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Pressebericht SVTC 3/4 2005 - Geissbühler und Co AG

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SPIEGEL<br />

Schweizerische Vereinigung<br />

Textil <strong>und</strong> Chemie<br />

<strong>Geissbühler</strong> & <strong>Co</strong> <strong>AG</strong> –<br />

332 Jahre Textilveredlung im<br />

Emmental<br />

Dass in der Schweiz veredelte Textilien immer noch als die<br />

besten der Welt gelten, hat seinen Gr<strong>und</strong> in der jahrh<strong>und</strong>ertealten<br />

Tradition zur Herstellung hochwertiger Warenqualitäten.<br />

Das Veredlungsunternehmen <strong>Geissbühler</strong> &<br />

<strong>Co</strong> <strong>AG</strong> aus Lützelflüh verbindet auf beeindruckende<br />

Weise über 300 Jahre angesammeltes handwerkliches<br />

Wissen mit einer modernen high-tech Produktion, Entwicklung<br />

spezifischer Qualitäten <strong>und</strong> neuesten Verfahrenstechnologien.<br />

Jürgen Lamsfuss<br />

Chefredaktor<br />

Zum Einstieg einige wichtige Jahreszahlen<br />

vorweg:<br />

1673 erhält ein gewisser Hans-Ulrich<br />

Zulauf als erster namentlich bekannter<br />

Färber die Konzession, in<br />

Lützelflüh eine Bleicherei <strong>und</strong> Färberei<br />

einzurichten.<br />

1677 wird ein Färbermeister Hans<br />

Kästli urk<strong>und</strong>lich erfasst.<br />

1711 verkauft Hans-Georg Kästli<br />

die Färberei an Ulrich Krähenbühl,<br />

dessen Schwester mit einem Christian<br />

<strong>Geissbühler</strong> verheiratet ist <strong>und</strong><br />

bereits Wohnsitz auf der Bleiche<br />

hat.<br />

1746 erwirbt der gleichnamige<br />

Sohn, Christian <strong>Geissbühler</strong>, von<br />

Hans Krähenbühl auch dessen<br />

Hälfte des Farbhauses.<br />

Der erste Weltkrieg beginnt. Kurz darauf<br />

verstirbt der erste Textiltechniker<br />

Ulrich <strong>Geissbühler</strong> nach seinem Aktivdienst.<br />

Zwei Jahre später brennt das<br />

Verwaltungsgebäude bis auf die<br />

Gr<strong>und</strong>mauern nieder; alle Firmendokumente<br />

gehen dabei verloren. In der<br />

Folge übernimmt Friedrich <strong>Geissbühler</strong><br />

die Firma <strong>und</strong> leitet sie bis nach<br />

dem zweiten Weltkrieg.<br />

3/4 <strong>2005</strong><br />

Nach dem 2. Weltkrieg<br />

Als nach Kriegsende wieder voll gearbeitet<br />

werden kann, stellt sich auch<br />

schnell der wirtschaftliche Erfolg ein.<br />

Es folgen verschiedene Betriebserweiterungen<br />

<strong>und</strong> Investitionen. Die Garnverarbeitung<br />

wird eingestellt <strong>und</strong> dafür<br />

die Stärke im Gewebesektor ausgebaut.<br />

Eine moderne Chloritbleichanlage<br />

wird installiert <strong>und</strong> die Stückfärberei<br />

wird eingerichtet.<br />

1949 wird die Firma in eine Kommanditgesellschaft<br />

<strong>und</strong> 1970 zur heutigen<br />

<strong>Geissbühler</strong> & <strong>Co</strong> <strong>AG</strong> umgewandelt.<br />

Ein weiterer Meilenstein: 1997 erwirbt<br />

die Firma <strong>Geissbühler</strong> die Beschichtungsanlage<br />

Caratsch der Firma Forbo<br />

<strong>AG</strong> in Hasle-Rüegsau <strong>und</strong> stellt damit<br />

die Produktionserweiterung der<br />

textilen Flächenbeschichtung auf Basis<br />

Pasten- <strong>und</strong> Schaumbeschichtung<br />

mit Luft-, Walzen-, Schablonen<br />

<strong>und</strong> Gummituchrakel sicher.<br />

Mit Fritz <strong>Geissbühler</strong>, dem heutigen<br />

Geschäftsführer, ist die Familie <strong>Geissbühler</strong><br />

seit über 250 Jahren – nunmehr<br />

in der achten Generation – ununterbrochen<br />

in der Firma tätig.<br />

ISO Zertifizierung bringt<br />

neues Denken<br />

Ende 1998 wird die Firma nach ISO<br />

9001 zertifiziert, vier Jahre später erfolgt<br />

die Zertifizierung nach ISO<br />

9001:2000. Der damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Umdenkprozess hat ein wenig Mühe<br />

gemacht. Gab es beispielsweise einmal<br />

einen Fehler in der Produktion, so<br />

wurde dieser bisher immer der Abteilung<br />

angelastet, in der er entstand.<br />

Die Firma Das firmeneigene „Wasserwerk“ Maschine in der Produktion<br />

1


Jetzt aber gab es einen Projektverantwortlichen<br />

<strong>und</strong> der Artikel wurde in<br />

den Mittelpunkt gestellt, nicht mehr die<br />

Person oder die Abteilung. Man gewöhnte<br />

sich allmählich daran, das<br />

Projekt als Ganzes zu sehen. Und damit<br />

war das Abteilungsdenken passé.<br />

Aus den Zertifizierungen ergaben sich<br />

für die weitere Arbeit folgende Maximen,<br />

welche die gesamte Mannschaft<br />

der Firma <strong>Geissbühler</strong> inzwischen<br />

quasi als Firmenphilosophie verinnerlicht<br />

hat: „Wir entwickeln, produzieren<br />

<strong>und</strong> vermarkten Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />

die die Erfordernisse <strong>und</strong><br />

Erwartungen unserer K<strong>und</strong>en erfüllen.<br />

Der K<strong>und</strong>e steht für uns immer im<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Wir wollen unterschiedliche<br />

Marktsegmente marktgerecht bedienen<br />

<strong>und</strong> stellen uns gezielt den differenzierten<br />

Qualitätsanforderungen<br />

bzw. Marktpreissituationen. Zur Umsetzung<br />

dieser Vorhaben setzen wir<br />

Methoden, Verfahren, Anlagen <strong>und</strong><br />

Maschinen entsprechend dem Stand<br />

der Technik ein.“<br />

Die Geschäftsleitung legt sehr viel<br />

Wert auf die Ausbildung der eigenen<br />

Leute, dass sie sich beispielsweise<br />

auch für andere Tätigkeiten qualifizieren.<br />

So können sie bei Engpässen, die<br />

es bei Veredlern ja immer wieder mal<br />

gibt, dann auch an anderen Stellen im<br />

Betrieb eingesetzt werden. Die momentane<br />

Ausbildungssituation bei<br />

Fritz <strong>Geissbühler</strong><br />

<strong>Geissbühler</strong>: Ein Lehrling Textilveredlung<br />

<strong>und</strong> eine weitere Person mit abgeschlossener<br />

Berufslehre, die eine<br />

berufsbegleitende Ausbildung zum<br />

Textilveredlungstechniker (STF Wattwil)<br />

absolviert.<br />

Fritz <strong>Geissbühler</strong> auf die Frage, wie er<br />

die Zukunft seiner Firma sieht: „Oberstes<br />

Ziel der Geschäftsleitung ist die<br />

nachhaltige interdisziplinäre Produktentwicklung<br />

<strong>und</strong> die Förderung von Innovationen.“<br />

Heute zählt die <strong>Geissbühler</strong> & <strong>Co</strong> <strong>AG</strong><br />

mit ihren ca. 30 Mitarbeitern zu den<br />

Know-how Trägern der Textilveredlungsindustrie<br />

für high-tech Produkte.<br />

Das Programm /<br />

Know-how<br />

Das Veredlungsprogramm für Gewebe<br />

umfasst die Sparten Vorbehandlung,<br />

Bleichen, Färben, Ausrüstung <strong>und</strong> Appretur,<br />

Beschichtung.<br />

Vorbehandlung<br />

Es werden Gewebe für Druckereien<br />

bearbeitet, welche teilweise wieder<br />

endausgerüstet werden. Polyestergewebe<br />

<strong>und</strong> deren Mischungen<br />

werden ausgewaschen, auf einen<br />

bestimmten Restschrumpf hin thermofixiert<br />

<strong>und</strong> u.a. für die Beschichtung<br />

vorbehandelt.<br />

Bleichen<br />

Es können nach den unterschiedlichsten<br />

Bleichverfahren alle Fasertypen<br />

<strong>und</strong> deren Mischungen in den<br />

Qualitäten für Kleiderstoffe, Dekorationsstoffe,<br />

Tischgewebe, technische<br />

Gewebe etc. gebleicht werden.<br />

Färben<br />

Folgende maschinelle Verfahren<br />

kommen beim Stückfärben zur Anwendung:<br />

Haspel-, Baum-, Jigger-, Jet- <strong>und</strong><br />

Thermosolierfärbungen. Für das<br />

Hotelgewerbe oftmals Echtfärbungen<br />

nach dem Pad-Jig-Verfahren.<br />

Baum, Haspel <strong>und</strong> Jet für Dekorations-<br />

<strong>und</strong> Möbelstoffe, aber auch<br />

für Wollgewebe. In der HT-Jet-Färberei<br />

in der Hauptsache Trevira CS-<br />

Qualitäten für den Dekorations- <strong>und</strong><br />

Möbelstoffbereich.<br />

3/4 <strong>2005</strong><br />

Ausrüstung <strong>und</strong> Appretur<br />

Gewebe werden nach einem vorherigen<br />

Arbeitsprozess bearbeitet<br />

oder spezielle Ausrüstungen wie<br />

z.B. Fluorcarbonharz, flammhemmende<br />

Ausrüstungen permanent<br />

<strong>und</strong> nicht permanent, Hochveredlung,<br />

Nanotechnologie etc.<br />

Buntgewebe, u.a. auch Trevira CS,<br />

werden vorgewaschen, thermofixiert<br />

<strong>und</strong> ausgerüstet. Sonnenschutztextilien<br />

(Glas PAC PES etc.)<br />

teilweise alubedampft, werden mit<br />

FC <strong>und</strong> Flammschutz entsprechend<br />

ausgerüstet.<br />

Beschichtung<br />

Es werden Beschichtungen mit den<br />

verschiedensten Rakelsystemen<br />

(Schaum- sowie Pastenbeschichtungen)<br />

ohne ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />

Lösungsmittel durchgeführt.<br />

Die Firma verfügt über ein sehr<br />

grosses Know-how in ökologischen,<br />

flammhemmenden Beschichtungen<br />

auf wässeriger Basis.<br />

Beschichtungslabor<br />

K<strong>und</strong>en<br />

Ausser der Herstellung von Produkten,<br />

mit denen <strong>Geissbühler</strong> selber auf<br />

dem Markt ist – z.B. Bootspersenningstoffe,<br />

polyurethanbeschichtet,<br />

reissfest <strong>und</strong> sehr leicht – produziert<br />

die <strong>Geissbühler</strong> & <strong>Co</strong> <strong>AG</strong> vornehmlich<br />

für ihren Hauptk<strong>und</strong>en Lantal Textiles<br />

aus Langenthal. Lantals Kollektionen<br />

<strong>und</strong> Designkonzepte geniessen einen<br />

ausgezeichneten Ruf in den Bereichen<br />

Luftverkehr, Schienenverkehr, Busverkehr<br />

<strong>und</strong> im Objektbereich.<br />

So beliefert Lantal alle bedeutenden<br />

Flugzeughersteller der Welt <strong>und</strong> mehr<br />

als 300 Luftfahrtgesellschaften mit allem,<br />

was für gastfre<strong>und</strong>liches Kabinenambiente<br />

benötigt wird. Ob attrak-<br />

2


Sitz in einer Kabine der Air France; Bezugstoffe<br />

ausgerüstet bei <strong>Geissbühler</strong>.<br />

(Foto: Lantal Textiles)<br />

tive Polstergewebe für die Sitze, weiche<br />

Kopfstützen, feine, unaufdringliche<br />

Wandtextilien, Teppichware, Feinleder<br />

<strong>und</strong> gefaltete Vorhänge – bei<br />

Lantal können sie alles aus einer Hand<br />

beziehen.<br />

Gleichzeitig ist Lantal Textiles Partner<br />

aller weltweit wichtigen Fahrzeug- <strong>und</strong><br />

Sitzhersteller <strong>und</strong> von mehr als 100 öf-<br />

fentlichen Verkehrs- <strong>und</strong> Omnibusunternehmen.<br />

Auch für sie ist Lantal<br />

die perfekte Bezugsquelle für Lieferungen<br />

aus einer Hand für alle Materialien,<br />

die für die Ausgestaltung von Intérieurs<br />

erforderlich sind.<br />

Die <strong>Geissbühler</strong> & <strong>Co</strong> <strong>AG</strong> macht für<br />

ihren K<strong>und</strong>en Lantal Textiles alles, was<br />

als Gewebe veredelt wird. Dazu gehört<br />

u.a. auch die flammhemmende<br />

Ausrüstung oder Beschichtung der<br />

Stoffe für Flugzeuge, Bahnen, Schiffe<br />

<strong>und</strong> den öffentlichen Verkehr. Zwischen<br />

beiden Firmen existiert mehr als<br />

ein reines Lieferanten/K<strong>und</strong>en-Verhältnis.<br />

Sie sind aufeinander angewiesen.<br />

Dementsprechend ist bei allen<br />

Lantal Produktentwicklungen die Firma<br />

<strong>Geissbühler</strong> immer mit eingeschlossen.<br />

Und wenn <strong>Geissbühler</strong><br />

einmal gewisse Veredlungstechniken<br />

nicht selbst durchführen kann, dann<br />

hilft sie jemanden dafür zu finden oder<br />

veranlasst die entsprechende Zulieferung<br />

an sich. Dabei ist Lantal natürlich<br />

informiert, über welche Kanäle das<br />

läuft. <strong>Geissbühler</strong> arbeitet auch eng<br />

mit anderen Veredlern zusammen, wie<br />

z.B. mit der <strong>AG</strong> Cilander.<br />

Zukunft<br />

Die <strong>Geissbühler</strong> & <strong>Co</strong> <strong>AG</strong> bekennt sich<br />

zum Produktionsstandort Schweiz.<br />

Dieses Bekenntnis ergibt sich zwin-<br />

SpaceBed Kabine der Singapore Airlines; Stoffe ausgerüstet bei <strong>Geissbühler</strong>.<br />

(Foto: Lantal Textiles)<br />

3/4 <strong>2005</strong><br />

Doppelstock-Sitze der SBB; Bezugstoffe<br />

ausgerüstet bei <strong>Geissbühler</strong>.<br />

(Foto: Lantal Textiles)<br />

gend aus den Ansprüchen der Firma<br />

an Flexibilität, Know-how <strong>und</strong> Entwicklung,<br />

Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Qualitätssicherung.<br />

Derzeit plant man die Sanierung des<br />

Kesselhauses nach neuesten ökologischen<br />

Erkenntnissen (Kyoto-Protokoll,<br />

CO2-Emission etc.). Ausserdem wird<br />

die Investition in eine neue Beschichtungsanlage<br />

evaluiert.<br />

Mit dem Anspruch, in ihrem speziellen<br />

Bereich qualitativ zu den Besten zu<br />

gehören <strong>und</strong> mit einem guten Gespür<br />

für innovative Produkte – man hält z.B.<br />

ein Patent über Laserschutzvorhänge<br />

– sieht das Unternehmen in Lützelflüh<br />

einer erfolgversprechenden Zukunft<br />

entgegen.<br />

3

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