertrag R. Diesel und<br />

Maschinenfabrik Augsburg sowie Krupp, Essen<br />

26.3.1897 (England): Mirrlees, Watson & Yaryan Co. Ltd.,<br />

Glasgow<br />

25.6.1897 (Österreich + Ungarn): Fried. Krupp, Essen<br />

15.7.1897 (Deutschland): Gasmotorenfabrik Deutz, Köln<br />

22.7.1897 (Deutschland): Maschinenbau-Actien-Gesell-<br />

schaft Nürnberg, Nürnberg<br />

28.9.1897 (Ägypten): Arthur Koppel, Berlin


9.10.1897 (USA): Dieselmotor Company of America,<br />

New York (A. Busch)<br />

4.11.1897 (Deutschland): Düdelinger Eisenhütten-<br />

Aktienverein<br />

29.11.1897 (Deutschland): H. Pauksch AG, Landsberg a. W.<br />

1898 25.1.1898 (Schweden): Aktiebolaget Diesels Motorer,<br />

Stockholm<br />

28.1.1898 (Dänemark): Burmeister & Wain, Kopenhagen<br />

2.3.1898 (Deutschland): L. A. Riedinger Maschinen- und<br />

Broncewarenfabrik AG, Augsburg<br />

4.3.1898 (Dänemark): Burmeister & Wain, Kopenhagen<br />

9.4.1898 (Russland): Russische Dieselmotor Co. GmbH<br />

(„Russische“), Nürnberg<br />

9.4.1898 (Russland): Maschinenfabrik Ludwig Nobel,<br />

St. Petersburg<br />

15.4.1898 (Deutschland): Diesel Motoren-Fabrik (Act.-Ges.),<br />

Augsburg<br />

21.5.1898 (Belgien): Bankcommandite Oppenheimer &<br />

Co., Wiesbaden<br />

1.6.1898 (Deutschland): Feodor Beer, Liegnitz<br />

1899 21.2.1899 (Österreich + Ungarn): Aktiengesellschaft für<br />

Dieselmotoren, Budapest<br />

1900 29.11.1900 (England): Diesel engine Company Ltd.,<br />

London (G. Oppenheimer, Meyer)<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

127


128<br />

erster <strong>diesel</strong>Motor von KruPP<br />

40-jähriges „Dienstjubiläum“: Der<br />

erste von Krupp in Essen gebaute<br />

Dieselmotor aus dem Jahr 1897/98<br />

war bei der ersten Kollektivausstel-<br />

lung für Dieselmotoren in München<br />

1898 zu besichtigen und anschlie-<br />

ßend bis 1937 in der Wind- und<br />

Dampfmühle von Heinrich N. Clau-<br />

sen, Satrup, in Betrieb.<br />

Bereits 1898 stellte Fried. Krupp<br />

den Dieselmotorenbau für etwa 20<br />

Jahre ein.<br />

sulzer-<strong>diesel</strong>Motor<br />

Vignette des ersten Sulzer-Diesel-<br />

motors von 1897.<br />

Sulzer wurde 1834 in Winterthur,<br />

Schweiz gegründet. Das Diesel-<br />

motorengeschäft ist heute im fin-<br />

nischen Unternehmen Wärtsilä<br />

aufgegangen.


Montagehalle winterthur<br />

Montagehalle für Groß<strong>diesel</strong>-<br />

motoren der Gebrüder Sulzer in<br />

Winterthur um 1930.<br />

erster britischer <strong>diesel</strong>Motor<br />

Erster britischer Dieselmotor in<br />

Glasgow 1898, Foto von 1912<br />

(Rudolf Diesel, Die Entstehung des<br />

Dieselmotors“ von Rudolf Diesel,<br />

1913).<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

129


130<br />

the 20th century guide<br />

for <strong>diesel</strong> oPerators<br />

Diesel goes America: Schon 1897<br />

hatte sich Adolphus Busch, der<br />

größte amerikanische Bierbrauer,<br />

die Rechte für den Dieselmotor in<br />

den Vereinigten Staaten und Kanada<br />

gesichert und machte Rudolf<br />

Diesel so zum Millionär. Im „20th<br />

Century Guide for Diesel Operators“<br />

bekommt der Erfinder einen<br />

Ehrenplatz. Original von 1922,<br />

Seattle, Washington, USA.<br />

güldner-<strong>diesel</strong>Motor<br />

Nach mehreren wirtschaftlich wenig<br />

erfolgreichen Produktionen<br />

wurde Hugo Güldner (1866–1926)<br />

1899 von der Allgemeinen Gesellschaft<br />

für Dieselmotoren als Oberingenieur<br />

und Chefkonstrukteur<br />

des Zweitaktmotoren-Entwicklungsprogramms<br />

nach Augsburg<br />

geholt. Dort konstruierte er unter<br />

anderem einen Zweitaktmotor.<br />

1903 veröffentlichte Güldner sein<br />

umfangreiches Praxishandbuch<br />

zum Motorenbau. Der abgebildete<br />

Viertaktmotor wurde 1910 von<br />

der von ihm gegründeten Güldner-<br />

Motoren-Gesellschaft gebaut.<br />

Güldner ist heute Teil der Linde AG.


uch von aMeriKanischeM<br />

<strong>diesel</strong>-lizenznehMer<br />

Im Buch « The Diesel engine »<br />

beschreibt die Busch-Sulzer Bros.-<br />

Diesel engine Co., Saint-Louis,<br />

USA, dass es in fast allen Städten<br />

in Amerika Kraftwerksanlagen mit<br />

Dieselmotoren gibt.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

131


132<br />

weiterentwicKlung des Motors<br />

wichtige stationen:<br />

Von 1898 bis 1902 produziert MAN in Augsburg 114 Dieselmotoren.<br />

1903: „Petit Pierre“ und „Vandal“ heißen die ersten Flussschiffe, auf<br />

denen ein Dieselmotor zum Einsatz kommt;<br />

Mai 1904: In Kiew nimmt eine 1 600-PS-Dieselkraftwerksanlage mit<br />

vier Augsburger Dieselmotoren ihren Betrieb auf. Die Motoren<br />

werden mit Roh-Naptha betrieben und liefern elektrische Energie für<br />

die Straßenbahnen der Stadt. Die Anlage läuft erfolgreich und wird<br />

später auf sechs Motoren erweitert.<br />

Für die Forschungsreise an den Südpol mit Roald Amundsen wird das<br />

Forschungsschiff „Fram“ („Vorwärts“) mit einem Dieselmotor ausge-<br />

stattet.<br />

1912: Indienststellung des ersten großen seegängigen Dieselschiffes,<br />

MV Selandia. Angetrieben wird das Schiff durch zwei je 1.050 PS<br />

starke Viertakt-Dieselmotoren von Burmeister & Wain.<br />

1912: Die erste Diesellokomotive wird von der deutsch-schweizeri-<br />

schen „Gesellschaft für Thermolokomotiven“ gebaut und getestet.<br />

1913 entwickelt Hugo Junkers einen vierzylindrigen Flug<strong>diesel</strong>motor.<br />

Dezember 1923: Drei Vierzylinder-Fahrzeug-Ottomotoren von MAN<br />

Nürnberg werden für Dieselbetrieb mit der damals neuen Hochdruck-<br />

einspritzung umgebaut. Einer dieser Motoren wird in einen 4-t-Lkw<br />

aus Nürnberger Produktion eingebaut und fährt am 12. März 1924<br />

von Augsburg nach Nürnberg: die erste selbstständige Fahrt eines<br />

<strong>diesel</strong>getriebenen Lkw mit Direkteinspritzung.


1924 entwickelt die Vulkan-Werft in Stettin in MAN-Lizenz den ersten<br />

Viertakt-Dieselmotor mit Abgasturbolader.<br />

1935: MAN stellt den ersten Schweröl-Viertakt-Dieselmotor vor.<br />

1936 fahren die ersten Personenkraftwagen mit Dieselmotor<br />

(Mercedes-Benz 260 D, Hanomag Rekord und Saurer).<br />

1951: Erprobung eines leistungsstarken Experimentalmotors<br />

K6V30/45 in Augsburg mit Hochdruckaufladung, der seiner Zeit weit<br />

voraus war. U. a. wird ein Gesamtwirkungsgrad von fast 46 Prozent<br />

erreicht, was für die Fachwelt eine Sensation ist.<br />

1982 läuft der erste Zweitakt-Groß<strong>diesel</strong>motor mit über 50 Prozent<br />

Gesamtwirkungsgrad.<br />

1987 erhält das Kreuzfahrtschiff QE2 mit neun Dieselmotoren 9L58/64<br />

den bis heute stärksten <strong>diesel</strong>elektrischen Antrieb (ca. 95 600 kW =<br />

ca. 130 000 PS).<br />

2000: Der erste ME-Zweitaktmotor mit elektrischer Einspritz- und<br />

Ventilsteuerung geht in Betrieb.<br />

2004: Das Common-Rail-System für Schweröl-Dieselmotoren wird<br />

mit dem 6L32/40CR von MAN Diesel am Markt eingeführt.<br />

2006: MAN Diesel stellt den Dual-Fuel-Motor 51/60DF vor und prä-<br />

sentiert den neuen Gasmotor 32/40PGI, der ohne Zündkerzen aus-<br />

kommt.<br />

2007: MAN Diesel erhält den ersten Auftrag für den leistungsstärksten<br />

Dieselmotor der Welt (14K98ME) mit einer Leistung von 115 000 PS.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

133


13<br />

erstes KraftwerK<br />

Diesel produziert Strom: von<br />

M.A.N. zur Stromerzeugung für<br />

die städtischen Straßenbahnen in<br />

Kiew 1904 errichtetes Kraftwerk.<br />

<strong>diesel</strong>-Klose-sulzertherMoloKoMotive<br />

Die erste Groß<strong>diesel</strong>lokomotive in<br />

Deutschland und wahrscheinlich<br />

auch die erste der Welt aus dem<br />

Jahr 1909, Aquarell von Karl-Heinz<br />

Brüggmann.


Mv selandia<br />

Erstes hochseetaugliches Diesel-<br />

motorschiff der Welt:<br />

die „MV Selandia“ mit Motoren des<br />

Lizenznehmers Burmeister & Wain.<br />

Die Indienststellung erfolgte am 17.<br />

Februar 1912. Die am 22. Februar<br />

1912 begonnene Jungfernfahrt<br />

führte über 22 000 Seemeilen (ca.<br />

37 875 km) von Kopenhagen über<br />

London, Antwerpen, Genua, den<br />

Suezkanal und Bangkok nach Ja-<br />

pan und wieder zurück. Unterwegs<br />

erregte die „Selandia“ wegen ihres<br />

neuartigen Antriebs (keine rauchen-<br />

den Kamine) großes Aufsehen. In<br />

London besichtigten der damalige<br />

Marineminister Winston Churchill<br />

und weitere Mitglieder der Admi-<br />

ralität das Schiff. In Bangkok ging<br />

die nach Japan reisende Mutter<br />

des Königs von Siam (Thailand)<br />

an Bord.<br />

erster lKw-<strong>diesel</strong>Motor Mit<br />

KraftstoffeinsPritzung<br />

Erster Fahrzeug<strong>diesel</strong>motor der<br />

M.A.N. mit direkter Kraftstoffeinspritzung,<br />

1923.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

135


136<br />

erster M.a.n.-lKw<br />

Mit <strong>diesel</strong>direKteinsPritzung<br />

Das Versuchsfahrzeug:<br />

Am 12.3.1924 bewältigte der erste<br />

M.A.N.-Lastkraftwagen mit Dieseldirekteinspritzung<br />

die Strecke von<br />

Augsburg nach Nürnberg. Der Lkw<br />

wurde auf der Internationalen Automobilausstellung<br />

in Berlin 1924<br />

vorgestellt.<br />

fahrwerK erster lKw<br />

Mit <strong>diesel</strong>direKteinsPritzung<br />

Dieselmotor auf Rädern: Das Fahrwerk<br />

des ersten <strong>diesel</strong>direkteingespritzten<br />

Lkw von 1923. Modell im<br />

Maßstab 1:5. Leihgabe Deutsches<br />

Museum.


stationärer vorKaMMer-Motor,<br />

MwM, ProsPer l‘orange<br />

Dieselmotor im Stand: Stationärer<br />

Vorkammer-Motor, MWM, von<br />

Prosper L‘Orange von 1926. Der<br />

Ingenieur und Erfinder Prosper<br />

L’Orange entwickelte durch das<br />

Vorkammer-Prinzip den ersten<br />

kompressorlosen Dieselmotor.<br />

Original von 1926. Leihgabe<br />

Deutsches Museum München.<br />

gegenKolbenMotor von JunKers<br />

Gegenkolbenmotor von Junkers<br />

1926. Die von Ferdinand Kindermann<br />

1877 patentierte Motorenart<br />

(auch als „Gegenläufer“ bezeichnet)<br />

funktioniert bei Otto- wie bei<br />

Dieselmotoren. Original. Leihgabe<br />

Deutsches Museum München.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

137


138<br />

hanoMag-rauPe Mit <strong>diesel</strong>Motor<br />

Dieselmotoren auf Ketten: Ha-<br />

nomag-Raupe von 1931 (Hanno-<br />

verscheMaschinenbau-Gesell- schaft). Modell von 1941, Maßstab<br />

1:5. Leihgabe Deutsches Museum.<br />

erster serienMässiger<br />

<strong>diesel</strong>-PKw<br />

Erster serienmäßiger Diesel-Pkw<br />

von Daimler-Benz, 1936 – der<br />

260D.


<strong>diesel</strong> – the Modern Power<br />

Dieseltechnik-Lehrbuch für Schü-<br />

ler, mit Zeichnungen und Skizzen,<br />

General Motors, Detroit, Michigan,<br />

USA, 1944.<br />

yanMar-Motor<br />

Ein Yanmar-Motor aus dem Jahr<br />

1951: Die Firma Yanmar, 1912<br />

in Osaka gegründet, entwickelte<br />

1933 ihren ersten Dieselmotor und<br />

stiftete 1957 den Rudolf-Diesel-<br />

Gedächtnishain in Augsburg. Origi-<br />

nal. Leihgabe Deutsches Museum<br />

München.<br />

<strong>diesel</strong>Motoren weltweit<br />

139


1 0<br />

Als der erste „betriebsfähige“ Dieselmotor seine ersten Umdrehungen<br />

macht, kann Rudolf Diesel nicht einmal ahnen, dass er mit seiner Erfin-<br />

dung die Welt verändern würde. 110 Jahre später, im Jahr 2007, erhält<br />

MAN Diesel den Auftrag für den leistungsstärksten Dieselmotor der Welt<br />

(14K98ME) mit 84 280 kW / 115 000 PS. Die Idee Rudolf Diesels lebt<br />

noch immer, die technischen Möglichkeiten haben sich rasant entwi-<br />

ckelt.<br />

theMen<br />

Der Dieselmotor – nach wie vor „die Nummer 1<br />

unter den Wärmekraftmaschinen“ 1 2<br />

Neueste Technik, neueste Entwicklungen 1 6<br />

Der Dieselmotor bewegt die Welt 152<br />

Bildung und Qualifizierung – Erfolgskonzept für den Dieselmotor 156


<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

1 1


1 2<br />

der <strong>diesel</strong>Motor –<br />

nach wie vor „die nuMMer 1 unter<br />

den wärMeKraftMaschinen“<br />

Der Dieselmotor ist bis heute die wirtschaftlichste Wärmekraftmaschine.<br />

Ihn zeichnen hohe Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer aus. Darauf<br />

aufbauend führten in den zurückliegenden Jahren die Entwicklung immer<br />

leistungsstärkerer Motoren, der im Vergleich zum Otto-Benzinmotor prin-<br />

zipiell niedrigere Kraftstoffverbrauch sowie die höhere Lebensdauer zu<br />

einer weiteren Verbreitung des Dieselmotors im Straßen- und Schienen-<br />

verkehr. Im Jahr 2006 lag der Anteil bei den Pkw-Neuzulassungen mit<br />

Benzinmotor in Deutschland nur noch bei rund 55 Prozent.<br />

Hinzu kommt die in vielen Ländern praktizierte steuerliche Begünstigung<br />

von Dieselkraftstoff. Darüber hinaus ist ein entscheidender Gegenwarts-<br />

und Zukunftsvorteil des Dieselmotors, dass er mit Pflanzenöl und Biodie-<br />

sel (natürlich oder synthetisch gewonnen) betrieben werden kann. For-<br />

schungen zeigen, dass sich gerade bei alternativen Kraftstoffen erheb-<br />

liche Verminderungen der Schadstoffemissionen erzielen lassen.<br />

Im Schiffsverkehr ist der Dieselmotor ohnehin die fast ausschließlich ein-<br />

gesetzte Antriebsart. Reedereien nutzen in der Regel Schweröl als Kraft-<br />

stoff – ein Restprodukt des Raffinerieprozesses. Die Tatsache, dass<br />

Schweröl in Schiffsmotoren Verwendung findet, beweist einmal mehr die<br />

hohe Kraftstoffflexibilität des Dieselmotors.


v 8/60b <strong>diesel</strong>Motor<br />

Modell eines Dieselmotors V48/60B von MAN Diesel.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

1 3


1<br />

d26-lKw-Motor<br />

Motor von MAN Nutzfahrzeuge aus der Baureihe D26 Common Rail mit<br />

480 PS, ausgelegt für Euro-5.


l21/31 genset<br />

Explosionsgrafik eines GenSet-Motors L21/31 (mit Generator für Strom-<br />

erzeugung). Das modularisierte Maschinenkonzept des L21/31 ermög-<br />

licht einfache Wartung und Überholung zum Vorteil des Betreibers sowie<br />

der Crew.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

1 5


1 6<br />

neueste techniK, neueste entwicKlungen<br />

Bei der Weiterentwicklung des Dieselmotors ist die Common-Rail-Technik<br />

(elektronisch gesteuerte Einspritztechnik mit „gemeinsamer Leitung“)<br />

einer der Meilensteine seit der Erfindung des Dieselmotors. Im Pkw-Be-<br />

reich kommt die Common-Rail-Technik erstmals Mitte der 1990er Jahre<br />

in den Serieneinsatz. Bei den Nutzfahrzeugmotoren wird das System<br />

mittlerweile ebenfalls serienmäßig angewandt, bei den Groß<strong>diesel</strong>mo-<br />

toren geht die Tendenz eindeutig in diese Richtung.<br />

Die Common-Rail-Technik verwendet einen oder mehrere Kraftstoff-<br />

Hochdruckspeicher, aus welcher heraus die Zylinder mit Kraftstoff ver-<br />

sorgt werden. Die Grundidee ist die vollständige Trennung von Drucker-<br />

zeugung und Einspritzvorgang. Einspritzzeitpunkt, -druck und -menge<br />

werden je Zylinder durch die Motorelektronik geregelt. Common-Rail<br />

optimiert den Verbrennungsprozess im gesamten Lastbereich.


weiter Konzentrieren sich die entwicKlungen des Motors<br />

unter andereM auf folgende theMen:<br />

Weitere Verbesserung der Wirkungsgrade<br />

Weitere Reduzierung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs<br />

Flexibilität der Kraftstoffe (Diesel, Schweröl, Marine<strong>diesel</strong>, Erdgas,<br />

Dual-Fuel, Biofuels etc.)<br />

Hybrid-Technologien (Kombination verschiedener Antriebssysteme,<br />

z. B. Dieselmotor und Elektromotor)<br />

Katalysator-Systeme (z. B. SCR-Verfahren)<br />

Weiterentwicklung der Turboaufladung<br />

Kraftstoff-Wasser-Emulsionseinspritzung (dem Kraftstoff beigemischtes<br />

entsalztes Wasser führt zu einer inneren Kühlung der Verbrennungsgase<br />

am Verbrennungsort und damit zu einer geringeren NOx-Bildung)<br />

Humid Air Motor (Betrieb des Motors mit gesättigter Wasserdampf-<br />

Ladeluft)<br />

Nachrüstung von Altmotoren mit neuester Technologie<br />

(so genannte Retrofits)<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

1 7


1 8<br />

coMMon-rail-systeM<br />

Common-Rail-Einspritz- und Steuerungssystem für Schweröl-Viertakt-<br />

motoren – für mehr Leistung, weniger Emissionen und Verbrauch. Bei<br />

der Common-Rail-Einspritzung werden alle Zylinder des Dieselmotors<br />

über eine gemeinsame Leitung („Common Rail“) mit Kraftstoff versorgt.<br />

Druckerzeugung und Einspritzung sind beim Common-Rail entkoppelt.<br />

Im Unterschied zu konventionellen Systemen wird der Einspritzdruck<br />

unabhängig von der Motordrehzahl erzeugt. Damit steht immer der<br />

volle Druck zur Verfügung. Der Kraftstoff wird zunächst in der Leitung<br />

gespeichert und dann durch einen Impuls der Motorsteuerung an die<br />

Magnetventile in die Zylinder eingespritzt. Dadurch entsteht ein extrem<br />

feines Kraftstoff-Luft-Gemisch, das besonders effizient verbrennt. Die<br />

Herausforderung für die Techniker von MAN Diesel bestand darin, die<br />

Einspritzung auf große Schiffsmotoren zu übertragen und an den Betrieb<br />

mit Schweröl anzupassen.


32/ cr-viertaKtMotor<br />

Der neue 32/44CR-Viertaktmotor<br />

von MAN Diesel auf der Messe<br />

SMM 2006: Er wird ausschließlich<br />

mit Common-Rail-Einspritzung<br />

angeboten und bietet eine Zylin-<br />

derleistung von 560 kW.<br />

radial-turbolader<br />

Radial-Turbolader speziell für<br />

mittel- und schnelllaufende Diesel-<br />

und Gasmotoren. In Augsburg ent-<br />

wickelt und produziert MAN Diesel<br />

Turbolader für Groß<strong>diesel</strong>-Motoren.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

1 9


150<br />

tcr18-turbolader<br />

Ein Turbolader TCR18,<br />

zu Demonstrationszwecken<br />

aufgeschnitten.<br />

v51/60df-schnittzeichnung<br />

Mit dem 51/60DF (Dual Fuel) –<br />

hier in V-Form dargestellt – brachte<br />

MAN Diesel einen neuen Viertakt-<br />

Motor auf den Markt, der sowohl<br />

Schweröl und Marine<strong>diesel</strong> als<br />

auch Gas verbrennt. Diese Mo-<br />

toren kommen in so genannten<br />

LNG-Tankern (Liquified Natural<br />

Gas) zum Einsatz.


sacos one<br />

SaCoS one (Safety and Control<br />

System, installiert auf einem<br />

Viertaktmotor 32/44CR). Die völlig<br />

neuartige elektronische Steuerein-<br />

heit kombiniert alle Funktionen in<br />

einer Kontroll-Zentrale.<br />

Messvorrichtung<br />

Der Kolben diente zur Messung<br />

von Kolbendynamik und Kolben-<br />

ringdynamik im laufenden Betrieb.<br />

Kolbendynamik ist die Bewegung<br />

des gesamten Kolbens. Gemessen<br />

wurde die Bewegung in vertikaler<br />

Richtung, also die Annäherung des<br />

Kolbens an die Zylinderbuchse.<br />

Außerdem wurde die Bewegung<br />

der Kolbenringe in der Ringnut,<br />

sowohl in horizontaler als auch in<br />

vertikaler Richtung, gemessen.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

151


152<br />

der <strong>diesel</strong>Motor bewegt die welt<br />

Etwa 80 Prozent des weltweiten Warenstroms werden auf dem Seeweg<br />

mit Hilfe <strong>diesel</strong>getriebener Schiffe abgewickelt. Unter Berücksichtigung<br />

des hohen Marktanteils von MAN Diesel, insbesondere im Bereich der<br />

in Containerschiffen oder Tankern eingesetzten Zweitaktmotoren, kann<br />

man sagen, dass etwa 50 Prozent des Welthandels durch MAN-Diesel-<br />

Motoren bewegt werden. Beim Güterverkehr innerhalb Deutschlands<br />

ist der Lkw mit einem Anteil von ca. 72 Prozent an der Verkehrsleistung<br />

führend. Die Schiene liegt bei ca. 16 Prozent, die Binnenschifffahrt bei ca.<br />

12 Prozent. Experten gehen davon aus, dass sich der Anteil des Güter-<br />

verkehrs in Deutschland noch erhöhen wird. Dem entspricht, dass das<br />

deutsche Straßennetz mit über 600 000 Kilometern eines der dichtesten<br />

im internationalen Vergleich ist.


ice exPlorer<br />

Der Öltanker „Ice Explorer“ ist mit einem Zweitaktmotor 7S64ME-C der<br />

Marke MAN B&W ausgestattet.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

153


15<br />

norwegian geM<br />

Die „Norwegian Gem“ wird von<br />

fünf MAN-Diesel-Maschinen ange-<br />

trieben. Die 12V48/60B MAN-Mo-<br />

toren erzeugen eine Leistung von<br />

insgesamt 72 MW (97 800 PS).<br />

Die Antriebsaggregate ermöglichen<br />

dem Luxusliner eine Reisege-<br />

schwindigkeit von 25 Knoten.<br />

Hier zu sehen sind die baugleichen<br />

12V48/60B Maschinen der „Nor-<br />

wegian Jewel“, einem Schwester-<br />

schiff der „Norwegian Gem“.


Pieter schelte<br />

Mit 360 Meter Gesamtlänge und<br />

117 Meter Auslegerbreite wird das<br />

Offshore-Schiff bei seiner Auslie-<br />

ferung das größte der Welt sein.<br />

Antrieb und Energie für Schiff und<br />

Mannschaft werden von neun<br />

MAN-Diesel-Motoren des Typs<br />

32/44CR mit einer Leistung von<br />

96,6 MW geliefert.<br />

weltreKord-<strong>diesel</strong>Motor<br />

Zweitaktmotor 14K98ME-C7:<br />

Seine Leistung von ca. 115 000<br />

PS macht ihn zum stärksten<br />

Dieselmotor der Welt.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

155


156<br />

bildung und qualifizierung –<br />

erfolgsKonzePt für den <strong>diesel</strong>Motor<br />

Keine Technik ohne Menschen: Die Entwicklung des ersten Motors unter<br />

Rudolf Diesel wäre erfolglos geblieben, hätte der Erfinder nicht qualifi-<br />

zierte Ingenieure und Facharbeiter um sich gehabt: Basis für Innovationen<br />

und Spitzenleistungen aber ist eine hochwertige Ausbildung.<br />

das Man-ausbildungszentruM, die grösste ausbildungsstätte<br />

schwabens, ist eine geMeinsaMe einrichtung der firMen:<br />

MAN Diesel SE<br />

MAN Roland Druckmaschinen AG<br />

RENK AG<br />

Jährlich werden dort rund 120 Auszubildende eingestellt. Das Ausbil-<br />

dungszentrum arbeitet mit etwa 50 Firmen des Augsburger Wirtschafts-<br />

raums zusammen.<br />

das Man-ausbildungszentruM bildet in 1 technischen berufen aus:<br />

Anlagenmechaniker/-in<br />

Elektroniker/-in für Betriebstechnik<br />

Elektroniker/-in für Geräte und Systeme<br />

Gießereimechaniker/-in<br />

Industriemechaniker/-in


Konstruktionsmechaniker/-in<br />

Mechatroniker/-in<br />

Modellbaumechaniker/-in<br />

Technische(r) Zeichner/-in<br />

Verfahrensmechaniker/-in<br />

Werkstoffprüfer/-in<br />

Zerspanungsmechaniker/-in<br />

iM rahMen von verbundstudiengängen werden angeboten:<br />

Mechatroniker – Bachelor of Engineering<br />

Maschinenbau – Bachelor of Engineering<br />

Weiterhin bildet MAN Diesel zum Beruf des/der Industriekaufmanns/-frau<br />

aus.<br />

Ferner arbeitet MAN im Zuge der MAN Campus Initiative eng mit tech-<br />

nischen Universitäten zusammen. Derzeit pflegt die Gruppe Kontakte mit<br />

rund 70 Hochschulen und zahlreichen externen Forschungseinrichtungen<br />

in 18 Ländern. Im Rahmen dieser Kooperationen können Studierende an<br />

aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekten von MAN mitarbeiten.<br />

Kontakt unter www.man-ausbildung.de<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

157


158<br />

Motor-Modell aufgeschnitten<br />

aus deM ausbildungszentruM<br />

Sonderprojekt im 2. Ausbildungsjahr:<br />

Ein-Zylinder-Dieselmotor. Das<br />

Schnittmodell bietet Einblick in den<br />

Motorkurbelraum und Zylinder.<br />

euroPäischer Preis<br />

Das MAN-Ausbildungszentrum<br />

bekam 2007 den Europäischen<br />

Preis in Silber für „Lebenslanges<br />

Lernen“. Ausgezeichnet wurde das<br />

seit 2003 laufende Austauschpro-<br />

jekt von Auszubildenden mit den<br />

MAN-Standorten in Dänemark<br />

und das nach der Ausbildung<br />

angebotene vierjährige Weiterbil-<br />

dungsprogramm zum „Internatio-<br />

nal Service Engineer“.


hydraulische zange<br />

Auszubildende des MAN-Ausbildungszentrums haben in den Jahren<br />

1998, 2003, 2005, 2006 und 2007 den Regionalpreis des Wettbewerbs<br />

„Jugend forscht“ für Schwaben gewonnen und wurden jeweils für den<br />

Landeswettbewerb qualifiziert. Beim Exponat handelt es sich um einen<br />

hydraulisch wirkenden Schneider, der trotz sehr kleiner Baugröße extrem<br />

hohe Schneidkräfte erzielt.<br />

<strong>diesel</strong>KoMPetenz heute<br />

159


160<br />

Die MAN Gruppe hat die Kernkompetenz Dieselmotor kontinuierlich wei-<br />

terentwickelt und ist nicht zuletzt deshalb eines der weltweit führenden<br />

Unternehmen im Bereich Transport-Related Engineering. 2008 jährt sich<br />

nicht nur der Geburtstag von Rudolf Diesel zum 150. Mal, sondern es<br />

gilt, noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: 250 Jahre MAN. Damit ist das<br />

1758 als Eisenhütte St. Antony im Ruhrgebiet gegründete Unternehmen<br />

das älteste im deutschen Aktienindex DAX.<br />

theMen<br />

MAN Gruppe 162<br />

Die Bereiche der MAN Gruppe und ihre Produktprogramme 166<br />

Führungssystem 176<br />

Die heutige MAN Gruppe in Augsburg 177


die Man gruPPe<br />

innovation Mit 250-Jähriger geschichte<br />

die Man gruPPe<br />

161


162<br />

Man gruPPe<br />

Die MAN Gruppe ist eines der führenden Nutzfahrzeug-, Motoren- und<br />

Maschinenbauunternehmen Europas mit rund 15 Milliarden Euro Umsatz<br />

und weltweit etwa 55 000 Mitarbeitern (Geschäftsjahr 2007).<br />

Die MAN Gruppe konzentriert ihre Aktivitäten innerhalb des Arbeitsge-<br />

biets Transport-Related Engineering auf vier wachstumsstarke Bereiche:<br />

Nutzfahrzeuge, Dieselmotoren, Turbomaschinen und Industriedienstleis-<br />

tungen. In diesen Bereichen hält MAN führende Marktpositionen. Die<br />

MAN AG, München, gehört zu den führenden Technologieunternehmen<br />

Europas und ist im deutschen Aktienindex (DAX 30) gelistet.<br />

Mit ihrer 250-jährigen Geschichte ist die MAN Gruppe eines der ältesten<br />

deutschen Industrieunternehmen. Heute ist MAN in rund 120 Ländern<br />

aktiv. Entsprechend sind bereits mehr als 40 Prozent der Mitarbeiter au-<br />

ßerhalb Deutschlands tätig. Dieser Anteil wächst im Zuge der stärkeren<br />

Internationalisierung stetig.<br />

Die MAN-Gruppe ist als so genannter Vertragskonzern (Management-<br />

Holding) aufgebaut: Die MAN AG (Zentrale) hält an den Tochtergesell-<br />

schaften, die zwar eingetragene Aktiengesellschaften sind, aber als<br />

Kernbereiche geführt werden, jeweils 100 Prozent der Anteile. Einzige<br />

Ausnahme: An dem Augsburger Getriebehersteller RENK AG hält die<br />

MAN AG eine Beteiligung von 76 Prozent der Aktien.


Man-logo<br />

MAN – drei Buchstaben eines der führenden Industrieunternehmen.<br />

die Man gruPPe<br />

163


16<br />

ghh und M.a.n.<br />

Zwei Wurzeln: Oberhausen und Augsburg.<br />

vorgängerfirMen der ghh<br />

1758<br />

Hütte „St. Antony“<br />

bei Osterfeld<br />

1782<br />

„Gute Hoffnung“<br />

in Sterkrade<br />

1791<br />

„Neu Essen“<br />

im Reichsstift Essen<br />

1908<br />

Gutehoffnungshütte Actienverein<br />

für Bergbau und Hüttenbetrieb in<br />

Sterkrade<br />

vorgängerfirMen der M.a.n.<br />

18 0<br />

Sander`sche Maschinenfabrik<br />

in Augsburg<br />

18 1<br />

„Eisengießerei und Maschinenfabrik<br />

Klett & Comp. in Nürnberg<br />

1889/1908<br />

1921 GHH übernimmt Mehrheit an M.A.N.<br />

M.A.N. Maschinenfabrik Augs-<br />

burg-Nürnberg AG in Augsburg


250 Jahre Man<br />

Zwei große Jubiläen in einem Jahr:<br />

150 Jahre Rudolf Diesel und<br />

250 Jahre MAN.<br />

die Man gruPPe<br />

165


166<br />

die bereiche der Man gruPPe<br />

und ihre ProduKtPrograMMe<br />

nutzfahrzeuge<br />

Die MAN Nutzfahrzeuge AG, München, ist das größte Unternehmen der<br />

MAN Gruppe und einer der führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen und<br />

Transportlösungen. Das Produkt- und Leistungsprogramm umfasst:<br />

Lkw von 7,5 t bis 44 t für jeden Einsatz<br />

Busse für unterschiedliche Einsatzzwecke: vom Linienverkehr bis zur<br />

Luxusreise<br />

Komplette Dienstleistungen rund um das Nutzfahrzeug<br />

Motoren für Fahrzeuge, Schiffe und Industrie<br />

<strong>diesel</strong>Motoren<br />

Die MAN Diesel SE, Augsburg, ist Weltmarktführer bei Zweitakt-Schiffs-<br />

hauptmotoren und weltweit führender Anbieter von Viertakt-Groß<strong>diesel</strong>-<br />

motoren. Zum Portfolio gehören unter anderem:<br />

Zweitakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe und Kraftwerke<br />

Viertakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe, Bordstromerzeugung und<br />

Kraftwerke<br />

Diesel-Gas- und Gas-Otto-Motoren für Kraftwerke und Offshore-<br />

Anwendungen<br />

Abgas-Turbolader<br />

Komplette Propulsionssysteme, inklusive Schiffspropeller und -getriebe<br />

MAN Diesel PrimeServ: weltweite After-Sales-Dienstleistungen


turboMaschinen<br />

Die MAN TURBO AG, Oberhausen, ist einer der weltweit führenden Her-<br />

steller von thermischen Turbomaschinen. Das Unternehmen bietet:<br />

Kompressoren, Turbinen und chemische Reaktoren<br />

Entwicklung, Fertigung, Montage und Service kompletter Maschinen-<br />

stränge und Anlagen für die Öl- und Gasindustrie, Grundstoffindustrie<br />

sowie Stromerzeugung<br />

Weltweit einzigartiges Zentrum für Zusammenbau und Erprobung von<br />

Maschinensträngen mit Gewichten bis zu 1 000 t<br />

industriedienstleistungen<br />

Die MAN Ferrostaal AG, Essen, ist ein weltweit tätiger Anbieter von Indus-<br />

triedienstleistungen. Führender Generalunternehmer im internationalen<br />

Anlagenbau in den Bereichen solarthermische Kraftwerke, Biokraftstoffe<br />

und Industrieanlagen:<br />

Projektentwicklung, Projektmanagement und Finanzierungskonzepte<br />

für schlüsselfertige Anlagen<br />

Vertriebs- und Servicepartner für Hersteller von Maschinen und Syste-<br />

men, Dienstleistungen für die Automobilindustrie: Just-in-sequence-<br />

Vormontage von kompletten Modulen<br />

Weltweite Service- und Vertriebsplattform für die MAN Gruppe<br />

Die als Finanzbeteiligung geführte RENK AG, Augsburg, ist Spitzenan-<br />

bieter bei Großgetrieben, Gleitlagern, Kupplungen und Prüfsystemen für<br />

die Antriebstechnik.<br />

die Man gruPPe<br />

167


168<br />

tgx und tgs<br />

TGX und TGS, die neue Fahrzeug-<br />

generation von MAN Nutzfahr-<br />

zeuge.<br />

oMnibus<br />

MAN Nutzfahrzeuge bietet den<br />

Common-Rail-Dieselmotor D08<br />

nach EEV-Abgasstandard ohne<br />

Additive für die Stadtbusse MAN<br />

Lion’s City/M und Lion’s City/T an.


neoPlan-electroliner<br />

Der NEOPLAN-Electroliner, ein<br />

Trolley-Gelenkbus, der Kurzstre-<br />

cken auch ohne Fahrdraht zurück-<br />

legen kann.<br />

die Man gruPPe<br />

169


170<br />

<strong>diesel</strong>Motor 12K98Mc<br />

Der Dieselmotor 12K98MC mit<br />

mehr als 100 000 PS wird vor<br />

allem für den Antrieb von Contai-<br />

nerschiffen eingesetzt.<br />

haMburg exPress<br />

Die von MAN-B&W-Motoren ange-<br />

triebene „Hamburg Express“, eines<br />

der größten Containerschiffe der<br />

Welt, kann bis zu 7 500 Container<br />

befördern.


Pgi-Motor-Modell<br />

Schnittdarstellung des neuartigen<br />

Gasmotors 32/40PGI.<br />

innovationsPreis für Man <strong>diesel</strong><br />

Im Januar 2008 erhielt MAN Diesel<br />

den Innovationspreis der deutschen<br />

Wirtschaft 2007 für den innovati-<br />

ven Gasmotor 32/40PGI.<br />

die Man gruPPe<br />

171


172<br />

PriMeserv-trucK<br />

MAN Diesel PrimeServ ist die<br />

Marke für die After-Sales-Dienst-<br />

leistungen von MAN Diesel.


Man <strong>diesel</strong> PriMeserv acadeMy<br />

In den MAN Diesel PrimeServ<br />

Academies werden interne und<br />

externe Serviceingenieure und<br />

-monteure geschult.<br />

ProzessgasschraubenKoMPressor<br />

Prozessgas-Schraubenkompressor<br />

von MAN TURBO zum<br />

Einsatz in Raffinerien und petrochemischen<br />

Anlagen.<br />

die Man gruPPe<br />

173


17<br />

thM-gasturbine<br />

Weiterentwicklung der THM-Gas-<br />

turbine von MAN TURBO für die<br />

12- bis 14-MW-Leistungsklasse.<br />

sKw-abtrennKolonne<br />

Am werkseigenen Kai von MAN<br />

DWE in Deggendorf an der Donau<br />

wird eine 320 Tonnen schwere und<br />

38 Meter lange SKW-Abtrennko-<br />

lonne zur Verladung vorbereitet.<br />

Sie wird zur Abtrennung schwerer<br />

Kohlenwasserstoffe (SKW) bei der<br />

Erdgasverarbeitung eingesetzt.


Methanol-anlage<br />

Methanol-Anlage der MAN Ferro-<br />

staal AG in Trinidad und Tobago.<br />

zahnräder<br />

Die RENK AG, Augsburg, ist füh-<br />

render Anbieter von Großgetrieben<br />

für Kettenfahrzeuge, Schiffe und<br />

Industrieanwendungen.<br />

die Man gruPPe<br />

175


176<br />

führungssysteM<br />

Das Führungssystem der MAN Gruppe, Industrial Governance, regelt<br />

das Verhältnis zwischen der Zentrale in München (MAN AG) sowie den<br />

Unternehmensbereichen. Die strategische Führung des Gesamtunterneh-<br />

mens liegt bei der Zentrale, sie verantwortet Strategie und Struktur, Lea-<br />

dership Supply sowie das Controlling. Die Unternehmensbereiche wie-<br />

derum sind eigenständig verantwortlich für das jeweilige operative Ge-<br />

schäft. Jeder Bereich muss sich mit dem besten Wettbewerber messen.<br />

Das Leitbild der MAN Gruppe bildet den Rahmen für das verantwor-<br />

tungsvolle, den Grundsätzen der Nachhaltigkeit verpflichtete Handeln al-<br />

ler MAN-Mitarbeiter. Die Unternehmenswerte zuverlässig, innovativ, dy-<br />

namisch und offen flankieren das Leitbild und bilden das Fundament von<br />

Industrial Governance sowie den Orientierungsrahmen, innerhalb dessen<br />

sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen bewegen sol-<br />

len. Zusätzlich gibt ein Verhaltenskodex (Code of Conduct) Orientierung<br />

für das alltägliche Handeln, insbesondere in Konfliktsituationen. Die offe-<br />

ne Unternehmensphilosophie sowie die Werte sind wesentliche Erfolgs-<br />

faktoren für MAN auf Produktmärkten, dem Kapitalmarkt, bei der Gewin-<br />

nung qualifizierter Mitarbeiter und für die gesellschaftliche Akzeptanz al-<br />

ler unternehmerischen Aktivitäten. Nicht nur aus historischen Gründen<br />

fühlt sich die gesamte MAN Gruppe dem Erbe Rudolf Diesels verpflich-<br />

tet: Das Zusammentreffen des erfinderischen Genies von Rudolf Diesel


und des unternehmerischen Weitblicks von Heinrich von Buz war einer<br />

jener Momente, die die Weltgeschichte nachhaltig verändert haben.<br />

Deswegen sind für MAN Innovationskraft und strategisches Unterneh-<br />

mertum bis heute Bausteine einer nachhaltigen Unternehmensführung.<br />

die heutige Man gruPPe in augsburg<br />

Mit der Maschinenfabrik Augsburg liegt eine der Wurzeln der heutigen<br />

MAN Gruppe in der Fuggerstadt. Nach der Veräußerung von MAN<br />

Technologie und MAN Roland Druckmaschinen sind mit MAN Diesel und<br />

dem Getriebehersteller RENK noch zwei MAN-Unternehmen in Augs-<br />

burg ansässig. In Augsburg beschäftigt die MAN Diesel SE rund 3 000<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die RENK AG etwa 900. Hinzu kommt<br />

eine Vertriebs- und Serviceniederlassung von MAN Nutzfahrzeuge. Da-<br />

mit ist die MAN Gruppe einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region.<br />

Die historische Verbundenheit zum Standort Augsburg zeigt sich auch<br />

durch das von MAN Diesel geführte MAN-Ausbildungszentrum, dem<br />

wichtigsten Ausbildungsstützpunkt der MAN Gruppe und der zugleich<br />

größten Ausbildungsstätte Schwabens. Dass Aus- und Weiterbildung<br />

bei MAN von zentraler Bedeutung ist, lässt sich auch daran ersehen,<br />

dass MAN Diesel im vergangenen Jahr die Augsburger PrimeServ Aca-<br />

demy zur Schulung von internen und externen Schiffsmotoringenieuren<br />

und -monteuren eröffnet hat.<br />

die Man gruPPe<br />

177


178<br />

theMen<br />

Technik zum Wohl der Umwelt 180<br />

Ökologische Weiterentwicklung des Dieselmotors 186<br />

Feinstaub – Luftreinhaltung 192


uMwelt und zuKunft<br />

Mit neuen energien in neue MärKte<br />

uMwelt und zuKunft<br />

179


180<br />

techniK zuM wohl der uMwelt<br />

Durch die alarmierenden Zustandsberichte gerät die Klimadebatte immer<br />

mehr in den Vordergrund der Nachhaltigkeitsdiskussion. Unternehmen,<br />

die im Motorenbau tätig sind, kommt dabei eine besondere Verantwor-<br />

tung zu. Schon seit längerem wird deshalb die Forschungs- und Entwick-<br />

lungsarbeit im Dieselmotorenbau durch ökologische Vorgaben entschei-<br />

dend geprägt. Auch die MAN Gruppe forscht an der Mobilität und Ener-<br />

gieversorgung der Zukunft. Alle Geschäftsbereiche engagieren sich für<br />

Entwicklung und Einsatz neuer Technologien, die Ressourcen schonen<br />

und erneuerbare Energien voranbringen.<br />

Aufgrund der Endlichkeit fossiler Energieträger kommt effizienten Förder-<br />

methoden und dem sparsamen Verbrauch in Motoren, Turbomaschinen<br />

und Anlagen eine immer größere Bedeutung zu. Darüber hinaus ist die<br />

Nutzung erneuerbarer Energiequellen und die Bereitstellung der dafür er-<br />

forderlichen Technologien von großer Bedeutung. Denn sowohl der<br />

Kampf gegen den Klimawandel als auch die steigenden Energiepreise<br />

lassen alternative Antriebe und Kraftstoffe immer attraktiver werden.<br />

Alle Entwicklungen stehen stets im Spannungsfeld zwischen Ökonomie<br />

und Ökologie. Deshalb verfolgen die im Motorenbau tätigen Unterneh-<br />

men die Maßgabe, gleichzeitig umweltrelevante Ziele zu erreichen und<br />

den wirtschaftlichen Interessen der Kunden gerecht zu werden. Dies gilt<br />

auch für die MAN Gruppe. Speziell für den öffentlichen Personennahver-


kehr konzipierte MAN Nutzfahrzeuge eine Lösung für den Transport und<br />

Antrieb von morgen – Stadtomnibusse mit Hybridsystemen, bei denen<br />

Elektro- und Verbrennungsmotor unter einem Dach kooperieren. Bei der<br />

Rückgewinnung der Bremsenergie lassen sich bis zu 25 Prozent Kraft-<br />

stoff sparen. Im Lkw-Fernverkehr sorgen aerodynamisch optimierte Fah-<br />

rerhäuser und Fahrzeugaufbauten sowie Motoren mit modernster Com-<br />

mon-Rail-Einspritztechnik für eine erhöhte Kraftstoffeffizienz. MAN testet<br />

auch den künftigen Energieträger Wasserstoff. Für Forschungszwecke<br />

sammelt MAN Nutzfahrzeuge bereits seit 1999 Erfahrungen mit Wasser-<br />

stoffbussen, aktuell sind diese Busse bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />

(BVG) im regulären Linieneinsatz.<br />

MAN Diesel bietet Motoren an, die nicht nur die größten Containerschiffe,<br />

Tanker und Kreuzfahrtschiffe der Welt bewegen, sondern auch in Kraft-<br />

werksanlagen Strom erzeugen – wenn gewünscht, sogar mit Speiseöl.<br />

Sämtliche Vier- und Zweitaktmotoren erfüllen die Anforderungen nach<br />

Langlebigkeit und zuverlässigem Betrieb und zugleich die jeweils gelten-<br />

den Umweltschutzbestimmungen. MAN TURBO verfügt über Kernkom-<br />

ponenten der Technik, um synthetische Dieselkraftstoffe oder CO2-neu-<br />

tralen Kraftstoff aus erneuerbaren Energien herzustellen. MAN Ferrostaal<br />

setzt als Industriedienstleister und Generalunternehmer im Anlagenbau<br />

ebenfalls verstärkt auf alternative Ressourcen, unter anderem auf Bio-<br />

ethanol und Solarstrom.<br />

uMwelt und zuKunft<br />

181


182<br />

bioKraftstoffe<br />

Herstellungsprozess der wichtigsten Biokraftstoffe.<br />

© Susanne Engelmann, Jena


cetan-MoleKül<br />

Cetan-Molekül. Die Cetanzahl<br />

beschreibt die Zündwilligkeit des<br />

Dieselkraftstoffs, ähnlich wie die<br />

Octanzahl beim Ottokraftstoff.<br />

Strukturformel:<br />

H H H H H H H H H H H H H H H H<br />

I I I I I I I I I I I I I I I I<br />

H – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C – H<br />

I I I I I I I I I I I I I I I I<br />

H H H H H H H H H H H H H H H H<br />

PeaK-oil<br />

Bisherige Ölfördermengen und prognostizierte Energiereserven bis 2050.<br />

© ASPO Deutschland (W. Zittel, C. Campbell)<br />

uMwelt und zuKunft<br />

183


18<br />

KoMPressorstrang<br />

Kompressorstrang von<br />

MAN TURBO zur Herstellung<br />

synthetischer Dieselkraftstoffe.<br />

turbinenschaufel<br />

Turbinenschaufel von<br />

MAN TURBO.


solarKraftwerK (i)<br />

Solarthermisches Pilotkraftwerk<br />

von MAN Ferrostaal ...<br />

solarKraftwerK (ii)<br />

... und der Solar Power Group<br />

in Andalusien.<br />

uMwelt und zuKunft<br />

185


186<br />

öKologische weiterentwicKlung<br />

des <strong>diesel</strong>Motors<br />

Der Dieselmotor ist bis heute die effizienteste Wärmekraftmaschine.<br />

Die Verantwortung gegenüber der Umwelt und die immer strikteren<br />

Gesetzesvorgaben machen dennoch eine stetige Weiterentwicklung<br />

notwendig.<br />

MAN-Diesel-Motoren der neuen Generation laufen bereits mit Bio<strong>diesel</strong>,<br />

Palmöl oder anderen regenerativen Kraftstoffen. Selbst gebrauchtes Frit-<br />

tierfett hat sich als Kraftstoff bewährt. Den größten Absatz unter den bio-<br />

genen Kraftstoffen haben heute Bio<strong>diesel</strong> und mit Einschränkungen Bio-<br />

ethanol (BTO). Allerdings sind die Anbauflächen für Raps, als Ausgangs-<br />

produkt für Bio<strong>diesel</strong>, begrenzt. Die Mineralöl- und Automobilwirtschaft<br />

setzt daher auf die so genannte zweite Generation biogener Kraftstoffe,<br />

nämlich die Biomass-to-Liquid-Kraftstoffe (BTL). Bei BTL wird Biomasse<br />

in flüssigen Kraftstoff umgewandelt, eine Technik, an der MAN TURBO<br />

an führender Position mitentwickelt. Dass Biokraftstoffe für den Einsatz<br />

im Dieselmotor geeignet sind, hat bereits sein Erfinder erkannt: „Der Ge-<br />

brauch von Pflanzenöl als Kraftstoff mag heute unbedeutend sein. Aber<br />

derartige Produkte können im Laufe der Zeit ebenso wichtig werden wie<br />

Petroleum und die Kohle-Teer-Produkte von heute.“ (Rudolf Diesel, 1913)<br />

Ausgestattet mit elektronischer Steuerung und Common-Rail-Technik<br />

verbrauchen etwa Groß<strong>diesel</strong>motoren in Schiffen heute rund ein Viertel<br />

weniger Kraftstoff als vor 25 Jahren. Sie haben deutlich geringere Emis-<br />

sionen und sind damit für die immer strengeren Anforderungen der Inter-<br />

national Maritime Organization (IMO) gerüstet. Die Common-Rail-Ein-


spritztechnik optimiert den Verbrennungsprozess im Brennraum des Mo-<br />

tors, verbessert so die Laufeigenschaften und sorgt für einen niedrigeren<br />

Kraftstoffverbrauch sowie reduzierte Emissionen.<br />

Auch MAN Nutzfahrzeuge entwickelt die Common-Rail-Technologie ste-<br />

tig weiter. Darüber hinaus bietet das größte Unternehmen der MAN Grup-<br />

pe Lkw an, deren Motoren mit einem internen Abgasrückführungssystem<br />

ausgestattet sind. MAN kombiniert diese innermotorische Lösung mit er-<br />

höhten Einspritz- und Ladedrücken sowie dem so genannten PM-Kat,<br />

der den Partikelausstoß reduziert. Zur Stickoxid-Reduktion arbeitet MAN<br />

außerdem mit der so genannten Selective Catalytic Reduction (SCR)-<br />

Technologie. Dabei wird als weitere Maßnahme aus einem zusätzlichen<br />

Tank das Reduktionsmittel AdBlue® in den heißen Abgasstrom gesprüht.<br />

AdBlue® besteht zu einem Drittel aus Harnstoff und zu zwei Dritteln aus<br />

Wasser. Der Harnstoff wandelt die giftigen Stickoxide in Wasser und<br />

harmlosen Stickstoff um.<br />

Schiffs<strong>diesel</strong> laufen heute größtenteils mit Schweröl, können aber auch<br />

mit Dieselkraftstoff oder Biofuel betrieben werden. Bestes Beispiel dafür<br />

sind Dual-Fuel-Motoren, die Schweröl, Diesel, Biokraftstoffe oder Gas<br />

nutzen können. Vor allem für Tanker, die verflüssigtes Erdgas (Liquified<br />

Natural Gas) transportieren, bietet sich diese Alternative an. Damit die<br />

großen Dieselmotoren sauberer laufen, arbeitet MAN unter anderem mit<br />

einer Kraftstoff-Wasser-Emulsion. Dem Treibstoff beigemischtes, entsalz-<br />

tes Wasser sorgt für eine niedrigere Verbrennungstemperatur und damit<br />

für eine geringere Stickoxidbildung. Auch am Einsatz der bei Nutzfahr-<br />

zeugen bewährten SCR-Technologie wird bei MAN Diesel geforscht.<br />

Diese kann aber nur bei schwefelärmeren Kraftstoffen genutzt werden.<br />

uMwelt und zuKunft<br />

187


188<br />

blacK liquor<br />

„Black Liquor” ist ein Abfall-<br />

produkt aus der Papierherstellung.<br />

Biomass-to-Liquid-Anlagen<br />

machen daraus synthetischen<br />

Dieselkraftstoff.<br />

© Kristina Achmann-Paul,<br />

München<br />

laub<br />

Laub, Holzhackschnitzel, Klär-<br />

schlamm: drei Grundstoffe für<br />

die Herstellung von synthetischem<br />

Diesel in Biomass-to-Liquid-<br />

Anlagen.<br />

© Kristina Achmann-Paul,<br />

München


holzhacKschnitzel KlärschlaMM<br />

uMwelt und zuKunft<br />

189


190<br />

coMMon rail<br />

Common-Rail-Einspritzsystem von MAN Diesel, Modell 1:1.


selective catalytic reduction<br />

(scr)-verfahren<br />

Das Selective Catalytic Reduction<br />

(SCR)-Verfahren wird in der Fahr-<br />

zeugtechnik angewandt, um bei<br />

Dieselfahrzeugen, vor allem bei<br />

Nutzfahrzeugen, die Schadstoff-<br />

emissionen zu senken. Damit kön-<br />

nen diese Fahrzeuge die Euro-5-<br />

Norm erfüllen. Der dazu benötigte<br />

Ammoniak wird in Form einer Harn-<br />

stofflösung – von der Industrie ein-<br />

heitlich mit AdBlue® bezeichnet –<br />

vor dem SCR-Katalysator in den<br />

Abgasstrang eingespritzt. Aus der<br />

Harnstoff-Wasser-Lösung entste-<br />

hen durch eine Hydrolysereaktion<br />

Ammoniak und Wasser. Der so<br />

erzeugte Ammoniak kann in einem<br />

speziellen SCR-Katalysator bei<br />

entsprechender Temperatur mit<br />

den Stickoxiden im Abgas reagie-<br />

ren.<br />

uMwelt und zuKunft<br />

191


192<br />

feinstaub – luftreinhaltung<br />

Der Anteil des Straßenverkehrs an der gesamten Feinstaubbelastung in<br />

Deutschland liegt bei etwa 20 Prozent (Quelle: Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit). Beeinflussbar ist davon<br />

der Anteil, der direkt durch die Abgase der Motoren ausgestoßen wird,<br />

nicht der Anteil, der durch Abrieb (Reifenabrieb, Bremsstaub) oder durch<br />

Aufwirbelung verursacht wird.<br />

Zur Verringerung der Partikelemissionen trägt zum einen das Common-<br />

Rail-System von Motoren bei. Denn die hohen Drücke bei niedrigen<br />

Drehzahlen ermöglichen entsprechend niedrigere Rauchwerte sowie ein<br />

raucharmes Anfahrverhalten, zudem hohe Abgasrückführungs-(AGR)-<br />

Raten und damit exzellenten Verbrauch. Schließlich ist mit der Com-<br />

mon-Rail-Technik auch eine Nacheinspritzung zur Rußminderung und<br />

Filterregeneration möglich.<br />

Ein weiterer Baustein zur Luftreinhaltung ist der MAN-PM-Kat®. Dieses<br />

Partikelabscheidesystem eliminiert Kleinstpartikel unter 40 Nanometer<br />

überportional.<br />

Schließlich gelten die Forschungen der Motorenhersteller weiterhin der<br />

Frage nach künftigen Kraftstoffen und ihren Umweltauswirkungen im<br />

Hinblick auf Partikelemissionen. Dabei zeigen sowohl der aus Biomas-<br />

se synthetisch hergestellte Kraftstoff wie auch der hydrierte Bio<strong>diesel</strong><br />

(Rapsöl) bei der Partikelemission Verminderungen von ca. 25 bis 28<br />

Prozent.


diagraMM<br />

Diagramm der weltweiten Abgasemissionen durch Straßen-, Flug- und<br />

Schiffsverkehr im Vergleich (Jahr 2000). Die Zahlen auf den Balken bzw.<br />

vertikalen Achsen stehen für Teragramm Kohlenstoff, Stickstoff bzw.<br />

Schwefel je Jahr. Bezogen auf die Transportleistung (in Tonnen mal Kilo-<br />

meter) schneidet die Seefracht gegenüber dem Straßentransport und<br />

der Luftfracht im Hinblick auf Emissionen mit Abstand am günstigsten ab.<br />

© Veronika Eyring, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />

Oberpfaffenhofen<br />

uMwelt und zuKunft<br />

193


19<br />

weltKarte nox-eMissionen<br />

Die Karte zeigt die Konzentration von Stickoxiden durch den Schiffs-<br />

verkehr auf den Weltmeeren.<br />

© Veronika Eyring, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />

Oberpfaffenhofen


Man-PM-Kat®<br />

MAN-PM-Kat®: Partikelfilter von<br />

MAN Nutzfahrzeuge.<br />

funKtionsweise des PM-Kat®<br />

Der MAN-PM-Kat® ist ein offener<br />

Katalysator, der nicht durch Ruß-<br />

partikel verstopft werden kann.<br />

Diese bleiben in einem feinen Edel-<br />

stahlgewebe, das längs der Strö-<br />

mungsrichtung platziert ist, hängen<br />

und werden dort durch das vorbei-<br />

strömende NO2 zu CO2 und Stick-<br />

stoff umgewandelt.<br />

uMwelt und zuKunft<br />

195


196<br />

energieangebot erde – sonne<br />

Die gesamten vorhandenen und vermuteten endlichen Energieträger<br />

Kohle, Erdöl, Erdgas und Uran liefern weit weniger Energie als die<br />

Sonneneinstrahlung. Der jährliche Energieverbrauch nimmt sich gegen-<br />

über dem Energielieferanten Sonne zwar verschwindend klein aus, in<br />

Relation zum Volumen der nicht regenerativen Ressourcen ist er dage-<br />

gen bedenklich groß.<br />

© Christian Z. Müller, TEAM-A-3, Augsburg<br />

uran<br />

erdgas<br />

erdöl<br />

Kohle<br />

Jährlicher<br />

energieverbrauch<br />

der welt


die erde<br />

© (nasa)<br />

die sonne<br />

© soho (esa & nasa)<br />

Rudolf Diesel war der Überzeugung,<br />

dass Technik dem Menschen<br />

dienen und nützlich sein<br />

sollte, nicht umgekehrt. Er glaubte<br />

an die innovative Kraft menschlicher<br />

Vernunft. Heute, 150 Jahre<br />

nach Diesels Geburt, steht die<br />

Menschheit vor neuen Herausforderungen:<br />

Die Energieversorgung<br />

der Zukunft und der Schutz<br />

unseres Planeten können wohl<br />

nur mit der gleichen visionären<br />

Erfindungskraft und Überzeugung<br />

gewährleistet werden, wie sie<br />

Rudolf Diesel zu eigen war: „Groß<br />

ist nur der, welcher nicht seine<br />

Sache, sondern einen objectiven<br />

Zweck verfolgt. Der Große lebt<br />

nicht für sich, sondern für alle.“<br />

(Rudolf Diesel, Nachlass, zit. nach<br />

E. Diesel)<br />

uMwelt und zuKunft<br />

197


198<br />

literaturverzeichnis<br />

Diesel, Rudolf: Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärme-<br />

motors zum Ersatz der Dampfmaschinen und der heute bekannten<br />

Verbrennungsmotoren. Düsseldorf 1986 (Reprint der Erstausgabe<br />

Berlin 1893)<br />

Diesel, Rudolf: Solidarismus. Natürliche wirtschaftliche Erlösung des<br />

Menschen. Augsburg 2007 (nach der Ausgabe München und Berlin<br />

1903)<br />

Diesel, Rudolf: Die Entstehung des Dieselmotors. Moers 1984 (Reprint<br />

der Erstausgabe München/Berlin 1913)<br />

Diesel, Eugen: Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal.<br />

Hamburg 1937 / München 1983 / Augsburg 1996<br />

Büchner, Fritz: M.A.N. 1840–1940. Hundert Jahre Geschichte der<br />

Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg. o.O., o. J. (1940)<br />

Busch-Sulzer Bros.-Diesel engine Company (Hg.): The Diesel engine.<br />

Saint Louis, U.S.A. 1913<br />

Cummins, C. Lyle: Diesel’s Engine. Vol. I: From Conception to 1918.<br />

Wilsonville (Oregon) 1993<br />

Dienel, Hans-Liudger: Die Linde AG. Geschichte eines Technologie-<br />

Konzerns 1879–2004. München 2004<br />

Diesel & Gas Turbine Publications (Hg.): Global Sourcing Guide 2007.<br />

Waukesha, U.S.A. 2007<br />

Knie, A.: Diesel – Karriere einer Technik. Berlin 1991


König, Wolfgang (Hg.): Propyläen Technikgeschichte.<br />

Berlin 1997<br />

Kraus, Werner (Hg.): Schauplätze der Industriekultur in Bayern.<br />

Regensburg 2006<br />

Linde, Carl: Aus meinem Leben und von meiner Arbeit.<br />

München 1979 (Unveränd. Nachdr. der Ausgabe 1916)<br />

MAN Aktiengesellschaft: Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe<br />

2007/2008. München o. J.<br />

MAN B&W Diesel Gruppe (Hg.): 25 Jahre MAN B&W Diesel.<br />

o.O. 2006<br />

MAN Nutzfahrzeuge Aktiengesellschaft (Hg.): Grundlagen der<br />

Nutzfahrzeugtechnik. Basiswissen Lkw und Bus.<br />

München 2004<br />

MAN Nutzfahrzeuge Gruppe (Hg.): M.A.N. Werk München.<br />

Erinnerungen an 50 Jahre. München 2005<br />

MAN Nutzfahrzeuge Gruppe (Hg.): Seit 90 Jahren auf Achse.<br />

MAN Nutzfahrzuge und ihre Geschichte 1915 bis 2005.<br />

München 2005<br />

Mauel, Kurt: Kraftmaschinen II. Heißluft, Gas, Benzin, Diesel, in:<br />

Beiträge zur Technikgeschichte für die Aus- und Weiterbildung.<br />

Deutsches Museum, München 2002<br />

Metz, Karl H.: Ursprünge der Zukunft. Die Geschichte der<br />

Technik in der westlichen Zivilisation. Paderborn 2006<br />

Nerdinger, Winfried / Architekturmuseum Schwaben (Hg.):<br />

Industriekultur mit Zukunft? Augsburg und das Erbe des<br />

Industriezeitalters. Augsburg 2003<br />

literaturverzeichnis<br />

199


200<br />

Nerdinger, Winfried / Architekturmuseum Schwaben (Hg.):<br />

Industriearchitektur in Bayerisch-Schwaben 1830–1960, Teil 1:<br />

Augsburg. Augsburg o. J.<br />

Radkau, Joachim: Technik in Deutschland.<br />

Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Frankfurt a. M. 1989<br />

Rauck, Max J. B.: 50 Jahre Dieselmotor, in: Abhandlungen<br />

und Berichte des Deutschen Museums, 17. Jg., Heft 1.<br />

München 1949<br />

Reuß, Hans-Jürgen: Hundert Jahre Dieselmotor. Idee, Patente,<br />

Lizenzen, Verbreitung. Stuttgart 1993<br />

Rosbloom, Julius/Sawley, Orville R.: The 20th Century Guide<br />

for Diesel Operators. Seattle (Washington) 1922<br />

Ruckdeschel, Wilhelm: Industriekultur in Augsburg. Denkmale<br />

der Technik und Industrialisierung. Augsburg 2004<br />

Sass, Friedrich: Geschichte des deutschen Verbrennungsmoto-<br />

renbaues von 1860 bis 1918. Berlin/Göttingen/Heildelberg 1962<br />

Sittauer, Hans L.: Nikolaus August Otto, Rudolf Diesel.<br />

Leipzig 1990<br />

100 Jahre Gebrüder Sulzer. 1834–1934. Zürich o. J. (1934)


ildnachweis<br />

Kristina Achmann-Paul, München: S. 188, S. 189<br />

Architekturmuseum Schwaben: S. 81<br />

ASPO Deutschland (W. Zittel, C. Campbell): S. 183 unten<br />

Atelier Hanerau (Karl-Heinz Brüggmann): S. 134 unten<br />

Siegfried Baum, Augsburg: S. 75, S. 80 unten<br />

Benson Ford Research Center – The Henry Ford, U.S.A.: S. 99 unten<br />

Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin: S. 97, S. 102 rechts<br />

British Petrol (BP): S. 183 oben<br />

Wolfgang Buchner, Augsburg: S. 112<br />

Susanne Engelmann, Jena: S. 182<br />

Veronika Eyring, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />

Oberpfaffenhofen: S. 193, S. 194<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden: S. 111 unten<br />

Oliver Frühschütz, Augsburg: S. 85 unten<br />

Iakov Chernikhov International Foundation, Moscow: S. 110 unten<br />

Kunstsammlungen und Museen Augsburg: S. 79<br />

Christian Z. Müller, TEAM-A-3, Augsburg: S. 47 unten, S. 99 oben, S. 196<br />

Roy Export Company Establishment, Paris: S. 113<br />

Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg: S. 95<br />

Klaus Rudolph / MusikFabrik, Köln: S. 111 oben<br />

SOHO (ESA & NASA): S. 197<br />

Stadtarchiv Augsburg: S. 82<br />

Universitätsarchiv der TU Dresden, Fotoarchiv: S. 26 links<br />

© alle anderen Abbildungen: MAN<br />

bildnachweis<br />

201


202<br />

iMPressuM<br />

Katalog zur Sonderausstellung 150 Jahre Rudolf Diesel<br />

© 2008, MAN Diesel – ein Unternehmen der MAN Gruppe<br />

Konzeption und Recherche: Christian Z. Müller, TEAM-A-3 Architektur +<br />

Projektmanagement, Augsburg<br />

Texte: Dr. Daniel Dietzfelbinger, München; Christian Z. Müller, Augsburg;<br />

Eva-Maria Müller, Augsburg; Dr. Michael Hascher, München; Horst<br />

Köhler, Friedberg<br />

Redaktion: Michael Melzer, Manuel Hiermeyer – MAN Diesel, Augsburg<br />

Technikhistorische Schlussredaktion: Horst Köhler, Friedberg<br />

Gestaltungskonzeption und Layout:<br />

MINDCRAFTS Communications, Augsburg<br />

Druck: Schroff Druck und Verlag GmbH, Augsburg<br />

www.Diesel-2008.de


danK<br />

Für Beratung und Unterstützung danken wir folgenden Institutionen,<br />

Personen und Firmen: Prof. Dr. Elisabeth André, Universität Augsburg;<br />

Deutsches Museum München; Christian Geier, Augsburg; Georg Feuerer,<br />

Stadtarchiv Augsburg; Oliver Killgus und SchülerInnen des Rudolf-Die-<br />

sel-Gymnasiums Augsburg; Horst Köhler, Friedberg; Dr. Richard Loibl,<br />

Haus der Bayerischen Geschichte; Dr. Christoph Nicht, Kunstsamm-<br />

lungen und Museen Augsburg; Lieselotte Müller, Augsburg; Gabriele<br />

Gutwirth und Karin Schreiner, MINDCRAFTS Communications, Augs-<br />

burg; Klaus und Simon Müller, eest! die Agentur, Augsburg; Wolfgang<br />

Buchner, Theater Augsburg; Gerlinde Simon, Gabriele Mierzwa, MAN-<br />

Museum Augsburg; Hans Strassl, München; Technische Universität<br />

München; Jonathan Walker, MAN Diesel; Prof. Dr. Rainer Wieler, Fach-<br />

hochschule Augsburg; Dr. Barbara Wolf, Architekturmuseum Schwaben.<br />

Wir danken allen Leihgebern und Inhabern von Urheber- und Bildrechten<br />

für die Überlassung von Exponaten bzw. Bildmaterial.<br />

Zur weiteren Vertiefung und Ergänzung des Themas empfehlen wir<br />

den Rundgang durch das MAN-Museum (Heinrich-von-Buz-Straße 28,<br />

86153 Augsburg, Telefon +49-821-424-3791) mit vielen Exponaten zur<br />

Geschichte des Dieselmotors – insbesondere mit dem Original des Ver-<br />

suchsmotors von Rudolf Diesel, dem weltweit ältesten noch erhaltenen<br />

Dieselmotor.<br />

iMPressuM/danK<br />

203


w w w . d i e s e l - 2 0 0 8 . d e

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