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PD Dr. Wolfgang Schrödter 50 Jahre ZeitRaum Jubiläum der ...

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Natürlich sind in <strong>der</strong> frühen Nachkriegszeit die Gründe für die „Problematik“ ganz an<strong>der</strong>e als<br />

heute. Aber schon damals wurde, was die Familienfreundlichkeit <strong>der</strong> Epoche anbelangt,<br />

massive „Zeitgeistkritik“ geübt. Noch einmal Adenauer:<br />

„Die ganze Entwicklung unserer Zeit ist <strong>der</strong> Gründung einer gesunden Familie<br />

abträglich. Es handelt sich dabei nicht nur um ein moralisches Problem; es<br />

wirken viele Umstände zusammen“. 2<br />

Was bedeutet das? Neben drängenden Wohnungs- und finanziellen Problemen machte man<br />

damals noch an<strong>der</strong>e Gründe für die mutmaßliche Krise <strong>der</strong> Familie aus. Der erste<br />

Familienministerminister <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, Franz-Josef Wuermeling, kritisierte<br />

in diesem Zusammenhang den zeitgenössischen Film sowie Rundfunk und Presse:<br />

„Alle Bemühungen für unsere Familien werden vergebens sein, wenn die<br />

Auffassungen über das wahre Wesen und die Bedeutung von Ehe und Familie<br />

durch die Mittel öffentlicher Meinungsbildung - Film, Rundfunk, Presse -<br />

verwässert und verfälscht werden“.<br />

"Vor allem ist es <strong>der</strong> Film, den wir lei<strong>der</strong> weitgehend für die Zerstörung von<br />

Ehe und Familie mitverantwortlich machen müssen ... Nicht Prü<strong>der</strong>ie und<br />

altjüngferlicher Moralismus, son<strong>der</strong>n das ewig gültige Richtbild von Ehe und<br />

Familie sollen bei <strong>der</strong> Beurteilung maßgebend sein. Im Mittelpunkt vieler<br />

Durchschnittsfilme steht lei<strong>der</strong> das Erotische ...“. 3<br />

Die Ähnlichkeiten zur Gegenwart liegen wie<strong>der</strong>um auf <strong>der</strong> Hand. Bereits in den Fünfzigern<br />

sah man viele psychosoziale Entwicklungen quasi voraus: zum Beispiel die zunehmende<br />

Diversität von Lebensformen, Partnerschafts- und Familienmodellen, heute würden wir in <strong>der</strong><br />

Begriffssprache <strong>der</strong> soziologischen Mo<strong>der</strong>nisierungstheorie von „Pluralisierung und<br />

Individualisierung“ sprechen. Man nahm wahr, wie Orientierungen, Normen und Werte in<br />

punkto Ehe und Familie vielfältiger wurden. Dass die Medien dabei eine nicht zu unterschätzende<br />

Rolle spielen würden, ahnten Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit ebenfalls.<br />

Unübersehbar auch <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Zahl „zerrütteter“ Ehen, wie man sie damals nannte, und<br />

die steigenden Scheidungszahlen – auf <strong>der</strong> Homepage Ihrer Beratungsstelle wird <strong>der</strong><br />

Themenkomplex „Trennung/Scheidung“ gleich auf <strong>der</strong> ersten Seite angesprochen; ein<br />

damals wie heute bedeutsames Thema 4 .<br />

Zunehmende Ehescheidungen führten Anfang <strong>der</strong> 1960er auf gesellschaftlicher und<br />

politischer Ebene zu erheblichen Diskussionen. Eine Weile noch versuchte Politik, dem<br />

„Problem“ sozusagen repressiv bei zu kommen. Folgende Ausführungen dokumentieren eine<br />

solche Linie:<br />

2 Ebenda<br />

3 ebenda<br />

4 Am Rande angemerkt: Es ist wichtig, von „Trennung/Scheidung und Verlust“ zu sprechen. Ehen<br />

werden überwiegend durch Tod gelöst. Fast zwei <strong>Dr</strong>ittel aller Ehelösungen im <strong>Jahre</strong> 2008 sind auf den<br />

Tod eines Partners zurückzuführen, etwa ein <strong>Dr</strong>ittel endet durch Scheidung. Die Zahlen im Einzelnen:<br />

532.762 Ehen wurden in 2008 aufgelöst, darunter 63,9 % durch Tod eines Ehepartners, 36,0 % durch<br />

Scheidung und unter 1 Promille (200 Fälle) durch gerichtliche Aufhebung. Die Tendenz verschiebt sich<br />

Jahr für Jahr in Richtung „Ehelösung durch Scheidung“.<br />

2

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