Einschlusskriterien (1) - IDIKOS
Einschlusskriterien (1) - IDIKOS
Einschlusskriterien (1) - IDIKOS
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Belohnungsbezogene<br />
Lernfähigkeit im Verlauf des<br />
Alkoholentzuges<br />
Klinische Studie mit Patienten im Qualifizierten Entzug der<br />
LWL-Klinik Dortmund<br />
Juliane Römling, M.Sc., Christine Czybulka<br />
Institut für kognitive Neurowissenschaften, Ruhr-Universität Bochum,<br />
Betreuung Dr. C. Bellebaum<br />
LWL-Klinik Dortmund, Abteilung Suchtmedizin, CA PD Dr. G.<br />
Reymann
Qualifizierte Entzugsbehandlung<br />
(Q.E.)<br />
• „Einstieg in den Austieg“ (nicht nur Detoxifikation)<br />
• 3 Wochen voll- und teilstationäres Setting<br />
• Umfassende psychiatrisch-psychotherapeutische,<br />
somatische und soziale Betreuung<br />
• Integration in regionales Hilfesystem<br />
• Vorraussetzungen<br />
– Problembewusstsein<br />
– Bereitschaft zur Abstinenz während Behandlung<br />
– Abstinenz als wenigstens langfristiges Ziel
„Dopaminerges Lernen“ (1)<br />
Dopaminerges „Belohnungssystem“<br />
Basis für Lernen aus<br />
Rückmeldungen<br />
� Ausschüttung von Dopamin durch<br />
Neurone der Basalganglien<br />
(Substantia nigra) bei „Belohnung“<br />
(primärer oder sekundärer<br />
Verstärker)<br />
� „prozedurales“ Lernen<br />
(automatisierte Handlungsabläufe)<br />
Catherine E. Myers. Copyright © 2006 Memory Loss<br />
and the Brain<br />
Artwork copyright © 2000 Ann L. Myers
„Dopaminerges Lernen“ (2)<br />
Beteiligung an „probabilistischem<br />
Kategorienlernen“ (Treffen<br />
wahrscheinlicher Vorhersage<br />
aus Rückmeldungen)<br />
� zusätzliche Relevanz<br />
„deklarativer“ Strategien<br />
(„bewusstes“ Lernen)<br />
� zusätzliche Beteiligung des<br />
medialen Temporallappens<br />
(insbesondere Hippocampus)
„Dopaminerges Lernen“ und<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
• Strukturelle Schädigung des dopaminergen Systems<br />
bei Alkoholabhängigkeit<br />
• Verminderte dopaminerge Aktivität bei<br />
alkoholabhängigen Patienten in bildgebenden Studien<br />
• Gemäß Studienlage Korrelation verminderter<br />
dopaminerger Aktivität mit verbessertem Lernen aus<br />
negativer Rückmeldung<br />
• Teil-Reversibilität struktureller Schädigungen bei<br />
Abstinenz
Hypothesen zu Patienten mit<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
Römling<br />
1. Beeinträchtigungen beim Lernen aus monetären<br />
Belohnungen<br />
2. Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen<br />
erhöhte Tendenz zum Lernen aus negativen<br />
Rückmeldungen<br />
3. Nach Qualifiziertem Entzug Verbesserungen der<br />
allgemeinen Lernleistung und schwächere Tendenz<br />
zum Lernen aus negativer Rückmeldung
Hypothesen zu Patienten mit<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
Czybulka<br />
1. Verifikation/Falsifikation der Hypothesen Römlings<br />
durch größere Fallzahl bei erster und zweiter<br />
Testung<br />
2. Weitere Verbesserung der allg. Lernleistung und<br />
weitere Reduktion der Tendenz zum Lernen aus<br />
negativer Rückmeldung mit Verlängerung der<br />
Abstinenz-Phase (3. Testzeitpunkt)
Studienaufbau<br />
• Römling: Vergleich zwischen Patienten<br />
und Kontrollgruppe mit je 2 Testungen<br />
• Czybulka: 3. Testung bei Patienten und<br />
Vergrößerung der Fallzahl der Patienten<br />
• Testzeitpunkte:<br />
1. Test: 3 - 6 d nach Trinkende<br />
2. Test: in der 3. Woche nach Trinkende<br />
3. Test: in der 6. Woche nach Trinkende
Studienaufbau<br />
Kontrollpersonen Patienten<br />
1. Test<br />
2. Test<br />
3. Test<br />
21<br />
20<br />
(30)<br />
(21)<br />
24<br />
gesamt 43<br />
Römling Czybulka<br />
gesamt 59
<strong>Einschlusskriterien</strong> (1)<br />
• Alter zwischen 20 und 70 Jahre<br />
• Diagnose „Alkoholabhängigkeit“ (ICD -10 F10.2)<br />
• Setting „Qualifizierter Alkoholentzug“ auf Station<br />
13/2, LWL-Klinik Dortmund<br />
• Studieneinschluss bis incl. 6. Tag nach<br />
Trinkende<br />
• Keine aktuell medikationsbedürftige<br />
psychiatrische Komorbidität
<strong>Einschlusskriterien</strong> (2)<br />
• Keine zusätzliche Abhängigkeit nach ICD-10 F11<br />
(Opioide), F12 (Cannabinoide), F13<br />
(Sedativa/Hypnotika), F14 (Kokain), F16<br />
(Halluzinogene), F18 (flüchtige Lösungsmittel) oder F19<br />
(Polytoxikomanie)<br />
• Keine aktuell medikationsbedürftige cerebrale<br />
neurologische Erkrankung<br />
• Kein Schädel-Hirn-Trauma (akut oder mit Residuum)<br />
• Keine gravierende Minderbegabung (Schätzwert IQ <<br />
80)<br />
• Keine gravierende Sprachbarriere
Aufbau der Testungen (1)<br />
• Strukturiertes Interview (u.a. biographische<br />
Daten und Trinkgewohnheiten)<br />
• Erfassung der intellektuellen Leistungsfähigkeit:<br />
„Bilder ergänzen“ und „Gemeinsamkeiten<br />
finden“ aus reduziertem Wechsler Intelligenztest<br />
(nur bei 1. Test)<br />
• Depressivität: Beck-Depressions-Inventar (BDI)
Aufbau der Testungen (2)<br />
• Risikovermeidung und Impulsivität:<br />
Tridimensionaler Persönlichkeitsfragebogen<br />
(TPQ)<br />
• Reaktionsinhibition (Impulsivität): Go/No-Go-<br />
Test<br />
• Visuelles Arbeitsgedächtnis: „One-Back-<br />
Aufgabe“<br />
• Belohnungsbasierte Lernaufgabe
Belohnungsbasierte Lernaufgabe<br />
A B<br />
C D<br />
E F<br />
• Lernphase<br />
A:B 80:20<br />
C:D 70:30<br />
E:F 60:40<br />
4 Durchgänge<br />
• Transferphase<br />
– AC, AD, AE, AF<br />
– BC, BD, BE, BF
Auszug aus den Ergebnissen<br />
Römlings (1)<br />
• Keine signifikante Beeinträchtigung des Lernens der<br />
Patienten im 1. Test<br />
• Leistung der Patienten im 1.Test schlechter bei „AB“<br />
und besser bei „EF“ im Vergleich zu Kontrollpersonen<br />
• Keine signifikante Lerntendenz hinsichtlich positiver<br />
oder negativer Rückmeldungen in beiden Gruppen<br />
• Bei 1.Test schlechtere allgemeine Transferleistung der<br />
Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe
Auszug aus den Ergebnissen<br />
Römlings (2)<br />
• Keine signifikante Veränderung bei Lern- und<br />
Transferphase bei 2.Test, allerdings Transferphase zu<br />
2.Testzeitpunkt nicht mehr signifikant schlechter als bei<br />
Kontrollgruppe<br />
� mögliche leichte Verbesserung bei Patientengruppe<br />
� Hypothesen 1 und 2 nicht bestätigt<br />
� Hypothese 3 nicht direkt bestätigt, aber<br />
indirekter Hinweis auf Verbesserung der<br />
Transferleistung der Patienten im 2. Test
Diskussionsansätze (1)<br />
• Nahezu unauffällige Lernleistung aufgrund<br />
(residuell) ausreichend erhaltener Funktion der<br />
Basalganglien?<br />
• Transferdefizit aufgrund einer im Vordergrund<br />
stehenden strukturellen Schädigung des<br />
medialen Temporallappens (MTL), hierbei<br />
insbesondere des episodischen Gedächtnisses<br />
und Beeinträchtigung der Exekutivfunktionen?
Diskussionsansätze (2)<br />
• (Teil-)Kompensation wahrscheinlicher<br />
Schädigung z.B. der Basalganglien durch<br />
veränderte Lernstrategien?<br />
• Empfehlung für nachfolgende Studien:<br />
Untersuchung vermuteter Schädigung des MTL<br />
durch bildgebende Verfahren sowie<br />
detailliertere Analyse der eingesetzten<br />
Lernstrategien
Quellenauswahl<br />
Bellebaum, C., Koch, B., Schwarz, M. & Daum, I. (2008). Focal basal ganglia lesions are<br />
associated with impairments in reward-based reversal learning. Brain, 131, 829-841.<br />
Frank, M.J. Kong, L. (2008). Learning to avoid in older age. Psychology and Aging, 23,<br />
392-398.<br />
Frank, M.J., Seeberger, L.C. & O’Reilly, R.C. (2004). By carrot or by stick: Cognitive<br />
reinforcement learning in Parkinsonism. Science, 306, 1940-1943.<br />
Frank, M.J., Woroch, B.S. & Curran, T. (2005). Error-related negativity predicts<br />
reinforcement learning and conflict biases. Neuron, 47, 495-501.<br />
Reymann, G., Preising. M. (2003). Rahmenkonzept für die stationäre qualifizierte<br />
Entzugsbehandlung alkoholkranker Menschen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Versicherungsmedizin 55.<br />
Römling, J. (2010). Lernen aus positiven und negativen Belohnungsrückmeldungen bei<br />
Patienten mit Alkoholabhängigkeit. Master of Science – Arbeit im Fach Psychologie,<br />
Ruhr-Universität Bochum.