STIFTSFRAUEN - Kloster Stift zum Heiligengrabe
STIFTSFRAUEN - Kloster Stift zum Heiligengrabe
STIFTSFRAUEN - Kloster Stift zum Heiligengrabe
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Der Weg zur <strong>Stift</strong>sfrau<br />
Seit Jahrhunderten haben Frauen teils aus innerer Berufung,<br />
teils auch aus der Notwendigkeit der Familien<br />
heraus das Leben im <strong>Kloster</strong> gesucht. Das Gelübde, sich<br />
als Ordensschwester zu verpflichten, galt für ein ganzes<br />
Leben (bis zur Reformation auch in <strong>Heiligengrabe</strong>).<br />
Die <strong>Stift</strong>sfrauen heutiger Zeit können diese Entscheidung<br />
auch für eine begrenzte Anzahl von Jahren oder<br />
gar auf Probe treffen. Für diese Zeit der Orientierung<br />
steht eine kleine Wohnung zur Verfügung, die abgesehen<br />
von den Nebenkosten kostenfrei genutzt werden<br />
kann. Für die Aufnahme in den Konvent ist finanzielle<br />
Unabhängigkeit Voraussetzung. Die <strong>Stift</strong>sfrauen<br />
erhalten für ihren Dienst lediglich eine Aufwandsentschädigung<br />
(Präbende). Daher ist der Frühruhestand<br />
die beste Zeit für den Eintritt in die Gemeinschaft.<br />
„Mit sechzig Jahren beginnt eine sehr kraftvolle Zeit“, so<br />
erfahren es zahlreiche Frauen und machen sich nach der<br />
fordernden Zeit in Beruf oder Familie noch einmal auf<br />
den Weg. Oft steht auch eine persönliche Krise oder ein<br />
Verlust am Beginn dieser Suche nach neuem Lebenssinn.<br />
Sollten später gesundheitliche Beeinträchtigungen das<br />
Leben beschwerlicher machen, sind mit der benachbarten<br />
diakonischen Einrichtung des Friedenshortes alle<br />
Möglichkeiten der Betreuung und Pflege im Alter gegeben.<br />
„Wir heißen Sie willkommen!“<br />
Titel: Äbtissin Dr. Friederike Rupprecht<br />
Links: <strong>Stift</strong>sfrau Barbara Prauss<br />
Rechts: <strong>Stift</strong>sfrau Christa Schwede<br />
Das Zeichen<br />
der Gemeinschaft<br />
Die <strong>Stift</strong>sfrauen der <strong>Heiligengrabe</strong>r Gemeinschaft tragen<br />
das Jerusalemer Kreuz als Brosche oder Kette – ein Zeichen<br />
ihrer geistigen, geistlichen und gemeinschaftlichen<br />
Lebenshaltung.<br />
Ursprünglich gestiftet vom Landesherren, wies es die<br />
Trägerinnen der einstigen „Frauenorden“ sichtbar als<br />
<strong>Stift</strong>sdamen aus. Es ermöglichte damit auch unverheirateten<br />
adligen Frauen ein selbstständiges Auftreten in der<br />
Öffentlichkeit und am Hofe.<br />
„Heute verstehen wir unser Zeichen nicht mehr als Orden“,<br />
erläutert Äbtissin Rupprecht. „Wir tragen es als<br />
christliches Symbol, das uns an unsere gemeinschaftliche<br />
Selbstverpflichtung erinnert. Es ist für uns ein Zeichen<br />
der Versöhnung, an der wir in <strong>Heiligengrabe</strong> mitarbeiten<br />
wollen.“<br />
<strong>Kloster</strong> <strong>Stift</strong> <strong>zum</strong> <strong>Heiligengrabe</strong><br />
<strong>Stift</strong>sgelände 1<br />
16909 <strong>Heiligengrabe</strong><br />
Telefon 033962 808-0<br />
Telefax 033962 808-30<br />
klosterstift<strong>zum</strong>heiligengrabe@t-online.de<br />
www.klosterstift-heiligengrabe.de<br />
Layout: Kathrin Reiter, Fotos: Klaus-Peter Mantey und Hagen Immel, Text: Susanne Liedtke<br />
<strong>Kloster</strong> <strong>Stift</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>Heiligengrabe</strong><br />
<strong>STIFTSFRAUEN</strong><br />
Leben und Arbeiten in der Gemeinschaft<br />
Ora et labora.
Leben im Konvent<br />
Während der mehr als 700-jährigen Geschichte des<br />
<strong>Kloster</strong>s und <strong>Stift</strong>es <strong>zum</strong> Heiligen Grabe hat es in unterschiedlichen<br />
Weisen immer eine Frauengemeinschaft<br />
gegeben, die mit ihrer Arbeit und ihrem Gebet das Leben<br />
des <strong>Kloster</strong>s geprägt hat.<br />
Der heute bestehende kleine evangelische Konvent der<br />
<strong>Stift</strong>sfrauen lebt nach dem Leitsatz der Zisterzienserinnen<br />
„ora et labora“ – bete und arbeite. Jede der Frauen<br />
hat eine eigene Aufgabe, die sie frei wählt und nach<br />
ihren Möglichkeiten und Begabungen gestaltet. Einige<br />
gemeinsame Gebetszeiten sind für alle <strong>Stift</strong>sfrauen verbindlich,<br />
daneben sucht jede tägliche Zeiten der Stille<br />
für sich allein. „Dabei verbinden sich mit der Zeit Arbeit<br />
und Gebete“, erklärt Äbtissin Friederike Rupprecht, „so<br />
erkennen wir, dass wir auch im Alltag bei ganz gewöhnlichen<br />
Arbeiten in der Gegenwart Gottes leben“. Auch<br />
mit Konflikten, die in jeder menschlichen Gemeinschaft<br />
unumgänglich sind, lässt sich nach Andacht und Gebet<br />
klarer umgehen. Drei weitere Frauen leben derzeit mit ihr<br />
als <strong>Stift</strong>sfrauen in <strong>Heiligengrabe</strong> - eine kleine geistliche<br />
Welt innerhalb des großen <strong>Kloster</strong>geländes.<br />
Außerdem gehören zur Gemeinschaft externe <strong>Stift</strong>sfrauen,<br />
welche außerhalb leben.<br />
Geschichtlicher Überblick<br />
von Nonnen, <strong>Stift</strong>sdamen und <strong>Stift</strong>sfrauen<br />
1287<br />
Elf Nonnen aus <strong>Kloster</strong><br />
Neuendorf beziehen das<br />
neue <strong>Kloster</strong> bei Techow<br />
(ab 1317: <strong>Kloster</strong> <strong>zum</strong><br />
Heiligen Grab).<br />
vor 1400<br />
Unter den Händen<br />
der Nonnen ensteht<br />
ein Fastentuch mit<br />
Darstellungen aus<br />
Leben, Passion und<br />
Auferstehung Christi.<br />
bis 1532<br />
Unter Äbtissin Anna von Rohr entsteht<br />
die Heiliggrabkapelle. Diese Äbtissin<br />
gibt auch den Druck und die Malereien<br />
der Gründungslegende in Auftrag.<br />
1542-1548<br />
Anna von Quitzow und die<br />
Nonnen wehren sich erfolgreich<br />
gegen die Auflösung des <strong>Kloster</strong>s<br />
im Zuge der Reformation.<br />
Sie werden evangelisch, behalten<br />
aber ihre Gewänder und Riten<br />
noch lange bei.<br />
Aufgaben in der Gemeinschaft<br />
Das umfangreiche Veranstaltungsangebot dieses Ortes<br />
lebt mit und von den <strong>Stift</strong>sfrauen, die mit den angestellten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam<br />
Konzerte, Seminare und Angebote des Rückzugs organisieren<br />
und begleiten. Während ihres Berufslebens waren<br />
sie vielleicht Familienfrau, Lehrerin oder Sozialpädagogin<br />
– nun sind sie im <strong>Kloster</strong>laden, dem Kräutergarten<br />
oder in der Information und bei Führungen zu treffen,<br />
geben Gästen Auskunft und Beratung. Die vielfältigen<br />
Aufgaben des <strong>Kloster</strong>s bieten zahlreiche Möglichkeiten,<br />
neue Fähigkeiten an sich zu entdecken und zu erproben.<br />
Viele verwunschene Ecken des <strong>Kloster</strong>geländes sind dabei<br />
ein unerschöpflicher Fundus für weitere Ideen und<br />
kreative Gestaltung.<br />
Kern des kulturellen und geistlichen Lebens im <strong>Kloster</strong><br />
ist jedoch der ganz persönliche Weg in der Gemeinschaft<br />
mit Gott. Die <strong>Stift</strong>sfrauen sind offen für Menschen jeder<br />
1636-1645<br />
Die <strong>Kloster</strong>frauen fliehen im<br />
30-jährigen Krieg unter Domina<br />
von Wartenber nach Wittstock.<br />
Nur acht entgehen dort der Pest<br />
und kehren zurück.<br />
1670<br />
Domina von Mundt<br />
sammelt mit den<br />
Frauen des <strong>Kloster</strong>s<br />
30 Taler für eine neue<br />
Bibliothek.<br />
1740-1790<br />
Henriette Winterfeldt. Sie darf sich<br />
wieder Äbtissin nennen. Die Frauen<br />
erhalten von Friedrich II den Orden<br />
par grace. Friedrich erhebt das <strong>Kloster</strong><br />
<strong>zum</strong> evangelischen Damenstift.<br />
1847<br />
Luise von Schierstedt gründet<br />
die Erziehungsanstalt für<br />
Mädchen aus verarmten<br />
adligen Familien.<br />
Herkunft und Konfession. Ihre Arbeit im Alltag und an<br />
Festtagen betrachten sie als Dienst, in den sie gerufen<br />
sind.<br />
Ein ruhiges Rentnerinnendasein führen die <strong>Stift</strong>sfrauen<br />
des Konventes nicht. Wenig Freizeit bleibt ihnen über die<br />
Zeit hinaus, die sie sich der Gemeinschaft verpflichtet<br />
haben. Daher ziehen sich die Frauen am Abend gerne<br />
in die eigenen Räume zurück. Jede bewohnt eine kleine<br />
Wohnung in den liebevoll restaurierten Gebäuden des<br />
<strong>Kloster</strong>geländes.<br />
„Wir führen hier kein gesellschaftliches Leben in dem<br />
Sinne, dass wir uns abends <strong>zum</strong> Kartenspielen treffen“,<br />
so Äbtissin Rupprecht, „über den Tag gibt es ja unaufhörlich<br />
Kontakt mit Besuchern und Gästen, dazu Begegnungen<br />
zwischen uns und den Mitarbeitenden – da sind<br />
Zeiten der Ruhe und Stille wichtig.“<br />
um 1900<br />
Äbtissin Adolphine von Rohr<br />
führt den Aufbau der Schule<br />
weiter und gründet 1909 mit<br />
Paul Quente das Heimatmuseum.<br />
1945<br />
Das Ende des zweiten<br />
Weltkrieges ist auch das<br />
Ende der Schule. Die<br />
Äbtissinnen Elisabeth von<br />
Saldern und Armgard von<br />
Alvensleben hatten sich<br />
der nationalsozialistischen<br />
Einflussnahme teilweise<br />
widersetzen können.<br />
Ora et labora - bete und arbeite.<br />
1946<br />
Diakonissen des „Friedenshortes“<br />
aus Oberschlesien, begründen<br />
die diakonische Arbeit auf dem<br />
Gelände. Die <strong>Stift</strong>sdamen gründen<br />
eine Paramentikwerkstatt. Unter<br />
Äbtissin von Werthern beginnt die<br />
Konzertarbeit.<br />
seit 1996<br />
Der „Friedenshort“ zieht<br />
aus dem Kerngelände aus.<br />
Neue <strong>Stift</strong>sdamen, nun<br />
„<strong>Stift</strong>sfrauen“, werden eingeführt.<br />
Äbtissin Dr. Friederike<br />
Rupprecht (seit 2001) initiiert<br />
den Auf- und Ausbau des <strong>Kloster</strong>s<br />
<strong>zum</strong> geistlichen Zentrum<br />
und Kulturstandort.