Zeitungsbericht im Oltnertagblatt und Mittelland Zeitung vom 12

Ein Symbol für das Landvolk lebt wieder
Schälismühle Oberbuchsiten Das einmalige Ensemble erstrahlt in neuem Glanz
Was noch vor sieben Jahren fast niemand zu glauben vermochte, ist am Samstag über die
Bühne gegangen: die Einweihung der fast völlig zerfallenen und nun renovierten Schälismühle
in Oberbuchsiten. Ein Gäuer Symbol von einmaligem Wert lebt wieder.
Fränzi Rütti-Saner/Karin schmid
Feierlich und würdig war die Einsegnungszeremonie der Sankt-Jakobs-Kapelle und des Adam-
Zeltner-Hauses am Samstagmorgen in Oberbuchsiten. Rund 150 geladene Gäste, Vertreter aus
Politik, Behörden und Wirtschaft, folgten den Worten der beiden Pfarrherren Pater Vincent Thallapalli
(Oberbuchsiten) und Hannes Weder (Niederbuchsiten). Die neu renovierte Schälismühle solle ein Ort
der Kommunikation und der Begegnung sein, meinte Pfarrer Weder in seiner Rede, und der helle, fast
unschuldige Klang des Kapellenglöckleins, geläutet von Urs L. Hammer, dem unermüdlichen Streiter
für den Wiederaufbau der Mühle, trieb so manchem das Augenwasser hervor.
Adam Zeltner - Diener zweier Herren
Im nebenan bereitgestellten Festzelt war es dann der Oberbuchsiter Gemeindepräsident und
Kantonsrat Daniel Lederer, der die Gäste offiziell begrüsste. Christian Wanner, Landammann und
Finanzdirektor des Kantons Solothurn, überbrachte die besten Glückwünsche der Regierung und hob
hervor, dass man sich hier auf historisch bedeutendem Boden des Kantons Solothurn befinde.
An Ständeratspräsident Rolf Büttiker als Gäuer war es dann, in die tragische Geschichte des
bekanntesten Bewohners der Schälismühle, die des Bauernführers und Untervogts Adam Zeltner,
einzutauchen. Büttiker stellte sich die Frage, ob Zeltner heute wohl ein Kandidat für ein
Bundesratsamt wäre. Eine Frage, die wohl nicht zu beantworten ist, denn Zeltners Haltung aus
heutiger Sicht zu beurteilen, ist fast unmöglich. «Zeltner war ein Mann des Ausgleichs, einer, der es
allen recht machen wollte und so damals verlieren musste», so der Ständeratspräsident. Und: «Es ist
auch heute nicht möglich, zwei Herren gleichzeitig zu dienen.» Doch Adam Zeltner, der 1653 sein
Leben lassen musste, dürfe als Held angesehen werden. «Für uns Gäuer ist er auf jeden Fall ein
Held», schloss Büttiker.
Schützenswert aus zwei Gründen
Denkmalpfleger Samuel Rutishauser erklärte dann kurz, warum er bereit gewesen sei, die Renovation
dieses «, mehr war die Schälismühle 1999 nicht mehr», zu unterstützen. «Erstens kenne ich nirgends
ein ähnliches Ensemble mit Mühle und Kapelle, und zweitens hat der Ort für das Gäu und den Kanton
Solothurn eine grosse symbolische Bedeutung, die allerdings vor rund hundert Jahren bereits wieder
erkannt worden war, in der Zwischenzeit aber wieder vergessen gegangen ist.»
Zu guter Letzt durfte der heute 79-jährige, unermüdliche Kämpfer und Präsident der Genossenschaft
Schälismühle, Urs L. Hammer, Worte an die Festgemeinde richten. «Es ist ein grosser Tag in meinem
Leben», meinte er sichtlich gerührt. Er dankte allen, die sich in den vergangenen Jahren für die
Renovation in irgendeiner Weise eingesetzt haben. Überrascht wurde Hammer am Schluss von
seinen Genossenschaftskollegen, die zum Dank und als Geschenk an ihn den neu gestalteten Platz
vor dem Adam-Zeltner-Haus zum «Urs-Leo-Hammer-Platz» erkoren haben.
Szenen aus Zeltners Leben
Bei der Einweihungsfeier am Nachmittag begrüsste Moderator Heinrich Kissling seit drei Jahren als
Schälismüller Bindeglied zwischen der Genossenschaft Schälismühle und dem Verein der Freunde
der Schälismühle, insgesamt rund 500 Gäste. «Wir stehen auf dem historischen Platz, auf dem seit
ein paar hundert Jahren die Schälismüller Kölliker, Zeltner und Bloch gewirkt und gearbeitet haben»,

egann Kissling. Auf dem frisch getauften Urs-Leo-Hammer-Platz brachte die Trachtengruppe Gäu
beschwingte Tänze aufs Parkett. Als Höhepunkt unter freiem Himmel erzählten und spielten Daniela
von Arx, Marlyse Wyss, Markus Häfeli, Bruno Henzirohs und Bruno Zeltner als Schälismüller mit zwei
Kindern in historischen Kostümen unter der Regie von Erhard Studer die vom Oltner Peter André
Bloch, einem Nachfahren der Schälismüller-Dynastie Bloch, geschriebene Lebensgeschichte des
1605 geborenen und 1653 hingerichteten Untervogts und Schälismüllers Adam Zeltner.
Was in diesem Haus möglich ist
«Mit dem Nachmittagsprogramm wollen wir zeigen, was man im Adam-Zeltner-Haus alles machen
kann und für welche Anlässe die Räume geeignet sind», hielt André Schwaller, Präsident des Vereins
der Freunde der Schälismühle, fest. Das Erdgeschoss beispielsweise mit der ausserordentlich
schönen Adam-Zeltner-Stube ist für Bankette und der 80 Personen fassende Dachgeschossraum für
Konzerte oder Lesungen gedacht. Auftritte von Schülern, des Alcanto-Chors sowie von Leonhard Arn
und Martha Studer (alle aus Oberbuchsiten) demonstrierten dies. Während die Schul- und
Kindergartenkinder unter der Leitung von Heidi und Oskar Giger mit einigen Müsterchen aus dem
Musical «Z'Amerika söll's besser sy», begeisterten, glänzte der Alcanto-Chor, mit Schälismüller
Heinrich Kissling im Tenor und dirigiert von Karin Jordi aus Gerlafingen, mit drei stimmlich und
sprachlich hervorragend vorgetragenen Stücken aus ihrem Repertoire.
Renovation noch nicht ganz fertig
Ob es um «s Brunnematte» zwischen Oberbuchsiten und Egerkingen, um den «hilfreichen Dolder vom
Born» oder um den «Geisterhund vom Buchhüsli» in Niederbuchsiten ging - Martha Studer,
Vorstandsmitglied des «Freunde»-Vereins, hatte bei ihrer Lesung der drei von Elisabeth Pfluger
aufgeschriebenen Gäuer Sagen die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Als würdiger Abschluss des
Festprogramms trat Leonhard Arn auf. Er lebte zwischen 1959 und 1973 im Adam-Zeltner-Haus und
verbrachte «vor genau 33 Jahren und einem Tag», seine letzte Nacht dort, wie er lächelnd erzählte.
Arn sang, begleitet von Oskar Giger am Piano, hoch emotional und mit wunderschöner Bassstimme
die beiden Arien «O Isis und Osiris» und «In diesen heil'gen Hallen» aus Wolfgang Amadeus Mozarts
«Zauberflöte» sowie «Ol'Man River» aus dem amerikanischen Musical «Show Boat».
Nach Angaben von Heinrich Kissling konnte die Renovation der Schälismühle auf das
Festwochenende hin noch nicht ganz abgeschlossen werden. «Bei der Kapelle fehlt wegen der hohen
Luftfeuchtigkeit noch die gemalte Sonnenuhr und die Eckquaderbemalung. Ausserdem suchen wir für
die goldene Adam-Zeltner-Gedenktafel auf der Rückseite noch einen Sponsor.» Auf die Einweihung
der Sankt-Jakobs-Kapelle im Herbst hin sollen jedoch alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Apropos Heinrich Kissling: Der aktuelle Schälismüller hat in 1200 Arbeitsstunden ein von ihm
illustriertes Büchlein mit der Geschichte der Schälismühle zusammengestellt, das die Bevölkerung
käuflich erwerben kann.