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Martin und Silke Hornfischer Liebe Freunde! „Kein Visum!" Es ist der 15. Oktober und spätestens heute hätten die Pässe mit dem Visum von der Botschaft kommen müssen. „Bis zu 10 Werktagen kann es dauern", sagte uns der Beamte. Ich rufe bei der Botschaft an. Die können mir nur sagen: „Es dauert so lange, wie es dauert!" Klasse, der Flug ist für 25. Oktober gebucht! Es ist Montag, der 18. Oktober. Wenn die Pässe mit Visum bis Freitag nicht da sind, müssen wir den Flug stornieren. Uns bleibt nur abwarten und beten. Höhepunkt in diesen Tagen ist die Ankunft des Postboten - wieder nichts. Donnerstag: Das Visum ist da! Wow, das ist Maßarbeit! Gott kommt spätestens rechtzeitig! Unsere Freude kennt keine Grenzen. Anchorage Nach 26 Stunden von Tür zu Tür kommen wir im Gästehaus von Send North an. Die ersten 20 Stunden waren recht kurzweilig. Danach haben wir mit einem total übermüdeten Finn zu kämpfen. Da Alaska in der Zeit zehn Stunden zurück liegt, sind wir mit der Sonne geflogen, es ist die ganze Zeit Tag. Der Jetlag hat uns die nächsten Tage im Griff. Finn liegt in der Nacht wach und hat Hunger... In den ersten zwei Wochen sind wir in Anchorage. Wir treffen uns mit unseren Ansprechpartnern vor Ort. Viele Informationen sind auf zu nehmen. Aber vor allem geht es in dieser Zeit darum, für die nächsten Monate (!) einzukaufen. Galena liegt außerhalb des Straßensystems und ist nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Alles was wir benötigen, müssen wir in Anchorage einkaufen, verpacken und mit der Post vorschicken. Auch alle Koffer, mit denen 8 Aus aller Welt wir hier gelandet sind, müssen weiter mit der Post verschickt werden. Die „Bonanza", so der Name des Flugzeugtyps, mit dem wir fliegen, hat nur begrenzte Kapazitäten. Hier nehmen wir nur das Allernötigste für die ersten Tage mit. Frisches Obst, Gemüse und Fleisch haben Vorrang. Diese Dinge sind schwierig mit der Post zu verschicken; Eier z.B. sind mit der Post bis zu einer Woche unterwegs, sollen gekühlt werden, aber auch nicht frieren. Das Wetter spielt eine große Rolle hier. Unser Flug nach Galena verspätet sich um einige Stunden, das Wetter spielt nicht mit. Der Flug läuft dann aber ohne größere Turbulenzen, überwiegend sehen wir Wolken, doch ab und zu bekommen wir ein wenig von der großartigen Schöpfung zu sehen, von fern schimmert Denali (Mt. McKinley, 6198m) durch die Wolken. Galena In Galena werden wir herzlich von Leuten aus der kleinen „Galena Bible Church" empfangen. Sie bringen uns in unsere Wohnung, die im ersten Stock liegt. Von dort haben wir einen tollen Blick auf den gefrorenen Yukon, der direkt vor unserer Haustür liegt. Der Yukon ist ab Oktober zugefroren. Dahinter erstreckt sich ein wunderschönes Panorama mit Wäldern und Bergen. In der Wohnung gibt es noch einiges zu tun. So sind wir die ersten Wochen damit beschäftigt, zu putzen, Regale und ein Treppengeländer zu bauen. Unser Vermieter hatte früher eine Werkstatt betrieben. Im Hinterhof gibt es verschiedene Schuppen und Schiffscontainer. Dort schaue ich mich nach brauchbaren Materialien um - und werde fündig. Flexibilität und Improvisationsvermögen sind von Vorteil hier draußen. Es gibt zwei kleine Lebensmittelläden
Aus aller Welt in Galena, in denen man sich das Nötigste besorgen kann. Natürlich zu wesentlich höheren Kosten als in Anchorage oder gar dem Rest der USA. Zweite wichtige Örtlichkeit ist das Wasserhäuschen. Dort bekommen wir unser Trinkwasser her. Glücklicherweise hat unser Haus eine Quelle. Dieses Wasser können wir zum Waschen benutzen es ist aber sehr eisenhaltig und nicht genießbar (für unsere Freunde in Geroldsgrün, schmeckt etwa wie Säuerling, der eine Woche in einer Plastikflasche gestanden hat). Den hohen Eisengehalt konnten wir in der Toilette bewundern... Bording-Schule Galena hat etwa 600 Einwohner. 1/3 davon sind Schüler von der hiesigen Bording- Schule. Hier kommen Schüler aus ganz Alaska hin, bei denen es im Dorf keine High School gibt oder die daheim mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, z.B. unsägliche familiäre Zustände aber auch Selbstverschulden. Seitdem wir hier sind, vergeht keine Woche, in der nicht aus den umliegenden Dörfern von Selbstmord berichtet wird. Besonders erschreckend, diese Todesfälle sind nur Jugendliche. Erst gestern bekamen unsere Freunde hier einen Anruf, dass sich wieder einer der ehemaligen Schüler das Leben genommen hat, erschossen. Warum? Man weiß es nicht genau, aber mit Sicherheit waren Drogen/ Alkohol im Spiel. Dieser 20 Jährige war ein toller Basketballspieler, hätte etwas aus seinem Leben machen können. Wir sind erschüttert über so viel Not der Teenager und Jugendlichen hier. Es waren bereits viel zu viele Selbstmorde alleine in den letzten sechs Wochen. Der Teufel hat viele Dörfer fest in seiner Gewalt- es ist dunkel und trostlos. Bitte betet, dass diese Teenies und Jugendlichen Jesus kennen lernen, der ihnen Hoffnung gibt und einen Ausbruch aus dem Teufelskreis Alkohol und Drogen zeigt. Trocken, Nass & Feucht Galena ist ein so genanntes "nasses" Dorf. Hier gibt es einen Laden, der Alkohol verkauft und den Bewohnern ist es erlaubt Alkohol zu besitzen und trinken. Es gibt auch „trockene" Dörfer, da gibt es weder einen Laden mit Alkoholverkauf noch darf man welchen besitzen. In „feuchten" Dörfen kann man keinen Alkohol kaufen, darf aber anderswo Erworbenen besitzen. Leider sehen die Teens den hohen Alkoholkonsum bei den Erwachsenen und erleben das im eigenen zu Hause, woher sollen sie dann wissen, dass es auch anders geht? Wir werden in den nächsten Wochen gucken, wie wir am besten Kontakte zu den Schülern aufbauen können. Das wird zunächst meine Hauptaufgabe sein. Die Temperaturen ziehen langsam an. Vorgestern hatten wir -27° C aber es wird noch kälter werden. Wir sind so dankbar, dass ihr hinter uns steht! Habt vielen Dank für eure Gebete und Unterstützung. 9
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