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Interview mit Hans-Jürgen Hufeisen, Komponist und studierter ...

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<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hans</strong>-<strong>Jürgen</strong> <strong>Hufeisen</strong><br />

Ostern bedeutet auch Aufstehen für die Liebe unter allen Völkern<br />

Warum empfinden Sie sich selbst als <strong>Hans</strong> im Glück?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Weil meine Mutter mir den Namen „<strong>Hans</strong>“ gegeben hatte. Ich habe mir den<br />

Namen ja nicht ausgesucht. Aber ich habe, glaube ich, bis heute in meiner ganzen<br />

Lebenslaufbahn eine Menge Glück gehabt.<br />

Mussten Sie sich als Kind sehr durchkämpfen? Wie Sie sagten, hat Sie Ihre Mutter<br />

verstoßen <strong>und</strong> Ihr musikalisches Talent wurde nicht gerade gefördert.<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Ich hatte, bis ich Musik studierte in Essen, vier verschiedene Pflegeeltern. Also<br />

vier Mütter, vier Väter. War aber auch toll. Die hatten mich schon gefördert. So dass ich dann<br />

<strong>mit</strong> 16 Jahren anfing, Musik zu studieren.<br />

Was sind Ihre Quellen der Inspiration?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Reisen, Augen auf, Ohren auf. Und nicht glauben, dass ich die Weisheit <strong>mit</strong> dem<br />

Löffel gefressen habe.<br />

Wie finden Sie den Weg zu Ihren Kompositonen?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Indem ich erstmal die vielen Gedanken ordne, die ich habe. Denn sonst würde ein<br />

Riesenvogelkonzert entstehen. Ich suche mir ein Thema aus, z.B. das Thema Sonnenlicht.<br />

Dann konzentriere ich alle Töne, die ich dann finde, wirklich auf das Thema Sonne <strong>und</strong> Licht.<br />

Hätten Sie gerne zurzeit der Kelten gelebt?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Einerseits ja. Nämlich deshalb, weil es, glaube ich, eine langsamere Zeit war als<br />

heute <strong>und</strong> eine sehr spirituelle Zeit. Vielleicht entdecken wir sie heute wieder.<br />

Andererseits aber nein, denn zu der Zeit waren Mord <strong>und</strong> Totschlag angesagt. Es wurden oft<br />

die keltischen Mönche <strong>und</strong> die Klöster überfallen. Da weiß ich nicht, ob ich da gerne gelebt<br />

hätte. Aber wer weiß. Heute leben wir genauso unsicher, vor allem in den Großstädten<br />

dieser Welt.<br />

Haben Sie eine besondere Beziehung zu Irland? Reisen Sie dorthin, um Ideen für Ihre<br />

Musik zu bekommen?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Ich finde Inseln überhaupt faszinierend. Die haben etwas Besonderes für uns<br />

Menschen. Sie können nicht sagen, dass die Kultur einer Insel einfach wegschwimme wie<br />

auf großen Festländern. Nein, die Inseln bewahren häufig noch ihre alten Kulturen. Trotzdem<br />

gehen sie weiter in die Zukunft. Dies können Sie auf ganz vielen Inseln, z.B. auf der Insel<br />

Menorca oder auf Patmos in Griechenland sehen. Irland ist für mich eine besondere Stätte,<br />

die vor ca. 1000 Jahren prägend war für unseren <strong>mit</strong>teleuropäischen Raum.<br />

Wollen Sie durch Ihre Musik auch Ihren Glauben ausdrücken?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Wenn ich komponiere, höre ich zunächst sehr genau hin <strong>und</strong> mache die Augen<br />

auf. Denn ich muss wissen, was ich spiele. Bei diesem Tun suche <strong>und</strong> finde ich auch meinen<br />

spirituellen Glauben. Und den bringe ich dann in meine Musik ein.


Was wollen Sie <strong>mit</strong> der Musik anderen Menschen ver<strong>mit</strong>teln?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Ich denke, dass einfach die Herzen freier werden.<br />

Wo liegt Ihr Schwerpunkt auf Ihren musikalisch-spirituellen Reisen?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Mein Schwerpunkt in den nächsten zwei Jahren werden Reisen nach Israel,<br />

Jordanien, Irland, Südfrankreich sein, Südfrankreich als das Land der Troubadours. Das ist<br />

auch ein ganz spannendes Thema. Übernächstes Jahr nach Südafrika.<br />

Diese Reisen unternehmen Sie <strong>mit</strong> Biblische Reisen aus Stuttgart als eine Art<br />

musikalischer Reiseleiter?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Ich bin nicht nur musikalischer Reiseleiter, sondern gehe <strong>mit</strong> den Menschen<br />

dorthin, um beseelte Orte zu erleben. Es kann sein, dass ich mal gar nicht Flöte spiele,<br />

sondern dass einfach Stille im Raum herrscht. Das ist mein Thema. Beseelte Orte besuchen,<br />

wo Menschen schon vor Jahrh<strong>und</strong>erten waren. Es zu würdigen, dass sie da waren <strong>und</strong> dass<br />

ich jetzt als lebender Mensch diesen Boden betreten kann. Aber <strong>mit</strong> Ehrfurcht. Dann möchte<br />

ich auch das, was ich dort erlebt habe, in die Welt <strong>mit</strong> hineinnehmen.<br />

Was bedeutet Ostern für Sie?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Ostern bedeutet für mich nicht nur, dass wir einen Leidensweg abschließen,<br />

sondern da ist etwas Neues aufgegangen. In der westlichen Kultur glauben wir daran, dass<br />

Christus auferstanden ist. Ich meine Aufstehen auch im wörtlichen Sinne. Dass wir aufstehen<br />

für die Liebe unter allen Völkern.<br />

Wie werden Sie Ostern feiern?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: In diesem Jahr werde ich Ostern feiern <strong>mit</strong> einem großen Konzert in der<br />

Kathedrale in Palma de Mallorca. Da bin ich eingeladen, ein Osterkonzert zu spielen.<br />

Was halten Sie von dem neuen Spielfilm „Die Passion Christi“?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Hier wird wieder etwas fortgesetzt, was die christliche Kultur, hauptsächlich die<br />

abendländische Kultur sehr massiv in die Herzen der Menschen eingepflanzt hat, nämlich<br />

die Vertiefung in Folter, Gewalt <strong>und</strong> Leiden. Ein Leichnam am Kreuz, das hat mir als Kind<br />

Angst gemacht. Mir ist das Kreuz, das die Iren haben, die keltischen Kreuz <strong>mit</strong> dem Kreis<br />

darin lieber. Der Kreis bedeutet das Sonnenlicht, das die Auferstehung zeigt, nicht nur die<br />

Passion der Menschheit, sondern das Leben. Wir müssen Hoffnung ver<strong>mit</strong>teln. Von daher<br />

kann ich diesen Film, der wieder einmal butrünstig das Leiden zeigt, nicht gut heißen.<br />

Was sagen Sie zu den Vorwürfen, dass der Film antise<strong>mit</strong>isch sei?<br />

<strong>Hufeisen</strong>: Die Darstellung der Juden als Christusmörder folgt aus der Konzentration auf das<br />

Kreuz. Daraus ist schon viel Unrecht entstanden. Darum bleibe ich dabei: Wir brauchen<br />

andere Bilder, eine neue Sprache, Symbole, die Leben eröffnen.<br />

Die Fragen stellte die Onlineredakteurin Silke Nenzel.<br />

Magdeburg, den 19. März 2004

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