d-pixx - CEWE Fotobuch
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d-<strong>pixx</strong><br />
FOTOSCHULE 3<br />
Standard – aber nicht langweilig<br />
Weit und superweit – alles drin,<br />
alles drauf<br />
Kurze Teles – Porträt und mehr<br />
Mittlere Teles – Blick fürs Detail<br />
Lange Teles – Fernsicht<br />
Superteles – ganz weit weg<br />
Fish-Eye – die Welt im Kreis<br />
Besondere Objektivtypen<br />
p Makroobjektive<br />
p Shiftobjektive<br />
p Tilt/Shift-Objektive<br />
p Softfokusobjektive<br />
p Spiegelobjektive<br />
Abbildungsfehler<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 43<br />
Grafik: Migutas | Dreamstime.com
FOTOSCHULE<br />
Brennweiten um 50 mm [@KB] herum sind sehr vielseitig und bringen Bilder<br />
mit sehr natürlicher Wirkung 1. Besondere Exemplare unter den festbrennweitigen<br />
Standardobjektiven sind die mit hoher Lichtstärke 2 und jene, die<br />
sehr flach sind 3 und sich daher bestens als Reisebegleiter eignen.<br />
Wussten Sie, ...<br />
… dass es schon 1961 ein<br />
Wechselobjektiv mit Lichtstärke<br />
1:0,95 gab? Es kam an der<br />
Messsucherkamera Canon 7<br />
zum Einsatz.<br />
Erst 2008 stellte Leica diesen<br />
Rekord mit dem Noctilux<br />
0,95/50 mm ASPH. ein.<br />
TIPP<br />
44 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
4<br />
Mit 1/30 Sek., Blende 1,4 und<br />
ISO 800 kann man noch in der<br />
späten Dämmerung Aufnahmen<br />
machen, z. B. bei einem Stadtbummel.<br />
Eine leichte Minuskorrektur<br />
hilft, das „Ausfressen“<br />
der Lichter zu vermeiden und<br />
die dunklen Partien etwas knackiger<br />
ins Bild zu bekommen.<br />
Auch eine automatische Tonwertkorrektur<br />
kann helfen.<br />
Im Fokus des Interesses vieler Hobbyfotografinnen<br />
und Hobbyfotografen stehen die Kameras mit all<br />
ihren vielfältigen Einstellmöglichkeiten, ihrer umfassenden<br />
Ausstattung und ihrem High-Tech-Ambiente.<br />
Die Objektive geraten da oft ein bisschen ins Hintertreffen,<br />
denn wenn es sich nicht um Superzooms<br />
mit extrem großem Verstellbereich oder Lichtriesen<br />
handelt, haben sie wenig Spektakuläres zu bieten.<br />
Dabei ist gerade die Wahl der richtigen Brennweite<br />
für die Bildwirkung von entscheidender Bedeutung<br />
bei der Umsetzung einer Bildidee.<br />
Wenn im Folgenden von einer Brennweite die Rede<br />
ist, gilt das für das entsprechende festbrennweitige<br />
Objektiv sowie für Zooms, die diese Brennweite<br />
bieten, für fest eingebaute wie für Wechselobjektve<br />
und es gilt auch für Brennweiten, die etwas kürzer<br />
oder länger sind.<br />
Standard – aber nicht langweilig<br />
Über die Standardbrennweite wurde bereits Positives<br />
berichtet. Egal, ob sie 50 mm (für Vollformat),<br />
rund 32 mm (für APS-C) oder 25 mm (für 4/3)<br />
beträgt oder noch kürzer ist (für All-in-One- oder<br />
Kompaktkameras mit ihren sehr kleinen Sensoren)<br />
– sie ist vielseitig nutzbar und sehr gut für neutrale,<br />
unaufgeregte Bilder zu verwenden.<br />
Interessante Varianten des Standardobjektivs sind<br />
zum einen die Festbrennweiten mit sehr hoher<br />
Lichtstärke und zum anderen die mit ultraflacher<br />
1<br />
3<br />
Bauweise. Allerdings fällt die Auswahl in beiden<br />
Fällen eher dünn aus und wir müssen für einen<br />
Moment Kompakt- und All-in-One-Kameras außen<br />
vor lassen.<br />
Anfang 2009 steht nur ein einziges Standardobjektiv<br />
mit Anfangsöffnung 1:1,2 in den Katalogen<br />
(Canon EF 1,2/50 mm L). Objektive mit Lichtstärke<br />
1:1,4 findet man häufiger und (fast immer) zu<br />
deutlich erschwinglicheren Preisen.<br />
Die hohe Lichtstärke macht es möglich, bis weit in<br />
die Dämmerung hinein aus der freien Hand bei<br />
natürlichem Licht zu fotografieren und ggf. die<br />
ganz hohen ISO-Werte zu meiden, wenn diese<br />
mit Rauschen behaftet sein sollten. Dabei macht<br />
es sich positiv bemerkbar, dass man schon ohne<br />
Bildstabilisator mit Verschlusszeiten bis zu 1/30<br />
Sek. verwacklungsfrei fotografieren kann.<br />
Auch in einer hellen Umgebung lässt sich ein<br />
lichtstarkes Standardobjektiv sinnvoll einsetzen.<br />
Bei ganz offener Blende bietet es die Möglichkeit,<br />
das Hauptmotiv in einer schmalen Schärfenzone<br />
darzustellen, den Hintergrund aber in Unschärfe<br />
verschwimmen zu lassen. Das ist nicht so deutlich<br />
wie bei einem mittleren Tele gleicher Lichtstärke,<br />
das aber größer, schwerer und teurer ist. (e Kasten<br />
auf dieser Seite links)<br />
– (4) Lowe Elliot – (3) Olympus – (2) Canon – (1) Kremer Wolfgang<br />
Die sehr flachen Standardobjektive, die dieser<br />
Bauform wegen auch als „Pancake“- (also „Pfann- Fotos:<br />
2<br />
Herbert Kaspar (5, 6) – Sony (7) – Kaiser Fototechnik (8)
kuchen“-)Objektive bezeichnet werden, sind zwar<br />
nicht sehr lichtstark, aber da sie sehr leicht sind<br />
und nicht auftragen, eignen sie sich bestens als<br />
ständige Begleiter. Man kann sie gut auch einmal<br />
unter der Jacke tragen, wenn es nieselig ist oder<br />
man nicht als Fotograf auffallen möchte.<br />
Weit und superweit –<br />
alles drin, alles drauf<br />
Die Domäne der Objektive mit kurzen Brennweiten<br />
von 35 mm bis etwa 24 mm sind natürlich jene<br />
Gelegenheiten, bei denen man viel aufs Bild bringen<br />
möchte und/oder wenig Platz zwischen Motiv<br />
und Aufnahmestandort ist. Der Überblick über eine<br />
Landschaft ist mit ihnen ebenso möglich wie die<br />
Aufnahme eines Raumes oder das Architekturfoto.<br />
Wichtig ist dabei, dass man die Kamera richtig<br />
ausrichtet, was besonders bei Aufnahmen mit<br />
Kompaktkameras, die keinen Sucher haben, nicht<br />
immer einfach ist. Wenn es angeboten wird, sollte<br />
man Hilfslinien in den Monitor einblenden. Einige<br />
Kameras weisen auch eingebaute „elektronische<br />
Wasserwaagen“ auf, die die Arbeit erleichtern.<br />
Bei Aufnahmen vom Stativ kann der Griff zu einer<br />
Zubehörwasserwaage (entweder altmodisch mit<br />
einer oder zwei Libellen oder modern mit LEDs)<br />
helfen, was jedoch voraussetzt, dass die Kamera<br />
einen Blitz-/Zubehörschuh aufweist. Bei Architekturaufnahmen<br />
sind stürzende Linien, über die<br />
bereits berichtet wurde, eher akzeptabel, wenn<br />
das Gebäude nicht auch noch windschief steht.<br />
5<br />
powered by<br />
Weitwinkelbrennweiten wie 24 mm 5 oder 28 mm 6 sind<br />
für Außen- und Innenaufnahmen geeignet. Der große<br />
Bildwinkel bringt aber oft große Kontraste ins Bild, die<br />
man bei der Nachbearbeitung meistern kann. Besonders<br />
die lichtstarken Varianten 7 sind für Reportageeinsätze<br />
sehr begehrt. Wenn man mehr Zeit hat, hilft<br />
eine Wasserwaage (jetzt auch elektronisch) beim Ausrichten<br />
der Kamera 8.<br />
Bei Architekturaufnahmen von außen sollte zudem<br />
darauf geachtet werden, dass das Licht richtig fällt.<br />
Leicht seitlich einfallendes Licht bringt Strukturen<br />
in einer Fassade durch das Spiel von Licht und<br />
Schatten besser heraus. Perfektionisten schauen<br />
auf dem Stadtplan oder einer Online-Karte, wie<br />
die Fassade ausgerichtet ist und wann die Sonne<br />
optimal steht. Bei Innenaufnahmen erfasst der<br />
große Bildwinkel, besonders beim Einsatz von<br />
Superweitwinkelobjektiven, meist auch Fenster. Um<br />
zu verhindern, dass sie als „ausgefressene“ weiße<br />
Flächen ins Bild kommen, sollte man die Belichtung<br />
etwas nach Minus korrigieren oder die Möglichkeiten<br />
der HDR-Technik nutzen (auf diese Themen<br />
kommen wir in einer späteren Folge zurück).<br />
In der Landschaftsfotografie soll die waagrechte<br />
Ausrichtung der Kamera natürlich verhindern, dass<br />
im Bild der Horizont nach links oder rechts hängt<br />
und dass bei Aufnahmen vom Meer oder von<br />
Seen das Wasser „aus dem Bild läuft“. Wenn das<br />
nicht gelungen sein sollte, bieten schon einfache<br />
Bildbearbeitungsprogramme die Möglichkeit, das<br />
Bild auszurichten – und das sollte man auch dann<br />
tun, wenn man eher auf „Fotografie pur“ statt<br />
„Bilderschrauben“ steht (ebenso, wie man ggf.<br />
Belichtung, Kontrast und Farben optimiert, wenn<br />
die Aufnahme ein bisschen danebenliegt).<br />
Dass Objektive mit kurzen Brennweiten, wie ebenfalls<br />
bereits angesprochen, den Vordergrund betonen<br />
und groß ins Bild bringen, lässt sich gut nutzen,<br />
6<br />
INFO<br />
8<br />
Ein kurzer Vorgriff auf das<br />
Thema „Schärfenzone“ (auch<br />
als „Schärfentiefe“ oder „Tiefenschärfe“<br />
bekannt), auf das wir<br />
später im Zusammenhang mit<br />
dem Einfluss der Blende auf die<br />
Belichtung und die Bildgestaltung<br />
zurückkommen werden:<br />
Die Ausdehnung der Schärfenzone<br />
ist …<br />
… bei großen Blenden kleiner<br />
als bei kleinen Blenden,<br />
… bei langen Brennweiten kleiner<br />
als bei kurzen Brennweiten,<br />
… bei kleinen Entfernungen<br />
kleiner als bei großen Entfernungen<br />
und<br />
… bei großen Aufnahmeformaten<br />
kleiner als bei kleinen<br />
Aufnahmeformaten,<br />
wenn die jeweils anderen drei<br />
Faktoren unverändert bleiben.<br />
Aber natürlich können sich die<br />
einzelnen Faktoren gegenseitig<br />
beeinflussen.<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 45<br />
7
FOTOSCHULE<br />
Superweitwinkel sind nicht nur gut geignet, um große Landschaften,<br />
Gebäude oder Räume zu fotografieren, sondern können auch Motiven<br />
aus der Natur ein bisschen Pfiff geben 4. Noch sind die ganz kurzen<br />
Brennweiten 1 in Wechselobjektiven zu Hause – aber die Kompaktkameras<br />
holen auf. Es gibt bereits einige Modelle, deren Zooms mit<br />
24 mm [@KB] starten (2 und 3).<br />
TIPP<br />
Wenn man mit einer kürzeren<br />
Brennweite den Überblick aufnimmt<br />
und gleich darauf mit<br />
einer längeren Brennweite ein<br />
Detail oder mit längeren Brennweiten<br />
einige Details, ergibt das<br />
bei der Präsentation der Fotos<br />
spannende Bildpaare oder Bildfolgen.<br />
Gerade mit Zooms ist<br />
dieses Vorgehen kein Problem.<br />
TIPP<br />
Bei Gruppenbildern sollte man<br />
immer einige Aufnahmen mehr<br />
machen, und zwar in schneller<br />
Folge, damit die Mitglieder der<br />
Gruppe sich möglichst wenig<br />
bewegen. Dann kann man per<br />
Software (Adobe Photoshop Elements<br />
7 beherrscht das sehr gut)<br />
Köpfe aus verschiedenen Bildern<br />
ins „Hauptbild“ holen und dafür<br />
sorgen, dass dort alle die Augen<br />
offen haben und dass möglichst<br />
viele lächeln.<br />
46 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
1<br />
um dem Bild ein bisschen mehr Spannung zu<br />
geben, indem man einen Busch, einen Weidezaun<br />
oder im Herbst einen Heuballen in den Vordergrund<br />
setzt. Ob man diesen „Eyecatcher“ im Vordergrund<br />
mit in die Schärfe nimmt oder nicht, kann man bei<br />
Weitwinkelbrennweiten und Sensorgrößen zwischen<br />
4/3 und Vollformat in Maßen mit der Blende<br />
steuern. Mit Superweitwinkeln und Kameras mit<br />
kleinen Sensoren ist es deutlich schwieriger, etwas<br />
aus dem Schärfenbereich zu schubsen.<br />
Dass Weitwinkel- und Superweitwinkelbrennweiten<br />
zusammen mit kleinen Blenden für eine große<br />
Ausdehnung der Schärfenzone sorgen, lässt sich<br />
in der täglichen Praxis natürlich sehr gut nutzen,<br />
wenn es darum geht, ein Motiv von vorn bis hinten<br />
scharf ins Bild zu bekommen. Beispiele sind<br />
Architekturbilder, bei denen die „stürzende Fassade“<br />
von unten bis oben scharf erfasst wird, Fotos<br />
von Altstadtgassen, die auch die Pflastersteine vor<br />
der Frontlinse scharf zeigen oder Aufnahmen von<br />
liegenden Personen von den Füßen her, was zu<br />
Porträts der etwas anderen Art führt.<br />
Aber natürlich lassen sich mit Weitwinkelbrennweiten<br />
Personen auch natürlich ins Bild bringen.<br />
Bei einzelnen Personen ist es wichtig, dass keine<br />
Körperteile sehr nah vor der Frontlinse sind und<br />
dass man einen genauen Blick auf das Sucher-<br />
bzw. Monitorbild wirft. Wirken bei einer Aufnahme<br />
aus Augenhöhe die Füße des Modells unnatürlich<br />
klein, geht man entweder mit der Kamera ein wenig<br />
2<br />
3<br />
nach unten oder man vergrößert den Abstand. Bei<br />
Gruppenaufnahmen sollte man ausnahmsweise<br />
das Motiv – also die Gruppe – nicht möglichst<br />
formatfüllend aufnehmen. Personen am Rand<br />
werden bei Weitwinkelaufnahmen etwas breiter<br />
abgebildet, was nur selten auf Gegenliebe bei<br />
betroffenen Herren und noch viel weniger bei<br />
betroffenen Damen stößt. Das Phänomen heißt<br />
„Verzerrung“ und hat nichts mit „Verzeichnung“ zu<br />
tun, auf die wir noch zurückkommen.<br />
Weitwinkel und Superweitwinkelobjektive sind auch<br />
für Aufnahmen in der Dämmerung gut geeignet<br />
– besonders gut natürlich die lichtstarken Exemplare,<br />
aber auch jene mit einer durchschnittlichen<br />
Anfangsöffnung. Die sogenannte Freihandformel<br />
sagt ja, dass man unverwackelte Aufnahmen –<br />
machen kann, wenn die Verschlusszeit dem Kehr- (3)<br />
wert der Brennweite entspricht, wobei man locker<br />
unter den Tisch fallen lässt, dass die Benennungen<br />
(Sekunden im einen Fall, Millimeter im anderen) Samsung –<br />
nicht so recht zusammenpassen. Im Zeitalter der<br />
Digitalkameras und der vielen unterschiedlichen (2)<br />
Sensorgrößen muss noch hinzugefügt werden,<br />
dass mit „Brennweite“ die entsprechende Kleinbildbrennweite<br />
(bei d-<strong>pixx</strong>: Brennweite [@KB]) Panasonic –<br />
gemeint ist. Man kann also mit 28 mm Brennweite<br />
[@KB] fast immer davon ausgehen, dass man mit (1)<br />
1/25 Sek. unverwackelte Bilder machen kann,<br />
meist sogar mit 1/15 Sek. – hier spielt die eigene Sigma<br />
körperliche Verfassung eine Rolle und ob man die<br />
Aufnahme vielleicht während einer Bergwanderung Fotos:<br />
4<br />
Herbert Kaspar (4, 5, 7) – Nikon (6) – Modell: Antonia (5)
oder während eines geruhsamen Stadtbummels<br />
macht. Zieht man noch in Betracht, dass viele<br />
Kameras oder Standardzooms mit Bildstabilisatoren<br />
ausgestattet sind, sind stimmungsvolle Dämmerungsaufnahmen<br />
aus freier Hand kein Problem.<br />
Die Brennweiten um 35 mm oder 28 mm (jeweils<br />
[@KB]) sind auch hervorragende Reportagebrennweiten.<br />
Man kann etwa bei Umzügen oder Festen<br />
sehr gut im Getümmel Bilder machen und muss<br />
noch nicht einmal durch den Sucher oder auf<br />
den Live-View-Monitor schauen. Mit ein bisschen<br />
Übung bekommt man auch „aus der Hüfte“ das<br />
ins Bild, worauf es einem ankommt.<br />
Hier kann man sich für die Scharfstellung entweder<br />
auf AF-Systeme verlassen, die mehrere Messfelder<br />
haben, oder die sogenannte hyperfokale Einstellung<br />
nutzen. Hyperfokale Einstellung bedeutet,<br />
dass man Blende und Entfernung so festlegt, dass<br />
mit der gegebenen Brennweite beispielsweise alles<br />
von 2 m bis unendlich oder von 1 m bis 5 m scharf<br />
abgebildet wird. Dann kann es nicht passieren,<br />
dass eines der AF-Messfelder etwas erfasst, auf<br />
das es nicht ankommt. Diese Vorgehensweise<br />
ist natürlich nur möglich, wenn man Blende und<br />
Entfernung manuell einstellen kann. Einige wichtige<br />
Werte finden Sie in dieser kleinen Tabelle rechts, die<br />
wir mithilfe des Schärfenzonenrechners auf www.<br />
dofmaster.com erstellt haben. Unter dieser Adresse<br />
können Sie weitere Einstellungen berechnen<br />
lassen oder feststellen, wie groß die Ausdehnung<br />
powered by<br />
Die Brennweiten um 85 mm [@KB] sind für Porträts 5 immer noch erste Wahl – vor<br />
allem, wenn sie in einer lichtstarken Festbrennweite 6 steckt. Aber auch für einen<br />
schnellen Schnappschuss von eher ungefährlichen Tieren ist sie nützlich 7.<br />
der Schärfenzone mit einer bestimmten Sensor-<br />
Brennweiten-Blendenkombination ist.<br />
Kurze Teles – Porträt und mehr<br />
Viele Zooms von D-SLR-Kameras und viele eingebaute<br />
Zooms von Kompakt- und All-in-One-<br />
Kameras erreichen oder beinhalten Brennweiten<br />
um 85 mm [@KB]. Sie gehören zu jenen, die<br />
man landläufig als „kurze Tele-“ oder „Porträtbrennweiten“<br />
bezeichnet. Außerdem findet man<br />
eine Reihe von Festbrennweiten um 80 mm, die<br />
sich von entsprechenden Zooms durch höhere<br />
Lichtstärke absetzen.<br />
Natürlich ist „Porträtbrennweite“ einerseits eine<br />
unzulässige Einschränkung, denn man kann mit<br />
den Brennweiten um 85 mm herum sehr viel<br />
mehr machen. Sie sind bestens dafür geeignet,<br />
aus mittleren Entfernungen Teile aus einem größeren<br />
Motiv herauszulösen und sie formatfüllend<br />
ins Bild zu bringen. Andererseits aber sind diese<br />
Brennweiten wirklich besonders gut, wenn es um<br />
Porträts im weiteren Sinn geht – von der Halbfigur<br />
bis zum Kopfbild. Man kann aus Entfernungen<br />
arbeiten, die für das Modell angenehm sind, weil<br />
man ihm nicht auf die Pelle rückt. Dabei werden<br />
die Abstände zwischen Nasenspitze, Augen und<br />
Ohren nur ein wenig gerafft, sodass das Gesicht<br />
schön modelliert (was natürlich auch von der<br />
Beleuchtung abhängt) und nicht flach im Bild<br />
erscheint. Das gilt für Systemkameras ebenso<br />
5<br />
INFO<br />
Mit 28 mm Brennweite [@KB]<br />
erreicht man mit Blende 8<br />
folgende Schärfenzonen (gerundet):<br />
e 28 mm an Vollformat<br />
Einstellentfernung: 4 m<br />
Schärfenzone: 2,8 m – y<br />
e 18 mm an APS-C<br />
Einstellentfernung: 3 m<br />
Schärfenzone: 1,3 m – y<br />
e 14 mm an 4/3<br />
Einstellentfernung: 2 m<br />
Schärfenzone: 0,9 m – y<br />
7<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 47<br />
6
FOTOSCHULE<br />
TIPP<br />
Wenn man ein Motivteil scharf<br />
vor einem unscharfen Hintergrund<br />
darstellen möchte, hängt<br />
das von der Ausdehnung des<br />
Motivteils ab, von der Brennweite,<br />
der Blende und vom<br />
Abstand zwischen Motiv und<br />
Hintergrund. Um sicherzugehen,<br />
dass der gewünschte Effekt optimal<br />
ausfällt, sollte man ihn im<br />
Sucher oder auf dem Monitor<br />
überprüfen. Wenn die Kamera<br />
eine Abblendtaste hat oder sich<br />
im Live-View-Betrieb das Bild<br />
durch das abgeblendete Objektiv<br />
betrachten lässt, sollte man<br />
diese Möglichkeit nutzen. Bei<br />
einigen Kameras, die keine ausgewiesene<br />
Abblendtaste haben,<br />
kann man eine Funktionstaste<br />
entsprechend belegen – und<br />
das ist auf jeden Fall sinnvoll.<br />
48 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
1 2<br />
Lichtstarke Telezooms 1 machen das Spiel mit Schärfe und Unschärfe 2 sehr bequem.<br />
wie für All-in-One- und Kompaktkameras, deren<br />
Zooms die kurzen Telebrennweiten beinhalten.<br />
Wenn das Objektiv an einer Kamera mit großem<br />
Sensor (also 4/3-, APS-C- oder Vollformatsensor)<br />
eingesetzt wird und seine größte Öffnung groß<br />
genug ist (1:4 oder größer), kann man dank<br />
selektiver Schärfe plastische Porträts vor deutlich<br />
unscharfem Hintergrund aufnehmen. Je weiter weg<br />
der Hintergrund, desto besser. Die Freihandgrenze<br />
liegt hier bei 1/90 Sek. – etwas kürzer ist aber<br />
vorteilhaft, damit man die Haare des Modells auch<br />
wirklich haarscharf ins Bild bekommt.<br />
Nicht ganz an die 85-mm-Marke kommt man<br />
heran, wenn man ein vollformattaugliches 50-mm-<br />
Standardobjektiv an einer APS-C-Kamera einsetzt.<br />
Wenn es sich um ein Objektiv mit Lichtstärke<br />
1:1,8 oder gar 1:1,4 handelt, tröstet die große<br />
Anfangsöffnung schnell über die fehlenden Brennweitenmillimeter<br />
hinweg.<br />
Mittlere Teles – Blick fürs Detail<br />
Die Aufteilung des ganzen großen Brennweitenbereichs<br />
in kleinere Bereiche (Standard – Weitwinkel –<br />
Superweitwinkel – kurze Tele usw.) ist natürlich nicht<br />
mit festen Grenzen verbunden, vor allem deshalb<br />
nicht, weil Zooms mit ihren vielen Brennweiten<br />
in einem Objektiv das Geschehen bestimmen.<br />
Vielmehr sind die Übergänge fließend und von<br />
der Vorstellung der einzelnen Fotografin bzw. des<br />
einzelnen Fotografen geprägt. Für die eine sind<br />
100 mm oder 135 mm [@KB] noch „kurzes Tele“,<br />
für den anderen schon „mittleres Tele“.<br />
Sieht man von diesen kleinen Definitionsproblemen<br />
ab, sind die Brennweiten von rund 90 mm<br />
bis rund 150 mm [@KB] bereits der Einstieg in<br />
ein anderes fotografisches Sehen. Man versucht<br />
nicht mehr, den großen Überblick ins Bild zu<br />
bekommen oder große Motive ganz zu erfassen,<br />
sondern konzentriert sich auf Details. Diese Details<br />
können, müssen aber nicht zwangsläufig klein sein.<br />
Einige übrig gebliebene Äpfel an einem bereits<br />
blätterlosen Baum im Herbst oder Herbstblätter,<br />
die in einem Zaun hängengeblieben sind oder –<br />
die Schleife im Zopf eines kleinen Mädchens sind<br />
(3)<br />
z. B. solche Details, die man mit einer mittleren<br />
Telebrennweite gut ins Bild setzen kann. Aber auch<br />
ein einzelner Baum in einer großen grünen Wiese<br />
Olympus<br />
oder einem großen gelben Rapsfeld ist ein Detail, –<br />
das man mit einer längeren Brennweite groß und 4)<br />
Bild bestimmend einfangen kann, ebenso wie den (2,<br />
einzigen Balkon einer großen Fassade, auf dem ein<br />
Sonnenschirm steht oder den Ausflugsdampfer, der Kaspar<br />
sich auf dem großen See dem Landesteg nähert.<br />
Lange Teles – Fernsicht<br />
Herbert – (1)<br />
Mit den langen Telebrennweiten zwischen 150 mm<br />
und rund 350 mm [@KB] wird man eher versuchen,<br />
aus größerer Entfernung zum Bild zu kommen als Tamron<br />
mit einem Standardobjektiv, und daran ist auch<br />
gar nichts auszusetzen. Kinder, Sportler, Tiere Fotos:<br />
CeWe Color (5, 6)
3<br />
oder interessante Strukturen an Bauwerken, in<br />
Stadt- oder Naturlandschaften können formatfüllend<br />
fotografiert werden, auch wenn man nicht<br />
nah an sie herankommt.<br />
Natürlich entscheiden letztendlich die Gegebenheiten<br />
vor Ort, aber wenn es möglich ist, sollte man<br />
bei Kinderbildern den Blickwinkel aus Augenhöhe<br />
eines Erwachsenen vermeiden – gehen Sie lieber in<br />
die Knie oder legen Sie sich auf den Bauch, um die<br />
Welt der Kleinen zu erfassen. Die lange Brennweite<br />
macht es möglich, unauffällig im Hintergrund zu<br />
bleiben. Oder man steigt, ganz bewusst und ganz<br />
im Gegenteil zu „unauffällig“, auf einen Stuhl, um<br />
die Zwerglein aus der Vogelperspektive zu zeigen.<br />
Wenn man im Spiel versunkene Kinder fotografieren<br />
möchte, ist eine extra Portion Geduld nicht<br />
schlecht, denn ein Erwachsener mit einer Kamera<br />
auf einem Stuhl zieht doch einige Aufmerksamkeit<br />
auf sich (die man wiederum für einige Schnappschüsse<br />
nützen kann).<br />
Für Aufnahmen von Sportlerinnen und Sportlern<br />
kann es nötig sein, eine Erlaubnis vom Verein oder<br />
Veranstalter eines Sportereignisses einzuholen.<br />
Besonders die Besitzer von D-SLR-Kameras mit<br />
langbrennweitigen Objektiven kommen schnell in<br />
den Verdacht, die Bilder kommerziell nutzen zu<br />
wollen und sollten rechtzeitig anfragen.<br />
Bei großen Sportveranstaltungen reichen allerdings<br />
auch lange Brennweiten nicht, um als Ama-<br />
powered by<br />
Lange Brennweiten können auch in zierlichen Objektiven<br />
stecken 3 und machen es z. B. möglich, Kinder zu fotografieren,<br />
ohne dass sie es bemerken 4.<br />
teur wirklich hautnahe Bilder vom Geschehen zu<br />
machen. Die Abstände zwischen den Rängen und<br />
dem Spielfeld, den Laufbahnen oder den Anlagen<br />
für Wurf- oder Sprungwettbewerbe sind zu groß.<br />
Trotzdem sollte man, wenn es erlaubt ist, eigene<br />
Bilder machen und sich nicht nur auf die Arbeit der<br />
Profis verlassen. Auch wenn man das Mienenspiel<br />
der Athleten nicht einfangen kann, vermitteln die<br />
eigenen Fotos das „Ich-war-dabei-Gefühl“ besser,<br />
als die Bilder, die man später in Zeitschriften sieht.<br />
Ein Fehler, der in diesem Zusammenhang gern<br />
gemacht wird, ist der Einsatz des Blitzes, wie<br />
man bei Fernsehübertragungen aus abendlichen<br />
Stadien sehr gut beobachten kann. Die kleinen,<br />
eingebauten Geräte leuchten aber nur ein paar<br />
Meter weit und bringen damit nur die Hinterköpfe<br />
der Vorderleute ins Bild – je nach Steuerung der<br />
Kamera gut ausgeleuchtet oder vielleicht auch<br />
„überblitzt“. Lieber die Empfindlichkeit etwas höher<br />
wählen und die Belichtung auf den hell erleuchteten<br />
Teil des Stadions abstimmen. Dann kommt<br />
das Wesentliche gut belichtet ins Bild und die<br />
Vorderleute werden zu Silhouetten.<br />
Aber die lange Brennweite hat noch mehr Vorteile<br />
als nur das Überbrücken von Entfernungen.<br />
Der enge Bildwinkel kann dafür sorgen, dass<br />
nur wenig Umfeld/Hintergrund ins Bild gelangt<br />
und dadurch das Hauptmotiv besser zur Geltung<br />
kommt. Bei lichtstarken Objektiven kann dies durch<br />
die schmale Schärfenzone bei ganz offener Blende<br />
4<br />
TIPP<br />
5<br />
Ein wichtiger Tag im Leben<br />
eines Kindes ist der erste Schultag.<br />
Alles ist neu, so viel geht<br />
durcheinander – auch, wenn<br />
man sich später erinnern will.<br />
Fotos sind daher an diesem Tag<br />
besonders wichtig. Fotos vom<br />
Schulanfänger, alten Freunden,<br />
die aus dem Kindergarten mit<br />
in die Schule wechseln, neuen<br />
Freunden. Bei CeWe Color<br />
kann man dann aus den vielen<br />
Digitalfotos unterschiedlichste<br />
Fotoprodukte herstellen lassen<br />
– von den Bildern für Omas,<br />
Opas, Tanten, Onkel, entfernte<br />
Verwandte, Freunde und<br />
Bekannte über Poster fürs Kinderzimmer<br />
bis zum CeWe <strong>Fotobuch</strong>,<br />
das den fotografischen<br />
Bogen von der Taufe bis zur<br />
Einschulung spannt.<br />
Etwas ganz Besonderes sind<br />
aber Federmäppchen und Ringbücher<br />
von CeWe Color, die<br />
mit eigenen Fotos gestaltet werden.<br />
Sie sind unverwechselbar<br />
und können z. B. dem Erstklässler<br />
den „optischen Kontakt“ zum<br />
Lieblings(kuschel)tier bieten.<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 49<br />
6
FOTOSCHULE<br />
2<br />
INFO<br />
Wie groß Sonne oder Mond auf<br />
den Sensor kommen, kann man<br />
nach der Faustformel „etwas<br />
kleiner als echte Brennweite in<br />
Millimetern geteilt durch 100“<br />
überschlagen. Mit einem 300er<br />
kommen Sonnenball oder<br />
Mondkugel nur rund 2,8 mm<br />
groß auf den Sensor (oder<br />
auf den Film). Für die großen<br />
Abbildungen, die immer wieder<br />
in Naturdokus im Fernsehen zu<br />
bewundern sind, braucht man<br />
also wirklich lange Brennweiten.<br />
Interessant wird es ab etwa<br />
1200 mm, was man durch den<br />
Einsatz von Telekonvertern erreichen<br />
kann. Soll die Sonne ganz<br />
in einem APS-C-Bild erscheinen,<br />
braucht man eine Brennweite<br />
von rund 1600 mm, bei Vollformat<br />
von rund 2500 mm. Dazu<br />
der<br />
TIPP<br />
... dass beim Drucken einer<br />
Ausschnittsvergrößerung der<br />
Größeneindruck natürlich „nach<br />
oben“ korrigiert werden kann.<br />
50 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
1<br />
3<br />
unterstützt werden. Bei Aufnahmen von Menschen<br />
und Tieren ist in solchen Fällen anzuraten, die<br />
Schärfe auf die Augen zu legen oder ggf. auf das<br />
der Kamera zugewandte Auge, wenn ein Porträt<br />
angestrebt ist. Ansonsten stehen der Experimentierfreude<br />
natürlich Tür und Tor offen und man<br />
kann ungezwungen mit Schärfe/Unschärfe spielen.<br />
Superteles – ganz weit weg<br />
Früher waren Superteleobjektive mit Brennweiten<br />
von 300 mm und mehr selten und meist sehr<br />
teuer. Ausnahmen wie die berühmte „Wundertüte“<br />
(Beroflex 8/500 mm), das in den 70er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts auf den Markt kam, bestätigen<br />
die Regel. Mitte 2009 findet man Brennweiten<br />
von über 400 mm, 500 mm und 600 mm [@<br />
KB] in den Zooms der All-in-One-Kameras aller<br />
großen Hersteller. Superzooms wie das Tamron<br />
18-270 mm bringen es an D-SLRs mit APS-C-<br />
Sensoren auf über 400 mm [@KB] – und alle diese<br />
Zooms bieten dazu stufenlos die Brennweiten ab<br />
Weitwinkel. Das Olympus Zuiko-Digital Kompakt<br />
4-5,6/40-150 mm kommt bis 300 mm Brennweite<br />
[@KB], wiegt aber nur 260 g und ist kaum größer<br />
als ein Standardzoom. Das größere Modell ED<br />
4-5,6/70-300 mm hat bezogen auf Kleinbild einen<br />
Brennweitenbereich von 140-600 mm, ist aber<br />
immer noch handlich. Im Gegensatz zur erwähnten<br />
Wundertüte haben die neuen Objektive Autofokus<br />
und sind mit Bildstabilisatoren ausgestattet bzw.<br />
mit kamerainternen Stabilisatoren kombiniert. Das<br />
Alle Kameras des Trios links bieten<br />
als längste Brennweite mehr als<br />
520 mm [@KB]. Das reicht noch nicht<br />
für imposante Bilder von Sonne oder<br />
Mond, aber natürlich spielt noch die<br />
Nachvergrößerung beim Drucken<br />
eine Rolle 4, 5. In Horizontnähe wirkt<br />
die Sonne übrigens etwas größer.<br />
heißt: Tier- und Sportfotografen haben es leicht,<br />
ihre weit entfernten Motive groß ins Bild zu bekommen.<br />
Enger Bildwinkel und schmale Schärfenzone<br />
erleichtern die Konzentration aufs Wesentliche noch<br />
mehr als bei den Telebrennweiten.<br />
Tier- und Sportfotografie wurden als Einsatzgebiete<br />
für die Supertelebrennweiten schon genannt, aber<br />
natürlich kann man auch sie „gegen den Strich<br />
bürsten“. So werden für Modeaufnahmen immer<br />
wieder lange Brennweiten eingesetzt, um die<br />
Models vor einem fluffigen Hintergrund und ohne<br />
ablenkendes Umfeld in Szene zu setzen, und es<br />
gibt keinen Grund, dies nicht auch einmal auf<br />
eigene Aufnahmen von Personen zu übertragen.<br />
Und natürlich kann man in der Landschaftsfotografie<br />
wegen des stark raffenden Effekts der langen<br />
Brennweiten ganz besondere Effekte erzielen.<br />
Sonnenauf- oder -untergänge mit einem großen<br />
Sonnenball über dem Horizont sind mit Supertelebrennweiten<br />
gut zu fotografieren, obwohl riesige<br />
rote Sonnenbälle über dem Horizont nur mit wirklich<br />
langen Brennweiten aufgenommen werden<br />
können (e links).<br />
Generell gilt für lange und superlange Brennweiten,<br />
dass Landschaftsaufnahmen (mit oder ohne Sonnenuntergang)<br />
oft schlechter ausfallen, als man bei<br />
der Aufnahme erwartet hat. Das liegt dann aber<br />
nicht an der Qualität des Objektivs, sondern an<br />
den äußeren Umständen. Bei Aufnahmen ferner<br />
5<br />
Motive wird auch die Luft zwischen Kamera und Fotos: Nikon (1) – Olympus (2) – Pentax (3) – Herbert Kaspar (4, 5, 6, 7) –<br />
4<br />
Canon (8) – Tiger mit freundlicher Genehmigung der Wilhelma/Stuttgart
Motiv mitfotografiert – inkl. Schmutz, Dunst oder<br />
Schlieren, die von aufsteigender warmer Luft<br />
gebildet werden. Aufsteigende warme Luft kann<br />
übrigens selbst ein Motiv sein. In dieses Umfeld<br />
gehören Fahrzeuge, die sich auf einer erwärmten<br />
Straße nähern (Vorsicht walten lassen! Das schönste<br />
Bild taugt nichts, wenn es das letzte vor dem<br />
Unfall war!), aber auch am warmen Sandstrand<br />
oder über warmen Gewässern können interessante<br />
Effekte auftreten.<br />
Tele- und Superteleobjektive kann man zudem gut<br />
für Detailbilder aus mittleren Enternungen und<br />
sogar für „Nahaufnahmen“ einsetzen. Gegebenenfalls<br />
kann man das Objektiv mit einer Nahvorsatzlinse<br />
versehen und damit die Nahgrenze verlagern.<br />
Die Anführungszeichen sind nötig, da man zwar<br />
einerseits die für Nahaufnahmen typischen großen<br />
Abbildungsmaßstäbe erzielt, andererseits aber aus<br />
größeren Entfernungen von 30, 40, 50 cm oder<br />
mehr arbeitet. Besonders für Bilder von Insekten ist<br />
das sehr praktisch, da die Tiere so nicht fliehen.<br />
Außerdem ist der größere Abstand interessant,<br />
wenn man kleine Motive ausleuchten möchte.<br />
Je länger die Brennweite ist, desto wichtiger ist<br />
der Blick auf die Verschlusszeit. Auch wenn Bildstabilisatoren<br />
in Objektiven oder Kameras sehr<br />
effektiv arbeiten, besteht immer noch die Gefahr<br />
der Verwacklung. Die Faustformel für unverwackelte<br />
Aufnahmen aus freier Hand lautet, wie schon<br />
angesprochen, „eins geteilt durch Brennweite“ und<br />
7<br />
powered by<br />
je nach Stabilisator und eigener körperlicher Verfassung<br />
kann man den so gefundenen Wert um zwei,<br />
drei und in seltenen Fällen vier Stufen verlängern.<br />
Trotz dieser Errungenschaft ist ein gutes Stativ für<br />
viele Tele- und Superteleaufnahmen immer noch<br />
unverzichtbar. „Gut“ heißt in diesem Fall, dass<br />
möglichst viel der nötigen Arbeitshöhe durch die<br />
Länge der Stativbeine erzielt werden sollte und nur<br />
ein kleiner Anteil über die Mittelsäule. Sehr angenehm<br />
ist, wenn man aufrecht stehend ins Okular<br />
der waagrecht ausgerichteten Kamera schauen<br />
kann, ohne die Mittelsäule hochzufahren. Dann<br />
kann man mit ausgezogener Mittelsäule nach oben<br />
fotografieren, ohne (zu sehr) in die Knie gehen zu<br />
müssen. Außerdem sollte das Gewicht von Stativ<br />
und Kopf ein guter Kompromiss aus Standfestigkeit<br />
und Tragbarkeit sein. Die maximale Belastbarkeit<br />
sollte über dem Wert liegen, den der aktuelle<br />
Stativkopf, das Kameragehäuse und das derzeit<br />
schwerste Objektiv der Ausrüstung gemeinsam auf<br />
die Waage bringen, dann ist man auf der sicheren<br />
Seite, wenn einmal ein größeres und schwereres<br />
Tele(zoom) angeschafft wird.<br />
Viele Festbrennweiten oder Zooms mit langen und<br />
superlangen Brennweiten sind mit Stativringen<br />
oder Stativgondeln ausgestattet, die ein oder zwei<br />
Stativgewinde aufweisen. Wenn man diese Gewinde<br />
nutzt, um die Objektiv/Kamera-Kombination<br />
auf dem Stativkopf zu befestigen, entlastet man<br />
das Kamerabajonett und die Aufnahmeeinheit ist<br />
von vornherein im Gleichgewicht (oder zumindest<br />
6<br />
Für Aufnahmen von Tieren in<br />
freier Wildbahn 6, 7 gilt für<br />
die Brennweite natürlich: je<br />
länger, desto besser. Es muss<br />
ja nicht gleich ein riesiges<br />
schweres 800er sein. Ob in<br />
Afrika oder im Zoo – es gilt,<br />
die „lange Tüte“ möglichst<br />
ruhig zu halten. Dabei kann<br />
ein Bohnensack (siehe Text)<br />
sehr hilfreich sein.<br />
Die grauen Flächen entsprechen<br />
zum einen etwa der<br />
Größe der All-in-One-Kameras,<br />
zum andern dem Durchmesser<br />
des 800ers.<br />
Wussten Sie, ...<br />
8<br />
... dass die Bewegung der<br />
Kamera während der Belichtung<br />
als „verreißen“ bezeichnet<br />
wurde (analog zum Schießen),<br />
während man es „verwackeln“<br />
nannte, wenn sich eine Person<br />
(oder auch ein Gegenstand)<br />
vor der Kamera während der<br />
Belichtung bewegte und damit<br />
Unschärfen herbeiführte? Heute<br />
ist praktisch nur noch „verwackeln“<br />
gebräuchlich.<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 51
FOTOSCHULE<br />
TIPP<br />
Gewicht bringt Stabilität. Wenn<br />
man sich für ein leichtes Stativ<br />
entschieden hat, kann man<br />
Gewicht hinzufügen, indem man<br />
die Fototasche daranhängt oder<br />
eine Einkaufstasche, in die man<br />
vor Ort gefundene Steine oder<br />
– etwa am Strand – Sand füllt.<br />
Diese Zusatzgewichte dürfen<br />
nicht schwingen, denn das wäre<br />
kontraproduktiv!<br />
TIPP<br />
Schauen Sie bei der Entscheidung<br />
für ein langes Objektiv<br />
auch danach, ob es Innenfokussierung<br />
aufweist, beim Fokussieren<br />
also die Länge beibehält.<br />
Je länger das Objektiv beim<br />
Fokussieren in die Nähe wird,<br />
desto eher gerät es aus dem<br />
Gleichgewicht. Es wird „frontlastig“,<br />
was der Handhabung bei<br />
Freihandaufnahmen nicht zuträglich<br />
ist und bei Stativ-Aufnahmen<br />
dafür sorgen kann, dass die Aufnahmeeinheit<br />
nach dem Anziehen<br />
der Feststellschraube noch<br />
ein Stückchen nach vorn kippt.<br />
52 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
ziemlich gut im Gleichgewicht). Ist das nicht der<br />
Fall, muss man Objektiv und Kamera beim Ausrichten<br />
stärker stützen und nach dem Anziehen der<br />
Feststellschraube verrutscht der Bildausschnitt ein<br />
bisschen (oder auch etwas mehr als ein bisschen).<br />
Hat ein langes, schweres Objektiv keinen Stativring,<br />
kann ein Einstellschlitten Abhilfe schaffen. Einstellschlitten<br />
werden in erster Linie zwar im Makrobereich<br />
eingesetzt, können aber für Teleaufnahmen<br />
zweckentfremdet werden. Der Einstellschlitten wird<br />
auf dem Stativkopf befestigt und trägt seinerseits<br />
die Kamera, die stufenlos vor- und zurückbewegt<br />
werden kann. So lässt sich der Bildausschnitt<br />
optimieren, ohne das Stativ bewegen zu müssen.<br />
Setzt man nun eine Kamera mit langem Objektiv<br />
auf den Einstellschlitten und schiebt sie nach hinten,<br />
verlagert man den Schwerpunkt und kann die Aufnahmeeinheit<br />
ins Gleichgewicht bringen.<br />
Fish-Eyes – die Welt im Kreis<br />
Fish-Eye-Objektive fallen aus dem „normalen“<br />
Objektivangebot heraus, weshalb wir sie auch<br />
nicht unmittelbar nach den Weitwinkel-/Superweitwinkelobjektiven<br />
vorgestellt haben, sondern<br />
erst jetzt behandeln. Während bei allen bisher<br />
besprochenen Objektiven Wert darauf gelegt wird,<br />
dass gerade Linien im Motiv im Bild auch gerade<br />
wiedergegeben werden, protzen Fischaugen geradezu<br />
damit, dass alle geraden Linien, die nicht<br />
durch die Bildmitte verlaufen, deutlich nach außen<br />
1<br />
1 Das berühmte Opernhaus<br />
(klein im Hintergrund), die<br />
ebenso berühmte Harbour<br />
Bridge an den Rand gedrängt<br />
– das formatfüllende Fish-Eye<br />
erlaubt einen neuen Blick<br />
auf die Skyline von Sydney.<br />
Objektive dieser Bauart 2<br />
können mit einer kurzen<br />
Streulichtblende ausgestattet<br />
werden, deren Segmente<br />
nicht ins Bildfeld ragen.<br />
durchgebogen werden! Das soll der Sehweise eines<br />
Fisches entsprechen, der nah an der Wasseroberfläche<br />
schwimmt und in einem schmalen Bach<br />
beide Ufer gleichzeitig sehen kann.<br />
Man unterscheidet die kreisförmig zeichnenden und<br />
die formatfüllenden Fish-Eye-Objektive.<br />
Die kreisförmig zeichnenden Fish-Eyes weisen nach<br />
allen Seiten einen Bildwinkel von 180° auf. Wenn<br />
man eine Kamera mit so einem Objektiv nach oben<br />
weisend waagrecht auf den Boden legt, bekommt<br />
man den ganzen Himmel von Horizont zu Horizont<br />
auf das Bild – ebenso wie einen ganzen Innenraum<br />
mit Decke und Wänden. So ein Bild ist wegen<br />
der durchgebogenen Linien einerseits fremd und<br />
gewöhnungsbedürftig, andererseits aber auch ein<br />
Hingucker. Dazu trägt natürlich auch bei, dass<br />
das Bild kreisförmig ist und in einem schwarzen<br />
Umfeld steht. Dieses schwarze Umfeld kann bei<br />
der Belichtungsmessung zu Problemen führen, wenn<br />
der Belichtungsmesser das ganze Bildfeld erfasst.<br />
Es empfiehlt sich daher, ein kleines Messfeld zu<br />
nutzen oder auszuprobieren, welche Minuskorrektur<br />
eingestellt werden muss, um den schwarzen Bildrand<br />
auszugleichen. Außerdem sollte das RAW-Format<br />
der Kamera genutzt werden, damit die Belichtung<br />
am Rechner problemlos optimiert werden kann.<br />
Etwas gemäßigter wirken die Bilder, die man mit<br />
einem formatfüllenden Fish-Eye macht. Diese Vari-<br />
ante weist nur über die Formatdiagonale den rie- Fotos: Anthony Ngo | Dreamstime.com (1) – Sigma (2) –<br />
2<br />
Herbert Kaspar (3, 4) – Panasonic (5, 6)
sigen Bildwinkel von 180° auf. Auch diese Objektive<br />
biegen alle geraden Linien, die nicht durch die<br />
Bildmitte verlaufen, nach außen durch. Architekturaufnahmen<br />
oder Bilder in Zimmern werden also<br />
immer als Fish-Eye-Fotos auffallen. Bei Landschaftsaufnahmen<br />
oder bei Fotos von Motiven, die keine<br />
geraden Linien aufweisen (etwa die Arena in einem<br />
Zirkuszelt) kann es aber durchaus passieren, dass<br />
die besondere Entstehung des Bildes nicht sofort<br />
ins Auge fällt.<br />
Ob kreisförmig zeichnend oder formatfüllend – die<br />
Schärfenzone ist bei den Objektiven mit Brennweiten<br />
von 7,5 mm bis 15 mm schon bei weit offenen<br />
Blenden enorm groß und ab Blende 8 wird alles<br />
ab etwa einem Meter Entfernung scharf abgebildet.<br />
Bei Aufnahmen mit beiden Fish-Eye-Typen kann<br />
es die Bildwirkung stark beeinflussen, die Kamera<br />
nach oben oder zu neigen. Hält man sie aufwärts,<br />
bekommt man einen riesigen Himmel ins Bild<br />
und der Horizont wird nach unten durchgebogen.<br />
Neigt man die Kamera dagegen nach unten, wölbt<br />
sich der Horizont nach oben, die Welt erscheint<br />
tatsächlich als Kugel im Bild und es kommt alles<br />
ab dem nahen Vordergrund ins Bild. In diesem<br />
Fall kann man es bei formatfüllenden Fish-Eyes<br />
vermeiden, dass die eigenen Füße Teil des Bildes<br />
werden – bei den kreisförmig zeichnenden Varianten<br />
dagegen nicht. Diese verleihen gegebenenfalls<br />
auch noch Busen oder Bauch eine Bild bestimmende<br />
Bedeutung.<br />
3<br />
powered by<br />
Für Makro- und Nahaufnahmen 3, 4 ist man nicht mehr auf Systemkameras angewiesen. Auch Kompaktkameras, so dünn sie<br />
auch sein mögen 5, machen Makroaufnahmen möglich. Die Tulpe 6 als Symbol für die Makrofunktion hat sich durchgesetzt.<br />
Grandiose Landschaften reizen, das Fish-Eye zu<br />
nutzen, um alles in ein Bild zu bekommen. Dabei<br />
sollte aber das Sucher- und/oder Monitorbild<br />
genau betrachtet werden. Nahes kommt sehr groß<br />
ins Bild, in der Ferne liegende Teile des Motivs werden<br />
nur klein wiedergegeben – und die imposante<br />
Bergkette am Horizont schrumpft ins Hügelige.<br />
Fish-Eye-Aufnahmen sind übrigens nicht nur Besitzern<br />
von D-SLR-Kameras vorbehalten. Dank entsprechender<br />
Objektivvorsätze kann man auch<br />
All-in-One- und Kompaktkameras entsprechend<br />
aufmotzen.<br />
Besondere Objektivtypen<br />
Auf den letzten Seiten haben wir uns den unterschiedlichen<br />
Brennweiten gewidmet, die in Wechselobjektiven,<br />
All-in-One- und Kompaktkameras<br />
vorkommen können, einzeln in festbrennweitigen<br />
Objektiven oder gebündelt in Zooms. Schauen wir<br />
nun kurz einige besondere Objektivtypen an, die<br />
durch ihren Einsatzzweck und/oder die Bauweise<br />
spezifiziert werden. Hier geht es wieder nur um<br />
Wechselobjektive.<br />
Makroobjektive sind in der Regel für Aufnahmen<br />
mit Abbildungsmaßstäben bis 1:1 optimiert.<br />
Es wird eine Fläche erfasst, die der Sensorgröße<br />
entspricht. Einige kommen ohne Hilfsmittel nur bis<br />
1:2 und es wird eine Fläche erfasst, die doppelt so<br />
lang und so breit wie der Sensor ist. Die Fläche ist<br />
4<br />
Wussten Sie, ...<br />
… dass es ein Fish-Eye-Objektiv<br />
gab, das sogar einen größeren<br />
Bildwinkel als 180° aufwies?<br />
Das Nikon Fisheye-Nikkor<br />
2,8/6 mm überblickte 220° und<br />
konnte damit Objekte hinter<br />
dem Fotografen aufnehmen.<br />
Das Objektiv hatte einen Durchmesser<br />
von 23,6 cm, wog 5,2 kg<br />
und degradierte auch große<br />
Profikameras der F-Serie zu<br />
Anhängseln.<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 53<br />
5<br />
6
FOTOSCHULE<br />
TIPP<br />
Makroobjektive für Systemkameras<br />
gibt es mit unterschiedlichen<br />
Brennweiten im Bereich von<br />
50 mm bis etwa 200 mm [@KB].<br />
Für Naturaufnahmen empfehlen<br />
sich die Objektive mit längeren<br />
Brennweiten. Sie sind bei Tieraufnahmen<br />
von Vorteil, da sich<br />
die kleinen Modelle nicht gestört<br />
fühlen. Generell liegt ihr Vorteil<br />
darin, dass der größere Abstand<br />
zwischen Frontlinse und Motiv<br />
für eine bessere Ausleuchtung<br />
sorgt. Je näher man dem Motiv<br />
kommt, desto eher fällt der<br />
Schatten der Kamera oder der<br />
eigene Schatten darauf.<br />
TIPP<br />
Abhilfe bei Problemen mit der<br />
Ausleuchtung einer Makroaufnahme<br />
schaffen natürlich Ring-<br />
oder Makroblitzgeräte. Aber<br />
schon ein weißes Tuch, eine<br />
weiße Pappe oder auch Alufolie<br />
helfen, Licht in die Schattenpartien<br />
zu reflektieren!<br />
54 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
1 2<br />
3<br />
hier also viermal so groß wie der Sensor, aber man<br />
hat sich im Zusammenhang mit Abbildungsmaßstäben<br />
auf die Angabe der linearen Vergrößerung<br />
bzw. Verkleinerung festgelegt. Durch Einsatz eines<br />
Zwischenrings kann dann auch mit diesen Objektiven<br />
die Abbildung in Lebensgröße erzielt werden.<br />
Beim Umgang mit Makroobjektiven gilt es, zu<br />
beachten, dass im extremen Nahbereich die Schärfenzone<br />
zwar extrem schmal ist, dass es sich aber<br />
trotzdem nicht empfiehlt, abzublenden so weit es<br />
geht. Bei den sehr kleinen Blenden kommt die Beugungsunschärfe<br />
zum Tragen, die dem Gesamteindruck<br />
des Bildes abträglich ist. Wenn möglich, sollte<br />
ein Stativ zum Einsatz kommen, da schon kleinste<br />
Bewegungen während der Aufnahmen gnadenlos<br />
vergrößert werden. Einstellschlitten, die bereits im<br />
Zusammenhang mit den Superteleobjektiven eine<br />
Rolle spielten, können sich hier als sehr nützlich<br />
erweisen – etwa dann, wenn eine Sachaufnahme<br />
in einem bestimmten Abbildungsmaßstab gemacht<br />
werden soll. Mit einem Einstellschlitten ist die<br />
Umsetzung der Vorgabe recht bequem: Man stellt<br />
das Objektiv auf „manuelles Fokussieren“, wählt<br />
den Abbildungsmaßstab anhand der Skala, die<br />
auf dem Objektivtubus angebracht ist, und bringt<br />
dann das Stativ und die Kamera in etwa in Postition.<br />
Anschließend verschiebt man die Kamera auf dem<br />
Schlitten vor- oder zurück, bis das Objekt scharf im<br />
Sucher oder auf dem Monitor erscheint. Live-View<br />
mit einer guten Lupenfunktion ist in diesem Fall<br />
sehr hilfreich.<br />
4<br />
1 Im Normalfall sind die<br />
Hauptebene des Objektivs<br />
(rot) und die Bildebene (gelb)<br />
parallel zueinander ausgerichtet<br />
und es wird eine ebenso<br />
parallel dazu verlaufende<br />
Ebene (hellblau) scharf abgebildet.<br />
Durch Abblenden wird<br />
die Schärfenebene zur Schärfenzone<br />
erweitert. Eine schräg<br />
dazu verlaufende Objektebene<br />
(dunkelblau) wird nur zum<br />
Teil von der Schärfenebene<br />
und der Schärfenzone erfasst.<br />
2 Wird die Hauptebene des<br />
Objektivs so verschwenkt,<br />
dass sie, die Bildebene und<br />
die Objektebene sich in einer<br />
Linie schneiden, wird die<br />
Schärfenebene verlagert und<br />
kann an die Objektebene<br />
angepasst werden, die nun<br />
ganz in der Schärfe liegt.<br />
Shiftobjektive Wenn von Fach- oder Großformatkameras<br />
die Rede ist, wird meist die Größe des<br />
Aufnahmematerials als großer Vorteil erwähnt. Das<br />
ist zwar richtig, aber viele Fotografen sehen in der<br />
Verstellbarkeit dieser Kameras deren größten Vorzug.<br />
Verstellbar heißt, dass das Objektiv und das Rückteil<br />
mit dem Film oder dem großen Sensor nach oben,<br />
unten, rechts und links verschoben werden können.<br />
Damit durch das Verschieben die Abbildungsqualität<br />
nicht leidet, weisen die Objektive einen gegenüber<br />
dem Bildwinkel vergrößerten Bildkreis auf. Durch<br />
die Verschiebungen ist es z. B. möglich, stürzende<br />
Linien zu vermeiden oder einen Spiegel von vorn<br />
ohne perspektivische Verzerrung zu fotografieren,<br />
ohne dass die Kamera im Spiegel zu sehen ist.<br />
Shiftobjektive übertragen diese Möglichkeiten in<br />
kleinerem Maßstab in die Fotografie mit Spiegelreflexkameras.<br />
Hier kann allerdings nur das Objektiv,<br />
nicht aber die Sensorebene verschoben werden, was<br />
aber auch schon große Vorteile bei Architektur- oder<br />
Sachaufnahmen bringt.<br />
Tilt/Shift-Objektive enstprechen in der Shift-<br />
Funktion den Shiftobjektiven. Das heißt, dass man<br />
sie nach oben, unten, rechts und links schieben<br />
kann. Zusätzlich kann man sie schwenken. Das<br />
erinnert erneut an die Arbeit mit Fachkameras –<br />
wieder mit der Einschränkung, dass bei der Arbeit<br />
mit T/S-Objektiven nur das Objektiv geschwenkt<br />
werden kann, während bei Fachkameras Front- und<br />
Rückstandarte bewegt werden können. Fotos/Grafiken: Nikon (1, 2) – Herbert Kaspar (3, 4) –<br />
Louise Roach | Dreamstime.com (5) – Sony (6) – CeWe Color (7, 8) – locr (9)
Die Tilt-Funktion eröffnet den Zugriff auf die<br />
„Scheimpflug-Verstellung“, die oft „Schärfendehnung<br />
nach Scheimpflug“ genannt wird – was aber<br />
falsch ist. Im Normalfall erfasst ein Objektiv eine<br />
Ebene scharf, die parallel zur Bildebene (Sensor-<br />
bzw. Filmebene) angeordnet ist. Durch Abblenden<br />
kann man die Schärfenebene zur Schärfenzone<br />
erweitern und es werden auch Objekte scharf<br />
abgebildet, die vor oder hinter der eigentlichen<br />
Schärfenebene liegen. Neigt man ein Shiftobjektiv<br />
(bzw. die Frontstandarte einer Fachkamera) so, dass<br />
sich Objektebene, Hauptebene des Objektivs und<br />
Bildebene in einer Linie schneiden, verlagert sich<br />
die Schärfenebene. Im Idealfall wird eine Ebene, die<br />
nicht parallel zur Bildebene verläuft von nah bis fern<br />
scharf erfasst, ohne dass das Objektiv abgeblendet<br />
wird. Das heißt: die Schärfe wird nicht „gedehnt“,<br />
sondern die Schärfenebene kann verlagert und an<br />
eine Objektebene angepasst werden, die in einem<br />
Winkel zur Bildebene verläuft. Abblenden erweitert<br />
auch hier die Schärfenebene zur Schärfenzone, kann<br />
aber sehr fein dosiert werden. Es ist auf jeden Fall<br />
möglich, unterhalb der Grenze zu bleiben, ab der<br />
Beugungsunschärfen auftreten.<br />
Schwenkt man das Objektiv entgegengesetzt, kann<br />
die Schärfe auf ein sehr schmales Band reduziert<br />
werden, was für effektvolle Aufnahmen interessanter<br />
ist als Schärfe von vorn bis hinten.<br />
Softfokusobjektive Nicht immer ist perfekte<br />
Schärfe das richtige Mittel, um das Bild wirken zu<br />
5<br />
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Aktfotos 3 sind ein typisches Einsatzgebiet<br />
für Weichzeichner, sei es durch Filter oder<br />
durch spezielle Weichzeichnerobjektive 4,<br />
die im mittleren Brennweitenbereich angesiedelt<br />
und daher gut für Aufnahmen von<br />
Personen geeignet sind.<br />
lassen. Bei Porträts, Bildern von Babys, Aktaufnahmen,<br />
Blumen- und Landschaftsfotos kann es dem<br />
Bild sehr zuträglich sein, wenn es von einer gewissen<br />
Weichheit bestimmt wird. Schon einfache Hilfsmittel<br />
genügen, um diesen Effekt zu erzielen. Vaseline oder<br />
eine andere farblose Creme auf einem billigen UV-<br />
Filter verreiben, Frontlinse anhauchen oder einen<br />
Teil eines Nylonstrumpfes vor das Objektiv spannen<br />
– alles führt dazu, dass die Schärfenleistung des<br />
Objektivs leidet, was zum angestrebten Effekt führt.<br />
Etwas professioneller sind Weichzeichner-Vorsatzlinsen.<br />
Konzentrische Kreise oder Noppen sorgen<br />
dafür, dass das Bild weich wirkt.<br />
Wer sehr oft auf knackige Schärfe verzichten möchte,<br />
findet den richtigen Partner in einem speziellen<br />
Weichzeichner-Objektiv. In der Regel handelt es<br />
sich um kurze Teleobjektive, die ja sehr gut für<br />
Porträts geeignet sind und auch die anderen oben<br />
genannten Bereiche gut bedienen. Die leichte,<br />
schmeichelnde Unschärfe wird z. B. erzielt, indem die<br />
sphärische Aberration gezielt ins Bild geholt wird –<br />
ein Abbildungsfehler, der normalerweise möglichst<br />
ganz auskorrigiert wird. Je nach Einstellung wird ein<br />
scharfes „Kernbild“ von einem mehr oder weniger<br />
deutlich unscharfen Bild überlagert.<br />
Zwei Objektive von Nikon lassen sich auch für die<br />
Weichzeichnung einsetzen, bieten aber darüber<br />
hinaus die Möglichkeit, das Erscheinungsbild der<br />
Unschärfe in Vorder- oder Hintergrund („Bokeh“)<br />
zu bestimmen.<br />
6<br />
7<br />
TIPP<br />
Wer nach dem Urlaub nach<br />
Hause kommt, fragt sich bei<br />
manchem Bild, wo es denn<br />
wohl entstanden ist. GPS-Daten,<br />
die parallel zu den Bildern<br />
gespeichert wurden, geben<br />
schnell und sicher Antwort auf<br />
diese Fragen.<br />
Durch die Zusammenarbeit<br />
von CeWe Color und locr ist es<br />
nun problemlos möglich, diese<br />
Daten auch bei der Erstellung<br />
eines CeWe <strong>Fotobuch</strong>es zu nutzen<br />
und beispielsweise Kartenausschnitte<br />
mit eingezeichneten<br />
Aufnahmeorten einzubinden.<br />
Damit werden die Fotobücher<br />
aus Oldenburg noch ein Stück<br />
attraktiver.<br />
Wenn die Urlaubsbilder<br />
(oder Filme) vorgeführt werden<br />
sollen, kann man bei CeWe<br />
Color passende Einladungskarten<br />
von eigenen Fotos machen<br />
lassen – aber auch für Einladungen<br />
zum Geburtstag, zum<br />
gemeinsamen Abendessen oder<br />
zur Feier des bestandenen Abiturs<br />
(ein paar Jahre nach der<br />
Einschulung, e Seite 49).<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 55<br />
8<br />
9
FOTOSCHULE<br />
Wussten Sie, ...<br />
… dass Fotografie mit Weichzeichnern<br />
in den 70er und<br />
Anfang der 80er Jahre sehr<br />
großes Interesse fand? David<br />
Hamilton (*1933) war mit<br />
Büchern und Postkarten, die<br />
junge, meist blonde oder rothaarige<br />
Mädchen verspielt oder<br />
nur spärlich bekleidet zeigten,<br />
überaus erfolgreich. Sogar auf<br />
Spielfilme wurde die Weichzeichner-Optik<br />
übertragen.<br />
Wussten Sie, ...<br />
… dass eines der berühmtesten<br />
Weichzeichnerobjektive<br />
aus München kam? Beim<br />
Rodenstock Imagon konnte die<br />
weichzeichnende Wirkung durch<br />
einschiebbare Siebblenden mit<br />
unterschiedlich großen Löchern<br />
gesteuert werden.<br />
56 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
1<br />
2<br />
Leichtes Überbelichten und eine weit offene Blende<br />
tun das Ihre, um die Wirkung der verschiedenen<br />
Weichzeichner zu unterstützen. Gegebenenfalls kann<br />
per Software nachgearbeitet werden.<br />
Spiegelobjektive sind sehr kurze Objektive<br />
mit sehr langer Brennweite. Die kurze Bauweise<br />
wird durch einen Trick möglich: Der Strahlengang<br />
ist gefaltet. Das Licht fällt durch die ringförmige<br />
Frontlinse auf einen ringförmigen Spiegel hinten im<br />
Objektiv und wird von dort nach vorn reflektiert. In<br />
der Mitte der Frontlinse sitzt ein zweiter, runder Spiegel,<br />
der das Licht durch ein Linsensystem in der Mitte<br />
des ringförmigen Spiegels in die Bildebene schickt.<br />
Der Einsatz der Spiegel hat zudem den Vorteil, dass<br />
sie keine chromatische Aberration aufweisen. Wenn<br />
der Spiegel auf der Rückseite einer Glasschicht sitzt,<br />
kann diese – wie auch die Linsen im System – zur<br />
Korrektur anderer Abbildungsfehler herangezogen<br />
werden (genau genommen handelt es sich also<br />
um „Spiegellinsenobjektive“ oder „katadioptrische<br />
Systeme“ – aber die Bezeichnung „Spiegelobjektive“<br />
hat sich durchgesetzt).<br />
Leider gibt es nicht nur Vorteile. So können Spiegelobjektive<br />
nicht abgeblendet werden (Ausnahmen<br />
bestätigen die Regel, e rechts), da für eine Irisblende<br />
kein ordentlicher Platz ist. Die größte Öffnung ist<br />
gleichzeitig die einzige Blende, die zur Verfügung<br />
steht, und die ist zu allem Überfluss nicht sehr<br />
groß. Werte zwischen 5,6 und 8 sind die Regel. Die<br />
Belichtungssteuerung erfolgt über die Verschlusszeit<br />
und/oder Empfindlichkeit, die lieber etwas höher<br />
gewählt werden sollte, um kurze Verschlusszeiten<br />
zu sichern. Mit einer Ausnahme (Sony 8/500 mm<br />
Reflex) müssen Spiegelobjektive manuell fokussiert<br />
werden, was wenig Freude macht, wenn der Reflexsucher<br />
auch noch klein ist. Dunkel ist er wegen der<br />
geringen Anfangsöffnung des Objektivs ohnehin.<br />
Ob sie als Vorteil, Nachteil oder neutral betrachtet<br />
werden, hängt vom einzelnen Fotografen ab.<br />
Da sie nicht zu vermeiden sind, sollte man sich<br />
aber mit ihnen anfreunden. Die Rede ist von den<br />
„Unschärfekringeln“. Punkte außerhalb der Schärfenzone<br />
werden von Linsenobjektiven als Scheibchen<br />
wiedergegeben, von Spiegelobjektiven als Kringel.<br />
Sie fallen besonders auf, wenn Lichtpunkte in der<br />
Unschärfe liegen – etwa Reflexe auf Wasser oder<br />
kleine Zwischenräume zwischen den Blättern eines<br />
Baumes oder Busches.<br />
(2-6)<br />
Abbildungsfehler<br />
Kaspar<br />
Jedes Objektiv ist ein Kompromiss aus Wünschens-<br />
Herbert<br />
wertem, Machbarem, Größe, Gewicht und Preis –<br />
– und ist daher mit kleineren, manchmal größeren (1)<br />
Restfehlern behaftet. Mit aufwendigen Testverfahren<br />
kann man auch kleinste Fehler nachweisen. Wie Sony<br />
wichtig ist das für den Fotoalltag?<br />
Ehe wir einen Blick auf einige Fehler werfen, die<br />
bei Diskussionen über Bildqualität häufig genannt<br />
werden, einige Anmerkungen. Fotos/Grafiken:<br />
3<br />
4
Spiegelobjektive (eigentlich: Spiegellinsenobjektive) 1 bieten<br />
in einem kurzen Gehäuse eine lange Brennweite, da der Strahlengang<br />
„gefaltet“ ist 2. Damit kann man „dem Elefanten<br />
ins Auge schauen“ 3, ohne ihm zu nahe zu kommen. Der<br />
Spiegel hinter der Frontlinse sorgt mit dafür, dass Punkte im<br />
Unschärfenbereich als Kringel wiedergegeben werden, wie der<br />
100-Prozent-Ausschnitt aus einem anderen Bild 4 zeigt.<br />
P Technische Qualität allein macht kein gutes<br />
Bild. Der Fotograf muss auf jeden Fall das Motiv<br />
sehen, den passenden Standort und die passende<br />
Brennweite wählen. Wenn die Kamera es ermöglicht,<br />
wird das Bild zudem mit Blende (Schärfenzone) und<br />
Verschlusszeit (Bewegung im Bild) gestaltet. Das war<br />
schon so, als noch schwarz/weiß auf Glasplatten<br />
fotografiert wurde und hat sich im Prinzip weder<br />
durch andere Aufnahmematerialien noch durch<br />
technische Entwicklungen geändert – obwohl diese<br />
natürlich mehr Möglichkeiten erschlossen. Ob diese<br />
sinnvoll sind oder nicht, ist eine andere Frage.<br />
P Ab wann mangelnde technische Qualität die<br />
Bildqualität negativ beeinflusst, hängt von den<br />
verschiedensten Faktoren ab. Bei Urlaubsschnappschüssen<br />
von Kindern am Strand, die in der Bildmitte<br />
zu sehen sind, ist Randunschärfe kein Problem,<br />
bei Makroaufnahmen einer fast ebenen Vorlage<br />
schon. Verzeichnung und Vignettierung stören kein<br />
bisschen, wenn ein Reporter eine packende Szene<br />
fotografiert. Sie stören aber sehr, wenn formatfüllende<br />
Architekturaufnahmen anstehen.<br />
P Obwohl es mit Labortests möglich ist, die absolute<br />
Leistung verschiedener Objektive zu vergleichen, ist<br />
der Blick auf entsprechende Punktewertungen beim<br />
Kaufentscheid nicht unbedingt der Weisheit letzter<br />
Schluss. Wer Flexibilität sucht, wird ein Zoom vorziehen,<br />
auch wenn einzelne Festbrennweiten jeweils<br />
bessere Leistung bei weit offenen Blenden bringen.<br />
Wer noch mehr Flexibilität sucht, wird ein Superzoom<br />
powered by<br />
5<br />
Es muss nicht immer so extrem sein wie bei der Aufnahme von<br />
Kamera-Oldies mit einem 24-mm-Objektiv mit weit offener<br />
Blende an einer Vollformatkamera 5 – aber es gibt viele, sehr<br />
viele Motive, bei denen Randschärfe bzw. Randunschärfe<br />
wirklich keine Rolle spielt. Wenn sie gemessen werden soll,<br />
geschieht das mit Testtafeln 6 im Studio unter immer gleichen<br />
Bedingungen, die es in der Praxis allerdings nicht gibt.<br />
wählen, auch wenn kürzere Zooms in einigen Bereichen<br />
bessere Punktewertungen einfahren. Wer gern<br />
mit einer kleinen, vielseitigen Ausrüstung unterwegs<br />
ist, wird eine Kompakt- oder All-in-One-Kamera<br />
mit großem Zoom wählen, auch wenn D-SLRs mit<br />
lichtstarken Top-Objektiven besser sind.<br />
P Die Abbildungsqualität des Objektivs wird nicht<br />
von jedem Sensor und jeder Kamerasoftware gleich<br />
umgesetzt. Das heißt, dass ein für sich genommen<br />
gutes Objektiv (das kann man mit der sogenannten<br />
MTF-Messung feststellen) an der einen Kamera<br />
bessere Bilder bringt als einer anderen.<br />
P Objektive werden in (großen) Serien gefertigt –<br />
und nicht jedes Objektiv der Serie ist wie das andere.<br />
Die Serienstreuung kann dazu führen, dass zwei<br />
gleiche Objektive an einer Kamera unterschiedliche<br />
Ergebnisse bringen und dass sich diese Ergebnisse<br />
wieder verschieben, wenn man die beiden Objektive<br />
an unterschiedlichen Kameratypen einsetzt – zum<br />
Beispiel am Einsteiger- und Mittelklassemodell eines<br />
Herstellers oder an Kameras unterschiedlicher Hersteller,<br />
was mit „Fremdobjektiven“ ja möglich ist.<br />
P Abbildungsfehler sind nur dann störend, wenn<br />
man sie unter optimalen Betrachtungsbedingungen<br />
sieht. Schon die Präsentation eines Bildes auf einem<br />
Monitor, der weniger Bildpunkte aufweist als das<br />
Bild, gehört streng genommen nicht dazu. Betrachtet<br />
man das Bild mit der 100-Prozent-Einstellung,<br />
entspricht ein Pixel im Bild einem Monitor-Bildpunkt,<br />
Wussten Sie, ...<br />
… dass das Goema Katoptar<br />
8/500 mm ein echtes Spiegelobjektiv<br />
war? Der Aufbau als<br />
„Schiefspiegler“ brachte es mit<br />
sich, dass die Kombination aus<br />
Kamera und Objektiv bei der<br />
Aufnahme am Objekt vorbeizuschauen<br />
schien und dass das<br />
Objektiv abgeblendet werden<br />
konnte. Der Blendenbereich<br />
ging von 8 bis 32.<br />
TIPP<br />
6<br />
Das Spiegelobjektiv ist eng<br />
verwandt mit dem Spiegelteleskop.<br />
Warum also nicht einmal<br />
den Mond fotografieren? Auch<br />
nachts reichen bei Blende 8<br />
und ISO 100 Verschlusszeiten<br />
um 1/125 Sek. Die kurze Verschlusszeit<br />
mag verwundern,<br />
aber man darf nicht vergessen,<br />
dass man mit dem Mond eine<br />
helle, sonnenbeschienene<br />
Oberfläche fotografiert. Nach<br />
jeder Aufnahme das Sucherbild<br />
kontrollieren! Die Erdrotation<br />
lässt den Mond zügig durchs<br />
Bildfeld wandern.<br />
d-<strong>pixx</strong> 3/2009 57
FOTOSCHULE<br />
Digitalfotografie ist ein Paket, zu dem neben Kamera<br />
und Objektiv auch Software gehört. Die mitgelieferten<br />
Programme lassen sich durch externe 1 ergänzen. Wer<br />
auf diese Möglichkeiten verzichtet, verschenkt Bildqualität<br />
und nutzt die Digitaltechnik nicht aus.<br />
Erinnern Sie sich, ...<br />
… wie in den 70er Jahren des<br />
vergangenen Jahrhunderts die<br />
Tatsache, dass ein Computer<br />
bei der Konstruktion des Objektivs<br />
eingesetzt worden war, für<br />
die Werbung genutzt wurde?<br />
Das Zauberwort hieß „computergerechnet“<br />
– und es ist<br />
davon auszugehen, dass viele<br />
Laptops heute leistungsstärker<br />
sind als die damaligen elektronischen<br />
Rechenknechte.<br />
58 d-<strong>pixx</strong> 3/2009<br />
2 3<br />
der aus drei Dots in Rot, Grün und Blau aufgebaut<br />
ist. Das ist zwar der Beurteilung der technischen<br />
Qualität zuträglich, aber man sieht nur einen Bildausschnitt.<br />
Schaut man das ganze Bild auf dem<br />
Monitor an, muss es heruntergerechnet werden, was<br />
der technischen Qualität nicht zugutekommt – ganz<br />
abgesehen davon, dass der Monitor selbst unter<br />
einer ungleichmäßigen Helligkeitsverteilung leiden<br />
kann. Druckt man ein Bild aus, kommt es meist<br />
wieder zur Verkleinerung des Bildes, die Qualität<br />
des Druckers spielt eine wichtige Rolle und nicht<br />
zuletzt ist der Betrachtungsabstand wichtig. Der<br />
richtige Betrachtungsabstand entspricht in etwa der<br />
Bilddiagonalen – bei kleineren Formaten wird man<br />
in der Regel den Abstand einhalten, aus dem man<br />
auch A4-Bilder anschaut.<br />
P In der analogen Fotografie wurde das Bild auf<br />
dem Negativ oder Dia so aufgezeichnet, wie es<br />
vom Objektiv geliefert wurde – alle Abbildungsfehler<br />
inklusive. Basta. Der Datensatz, den der Sensor einer<br />
Digitalkamera liefert, ist dagegen noch in vielerlei<br />
Hinsicht „formbar“. Neuere Kameras haben Bildbearbeitungssoftware<br />
eingebaut, die eine Reihe von<br />
Abbildungsfehlern aus dem Bild rechnet – pauschal<br />
oder ganz speziell auf bestimmte Objektive abgestimmt.<br />
Hinzu kommen externe Programme wie<br />
DxO, die Korrekturmodule für bestimmte Kamera/<br />
Objektivkombinationen enthalten und die Bilder<br />
automatisch korrigieren. Und nicht zu vergessen die<br />
vielen Bildbearbeitungsprogramme, die ebenfalls<br />
die Optimierung der Bilder erlauben.<br />
Das absolut makellose Objektiv<br />
für den Amateur- oder Profialltag<br />
gibt es nicht. Aber die<br />
Leistung des Objektivs ist ja<br />
nicht allein ausschlaggebend für<br />
einen Kaufentscheid. Ein anderes<br />
Kriterium ist die Bequemlichkeit.<br />
Die D-SLR mit 24-105-mm-Zoom<br />
2 wiegt fast eineinhalb Kilo, die<br />
All-in-One-Kamera 3 keine 600<br />
Gramm – und bietet alle Brennweiten<br />
von 28 mm bis 560 mm<br />
[@KB] ohne Objektivwechsel!<br />
Kurz gesagt: Abbildungsfehler von Objektiven<br />
müssen, wie andere Bildfehler auch, differenziert<br />
betrachtet werden, wobei die Frage „Was will ich<br />
mit den Bildern machen?“ im Mittelpunkt steht.<br />
Abbildungsfehler müssen auch nicht mehr als gegeben<br />
und unabwendbar hingenommen werden<br />
– schließlich ist es einer der großen Vorteile der<br />
Digitalfotografie, dass man Daten hat, die sich<br />
bearbeiten lassen.<br />
Wichtig ist, dass man Bilder anschaut, nachdem<br />
sie mindestens mit den zur Verfügung stehenden<br />
Mitteln (kamerainterne Software, mitgelieferte Software)<br />
optimiert wurden, vielleicht auch mit einem<br />
zusätzlichen Programm. Wenn dann noch Fehler<br />
stören, passt ein Objektiv oder eine Kamera nicht<br />
zu einem. Wenn es keine sichtbaren Fehler mehr<br />
gibt, ist alles bestens. Praxisbilder in Originalgröße<br />
auf www.d-<strong>pixx</strong>.de helfen Ihnen, sich eine eigene<br />
Meinung zu bilden.<br />
3) (2,<br />
Im nächsten Heft ...<br />
Canon<br />
... schauen wir einige Abbildungsfehler an (und wie –<br />
man sie loswerden kann) und kommen dann zu den (1)<br />
Kameratypen und ihrer Ausstattung. Später gehen<br />
wir auf Belichtungsmessung und -steuerung ein,<br />
Kaspar<br />
betrachten, wie man mit Blende und Verschlusszeit<br />
das Bild beeinflusst, was es mit dem Weißabgleich<br />
und dem Autofokus auf sich hat, und mehr.<br />
Herbert<br />
Herbert Kaspar ....................................................... Fotos:<br />
1