Ernährung im Alter - Universität Paderborn
Ernährung im Alter - Universität Paderborn
Ernährung im Alter - Universität Paderborn
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Fortbildungsveranstaltung<br />
der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> e.V.<br />
„<strong>Ernährung</strong>saspekte in Senioreneinrichtungen“<br />
<strong>Ernährung</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />
Prof. Dr. Helmut Heseker<br />
Fachgruppe <strong>Ernährung</strong> und Verbraucherbildung<br />
Fakultät für Naturwissenschaften<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Paderborn</strong>
Die Entwicklung der Lebenserwartung<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
<strong>Alter</strong><br />
Mann<br />
Frau<br />
1890 1905 1925 1933 1950 1960 1970 1983 1985 1990 2000
Hochbetagte in Deutschland<br />
<strong>im</strong> Jahr 2002<br />
~ 5 Mio. Personen sind 80 Jahre und älter<br />
(~ 6 % der Bevölkerung)<br />
~ 80000 Personen sind 95 Jahre und älter<br />
~ 10.000 Personen sind 100 Jahre und älter<br />
(1950: 352; 1994: 4602 (Ε:4404, Γ: 558)
Pflegebedürftige in Deutschland<br />
nach Pflegestufen<br />
Jahresende 1999:<br />
2 020 122<br />
Pflegebedürftige<br />
insgesamt<br />
Stufe 3<br />
285 991<br />
Stufe 2<br />
786 616<br />
Stufe 1<br />
928 032<br />
Statistisches Bundesamt, 1999
Pflegebedürftige in Deutschland<br />
nach Art der Pflege<br />
Jahresende 1999:<br />
2 020 122<br />
Pflegebedürftige<br />
insgesamt<br />
zu Hause<br />
allein durch<br />
Angehörige<br />
1 027 591<br />
in He<strong>im</strong>en<br />
575 315<br />
zu Hause<br />
durch ambulante<br />
Dienste<br />
417 216<br />
Statistisches Bundesamt, 1999
pflegebedürftige Personen %<br />
Anteil pflegebedürftiger Personen<br />
<strong>im</strong> <strong>Alter</strong> bei Frauen und Männern<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Männer<br />
Frauen<br />
70-74 75-79 80-84 >84
Lebensjahre mit stark eingeschränkter<br />
Selbständigkeit <strong>im</strong> <strong>Alter</strong> bei Frauen und Männern<br />
Jahre<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Männer<br />
Frauen<br />
65 75 85<br />
<strong>Alter</strong>
Chronologische <strong>Alter</strong>seinteilung<br />
65 - 74 Jahre ältere Menschen<br />
(„junge, aktive Alte“)<br />
75 - 90 Jahre Hochbetagte<br />
90 - 100 Jahre Höchstbetagte „alte<br />
über 100 Jahre Langlebige Alte“<br />
Aber: je älter jemand ist, um so weniger sagt die<br />
Anzahl der Lebensjahre etwas aus über die<br />
Fertigkeiten und Fähigkeiten eines Menschen.
Funktionale <strong>Alter</strong>seinteilung<br />
� oft keine Übereinst<strong>im</strong>mung zwischen chronologischem<br />
und biologischem <strong>Alter</strong><br />
(senile 68jährige und aktive 90jährige Menschen)<br />
� daher zusätzliche Einteilung auf Grund der körperlichen<br />
und geistig-seelischen Funktionen in:<br />
unabhängig lebende Senioren: „go goes“<br />
hilfsbedürftige Senioren: „slow goes“<br />
pflegebedürftige Senioren: „no goes“
Gründe für höhere Lebenserwartung<br />
und bessere Gesundheit älterer Menschen<br />
� medizinischer und technischer Fortschritt<br />
� bessere <strong>Ernährung</strong><br />
� gesünderer Lebensstil<br />
� weniger gefährliche und weniger belastende<br />
Arbeitsplatzbedingungen
Im Trend: Die 4 - 5 Generationen-Familie<br />
� jedes 2. Paar, das heute in den Ruhestand<br />
eintritt, hat noch ein lebendes, hochbetagtes<br />
Elternteil<br />
� in vielen Fällen pflegen die Großmütter die<br />
Urgroßmütter<br />
>> viele haben das Gefühl, überfordert zu sein
Gesund und zufrieden alt werden<br />
Wir leben zu kurz, und wir sterben zu lange!<br />
heute<br />
zukünftig<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110<br />
<strong>Alter</strong> in Jahren<br />
Gesundheitszustand
<strong>Alter</strong>sabhängigkeit von Körperfunktionen<br />
Funktion<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Selbständigkeit<br />
Hilfe/Pflegebedürftigkeit<br />
Funktionsmax<strong>im</strong>um<br />
0 20 40 60 80 100 120<br />
<strong>Alter</strong> (Jahre)<br />
kritische<br />
Schwelle
Calcium<br />
100 %<br />
Knochenmasse und <strong>Alter</strong><br />
Gewinn<br />
750 g<br />
Verlust<br />
400 g<br />
20 50 70 Jahre
<strong>Alter</strong>sassoziierte, physiologische Veränderungen<br />
mit Bedeutung für <strong>Ernährung</strong> / <strong>Ernährung</strong>sstatus<br />
� Sinnesorgane (Sehen, Schmecken, Riechen)<br />
� Gastrointestinaltrakt (Schlucken, Verdauen)<br />
� Körperzusammensetzung<br />
� Muskelmasse<br />
� Gehirn und Nervensystem
Geschmack<br />
� Geschmackswahrnehmung erfolgt über die Geschmacksknospen<br />
auf der Zunge, die Geruchswahrnehmung durch<br />
Sinneszellen in der Nase.<br />
� Die Anzahl der Geschmacksknospen ist <strong>im</strong> <strong>Alter</strong> reduziert.<br />
� Die Schwellenwerte für die vier Geschmacksqualitäten<br />
süß, salzig, sauer und bitter verschieben sich.<br />
� Der besonders ausgeprägte Verlust von Geschmackspapillen<br />
für “süß” und “salzig” führt zu einem Überwiegen der<br />
Papillen für “sauer” und “bitter”.<br />
Folgen: Viele Speisen werden als gleich und normal<br />
gewürzte Gerichte als fade schmeckend empfunden.
Zahnverlust und Kaubeschwerden<br />
� Durch Kauen wird die Nahrung zerkleinert und schluckfertig<br />
gemacht.<br />
� Zahnverlust, schlecht sitzende Prothesen und andere<br />
Kaubeschwerden sind <strong>im</strong> Seniorenalter weit verbreitet.<br />
Bei ca. 20 % aller Senioren liegen Kauprobleme vor.<br />
� Eine gründliche Zerkleinerung der Nahrung unterbleibt<br />
und erschwert die weitere Ausnutzung der Nahrung.<br />
� Sind Gaumen und Zahnfleisch durch eine Prothese<br />
abgedeckt, kommt es zu erheblichen Einbußen des<br />
Mundgefühls und des Geschmacks von Speisen.<br />
Folgen: eingeschränkte Nahrungsauswahl<br />
Empfehlung: zahnmedizinische Versorgung verbessern!
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
%<br />
Schwierigkeiten be<strong>im</strong> Kauen<br />
Zufallsstichprobe (n = 950), Senioren > 65 Jahre<br />
12,1<br />
80,4<br />
2,7<br />
12,3<br />
82,5<br />
Frauen Männer<br />
3,1<br />
k.A.<br />
<strong>im</strong>mer<br />
gelegentlich<br />
selten/nie<br />
Ursachen: - Abnahme der Zungen- und Kaumuskulatur<br />
- schlecht sitzende Prothesen (Kaudruck ist 1/3 reduziert!)<br />
PASS, 2000
<strong>Paderborn</strong>er Seniorenstudie (PASS)<br />
Gesundheit, <strong>Ernährung</strong>, Bewegung<br />
Ziel: Gewinnung repräsentativer Daten zur Gesundheits-,<br />
<strong>Ernährung</strong>s- und Bewegungssituation<br />
bei Senioren/innen (Privathaushalte und He<strong>im</strong>e)<br />
Untersuchungsdesign: repräsentative Querschnittsstudie<br />
Stichprobe: geschichtete Stichprobe des<br />
<strong>Paderborn</strong>er Einwohnermeldeamt,<br />
950 Personen, 65 - 100 Jahre<br />
Teilnehmer: 490 Teilnehmer, m: 268 , w: 222<br />
Teilnahmerate: 51,5 %<br />
Durchführung: Jan.-Juni 2000<br />
Methodik: Fragebogen<br />
Schmid und Heseker (2000)
Speichelbildung<br />
� ausreichende Speichelbildung ist für den Kauprozess,<br />
die Freisetzung von Geruchs- und Geschmacksstoffen<br />
und den Schluckvorgang erforderlich<br />
� bis zu 50 % der Senioren/innen klagen über<br />
mangelnde Speichelbildung und Mundtrockenheit<br />
� Ursachen: - Einnahme best<strong>im</strong>mter Medikamente<br />
- zu geringe Flüssigkeitszufuhr<br />
� Folgen: - Appetitverlust<br />
- Schwierigkeiten be<strong>im</strong> Schlucken<br />
- erhöhte Kariesgefahr<br />
- eingeschränkte Nahrungsauswahl
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
%<br />
Schluckbeschwerden be<strong>im</strong> Essen<br />
Zufallsstichprobe (n = 950), Senioren > 65 Jahre<br />
8,9<br />
85,7<br />
1,3<br />
4,9<br />
92,5<br />
Frauen Männer<br />
1,1<br />
k.A.<br />
<strong>im</strong>mer<br />
gelegentlich<br />
selten/nie<br />
Ursachen: - reduzierter Ruheverschlussdruck der Ösophagussphinkter<br />
- verzögerte Relaxation der Muskulatur be<strong>im</strong> Schlucken<br />
PASS, 2000
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Wie ist der Appetit?<br />
Zufallsstichprobe (n = 950), Senioren > 65 Jahre<br />
24,6<br />
61,4<br />
13<br />
10,8<br />
72,8<br />
16,4<br />
Frauen Männer<br />
mäßig/<br />
schlecht<br />
gut<br />
sehr gut<br />
Ursachen: - reduzierter Geschmackssinn, besonders für süß & salzig<br />
- viele Speisen werden als gleichschmeckend oder fade empfunden<br />
PASS, 2000
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Kau-/Schluckbeschwerden und Appetit<br />
- Frauen -<br />
0<br />
%<br />
PASS, 2000<br />
<strong>im</strong>mer gelegentlich selten/nie<br />
Kau-/Schluckbeschwerden<br />
Appetit<br />
schlecht<br />
gut<br />
sehr gut
Nahrung auf oralem Weg nur, wenn<br />
� der Patient in der Lage ist, seinen eigenen<br />
Speichel zu schlucken<br />
(=> Schluckreflex vorhanden),<br />
� der Hustenreflex vorhanden ist, der die<br />
unteren Atemwege schützt,<br />
� der Patient keine Pneumonie oder Fieber<br />
hat, die auf eine Aspiration hinweisen,<br />
� der Patient ausreichend wach ist und sich in<br />
einem ausreichend guten Allgemeinzustand<br />
befindet.
Magen-Darm-Trakt<br />
� chronischen Gastritis und ihre Folgeerkrankungen<br />
- Abnahme der Magensäureproduktion<br />
- fehlender Intrinsic-Factor (Vitamin B12!)<br />
� früher Eintritt von Sättigung während der Nahrungsaufnahme<br />
durch erhöhte Aktivität von Sättigungshormonen<br />
(z. B. Cholecystokinin)<br />
� verlangsamte Magendehnung mit schneller Magenfüllung u.<br />
veränderte Magenmotilität mit verzögerter Magenentleerung<br />
Folgen: verschlechterter Nahrungsaufschluß, frühzeitige<br />
Beendigung einer Mahlzeit; perniziöse Anämie<br />
aber: <strong>Alter</strong> geht nicht generell mit Störungen der Resorption einher!
Durstempfinden<br />
� Das Durstgefühl n<strong>im</strong>mt mit zunehmendem <strong>Alter</strong> ab,<br />
es wird oft zu wenig getrunken,<br />
� ein entstehendes Flüssigkeitsdefizit wird nicht oder erst<br />
sehr spät wahrgenommen,<br />
� viele Senioren trinken nicht zum Essen,<br />
� manche haben Angst vor nächtlichen Toilettengängen,<br />
� andere trinken auf Grund von Prostatabeschwerden zu<br />
wenig,<br />
� erhöhte Wasserverluste durch Diuretika.<br />
Folgen: Austrocknungszustände und Exsikkose,Delirium,<br />
Nierenveragen, Kreislaufstörungen; besonders an<br />
heißen Sommertagen; in überhitzten Räumen
Muskelmasse <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />
� Muskulatur ist unser größtes Körperorgan<br />
� durch den <strong>Alter</strong>ungsprozeß und passiven Lebensstil<br />
verliert der Mensch bis zum 80. Lebensjahr 20-40 %<br />
Muskelmasse<br />
� da gleichzeitig der Fettgehalt ansteigt, wird diese<br />
Veränderung be<strong>im</strong> Wiegen nicht bemerkt<br />
� ältere Menschen verlieren 3-4 % Kraft/Jahr<br />
� noch schnellerer Kraftabbau bei Erkrankungen und<br />
Bettlägerigkeit<br />
aber: Kraft ist bis ins hohe Lebensalter trainierbar!!
Bedeutung der Muskelmasse <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />
� verbessert Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel<br />
� steigert den Energiebedarf<br />
� steigert den Appetit und die aufgenommene<br />
Nahrungsmenge<br />
� verbessert die Gesundheitserwartung<br />
� reduziert das Risiko für Knochenfrakturen<br />
� verbessert die Mobilität<br />
� reduziert das Risiko für eine Nährstoffunterversorgung
Stoffwechsel<br />
� allgemeine Verminderung der Stoffwechselrate<br />
� Abnahme der Fähigkeit, Glukose zu verstoffwechseln<br />
� Abnahme der Glukosetoleranz<br />
Folgen: - große Nahrungsmittelmengen werden nicht gut<br />
toleriert<br />
- eingeschränktes Lebensmittelspektrum<br />
(„das vertrage ich nicht“)<br />
- frühzeitiger Abbruch der Nahrungsaufnahme
Geistige und psychische<br />
Beeinträchtigungen<br />
� Geistige Beeinträchtigungen und Hirnleistungsstörungen<br />
(Vergeßlichkeit, Depressionen, Demenz: Alzhe<strong>im</strong>er oder<br />
Parkinson) nehmen mit dem <strong>Alter</strong> an Häufigkeit zu.<br />
� Verlust an Kompetenz und Lebensqualität<br />
� führt nicht selten zu Pflegebedürftigkeit bis hin zur<br />
völligen Abhängigkeit<br />
� erhebliche Konsequenzen auf die <strong>Ernährung</strong> und den<br />
<strong>Ernährung</strong>szustand<br />
� Einkäufe und Essenszubereitung können nicht mehr<br />
selbständig erfolgen.<br />
� Es wird nicht mehr gekocht und gelegentlich wird es<br />
einfach vergessen, zu essen.
Körperliche Beeinträchtigungen<br />
� Behinderungen, die die Gehfähigkeit und Bewegungsfähigkeit<br />
von Armen und Beinen einschränken<br />
� erschweren Einkauf und Zubereitung der Nahrung<br />
� begrenzen Verfügbarkeit frischer Lebensmittel<br />
� Immobilität und fehlende körperliche Aktivität<br />
reduzieren den Appetit, erhöhen das Risiko für<br />
<strong>Ernährung</strong>sdefizite<br />
� Behinderungen be<strong>im</strong> Essen (Essabhängigkeit):<br />
Probleme be<strong>im</strong> Schneiden, Portionspackungen öffnen,<br />
Brot streichen, Bissen zum Mund führen, trinken, etc.
Medikamenteneinnahme und Appetit<br />
%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
PASS, 2000<br />
keine 1-2 3-4 5-6 >6 /Tag<br />
Medikamenteneinnahme<br />
Appetit<br />
schlecht<br />
gut<br />
sehr gut
Veränderungen des Nährstoffbedarfs<br />
Energiebedarf<br />
zwischen 25. und 75. Lebensjahr: - 25 % (- 400 kcal/Tag)<br />
Ursachen: Abnahme der Muskelmasse (Sarkopenie)<br />
Abnahme der körperlichen Aktivität<br />
Zunahme der Körperfettmasse<br />
Folgen: geringerer Appetit<br />
essentielle Nährstoffe<br />
Bedarf weitgehend unverändert, bei Calcium,<br />
Vitamin D, B 6, B 12 und C eventuell erhöht.<br />
erforderlich: Lebensmittel mit höherer Nährstoffdichte
Bonner Seniorenstudie<br />
Stehle und Volkert (2000)<br />
Untersuchungsdesign: deskriptive Studie in einer regionalen<br />
(=Euskirchen) und einer nationalen<br />
Stichprobe<br />
Teilnehmer/innen: insgesamt 1912 Senioren/innen,<br />
die selbständig <strong>im</strong> Privathaushalt leben<br />
<strong>Alter</strong>: > 65 Jahre<br />
Durchführung: 1997-1998<br />
Methodik: 3-Tage Verzehrsprotokoll<br />
Verzehrshäufigkeiten-Fragebogen
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Vitaminversorgung von gesunden Senioren/innen<br />
nach <strong>Alter</strong> in Deutschland (Privathaushalte)<br />
% des DACH-Referenzwertes<br />
65-74 J 75-84 J >= 85 J<br />
A D E B1 B2 B6 Fol C A D E B1 B2 B6 Fol C<br />
Volkert und Stehle, 2000<br />
Männer Frauen
Mineralstoffversorgung von gesunden Senioren/innen<br />
nach <strong>Alter</strong> in Deutschland (Privathaushalte)<br />
% des DACH-Referenzwertes<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
65-74 J 75-84 J >= 85 J<br />
K Ca Mg Fe Zn K Ca Mg Fe Zn<br />
Volkert und Stehle, 2000<br />
Männer Frauen
Verbreitung von Untergewicht und<br />
Adipositas <strong>im</strong> <strong>Alter</strong> (Frauen)<br />
%<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
NVS-Studie<br />
Untergewicht<br />
Adipositas<br />
60-64 65-79 70-74<br />
<strong>Alter</strong><br />
75-79 80-84 85-94
<strong>Ernährung</strong>ssituation selbständig lebender,<br />
gesunder Seniorinnen und Senioren<br />
� Die Energie- und Nährstoffversorgung gesunder<br />
Senioren/innen unterscheidet sich nicht wesentlich<br />
von den jüngeren, noch <strong>im</strong> Berufsleben stehenden<br />
Erwachsenen.<br />
� Adipositas und Folgeerkrankungen sind bei den<br />
jüngeren Senioren/innen noch die zentralen<br />
ernährungs(mit)bedingten Probleme.<br />
� Hohes <strong>Alter</strong> stellt nicht per se ein Risikofaktor dar.
<strong>Paderborn</strong>er Altenhe<strong>im</strong>studie (PAHS)<br />
Gesundheit, <strong>Ernährung</strong>, Bewegung<br />
Untersuchungsdesign: deskriptive Studie in einem<br />
<strong>Paderborn</strong>er Altenhe<strong>im</strong><br />
Teilnehmer: 47 Seniorinnen, die selbständig<br />
essen; <strong>Alter</strong> (Median): 85 Jahre<br />
Durchführung: Jan.-Juni 1999<br />
20 Seniorinnen, die das Essen<br />
gereicht bekommen;<br />
<strong>Alter</strong> (Median): 87 Jahre<br />
Methodik: 3-Tage genaues Wiegeprotokoll,<br />
Fragebogen<br />
Schmid und Heseker (2001)
Mediane Energiezufuhr: 1620 kcal (820 - 4750)<br />
Altenhe<strong>im</strong>bewohnerinnen, die selbständig essen (n = 44)<br />
Anzahl<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
< 1000 1000-1250 1250-1500 1500-1700 1701-2000 2001-2500 > 2500
Mediane Zufuhr ausgewählter Vitamine bei<br />
Altenhe<strong>im</strong>bewohnerinnen, die selbständig essen<br />
% des DACH-Referenzwertes<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0,7 mg<br />
1 mg 1 mg<br />
158 µg<br />
8,4 mg<br />
53,6 mg<br />
2,6 µg<br />
B 1 B 2 B 6 Folat Vit. E Vit. C Vit. D
Mediane Zufuhr ausgewählter Mineralstoffe bei<br />
% des DACH-Referenzwertes<br />
Seniorinnen, die selbständig essen<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
499 mg<br />
182 mg<br />
6,8 mg<br />
56 µg<br />
Calcium Magnesium Zink Jod
Mediane Zufuhr von Nahrungsenergie bei<br />
Seniorinnen, die das Essen gereicht bekommen<br />
Energie: 1130 kcal (239-1860 kcal)<br />
Fettzufuhr: 48,7 g (41 %)<br />
Kohlenhydrate: 128 g (46 %)<br />
Protein: 34 g (13 %)
Mediane Zufuhr ausgewählter Vitamine bei<br />
Seniorinnen, die das Essen gereicht bekommen<br />
% des DACH-Referenzwertes<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0,4 mg<br />
0,8 mg<br />
0,7 mg<br />
108 µg<br />
6,5 mg<br />
29 mg<br />
1,34 µg<br />
B 1 B 2 B 6 Folat Vit. E Vit. C Vit. D
Energieaufnahme geriatrischer Patienten<br />
� 1500 - 1700 kcal/Tag in Langzeitpflege-Einrichtungen<br />
� 1500 - 1700 kcal/Tag Bethanien-<strong>Ernährung</strong>sstudie (BEST)<br />
vor Eintritt in Klinik<br />
� 1000 - 1400 kcal/Tag Bethanien-<strong>Ernährung</strong>sstudie<br />
während des Klinikaufenthalts<br />
>> führte zu einer Verschlechterung des <strong>Ernährung</strong>szustands<br />
>> Mangelernährung wesentlich häufiger als bei jungen<br />
oder gleichaltrigen „freilebenden“ Senioren<br />
>> häufig Vernachlässigung der Mahlzeiteneinnahme unter den<br />
krankenhausspezifischen Bedingungen.
Vitamin D: Empfehlungen und Zufuhr<br />
Vitamin-D-Zufuhr [µg/Tag]<br />
bei Altenhe<strong>im</strong>bewohnerinnen<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Zufuhr bei<br />
Seniorinnen, die<br />
selbständig essen<br />
2,6 µg<br />
Zufuhr<br />
bei Seniorinnen, die<br />
Essen gereicht<br />
bekommen<br />
1,3 µg<br />
DACH<br />
10 µg<br />
DRI 1999<br />
15 µg
Gründe für die weite Verbreitung von<br />
Unter- und Mangelernährung in Altenhe<strong>im</strong>en<br />
� heute häufig sehr hohes <strong>Alter</strong> bei Eintritt ins Altenhe<strong>im</strong><br />
(Ursachen: höhere Lebenserwartung; Pflegeversicherung<br />
reicht nicht aus!)<br />
� häufig schlechter <strong>Ernährung</strong>szustand bei Aufnahme<br />
(Unterernährung wird von Verwandten/Ärzten oft nicht<br />
wahrgenommen; Körpergewicht wird nicht kontrolliert)<br />
� nach Eintritt ins Altenhe<strong>im</strong>: vermehrt Depressionen und<br />
schlechter Appetit<br />
� <strong>im</strong> Altenhe<strong>im</strong>: wenig Bewegung, geringer Energiebedarf<br />
� Mult<strong>im</strong>orbidität und hoher Medikamentenkonsum
Folgen der Unterernährung <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />
erhöhte Morbidität und Mortalität<br />
unspezifische Folgen: schlechter Allgemeinzustand, Müdigkeit,<br />
allgemeine Schwäche, Antriebslosigkeit<br />
Organfunktionen:<br />
Skelettmuskulatur: Schwäche, Abnahme der Muskelkraft<br />
erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko<br />
Atemmuskulatur: Störung der respiratorischen Funktion<br />
Immunfunktion: erhöhte Infektanfälligkeit<br />
Haut: erhöhtes Dekubitusrisiko<br />
Gehirn: neurologische und kognitive Störungen<br />
Krankheitsverlauf: beeinträchtigte Wundheilung<br />
verlangsamte Rekonvaleszenz<br />
erhöhtes Komplikationsrisiko<br />
verlängerte Krankenhausaufenthalte<br />
Mortalität (Sterblichkeit): erhöhtes Mortalitätsrisiko
Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der<br />
<strong>Ernährung</strong>ssituation <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />
� Sensibilisierung der Betroffenen, Angehörigen, Pflegepersonal<br />
und Ärzte für die Symptome der Mangel- und<br />
Unterernährung<br />
� Gewichtskurven führen<br />
� evtl. Trinkprotokolle führen<br />
� Ess- und Trinkhemmnisse identifizieren<br />
� Kontrolle, ob und wieviel gegessen wurde<br />
(genauso wichtig, wie Fiebermessen!!)<br />
� bei geringer Nahrungszufuhr >> EFFEKTIVE diätetische<br />
Maßnahmen einleiten (esstechnische Anpassung: mundgerechte<br />
Fingerfood, nährstoffangereicherte LBM, angepasste Konsistenz, etc.)<br />
� Kommunikation zwischen Pflegebereich, Küche und Arzt<br />
verbessern