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Leitantrag zum Ehrenamt - Evangelische Jugend in Hessen und ...

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17. Vollversammlung der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Nassau e.V.<br />

vom 29. bis 31. Oktober 2010 auf der Ev. <strong>Jugend</strong>burg Hohensolms<br />

Antrag Nr. 04<br />

Antragsteller: Vorstand der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Jugend</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Nassau e. V.<br />

Antrag:<br />

Die Vollversammlung hat sich ausgiebig mit dem Thema <strong>Ehrenamt</strong> befasst <strong>und</strong> die Vielfältigkeit <strong>in</strong><br />

diesem Bereich wahrgenommen. Die EJHN möge auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses <strong>Leitantrag</strong>es sich<br />

weiterh<strong>in</strong> für die Stärkung des <strong>Ehrenamt</strong>es engagieren. Die Vollversammlung möge beschließen:<br />

Der freiwillige Wahns<strong>in</strong>n<br />

Das <strong>Ehrenamt</strong> hat nach wie vor e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert bei jungen Menschen <strong>in</strong> Deutschland:<br />

35% der <strong>Jugend</strong>lichen zwischen 14 <strong>und</strong> 24 Jahren s<strong>in</strong>d freiwillig engagiert. 67 % von ihnen wären<br />

bereit, ihr Engagement noch e<strong>in</strong>mal auszuweiten, „wenn sich etwas Interessantes bietet“.<br />

Zusätzlich zu diesem Personenkreis s<strong>in</strong>d weitere 49 % der <strong>Jugend</strong>lichen bereit, sich ehrenamtlich<br />

zu engagieren. Diese Rückmeldungen bei jungen Leuten s<strong>in</strong>d weitaus positiver als <strong>in</strong> anderen<br />

Altersgruppen. Viele der befragten <strong>Jugend</strong>lichen geben an, dass sie ihr Engagement auch<br />

zunehmend <strong>in</strong>teressenbezogen ausüben <strong>und</strong> sich durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit zusätzliche<br />

berufliche Qualifikationen <strong>und</strong> Kompetenzen aneignen möchten.<br />

Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen zeigen deutlich, dass sich das <strong>in</strong>tensive <strong>und</strong><br />

verb<strong>in</strong>dliche Engagement über längere Zeiträume zugunsten e<strong>in</strong>er stärkeren Projektorientierung<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es zeitlich befristeten Engagements verschiebt.<br />

Das Engagement <strong>in</strong> der Kirche ist heute auch denjenigen, die e<strong>in</strong>e hohe Kirchenb<strong>in</strong>dung angeben,<br />

e<strong>in</strong>e mögliche Option von vielen <strong>und</strong> auch davon abhängig, was Kirche „zu bieten hat“. Deshalb<br />

muss sich Kirche <strong>und</strong> besonders die <strong>Evangelische</strong> <strong>Jugend</strong>(arbeit) als e<strong>in</strong>ladend für die Mitarbeit <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er breiten Palette von Möglichkeiten zeigen.<br />

Zudem muss deutlich werden, dass es bei der Mitarbeit <strong>in</strong> Kirche auch um den Erwerb von<br />

Qualifikationen geht, die im späteren beruflichen Alltag von Nutzen se<strong>in</strong> werden.<br />

Die Angebote für das ehrenamtliche Engagement müssen alle Zielgruppen ansprechen <strong>und</strong> für alle<br />

offen se<strong>in</strong>, unabhängig von Herkunft, Bildung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensverhältnissen.<br />

Wir brauchen e<strong>in</strong> Leitbild der „E<strong>in</strong>ladenden Kirche“, das zuerst nach den Interessen der<br />

potentiellen Mitarbeitenden fragt <strong>und</strong> nicht, ob diese „<strong>in</strong>s Schema passen“.<br />

Besonderes Augenmerk bei der Ansprache von <strong>Ehrenamt</strong>lichen muss auf die Gruppe der<br />

Konfirmand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konfirmanden gelegt werden. Im Bericht der Kirchenleitung zur 1. Tagung<br />

der elften Kirchensynode der EKHN vom 27. - 29.5.10 heißt es: „Über die Optimierung als<br />

spezifisches kirchliches Bildungsangebot h<strong>in</strong>aus soll sich die Konfirmandenarbeit als Teil von<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit verstehen <strong>und</strong> etablieren – u.a. durch kont<strong>in</strong>uierliche Beteiligung von<br />

<strong>Ehrenamt</strong>lichen. Diese s<strong>in</strong>d angemessen auszubilden <strong>und</strong> zu begleiten.“ Diese Aussage<br />

unterstützt die EJHN mit allem Nachdruck <strong>und</strong> fordert, auch die entsprechenden Konsequenzen<br />

zu ziehen: Die Gruppe der <strong>Ehrenamt</strong>lichen <strong>in</strong> der Arbeit mit Konfirmand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konfirmanden<br />

wird bisher zu wenig beachtet. Wir brauchen e<strong>in</strong> Konzept, das Ansprache, Ausbildung <strong>und</strong><br />

Begleitung regelt <strong>und</strong> vorantreibt. Der richtige Ort für die Entwicklung e<strong>in</strong>er solchen Konzeption ist<br />

der Fachbereich „K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>“. Darüber h<strong>in</strong>aus muss es Angebote geben, die bereits die<br />

Konfirmand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konfirmanden als Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen ansprechen <strong>und</strong> Angebote für Aus-, Fort-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung speziell für diese Altersgruppe anbieten. Das M<strong>in</strong>destalter von 16 Jahren für die<br />

Juleica-Ausbildung ist dabei kritisch zu überdenken. Merkmal dieser Angebote ist, dass die<br />

Konfirmand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konfirmanden dabei selbst entscheiden können, welche Angebote für sie<br />

<strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> welche Formen dafür gewählt werden. Dies br<strong>in</strong>gt neue, <strong>in</strong>novative <strong>und</strong><br />

zielgruppengemäße Inhalte <strong>und</strong> Veranstaltungsformen <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de.


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Die ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> den kirchlichen Gremien ist gleichwertig mit dem Engagement <strong>in</strong><br />

der K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>arbeit zu sehen. Dies muss sich auch <strong>in</strong> der Anerkennung durch Kirche<br />

<strong>und</strong> Staat dokumentieren. Für die Mitarbeit <strong>in</strong> kirchlichen Gremien müssen<br />

Freistellungsmöglichkeiten existieren, die dieses Engagement ermöglichen. Auch <strong>in</strong> diesem Feld<br />

muss e<strong>in</strong> Netz von Motivation, Beratung, Begleitung <strong>und</strong> Bildungsangeboten entwickelt werden.<br />

<strong>Jugend</strong>liche s<strong>in</strong>d oft nicht <strong>in</strong> der Lage <strong>und</strong> auch nicht bereit, sich kont<strong>in</strong>uierlich <strong>und</strong> langfristig <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>Ehrenamt</strong> zu b<strong>in</strong>den. Die Entwicklung zeigt deutlich, dass die Nachfrage nach zeitlich<br />

befristeten, <strong>in</strong>haltlich orientierten <strong>und</strong> für den angestrebten Beruf verwertbaren Projekten steigt.<br />

Für dieses Aktionsfeld müssen sich alle Ebenen der Kirche öffnen <strong>und</strong> Konzepte <strong>und</strong> Angebote zur<br />

Verfügung stellen. Kirche ist hierbei nicht nur Anbieter<strong>in</strong>, die die Türen offen hält, sondern auch<br />

Mit-Be-Werber<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em Markt, <strong>in</strong> dem sie mit anderen Trägern um die Freiwilligen konkurriert.<br />

Es muss e<strong>in</strong>e Ausgewogenheit zwischen kurzfristigem, unverb<strong>in</strong>dlichem Engagement <strong>und</strong><br />

langfristiger, verb<strong>in</strong>dlicher Beteiligung geschaffen werden, wobei ke<strong>in</strong>e der Formen zugunsten der<br />

anderen vernachlässigt werden darf.<br />

<strong>Ehrenamt</strong>liches Engagement ist freiwillige <strong>und</strong> unbezahlte Mitarbeit.<br />

Daraus folgt, dass alle Kosten, die aus dieser Mitarbeit entstehen, komplett erstattet werden <strong>und</strong><br />

auch die Bildungsangebote für die freiwilligen Mitarbeitenden kostenfrei s<strong>in</strong>d.<br />

Die Motivation <strong>zum</strong> <strong>Ehrenamt</strong> ist <strong>zum</strong>eist e<strong>in</strong>e Mischung von uneigennützigem Handeln <strong>und</strong><br />

persönlichen Interessen. Das Engagement soll auch zu e<strong>in</strong>em persönlichen Nutzen se<strong>in</strong>.<br />

Deshalb fordert die EJHN:<br />

− dass die ehrenamtliche Mitarbeit stärker mit dem weiteren beruflichen Weg der Freiwilligen<br />

verknüpft wird. Dazu muss e<strong>in</strong> Dialog mit Staat <strong>und</strong> Wirtschaft erfolgen <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Zertifizierungssystem entwickelt werden, das b<strong>und</strong>esweit anerkannt wird.<br />

− Die Zeit, die die Freiwilligen für ihre Mitarbeit aufwenden, soll bei der Berechnung des<br />

Rentenanspruchs anerkannt werden<br />

− Die ehrenamtliche Mitarbeit soll gleichwertig zu den Freiwilligendiensten (FSJ, FÖJ <strong>und</strong> bei<br />

den neuen Modellen als Ersatz des bisherigen Zivildienstes) anerkannt werden, z.B. <strong>in</strong><br />

Anrechnung der Wartezeit für das Studium<br />

− Berücksichtigung des ehrenamtlichen Engagements bei staatlichen Förderungen, z.B.<br />

Förderhöchstdauer des BAföG oder bei den Kriterien der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)<br />

− Die Betriebe sollten ehrenamtliches Engagement mit Flexibilität bei den Arbeitszeiten <strong>und</strong><br />

Freistellungen unterstützen. Ausbildungserfolg <strong>und</strong> berufliche Leitungsfähigkeit profitieren<br />

von den Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten, die <strong>in</strong> ehrenamtlichen Aufgaben erworben werden.<br />

− Dass <strong>in</strong> Schulen <strong>und</strong> Hochschulen e<strong>in</strong>e Freistellung für ehrenamtliche Tätigkeit leichter <strong>und</strong><br />

flexibler ermöglicht wird.<br />

Von staatlicher, politischer <strong>und</strong> gesellschaftlicher Seite wird, vor allem <strong>in</strong> den Sonntagsreden, von<br />

der hohen Bedeutung des <strong>Ehrenamt</strong>s für unsere Gesellschaft gesprochen.<br />

Demgegenüber steht aber die Tatsache, dass <strong>zum</strong> E<strong>in</strong>en immer mehr Regulierungen seitens der<br />

Verwaltungen <strong>und</strong> der Politik durch Vorschriften, Nachweise, Verhaltensregeln aufgebaut werden<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig die f<strong>in</strong>anzielle Förderung immer mehr zurück gefahren wird. Des Weiteren wird<br />

das Zeitbudget für <strong>Ehrenamt</strong>liche durch Ganztagsschule, G 8 <strong>und</strong> die Veränderungen <strong>in</strong><br />

Ausbildung <strong>und</strong> Studium immer mehr e<strong>in</strong>geschränkt. Es ist wichtig, Reden <strong>und</strong> Handeln <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> den Freiwilligen <strong>und</strong> den ihnen zu Seite stehenden Organisationen die<br />

entsprechenden Freiräume <strong>und</strong> Förderungen zu bieten, damit freiwilliges Engagement ermöglicht<br />

wird.<br />

Für das Gel<strong>in</strong>gen von ehrenamtlicher Mitarbeit s<strong>in</strong>d die Hauptberuflichen unentbehrlich. Ohne sie<br />

lassen sich Strukturen <strong>und</strong> Angebote für Freiwillige nicht aufrecht erhalten. Ihre Tätigkeiten <strong>und</strong><br />

ihre Rolle kann nicht durch <strong>Ehrenamt</strong>liche ersetzt werden. E<strong>in</strong>e gute Ausstattung mit<br />

Hauptberuflichen gehört zur notwendigen Förderungsstruktur für die <strong>Evangelische</strong> K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong><br />

<strong>Jugend</strong>arbeit. Deshalb wendet sich die EJHN gegen alle Tendenzen, die hauptberufliche<br />

Infrastruktur zu reduzieren, weder <strong>in</strong> den Kirchengeme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Dekanaten noch auf der<br />

landeskirchlichen Ebene <strong>und</strong> auch nicht im kommunalen bzw. staatlichen Bereich.<br />

Quelle: Freiwilligensurvey 2009


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Begründung: erfolgt mündlich

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