Favoriten des Sommers - P-Magazin
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P 28_BEWEGLICH<br />
Kick dank mentaler Stärke<br />
Kampfsport in Darmstadt, Teil 3: Budo-Do-Tameshi und San-Ti Gym<br />
Lukas verbeugt sich, bevor er die Sporthalle betritt.<br />
Damit zollt er der Räumlichkeit Respekt. Sie soll<br />
nichts mit dem Alltag zu tun haben. Hier zählt nur<br />
der Sport. Alles Andere ist jetzt aus dem Kopf. Lisa<br />
setzt einen Roundkick an, Lukas wehrt ihn ab, kontert<br />
mit einem Sidekick. Die Gelenkigkeit der beiden ist<br />
beeindruckend. Gekicher unterbricht manchmal die<br />
Übungen. Die Kinder haben Spaß, sie verausgaben<br />
sich. Im dritten Teil der Serie „Kampfsport in Darmstadt“<br />
ist das P zu Gast bei einem Kickbox-Kindertraining<br />
von Budo-Do-Tameshi in der Turnhalle der<br />
Schillerschule.<br />
Trainer Jimmy Iwinski hat einen schwarzen Gürtel umgebunden,<br />
die Wurzeln <strong>des</strong> Vereins liegen im Karate.<br />
Doch Kickboxen ist entgegen aller Vorurteile keine<br />
asiatische Kampfsportart. Es hat seinen Ursprung<br />
in Deutschland und Amerika. In den 1970er Jahren<br />
bereicherten Sportler das statische, traditionelle<br />
Karate durch Techniken aus dem Boxen, Kung Fu und<br />
Teakwondo. Kickboxen wurde am Anfang noch „Sport-<br />
Karate“ genannt.<br />
„Die Bewegungen im Karate waren uns zu steif, wir<br />
wollten aus diesen Zwängen ausbrechen“, erinnert<br />
sich Iwinski, der auch der Vereinsvorsitzende ist.<br />
Budo-Do-Tameshi gründete sich 1975, entstanden aus<br />
der Karate-Abteilung <strong>des</strong> SV Darmstadt 98. Man gehört<br />
damit zu den ersten Kickboxern in Deutschland: Bei<br />
der ersten Weltmeisterschaft in Berlin im Jahre 1978<br />
Highkicks im Budo-Do-Tameshi<br />
stellte Budo-Do-Tameshi mit Peter Harbrecht den ersten<br />
Deutschen Weltmeister im Vollkontakt. Auch Hubert<br />
Numrich (siehe „Kampfsport in Darmstadt Teil 1“,<br />
Mai-Ausgabe 2011), späterer Klitschko-Herausforderer<br />
im Kickboxen, fing hier an zu trainieren.<br />
Stille bei Meditationsübungen<br />
Budo-Do-Tameshi ist heute ein gemeinnütziger Verein<br />
mit 170 Mitgliedern. Neben dem Erlernen von Tritt- und<br />
Schlagtechniken legt Iwinski großen Wert auf die charakterliche<br />
Ausbildung seiner Schützlinge. Manchmal<br />
sitzen die Kinder gemeinsam im Kreis auf dem Boden<br />
und unterhalten sich darüber, wie man einen Streit<br />
entschärfen kann. Am Ende <strong>des</strong> Trainings meditieren<br />
sie zusammen mit ihrem Trainer. „Eltern fragen mich<br />
danach ganz erstaunt, wo ihr Kind denn gewesen<br />
sei. Diese Ruhe seien sie von ihren Kindern gar nicht<br />
gewohnt“, erzählt Iwinski mit einem Lächeln auf den<br />
Lippen. Er ist überzeugt, dass Kampfsport – unter<br />
strengen Regeln und klarer Anleitung – zur positiven<br />
Entwicklung eines Kin<strong>des</strong> beitragen kann. Bessere<br />
Schulnoten und ein diszipliniertes Verhalten im Schulalltag<br />
seien die Folge. Auf Grund <strong>des</strong> Engagements<br />
<strong>des</strong> Vereins stellt die Stadt Darmstadt dem Verein die<br />
Sporthalle der Schillerschule kostenlos zur Verfügung.<br />
Budo-Do-Tameshi ist gleichzeitig auch das hessische<br />
Leistungszentrum für Kickboxen in Semi- und Leichtkontakt.<br />
Bei den Amateur-Wettkämpfen treten die<br />
Kämpfer nur mit Schutzausrüstung an. Beim Semikontakt<br />
wird nach jedem Treffer unterbrochen und die