Vortrag von Prof. Dr. Burdach als pdf - Kinderklinik und Poliklinik der ...

Chronische Erkrankungen bei Kindern: 

Therapiefortschritte, Langzeitfolgen und Lebenserwartung 

Symposium zur Nachhaltigkeit der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen 

Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd 

München Schwabing 29.10.2008 

Kinderklinik München Schwabing 

Stefan Burdach 

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, 

Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, 

Klinikum Schwabing, StKM GmbH

Technische Universität München 

Heute nicht nur gute Nachrichten...

Kontrapunkt: 

Der Abschied einer Gesellschaft von ihren Kindern 

ist der Abschied von ihrer Zukunft 

Technische Universität München

• Die Pädiatrie ist ein kuratives Fach. 


Thesen zum Unterschied 

zwischen Pädiatrie und Erwachsenenmedizin: 

• Im Unterschied zur Erwachsenenmedizin, 

die sich überwiegend 

mit der symptomatischen Behandlung von Alters- und 

Verschleißerkrankungen befasst, 

geht es in der Pädiatrie überwiegend um Heilung 

(z.B. Krebs).


Fortschritte in der Medizin? 

Fortschritte in der Pädiatrie

Toxicity: The Price of Cure 


e.g. Gunther G, Mauz-Körholz C, Körholz D, Burdach S. Lancet. 1992

Gliederung 

• Krebs 

• Frühgeburt 

• Diabetes 

• Herzfehler 



Krebs wird selten geheilt - falsch! 

http://www.kinderkrebsregister.de 

2010 wird in Deutschland 

einer von 250 Erwachsenen 

zwischen 15 und 45 Jahren 

Überlebender einer 

Krebserkrankung im 

Kindesalter sein 

Ein Beitrag zur Lösung des 

demographischen Problems*? 

* cf. Frank Schirrmacher: 

Das Methusalem-Komplott, München 2004

Oeffinger K et al. N Engl J Med 2006;355:1572-1582 


Cumulative Incidence of Chronic Health Conditions among 10,397 Adult Survivors 

of Pediatric Cancer, According to the Original Diagnosis and the Severity of the Later Condition


Schwere Spätfolgen nach Leukämie- und Lymphomerkrankung 

! Zweitmalignome 

! Kardiomyopathien - 

Herzinsuffizienz 

! Spätfolgen am 

Zentralnervensystem 

! Hormonstörung - 

Pubertät, Fertilität 

! Nierenschädigungen 

! Skelett- / 

Weichteilschäden 

Lebensqualität

2005 

FO * 22.02.03 


2008

Kinderklinik 

München Schwabing


• Krebs 


• Diabetes 




Risikogruppe 


35% der Frühgeborene unter 1000 g weisen mit 

18 Monaten eine Behinderung auf 

Schmidt JAMA 2003 

13% Cerebralparese (CP) 

26% Mentale Retardierung (MR) 

2% Hörstörung 

2% Blindheit oder schwere Sehstörung

Verhaltensauffälligkeiten bei ehemaligen 

Frühgeborenen < 32 SSW 

• bei bis zu 70% finden sich 

Eßstörungen, 

Hyperaktivität, Koordinationsstörungen, 

Konzentrationsstörungen, 

Ataxie, Intentionstremor, Ungeschicklichkeit 

depressives und ängstliches Verhalten. 

Schlafstörungen nicht häufiger. 

• 30% der Frühgeborenen unauffällig 

(Wolke Arch Dis Child 1998; Drescher 2000) 


Vergleich Ex-Frühgeborene 

(geboren vor 1990) 

mit Ex-Reifgeborenen im 

Adoleszentenalter 

seltener „riskanter“ Lebenstil, 

seltener polizeilich auffällig, 

weniger Alkohol- und Drogenprobleme, 


(McCormick NEJM 2002)

Vergleich von Risikokindern mit reifen 

Kontrollkindern im Schulalter 

• Kognitive Defizite 10x häufiger 


• mehrere Funktionsbereiche können gleichzeitig 

betroffen sein (Lesen, Schreiben, Rechnen, IQ) 

• Aufmerksamkeitsprobleme häufiger 

• Protektive Faktoren:geringe neonatale 

Komplikationen, frühes Kopfaufholwachstum 

(Wolke Kindheit und Entwicklung 1999)


Wie beurteilen Ex-FG ihre Lebensqualität ? 

• „Funktionelles Wohlbefinden“ 

von Ex-Frühgeborenen < 1000 g wurde im Alter von 

14 Jahren mit Reifgeborenen verglichen 

• Erfasst wurden Folgen von Erkrankung + Behandlung 

auf die individuelle Fähigkeit und deren 

Wahrnehmung, ein erfülltes Leben zu führen 

• QL (Quality of Life) Score erstellt 

Saigal Clin in Perinat 2000


Wie beurteilen Ex-FG ihre Lebensqualität ? 

Ex-FG < 1000 g: 

• 27% neurosensorische 

Beeinträchtigung 

• durchschnittlich niedrigerer 

QL-Score (0,87), größere 

Abweichung (SD 0,26) 

• aber: 71% hoher QL-score. 

Kontrollgruppe: 

• 2% neurosensorische 

Beeinträchtigung 

• durchschnittlich höherer QL- 

Score (0,93), 

weniger Abweichungen (SD 0,11) 

• 73% hoher QL- Score 

Saigal Clin in Perinat 2000


25 + SSW; ICH III; BPD; 

korrigiert 6 Monate: CP rechts; mental wach. 

Weitere Entwicklung? 

Evidenz-basierte Fördermassnahmen!


• Krebs 


• Diabetes 



Typ 1 Diabetes steigt um 3-5% jährlich 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

Inzidenz /100,000/ yr 

Kinder Alter 0-14 


0 

1950 1960 1970 1980 1990 2000 

modif. nach M Rewers ; BDC 

Finnland 

Colorado 

Deutschl.


Diabetes Complications (Lifetime Risk) 

Long-term Complications % 

Neuropathy 44 

Nephropathy 38 

Heart Diseases 25 

End Stage Renal Disease 15 

Blindness 12 

Stroke 12 

CDC Cost-Effectiveness Group, 2002

Diabetic Nephropathy 

40 % 



Cumulative incidence of diabetic nephropathy 

in type 1 diabetes 

1965 – 1969 (n = 113) 

1970 – 1974 (n = 130) 

1975 – 1979 (n = 113) 

1979 – 1984 (n = 244)

Diabetic nephropathy 

- costs 


• Dialysis 75,000 $/year 

• Transplantation 15,000 $/year

Diabetic nephropathy 

• Diabetic nephropathy is irreversible in humans 


• No cases of recovery or cure have been reported in the literature 

• Once the clinical signs of nephropathy have become manifest, 

the natural course is inexorably progressive to death 

• The rate of progression is accelerated in the later stages 

Kussman et al. Jama 1976


Cumulative incidence of proliferative retinopathy in 

type 1 diabetes 

1965 – 1969 (n = 113) 

1970 – 1974 (n = 130) 

1975 – 1979 (n = 113) 

1979 – 1984 (n = 244)

DCCT – Type 1 diabetes 

10% reduction in HbA1 c 

yields 


40% reduction in retinopathy progression

DCCT : Secondary-intervention cohorte 

Progression of retinopathy: 


HbA1c: 9.1 % 

HbA1c: 7.3 % 

NEJM 1993;329:977

DCCT : Primary-prevention cohorte 

Development of retinopathy: 


HbA1c: 9.1 % 

HbA1c: 7.3 % 

NEJM 1993;329:977


Late diabetic complications 

Prevention is better 

than cure 

Schulung!


• Krebs 


• Diabetes 




Überleben ins Erwachsenenalter mit AHF 

BT-Shunt Fallot-OP Vorhofumkehr 

Fontan-OP 

Arter. 

Switch-OP

Patienten mit AHF in Deutschland 


• In Deutschland leben derzeit schätzungsweise 200.000 - 

300.000 Patienten 

(aller Altersklassen) mit AHF 

• Die Zahl von Erwachsenen mit nativen oder operierten 

AHF liegt wahrscheinlich 

>> 120.000 und steigt um etwa 5.000 Patienten pro Jahr 

The Changing Profile of 

Congenital Cardiac Disease 

Courtesy: G. Webb, 2001


Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler DHZ München

Probleme 


" Selbst nach primär erfolgreicher Therapie 

finden sich häufig 

# Restzustände 

# Folgezustände 

# Komplikationen 

" Die meisten Erwachsenen mit AHF 

bedürfen daher einer kontinuierlichen 

Nachsorge

Schlussfolgerungen: 


•Zunahme des Überlebens chronischer 

Krankheiten im Kindes- und Jugendalter 

• Zunehmender Bedarf an Rehabilitation, 

Sekundär- und Tertiär-Prevention 

• Notwendigkeit der Einbeziehung der 

Fachgesellschaften bei der Erstellung von 

Richtlinien

Arbeitgebervorbehalte 


Erwachsene mit überstandener schwerer Erkrankung 

in der Kindheit haben häufig mit Vorurteilen in Schule und 

Beruf zu kämpfen- unabhängig von Engagement und 

Leistung. Sie haben ein Recht auf Partizipation.


Kinder, die dem Tod abgerungen wurden, können nicht vernachlässigt werden... 

in einer die Gesellschaft, die an ihre Zukunft glaubt 

Der Generationenvertrag muss auf die Kinder ausgedehnt werden

Danksagung 


• Prof. Dr. J. Treuner, Dr. T. Langer, 

Erlangen 

• Prof. Dr. J. Hess, München 

• Dr. Andrea Zimmermann, München 

• PD Dr. M. Füchtenbusch, 

Prof. Dr. Anette-G. Ziegler, München 

• Antje Nielen, München


Entwicklung Frühgeborener unter 33 SSW im Alter 

von 5 Jahren 

Ergebnisse der EPIPAGE Studie 

2008

Vortrag von Prof. Dr. Burdach als pdf - Kinderklinik und Poliklinik der ...

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