PDF | 11220 KB - MicroCirtec Leiterplatten MicroCircuit Technologie ...
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Schulungsblätter<br />
für die<br />
<strong>Leiterplatten</strong>fertigung<br />
herausgegeben vom Fachausschuß „<strong>Leiterplatten</strong>fertigung (FA 5.2) im<br />
GMM-Fachbereich „<strong>Leiterplatten</strong>- und Baugruppentechnik“ (FB5)<br />
Frankfurt a.M. im Mai 1999
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Inhalt<br />
Vorwort<br />
Dank an die Autoren<br />
Blatt 1 Die Leiterplatte<br />
Inhalt<br />
VDE/VDI<br />
3711<br />
Seite 1<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine<br />
Fertigungsabläufe<br />
Blatt 2 Basismaterialien für <strong>Leiterplatten</strong><br />
Blatt 3.1 Bohren<br />
Blatt 3.2 Fräsen<br />
Blatt 3.3 Ritzen<br />
Blatt 3.4 Stanzen<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterialien;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Blatt 4.1 Bohrlochreinigung und Durchkontaktierung<br />
Blatt 4.2 Ätzen und Beizen<br />
Blatt 4.3 Galvanische Verfahren<br />
Blatt 4.4 Metallresiststrippen<br />
Blatt 4.5 Oxidation von Kupfer<br />
Blatt 4.6 Löt- und bondfähige Nickel/Gold-Endschichten<br />
Blatt 4.7 Fotoresiststrippen<br />
Blatt 4.8 Spültechnik
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Blatt 5.1 Fototools<br />
Blatt 5.2 Siebdruck<br />
Inhalt<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Blatt 5.3 Fotodruck mit Trockenfilmresists;Trockenfilm-Lötstoppmaske<br />
Blatt 5.4 Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Blatt 5.5 Fotodruck mit Flüssigresists, Lötstoppmaske<br />
Blatt 6 Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
Blatt 7 Leiterplatte und Umwelt<br />
Begriffsbestimmungen für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung<br />
VDE/VDI<br />
3711<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Vorwort<br />
Vorwort<br />
VDE/VDI<br />
3711<br />
Seite 1<br />
Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, gespiegelt am Bedarf des<br />
Marktes nach neuen leistungsfähigeren Erzeugnissen mit immer kürzeren<br />
Produktlebenszyklen und geringerem Kostenaufwand, ist eine der wesentlichen Triebkräfte<br />
auch für den technologischen Fortschritt in der elektronischen Baugruppenfertigung.<br />
Als elektronische Baugruppe wird eine funktionelle Einheit aus integrierten und/oder<br />
diskreten aktiven und passiven Bauelementen definiert, die durch ein Leitungsnetzwerk auf<br />
einem geeigneten Träger - dem sogenannten Verdrahtungsträger - elektrisch und<br />
mechanisch miteinander verbunden sind. Im Rahmen der vorliegenden Schulungsblätter<br />
wird die Leiterplatte als Verdrahtungsträger betrachtet.<br />
Die Leiterplatte in dieser klassischen Form ist durch das Aufbauprinzip der<br />
Funktionenintegration gekennzeichnet, was nichts anderes bedeutet, daß ein Dielektrikum<br />
mit bzw. ohne Verstärkung die elektrische und mechanische Funktion tragen muß.<br />
Dieses klassische Aufbauprinzip der Leiterplatte führte dazu, die ständig zunehmende<br />
funktionelle Komplexität elektronischer Systeme durch quantitative Veränderungen<br />
(Verkleinerung, Vervielfachung) zu realisieren. Steigende Lagenzahlen, Feinstleitertechnik,<br />
kleinste Löcher, Materialien mit hoher Glasumwandlungstemperatur sind Ausdruck dieser<br />
Entwicklung. Auch mit diesen quantitativen Veränderungen erreicht man funktionelle<br />
Systemgrenzen. Es müssen folglich für modenste Elektronikerzeugnisse neue <strong>Leiterplatten</strong>-<br />
Aufbauprinzipien entwickelt werden. Diese sind nur durch Modularisierung der<br />
Funktionsebenen realisierbar (Prinzip der Funktionentrennnung). Damit können<br />
beispielsweise ein elektrischer und ein optischer Verdrahtungsträger separat gefertigt,<br />
geprüft und z.B. über einen Laminierschritt zur optoelektronischen <strong>Leiterplatten</strong>struktur<br />
zusammengefügt werden.<br />
Dementsprechend ist der Weg für die Leiterplatte als Verdrahtungsträger für elektronische<br />
Komponenten seit ihrer Erfindung in den 40er Jahren. von der funktionell relativ<br />
anspruchslosen Einlagen-Leiterplatte (EL) bis zu heute funktionell hoch spezifizierten<br />
Mehrlagen-Leiterplatte (MLL) bzw. Multilayer in starrer und flexibler Form bzw. gespritzter<br />
3D-Konfiguration (MID) gekennzeichnet.<br />
In Vorbereitung der Entwicklung neuer Erzeugnisse ist stets auch die Frage nach<br />
technischer Leistungsfähigkeit, Kosten und Betriebszuverlässigkeit zu beantworten. Die<br />
vorliegenden Schulungsblätter sollen hierbei Unterstützung leisten.<br />
Nach dem neuesten Stand der Technik werden dafür das Vormaterial für <strong>Leiterplatten</strong>, die<br />
<strong>Leiterplatten</strong>konstruktion sowie die etablierten Fertigungstechniken, zum einen für die<br />
Metallisierung zur Ausbildung der Verdrahtung, zum anderen auch für darauf aufbauende<br />
funktionelle Oberflächenschichten, Qualitätssicherung, Verpackung, Fehleranalytik und<br />
Ökologie gegenwärtig behandelt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Vorwort<br />
VDE/VDI<br />
3711<br />
Seite 2<br />
Wirtschaftlichkeit und Ausbeute der einzelnen Verfahrensschritte werden gleichzeitig<br />
berücksichtigt. Die Verfahrensblätter vermitteln damit die notwendigen Grundkenntnisse zur<br />
<strong>Leiterplatten</strong>technik sowie zu den erforderlichen Verfahren und Ausrüstungen.<br />
Für die Fortführung und weitere Bearbeitung der Schulungsblätter bitten wir Sie Anregungen<br />
und Ergänzungswünsche an folgende Adresse zu übermitteln:<br />
VDE/VDI - Gesellschaft<br />
Mikroelektronik, Mikro- und Feinwerktechnik (GMM)<br />
Geschäftsführung<br />
Stresemannallee 15<br />
60596 Frankfurt/M.<br />
Tel.:069/6308-330<br />
Fax:069/631-2925<br />
Prof. Dr. W. Scheel<br />
Berlin, den 29.10.98
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Dank an die Autoren<br />
Dank an die Autoren<br />
VDE/VDI<br />
3711<br />
Seite 1<br />
Die Berufe in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden mit der technologischen Weiterentwicklung<br />
anspruchsvoller und die Mitarbeiter, die diese Berufe ausfüllen müssen diesem Anspruch<br />
folgen. Dabei genügt es nicht mehr mit einem einmal erworbenen “Vorratswissen“ das<br />
Berufsleben zu meistern. Die stetige Weiterbildung und Vertiefung der Fachkenntnisse für<br />
die gesamte berufliche Tätigkeit ist erforderlich.<br />
Das waren die wesentlichen Gründe dafür, daß der Fachausschuß 5.2 den Entschluß faßte,<br />
“Schulungsblätter für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung“ zu verfassen. Die Schulungsblätter sollen<br />
dem neuen Mitarbeiter eine Basis für die Einarbeitung bieten und dem langjährigen<br />
Mitarbeiter zur Auffrischung und als Vertiefung von erarbeitetem Wissen dienen.<br />
Allen Mitarbeitern des Fachausschusses 5.2 danke ich für den engagierten Einsatz und für<br />
die geleistete Arbeit bei der Erstellung der Schlulungsblätter.<br />
Velbert, im Mai 1999<br />
Wolfgang Grönig, Arden Verfahrenstechnik<br />
Leiter des GMM-FA 5.2<br />
Mitarbeiter des FA 5.2<br />
Dipl.-Ing. H. Cichoreck ISOLA-Werke AG, Düren<br />
Dipl.-Ing. H. Claus Umteco GmbH, Siegen<br />
Dipl.-Ing. R. Dietrich Lackwerke Peters GmbH + Co KG, Kempen<br />
Dipl.-Ing. B. Gerlach Schmoll Maschinen GmbH, Rödermark<br />
Dr. B. Hartmann Humleitec GmbH, Hattorf<br />
Dir. H. Hartmann ISOLA-Werke AG, Düren<br />
Dipl.-Ing. P. Hensel B&B <strong>Leiterplatten</strong>technik GmbH, Heiligenhaus<br />
Dipl.-Ing. H. Kern FELA Electronic AG, Thundorf<br />
Ing. G. Korsten Korsten Produktions GmbH, Haan<br />
Dr. G. Linka ATOTECH Electronics, Berlin<br />
Dipl.-Ing. E.R. Mais Heidenhain-Microprint GmbH, Berlin<br />
K. Maurischat Klaus Maurischat Consulting, Staufen<br />
Dr. Ing. A. Obermann Ruwel Bayonne SA, Bayonne Cedex, Frankreich<br />
Dipl.-Ing. W. Peters Lackwerke Peters GmbH + Co KG, Kempen<br />
Ing. K. Piper Circuit Foil S.A., Wiltz, Luxemburg<br />
Prof. Dr.-Ing. W. Scheel Fraunhofer-Institut Berlin, Berlin<br />
J. Skrypczinski Andreas Maier GmbH, Schwendi-Hörenhausen<br />
Dipl.-Ing. D. Voss Unternehmensberatung, Annaberg-Buchholz<br />
M. Weinhold DuPont de Nemours International S.A., Saconnex, Genf, Schweiz<br />
Dipl.-Ing. D. G. Weiss Dielectra GmbH, Köln<br />
Dr. K. Wundt Multiline International Europa L.P., Friedrichsdorf<br />
Besonderer Dank für die Unterstützung gilt auch Dipl.-Ing. Rainer Theobald, VDE/VDI -<br />
Gesellschaft Mikroelektronik, Mikro- und Feinwerktechnik (GMM), Frankfurt/M.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Was ist eine Leiterplatte?<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
Auf diese Frage wird schon mal scherzhaft geantwortet: „Ein Brett mit Löchern“<br />
Aber was ist nun eine Leiterplatte?<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 1<br />
Wenn man den „Großen Brockhaus“ befragt, dann lautet die Definition schlicht und einfach:<br />
„Leiterplatte, eine mit Leitungen belegte Isolierstoffplatte“, (siehe „Gedruckte Schaltung“). Mit<br />
einem „Pfeil“ wird im Brockhaus dann auf den älteren Begriff „Gedruckte Schaltung“ hingewiesen<br />
und in der Tat kann man dann hier etwas mehr zum Stichwort „Leiterplatte“ nachlesen.<br />
Wesentlich exakter ist die Definition „Leiterplatte“ laut der soeben erschienenen VDI/VDE-<br />
Richtlinie 3710, Blatt 1: „Fertigung von <strong>Leiterplatten</strong>; Übersicht und Begriffsbestimmungen“.<br />
Hier lautet die Definition:<br />
„Die Leiterplatte ist das am häufigsten eingesetzte Verbindungselement für elektronische<br />
Bauteile. Sie ist gekennzeichnet durch elektrisch leitende, festhaftende Verbindungen in<br />
oder auf einem Isolierstoff und dient zusätzlich als Bauteileträger. Es können Informationen<br />
für Montage, Prüfung und Service aufgedruckt werden.<br />
Technische Anforderungen und die Wirtschaftlichkeit bestimmen die verschiedenen Ausführungen<br />
der Leiterplatte.“<br />
Zahlreich sind weitere Definitionen zum Thema „Leiterplatte“ bzw. „Zur Einführung in den<br />
Schaltungsdruck“. Stellvertretend für solche Definitionen sei folgendes genannt: „Gedruckte<br />
Schaltung“ - auch der Begriff „Leiterplatte“ ist geläufiger - ist ein wesentlicher Bestandteil der<br />
Elektronik.<br />
Die Gedruckte Schaltung erfüllt zwei wesentliche Aufgaben. Zum einen dient sie als mechanische<br />
Einheit zur Befestigung von Bauteilen, zum anderen erfüllt sie die Aufgabe, Bauteile<br />
(Komponenten) miteinander elektrisch zu verbinden. Die Gedruckte Schaltung ist mechanischer<br />
Träger von Bauelementen und verbindet diese durch elektrisch leitende Bahnen.“<br />
Aber merke:<br />
− es gibt keine Leiterbahnen<br />
− es gibt keine Leiterzüge<br />
− es gibt erst recht keine Leiterbahnzüge,<br />
denn lt. DIN-Norm 40804 „Begriffsbestimmungen“ wird nur der Begriff „Leiter“ definiert.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Die Geschichte der Leiterplatte<br />
1.1 Die Anfänge der Leiterplatte<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 2<br />
Die ersten Gedruckten Schaltungen wurden im Zweiten Weltkrieg hergestellt. Besonders in<br />
den USA erkannte man bereits unmittelbar nach dem Krieg die technische Bedeutung der<br />
Gedruckten Schaltung. Hier wurden auch die ersten Radios im „Taschenformat“ hergestellt,<br />
was eigentlich nur durch den „Schaltungsdruck“ möglich wurde.<br />
Heute ist die Gedruckte Schaltung, die den Wegfall des früher üblichen aufwendigen Gewirrs<br />
aus zahllosen Leiterdrähten ermöglichte, aus Radio- und Fernsehapparaten, Uhren,<br />
Telefonapparaten, Haushaltsgeräten u.a. nicht mehr wegzudenken. Die modernen Raumschiffe<br />
und Nachrichtensatelliten sind der sichtbare Erfolg der Anwendung gedruckter und<br />
integrierter Schaltungen mit kleinstem Platzbedarf.<br />
Diese „Printed Circuits“, in der exakten Übersetzung „Gedruckte Stromkreise“, waren in den<br />
Anfängen in der Tat „aufgedruckte Stromkreise“, denn es wurde durch Siebdruck im „direkten<br />
Verfahren“ das Schaltsystem bzw. der Stromkreis mit einer elektrisch leitfähigen Farbe<br />
direkt positiv aufgedruckt.<br />
Verwendung fanden als elektrisch leitfähige Farben sogenannte „Silberlacke“. Da Silber eine<br />
relativ geringe Neigung zur Korrosion und eine hervorragende Leitfähigkeit aufweist, waren<br />
die ersten Schaltungsdrucklacke farblose Siebdrucklacke, denen so viel feines Silberpulver<br />
zugemischt wurde, bis der angestrebte Leitwert erreicht werden konnte. Diese Silberlacke<br />
wurden dann im Sinne des Schaltbildes positiv auf eine nichtleitende Kunststoffplatte oder<br />
auch auf Keramikplatten aufgedruckt, so daß die Druckfarbe die Funktion der isolierten<br />
Drähte übernahm.<br />
So fortschrittlich dieses Verfahren auch war, es hatte seine Mängel und entsprach letztlich<br />
nicht den Erwartungen, denn auch damals schon war Leitsilber relativ teuer, die Silberlacke<br />
hatten eine nicht immer ausreichende Haftfestigkeit, und da die unterschiedliche<br />
Farbschichtdicke zwangsläufig zu unterschiedlichen Leitwerten führte, wurde recht bald das<br />
„indirekte Verfahren“ entwickelt.<br />
Bei diesem Verfahren wird eine säurebeständige, ätzfeste Siebdruckfarbe (Ätzreserve/Ätzresist)<br />
auf kupferkaschiertes Basismaterial (Phenolharz-Hartpapier/Epoxi-<br />
Glasfaserlaminat) positiv gedruckt. Das nicht bedruckte Kupfer wird dann vorwiegend in sauren<br />
Ätzmitteln weggeätzt. Anschließend wird die Leiterplatte gespült und in die Farbschicht<br />
entsprechend ihrer Zusammensetzung entweder in Lösungsmitteln oder alkalischen Strippern<br />
entfernt. Dieses Verfahren ist heute technisch ausgereift, und der gesamte Vorgang,<br />
Ätzen, Spülen und Farbentschichtung (Strippen) wird heute in einer einzigen Maschine, sogenannte<br />
Ätzautomaten, durchgeführt.<br />
Der Anfang des Schaltungsdruckes war also der Druck mit „Silberleitlack“ als gedruckter<br />
Stromkreis, so daß die Namensgebung „Gedruckte Schaltung“ zutreffend war.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 3<br />
Mit Patent vom 2. Februar 1942 von Dr. Paul Eisler wird erstmals vorgeschlagen, als Basismaterial<br />
für die <strong>Leiterplatten</strong>herstellung ein mit Kupferfolie beidseitig kaschiertes, plattenförmiges<br />
Isoliermaterial, insbesondere auf Phenolharz aufgebaute Preßschichtstoffe, anzuwenden.<br />
Mit diesem Patent wird erstmals der Druck mit einer Abdeckmaske (Ätzresist) als<br />
Leiterbild auf die Kupferkaschierung und das anschließende Wegätzen des nicht bedruckten<br />
Kupfers beschrieben. Als Ätzreserve kamen für dieses Verfahren zunächst sogenannte“Asphaltlacke“<br />
zur Anwendung. Dies war der Anfang und zugleich auch der große Durchbruch<br />
zur Herstellung zunächst einfacher <strong>Leiterplatten</strong> und deren weitere auf Wirtschaftlichkeit<br />
ausgerichtete Massenfertigung.<br />
1.2 Die Geschichtstafel der Leiterplatte<br />
Die Geschichtstafel der Leiterplatte ist recht lang und R. Müller legt die Anfänge der Leiterplatte<br />
sogar bis in das Jahr 1824 zurück, in dem er Illustrationen von Ampere als Vorläufer<br />
der Leiterplatte in Form einer lackierten Tischplatte mit aufgeklebten Metallstreifen als den<br />
Beginn der Leiterplatte einstuft.<br />
Die eigentliche Geschichtstafel beginnt realistisch aber erst rund 100 Jahre später.<br />
Die nachstehende Auflistung ist zwangsläufig nicht vollständig, doch gibt sie die markanten<br />
Daten zur Geschichte der Leiterplatte wieder:<br />
1925: Am 2. März 1925 reicht Charles Ducas beim amerikanischen Patentamt sein Patentgesuch<br />
zur Herstellung einer Leiterplatte ein.<br />
1925: Nur wenige Tage später, am 27. März 1925, reicht der Franzose M. César Pasolini,<br />
unabhängig von Charles Ducas, ein Patentgesuch in Frankreich ein, das erstmals die<br />
Grundgedanken der <strong>Leiterplatten</strong>technik beschreibt.<br />
1928: Am 12. September 1928 reicht Samuel Charles Ryder ein australisches Patentgesuch<br />
ein, das die Ausfertigung von Induktionsspulen für Radiogeräte oder andere<br />
elektrische Geräte vorsah, wobei der Druck mit einer „Leitfarbe“ vorgeschlagen wurde.<br />
1936: Erfindung der Kupferfolie<br />
1937: Die N.V. Philips Gloeilampenfabrieken meldete am 31. Mai 1937 ein deutsches Patent<br />
an, wonach die Leiter in einem Formgießvorgang hergestellt werden sollten,<br />
doch fand dieses Patent keinen Eingang in die Praxis.<br />
1942: Mit seinem Patent vom 2. Februar 1942 beschreibt Dr. Paul Eisler erstmals die Herstellung<br />
einer Leiterplatte, indem er „mit Kupferfolie kaschiertes, plattenförmiges Isoliermaterial“<br />
zum Patent anmeldete.<br />
Gleichzeitig meldet er als Patentanspruch an:<br />
− die Anwendung einer Abdeckmaske als Ätzresist<br />
− die Kaschierung der Kupferfolie auf beiden Seiten, was zugleich die Erfindung der<br />
„doppelseitigen“ Leiterplatte bedeutete<br />
− das war zugleich der „technische Durchbruch“, denn erst mit diesem Patent begann<br />
die wirtschaftliche Fertigung der Leiterplatte.<br />
1956: Es wird von Ing. Fritz Stahl, Ruwel-Werke in Geldern, die erste in Deutschland serienmäßig<br />
hergestellte Leiterplatte für die damaligen Metz-Radiowerke gefertigt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 4<br />
Einen Prototypen dieser Leiterplatte kann man heute im Deutschen Museum in München<br />
bewundern. Das war zugleich der Beginn der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung in Deutschland<br />
und Europa.<br />
1961: Patenterteilung für die erste Mehrebenenschaltung (Multilayer) für die Firma Hazeltyne<br />
(USA).<br />
1967: Erfindung des Trockenfilms zur Leiterbilderstellung durch die Firma Dupont<br />
1974: Einführung des Hot-Air Levelling (HAL)<br />
1978: Einführung von fotostrukturierbaren Lötstopplacken<br />
1982: Start der SMD (Surface Mounted Devices)<br />
1988: Start des Laserbohrens unter Produktionsbedingungen<br />
2 Daten zum <strong>Leiterplatten</strong>markt<br />
Die aussagefähigsten Zahlenangaben für Europa und Deutschland zum <strong>Leiterplatten</strong>markt<br />
erfolgen durch den VdL und aufgrund von Studien zum <strong>Leiterplatten</strong>markt des internationalen<br />
Marktforschungs- und Consultingsunternehmens Frost und Sullivan.<br />
Hat es 1990 noch etwa 1.500 Hersteller in Westeuropa gegeben, so ist diese Anzahl bis<br />
1996 auf etwa nur noch 720 gefallen, wobei sich die Anzahl der <strong>Leiterplatten</strong>hersteller in einigen<br />
europäischen Ländern, u.a. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz,<br />
fast durchgängig halbiert hat.<br />
Nachstehende Tabelle 1 und Abbildung 1 geben die <strong>Leiterplatten</strong>produktion für Westeuropa<br />
wieder:
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
Produktion: <strong>Leiterplatten</strong> West-Europa in 1995<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 5<br />
Land Produktion % Welt % Europa Mitarbeiter Anzahl in-house<br />
in Mio. DM<br />
Betriebe Anteil<br />
Deutschland 2.288 6,6 36,6 11.710 175 17 %<br />
Großbritannien 1.020 2,9 16,3 7.200 150 9 %<br />
Frankreich 595 1,7 9,5 3.700 120 15 %<br />
Niederlande 218 0,6 3,6 1.650 23<br />
Italien 597 1,7 9,5 5.000 130 15 %<br />
Schweiz 223 0,6 3,6 1.400 45<br />
Österreich 232 0,7 3,8 1.950 12<br />
Spanien 377 1,1 6,0 1.800 42<br />
Belgien 215 0,6 3,4 1.200 15<br />
Schweden 209 0,6 3,3 1.200 25<br />
Dänemark 113 0,3 1,8 800 20 30 %<br />
Finnland 127 0,4 2,0 970 8<br />
Irland 22 0,1 0,4 400 6<br />
Norwegen 19 0,3 100 7<br />
Total 6.255 17,9 100 39.080 778 12 %<br />
Tabelle 1 (VdL)<br />
Produktion: Produktion West-Europa 1995<br />
Dänemark 113<br />
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Gesamtvolumen: 6.255 Mrd. DM<br />
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Deutschland 2288<br />
Abbildung 1 (VdL)<br />
Frankreich 595<br />
Irland 22<br />
Spanien 377<br />
Großbritannien<br />
1020<br />
Niederlande 218<br />
Skan. S/F/N 355<br />
Österreich 232<br />
Schw eiz 223<br />
Italien 597<br />
Belgien 215
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
Unterscheidung der deutschen <strong>Leiterplatten</strong>hersteller nach Betrieben (1995)<br />
Anzahl der Betriebe Umsatzgruppe Umsatzvolumen<br />
87 bis 3 Mio. DM Mio. DM 55<br />
56 3 - 15 Mio. DM Mio. DM 333<br />
21 15 - 50 Mio. DM Mio. DM 500<br />
11 über 50 Mio. DM Mio. DM 1.400<br />
175 Mio. DM 2.288<br />
Tabelle 2 (VdL)<br />
Unterscheidung nach Produktgruppen Deutschland 1995:<br />
Der europäische Markt für <strong>Leiterplatten</strong><br />
Prognose bis zum Jahr 2002 (in Mrd. US-Dollar)<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
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dk<br />
37%<br />
Abbildung 2<br />
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ndk<br />
8%<br />
Abbildung 3 (Frost + Sullivan)<br />
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Sondertypen<br />
5%<br />
Mrd. US $<br />
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Multilayer<br />
50%<br />
ndk = nicht durchkontaktiert<br />
dk = durchkontaktiert<br />
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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 6
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
<strong>Leiterplatten</strong>-Bedarfsentwicklung 1993 - 1998 (Mio. m²)<br />
1993 1995 1998 Durchschnittswachstum<br />
1993 - 1998<br />
Europa 16,9 18,8 22,1 5,5 12<br />
N.-Amerika 15,0 16,7 19,2 5,1 12<br />
Japan 36,9 40,4 46,2 4,6 28<br />
Asien 1<br />
Rest der Welt<br />
2<br />
45,5 52,2 56,4 4,9 36<br />
14,8 16,9 20,5 6,5 12<br />
Total 129,1 145,0 164,4 5,4<br />
1 Hong Kong, Singapur, Korea, Taiwan, China, Rest-Asien<br />
2 CIS/Ost-Europa, Mittlerer Osten, Afrika, Rest-Amerika, Australien<br />
Tabelle 3 (Quelle: BPA, Maurischat Consulting)<br />
<strong>Leiterplatten</strong>markt: Deutschland<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 7<br />
% Anteil<br />
1995<br />
<strong>Leiterplatten</strong><br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
Mio Anteil Wachs- Mio Anteil Wachs Mio Anteil Wachs- Mio Anteil Wachs<br />
DM<br />
tum DM<br />
-tum DM<br />
tum DM<br />
-tum<br />
Unterhaltungselektronik<br />
79 3,3 % 8,2 % 75 2,9 % - 5,1 % 70 2,6 % - 6,7 % 70 2,5 % 0,0 %<br />
KFZ-Elektronik 330 13,7 % 15,0 % 361 14,1 % 9,4 % 392 14,6 % 8,6 % 430 15,1 % 9,7 %<br />
Sonst. Konsumgüter 185 7,7 % 9,5 % 183 7,2 % - 1,1 % 175 6,5 % - 4,4 % 180 6,3 % 2,9 %<br />
Datentechnik 463 19,2 % 14,0 % 503 19,7 % 8,6 % 543 20,2 % 8,0 % 590 20,7 % 8, 7 %<br />
Telekommunikation 735 30,5 % 13,3 % 805 31,5 % 9,5 % 864 32,2 % 7,3 % 923 32,4 % 6,8 %<br />
Industrie-Elektronik 616 25,6 % 11,6 % 625 24,5 % 1,5 % 641 23,9 % 2,6 % 653 22,9 % 1,9 %<br />
Summe: 2408 100 % 12,7 % 2552 100 % 6,0 % 2685 100 % 5,2 % 2846 100 % 6,0 %<br />
Tabelle 4 (Quelle: ZVEI-BE)<br />
<strong>Leiterplatten</strong>markt: Welt<br />
<strong>Leiterplatten</strong><br />
Mio $<br />
1995<br />
Anteil Wachstum<br />
Mio $<br />
1996<br />
Anteil Wachstum<br />
Mio $M<br />
1997<br />
Anteil Wachstum<br />
Mio $<br />
1998<br />
Anteil Wachs<br />
-tum<br />
Amerika 7555 27,7 % 4,8 % 8050 27,7 % 6,6 % 8800 28,4 % 9,3 % 9310 28,2 % 5,8 %<br />
Europa 6325 23,2 % 3,4 % 6700 23,1 % 5,9 % 7050 22,8 % 5,2 % 7480 22,7 % 6,1 %<br />
Japan 7800 28,6 % 5,6 % 8235 28,3 % 5,6 % 8720 28,2 % 5,9 % 9340 28,3 % 7,1 %<br />
Südostasien 5150 18,9 % 24,3 % 5540 19,1 % 7,6 % 5800 18,7 % 4,7 % 6235 18,9 % 7,5 %<br />
Afrika/Mittl. Osten 470 1,7 % 25,3 % 540 1,9 % 14,9 % 590 1,9 % 9,3 % 650 2,0 % 10,2 %<br />
Total 27300 100 % 8,2 % 29065 100 % 6,5 % 30960 100 % 6,5 % 33015 100 % 6,6 %<br />
Tabelle 5 (Quelle: ZVEI-BE)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
3 Was wird? - Die Zukunft der Leiterplatte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 8<br />
Mark Twain, der amerikanische Autor (1835 - 1910) hat einmal ebenso geistreich wie amüsant<br />
gesagt: "Voraussagen soll man vermeiden, besonders solche über die Zukunft." Auf<br />
dem Gebiet der <strong>Leiterplatten</strong>technologie lassen sich aber Voraussagen abgeben, ohne<br />
gleich als der falsche Prophet apostrophiert zu werden.<br />
Folgende Aspekte bzw. Trends sind bereits erkennbar bzw. können erwartet werden:<br />
− neue Basismaterialien mit wesentlich verbesserten Eigenschaften bezüglich Temperaturbelastung<br />
und Wärmeabführung - sie sind Voraussetzung zur Realisierung der "<strong>Leiterplatten</strong>technologie<br />
von Morgen"; sie werden die bisherigen Basismaterialien nicht gleich<br />
verdrängen, aber zunehmend Bedeutung erlangen, wobei die Variantenvielfalt (die Hersteller<br />
sagen: leider) zunimmt<br />
− der Trend zur Miniaturisierung hält unvermindert an<br />
− nach SMD-Technik, die ja immerhin jetzt schon zehn Jahre alt ist, zeichnen sich neue<br />
<strong>Technologie</strong>n, ja <strong>Technologie</strong>sprünge ab<br />
− richtungsweisende und zugleich auch eindeutige Trends sind zur Zeit nur andeutungsweise<br />
erkennbar; in Anwendung und Diskussion sind High Density Interconnect (HDI),<br />
Sequential-Build up (SBU), MOV-Technik und andere mehr<br />
− Plasmaätzen scheint out, foto- und laserstrukturierte Mikrobohrungen werden sich mehr<br />
und mehr durchsetzen<br />
− der Trend zum Thema "Leiterdichten" (Leiterbreiten und Leiterabstände) bis runter zu<br />
50 µm Feinheiten wurde bereits angesprochen<br />
− es ist zu erwarten, daß mit dem bisherigen Maschinenequipment Leiterbreiten und -<br />
abstände von 50 - 25 µm nicht mehr machbar sein werden, so daß auch hier neue <strong>Technologie</strong>n<br />
angegangen werden müssen. Ähnliches gilt auch für die <strong>Technologie</strong>n Bestükken,<br />
Prüfen und Testen, so daß auch hier die hohe Kompetenz der Zulieferer gefragt und<br />
gefordert ist<br />
− von wachsender Bedeutung ist somit die technische Beherrschung des von den Bauelementen<br />
ausgehenden Miniaturisierungsschubs über die ganze Wertschöpfungskette der<br />
<strong>Leiterplatten</strong>- und Elektronikproduktion<br />
− zunehmend wird bei <strong>Leiterplatten</strong> die Abschirmproblematik zum Thema werden<br />
− konventionelle Verbindungstechniken, wie z.B. "Multilayer- und Hybridschaltungen" in<br />
Form der "Multiwire-Verbindungstechnik" sind "out", aufgrund niedriger Ausbeute bei<br />
gleichzeitig hohen Kosten. Ob die "Microwiretechnik", die mit "Diskreter" Verdrahtung arbeitet,<br />
hier eine Lücke schließen kann, bleibt abzuwarten<br />
− es werden deutliche Steigerungen bei <strong>Leiterplatten</strong> in Fein- und Feinstleitertechnik erwartet,<br />
wobei <strong>Leiterplatten</strong> mit Leiterbreiten von 80 bis runtergehend auf 50 µm und<br />
Bohrdurchmesser von kleiner als 0,3 mm erforderlich und auch realisierbar scheinen. Für<br />
solche <strong>Leiterplatten</strong> ist "Panel-Plating" out und "Pattern Plating", vorzugsweise in stromloser<br />
Verkupferung, wird für diese Technik zur Anwendung kommen. Bei Leiterbreiten unter<br />
50 µm versagt auch diese Technik, und es bietet sich dann nur noch ein "Aufdampfen"<br />
der Leiter an, wobei dann auch andere Substrate, sprich anderes Basismaterial, benötigt<br />
wird
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 9<br />
− bei der Leiterbilderstellung im Bereich zwischen 50 und 100 µm Leiterbreiten und -<br />
abständen kommen verstärkt Flüssigresists zur Anwendung. Die neue Generation fotosensitiver<br />
Ätz- und Galvanoresists kommt im Siebdruck, Walzenauftragsverfahren oder<br />
im Vorhanggießverfahren (Curtain-coating) zur Applikation. Als Entwicklermedien stehen<br />
Alkalien oder Butyldiglycol (BDG) zur Verfügung, wobei BDG der bestehenden Umweltschutzgesetzgebung<br />
wegen seiner Recyclebarkeit absolut gerecht wird. Diese Flüssigresists,<br />
die sich in relativ geringen Schichtdicken (ca. 10 - 15 µm) auftragen lassen, folgen<br />
somit dem Trend und verlangen nach dünnen Schichtdicken, wodurch die geforderte höhere<br />
Auflösung möglich wird.<br />
− Fachexperten erwarten entweder eine deutliche Absenkung der heute üblichen Stromdichten<br />
von ca. 2,5 A/dm² oder das Wiederaufleben der stromlosen Kupferabscheidung<br />
(chemisches Kupfer)<br />
− diesem Gesamttrend folgt auch die Beschichtung mit Lötstoppmaske; hier stößt der konventionelle<br />
Siebdruck an die Grenzen seiner Machbarkeit, so daß 2-Komponenten-<br />
Lötstopplacke mehr und mehr durch fotosensitive Lötstoppmasken abgelöst werden, wobei<br />
der Trend eindeutig in Richtung Flüssigresists geht<br />
− zur Verbesserung der Lötbarkeit wird auch weiterhin nach einer Alternative zum "Hot-Air-<br />
Levelling" (HAL) gesucht, denn die meisten in letzter Zeit ins Gespräch gebrachten alternativen<br />
Verfahren sind (noch) nicht die gesuchten Problemlöser bzw. nicht genug ausgereift<br />
− um für SMD-Bauteile mit hoher Abschlußfläche eine möglichst planare Oberfläche auf<br />
den Landepads und damit eine einwandfreie Lötung zu erreichen, kommt die Nickel/Gold-<br />
Belegung verstärkt zur Anwendung; dies führt - vor allem nach längerer Lagerung - zu erheblich<br />
verbesserten Lötergebnissen.<br />
− dreidimensionale <strong>Leiterplatten</strong>, sogenannte MID's, werden deutlich zulegen<br />
− das gleiche gilt für flexible <strong>Leiterplatten</strong><br />
− aber für diese beiden <strong>Leiterplatten</strong>typen gilt auch, daß, gemessen am Gesamtvolumen,<br />
der prozentuale Anteil nicht wesentlich steigt.<br />
Diese Auflistung der technischen Aspekte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie<br />
läßt aber deutlich erkennen, daß sowohl die <strong>Leiterplatten</strong>hersteller als auch ihre Zubringerindustrie<br />
in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen.<br />
Aber es sollten auch noch einige wirtschaftliche Aspekte genannt werden, denn die <strong>Technologie</strong>sprünge<br />
werden immer kurzlebiger, lösen einen hohen Investitionsbedarf aus und<br />
müssen bei schrumpfenden Gewinnen finanzierbar sein:<br />
− damit die technologischen Anforderungen der Miniaturisierung umgesetzt werden können,<br />
müssen signifikante Verbesserungen bestehender Verfahren, Materialien und Prozesse<br />
angegangen werden<br />
− im Frühstadium sollten hierzu <strong>Leiterplatten</strong>hersteller, Zulieferer und vor allem die OEM's,<br />
ggf. auch Lehre und Forschung, einbezogen werden, denn partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
wird die eigene Position im härter werdenden Wettbewerb besser absichern<br />
− der Druck auf die Verkaufspreise für <strong>Leiterplatten</strong> wird noch eine Zeitlang anhalten; dies<br />
gilt besonders für Standardprodukte, doch wird erwartet, daß der Preisdruck nachläßt,<br />
denn die europäische <strong>Leiterplatten</strong>industrie ist sowohl preislich als auch technologisch
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />
allgemeine Fertigungsabläufe;<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Die Leiterplatte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 1<br />
Seite 10<br />
wieder so wettbewerbsfähig geworden, daß nach Fernost abgewanderte Aufträge wieder<br />
zurückkommen<br />
− bei <strong>Leiterplatten</strong> mit sehr hohem Lohnanteil ist zu einem großen Teil die Abwanderung<br />
samt Bestückung nach Fernost vollzogen worden und ein Umkehrprozess nicht so schnell<br />
zu erwarten<br />
− jahrelang wurde den <strong>Leiterplatten</strong>herstellern Spezialisierung und/oder "Nischenfertigung"<br />
empfohlen, aber diesen Rat sollte man nicht mehr unbedingt umsetzen, denn inzwischen<br />
sind die sogenannten "Nischen" meistens besetzt<br />
− der <strong>Leiterplatten</strong>markt bleibt Wachstumsmarkt; nach einer Siemens-Aussage steigt der<br />
Weltverbrauch in Mio. m² jährlich um etwa 6,2 %. Nach einer Frost + Sullivan-Prognose<br />
beträgt die Wachstumsrate in Europa wertmäßig in US-Dollar jährlich bis zum Jahr 2002<br />
um etwa 6,4 %, wobei der Anteil der deutschen <strong>Leiterplatten</strong>industrie von derzeit 26,5 %<br />
sich noch auf 28,1 % steigern wird.<br />
− in den letzten Jahren wurde bei vielen OEM's Personal in den Entwicklungsabteilungen<br />
abgebaut, so daß sich die Umsetzung neuer <strong>Technologie</strong>n verstärkt zum <strong>Leiterplatten</strong>hersteller<br />
verlagert; wer diesem Trend folgen kann, wird auf der Gewinnerseite sein<br />
− <strong>Leiterplatten</strong>anwender erwarten vermehrt ein breites, ja umfassendes Angebot in der<br />
<strong>Leiterplatten</strong>produktpalette; unter diesem Gesichtspunkt sind auch die in den letzten Jahren<br />
vollzogenen Zu- bzw. Aufkäufe von <strong>Leiterplatten</strong>herstellern einzuordnen<br />
− die wohl größte Schwierigkeit für den <strong>Leiterplatten</strong>hersteller ist und bleibt der richtige Entscheid<br />
für die "richtige" <strong>Technologie</strong>, denn bei den hochpreisigen Einrichtungen können<br />
falsche Kaufentscheidungen an den "Überlebensnerv" gehen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
Basismaterialien für <strong>Leiterplatten</strong> / Multilayer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 1<br />
Die Entwicklung der Basismaterialien für <strong>Leiterplatten</strong> ist eng verbunden mit der Entwicklung<br />
der Elektroisolierstoffe.<br />
Nachfolgend soll ein Überblick über gängige Basismaterialien vermittelt werden.<br />
1 Basismaterialarten<br />
Verschiedene internationale Normen haben unterschiedliche Klassifikationen von<br />
Basismaterialien vorgenommen. In der Industrie haben sich jedoch die Klassifikation nach<br />
NEMA (National Electrical Manufacturers Association) durchgesetzt. In Überischt 1 sind die<br />
Klassifikationen zusammmen mit den Klassifikationen nach MIL-P-13949 und DIN/IEC 249<br />
gelistet. Eine direkte Zuordnung der Typenbezeichnungen untereinander ist nicht möglich,<br />
da die Kriterien der jeweiligen Klassifikation nicht immer vergleichbar sind.<br />
Die Bezeichnungen der MIL und der DIN/IEC werden dabei noch erweitert durch weitere<br />
Zusätze, die das Material und seine Kupferkaschierung noch detaillierter beschreiben.<br />
Entsprechende Details können in den entsprechenden Normen nachgeschlagen werden.<br />
Diese Unterteilung beinhaltet primär die Materialien für starre <strong>Leiterplatten</strong>. Die erwähnten<br />
Normenwerke beinhalten noch weitere Klassifikationen, es handelt sich jedoch dabei meist<br />
um Materialien die keine Bedeutung in der <strong>Leiterplatten</strong>-Industrie erlangt haben bzw.<br />
aufgrund der Bestandteile (z. B. Asbest) heute nicht mehr produziert werden. Hinzu kommen<br />
Folien aus Polyester und Polyimid für dauerflexible Anwendungen sowie modifizierte<br />
Epoxidharzsysteme mit Trägern (Glasgewebe, Glasvlies, Aramidgewebe) für semiflexible<br />
Anwendungen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
• Nema Typ Beschreibung<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 2<br />
XXXP Papier, Phenolharz, warm stanzbar<br />
XXXPC Papier, Phenolharz, kalt stanzbar<br />
G-10 Glasgewebe, Epoxidharz<br />
G-11 Glasgewebe, Epoxidharz, erhöhte Temperaturbeständigkeit<br />
FR-2 Papier, Phenolharz, flammwidrig<br />
FR-3 Papier, Epoxidharz, flammwidrig<br />
FR-4 Glasgewebe, Epoxidharz, flammwidrig<br />
FR-5 Glasgewebe, Epoxidharz, flammwidrig, erhöhte<br />
Temperaturbeständigkeit<br />
FR-6 Glasmatte, Polyesterharz, flammwidrig<br />
CEM-1 Glasgewebeoberfläche, Cellulosepapier-Kern,<br />
Epoxidharz, flammwidrig<br />
CEM-3 Glasgewebeoberfläche, Glasflies-Kern, Epoxidharz, flammwidrig<br />
GT Glasgewebe, PTFE-Harz, kontrollierte Dielektrizitätskonstante<br />
GX vergleichbar Type GT, engere Toleranzen der Dielektrizitätskonstante<br />
• MIL TYP Beschreibung<br />
PX Papier, Epoxidharz, flammwidrig<br />
GB Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich polyfunktional, hohe<br />
Temperaturbeständigkeit<br />
GE Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich difunktional<br />
GF Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich difunktional, flammwidrig<br />
GH Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich polyfunktional, flammwidrig,<br />
hohe Temperaturbetändigkeit<br />
GP Glasmatte, PTFE-Harz, flammwidrig<br />
GR Glasmatte, PTFE-Harz, flammwidrig, für Mikrowellenanwendung<br />
GT Glasgewebe, PTFE-Harz, flammwidrig<br />
GX Glasgewebe, PTFE-Harz, flammwidrig, für Mikrowellenanwendung<br />
• DIN/IEC TYP Beschreibung<br />
PF-CP 01 Phenolharz, Cellulosepapier<br />
PF-CP 02 Phenolharz, Cellulosepapier<br />
PF-CP 03 Phenolharz, Cellulosepapier<br />
EP-CP 01 Epoxidharz, Cellulosepapier<br />
EP-GC 01 Epoxidharz, Glasgewebe<br />
EP-GC 02 Epoxidharz, Glasgewebe<br />
Übersicht 1: Basismaterialklassifikationen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2 Rohstoffe<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 3<br />
Die Rohstoffe für die Laminatproduktion lassen sich in drei Materialklassen einteilen: Harze,<br />
Trägerstoffe und Kupferfolien. Während die ersten beiden Klassen normalerweise immer im<br />
Laminat enthalten sind, werden Kupferfolien nur bei der Subtraktivtechnik benötigt. Die<br />
Additivtechnik verwendet unkaschierte Laminate, die metallischen Leiter werden selektiv<br />
aufgebracht.<br />
2.1 Harzsysteme<br />
In der Klasse der Harze sind die Aufzählungen mit · Punkt Phenolharze, Polyesterharze,<br />
Epoxidharze, Bismaleinimid/Triazin-Harze, Cyanatesterharze, Polyimidharze und<br />
Polytetrafluor-ethylen (Teflon) zu erwähnen. Teflon ist bei dieser Zusammenstellung das<br />
einzige Thermoplast, alle anderen Harzsysteme werden bei der Polymerisation<br />
dreidimensional vernetzt und damit duroplastisch.<br />
Vorgenannte Harze zur Herstellung von Duroplasten lassen sich durch Zugabe von Härtern<br />
und Beschleunigern polymerisieren. Die in der Basismaterialherstellung verwendeten<br />
Systeme benötigen dabei Druck und Hitze zur Polymerisation.<br />
Der Übergang von einem Harz-Zustand zum anderen der nachfolgend beschriebenen<br />
Zustände erfolgt dabei ausschließlich durch Wärmezufuhr.<br />
A-Zustand: Harz, so wie es im Reaktor aus den Komponenten synthetisiert wird. Das Harz<br />
ist in einem Lösungsmittel gelöst. In diesem Zustand werden Härter und Beschleuniger<br />
zugefügt, auch andere Zuschlagstoffe wie Flexibilisatoren, Füller und Pigmente lassen sich<br />
zufügen. Diese Lösung wird zur Imprägnierung der Trägerstoffe verwendet.<br />
B-Zustand: Wird erreicht durch Wärmezugabe auf den A-Zustand. Das Harz ist nur bedingt<br />
löslich. In diesem Zustand befindet sich das Harz bereits auf dem Trägerstoff. Der Verbund<br />
wird auch als B-Stage Prepreg bezeichnet. Das Harz ist noch nicht ausgehärtet und wird bei<br />
erneuter Erwärmung niederviskos.<br />
C-Zustand: Wird erreicht durch erneute Wärmezugabe. In diesem Zustand ist das Harz voll<br />
ausgehärtet.<br />
Die selbstverlöschenden Eigenschaften der Harze werden durch Zugabe von<br />
Flammschutzmitteln eingestellt.<br />
Epoxidharze sind difunktional oder polyfunktional. Difunktionale Epoxidharze besitzen zwei<br />
Epoxidgruppen und polyfunktionale Epoxidharze drei oder mehr Epoxidgruppen per Molekül.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 4<br />
Die Epoxidharze liegen beim Lackansatz in einem Lösungsmittel (z. B. Aceton, Methyl-,<br />
Ethyl-Keton, Dimethylformamid) vor und werden zur Umsetzung vom A-Zustand in den B-<br />
Zustand mit einem Härter und einem Beschleuniger X2 gemischt. Gebräuchlichste<br />
Härtersubstanz in der Laminatherstellung ist Dicyandiamid. Die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
der Harzvernetzung ist ohne den Zusatz von Beschleunigern unzureichend; eine Umsetzung<br />
erfolgt erst bei Temperaturen oberhalb von 140°C. Als Beschleuniger werden verschiedene<br />
tertiäre Amine verwendet.<br />
Neuere Entwicklungen sehen den Einsatz von lösungsmittelfreien Epoxy-Harzsystemen vor.<br />
2.2 Trägerstoffe<br />
Folgende Trägerstoffe werden vorwiegend eingesetzt:<br />
• Papier<br />
• Glasvlies<br />
• Glasgewebe<br />
• Aramidvlies<br />
• Aramidgewebe<br />
• PTFE Gewebe<br />
• PTFE Folie<br />
Bei Papier wird unterschieden zwischen Cellulosepapier und Baumwollpapier. Glas als<br />
Trägerstoff gibt es in verschiedenen Materialarten, E-Glas, D-Glas und Quarzglas. Die<br />
gebräuchlichste Glastype ist E-Glas. Die Preisunterschiede zu den anderen Glastypen sind<br />
erheblich. D-Glas und Quarzglas werden nur eingesetzt, wenn eine niedrige<br />
Dielektrizitätskonstante gefordert wird.<br />
Die einzelnen Garne unterscheiden sich im Durchmesser der Glasfasern und dem Gewicht<br />
des Fadens.<br />
Die Garnbezeichnung ist in DIN 60 850 und ISO 2078 festgelegt, z.B. :<br />
E C 9 - 68 Z 28<br />
Bezeichnung der Glasart (E=E-Glas) Drehungen je m<br />
Kurzzeichen der Faserform (C=endlos) Drehungsrichtung<br />
Filamentdurchmesser in µm Garnfeinheit in tex<br />
(Gewicht in g/1000 m)<br />
Die Garne werden zu Geweben verwoben. Für die Laminatindustrie ist Leinwandbindung die<br />
einzig heute erwähnenswerte Gewebeart. Wie bei allen Geweben unterscheidet man<br />
Kettrichtung und Schußrichtung.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 5<br />
Zur Herstellung des Gewebes werden Kettfäden zu langen Kettbäumen verarbeitet. Diese<br />
Kettbäume haben meist Längen von 10.000 Metern. Die Schußfäden werden quer zum<br />
Kettbaum beim Weben eingeschossen. Der Kettfaden muß dabei nicht von gleicher Art sein<br />
wie der Schußfaden. Die heute erhältlichen Glasgewebe mit Typenbezeichnung,<br />
Charakteristika und verwendeten Garntypen sind in Abbildung 2 aufgelistet.<br />
Nach dem Webprozess wird die für das Weben erforderliche Schlichte (Gleitmittel) entfernt.<br />
Dies kann durch Auswaschen oder auch durch Hitzeeinwirkung erfolgen. Die thermische<br />
Entschlichtung ist heute das am weitesten verbreitete Verfahren und arbeitet bei<br />
Temperaturen zwischen 400° und 600°C. Im Anschluß an diesen Entschlichtungsprozess<br />
werden die Gewebe einer weiteren Behandlung unterzogen, bei der ein Stoff (Finish)<br />
aufgebracht wird, der die Haftung zwischen Glasfaser und Harz verbessert.<br />
Die aus der Schmelze gezogenen Glasfäden lassen sich auch zu Vliesstoffen verarbeiten.<br />
Gewebe-<br />
Typ<br />
Flächengewicht<br />
g/m²<br />
KETTE SCHUSS<br />
Fadenzahl<br />
pro<br />
cm<br />
Garntyp<br />
tex<br />
Filamentdicke<br />
µm<br />
Fadenzahl<br />
pro<br />
cm<br />
Garntyp<br />
tex<br />
104 20 24 EC<br />
5.5<br />
- 5 20 EC - 2.8 5<br />
106 25 22 EC<br />
5.5<br />
- 5 22 EC - 5.5 5<br />
1080 48 24 EC - 11 5 19 EC - 11 5<br />
2113 78 24 EC - 22 7 22 EC - 11 5<br />
2125 88 16 EC - 22 7 15 EC - 34 9<br />
2116 107 24 EC - 22 7 23 EC - 22 7<br />
2165 122 24 EC - 22 7 20 EC - 34 9<br />
7628 200 17 EC - 68 9 12 EC - 68 9<br />
7629 213 17 EC - 68 9 13 EC - 68 9<br />
Abbildung 2: Glasgewebe für die Basismaterialherstellung<br />
Filamentdicke<br />
µm<br />
Alternativ zu Glas gibt es auch die Möglichkeit organische Fasern als Trägerstoffe<br />
einzusetzen.<br />
Nennenswert für die Basismaterialherstellung sind lediglich Polyamid und<br />
Polytetrafluorethylen. Polyamidfasern, vielleicht den meisten besser als Aramid bekannt, ist<br />
in Geweben als auch als Matte erhältlich. Aramidfasern haben gegenüber Glasfasern nicht<br />
unerhebliche Vorteile. Neben dem geringeren Gewicht (minus 44%) ist insbesondere die<br />
bessere Dielektrizitätskonstante (3,5 für Aramid gegenüber 6,2 für E-Glas bei 1MHz) zu<br />
nennen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2.3 Kupferfolien<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
Das Kupfer wird in zwei verschiedenen Herstellungsarten gefertigt:<br />
• elektrolytisch abgeschiedenes Kupfer<br />
• gewalztes Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 6<br />
Für dauerflexiblen Einsatz der Schaltung, wo also die flexible Schaltung als Kabelersatz<br />
dauernd bewegt wird, wird gewalztes Kupfer eingesetzt.<br />
Elektrolytisch abgeschiedenes Kupfer wird mit einem Treatment versehen. Dem Treatment<br />
kommt die Aufgabe zu, eine gute Haftung zwischen Kupferfolie und Harz herzustellen. Als<br />
letzter Schritt der Kupferfolienherstellung wird auf beide Folienseiten eine Passivierung<br />
aufgebracht. Die Passivierung verhindert die Oxidation der Oberfläche. Foliendicken reichen<br />
von 5 µm bis hin zu 210 µm, eine Auflistung der verschiedenen Foliendicken in ihren<br />
Abstufungen ist in Abbildung 3 wiedergegeben.<br />
Foliendicke Flächengewicht<br />
Besonderheiten<br />
µm<br />
oz/ft² g/m²<br />
5 1/7 44 nur mit Trägerfolie<br />
erhältlich<br />
9 1/4 77 mit und ohne Trägerfolie<br />
12 3/8 107<br />
18 1/2 153<br />
35 1 305<br />
70 2 610<br />
105 3 915<br />
140 4 1221<br />
175 5 1526<br />
210 6 1830<br />
Abbildung 3: Kupferfolientypen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 7<br />
Ultradünne Kupferfolien<br />
Diese Kupferfolien (5/70 µm und 9/70 µm) eignen sich besonders bei Feinstleiterstrukturen.<br />
Die mechanisch abziehbare, ca. 70 µm dicke Kupfer-trägerfolie wird erst nach dem Bohren<br />
entfernt. Dadurch kann auf die Bohrauflage verzichtet werden. Ebenfalls entfällt das<br />
Entfernen des Bohrgrats. Die Kupferträgerfolie ist recyclebar. Die 9 µm Kupferfolie kann<br />
auch ohne Trägerfolie geliefert werden.<br />
Kupferfolien mit HTE-Eigenschaften<br />
HTE-Kupferfolien zeichnen sich durch hohe Bruchdehnungswerte bei erhöhter Temperatur<br />
aus. Im Vergleich zum Standard erreichen diese selbst bei 180°C mehr als doppelt so hohe<br />
Dehnungswerte, so dass die Gefahr von Leiterbahn-Hülsenabrissen (foil-cracking) reduziert<br />
wird. Wir empfehlen den Einsatz dieser Kupferfolien bei allen Dünnlaminaten
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3 Basismaterialherstellung<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 8<br />
Die erste Stufe der Basismaterialherstellung ist die Lackherstellung aus dem vorher<br />
synthetisierten Harz. Hierzu werden das Grundharz, Lösungsmittel, Härter, Beschleuniger<br />
und gegebenenfalls diverse andere Zuschlagstoffe (Farbpigmente, Flammschutzmittel,<br />
Flexibilisatoren, Füller) gemischt.<br />
Die Beschichtung der Trägerstoffe mit dem Lack erfolgt in Imprägnieranlagen. Diese<br />
Beschichtung erfolgt normalerweise aus der flüssigen Phase, da die Harze in einem<br />
Lösungsmittel gelöst vorliegen. Der Harzanteil schwankt dabei je nach Anwendung zwischen<br />
30-80 %.<br />
Die Beschichtung erfolgt im Durchlaufverfahren. Die Trägerstoffe werden in Rollen<br />
angeliefert und über Einzugvorrichtungen in das Imprägnierwerk eingezogen. Die einzelnen<br />
Rollen werden aneinander geklebt, so daß der Prozess endlos und kontinuierlich abläuft.<br />
Nur so ist es möglich, daß jeder Meter imprägnierter Trägerstoff gleichbleibende Qualität<br />
besitzt. Nach der Beschichtung durchlaufen die getränkten Trägerstoffe einen Trockenofen.<br />
Dieser Trockenofen hat nicht nur die Aufgabe, das Lösungsmittel zu verdampfen und<br />
dadurch ein handhabbares Material zu erzeugen, sondern auch die Vor-Polymerisation<br />
einzuleiten. Die richtige Trocknung stellt somit sicher, daß beim späteren Verpressen der<br />
imprägnierten Trägerstoffe (Prepregs) eine gute Lagenbindung zwischen den einzelnen<br />
Lagen erzeugt wird, und der Harzfluß auf ein Mindestmaß reduziert wird.<br />
Die Trocknung kann mit Heißluft oder durch Strahlungswärme erfolgen.<br />
In der Bauweise der Öfen unterscheidet man horizontale und vertikale Systeme. Horizontale<br />
Öfen (Tunnelöfen) haben den Vorteil hoher Geschwindigkeiten ohne übermäßige<br />
Zugbelastung der Trägerstoffe. Vertikale Öfen (Trockentürme) haben den Vorteil der<br />
gleichmäßigeren Trocknung. Die Trägerstoffe müssen aber im Turm oben umgelenkt<br />
werden. Dieses Umlenkfeld wird gekühlt, um ein Ankleben der Prepregs zu verhindern.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Imprägnieranlagen<br />
Prepreg<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
Imprägnieranlage Rohgewebe<br />
<br />
<br />
Abbildung 4: Schema einer vertikalen Imprägnieranlage<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 9<br />
Papier wird normalerweise horizontal imprägniert, Trägerstoffe aus Glas vertikal. Nachdem<br />
die Prepregs den Ofen verlassen haben, werden sie entweder zu Rollen aufgewickelt oder<br />
aber direkt geschnitten. Dabei wird ein Bogenmaß entsprechend der Größe der zu<br />
verpressenden Tafeln gewählt.<br />
Die nächste Arbeitsstufe der Laminatproduktion ist das Pressen. Grundsätzlich<br />
unterscheidet man zwei verschiedene Verfahren:<br />
• das konventionelle Pressen im Chargenbetrieb<br />
• das kontinuierliche Pressen im Durchlauf<br />
Beim konventionellen Pressen beginnt man mit der Konfektionierung der Prepregs, der<br />
Kupferfolie und des Presspolsterpapiers. Die Zuschnittformate richten sich dabei nach der<br />
Größe der Presse. Normale Pressen haben Heizplatten mit einem Format von ca. 1300 x<br />
1400 mm, d. h. es können die normalen Tafelformate (US-Format, Euroformat) gepresst<br />
werden. Zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Pressen hat man aber auch Pressen<br />
für Doppelformate, Dreifachformate und Vierfachformate gebaut.<br />
Das Eintafeln erfolgt in Reinräumen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 10<br />
Schmutzpartikel führen zu Ausschuß. Das Eintafeln erfolgt manuell, insbesondere die<br />
Handhabung der 18 bzw. 35 µm dünnen Kupferfolien ist dabei ein sehr sensibler Prozess.<br />
Der Aufbau eines Pressbuches erfolgt nach folgendem Schema:<br />
Pressblech<br />
Ausgleichslage Presspolsterpapier<br />
gegen Heizplatte Presspolsterpapier<br />
Presspolsterpapier<br />
Pressblech<br />
Kupferfolie<br />
erste Tafel Prepreg<br />
Prepreg<br />
Kupferfolie<br />
Pressblech<br />
zweite Tafel etc.<br />
Die Heizplatten der Presse müssen absolut parallel sein, sie sollen keine<br />
Dickenschwankungen aufweisen und auch bei höherem Druck keine Durchbiegung zeigen.<br />
Die Kupferfolie wird im Format größer gewählt als die Prepregs, da das Harz beim Pressen<br />
fließt. Ausfließendes Harz könnte die Pressbleche ansonsten verunreinigen. Die einzelnen<br />
Pressbücher werden mit Hilfe eines Beschickwagens in die Öffnungen zwischen den<br />
einzelnen Heizplatten gefahren.<br />
Die Beheizung der Pressen kann mit Heißwasser, Wasserdampf, Thermalöl oder elektrisch<br />
erfolgen.<br />
Da der Pressdruck nur bis zur Laminathärtung benötigt wird, kann man alternativ die<br />
Pressbücher zum Abkühlen unter Kontaktdruck in eine separate Kühlpresse transferieren.<br />
Dieses Transferverfahren hat den Vorteil, daß die Heizpresse besser genutzt werden kann.<br />
Zur Verbesserung der Dickentoleranzen des Laminates wurde ab Anfang der 80er Jahre das<br />
Pressen unter Vakuum eingeführt. Dies ermöglichte die Reduzierung des Pressdrucks und<br />
damit größere Gleichmäßigkeit der Dicke bei reduziertem Harzfluß.<br />
Bei Vakuumpressen unterscheidet man Systeme, die entweder in Vakuumkammern<br />
betrieben werden oder mit Vakuumrahmen versehen sind.<br />
Der Druck und das Temperaturprofil sind abhängig vom Produkt wie auch vom<br />
Pressverfahren. Die Laminate werden auf Oberflächenfehler überprüft und dann zum<br />
Besäumen weitergeleitet. Beim Besäumen wird der vorher erwähnte Flußrand abgeschnitten<br />
oder weggestanzt.<br />
Kette Schuss<br />
Gängige Tafelformate sind: Europaformat 1070 mm x 1165 mm<br />
US-Format 925 mm x 1225 mm<br />
Uni-Format 1070 mm x 1225 mm
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 11<br />
Der gesamte Ablauf der konventionellen Laminatproduktion ist in Abbildung 5 nochmals<br />
zusammenfassend schematisch dargestellt.<br />
Konventioneller Preßprozeß<br />
1. Zuschneiden von Kupferfolie,<br />
Prepregs und Preßpolsterpapier<br />
2. Eintafeln<br />
-<br />
+<br />
3. Verpressen mit Hitze und<br />
Abkühlung<br />
4. Kantenbeschneidung auf<br />
Tafelformat<br />
Abbildung 5:Schematischer Fertigungsablauf konventionelle Laminatfertigung<br />
Alternativ zum konventionellen Pressen lassen sich Laminate auch kontinuierlich<br />
produzieren. Dieses Verfahren eignet sich vorwiegend zur Herstellung von Dünnlaminaten.<br />
Kontinuierlicher Preßprozeß<br />
3<br />
Reinraum Doppelbandpresse<br />
3<br />
1<br />
3 3 2<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Materialfluß<br />
<br />
<br />
<br />
1. Abzugstation für Kupferfolie 5. Aufrollstation für Trennfolie<br />
2. Abzugstation für Kupferfolie oder<br />
Trennfolie<br />
4<br />
5<br />
6<br />
6. Querteilen<br />
3. Abzugstation für Prepreg 7. Aufrollstation für Flex-Laminate<br />
4. Besäumen / Längsteilen 8. Tafel-/ Zuschnittkonfektionierung<br />
Abbildung<br />
produktion<br />
6: Schematischer Fertigungsablauf der kontinuierlichen Laminat-<br />
7<br />
8
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 12<br />
Die Materialien Prepregs und Kupferfolie werden von der Rolle direkt in die Presse<br />
eingeschleust. Eine vorherige Konfektionierung entfällt. Es wird immer nur ein Laminat, dafür<br />
aber endlos verpresst. Damit entfallen auch die Unterschiede im Aufheizverhalten eines<br />
Pressbuches. Rollenwechsel werden wie beim Imprägnieren bei laufender Maschine durch<br />
Aneinanderkleben der Rollen durchgeführt. Auch Veränderungen des Laminataufbaus<br />
werden bei laufender Maschine durchgeführt.<br />
Die Spannung auf den einzelnen Rollen wird gemessen und permanent justiert. Die Presse<br />
selbst besteht aus dem Pressenkörper und jeweils oben und unten einem Trommelpaar,<br />
über welches endlose Pressbänder laufen. In der Presse selbst gibt es eine Heiz- und eine<br />
Kühlzone. Die Beheizung erfolgt mit Thermalöl, welches heiß gegen die Pressbänder<br />
gedrückt wird. Das Öl ersetzt somit auch das beim konventionellen Pressen erforderliche<br />
Pressposterpapier.<br />
Am Auslauf der Maschine schließt sich direkt das Besäumen der Flußränder an.<br />
Das Laminat kann dann in einem Arbeitsgang direkt auf die gewünschte Zuschnittgröße<br />
geschnitten werden.<br />
Starre Laminate erhalten normalerweise ein Herstellerkennzeichen. Dieses<br />
Herstellerkennzeichen (Logo) wird vor dem Imprägnieren auf den Trägerstoff aufgedruckt.<br />
Dieses Logo kennzeichnet bei Papierträgerstoffen die Faserrichtung und bei Glasgeweben<br />
Kette und Schuß. Die Faserrichtung des Papiers und die Kette des Glasgewebes<br />
entsprechen der Längsrichtung bei der Imprägnierung.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
4 Eigenschaftsmerkmale<br />
4.1 Elektrische Eigenschaften<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 13<br />
Die elektrischen Eigenschaften der Basismaterialien mit typischen Messwerten für einige<br />
der gebräuchlichsten Materialarten sind in Abbildung 7 dargestellt.<br />
Oberflächenwiderstand<br />
nach Lagerung in feuchter<br />
Wärme<br />
FR-2 FR-3 FR-4<br />
10.000 MΩ 100.000 MΩ 1.000.000 MΩ<br />
bei erhöhter Temperatur 100 MΩ 1.000 MΩ 10.000 MΩ<br />
Spezifischer Durchgangswiderstand<br />
nach Lagerung in feuchter 50.000 MΩcm 100.000.000M 5.000.000 MΩ<br />
Wärme<br />
Ωcm<br />
bei erhöhter Temperatur 1.000 MΩcm 10.000 MΩcm 500.000 MΩ<br />
Kantenkorrosion AB 1,5 AB 1,4 AN 1,2<br />
Dielektrizitätskonstante bei 1 MHz 5,5 4,8 4,8<br />
Dielektrischer Verlustfaktor 0,45 0,042 0,02<br />
Kriechstromfestigkeit (IEC 112) CTI 180 CTI 300 CTI 200<br />
Abbildung 7: Elektrische Eigenschaften von Basismaterialien<br />
Die Dielektrizitätskonstante ist abhängig von der Art des Basismaterials. Abbildung 8 gibt<br />
einen Überblick.<br />
Die Dielektrizitätskonstante ist für eine Materialkombination nur solange konstant, wie das<br />
Mischungsverhältnis konstant ist. Am Beispiel von FR-4 ist in Abbildung 9 der Verlauf der<br />
Dielektrizitätskonstante in Abhängigkeit vom Harzgehalt des Laminates aufgezeigt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Er-Wert<br />
5<br />
4,8<br />
4,6<br />
4,4<br />
4,2<br />
4<br />
3,8<br />
3,6<br />
3,4<br />
3,2<br />
3<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
Er-Bestimmung in Abhängigkeit von der Frequenz<br />
Frequenz in MHz<br />
2 100<br />
Cyanatester<br />
BT<br />
Polyimid<br />
multifunkt. FR4<br />
FR4<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 14<br />
Abb. 8: Er-Bestimmung in Abhängigkeit von der Frequenz für verschiedene<br />
Harzsysteme. Die Dielektrizitätskonstante ist für eine Materialkombination<br />
nur solange konstant, wie das Harz - Trägerverhältnis konstant<br />
ist.<br />
Er-We rt<br />
4,9<br />
4,8<br />
4,7<br />
4,6<br />
4,5<br />
4,4<br />
4,3<br />
4,2<br />
4,1<br />
4<br />
2 100<br />
Frequenz in MHz<br />
ca. 60%<br />
ca. 55%<br />
ca. 50%<br />
ca. 45%<br />
ca. 40%<br />
Abb. 9: Einfluss des Harzgehaltes auf die Dielektrizitätszahl
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
4.2 Thermische Eigenschaften<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 15<br />
Die thermischen Eigenschaften der Basismaterialien werden durch das gewählte<br />
Harzsystem bestimmt.<br />
Mit der Forderung nach höherer Wärmebeständigkeit wurden Modifikationen sowohl an den<br />
Epoxidharzen als auch am Härter und Beschleuniger durchgeführt.<br />
Heute verwendete FR-4 Laminate haben Tg-Werte von 130 - 145°C und werden damit den<br />
meisten Anforderungen gerecht.<br />
FR-4 Laminate beginnen, bei Temperaturen oberhalb 180°C zu oxidieren, und spalten<br />
anschließend Wasser ab. Diese Wasserabspaltung bedeutet nicht das Aufspalten von<br />
Molekülketten und damit Zersetzung, sondern ist lediglich eine Umlagerungsreaktion, die<br />
aber zur Materialversprödung führt.<br />
Thermogravimetrische Untersuchungen können dieses Verhalten deutlich aufzeigen.<br />
Langzeituntersuchungen bei 250°C bestätigen, daß ausser der Oxidation/Dehydration keine<br />
Veränderungen auftreten.( Abbildung 10)<br />
Geewichtsverlust %<br />
Thermogravimetrische Langzeituntersuchung<br />
an FR4 - 1,55 mm - 35/0 µm bei 250°C<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
14<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Zeit in Tagen<br />
Abbildung 10: Thermogravimetrische Langzeitanalyse von FR-4<br />
Eine Zersetzung des Epoxidharzes beginnt erst bei Temperaturen oberhalb 280°C. Es wird<br />
bei den thermischen Eigenschaften zwischen der Dauer-temperaturbeständigkeit und der<br />
kurzfristigen Beständigkeit unterschieden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
Eine Übersicht ist für verschiedene Materialien in Abbildung 11 angegeben.<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 16<br />
NEMA Type Dauertemperatur- kurzfristige Temperaturbeständigkeit<br />
beständigkeit soll ist<br />
XXXPC 95°C - -<br />
FR-2 110°C >10 sec 260°C >20 sec<br />
FR-3 130°C >10 sec 260°C >45 sec<br />
CEM-1 130°C >10 sec 260°C >45 sec<br />
FR-4 130°C >20 sec 260°C >120 sec<br />
>10 sec 287°C >60 sec<br />
FR-5 170°C >10 sec 287°C >120 sec<br />
ohne Klassifikation<br />
Polyimid 230°C >10 sec 287°C >120 sec<br />
Abbildung 11: Temperaturbeständigkeit verschiedener Laminate<br />
Die Temperaturbeständigkeit des Basismaterials wird durch die Glasumwandlungstemperatur<br />
vorgegeben.<br />
Entsprechende Werte für verschiedene Basismaterialien sind in Abbildung 12 gelistet.<br />
Tg/°C<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
135<br />
145<br />
FR4 tetrafunkt.<br />
FR4<br />
160<br />
multifunkt.<br />
FR4<br />
210<br />
235<br />
260<br />
BT-Harz Cyanatester Polyimid<br />
Abbildung 12: Glasübergangstemperaturen von Basismaterialien<br />
Die Glasumwandlungstemperatur des Laminates lässt sich durch entsprechendes<br />
Abmischen verschiedener Komponenten sehr genau einstellen.<br />
Der thermische Ausdehnungskoeffizient eines Laminates ist ein Maß für die Ausdehnung<br />
des Materials unter Wärmebelastung. Dieser Wert ist immer dann wichtig, wenn es gilt zu<br />
prüfen, ob die Verbindung verschiedener Materialien nicht zu Problemen bei<br />
Wärmeeinwirkung führt.<br />
Die Materialien verhalten sich unterhalb des Glasumwandlungspunktes deutlich anders als<br />
bei Temperaturen oberhalb des Tg. In Abbildung 13 ist dieses Ausdehnungsverhalten in Z-<br />
Richtung für verschiedene Laminate aufgezeigt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 17<br />
Deutlich erkennt man, wie das Material unterhalb Tg nur eine geringe Längenänderung<br />
erfährt. Oberhalb des Tg steigt die Kurve dann steil an, die Längenänderung ist nun<br />
erheblich größer.<br />
Ausdehnung in delta l/lo<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Vergleich der Z-Achsenausdehnung<br />
delta l = lo * alpha * delta T<br />
1. FR4 m odifiziert<br />
2. FR4<br />
3. FR5 GFG<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Tem peratur in °C<br />
Abbildung 13: Thermischer Ausdehnungskoeffizient in Z-Achse<br />
Neben den allgemeinen thermischen Eigenschaften ist auch die Brennbarkeit ein Kriterium<br />
der Beurteilung der Basismaterialien. Standard Normenwerk ist hier die Spezifikation von<br />
Underwriters Laboratories in den USA, UL 796. Normalerweise verlangen die Anwender die<br />
Einhaltung der Klassifikation V0, d. h. selbstverlöschend innerhalb von 10 sec unter<br />
spezifizierten Bedingungen. Diese schwierigste aller Klassen der UL 796 ist bei<br />
Basismaterial nur durch Zugabe von Flammschutzmitteln zu erreichen.<br />
4.3 Mechanische und verarbeitungsrelevante Eigenschaften<br />
Bei den mechanischen Eigenschaften ist die Dimensionsstabilität als wohl wichtigstes<br />
Kriterium zu nennen. Da bei der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung verschiedene Strukturen passgenau<br />
zueinander aufgebracht werden müssen, trägt die absolute Dimensionsstabilität einerseits,<br />
und die Kontinuität der Dimensionsstabilität für die Lieferchargen andererseits maßgeblich<br />
zur Qualität der Produktion bei.<br />
Die üblichen Testmethoden zur Prüfung der Dimensionsstabilität haben dabei jedoch den<br />
Nachteil, nicht unbedingt die Verhältnisse bei der Verarbeitung wiederzugeben. Dies<br />
bedeutet, die Testmethoden zeigen lediglich das gleichbleibende Verhalten des Laminates<br />
auf, nicht jedoch das absolute Verhalten. Dementsprechend lassen sich gemessene Werte<br />
nicht unbedingt zur Kompensation von Filmunterlagen verwenden. Mit höherwertigen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 18<br />
Harzsystemen nimmt die Dimensionsstabilität in Z-Achse zu, gleichzeitig steigen die<br />
Anforderungen in der Weiterverarbeitung.<br />
Die Wasseraufnahme von Laminaten ist ebenfalls ein wichtiger Parameter. Sie erfolgt durch<br />
Diffusion in das Harz, praktisch alle Polymere zeigen ein solches Verhalten. In Abbildung 14<br />
ist dies für einige Epoxidharzsysteme aufgezeigt.<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
Wasseraufnahme %<br />
Dicke 1,6 mm<br />
WASSERAUFNAHME<br />
in kochendem Wasser<br />
FR 4<br />
FR 5/GH<br />
FR 5/GFG<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5<br />
Zeit - Stunden<br />
6 7 8 9 10<br />
Abbildung 14: Wasseraufnahme in kochendem Wasser<br />
Mit der Wasseraufnahme verändern sich die mechanischen und physikalischen Kenndaten<br />
des Basismaterials. Diese Wasseraufnahme findet auch bei fertigen <strong>Leiterplatten</strong> während<br />
der normalen Lagerung statt. Das Laminat nimmt normale Luftfeuchtigkeit auf. Dies<br />
verursacht eine Senkung des Glasumwandlungspunktes, was gleichzeitig mit einer<br />
Schwächung der Temperaturstabilität verbunden ist. In Abbildung 15 ist dieses Verhalten am<br />
Beispiel von FR-4 aufgezeigt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Temperatur °C<br />
140<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Tg nach Wasserlagerung<br />
Masslam 4 Lagen - FR 4<br />
Basismaterial<br />
110<br />
0 16 40 64 120 200 250 500<br />
Zeit - Stunde<br />
Abbildung 15: Veränderung des Tg durch Wasseraufnahme<br />
TG1<br />
TG2<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 19<br />
Dieser Prozess ist reversibel, d. h. durch Trocknung des Laminates wird auch wieder eine<br />
Erhöhung des Tg erreicht. Diese Tatsache ist insbesondere für die <strong>Leiterplatten</strong>bestücker<br />
von Wichtigkeit. Durch längere Lagerung von <strong>Leiterplatten</strong> findet eine Wasseraufnahme<br />
statt. Bevor <strong>Leiterplatten</strong> starken thermischen Belastungen, wie z. B. Infrarot-Löten,<br />
ausgesetzt werden, muß die Leiterplatte getempert werden, um die Feuchtigkeit zu<br />
entfernen und die Temperaturstabilität zu erhöhen. Wird dies nicht getan, können<br />
Delaminationen des Basismaterials beim Löten die Folge sein.<br />
Die Haftfestigkeit der Kupferfolie auf dem Basismaterial ist ein weiteres wichtiges Kriterium.<br />
Sie wird nicht nur im Anlieferzustand gemessen, sondern auch nach Wärmeschock, nach<br />
Prozeßsimulation und bei 180°C. Die Haftfestigkeitswerte richten sich dabei nach dem<br />
verwendeten Harzsystem einerseits und nach dem Treatment der Kupferfolie andererseits.<br />
5 Multilayer<br />
Multilayer sind Schaltungen mit mehr als zwei Leiterebenen. Die vorgefertigten Innenlagen<br />
werden dabei mit Prepregs (Laminat im B-Zustand) unter dem für die Polymerisation<br />
notwendigen Druck und Hitze so verpresst, daß eine Mehrlagenschaltung entsteht, deren<br />
Innenlagen genau zueinander ausgerichtet sind. Als Basismaterial werden Epoxidharze in<br />
unterschiedlichen Funktionalitäten sowie höherwertige Harzsysteme verwendet. Der<br />
interlaminare Haftverbund benötigt dabei eine Vorbehandlung der Kupferoberflächen. Dies<br />
erfolgt meist durch die Oxidation der Kupferoberfläche mit Hilfe von stark oxidierenden<br />
Chemikalien (z. B. Natriumchlorit). Die so gebildete Kupferoxidoberfläche hat, vergleichbar<br />
dem Treatment der Kupferfolie, eine gerauhte Oberflächenstruktur, die die Haftung des<br />
Harzes verbessert. Da diese Oxidschicht größtenteils aus zweiwertigem Kupferoxid besteht,<br />
welches nicht säurebeständig ist, wird zusätzlich nach der Oxidation eine gezielte Reduktion<br />
des zweiwertigen Kupferoxids in einwertiges, säurebeständiges Kupferoxid vorgenommen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 2<br />
Seite 20<br />
Dieses reduzierte Oxid verhindert nach dem Bohren der Multilayer den Angriff der sauren<br />
Prozeßchemikalien der Folgeprozesse auf die Oxidschicht. Alternativ besteht die<br />
Möglichkeit, anstelle der Oxidation eine doppelseitig getreatete Kupferfolie zu verwenden.<br />
5.1 Aufbauten<br />
Die Aufbauten eines Multilayers richten sich zum einen nach der geforderten Enddicke, zum<br />
anderen nach den gewünschten elektrischen Eigenschaften. Die wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkte spielen natürlich ebenfalls eine Rolle, müssen sich aber den vorgenannten<br />
Gründen meist unterordnen. Standard-Aufbauten für 6 und 8 Lagen Multilayer sind in<br />
Abbildung 16 für die Enddicke 1,5 mm angegeben.<br />
Multilayer, Aufbau: 6 Lagen<br />
Enddicken mm 1,5 + 1,6 + 1,6 + 1,6 + 2,4 + 0,2<br />
0,15 0,15 0,15 0,15<br />
Lage 1 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />
35 35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 1 x 0,066 2 x 2 x 0,18 1 x 0,066<br />
1 x 0,105 0,105<br />
1 x 0,18<br />
Lage 2 Cu 35 35 35 35 35<br />
Laminat 0,38 0,51 0,38 0,2 0,71<br />
Lage 3 Cu 35 35 35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 2 x 0,105 3 x 2 x 0,18 2 x 0,18<br />
Lage 4 Cu 35 35<br />
0,105<br />
35 35 35<br />
Laminat 0,38 0,51 0,38 0,2 0,71<br />
Lage 5 Cu 35 35 35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 1 x 0,105 2 x 2 x 0,18 1 x 0,18<br />
1 x 0,066 0,105<br />
1 x 0,066<br />
Lage 6 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />
35 35 35 35
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Multilayer, Aufbau: 8 Lagen<br />
Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
Enddicken mm 1,5<br />
0,15<br />
+ 2,0 + 0,2 2,4 + 0,2 3,2 + 0,25<br />
Lage 1 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />
35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 2<br />
0,105<br />
x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />
Lage 2 Cu 35 35 35 35<br />
Laminat 0,2 0,38 0,51 0,76<br />
Lage 3 Cu 35 35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 2<br />
0,105<br />
x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />
Lage 4 Cu 35 35 35 35<br />
Laminat 0,2 0,38 0,51 0,76<br />
Lage 5 Cu 35 35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 2<br />
0,105<br />
x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />
Lage 6 Cu 35 35 35 35<br />
Laminat 0,2 0,38 0,51 0,76<br />
Lage 7 Cu 35 35 35 35<br />
Prepregs 2 x 0,105 2<br />
0,105<br />
x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />
Lage 8 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />
35 35 35<br />
Prepregdicke: 0,066 mm = Prepregtyp 1080<br />
0,105 mm = Prepregtyp 2125<br />
0,180 mm = Prepregtyp 7628<br />
Dickenangaben in mm - Kupferfolie in µm<br />
Abbildung 16: Standard Multilayer-Aufbauten<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 21
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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 22<br />
Vorgenannte Aufbauten sind alle in Folientechnik ausgeführt, d. h. beim Verlegen des<br />
Multilayers wird zur Bildung der Aussenlagen Kupferfolie verwendet. Die alternative Technik<br />
nennt sich Caplayer-Technik und arbeitet mit dünnen, einseitig kupferkaschierten<br />
Innenlagen. Dabei ist die Problematik der Handhabung der dünnen Kupferfolien nicht<br />
gegeben. Als dritte Möglichkeit des Aufbaus ist die Coretechnik zu nennen. Bei dieser<br />
Variante wird ausschließlich mit Innenlagen gearbeitet. Die beiden äusseren Innenlagen<br />
erhalten dabei lediglich auf einer Lage eine Strukturierung (Leiterbild), die später nach<br />
aussen gewandte Seite bleibt vollflächig Kupfer.<br />
Will man erhöhte Kosten vermeiden, so gilt es kostengünstige und standardisierte Aufbauten<br />
sowohl für den Multilayer als auch für die hierbei verwendeten Innenlagen und Prepregs zu<br />
wählen. Bedingt durch die zunehmende Anzahl an impedanzkontollierten Schaltungen ist es<br />
nicht immer möglich, vorgenannte Aufbau-Standards zu wählen. Bei den Innenlagen ist dies<br />
jedoch eher möglich, Abbildung 17 listet diese Aufbau-Standards.<br />
Dicke mil mm Aufbau<br />
2 0,05 1 x 106<br />
3 0,075 1 x 1080<br />
4 0,10 1 x 2116<br />
5 0,125 (einlagig)<br />
1 x 2165<br />
(zweilagig)<br />
2 x 1080<br />
6 0,15 (einlagig)<br />
1 x 2165<br />
(zweilagig) 2 x 1080<br />
8 0,20 (einlagig)<br />
1 x 7628<br />
(zweilagig) 2 x 2116<br />
10 0,25 2 x 2165<br />
12 0,30 2 x 2165<br />
14 0,36 2 x 7628<br />
16 0,41 2 x 7628<br />
1 x 1080<br />
18 0,46 2 x 7628<br />
1 x 2125<br />
20 0,51 3 x 7628<br />
22 0,56 3 x 7628<br />
0,61 2 x 2165<br />
2 x 7628<br />
28 0,71 4 x 7628<br />
30 0,76 4 x 7628<br />
36 0,90 5 x 7628<br />
42 1,08 6 x 7628<br />
Abbildung 17: Dicken und Aufbauten von Dünnlaminaten
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Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 2<br />
Seite 23<br />
Aus Standardisierungsgründen sollte man sich bei Prepregs möglichst auf die Glastypen<br />
106, 1080, 2125 und 7628 beschränken.<br />
Bei Multilayern ist, wie bei den Laminaten für doppelseitige Schaltungen, ein Trend zur<br />
Reduzierung der Gesamtdicke erkennbar. Multilayer mit einer Enddicke zwischen 0,5 und<br />
0,8 mm sind mehr und mehr im Einsatz. Solch dünne Schaltungen zeichnen sich nicht nur<br />
durch die reduzierte Dicke aus, sondern auch durch deutlich geringeres Gewicht.<br />
5.2 Pressverfahren<br />
Bei den Pressverfahren für Multilayer kann man mit Heiz/Kühlpressen und mit den bei der<br />
Basismaterialherstellung bereits erwähnten Transferpressen oder mit Druck-Autoklaven<br />
arbeiten.<br />
In den hydraulischen Pressen wird das vorbereitete Preßpaket in die aufzuheizende<br />
(Kaltstart) oder aufgeheizte (Heißstart) Presse eingeschoben. Bis zum Schließen der Presse<br />
sollten beim Heißstart die Presspakete dabei noch nicht flächig auf der Heizetage aufliegen.<br />
Nachdem der Druck angelegt ist (er beträgt zwischen 150-300 N/cm²), werden gleichzeitig<br />
die Presspakete aufgeheizt. Die mittlere Aufheiz-geschwindigkeit der Pakete liegt zwischen<br />
5-8°C/min. Bei normalem FR-4 wird bis auf 175-180°C geheizt, höher vernetzte Systeme<br />
benötigen teilweise 225°C. Alternativ läßt sich eine Nachhärtung der höher vernetzten<br />
Systeme im Temperofen bei 225°C erreichen. Die Presszeit richtet sich sowohl nach dem<br />
verwendeten Harzsystem als auch nach der Dicke des Pressbuchs. Es gilt sicherzustellen,<br />
daß auch die mittlere Platte im Pressbuch komplett ausgehärtet ist. FR-4-Systeme<br />
benötigen zur Aushärtung 45 min. Unter Kontaktdruck wird anschließend das Presspaket<br />
abgekühlt. Die Multilayer sollten erst der Presse entnommen werden, wenn eine Temperatur<br />
von 40°C erreicht ist.<br />
Der Aufbau der Presspakete ist dabei vergleichbar dessen, wie er für das Basismaterial<br />
erwähnt wurde. Pressbleche mit einer Dicke von 1,5 bis 2,0 mm aus hochglanzpoliertem<br />
Edelstahl und Papierpresspolster mit einem Gesamtgewicht von 300-500 g/m² werden<br />
normalerweise verwendet. Alternativ zu den Pressblechen haben sich verstärkt 0,35 mm<br />
dicke Aluminiumbleche durchgesetzt. Diese Bleche werden anstelle der Edelstahlbleche<br />
eingesetzt und haben den Vorteil, daß aufgrund der reduzierten Dicke mehr Schaltungen pro<br />
Pressbuch eingelegt werden können. Beim Einsatz von Edelstahlblechen sind diese immer<br />
größer. Das Kupfer für die Aussenseiten wird ebenfalls größer gewählt als die Innenlagen,<br />
um die Pressbleche beim Pressen vor ausfließendem Harz zu schützen. Im Gegensatz zum<br />
Verpressen von normalem Basismaterial wird jedoch noch ein Presswerkzeug benötigt.<br />
Dieses Presswerkzeug aus 6-10 mm dickem Werkzeugstahl enthält die Stifte, die zur<br />
Registrierung der Innenlagen zueinander notwendig sind. Hydraulische Pressen werden<br />
immer häufiger mit Vakuumkammern hergestellt, um auch beim Pressen von Multilayern<br />
bessere Pressergebnisse zu erreichen.
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Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 24<br />
Bei Autoklavpressen handelt es sich um isostatische Gas- oder Öldruckpressen. Die<br />
Presspakete werden dabei vakuumverpackt in eine Druckkammer eingefahren. Die<br />
Druckkammer wird mit einem inerten Gas (z. B. Stickstoff) oder Öl geflutet, das Medium<br />
dient der Übertragung von Druck und Hitze. Der isostatische Druck beim Verpressen beträgt<br />
80-200 N/cm². Im Gegensatz zum hydraulichen Pressen können in der Druckkammer<br />
unterschiedliche Pressformate gleichzeitig verpresst werden.<br />
5.3 Registrierverfahren<br />
Die Innenlagen der Multilayer müssen zueinander registriert werden, zusätzlich ist eine<br />
Registrierung des geätzten Bildes zum Bohrbild erforderlich. Das bekannteste Verfahren ist<br />
das Stift- oder Aufnahmeloch-System. Bei diesem Verfahren werden die Aufnahmelöcher<br />
der Innenlagen gestanzt oder gebohrt. Diese Löcher können zum Registrieren der Filme<br />
beim Fotoprozess, zum Registrieren beim Verpressen und zum Registrieren beim Bohren<br />
verwendet werden. Die Prepregs werden im Bereich der Bohrungen der Innenlagen größer<br />
freigestellt, um ein Zufließen der Registrierlöcher bzw. ein Verbacken mit den<br />
Registrierstiften zu vermeiden.<br />
Will man die beim Ätzen der Innenlagen auftretende Längenänderung nicht bereits als erste<br />
Verschiebung des Registriersystems haben, kann man das Registriersystem unter<br />
Zuhilfenahme einer Registrieroptik nach dem Ätzen stanzen. Man benötigt dann jedoch ein<br />
weiteres System, um das versatzfreie Belichten der Vorder- und Rückseite der Innenlagen<br />
zu sichern.<br />
Da das Basismaterial beim Verpressen schrumpft, sind gegenüberliegende Rundlöcher als<br />
System ungeeignet. Mindestens ein Loch muß als Langloch ausgeführt sein, um dem<br />
Material Spielraum zur Schrumpfung zu geben. Bei diesem Rundloch/Langloch-System geht<br />
die gesamte Schrumpfung zum Rundloch. Alternativ lässt sich an allen vier Seiten der<br />
Innenlagen ein Langloch einbringen. Die gesamte Schrumpfung geht bei diesem System<br />
dann zur Mitte. Das Fließverhalten der Prepregs, die im Randbereich nach aussen fließen,<br />
beeinflußt mit die Registriergenauigkeit des Multilayers.<br />
Das schwimmende Verpressen ohne Stiftformen stellt die Alternative zum Stiftsystem dar.<br />
Optisches Registrieren und Innenlagenregistrieren werden hierbei unterschieden. Beim<br />
optischen Registrieren werden beim Herstellen der Innenlagen die Registriersymbole<br />
mitgeätzt.<br />
Bei Multilayern mit einem Innenlagencore (4 Lagen) werden die Registriersymbole nach dem<br />
Pressen freigefräst und dann optisch aufgebohrt. Bei mehreren Cores lassen sich die<br />
Innenlagen über entsprechende Optiksysteme zueinander ausrichten und dann punktuell<br />
über die zwischen den einzelnen Innenlagen liegenden Prepregs verkleben. Nach dem<br />
Verpressen werden auch solche höherlagigen Multilayer über gebohrte, freigefräste<br />
Registriersymbole zentriert.
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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />
Eigenschaftsmerkmale<br />
Basismaterial<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 2<br />
Seite 25<br />
Beim Innenlagenregistrieren werden die einzelnen Innenlagen mit einem gebohrten oder<br />
gestanzten Registriersystem versehen. Die einzelnen Innenlagencores werden über das<br />
Registriersytem mit Hilfe von Kunststoff-Stiften oder Metallhülsen miteinander verbunden<br />
und fixiert. Solch ein Multilayer lässt sich dann schwimmend ohne Stiftwerkzeug verpressen.<br />
5.4 Qualitätsmerkmale und Testmethoden<br />
Der Haftverbund der Innenlagen zueinander wird über die Prepregs erzeugt. Die Prepregs<br />
können über die Parameter Harzgehalt, Fluß, Reaktivität und Schmelzviskosität<br />
charakterisiert werden. Ein hoher Harzgehalt ist insbesondere dann wichtig, wenn viele<br />
topographischen Unebenheiten bzw. Bohrungen gefüllt werden müssen.<br />
Beim fertigen Multilayer ist es wichtig, die Festigkeit des Haftverbundes, die komplette<br />
Aushärtung, die Porenfreiheit, das Schrumpfverhalten der Innenlagen und die<br />
Hitzebeständigkeit zu prüfen.<br />
Den Haftverbund prüft man normalerweise durch eine Zerreißmaschine, die die Kraft mißt,<br />
die erforderlich ist, um einen interlaminaren Haftverbund aufzureißen. Bei FR-4 findet man<br />
dabei Werte größer 900 N/mm. Bei Multilayer liegen die Werte normalerweise höher als bei<br />
starrem Laminat.<br />
Die komplette Aushärtung läßt sich zusammen mit der Messung der<br />
Glasumwandlungstemperatur prüfen. Ein Unterschied von Tg1 zu Tg2 von kleiner als 4°C<br />
zeigt die komplette Aushärtung des Multilayers an.<br />
Die Porenfreiheit des verpressten Multilayers lässt sich im Schliff, zusammen mit dem<br />
Innenlagenversatz als auch durch Abätzen der Kupferfolie visuell prüfen.<br />
Das Schrumpfverhalten der Innenlagen wird mit Röntgengeräten geprüft. Die<br />
Hitzebeständigkeit der Multilayer prüft man normalerweise im Lötbad nach MIL-P-13949.<br />
Elektrische Prüfungen der dielektrischen Eigenschaften des Basismaterials lassen sich<br />
bedingt am fertigen Multilayer durchführen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 1<br />
Bohrungen erfüllen in der Leiterplatte verschiedene Aufgaben. Sie dienen der Aufnahme der<br />
Leiterplatte für folgende Fertigungsprozesse und zur Befestigung der Bauteilanschlüsse bei<br />
Einsteckmontage. Für <strong>Leiterplatten</strong> mit mehr als einer Leiterebene erfolgt die Kontaktierung<br />
durch die Metallisierung der Bohrlochwandung, wobei die angeschnittenen Kupferschichten<br />
elektrisch leitend verbunden werden.<br />
Das Bohren erfordert höchste Präzision, da Bohrbild und Druckbild der Leitergeometrie<br />
paßgenau zugeordnet werden müssen. Bei doppelseitigen <strong>Leiterplatten</strong> sind es die<br />
Druckbilder der Vorder- und Rückseite (Bestückungs- und Lötseite). Das Bohren von<br />
mehrlagigen <strong>Leiterplatten</strong> (Multilayer) erfolgt nach dem Verpressen der geätzten Innenlagen.<br />
Dabei orientieren sich die zulässigen Toleranzen des Bohrversatzes an den Größen der<br />
Pad’s bzw. Antipad’s in den Innenlagen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Schematische Inhaltsdarstellung<br />
Wareneingangskontrolle / Bohrer Pkt. 1<br />
Bohrermanagement Pkt. 2<br />
Paketieren Pkt. 3<br />
Bohrmaschine / Einrichten Pkt. 4<br />
Bohrer / Bohrdaten Pkt. 5<br />
Beladen der Bohrmaschine Pkt. 6<br />
Bohren / Bohrtechnologie Pkt. 7<br />
Entladen der Bohrmaschine Pkt. 8<br />
Vereinzelung der Paketierung Pkt. 9<br />
Qualitätssicherung Pkt. 10<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Paketieren<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Prozeßablauf beim Bohren<br />
Bohrer Bohrermanagement<br />
Bohrdaten<br />
Bohren Nachschleifen<br />
Vereinzeln<br />
Prüfen<br />
1 Wareneingangskontrolle / Bohrer<br />
Bohrer Verschleißprüfung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 3<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Materialstruktur von <strong>Leiterplatten</strong> können beim Bohren nur<br />
Vollhartmetall-Spezialbohrer eingesetzt werden. Um einen sicheren Prozeßablauf zu<br />
gewährleisten kommt der Eingangskontrolle eine entscheidende Bedeutung zu. Die<br />
Wareneingangskontrolle der Bohrer sollte sich auf folgende Hauptkriterien beschränken:<br />
• Bohrer-Nenndurchmesser<br />
• Spirallänge (Nutlänge) L2<br />
• Schneidengeometrie der Bohrerspitze<br />
Auf den nachfolgenden Seiten 4 und 5 sind die Abmessungen der Bohrer sowie die<br />
Schneidengeometrie der Bohrerspitze dargestellt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 4
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 5
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.1 Handhabung der Werkzeuge<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 6<br />
Zur Prüfung des Bohrerdurchmessers sollte ein optisches Meßverfahren verwendet werden,<br />
um mechanische Beschädigungen am Bohrer zu vermeiden.<br />
Nach der Prüfung sind die Bohrer wieder in ihre Originalverpackungen zu stecken. Damit ist<br />
ein sicherer und beschädigungsfreier Transport der Werkzeuge gewährleistet (auch zum<br />
Nachschleifen).<br />
2 Bohrermanagement<br />
Unter Bohrermanagement ist die Bohrerverwaltung und -vorbereitung sowie das<br />
Werkzeughandling mit der Werkzeugkassettenverwaltung zu verstehen.<br />
Über die Bohrerverwaltung wird die auftragsspezifische Bohrerzusammenstellung<br />
vorgenommen. Hierbei werden die Bohrer magaziniert. Aus den Kassetten wechselt die<br />
Maschine nach Vorgabe im Bohrprogramm die Bohrer nach Durchmesser und Standzeit<br />
vollautomatisch aus.<br />
Um beim Microbohren das Werkzeughandling zu vereinfachen, wurde das Euromagazin<br />
entwickelt. Das Euromagazin besteht aus einem linearen Streifen aus Kunststoff, der<br />
insgesamt 11 Werkzeugpositionen aufweist. Bestückt wird das Euromagazin jedoch nur mit<br />
10 Werkzeugen. Der zusätzliche Leerplatz wird hierbei zur optischen Trennung von neuen<br />
und gebrauchten Werkzeugen benutzt. In Bild 1 ist eine Werkzeugkassette mit 600 Bohrern<br />
und Euromagazinen dargestellt.<br />
Bild 1: Werkzeugkassette mit 600 Bohrern und Euromagazinen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 7<br />
Die Werkzeugkassetten-Verwaltung ist ein entscheidender Faktor zur Erhöhung der<br />
Produktivität beim Bohren. Bei manuellen Bohrmaschinen kommen heute 100 oder 200<br />
Werkzeuge pro Spindel zum Einsatz. Bei den automatischen Bohrmaschinen sind 400<br />
Werkzeuge oder mit Euromagazinen 600 bis 1.200 Werkzeuge je Bohrkopf notwendig (Bild<br />
2). Um diese Vielzahl von Werkzeugen verwalten zu können, ist ein separater<br />
Werkzeugbestückungsplatz erforderlich.<br />
Die Aufgabenstellung, Werkzeugkassetten für die Produktion zur Verfügung zu stellen, kann<br />
auf unterschiedliche Weise gelöst werden. Eine Möglichkeit besteht darin, mit Standard-<br />
Werkzeugkassetten zu arbeiten. Dabei wird für alle Aufträge die gleiche<br />
Kassettenbestückung gewählt. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Bestückung der<br />
Werkzeugkassetten exakt am Bedarf eines zu produzierenden Auftrages durchzuführen. Die<br />
so erzeugten Werkzeugkassetten werden als auftragsspezifische Werkzeugkassetten<br />
bezeichnet. Ihre Bestückung ist für jeden Auftrag anders.<br />
Manuelle Maschinen<br />
100 Werkzeuge<br />
200 Werkzeuge<br />
Werkzeugverwaltung<br />
Werkzeug-<br />
Bestückungsplatz<br />
Autom. Maschinen<br />
400 Werkzeuge<br />
Euro -Magazin<br />
200 Werkzeuge<br />
200 Werkzeuge<br />
Bild 2: Werkzeugverwaltung bei manuellen und automatischen Maschinen<br />
Die Bestückung von Standard-Werkzeugkassetten wird so gewählt, daß alle in der<br />
Produktion benötigten Werkzeuge mindestens einmal in der Kassette vorhanden sind.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 8<br />
Häufig benötigte Werkzeuge sind mehrfach vorhanden (Schwesterwerkzeuge). Gewechselt<br />
werden die Kassetten entweder, nachdem mehrere Aufträge bearbeitet wurden, oder wenn<br />
für einen Werkzeugtyp kein Schwesterwerkzeug mehr vorhanden ist.<br />
Bei den auftragsspezifischen Werkzeugkassetten erfolgt die Bestückung der Kassetten<br />
aufgrund des zu fertigenden Auftrages. Dazu steht eine Software zur Verfügung, welche die<br />
Belegung der Kassette generiert. Vom Bediener sind nur die Losgrößen und die Namen der<br />
Bohrprogramme einzugeben. Aus dem Bohrprogramm, den Bohrparametern und den<br />
Losgrößen wird der Werkzeugbedarf ermittelt und ein Datensatz für die Werkzeugkassette<br />
erstellt.<br />
Vorteile der auftragsspezifischen Kassetten gegenüber Standard-Werkzeug-kassetten:<br />
• optimale Ausnutzung der Kassettenkapazität<br />
• keine Unterbrechung der Produktion durch fehlende Werkzeuge, da genau bekannt<br />
ist, wann die Kassetten getauscht werden müssen<br />
Der Werkzeugbestückungsplatz besteht aus einem grafischen Werkzeugkassetten-Editor<br />
und einer Vorrichtung zur Aufnahme der Werkzeugkassetten. Der grafische<br />
Werkzeugkassetten-Editor ist ein effektives Hilfsmittel zum Erstellen neuer und zum<br />
Bestücken abgelaufener Werkzeugkassetten. Mit ihm lassen sich sowohl Einzelwerkzeuge<br />
als auch Euromagazine verwalten.<br />
2.1 Bohren mit Distanzring<br />
Zur Positionierung des Bohrers in der Bohrspindel wird ein Kunststoff-Distanzring in Bezug<br />
zur Bohrerspitze auf den Spannschaft gepreßt. Von der genauen Position des Ringes stellt<br />
die CNC-Steuerung einen Bezug zur Bohrerspitze her.<br />
2.2 Bohren ohne Distanzring<br />
Bei diesem Bohrverfahren wird die 0-Position der Z-Achse nach jedem Werkzeugwechsel<br />
mittels einer mechanischen Kalibrierstation oder durch ein Lasermeßgerät (siehe Kapitel 4.2)<br />
geprüft und danach der Bohrhub ausgeführt. Der Bezug zur Bohrerspitze wird hierbei über<br />
die Werkzeuglänge vorgegeben.<br />
Für <strong>Leiterplatten</strong>bohrmaschinen mit automatischem Werkzeugwechsel werden die Bohrer<br />
aus den Magazinen entnommen und in die Bohrspindel eingeführt. Anschließend erfolgt die<br />
Klemmung am Werkzeugschaft durch die Spannzange in der Spindel.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2.3 Bohrerverschleiß / Nachschleifen<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 9<br />
Die mögliche Bohrstrecke (Hubzahl x Paketdicke) ist abhängig von Basismaterial, Schnittund<br />
Vorschubgeschwindigkeit, Bohrerdurchmesser, geforderter Bohrlochqualität und<br />
Werkzeug.<br />
Bei durchmetallisierten <strong>Leiterplatten</strong> aus FR4-Material gelten folgende Richtwerte:<br />
Bohrerdurchmesser 0,3 mm, Bohrstrecke 3 bis 7 m<br />
Bohrerdurchmesser 0,5 mm, Bohrstrecke 5 bis 10 m<br />
Bohrerdurchmesser 1,0 mm, Bohrstrecke 15 bis 25 m<br />
Nach Erreichen der Richtwerte können die Werkzeuge bis maximal 3 x nachgeschliffen<br />
werden. Beim Nachschleifen wird immer nur die Bohrerspitze regeneriert. Die<br />
Nebenschneiden werden bei zu langem Einsatz des Bohrers ebenfalls abgenutzt. Deshalb<br />
die Limitierung auf dreimaliges Nachschleifen (Bild 3).<br />
3 Paketieren<br />
Bild 3: Nachschliff beim Bohrer<br />
Für die Serienbearbeitung werden aus Rationalisierungsgründen mehrere Zuschnitte -<br />
zusätzlich mit Bohrunter- und Bohrauflagen - übereinander gestapelt.<br />
Zweck der Bohrunterlage: Verminderung von Bohrgrat,<br />
Auslauf der Bohrerspitze<br />
Zweck der Bohrauflage: Verminderung von Bohrgrat,<br />
Schutz der Kupferkaschierung,<br />
Werkzeugreinigung<br />
Als Bohrunterlagen werden verwendet:<br />
• Phenolharzpapier
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Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
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Seite 10<br />
• speziell gefertigte Holzspanplatten, mit und ohne Kaschierungen aus Papier oder<br />
Melaminharz. Die üblichen Plattendicken betragen 2 - 5 mm.<br />
Als Bohrauflagen kommen zum Einsatz:<br />
Material<br />
Phenolharzhartpapier 0,4 - 0,5 mm alle<br />
Aluminiumblech Leg. F 0,2 - 0,3 mm > 0,2 mm<br />
Kunststoff-Folie 0,1 mm < 0,2 mm<br />
Anmerkung:<br />
Bei der Verwendung von Aluminiumfolien (unter 0,24 mm) entsteht das Problem der<br />
„Blasenbildung“: Durch den hohen Anpreßdruck des Niederhalters (20-30 kp) wird die Al-<br />
Folie deformiert. Die Folie wölbt sich in die Niederhalteröffnung hinein (Bild 4). Dies führt zu<br />
Gratbildund und Bohrerverlauf. Außerdem kann die Position des Bohrers beim Auftreffen auf<br />
die Aluminiumfolie verlaufen. Eine Abhilfe wird durch eine möglichst kleine Bohrung im<br />
Niederhalter-Druckring erreicht.<br />
Bild 4: Blasenbildung der Aluminiumfolie
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.1 Paketieren mit Stiften<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 11<br />
In das zusammengelegte Paket werden mit einer Bohr- und Verstiftmaschine nacheinander<br />
die Stiftaufnahmebohrungen eingebracht und die Stifte eingepreßt. Die Stifte dienen zum<br />
Zusammenhalten des Paketes und als Aufnahmestifte zum Registrieren auf dem<br />
Maschinentisch. Stiftdurchmesser und Stiftlänge sind auf den Bohrmaschinentisch<br />
abzustimmen.<br />
3.2 Paketieren ohne Stifte<br />
Das Arbeiten ohne Stifte setzt den Einsatz von Zuschnitten mit genauen Kanten voraus und<br />
wird immer häufiger eingesetzt. Die Fixierung der Zuschnitte als Paket erfolgt mit einem<br />
selbstklebenden Bandabschnitt von der Oberseite über die Kante zur Unterseite des<br />
Paketes. Pro Kante wird ein Klebestreifen gesetzt. Das Positionieren des Paketes wird über<br />
feste und pneumatisch betätigte Anschläge auf dem Maschinentisch vorgenommen. Diese<br />
Anschläge sind gleichzeitig als Spannpratzen ausgebildet, die für eine spielfreie<br />
Aufspannung des Paketes sorgen.<br />
4 Bohrmaschine / Einrichten<br />
<strong>Leiterplatten</strong>bohrmaschinen stehen als Ein- oder Mehrspindel-Ausführung zur Verfügung.<br />
Der Grundaufbau der heutigen Bohrmaschinen ist bei den meisten Herstellern aus Granit<br />
gefertigt, wobei das Prinzip der geteilten Achsen am häufigsten anzutreffen ist. Die Führung<br />
der X- und Y-Achse erfolgt durch Prä-zisionsluftlager mit einer Luftspaltkompensation.<br />
Dieses Prinzip kompensiert jede Längenänderung zwischen Granit, Traversenschlitten und<br />
Maschinentisch bei Temperaturschwankungen.<br />
Die moderne CNC-Steuerung ermöglicht in Verbindung mit den Achsantrieben und den<br />
linearen Meßsystemen ein schwingungsfreies Positionieren der X- und Y-Achse bei<br />
optimalen Positionierzeiten und höchster Positioniergenauigkeit. Die bisher eingesetzten<br />
DC-Servomotoren werden heute durch AC-Servomotoren ersetzt, die entscheidende Vorteile<br />
aufweisen: Sie sind bürstenlos, wartungsfrei, bieten eine sehr gute Dynamik und höhere<br />
Leistungen bei gleicher Motorabmessung.<br />
Um die Bohrzeiten und damit die Durchlaufzeiten zu halbieren, wurde die TWIN-<br />
Bohrmaschine entwickelt. Bei diesem Maschinentyp ist die X-Achse mit zwei Bohrköpfen<br />
ausgestattet, die mittels zweier CNC-Achsen das <strong>Leiterplatten</strong>paket gleichzeitig bohren (Bild<br />
5). Dadurch ergibt sich eine höhere Produktivität, die bei 70 % bis 100 % liegt. Dieser<br />
Maschinentyp ist einer Zweispindel-Maschine in bezug auf Produktivität nahezu<br />
gleichzusetzen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Bild 5: Innenraum einer TWIN-Bohrmaschine<br />
4.1 Bohrköpfe mit Bohrspindeln<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 12<br />
An dem Traversenschlitten sind die Bohrköpfe befestigt. Diese nehmen die Bohrspindeln<br />
auf. Die Hubbewegung der Bohrspindeln erfolgt über die Z-Achsensteuerung. Dem Z-<br />
Achsenvorschub kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung zu. Eine optimale Lösung<br />
wird durch den Einsatz der Multi-Z-Achse (Bild 6) erreicht. Hierbei erfolgt die Hubbewegung<br />
der Bohrköpfe durch einzelne Kugelgewindetriebe in Verbindung mit einzelangetriebenen<br />
AC-Motoren.<br />
Beim Bohren kommen heute überwiegend luftgelagerte Spindeln mit einem Drehzahlbereich<br />
von 20.000 - 125.000 U/min zum Einsatz.<br />
Bild 6: Bohrkopf mit AC-Antrieb
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
4.2 Bohrerbruchkontrolle und Lasermeßsystem<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 13<br />
Die Bohrerbruchkontrolle überwacht den ordnungsgemäßen Zustand der Werkzeuge<br />
während des Bohrens. Zur ständigen Kontrolle ist im Niederhalter eine Lichtschranke<br />
eingebaut, die folgende Maschinenfunktionen überwacht: Werkzeugaufnahme aus dem<br />
Magazin, Werkzeugablage im Magazin und Werkzeugbruch beim Bohren (Durchmesser bis<br />
0,2 mm).<br />
Beim Mikrobohren wird die Position des gebohrten Loches in starkem Maße von der<br />
Rundlaufabweichung der Bohrspindel und des Mikrobohrers beeinflußt. Hierbei ist zu<br />
beachten, daß sich beide Toleranzen im ungünstigsten Fall addieren können. Die<br />
berührungslose Überprüfung der Rundlaufabweichung kann mit einem speziellen<br />
Lasermeßgerät automatisch nach jedem Werkzeugwechsel durchgeführt werden (Bild 7).<br />
Die Messung erfolgt dynamisch mit der programmierten Drehzahl am Maschinentisch für<br />
jede Bohrspindel. Weiterhin können Durchmesser und Einspannlängen der Bohrer<br />
kontrolliert werden.<br />
Bild 7: Systembild des Lasermeßgerätes<br />
4.3 DNC-Betrieb mit Vernetzung<br />
Bohrmaschinen können im DNC-Betrieb ohne jegliche Datenträger in der Produktion<br />
arbeiten. Der Abruf von Programmen aus der DNC-Anlage erfolgt direkt vom<br />
Maschinenbediener an der CNC-Steuerung. Dazu gibt der Bediener lediglich die<br />
Bezeichnung des gewünschten Programmes ein. Die DNC-Anlage sucht jetzt auf der<br />
Festplatte nach dem gewünschten Programm und sendet es an die Steuerung.<br />
Eine weitere Vereinfachung besteht darin, das Programm mit Hilfe eines Barcode-Lesers an<br />
der Maschine über den Barcode-Streifen auf den Auftragspapieren einzulesen.<br />
Der Datenaustausch zwischen den Steuerungen der Bohrmaschinen, dem Leitrechner<br />
(Panel-Manager) und weiteren Rechnern (DNC) erfolgt über ein Ethernet Netzwerk. Für eine<br />
Gruppe von Maschinen ist ein Fileserver installiert. Der Fileserver dient zur Speicherung
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 14<br />
lokaler Daten und als Brücke zu anderen Rechnern bzw. Netzen (DNC). Eine Anbindung an<br />
unterschiedliche Netzwerksysteme ist möglich.<br />
4.4 Einrichten der Bohrmaschine<br />
Beim Einrichten der Bohrmaschine ist zu prüfen, welche <strong>Leiterplatten</strong>typen (wie z.B.<br />
einseitige LP, doppelseitige LP oder Multilayer) zu bohren sind. Diese Informationen sind<br />
den Auftragspapieren des jeweiligen Bohrauftrages zu entnehmen. Anhand der<br />
Auftragspapiere ist die Maschinenzuordnung ebenfalls festgelegt.<br />
Speziell bei Multilayern werden zur Fixierung der <strong>Leiterplatten</strong> auf dem Maschinentisch vier<br />
Aufnahmebohrungen (Soft-Tools) in Kunststoffeinsätze gebohrt. Diese Einsätze sind<br />
entweder im Maschinentisch integriert oder auf Aluminium-Adapterplatten montiert. Nach<br />
dem Bohren der Soft-Tools werden vier Aufnahmestifte manuell eingesetzt, wodurch die<br />
Registrierung der Multilayer möglich ist.<br />
Vor dem eigentlichen Bohrvorgang wird mit Hilfe des graphischen Werkzeugkassetten-<br />
Editors die Werkzeugkassette auf die ausreichende Menge der benötigten Bohrer überprüft.<br />
Danach wird das Bohrprogramm mittels Diskette oder über die DNC-Anlage in die CNC-<br />
Steuerung der Bohrmaschine eingelesen.<br />
Bei manuell beladenen Bohrmaschinen werden anschließend die <strong>Leiterplatten</strong>-Pakete auf<br />
den Maschinentisch gelegt und fixiert. Durch Betätigung der Starttaste an der CNC-<br />
Steuerung erfolgt das Abarbeiten des Bohrprogrammes mit den unterschiedlichen<br />
Bohrdurchmessern.<br />
Bei automatisch beladenen Bohrmaschinen wird der Belader mit <strong>Leiterplatten</strong>-Paketen<br />
bestückt. Durch Betätigung der Starttaste an der CNC-Steuerung werden die Pakete auf den<br />
Maschinentisch transportiert, dort fixiert, und anschließend erfolgt das Abarbeiten des<br />
Bohrprogrammes wie bei den manuellen Bohrmaschinen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
5 Bohrer / Bohrdaten<br />
Bild 8 : DIN Bezeichnungen am Spiralbohrer<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
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Seite 15<br />
Es wird mit Vollhartmetall-Bohrern gearbeitet, die sich durch hohe Verschleiß- und<br />
Biegefestigkeit auszeichnen. Überwiegend werden Bohrer mit einheitlichem Spannschaft<br />
3,175 mm (1/8") eingesetzt (Bild 8).<br />
5.1 Was ist Vollhartmetall ?<br />
Vollhartmetall ist ein naturhartes Sintermetall, das auf pulvermetallurgischem Wege<br />
hergestellt wird. Seine Hauptbestandteile Wolframcarbid (ca. 92 %), Kobalt (ca. 6 %) und<br />
weitere Zusätze werden pulverisiert, gepreßt und bei 1400° - 1500° C gesintert.<br />
Bei diesem Prozeß (Korngröße ca. 0,5 µ) sintern die Materialien zu einem dichten Rohling<br />
mit einer Vickershärte von ca. 1900 HV zusammen (zum Vergleich HSS ca. 850 HV).<br />
Die Werkstoffeigenschaften sind hohe Verschleißfestigkeit und Biegefestigkeit.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
5.2 Bohrergeometrie<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 16<br />
Der Anschliff der Bohrerspitze ist von größter Bedeutung. Beim Vierflächen-Anschliff wird<br />
jede Freifläche in zwei ebene Flächen aufgeteilt. Dadurch erhält das Zentrum des Bohrers<br />
eine definierte Spitze, die ihn besser zentriert.<br />
Die Winkel an der Schneide sind der erste Freiwinkel mit 15° und der zweite Freiwinkel mit<br />
30°. Der Spitzenwinkel ist vom Bohrerdurchmesser abhängig. Für den Durchmesserbereich<br />
von 0,1 bis 3,175 mm ist er 130°. Im Durchmesserbereich ab 3,2 mm beträgt er 165°.<br />
Die Problematik bei der Festlegung von Span- und Freiwinkel an einem Bohrer zum<br />
Bearbeiten von gedruckten Schaltungen liegt in den verschiedenen Materialien, die in einem<br />
Arbeitsgang bearbeitet werden sollen. Glasfasern, Epoxidharz und Kupfer verhalten sich<br />
beim Zerspanungsvorgang völlig verschieden, so daß letztlich nur ein Kompromiß zur<br />
Einstellung der Zerspanungsparameter geschlossen werden kann.<br />
5.3 Bohrdaten<br />
Die Arbeitsbedingungen für ein Werkzeug werden im wesentlichen durch Vorschub und<br />
Schnittgeschwindigkeit bestimmt. Dabei ist die Schnittgeschwindigkeit V die Geschwindigkeit<br />
in m/min, die von den Schneidenecken in Drehrichtung erreicht wird.<br />
Unter Vorschub S (mm/U) versteht man den Weg, den der Bohrer bei einer Umdrehung ins<br />
Material eindringt (Spanabnahme pro Umdrehung) oder als Z-Achsen-Vorschub (Meter pro<br />
Minute) ausgedrückt, den Weg, den der Bohrer in einer Minute ins Material eindringt. Auf<br />
Seite 17 sind übliche Zerspanungsparameter angegeben.<br />
6 Beladen der Bohrmaschine<br />
Die Beladung der Bohrmaschine kann manuell durch eine Bedienperson oder<br />
vollautomatisch mittels Beladesystem durchgeführt werden.<br />
Beim manuellen Beladen der Bohrmaschine wird das <strong>Leiterplatten</strong>paket auf den<br />
Aufnahmeplatten des Maschinentisches registriert und der Ablauf des Bohrprogrammes<br />
durch Betätigung der Starttaste an der Bedieneinheit eingeleitet. Zur optimalen Registrierung<br />
der <strong>Leiterplatten</strong> auf dem Maschinentisch kommen folgende Aufnahmeplatten zum Einsatz:<br />
• spielfreie Zentrierung mittels pneumatischer Prisma- und Schlitzklemmung<br />
• zusätzliche Klemmung durch Pilze, die das LP-Paket auf die Aufnahmeplatten<br />
drücken (Bild 9 )<br />
• Aufnahme von Multilayer: Hierbei werden spezielle Delrin-Buchsen nach einem<br />
Rastersystem in die eigentlichen Aufnahmeplatten eingeschraubt. Danach erfolgt<br />
das Bohren der vier Aufnahmebohrungen für die Multi-layer-Stifte mit den einzelnen<br />
Bohrspindeln. Diese Methode garantiert eine optimale Position der Multilayer-Stifte<br />
und damit eine hohe Biegefestigkeit zum Leiterbild.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Bild 9: Aufnahmeplatte mit Prisma-, Schlitz- und Pilzklemmung<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 17<br />
Bei den vollautomatisch arbeitenden Bohrmaschinen erfolgt die Beladung mit Hilfe eines<br />
zusätzlich installierten Beladesystems. Hierbei unterscheidet man zwischen den zwei<br />
Ausführungsarten Autark- und In-Line-Produktion (Bild 10). Die Autark-Systeme werden in<br />
der "mannlosen Schicht" eingesetzt. Hierbei kommen Ein-Spindelmaschinen sowie Mehr-<br />
Spindelmaschinen mit zwei bis fünf Spindeln zum Einsatz. Bei den Multi-Stationsmaschinen<br />
sind drei bis sechs Ein-Spindel- oder Twin-Bohrmaschinen in einer Linie zusammengestellt.<br />
Alle Autark-Systeme stellen eine kostengünstige Lösung dar und ermöglichen eine
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
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Seite 18<br />
schrittweise Automatisierung bei günstiger Wirtschaftlichkeit. In Bild 11 und 12 ist eine 5spindlige<br />
Bohrmaschine mit autarker Beladung dargestellt.<br />
Autark-Systeme<br />
1-Spindler<br />
2 bis 5- Spindler<br />
Multi-Stationen<br />
Beladesysteme<br />
Bohren<br />
Bild 10: Ausführungsarten von Beladesystemen<br />
In-Line-Systeme<br />
1-Spindler<br />
2 bis 5- Spindler<br />
Die In-Line-Systeme kommen bei der Produktion von großen Losgrößen zum Einsatz. Diese<br />
automatisierten Bohrmaschinen sind verkettet und werden über ein gemeinsames<br />
Zuführsystem beladen. Bei der Verkettung von Ein-Spindlern oder TWIN-Bohrmaschinen<br />
erfolgt die Beladung der LP-Pakete mit Transportsystemen von hinten in die Maschine.<br />
Dieses Prinzip zeichnet sich durch eine gute Flexibilität aus, hat jedoch Nachteile: hohe<br />
Investitionskosten und großer Platzbedarf. Eine kostengünstigere Fertigung ist dagegen bei<br />
der Verkettung von 5 bis 6-Spindlern zu erzielen. Mit diesem System ergeben sich niedrigere<br />
Investitionskosten pro Spindel bei geringerem Platzbedarf.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Bild 11: 5-spindlige Bohrmaschine mit Beladesystem<br />
Bild 12: Riemenbelader der Maschine nach Bild 11<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 3.1<br />
Seite 19
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
7 Bohren<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
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Seite 20<br />
Beim Bohren bestehen die ungünstigsten Bedingungen innerhalb der spanabhebenden<br />
Verfahren. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Schnitt-verhältnissen entlang der beiden<br />
Hauptschneiden und an der Bohrerspitze.<br />
Im Zentrum ist die Schnittschwindigkeit Null, wobei der Vorschub der gleiche ist wie an den<br />
Schneidecken am Bohrerdurchmesser. Deshalb schneidet der Bohrer im Zentrum nicht, er<br />
drückt dort nur. Im Gegensatz dazu sind die Schnittverhältnisse an den Schneidecken am<br />
günstigsten. Hier ist die Schnittgeschwindigkeit am höchsten und die Schneidengeometrie<br />
wirkt sich auf den Schnitt optimal aus.<br />
Die zum Durchmetallisieren benötigte Lochwandqualität in Glas/Epoxid-Laminaten (ca. 20 -<br />
max. 40 µm Rauhigkeit) kann nur durch Bohren erreicht werden. Da der Lochdurchmesser<br />
durch die Metallisierung kleiner wird, müssen die Löcher größer als der Nenndurchmesser<br />
gebohrt werden.<br />
Beim Bohren von Mehrlagen-<strong>Leiterplatten</strong> wird wegen möglicher Harzver-schmierungen an<br />
der Schnittfläche der Cu-Innenlagen die Bohrtiefe (Paketdicke) sowie die max. Hubzahl des<br />
Bohrers im Vergleich zum Bohren der doppelseitigen <strong>Leiterplatten</strong> reduziert. Der größere<br />
Cu-Anteil bei Mehrlagen-<strong>Leiterplatten</strong> führt zu größerem Verschleiß des Bohrers<br />
(Wärmeverschleiß).<br />
Weiterhin ist eine gute Spanabsaugung erforderlich, um Spänestau und ein Überhitzen des<br />
Werkzeuges zu verhindern. Ungenügende Kühlung vermindert die Standzeit des<br />
Werkzeuges und verstärkt die Harzverschmierung an der Lochwandung.<br />
In Abhängigkeit vom Bohrerdurchmesser und Spirallänge ergibt sich die max. Bohrtiefe<br />
(Aspect Ratio) .<br />
7.1 Arbeiten mit Bohrern<br />
Folgende Aspekte sollten näher betrachtet werden, um dem Anwender zu vermitteln, wie<br />
gute Qualität beim Bohren erreicht wird:<br />
• Bohrparameter (siehe Tabelle)<br />
• Die Spirallängen sollten der Bohrtiefe angepaßt sein (Bild 13)<br />
• Die Spindel der Bohrmaschine und der Maschinentisch sollten so "schwingungsfrei"<br />
wie möglich sein.<br />
• Die Spannzange der Spindel und die Spannvorrichtung der Aufnahmeplatten<br />
müssen schmutzfrei arbeiten.<br />
Auf den Seiten 21 und 22 sind die unterschiedlichen Probleme beim Bohren, ihre möglichen<br />
Ursachen und deren Beseitigung dargestellt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Fehlersuche beim Bohren von gedruckten Schaltungen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 21<br />
Problem Mögliche Ursachen Beseitigung<br />
Ungenaue<br />
• Bohrerverlauf<br />
• Auflagematerial<br />
Bohrloch-<br />
(Holzspanplatte-Alu-minium)<br />
positionierung<br />
verwenden<br />
• Spindelverlauf ist zu groß, oder<br />
Fixierung ungenügend<br />
• Vorschub verringern<br />
• Bohrergeometrie ist ungenau • Spindel überprüfen<br />
Toleranz der Bohrerspitze<br />
prüfen<br />
Spänewicklung • ungenügende Spanabsaugung • Absaugsystem säubern und<br />
am Bohrer<br />
• Vorschub zu gering<br />
prüfen<br />
(Kupferspäne sind zu lang)<br />
• Bohrer 3,175 mm hat keine<br />
• Vorschub erhöhen<br />
Spanleitnut (Kupferspäne sind • Bohrer mit Spanleitnut<br />
zu lang).<br />
(Spanbrecher) verwenden<br />
Schlechte<br />
• Verschmierungen durch • Spanabfuhr verbessern<br />
Oberflächenqualität schlechte Spanabfuhr<br />
• Schneidkanten und<br />
• Verschmierungen durch<br />
Parameter nochmals prüfen<br />
stumpfe oder ausgebrochene • Spindelverlauf überprüfen.<br />
Schneidkanten<br />
Qualität des Laminats<br />
• Plattenmaterial ungenügend<br />
ausgehärtet<br />
überprüfen.<br />
Bohrerbruch • Späne verkleben die Spannuten • Bohrer verwenden, der für<br />
die Schnittbedingungen<br />
geeignet ist (Geometrie)<br />
• zu viel Schnittdruck<br />
• Vorschub verrringern<br />
• Spindelverlauf<br />
• Spindel auf Verlauf prüfen<br />
• Auflagematerial mit 0,3 mm<br />
• Bohrerverlauf<br />
Dicke verwenden<br />
Nagelkopfbildung • Der Bohrer ist stumpf oder • Bohrerschneidkanten auf<br />
beschädigt.<br />
Ausbrüche/Verschleiß prüfen<br />
• Vorschub reduzieren<br />
• Der Vorschub ist zu hoch. • Verweilzeit verkürzen<br />
• Verweilzeit des Bohrers in der • Schnittbedingungen auf das<br />
untersten Bohrung ist zu lang. verwendete Laminat<br />
• falsche Schnittparameter<br />
abstimmen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Problem Mögliche Ursachen Beseitigung<br />
Deformation<br />
an der Eintrittsund/oder<br />
untersten Bohrung<br />
• falsche Schnittparameter<br />
• beschädigter oder<br />
verbrauchter Bohrer<br />
• zu geringer Niederhalterdruck<br />
Harzverschmierung • zu hohe Temperatur beim<br />
Bohren<br />
Deformation der<br />
Innenlagen<br />
• Wegen schlechter Spanabfuhr<br />
erhitzen sich die Späne<br />
zwischen Bohrwand und<br />
Bohrerrücken<br />
• Laminat nicht genügend<br />
ausgehärtet<br />
• Bohrer verschlissen oder<br />
ausgebrochen.<br />
• zu hohe mechanische Kräfte<br />
während des Bohrens:<br />
a) Späne verkleben die Spannut<br />
b) Bohrer ist stumpf<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 22<br />
• Vorschub wie in der<br />
Parametertabelle empfohlen<br />
• Auflagematerial 0,3 mm dick<br />
verwenden<br />
• Niederhalterdruck auf<br />
20 kp erhöhen<br />
• Vorschub erhöhen,<br />
Schnittgeschwindigkeit<br />
reduzieren<br />
• Spanabfuhr überprüfen,<br />
Köpfchenbohrer<br />
verwenden, dadurch weniger<br />
Berührungsfläche beim Bohren<br />
• Laminat überprüfen<br />
• Bohrer auf Ausbrüche oder<br />
Verschleiß prüfen<br />
• Spanabfuhr des Bohrers<br />
verbessern<br />
• Späneförderung prüfen,<br />
• schlechter Laminatverbund Vorschub verringern<br />
Gratbildung an • Bohrerschneidkanten sind • Bohrerschneidkanten und<br />
der Eintritts- und/ ausgebrochen oder abgenutzt. Schnittbedingungen nochmals<br />
oder untersten • Vorschub zu hoch<br />
überprüfen<br />
Bohrung<br />
• Vorschub reduzieren,<br />
Auflagematerial mit 0,3 mm<br />
• Unterlagematerial zu weich Dicke verwenden<br />
• Unterlagenmaterial<br />
• zu wenig Niederhalterdruck auswechseln<br />
(Punkt 1 und 2 sind<br />
gewöhnlich die Ursache für<br />
Gratbildung an der<br />
Bohrungsoberseite, Punkt 3<br />
und 4 an der<br />
Bohrungsunterseite)<br />
• Niederhalterdruck überprüfen<br />
Ausgasung • schlechte Metallisierung • Metallisierung prüfen<br />
• rissige Oberfläche der • Problem: schlechte<br />
Bohrwandung<br />
Oberflächenqualität<br />
• falsche Schnittparameter • Parameter prüfen<br />
• Restfeuchtigkeit im Laminat • Laminat tempern
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Bild 13: Formel zur Bestimmung der Bohrtiefe<br />
7.2 Ausspänautomatik<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 23<br />
Beim Bohren von Multilayer-Schaltungen ab einer Dicke von 3 bis 4 mm und einer Bohrer-<br />
Spirallänge von 5 mm ist es wegen der besseren Späneabfuhr sinnvoll, 2 bis 3 mal<br />
auszuspänen. Hierfür ist die CNC-Steuerung mit einer speziellen Software ausgerüstet. Über<br />
die Programmierung wird die zyklische Bohrtiefe und damit die Anzahl der Ausspänungen<br />
vorgegeben. Hierbei können zwei unterschiedliche Verfahren, nämlich das Ausspänen mit<br />
Spanbrechen und das Ausspänen mit Rückhub eingesetzt werden. Beim Ausspänen mit<br />
"Spanbrechen" wird der Bohrer nach einer Bohrtiefe von etwa 5 xd ca. 0,2 mm abgehoben<br />
und dadurch der Span gebrochen (Bild 14). Dieses Verfahren ist günstiger als Ausspänen<br />
mit vollem Rückhub, da die Wärmeentwicklung im Bohrloch geringer ist und somit eine
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Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 24<br />
bessere Lochqualität erreicht wird. Das Ausspänen mit "vollem Rückhub" hat sich bei<br />
Material mit hohem Cu-Anteil und beim Bohren von Cu und Aluminium bewährt.<br />
Bild 14: Ausspänen mit Spanbrechen<br />
7.3 Tiefenbohren (Sacklochbohren)<br />
Der Bedarf an hochkomplexen, elektronischen Baugruppen führt zum vermehrten Einsatz<br />
von hochwertigen <strong>Leiterplatten</strong> mit feinsten Leiterzügen und Mikrobohrungen. Multilayer sind<br />
heute nicht nur in der High-Tech-Fertigung, sondern auch in der Massenproduktion<br />
anzutreffen. Bei derartigen <strong>Leiterplatten</strong> werden in zunehmendem Maße Sacklochbohrungen<br />
als elektrische Verbindungsbohrungen eingesetzt. Hierbei kommt es darauf an, daß eine<br />
bestimmte Innenlage von der Oberfläche der Leiterplatte mit einer hohen Tiefengenauigkeit<br />
angebohrt wird.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Bild 15: Schliffbild beim Sacklochbohren (Kontaktbohren)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 25<br />
Beim herkömmlichen Tiefenbohren ist dafür jeder Bohrkopf mit einem zweiten Meßsystem<br />
und einer Laser-Kalibrierstation ausgerüstet. Mit Hilfe des Lasers und des zweiten<br />
Meßsystems wird der Abstand zwischen Niederhalter-Unterkante und Bohrerspitze bezogen<br />
auf die ML-Oberfläche exakt gemessen. Entsprechend der Programmierung ist es somit<br />
möglich, Sacklöcher von der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche aus in der gewünschten Tiefe mit der<br />
Toleranz von ± 25 µ zu bohren.<br />
Durch die Verringerung der Leiterhöhe bei den Innenlagen werden die Multilayer in Zukunft<br />
mit immer geringerer Dicke gefertigt. Für diese neue <strong>Technologie</strong> ist die obige Toleranz<br />
nicht mehr ausreichend. Bei derartigen Multilayern wird eine Toleranz von ± 15 µ gefordert.<br />
Um diese höhere Tiefengenauigkeit unter Produktionsbedingungen sicherzustellen, wurde<br />
das Kontaktbohren entwickelt. Das Kontaktbohren arbeitet in der Weise, daß beim Auftreffen<br />
des Bohrers auf der oberen Kupferschicht ein Signal für die CNC-Steuerung erzeugt wird.<br />
Durch dieses Signal wird die Position des Bohrkopfes (Z-Achse) gespeichert und von dort<br />
aus die genaue Tiefe berechnet. Da bei diesem neuartigen Verfahren keinerlei mechanische<br />
Elemente die Tiefengenauigkeit beeinflussen, wird die Toleranz von ± 15 µ im<br />
Produktionsprozeß sicher eingehalten. In Bild 15 ist ein Schliffbild dieses neuartigen<br />
Verfahrens dargestellt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
7.4 Quickdrill<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 26<br />
Die Bohrköpfe arbeiten bei diesem Bohrverfahren mit einer Z-Achsen-Kompensation, so daß<br />
unterschiedliche Pakethöhen in kürzester Zeit automatisch gefertigt werden können. Beim<br />
ersten Aufsetzen des Niederhalters auf das <strong>Leiterplatten</strong>-Paket wird die Dicke des Paketes<br />
erfaßt und beim Bohren der weiteren Löcher durch die Software der Z-Achsensteuerung<br />
ständig kompensiert. Bei unterschiedlichen Pakethöhen wird somit nur der geringstmögliche<br />
Z-Achsenhub ausgeführt, was ein Bohren in der kürzesten Zeit ermöglicht.<br />
8 Entladen der Bohrmaschine<br />
Nachdem das Bohrprogramm mit den unterschiedlichen Bohrdurchmessern abgearbeitet<br />
wurde, erfolgt das Entladen der Bohrmaschine.<br />
Die <strong>Leiterplatten</strong>-Pakete werden bei den manuellen Bohrmaschinen dem Maschinentisch<br />
entnommen. Danach werden die Decklage entfernt und die Stifte mit Hilfe einer Handpresse<br />
aus dem <strong>Leiterplatten</strong>-Paket herausgedrückt. Anhand eines dem Auftrag zugeordneten<br />
Filmes werden die gebohrten <strong>Leiterplatten</strong> stichproben-artig und visuell auf das<br />
Vorhandensein aller Bohrungen geprüft.<br />
Bei automatischen Bohrmaschinen werden die <strong>Leiterplatten</strong>-Pakete dem Belader<br />
entnommen. Danach erfolgt ebenfalls das Entfernen der Decklage, das Entstiften und die<br />
Stichprobenkontrolle mittels Film.<br />
9 Vereinzeln der Pakete<br />
Bei den verstifteten Paketen werden die Paketierstifte mit einer Handpresse oder einer<br />
pneumatischen Entstiftmaschine aus dem Paket herausgedrückt. Die Stifte werden wieder<br />
verwendet.<br />
Bei unverstifteten Paketen werden die Klebestreifen von Hand abgezogen. Danach ist die<br />
Vereinzelung möglich.<br />
10 Qualitätssicherung<br />
Zur Qualitätssicherung der gebohrten <strong>Leiterplatten</strong> werden folgende Kontrollen ausgeführt:<br />
• Vollständigkeit aller Bohrungen:<br />
visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten<br />
• Versatz zum Aufnahmeloch / Rasternullpunkt:<br />
visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten oder
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
unter Verwendung einer Koordinatenmeßmaschine oder<br />
eines optischen Inspektionssystems<br />
• Versatz innerhalb des Bohrbildes:<br />
visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten, oder<br />
unter Verwendung einer Koordinatenmeßmaschine, oder<br />
eines optischen Inspektionssystems<br />
• Gratbildung:<br />
visuelle Beurteilung, Tasten (Fühlen) mit der Fingerspitze<br />
• Lochwandung:<br />
Lochwandrauhigkeit sowie der Verschmierungsgrad und Nagelkopfbildung<br />
werden erst nach der Durchkontaktierung beurteilt<br />
• Lochwandeigenschaften:<br />
metallografischer Schliff, ggf. vorherige Metallisierung erforderlich,<br />
nur bedingt durch mikroskopische Betrachtung (Fischaugenmikroskop)<br />
• Bohrgenauigkeit der Lochposition (Positioniergenauigkeit)<br />
Bild 15: Faktoren, welche die Positioniergenauigkeit beeinträchtigen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 27
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 28<br />
Die einfachste Methode zur Überprüfung der Leiterplatte auf Vollständigkeit aller Bohrungen<br />
erfolgt mittels Film und Leuchttisch. Bei der Qualitätssicherung durch einen Scanner werden<br />
die Bohrungen automatisch auf Vollständigkeit in Verbindung mit dem Bohrprogramm<br />
kontrolliert.<br />
Die Qualität der Lochwandeigenschaft ist entscheidend für das Ergebnis der<br />
Durchkontaktierung. Die Bohrung darf für die Aufnahme der Kupferschicht weder "zu rauh"<br />
noch "zu glatt" sein. Bei üblicher Qualität ist eine Rauhtiefe von R t = 15 µm anzustreben.<br />
Dieser Wert ermöglicht eine gute Haftung in Verbindung mit einer gleichmäßigen Dicke der<br />
Kupferschicht.<br />
Bei der Prüfung der Bohrgenauigkeit werden die Lochpositionen gemessen. Um hierbei eine<br />
eindeutige Aussage zu erhalten, werden am günstigsten 100, mindestens jedoch 50<br />
Bohrungen auf das gesamte Bohrformat verteilt, gebohrt und anschließend vermessen.<br />
Hierbei ist zu beachten, daß die Testplatte beim Bohren nicht verschoben wird und nur neue<br />
Bohrer eingesetzt werden. Sinnvoll ist ebenfalls, mindestens drei Werkzeugwechsel im<br />
Testprogramm durchzuführen. Da bei dieser Maschinenprüfung jeglicher Bohrerverlauf<br />
ausgeschlossen sein muß, werden folgende Parameter zugrunde gelegt:<br />
• Bohrdurchmesser: 1,3 mm bis 2,0 mm<br />
• Spirallänge: Minimum<br />
• Material: 1 Platte FR4, beidseitig Cu-beschichtet<br />
• Deckplatte: HP oder Al<br />
• Raumtemperatur: 22°C ± 1°C (Bohren / Messen)<br />
Bei der Prüfung der Bohrgenauigkeit kommen das Linearverfahren oder firmenspezifische<br />
Prüfprogramme zur Anwendung (VDI, DGQ 3441 u. 3444). Bei allen Programmen ist zu<br />
beachten, daß große Verfahrwege zugrunde gelegt und jeweils die X- und Y-Achse<br />
positioniert werden. Nur so ist eine eindeutige Genauigkeitsprüfung der Bohrmaschine<br />
sichergestellt. Zum Vermessen der Prüfplatten können drei verschiedene Maschinenarten<br />
eingesetzt werden:<br />
• Programmier- und Meßplatz<br />
• Koordinaten-Meßmaschine<br />
• optische <strong>Leiterplatten</strong>-Meßmaschine mit graphischer Darstellung und statistischer<br />
Auswertung (Bild 16).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Bohren<br />
Bild 16: Meßprotokoll mit graphischer Darstellung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.1<br />
Seite 29
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 1<br />
Fräskonturen der Leiterplatte erfüllen verschiedene Aufgaben. Sie müssen exakt zum<br />
Druckbild hergestellt und geometrisch an das Endprodukt angepaßt werden. Hierbei wird<br />
eine hohe Genauigkeit der Außen- und Innenkontur sowie eine sehr gute Kantenqualität<br />
gefordert.<br />
Das Konturenfräsen erfordert höchste Präzision, da Bohrbild, Druckbild und Fräskontur<br />
paßgenau zueinander gefertigt werden müssen. Diese hohen Qualitätsanforderungen<br />
können nicht mit dem herkömmlichen Formstanzen, sondern nur mit CNC-Fräsmaschinen<br />
erfüllt werden. Ergänzend zu diesem Schulungsblatt wird das Blatt 3.1 „Mechanische<br />
Bearbeitung, Bohren“ empfohlen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
Schematische Inhaltsdarstellung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 2<br />
Maschinenkonzept Pkt. 1<br />
Fräsköpfe / Frässpindeln Pkt. 2<br />
Werkzeugwechsel /<br />
Fräserüberwachung Pkt. 3<br />
Aufnahmeplatten Pkt. 4<br />
Frästechnologie Pkt. 5<br />
Fräser Pkt. 6<br />
Fräsdaten Pkt. 7<br />
Tiefenfräsen Pkt. 8<br />
Kombinierte Bohr- und<br />
Fräsmaschinen Pkt. 9<br />
Qualitätssicherung Pkt. 10
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Maschinenkonzept<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 3<br />
Die CNC-Fräsmaschinen unterscheiden sich in ihrer Konzeption grundsätzlich nicht von den<br />
Bohrmaschinen. Sie sind jedoch mit speziellen Zusatzfunktionen zum Fräsen ausgestattet<br />
(Bild 1).<br />
Bild 1: CNC-Fräsmaschine mit drei Fräsköpfen<br />
1.1 CNC-Steuerung<br />
Die eingesetzten CNC-Steuerungen gewährleisten in Verbindung mit den Achsenantrieben<br />
und den linearen Meßsystemen ein schwingungsfreies Positionieren der X- und Y-Achse bei<br />
hoher Positioniergenauigkeit.<br />
Zum Konturenfräsen ist die CNC-Steuerung mit einer speziellen Software ausgerüstet und<br />
ermöglicht die Bearbeitung von:<br />
• geraden Strecken<br />
• beliebigen Diagonalen<br />
• Kreisbögen<br />
• Vollkreisen<br />
• eine Kombination von Strecken, Diagonalen und Kreisbögen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.2 Bahnfehler<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 4<br />
Der Bahnfehler ist definiert als Differenz zwischen der programmierten Fräskontur (Sollwert)<br />
und der tatsächlichen Kontur an der Leiterplatte (Istwert).<br />
Der Bahnfehler muß so klein wie möglich sein (
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
Bild 2: Fräskopf mit Einzelantrieb (Funktionsschema)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 5
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
Beim Konturenfräsen kommen folgende Spindeln zum Einsatz:<br />
2.1 Wälzgelagerte Frässpindeln:<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 6<br />
• Precise, SC 63, n = 15.000 - 60.000 U/min<br />
• Precise, SC 3063, n = 15.000 - 60.000 U/min<br />
• Precise, SC 3063 H, n = 20.000 - 80.000 U/min<br />
• Precise, SC 3163, n = 15.000 - 60.000 U/min<br />
(mit Fräserkühlung durch „Air Stream“ Funktion)<br />
2.2 Luftgelagerte Frässpindeln:<br />
• Precise, ASC 3063, n = 20.000 - 100.000 U/min<br />
• Westwind, W320, n = 15.000 - 80.000 U/min<br />
• Westwind, W1331-26, n = 20.000 - 125.000 U/min<br />
3 Werkzeugwechsel / Fräserüberwachung<br />
Um die Stillstandzeiten der Maschine zu verringern und die Produktionssicherheit zu<br />
erhöhen, wird der Multi-Werkzeugwechsel wie bei Bohrmaschinen eingesetzt (Bild 3). Als<br />
optimale Lösung hat sich hierbei der 300-fache Werkzeugwechsel bewährt. Das<br />
Werkzeugmagazin ist mit Fräsern von 0,8 bis 3,0 mm und Bohrern von 0,8 bis 6,35 mm für<br />
nichtdurchkontaktierte Durchmesser bestückt. Bei optimaler Nutzung des<br />
Werkzeugmagazins ist die Bestückung nur einmal pro Woche erforderlich (3-<br />
Schichtbetrieb).<br />
Zur Sicherung der Qualität und zur Fräserüberwachung wird wie bei Bohrmaschinen ein<br />
Lasermeßgerät für jeden Fräskopf eingesetzt (Bild 3). Dieses Meßsystem ermöglicht das<br />
berührungslose Messen von:<br />
• Fräserlänge<br />
• Fräserdurchmesser<br />
• Fräserbruch vor dem Ablegen in die Kassette
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 7<br />
Bild 3: Fräskopf mit zweitem Meßsystem, Werkzeugmagazin (links) und Lasermeßgerät<br />
(unten)<br />
4 Aufnahmeplatten<br />
Bei der beschriebenen Frästechnik ist es zwingend notwendig, daß das Fräs-paket ohne<br />
Verzug des Fräsrahmens aufgespannt wird. Hierfür sind die Aufnahmeplatten mit einer<br />
Prisma-Schlitz- und Pilzklemmung versehen. Die Besonderheit dieses Systems liegt in der<br />
Pilzspannung. Die Pilzspannung ist mit sechs pneumatischen Spannern versehen, wobei<br />
jedes Element das Fräspaket mit 400 N spannt. Bei sechs Pilzen bedeutet dies, daß das<br />
Fräspaket mit 2400 N aufgespannt wird. Dadurch ist ein Verrutschen des Paketes absolut<br />
ausgeschlossen (Bild 4).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Bild 4: Aufnahmeplatte zum Fräsen<br />
5 Frästechnologie<br />
5.1 Fräsrichtungen<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 8<br />
Beim Fräsen der Außenkontur sollte entgegen dem Uhrzeigersinn, beim Fräsen der<br />
Innenkontur im Uhrzeigersinn gefräst werden (Bild 5).<br />
Bild 5: Fräsrichtungen für Außen- und Innenkontur
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
5.2 Ausfräsen von kleinen Teilen<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 9<br />
Bei den Fräsmaschinen kann ein kurzes Abschalten des Spanabsaugung mit<br />
einprogrammiert werden. Dieses Abschalten ist kurz vor der Beendigung des<br />
Fräsdurchganges notwendig. Das Abschalten hat den Vorteil, daß die Kleinteile beim<br />
Austauchen des Fräsers vom Niederhalter nicht angesaugt werden und beim neuerlichen<br />
Eintauchen den Fräser nicht zerstören.<br />
5.3 Niederhalter zum stegfreien Fräsen<br />
Um ein stegfreies Fräsen zu gewährleisten, wird ein spezieller Niederhalter zum stegfreien<br />
Fräsen eingesetzt. Diese Funktion kann wahlweise über die Programmierung auf dem<br />
Datenträger abgerufen werden. Hierbei ist die Fräsrichtung beliebig innerhalb eines<br />
Bereiches von 360° und einer Frässtrecke von ± 5 mm programmierbar (Bild 6).<br />
5.4 Multifunktions-Niederhalter<br />
Beim Fräsen sind drei Niederhalterkräfte zum Bohren (50 bis 240 N), Konturenfräsen (5 bis<br />
50 N) und Fertigfräsen (240 N) wahlweise durch die Programmierung abrufbar. Bei der<br />
neuen Frästechnologie wird der Multifunktions-Niederhalter eingesetzt. Dieser Niederhalter<br />
ist mit einer Bürste und einem Druckring aus Teflon ausgerüstet. Über das Fräsprogramm<br />
können die Funktionen Fräsen der Innen- und Außenkonturen mittels Bürste und stegfreies<br />
Fertigfräsen durch den Teflondruckring abgerufen werden (Bild 7).<br />
Bild 6: Niederhalter zum stegfreien Fräsen (Funktionsschema)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
5.5 Verkleinern von Teilen<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
Bild 7: Multifunktions-Niederhalter<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 10<br />
Um beim Ausfräsen von kleinen Teilen eine Verstopfung des Niederhalters zu vermeiden, ist<br />
es sinnvoll, daß diese verkleinert werden. Dies wird dadurch erreicht, daß mittels einer<br />
speziellen Software Kreisscheiben, Quadrate und Rechtecke in kleine Partikel aufgefräst<br />
und über die Absaugung problemlos abgeführt werden können. Ergänzend hierzu ist jede<br />
Frässpindel direkt hinter dem Niederhalter mit einem Absaugschieber ausgestattet, so daß<br />
bei Kleinteilen eine schnelle Absaugsperrwirkung erreicht wird (siehe Punkt 5.2).<br />
5.6 Stufenfräsen<br />
Beim herkömmlichen Fräsen können kleine Durchmesser (0,8 bis 2,0 mm) nur 1-2 lagig<br />
gefräst werden. Zur Steigerung des Produktivität wurde deshalb das Stufenfräsen entwickelt.<br />
Hierbei erfolgt das Fräsen mehrmalig in verschiedenen Ebenen (Bild 8).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Bild 8: Stufenfräsen (Funktionsschema)<br />
5.7 Deck- und Unterlage<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 11<br />
Beim Fräsen wird üblicherweise ohne Deckmaterial gearbeitet. Bei empfindlichen<br />
Oberflächen kommt jedoch Deckmaterial von 0,6 bis 0,8 mm Dicke zum Einsatz. Als<br />
Unterlagenmaterial wird eine Preßspanplatte von 2,5 mm Dicke verwendet. Auf diesem<br />
Material werden alle anfallenden Frästeile bearbeitet. Bei 30 unterschiedlichen Programmen<br />
pro Tag wird das Unterlagenmaterial etwa alle 2 Tage gewechselt. Beim Konturen-Fräsen<br />
können Plattenpakete von 5 bis 6 (6,4) mm bearbeitet werden.<br />
Bei manchen Fräsaufgaben ist es empfehlenswert, eine HG-Adapterplatte zu verwenden,<br />
die mit Freifräsungen entsprechend der zu fräsenden Kontur versehen ist. Zusätzlich werden<br />
an mehreren Stellen Anschlußkanäle nach außen gefräst. Diese dienen als<br />
Luftansaugschlitze für die Absaugung der Späne.<br />
5.8 Absaugung<br />
Beim Fräsvorgang ist es sehr wichtig, daß die Späne vom Fräser abgeführt und dann sicher<br />
abgesaugt werden. Aus diesem Grund muß besonders darauf geachtet werden, daß eine<br />
gut funktionierende, leistungsstarke Absaugung vorhanden ist (80 - 100 mbar).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
6 Fräser<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 12<br />
In der <strong>Leiterplatten</strong>industrie werden hauptsächlich zwei verschiedene Typen von Fräsern<br />
verwendet:<br />
• Vollhartmetallfräser, diamantverzahnt, spiralverzahnt, mehrschneidig (Bild 9) sowie<br />
• Vollhartmetallfräser, spiralverzahnt, zweischneidig, dreischneidig (Bild 10).<br />
Zur Bearbeitung von glasfaserverstärkten <strong>Leiterplatten</strong> haben sich Fräswerkzeuge bewährt,<br />
deren Schneidengeometrie nicht nur der Bearbeitung der Glasfasern, sondern auch dem<br />
Zerspanen von Epoxidharz und Kupfer Rechnung trägt.<br />
Ausgehend von pyramidförmigen Schneidspitzen am Umfang (Diamantver-zahnung) weisen<br />
diese Fräser einen Schneidkeil mit geeignetem Spanwinkel und Freiwinkel auf und haben<br />
eine vielfache Schneidenanzahl. Durch Einschleifen einer unterschiedlichen Anzahl von<br />
rechts- und linksspiraliger Nuten entstehen am Umfang versetzt angeordnete Schneidkeile.<br />
6.1 Fräser für Folien und flexible Schaltungen sowie Teflon<br />
Diese Spezialfräser mit ein bis fünf Schneiden haben extrem scharf geschliffene Schneiden<br />
und garantieren dadurch einen sauberen und gratfreien Schnitt, wenn die zu bearbeitenden<br />
Materialien sicher gespannt sind.<br />
6.2 Handhabung von Fräswerkzeugen<br />
Vollhartmetall-Fräser sind ebenso wie Vollhartmetall-Bohrer äußerst empfindlich gegen<br />
Schlag und müssen deshalb entsprechend vorsichtig behandelt werden.<br />
Ausbrüche an den einzelnen Schneiden haben eine geringere Standzeit und eine geringere<br />
Qualität der gefrästen Teile zu Folge.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
Bild 9: Vollhartmetall-Konturenfräser mit Diamantverzahnung (Werkbild HAM)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 13
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
Bild 10: Vollhartmetall-Konturenfräser, spiralgenutet (Werkbild HAM)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 14
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
7 Fräsdaten<br />
7.1 Schnittdaten<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 15<br />
Die Schnittgeschwindigkeit (V) ist die Geschwindigkeit in m/min, die von den<br />
Umfangsschneiden in Drehrichtung erreicht wird. Unter Vorschub S (mm/U) versteht man<br />
den Weg, den der Fräser bei einer Umdrehung ins Material eindringt (Fräsweg pro<br />
Umdrehung) oder als Vorschubgeschwindigkeit ausgedrückt, den Weg den der Fräser in<br />
einer Minute ins Material eindringt.<br />
Vorschub und Schnittgeschwindigkeit beeinflussen die Kantenqualität, die<br />
Werkzeugstandzeit und die Produktivität beim Fräsen. Der Vorschub darf einen bestimmten<br />
Mindestwert nicht unterschreiten, da die einzelne Schneide sonst nicht genügend in das<br />
Material eindringen kann. Sie würde in diesem Fall nur noch schaben. Eine erhöhte<br />
Wärmeentwicklung und dadurch ein Zusammenkleben der Späne mit eventuellem<br />
Fräserbruch wären die Folge.<br />
Wird ein bestimmter Maximalwert des Vorschubes überschritten, tritt ein zu großes<br />
Biegemoment auf. Der Fräser bricht. Bei zu großem Vorschub besteht außerdem die<br />
Gefahr, daß die Spindelleistung nicht ausreicht und dadurch die Spindeldrehzahl abfällt<br />
(siehe Fräsparameter). Dies führt ebenfalls zum Fräserbruch. Die Parameter zum<br />
Konturenfräsen sind den nachfolgenden Richtwerttabellen 1 und 2 zu entnehmen.<br />
7.2 Standzeit<br />
Die mögliche Frässtrecke (Standzeit) ist abhängig von Basismaterial, Schnitt- und<br />
Vorschubgeschwindigkeit, Fräserdurchmesser, geforderter Fräskantenqualität, Werkzeug<br />
und Absaugleistung.<br />
Nachfolgend ein Beispiel zur Standzeit (FR-4 bei 4 x 1,6 mm Paketdicke):<br />
Fräsertype: 448 spiralverzahnt<br />
441 diamantverzahnt<br />
Durchmesser: 2,4 mm<br />
Parameter: 32.000 U/min<br />
26.000 U/min<br />
1,4 m/min<br />
Standzeit: > 90 m<br />
7.3 Voraussetzungen für hohe Standzeiten und Kantenqualität<br />
• einwandfreies Fräswerkzeug (ohne Beschädigung)<br />
• optimale Schnittbedingungen (Schnittgeschwindigkeit, Vorschub)<br />
• gut funktionierende Spanabsaugung (80 - 100 mbar)<br />
• sichere Fixierung des <strong>Leiterplatten</strong>paketes auf dem Maschinentisch<br />
• ausreichende Antriebsleistung und exakter Rundlauf der Frässpindel<br />
• sichere Werkzeugspannung
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 16<br />
∅ Paket- Materialtyp Fräsertyp U/min Vorschub Absaughöheleistung<br />
[mm] [mm] Glas<br />
FR4<br />
Flex Cu Teflon Multi ● Spiral ❍ K [m/min] [mbar]<br />
0.30 0.6 ❍ ❍ ❍ 426 80 0.05 - 0.1 80-100<br />
0.40 0.6 ❍ ❍ ❍ 423, 426 80 0.05 - 0.1 80-100<br />
0.50 1.0-2.0 ❍ ❍ ❍ 423, 426 75 0.05 - 0.1 80-100<br />
0.60 2.0-2.5 ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
75 0.08 -0.12 80-100<br />
0.70 2.0-2.5 ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
70 0.15 - 0.2 80-100<br />
0.80 2.5-5.5 ● 441 68 0.3 - 0.4 80-100<br />
0.80 2.5-5.5 ● 448 60 0.3 - 0.4 80-100<br />
0.80 2.0-3.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
50 0.1 - 0.15 80-100<br />
0.90 2.5-5.5 ● 441 55 0.3 - 0.5 80-100<br />
0.90 3.0-5.5 ● 448 45 0.3 - 0.5 80-100<br />
0.90 2.5-3.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
40 0.1 - 0.15 80-100<br />
1.00 2.5-5.5 ● 441 45 0.4 - 0.7 80-100<br />
1.00 2.5-5.5 ● 448 35 0.4 - 0.7 80-100<br />
1.00 2.5-3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
30 0.2 - 0.5 80-100<br />
1.10 2.5-5.5 ● 441 45 0.4 - 0.7 80-100<br />
1.10 2.5-5.5 ● 448 35 0.4 - 0.7 80-100<br />
1.10 2.5-3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
30 0.2 - 0.5 80-100<br />
1.20 3.5-5.5 ● 441 45 0.4 - 0.7 80-100<br />
1.20 3.5-5.5 ● 448 35 0.4 - 0.7 80-100<br />
1.20 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
30 0.2 - 0.5 80-100<br />
1.30 3.5-5.5 ● 441 40 0.8 80-100<br />
1.30 3.5-5.5 ● 448 30 0.8 80-100<br />
1.30 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
25 0.6 80-100<br />
1.40 4.0-5.5 ● 441 40 0.8 80-100<br />
1.40 4.0-5.5 ● 448 30 0.8 80-100<br />
1.40 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
25 0.6 80-100<br />
1.50 4.0-5.5 ● 441 40 1.0 80-100<br />
1.50 4.0-5.5 ● 448 30 1.0 80-100<br />
1.50 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426, 427<br />
25 0.8 80-100<br />
Richtwerttabelle 1: Parameter zum Konturenfräsen (Werkbild HAM)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 17<br />
∅ Paket- Materialtyp Fräsertyp U/min Vorschub Absaughöheleistung<br />
[mm] [mm] Glas<br />
FR4<br />
Flex Cu Teflon Multi ● Spiral ❍ K [m/min] [mbar]<br />
1.60 6.5 ● 441 40 1.0 80-100<br />
1.60 6.5 ● 448 30 1.0 80-100<br />
1.60 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
426. 427<br />
25 0.8 80-100<br />
1.70 6.5 ● 441 40 1.0 80-100<br />
1.70 6.5 ● 448 30 1.0 80-100<br />
1.70 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
25 0.8 80-100<br />
1.80 6.5 ● 441 35 1.1 80-100<br />
1.80 6.5 ● 448 28 1.1 80-100<br />
1.80 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
23 0.9 80-100<br />
1.90 6.5 ● 441 35 1.1 80-100<br />
1.90 6.5 ● 448 28 1.1 80-100<br />
1.90 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
23 0.9 80-100<br />
2.00 6.5 ● 441 35 1.2 80-100<br />
2.00 6.5 ● 448 38 1.2 80-100<br />
2.00 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
23 0.9 80-100<br />
2.10 6.5 ● 441 35 1.2 80-100<br />
2.10 6.5 ● 448 28 1.2 80-100<br />
2.10 6.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
23 0.9 80-100<br />
2.20 6.5 ● 441 32 1.3 80-100<br />
2.20 6.5 ● 448 26 1.3 80-100<br />
2.20 6.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
22 1.0 80-100<br />
2.40 8.0 ● 441 32 1.4 80-100<br />
2.40 8.0 ● 448 26 1.4 80-100<br />
2.40 8.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
22 1.0 80-100<br />
2.50 8.0 ● 441 32 1.4 80-100<br />
2.50 8.0 ● 448 26 1.4 80-100<br />
2.50 8.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
22 1.0 80-100<br />
3.00 8.0 ● 441 28 1.2 80-100<br />
3.00 8.0 ● 448 22 1.2 80-100<br />
3.00 8.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />
427<br />
18 0.8 80-100<br />
Richtwerttabelle 2: Parameter zum Konturenfräsen (Werkbild HAM)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
8 Tiefenfräsen<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 18<br />
Beim Fräsen von flexiblen Schaltungen ist es erforderlich, mit einer Tiefentoleranz von ± 50<br />
µm (von der Oberfläche aus gemessen) zu arbeiten. Aus diesem Grund ist jeder Fräskopf<br />
mit einem zweiten Linearmeßsystem ausgestattet (Bild 3). Mit Hilfe des vorher<br />
beschriebenen Lasermeßsystems wird der Abstand zwischen Niederhalter-Unterkante und<br />
Fräserspitze bezogen auf die LP-Oberfläche exakt gemessen. Der beschriebene<br />
Arbeitsablauf wird durch eine spezielle Software vollautomatisch ausgeführt und hat den<br />
Vorteil, daß auch bei unterschiedlichen Einspannlängen der Fräser, unebenen <strong>Leiterplatten</strong><br />
oder Verschleiß am Niederhalter-Andruckring die Tiefentoleranz nicht beeinflußt wird.<br />
Hierbei kommen zwei Verfahren zum Einsatz:<br />
• Tiefenfräsen ohne Nachregeln<br />
• Tiefenfräsen mit Nachregeln<br />
9 Kombinierte Bohr- und Fräsmaschinen<br />
Bei der spanenden Bearbeitung von LP kann man den Bohr- und Fräsvorgang auf einer<br />
Maschine vereinigen. Hierbei ist es möglich, die Arbeitsgänge<br />
• nur Bohren<br />
• nur Fräsen<br />
• Bohren und Fräsen<br />
durchzuführen. Bei den kombinierten Bohr- und Fräsmaschinen sind die jeweiligen<br />
Besonderheiten von Bohr- und Fräsmaschinen in einer Maschine vereinigt. Als Ergänzung<br />
ist es notwendig, daß der Niederhalter über die Programmierung auf<br />
• den Bohrdruck (große Kraft) und<br />
• den Fräsdruck (kleine Kraft)<br />
umsteuerbar ist.<br />
Die kombinierten Bohr- und Fräsmaschinen sind aufgrund der hohen Flexibilität vorwiegend<br />
bei kleineren LP-Herstellern im Einsatz. In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt<br />
werden, daß Großhersteller vom LP mit hohen Qualitätsansprüchen nicht mit diesem<br />
kombinierten Maschinen produzieren. Diese Hersteller setzen<br />
• Bohrmaschinen zum Bohren und<br />
• Fräsmaschinen zum Fräsen ein.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
10 Qualitätssicherung<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Fräsen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.2<br />
Seite 19<br />
Beim Konturenfräsen von <strong>Leiterplatten</strong> erfolgt die Qualitätssicherung durch Prüfung der<br />
Bohr- und Fräsgenauigkeit. Die Bohrgenauigkeit beträgt hierbei weniger als ± 20 µm.<br />
Folgende Parameter sind dabei zugrunde gelegt:<br />
Bohrdurchmesser: 1,3 mm bis 2,0 mm<br />
Spirallänge: Minimum<br />
Material: 1 Platte FR 4, beidseitig Cu-beschichtet<br />
Deckplatte: HP oder Al<br />
Raumtemperatur: 22 °C ± 1°C (Bohren / Messen)<br />
Bezüglich der Fräsgenauigkeit können bei FR 4 Material (1,6 mm Dicke) folgende<br />
Genauigkeiten erreicht werden:<br />
• ∅ 2,4 mm 3-lagig ± 0,05 mm<br />
• ∅ 2,4 mm 4-lagig ± 0,12 mm<br />
• ∅ 3,0 mm 4-lagig ± 0,12 mm
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 1<br />
Das Ritzen von <strong>Leiterplatten</strong> ist ein mechanisches Fertigungsverfahren zur Erzeugung von<br />
Sollbruchstellen an den Nutzenrändern von <strong>Leiterplatten</strong>.<br />
Beim Ritzen werden zwei V-förmige Nuten von oben und unten eingebracht, um später das<br />
Herausbrechen der einzelnen <strong>Leiterplatten</strong> zu ermöglichen. In diesem Schulungsblatt sind<br />
die unterschiedlichen Maschinenkonzepte, die Ausführungen der Ritzfräser und die<br />
Qualitätssicherung erläutert.<br />
4-Achsen CNC-Ritzmaschine (Funktionsschema, Werkbild ALFA)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
Schematische Inhaltsdarstellung<br />
Maschinenkonzepte Pkt. 1<br />
Ritzfräser Pkt. 2<br />
Qualitätssicherung Pkt. 3<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Maschinenkonzepte<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 3<br />
Die Kerbritzung besteht aus der Ritztiefe von oben und der Ritztiefe von unten. Der<br />
verbleibende Reststeg, auch als Bruchsteg bezeichnet, ermöglicht das spätere<br />
Herausbrechen der einzelnen <strong>Leiterplatten</strong>. Die Ritzungen können hierbei<br />
• in einer Richtung parallel oder<br />
• in zwei Richtungen um 90° verdreht (X- und Y-Achse)<br />
eingebracht werden.<br />
Beim Ritzen kommen Maschinen mit unterschiedlicher Arbeitsweise zum Einsatz:<br />
• mechanische Ritzmaschinen<br />
• CNC-gesteuerte Ritzmaschinen<br />
1.1 Mechanische Ritzmaschine<br />
Bei der mechanischen Ritzmaschine sind zwei Fräserwellen oben und unten<br />
gegenüberliegend angeordnet. Die Vollhartmetall-Ritzfräser werden durch Distanzringe auf<br />
den Wellen entsprechend dem Ritzabstand auf Position montiert. Die Ritzfräser müssen<br />
hierbei nicht nur in genauer Distanz positioniert werden, sondern auch exakt mit den Spitzen<br />
von oben nach unten zueinander fluchten. Nur so ist das spätere Brechen an den<br />
Sollbruchstellen ohne Komplikationen möglich.<br />
Die Positionierung und Fixierung der Leiterplatte erfolgt mit zwei Indexstiften, die in zwei<br />
Indexbohrungen an einer Seite der Leiterplatte eingreifen. Beim Ritzen in X- und Y-Achse ist<br />
in der Regel eine dritte Indexbohrung an einer rechtwinklig zugeordneten Seite eingebracht,<br />
worin die Leiterplatte nach der 90° Drehung nochmals eingehängt werden kann.<br />
Der Nachteil der mechanischen Ritzmaschine liegt unter anderem in sehr langen Rüstzeiten<br />
bei der Umstellung auf andere Ritzabstände (Messerabstände). Damit weist dieses<br />
Maschinenkonzept eine sehr geringe Flexibilität auf und wird heute nur noch selten<br />
eingesetzt.<br />
1.2 2-Achsen CNC-Ritzmaschine<br />
Bei diesem Maschinentyp sind zwei Ritzfräser oben und unten gegenüberliegend montiert.<br />
Der <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzen wird CNC-gesteuert zwischen den Ritzfräsern positioniert, wobei<br />
der obere und untere Ritzfräser gleichzeitig eine definierte Rille in die Leiterplatte einfräsen.<br />
Zwischen den beiden Ritzfräsern bleibt ein ungefräster Reststeg stehen (Bild 1).<br />
Über die X-Achse werden die Ritzabstände programmiert, während die Y-Achse eine<br />
Programmierung des Hubes (Plattenlänge plus Überlauf) und der Vorschubgeschwindigkeit<br />
beim Ritzen ermöglicht.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
Bild 1: Ritzprofil mit Reststeg (Werkbild L+H Maschinenbau)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 4<br />
Die Bedienungsperson erstellt an der CNC-Steuerung das Ritzprogramm für die X- und Y-<br />
Achse. Der Arbeitsablauf erfolgt dann automatisch nach dem Start der Maschine.<br />
Je nach Maschinentyp können hierbei der Ober- und Unterfräser manuell oder motorisch<br />
zueinander eingestellt werden. Die damit entstehende Reststegdicke ist von folgenden<br />
Faktoren abhängig:<br />
• Werkstoff des Basismaterials<br />
• Format der Leiterplatte<br />
• Packungsdichte der <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzen<br />
• bei der Weiterverarbeitung der <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzen eingesetzte Verfahren<br />
Die Positionierung der Leiterplatte erfolgt hierbei ebenfalls durch zwei Indexstifte und die<br />
zugehörigen Indexbohrungen in Relation zum Maschinen-Koordinaten-system.<br />
1.3 4-Achsen CNC-Ritzmaschine<br />
Bei der 4-Achsen-CNC-Ritzmaschine werden neben der programmierbaren X- und Y-Achse<br />
zusätzlich die beiden Ritzfräser CNC-gesteuert angetrieben (siehe Titelbild Seite 1). Die vier<br />
CNC-Achsen haben folgende Funktionen:<br />
• X-Achse: Zustellachse für die Ritzabstände<br />
• Y-Achse: Hubachse (Plattenlänge plus Überlauf) sowie<br />
Vorschubachse (Ritzgeschwindigkeit)<br />
• Z-Achse: Zustell- und Positionierachse für die oberen Ritzfräser
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
• A-Achse: Zustell- und Positionierachse für den unteren Ritzfräser<br />
Dieser Maschinentyp ermöglicht folgende Fertigungsverfahren (Bild 2):<br />
• unterbrochene Ritzungen („Sprung-Ritzen“) innerhalb der LP<br />
• programmierbare Dicke des Reststeges<br />
• unterschiedliche Reststegdicken auf einer Leiterplatte während eines automatisch<br />
ablaufenden Bearbeitungszyklus<br />
• unterschiedliche Ritztiefen an der Ober- und Unterseite der Leiterplatte<br />
Bild 2: Ritzprofil mit unterschiedlicher Ritztiefe (Werkbild L+H Maschinenbau)<br />
1.4 Vollautomatische 5-Achsen CNC-Ritzmaschine<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 5<br />
Dieser Maschinentyp ist mit fünf CNC-gesteuerten Achsen ausgerüstet (Bild 3) und hat<br />
neben der programmierbaren X-, Y-, Z- und A-Achse eine zusätzliche Achse zur LP-<br />
Drehung um 90°, wodurch folgende Anwendungen möglich sind:<br />
• Vollautomatisches X- und Y-Ritzen mit 90°-Drehung der LP<br />
• Positionieren der Ritzfräser von oben und unten durch Software<br />
• Programmieren der Dicke des Reststeges per Software. Änderung der Dicke von Ritz zu<br />
Ritz ist möglich. Abfallstreifen können somit beispielsweise als Teilnutzen weiter<br />
durchgeritzt werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 6<br />
• Innerhalb der LP können unterbrochene Ritzungen („Sprung-Ritzen“) hergestellt werden,<br />
damit ist eine rechtwinklige Ritzung in der LP realisierbar.<br />
• Unterschiedliche Ritztiefen auf Ober- und Unterseite sind möglich, einseitiges Ritzen ist<br />
per Software programmierbar.<br />
• Automatisches, formatabhängiges Einstellen der Indexstifte<br />
Diese CNC-Ritzmaschine kann zusätzlich mit folgenden Funktionsmodulen arbeiten:<br />
• Software-Programmierplatz: Mit dem PC kann das Ritzprogramm leicht und<br />
benutzerfreundlich graphisch erstellt werden. Durch die graphische Darstellung des<br />
Programms können Programmierfehler sofort erkannt und einfach korrigiert werden.<br />
• DNC-Betrieb<br />
• Handlingsmodule (in Horizontal- oder Magazintechnik) zum automatischen Be- und<br />
Entladen der Ritzmaschine<br />
• Schwimmend gelagerte LP-Spann- und Indexierungsvorrichtung: Die gesamte LP-<br />
Halterung ist an einem mitfahrenden Auflege-Rollentisch montiert. Dieser unterstützt die<br />
Wirkung der schwimmenden Aufhängung/Indexierung und ist Voraussetzung für ein<br />
genaues Zentrieren der LP zwischen den Fräsern. Nur so ist gewährleistet, daß dünne,<br />
krumme LP mit der geforderten Toleranz geritzt werden können.<br />
• Durch Verwendung von bürstenlosen AC-Servo-Antrieben mit Resolvern wird eine<br />
Arbeitsgeschwindigkeit bis 40 m/min erreicht.<br />
• Die hohe Flexibilität der Maschine ermöglicht eine wirtschaftliche Fertigung, auch bei<br />
kleinen bis mittleren Losgrößen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 7<br />
Bild 3: 5-Achsen-CNC-Ritzmaschine mit automatischer Be- und Entladung sowie 90°<br />
Drehung (Werkbild L+H Maschinenbau)<br />
1.5 Vollautomatische 5-Achsen CNC-Ritzmaschine mit CCD-Kamera<br />
Der zunehmende Einsatz von hochwertigen <strong>Leiterplatten</strong> mit feinsten Leiterzügen und<br />
Microbohrungen zwingt dazu, die Fertigungstoleranzen immer mehr einzuengen. Für das<br />
Ritzen bedeutet dies, daß die V-förmige Nut bei derartigen <strong>Leiterplatten</strong> exakt zum Leiterbild<br />
eingebracht werden muß. Hierzu ist der Rand des <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzens mit<br />
Positionsmarken (Fiducials) als Bestandteil des Leiterbildes versehen. Diese werden durch<br />
eine eingebaute CCD-Kamera abgetastet und ermöglichen somit eine Achsenkorrektur. Bei<br />
dieser Funktion wird das Ritzen stiftlos durchgeführt.<br />
Bei der Achsenkorrektur wird zuerst die LP-Position ermittelt (Bild 4). Danach erfolgt die<br />
Korrektur der LP-Position (Bild 5). Die Ermittlung der Position erfolgt in drei Schritten:
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 8<br />
• Das Vakuum im Hub-/Drehkopf (i) wird eingeschaltet und hält die LP.<br />
• Der Hub-/Drehkopf fährt mit der LP nach oben und zur Ritzmaschine.<br />
• Während dieses Transports ermittelt die Kamera (k) die Lage der beiden<br />
Positionsmarken auf der Leiterplatte.<br />
Bild 4: Ermitteln der LP-Position (Funktionsschema, ALFA)<br />
Weicht die Lage der beiden Marken von der vorgegebenen Position ab, dann wird dieser<br />
Fehler wie folgt korrigiert:<br />
• Der Abweichungswinkel (ß) wird durch Drehung des Hub-/Drehkopfs ausgeglichen.<br />
• Der Versatz in X-Richung wird über die Positionierung der X-(Transfer)-Achse<br />
ausgeglichen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 9<br />
• Ein Versatz in Y-Richtung wird über das jeweilige Ritzprogramm (im „Jump-Cut“- Betrieb)<br />
ausgeglichen. Die Ritzmesser werden entsprechend des Versatzes früher oder später<br />
eingesenkt.<br />
Bild 5: Korrektur der LP-Position (Funktionsschema, Werkbild ALFA)<br />
2 Ritzfräser<br />
Beim Ritzen von <strong>Leiterplatten</strong> werden wahlweise folgende Werkzeuge eingesetzt:<br />
• Vollhartmetall-Ritzfräser unbeschichtet<br />
• Vollhartmetall-Ritzfräser beschichtet<br />
• Diamant-Ritzfräser<br />
Das häufigste Profil bei den Vollhartmetall-Ritzfräsern ist ein Spitzenwinkel von 30° mit einer<br />
Fase von 0,05 bis 0,10 mm, die ein zu schnelles Abstumpfen der Spitze verhindert. Aber<br />
auch Spitzenwinkel von 45°, 60°, 90° oder sogar 120° bzw. 140° werden eingesetzt. Die<br />
größeren Winkel dienen hierbei jedoch dem Fasen von <strong>Leiterplatten</strong>kanten mit<br />
gleichzeitigem Ritzeffekt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 10<br />
Um den Reststeg während einer bestimmten Arbeitszeit konstant zu halten, wird durch<br />
Zustellung der Werkzeuge eine Verschleißkompensation durchgeführt. Die Abstumpfung<br />
wird hierbei durch eine Beschichtung der Werkzeuge mit z.B. TiCN (Titancarbonitrid)<br />
erfolgreich verlangsamt. Diese Schicht wird mittels Ionenplattieren (PVD-Verfahren)<br />
aufgetragen und bringt eine um 50% härtere Schutzschicht auf das Hartmetall. Dadurch<br />
steigt die Härte der Oberfläche von<br />
HV 2000 auf HV 3000 an.<br />
Die Verschleißkompensation entfällt weitestgehend beim Einsatz von Diamant-Ritzfräsern.<br />
Die verwendeten Profile haben die gleichen Spitzenwinkel wie zuvor erläutert. Die Diamant-<br />
Spitze wird aber nicht von einer Fase geschützt, sondern durch einen Radius von 0,07 mm<br />
bis 0,1 mm, der das Ausbrechen der Spitze verhindert und eine exakte Bruchkante am<br />
Nutzen ermöglicht (Bild 6).<br />
Die Formstabilität der Diamant-Ritzfräser ist durch die Härte der Diamantschneide zu<br />
erklären. Sie liegt nach der Knoop-Härte bie „50“, im Vergleich zu Hartmetall ISO K 10 bei<br />
„7“. Dies erklärt auch die Formstabilität und die viel längere Standzeit der Diamant-<br />
Ritzfräser. Diese Werkzeuge haben in FR4-Basismaterial eine Standzeit von 60.000 bis<br />
80.000 m und können mehrmals nachgeschliffen werden.<br />
Bild 6 : Diamant-Ritzfräser (Werkbild LACH DIAMANT)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3 Qualitätssicherung<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Ritzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.3<br />
Seite 11<br />
Bei der Qualitätssicherung der beschriebenen CNC-gesteuerten Ritzmaschinen können<br />
folgende technische Daten zugrunde gelegt werden:<br />
Stiftabstand - 1. Ritz: min. 6 mm<br />
Parallelität Stift - Ritz:± 0,03 mm<br />
Abstand Ritz - Ritz: ± 0,03 mm<br />
Wiederholungsgenauigkeit: ± 0,03 mm<br />
Reststegdicke: programmierbar von 0,1 - 3,0 mm ± 0,03 mm<br />
Literatur:<br />
Bei diesem Schulungsblatt wurden technische Unterlagen der Firmen ALFA, LACH-<br />
DIAMANT und L+H Maschinenbau verwendet. Wir bedanken uns für die freundliche<br />
Unterstützung.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Stanzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.4<br />
Seite 1<br />
Das Stanzen von <strong>Leiterplatten</strong> ist ein klassisches Fertigungsverfahren zur Erzeugung von<br />
Löchern, Innen- und Außenkonturen bei hohen Stückzahlen und bietet die Gewähr für eine<br />
kostengünstige und rationelle Fertigung.<br />
Aufgrund der fortschreitenden Miniaturisierung der Bauteile und der damit verbundenen<br />
starken Zunahme von Kleinstbohrungen ist das Stanzen in den letzten Jahren stark zurückgedrängt<br />
worden. Es wird jedoch auch heute noch als kostengünstiges Verfahren bei <strong>Leiterplatten</strong><br />
mit geeignetem Layout und hoher Stückzahl eingesetzt.<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Entscheidungskriterien Pkt. 1<br />
Arbeitsvorbereitung Pkt. 2<br />
Stanzwerkzeuge Pkt. 3<br />
Schlußwort Pkt. 4
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Entscheidungskriterien<br />
• 1.1 Material<br />
• 1.2 <strong>Leiterplatten</strong>layout<br />
• 1.3 Maßhaltigkeit / Qualität<br />
• 1.4 Stückzahl<br />
• 1.5 Termin<br />
• 1.6 Produktionseinrichtung<br />
1.1 Material<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Stanzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.4<br />
Seite 2<br />
Im Prinzip lassen sich alle bekannten <strong>Leiterplatten</strong>materialien stanzen.Phenolharz-und<br />
Epoxydharzhartpapiere in kaschierter und in unkaschierter Form werden vor dem Stanzen<br />
auf 60°C bis 80°C erwärmt, um ein Ausbrechen der Schnittkante zu vermeiden (laustanzbar).<br />
Glasfaserverstärkte Materialien werden kalt gestanzt. Bei der Werkzeugherstellung<br />
sind die Eigenschaften des zu stanzenden Materials zu berücksichtigen (Schnittspalt<br />
zwischen Stempel und Matritze). Die Materialdicke sollte 1,6 mm nicht überschreiten.<br />
1.2 <strong>Leiterplatten</strong>layout<br />
Um eine Leiterplatte stanzfähig zu machen, sollten schon bei der Layouterstellung folgende<br />
Regeln beachtet werden:<br />
• nicht geeignet für durchkontaktierte Bohrungen ( Lochwandrauhigkeit )<br />
• Abstand Leiterbahn von Kontur => 0,5 mm<br />
• Kupferfreistellung zur Außenkontur zur Vermeidung von Stanzgrat<br />
• Verhältnis Lochdurchmesser bzw. Schlitzbreite zu Materialdicke =>1:1<br />
• Vermeidung von stegartig angebundenen Ausbruchabdeckungen<br />
(Matritzenstabilität des Stanzwerkzeuges).<br />
• Eckige Innekonturen sind nur im Stanzverfahren herzustellen<br />
• Stanzen mit anschließendem Zurückdrücken ( als Deckel für Lötwelle oder<br />
Herstellung Starrflex )<br />
• Multilayer stanzen nicht empfehlenswert.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.3 Maßhaltigkeit / Qualität<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Stanzen<br />
Mittenabstände bei Komplettschnitt: +/-0,02 mm<br />
bei Folgeschnitt : +/-0,05 mm<br />
Innenkontur zu Außenkontur bei Komplettschnitt: +/-0,05 mm<br />
bei Folgeschnitt : +/-0,10 mm<br />
Leiterbahnen zu Kontur bei Komplettschnitt: +/-0,15 mm<br />
bei Folgeschnitt : +/-0,20 mm<br />
Bei Bandstahlschnitten müssen Toleranzen von +/-0,40 mm berücksichtigt<br />
werden. Diese Angaben setzen voraus:<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.4<br />
Seite 3<br />
• ∙fachlich einwandfreie Konstruktion ( Bauart ) und Anfertigung des Stanzwerkzeuges<br />
• ∙gewartetes Werkzeug<br />
• ∙geschliffenes Werkzeug<br />
• ∙geeignete Stanzmaschine<br />
• sehr gute Wiederholgenauigkeit<br />
Beim Stanzen wird nur das erste Drittel der Materialdicke "geschnitten",sodaß zwei Drittel<br />
der Materialstärke eine rauhe Oberfläche aufweisen, die Mikrorisse oder austretende Glasfasern<br />
erkennen lassen. Für Einschubtechnik und Mikroelktronik nicht empfehlenswert.<br />
1.4 Stückzahl<br />
In der Regel wird das Stanzen von <strong>Leiterplatten</strong> aus wirtschaftlichen Gründen geplant.und<br />
dem Bohren oder Fräsen vorgezogen. Um eine Amortisation der Werkzeugkosten zu erreichen,<br />
muß beispielsweise für eine Europakarte ( 160 mm x 100 mm ) eine Totalstückzahl<br />
von ca 80000 erreicht werden.<br />
1.5 Termin<br />
Für die Konstruktion und Herstellung eines Stanzwerkzeuges wird in Abhängigkeitvon Komplexität<br />
und Bauart ein Zeitraum von 5 bis10 Wochen erforderlich. Für Änderungen müssen<br />
je nach Änderungsumfang 5 bis 20 Tage angesetzt werden.<br />
1.6 Produktionseinrichtungen<br />
Stanzwerkzeuge erfordern je nach Werkzeugtyp den Einsatz in<br />
Exzenterpressen,<br />
Hydraulische Pressen,<br />
Pneumatische Pressen oder<br />
Kniehebelpressen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Stanzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.4<br />
Seite 4<br />
Bei langen Schnittkonturen können Drücke von 100 t erforderlich werden, bei Bandstahlschnitten<br />
in der Regel weniger als 2 t.<br />
2 Arbeitsvorbereitung<br />
Entsprechend der unter Pkt. 2 genannten Entscheidungskriterien wird in der Arbeitsvorbereitung<br />
das geeignete Herstellverfahren ausgewählt. In vielen Fällen sind auch Kombinationen<br />
von unterschiedlichen Bearbeitungen erforderlich oder sinnvoll.<br />
• ∙ stanzen Lochbild, stanzen Kontur<br />
• ∙ bohren Lochbild, stanzen Kontur<br />
• ∙ bohren Lochbild, ritzen , stanzen Kontur<br />
• ∙ bohren, Streifen schneiden, stanzen Kontur<br />
Bandstahlschnitte ( kostengünstig und schnell herzustellen ) werden in der Regel nur nur<br />
noch bei flexiblen Materialien ( Polyimid )eingesetzt. Bei starren Materialien kommen überwiegend<br />
Komplettschnitte und Folgeschnitte zum Einsatz.<br />
Erforderlich bei der Nutzenauslegung sind zusätzliche Referenzbohrungen, die beim Stanzen<br />
als Werkzeugaufnahme dienen und gleichzeitig einen toleranzminimierten Bezug zum<br />
Leiterbild gewährleisten.<br />
Für eilige Entwicklungsmuster sind wegen der langen Herstellungszeit des Werkzeuges und<br />
des Änderungsrisikos häufig alternative Herstellverfahren einzuplanen.<br />
3 Stanzwerkzeuge<br />
Beim Komplettschnitt erfolgt das Stanzen der Löcher und das Schneiden der Kontur in einem<br />
Arbeitsgang. Der Hauptstempel, der die Außenform der Leiterplatte schneidet, ist<br />
gleichzeitig Schnittplatte für die eingestzten Stempel Stanznadeln). Komplettschnitte benötigen<br />
eine sehr genaue Führung und werden meist in Säulenführungsgestelle eingebaut.<br />
Folgeschnitte (Säulenführungsschnitt) mit Vorlocher werden überwiegend zum Stanzen kleinerer<br />
<strong>Leiterplatten</strong>eingesetzt. Der Vortei dieser Werkzeugkonzeption besteht im Unterbringen<br />
vieler Stempel in einer Schnittplatte. Im ersten Schritt werden beim Stanzen nur bestimmte<br />
Lochgruppen bzw. Innekonturen oder je nach geforderter Lochzahl alle Löcher gestanzt.<br />
Danach wird die Leiterplatte (oder der Zuschnitt) um ein Raster verschoben und beim<br />
zweiten Hub die Kontur ausgeschnitten, wobei gleichzeitig der Lochvorgang in der nächsten<br />
Leiterplatte durchgeführt wird.<br />
Das Positionieren des Zuschnittes im Werkzeug erfolgt entweder über Einhängestifte oder<br />
mit Sucherstiften. Einhängestifte müssen fest in der Schnittplatte verankert sein. Sie sind<br />
pilzförmig gedreht und in der Herstellung und Einbau kostengünstig. Bei Folgeschnitten mit
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Mechanische Bearbeitung<br />
Stanzen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 3.4<br />
Seite 5<br />
Vorlochern genügen oftmals Einhängestifte den Anforderungen an die Zentrierung nicht.<br />
Durch ungenaues Vorschieben der Zuschnitte und durch Spiel in den Referenzlöchern können<br />
vogegebene Toleranzen nicht eingehalten werden. Diese Fehler werden beim Einbau<br />
von Sucherstiften weitgehend vermieden. Die Sucherstifte greifen beim Herunterfahren des<br />
Werkzeuges in die vorgegebenen Referenzlöcher und positionieren die Leiterplatte. Erst<br />
dann erfolgt das Stanzen.<br />
Der Einbau von Niederhaltern vermeidet die sogenannte Hofbildung um Löcher und Schlitze.<br />
Die Niederhaltekraft ist bei Hartpapieren so auszulegen, daß sie ca. 50 % der notwendigen<br />
Stanzkraft entspricht. Runde Lochstempel können gehärtet und geschliffen bezogen werden.Sie<br />
werden mit oder ohne Kopf geliefert und können mit durchlaufendem Durchmesser<br />
oder abgesetzt sein. Die Durchmesser sind nach Toleranzfeld h 6 geschliffen. Bei abgesetzten<br />
Stanznadeln wird eine Rundlaufgenauigkeit von 5 mm verlangt. Ähnliche Genauigkeiten<br />
werden bei allen anderen Stempel-Matritzen-Passungen verlangt, sodaß Schnittspalte<br />
je nach zu stanzendem Material nahezu null betragen. Als Material wird hochwertiger Cr-Ni-<br />
Stahl oder Hartmetall verwendet.<br />
4 Schlußwort<br />
Das Stanzen ist die kostengünstigste Methode der Formgebung und der Herstellung von<br />
nicht durchkontaktierten Löchern und Durchbrüchen für die Massenproduktion. Der Einsatz<br />
und die Behandlung von Basismaterialien, die Planung, Konstruktion und Herstellung von<br />
Stanzwerkzeugen sowie das Arbeiten mit Werkzeug und Stanzmaschine erfordert ein einschlägiges<br />
Fachwissen. Dieses geht bei den typischen <strong>Leiterplatten</strong>herstellern immer mehr<br />
verloren. Durch die Weiterentwichlung von Bohrmaschinen, Fräsmaschinen und Ritzmaschinen<br />
sind sehr flexible Alternativen im Einsatz. Da in der <strong>Leiterplatten</strong>industrie die innovativen<br />
Kräfte eher aus den Bereichen der Mikroelektronik mit einer zunehmenden Miniaturisierung<br />
der Bauelemente kommen, ist für die Stanztechnik eine abnehmende Bedeutung zu erwarten.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 1<br />
In der VDI/VDE-Richtlinie 3710 wird die Fertigung von <strong>Leiterplatten</strong> beschrieben. So werden<br />
u.a. die verschiedenen Herstellungsverfahren von durchmetallisierten <strong>Leiterplatten</strong><br />
erläutert. Nach der Durchkontak-tierung werden die <strong>Leiterplatten</strong> entweder in “Panel<br />
Plating“-Technik oder nach einem Photoprozeß (Imaging) in “Pattern Plating“-Technik<br />
bearbeitet, um die gewünschte Schichtdicke von galvanisch abgeschiedenem Kupfer zu<br />
erreichen. Unter Durchkontaktierung versteht man den Prozeß der Metallisierung gebohrter<br />
<strong>Leiterplatten</strong>. Dabei kommen verschiedene chemische Verfahren zum Einsatz, die im<br />
folgenden näher dargestellt werden.<br />
Multilayer nach Lötschocktest (288°C, 10 sec)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Bohrlochreinigung (Desmear)<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 2<br />
Multilayer müssen, bevor sie durchkontaktiert werden können, einen Prozeß zur Bohrloch<br />
reinigung durchlaufen. In diesem Prozeß werden insbesondere die Innenlagen von Harzverschmierungen,<br />
die sich beim Bohren gebildet haben, befreit. Nur so ist eine einwandfreie<br />
Ankontaktierung von Innenlagen gewährleistet.<br />
Als Desmearprozess nach dem Bohren spielt heute neben dem Permanganatprozess<br />
praktisch nur noch die Plasmabehandlung ei ne Rolle. Chromsäure- bzw..<br />
Schwefelsäureverfahren werden hier deshalb nicht beschrieben.<br />
1.1 Permanganat-Prozeß<br />
Der Permanganatprozeß besteht aus 3 Schritten:<br />
1.1.1 Quellen<br />
Quellen<br />
⇓<br />
Ätzen<br />
⇓<br />
Reduzieren<br />
Das Basismaterial wird zunächst in organischen Lösungsmitteln oder wäßrigen Mischungen<br />
Anteilen an organischen Lösungsmitteln bei erhöhten Temperaturen von 50 - 80°C<br />
behandelt, um den anschließenden Angriff von Permanganat zu erleichtern. So werden<br />
Abhebungen der abzuscheidenden Kupferschicht vom Basismaterial (Pull away) vermieden.<br />
Je nach Quellprozeß wird durch diese Behandlung in Verbindung mit dem nachfolgenden<br />
Ätzschritt in Permanganat sogar eine Mikroaufrauhung des Basismaterials erreicht, was für<br />
die Haftfestigkeit des abgeschiedenen Kupfers nicht erforderlich aber zumindest vorteilhaft<br />
ist.<br />
1.1.2 Ätzen<br />
Durch Behandlung in alkalischen Permanganatlösungen (typische Arbeitsparameter: 45 g/l<br />
-<br />
MnO4 , 45 g/l NaOH; T = 60 - 80°C) werden die Bohrlöcher und insbesondere die Innenlagen<br />
oxidativ von Harzverschmierungen (Smear), die beim Bohren gebildet werden, befreit. Dabei<br />
-<br />
entsteht durch die Reduktion von Permanganat (MnO4 ) neben Braunstein (MnO2) auch
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 3<br />
2-<br />
Manganat (MnO4 ). Um die Permanganatlösungen kontinuierlich betreiben zu können,<br />
haben sich elektrolytische Regenerierungszellen durchgesetzt. In diesen Elektrolysezellen<br />
wird das Manganat wieder zu Permanganat oxidiert. Hierbei wird an der Kathode<br />
Wasserstoff gebildet, der wegen der Gefahr der Knallgasbildung abgesaugt werden muß.<br />
Aber auch bei der Verwendung von Elektrolysezellen sind die Permanganatlösungen nicht<br />
unbegrenzt haltbar. Wenn die Manganatkonzentration nicht mehr unter 25 g/l gehalten<br />
werden kann, muß ein Neuansatz erfolgen.<br />
1.1.3 Reduzieren<br />
Im nachfolgenden Reduktionsschritt wird der Braunstein zu Mn 2+ reduziert, um eine saubere<br />
Bohrlochwandung zu gewährleisten. Als Reduktionsmittel werden z.B. Mischungen von<br />
Schwefelsäure und Wasserstoffperoxid bei Raumtemperatur eingesetzt.<br />
1.2 Plasma<br />
Durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung wird in einer Gasmischung unter<br />
vermindertem Druck ein Plasma erzeugt, worin reaktive Teilchen (Ionen, Radikale etc.)<br />
enthalten sind, die mit den Teilchen der Bohrlochwand reagieren. Als Gasmischung hat sich<br />
z.B. O2/CF4 bewährt. Die jeweiligen Prozeßbedingungen hängen davon ab, ob man nur eine<br />
Bohrlochreinigung oder eine Bohrlochreinigung mit Rückätzung des Harzes (Etch back)<br />
erreichen will. Wenn mit Rückätzung des Harzes gearbeitet wird, müssen anschließend die<br />
herausstehenden Glasfasern geätzt werden.<br />
Die wichtigen Prozeßparameter sind:<br />
• Gaszusammensetzung<br />
• Gasdruck<br />
• Gasfluß<br />
• Hochfreqenz-Leistung<br />
• Prozeßzeit<br />
Nach der Bohrlochreinigung können die <strong>Leiterplatten</strong> getrocknet und gelagert werden oder<br />
die Durchkontaktierung erfolgt direkt anschließend („naß-in-naß“).<br />
Bei der Durchkontaktierung unterscheidet man heute konventionelle Verfahren, die mit<br />
Chemisch Kupfer arbeiten von den Direktmetallisierungsverfahren, bei denen auf die<br />
chemische Verkupferung verzichtet wird.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
2 Konventionelle Durchkontaktierung<br />
Die konventionelle Durchkontaktierung beinhaltet im wesentlichen folgende Schritte:<br />
2.1 Reinigen/Konditionieren<br />
Reinigen/Konditionieren<br />
⇓<br />
Mikroaufrauhen<br />
⇓<br />
Aktivieren<br />
⇓<br />
Chemisch Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 4<br />
Im Arbeitsschritt Reinigen/Konditionieren werden die Bohrloch- und Kupferober-flächen<br />
nochmals von anhaftenden Verunreinigungen befreit. Weiterhin werden die Glasfasern mit<br />
speziellen Konditionierungsmitteln belegt, um die anschließende Aktivierung und<br />
Kupferabscheidung zu gewährleisten.<br />
2.2 Mikroaufrauhen<br />
Eine kurze Behandlung in typischen Ätzreinigern (z.B.: 100 ml/l H2SO4 + 80 ml/l H2O2 oder<br />
150 g/l Natriumpersulfat + 15 ml/l H2SO4) bei RT hat sich bewährt, um eine gute<br />
Haftfestigkeit des galvanisch abgeschieden Kupfers auf der Kupfer-kaschierung bzw. den<br />
Innenlagen sicherzustellen. Typische Ätzraten liegen bei 0,5-1 µm Kupfer/min.<br />
2.3 Aktivieren<br />
Beim Aktivieren werden katalytisch wirksame Metallkeime (zumeist: Palladium) auf dem<br />
Basismaterial abgeschieden und ermöglichen so die nachfolgende chemische Verkupferung.<br />
Hier müssen kolloidale Palladium/Zinn- und ionogene Palladium-Aktivatoren grundsätzlich<br />
voneinander unterschieden werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 5<br />
Die kolloidalen Palladium/Zinn-Aktivatoren sind stark sauer (Salzsäure) und benötigen einen<br />
nachfolgenden Prozeßschritt, um das Schutzkolloid zu entfernen. Die ionogenen Palladium-<br />
Aktivatoren sind alkalisch und werden im nachfolgenden Schritt zu Palladium reduziert.<br />
2.4 Chemisch Verkupfern<br />
Beim chemisch (stromlos) Verkupfern kommen zwei Verfahrensvarianten zum Einsatz: die<br />
Dünn- und die Dickkupfertechnik. Wird die chemische Kupferschicht dünn (ca. 0,2 µm in 10-<br />
15 min.) bei 25-30 °C abgeschieden, so ist vor dem Photoprozeß eine galvanische<br />
Verstärkung erforderlich. Wird die chemische Kupferschicht in Korbtechnik dicker (ca. 1,5-5<br />
µm in 30-60 min) bei 35-45°C abgeschieden, kann auf die galvanische Verstärkung vor dem<br />
Photoprozeß verzichtet werden. Als wesentliche Bestandteile eines chemischen<br />
Kupferbades sind die folgenden zu nennen:<br />
• Kupfersalz zur Lieferung von Kupferionen<br />
• Komplexbildner (EDTA, Quadrol, Tartrat)<br />
• Reduktionsmittel (Formaldehyd)<br />
• pH-Regulatoren (z.B.: Natronlauge)<br />
• Netzmittel<br />
• Stabilisatoren (z.B.: Cyanid)<br />
Bevor die <strong>Leiterplatten</strong> nach der chemischen Verkupferung galvanisch verstärkt oder im<br />
Photoprozeß bearbeitet werden, können sie einen Anlaufschutz (z.B.: 1%-ige Citronensäure)<br />
erhalten.<br />
3 Direktmetallisierung<br />
Z. Zt. sind im wesentlichen drei Varianten der Direktmetallisierung im Einsatz, die sich durch<br />
die Art der ersten leitfähigen Schicht auf dem Basismaterial unterscheiden:<br />
• Leitfähige Polymere<br />
• Kohlenstoff<br />
• Palladium-Kolloide<br />
Perfekte Anbindung der Innenlage
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.1 Leitfähige Polymere<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 6<br />
Die Direktmetallisierungsverfahren, die auf der Basis leitfähiger Polymere (z.B. Polypyrrol<br />
oder -thiophen) arbeiten, sind selektive Prozesse, d.h. die leitfähige Schicht wird nur dort<br />
ausgebildet, wo zuvor Braunstein durch die Reaktion des Basismaterials mit Permanganat<br />
entstanden ist.<br />
Bei der Bildung des leitfähigen Polymers aus dem jeweiligen Monomer wird Braunstein<br />
(MnO2) zu Mangan 2+ reduziert. Kupferoberflächen bleiben unbelegt, was eine gute<br />
Ankontaktierung der Innenlagen gewährleistet.<br />
Das hat allerdings auch zur Folge, daß bezüglich der metallisierbaren Kunststoffe gewisse<br />
Beschränkungen bestehen. Teflon reagiert z.B. nicht mit Permanganat, der zur Bildung der<br />
Leitfähigkeit notwendige Braunstein kann nicht entstehen.<br />
Prozeßablauf:<br />
Mikroaufrauhen<br />
⇓<br />
Reinigen/Konditionieren<br />
⇓<br />
Permanganat<br />
⇓<br />
Polymer<br />
Anschließend können die <strong>Leiterplatten</strong> galvanisch verkupfert werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.2 Kohlenstoff<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 7<br />
Kohlenstoff wird entweder als Ruß oder Graphit eingesetzt. Der Prozeß ist nicht selektiv, d.h.<br />
der Kohlenstoff muß von den Kupferoberflächen wieder entfernt werden, damit eine<br />
ausreichende Haftfestigkeit des anschließend galvanisch abgeschiedenen Kupfers auf der<br />
Kupferkaschierung und -innenlage gewährleistet ist. Die Entfernung des Kohlenstoffs von<br />
Kupferoberflächen erfolgt mit Ätzreinigern.<br />
Reinigen/Konditionieren<br />
⇓<br />
Graphit/Kohlenstoff<br />
⇓<br />
Trocknen<br />
⇓<br />
Mikroätzen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.2.1 Palladium-Kolloide<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Bohrlochreinigung und<br />
Durchkontakierung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.1<br />
Seite 8<br />
Die verwendeten Palladium-Kolloide sind entweder durch Zinn(II) oder durch organische<br />
Polymere stabilisiert. Nach der Adsorption auf dem Basismaterial wird durch eine<br />
Nachbehandlung das Zinn bzw. das organische Polymer entfernt.<br />
Zur Verbesserung der Stabilität der Leitschicht wandelt ein Verfahren das Palladium der<br />
Leitschicht in Palladiumsulfid um. Dabei wird auch Kupfer in Kupfersulfid umgewandelt. Die<br />
Kupferoberflächen müssen deshalb anschließend wieder gereinigt werden, um eine sichere<br />
Kupfer-Kupfer-Anbindung zu erreichen. Im Prinzip wird eine der konventionellen<br />
Durchkontaktierung entsprechende Prozeßfolge durchlaufen:<br />
4 Umwelt und Entsorgung<br />
Reinigen/Konditionieren<br />
⇓<br />
Mikroätzen<br />
⇓<br />
Aktivieren<br />
⇓<br />
Beschleunigen<br />
Durch die Direktmetallisierungsverfahren soll insbesondere der Prozeß der chemischen<br />
Verkupferung umgangen werden.<br />
Das in den chemischen Kupferbädern enthaltene Formaldehyd steht unter dem Verdacht,<br />
ein krebserzeugendes Potential zu besitzen. Deshalb ist die Belastung durch Formaldehyd<br />
so gering wie möglich zu halten (Absaugung, Lüftung).<br />
Weiterhin muß der Komplexbildner EDTA entweder zurückgewonnen oder zerstört werden.<br />
Deshalb ist der biologisch abbaubare Komplexbildner Tartrat zukünftig vorzuziehen.<br />
Die Direct Plating-Verfahren enthalten meist nur noch im Conditioner schwache<br />
Komplexbildner, die biologisch abbaubar sind, aber in der Abwasserbehandlung eine<br />
Hydroxidfällung ausschlließen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Ammoniakalisches Atzen<br />
1.1 Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Ätzen und Beizen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.2<br />
Seite 1<br />
Das in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung am weitesten verbreitete Ätzverfahren ist das ammoniakalische<br />
Ätzen, da sowohl die mit einem metallischen Ätzresist, wie z. B. Zinn/Blei oder Reinzinn,<br />
als auch die mit Fotoresist versehenen Schaltungen geätzt werden können.<br />
Grundgleichung für die Ätzreaktion ist die Umsetzung von metallischem Kupfer und Kupfer(II)ionen<br />
zu einwertigen Kupferionen.<br />
Cu + Cu 2+ 2 Cu +<br />
Die Regeneration des Ätzmediums erfolgt durch Oxidation der Cu(I)-Ionen mit Luftsauerstoff<br />
im alkalischen Milieu wieder zu Cu(II)-Ionen, so daß die Ätzreaktion wieder von vorn beginnen<br />
kann. Durch das Einätzen von Kupfer steigt die Kupferkonzentration und damit die<br />
Dichte der Lösung. Um die Kupferionen bei pH-Werten um 8,5 in Lösung zu halten, bindet<br />
man sie mit Ammoniak im Kupfertetraminkomplex. Das konventionelle ammoniakalische<br />
Ätzmedium besteht überwiegend aus einer Ammoniumchlorid-haltigen Kupferchloridlösung.<br />
Zum Schutz der Oberfläche und zur Erhöhung der Ätzrate werden Zusätze beigefügt.<br />
Die Verwendung von Basismaterial mit dünneren Kupferkaschierungen für die Feinstleitertechnik<br />
reduziert die Gesamtmenge an abzuätzendem Kupfer, während bei der Tentingtechnik<br />
die Schichtdicke des abzuätzenden Materials um bis zu 25 µm durch chemisch und galvanisch<br />
abgeschiedenes Kupfer erhöht wird.<br />
Laminat<br />
Resist<br />
Insbesondere bei feinen Leitern ist es wichtig, daß der Ätzvorgang möglichst gerichtet abläuft<br />
und nicht zur Seite in die Flanke des Leiters. Ein quantitatives Maß für die Ätzqualität ist<br />
der Ätzfaktor, der als Quotient von Tiefenätung (V) zu Seitenätzung (X) definiert ist. Der<br />
Ätzfaktor hängt Anlagenparametern wie z. B. Sprühdruck, Düsenkonfiguration, -abstand,<br />
Oszillation und der chemischen Zusammensetzung des Ätzmediums. ab, und sollte möglichst<br />
hoch sein. Ein typischer Wert des Ätzfaktors beim ammoniakalischen Ätzen ist 1,3 bis<br />
1,5.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Metallresisttechnik<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Ätzen und Beizen<br />
Prozeßablaufschema<br />
ammoniakalisches Ätzen<br />
Aufheller<br />
Spülkaskade<br />
Innenlagen<br />
Replenisher Recycling<br />
Spülkaskade<br />
Ätzresistentfernung<br />
Spülkaskade<br />
Trockner<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.2<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.2 Prozeßablauf<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Ätzen und Beizen<br />
Den grundsätzlichen Verfahrensablauf zeigt umseitiges Ablaufschema.<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.2<br />
Seite 3<br />
Durch den Ätzprozeß reichert sich die Ätzlösung mit Kupfer an, so daß oberhalb 160 g Cu/l<br />
mit frischer Ätzlösung verdünnt werden muß, damit sich konstante Verhältnisse einstellen<br />
können. Mit der frischen kupferfreien Ätzlösung, Replenisher genannt, werden die <strong>Leiterplatten</strong>nutzen<br />
nach dem Ätzen gespült. Die Replenisherspülung minimiert die Kupferausschleppung<br />
in das Abwasser, weil das ausgeschleppte Kupfer über die Replenisherdosierung<br />
wieder in das Ätzmedium zurückgeführt wird. Zum Teil ist es möglich, Spülwasserkonzentrat<br />
aus der Kaskade der Altätze zuzugeben, um das Abwasser zu entlasten. Da diese<br />
Verdünnung der Altätze die externe Aufarbeitung beeinträchtigt, können nur kleine Spülwasserzusätze,<br />
wenn überhaupt, zugelassen werden. Je Kilogramm eingeätztes Kupfer verbraucht<br />
man mindestens 7 l Ätzlösung.<br />
Soll als Ätzresist dienendes Zinn/Blei aufgeschmolzen werden, muß ein die Oberfläche für<br />
das Aufschmelzen vorbereitender Aufheller eingesetzt werden.<br />
Als Alternative zum konventionellen Replenisher-Ätzverfahren wird ein Recyclingverfahren<br />
für die ammoniakalische Ätze eingesetzt, bei dem man wegen der Elektrolysierbarkeit Chlorid<br />
durch Sulfat als Basisanion ersetzt. Die elektrolytische Aufarbeitung erfolgt in einer bipolaren<br />
Zelle, die durch ihren Aufbau besonders energiesparend und kompakt ist. Zwischen<br />
zwei Randelektroden, an die eine Spannung von bis zu 42 V angelegt wird, sind 15 bzw. 17<br />
Edelstahlelektroden isoliert angebracht, die im elektrischen Feld aufgrund des Zwischenleitereffekts<br />
auf der einen Seite kathodisch und auf der anderen Seite anodisch polarisiert werden.<br />
Bei der Elektrolyse mit Stromdichten von ca. 10 A/dm² scheidet sich kathodisch Kupfer<br />
in Form von Folien ab, die leicht „abgeerntet“ werden können. Die entkupferte Ätzlösung<br />
sammelt man als Regenerat und speist sie mit Hilfe der Dichteregelung wieder in das Ätzmodul<br />
ein, so daß für die Handhabung in der Fertigung, bis auf die etwas geringere Geschwindigkeit,<br />
keine Unterschiede feststellbar sind.<br />
Die entkupferte Ätzlösung sammelt man als Regenerat und speist sie mit Hilfe der Dichteregelung<br />
wieder in das Ätzmodul ein, so daß für die Handhabung in der Fertigung, bis auf die<br />
etwas geringere Geschwindigkeit, keine Unterschiede feststellbar sind.<br />
Neben der Ätzgeschwindigkeit ist die Unterätzung die für den Ätzprozeß ausschlaggebende<br />
Größe. Während des Ätzens greift das Ätzmedium das Kupfer nicht nur in der gewünschten<br />
Richtung senkrecht zur Oberfläche an, sondern ätzt auch zur Seite, was zur sogenannten<br />
Unterätzung der Leiter führt. Der Ätzfaktor, der Quotient aus Tiefen- und Seitenätzung, ist<br />
ein Maß für die Qualität des Ätzverfahrens und hängt unter anderem von den Anlagenparametern<br />
Düsenkonfiguration, Sprühdruck und -abstand, Oszillation, sowie der chemischen<br />
Zusammensetzung des Ätzmediums, aber auch dem Leiterbild ab. Beim ammoniakalischen<br />
Ätzen findet man meist einen Ätzfaktor von 1,5 (Bild).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.3 Umwelt und Entsorgung<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Ätzen und Beizen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.2<br />
Seite 4<br />
Die Aufarbeitung der ammoniakalischen Ätze erfolgt im Normalfall extern, wobei neben frischer<br />
Replenisherlösung weitere kupferhaltige Produkte hergestellt werden. Für die zentrale<br />
Verwertung ist es allerdings nötig, jährlich tausende von Tonnen verbrauchter, wassergefährdender<br />
Ätzlösung zum Teil über viele hundert Kilometer zu transportieren. Das Recyclingverfahren<br />
hat noch einen kleinen Marktanteil.<br />
Durch die Absaugung der Ätzanlage, fast immer eine horizontale Durchlaufanlage, wird beim<br />
Replenisher-Verfahren der pH-Wert von über 9 auf den Betriebswert von ca. 8,6 herabgesetzt.<br />
Dadurch findet man erhebliche Mengen an Ammoniak, die als Überschuß im Replenisher<br />
enthalten waren, im Gaswäscher der Abluft. Beim Recyclingverfahren führt man das<br />
freigesetzte Ammoniak über Injektoren in die Ätze zurück. Man erreicht durch die damit verbundene<br />
Dosierung von gasförmigem Ammoniak zum Ausgleich der Verluste eine Halbierung<br />
der Ammoniakemission gegenüber dem Replenisherverfahren. Die Gaswäscherlösungen<br />
müssen wegen der komplexbildnerischen Eigenschaften des Ammoniaks entsprechend<br />
aufwendig behandelt werden.<br />
2 Saures Ätzen<br />
2.1 Allgemeines<br />
Zum Auflösen von Metallen durch chemischen Angriff benötigt man ein Ätzmedium und einen<br />
Ätzresist, der den Teil des Produkts schützt, der nicht weggeätzt werden soll. Als Ätzresist<br />
dienen beim sauren Ätzen in der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung organische Lack- oder Fotoresistschichten,<br />
die gegen die anorganischen Ätzmedien beständig sind, aber nach dem Ätzen<br />
normalerweise wieder entfernt werden können (Strippen). Metallische Ätzresiste wie z. B.<br />
Zinn/Blei lassen sich hier nicht einsetzen. Im Gegensatz zur Innenlagenfertigung, bei der die<br />
Kupferkaschierung außerhalb des Leiterbilds, das durch den Ätzresist abgedeckt wird, abgeätzt<br />
wird, muß man bei der Tenting-Technik Kaschierung, sowie chemisch und galvanisch<br />
aufgebrachtes Kupfer durch Ätzen entfernen. Die Leiter werden dann durch ein positives Bild<br />
aus Fotoresist gegen das Ätzmedium geschützt, wobei vorzugsweise die saure Ätze eingesetzt<br />
wird.<br />
Beim sauren Ätzen dient eine salzsaure Kupferchloridlösung als Ätzmedium, das sich durch<br />
gute Steuerbarkeit und konstante Ätzrate auszeichnet.<br />
Die chemische Gleichung des Ätzvorgangs lautet hier:<br />
Cu + CuCl 2 ==> 2 CuCl<br />
Durch die Bildung von einwertigen Kupferionen sinkt die Aktivität der Ätze, die durch chemische<br />
Reoxidation mit Wasserstoffperoxid wieder regeneriert werden muß:<br />
2 CuCl + H 2 O 2 + 2 HCl ==> 2 CuCl 2 + 2H 2 O
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Chemische und galvanische Verfahren<br />
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Das Redoxpotential ist ein Maß für die Aktivität des Ätzmediums. Der normale Arbeitsbereich<br />
liegt zwischen 460 und 500 mV. Durch Zugabe von Wasser, Salzsäure und Wasserstoffperoxid<br />
in einem empirischen Verhältnis und Abfluß der überschüssigen Ätzlösung können<br />
die Verhältnisse konstant gehalten werden.<br />
2.2 Prozeßablauf<br />
Den grundsätzlichen Verfahrensablauf zeigt das umseitige Ablaufschema.<br />
Beim Ätzen in horizontalen Sprühätzmaschinen bilden sich auf der <strong>Leiterplatten</strong>oberseite<br />
durch das Ablaufen des Ätzmediums „Pfützen“, die den Zutritt frischen Ätzmediums behindern,<br />
und dadurch die Ätzrate gegenüber der <strong>Leiterplatten</strong>unterseite verringern. Diesen Effekt<br />
versucht man durch einen um ca. 0,3 bar höheren oberseitigen Sprühdruck zu kompensieren.<br />
Durch einen Redoxregler werden Dosierpumpen gesteuert, die Wasserstoffperoxid, Salzsäure<br />
und Wasser in einem empirischen Verhältnis dosieren. Um eine optimale Regelung<br />
und Chemikaliennutzung zu gewährleisten, wird die Dosierung fein verteilt und in kleinen<br />
Portionen zugegeben. Bei höherem Redoxpotential steigt zwar auch die Ätzrate, aber der<br />
Effekt ist relativ gering im Vergleich zum erhöhten Chemikalienverbrauch, da sich das Wasserstoffperoxid<br />
im Ätzmedium auch spontan zersetzt.<br />
Das Ätzmedium enthält im Normalfall mindestens einen Salzsäuregehalt von 200 ml HCl/l<br />
und einem Kupfergehalt von 100 bis 140 g/l, um bei akzeptabler Ätzrate die Chemikalien<br />
möglichst optimal zu nutzen. Die Ätzrate steigt mit zunehmender Salzsäurekonzentration um<br />
10 µm/min je 90 ml/l (33 g/l). Erhöht man die Salzsäurekonzentration über 500 ml HCl/l<br />
(halbkonzentriert) sinkt die Ätzrate wieder wegen der wachsenden Stabilität der Chorokomplexe.<br />
Besonders wichtig ist auch die Temperaturabhängigkeit der Ätzrate, die bei Standardkonzentration<br />
um ca. 28% fällt, wenn die Temperatur von 50 auf 40° C gesenkt wird.<br />
2.3 Umwelt und Entsorgung<br />
Bei Verwendung geeigneter Spülkaskaden kann der saure Ätzprozeß abwasserfrei geführt<br />
werden, weil nur so viel Spülwasser nötig ist, wie zum Ansatz der frischen Ätzlösung verwendet<br />
werden kann.<br />
Um die Emission von Salzsäuredämpfen zu reduzieren bietet es sich an, den größten Teil<br />
der Salzsäure durch Kochsalz zu ersetzen. Neben der Umweltverbesserung werden dadurch<br />
sogar noch Kosten gespart.<br />
Die konzentrierten Wasserstoffperoxidlösungen zersetzen sich leicht und spalten reaktionsfähigen<br />
Sauerstoff ab. Deshalb muß beim Umgang mit Wasserstoffperoxid auf peinlichste<br />
Sauberkeit geachtet werden, da schon durch kleine Verunreinigungen, Ätzlösung oder<br />
Schmutz, schwere Explosionen auftreten können. Selbstverständlich muß man auch<br />
Schutzbrille und Schutzhandschuhe verwenden.
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Chemische und galvanische Verfahren<br />
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Bisher haben Recyclingtechniken für die saure Ätze nur einen geringfügigen Marktanteil.<br />
Die beim sauren Ätzen anfallenden stark salzsauren Kupferchloridlösungen können überwiegend<br />
in der chemischen Industrie als Rohstoff zur Herstellung von kupferhaltigen Produkten<br />
verwendet werden, wobei z. T. lange Transportwege zurückzulegen sind.<br />
Eine interne Entsorgung verbrauchter saurer Ätzlösungen durch Fällung als Hydroxid ist<br />
problemlos möglich, wobei die anfallenden Schlämme als Sonderabfall deponiert oder als<br />
Monoschlamm einer externen Verwertung zugeführt werden.<br />
3 Beizen<br />
3.1 Allgemeines<br />
Prozeßablaufschema<br />
Innenlagen + Tenting<br />
saures Ätzen<br />
Spülkaskade<br />
Ätzresistentfernung<br />
Spülkaskade<br />
Trocknen<br />
Zur Vorbereitung der Kupferoberflächen auf die wesentlichen Prozeßschritte wird im allgemeinen<br />
ein Beizschritt vorgeschaltet. Der Abtrag von meist 0,3 bis 2 µm Kupfer schafft eine<br />
frische, von der Vorgeschichte weitgehend unabhängige Oberfläche mit optimalen Eigen-
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Chemische und galvanische Verfahren<br />
Ätzen und Beizen<br />
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Seite 7<br />
schaften für nachfolgende physikalische, chemische oder elektrolytische Bearbeitungen.<br />
Zwar werden Beizen auf unterschiedlicher chemischer Basis wie z. B. Eisensalze, Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid,<br />
Kupfersalze oder Phosphor-/Salpetersäure eingesetzt, doch die<br />
größte Verbreitung hat in Deutschland die Natriumpersulfatbeize (NaPS). Entsprechend den<br />
Anforderungen der jeweiligen Anwendung findet man bei Persulfatbeizen ein breites Spektrum<br />
an Zusammensetzungen und Arbeitsparametern. Häufig werden auch von Fachfirmen<br />
bezogene Beizen eingesetzt, deren Wirkungsweise durch nicht offengelegte Zusätze verbessert<br />
worden sein soll.<br />
Auch eine elektrolytische Ätzung wird eingesetzt, die die Vorteile einer genauen Kontrolle<br />
des Abtrags und eines geringeren Abtrags in den Durchkontaktierungslöchern aufweist.<br />
3.2 Prozeßablauf<br />
Die Beizprozesse stellen zwar einen unverzichtbaren Bestandteil der Fertigungsprozesse<br />
dar, müssen aber für die jeweilige Fertigungslinie angepaßt werden. Bei einigen Prozessen,<br />
z. B. in der Durchkontaktierung, der Oxidationslinie, oder dem Leiteraufbau wird ein Reiniger<br />
bzw. Entfetter vorgeschaltet, der Fett und andere organische Rückstände, die von der Beize<br />
nicht angegriffen werden, vorab entfernt.<br />
Handelt es sich um einen sauren Reiniger kann man in der Regel das Spülwasser der Kaskade<br />
nach dem Beizen zur Versorgung der Spülkaskade nach dem Reiniger verwenden, und<br />
so ohne Qualitätseinbußen das Spülwasser doppelt nutzen. Bei alkalischen Reinigern besteht<br />
die Gefahr, daß die ausgeschleppte Alkalität zum Ausfällen von Hydroxidschlämmen in<br />
der Anlage führt.<br />
Im Folgenden sollen die Charakteristika der einzelnen Beizschritte erläutert werden:<br />
3.2.1 Beizen vor der Durchkontaktierung<br />
In der vorgeschalteten Konditionierung wurde die Oberfläche von mechanischen und organischen<br />
Verunreinigungen befreit, während in der Beize die gesamte Oberfläche der Kupferkaschierung<br />
durch einen Abtrag von meist 0,5 bis 1 µm Kupfer gereinigt und aktiviert wird.<br />
Die Konditionierung der Harz- und Glasfaserflächen in den Lochhülsen darf durch den Beizvorgang<br />
nicht beeinträchtigt werden.<br />
3.2.2 Beizen vor dem Fotoresist-Laminieren<br />
Das Beizen vor dem Laminieren von Fotoresisten, fest oder flüssig, soll die Kupferoberfläche<br />
reinigen und durch verstärkte Korngrenzenätzung strukturieren. Beim Beizen von Innenlagen<br />
trägt man meist 1 bis 2 µm Kupfer ab. Da die Kupferschicht in den Durchkontaktierungslöchern<br />
teilweise ein Minimum von 2 µm aufweist, muß beim Beizvorgang der Außenlagen die<br />
Beizrate sehr genau kontrolliert werden. Meist laminiert man die Nutzen „in line“ nach dem<br />
Beizen, wobei, bei möglichen längeren Wartezeiten, eine auf den eingesetzten Fotoresist<br />
abgestimmte Oberflächenpassivierung verwendet wird.
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3.2.3 Beizen vor der Galvanik<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
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Durch die Durchkontaktierung liegen in den Lochhülsen nur sehr dünne Verkupferungen mit<br />
Schichtdicken bis herunter zu 2 µm vor. Der Abtrag beim Beizen vor der Galvanik beträgt<br />
meist zwischen 0,2 und 0,8 µm Kupfer. Der Beizschritt soll die Oberfläche aktivieren, damit<br />
bei der nachfolgenden galvanischen Abscheidung weitere Metallatome angelagert werden<br />
können.<br />
3.2.4 Beizen in der Oxidationslinie<br />
Bevor die Kupferoberfläche der Innenlagen zur Erzielung der geforderten Haftfestigkeit der<br />
Multilayer oxidiert wird, muß besonders sorgfältig gereinigt und gebeizt werden, da Reste<br />
von Verunreinigungen und ungleichmäßige Beizung eine veränderte Struktur der Oxidschicht<br />
hervorrufen.<br />
3.2.5 Beizen vor dem Heißverzinnen (HAL)<br />
Der Beizvorgang dient überwiegend der Entfernung von Oxidationsschichten, die sich beim<br />
Aushärten der Lötstoppmaske gebildet haben, und der Aktivierung der Oberfläche, um eine<br />
optimale Benetzung mit Lot zu gewährleisten.<br />
Meist stellt die Beize einen Vorbehandlungsschritt in einer Fertigungslinie dar, so daß eine<br />
direkte Weiterverwendung der aktiven Kupferoberfläche erfolgt. Die gebeizte Oberfläche ist<br />
sehr aktiv und wird leicht wieder kontaminiert, was Oberflächenuntersuchungen belegen.<br />
Ohne Passivierung der Oberfläche wird eine Wiederholung der Aktivierung schon nach ca. 4<br />
Stunden empfohlen.<br />
Prozeßablaufschema<br />
Reiniger<br />
Spülkaskade<br />
Beize<br />
Spülkaskade<br />
weitere<br />
Prozeßstufen<br />
oder Trockner
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3.3 Beizsysteme<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
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3.3.1 Die Persulfatbeize<br />
Aus Umweltgründen bevorzugt man fast immer die Natriumperoxodisulfatbeize gegenüber<br />
der Ammoniumpersulfatbeize. Die Beizrate wird hauptsächlich beeinflußt von Temperatur,<br />
Persulfatkonzentration und Kupferaufnahme, während die anderen Einflußgrößen wie z. B.<br />
Säurekonzentration nur geringere Bedeutung besitzen. Als Beiztemperatur wird maximal<br />
40°C gewählt, weil oberhalb die Selbstzersetzung überhand nimmt, aber auch tiefere Temperaturen,<br />
insbesondere Raumtemperatur, sind häufig im Einsatz. Die Persulfatkonzentration<br />
variiert zwischen 50 und 200 g/l. Wegen der Forderung der Konstanz der Beizrate wird z.<br />
T. die Beize schon nach einer Kupferaufnahme von unter 10 g/l verworfen. Bei geringeren<br />
Forderungen bzw. durch entsprechende Verfahrensanpassung kann aber auch mit einer<br />
Kupferaufnahme von mehr als 25 g/l gearbeitet werden.<br />
3.3.2 Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Beizen<br />
Bei Beizen auf der Basis Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid kommt der Stabilisierung des<br />
Wasserstoffperoxids zentrale Bedeutung zu. Die mögliche Kupferaufnahme hängt stark von<br />
der Arbeitstemperatur ab und beträgt bis zu 80 g/l, wobei die Stabilität der Beize bei sehr<br />
hohen Arbeitstemperaturen abnimmt. In der Praxis wird häufig bei ca. 45 °C gearbeitet. Bei<br />
tieferer Temperatur kristallisiert ein Teil des gelösten Kupfersulfats aus, ein Effekt, der zum<br />
Regenerieren der Beizlösung genutzt werden kann, aber auch im ungünstigen Fall zu Störungen<br />
in der Anlage führt.<br />
3.4 Umwelt und Entsorgung<br />
Bei der Entsorgung verbrauchter Beizen in der Chargenbehandlung der Abwasseranlage<br />
zerstört man üblicherweise zuerst das Restpersulfat durch Zugabe von Natriumbisulfitlösung<br />
als Reduktionsmittel. Danach erfolgt die Fällung des Kupfers. Bei Verwendung von Natronlauge<br />
zur separaten Fällung erhält man einen hochwertigeren Monoschlamm, der auch extern<br />
einer Verwertung zugeführt werden kann, während bei Verwendung von Kalkmilch die<br />
Menge des Schlamms durch mit ausgefällten Gips erheblich erhöht und die Verwertbarkeit<br />
eingeschränkt wird. Die Fällung mit Sulfid oder Organosulfid sichert die Einhaltung der Einleitegrenzwerte,<br />
auch wenn durch eigentlich zu vermeidende Vermischung Komplexbildner<br />
in die Abwasserbehandlung der verbrauchten Beizen gelangt sind. Sulfid- oder Organosulfidschlämme<br />
sind für eine Verwertung ungünstiger, so daß sie als Sonderabfall einer entsprechend<br />
ausgewiesenen Sondermülldeponie zugeführt werden müssen. Wird nicht mit Kalk<br />
gefällt, enthalten die abgeleiteten Filtrate große Mengen an Neutralsalzen, die zwar keine<br />
Gefahrstoffe darstellen, aber auch das Gewässer belasten.<br />
Einer reinen Entsorgung ist eine Metallrückgewinnung z. B. in Platten- oder Partikelelektrodenelektrolysezellen<br />
umweltmäßig vorzuziehen, bei der neben dem verwertbaren Kupferschrott<br />
größere Mengen an Abfallösungen bearbeitet und entsorgt werden. Dabei entsteht<br />
eine kleinere Menge "Galvanoschlamm" und eine große Menge neutralsalzhaltiger Konzentrate,<br />
die als Abwasser abgeleitet werden müssen.<br />
Das elektrolytische Recyclingsystem für Natriumpersulfatlösungen befindet sich in der<br />
Markteinführung. In einer sogenannten Gaslift-Zelle werden im durch eine Ionenaustau-
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Chemische und galvanische Verfahren<br />
Ätzen und Beizen<br />
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Seite 10<br />
schermembran abgetrennten Kathodenraum Restpersulfat und Kupfer reduziert, während im<br />
nachgeschalteten Anodenraum das Sulfat wieder zu Peroxodisulfat reoxidiert wird. Die derart<br />
regenerierte Beizlösung kann dann zur Wiederverwendung in die Fertigung zurückgeführt<br />
werden, so daß kein Schlamm anfällt.<br />
Auch aus verbrauchten Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Beizen läßt sich durch interne<br />
oder externe elektrolytische Aufarbeitung das Kupfer für eine Verwertung zurückgewinnen.<br />
Bei einer Elektrolyse vor Ort kann die entkupferte Lösung durch Nachschärfen regeneriert<br />
und in der Fertigung weiter verwendet werden.
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Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
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Seite 1<br />
Die galvanotechnischen Prozesse nehmen in der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung einen<br />
bedeutenden Platz ein. An das Galvanisierverfahren werden hohe Anforderungen gestellt,<br />
wie höchste Qualität der Abscheidung, die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit.<br />
Unter der galvanischen Metallabscheidung versteht man die Abscheidung eines Metalls auf<br />
einen Basiswerkstoff aus einem Elektrolyten (wäßrige Metall-salzlösung). Dazu wird eine<br />
äußere Stromquelle benötigt. Die wichtigste Voraussetzung für die Herstellung eines<br />
festhaftenden Metallüberzuges ist eine fett- und oxidfreie Oberfläche der zu<br />
galvanisierenden Werkstücke. Dazu werden Vorbehandlungsbäder eingesetzt, die auf den<br />
Oberflächenzustand und die Eigenschaften des Werkstoffes abgestimmt sind.<br />
Die galvanischen Überzüge haben die Funktion einer leitenden Verbindung, eines Ätzresists,<br />
des Korrosions- und Verschleißschutzes sowie Kontaktschichten bei Steckerleisten.<br />
1 Grundlagen der Metallabscheidung<br />
Verschiedene Stoffe, dissoziieren in wäßriger Lösungen, d.h. sie zerfallen in Ionen. Damit<br />
sind sie dann in der Lage, den elektrischen Strom zu leiten. Sie werden als Leiter 2. Klasse<br />
bezeichnet.<br />
Bei einer Elektrolyse wird der Strom über die Elektroden zugeführt. Die Elektroden sind stets<br />
Leiter 1. Klasse. Unterschieden wird in die Kathode(-), die die Elektronen zuführt, und der<br />
Anode(+), die sie wieder abzieht.<br />
Legt man an die Elektroden eine Spannung an, so entsteht zwischen beiden Elektroden ein<br />
elektrisches Feld und an den Phasengrenzen Elektroden/Elektrolyt findet eine<br />
elektrochemische Reaktion statt.<br />
Die positiv geladenen Kationen wandern zur Kathode (negativer Pol) und die Anionen zur<br />
Anode (positiver Pol). An der Kathode findet eine Aufnahme von Elektronen statt.<br />
Zum Beispiel elektrolysieren wir eine Kupfersulfatlösung:<br />
Cu ++ + 2 e → Cu<br />
Einen solche Vorgang bezeichnet man als Reduktion.
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Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
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Seite 2<br />
An der Anode, zu der die SulfatIonen wandern, erfolgt eine Abgabe von Elektronen, also<br />
eine Oxidation.<br />
SO 4 2- → SO 3 + 2 e + 1 / 2 O 2<br />
SO 3 + H 2O → H 2SO 4<br />
Primärvorgang<br />
Sekundärvorgang<br />
Die Elektrolyse ist ein Redoxvorgang bestehend aus Reduktion und Oxidation und diese<br />
Entladung der Ionen wird als der Primärvorgang bezeichnet. Die weiteren Reaktionen der<br />
entladenen Teilchen sind von der Natur der Stoffe und der Bedingungen abhängig.<br />
Man bezeichnet die nächsten Schritte als Sekundärvorgänge.<br />
Durch M. Farraday (1791-1867) wurden in den Jahren 1833 und 1834 die quantitativen<br />
Zusammenhänge aufgeklärt. Mittels Versuchsreihen stellte er fest, daß zwischen der<br />
abgeschiedenen Stoffmenge und der benötigten Stoffmenge<br />
(gleich dem Produkt aus Stromstärke und Zeit) Proportionalität besteht.<br />
Das 1. Farradaysche Gesetz lautet :<br />
Die abgeschiedene Stoffmenge m ist proportional der StromstärkeI I und der<br />
Zeit t, die durch den Leiter geflossen ist.<br />
m = k ∗∗∗∗ I ∗∗∗∗ t<br />
Um die Konstante k zu bestimmen, leitete er die gleiche Strommenge durch verschiedene<br />
Elektrolytlösungen, die hintereinandergeschaltet wurden. Dabei beobachtete er, daß die<br />
abgeschiedenen Mengen unterschiedlich groß waren.<br />
Bei Division mit der Äquivalentmasse (= Molmasse/Ladungsänderung) erhielt er aber stets<br />
die gleiche Anzahl Grammäquivalente.<br />
Das 2. Farradaysche Gesetz lautet daher:<br />
Durch gleiche Stoffmengen werden stets äquivalente Stoffmengen aus verschiedenen<br />
Elektrolyten abgeschieden.
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Beispiel:<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
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Seite 3<br />
Wieviel Gramm Kupfer erhält man, wenn ein Strom von 3 Ampere 2 Stunden durch eine<br />
Kupfersulfatlösung fließt?<br />
I ∗ t = 3 ∗ 2 Ah = 6 Ah<br />
Die Äquivalentmasse des Kupfers beträgt<br />
A = M//2 = 63,54 : 2 g/val = 31,77 g/val<br />
F = 26,8 Ah/val<br />
I ∗ t ∗ A<br />
m= --------------<br />
F<br />
3,0 ∗ 2 ∗ 31,77<br />
m = -------------------------- ∗ g = 7,11 g<br />
26,8<br />
Es wurden 7,11 g Kupfer abgeschieden.<br />
2 Kupfer<br />
Die galvanische Metallabscheidung von Kupfer dient zur Verstärkung des Leiterbildes und<br />
der Durchkontaktierung.<br />
2.1 Galvanische Vorverkupferung:<br />
Die Anschlagverkupferung des im chemischen Kupferbades aufgebrachten<br />
Durchkontaktierung ist zu dünn. Deshalb wird diese Kupferschicht unmittelbar nach dem<br />
letzten Spülgang des Vorverkupferungsprozesses in Schwefelsäure dekapiert und darauf<br />
unmittelbar elektrolytisch auf > 5 µm verstärkt.<br />
Die Dekapiersäure erfüllt zwei Aufgaben, sie neutralisiert die vorher in alkalischen,<br />
stromlosen Kupferbad behandelte Leiterplatte und stellt die Oberfläche auf den pH-Wert des<br />
nachfolgenden sauren, galvanischen Kupferbades ein. Außerdem werden die durch den im<br />
Spülwasser gebundenen Sauerstoff entstandenen Oxide restlos entfernt.
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Prozessablauf:<br />
− Dekapieren<br />
30 s, Schwefelsäure, 5 %ig<br />
− galvanische Vorverkupferung<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
VDE/VDI<br />
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Seite 4<br />
Handelsüblicher schwefelsaurer Elektrolyt (Kupfersulfat, Schwefelsäure, Netzmittel,<br />
organische chem. Glanzzusätze verbessern die Einebnung und Schichtdickenverteilung).<br />
Temperatur 18 - 30 ° C<br />
Stromdichte 0,5 - 3 A/dm 2 ,<br />
Horizontal - Anlagen, > 6 A/dm 2<br />
Abscheidegeschwindigkeit<br />
8 - 100 µm/h<br />
2.2 Galvanische Leiterbildverstärkung<br />
Die Vorbehandlung der <strong>Leiterplatten</strong>oberflächen vor diesem Prozeßschritt ist sehr wichtig.<br />
Sie ist von entscheidender Bedeutung damit eine gleichmäßige Kupfer-abscheidung erzielt<br />
wird und die Haftfestigkeit zum Substrat gewährleistet ist.<br />
Die Sollschichtstärke liegt zwischen 15 - 35 µm.<br />
Prozeßschritte:<br />
− Entfetten<br />
saures, handelsübliches Entfettungsmittel<br />
− Spülen<br />
− Kupferaktivierung<br />
Natriumpersulfat 20% ig, Schwefelsäure 5% ig<br />
− Spülen/Dekapieren<br />
− Galvanischer Leiteraufbau<br />
handelsüblicher, schwefelsaurer Kupferelektrolyt<br />
− Spülen
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Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
Nachfolgeprozeßschritte a) Zinn und Zinn/Blei - Leiteraufbau<br />
Umwelt und Entsorgung<br />
b) Blei als Ätzresist<br />
c) Nickel als Ätzresist<br />
d) Ni/Au als Endoberfläche<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 4.3<br />
Seite 5<br />
Die Metallrückgewinnung aus Spülwässern, Halbkonzentraten und Konzentraten durch die<br />
Fällung als Hydroxide sollte sortenrein erfolgen. Dabei führt die Fällung der Metalle als<br />
Hydroxide nicht zwangsläufig zu einem Filtrat, dessen Metallkonzentration den<br />
vorgegebenen Grenzwert unterschreitet.<br />
In der <strong>Leiterplatten</strong>technik kommen Komplexbildner zum Einsatz und so ist häufig die<br />
Fällung mit Natriumsulfid erforderlich.<br />
Das Lösen der Hydroxide/Sulfide in Schwefelsäure und die anschließende Verwertung durch<br />
die elektrolytische Metallgewinnung ist möglich.<br />
In vielen Fällen ist die sortenreine Ausfällung nicht möglich, so daß Mischschlämme<br />
vorliegen. Spezialisierte Verwerter nehmen auch derartige Schlämme zur Rückgewinnung<br />
entgegen, wenn die entsprechenden Metalle in ausreichender Konzentrationen vorliegen.<br />
Das heißt, die Wirtschaftlichkeit des Verwertungsverfahrens ist ein wichtiger Aspekt.<br />
Die unmittelbare Elektrolyse von sortenreinen flüssigen Konzentraten und Halbkonzentraten<br />
in der Fertigung bietet sich ebenfalls an.<br />
3 Die galvanische Verzinnung<br />
In der modernen <strong>Leiterplatten</strong>fertigung ist die galvanische Verzinnung, bzw. sind Zinn/Blei-<br />
Legierungsüberzüge unverändert hoch in ihrer Bedeutung.<br />
So übernehmen diese Überzüge unterschiedliche Funktionen als:<br />
− Ätzresist, während der Fertigung der Leiterplatte<br />
− Lötoberfläche, bei der metallurgischen Verbindung der Lötflächen der Leiter-platte mit<br />
den Bauelementen, also dem Weichlötprozeß<br />
So bestimmmen z.B. bei der Substraktiv-Technik die Prozeßvarianten und die gewünschten<br />
Endeigenschaften der <strong>Leiterplatten</strong> die Auswahl der galvanischen<br />
Verzinnungsprozesse.
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3.1 Glanzzinnüberzüge<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
VDE/VDI<br />
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Seite 6<br />
Es werden Glanzzinnüberzüge bevorzugt, die aus sauren Elektrolyten auf Sulfatbasis direkt<br />
abgeschieden werden. Hierbei sind spezielle Glanzzusätze erforderlich. Das sind Additive,<br />
bestehend aus organischen Verbindungen und einem nichtionischen Netzmittel.<br />
Glanzzinnüberzüge haben auch nachteilige Eigenschaften, wie:<br />
Whiskerbildung, das ist ein Einkristallwachstum bis zu einer Größe, daß sich sogar auf<br />
<strong>Leiterplatten</strong> Kurzschlüsse bilden können. Aber durch geringe Bleianteile in der<br />
abgeschiedenen Schicht kann dieses Phänomen verhindert werden.<br />
Die abgeschiedenen Zinnschichten stehen bei unterätzten Leiterzügen dachförmig über und<br />
können so leicht abbrechen. Damit besteht die Gefahr, daß sie durch Flitterbildung<br />
Kurzschlüsse verursachen.<br />
Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche:<br />
Zinn-II-Gehalt ca. 20 g/l<br />
freie Schwefelsäure ca. 190 g/l<br />
Grundzusatz ca. 30 g/l<br />
Badtemperatur 10-25 °C (18°C)<br />
kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />
anodische Stromdichte
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Galvanische Verfahren<br />
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Seite 7<br />
Nach der galvanischen Abscheidung müssen die Überzüge einem Wärmeprozeß, dem<br />
Aufschmelzen, unterzogen werden, damit sich das eutektische Zinn-Blei-Gefüge bildet. Das<br />
Aufschmelzen erfolgt durch Infrarotöfen oder durch unmittelbaren Kontakt mit Heißöl.<br />
Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche für einen fluoridhaltigen Elektrolyten:<br />
Bleigehalt 11 g/l<br />
Zinn-II-Gehalt 24 g/l<br />
Gesamtmetallgehalt 35 g/l<br />
Verhältnis Blei : Zinn 1 : 2,18<br />
freie Fluorobosäure 50 ml/l<br />
Borsäure 10 g/l<br />
Grundzusatz 15 ml/l<br />
Glättungszusatz 5 ml/l<br />
Stabilisator 10 ml/l<br />
Arbeitstemperatur 20-30°C<br />
kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />
Abscheidungsrate bei 2A/dm² 1 µm/min<br />
Beispiel für Konzentrations - und Arbeitsbereiche für einen fluoridfreien Elektrolyten:<br />
Zinn-II-Gehalt 16-24 (18) g/l<br />
Blei 7-11 (8) g/l<br />
Verhältnis von Blei : Zinn<br />
Zinnanteil 60% 1 : 2,2<br />
Zinnanteil 70% 1 : 3,0<br />
Säurekonzentration 120-180 (150) g/l<br />
Zusatz 15-25 (20) g/l<br />
Badtemperatur 20-30 (25) °C<br />
kathodische Stromdichte 1-4 (2) A/dm²<br />
Abscheidegeschwindigkeit<br />
bei 2 A/dm² ca. 1 µm/min<br />
4 Die galvanische Bleibeschichtung<br />
Die galvanische Bleibeschichtung wird sowohl für die Metallresisttechnik als auch zum<br />
Verbleien als Zwischenschicht unmittelbar vor der Zinn-Blei-Legierungselektrolyse<br />
eingesetzt.<br />
Dieser Arbeitsschritt ist dann als eigenständige Taktstelle in den Prozeß eingefügt.<br />
Der Bleiüberzug als Ätzresist wird mit ca. 5 - 7µm Schichtstärke aufgebracht und muß eine<br />
feinkristalline und porenfreie Schichtauflage haben. Damit wird ein Durchätzen der<br />
Leiterstrukturen vermieden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Konzentrations- und Arbeitsbereiche<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
Blei 20-225 g/l<br />
Säurekonzentrat 120-180 g/l<br />
Bleibadzusatz 12 (15-25)ml/l<br />
Arbeitstemperaturr 20-30 °C<br />
Kathodische Stromdichte 0,5-5 A/dm²<br />
Stromausbeute 100 %<br />
Das Ablösen (Strippen) der Bleischichten erfolgt in Sprühanlagen.<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.3<br />
Seite 8<br />
Zur Abscheidung dünner Bleischichten und einer kathodischen Stromdichte bis ca. 1,5<br />
A/dm² sind Bleigehalte von 25 g/l die Regel. Höhere Kathodenstromdichten von bis zu 4-5<br />
A/dm² und Bleigehalten bis zu 200 g/l werden bei der Abscheidung dicker Bleischichten<br />
erforderlich.<br />
Die <strong>Technologie</strong> der dünneren Bleiüberzüge als Zwischenschichten unter Zinn-Blei-<br />
Schichten verbessert die Belegungsstärke von kritischen Zonen der Lochgeometrie nach<br />
dem Umschmelzprozeß mit Zinn-Blei-Schichten. Hier besteht die Gefahr, daß durch<br />
übermäßiges "Abfließen" der flüssigen Zinn-Blei-Schmelze sehr dünne Schichten entstehen<br />
und ein später in Erscheinung tretendes Benetzungsproblem beim Weichlöten entstehen<br />
läßt. Durch die dünne Bleizwischenschicht bleibt eine ausreichend dicke Zinn/Blei-Schicht in<br />
den kritischen Zonen erhalten. Die Lötbarkeit im späteren Lötprozeß wird auch mit lange<br />
gelagerten <strong>Leiterplatten</strong> sichergestellt.<br />
Eine Bleibeschichtung von ca. 1 - 3 µm unter der Zinn/Blei-Schicht ist ausreichend.<br />
Umwelt und Entsorgung<br />
Das Zinn läßt sich nur teilweise elektrolytisch aufarbeiten. Die Rest-konzentrationen müssen<br />
mit Natronlauge, Kalkmilch oder Sulfid gefällt werden.<br />
Das Blei kann sehr gut, bis auf eine geringe Restkonzentration, durch Elektrolyse<br />
zurückgewonnen werden.<br />
Das Zinn bleibt dabei in Lösung und wird im allgemeinen dann gefällt.<br />
5 Galvanisches Vernickeln<br />
Im Bereich der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden galvanische Nickelelektrolyte überwiegend für<br />
die Abscheidung von Zwischenschichten eingesetzt. Aber auch als Ätzresist werden<br />
Nickelbeschichtungen noch verwendet, die im Anschluß nach dem Ätzen verzinnt werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.3<br />
Seite 9<br />
Nach dem Abscheiden der Nickelzwischenschicht erfolgt dann ein Überzug von Silber oder<br />
Gold für Steck- oder Schaltkontakte. Hier werden an die Nickel-beschichtung bezüglich der<br />
physikalischen Eigenschaften bestimmte Anforderungen gestellt, wie z.B. die Härte. Die<br />
Nickelzwischenschichten müssen<br />
duktil sein und einen relativ gleichmäßigen Überzug bilden. Bei der galvano-technischen<br />
Lotdepottechnik wird verschiedentlich mit Nickelschichten gearbeitet.<br />
Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche<br />
Nickel 45-80 (65) g/l<br />
Chlorid 8-12 (10) g/l<br />
Borsäure 35-45 (40) g/l<br />
kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />
Abscheidegeschwindigkeit<br />
bei 2 A/dm² ca. 0,4 µm/min<br />
Badtemperatur max. 30 °C<br />
pH-Wert 3,8-4,2 (4)<br />
6 Galvanisches Vergolden<br />
Galvanische Goldschichten werden als Überzug der Steckerleisten von <strong>Leiterplatten</strong><br />
aufgebracht. Hier stehen schwachsaure Elektrolyte zur Verfügung, die alkalisch<br />
verarbeitbaren Fotoresist nicht angreifen. Es werden aber auch schwach alkalische<br />
Elektrolyte auf Sulfitbasis eingesetzt. Eine generell zu beachtende Problematik bei der<br />
galvanischen Vergoldung aus sauren Elektrolyten ist die Gefahr der Einwirkung des<br />
Wasserstoffs auf den Resist. Bei einer Stromausbeute von bis zu 60% kann der Wasserstoff<br />
den Resist besonders an den Flanken der Leiter einwirken. So wird die Haftung zum<br />
Substrat vermindert. Die Stromausbeute bei schwach alkalischen Elektrolyten liegt nahe<br />
100%.<br />
Die Qualität der Goldüberzüge wird in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung anhand funktioneller<br />
Kriterien bewertet. So ist z.B. eine Härte von 130-180 HV 0,05 bei einer ausreichenden<br />
Duktilität anzustreben. Entsprechend der geforderten Schaltleistungen werden die<br />
Goldschichtdicken aufgalvanisiert. Der spezifische elektrische Widerstand der Goldschicht<br />
ist ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche eines sauren Goldelektrolyten:<br />
Goldgehalt 11 g/l<br />
Dichte des Elektolyten 24 g/l<br />
pH-Bereich 3-5<br />
Betriebstemperatur 20-30 °C<br />
kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />
anodische Stromdichte 150 HV) werden geringe Mengen von<br />
Cobalt, Nickel, Eisen oder Arsen in die abgeschiedenen Schichten eingebaut.<br />
Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche eines alkalischen Goldelektrolyten:<br />
Goldgehalt 11-13 (12,3) g/l<br />
pH-Bereich 9-10 (9,5)g/l<br />
Badtemperatur 45-55 (50)°C<br />
Natriumsulfitgehalt >40 g/l<br />
kathodischer Stromdichtebereich 0,1-0,5 (0,3) A/dm²<br />
anodischer Stromdichtebereich max. 0,2 A/dm²<br />
Abscheidegeschwindigkeit<br />
z.B. bei 0,3A/dm² 0,19 µm/min<br />
Härte der Goldschicht 130-170 HV 0,05<br />
Reinheit des Goldüberzuges ca. 99,90% Au<br />
Spezifischer elektrischer Widerstand<br />
der Goldschicht<br />
bei 0°C 3,0 µΩ ∗ cm<br />
bei 50°C 3,4 µΩ ∗ cm<br />
1 HV = Härte Vickers
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.3<br />
Seite 11<br />
Die Goldüberzüge werden aus z.B. Gründen der besseren Verschleißfestigkeit auf<br />
Nickelzwischenschichten abgeschieden. Fast alle Metalle haben die Eigenschaft, daß sie<br />
sich an der Luft sofort mit Oxidschichten überziehen. Entsprechende Vorbehandlungsmittel<br />
sorgen dafür, daß die gebildeten Metalloxide entfernt werden.<br />
Die Unternickelung von Goldüberzügen (wie auch Silberüberzügen) ist so reaktiv, daß sich<br />
schon beim Spülen passivierende Schichten bilden können. Diese Passivschichten<br />
vermindern die Haftung der galvanischen Goldüberzüge.<br />
In diesen Fällen hat sich eine saure Vorvergoldung als sehr wirksam erwiesen. Diese Bäder<br />
haben nur einen geringen Metallgehalt und sauren Charakter, was beim Badprozeß einen<br />
reduzierend wirkenden Wasserstoff zur Reaktivierung der Nickelschichten erzeugt. Die<br />
erneute Passivierung wird duch eine
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Umwelt und Entsorgung<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Galvanische Verfahren<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.3<br />
Seite 12<br />
Verständlicherweise werden die Edelmetalle Gold und Silber schon lange elektrolytisch<br />
zurückgewonnen. Wegen des hohen Metallwertes ist eine solche Maßnahme wirtschaftlich.<br />
So werden zahlreiche, in ihrer Konstruktion unterschiedliche Zellen zur<br />
Materialrückgewinnung eingesetzt. Auch die Entfernung von Edelmetallspuren aus<br />
Spülwässern mit Ionenaustauschern ist Stand der Technik.<br />
Wegen des Cyanidgehalts der meisten Edelmetallelektrolyte erfolgt eine strikte Trennung<br />
von den meist sauren Lösungen der anderen Metalle.<br />
Bei der Abwasserbehandlung zerstört man zunächst das Cyanid oxidativ, wobei zunehmend<br />
chlorfreie Oxidationsmittel eingesetzt werden, um die Bildung von AOX zu vermeiden,<br />
Der Begriff AOX kennzeichnet einen Summenparameter und steht für "adsorbierbare<br />
organische Chlorverbindungen". Diese Verbindungen können entstehen, wenn bei der<br />
Behandlung von Abwasser, das organische Substanzen enthält, diese durch chlorhaltige<br />
Oxidationsmittel chloriert werden.<br />
Quellenangaben:<br />
− Handbuch der <strong>Leiterplatten</strong>technik. G. Herrmann, K. Egerer<br />
− Arbeitsmappe Leiterplatte, Schlötter<br />
− Unterlagen der Firma Ato-Tech
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Metallresiststrippen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.4<br />
Seite 1<br />
Bei der klassischen Metallresist-Technik werden nach der Kupferverstärkung die Leiter auf<br />
den Außenlagen mit Metallresisten elektrolytisch beschichtet, die üblicherweise aus Zinn<br />
oder Zinn/Blei-Legierung bestehen. Auch Nickel-/Gold-Schichten können zum Einsatz kommen,<br />
verbleiben aber generell nach dem Ätzvorgang auf der Oberfläche.<br />
Im Falle einer Heißverzinnung als Endoberfläche sollte Zinn als Ätzresist eingesetzt werden,<br />
da es nach dem Ätzvorgang gestrippt wird. Im Falle einer Zinn/Blei-Oberfläche (aufgeschmolzen<br />
oder nicht aufgeschmolzen) muß Zinn/Blei als Ätzresist eingesetzt werden, da es<br />
nach dem Ätzvorgang auf dem Kupfer verbleibt. Bei der aufgeschmolzenen Oberfläche erfolgt<br />
anschließend der Aufschmelzprozeß.<br />
Die handelsüblichen Stripper sind in der Lage Zinn und Zinn/Blei von der Kupferoberfläche<br />
zu entfernen, wobei es sehr wichtig ist, daß die intermetallische Phase, die sich zwischen<br />
Kupfer und dem Metallresist gebildet hat, vollständig entfernt wird.<br />
1 Schematischer Prozeßablauf<br />
Ätzen<br />
Spülen<br />
Metallstripper<br />
Spülen<br />
Anlaufschutz<br />
Trocknen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2 Prozeßablauf<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Metallresiststrippen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.4<br />
Seite 2<br />
Nach dem Ätzen des Leiterbildes wird in horizontalen, hintereinander geschalteten Anlagen<br />
gespült und der Metallresist gestrippt. Moderne Stripper arbeiten nicht mehr auf Wasserstoffperoxid-<br />
oder auf Fluorid-, sondern auf Salpetersäurebasis. Teilweise werden Einstufen-<br />
Stripper, teilweise zweistufige Stripper eingesetzt, wobei im letztgenanntem Fall die 1. Stufe<br />
Zinn bzw. Zinn/Blei ablöst. Die 2. Stufe entfernt die intermetallische Phase.<br />
Durch vorhandene Inhibitoren wird das Kupfer nicht oder nur gering angegriffen. Nach dem<br />
intensiven Spülprozeß muß die gereinigte Kupferoberfläche gegen anschließende Oxidationen<br />
geschützt werden. Das kann durch eine Behandlung mit Zitronen- bzw. Weinsäure geschehen<br />
oder durch organische Schutzschichten.<br />
Die zur Verfügung stehenden Stripper arbeiten teilweise kontinuierlich, teilweise diskontinuierlich.<br />
Bei einer kontinuierlichen Arbeitsweise wird in Abhängigkeit vom Durchsatz frische<br />
Stripperlösung zudosiert. Überschüssige Stripperlösung läuft mit einem konstanten Metallgehalt<br />
ab. Der Prozeß ist stabil und zeigt gleichmäßige Strippraten.<br />
Bei einem diskontinuierlichen Chargenbetrieb reichert sich das zu strippende Metall im Stripper<br />
langsam an. Die Stripperlösung wird bei Erreichung eines Maximalwertes (z.B. 180 g<br />
Metall/l) abgelassen, die Maschine gesäubert und wieder mit neuer Stripperlösung befüllt.<br />
Die Strippraten verändern sich je nach Metallkonzentration.<br />
Neben Metallresiststrippern, die auf Wasserstoffperoxid-, Fluorid- bzw. Salpetersäurebasis<br />
arbeiten, gibt es ein Verfahren, das auf Salzsäurebasis unter Einsatz von Kupferchlorid arbeitet<br />
(Elget-Verfahren).<br />
3 Umwelt und Entsorgung<br />
Die mit Metall angereicherten Stripper (150 - 180 g/l) werden gesammelt und in der Regel<br />
einer externen Entsorgungsfirma zugeführt. Hier erfolgt die Aufarbeitung der Stripperlösung,<br />
indem die Metalle gefällt und von der Säure getrennt werden.<br />
Bei dem Umgang mit salpetersäurehaltiger Stripperlösung sind die Vorschriften für den Umgang<br />
mit Säuren zu beachten. Die Bearbeitungsmaschinen für den Strippvorgang müssen<br />
hermetisch dicht sein und sind derart abzusaugen, daß ein leichter Unterdruck in den Anlagen<br />
entsteht.<br />
Vor dem Einsatz der Stripperlösungen müssen die technischen Datenblätter aufmerksam<br />
gelesen werden. Das Bedienungspersonal ist entsprechend den gesetzlichen Vorschriften<br />
zu schulen und einzuweisen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Oxidation von Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.5<br />
Seite 1<br />
Der hier beschriebene Oxidationsprozeß soll die Haftung zwischen der Kupferoberfläche einer<br />
strukturierten Innenlage und dem Prepreg bei der Multilayer-Herstellung verbessern<br />
(siehe hierzu VDI/VDE-Richtlinie 3710 Blatt 3/Seite 7). In einigen Fällen wird dieser Prozeß<br />
auch vor dem Aufbringen des Lötstopplackes vorgenommen, wenn besondere Anforderungen<br />
an die Haftung des Lötstopplackes auf dem Leiterbild gestellt werden. Diese verbesserte<br />
Haftung wird durch eine oxidative Vorbehandlung der Kupferoberfläche erreicht, bei<br />
der es zu einer Oberflächenvergrößerung durch die Bildung von Oxidschichten kommt.<br />
Durch eine stark alkalische Natriumchloritlösung bei erhöhter Temperatur kommt es zur Bildung<br />
von Kupfer (I)- und Kupfer (II)-oxiden, die nach folgender Gleichung abläuft:<br />
1. Stufe: 2 Cu + NaClO2 ⇒ Cu2O + NaClO<br />
2. Stufe: Cu2O + NaClO2 ⇒ 2 CuO + NaClO<br />
Bild 1
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Oxidation von Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.5<br />
Seite 2<br />
Je nach Verfahrensablauf und nach der Behandlungszeit bildet sich zunächst Kupfer (I)-<br />
Oxid, das eigentlich rot ist. Im weiteren Verlauf geht dieses Kupfer (I)-Oxid in Kupfer (II)-<br />
Oxid über, wobei die typische tief schwarze Farbe entsteht. Mit längerer Verweilzeit im Oxidationsbad<br />
geht die Oberflächenfarbe von rot über in bronze → braun → schwarz.<br />
Bei hohen Temperaturen und hoher Alkalität bilden sich bevorzugt Schwarzoxidschichten mit<br />
langen feinen Kristallen, die unerwünscht sind. Hierbei kommt es bei der Weiterverarbeitung<br />
zum Abbrechen dieser Kristalle und zu einer reduzierten Haftfestigkeit. Die beste Haftung<br />
zwischen Prepreg und Kupfer wird bei dunkelbraunen knospigen Oberflächen erzielt. Eine<br />
exakte Prozeßführung ist unbedingt erforderlich.<br />
Als Überwachung hat sich die Schälkraft- und die Schichtgewichts-Messung bewährt. Üblicherweise<br />
werden bei der Schichtgewichts-Messung Werte von 20 - 40 mg/dm² erreicht.<br />
Hierbei wird die Gewichtszunahme durch die Oxidation gemessen.<br />
Bei der Schälkraft-Messung wird die Abzugskraft gemessen, die für die Trennung einer oxidierten<br />
Cu-Folie von einer Harzoberfläche erforderlich ist. Üblich sind Werte von 1,3 N/mm.<br />
Der Prozeß wird in konventionellen Vertikalanlagen in Korbtechnik oder in Horizontalanlagen<br />
durchgeführt.<br />
1 Schematische Darstellung (Beispiel)<br />
Reinigen/Entfetten 30 - 50 °C → Pkt. 3.1<br />
⇓<br />
Spülen RT → Pkt. 3.2<br />
⇓<br />
Beizen 20 - 40 °C → Pkt. 3.3<br />
⇓<br />
Spülen RT → Pkt. 3.4<br />
⇓<br />
Oxidieren 60 - 70 °C → Pkt. 3.5<br />
⇓<br />
Spülen RT → Pkt. 3.6<br />
⇓<br />
(Warmspülen) 50 - 60 °C → Pkt. 3.7<br />
⇓<br />
Trocknen 60 - 80 °C → Pkt. 3.8
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2 Prozeßablauf<br />
2.1 Reinigen/Entfetten<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Oxidation von Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.5<br />
Seite 3<br />
Zur Vorbehandlung der Kupferoberflächen werden alkalische oder saure Reiniger eingesetzt,<br />
die durch entsprechende Zusätze entfettende Wirkung haben.<br />
2.2 Spülen<br />
Intensives Spülen z.B. in einer Spülkaskade bei Raumtemperatur.<br />
2.3 Beizen<br />
Um eine mikrorauhe Kupferoberfläche zu erzeugen, wird ein Ätzreiniger auf Basis<br />
Na2S2O8/H2SO4 oder H2O2/H2SO4 eingesetzt.<br />
2.4 Spülen<br />
Intensives Spülen mittels Spülkaskade bei Raumtemperatur.<br />
2.5 Oxidieren<br />
Häufig wird noch eine alkalische Vortauchlösung vorgeschaltet, um die sauren Reste des<br />
Ätzreinigers vollständig zu entfernen und das Hauptbad zu schützen. Die exakte Einhaltung<br />
der vom Lieferanten vorgeschriebenen Prozeßparameter (Temperatur, Verweilzeit, Konzentrationen)<br />
ist für eine gleichmäßige Oxidbildung unabdingbar. Typische Konzentrationen<br />
können 120 g/l NaClO 2 und 20 - 40 g/l NaOH sein.<br />
2.6 Spülen<br />
Intensives Spülen zur Entfernung der alkalischen Lösungen von der Oxidoberfläche.<br />
2.7 Warmspülen<br />
Zur Verbesserung der Spülwirkung auf der Oberfläche empfehlen einige Lieferanten einen<br />
letzten Spülschritt mit warmen Wasser.<br />
2.8 Trocknen<br />
Durch das sofortige Trocknen der Zuschnitte erhält man eine gleichmäßige, fleckenfreie<br />
Oberfläche.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3 Reduktion der Kupferoxidschicht<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Oxidation von Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.5<br />
Seite 4<br />
Nach der Verpressung der so hergestellten Innenlagen entsteht ein Multilayer, der eine gute<br />
Haftung zwischen Harz und Kupferoberfläche zeigt. Allerdings ist das aufgebrachte Kupferoxid<br />
gegen saure Lösungen nicht ausreichend beständig und wird bei den nachfolgenden<br />
chemischen Prozessen (Desmearing, Durchmetallisierung) angegriffen. Der Angriff erfolgt<br />
von der Bohrwandung her und löst das Kupferoxid auf, so daß es zu einer Zerstörung des<br />
Haftungsverbundes zwischen Harz und Kupferoberfläche kommt. Dabei wird das dunkle<br />
Kupferoxid aufgelöst, und es kommt zu einer hellen, rötlichen Aufhellung um Bohrungen<br />
herum (Rotring/pink ring).<br />
Im Bereich von umlaufend ca. 30 µm pink ring-Breite besteht keine Gefahr für die einwandfreie<br />
Bildung einer Durchmetallisierung. Bei größeren, flächenförmigen Oxidzerstörungen<br />
entsteht ein mikroskopisch kleiner Spalt, in den Lösungsreste hineinlaufen und dort verbleiben.<br />
In solch einem Fall entstehen Unterbrechungen der Durchmetallisierungshülse (wedge<br />
voids), die die Funktionsfähigkeit einer Schaltung erheblich beeinflussen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Oxidation von Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.5<br />
Seite 5<br />
Abhilfe schafft hier eine dünne Oxidschicht (kleine Angriffsfläche) oder eine chemische bzw.<br />
elektrolytische Reduktion des aufgebrachten Kupferoxides, da es deutliche Unterschiede<br />
zwischen der Säurebeständigkeit von Kupfer (I)- und Kupfer (II)-Oxid gibt. Kupfer (I)-Oxid ist<br />
weniger empfindlich gegen einen Säureangriff, so daß eine Reduktion des gebildeten Kupfer<br />
(II)-Oxides zu Kupfer (I)-Oxid sinnvoll ist.<br />
3.1 Reduktionsverfahren<br />
3.1.1 Dimethylaminoboran<br />
Üblicherweise erfolgt die chemische Reduktion mittels Dimethylaminoboran, das sich langsam<br />
bei der Arbeitstemperatur von 25 °C - 35 °C unter Abgabe von Wasserstoff zersetzt.<br />
Aufgrund dieser Unbeständigkeit erhöht sich der Chemikalieneinsatz und damit die Kosten.<br />
3.1.2 Natriumdithionit<br />
Bei einer Temperatur von 30 - 40 °C und einem pH-Wert von 7 - 8,5 wird mittels Natriumdithionit<br />
das Kupfer(II)-oxid reduziert.<br />
3.1.3 Elektrochemische Reduktion<br />
Hierbei handelt es sich um ein relativ kostengünstiges Verfahren, bei dem in horizontaler<br />
Fahrweise in wässrigem Medium unter Gleichspannung eine Reduktion des Kupfer(II)-oxids<br />
vorgenommen wird.<br />
3.1.4 Niederdruckplasma-Verfahren<br />
Als Reduktionsmittel wird Wasserstoffgas eingesetzt.<br />
Bei der Reduktion wird die Mikrostruktur der Oxidschicht nicht verändert, allerdings wird die<br />
Schälkraft und damit die allgemeine Haftung auch reduziert. Aus diesem Grund ist sorgfältig<br />
abzuwägen, ob eine Reduktion sinnvoll ist.<br />
Speziell der stark salzsaure Palladium/Zinn-Aktivator bei der chemischen Durchkontaktierung<br />
greift die Oxidschicht an und erzeugt einen pink ring. Beim Einsatz von alkalischen<br />
Prozeßlösungen bei der Durchkontaktierung ist dieser Rotring-Effekt nicht festzustellen.<br />
In Europa hat sich das Dimethylaminoboran, trotz seiner hohen Toxizität durchgesetzt. In<br />
den USA wird eine Nachbehandlung der Kupfer(II)-oxidschicht praktiziert, bei der ein Mikroätzschritt<br />
unter Einsatz von Ethylendiamintetraacetat (EDTA) vorgenommen wird. Die Oberfläche<br />
wird dadurch weiter vergrößert, und es kommt zu einer verbesserten Harzhaftung.<br />
Säure kann nicht eindringen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
4 Umwelt und Entsorgung<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Oxidation von Kupfer<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.5<br />
Seite 6<br />
Chlorite sind starke Oxidationsmittel, die entsprechend den Herstellerangaben gelagert,<br />
transportiert und verarbeitet werden müssen. In Verbindung mit der Natronlauge entsteht eine<br />
stark alkalische, stark oxidierende Lösung, die nur von geschulten und unterwiesenen<br />
Mitarbeitern verarbeitet werden darf. Bei der Entsorgung erfolgt eine Zerstörung des Chlorites<br />
durch Bisulfit und anschließender Neutralisation.<br />
ACHTUNG: Kommt Natriumchlorit mit Säuren in Verbindung, so entsteht spontan Chlorgas.<br />
Die flüssige Lösung von Dimethylaminoboran ist kühl zu lagern. Bei der Zersetzung, die<br />
temperaturabhängig ist, entsteht Wasserstoffgas. Die Vorschriften im Umgang mit diesem<br />
hoch toxischen Stoff sind unbedingt zu beachten. Die verbrauchte Lösung wird bei einem<br />
pH-Wert von 6 - 14 unter Rühren mit Natriumhypochlorit zerstört, wobei es zur Erhöhung der<br />
adsorbierbaren, organischen Halogenverbindungen (AOX) kommt, und normal innerhalb der<br />
Abwasseranlage behandelt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />
Endschichten<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.6<br />
Seite 1<br />
Durch die Miniaturisierung von <strong>Leiterplatten</strong> werden an die Bestückung und Verbindungstechnik<br />
immer höhere Anforderungen gestellt. Die SMD (Surface Mounted Device)-Technik<br />
erfordert eine hohe Planarität der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche. Diese Forderung ist mit konventionellen<br />
Verfahren wie galvanische Abscheidung oder HAL (Hot Air Levelling) zur Zinn/Blei-<br />
Beschichtung kaum zu erfüllen. Die chemische Nickel/Gold-Abscheidung ist wesentlich<br />
gleichmäßiger, wobei die Schichten gut löt- und bondbar sind. Nach dem Leiterbildaufbau<br />
wird entweder das gesamte Leiterbild oder, nach dem Auftragen einer Lötstoppmaske, nur<br />
die Bohrlöcher und SMD- bzw. Bondpads vernickelt und vergoldet.<br />
Kantenbelegung mit Zinn/Blei (HAL)<br />
Kantenbelegung mit Nickel/Gold
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Prozeßablauf<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />
Endschichten<br />
Die chemische Nickel/Goldabscheidung umfaßt im wesentlichen 5 Prozeßstufen:<br />
1.1 Reinigung<br />
Reinigen<br />
⇓<br />
Mikroätzen<br />
⇓<br />
Aktivieren<br />
⇓<br />
Chemisch Nickel<br />
⇓<br />
Sudgold<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.6<br />
Seite 2<br />
Die Kupferoberflächen werden von anhaftenden Verunreinigungen befreit und benetzt.<br />
1.2 Mikroätzen<br />
Eine Behandlung in Ätzreinigern hat sich bewährt, um eine gute Haftfestigkeit der abgeschieden<br />
Nickel/Goldschicht auf Kupfer zu gewährleisten. Für gewöhnlich werden 1-2 µm<br />
Kupfer geätzt.<br />
1.3 Aktivieren<br />
Die Aktivierung der Kupferoberflächen für die nachfolgende chemische Vernickelung erfolgt<br />
in sauren Pd(II)-Lösungen durch Zementation (Ladungsaustausch). Die Palladiumionen<br />
werden auf den Kupferoberflächen reduziert, wobei Kupferionen in Lösung gehen. So wird<br />
eine für die chemische Vernickelung katalytisch wirksame Schicht von Palladium auf Kupfer<br />
ausgebildet.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.4 Chemisch Nickel<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />
Endschichten<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.6<br />
Seite 3<br />
Die chemisch abgeschiedene Nickelschicht enthält 8-10 Gew.-% Phosphor, da die Reduktion<br />
der Nickelionen mit Hypophosphit erfolgt. Der Phosphorgehalt der Schicht und die Abscheidungsgeschwindigkeit<br />
des Bades (10-15 µm/h) lassen sich über die Regelung von<br />
Temperatur (80-90 °C) und pH-Wert (4,8-5,3) konstant halten.<br />
1.5 Sudgold<br />
Die Vergoldung erfolgt bei 70-90 °C über eine Zementation ausschließlich auf Nickel. So<br />
wird eine gleichmäßige Goldschicht mit einer Dicke von maximal 0,15 µm abgeschieden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />
Endschichten<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.6<br />
Seite 4<br />
Die REM-Aufnahmen bei 1000- und 2000-facher Vergrößerung zeigen die Topographie der<br />
Oberfläche und die Flankenbelegung bis zum Basismaterial.<br />
2 Umwelt und Entsorgung<br />
Goldverluste durch Ausschleppung aus dem Sudgoldbad werden durch Rückführung aus einer<br />
nachfolgenden Standspüle minimiert. Aus nachfolgenden Spülstufen werden Goldreste<br />
durch Ionenaustauscher zurückgewonnen. Gold aus verbrauchten Bädern wird aufgearbeitet.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Fotoresiststrippen<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.7<br />
Seite 1<br />
Zur Strukturierung des Leiterbildes werden Flüssig- und Trockenresiste eingesetzt, die heute<br />
in wässrig-alkalischen Medien entwickel- und strippbar sind. Aufgrund der Gesetzgebung<br />
sind die früher zum Einsatz gekommenen Fotoresiste, die mit Lösungsmittel (1.1.1. –<br />
Trichlorethan) entwickelt und gestrippt (Methylenchlorid) wurden, vom Markt verschwunden<br />
und haben praktisch keine Bedeutung mehr.<br />
Da Trockenfilmresiste zu ca. 60 % aus hydrophilen/polaren Bindemitteln bestehen, können<br />
sie in ionischen Medien, wie z.B. Kalium- bzw. Natriumhydroxid-Lösungen gestrippt werden.<br />
Die Stripplösung diffundiert in den Resist und quillt das polymerisierte Netzwerk an.<br />
1 Schematischer Prozeßablauf (Beispiel)<br />
2 Prozeßablauf<br />
⇓<br />
Alkalischer Stripper<br />
⇓<br />
Sprüh-Spülen<br />
⇓<br />
Sprüh-Spülen<br />
KOH-Lösung 2,0 %<br />
50 - 70 °C<br />
Zur Entfernung des polymerisierten Resistes wird vorzugsweise mit einer 2,0 bis 2,5 %igen<br />
KOH-Lösung gearbeitet, die über Sprühdüsen auf die Oberfläche aufgebracht wird. Da der<br />
Resist sich nicht löst, sondern nur quillt, sind entsprechende Sprühdüsen und Sprühdrücke<br />
erforderlich, damit die Fladen von der Oberfläche entfernt werden.<br />
NaOH liefert bei gleicher Konzentration deutlich gröbere Strippfladen. Eine Erhöhung der<br />
Laugenkonzentration verringert zwar die Strippzeit, vergrößert aber die Strippfladen.<br />
RT<br />
RT
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Typisches Strippverhalten<br />
2 %<br />
2 %<br />
4 %<br />
Zeit<br />
(Sekunden)<br />
87<br />
72<br />
69<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Fotoresiststrippen<br />
NaOH KOH<br />
Partikelgröße<br />
ca. 5 mm<br />
∼ 10 mm<br />
∼ 15 mm<br />
Zeit<br />
(Sekunden)<br />
84<br />
77<br />
56<br />
Partikelgröße<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.7<br />
Seite 2<br />
ca. 3 mm<br />
ca. 4 mm<br />
ca. 5 mm<br />
Die Strippzeiten werden stark beeinflußt von den Resistdicken, dem Polymerisationsgrad,<br />
der Höhe des Galvanoaufbaus und den Leiterabständen.<br />
Die üblicherweise eingesetzten horizontalen Durchlauflinien haben zur Entfernung der<br />
Strippfladen Band- oder Cyclonfilter.<br />
3 Umwelt und Entsorgung<br />
Die anfallende Mischung aus Stripplösung und Spülwässer kann über Ultrafiltration aufkonzentriert<br />
werden. Das Retentat wird durch Säure gefällt und filtriert. Diese Säurefällung kann<br />
auch direkt ohne Ultrafiltration und Aufkonzentrierung durchgeführt werden.<br />
Die Rückstände der Fällung und der Fladenfiltration direkt am Stripper werden gesammelt<br />
und einer Sonderdeponie zugeführt. Bei dem Umgang mit stark alkalischen Stripplösungen<br />
sind die Vorschriften für den Umgang mit Laugen zu beachten. Vor dem Einsatz der Stripperlösungen<br />
müssen die technischen Datenblätter aufmerksam gelesen werden. Das Bedienungspersonal<br />
ist entsprechend den gesetzlichen Vorschriften zu schulen und einzuweisen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Spültechnik<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.8<br />
Seite 1<br />
Der Spülprozeß beendet praktisch jeden Prozeßschritt in der naßchemischen Herstellung<br />
der <strong>Leiterplatten</strong> und Galvanik. Dabei erfüllt die Spülung sowohl die Funktion der<br />
Beendigung des vorangegangenen Prozesses, als auch die Funktion der Vorbereitung der<br />
Oberfläche auf den folgenden Arbeitsgang. Die quantitativen Anforderungen an den<br />
Spülprozeß sind allerdings sehr unterschiedlich. Der Spülfaktor, der als Quotient aus<br />
Prozeßlösungskonzentration und Konzentration in der letzten Spülstufe definiert ist, variiert<br />
zwischen wenigen hundert bei unkritischen Zwischenspülen bis zu ca. 10000 bei<br />
galvanischer Kupfer- oder Nickelabscheidung. Für dekorative Anwendungen sind noch weit<br />
höhere Spülfaktoren zu erreichen.<br />
1 Gesetzliche Forderungen<br />
Die Basis der behördlichen Forderungen an die Eigenschaften des Abwassers bildet Anhang<br />
40 der Rahmen-Abwasser-Verwaltungsvorschrift.<br />
Dementsprechend sind im Bereich der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung die Schadstoffe, die im<br />
Abwasser enthalten sind, vor der Einleitung in die öffentliche Kläranlage oder den Vorfluter<br />
nach dem Stand der Technik zu behandeln. Für die am häufigsten eingesetzten Metalle<br />
Kupfer, Nickel und Blei wird ein Einleitungsgrenzwert von 0,5 mg/l vorgegeben. Für Zinn und<br />
Eisen liegt der Grenzwert bei 2 bzw. 3 mg/l, während für Cyanid 0,2 und für Silber sogar 0,1<br />
mg/l einzuhalten sind. Ammoniumstickstoff und Fluorid werden nach den allgemein<br />
anerkannten Regeln der Technik auf 50 mg/l begrenzt.<br />
Es wird verlangt, die Prozesse möglichst abfall- und ausschleppungsarm zu betreiben. Für<br />
Spülwässer wird eine Mehrfachnutzung z. B. durch Kaskadierung oder Ionenaustauscher-<br />
Kreislaufführung gefordert. Geeignete Inhaltsstoffe sollen aus den Spülen zurückgeführt und<br />
EDTA muß zurückgewonnen werden.<br />
In der praktischen Anwendung ergibt sich wegen der Vielfältigkeit der Prozesse ein<br />
Umsetzungsspielraum.<br />
2 Kaskadenspülung<br />
R: Spülkriterium<br />
co : Konzentration der Prozeßlösung<br />
cn : Konzentration in der n-ten Spüle<br />
Q: Spülwassermenge<br />
V: Verschleppung<br />
R = co / cn = (Q/V) n<br />
Häufig wird dieser Zusammenhang mit Hilfe von graphischen Auftragungen oder<br />
Nomogrammen genutzt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Spültechnik<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.8<br />
Seite 2<br />
In der Praxis arbeitet man inzwischen bevorzugt mit dreifach Spülkaskaden, die sich in<br />
vielen Fällen bezüglich des Kosten/Nutzen-Verhältnisses bewährt haben. In einer Kaskade<br />
fließen Ausschleppung mit dem Produkt und das Spülwasser im Gegenstrom. Bei einem<br />
Spülfaktor von z. B. 1000 benötigt die dreifach-Spülkaskade nur 1% der Wassermenge einer<br />
einfachen Fließspüle. Zum Zweck der Rückgewinnung von Inhaltsstoffen teilt man häufig<br />
den Spülprozeß in eine Sparspüle, bzw. Sparspülkaskade zum Aufkonzentrieren der<br />
Inhaltsstoffe für eine mögliche Verwertung und eine Klarspülzone bzw. -kaskade zur<br />
Erzielung der geforderten Oberflächenreinheit.<br />
Bei Prozessen, z. B. das saure Ätzen, kann die Forderung nach<br />
Spülwassermehrfachverwendung dadurch erfüllt werden, daß das gesamte Spülwasser zum<br />
Regenerieren der Ätze eingesetzt wird, wodurch dieser Prozeß vollständig abwasserfrei<br />
betrieben werden kann. In analoger Weise kann man das Spülwasser des Fotoresist-<br />
Entwicklers und -Strippers zum Ansatz der Frischlösung verwenden.<br />
Vollständige Spülwasserfreiheit erreicht man auch z. B. beim ammoniakalischen Ätzen durch<br />
Verwendung eines Vakuumverdampfers, dessen Kondensat vollständig zu Spülen ausreicht,<br />
während durch Rückführung des Destillationssumpfes in den Prozeß die Inhaltsstoffe<br />
erhalten bleiben.<br />
Setzt man Kühlwasser, das durch die leichte Aufwärmung sogar eine bessere Spülwirkung<br />
aufweist, als Spülwasser ein, ergibt sich oft das Problem der Kopplung der beiden Prozesse<br />
durch das Wasser. Es wird z. B. Spülwasser benötigt, wenn gerade keine Kühlung<br />
erforderlich ist bzw. umgekehrt.<br />
Bei geeigneter Zusammensetzung der Prozeßlösungen kann auch das Spülwasser eines<br />
Prozeßschritts vollständig zum spülen eines vorgeschalteten Prozeßschritt dienen, wie z. B.<br />
das Spülwasser nach dem Beizen zum Spülen des vorherigen sauren Reinigers eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Der Einsatz von Ionenaustauscher-Kreislaufanlagen kann speziell zur Einsparung von<br />
Wasser beitragen. In manuell oder automatisch über die Leitfähigkeit gesteuerten Anlagen<br />
wird das Spülwasser durch Säulen von Kiesfilter, Kationenaustauschern und<br />
Anionenaustauschern geführt. Gegebenenfalls schließt sich noch ein Tensidfänger an, um<br />
das Kumulieren von Tensiden im Wasserkreislauf zu verhindern. Die beladenen<br />
Ionenaustauscherharze werden mit Säure, bzw. Lauge regeneriert. Da bei der Regeneration<br />
ein Chemikalienüberschuß eingesetzt werden muß, ergibt sich deutlich, daß<br />
Ionenaustauscher-Kreislaufführung nur bei schwach belasteten Spülwässern sinnvoll<br />
eingesetzt wird. Da das Volumen des Regenerats sehr klein ist, kann man durch<br />
Ionenaustauscher die Inhaltsstoffe aufkonzentrieren und aus dem Regenerat günstiger<br />
verwerten. Auf jeden Fall muß die Chemie der an dem Wasserkreislauf beteiligten Prozesse<br />
auf nichtionische Komponenten untersucht werden, die im Kreislauf kumulieren können und<br />
die Herstellabläufe dann empfindlich stören.<br />
In der Praxis findet man zum Teil deutliche Abweichungen von der Theorie der<br />
Spülgleichungen, weil die Gleichgewichtseinstellung nicht immer vollständig erfolgt. Bei<br />
einem im Spülwasser ruhenden Produkt bewirkt nur der Konzentrationsgradient zwischen<br />
dem am Produkt anhaftenden Prozeßlösungsfilm und der Menge des Spülwassers eine
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Chemische und galvanische Verfahren<br />
Spültechnik<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 4.8<br />
Seite 3<br />
Homogenisierung der Konzentrationen. In Tauchbädern erzeugt man durch Badbewegung,<br />
Lufteinblasung oder Umpumpen der Lösung für Turbulenz, die die Gleichgewichtseinstellung<br />
beschleunigen. Es werden auch kleine mechanische Stöße und Ultraschall zur<br />
Beschleunigung der Spülvorgänge eingesetzt. Zur Spülung eignen sich auch in besonderem<br />
Maße die Sprühverfahren. Beim Sprühen kommt die mechanische Energie der<br />
Spülwassertropfen der Spülwirkung zu Gute. Besonders wassersparend ist die<br />
Intervallspritzspültechnik, bei der in den Pausen zwischen den Spritzphasen das Wasser<br />
ablaufen kann. Dabei ist es möglich, das Spülwasser der verschiedenen Spülgänge separat<br />
abzuleiten, so daß das Spülwasser des jeweils ersten Spülgangs, welches die höchste<br />
Inhaltsstoffkonzentration aufweist, zur Aufarbeitung der Inhaltsstoffe verwendet wird,<br />
während das restliche Spülwasser mit geringerer Inhaltsstoffkonzentration über<br />
Ionenaustauscher im Kreislauf geführt wird.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 1<br />
Die Herstellung von <strong>Leiterplatten</strong> ist nach dem heutigen Stand der Technik ohne den Einsatz<br />
von Foto-oder Druckwerkzeugen nicht möglich.<br />
In der <strong>Leiterplatten</strong>industrie haben sich die Beherrschung der Grundbegriffe der Fotografie<br />
unentbehrlich gemacht. Hier haben sich sowohl die Belichtungsgeräte als auch der Film zu<br />
echten High-tech-Produkten entwickelt.<br />
Die Zulieferindustrie ist ständig um die Entwicklung neuerer Filme bemüht, die den strengen<br />
und komplexen Anforderungen der <strong>Leiterplatten</strong>-Industrie entsprechen.<br />
Der Einsatz der Direktbelichtung, also eine direkte Laserbelichtung auf die mit einem<br />
fotosensitiven Resist laminierte Leiterplatte, ist seit einigen Jahren bekannt. Entsprechende<br />
Maschinen werden angeboten. In wieweit sich auf diesem Gebiet ein <strong>Technologie</strong>wandel<br />
einstellt ist noch sehr schwer einschätzbar.<br />
Inhalt<br />
• Der fotografische Film => Pkt. 1<br />
• Struktur => Pkt. 1.1<br />
• Herstellung => Pkt. 1.2<br />
• Eigenschaften => Pkt. 1.3<br />
• Arbeitsbedingungen => Pkt. 2<br />
• Einsatzbereiche => Pkt. 3
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Der fotografische Film<br />
1.1 Struktur<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
Ein Film ist ein Sandwich verschiedener Schichten auf einem Trägermaterial.<br />
Schutzschicht (Antistreß)<br />
Emulsion<br />
Haftschicht<br />
Unterlage Polyester<br />
Haftschicht<br />
Lichthofschutzschicht<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 2<br />
Filme für die Elektronikindustrie haben im allgemeinen eine Unterlage, eine 175µm starke<br />
Polyesterfolie (PET), mit hoher Transparenz für das sichtbare UV-Licht und einer<br />
hervorragenden Maßhaltigkeit. Haftschichten auf dem PET sorgen für eine gute Haftung der<br />
Emulsion und der Lichhofschutzschicht auf der Rückseite. Zusätzlich machen spezielle<br />
Additive in den Haftschichten den Film antistatisch.<br />
Die Emulsion eines Filmes für Fototooling ist eine 2 bis 6 Mikron dicke Gelantineschicht, die<br />
unter anderem folgende Komponenten enthält:<br />
• Eine Mischung aus Silberverbindungen:das eigentliche lichtempfindliche Material. Es<br />
handelt sich dabei um Verbindungen von Silber mit Brom, Chlor oder Jod.<br />
• Zusatzmittel, die die Lichtempfindlichkeit der Silberverbindungen regulieren.<br />
• Spektrale Sensibilisatoren, die die Farbempfindlichkeit bestimmen.<br />
• Substanzen, die die Wasseraufnahme durch die Gelantine regulieren und so die<br />
Maßhaltigkeit bestimmen.<br />
Eine weniger als 1 µm dünne Schutzschicht verhindert Beschädigungen der<br />
darunterliegenden Emulsion.<br />
Die Lichthofschutzschicht auf der Rückseite des Films enthält spezielle Farbstoffe,<br />
die das Licht absorbieren, das durch die Emulsion dringt. Sie verhindert eine<br />
Reflexion des Lichts (doppelte Belichtung) und verbessert so die Bildschärfe. Die<br />
Lichthofschutzschicht verhindert auch eine zu starke Rolltendenz des Films.<br />
1.2 Herstellung<br />
1.2.1 Belichtung<br />
Fototools werden in einem Fotoplotter belichtet. Auf dem Markt werden sowohl Flachbett- als<br />
auch Trommelplotter eingesetzt, die beide moderne Präzisionsmechanik mit Laseroptik<br />
kombinieren. Sie sind in den CAM-Bereich(Computer Added Manufacturing) integriert und<br />
werden direkt mit Hilfe der Anwendersoftware angesteuert.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 3<br />
Durch eine Bewegung des Lichtstrahls, des Films oder beider wird das Laserlicht über die<br />
ganze Filmoberfläche geführt. In jeder Position kann die Lichtquelle ein- oder ausgeschaltet<br />
werden. So wird durch die Kombination einer großen Anzahl kleiner Lichtpunkte (Pixel) auf<br />
dem Film ein latentes Bild aufgebaut.<br />
Richtig eingestellte Plotter und die regelmäßige Justage sind absolute Voraussetzungen für<br />
die Herstellung guter Qualität.<br />
1.2.2 Verarbeitung<br />
Während der chemischen Verarbeitung wird das bei der Belichtung entstandene latente Bild<br />
sichtbar gemacht und stabilisiert. Die Verarbeitung des Silberfilms umfaßt vier<br />
Arbeitsschritte: Entwickeln, Fixieren, Wässern, Trocknen.<br />
1.2.3 Entwickeln<br />
Beim Entwickeln - einer chemischen Reaktion - wird das latente Bild verstärkt. Der<br />
Entwickler breitet die mikroskopische chemische Veränderung, die durch die Belichtung<br />
ausgelöst wurde, über das ganze Silberkristall aus. Die Entwicklungsreaktion stoppt, wenn<br />
alle belichteten Kristalle auf diese Weise zu metallischem Silber umgeformt sind.<br />
Nach der Entwicklungsphase sind nur die belichteten Kristalle schwarz; die unbelichteten<br />
Teile bleiben unverändert.<br />
1.2.4 Fixieren<br />
Nach der Entwicklung enthält der Film noch unbelichtete Teile, die - weil lichtempfindlich -<br />
das soeben entstandene Bild stören können. Deshalb wird das Bild fixiert. Das Fixierbad löst<br />
die unbelichteten Silberverbindungen auf, absorbiert sie und führt sie ab. Nach dem Fixieren<br />
kann der Film dann Licht ausgesetzt werden: er hat seine Lichtempfindlichkeit verloren. Die<br />
Qualität des Fixierbades bestimmt zu einem großen Teil die Archivierbarkeit des Films.<br />
Manchmal wird dem Fixierbad ein Additiv zugefügt - ein Härter. Dieser begrenzt die<br />
Wasserabsorption der Emulsion und beeinflußt so die Trockeneigenschaften.<br />
1.2.5 Wässern<br />
Nach dem Verlassen des Fixierbads ist die Emulsion noch mit Fixierbad gesättigt. Außerdem<br />
enthält sie noch sehr kleine unbelichtete Teilchen. Durch intensives Wässern werden die<br />
letzten Emulsions- und Chemikalienreste entfernt.<br />
1.2.6 Trocknen<br />
Der Film wird anschließend getrocknet und ist dann bereit zur weiteren Verwendung.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.3 Eigenschaften<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 4<br />
Ein Fototool ist das Ergebnis einer Reihe komplexer Bearbeitungen. Im Fotoplotter, im Film,<br />
in den Chemikalien, in der Entwicklungsmaschine, aber auch während der Belichtung und<br />
Verarbeitung können Mängel auftreten. Das ideale Fototool ist ein Film, der exakt und<br />
beständig die Abbildung eines vorgegebenen Layouts auf ein Fotoresist übertragen kann.<br />
Das ideale Fototool<br />
• läßt alles Licht in den transparenten Bereichen durch und absorbiert das Licht in den<br />
schwarzen Bereichen;<br />
• weist einen abrupten Übergang zwischen transparenten und schwarzen Bereichen<br />
auf: dies wird als Strichschärfe bezeichnet;<br />
• ist robust: es kann nicht beschädigt werden und verliert bei Gebrauch oder Alterung<br />
seine Eigenschaften nicht;<br />
• ist maßhaltig;<br />
• ist permanent antistatisch.<br />
Umgesetzt in meßbare und daher kontrollierbare Eigenschaften besitzt der ideale Film für<br />
Fototooling das richtige Maß an Dichte, Gradient, Empfindlichkeit, Maßhaltigkeit und<br />
Kratzfestigkeit.<br />
1.3.1 Die Dichte<br />
Die Dichte eines Films ist der Schwärzungsgrad, das Maß der Lichtdurchlässigkeit. Die<br />
Dichte der schwarzen Bereiche wird Dmax genannt und sollte idealerweise unendlich groß<br />
sein und überhaupt kein Licht durchlassen. Die ideale Dmin - die Dichte der transparenten<br />
Bereiche - sollte gleich Null sein und also das Licht vollständig durchlassen.<br />
1.3.2 Der Gradient<br />
Der Gradient eines Films gibt an, wie sich die Dichte mit der auf den Film einfallenden<br />
Lichtmenge ändert. Auf der Schwärzungskurve, der Dichte in Abhängigkeit von der<br />
Lichtmenge, wird der Gradient durch die Steilheit der Kurve ausgedrückt. Ideal ist eine große<br />
Gradientendichte. Zusammen mit weiteren Faktoren bestimmt der Gradient die<br />
Strichschärfe.<br />
1.3.3 Die Empfindlichkeit<br />
Die Empfindlichkeit eines Films verweist auf die Reaktion des Materials auf das einfallende<br />
Licht. In der Praxis ist dies die nötige Belichtungsmenge (I x t), um eine bestimmte Dichte<br />
auf dem entwickelten fotografischen Material zu erhalten.<br />
1.3.4 Die spektrale Empfindlichkeit<br />
Die spektrale Empfindlichkeit eines Films wird als Wellenlänge (in Nanometer) ausgedrückt.<br />
Es handelt sich dabei um den Bereich im Spektrum, für den dieser Film am empfindlichsten<br />
ist. Dieser Faktor ist wichtig für die Wahl der Lichtquelle (oder umgekehrt: die verwendete
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 5<br />
Lichtquelle bestimmt mit, welcher Filmtyp verwendet wird). Die spektrale Empfindlichkeit der<br />
Lichtquelle und des Films müssen aufeinander abgastimmt sein.<br />
Ebenso wichtig ist die spektrale Empfindlichkeit bei der Wahl der<br />
Dunkelkammerbeleuchtung: der Film muß für die Farbe des Dunkelkammerfilters<br />
unempfindlich sein. Im Idealfall fällt die spektrale Empfindlichkeit des Films mit der der<br />
Lichtquelle des Fotoplotters zusammen und liegt außerhalb der Dunkelkammerbeleuchtung.<br />
1.3.5 Maßhaltigkeit<br />
Die Maßhaltigkeit gibt an, wie anfällig ein Material für Maßänderungen ist. Maßänderungen<br />
können die Folge sein von Schwankungen der relativen Feuchte und/oder der<br />
Umgebungstemperatur, von mechanischen Spannungen im Film oder von Alterung. Solche<br />
Maßänderungen können umkehrbar oder unumkehrbar sein.<br />
Im Hinblick auf die zunehmende Miniaturisierung in der Bauteileindustrie ist die Maßhaltigkeit<br />
der Fototools wesentlich für die Qualität der Leiterplatte und der Ausschußreduzierung in der<br />
Produktion verantwortlich. Die Maße des idealen Films sind unter allen Umständen konstant.<br />
1.3.6 Kratzfestigkeit<br />
Ein fotografischer Film kann durch mechanische Einflüsse beschädigt werden.<br />
Beschädigungen können sowohl vor als auch während oder nach der Belichtung und<br />
Verarbeitung erfolgen oder auch bei jedem normalen Gebrauch eines Fototools. Die<br />
Ursache kann ein scharfer Gegenstand sein( Späne oder Flitter) aber ebenso Staubteilchen<br />
oder Fingerabdrücke. Schon kleinste Kratzer (100µm) können die Ursache für<br />
Leiterbahnunterbrechungen oder Kurzschlüssen sein.<br />
1.3.7 Permanent antistatisch<br />
Ein permanent antistatischer Film kann nicht elektrostatisch aufgeladen werden. Folglich<br />
zieht der Film auch keinen Schmutz oder Staubpartikel an. Auf den Film fallende<br />
Staubpartikel werden nicht festgehalten und lassen sich leicht entfernen. Staubpartikel<br />
können ebenso wie Kratzer die Ursache für Unterbrechung oder Kurzschluß darstellen.<br />
2 Arbeitsbedingungen<br />
Die Arbeitsbedingungen (Arbeitsplatzgestaltung) haben einen wesentlichen Einfluß auf die<br />
Erreichung und Einhaltung der in Absatz 2 beschriebenen idealen Fototooleigenschaften.<br />
Sie sind Voraussetzung für einen qualitätsoptimierten Fertigungsablauf.<br />
In der Regel werden spezifizierte Arbeitsbedingungen von den Filmmaterial-Lieferanten sehr<br />
genau beschrieben, sodaß hier nur die wesentlichsten Punkte genannt werden sollen:<br />
• Filmlagerung: flach liegend bei einer Temperatur von 21 °C und einer relativen<br />
Feuchtigkeit von 50%. Vermeidung von schnellen Klimaänderungen.<br />
• Umgebung: Lager, Konditionierraum, Plotterraum, Aufstellort der<br />
Entwicklungsmaschine, Verarbeitungsräume, Archiv.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 6<br />
Zwischen -20 °C und +60 °C sind die Maßänderungen umkehrbar. Außerhalb dieser<br />
Grenzen ist die Verformung des Filmspermanent. Hohe Temperaturen lassen den<br />
Film schneller altern.<br />
Eine konstante Temperatur ist wichtiger als der absolute Wert.<br />
Liegt die relative Feuchte der Luft unter 30% oder über 70%, sind die<br />
Maßänderungen sogar unumkehrbar. Der Einsatz eines oder mehrerer Hygrometer<br />
ist erforderlich.<br />
• Akklimatisierung: Film ohne Außenverpackung in den Plotterraum<br />
(Staubvermeidung) transportieren. Die normale Zeitdauer der Akklimatisierung<br />
beträgt 24 Std.<br />
• Dunkelkammerbeleuchtung: sie muß auf den Filmtyp abgestimmt sein. Mit Hilfe<br />
des Münztestes kann festgestellt werden, wie lange der Film die<br />
Dunkelkammerbeleuchtung sicher verträgt.<br />
• Plotterbeladung: muß vorsichtig erfolgen ohne ein Übereinanderschieben der Filme.<br />
• Plotter: verhindern von Streulicht zur Vermeidung von Schleierbildung. Die Qualität<br />
des Fototools hängt stark von der Qualität des Plotters ab. Die Einstellung muß hoch<br />
genug sein, um genügend Dichte zu erhalten (so daß in den schwarzen Bereichen<br />
keine Scanlinien mehr sichtbar sind), und niedrich genug, um die Linienbreite korrekt<br />
wiederzugeben.<br />
• Entwicklungsmaschine: Transport möglichst direkt zur Vermeidung von<br />
Filmbeschädigungen. Die während der Naßphase aufgetretene Schrumpfung wird<br />
durch das Recken des Films im Trockner auf das ursprüngliche Maß erreicht<br />
(Optimierung der Trockentemperatur).<br />
3 Einsatzbereiche<br />
Als Fototools werden sämtliche Arbeitsfilme bezeichnet, die in der Produktion<br />
zur Belichtung von photosensitiven Materialien dienen. Mit Hilfe von Fototools werden<br />
folgende Informationen originalgetreu auf die Leiterplatte übertragen:<br />
- Kupferlayout für Innenlagen<br />
- Kupferlayout für Außenlagen<br />
- Lötstopplack<br />
- Umsteigerzudruck<br />
- Positions- (Beschriftungs-) druck<br />
- Carbonleitlack<br />
- abziehbarer Lötstopplack<br />
Fototools sind Silberhalogenidfilme oder Diazofilme. Die Dimensionsstabilität ist abhängig<br />
von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Veränderungen werden wie folgt spezifiziert:<br />
- Temperatur: 18 µm/ m und °C<br />
- Luftfeuchtigkeit: 10µm/ m und %<br />
Aus dieser Eigenschaft des Filmmaterials ( Polyester/Polyethylenterephtalat) folgt, daß vom<br />
Plotten bis zum Belichtungsprozeß eine Temperatur von 21 °C und eine Luftfeuchte von<br />
50% eingehalten werden muß.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 7<br />
Die Herstellung der Arbeitsfilme erfolgt innerhalb der CAM-Bearbeitung, grundsätzlich nach<br />
dem unter Pkt. 2 beschriebenen Ablaufschema. Mit Hilfe eines systemintegrierten<br />
Postprozessors werden Layoutdaten in Laser-Steuerbefehle umgesetzt, so daß mit dem<br />
Plottbefehl direkt der Arbeitsfilm belichtet werden kann.<br />
Der laserbelichtete Film wird unmittelbar dem Durchlaufentwickler zugeführt, so daß in sehr<br />
kurzer Zeit Arbeitsfilme für die Produktion bereit stehen. (" first generation phototools")<br />
In einigen Fällen wird von diesem Druckoriginal nun das eigentliche Fototool kopiert, das<br />
gemäß DIN 40808 als Druckwerkzeug (Arbeitsfilm) bezeichnet wird.<br />
Zeitgemäße Laserplotter arbeiten mit Pixelgrößen von 6,25µ bis 12,5µ. Die reine Plottdauer<br />
(Laserbelichtungszeit) beträgt 5 bis 10 min. pro Film. Bei diesen Maschinen erfolgt die<br />
Aufnahme des Filmmaterials auf Trommeln, wobei die Belichtung während der<br />
Trommelbewegung und der einmaligen linearen Laserkopfbewegung über die gesamte<br />
Trommelbreite erfolgt. Die in der Vergangenheit eingesetzten Flachbettplotter werden aus<br />
folgenden Gründen durch Trommelplotter ersetzt:<br />
- einfachere Mechanik ,<br />
- bessere Temperaturkonstanz während der Belichtung<br />
- Plottgenauigkeit<br />
- Plottzeitreduzierung<br />
Filmgrößen sind je nach System häufig bei 26"x 20" begrenzt.<br />
Bei der Erstellung von Fototools sind folgende Zusammenhänge zwischen Filmmaterial und<br />
Fertigungstechnologie zu beachten:<br />
a.) Das Filmmaterial besteht aus einem Träger ( Polyester ) und der<br />
darauf befindlichen fotosensitiven Schichtseite. Laserbelichtet wird<br />
grundsätzlich von der Schichtseite.<br />
b.) Der fertige Arbeitsfilm liegt beim Belichten grundsätzlich mit seiner<br />
Schichtseite auf dem photosentitiven Laminat. Die Schichtseiten<br />
bestimmung muß bei der Plotterausgabe berücksichtigt werden.<br />
c.) Multilayerinnenlagen werden i. d. R. im Ätzverfahren hergestellt,<br />
d. h. mit dem Arbeitsfilm soll ein Ätzresist belichtet werden und somit<br />
eine " Ätzschablone" erzeugt werden. Der Laserplotter muß einen<br />
Negativfilm erzeugen, der die Kupferinformationen transparent<br />
erscheinen läßt und somit die Belichtung der mit photosensitivem<br />
Laminat beschichteten Innenlage (core) zuläßt. Der<br />
lichtbeaufschlagte Teil des Laminats (Leiterbahnen) wird<br />
auspolymerisiert und verbleibt nach dem Entwicklungsprozeß als<br />
Ätzresist auf dem core. Der nicht beaufschlagte Teil (Film schwarz) wird<br />
herausentwickelt und stellt das Kupfer frei.<br />
d.) Bei Außenlagen (Bilayer/Multilayer) werden Leiterbahnen i.d.R. im<br />
sogenannten Additiv-Verfahren hergestellt, d.h. in einem erstellten<br />
Resistkanal wird die Leiterbahn auf galvanotechnischem Wege<br />
elektrolytisch aufgebaut. Zur bildlichen Wiedergabe wird ein<br />
Positivfilm geplottet. Kupferinformationen erscheinen im Gegensetz
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
zu Negativfilmen lichtundurchlässig schwarz.<br />
Das kupferkaschierte und mit photosensitivem Laminat beschichtete<br />
Basismaterial wird belichtet, wobei durch den nicht lichtbeaufschlagten<br />
Teil nach dem anschließenden Entwicklungsprozeß der<br />
Resistkanal gebildet wird.<br />
e.) Arbeitsfilme für fotosensitive Lötstopplacke sind Negativfilme, d.h.<br />
für Bereiche der mit Lack beschichteten <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche ist<br />
der Film transparent, für SMD-Pads und Lötaugen schwarz.<br />
f.) Arbeitsgänge, die im Siebdruckverfahren durchgeführt werden,<br />
erfordern zur Herstellung des Siebes einen Positivfilm. Dieser erlaubt<br />
nach dem Belichten eine Freistellung des mit einer fotosensitiven<br />
Schicht belegten Siebgewebes.<br />
Siebe werden für folgende Drucke erforderlich:<br />
Positions/Beschriftung<br />
Umsteigerzudruck<br />
abziehbarer Lötstopplack<br />
einfacher Lötstopplack (Freistellung >0,3 mm)<br />
Carbonleitlack<br />
Widerstandspasten<br />
Ätzresist bei einseitigen Platten<br />
g.) Idealerweise werden <strong>Leiterplatten</strong>daten in Ebenen beschrieben,<br />
sodaß die Topseite in der oberen und die Bottomseite in der<br />
unteren Bildschirmebene zu erkennen ist. Die Darstellung der<br />
unteren Seite wird also von innen gesehen .<br />
Die Begriffe ”Lötseite”und ”Bestückungsseite” sollten<br />
aufgrund der heute üblichen beidseitigen Bestückung vermieden<br />
werden.<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 8<br />
Vor der Ausgabe eines Arbeitsfilmes müssen die vom Kunden übertragenen<br />
<strong>Leiterplatten</strong>daten überprüft werden, ob sich die geforderten Layoutstrukturen mit dem in der<br />
Produktion zur Verfügung stehenden Maschinenequipment verfahrenstechnologisch<br />
realisieren lassen. Mit den bekannten design-rule-checks lassen sich noch lange nicht alle<br />
"versteckten fouls" insbesondere bei hochlagigen Multilayern erkennen.<br />
Die Kontrolle sollte sich auf folgende Daten beziehen:<br />
- Leiterbahnbreite/-abstand<br />
- Lötauge Restring<br />
- Kupferverteilung<br />
- Abstand metallisierte Bohrung zu innenliegende Leiterbahn (ML )<br />
- Pitch-Abstände (el. Prüfung)<br />
- Kupferabstand zur Kontur<br />
- NDK-Bohrungen in Masseflächen (Tentfläche)<br />
- freiliegende Leiterbahnenden<br />
- Herstellerlogo?, Datumscode?,<br />
- Änderungsindex<br />
- Lötstopplackfreistellungen<br />
- Abdecklack, Abstand zu pads<br />
- Beschriftungsdruck über pads
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fototools<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.1<br />
Seite 9<br />
- Carbonabstände<br />
Neben der Beherrschung der reinen Datenverarbeitung im CAM-Bereich ist die Kenntnis der<br />
Produktionstechnologie zwingende Voraussetzung für die qualitativ gute,<br />
ausschußvermeidende Erstellung von Fotowerkzeugen.<br />
Quellenangabe:<br />
Agfa<br />
Du Pont
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 1<br />
Der Siebdruck, als viertes Druckverfahren neben Offset-, Tief- und Flexodruck, ist wegen<br />
der zahlreichen Möglichkeiten zur Beeinflussung der Druckergebnisse zu einem vielfältig<br />
einsetzbaren Druckverfahren geworden. Ausgezeichnete Ergebnisse im grafischen Gewerbe<br />
und die Erfolge des künstlerischen Siebdrucks "Serigraphie" haben in den Anfangsjahren<br />
des industriellen Siebdrucks den Ruf gestützt, der Siebdruck sei speziell für Künstler und<br />
das grafische Gewerbe geeignet.<br />
Durch den industriellen Einsatz, mit z. B. in Produktionsstraßen integrierten Druckeinheiten<br />
in zahlreichen Bereichen, ist dieser Ruf längst widerlegt. Erinnert werden soll an die<br />
Tatsache, daß ohne den Siebdruck der Begriff "gedruckte Schaltung" mit allen daraus<br />
folgenden <strong>Technologie</strong>n nicht in der bekannten Weise den Erfolg gehabt hätte bzw.<br />
unmöglich gewesen wäre. Siebdruck wird in der <strong>Leiterplatten</strong>technik z. B. zur Abdeckung<br />
von Leiterstrukturen vor dem Ätzprozeß, zum Druck von Lötstoppmasken, zum Positionsbzw.<br />
Bestückungsdruck und zum Druck von Abdecklacken (zum Schutz von Goldkontakten<br />
beim Löten u.a.) verwendet.<br />
Da der Siebdruck heute durch die Miniaturisierung und andere Einflüsse besonders im<br />
Elektronikbereich an die Grenze des drucktechnisch Möglichen gekommen ist, verlangt der<br />
Einsatz in den Grenzbereichen genaue Festlegung der Druckparameter, exakte Ausführung<br />
beim Auflagendruck sowie ausreichende Kontrollen. Trotz dieser Maßnahmen hat der<br />
konventionelle horizontale Siebdruck - vor allem in Europa - für die Applikation von<br />
(fotostrukturierbaren) Lötstopplacken an Bedeutung verloren. Hier hat sich das<br />
Vorhanggießverfahren etabliert. Eine Renaissance für die Verarbeitung von Lötstopplacken<br />
erfährt der Siebdruck z.Z. jedoch in einer abgewandelten Form: dem vertikalen,<br />
doppelseitigen Siebdruck. Auf diese Technik wird am Ende noch genauer eingegangen.<br />
Große Bedeutung für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung hat der konventionelle Siebdruck für das<br />
Aufbringen von Signierlacken, Abdecklacken und Viahole-fillern, da für diese Anwendungen<br />
die zu erreichende Auflösung des konventionellen Siebdruckes ausreicht, und er somit ein<br />
effektives und kostengünstiges Applikationsverfahren darstellt.<br />
Absprung<br />
Siebdruckschablone<br />
Rakel<br />
Druckrichtung<br />
<br />
<br />
<br />
Skizze: Prinzip des Siebdruckprozesses<br />
Drucktisch<br />
Rakelanschliff<br />
Schablonenrahmen<br />
Druckfarbe Siebrahmen<br />
Leiterplatte<br />
Lagefixierung
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
Schematische Inhaltsdarstellung Pkt.<br />
Prinzip<br />
Rahmen<br />
Material<br />
Rahmenvorspannung<br />
Gewebe<br />
Gewebebezeichnung<br />
Gewebespannen<br />
Kleben<br />
Schablone<br />
Schablonenmaterial<br />
Schablonenmethoden<br />
Eigenschaften<br />
Belichtung<br />
Druck<br />
Absprung<br />
Druckrakel<br />
Druck mit Leersieb (ohne Schablone)<br />
Doppelseitiger, vertikaler Siebdruck<br />
1<br />
2<br />
2.1<br />
2.2<br />
3<br />
3.1<br />
3.2<br />
3.3<br />
4<br />
4.1<br />
4.2<br />
4.3<br />
4.4<br />
5<br />
5.1<br />
5.2<br />
5.3<br />
6<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Prinzip<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 3<br />
Beim Siebdruck ist ein Siebgewebe fest an einem Rahmen fixiert. Der Siebdrucklack auf<br />
dem Siebgewebe wird mit Hilfe eines elastischen Rakels durch die Öffnungen des Siebes<br />
auf die Leiterplatte übertragen. Ein spezielles Druckbild wird durch die Verwendung einer<br />
Schablone (Druckform) erreicht. Diese verschließt alle nicht zu druckenden Flächen des<br />
Siebgewebes, so daß der Siebdrucklack an diesen Stellen nicht auf die Leiterplatte<br />
übertragen werden kann.<br />
Im folgenden werden einige wesentliche Punkte des Siebdruckes unter Berücksichtigung der<br />
Anforderungen in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung erörtert.<br />
2 Rahmen<br />
Grundvoraussetzung für passergenaue Druckarbeiten in der <strong>Leiterplatten</strong>industrie sind<br />
stabile Stahl- oder Alu-Rahmen mit quadratischem oder liegendem Rechteckprofil, z. T. mit<br />
verstärkten Vertikalwänden.<br />
2.1 Material<br />
Bedenkenswert bei der Auswahl des Rahmenmaterials ist, daß der Ausdehnungskoeffizient<br />
für Aluminium etwa doppelt so groß wie für Stahl ist. Bei 10 °C Temperaturdifferenz bedeutet<br />
das eine Ausdehnung für Stahl von 0,14 mm/cm und für Aluminium von 0,26 mm/cm.<br />
Diesem Vorteil des Stahls steht das deutlich höhere Gewicht (spez. Gewicht: Fe = 7,8 g/cm³,<br />
Al = 2,7 g/cm³) entgegen. Das höhere Gewicht eines Stahlrahmens kann sich bei schwach<br />
dimensionierten Rahmenhalterungen als Negativfaktor auswirken. Auch die<br />
Korrosionsresistenz spricht für jeweils ausreichend dimensionierte Alurahmen.<br />
2.2 Rahmenvorspannung<br />
Die Forderung nach hoher Stabilität ergibt sich aus der Tatsache, daß durch das gespannte<br />
Gewebe in Abhängigkeit von Gewebeart und Stärke der Siebspannung bis zu 30 kg auf 10<br />
cm Länge auf die Rahmenschenkel wirken können. Einer Rahmendurchbiegung und dem<br />
daraus sich ergebenden Spannungsverlust des Gewebes begegnet man durch eine<br />
Vorspannung des Rahmens vor dem Verkleben oder durch eine "Bombierung" des<br />
Rahmens bei der Fertigung.<br />
Die Rahmenvorspannung erreicht man durch Spannklammern, die sich am Rahmen<br />
abstützen und so der Zugkraft des Gewebes entgegenwirken, oder durch spezielle<br />
Spannwerkzeuge. Bei großformatigen Rahmen bevorzugt man eine Verschweißung der<br />
Rahmen im Winkel von > 90° und erhält so nach außen gewölbte (bombierte)<br />
Rahmenschenkel, die nach dem Brückenprinzip erhöhte Stabilität aufweisen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3 Gewebe<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 4<br />
Neben der Auswahl des geeigneten Lacksystems beeinflußt die Auswahl des Siebgewebes<br />
in hohem Maße das Druckergebnis.<br />
Für den Bereich der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung sind überwiegend monofile Polyestergewebe, z.<br />
T. metallisiert, und Edelstahlgewebe im Einsatz. Mit steigender Tendenz kommen<br />
sogenannte Hoch-Modulgewebe für den Präzisionsdruck zum Einsatz. Dieses Hoch-<br />
Modulgewebe erhält man durch eine Vorspannung bei der Fadenproduktion; es ist leichter<br />
zu verspannen und weist als wesentlichen Vorteil sehr geringe Spannungsverluste nach dem<br />
Verkleben auf. Zu den Metallgeweben sei erwähnt, daß diese mit hoher Maßhaltigkeit beste<br />
Druckergebnisse bringen, die Standfestigkeit ist allerdings durch Metallermüdung geringer<br />
als bei einem Polyestergewebe.<br />
3.1 Gewebekennzeichnung<br />
Mit der Auswahl des Gewebes für die zu erfüllende Druckaufgabe sind die Werte u. a. für<br />
Auftragsstärke und Konturenschärfe vorbestimmt. Eine Optimierung dieser Werte ist durch<br />
die Auswahl der Fadenstärke - durch die Gewebebezeichnungen S, M, T, und HD<br />
(s = small, M + T = medium, HD = heavy duty) erkennbar - , möglich. Mit dem dicker<br />
werdenden Faden ändern sich außer den mechanischen Eigenschaften die Gewebedicke<br />
und dadurch auch der Farbauftrag.<br />
Im Bereich „gedruckte Schaltung“ ist überwiegend T-Qualität wegen guter mechanischer<br />
Beanspruchungsmöglichkeit der Schablone bei hohem Farbdurchlaß im Einsatz. Dieser<br />
Vorteil ergibt sich aus dem günstigen Verhältnis von Gesamtfadendicke und offener<br />
Maschenweite.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 5<br />
Folgende Gewebe haben sich für die Fertigung von gedruckten Schaltungen bewährt:<br />
3.1.1 konventionelle Lacksysteme<br />
3.1.2 UV-Lacke<br />
Ätzresist 110 HD/120 T<br />
Galvanoresist 90 T/100 T/110 HD<br />
Lötstopplack 43 T bis 63 T, abhängig von der<br />
Leiterhöhe<br />
Signierlack 90 T - 120 T<br />
abziehbarer Lötabdecklack 10 T - 18 T<br />
Ätzresist 120 T/140 T<br />
Galvanoresist 120 T<br />
Lötstopplack 68 T - 120 T<br />
Signierlack 100 T - 140 T<br />
3.1.3 fotostrukturierbare Lacke<br />
3.2 Gewebespannen<br />
Lötstopplack, auch vertikaler<br />
Siebdruck 43 T - 55 T, abhängig von der<br />
Leiterhöhe<br />
Signierlack 61 T - 100 T<br />
Mit steigenden Qualitätsansprüchen und verstärkten Forderungen nach Qualitätssicherung<br />
bei gleichzeitigem Zwang zur Kostenreduzierung ist wegen des großen Einflusses auf die<br />
Druckqualität und die Standzeit eines Schablonenträgers dem richtigen und sachgerechten<br />
Aufspannen des Gewebes besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Spannung des<br />
Gewebes bestimmt die Durchstreckung der Schablone in der Druckachse, den<br />
Siebabsprung aus dem aufgedruckten Lackfilm und dadurch die einstellbare Absprunghöhe.<br />
Die richtige Spannung des Gewebes ist Voraussetzung für ein gutes Druckergebnis über die<br />
gesamte Losgröße (Druckauflage).<br />
Ein Schablonengewebe ist sachgerecht gespannt, wenn der Spannungsprozeß auf die<br />
physikalischen Eigenschaften des Gewebetypes abgestimmt ist. Dazu sind unbedingt die<br />
Herstellerangaben für Spann- und Streckwerte einzuhalten, eine gleichmäßige<br />
Flächenspannung anzustreben und ein stabiler Spannungszustand zu erreichen.<br />
Die Spannungswerte liegen je nach Druckaufgabe und Gewebe zwischen 15 und 25 N/cm.<br />
Erstrebenswert sind gering unterhalb der höchstzulässigen für Gewebe und Fadenmaterial<br />
angegebene Spannungswerte, da durch den "kalten Fluß" im Laufe der Zeit die Spannung<br />
des Gewebes ohnehin nachläßt. Eine Überdehnung ist unbedingt zu vermeiden, da dadurch<br />
die Elastizität verlorengeht (Herstellerhinweise beachten).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.2.1 Gewebespannen winklig<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 6<br />
Die Grenzwerte druckbarer Strichstärken im Siebdruck werden durch Fadenzahl,<br />
Fadendicke und die sich daraus ergebende Maschenweite bestimmt. Optimale Randschärfe<br />
ist dazu eine Grundvoraussetzung, diese wird mit Geweben erzielt, bei denen die<br />
Maschenweite größer als die Fadenstärke ist. Druckbare Feinheit und Kantenschärfe<br />
werden durch die Winkellage der kopierten Linien zum Gewebe wesentlich beeinflußt.<br />
Der günstigste Kopierwinkel hat sich nach Versuchen der Gewebehersteller sowie Praxiserfahrungen<br />
mit 22,5° herausgestellt, wobei jedoch miterwähnt werden muß, daß der<br />
Gewebeverbrauch und somit die Kosten steigen.<br />
3.3 Kleben<br />
In den Spanntischen wird das Gewebe auf die Siebrahmen geklebt. Die Güte der<br />
Verklebung des Gewebes am Rahmen bestimmt die Lebensdauer einer<br />
Siebdruckschablone. Zum Verkleben des Gewebes am Rahmen stellt der Fachhandel<br />
zahlreiche Kleber zur Verfügung, die auf die Fadenqualität und den Verwendungszweck<br />
zugeschnitten sind. Zu beachten ist eine Beständigkeit des Klebers gegen die in den Lacken<br />
verwendeten Lösungs- bzw. der Reinigungsmittel.<br />
4 Schablone (Druckform)<br />
Eine Siebdruckschablone bestimmt mit ihren Eigenschaften das Druckergebnis, diese sind<br />
abhängig von der Auswahl des Rahmens, Gewebe, Schablonenart und<br />
Schablonenmethodik. Die Entscheidung, mit welcher Siebdruckschablone optimal gedruckt<br />
werden kann, ist von folgenden Überlegungen abhängig:
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
• Höhe des gewünschten Lackauftrages<br />
• gewünschte Auflösung und Druckrandschärfe<br />
• Reproduktionsgenauigkeit<br />
• Druck- und Trocknungsbedingungen.<br />
4.1 Schablonenmaterial<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 7<br />
Eine Bewertung der zahlreichen Schablonenmaterialien soll dem Fachmann überlassen<br />
werden, da zahlreiche Kombinationen möglich sind, und die richtige Auswahl auch von der<br />
Druckaufgabe abhängig ist. Aus diesem Grund werden im folgenden nur die gängigsten<br />
Materialien genannt.<br />
Die Entwicklung der Kopieremulsionen hat durch den Einsatz von synthetischen Basisharzen<br />
(Polyvinylalkohol, Polyvinylacetate und Polyacrylate) einen rasanten Aufschwung und große<br />
Typenvielfalt gebracht. Die Sensibilisierung mit Bichromat ist durch Diazo-Sensibilisierung<br />
abgelöst und sollte auch aus physiologischen und abwassertechnischen Gründen nicht mehr<br />
zum Einsatz kommen. Relativ kurz im Einsatz ist die Stilben-Sensibilisierung mit<br />
hervorragenden Eigenschaften für Dickschichtschablonen durch hohe Lichtempfindlichkeit<br />
bei ebenso hoher Auflösung. Ähnlich gute Eigenschaften zeigen binäre (doppelt sensitive)<br />
Emulsionssysteme, mit denen lösungsmittelresistente und wasserbeständige Schablonen<br />
hergestellt werden können. Diese sind ungefähr seit 1990 im Einsatz.<br />
Die oben erwähnten Schablonenmaterialien sind als direkte Kopierschichten, Fotofilme und<br />
Kapillarfilme im Handel. Dem Schablonenhersteller bietet sich dadurch die Möglichkeit, je<br />
nach Betriebseinrichtung das optimale Schablonensystem für die zu erfüllende<br />
Druckaufgabe auszuwählen. Um die Vorteile moderner Schablonenmaterialien auch voll<br />
nutzen zu können, sollte die Beratung durch den Schablonenfachmann vor der<br />
Entscheidung stehen.<br />
4.2 Schablonenmethoden<br />
Man unterscheidet nach Herstellungsmethode und nach Art des Kopiermaterials zwischen:<br />
4.2.1 direkter Fotoschablone (Direktemulsion)<br />
4.2.2 indirekter Fotoschablone (Gelantinefilm)<br />
4.2.3 direkt-indirekter Fotoschablone (Kombi-Schablone)<br />
4.2.4 Kapillarfilm<br />
Bei der direkten Fotoschablone wird die Kopierlösung durch Beschichtungsautomaten<br />
oder manuell mit einer Beschichtungsrinne auf das Gewebe aufgebracht, dann belichtet und<br />
entwickelt.<br />
Eine indirekte Fotoschablone erhält man, indem der Schablonenfilm zunächst belichtet<br />
und entwickelt und dann mit dem Gewebe verbunden wird.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 8<br />
Die Kombi- oder direkt-indirekt-Fotoschablone kombiniert 4.2.1 und 4.2.4 insofern, als mit<br />
einer Kopierlösung ein Schablonenfilm am Gewebe verankert wird, und dieser Verbund<br />
belichtet und entwickelt wird.<br />
Die Kapillarfilmmethode nutzt die Quellung der Emulsionsoberfläche eines<br />
lichtempfindlichen Fotofilms durch das nasse Gewebe - die auftretenden kapillaren Kräfte<br />
der offenen Gewebefläche geben dem Film eine ausgezeichnete Haftung im Gewebe.<br />
4.3 Eigenschaften<br />
Die direkte Fotoschablone ist nach wie vor wegen hoher Druckauflagenbeständigkeit häufig<br />
im Einsatz. Die früher bekannten Mängel (unscharfe Konturen, Kopierverluste und<br />
unterschiedliche Kopierergebnisse) sind durch die Herstellung verbesserter (eingefärbter)<br />
Gewebe, besseren Kopiermaterialien und verbesserten Arbeitsmethoden weitgehend<br />
ausgeschaltet worden. Die direkte Fotoschablone hat wegen der geschilderten Vorteile auch<br />
breite Anwendung in der <strong>Leiterplatten</strong>industrie gefunden. Die Möglichkeit, mit<br />
Zwischentrocknung und Mehrfachbeschichtung nahezu jeden erwünschten<br />
Schablonenaufbau für einen vorgegebenen Sollwert an Lack- oder Farbauftrag herzustellen,<br />
erweitert die Verwendung dieser Methode.<br />
Die indirekte Schablone ist besonders wegen hoher Detailwiedergabe bei Feinstrich- und<br />
Rasterarbeiten bevorzugt im graphischen Bereich, z. T. auch im Verpackungsdruck, im<br />
Einsatz. Die bekannte geringe Auflagenbeständigkeit, die durch unzureichende Haftung des<br />
Films am Gewebe verursacht wird, konnte durch Optimierung der Materialien und der<br />
Arbeitsmethoden deutlich verbessert werden. Dennoch bleibt der Haupteinsatz auf mittlere<br />
Auflagen mit hoher Druckqualität begrenzt.<br />
Mit der Entwicklung der direkt-indirekten Methode ist es gelungen, die Vorteile der direkten<br />
Schablone (hohe Auflagenfestigkeit) und die der indirekten Schablone (ausgezeichnete<br />
Druckschärfe) zu kombinieren. Die Qualität einer direkt-indirekten Schablone ist aber mehr<br />
als die der vorgenannten Schablonen von der Belichtung abhängig. Beste Ergebnisse<br />
werden mit eingefärbtem Gewebe erreicht.<br />
Wegen der guten Eigenschaften ist die direkt-indirekte Siebdruckschablone in weiten<br />
Bereichen des Siebdrucks im Einsatz, so auch bei Drucken mit hoher Genauigkeit in der<br />
<strong>Leiterplatten</strong>industrie.<br />
Große Vorteile weisen Siebdruckschablonen auf, die mit Kapillarfilmen erstellt wurden. Sie<br />
zeigen große mechanische Belastbarkeit, drucken kantenscharf und haben ein hohes<br />
Auflösevermögen. Gleichzeitig erlauben Kapillarfilme mit unterschiedlichen Emulsionsdicken<br />
ohne hohen Zeitaufwand die Herstellung von Dickschichtschablonen, z. B. für den<br />
<strong>Leiterplatten</strong>druck und den Druck von Lötabdecklacken.<br />
Selbstverständlich sind wirtschaftliche Erwägungen, technische Voraussetzungen und<br />
Kenntnisse mit entscheidend. Unabhängig von der Basisentscheidung, welcher Art und<br />
Feinheit das Gewebe und die Schablonenmethode sind, ist die zwingende Notwendigkeit für<br />
einen kantenscharfen Druck eine flachliegende Druckseite (siehe Abbildung 3 und 4).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 9<br />
Die Abbildungen 1 bis 4 verdeutlichen die Beeinflussung der Kantenschärfe des Druckes<br />
durch die Siebbeschichtung.<br />
Abb. 1: Korrekte Beschichtung Abb. 2: Beschichtung zu dünn<br />
Abb. 3: korrekte Beschichtung Abb. 4: Beschichtung zu dünn<br />
Bei einem Schablonenauftrag, wie in Abb. 4 dargestellt, kommt es auch verstärkt zu<br />
Verschmierungen beim Drucken.<br />
4.4 Belichtung<br />
Die für die optimale Durchhärtung einer Kopierschicht erforderliche Belichtungszeit ist im<br />
Wesentlichen von folgenden Faktoren abhängig:<br />
− Lichtempfindlichkeit der Kopierschicht<br />
− Härtungsverhalten der Kopierschicht<br />
− Schichtdicke<br />
− spektrale Empfindlichkeit der Kopierschicht<br />
− spektrale Lichtverteilung der Kopierlampe<br />
− Lichtstärke der Kopierlampe<br />
− Abstand zwischen Kopierlampe und Kopierfläche<br />
− Lichtverlust durch Lichtabsorption in der Kopiervorlage.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
5 Druck<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 10<br />
Bevor mit dem Druckvorgang begonnen wird, werden in der Regel die Rahmeninnenkanten<br />
mit Klebeband abgeklebt, um eine Verschmutzung durch den Lack zu verhindern. Dann<br />
kann die Druckform (Schablone) passergenau auf die zu bedruckenden <strong>Leiterplatten</strong> justiert<br />
und anschließend kann die Absprunghöhe festgelegt werden. Der Druckvorgang (Rakelzug)<br />
selbst unterteilt sich in das sogenannte Fluten (Rakeln ohne Anpreßdruck) und das<br />
eigentliche Drucken (Rakeln mit Anpreßdruck). Beim Fluten wird vor dem eigentlichen<br />
Druckvorgang der Lack ohne Druck mit der Rakel über das Sieb gezogen. Hierbei bildet sich<br />
ein gleichmäßiger Lackauftrag und die offenen Schablonenstellen werden mit Lack gefüllt.<br />
Es gelangt jedoch noch kein Lack auf die zu bedruckende Leiterplatte. Erst nach dem Fluten<br />
erfolgt das eigentliche Drucken.<br />
5.1 Absprung<br />
Mit Absprung ist das Loslösen des Schablonenträgers (Gewebe) hinter der sich<br />
bewegenden Rakel definiert, auch der Abstand zwischen Schablonenträger und<br />
Bedruckstoff (Leiterplatte). Er verhindert, daß die Leiterplatte nicht vor dem Bedrucken vom<br />
Sieb berührt wird und bewirkt, daß sich das gespannte Sieb hinter der Druckrakel von der<br />
Leiterplatte abhebt. Der Absprung ist maßgeblich für ein gutes Druckbild verantwortlich, da<br />
durch ihn das Abreißen der Farbe erreicht und ein Verwischen vermieden wird.<br />
5.2 Druckrakel<br />
Druckrakel bestehen aus plastischen, in einer Halterung befestigten Materialstreifen aus<br />
Polyurethan. Wesentlich für das Ergebnis des Siebdruckes sind Härte, Rakelprofil,<br />
Rakelschliff, Rakeldruck und Rakelstellung (Schräglage). Die Härte der Rakelblätter wird in<br />
Shore gemessen.<br />
Übliche Rakelhärten sind:<br />
- weich: 65 ± 5 Shore A<br />
- mittel: 75 ± 5 Shore A<br />
- hart: 85 ± 5 Shore A<br />
In der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden in der Regel Rakel mit 65- 80 Shore verwendet.<br />
Allgemein sind härtere Rakel für die Darstellung feinerer Linien geeignet, wobei jedoch<br />
berücksichtigt werden muß, daß zu harte Rakel einen hohen Rakeldruck verlangen. Zu<br />
weiche Rakel können nach hinten ausweichen; der Rakelwinkel wird zu flach, und der Lack<br />
wird mit hohem Druck durch das Sieb gepreßt und unterläuft die Schablone (Verschmieren).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
Konturen- Unscharfer<br />
scharfer Druck Druck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 11<br />
Für die unterschiedlichen siebdrucktechnischen Aufgaben gibt es speziell angeschliffene<br />
Rakelkanten, wie z.B. ein rechteckiges Profil, Winkelschliff mit gebrochener Kante, Rundoder<br />
Schräg-/Keilschliff. In der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden häufig rechteckige Profile<br />
verwendet, da diese gut geeignet sind feine Details und kantenscharfe Drucke zu erzeugen.<br />
Bzgl. der Rakelstellung ist zu sagen, daß mit abnehmendem Winkel die Lackmenge, welche<br />
durch das Sieb gedrückt wird, abnimmt. Der Rakeldruck während des Druckvorgangs muß<br />
konstant gehalten werden, um ein gleichmäßiges Druckbild zu erhalten.<br />
5.3 Druck mit Leersieb (ohne Schablone)<br />
Bei der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung kann z.B. ein fotostrukturierbarer Lötstopplack durch den<br />
Druck mit einem Leersieb auf die Leiterplatte aufgebracht werden. Wenn mit einem<br />
Leersieb, also ohne Schablone, gedruckt wird, dann fehlt an den Löchern bzw. den<br />
Durchkontaktierungen der Druckträger, so daß an diesen Stellen kein Kontakt zustande<br />
kommt, und der über den Rakeldruck durch das Sieb gedrückte Lack nicht übertragen<br />
werden kann.<br />
Die Folge sind Lackansammlungen unter dem Sieb, die mit jedem nachfolgenden Druck<br />
stärker werden und bei kleinen Lochdurchmessern bereits nach dem zweiten Druck in die<br />
Löcher hineingedrückt werden können.<br />
Daher sind beim Druck mit einem Leersieb Maßnahmen zu treffen, daß Lackansammlungen,<br />
die nicht vom Sieb abgenommen werden, beim nächsten Druck nicht in die<br />
Durchkontaktierungen gedruckt werden. Dies gilt besonders für Lochdurchmesser von<br />
weniger als 0,8 bis 1,0 mm.<br />
Dies kann z. B. durch folgende Maßnahmen vermieden bzw. eingeschränkt werden:<br />
− Verwendung relativ feiner Siebe, z. B. 51 T-Gewebe, wodurch aber geringerer<br />
Lackauftrag zustande kommt<br />
− Verwendung härterer Rakel, z. B. 80 Shore-A-Härte, was gleichfalls eine geringere<br />
Lackschicht ergibt<br />
− sofern möglich, Verringerung des Rakeldrucks<br />
− versetzter Druck durch Verschieben der Leiterplatte<br />
− häufige Papierabdrucke mit einem gut saugenden, aber trotzdem nicht flusenden Papier.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Siebdruck<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.2<br />
Seite 12<br />
Der Druck mit einem Leersieb birgt aber, wie die aufgezählten Parameter zeigen, latent die<br />
Gefahr, daß Lack in die Durchkontaktierungen gelangt und später aus den Kontaktierungen<br />
nicht einwandfrei herausentwickelt werden kann, so daß der Druck mit einem Leersieb<br />
eigentlich nur für Null- oder Kleinserien vorgesehen werden sollte. Bei großen Serien ist es<br />
unbedingt ratsam, den Druck mit einer Siebdruckschablone vorzunehmen.<br />
6 Doppelseitiger, vertikaler Siebdruck<br />
Eine interessante und verstärkt in den Markt gelangende Variante der Beschichtung von<br />
<strong>Leiterplatten</strong> unter Verwendung von Leersieben bietet der doppelseitig arbeitende, vertikale<br />
Siebdruck. Dieser wurde für die Applikation speziell von flüssigen, fotosensitiven<br />
Lötstoppmasken entwickelt und zeigt hervorragende Ergebnisse.<br />
Beim vertikalen, doppelseitigen Siebdruck werden die Nutzen vertikal eingespannt. Die<br />
Siebe sind im gleichen Abstand zu den Nutzen befestigt. Die exakt gegenüberliegenden<br />
Rakel beschichten unter identischem Rakelwinkel gleichzeitig beide <strong>Leiterplatten</strong>seiten.<br />
Große Vorteile bietet die beidseitige Beschichtung auch bei Druck von flexiblen <strong>Leiterplatten</strong>.<br />
Auch bzgl. der <strong>Leiterplatten</strong>abmessungen (sehr große, schwere Platten) bietet der vertikale,<br />
doppelseitige Siebdruck viele Möglichkeiten. Die gleichzeitige Beschichtung beider<br />
<strong>Leiterplatten</strong>seiten mit fotostrukturierbaren Lötstopplacken bewirkt im Trocknungsprozeß<br />
einen geringeren Energiebedarf und keine Gefahr der Übertrocknung, wie sie z. B. bei der<br />
zuerst beschichteten <strong>Leiterplatten</strong>seite im Vorhanggießverfahren auftreten kann. Durch den<br />
gleichen Vortrocknungsgrad bzw. gleiche thermische Belastung beider <strong>Leiterplatten</strong>seiten<br />
ergeben sich weiterhin Vorteile hinsichtlich identischer Entwickelbarkeit beider Seiten.<br />
Prinzipiell kann die Entwicklungszeit daher etwas reduziert werden, was wiederum auch eine<br />
mögliche Verkürzung der Belichtungszeit beinhaltet.<br />
Die unter 6.4 geschilderten Lackansammlungen und daraus resultierenden<br />
Entwicklerprobleme treten bei dieser Verarbeitungsweise nicht auf.<br />
7 Quellenangabe<br />
"Handbuch der <strong>Leiterplatten</strong>technik", Band 3, 1993,<br />
Herausgeber: G. Herrmann,<br />
unter Mitwirkung von 21 Mitautoren, u. a. auch von Werner Peters.<br />
Erschienen im Eugen G. Leutze Verlag, D-88342 Saulgau/Württ.,<br />
ISBN-Nr. 3-87480-091-1.<br />
Informationsschrift:<br />
"Moderne Siebdruckschablonen im Vergleich"<br />
BarChem GmbH, Volker G. Bartelmäs, D-74321 Bietigheim-Bissingen<br />
"Handbuch für den Sieb- und Textildruck“ (Nov. 1998)<br />
Sefav AG, Division Druck, Thal (CH)<br />
Ausbildungsleitfaden "Der Siebdrucker"<br />
Verband der Druckindustrie Niedersachsen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Trockenfilmresists;<br />
Trockenfilm-Lötstoppmaske<br />
Dieser Abschnitt wird zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt<br />
VDE/VDI<br />
3711<br />
Blatt 5.3<br />
Seite 1
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Inhaltsangabe<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
1 Verfahrensschema Fotodruck „Leiterbilderstellung“<br />
2 Vorbehandlung<br />
2.1 Ziel der Vorbehandlung<br />
2.2 Methoden der Vorbehandlung<br />
3 Produktbeschreibung des Fotoresists<br />
3.1 Zweck des Fotoresists<br />
3.2 Fotoresistarten<br />
4 Laminieren mit Trockenfilmresisten<br />
4.1 Trockenfilmresist (Festresist)<br />
4.2 Aufbau von Laminatoren<br />
4.3 Laminierparameter<br />
4.4 Was beim Laminieren generell zu berücksichtigen ist<br />
5 Beschichten mit Flüssigresisten<br />
5.1 Allgemein<br />
5.2 Flüssig - / Trockenfilm-Resiste im Vergleich<br />
5.3 Verarbeiten von Flüssigresisten<br />
5.4 Positiv / negativ arbeitende Fotoresiste<br />
5.5 Elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste<br />
5.6 Siebverdruckbare Fotoresiste<br />
5.7 Ökologie / Ökonomie<br />
6 Belichten<br />
6.1 Ablauf des Belichtungsvorgangs<br />
6.2 Optik<br />
6.3 Abbildungsfehler<br />
6.4 Belichtungsgeräte<br />
6.5 Brenner<br />
6.6 Registriersysteme<br />
7 Entwickeln<br />
7.1 Entwicklungsverfahren<br />
7.2 Entwicklungsmedium<br />
7.3 Beurteilung der Entwicklungsqualität<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 1
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
8 Überprüfen von Belichtungszeiten und Belichtungsgeräten<br />
8.1 Grau-/Stufenkeil<br />
8.2 UV - Energiemesser<br />
9 Fehleranalyse<br />
10 Anhang<br />
10.1 Fortpflanzung von Fehlern<br />
10.2 Graukeil-Vergleichstabelle<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
1 Verfahrenschema Fotodruck „Leiterbilderstellung“<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 3<br />
Im folgenden Flußdiagramm (Bild 1.1) ist der Prozeßablauf Fotodruck für Innenlagen und<br />
Außenlagen dargestellt.<br />
Innenlagen<br />
Kanten schleifen<br />
Vorbehandeln<br />
Bild 1.1: Prozeßablauf Fotodruck „Leiterbilderstellung“<br />
Lochmetallisierte<br />
Leiterplatte<br />
Laminieren mit Trockenfilmresisten<br />
oder Beschichten mit Flüssigresisten<br />
Belichten<br />
Entwickeln<br />
Ätzen Galvanisieren
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2 Vorbehandlung<br />
2.1 Ziel der Vorbehandlung<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 4<br />
Es ist das Ziel der Vorbehandlung, eine saubere, fett- und weitgehend oxidfreie und im UV-<br />
Licht wenig reflektierende matte Oberfläche zu erzeugen. Sie ist die Voraussetzung für eine<br />
gute Haftung zwischen Fotoresist und Kupferoberfläche und gewährt optimale Ergebnisse<br />
bei der Reproduktion der Fotovorlage (Abbildungsgenauigkeit).<br />
Die Oberfläche muß deshalb frei von Verunreinigungen jeder Art sein, insbesondere aber<br />
frei von: Fetten und Ölen<br />
Fingerabdrücken<br />
Oxid- und Wasserflecken<br />
Rückständen wie Staub, Haare, Salze<br />
Bimsmehl oder Schleifvlies.<br />
Die Kanten des Basismaterials sollen entgratet und geglättet sein, um Staub durch abbrechende<br />
Glasfasern und Epoxidpartikel zu vermeiden und Kupfergrad vom Sägen zu entfernen.<br />
Dieser beschädigt im nachfolgenden Prozeß des Resistlaminierens die Laminierwalzen,<br />
sowie beim Belichten die Fotovorlagen und kann zu Defekten beim Leiterbild führen.<br />
Zum Entgraten und Glätten werden verschiedene Techniken benutzt:<br />
Sägen<br />
Fräsen<br />
Schaben.<br />
Zusätzlich muß bei durchmetallisierter Ware vor dem Auflaminieren des Fotoresists sicher<br />
gestellt sein, daß etwa nach dem Bohren vorhandener Bohrgrat abgeschliffen wurde. Der<br />
Bohrgrat verhindert, daß der Fotoresist plan auf dem Basismaterial aufliegt; beim nachfolgenden<br />
Belichten kommt es zu Unterstrahlungen, die zu Abbildungsfehlern führen. Ebenso<br />
können vom Resist überspannte Bohrungen (Tents) beschädigt werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2.2 Methoden der Vorbehandlung<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Folgende Methoden der Vorbehandlung stehen zur Verfügung:<br />
Chemische Vorbehandlung<br />
Mechanische Vorbehandlung<br />
Kombination beider Vorbehandlungen.<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 5<br />
Angestrebt wird eine gleichmäßig matte Oberfläche; bei hochglänzenden Oberflächen kann<br />
es beim nachfolgenden Belichtungsprozeß zu Problemen aufgrund der Lichtreflektion an der<br />
glänzenden Kupferoberfläche kommen (Streulicht).<br />
2.2.1 Entfetten<br />
Eine Entfettung ist hauptsächlich bei Innenlagen und reiner Ätzware notwendig. Lochmetallisierte<br />
Ware sollte bei gut geführter Handhabung in den Vorprozessen keine Fettspuren aufweisen.<br />
Trotzdem wird eine Entfettung mit einem sauren Entfetter empfohlen, um eine<br />
gleichmäßige Benetzung der Oberfläche im nachfolgenden Prozeß zu gewährleisten. Auch<br />
auf eine möglichst rückstandsfreie Spülung muß geachtet werden, da Verschleppungen der<br />
Entfetterlösung die nachfolgenden Prozeß stark beeinträchtigen können.<br />
2.2.2 Chemische Vorbehandlung oder Mikroätzen<br />
Das Mikroätzen bewirkt eine Desoxidation der Kupferoberfläche und ein Anätzen der Korngrenzen;<br />
hierdurch wird eine matte Oberfläche erzeugt, die die störende Reflexion der UV-<br />
Strahlung praktisch beseitigt. Gleichzeitig werden je nach Art, Konzentration und Verweilzeit<br />
einige Mikrometer Kupfer abgetragen. Der Abtrag ist nicht immer gleichmäßig und kann<br />
durchaus zwischen 2 µm und 5 µm liegen. Die Folgen bei notwendiger Nacharbeit können<br />
entweder DK-Fehler oder bei Innenlagen die Unterschreitung einer minimalen Kupferstärke<br />
sein. Dies ist besonders kritisch, da beim Braun- oder Schwarzoxidieren ein nochmaliger<br />
Kupferabtrag bei der Vorreinigung und eine Kupferumwandlung in Oxid stattfindet, so daß<br />
der fertige Multilayer Innenlagenfehler aufweisen kann, obwohl die geätzte Innenlage die<br />
elektrische und/oder die optische Prüfung bestanden hat.<br />
Beim Anätzen mit Persulfaten sollte die erste nachfolgende Spülung mit H2SO4 angesäuert<br />
sein, um ein Ausfallen der Persulfate auf der Kupferoberfläche zu verhindern (Salzkristalle<br />
auf dem Kupfer). Aus abwassertechnischen Gründen (Komplexbildung) sind Natrium- oder<br />
Kaliumpersulfate dem Amoniumpersulfat vorzuziehen.<br />
Typische Badkonzentrationen sind ca. 50-100 g/l Persulfat, gefolgt von einer 5-10% H2SO4 -<br />
Dekapierung mit anschließender sorgfältiger Spülung.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2.2.3 Mechanische Aufrauhverfahren<br />
2.2.3.1 Bimsen<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 6<br />
Die Oberflächenreinigung mit Bimsmehl (typische Korngröße 100 µm - 300 µm) kann durch<br />
Hochdrucksprühen (typisch 30 bar) oder mit oszillierenden Walzenbürstmaschinen erfolgen.<br />
Wichtig ist der nachfolgende Spülprozeß, der im allgemeinen ein Hochdruckspülen mit Wasser<br />
bis zu 100 bar erfordert, um das Bimsmehl von der Oberfläche und aus den Bohrungen<br />
vollständig zu entfernen. Bei ungeeigneter Anlagenkonzeption besteht eine große Gefahr,<br />
daß Bimsmehl in den Reinraum des Fotodrucks gelangt.<br />
• Standzeit des Bimsmehls<br />
Der Festkörpergehalt der Bimsmehlschlemme muß festgelegt und täglich kontrolliert werden<br />
(Probenahme des aufgeschlemmten Bimsmehls mit Meßzylinder und Festgehalt nach<br />
Absetzen bestimmen). Je nach Durchsatz und Fassungsvermögen des Vorratsbehälters<br />
soll der Festkörpergehalt täglich bestimmt und gegebenenfalls neu eingestellt<br />
werden; etwa wöchentlich sollte die Schlemme neu angesetzt werden.<br />
• Trennung vom Kupfer<br />
Dies erfolgt mit einer handelsüblichen Zentrifuge, mit der der Kupferanteil im Bimsmehl<br />
niedrig gehalten wird.<br />
Eine regelmäßige Wartung der Bimsstrahlmaschine ist notwendig; hierbei ist besonders auf<br />
einen Verschleiß der Düsen (Keramik) zu achten.<br />
Werden alkalische Entfetter beim vorher stattfindenden Entfetten benutzt, so ist darauf zu<br />
achten, daß die Bimsmehlsuspension durch Verschleppung nicht zu sehr alkalisch (< pH 8)<br />
wird, da andernfalls die frisch aufgerissene Oberfläche des Kupfers unverzüglich wieder oxidiert.<br />
Es ist daher sinnvoll, nach der Bimsmehlbehandlung die erste Spülung anzusäuern (H2SO4),<br />
um die Kupferoberfläche im nassen Zustand oxidfrei zu halten. Dies beugt der erneuten<br />
Oxidation der Kupferfläche vor dem anschließenden Trocknungsprozeß vor.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2.2.3.2 Korund-Bürstwalzen<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 7<br />
Oszillierende Walzen mit Korund-gebundenen Schleifvliesen werden immer seltener eingesetzt.<br />
Die Schleifriefen laufen in eine bevorzugte Richtung und erzeugen keine ausreichende<br />
Mikrorauhigkeit; weiterhin kommt es z.T. zu derart tiefen Riefenbildungen, daß der Fotoresist<br />
diese Riefen nur noch überspannt, aber nicht zuverlässig ausfüllt; bei den nachfolgenden<br />
Prozessen dringen die verschiedenen Prozeßlösungen in die Riefen und erzeugen ungewünschte<br />
Effekte, wie Einschnürungen durch Ätzmittelangriff, Unterwanderungen in der Galvanik<br />
oder ungleichmäßiges Galvanisieren, die unter Umständen zur Nacharbeit und Ausschuß<br />
führen.<br />
Durch die auftretenden Kräfte beim Bürsten entstehen bei dünnen Materialien unerwünschte<br />
Längenänderungen, die zu Registrierproblemen, vor allem bei der Multilayerinnenlagen-<br />
Herstellung, führen.<br />
Gebürstet wird im Naßzustand; bei Trockenlauf besteht die Gefahr der Erwärmung der<br />
kunststoffgebundenen Walzen mit dem Effekt der Schmierbildung auf der Kupferoberfläche.<br />
Auch hier ist es sinnvoll, die nachfolgende erste Spülkammer leicht anzusäuern, um die nasse<br />
Oberfläche leicht sauer zu halten und damit vor dem unverzüglichen, erneuten Oxidieren<br />
zu bewahren.<br />
2.2.4 Spülen<br />
Mit dem Spülprozeß soll die völlige Beseitigung der vorher benutzten chemischen Lösungen<br />
erzielt werden. Das Spülwasser muß von hoher Qualität sein; es sollte möglichst rein sein.<br />
Einen Leitwert von weniger als 10 µS ist erstrebenswert.<br />
Kreislaufgeführtes Wasser kann problematisch sein, da sich in ihm bei fehlender Aktivkohlebehandlung<br />
bevorzugt organische Substanzen (z.B. Tenside, Glanzbildner) anreichern, die<br />
eventuell mit der frisch desoxidierten Kupferoberfläche beim anschließenden Trocknen mit<br />
heißer Luft reagieren und später einen negativen Einfluß auf die Haftung des Resist auf der<br />
Kupferoberfläche nehmen.<br />
Schwierig ist auch die Spülung von kleinen Bohrungen bei dicken Schaltungen. Eventuell ist<br />
es notwendig, ein Hochdruckspülmodul einzusetzen, um das Bimsmehl und andere Rückstände<br />
völlig aus den Löchern zu entfernen.<br />
Die Wartung der Maschinen bezüglich Sauberkeit ist von äußerster Wichtigkeit, da es leicht<br />
zu Schimmel- und Algenbildung in der Maschine kommen kann. In solchen Fällen kann man<br />
mit Sagrotan-Spülungen eine mehrere Wochen dauernde Sauberkeit erzielen.<br />
2.2.5 Trocknung<br />
Bei der Trocknung sollte darauf geachtet werden, daß dieser Prozeß so schnell wie möglich<br />
abläuft, um dem Oxidationsprozeß möglichst wenig Zeit zu lassen. Wichtig ist, daß nach<br />
dem Spülen zunächst das Wasser mit Luftmessern aus den Löchern herausgeblasen und<br />
von der Oberfläche entfernt wird. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse müssen Abstand und<br />
Anstellwinkel der Luftmesser ausprobiert werden. Wasserflecken müssen vermieden werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 8<br />
Wenn keine Radialverdichter bei den Luftmessern benutzt werden, sondern Preßluft aus einer<br />
Zentralanlage zum Einsatz kommt, muß unbedingt auf Ölfreiheit der Preßluft geachtet<br />
werden, aber auch auf Sauberkeit der Preßluftleitungen (Ölabscheider einbauen, Wartung<br />
beachten!).<br />
Nach der Reinigung darf die Kupferoberfläche nicht mehr berührt werden. Fingerabdrücke<br />
führen bei Feinleiterstrukturen mit höchster Sicherheit zu Ausschuß. Es wird empfohlen,<br />
saubere Handschuhe zu tragen bzw. die Zuschnitte nur an den Kanten zu handhaben.<br />
Nach der Trocknung sollten die Zuschnitte umgehend mit Fotoresist beschichtet werden, um<br />
ein erneutes und unkontrolliertes Oxidieren der Kupferoberfläche zu vermeiden. Unter keinen<br />
Umständen sollte gereinigtes Material über mehrere Stunden unbeschichtet aufbewahrt<br />
werden.<br />
3 Produktbeschreibung des Resists<br />
3.1 Zweck des Fotoresists<br />
Fotoresiste sind lichtempfindliche Materialien, die bei Bestrahlung ihr Lösungsverhalten im<br />
Entwickler verändern. In der <strong>Leiterplatten</strong>technik werden sie in flüssiger oder fester Form<br />
zum Zweck der Bildübertragung eingesetzt. Der benötigte Wellenlängenbereich des Lichts<br />
liegt zwischen 300 nm bis 500 nm. Durch den Belichtungs- und Entwicklungsprozeß entstehen<br />
freie und abgedeckte Flächen auf dem Produktionszuschnitt, wobei in Nachfolgeprozessen<br />
die freien Flächen weiter bearbeitet werden (z.B. Ätzen oder Galvanisieren) und die abgedeckten<br />
Flächen zunächst unbearbeitet bleiben. Der Fotoresist wird somit als selektiver<br />
Schutz für nachfolgende Bearbeitungsprozesse benutzt.<br />
An diese Fotoresiste werden die verschiedensten Anforderungen gestellt. Deren wichtigste<br />
Eigenschaften sind:<br />
• Gute Verarbeitungseigenschaften bzw. breite Prozeßfenster<br />
• Gute Haftung auf Kupfer und den verschiedensten Basismaterialien<br />
• Hohe Empfindlichkeit gegenüber der differenzierenden UV-Strahlung<br />
• Deutlich sichtbarer Farbumschlag zwischen belichtetem und unbelichtetem Resist<br />
• Rasche Entwickelbarkeit mit wäßrig-alkalischen Lösungen<br />
• Genaue Übertragbarkeit der Fotovorlage<br />
• Reproduzierbare und definierte Flankenform beim Entwickeln<br />
• Ätzbeständigkeit in sauren und ammoniakalischen Lösungen<br />
• Galvanobeständigkeit<br />
• Wärmebeständigkeit<br />
• Leichte und vollständige Entfernbarkeit (Strippen) des Resists<br />
• Gute Lagerfähigkeit unter Lichtausschluß<br />
• Bei Rollenware keine Kaltfließeigenschaften (Verkleben der Kanten).
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.2 Resistarten<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 9<br />
Grundsätzlich gibt es zwei völlig unterschiedliche Resistarten, deren schematische Funktionsweisen<br />
in Bild 3.1 wiedergegeben sind.<br />
3.2.1 Negativ arbeitender Resist<br />
Bei diesem Resist werden die nicht belichteten monomeren Resiststellen von wäßrigalkalischer<br />
Lösung abgewaschen. Die belichteten Stellen polymerisieren und verbleiben als<br />
Schutzschicht vor weiteren Bearbeitungsgängen auf dem Werkstück.<br />
Negativresist Positivresist<br />
UV-Strahlung<br />
Film<br />
Latentes Bild im<br />
Resist<br />
Basismaterial mit<br />
Cu-Kaschierung<br />
Entwickelter<br />
Resist, der<br />
lösliche Bereich<br />
ist entfernt<br />
Bild 3.1: Schematische Darstellung der negativen und positiven Resistfunktion<br />
3.2.2 Positiv arbeitender Resist<br />
Bei diesem Typ zerfällt der belichtete Resist unter UV-Licht in Bestandteile, die in wäßrigalkalischer<br />
Lösung abwaschbar sind. Im Gegensatz zum negativ arbeitenden Resist verbleiben<br />
hier die nicht belichteten Stellen als Schutzschicht auf dem Werkstück.<br />
Die größere praktische Bedeutung haben negativ arbeitende Trockenfilmresiste. Negativ arbeitende<br />
Flüssigresiste gewinnen aber zunehmend an Bedeutung, vor allem im Bereich der<br />
Ätzanwendungen (z.B. Innenlagenfertigung). Der Vorteil der Flüssigresiste liegt größtenteils<br />
im Kostenbereich, da weniger Material verbraucht wird. Typische Materialstärken betragen<br />
bei Flüssigresisten 4 µm - 12 µm, bei Festresisten in der Ätzanwendung 38 µm (1,5 mil). Es<br />
werden aber auch 25 µm (1 mil) Festresiste angeboten, die bisher keine weitverbreitete Anwendung<br />
finden. Für Galvano- / Tenting-Anwendungen werden Resiststärken von 50 µm<br />
und 75 µm eingesetzt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 10<br />
Aufgrund seiner geringen Schichtstärke ist der Flüssigresist sehr empfindlich gegen mechanische<br />
Beanspruchung, z.B. Gefahr von Kratzern, die zu Ausschuß führen. Ein weiterer<br />
Nachteil von Flüssigresisten liegt bei den relativ hohen Neuinvestitionen für die Beschichtungsanlage<br />
und die anschließende Trocknung des Resists. Aus diesem Grund werden<br />
Flüssigresiste fast ausschließlich in großvolumigen und vollautomatischen Fertigungslinien<br />
eingesetzt.<br />
Grundsätzlich wären positiv arbeitende Fotoresiste für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung von Vorteil.<br />
Einer weiten Verbreitung standen bislang aber deutlich höhere Materialkosten und technische<br />
Einschränkungen entgegen.<br />
4 Laminieren mit Trockenfilmresisten<br />
4.1 Trockenfilmresist (Festresist)<br />
4.1.1 Aufbau von Festresisten<br />
Der Festresist besteht aus einer etwa 25 µm dicken Trägerfolie aus Polyester (Bild 4.1). Auf<br />
diese Trägerfolie wird beim Hersteller der fotoempfindliche Resist per Rolle im Reinraum der<br />
Reinraumklasse 10 aufgegossen, getrocknet und mit einer ca. 25 µm starken Polyethylenfolie<br />
abgedeckt. Anschließend wird das Material aufgerollt. Die Produktionsbreite der Rollen<br />
kann bis zu 1,65 m, die Länge der Masterrolle bis 1500 m betragen. Bei dem späteren notwendigen<br />
Schneidvorgang wird die Ware umgespult und auf die gewünschten Längen und<br />
Breiten der Kunden konfektioniert.<br />
Typische Rollenlängen für den Kunden sind 100 m oder 300 m. Die Breiten variieren i.a.<br />
zwischen 200 mm und 610 mm. Die Resiste werden in verschiedenen Dicken von ca. 25 µm<br />
und 38 µm für Ätzware und von ca. 38 µm und 50 µm für Galvanoware angeboten. Für Sonderanwendungen<br />
stehen auch Resiste mit einer Schichtstärke von 75 µm bis 120 µm zur<br />
Verfügung.<br />
Trockenresist als<br />
Folie auf Rollen<br />
Polyolefinfolie als<br />
Schutzschicht<br />
Lichtempfindlicher<br />
Polyesterträgerfolie (Mylar ®) Trockenresist<br />
Bild 4.1: Prinzipieller Aufbau von Festresisten (Werksbild DuPont, Mylar® ist<br />
ein eingetragenes Warenzeichen von DuPont)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 11<br />
Um eine gute, d.h. fehlerfreie Lamination zu erreichen, sind zwei Eigenschaften der Resiste<br />
sehr wesentlich:<br />
• Fließverhalten des Resists<br />
• Klebefähigkeit des Resists<br />
An die Polyesterfolie sind drei Bedingungen zu stellen:<br />
• Hohe UV-Transparenz<br />
• Optische Homogenität<br />
• Dimensionsstabilität bei Wärmefluß<br />
4.1.2 Resistkomponenten<br />
Trockenfilmresiste bestehen alle aus folgenden Funktionseinheiten:<br />
• Multifunktionale Filmbinder, die aus Acrylaten oder Styrolderivaten bestehen können<br />
und mit Acrylsäuren oder Maleinsäureanhydriden vermengt sind, um die Mischung im<br />
alkalischen Medium lösen zu können.<br />
• Multifunktionale Monomere, die durch den Belichtungsvorgang zu Polymeren verkettet<br />
werden.<br />
• Fotoinitiatoren, die bei UV-Bestrahlung Radikale bilden und somit den Polymerisationsvorgang<br />
zum Ablauf bringen.<br />
• Sonstige Komponenten, wie Stabilisatoren, Haftvermittler, Füllstoffe, usw..<br />
Fotoresiste sind somit komplexe Gemische aus vielen aufeinander abgestimmten chemischen<br />
Substanzen.<br />
Alle oben aufgeführten Komponenten dürfen im Resist weder alleine noch in Kombination<br />
wasserlöslich sein, da sich der Resist andernfalls während des Ätzens oder Galvanisierens<br />
auflösen würde.<br />
4.1.2.1 Multifunktionale Filmbinder<br />
Die sogenannten Binder eines Fotoresists enthalten organische Säuregruppen, die mit freien<br />
Alkaliionen ein Salz bilden können. Diese Reaktion setzt den Resist in eine wasserlösliche<br />
Verbindung um, vorausgesetzt, die Anzahl der reagierten Gruppen ist groß genug, die hydrophoben<br />
Kräfte innerhalb der Polymerkette zu überwinden. Keine der anderen Resistkomponenten<br />
kann in alkalischer Lösung dissoziieren und sind daher auch nicht in der Lage,<br />
wasserlöslich zu werden.
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 12<br />
Beim belichteten Resist reicht diese Reaktion der OH-Ionen mit den Säuregruppen in dem<br />
dreidimensionalen polymerisierten Macromolekül nicht mehr aus, das Molekül zu lösen.<br />
Durch erhöhte OH-Ionenkonzentration müssen zusätzlich die Kohäsions- und Adhäsionskräfte<br />
gelöst werden, die die Resistmatrix zusammenhalten und an die Kupferoberfläche<br />
binden. Es müssen deshalb zum Strippen alkalische Lösungen mit einem pH-Wert >13 und<br />
hohe Temperaturen von ca. 50°C eingesetzt werden.<br />
Beim Einwickeln und beim Strippen laufen folgende chemische Reaktionen ab:<br />
Soda dissoziiert in Wasser nach folgender Reaktion:<br />
Na2CO3 + H2O 2 Na + + OH - -<br />
+ HCO3<br />
Entsprechend dissoziert Natriumhydroxid (Basis eines Strippers):<br />
NaOH + H2O Na + + OH - + H2O<br />
Der saure Polymerbinder reagiert nun mit den freien Hydroxigruppen:<br />
R1R2R3COOH + OH -<br />
R1R2R3COO - + H2O<br />
In Wasser und bei In Wasser und bei<br />
pH < 7 unlöslich pH > 7 löslich<br />
R1R2R3 können entweder Styrole, Ethylacrylate, Methyl-Methacrylate oder jede andere<br />
Kombination von unterschiedlichen Acrylsäuremonomeren sein.<br />
4.1.2.2 Multifunktionale Monomere<br />
Das Grundprinzip der fotochemischen Reaktion bei Negativresisten ist die Vergrößerung des<br />
Molekulargewichtes durch Polymerisation oder Vernetzung unter Bildung dreidimensionaler<br />
Netzwerke.<br />
Das eingestrahlte Licht wird in einem bestimmten Spektralbereich (300 nm - 500 nm) von<br />
diesen Monomeren absorbiert. Dabei werden die Moleküle in einen höheren Energiezustand<br />
versetzt und damit zu Schwingungen angeregt, die die Bindungsabstände und Bindungswinkel<br />
ändern. Darüber hinaus kann im Molekül sich auch die Elektronendichteverteilung<br />
ändern. Dabei werden die Bindungen entweder gelockert oder unter Bildung von Radikalen<br />
getrennt, so daß sich die Moleküle zersetzen. Diese Radikale sind extrem reaktive Spezies,<br />
die mit den unterschiedlichsten funktionellen Gruppen reagieren.<br />
Die Entstehung von Radikalen, die sich bei der Bestrahlung mit UV-Licht bilden, und deren<br />
weitere Reaktionen werden an den folgenden Beispielen deutlich:<br />
R - N3<br />
h ν •<br />
R - N• + N2
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 13<br />
Bei Bestrahlung spaltet die Azidgruppe (-N3) Stickstoff ab, wobei das sehr reaktive Radikal<br />
Nitren entsteht, das sowohl mit sich selbst als auch mit verschiedensten Gruppen reagieren<br />
kann:<br />
• •<br />
R - N• + R - N• R - N = N - R<br />
• H<br />
R - N• + H - C - R - N - C -<br />
• H<br />
R - N• + H - C - R - N• + • C -<br />
•<br />
R - N• + C C R - N<br />
Die in den Resisten eingesetzten Monomeren enthalten nun eine Vielzahl von reaktiven<br />
Gruppen, die mit den Radikalen unter den oben angegebenen Mechanismen reagieren können.<br />
Damit wird erreicht, daß die Polymerisation nicht in eindimensionaler, sondern sofort in<br />
dreidimensionaler Richtung erfolgt.<br />
•<br />
R - N• + O2 R - N = O + andere Produkte<br />
Ein Problem stellt der Luftsauerstoff dar, der ebenfalls mit den Radikalen reagiert und somit<br />
die Vernetzungsreaktionen stört. Dem Resist werden deshalb Verbindungen zugegeben, die<br />
bevorzugt mit Sauerstoff reagieren, um die Konzentration an Sauerstoff im Resist niedrig zu<br />
halten.<br />
Es ist deshalb auch wichtig, die laminierten Zuschnitte nicht allzu lange vor dem Belichten<br />
stehen zu lassen, damit nicht zuviel Luftsauerstoff in den mit Polyesterfolie geschützten Resist<br />
diffundieren kann.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
4.1.2.3 Fotoinitiatoren<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Die Geschwindigkeit der Fotoreaktion ist von zwei Faktoren abhängig:<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 14<br />
1. Von der von dem Resist absorbierten Lichtmenge, die in der Materie entsprechend dem<br />
Lambert-Beer`schen Gesetz exponentiell abnimmt.<br />
2. Von der fotochemischen Quantenausbeute. Diese ist ein Maß für das Verhältnis der fotochemischen<br />
Prozessen zu den anderen Konkurrenzprozessen wie Fluoreszenz und<br />
strahlungsloser Desaktivierung.<br />
Um den Wirkungsgrad der Fotoreaktion zu verbessern, müssen die Absorptionsspektren der<br />
Monomeren der Intensitätsverteilung der Lichtquelle angepaßt sein. Dies ist aber nicht immer<br />
möglich. Deshalb werden dem Resist chemische Substanzen, sog. Initiatoren, beigefügt,<br />
deren Absorptionsspektren denen der Lichtquellen eher entsprechen. Bei Lichtabsorption<br />
werden diese Moleküle angeregt, die dann in der Lage sind, diese Energie mit hoher<br />
Ausbeute auf die Monomere zu übertragen, so daß die Radikalbildung einsetzen und die<br />
Kettenreaktion starten kann.<br />
4.1.3 Lagerung von Festresisten<br />
Trockenfilme sind wie allgemein alle fotografischen Materialien temperatur- und in begrenztem<br />
Maße luftfeuchteempfindlich. Eine Empfindlichkeit gegen UV-Licht und damit auch gegen<br />
Tageslicht ist selbstverständlich. Die Rollen sollten deshalb in Orginalverpackungen<br />
gelagert und nur im Gelblichtbereich ausgepackt werden.<br />
Optimalerweise sollte die Ware im klimatisierten Bereich mit Temperaturen zwischen 16°C<br />
und 20°C gelagert werden.<br />
Bei längerer Lagerung über 20°C tritt verstärkter Resistfluß auf, was zum Verkleben an den<br />
Rollenkanten führen kann und dadurch Probleme beim Laminieren verursacht. Weiterhin<br />
kann erhöhte Temperatur zu Vorpolymerisation und damit zur Beeinträchtigung von wichtigen<br />
Resisteigenschaften führen, z.B. verminderte Haftfestigkeit oder verlängerte Belichtungszeiten.<br />
Die Entnahme aus dem Lager sollte strickt nach dem Herstelldatum erfolgen, um eine Überalterung<br />
des Resists zu vermeiden (ca. 9 - 12 Monate).<br />
Vor dem Auspacken der Ware aus dem schwarzen Polybeutel im Laminierraum muß beachtet<br />
werden, daß der Temperaturunterschied zwischen Laminierraum und Ware nicht zu<br />
groß ist, um Kondensation am Resist zu vermeiden.<br />
4.2 Aufbau von Laminatoren<br />
Im Fotobereich versteht man unter dem Laminieren das ein- und zweiseitige Beschichten<br />
von kupferkaschierten Zuschnitten oder Nutzen mit Trockenfilmresist unter Druck und Wär-
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 15<br />
me. Dieser Prozeß wird entweder auf manuellen Hot-Roll-Laminatoren oder auf automatischen<br />
Cut-Sheet-Laminatoren durchgeführt.<br />
4.2.1 Prinzip des Laminators<br />
Der Fotoresist ist bekanntlich zwischen einer Polyolefinfolie und einer Polyesterfolie geschützt<br />
und wird auf Rollen geliefert. Im Laminator sind die Rollen auf Schnellspannvorrichtungen<br />
eingespannt. Kurz vor dem Beschichten der Zuschnitte wird die untere Polyolefinfolie<br />
abgezogen und auf Rollen aufgewickelt. Die Zuschnitte laufen auf einem angetriebenen<br />
Einlauftisch ein, werden zentriert und auf einer Vorheizstrecke auf etwa 80°C vorgewärmt.<br />
Der freiliegende Resist wird nun von Laminierwalzen auf den Zuschnitten angeheftet und erhitzt.<br />
Der Resist verflüssigt sich und wird gleichzeitig in die gereinigte Kupferoberfläche und<br />
die vorgegebene Gewebestruktur eingedrückt. Mit einem Messer wird der auflaminierte Resist<br />
auf die Zuschnittslänge geschnitten. Die zweite Folie (Polyester- oder Mylar®folie) verbleibt<br />
noch auf dem Resist und wird erst nach dem Belichten abgezogen. Der Transport erfolgt<br />
durch die Laminierwalzen. Ober- und Unterseite des Zuschnitts werden gleichzeitig beschichtet.<br />
Der Auslauf ist ebenfalls angetrieben.<br />
Die beheizbaren Laminierwalzen sind silikonbeschichtet (2,5 mm oder 4 mm Dicke) und weisen<br />
eine Härte von 65 - 70 Shore auf. Die Temperatur wird thermostatisch geregelt. Der Anpressdruck<br />
ist pneumatisch verstellbar, der Spalt zwischen den Walzen läßt sich variabel<br />
einstellen. Somit sind Basismaterialien unterschiedlichster Dicken problemlos zu bearbeiten.<br />
Je nach Anwendung sind manuelle oder automatische Laminatoren sinnvoll.<br />
4.2.2 Hot-Roll-Laminatoren<br />
Der Einsatz dieser manuell zu bedienenden Laminatoren (Bild 4.2) ist sehr personalintensiv.<br />
Von Vorteil ist, daß sie sowohl für sehr dünne (
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Bild 4.2: Hot-Roll-Laminator (Werksbild Morton)<br />
4.2.3 Cut-Sheet-Laminatoren<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 16<br />
Cut-Sheet-Laminatoren (Bild 4.3) sind Systeme, bei denen das Schneiden des Resists automatisch<br />
auf vorgegebene Längen und Breiten erfolgt.<br />
Bild 4.3: Cut-Sheet-Laminator (Werksbild Morton)
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 17<br />
Im Gegensatz zu handlaminierten Nutzen sind diese nicht bis zum Rand mit Resist beschichtet,<br />
sondern je nach Vorgabe nur bis z.B. 5 mm zum Zuschnittsrand. Die Wärmeübertragung<br />
auf den Resist ist anders gelöst. Der freiliegende Resist wird mit speziellen Anheftschuhen<br />
am vorderen Zuschnittsrand angeheftet und dann auflaminiert. Da die Temperatur<br />
auf den Resist nur in dem kurzen Druckbereich zwischen Laminatorwalze und Resist übertragen<br />
wird, müssen die Nutzen deshalb zwingend über eine längere Vorwärmstrecke gefahren<br />
werden.<br />
Die Betreibung der Automaten ist nicht personalintensiv, da normalerweise durch Einsatz<br />
von Staplern das Einlegen, Laminieren, Schneiden und Abstapeln vollautomatisch erfolgt.<br />
Manuell muß nur auf die benötigte Resistbreite umgerüstet werden. Da der Resist bei optimaler<br />
Rollenbreite automatisch auf die gewünschte Länge zugeschnitten wird, fällt nur beim<br />
Rüsten Resistabfall an. Cut-Sheet-Laminatoren arbeiten sehr wirtschaftlich. Sie werden<br />
meist direkt mit der Vorreinigungsanlage verknüpft. Auch ist der Einsatz eines Mylarremovers<br />
vor dem Entwickeln problemlos gegeben.<br />
4.3 Laminierparameter<br />
Durch die Wärme und den Laminierdruck wird die Haftung mit der Kupferoberfläche erzielt.<br />
Diese beiden Parameter sowie die Laminiergeschwindigkeit sind entscheidend für den Laminierprozeß.<br />
Sie müssen deshalb exakt auf die Gegebenheiten vor Ort eingestellt werden.<br />
Sie sind von der Art und Dicke des Nutzens, den Anforderungen des Leiterbildes, vom Resisttyp<br />
und dessen Dicke und vom Laminatortyp abhängig.<br />
So erfordern z.B. dünne Innenlagen in Feinstleitertechnik (Leiterbreite: < 120 µm) einen höheren<br />
Anpreßdruck der Laminierwalzen und eine geringere Laminiergeschwindigkeit im Vergleich<br />
zu durchkontaktierter Ware.<br />
In der folgenden Tabelle sind Richtwerte für die Prozeßparameter angegeben:<br />
Tabelle 4.1: Prozeßparameter für Laminatoren<br />
Prozeßparameter Manueller<br />
Hot-Roll-Laminator<br />
Automatischer<br />
Cut-Sheet-Laminator<br />
Laminiertemperatur 80 - 90 °C 100 - 120 °C<br />
Laminierdruck 1 - 3 bar 2,5 - 5,5 bar<br />
Geschwindigkeit 0,8 - 1,5 m/min 1,0 - 3,5 m/min<br />
Auslauftemperatur 50 - 60 °C 50 - 60 °C<br />
Zuschnittsbreite 150 mm / 610 mm 200 mm / 650 mm<br />
Zuschnittslänge 200 mm / 1200 mm 200 mm / 762 mm
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4.3.1 Laminiergeschwindigkeit<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
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Die Laminiergeschwindigkeit muß so gewählt werden, daß der aufgepreßte Resist eine innige<br />
Verbindung mit der Zuschnittoberfläche eingehen kann, ohne Lufteinschlüße aufgrund<br />
von Welligkeit und/oder Oberflächenrauhigkeit. Bei niedriger Geschwindigkeit wird der Resist<br />
wesentlich wirksamer gegen die Oberfläche gepreßt. Zu berücksichtigen dabei ist, daß<br />
zwar der Resist sehr weich ist, die Polyesterfolie dagegen relativ starr ist und beim Erkalten<br />
den Resist wieder von der Oberfläche „abziehen“ kann.<br />
Für den Plattendurchsatz ist nicht nur die Vorschubgeschwindigkeit, sondern auch die<br />
Summe der Zeiten für Ausrichten, Anheften und Plattenabstand maßgeblich. Bild 4.4 zeigt<br />
den Plattendurchsatz pro Stunde für vier verschiedene Vorschubgeschwindigkeiten bei gegebener<br />
Plattenlänge und verschiedenem Abstand (zwischen 50 mm und 200 mm).<br />
Plattenanzahl / h<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
100<br />
200<br />
<br />
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<br />
300<br />
400<br />
Plattenlänge [ mm ]<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
500<br />
600<br />
700<br />
800<br />
1,00<br />
2,00<br />
3,00<br />
3,50<br />
VS [ m / min ]<br />
Bild 4.4: Plattendurchsatz bei verschiedenen Vorschubgeschwindigkeiten (VS)<br />
mit einem Cut-Sheet-Laminator (Werksbild Gebr. Schmid)<br />
4.3.2 Laminierdruck<br />
Wird mit Drücken bis 2 bar laminiert, reichen Walzen mit Aluminiumkernen aus. Wird mit<br />
höheren Drucken von 3 bar - 5 bar laminiert, müssen Laminierwalzen mit Stahlkern eingesetzt<br />
werden. Es muß dabei aber beachtet werden, daß sich wegen des hohen Druckes die<br />
Laminierwalzen durchbiegen können. Die Folge ist im äußeren Bereich des Zuschnitts ein<br />
ausreichender Druck, im Inneren aber entsteht eine Zone mit geringem oder gar keinem<br />
Druck. Hier treten dann Unterätzungen und Untergalvanisierung auf. Je nach Struktur der<br />
Zuschnittsoberflächen empfehlen sich Walzen mit 2,5 mm oder 4 mm Gummierung. Je nach<br />
Anforderung empfiehlt sich häufig, die Shorehärte der Gummierung zu variieren. Auch ist die
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Drucktechnische Verfahren<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 19<br />
Gummierung regelmäßig zu erneuern. Durch die dauerhafte Temperaturbelastung verspröden<br />
die Beschichtungen, Beschädigungen entstehen und damit resultieren Laminierfehler.<br />
Wichtig ist auch zu wissen, daß die Druckanzeigen nicht den wirksam werdenden Druck<br />
wiedergeben, sondern nur den Druck im Zylinder des pneumatischen Systems. Empfohlene<br />
Laminierdrucke sollten deshalb nicht einfach übertragen bzw. übernommen werden.<br />
4.3.3 Laminiertemperatur<br />
Bei der optimalen Temperatur fließt der Resist in die Unebenheiten der Zuschnittoberfläche<br />
ohne daß sich Luftbläschen bilden und man erhält eine gute Haftung zwischen Kupfer und<br />
Resist. Ist sie aber zu niedrig, so ist das Fließverhalten nicht ausreichend. Ist die Temperatur<br />
aber zu hoch, tritt im Resist eine zusätzliche thermische Polymerisation auf. Dieser läßt sich<br />
sehr schlecht entwickeln und strippen. Die Resistkanten weisen meist einen starken Fuß auf<br />
und man findet häufig Resistrückstände über den ganzen Zuschnitt verteilt.<br />
4.3.4 Vorheizen der Zuschnitte<br />
Das Vorheizen der Zuschnitte muß mit der Temperatur der Laminierwalzen optimiert werden.<br />
Von Vorteil ist, daß mit niedrigeren Laminiertemperaturen gearbeitet werden kann, um<br />
das gleiche Laminierergebnis zu erzielen und die Überhitzung des Resists kann vermieden<br />
werden.<br />
4.3.5 Haltezeit<br />
Die Haltezeiten zwischen Vorreinigung und Laminieren sowie vor und nach dem Belichten<br />
sind streng einzuhalten, da sonst Probleme bei den darauf folgenden Arbeitsschritten zu erwarten<br />
sind.<br />
Haltezeiten vor der Beschichtung mit Resist führen zur Oxidation des Kupfers. Dadurch wird<br />
die Haftfestigkeit des Resists negativ beeinflußt, was zu Unterätzungen und Unterwanderungen<br />
führen kann.<br />
Zu lange Haltezeiten nach dem Laminieren führen bei nicht belichteten Resisten zu verstärkter<br />
Haftfestigkeit, da sich eine starke Bindung zwischen dem Kupfer und den Resistkomponenten<br />
ausbildet. Innenlagen und Außenlagen lassen sich nicht rückstandsfrei<br />
entwickeln und strippen. Bei Innenlagen führt dies zu einem verzögerten Ätzangriff und bei<br />
Außenlagen zu nicht vollständig aufgebauten Leiter und verminderter Haftfestigkeit des aufgalvanisierten<br />
Kupfers.<br />
Beim belichteten Resist tritt diese Reaktion nicht auf, wohl aber findet eine Migration von<br />
polymerisierten / unpolymerisierten Resist bei längerer Haltezeit statt, was zur Folge hat,<br />
daß sich die Konturschärfe und die Auflösung vermindert wird.
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4.4 Was beim Laminieren generell zu berücksichtigen ist<br />
VDE/VDI<br />
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Beim Laminieren führen Staub und sonstige Partikel immer zu Nacharbeit und Ausschuß.<br />
Bei entsprechender Partikelgröße können sie beim Laminieren den Resist beschädigen oder<br />
zwischen Zuschnittsoberfläche und Resist eingeschlossen werden. Die Folge sind Einschnürungen,<br />
Unterbrechungen, Unterätzungen und Untergalvanisierung. Deshalb sollte das<br />
Laminieren am besten direkt nach der Vorreinigung erfolgen. Dadurch wird verhindert, daß<br />
die Kupferoberfläche erneut oxidiert und sich Staub und sonstige Schwebstoffe der Umgebung<br />
auf den gereinigten Oberflächen absetzen können. Darüber hinaus kommt es beim<br />
Abziehen der Polyolefinfolie zu statischer Aufladung. Auch muß sichergestellt werden, daß<br />
sich keine Glasfaserpartikel auf den Oberflächen befinden. Dieses Problem tritt immer dann<br />
auf, wenn die Zuschnitte nicht optimal zugeschnitten und nicht kantenbesäumt sind. Deshalb<br />
sollten die Laminatoren zusätzlich mit Reinigungs- und Antistatiksystemen ausgestattet sein.<br />
Resist- und Folienpartikel vom Schneiden müssen verhindert werden durch Einsatz scharfer<br />
Messer und optimaler Reinigungsmethoden vor dem Belichten.<br />
Beim Laminieren muß die Oberfläche des Zuschnitts vollständig mit Resist bedeckt sein,<br />
d.h. unter dem Resist dürfen keinerlei Luftblasen zurückbleiben. Luftblasen bilden sich bevorzugt<br />
in den Tälern der Gewebestruktur, bei Kratzern, punktförmigen Fehlstellen und Rauhigkeiten.<br />
Die Welligkeit des Basismaterials ist abhängig von der Art des Basismaterials,<br />
Dicke der Glasfasern und der Webstruktur sowie des Harzgehaltes.<br />
Scharfkantige Zuschnitte beschädigen sehr leicht die Laminierwalzen, es entstehen Kerben,<br />
Löcher, manchmal auch Rillen in der Gummibeschichtung. Dadurch wird an diesen Stellen<br />
beim Laminieren kein oder nur unzureichender Druck aufgebaut, es entsteht keine oder nur<br />
sehr schlechte Resisthaftung. Teilweise entstehen auch kleine Bläschen, die zu Unterätzung<br />
und Untergalvanisierung führen.<br />
Resistrückstände auf den Walzen führen zu Eindrücken. Die Walzen sollten deshalb täglich<br />
kontrolliert und mit Alkohol gereinigt werden. Es ist selbstverständlich, daß dabei nur fusselfreie<br />
Handschuhe und Reinigungstücher verwendet werden. Alle zur Reinigung verwendeten<br />
Lösemittel sollten grundsätzlich auf Verträglichkeit mit der Gummierung der Laminierwalzen<br />
überprüft werden.<br />
Die Zuschnitte müssen optimal getrocknet und frei von Wasserflecken sein, um unterschiedliche<br />
Haftung des Resists auf der Kupferoberfläche zu vermeiden.<br />
Zwar sind die Zuschnitte durch die Polyesterfolie geschützt. Doch sollten sie bis zum Belichten<br />
in Schräggestellen abgestellt werden, damit keine beim Schneiden abgefallenen Resistpartikel<br />
in die Beschichtung eindrücken und Druckstellen auf dem Resist entstehen. Dies<br />
führt unweigerlich zu Pinholes. Auch sollten die Zuschnitte keiner allzu hohen Druckbelastung<br />
ausgesetzt sein, um ein Einfließen des Resists in mit Resist überspannten Bohrungen<br />
(Tenting) und damit eine Verjüngung des Resists am Locheingang zu vermeiden.<br />
Die Haltezeit zwischen Laminieren und Belichten sollte beachtet werden, damit die Zuschnitte<br />
vor dem Belichten sicher auf Raumtemperatur abgekühlt sind. Warme, mit Resist<br />
beschichtete Zuschnitte dürfen nicht im Stapel, sondern nur vereinzelt abgekühlt werden. Es<br />
empfiehlt sich der Einsatz von Igelstapler oder von Schlitzbrettern.
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Da das Laminieren unter Temperatur und Druck erfolgt, treten Dämpfe auf, die Haut, Augen<br />
und Atemwege reizen können. Es muß deshalb ein funktionierendes Absaugsystem (300<br />
m 3 /Std - 500 m 3 /Std) installiert sein. Es empfiehlt sich, die Sicherheits- und Verarbeitungshinweise<br />
der Resisthersteller zu beachten.<br />
Laminatoren sind in klimatisierten Gelblichträumen bei einer Raumtemperatur von 20°C -<br />
22°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55% ± 10% zu betreiben. Der Raum und die<br />
Maschine sind täglich feucht zu reinigen. Die Reinraumklasse sollte Klasse 10000 entsprechen,<br />
wenn der gesamte Fotobereich in einem Reinraum zusammengefaßt ist. Heute empfiehlt<br />
sich aus Kostengründen jedes einzelne Gerät zu kapseln, um darin eine Reinraumklasse<br />
von 1000 zu erreichen.<br />
5 Beschichten mit Flüssigresisten<br />
5.1 Allgemein<br />
Flüssige Fotoresiste sind seit Jahrzehnten in einer Vielzahl verschiedener Formulierungen<br />
für unterschiedlichste Anwendungen (Halbleiter - Formätzteile - Display Fertigungen) im Einsatz.<br />
Flüssige Fotoresiste dominieren heute in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung bei der Erstellung von<br />
Lötstoppmasken und werden seit einiger Zeit wiederentdeckt für die Leiterbilderzeugung<br />
(Primärresiste) als Alternative zu Trockenfilmresiste.<br />
Zur prinzipiellen Auswahl stehen positiv und negativ arbeitende Resistsysteme, die entweder<br />
in organischen Lösungsmitteln oder in Wasser (Waterborn Resists) gelöst sind (Bild 5.1).<br />
Bild 5.1: <strong>Technologie</strong>matrix
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Als Auftragsverfahren haben sich Schleudern (Halbleiterfertigung), Sprühen (airless, elektrostatisch),<br />
Tauchen (dip-coating) sowie Roller- und Curtain-Coating-Verfahren (<strong>Leiterplatten</strong>innenlagen)<br />
etabliert.<br />
Siebverdrucken und elektrophoretisches Abscheiden von Primärfotoresisten sind neue Entwicklungen<br />
und decken gleichermaßen Forderungen nach niedrigeren Beschichtungskosten<br />
für Kleinanwender, als auch Forderungen nach hochauflösenden Fertigungsverfahren für<br />
Feinleiteraußenlagen ab.<br />
Grundsätzlich verlagert sich bei Einsatz von flüssigen Fotoresisten die Verantwortung für die<br />
Gleichförmigkeit und Qualität der Fotoresistschicht auf den <strong>Leiterplatten</strong>hersteller. Trockenfilmresiste<br />
werden dagegen als vorgeformte Resistschichten zugekauft - ihre Anwendung ist<br />
leicht, praktisch und zuverlässig.<br />
Die Einführung von Flüssigresisten erfordert nicht nur neue Investitionen für das Beschichten<br />
und Trocknen, sondern verlagert auch die Zuständigkeiten für Verarbeitungseinstellungen<br />
des Resists, Qualitätssicherungen in erhöhtem Maßstab in die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung -<br />
die Kontrolle für den gesamten Fertigungsprozeß liegt beim <strong>Leiterplatten</strong>hersteller. Als Ergebnis<br />
werden höhere Ausbeuten und niedrigere Materialkosten erwartet.<br />
5.2 Flüssig- / Trockenfilmresiste im Vergleich<br />
Flüssig aufgetragene Fotoresiste haben nach der Trocknung Schichtdicken von 4µm bis 12<br />
µm, je nach Resistformulierung und Auftragsverfahren - Trockenfilmresiste haben vorgefertigte<br />
Schichtdicken von 12 µm bis 75 µm - und Spezialresiste können auch noch dicker sein.<br />
Die flüssigen Resiste haften ausgezeichnet auf dem Trägermaterial und füllen zuverlässig<br />
Oberflächendefekte aus - sie haben gegen mechanische Beschädigungen bei der Weiterverarbeitung,<br />
anders als Trockenfilmresiste, keine Schutzschicht.<br />
Auflösungsvermögen und Wiedergabegenauigkeit übersteigen für die Vielzahl der Anwendungen<br />
heutige und zukünftige Anforderungen für <strong>Leiterplatten</strong>anwendungen ohne in prinzipiell<br />
neue Verarbeitungsanlagen investieren zu müssen (Bild 5.2).<br />
Die Empfindlichkeit der ungeschützten dünnen Fotoresistschichten erfordert Sorgfalt beim<br />
Transport / Handling, um zuverlässig mechanische Beschädigungen und damit Nacharbeit<br />
und/oder Ausschuß auszuschließen.<br />
Bei der Planung von Fertigungsabläufen, sowie bei der konstruktiven Ausführung von Verarbeitungs-<br />
und Handlingsmaschinen wird hier Detailverständnis erforderlich, häufig auch ein<br />
rigoroses Umdenken, um festzulegen an welcher Stelle welche qualitätssichernden Maßnahmen<br />
sinnvoll eingesetzt werden sollen.<br />
Die limitierte Dicke der erzielbaren Schichten schließt Anwendungen im "Pattern Plating"-<br />
Bereich wegen überwachsender Metallabscheidungen und den damit verbundenen unkontrollierten<br />
Ungenauigkeiten grundsätzlich aus.
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
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Zuverlässiges Beschichten von Bohrungen / Sacklöcher wird nur bei elektrophoretisch abgeschiedenen<br />
Resisten gewährleistet - damit ist der Hauptanwendungsbereich für flüssige Fotoresiste<br />
auf Ätzanwendungen im Innenlagenbereich festgelegt und dort besonders für<br />
großvolumige und automatische Fertigungen attraktiv.<br />
Flüssigresiste für Ätzanwendungen<br />
Trockenfilm<br />
Nass-Lamination<br />
Spezial-Trockenfilme, sehr dünn + ohne Schutzhülle<br />
Direktbelichtung<br />
Elektrophoretisch abgeschiedene Flüssigresiste<br />
300 200 150 100 75 50 25<br />
Leiterbreiten in µm<br />
Bild 5.2: Praktische Anwendungsbereiche für verschiedene Fotoresiste<br />
Eine Ausnahme bilden elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste mit besonders vorteilhaften<br />
Eigenschaften für die Feinleiterherstellung bei Außenlagen - hierauf wird speziell eingegangen.<br />
Flüssige Fotoresiste benötigen keine Haltezeiten zwischen Belichten und Entwickeln und<br />
kommen damit Forderungen nach kontinuierlichen Abläufen ohne Zwischenpufferung nach;<br />
Schutzfolien, wie bei Trockenfilmresisten, müssen nicht entfernt werden - dies erspart Platz<br />
und Investitionen und verkürzt den Fertigungsdurchlauf.<br />
Die dünnen Schichten flüssiger Fotoresiste reduzieren die Kosten für Entwickeln und Strippen<br />
und fördern durch leichteren Stoffaustausch der Entwicklungs- und Ätzlösungen die<br />
Gleichförmigkeit des Ergebnisses - insbesondere wichtig für große Produktionsformate mit<br />
Feinleiterstrukturen und/oder hohen Packungsdichten.<br />
Die Produktionsverkettung eines gesamten Fertigungsabschnittes erfordert zwingend, daß<br />
die einzelnen Verfahrensschritte aufeinander unter Gesichtspunkten wie Durchlaufkapazität,<br />
Robustheit des Gesamtverfahrens (Verarbeitungstoleranz) und Verträglichkeit sorgfältig abgestimmt<br />
sind. Prozeßverfügbarkeit, sowie die Ausbeute (First pass yield) sind entscheidende<br />
Kriterien zur Kontrolle von Kosten und Qualität.<br />
Planung und Vorversuche unter Einbeziehung aller Beteiligten, Lieferanten der Chemie, der<br />
Anlagentechnik, das spätere Bedienpersonal des Betreibers etc. sind Grundvoraussetzung
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Drucktechnische Verfahren<br />
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für eine eindeutige Charakterisierung der Prozeßschritte und der Optimierung des Gesamtergebnisses.<br />
Diese Arbeiten sind zeit- und kostenaufwendig, zahlen sich aber längerfristig<br />
über niedrige Stückkosten aus.<br />
Ein solch komplexer Fertigungsablauf schließt kurzfristige Änderungen oder den Austausch<br />
der eingesetzten Chemie aus.<br />
5.3 Verarbeiten von Flüssigresisten<br />
Eine Vorreinigen ist erforderlich, um gleichförmige Ausgangsbedingungen für das Gesamtverfahren<br />
zu schaffen. Mit dem Trend zu dünnen Substraten und der Wichtigkeit den Vorreinigungsprozeß<br />
in engen Grenzen zu kontrollieren, bieten sich chemische Verfahren zunehmend<br />
an. Die zu beschichtenden Oberflächen müssen auch bei maximaler Liniengeschwindigkeit<br />
zuverlässig trocken und oxidfrei sein - ein Einschleppen fester Verunreinigungen muß<br />
ausgeschlossen bleiben.<br />
Kupferfolien mit speziellem Treatment können bei entsprechender Resistauswahl und Optimierung<br />
des Fertigungsprozesses auch "ungereinigt" verarbeitet werden.<br />
Bild 5.3: Gesamtansicht einer Roller - Coating - Anlage (Werksbild Ciba Geigy)
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Das Beschichten und das Trocknen sollte als eine integrale Prozeßeinheit (Bild 5.3) und<br />
somit auch als eine integrale Anlage betrachtet werden. Eine allseitige Kapselung dieser<br />
Anlage schafft gleichzeitig die Voraussetzungen für eine klimatisierte und staubfreie Zone<br />
mit hohem Luftwechsel während der Beschichtung / Trocknung, ohne die viel größeren<br />
Luftmengen des gesamten Raumes filtern und klimatisieren zu müssen. Die Luftführung bei<br />
der Trocknung kann darüber hinaus gezielt reguliert werden.<br />
Als Ergebnis sollen gleichmäßige Resistschichtdicken, klebfrei und ohne Fremdkörpereinschlüsse<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Kontinuierliches Filtrieren des Resists, automatisches Nachdosieren sowie eine Viskositätskontrolle<br />
sind Grundvoraussetzungen für eine kontinuierlich automatische Linienfertigung.<br />
"On Line" Dokumentation und Auswertung der Fertigungsparameter sind die Basis für weitere<br />
Prozeßoptimierungen und die Grundlage für systematisches Trouble Shooting.<br />
Für das Belichten gilt, daß die spektrale Empfindlichkeiten von flüssigen Fotoresisten denen<br />
von Trockenfilmresisten vergleichbar sind; die Empfindlichkeit ist für eine wirtschaftlich automatische<br />
Belichtung ausreichend. Wechselnde Losgrößen und damit verbundene Rüstzeiten<br />
können den Belichtungsschritt häufig zum Engpaß des gesamten Fertigungsablaufs<br />
werden lassen.<br />
Der Paralleleinsatz zweier Belichtungsautomaten ist zwar kapitalintensiv, aber häufig zwingend,<br />
um die geplanten Durchlaufkapazitäten auch unter widrigsten Umständen aufrecht zu<br />
erhalten.<br />
Bei der Auswahl der Automaten ist auf Zuverlässigkeit, Wiederholgenauigkeit der Registriermechanik,<br />
gleichmäßige Leuchtdichte über die gesamte Formatgröße, sowie auf kurzes,<br />
einfaches Umrüsten zu achten. Streulichtquellen sind für flüssige Resists vorteilhafter<br />
als hochkollimiertes Licht - da so der Einfluß von Staubpartikel bei hochauflösenden Resistschichten<br />
merklich reduziert werden kann (Bild 5.4).<br />
Streulicht Paralleles Licht<br />
Schmutzpartikel<br />
Film<br />
Resist<br />
Kupfer<br />
Basismaterial<br />
Bild 5.4: Belichten von flüssigen Ätzresisten<br />
Die Klebfreiheit der Resistschichten ist Voraussetzung, um große Serien ohne Verunreinigung<br />
der Fotovorlagen, d.h. ohne aufwendige Reinigungsschritte zu fertigen.
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Kontinuierlich arbeitende Fertigungslinien benötigen Pufferstationen, um bei Störungen einzelne<br />
Fertigungsabschnitte auszugliedern und zwischenzulagern. Diese Ein- und Ausstapelvorrichtungen<br />
müssen so angeordnet werden, daß Stillstände in kritischen Fertigungsstufen<br />
(Entwickeln/Ätzen) ausgeschlossen werden und andererseits genügend Speicherplätze vorhanden<br />
sind, um bei Formatwechseln, Umrüsten der Fotowerkezeuge etc., Engpässe zu<br />
vermeiden und die Linie kontinuierlich weiterarbeiten zu lassen.<br />
Mechanische Beschädigungen der Resistschichten müssen zuverlässig ausgeschlossen<br />
werden - Transportvorrichtungen, Stapel- und Puffergeräte, sowie die Belichtungsautomaten<br />
sollen besonders hierauf kritisch überprüft werden.<br />
Flüssige Resiste sind bis pH 8 in Ätzmedien beständig - werden stärker alkalische Ätzmittel<br />
eingesetzt, sind Vorversuche zur Ermittlung der Verarbeitungstoleranzen unter geplanten<br />
Produktionsbedingungen erforderlich, einschließlich einer Zwischentrocknung, um ein<br />
"Nachätzen" zu simulieren.<br />
Während der Verarbeitung versprödende Resiste können beim Ätzen dickerer Kupferschichten<br />
vorzeitig partiell abbrechen und somit zu einer Teilunterätzung der Leiterzüge führen<br />
- um solche Einbrüche zu vermeiden sind als Grundlage jeglicher Planung praktische<br />
Versuche durchzuführen.<br />
5.4 Positiv / negativ arbeitende Fotoresiste<br />
Negativ arbeitende Fotoresiste werden heute in der Regel für die Leiterbild- und Lötstoppmaskenerstellung<br />
eingesetzt; die belichteten Resistflächen reagieren unter Lichteinfluß und<br />
werden gegen Entwicklerlösungen - häufig wäßrige Natriumkarbonatlösungen - unlöslich.<br />
Staub und Beschädigungen der Fotovorlagen (Negative) führen im Bereich des Leiterbildes<br />
zu Ausätzungen bis hin zu Unterbrechungen.<br />
Bei positiv arbeitenden Resisten werden die belichteten Resistflächen in wäßrigen, schwach<br />
alkalischen Lösungen löslich (0,8% - 1,2%-ige Natriumhydroxidlösungen). Belichtet wird mit<br />
"positiv" Fotovorlagen, die zu übertragenden Leiterzüge sind nicht transparent gegen UV-<br />
Licht.<br />
Größere Staubpartikel können zu Kurzschlüssen zwischen Leiterzügen führen - kleinere<br />
Partikel werden durch Unterätzung häufig eliminiert.<br />
Im Vergleich zu negativ arbeitenden Fotoresisten sind Positivresiste zuverlässig klebfrei an<br />
der Oberfläche, haben aber eine reduzierte Fotoempfindlichkeit.<br />
Eine Umstellung der Druckwerkzeugarchive spielt heute bei der Umstellung auf positiv arbeitende<br />
Fotoresiste kaum noch eine Rolle, da die Vorlagen digitalisiert zur Verfügung stehen<br />
und sich damit ohne Mehraufwand sowohl als Negative, als auch als Positive erstellen<br />
lassen.
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5.5 Elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste<br />
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Das elektrophoretische (ED = Electro Deposited) Abscheiden organischer Schichten ist nicht<br />
neu - photoreaktive ED-Schichten wurden aber erst in der letzten Dekade entwickelt und<br />
werden heute zunehmend für die Herstellung von Feinleiteraußenlagen eingesetzt.<br />
Die Fotoresistschichten, im Verarbeitungszustand 4 bis 8 µm dick, werden aus wäßrigen,<br />
leicht alkalischen Lösungen, unter Gleichstrom bei verhältnismäßig hohen Stromspannungen<br />
(150 V-250 V) und kurzen Expositionszeiten (1 min bis 3 min) abgeschieden (Bild 5.5).<br />
Je nach chemischer Zusammensetzung wird anodisch oder kathodisch gearbeitet - positiv<br />
und negativ arbeitende Resiste sind so abscheidbar, wobei sich die positiv arbeitenden Resistschichten<br />
eindeutig bei der Außenlagenherstellung heute durchgesetzt haben.<br />
Bild 5.5: Mechanismus der ED-Resistabscheidung<br />
Für die Serienfertigung stehen zur Beschichtung Vollautomaten, analog zu vertikal arbeitenden<br />
Galvanikanlagen zur Verfügung. Vorreinigung, Spülvorgänge, sowie ein abschließender<br />
Trocknungsprozeß sind in den Verfahrensablauf integriert; die Anzahl der ED Abscheidungszellen<br />
bestimmt die Kapazität einer solchen Anlage.<br />
Die Ergänzung verbrauchter Wirksubstanzen ist automatisiert - in Spülstufen verschleppte<br />
Wertstoffe werden über Diaphragmen zur Wiederverwendung zurückgewonnen. Der Leiter-
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plattentransport erfolgt über Einzelwarenträger - hierdurch können nicht nur ultradünne Substrate<br />
ohne Beschädigungen beschichtet, sondern auch schnell wechselnde Formate ohne<br />
Wartezeiten bearbeitet werden.<br />
Nach dem Trocknen sind die abgeschiedenen positiv arbeitenden Resistschichten klebfrei<br />
und mechanisch belastbar - das Weiterverarbeiten erfolgt in etablierten konventionellen Prozessen.<br />
Bohrungen, auch kleinster Durchmesser, sowie Sacklöcher werden zuverlässig beschichtet.<br />
Zu beachten ist, daß sog. NDK-Bohrungen (Nichtdurchkontaktierte Bohrungen) belichtet<br />
werden müssen, da sie nicht aufgalvanisiert werden dürfen. Dies gelingt entweder durch das<br />
Belichten im Loch mit bestimmten Streulichtquellen oder die Bohrungen müssen nach dem<br />
Galvanisieren eingebracht werden (Registrierproblematik!).<br />
Mit positiv arbeitenden ED-Resisten sind auch lötaugenfreie (landless) Leiterbilder herzustellen<br />
(Bild 5.6). Hierdurch steht mehr Platz für Leiterzüge zur Verfügung, ohne das eine<br />
Miniaturisierung erfolgen muß, oder der gewonnene Platz kann zur Baugruppenminiaturisierung<br />
eingesetzt werden.<br />
Heute In Zukunft<br />
Packungsdichte 100<br />
%<br />
65 % 40 % 30 %<br />
Lagenzahl 4 4 6 6<br />
Bohrung in mm (Vias) 0,3 0,3 0,3 0,15<br />
Linienbreite in µm 120 100 100 80<br />
Linienabstand in µm 200 150 120 100<br />
Anzahl Leiterzüge zwischen<br />
Pads<br />
3 5 5 5<br />
Bild 5.6: Einfluß von lötaugenfreiem („landless“) Design auf Packungsdichte<br />
und Leiterbreite<br />
ED-Prozesse können in bestehende Produktionsverfahren integriert werden, so daß eine<br />
schrittweise Umstellung der Fertigung auf Anforderungen durch neue <strong>Technologie</strong>n erfolgen<br />
kann.
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Grundvoraussetzung bleibt jedoch, daß "Panel-Plating"-Verfahren genutzt werden, da im Direktverfahren<br />
"Nur-Kupfer"-<strong>Leiterplatten</strong> - analog der Tenting-Technik - im Ätzverfahren hergestellt<br />
werden können.<br />
5.6 Siebverdruckbare Fotoresiste<br />
Hochviskos eingestellte, negativ arbeitende Fotoresiste werden über ganzflächig offene Siebe<br />
ohne Schablone primär zur Innenlagenbeschichtung verdruckt. Je nach Einstellung können<br />
Schichtdicken von 8 µm -20 µm erzielt werden. Die Verarbeitung erfolgt in konventionellen<br />
Prozessen - Neuinvestitionen sind nicht erforderlich.<br />
Doppelseitig druckende Siebdruckmaschinen bieten hierbei besondere Vorteile. Die Beschichtung<br />
erfolgt beidseitig mit hoher Produktivität im staubarmen, kontrolliertem Druckraum.<br />
Gleiche Maschinen wie für den Lötstopplackdruck können benutzt werden und damit<br />
häufig optimal ausgelastet werden. Die Materialkosten sind im Vergleich zu Trockenfilmresisten<br />
attraktiv niedrig - das Auflösungsvermögen dieser Schichten, auch unter durchschnittlichen<br />
Verarbeitungsbedingungen, gut bis sehr gut. Das Verfahren ist besonders geeignet für<br />
kleinere und mittelgroße Unternehmen.<br />
5.7 Ökologie - Ökonomie<br />
Geringere Schichtdicken bei flüssigen Fotoresisten reduzieren den Materialeinsatz und somit<br />
direkt proportional den Verbrauch an Verarbeitungschemikalien beim Entwickeln und Strippen.<br />
Aufwendige Verpackungen wie bei Trockenfilmresisten, obwohl teilweise recyclebar,<br />
entfallen.<br />
Die Toxikologie der pro Mengeneinheit anfallenden Restwertstoffe ist bei allen Fotoresisten<br />
in etwa vergleichbar - nur über die geringeren Verbrauchsvolumina ergibt sich in der Summe<br />
für den Anwender von flüssigen Resisten ein Vorteil.<br />
Beide Resisttypen - Trockenfilm- und flüssige Fotoresiste - werden in der Ausgangsformulierung<br />
mittels Lösungsmitteln verarbeitet; Trockenfilmresiste werden zentral vorgefertigt, die<br />
anfallenden Lösungsmittelemissionen werden kontrolliert rückgewonnen, wiederverwendet<br />
und entsorgt.<br />
Bei Verarbeitung flüssiger Fotoresiste fallen diese Emissionen bei allen nicht "waterborne"<br />
Formulierungen bei dem Betreiber der individuellen Beschichtungsanlagen an. Typisch werden<br />
hierbei Resistformulierungen mit Lösungsmittelanteilen von 55 - 75 % verarbeitet (Festkörpergehalte<br />
25 - 45 %), die recycled und entsorgt werden müssen.<br />
Die anfallenden maximalen Gesamtemissionen erfordern auch bei strengsten Auflagen bei<br />
großvolumigen Verbräuchen keine besonderen Entsorgungsvorrichtungen, da die Resistdikken<br />
in der Anwendung relativ gering sind.<br />
Grundsätzlich können diese Lösungsmittelemissionen durch thermische Nachverbrennung<br />
und/oder absorptive Rückgewinnung deutlich reduziert werden - längerfristig bieten Resistformulierungen<br />
auf der Basis wäßriger Lösemittel (waterborne) jedoch die besten Chancen,<br />
die Gesamtökobilanz weiter zu verbessern.
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Unter arbeitsplatzhygienischen Gesichtspunkten ist zu beachten, daß sowohl bei der Verarbeitung<br />
von Trockenfilm-, als auch bei flüssigen Fotoresisten kleine Mengen an Kondensaten<br />
beim Laminieren bzw. Trocknen anfallen, die regelmäßig entsorgt werden müssen. Direkter<br />
Hautkontakt kann zu Hautreizungen/Allergien führen.<br />
Eine Sonderstellung bei dieser Betrachtung nehmen flüssige Resiste mit 100 %-igen Festkörperanteil<br />
ein.<br />
Hierbei werden UV-reaktive Formulierungen ohne Lösemittelanteile flüssig beschichtet und<br />
wäßrig-alkalisch beim Entwickeln und Strippen weiterverarbeitet.<br />
Ohne Vortrocknung wird die noch feuchte Beschichtung im "Off Contact" Verfahren belichtet<br />
und die unbelichteten Anteile danach ausgewaschen, entwickelt. Beschichtet und verarbeitet<br />
wird einseitig; nach dem ersten Entwicklungsschritt wird die zweite Seite beschichtet, belichtet<br />
und entwickelt.<br />
Diese Resistformulierungen sind negativ arbeitend, die Anlagen werden vollautomatisch betrieben<br />
und haben sich in Fertigungen bis zu Leiterbreiten / Abständen von minimal 150 µm<br />
bewährt. Für Leitergeometrien darunter sind solche <strong>Technologie</strong>n nicht geeignet, da das<br />
„Off-Contact"-Belichten die großflächige Reproduktion nicht präzise zuläßt. Der Investitionsbedarf,<br />
namentlich für den Belichtungsteil, ist kapitalintensiv, ökologisch betrachtet ist dieses<br />
Verfahren jedoch sehr attraktiv, die beste Lösung.<br />
Ökonomisch kann eine Bewertung der Systeme nur unter Berücksichtigung der Gesamtkosten<br />
eines Prozesses, einschließlich benötigter Investitionen, variablen Kosten und den erzielten<br />
Ausbeuten erfolgen. Eine isolierte Materialkostenbetrachtung ist definitiv die falsche<br />
Basis für eine Entscheidung Trockenfilm- / Flüssigresist.
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Bild 5.7: Schematische Darstellung einer Beschichtungsanlage für Flüssigresist<br />
mit Roller Coater (Werksbild Bürkle)<br />
6 Belichten<br />
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Nachdem der Produktionszuschnitt mit einer lichtempfindlichen Schicht (flüssiger oder fester<br />
Fotoresist) beschichtet worden ist, wird das Bild der zukünftigen Leiterplatte durch einen Belichtungsprozeß<br />
von einem „Negativ" auf den Produktionszuschnitt zur Weiterverarbeitung<br />
übertragen (bei positiv arbeitenden Resisten werden „Positive“ verwendet.<br />
Das "Negativ" besteht aus einem Silberhalogenid- oder einem Diazofilm. Ursprünglich wurde<br />
es dem <strong>Leiterplatten</strong>hersteller direkt zur Verfügung gestellt, heute werden dagegen fast ausschließlich<br />
digitale Daten übermittelt mit denen der <strong>Leiterplatten</strong>hersteller die Filme selbst<br />
plottet.<br />
6.1 Ablauf des Belichtungsvorgangs<br />
Die zur Bildübertragung verwendeten negativ arbeitenden Fotoresiste haben sogenannte<br />
Fotoinitiatoren, die bei Bestrahlung mit UV-Licht aktiviert werden und an der belichteten<br />
Stelle einen Polymerisationsvorgang initiieren. Beim anschließenden Entwicklungsvorgang<br />
werden die an den nicht belichteten Stellen verbleibenden Monomere in der Entwicklerlösung<br />
entfernt und die durch den Belichtungsvorgang polymerisierten Stellen verbleiben.<br />
Um eine optimale Polymerisation zu erzielen, muß darauf geachtet werden, daß der Wellenlängenbereich<br />
des verwendeten Lichts den Empfindlichkeitsbereich des Resists überdeckt<br />
(Charakteristik der Lampe, Alterung).<br />
Belichtung und Entwicklung sollte man nicht als getrennte, sondern als zwei sich gegenseitig<br />
beeinflussende Prozesse sehen, die zur Erzielung optimaler Eigenschaften aufeinander ab-
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Seite 32<br />
gestimmt werden müssen. Grundsätzlich kann man zwar sagen, daß kurze Belichtungszeiten<br />
auch kurze Entwicklungszeiten benötigen, es bedarf aber immer auf die praktische Anwendung<br />
abgestimmter Versuche, um die gewünschten Ergebnisse in optimaler Weise zu<br />
erzielen.<br />
Man sollte sich nicht einzig auf die in der Industrie gängige Methode der Graukeilauswertung<br />
verlassen, sondern auch Schliffbilder, Testvorlagen, Aufnahmen von Rasterelektronenmikroskopen<br />
etc. mit in die Bewertung einbeziehen.<br />
Temperaturschwankungen im Entwickler können z.B. große Unterschiede im Ergebnis hervorrufen.<br />
Um besonders feine Auflösungen zu erzielen, sollte man auf jeden Fall mit sehr<br />
kurzen Belichtungs- und Entwicklungszeiten experimentieren und die Temperatur der Entwicklungslösung<br />
eventuell auch unter die empfohlene Mindesttemperatur des Resistherstellers<br />
bringen. Man wird auch beachten müssen, daß die Resiste unterschiedlicher Hersteller<br />
sehr verschiedene Ergebnisse bezüglich Feinstrukturauflösung zeigen können.<br />
Generell gilt für höchstmögliche Auflösung: Kurze Belichtungszeiten, mit Hochleistungsbelichtern<br />
ohne Haltezeit belichten.<br />
6.2 Optik<br />
6.2.1 Deklination<br />
Zur Klärung des Begriffs Deklination, stellen wir uns zunächst eine streng punktförmige<br />
Lichtquelle vor (z.B. ein Fixstern), die radial in alle Richtungen strahlt. In den uns interessierenden<br />
Teil des Lichtwegs schieben wir eine Blende mit streng punktförmiger Öffnung und<br />
betrachten auf einer parallel darunterliegenden Bildebene das Auftreffen der Lichtstrahlen. In<br />
Bild 6.1a sind Lochblende und Lichtquelle derart angeordnet, daß der "einzige" Strahl durch<br />
die Lochblende genau senkrecht auf die Belichtungsebene auftrifft. In Bild 6.1b sind Lochblende<br />
und Lichtquelle gegeneinander verschoben; der Lichtstrahl durch die Lochblende trifft<br />
nicht mehr senkrecht auf die Bildebene. Der Winkel, dessen einer Schenkel das Lot von der<br />
Lichtquelle auf die Belichtungsebene und dessen anderer Schenkel der Lichtstrahl bildet,<br />
wird als Deklination definiert (Winkel in Bild 6.1b). Die Deklination läßt sich somit als Abweichung<br />
des Lichtstrahls vom senkrechten Einfall auf die Belichtungsebene verstehen. Im Gegensatz<br />
zu Bild 6.1b ist in Bild 6.1a diese Abweichung null und somit ist auch der Deklinationswinkel<br />
null.
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Belichtungsebene<br />
Bild 6.1a: Deklination Bild 6.1b: Deklination<br />
6.2.2 Kollimation<br />
a<br />
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Blatt 5.4<br />
Seite 33<br />
Lot auf die<br />
Belichtungsebene<br />
Zum Verständnis der Kollimation betrachten wir zunächst zwei punktförmige Lichtquellen L1<br />
und L2, in deren Lichtwege wir analog zu Bild 6.1 wieder eine Lochblende mit punktförmiger<br />
Öffnung schieben und auf einer parallel darunterliegenden Bild-ebene das Auftreffen der<br />
Lichtstrahlen betrachten.<br />
Bild 6.2: Kollimation<br />
L1 L3 L2<br />
a1 a2<br />
b2 b1<br />
B C A<br />
L1 erzeugt einen Lichtpunkt in A und L2 einen Lichtpunkt in B. Beide Lichtstrahlen haben einen<br />
starken Deklinationswinkel a1 und a2 und kreuzen sich notwendigerweise in der punktförmigen<br />
Öffnung der Blende. Eine mögliche Lichtquelle L3, deren Lot auf die Bildebene genau<br />
durch die Lochblende verliefe, hätte nach unserer Definition im vorhergehenden Teil den<br />
Deklinationswinkel Null und würde bei C einen Lichtpunkt erzeugen.<br />
Stellen wir uns jetzt vor, daß zwischen L1 und L2 beliebig viele punktförmige Lichtquellen angeordnet<br />
wären, z.B. ein glühender Draht, den wir als lineare Lichtquelle L1 / L2 bezeichnen<br />
wollen, so würden diese zwischen A und B beliebig viele Lichtpunkte und somit eine Lichtstrecke<br />
erzeugen. Die Lichtstrecke AB ist also ein Maß für die Ausdehnung der Lichtquelle.<br />
Zur Bestimmung des Kollimationshalbwinkels einer nichtpunktförmigen, d.h. flächenförmigen<br />
Lichtquelle sucht man zunächst jenen Punkt der Lichtquelle, dessen Lot auf die Bildebene<br />
durch die punktförmige Öffnung der Blende geht; in Bild 6.3 ist es L3. Das Lot ist der eine<br />
Schenkel des Halbwinkels; der andere Schenkel wird durch die Strecke bestimmt, die durch
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Seite 34<br />
eben diesen Punkt L3 und einen der beiden äußersten Bildpunkte A oder B geht. Die "Halb"-<br />
Winkel sind in Bild 6.2 mit ß1 und ß2 bezeichnet.<br />
Der Kollimationswinkel ist also ein Maß für die Ausdehnung der Lichtquelle. Zur besseren<br />
Verdeutlichung kann man sich die Kollimation auch folgendermaßen erklären: Die lineare<br />
Lichtquelle L1 / L2 erzeugt in der Bildebene die Lichtstrecke AB. Ausgehend von der beobachteten<br />
Lichtstrecke AB fragen wir uns nun, welche Streuung müßte eine punktförmige<br />
Lichtquelle (in unserem Fall L3 ) aufweisen, um diese Strecke zu produzieren. Die Antwort<br />
hierzu ist einfach und wird durch den Winkel gegeben, der durch die Verbindung L3 / A und<br />
L3 / B gebildet wird.<br />
In Bild 6.2 ist die Öffnung der Lochblende nicht mittig zu L1 und L2 gezeichnet, um zu zeigen,<br />
daß die beiden "Halb"-Winkel nur bei symmetrischer Zuordnung der Lochblende zur flächigen<br />
Lichtquelle gleich groß sind. Die Lochblende ist in der praktischen Anwendung eines<br />
Belichtungsgeräts mit kollimierten Licht im allgemeinen der Querschnitt des Linsensystems<br />
senkrecht zum Zentralstrahl. Es kann also auch in der Praxis gut möglich sein, daß beide<br />
Winkel nicht gleich groß sind. Bei flächiger Lichtquelle würde sich ein unsymmetrisches<br />
Winkelfeld ergeben.<br />
6.2.3 Paralleles Licht<br />
Nach den Ausführungen in Punkt 6.2.1 und 6.2.2 wird deutlich, daß es kaum paralleles Licht<br />
im mathematischen Sinn geben kann. Eine punktförmige Lichtquelle strahlt radial in alle<br />
Richtungen, die Lichtstrahlen kreuzen sich dabei nicht. Von einer leuchtenden Fläche breitet<br />
sich Licht in alle Richtungen des Halbraums aus; allerdings kreuzen sich die Lichtstrahlen<br />
(Bild 6.3).<br />
Bild 6.3: Punktförmige Lichtquelle und leuchtende Fläche<br />
Zur Erzielung von quasi parallelem Licht, das bedeutet ein sehr kleiner Kollimationswinkel,<br />
bedarf es enormer Anstrengungen in der Optik. In der Technik werden meistens Kombinationen<br />
aus Linsensystemen und Hohlspiegeln benutzt, um annähernd paralleles Licht herzustellen.<br />
Bild 6.4 zeigt z.B. ein Linsensystem (Integrator) aus 3 x 3 Stäben, wie es von der Firma<br />
ORC, USA, verwendet wird. Interessant ist auch der eingezeichnete Beamsplitter, ein halbdurchlässiger<br />
Spiegel, der im Idealfall den Lichtstrom zu 50 % durchläßt und zu 50 % reflektiert,<br />
um hierdurch mit nur einer Lichtquelle und einem Linsensystem eine gleichzeitige beidseitige<br />
Belichtung des Zuschnitts zu ermöglichen.
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Bild 6.4: Linsensystem (Werksbild ORC (USA))<br />
6.2.4 Ausleuchtung<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 35<br />
Neben der Parallelität spielt der Begriff der Ausleuchtung eine entscheidende Rolle. Um<br />
möglichst große Zuschnitte belichten zu können, liegen die Belichtungsflächen der Belichtungsgeräte<br />
meistens in der Größenordnung 700 x 700 mm². Hierbei ist es eigentlich selbstverständlich,<br />
daß an den 4 Eckpunkten dieser Fläche genausoviel Licht pro Zeiteinheit auftrifft<br />
wie in der Mitte. Die Begründung ist sehr einfach: Unterscheiden sich die Lichtwerte<br />
sehr stark von einander, so kommt es gebietsweise zu Über- oder Unterbelichtung, je nach<br />
Einstellung der Belichtungszeit. Die Lichtverteilung kann mit handelsüblichen Meßgeräten<br />
bestimmt werden. Die Schwankungsbreite innerhalb der Belichtungsfläche sollte bei guten<br />
Geräten um weniger als ± 10 % variieren.<br />
6.3 Abbildungsfehler<br />
Schlechte Deklination oder schlechte Kollimation ergeben beim Fotoprozeß identische Fehlerbilder.<br />
In beiden Fällen wird die Flanke des Fotoresists am Übergang zwischen belichteter<br />
und unbelichteter Fläche mit einem sogenannten "Undercut" belegt. Bild 6.5 zeigt zunächst<br />
in idealisierter Weise den Belichtungsvorgang und das Ergebnis nach dem Entwickeln:<br />
Die Flanken des Resists stehen senkrecht zur Oberfläche des Basismaterials und die geschwärzte<br />
Stelle des Films wird exakt auf den Fotoresist übertragen.
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Beim Belichten<br />
Nach dem Entwickeln<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Paralleles Licht<br />
Filmvorlage<br />
Fotoresist<br />
Basismaterial<br />
Entwickelter Fotoresist<br />
Basismaterial<br />
Bild 6.5: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit parallelem Licht<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 36<br />
Bei schrägem Lichteinfall, bedingt durch schlechte Deklination oder Kollimation ergeben sich<br />
schräge Flanken und Abbildungsfehler, wie es die Bild 6.6 und Bild 6.7 verdeutlichen.<br />
Die Flanken des Resists stehen nicht mehr senkrecht zur Oberfläche, auf der linken Seite<br />
zeigt der Fotoresist nach dem Entwickeln einen deutlichen Undercut, rechts dagegen einen<br />
Fuß. Weiterhin sieht man, daß die Position der freien Stelle im Basismaterial bezogen auf<br />
die Schwärzung im Film deutlich nach links verschoben ist. Die Deklination bewirkt also eine<br />
Verbreiterung und eine Verschiebung des Abbilds. Die hier schematisch dargestellte Problematik<br />
trifft man in dieser Kraßheit zwar i.a. in der Produktion nicht an, verdeutlicht aber<br />
sehr stark, welche Probleme ein großer Deklinationswinkel mit sich bringt.<br />
Dünne Resiste ohne Schutzfolie bilden die Fotovorlage präziser ab als dicke Resiste mit<br />
Schutzfolie, gleichzeitig sind dünne Resiste jedoch anfälliger gegen Staub, Beschädigungen<br />
und qualitativ nicht optimalen Fotovorlagen. Matte Metalloberflächen sind besser geeignet<br />
als glänzende Oberflächen.
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Beim Belichten<br />
Nach dem Entwickeln<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Lichtquelle<br />
Filmvorlage<br />
Fotoresist<br />
Basismaterial<br />
Entwickelter Fotoresist<br />
Basismaterial<br />
Bild 6.6: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit schlecht dekliniertem Licht<br />
Beim Belichten<br />
Nach dem Entwickeln<br />
Lichtquelle mit Hohlspiegel<br />
Filmvorlage<br />
Fotoresist<br />
Basismaterial<br />
Entwickelter Fotoresist<br />
Basismaterial<br />
Bild 6.7: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit schlecht kollimiertem Licht<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 37
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Ein großer Kollimationswinkel bringt ähnliche Ergebnisse:<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 38<br />
Hierbei kann sich eine Unterstrahlung auf beiden Seiten der geschwärzten Fläche des Films<br />
zeigen, so daß nach dem Entwickeln auch auf beiden Seiten ein deutlicher Undercut auftritt.<br />
In der Praxis kann der Undercut durchaus 5 bis 10 µm betragen und dadurch die Geometrie<br />
schmaler Leiter wesentlich beeinflussen. Aus den Bildern wird auch ersichtlich, daß die Dikke<br />
des Fotoresists den Undercut entscheidend beeinflußt. Je feiner die aufzulösenden<br />
Strukturen sein sollen, um so notwendiger ist es, die Parallelität des Lichts zu verbessern<br />
oder aber die Schichtstärke des Resists zu reduzieren. Hierbei sind Flüssigresiste den<br />
Festresisten überlegen (Bild 6.8)<br />
UV-Licht<br />
Leiterbreite/-abstand<br />
100µm 100µm<br />
100µm<br />
Trockenfilm<br />
A B<br />
Film<br />
Kupfer<br />
Trockenfilm<br />
<br />
<br />
<br />
Flüssigresist<br />
Bild 6.8: Einfluß der Resistdicke und Lichtqualität auf die Auflösung (Werksbild<br />
Multiline)<br />
Deutlicher werden die Fehler von schlecht dekliniertem und kollimiertem Licht ausgeprägt,<br />
wenn anstelle des hier dargestellten „harten Kontakts", d.h. zwischen Film und Fotoresist ist<br />
der Abstand null, im sogenannten „Off-Contact“-Verfahren gearbeitet wird. Hierbei ist der<br />
Abstand zwischen Film und Fotoresist in der Größenordnung von 0,1 mm.<br />
6.4 Belichtungsgeräte<br />
Bei den Belichtungsgeräten gibt es grundsätzliche Unterschiede zu beachten:<br />
1) Stehende Lichtquelle / bewegte Lichtquelle<br />
2) Streulicht / kollimiertes Licht<br />
3) Manuelle Beladung / automatische Beladung<br />
4) Registrierung von Film zu Produktionszuschnitt über Stifte / Registrierung von<br />
Film zum Produktionszuschnitt über automatisch optische Kamerasysteme.<br />
zu 1) Das System der bewegten Lichtquelle, bei der ein sehr stark rechteckiges, verspiegeltes<br />
Lampengehäuse mit den eingebauten Lampen über den Produktionszuschnitt fährt,<br />
ist heute kaum noch in der Anwendung, allenfalls zur Belichtung übergroßer Zuschnitte.
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
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3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 39<br />
Feststehende Lichtquellen mit einfachen oder optisch anspruchsvollen Reflektoren sind der<br />
Standard.<br />
zu 2) Die Belichtung mit Streulicht ist am weitesten verbreitet, doch gewinnt kollimiertes<br />
Licht, trotz der aufwendigeren optischen Vorrichtungen zunehmend an Bedeutung, um<br />
Strukturen unter 100 µm sauber aufzulösen. Bild 6.9 zeigt ein doppelseitiges manuelles Belichtungsgerät<br />
mit wenig kollimiertem Licht, Bild 6.10 ein Gerät mit hoch kollimiertem Licht.<br />
Bild 6.9: Belichtungsgerät mit wenig kollimiertem Licht (Werksbild DuPont)<br />
Bild 6.10: Belichtungsgerät mit hochkollimiertem Licht (Werksbild ORC (USA))<br />
zu 3) Obwohl im Zuge der Automatisierung die Zahl der Geräte mit automatischer Beladung<br />
sehr stark zunimmt, dürften Geräte mit manueller Beladung sowohl von der Anzahl als auch<br />
in Bezug zum produzierten Durchsatz weit in der Überzahl liegen. Dies liegt einerseits an<br />
den sehr unterschiedlichen Anschaffungskosten und andererseits an der Tatsache, daß der<br />
Durchsatz eines automatischen Belichtungsgeräts schwerlich mehr als den doppelten Wert<br />
der manuellen Belichtung erreicht. Bei etwas aufwendigeren und dadurch auch teureren Belichtungsrahmen/Systemen<br />
ist es durchaus möglich, daß die manuelle Beladung bei mindestens<br />
vergleichbarer optischer Genauigkeit genauso schnell oder sogar schneller ist als die<br />
automatische Beladung. Weiterhin sind im allgemeinen die Rüstzeiten bei Automaten sehr<br />
viel aufwendiger als bei Belichtungsrahmen; hierdurch ergibt sich auch das Problem der<br />
Losgrößenoptimierung.
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
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3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 40<br />
zu 4) Die Registrierung von Film zum Produktionszuschnitt über Stifte ist der übliche und<br />
schnellere Weg, höhere Genauigkeit allerdings zu Lasten der Produktionsgeschwindigkeit<br />
bringt dagegen die Registrierung mit Hilfe von automatischen Kamerasystemen. Weiterhin<br />
sind Belichtungsgeräte mit automatischer Registrierung wesentlich teuerer als jene mit Pinregistrierung.<br />
Beim Vergleich von Belichtungsgeräten untereinander sind für den Praktiker die geschwindigkeitsbestimmenden<br />
Schritte von großer Bedeutung, um die effektiven Durchsatzzahlen<br />
überschlagen zu können. Während oftmals nur von z.B. 8 Sekunden Belichtungszeit gesprochen<br />
wird, kann der gesamte Belichtungsvorgang durchaus 30 oder 45 Sekunden betragen.<br />
Folgende Schritte sind bei Berechnung der theoretischen Durchsatzkapazität zu beachten:<br />
a) Einrichten des Belichtungsgeräts<br />
Je nach Belichtungsgerät kann man Zeiten zwischen ca. 3 Minuten und ca. 15<br />
Minuten, bei älteren Automaten eventuell auch noch längere Zeiten erwarten.<br />
b) Transport des Zuschnitts in das Belichtungsgerät<br />
Bei manuell zu bedienenden Geräten gibt es kaum große Unterschiede,<br />
Automaten können sich dagegen stark unterscheiden; Zeiten zwischen 10 und 20<br />
Sekunden sind aber Standard.<br />
c) Registrierung des Zuschnitts zum Film<br />
Bei einer Registrierung über Aufnahmestifte erfolgt der Vorgang so gut wie<br />
zeitlos; er ist vom Vorgang des Transports in das Belichtungsgerät nicht zu<br />
trennen. Bei optischer Registrierung über Kameras werden oftmals Zeiten von 10<br />
Sekunden benötigt, bei einem Abglich über 4 anstatt der meistens benutzten 2<br />
Punkte entstehen wesentlich höhere Zeiten.<br />
d) Vakuum ziehen<br />
e) Belichtung<br />
Zur genauen Bildübertragung wird standardmäßig Vakuum zwischen dem<br />
Zuschnitt und der Fotovorlage gezogen. Je nach Güte der Vakuumpumpen und des<br />
zu erstellenden Vakuums werden i.a. Zeiten zwischen 5 und 10<br />
Sekunden benötigt.<br />
Die Länge der Belichtung hängt von vielen Faktoren ab, von der Stärke, aber auch<br />
vom Alter des Brenners, von der Empfindlichkeit des Fotoresists, sowie von der<br />
Temperatur und der chemischen Einstellung des Entwicklers. Norma- lerweise liegen<br />
die Belichtungszeiten zwischen 6 bis 12 Sekunden.<br />
f) Transport des Zuschnitts aus dem Belichtungsgerät.
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Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Hierbei betragen die Zeiten i.a. zwischen 3 und 5 Sekunden.<br />
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3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 41<br />
Insgesamt haben Automaten Zykluszeiten von ca. 25 bis 50 Sekunden, so daß mit Durchsätzen<br />
von ca. 70 bis 150 Zuschnitten pro Stunde gerechnet werden kann. Bei manuellen<br />
Geräten erzielt man, abhängig vom Registriersystem, ähnliche Werte.<br />
6.5 Brenner<br />
Der Brenner im Belichtungsgerät ist von entscheidender Bedeutung für den Belichtungsvorgang.<br />
Er muß in genügend großer Menge Licht in dem Frequenzbereich zur Verfügung stellen,<br />
in dem der Fotoresist seine höchste Empfindlichkeit hat.<br />
Die eingesetzten Brenner sind Gasentladungslampen, die meistens Xenon unter hohem<br />
Gasdruck enthalten. Der Glaskörper besteht aus reinem Quarzglas, um gegen die hohen<br />
Temperaturen und die thermischen Schwankungen beständig zu sein. Die Elektroden sind<br />
aus Wolfram, sie dienen nicht nur zur Stromzuführung des Gleichstromes, sondern auch zur<br />
Wärmeableitung. Der Abstand der Elektroden, also der von Kathode und Anode, ist relativ<br />
klein, er liegt je nach Lampenleistung zwischen 30 µm und 10 mm. Aus thermischen Gründen<br />
wird die Kathode klein und die Anode groß gewählt (Bild 6.11).<br />
Typische Leistungswerte:<br />
Leistung: 5000 W<br />
Gleichspannung: 50 V<br />
Mittlere Stromstärke: 100 A<br />
Zündspannung: 30 000 V<br />
Lichtstrom (Lichtleistung):<br />
265 000 lm<br />
Durchschnittliche<br />
Betriebsdauer: 750 h<br />
Brennposition:Vertikal<br />
Bild 6.11: Brenner: Quecksilber-Xenon-Lampe (Werksbild ORC (USA))<br />
Nach der Zündung brennt die Lampe durch die Bogenentladung. Während der Anlaufphase<br />
wärmt sich das Gas auf und der Druck erhöht sich. Die Spannung steigt an und der Strom<br />
nimmt ab, bis er den Brenner-typischen Strom im heißen Zustand erreicht. Typische Aufwärmzeiten<br />
liegen zwischen 5 und 15 Minuten.
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Bild 6.12: Typisches Brennerspektrum eines reinen Xenon - Brenners mit UV -<br />
Spektrum eines Photoresists (Werksbild ORC, USA)<br />
Bild 6.13: Typisches Brennerspektrum eines Quecksilber - Xenon - Brenners<br />
mit UV - Spektrum eines Photoresists (Werksbild ORC, USA)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 42<br />
Die Fotoresiste haben i.a. ihren größten Empfindlichkeitsbereich zwischen etwa 340 bis 410<br />
nm. Dieser Bereich muß vom Brenner intensiv ausgeleuchtet werden. Bild 6.12 zeigt ein typisches<br />
Emmissionsspektrum einer reinen Xenon-Lampe und ein Absorptionsspektrum eines<br />
Resists. Deutlich sichtbar ist, daß die Emmissionmaxima im IR-Bereich und Absorpti-
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3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 43<br />
onsmaxima im UV-Berich liegen. Weil sie nicht übereinstimmen, wären extrem lange Belichtungszeiten<br />
erforderlich.<br />
Wird jedoch Quecksilber zu dem Xenon gegeben, so verändert sich das Emmissionsspektrum<br />
sehr markant (Bild 6.13), die Maxima werden vom IR-Bereich in den UV-<br />
Bereich verschoben. Darüber hinaus kann das Quecksilber noch mit z.B. Eisen dotiert werden.<br />
Die daraus resultierenden Hauptlinien im UV-Bereich von 365 nm, 405 nm und 430 nm<br />
liegen dann genau in dem Bereich, in dem der Fotoresist besonders empfindlich ist.<br />
Außer undotierten und Fe-dotierten Brennern kann man z.B. auch Ga-dotierte Brenner beziehen,<br />
deren Maximum ist leicht nach höheren Wellenlängen verschoben. Es liegt etwa bei<br />
410 nm.<br />
Bei unzufriedenen Belichtungsergebnissen sollte man den Resisthersteller nach dem optimalen<br />
Brennertyp für seinen speziellen Resist fragen.<br />
Die Lebensdauer der Brenner kann oft einige tausend Stunden betragen. Das An- und Abschalten<br />
der Lampe wirkt sich jedoch auf die Lebensdauer aus. So verkürzen hohe An- und<br />
Abschaltraten die Lebensdauer drastisch. Nach längerer Brenndauer scheidet sich Wolfram,<br />
das von den Elektroden verdunstet, am Glaskörper ab. Hierdurch wird die Lichtdurchlässigkeit<br />
des Glaskörpers negativ beeinflußt und die Lampentemperatur steigt an. Es ist deshalb<br />
nicht ratsam zu warten, bis der Brenner nicht mehr zündet, sondern ihn bereits frühzeitig zu<br />
tauschen, da mit zunehmendem Alter, für das menschliche Auge unbemerkt, die Leistung<br />
des Brenners nachläßt und dadurch zwingend die Belichtungszeiten länger werden. Ein<br />
Brenner sollte deshalb spätestens dann ausgewechselt werden, wenn die vom Hersteller<br />
vorgegebene mittlere Lebensdauer um etwa 25 % überschritten wurde. Der Lichtfluß wird bis<br />
dahin um etwa 30 - 35 % abgenommen haben, was sich direkt auf die Verlängerung der Belichtungszeit<br />
auswirkt. Die Leistung eines Brenners kann leicht mit einem Lichtmengenmeßgerät<br />
überprüft oder aber über Graukeilmessungen ermittelt werden. Die Resisthersteller<br />
empfehlen mit Lichtintensitäten von mindestens 10 Milliwatt/cm² zu arbeiten. Die Lichtmengenzähler<br />
zeigen die Lichtmenge in mJ/cm² (Millijoule pro Quadratzentimeter) an. Um auf<br />
die Leistung zu kommen, muß die angezeigte Lichtmenge durch die Belichtungszeit dividiert<br />
werden, also:<br />
gemessene Lichtmenge (mJ/cm²)<br />
Belichtungszeit (s)<br />
= Lichtintensität (mW/cm 2 )<br />
Vor dem Einsatz neuer Brenner, sowie jeweils nach dem Einschalten, sollen die Brenner einige<br />
Zeit (ca. 15-30 Minuten) brennen, um die optimale Temperatur zu erhalten. Wichtig ist<br />
diese Aufwärmphase, damit sicher gestellt ist, daß alles Quecksilber verdampft ist. Beim<br />
Betrieb werden die Brenner gekühlt. Es ist darauf zu achten, daß die Kühlung ständig arbeitet,<br />
da sonst der Brenner überhitzt und explodieren kann. Quecksilberdampf-Lampen<br />
können nur in senkrechter Stellung arbeiten.<br />
Beim Brennerwechsel muß Schutzkleidung getragen werden: Brille, Handschuhe, Plastikschürze.<br />
Die Brenner sind grundsätzlich nur mit Handschuhe anzufassen. Auch ist auf die<br />
Polarität zu achten, da sonst die Lampe schnell zerstört wird. Beim Brennerwechsel muß der
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Blatt 5.4<br />
Seite 44<br />
Brenner zum Hohlspiegel häufig neu justiert werden. Optimierte Belichtungszeiten müssen<br />
regelmäßig überprüft werden. Belichtungsgeräte müssen regelmäßig gereinigt, gewartet und<br />
kalibriert werden.<br />
6.6 Registrieren beim Belichten<br />
Unter Registrieren beim Belichten versteht man die optimale Zuordnung der erzeugten Bilder<br />
zueinander. Beim Registrieren der Außenlagen bedeutet dies, die Fotovorlage soweit wie<br />
möglich mit dem Bohrbild des gerade zu belichtenden Nutzens zur Deckung zu bringen.<br />
Beim Registrieren der Innenlagen ist die Aufgabe, Oberseite und Unterseite zur Deckung zu<br />
bringen.<br />
Zur Registrierung stehen mechanische und optische Registriersysteme zur Verfügung.<br />
Idealerweise sollten sie zum Belichten sowohl von Innenlagen als auch von Außenlagen geeignet<br />
sein. Da jeder <strong>Leiterplatten</strong>hersteller „sein“ Registriersystem bevorzugt, haben sich<br />
einheitliche Systeme nicht durchgesetzt.<br />
6.6.1 Mechanische Registriersysteme<br />
Bei der mechanischen Registrierung liegt in dem Belichtungsgerät ein spezielles System<br />
von Stiften (Pins) vor. So wird entweder ein 2-Stift-System oft mit Varianten, das 4-Langloch-<br />
System oder das L-Verstiftungssystem eingesetzt.<br />
Beim Belichten von Innenlagen ist die Registrierung vom Herstellprozeß der mehrlagigen<br />
Schaltung abhängig. So ist die am besten geeignete Art der Registrierung die sogenannte<br />
„Post-etch-punch-Technik“ (Stanzen-nach-dem-Ätzen). Um das unterschiedliche Schrumpfbzw.<br />
Dehnverhalten der Innenlage zu kompensieren, werden die Registrierlöcher für das<br />
Verpressen der Innenlagen nicht vor dem Belichten gestanzt, sondern erst nach dem Ätzen<br />
bzw. Schwarzfärben. Bei der Stanze wird ein CCD-Videosystem eingesetzt, um die geätzte<br />
Innenlage nach ebenfalls zwei oder vier geätzten Zielpunkten mittig für das Registrierlochsystem<br />
auszurichten. Da die wichtigste Forderung an die Belichtung der Innenlage darin besteht,<br />
die Ober- und die Unterseite ohne Versatz zu belichten, kann die Belichtung in einer<br />
Filmtasche (Versatz zwischen 50 µm und 120 µm) oder in einem Glasrahmen (Versatz zwischen<br />
20 µm und 40 µm) erfolgen. Diese Glasrahmen mit integriertem Vakuum beinhalten<br />
das Aufnahmesystem für die Filmvorlagen und Aufnahmestifte für die zu belichtenden Nutzen.<br />
Das Vakuum wird durch das geringe Luftvolumen sehr schnell aufgebaut, das Anpressen<br />
und das „Reiben“ entfällt, wodurch Unterstrahlung und Verschieben der oberen Filmvorlage<br />
vermieden werden. Darüber hinaus kann der Durchsatz erheblich gesteigert werden.<br />
Werden die Innenlagen nach diesem Post-etch-punch-Verfahren hergestellt, müssen sie vor<br />
dem Belichten weder gestanzt noch gebohrt werden, sie werden einfach, wenn vorhanden,<br />
an die Stifte angelegt.<br />
In den meisten Fällen werden zwei, leicht konische Rundstifte benutzt zur Aufnahme der zu<br />
belichtenden Nutzen und vier Langlochpaßstifte zur Aufnahme der Fotovorlage (Bild 6.14).
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Bild 6.14: Pin-Registrierung mit zentrischer Aufnahme des Films über 4<br />
Langlochpaßstifte und zentrische Aufnahme der Platte über 2<br />
Rundstifte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 45<br />
Film<br />
Rundstifte<br />
Zuschnitt<br />
Langloch-<br />
-paßstifte<br />
Die Filmregistrierung wird mit einer Filmstanze erreicht. Diese arbeitet mit CCD-<br />
Videokameras, die die im Film eingebrachten Zielpunkte aufnimmt, den Film zentrisch positioniert<br />
und die Lochkonfiguration einstanzt.<br />
Voraussetzung für dieses gesamte Verfahren ist, daß das System des Belichtungsgerätes,<br />
bestehend aus Zuschnitt-Aufnahme-Stiften und Film-Aufnahme-Stiften, und das System der<br />
Filmstanze, bestehend aus Zuschnittsaufnahme und Stanzpositionen, identisch sind.<br />
Bei dem in Bild 6.14 dargestellten System für die Pin-Registrierung (H. Rutenberg, Galvanotechnik,<br />
87 (1996) 3452) sind die Verhältnisse nahezu ideal:<br />
Durch die kreuzförmige Aufnahme der Fotovorlage in 4 Langlöchern über 4 Langlochpaßstifte,<br />
die kürzer als diese sind, kann der Film nach dem Einbau alle Dimensionsveränderungen<br />
frei durchführen. Wird die Mitte des Zuschnitts ins Zentrum des Aufnahmekreuzes gelegt,<br />
so bleibt dieser Zentralpunkt stets ortsfest im Belichtungsgerätes. Alle Dimensionsveränderungen<br />
des Filmes können sich maximal auf die Hälfte der Zuschnittslänge auswirken.<br />
Gleiches gilt für die Dimensionsveränderung des Nutzens, wenn die Zuschnittsaufnahme<br />
ebenfalls zentrisch ist.<br />
Das Vier-Langloch-System ist ebenfalls weit verbreitet. Der Zentralpunkt der Fotovorlage<br />
und des Nutzens sind identisch und ortsfest im Belichtungsgerät. Alle Dimensionsveränderungen<br />
von Film und Nutzen wirken sich maximal auf die Hälfte der Zuschnittslänge aus.<br />
Dieses System wird vor allem in der Fertigung eingesetzt, die mit einem Standardformat arbeitet.<br />
Für das Belichten unterschiedlicher Formate ist das System nicht flexibel genug.
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Seite 46<br />
Für das Belichten von Außenlagen wird ebenfalls das L-Registriersystem eingesetzt (P.<br />
Waldner, Galvanotechnik 85 (1994) 1302). Eine Reihe von quadratischen Stiften wird in L-<br />
Form im Belichtungsrahmen angeordnet (Bild 6.15).<br />
Bild 6.15: Belichtungsrahmen mit L-Anordnung (Werksbild Multiline)<br />
Die Außenlagen mit gebohrten Registrierlöchern werden durch diese Stifte registriert. Die<br />
Abmessungen der Stifte sind so gewählt, daß die gebohrten Nutzen mit statistischer Sicherheit<br />
spannungsfrei auf die Stifte passen, unabhängig von der Zuschnittsgröße. Die Filmvorlage<br />
wird mit rechteckigen Langlöchern über die gleichen Stifte deckungsgleich registriert<br />
und im Glasrahmen mittels Vakuum festgehalten.<br />
6.6.2 Optische Registrierung<br />
Bei der optischen Registrierung sind in der Fotovorlage entweder zwei in der Mitte der kurzen<br />
Seite oder vier in den jeweiligen Ecken liegende Zielpunkte eingerichtet. Entsprechend<br />
positionierte Bohrungen sind in den Zuschnitten eingebracht. Das Videosystem vergleicht<br />
nun die Filmzielpunkte mit den Bohrungen. Dann wird durch Verdrehen und Verschieben in<br />
beide Richtungen die Fotovorlage auf das Bohrbild eingerichtet. Dies erfolgt für jeden Zuschnitt<br />
individuell (Bild 6.16 und 6.17). So ist es möglich, sowohl die während des Belichtens<br />
eintretende Veränderung der Fotovorlage als auch die individuellen Abweichungen der einzelnen<br />
Zuschnitt zu berücksichtigen. Dem System kann auch ein minimal zu haltender Restring<br />
eingegeben werden. Wird dieser bei den Zielpunkten unterschritten, wird der Zuschnitt<br />
unbelichtet aussortiert.<br />
Optische Registriersysteme sind vor allem in Belichtungsautomaten integriert. Diese belichten<br />
meist einseitig, um jede Seite optimal zu justieren.
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Passmarken im Film, Bohrungen in der Platte<br />
passend zu den Bohrungen<br />
Bild 6.16: Optische Registrierung vor der Ausrichtung: Platte ist gegenüber<br />
Film gedreht und verschoben<br />
Bild 6.17: Optische Registrierung nach der Ausrichtung: Optimales Ergebnis,<br />
da der Film in der kurzen Richtung länger ist als die Platte<br />
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6.6.3 Vergleich der Systeme<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
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Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
In der folgenden Tabelle 6.1 werden die beiden Registriersysteme verglichen.<br />
Tabelle 6.1: Systemvergleich Registriersysteme<br />
Mechanisches System Optisches System<br />
Produktivität hoch mittel<br />
Optisches Einrichten Einmal pro Los Jeder Nutzen<br />
Manuelles Arbeiten möglich möglich<br />
Automatisation möglich möglich<br />
Rüstzeit 2-5 min (Filme über Pins) 6 - 10 min<br />
15-20 min (Filmtasche)<br />
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Leistung bei 50 Ntz/Los 80 - 100 Ntz/Std 55 - 150 Ntz/Std (150 Ntz ohne<br />
Filmwechsel)<br />
Nachkorrektur nicht möglich möglich<br />
Belichtung meist zweiseitig meist einseitig<br />
Reproduzierbarkeit gut (Filme über Pins)<br />
sehr gut<br />
befriedigend (Filmtasche)<br />
Beschädigungsgefahr der Filme hoch sehr gering<br />
Investition niedrig sehr hoch<br />
Sehr wesentlich sind beim Vergleich der unterschiedlichen Registriersysteme die Einflüsse<br />
der Einzeltoleranzen auf die Registriergenauigkeit. In Tabelle 6.2 sind sowohl die Einzeleinflüsse<br />
als auch die Einflußfaktoren aufgeführt (H. Rutenberg, Galvanotechnik 87(1996)<br />
3452).<br />
Tabelle 6.2: Toleranzbetrachtung Registriersysteme<br />
Einzeleinflüsse<br />
Toleranzen<br />
Mechanisches Optisches<br />
System System<br />
Faktor Wert<br />
(µm)<br />
Faktor Wert<br />
(µm)<br />
Maximale Positionsungenauigkeit einzelner Bohrungen 1 50 1 50<br />
Schwankung der Dimensionsveränderung Bohren - Belichten 1 10 1 10<br />
Schwankung im Durchmesser der Aufnahmelöcher 1/2 20 1/2 --<br />
Dimensionsunterschied Bohrbild - Fotovorlage 1/2 30 1/2 30<br />
Verzerrung Fotovorlage 1 10 1 10<br />
Veränderung der Fotovorlage beim Belichten 1/2 20 1/2 20<br />
Registrierungenauigkeit 1 30 1 30<br />
Einbauungenauigkeit 1 20 1 --<br />
Spiel der Aufnahmepins 1/2 20 1/2 --<br />
Maximale Abweichung der Bezuglochposition von Nominal 1/2 50 1/4 50<br />
Berechnete Gesamttoleranz 79 70
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Die Position der gebohrten Löcher weisen maximale Ungenauigkeiten von +/- 50 µm auf. Die<br />
Positionsgenauigkeit der meisten Löcher ist zwar besser, da die Restringforderung für alle<br />
Löcher eines Nutzens gilt, ist der Maximalwert der Positionsabweichung aber entscheidend.<br />
Die Nutzen verändern sich durch die verschiedenen Prozesse zwischen Bohren und Belichten.<br />
Die Schwankungsbreite dieser Veränderung beträgt ca. +/- 20 ppm, was bei einem Nutzenformat<br />
von 500 mm etwa +/- 10 µm entspricht.<br />
Durch die Toleranzen des Bohrens und der Metallisierungsprozesse treten Schwankungen<br />
im Durchmesser der Löcher von +/- 20 µm auf. Dies ist allerdings für die Registrierung nur<br />
dann von Bedeutung, wenn durchkontaktierte Nutzen über Stifte registriert werden.<br />
Durch die Fertigungstoleranzen der als Fotovorlagen benutzten Filme kommt es dazu, daß<br />
zwischen dem mittleren Bohrbild der Nutzen und der eingesetzten Fotovorlage Dimensionsunterschiede<br />
in der Größenordnung von 60 ppm auftreten, was bei einem Nutzenformat von<br />
500 mm etwa 30 µm entspricht. Diese Dimensionsunterschiede können deutlich größer sein,<br />
wenn beim Bohren die Toleranzen für Schrumpfungs- bzw. Dehnungskorrektur voll ausgenutzt<br />
werden.<br />
Zusätzlich können Filme durch Herstellung und Einbau in das Belichtungsgerät leicht verzerrt<br />
sein, wodurch Positionsabweichungen einzelner Lötaugen von ca. 10 µm auftreten.<br />
Während des Belichtens verändern sich die Filme. Hier ist mit Veränderungen in der Größenordnung<br />
von 40 ppm entsprechend 20 µm bei 500 mm zu rechnen. Wird beim Belichten<br />
mit Vakuumkontakt und Mylarfolie gearbeitet, sind die Veränderungen noch wesentlich größer.<br />
Die Registriergenauigkeit bei optischer Registrierung läßt sich am entwickelten Bild nachmessen.<br />
Der Durchschnitt liegt bei 20 µm, die Standardabweichung bei +/- 6 µm. Die maximal<br />
gemessene Ungenauigkeit liegt bei 32 µm. Die Ungenauigkeit des Einrichtens mit der<br />
Filmstanze läßt sich ebenfalls nachmessen. Sie liegt bei 26 - 35 µm.<br />
Bei der Pin-Registrierung muß mit einer zusätzlichen Ungenauigkeit durch den Einbau und<br />
durch die Abweichung zwischen Belichtungssystem und Filmstanzsystem gerechnet werden.<br />
Der Wert liegt geschätzt bei 20 µm.<br />
Für einen reibungslosen Ablauf muß der Durchmesser der Aufnahmepins etwas kleiner sein<br />
als das kleinste vorkommende Aufnahmeloch. Hier wurde eine Differenz von 20 µm angenommen.<br />
Die oben angegebene Positionsungenauigkeit der Bohrlöcher gilt auch für die Bezugslöcher,<br />
d.h. die Löcher, die zum Ausrichten bei der optischen Registrierung oder zur Aufnahme der<br />
Nutzen bei der Pin-Registrierung dienen. Die maximale Positionsungenauigkeit beim Bohren<br />
kommt selten vor, wahrscheinlich nicht öfters als einmal innerhalb der Bezugslochgruppe.<br />
Da zum Ausrichten vier Löcher benutzt werden, zur Nutzenaufnahme im Pin-<br />
Registriersystem aber nur zwei Löcher, muß von dem maximalen Bohrversatz nur ¼ bzw. ½<br />
angesetzt werden.
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Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
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Die Gesamttoleranz ergibt sich dann mathematisch aus der Quadratwurzel der Quadratsummen<br />
der Toleranzen der Einzeleinflüsse (siehe Kapitel 10):<br />
2 2 2<br />
F = x1 + x2 + x3 + ...<br />
Die Berechnung zeigt, daß eine Pinregistrierung eine um etwa 10 µm höhere Toleranz als<br />
ein optisches System bei gleichen Grundbedingungen zeigt. Dieser Toleranzwert wird auch<br />
durch die Praxis bestätigt.<br />
7 Entwickeln<br />
Bei der Entwicklung werden die nach dem Belichten des negativ arbeitenden Fotoresists unpolymerisiert<br />
gebliebener Resistflächen rückstandsfrei entfernt, die belichteten polymerisierten<br />
Stellen verbleiben. Dabei geht man von folgendem Prinzip aus:<br />
Die Binder eines Fotoresists enthalten typischerweise organische Säuregruppen, die mit<br />
freien OH-Ionen der Entwicklerlösung reagieren und damit wasserlöslich werden (siehe auch<br />
Kapitel 4.1.2.1). Diese Reaktion bringt den Binder in eine wasserlösliche Form, vorausgesetzt,<br />
die Anzahl der reagierenden Säuregruppen ist groß genug, um die hydrophoben<br />
Kräfte innerhalb der Polymerkette des Binders zu überwinden. Keine der anderen Komponenten<br />
des Resists reagiert mit den OH-Ionen des Entwicklers und sind daher nicht in der<br />
Lage, wasserlöslich zu werden.<br />
Während des Entwickelns wirkt der Binder als oberflächenaktives Agent, das in der Lage ist,<br />
alle anderen organischen Bestandteile des Resists in wäßriger Lösung zu suspendieren.<br />
Wenn dies nicht der Fall wäre, dann würde ein Ausfallen verschiedener Resistkomponenten<br />
auf der Kupferoberfläche des Basismaterials und/oder den Maschinenwänden und Transportsystem<br />
die Folge sein. Derartige Reaktionen werden häufig beobachtet, wenn Entwicklerlösungen<br />
mit hohen Resistmengen beladen sind. Die Sodakonzentration soll deshalb<br />
durch Ergänzungen, die vom Resistdurchsatz abhängig sind, konstant gehalten werden.<br />
Hierbei hat sich vor allem die Messung der Leitfähigkeit bewährt. Die Steuerung der Zudosierung<br />
über die Leitfähigkeit (Leitwert) ermöglicht eine Konstanz der Sodakonzentration von<br />
0,05 Gew.%.<br />
Anmerkung: Das Belichten und Entwickeln sind als zwei sich gegenseitig beeinflussende<br />
Prozesse zu sehen. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse müssen daher beide Prozeßschritte<br />
aufeinander abgestimmt werden. Zur Abstimmung der Prozeßschritte ist der Graukeil das<br />
geeignetste Hilfsmittel.<br />
7.1 Entwicklungsverfahren<br />
Folgende Entwicklungsverfahren werden angewendet:<br />
• Sprühentwicklung in einer horizontalen Durchlaufmaschine<br />
• Tanksprühentwicklungsanlagen mit vertikaler Arbeitsweise, keine Transportrollen<br />
• Tauchentwicklungsanlagen
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Die Sprühentwicklung im Durchlaufverfahren hat sich weitestgehend durchgesetzt. Die<br />
Gründe dafür liegen in einer optimalen Prozeßsteuerung, sowie guten Leistungs- und Automatisierungsmöglichkeiten.<br />
Da der Transport aber nicht berührungslos erfolgt, kann es bei<br />
feinen Leiter zu Beschädigungen des entwickelten Bildes durch die Transportrollen kommen.<br />
Bei einer weiteren Verringerung der Leiterbreiten wird dieses System an Grenzen stoßen.<br />
Für den Entwicklungsvorgang werden Maschinen aus PVC mit mehreren Sprühkammern<br />
eingesetzt, wobei in den letzten Kammern durch eine intensive Wasserspülung die noch anhaftende<br />
Entwicklerlösung abgewaschen wird (Bild 7.1).<br />
Einlauf Entwicklung Entwicklung Kaskadenspülung Trockner Auslauf<br />
mit Frischlösung<br />
Not- Aus<br />
Mixer<br />
PI PI<br />
Reservetank<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Antischaum<br />
C<br />
PI PI<br />
F<br />
Soda<br />
Bild 7.1: Alkalisch-arbeitende Entwicklermaschine (Werkbild Gebr. Schmid)<br />
F<br />
Not- Aus
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Damit der Entwicklerprozeß optimal ausgeführt werden kann, ist bei der Maschinenausrüstung<br />
auf folgendes zu achten:<br />
• Überwachungseinrichtungen für Sprühdruck, Temperatur, durchsatzabhängige Zudosierung<br />
und Durchlaufgeschwindigkeit. Am besten erfolgt die Parameterüberwachung und<br />
Parametersteuerung mit einer SPS-Anlage, die auch eine Datenaufzeichnung ermöglicht.<br />
• Flachstrahldüsen, bei denen Sprühdruck und -verteilung über die ganze Fläche konstant<br />
ist, die nicht zu Verstopfungen neigen und für Reinigungszwecke leicht ausbaubar sind<br />
(Bajonettverschlüße). Quer zur Durchlaufrichtung oszillierende Düsenstöcke.<br />
• Dosiersystem mit Messung der Konzentration für das Entwicklermedium und Antischaum.<br />
• Kühl- und Heizsystem für das Entwicklermedium.<br />
• Säurespülung zur optimalen Entfernung des Alkalifilmes nach der letzten Wasserspüle.<br />
• Transportsystem für dünne Materialien (Innenlagen), Führungsgitter, größerer Transportrollendurchmesser.<br />
• Trocknungseinrichtung am Auslauf.<br />
• Be- und Entladeeinrichtung zur Automatisierung und Verhinderung von „mechanischen<br />
Beschädigungen“ der Platten.<br />
Die Leistung bzw. die Durchlaufgeschwindigkeit der Anlage sollte so ausgelegt sein, daß der<br />
Breakpoint (Zeitpunkt der vollständigen Entwicklung) nach ½ bis 2 /3 des gesamten Durchlaufs<br />
durch die Entwicklerkammer erreicht wird.<br />
Das einwandfreie Funktionieren der Entwicklermaschine ist stark von der Wartung abhängig.<br />
Die Maschine sollte wöchentlich einer Komplettreinigung unterzogen werden. Transport- und<br />
Abquetschwalzen sollten mindestens bei jedem Schichtwechsel gereinigt werden. Die Düsenstöcke<br />
sind ebenfalls in diesem Rhythmus auf Verstopfungen zu überprüfen.<br />
7.2 Entwicklungsmedium<br />
Das Entwicklermedium ist eine Lösung aus Natrium- oder Kaliumkarbonat in Wasser. Die<br />
Konzentration der Lösung liegt bei ca. 1 Gew.% Na2CO3 oder K2CO3 ohne Berücksichtigung<br />
des Kristallwassers. Die Konzentration des Entwicklermediums ist täglich zu analysieren,<br />
dazu geeignet ist das Titrationsverfahren.<br />
Die Entwicklungstemperatur liegt normalerweise bei 25 - 35 °C. Niedrigere Temperaturen<br />
vergrößern das Verarbeitungsfenster, führen aber zu niedrigeren Durchlaufgeschwindigkeiten,<br />
d.h. Kapazitätseinbußen. Höhere Temperaturen und höhere Carbonatkonzentrationen<br />
führen zum Angriff der polymerisierten Resistoberflächen und wirken sich praktisch auf die<br />
Auflösung und Flankenstruktur aus. Ungenügend polymerisierte und überentwickelte Resistkomponenten<br />
haben das Potential zur Verunreinigung galvanischer Bäder. Hieraus resultieren<br />
verschiedene Abscheidungsprobleme wie matte Oberflächen, nicht oder nur teilweise<br />
oder schichtförmig aufgebautes Kupfer.<br />
Die Entwicklungszeit ist stark vom Fotoresist, den Prozeßparametern sowie von der Anlage<br />
(Düsenstöcke, Art der Düsen) abhängig und beträgt ca. 40 - 90 Sekunden.
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Um die beim Sprühvorgang entstehende Schaumbildung zu vermeiden, wird dem Medium<br />
ein vom Fotoresisthersteller und vom Hersteller der Entwicklungsmaschine freigegebenes<br />
Antischaummittel zugegeben. Achtung: Falsches Antischaummittel zerstört die Entwicklermaschine!<br />
7.3 Beurteilung der Entwicklungsqualität<br />
Ein wichtiges Beurteilungskriterium für die Entwicklungsqualität ist die Flankengeometrie<br />
(Bild 7.2). Sie hat großen Einfluß auf den Leiterquerschnitt bzw. -abstand.<br />
Idealfall überentwickelt unterentwickelt<br />
(oder unterbelichtet) (oder überbelichtet)<br />
Bild 7.2: Flankenformen des Resists<br />
Die Ober- und Unterseite des Zuschnitts darf nicht unterschiedlich entwickelt sein. Es ist<br />
deshalb darauf zu achten, daß von beiden Seiten Prüfungen durchgeführt werden und eine<br />
Zuordnung erfolgt.<br />
Die entwickelten Zuschnitte sind stichprobenmäßig auf Entwicklungsrückstände zu überprüfen.<br />
Solche Rückstände auf der Oberfläche können bei der Weiterverarbeitung zu Haftproblemen<br />
führen. Die Ursachen dafür liegen meistens bei zu kurzen Entwicklungszeiten<br />
(Durchlaufgeschwindigkeit), einer schlechten Spülung, verstopften Düsen oder einer falschen<br />
Entwicklerkonzentration. Darüber hinaus können sie aber auch aus Problemen beim<br />
Belichten (Unterstrahlung, mangelhaftes Vakuum) herrühren.
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Bild 7.3a: Resiststrukturen bei Feinstleitertechnik (Werksbild DuPont)<br />
Bild 7.3b: Resiststrukturen bei Feinstleitertechnik (Werksbilder Ciba Geigy)<br />
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In Bild 7.3a und b sind Resiststrukuren abgebildet, die mit einem Rasterelektronenmikroskop<br />
aufgenommen wurden. Deutlich erkennbar sind die steilen Resistflanken.<br />
8 Überprüfen von Belichtungszeiten und Belichtungsgeräten<br />
Der Polymerisationsgrad von Fotoresisten ist entscheidend für die nutzbaren Resisteigenschaften,<br />
wie chemische Beständigkeit, Auflösungsvermögen, Wiedergabegenauigkeit,<br />
Flankenform, etc.. Die Belichtungsintensitäten sind deshalb neben der Auswahl des<br />
geeignetsten Emissionsspektrums in engen Toleranzen konstant zu halten. Regelmäßige<br />
Überprüfungen sind deshalb wichtig.<br />
Zwei Verfahren haben sich in der Praxis etabliert:<br />
• Grau-/Stufenkeil als Hilfsmittel für die regelmäßige Produktionsüberwachung<br />
• UV-Energiemesser für Messungen der Lichtmengenverteilung, Lichtintensitäten, spezifische<br />
Emissionsspektren, periodische Überprüfung der Belichtungsgeräte, Kalibrieren von<br />
neu installierten Brennern.<br />
8.1 Grau-/Stufenkeile<br />
Grau-/Stufenkeile sind Präzisionsmeß-Hilfsmittel, sie werden von einschlägigen Fotoresist-<br />
Fachfirmen zur Verfügung gestellt. Vergleichbar zu Fotovorlagen sind auf einem Polyesterträger<br />
Streifen unterschiedlicher, genau definierter Dichte-Abstufung aufgebracht - für unterschiedliche<br />
Meßbereiche mit unterschiedlicher Abstufung und Dichteausschnitten.<br />
Diese Werkzeuge sollten nur als Original, niemals als Kopie eingesetzt werden. Der Einsatz<br />
erfolgt entweder auf separaten Testcoupons, die entsprechend festgelegter Produktionsparameter<br />
verarbeitet werden, oder auf Randstreifen von Produktionsplatten. Belichtet wird auf<br />
bzw. unter der Fotovorlage, Haltezeiten vor dem Entwickeln sind strikt einzuhalten, die Entwicklungsparameter<br />
sind identisch zu den Produktionseinstellungen.
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8.1.1 Arbeitsprinzip<br />
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Die von der Belichtungsquelle emittierten Lichtmengen werden durch unterschiedlich transparenten<br />
Dichtestufen präzise absorbiert. Die durchtretende Restlichtmenge initiiert eine der<br />
Lichtmenge anteilige Polymerisation im Fotoresist. Der Resist haftet je nach Polymerisationsgrad<br />
nach dem Entwickeln unterschiedlich auf dem verwendeten Basismaterial, in der<br />
Regel Kupfer (Bild 8.1).<br />
Testcoupon nach Entwickeln:<br />
ohne Resist angegriffenen vollerhalten<br />
Bild 8.1: Wirkungsweise des Grau-/Stufenkeils<br />
Strahlengang<br />
Grau-/Stufenkeil<br />
Träger/Polyester<br />
Rest - Lichtmenge<br />
Fotoresistschicht<br />
Kupferoberfläche<br />
Basislaminat<br />
Resistschicht<br />
Kupferoberfläche<br />
Basislaminat
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Drucktechnische Verfahren<br />
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Erfaßt wird die Haftung des Fotoresists als Funktion der Polymerisation und seiner mechanischen<br />
Haftung zum Basismaterial sowie der Einfluß der Haltezeiten etc..<br />
Bewertet werden nach einer willkürlichen Festlegung entweder die erste voll erhaltene Graukeilstufe<br />
oder die erste Stufe mit nicht angegriffener, glänzender Oberfläche. Referenzuntersuchungen<br />
sind notwendig.<br />
Fotoresiste mit hohem Kontrast bzw. steiler Gradation zeigen erwartungsgemäß eine geringere<br />
Anzahl angegriffener Stufen (leichter auszuwerten) im Vergleich zu Re- sisten mit flacher<br />
Gradation.<br />
Der lineare Dichte-Absorptionsverlauf des Stufenkeils erlaubt dann Anpassungen der Belichtungszeiten<br />
nach Tabellen. Er wird damit zu einem idealen Hilfsmittel, um die Verarbeitungsparameter<br />
der Bildübertragung mittels Fotoresists einfach und zuverlässig zu kontrollieren.<br />
Beim Vergleich von Datenblattangaben von Fotoresisten ist genau auf die Hinweise zum<br />
verwendeten Stufenkeil zu achten. Als Standard dient der 21- stufige oder der 41- stufige<br />
Stouffer-Keil. Je nach Fachfirma werden Stufenkeile mit unterschiedlichen Abstufungen eingesetzt<br />
(Anhang 10.2). Deshalb ist es wichtig, Messungen mit dem gleichen Stufenkeil<br />
durchzuführen oder die Dichtewerte sind von einem Graukeil auf den anderen umzurechnen.<br />
Die Datenblattangaben sollten nur als Referenzwerte verwendet werden und ersetzen keinesfalls<br />
detaillierte eigene Untersuchungen, die dann spezifische betriebliche Einrichtungen,<br />
Prozeßabläufe etc. berücksichtigen.<br />
8.2 UV - Energiemesser<br />
Diese Energiemesser erfassen über einen definierten spektralen Emissionsbereich die<br />
Lichtintensität (W/cm 2 ), die Meßbereiche können über zugeschaltete Filter eingeengt werden.<br />
Damit ist man in der Lage, das Meßgerät auf die relevanten Spektren der Fotoresiste<br />
zu justieren, die in der Produktion verwendet werden. Dies ist wichtig, wenn z.B. durch Alterung<br />
des Brenners sich das Emissionsspektrum verändert und damit weniger als zu Beginn<br />
mit der Empfindlichkeit der zu verarbeitenden Resists übereinstimmt.<br />
Die Geräte sind tragbar, in ihrer Empfindlichkeit über einen großen Meßbereich zu spreizen<br />
und haben eine große Wiederholbarkeit. Zusätze erweitern ihre Anwendbarkeit auf Lauflichtund<br />
Durchlaufbelichtungsgeräte. Angezeigt werden absolute Werte (Intensität, Lichtmenge)<br />
und sie eignen sich deshalb auch besonders für grundsätzliche Messungen, wie die Lichtmengenverteilung<br />
bei großformatigen Belichtungsrahmen, Kalibrieren neuer Brenner etc.<br />
UV-Energiemesser ergänzen Messungen mit dem Grau-/Stufenkeil, sie ersetzen sie aber<br />
nicht.
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9 Fehleranalyse<br />
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Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
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Physikalische Resistdefekte Verpackungsfehler Material erst nach Rücksprache mit<br />
dem Hersteller verarbeite<br />
Wickelfehler Rolle an Lieferanten zurückgeben<br />
Unvollständige Entwicklung<br />
(Auswaschen) Rückstände<br />
Unterschiedliche Entwicklung<br />
von Oberseite zu Unterseite<br />
Schmutzeinschlüße Reklamation beim Resistlieferanten<br />
Polyolefinfolie oben Rolle wurde in falscher Richtung<br />
auf den Laminator gespannt, Rolle<br />
umdrehen<br />
Auswaschpunkt nicht bei 50 %<br />
der Entwicklerstrecke<br />
Entwicklerlösung wirkt unterschiedlich<br />
stark / lange auf Oberund<br />
Unterseite<br />
Defekte Tents Lochdurchmesser zum Tenten<br />
zu groß<br />
Laminierparameter falsch eingestellt<br />
Entwicklungsparameter überprüfen,<br />
ebenso Belichtungsparameter<br />
• Sprühdrucke auf symmetrische<br />
Entwicklung einstellen (nicht auf<br />
symmetrische Drucke)<br />
• Überprüfen auf verstopfte Düsen<br />
und Zuleitungen; evtl. Filter z.T.<br />
verstopft<br />
Ndk-Bohrungen nach dem Ätzen<br />
einbringen (Toleranz beachten)<br />
Versuchen, mit niedrigerem Druck<br />
und niedrigerer Temperatur zu Laminieren.<br />
Achtung: Dies kann sehr negative<br />
Effekte auf die Resisthaftung haben<br />
und zu hohem Ausschuß beim<br />
Galvanisieren führen<br />
Belichtungszeit zu hoch Durch hohe Belichtung verhärten<br />
bzw. verspröden die Resiste im allgemeinen.<br />
Niedrigere Belichtungen<br />
wählen.<br />
Achtung: Auch hier kann es bei zu<br />
niedrigen Belichtungswerten zu hohem<br />
Ausschuß in der Galvanik<br />
kommen (Auslaugen des Resists<br />
im Galvanikbad).<br />
Bohrgrat Bohrparameter sowie Ober- und /<br />
oder Unterlage überprüfen,<br />
Schleifparameter vor DK-Prozeß<br />
verbessern<br />
Resist für Tenting ungeeignet Anderen Resisttyp wählen
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Übergalvanisieren Zu dünne Resiste Dickeren Resist verwenden<br />
Zu hohe Stromdichten bei vereinzelt<br />
liegenden Leiter<br />
Galvanische Unterwanderung Riefen und Kratzer auf der Cu-<br />
Oberfläche vor dem Laminieren<br />
des Fotoresists<br />
Cu-Oberfläche vor dem Resistlaminieren<br />
verschmutzt oder<br />
stark oxidiert, dadurch Haftungsprobleme<br />
zwischen Fotoresist<br />
und Cu-Oberfläche<br />
Fotoresist bei zu niedriger Temperatur<br />
und/oder zu niedrigem<br />
Druck auflaminiert<br />
Haftung zwischen Fotoresist und<br />
Cu-Oberfläche stellenweise nicht<br />
vorhanden<br />
• Blendrahmen verwenden<br />
• Niedrigere Stromdichte und längere<br />
Verweilzeit einstellen<br />
• Eventuell die Badparameter<br />
leicht verändern (Einebner,<br />
Glanzbildner)<br />
• Design anpassen nach Absprache<br />
mit dem Entflechter. Eventuell<br />
Blindflächen in das Layout<br />
der Leiterplatte einfügen (rastern)<br />
• Materialhandhabung überprüfen,<br />
um Kratzer zu vermeiden<br />
• Anpreßdruck der Bürstwalzen<br />
beim Reinigen vor dem Resistlaminieren<br />
erniedrigen<br />
• Bürsten eventuell defekt oder<br />
verschlissen, austauschen<br />
• Überprüfen des Transportsystems<br />
der Reinigungsanlage, die<br />
vor dem Resistlaminieren benutzt<br />
wird<br />
• Cu-Oberfläche sorgfältig reinigen<br />
bzw. entfetten und Vorsorge<br />
tragen, daß die Cu-Oberfläche<br />
nicht erneut wieder oxidiert<br />
• Haltezeit zwischen Vorreinigung<br />
und Laminieren verkürzen<br />
Druck und Temperatur am Laminator<br />
überprüfen und nach Angaben<br />
des Resistlieferanten neu einstellen<br />
• Wenn eventuell mechanische<br />
Beschädigungen vorliegen, muß<br />
der Transport zwischen dem Entwickeln<br />
des Resists bis zum Anklemmen<br />
an den Warenträger des<br />
Galvanikautomaten überprüft werden<br />
Eventuell durch Fingerabdrücke vor<br />
dem Resistlaminieren verursacht;<br />
Cu-Oberfläche sorgfältig reinigen
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
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Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
Rückstände beim Entwickeln Maschinenbedingungen überprüfen<br />
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Seite 60<br />
• Regelmäßige Wartung der<br />
Maschinen<br />
• Wartungsplan erstellen bzw.<br />
kontrollieren<br />
Düsenstöcke verstopft • Reinigen der Düsen<br />
• Resist gegen UV-Licht schützen<br />
Falsch oder zu lange zwischen<br />
Laminieren und Entwickeln gelagert<br />
Spülwassermenge nicht ausreichend<br />
• Kürzere Lagerzeiten einhalten<br />
• Mit Resist beschichtete <strong>Leiterplatten</strong><br />
vor Hitzeeinwirkung<br />
und UV-Strahlung schützen<br />
Richtige Spülwassermenge einstellen<br />
Verunreinigtes Transportsystem Transportrollen reinigen<br />
Beladungsgrad der Entwicklerlösung<br />
zu hoch<br />
• Richtige Konzentration einstellen<br />
• Entwicklerlösung erneuern<br />
• Ansatztank überprüfen<br />
Alkalikonzentration zu gering • Mit konzentrierter Entwicklerlösung<br />
nachdosieren<br />
Sprühdruck auf der Platte zu gering<br />
Entwicklertemperatur nicht richtig<br />
Abwaschzeit kontrollieren und neu<br />
einstellen<br />
Thermostat kontrollieren, Defekt<br />
beseitigen und richtige Temperatur<br />
einstellen<br />
Verunreinigte Tanks Tanks regelmäßig säubern<br />
Durchlaufgeschwindigkeit zu<br />
hoch<br />
Geschwindigkeit reduzieren, Auswaschpunkt<br />
berücksichtigen
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
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Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
Rückstände beim Strippen Partikelgröße des Fotoresistrestes<br />
Richtiges Strippmedium verwenden<br />
Ungleichmäßiger Galvanoaufbau Badverunreinigungen durch or- • Ausreichende Polymerisation<br />
ganische Substanzen, die mei- des Resists vornehmen (höhere<br />
stens aus dem verwendeten Belichtung)<br />
Fotoresist auslaugen<br />
• Resist auf Elektrolyt abstimmen,<br />
ggf. anderen Resisttyp auswählen<br />
• Chemische Beständigkeit der<br />
Resiste überprüfen; Auslaugtest<br />
durchführen<br />
• Bad mit Aktivkohle reinigen<br />
• Überprüfung der Entwicklerbedingungen<br />
• Haltezeit nach Belichten überprüfen<br />
• Kantenschärfe der Fotovorlage<br />
überprüfen<br />
Einschnürungen beim Galvanisieren<br />
Haftung von Kupfer zu Kupfer Entfetten / Desoxidation in der<br />
Galvanik nicht mehr aktiv<br />
Resistrückstände im Leiter • Fotovorlage auf Fehlstellen bzw.<br />
Kratzer überprüfen<br />
• Entwicklermaschine der Fotovorlage<br />
überprüfen<br />
• Konzentration und Funktionalität<br />
des Entfetters/Anätzers überprüfen,<br />
eventuell Neuansatz<br />
• Spülung überprüfen<br />
Entwicklungsrückstände • Zu kurz entwickelt, Durchlaufgeschwindigkeit<br />
überprüfen<br />
• Schlechte Spülung wegen zu<br />
niedrigen Wasserdrucks verstopfter<br />
Düsen, zu hohe Durchlaufgeschwindigkeit<br />
• Konzentration des Entwicklers<br />
überprüfen, eventuell Neuansatz<br />
• Verschleppung des Entwicklers<br />
(Kammer verunreinigt)<br />
• Temperatur des Entwicklers<br />
überprüfen und neu einstellen<br />
Fingerabdrücke • Handschuhe tragen<br />
• Zuschnitte nur an den Kanten<br />
anfassen<br />
Fotoresist bei falschen Temperaturen<br />
auflaminiert<br />
Laminiertemperatur überprüfen<br />
(meist zu hoch)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
Verbreiterungen beim Ätzen Schlechter Kontakt der Fotovorlage<br />
zum Resist, dadurch Unterstrahlung<br />
Ungenügender Resistfluß, d.h.<br />
Riefen werden nicht bis zum<br />
Grund durch Resist ausgefüllt<br />
Riefen und Vertiefungen im Basismaterial,<br />
zerspanende Vorreinigung<br />
Staub und/oder Haarlinien in der<br />
Fotovorlage<br />
Unterbrechungen beim Ätzen Sn oder Sn-Pb-Schichtdicke zu<br />
gering; wird beim alkalischen<br />
Resiststrippen zu weit abgetragen.<br />
Defekte Fotovorlage.<br />
Mechanische Beschädigungen<br />
beim Transport<br />
Ringförmige Durchätzungen<br />
(Unterbrechungen) im Loch<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 62<br />
Vakuum zwischen Fotovorlage und<br />
Resist verbessern<br />
• Laminiertemperatur und/oder<br />
Anpreßdruck der Laminierwalzen<br />
zu niedrig<br />
• Dickeren Resist verwenden<br />
• Mylarfolie berücksichtigen<br />
• Bürstprozeß überprüfen; evtl.<br />
Walzendruck erniedrigen<br />
• Handhabung des Basismaterials<br />
überprüfen (Eingangskontrolle)<br />
Sauberkeit beim Fotoprozeß, evtl.<br />
auch bei der Erstellung der Fotovorlage<br />
erhöhen<br />
• Stromdichte und/oder Verweilzeit<br />
im Sn- bzw. Sn-Pb-Bad erhöhen<br />
• Evtl. versuchen mit höherer<br />
Durchlaufgeschwindigkeit beim<br />
Resiststrippen zu arbeiten<br />
Entwicklerrückstände im Loch Spülung nach dem Entwickeln verbessern;<br />
bei kleinen Löchern evtl.<br />
mit leicht erhöhtem Druck spülen<br />
Luftblasen im Loch • Benetzung in den Löchern verbessern<br />
und zwar durch Netzmittelzugabe<br />
in ein Vorreinigungsbad<br />
der Galvanolinie.<br />
Achtung: Netzmittel muß mit den<br />
Galvanobädern in kleinen Mengen<br />
verträglich sein, da es<br />
zwangsläufig zu Verschleppungen<br />
in die Galvanikbäder kommt<br />
• Während des Galvanisierens<br />
regelmäßig mit einem Hammer<br />
an den Warenträger schlagen<br />
oder besser noch eine Vibrationsvorrichtung<br />
anbringen, die<br />
durch mechanische Erschütterungen<br />
die Luftblasen freisetzt
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
Ringförmige Durchätzungen<br />
(Unterbrechungen) im Loch<br />
Reproduzierfähigkeit der Fotovorlage<br />
mangelhaft<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 63<br />
starke Bohrriefen • Bohrprozeß auf Schnittgeschwindigkeit<br />
bzw. Drehzahl und<br />
Vorschub überprüfen<br />
• Bohrer auf Schärfe der Schnittkanten<br />
und auf Ausbrüche an<br />
den Schnittkanten kontrollieren<br />
• Spanabfuhr beim Bohrprozeß<br />
überprüfen<br />
• Bei Multilayern (ML) überprüfen,<br />
ob das Harz beim Verpressen<br />
völlig ausgehärtet wurde; ML<br />
evtl. bei geeigneten Temperaturen<br />
(Tg beachten) im Ofen<br />
nachtempern<br />
Qualität der Fotovorlage nicht<br />
ausreichend<br />
Haftung von feinen Resistlinien Vorbehandeln, Laminieren und<br />
Belichten nicht optimal<br />
Falten im Resist Falscher bzw. unterschiedlicher<br />
Anpreßdurck der Laminierwalzen<br />
Resistabhebungen an den Plattenecken<br />
Neue Filme, Belichtungsparameter<br />
überprüfen<br />
Fertigungsparameter mit Hilfe eines<br />
Finelinetestfilmes überprüfen<br />
und neu einstellen<br />
Laminierparameter überprüfen<br />
Einlauftisch zu hoch Einlauftisch neu justieren<br />
Resistrollen nicht<br />
spannt<br />
fest einge- Einspannvorrichtung überprüfen<br />
Resistrollen nicht parallel Resistrollen neu justieren<br />
Zu heiße Laminierwalzen Laminiertemperatur überprüfen<br />
Keine konstante Abwickelspan- Einstellung überprüfen<br />
nung<br />
Zu hoher Anpreßdruck Preßdruck überprüfen, ggf. reduzieren<br />
Schlechte Schneidetechnik Messer erneuern<br />
Fingerabdrücke Handschuhe tragen<br />
Zu hohe Laminiergeschwindigkeit<br />
Laminierparameter überprüfen<br />
Zu geringe Laminiertemperatur Laminierparameter überprüfen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 64<br />
Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
Blasen im Resist Beschädigte Laminierwalzen Walzen auf Löcher untersuchen,<br />
ggf. austauschen und neu beschichten<br />
lassen<br />
Verschmutze Laminierwalzen Mit Wasser oder Alkohol reinigen<br />
Zu geringer Druck der Laminierwalzen<br />
Laminierparameter überprüfen<br />
Schlechte Resisthaftung Unzureichende Vorreinigung Benetzungstest an den gereinigten<br />
Zuschnitten durchführen, Vorreinigung<br />
überprüfen<br />
Zu lange Haltezeit nach der Vorreinigung<br />
Lufteinschlüße Beschädigungen im Basismaterial<br />
Liegezeiten verkürzen<br />
Zu geringer Anpreßdruck Laminierparameter überprüfen<br />
Heizung ausgefallen Laminiertemperatur überprüfen,<br />
Heizung reparieren bzw. erneuern<br />
Zu grobe Gewebestruktur des<br />
Basismaterials<br />
Zu geringer Druck der Laminierwalzen<br />
Zu hohe Laminiergeschwindigkeit<br />
Resistflitter Manuelles Schneiden mit<br />
Messern<br />
• Transportmittel überprüfen<br />
• Eingangskontrolle am Basismaterial<br />
verstärken<br />
• Glasgewebe ändern<br />
• Dickeren Resist verwenden<br />
• Laminierparameter ändern<br />
• Laminierparameter ändern<br />
• Shorehärte der Walze ändern<br />
Laminierparameter ändern<br />
Zu geringe Vorheiztemperatur • Laminiergeschwindigkeit reduzieren<br />
• Vorheiztemperatur erhöhen<br />
• Bei sehr dicken <strong>Leiterplatten</strong><br />
evtl. vortemperen<br />
Resistdicke Dickeren Resist verwenden, Mylarfolie<br />
beachten<br />
Zu geringe Laminiertemperatur Laminierparameter überprüfen<br />
• Messerschärfe überprüfen,<br />
ggf. Messer erneuern<br />
• Schneidetechnik verbessern<br />
• Zuschnitte nach dem Laminieren<br />
reinigen
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 65<br />
Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />
Kupferspots Unzureichende Vorreinigung Benetzungstest durchführen und<br />
Vorreinigung überprüfen<br />
Danksagung<br />
Trockenflecke • Luftmesser im Trockner überprüfen<br />
• Trocknungswalzen überprüfen,<br />
ggf. Belag erneuern<br />
• Spülwasser überprüfen<br />
Entwickler überladen • Konzentration der Resistbeladung<br />
messen<br />
• Entwickler verdünnen<br />
• Entwickler reinigen<br />
• Transportsystem überprüfen<br />
Zu hohe Laminiertemperaturen Laminierparameter überprüfen<br />
Die Autoren danken Herrn Anschütz, Firma Morton, Herrn Habicht, Firma Gebr. Schmid,<br />
Herrn Kunath, Firma DuPont, Herrn Dr. Rutenberg, Firma Ruwel Werke, Werk Schoeller,<br />
und Herrn Waldner, Firma Multiline, für die offenen Diskussionen und für die Überlassung<br />
von Unterlagen.<br />
Die Autoren bedanken sich ebenfalls bei ihren Firmen für die wohlwollende Unterstützung<br />
und für die zur Verfügung gestellte Arbeitszeit zum Erstellen dieser Schulungsblätter.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
10 Anhang<br />
10.1 Fortpflanzung von Fehlern<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 66<br />
Physikalische Größen werden durch Messungen ermittelt; am häufigsten sind es die Gewichts-,<br />
Zeit-, Volumen- und Längenmessungen und im modernen Alltagsleben als abgeleitete<br />
Größe selbstverständlich die Geschwindigkeitsmessungen. Alle diese Messungen sind<br />
fehlerbehaftet. Um Streit und Betrug vorzubeugen setzten die Gesetzgeber deshalb schon<br />
seit Jahrtausenden Standardmaße fest, die von der Obrigkeit geprüft und später sogar mit<br />
einem Eichstempel versehen wurden. Bei allen geeichten Messungen schreibt der Gesetzgeber<br />
die maximale Abweichung der Messungen vom Soll-Wert vor. So muß z.B. die Ungenauigkeit<br />
an Zapfsäulen unter 0,5 % liegen. Beim Auto wird aber zusätzlich aus Sicherheitsgründen<br />
bestimmt, daß der Tachometer nicht „nachgehen“ darf, d.h. niedrigere als die<br />
tatsächlichen Ist-Werte anzeigt. Hier wird aufgrund der Gesetzesvorgabe konstruktiv eine<br />
einseitige Abweichung zu höheren Geschwindigkeitsangaben erzeugt.<br />
Führt man mehrere Messungen an ein und derselben physikalischen Größe durch, so wird<br />
man, wenn die Auflösung der Meßanzeige fein genug ist, jedesmal einen etwas anderen<br />
Wert finden. Ist die Zahl dieser Wiederholungsmessungen aber hoch genug, so erhält man<br />
eine zuverlässige Aussage über den Mittelwert und die Streuung der fehlerbehafteten Messungen.<br />
Aus diesen Messungen kann man dann auf den wahrscheinlichen Ist-Wert und auf<br />
die Fehlerbreite schließen, beim Messen erhält man nämlich immer nur fehlerbehaftete Meßergebnisse,<br />
nicht aber die Fehler selbst.<br />
Grobe Fehler, die z.B. aus Unachtsamkeit während der Messung entstehen, wollen wir bei<br />
unseren weiteren Betrachtungen unberücksichtigt lassen, da sie nur schwer oder fast gar<br />
nicht mathematisch in den Griff zu bekommen sind. Als Beispiel könnte man die Messung irgendeiner<br />
Strecke mit einem Ist-Wert von 1,57 m anführen, die der Messende aus Versehen<br />
mit dem Falsch-Wert von 1,47 angibt. Diese „Konzentrationsfehler“ schließen wir im folgenden<br />
aus.<br />
Die anderen auftretenden Fehler lassen sich dann in zwei Gruppen aufteilen:<br />
a) Konstruktiv bedingte Fehler des Meßgeräts oder Fehler die z.B. auf die speziellen<br />
Eigenheiten der messenden Person zurückzuführen sind.<br />
b) Zufällige Schwankungen der Meßergebnisse aufgrund nicht ermittelbarer<br />
Ursachen.<br />
Im ersten Fall zeigen die Fehler i.a. ein regelmäßiges Verhalten, so daß man sie oftmals in<br />
ein mathematisches Gesetz formen kann. Fehler der zweiten Art sind dagegen völlig unregelmäßig<br />
und unkontrollierbar. Manchmal sind sogar die Fehlerursachen bekannt, aber man<br />
kann sie nicht erfassen und abstellen. Typisch ist z.B. der Meßfehler am Meßmikroskop, bei<br />
dem Fadenkreuze an die zu messenden Endpunkte einer Meßstrecke angelegt werden<br />
müssen. Hier ist trotz optischer Hilfen die Ablese- und Beurteilungsfähigkeit des menschlichen<br />
Auges beim Einstellen des Fadenkreuzes geringer als die Genauigkeit des Meßinstruments<br />
und somit ergeben Wiederholungsmessungen ständig andere Werte. Im Prinzip wird<br />
mit den Wiederholungsmessungen in diesem Fall nicht irgendein anonymer Meßfehler be-
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 67<br />
stimmt sondern ganz speziell die Ablese- und Beurteilungsfähigkeit des Auges der messenden<br />
Person. Diese Fehler sind nicht kontrollierbar und unterliegen als rein zufällige Fehler<br />
der Fehlerrechnung. Die nicht zufälligen Fehler der ersten Art werden von der Fehlerrechnung<br />
dagegen nicht betrachtet.<br />
Bei unregelmäßigen, rein zufälligen Fehlern liegen bei Wiederholungsmessungen die Meßwerte<br />
im allgemeinen um einen Zentralwert etwa im Sinne einer Gauß-Verteilung. Hierbei<br />
sollte die Anzahl der positiven Abweichungen vom Zentralwert ungefähr gleich groß sein wie<br />
die Anzahl der negativen Abweichungen. Es kommt aber auch vor, daß eine Seite der Abweichungen<br />
deutlich überwiegt. In diesem Fall spricht man von einseitig wirkenden Fehlern.<br />
Diese Einseitigkeit von Fehlern hat meistens eine systematische Ursache. Im Falle der Geschwindigkeitsmessungen<br />
in Autos ist sie gewollt, oftmals aber auch ungewollt. Bei einseitigen<br />
Fehlern sollte man auf jeden Fall nach der Ursache der Einseitigkeit forschen und versuchen,<br />
die Einseitigkeit abzustellen. Einseitige Fehler sind weder unregelmäßig noch zufällig<br />
und werden ebenfalls von der Fehlerrechnung nicht erfaßt.<br />
Gibt es mehrere Fehlerquellen bei der Durchführung von Messungen - und dies ist meistens<br />
der Fall - so spricht man am Ende der Messungen von einem Gesamtfehler, der sich aus<br />
den Teilfehlern einer jeden Fehlerursache zusammensetzt. Die hierbei zu beachtenden Gesetzmäßigkeiten<br />
werden nachfolgend beschrieben.<br />
Gegenstand der Fehlerrechnungen bzw. Fehlertheorien sind rein zufällige Fehler, die folgende<br />
Bedingungen erfüllen:<br />
1. Die Zahl der positiven und negativen Fehler sind annähernd gleich häufig und die Summe<br />
aller Fehler ist annähernd Null.<br />
2. Kleinere Fehler treten häufiger auf als größere Fehler.<br />
3. Der Schwerpunkt der Fehlerhäufigkeit liegt im Nullwert oder in dessen Nähe.<br />
Nehmen wir nun an, in einem Meßlabor streiten sich 3 Personen, wer am genauesten mit<br />
dem Meßmikroskop messen kann. Um dies herauszufinden, einigt man sich auf folgenden<br />
Test: Mit Hilfe des sehr genauen Meßmikroskops soll an einem Schliff die Kupferstärke eines<br />
Leiterzugs gemessen werden. Um den Wert möglichst genau zu ermitteln, wird von jeder<br />
Person der Leiterzug an derselben Stelle 10 mal gemessen. Jede Person erhält dann<br />
M1, M2 ...M10 Meßergebnisse. Wie groß sind jetzt die Meßfehler ?<br />
Wenn X die wahre, aber unbekannte Schichtdicke ist, dann definiert man die wahren Meßfehler<br />
F1, F2 ... F10 durch:<br />
F1 = X - M1<br />
F2 = X - M2<br />
:<br />
F10 = X - M10<br />
Da aber X nicht bekannt ist, denn dann bräuchten wir nicht zu messen, können wir die Fehler<br />
F1 bis F10 für jede unserer 3 Personen nicht berechnen, und somit auch nicht feststellen<br />
wer der Beste ist. Mathematisch gesehen ist das Verfahren tatsächlich in einer Sackgasse<br />
gelandet. Um an dieser Stelle aber nicht aufzugeben, ist es üblich geworden, die Absolutbe-
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Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 68<br />
träge aller Meßergebnisse zu summieren und durch die Anzahl der Messungen zu dividieren.<br />
Mathematisch bildet man also das arithmetische Mittel der Beträge der Meßwerte und<br />
hofft, daß dieser Mittelwert dem wahren Wert X möglichst nahe kommt. Sicher ist das aber<br />
nicht!<br />
Es sei ausdrücklich betont, daß dieses Verfahren eine reine Konvention ist, nicht aber durch<br />
eine logische mathematische Begründung erzwungen. Tatsächlich gibt es auch andere<br />
Verfahren, die aber wenig gebräuchlich sind und deshalb an dieser Stelle nicht weiter erörtert<br />
werden sollen.<br />
_<br />
Bezeichnen wir den soeben diskutierten Mittelwert mit x, so errechnet er sich durch<br />
_ |M1|+ |M2|+ .......+ |Mn| 1<br />
x = --------------------------------- = ----- ∑ |Mn|<br />
n n<br />
Hiermit können wir nun die „Durchschnittsfehler“ fn in Analogie zu den wahren Fehlern Fn<br />
definieren.<br />
_<br />
f1 = x - M1<br />
_<br />
f2 = x - M2<br />
:<br />
_<br />
f10 = x - Mn<br />
_<br />
Ein „Durchschnittsfehler“ ist somit die Abweichung zwischen dem Durchschnittswert x und<br />
dem n-ten Meßwert, wohingegen ein wahrer Fehler die Abweichung zwischen dem wahren<br />
Wert und dem n-ten Meßwert ist.<br />
Nach dem hier Festgelegten läßt sich aber immer noch nicht bestimmen, wer von den drei<br />
Personen am besten gemessen hat, denn von jeder Person können wir für jeden Meßwert<br />
seiner 10 Messungen nur die Abweichung zum Durchschnittswert x bestimmen; d.h. wir haben<br />
für jede Person 10 Abweichungen f1 bis f 10, nicht aber einen einzigen Wert, den wir mit<br />
den Ergebnissen der anderen beiden vergleichen könnten.<br />
Nun könnte man z.B. die „Durchschnittsfehler“ f1 bis f 10 summieren und durch 10 dividieren,<br />
also nochmals das arithmetische Mittel bilden. Dieses Verfahren gibt aber mit Einschränkung<br />
zwei Probleme:<br />
a) Die Summation der Fehler ergibt i.a. einen Wert der bei Null liegt, da die Abweichungen<br />
sowohl positiver als auch negativer Art sind und gemäß der Bedingung 1. beide Vorzeichen<br />
auch noch annähernd gleich häufig auftreten sollen. (Für alle drei Personen würde<br />
sich also idealerweise der Wert „Null“ ergeben, selbst wenn sie unterschiedlich genau<br />
gemessen haben). Dieses Problem könnte aber noch durch eine Summation der Absolut-
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Werte umgangen werden.<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 69<br />
b) Der Einfluß größerer Fehler wird nicht mit dem nötigen Gewicht vertreten, da bei großen<br />
Meßreihen die Division durch die Anzahl der Meßergebnisse den Fehler stark relativiert.<br />
Es ist deshalb üblich geworden, das Genauigkeitsmaß einer Meßreihe als Wurzel aus dem<br />
arithmetischen Mittel der Fehlerquadrate zu berechnen und als mittleren Fehler zu bezeichnen:<br />
oder kürzer geschrieben:<br />
_______________________<br />
m = ± √ (f1² + f2² + f3² + ....+ fn²) : n<br />
__________<br />
m = ± √ (∑ fn² ) : n mittlerer Fehler<br />
wobei bekanntlich ∑ fn² = f1² + f2² + f3² + ....+ fn² ist.<br />
Der mittlere Fehler m wird um so genauer, je größer die Anzahl n der Einzelmessungen ist.<br />
Rechnen wir jetzt für jede unserer 3 Personen den mittleren Fehler m ihrer 10 Messungen<br />
aus, so läßt sich vergleichen, wer am besten gemessen hat.<br />
Angemerkt sei, daß auch hier die Berechnung des mittleren Fehlers m mit Hilfe der Fehlerquadrate<br />
keine zwingende mathematische Konsequenz ist, sondern aus der Zweckmäßigkeit<br />
resultiert. Grundsätzlich könnte man andere Gleichungen wählen; die Gleichung der<br />
Fehlerquadrate hat sich aber aus eben jener Zweckmäßigkeit durchgesetzt und wir wollen<br />
uns dieser „Konvention“ anschließen.<br />
Wie verändert sich nun der mittlere Fehler, wenn ein wahrer, aber unbekannter Wert X um<br />
einen konstanten Faktor a vergrößert wird und die Größe X durch die Messung M mit einem<br />
mittleren Fehler m bestimmt wurde ? Gemäß unserer Festlegung ist<br />
X = M ± m<br />
so daß bei Multiplikation mit der Konstanten a folgt:<br />
aX = a (M ± m)<br />
= aM ± am<br />
Der durch Messung bestimmte Wert ist also aM und der mittlere Fehler für aX ist ± am. Dies<br />
ist verständlich, denn wenn für die Messung einer Strecke aX eine Meßlatte M zur Verfügung<br />
steht, die a-mal ausgelegt werden muß um aX zu messen, dann geht in jede einzelne<br />
Messung der mittlere Fehler m ein, bei a Messungen also ein Gesamtfehler von m multipliziert<br />
mit a.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 70<br />
Hat man zur Lösung eines Problems verschiedene Größen zu messen, so stellt sich sofort<br />
die Frage, welchen Gesamtfehler die von einander unabhängigen Messungen verursachen.<br />
Zu messen sei die Gesamtgröße Y mit den unbekannten einzelnen Größen X und X’:<br />
Y = X + X’.<br />
Zunächst messen wir n-mal die Größe X. Die Meßergebnisse seien M1, M2..Mn . Anstelle des<br />
Unbekannten Werts von X benutzen wir nach dem früher gesagten das arithmetische Mittel<br />
des Betrags der Meßergebnisse, also:<br />
_ |M1| + |M2| + ....+ |Mn | 1<br />
x = ----------------------------- = ----- ∑ |Mn|<br />
n n<br />
Hiermit können wir den „Durchschnittsfehler“ fn der n-ten Messung berechnen:<br />
_<br />
fn = x - Mn<br />
Anschließend erhält man, wie vorher schon beschrieben, den mittleren Fehler durch Bildung<br />
von<br />
_______________________<br />
m = ± √ (f1² + f2² + f3² + ....+ fn² ) : n<br />
Für die zweite (und jede weitere) unbekannte Größe X’ verfährt man analog.<br />
Damit ergibt sich für die Durchschnittsmeßwerte der gesamte „Durchschnittswert“ zu:<br />
_ _ _<br />
y = x + x’<br />
Fragen wir jetzt nach dem mittleren Fehler der Gesamtmessung mges als Funktion der einzelnen<br />
mittleren Fehler m und m’<br />
so gilt zunächst<br />
mges = Fkt. (m, m’),<br />
_<br />
x = Mn + fn<br />
_<br />
x’ = Mn‘ + fn ‘ n = 1, 2, 3 ......<br />
Nach Einsetzen der Werte in die Gleichung
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
_ _ _<br />
y = x + x’<br />
folgt für den gesamten Durchschnittsmeßwert:<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
_<br />
y = Mn + fn + Mn‘ + fn‘<br />
_<br />
y =(Mn + Mn‘) + (fn + fn‘) n = 1, 2, 3 ......<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 71<br />
Diese Gleichung kann man auch derart interpretieren, daß (Mn + Mn‘) als eine einzige Messung<br />
der unbekannten Größe (X + X’) angesehen wird, die dann mit dem Fehler (fn + fn‘) behaftet<br />
ist.<br />
Der mittlere Fehler ergibt sich dann gemäß Definition zu:<br />
mges = √ ( (f1 + f1’)² + (f2 + f2’)² + ....+ (fn + fn’)² ) : n<br />
nun ist: (fn + fn’)² = fn ² + 2 fnfn‘+ fn’²<br />
d.h. mges = √ (f1 ² + f2² +....+ fn ²):n + (f1‘² + f2’² +....+ fn ’²) : n + 2 (f1 f1’+....+ fn fn‘):n<br />
Gemäß Definition gilt aber:<br />
___________________<br />
m = √ (f1 ² + f2² +....+ fn ²) : n d.h. m² = (f1 ² + f2² +....+ fn ² ) : n<br />
____________________<br />
und m’ = √ (f1‘² + f2’² +....+ fn ’²) : n d.h. m’² = (f1 ‘² + f2’² +....+ fn ’² ) : n<br />
Der letzte Ausdruck unter der Wurzel wird aber für beliebig große n gegen Null streben,<br />
f1f1’ + f2f2’ + ....+ fnfn’<br />
2 ----------------------------- ⇒ 0<br />
n<br />
wenn wir es tatsächlich, wie eingangs vorausgesetzt, mit rein zufälligen Fehlern zu tun haben,<br />
bei denen die Zahl der positiven und negativen Fehler gleich häufig sind und die Summe<br />
der Fehler gegen Null strebt. Man beachte, daß im Gegensatz zu fn² und fn’², die aufgrund<br />
des Quadrats immer positiv sind, das Produkt fnfn’ aber negativ wird, wenn einer der<br />
beiden Werte negativ ist. Die Summe aus fn² und fn’² wird also jeweils positiv, die Summe<br />
aus fnfn’ dagegen Null.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 72<br />
Setzen wir die hier erzielten Ergebnisse in die Gleichung für mges ein, so ergibt sich das<br />
Fehlerfortpflanzungsgesetz zu<br />
_________<br />
m ges = ± √ m² + m’²<br />
Sind mehr als zwei Meßgrößen vorhanden, erweitert es sich zu<br />
__________________<br />
m ges = ± √ m² + m’² + m’’² + .... allgemeines Fehlerfortpflanzungsgesetz<br />
d.h. der gesamte Meßfehler ist nicht die Summe der einzelnen Meßfehler sondern die Wurzel<br />
aus der Summe des Quadrat der einzelnen Meßfehler.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
10.2 Graukeil - Vergleichstabelle<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />
Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.4<br />
Seite 73<br />
Dichte Stouffer Stouffer DuPont Morton Hitachi Kalle BASF<br />
21 41 Riston Dynachem Photec Ozatec Nylotron<br />
0,05 1 1 1 1<br />
0,10 2<br />
0,15 3 1<br />
0,20 2 4 2 2 2<br />
0,25 5<br />
0,30 6 2<br />
0,35 3 7 3 3 4<br />
0,40 8<br />
0,45 9 3<br />
0,50 4 10 1 4 4 6<br />
0,55 11 2<br />
0,60 12 3 4<br />
0,65 5 13 4 5 5 8<br />
0,70 14 5<br />
0,75 15 6 5<br />
0,80 6 16 7 6 6 10<br />
0,85 17 8<br />
0,90 18 9 6<br />
0,95 7 19 10 7 7 12<br />
1,00 20 11<br />
1,05 21 12 7<br />
1,10 8 22 13 8 8 14<br />
1,15 23 14<br />
1,20 24 15 8<br />
1,25 9 25 16 9 9 16<br />
1,30 26 17<br />
1,35 27 18 9<br />
1,40 10 28 19 10 10 18<br />
1,45 29 20<br />
1,50 30 21 10<br />
1,55 11 31 22 11 11<br />
1,60 32 23<br />
1,65 33 24 11<br />
1,70 12 34 25 12 12<br />
1,75 35<br />
1,80 36 12<br />
1,85 13 37 13 13<br />
1,90 38<br />
1,95 39 13<br />
2,00 14 40 14 14<br />
2,15 15 15 15<br />
2,30 16 16 16<br />
2,45 17 17 17<br />
2,60 18 18 18<br />
2,75 19 19 19<br />
2,90 20 20 20<br />
3,05 21 21 21
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 1<br />
Das Fotodruckverfahren wird wegen der erreichbaren guten Passergenauigkeit auch zum<br />
Aufbringen von Lötstoppmasken, zugleich Isolationsmasken, eingesetzt. Als Flüssig-Resists<br />
sind fotostrukturierbare Lötstopplacke vorzugsweise für Leiterbilder mit Fein- und Feinstleitertechnik<br />
in der Anwendung. Ein weiterer Vorteil ist das vergleichsweise hohe Auflösungsvermögen.<br />
Folgende Applikationsverfahren werden eingesetzt:<br />
• Vorhanggießen<br />
• Siebdrucken (horizontal und vertikal)<br />
• Sprühen (konventionell oder elektrostatisch)<br />
Zur Anwendung kommen verschiedene Lacksysteme, basierend auf<br />
• Epoxidharzen<br />
• Acrylaten<br />
• Epoxyacrylaten oder<br />
• Novolak-Epoxyacrylaten.<br />
Beim Belichten vernetzen die mit UV-Licht bestrahlten Partien und verändern dadurch ihr<br />
Löslichkeitsverhalten. Die durch eine geeignete Schablone abgedeckten Bereiche auf der<br />
Leiterplatte können durch Herauslösen entwickelt werden.<br />
Aufgrund ihres chemischen Aufbaues werden diese Lacke in unterschiedlichen Medien entwickelt.<br />
Folgende Entwicklermedien kommen zur Anwendung:<br />
− Lactone, z.B. γ-Butyrolacton<br />
− Polyalkohole, z.B. Ethyldiglycol, Butyldiglycol<br />
γ-Butyrolacton (C4 H6O2)<br />
C4H9 CH2 O CH2 Butyldiglycol (C8 H18 O3)<br />
− Alkalien, z.B. Natriumcarbonatlösung Na2 CO3<br />
Natriumcarbonat<br />
Außerdem stehen Lacke zur Verfügung, die sich sowohl in Alkalien als auch in Polyalkoholen<br />
gleich gut entwickeln lassen.<br />
Entsprechend derzeitiger Umweltschutzgesetzgebung sind Verfahrenstechniken anzuwenden,<br />
die Abfälle vermeiden bzw. Abfälle durch Recycling wiederverwertbar machen. Daher<br />
sollten Lactone bzw. Polyalkohole als Entwickler bevorzugt werden, da diese aus der beladenen<br />
Entwicklerlösung zurückgewonnen werden können.<br />
O<br />
CH 2<br />
CH 2<br />
O<br />
C<br />
CH2 O<br />
CH 2<br />
CH 2<br />
OH
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
Schematische Darstellung des Prozeßablaufes<br />
Wareneingangskontrolle Pkt. 1<br />
Lackvorbereitung Pkt. 2<br />
Beurteilung der zu beschichtenden<br />
Leiterplatte<br />
ja<br />
Pkt. 3<br />
Vorreinigen Pkt. 4<br />
Vorwärmen Pkt. 5<br />
Beschichten Pkt. 6<br />
Ablüften Pkt. 7<br />
Vortrocknen<br />
Beschichten der<br />
2. <strong>Leiterplatten</strong>seite<br />
UV-Nachvernetzung<br />
nein<br />
Pkt. 8<br />
Belichten Pkt. 9<br />
Haltezeit Pkt. 10<br />
Entwickeln Pkt. 11<br />
Spülen Pkt. 11<br />
Trocknen Pkt. 11<br />
Optische Kontrolle Pkt. 12<br />
Thermische Härtung Pkt. 13<br />
Pkt. 14<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Prozeßablauf<br />
1 Wareneingangskontrolle<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 3<br />
Im Rahmen der Produkthaftpflicht und auch im Sinne der Qualitätssicherung ist grundsätzlich<br />
eine Wareneingangskontrolle durchzuführen. Diese kann sich u. a. auf folgende Prüfungen<br />
beschränken oder ist ggf. in Liefervereinbarungen festzulegen:<br />
1.1 Identprüfung<br />
Eine Kontrolle bzw. Sichtkontrolle ist durchzuführen zu folgenden Punkten:<br />
1.1.1 Visuelle Kontrolle<br />
Eine optische Beurteilung der angelieferten Gebinde, deren Beschaffenheit und deren Etikettierung<br />
- z.B. der richtigen Typenbezeichnung, der Kennzeichnung gemäß der Gefahrstoffverordnung<br />
(GefStoffV), wenn angegeben eine Überprüfung des Haltbarkeitsdatums -<br />
ist eine einfache und sichere Möglichkeit der ersten Wareneingangskontrolle. Hierzu gehört<br />
auch ein Farbtonvergleich.<br />
1.1.2 Geruchskontrolle<br />
Eine Geruchskontrolle im Vergleich zu einer Vorpartie sollte vorgesehen werden; ein anderer<br />
oder deutlich abweichender Geruch muß Anlaß für weitere Überprüfungen sein.<br />
1.1.3 Viskositätskontrolle<br />
Die Viskositätskontrolle ist entsprechend den Herstellerangaben bzw. der getroffenen Liefervereinbarungen<br />
durchzuführen. Dünnflüssige Lacke, z.B.Gießlacke, werden nach DIN 53<br />
211 mit einem DIN-Auslaufbecher, 4 mm - Düse, gemessen. Hochviskose bzw. strukturviskose<br />
Lacke, z.B. Siebdrucklacke, werden mit einem Rotations- bzw. Turboviskosimeter nach<br />
DIN 53 214 gemessen.<br />
1.1.4 Probebeschichtung<br />
Eine Probebeschichtung unter Praxisbedingungen kann in Liefervereinbarungen festgelegt<br />
werden. Sie ist im Sinne zur Zeit geübter Rechtssprechung zumutbar und zwecks möglicher<br />
Schadensbegrenzung ratsam.<br />
In Abhängigkeit der Applikationsmethode sollte zwischen Lacklieferant und <strong>Leiterplatten</strong>hersteller<br />
die Durchführung der Probebeschichtungen abgesprochen werden. Die mit einer<br />
neuen Lackcharge beschichteten <strong>Leiterplatten</strong> werden gesondert gekennzeichnet und nach<br />
festgelegten Prüfkriterien, z.B. Belichtungszeit, Entwickelbarkeit, HAL-Beständigkeit unter<br />
Produktionsbedingungen bewertet.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
2 Lackvorbereitung<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 4<br />
Vor der Verarbeitung muß der Lack (bei Mehr-Komponentensystemen alle Komponenten)<br />
sowie die ggf. benötigte Verdünnung auf Raumtemperatur gebracht werden. Zweckmäßig<br />
werden die Gebinde, die am nächsten Tag verarbeitet werden sollen, am Vortag in einen<br />
Raum gebracht, dessen Temperatur der des Verarbeitungsraumes entspricht.<br />
Bei Mehr-Komponentensystemen erfolgt vor der Verarbeitung das Vermischen der einzelnen<br />
Komponenten im vom Hersteller vorgegebenen Mischungsverhältnis. Für das Anmischen<br />
von kleinern Mengen muß beachtet werden, ob das Mischungsverhältnisse in Gew.% oder<br />
Vol. % angegeben ist. Die meisten Hersteller liefern die Lackgebinde so an, daß in der Regel<br />
das Volumen des Gebindes der Lackkomponente A so groß bemessen ist, daß die Härterkomponente<br />
B und auch noch eine zur Viskositätseinstellung notwendige Verdünnungsmenge<br />
aufgenommen und gut und sicher verrührt/gemischt werden können.<br />
Lack- und Härterkomponenten müssen dann sorgfältig gemischt werden, bis eine homogene<br />
Mischung erfolgt ist. Zweckmäßig kommen mechanische Rührgeräte zur Anwendung, wobei<br />
die Rührzeit etwa 10 bis 15 Minuten beträgt. Rührkörper, die Luft einrühren, z.B. Propellerrührer,<br />
müssen vermieden werden. Eine ggf. verfahrensbedingte Menge Lösungsmittel muß<br />
ebenfalls unter dem Rührer zugegeben und homogenisiert werden.<br />
Um eine gute Vermischung aller Komponenten zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die fertige<br />
Mischung in ein leeres Gebinde umzuschütten und nochmals zu rühren. Hierdurch wird<br />
verhindert, daß unvermischtes Material zur Verarbeitung kommt, so daß Qualitätseinbußen<br />
vermieden werden.<br />
Anmerkung:<br />
Die beim Umgang mit Chemikalien allgemein üblichen Maßnahmen sollten sorgfältig beachtet<br />
werden, ebenfalls auch die „Verordnung über brennbare Flüssigkeiten“ (VbF) sowie<br />
auch die „Technischen Regeln für brennbare Flüssigkeiten“ (TRbF).<br />
3 Beurteilung der zu beschichtenden Leiterplatte<br />
Vor der Beschichtung mit Lötstopplack sind folgende Punkte anhand der zu beschichtenden<br />
Leiterplatte zu klären :<br />
3.1 Beurteilung des Basismaterials<br />
Ist es aufgrund des verwendeten Basismaterials notwendig, zusätzliche Arbeitsschritte vor<br />
oder nach der Vorreinigung der Leiterplatte durchzuführen (z.B. Temperschritte)?<br />
3.2 Beurteilung des Metallaufbaues<br />
Welches Vorbehandlungsverfahren ist für die vorhandene Metallisierung geeignet?
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
3.3 Beurteilung der Leiterhöhe<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 5<br />
In Relation zur Leiterhöhe muß die Beschichtung so variiert werden (z.B. Wahl der verwendeten<br />
Gewebe, Schablonenaufbau beim Siebdruck oder Beschichtungsmenge beim Vorhanggießen),<br />
daß die vom <strong>Leiterplatten</strong>anwender spezifizierte Lötstoppmaskenabdeckung<br />
(besonders an der Leiterkante) nach vorliegenden statistischen Aufzeichnungen erreicht<br />
werden kann. Die Angaben zur Leiterhöhe können den Angaben der vorgeschalteten Abteilungen<br />
entnommen werden (SPC - statistical process control - der Galvanik) oder vor der<br />
Beschichtung gemessen werden. Die Beschichtungsparameter werden in der Regel über<br />
Rückmeldungen der Endkontrolle statistisch erfaßt und können für die Festlegung der Produktionsparameter<br />
verwendet werden.<br />
4 Vorreinigen<br />
Die optimalen Vorreinigungsmethoden werden von den Lötstopplackherstellern für die einzelnen<br />
Metallauflagen spezifiziert und müssen eingehalten werden.<br />
Voraussetzung für eine einwandfreie Haftung der Lötstoppmaske, aber auch zum Erreichen<br />
der maximalen elektrischen Eigenschaften ist ein einwandfrei sauberes und trockenes Substrat<br />
und eine oxidfreie Metallauflage. Für die gängigsten Metallauflagen eignen sich in der<br />
Regel folgende Vorbehandlungsmethoden :<br />
4.1 Kupferleiter<br />
Bei Kupferleitern ist es wichtig, daß die Leiter oxidfrei sind, eine leichte Oberflächenrauhigkeit<br />
zur Verbesserung der Haftfestigkeit aufweisen und möglichst an den Leiterkanten durch<br />
den Vorbehandlungsschritt leicht gerundet werden, um eine bessere Kantenabdeckung<br />
durch die Lötstoppmaske zu ermöglichen. Folgende Verfahren sind in der Praxis üblich:<br />
4.1.1 Bürsten<br />
Durch das Bürsten der <strong>Leiterplatten</strong> wird eine oxidfreie Oberfläche mit einer, je nach eingesetztem<br />
Bürstentyp, definierten Oberflächenrauhigkeit erzielt. Die Leiterkanten werden im<br />
Winkel von 90° zur Laufrichtung leicht abgerundet.<br />
4.1.2 Bimsbürsten/Bimsstrahlen<br />
Beim Bimsbürsten/Bimsstrahlen wird die Oberflächenrauhigkeit von der verwendeten<br />
Bimsmehltype bestimmt. Die Oberflächenrauhigkeit ist gut reproduzierbar. Eine ausreichende<br />
Spülung, möglichst mit einer Hochdruckspüle, ist nach dem Bimsbürstprozeß vorzusehen,<br />
damit Bimsmehlrückstände auch aus kleinen "via holes" entfernt werden. Eine leichte<br />
Rundung der Leiterkanten wird mit beiden Verfahren erzielt. Je kleiner die Löcher sind, desto<br />
höher ist die Gefahr der Verstopfung mit Bimsmehl. Dann muß eine chem. Vorbehandlung<br />
vorgesehen werden.<br />
4.1.3 Chemische Vorbehandlung<br />
Bei einer chemischen Vorbehandlung mit sogenannten Deoxidizern wird das Kupferoxid und<br />
Verschmutzungen (Fettrückstände, Fingerabdrücke, u.a.) entfernt und dabei die Kupfer-
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 6<br />
oberfläche nicht zusätzlich aufgerauht. Neuere chemische Vorbehandlungen führen zu einer<br />
leichten Aufrauhung der Oberfläche, die auch ein geringes Abrunden der Leiterkanten bewirkt.<br />
Bei reinen Ätzprozessen (z.B. mit Natriumpersulfat) ist die Rückätzrate zu berücksichtigen,<br />
damit das Kupfer in der Durchkontaktierung (Hülse) nicht zu stark abgetragen wird.<br />
Der nachfolgende Spülprozeß ist besonders intensiv und sorgfältig durchzuführen, damit<br />
Rückstände aus der chemischen Vorbehandlung nicht zu Haftungsstörungen der Lötstoppmaske<br />
führen.<br />
4.2 Zinn/Blei-Leiter<br />
Bei Zinn/Blei-Leitern und der Verwendung von Lötstopplacken, die in Polyalkoholen entwikkelt<br />
werden, ist es empfehlenswert, die <strong>Leiterplatten</strong> vor der Beschichtung in dem Entwicklermedium<br />
Polylakohol, z.B. BDG (Butyldiglycol), zu reinigen.<br />
Anmerkung:<br />
Bei unzureichender Vorreinigung der Oberfläche kann es durch Verunreinigungen zu Entnetzungen<br />
in der Lackschicht kommen. Hierbei entstehen durch die Oberflächenspannung<br />
des Lackes sogenannte „ fish-eyes“ um die Verunreinigungen.<br />
Es ist auch darauf zu achten, daß die <strong>Leiterplatten</strong> vor der Beschichtung mit Lötstopplack<br />
vollständig trocken sind. Restfeuchte aus der Vorreinigung der <strong>Leiterplatten</strong> kann sich z.B.<br />
während des HAL-Prozesses unter dem Lötstopplack explosionsartig ausdehnen und zu<br />
Lackabplatzungen führen.<br />
Grundsätzlich ist es von entscheidender Bedeutung, daß die Beschichtung unmittelbar nach<br />
der Vorreinigung erfolgt, damit durch eine Zwischenlagerung nicht wieder eine Oxidation<br />
oder Verschmutzung erfolgen kann.<br />
5 Vorwärmen<br />
Um eine bessere Entschäumung der Lötstopplacke zwischen den Leitern zu ermöglichen,<br />
wird bei der Applikation im Vorhanggießverfahren ein Vorwärmen der Leiterplatte für einige<br />
Lötstopplacke empfohlen.<br />
Anmerkung:<br />
Es sollte beachtet werden, daß ein Vorwärmen der Leiterplatte auch den applizierten Lack<br />
erwärmt und die Viskosität des Lötstopplackes reduziert wird. Hierdurch kann es zu einem<br />
stärkeren Ablaufen von den Leiterkanten kommen. Eine Veränderung am Prozeßschritt<br />
"Vorwärmen" sollte nur bei gleichzeitiger genauer Kontrolle der Lackschichtdicke an der<br />
Leiterkante vorgenommen werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
6 Beschichten<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 7<br />
Welche Auftragsart das wirtschaftlich oder technologisch bessere Verfahren ist, läßt sich<br />
nicht generell beantworten. Diese Antwort kann nur sehr individuell gegeben werden, da<br />
Stückzahlen, Formate und andere fertigungsspezifische, individuell verschiedene Faktoren<br />
eine Rolle spielen.<br />
Für die einzelnen Auftragsverfahren<br />
− Vorhanggießen<br />
− Siebdrucken (horizontal oder vertikal)<br />
− Sprühen (konventionell oder elektrostatisch)<br />
stehen von den meisten Herstellern speziell für diese Verfahren eingestellte Lötstopplacke<br />
zur Verfügung.<br />
Die gängigsten Beschichtungsverfahren werden nachstehend beschrieben:<br />
6.1 Vorhanggießen<br />
Beim Vorhanggießen (curtain coating) wird die Leiterplatte auf eine Geschwindigkeit von bis<br />
zu 90m/min beschleunigt, durch den Lackvorhang transportiert und wieder auf die allgemein<br />
übliche Transportgeschwindigkeit von 1,5-2,0 m/min abgebremst. Der Lackvorhang ist bezüglich<br />
Dicke und Fließgeschwindigkeit definiert.<br />
Da Lackvorhang und <strong>Leiterplatten</strong>transportgeschwindigkeit annähernd gleich sind, legt sich<br />
der Lötstopplack als gleichmäßige Schicht flächig auf die Leiterplatte.<br />
Der Lötstopplack wird permanent aus einem Vorratsbehälter in den Gießkopf gepumpt und<br />
fließt über eine Auffangrinne wieder in den Vorratsbehälter zurück. Um Lufteinschlüsse in<br />
dem Lötstopplack zu verhindern, sollte der Lack über eine Lackablaufrinne in das Vorratsgefäß<br />
zurückfließen und nicht frei in den Vorratsbehälter fallen.<br />
Bild 1: Seitenansicht Gießmaschine Bild 2: Aufsicht Gießmaschine<br />
Um gleichbleibende Prozeßparameter zu halten, wird die Viskosität des Lötstopplackes während<br />
des Umpumpens permanent durch ein Viskositätsmeßsystem überprüft und durch ein<br />
automatisches Dosiersystem in den vorgegebenen Viskositätstoleranzen gehalten.<br />
Durch ein Heiz-/Kühlsystem im Lackumlauf wird die Temperatur des Lötstopplackes konstant<br />
gehalten.<br />
Die Lackmenge, die je nach Schichtdickenanforderung aufgebracht werden muß, wird<br />
zweckmäßig über die Pumpenleistung/-drehzahl eingestellt. Frequenzgesteuerte Pumpen
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Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 8<br />
erlauben eine relativ genaue Voreinstellung. Die Feineinstellung erfolgt über eine Wägung<br />
der aufgebrachten Naßlackmenge auf eine Probeleiterplatte.<br />
Um die Beschichtungsmenge genau einzustellen, werden Basismaterialabschnitte einer definierten<br />
Fläche (z.B.200 x 300 mm) vorbereitet. Ein Abschnitt wird auf einer Waage mit einer<br />
Genauigkeit von mindestens + 0,1 g gewogen und dann beschichtet. Unmittelbar nach<br />
der Beschichtung wird die Platte zurückgewogen und die Lötstopplackmenge errechnet. Die<br />
Beschichtungsmenge wird bei Verwendung des o.a. Formates in g/6 dm² oder nach entsprechender<br />
Umrechnung in g/m² angegeben. (in diesem Beispiel: g/6 dm² x 16,6666 =<br />
g/m²). Es ist unbedingt darauf zu achten, daß die Rückwägung unmittelbar nach der Beschichtung<br />
erfolgt, da sonst durch Verdunsten der Lösungsmittel das Meßergebnis verfälscht<br />
wird.<br />
Wenn nach der Vortrocknung direkt die zweite <strong>Leiterplatten</strong>seite beschichtet werden soll, ist<br />
unbedingt darauf zu achten, daß die Leiterplatte vor der Beschichtung der zweiten Seite um<br />
180° gedreht wird. Durch diese Drehung wird verhindert, daß die Wandungen der Löcher<br />
und Durchkontaktierungen beim Beschichten der zweiten Seite doppelt mit Lötstopplack beschichtet<br />
werden. Bei einer doppelten Beschichtung der Wandungen muß die Entwicklungszeit<br />
verlängert werden. Durch eine verlängerte Entwicklungszeit wird die Auflösung der Lötstoppmaske<br />
unnötig verschlechtert.<br />
Folgende Vorteile ergeben sich beim Vorhanggießverfahren:<br />
− die Anlagen können so ausgelegt werden, daß unmittelbar nach dem Vortrocknen die<br />
zweite <strong>Leiterplatten</strong>seite beschichtet werden kann<br />
− die Produktivität ist mit 2-4 Beschichtungen/min (mehr oder weniger unabhängig vom<br />
Format) sehr hoch<br />
− der gesamte Prozeß ist sehr sicher<br />
− dieses Verfahren kann in hohem Maße automatisiert werden.<br />
6.2 Siebdruck<br />
Der Siebdruck ist ein Kontaktdruckverfahren, bei dem der Lötstopplack mit einer Rakel durch<br />
ein Siebgewebe (mit oder ohne Schablone) auf die Leiterplatte übertragen wird.<br />
Die Rakel sollte üblicherweise eine Shore-A-Härte von 65-70 und einen Winkelschliff aufweisen.<br />
Wenn dickere Lackschichten erreicht werden sollen, ist es ratsam, die Kanten leicht abzurunden.<br />
Der Rakelwinkel beträgt in der Regel 75-80°.<br />
Empfohlene Siebgewebe sind häufig Polyestergewebe 43-55 T (Fäden/cm) oder Edelstahlgewebe<br />
mit ca. 135 mesh.<br />
Die übrigen Siebdruckparameter sind abhängig von der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche. Generell<br />
sollte der Rakeldruck so gering wie möglich gehalten werden, um Verquetschungen an den<br />
Leiterkanten zu vermeiden.<br />
Zur guten Abdeckung, auch von quer zur Rakelrichtung liegenden Leitern, empfiehlt sich<br />
ggf. ein zweimaliger „Naß-in-naß“-Druck.<br />
In das Sieb kann eine Schablone als Bohrlochabdeckung kopiert werden. Der Durchmesser<br />
der Abdeckung muß nur etwas größer als der Bohrlochdurchmesser sein. Ein hoher Scha-
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Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 9<br />
blonenaufbau ist nicht nötig, da die Schablone nur zur Füllung der Siebmaschen dient. Hierdurch<br />
wird vermieden, daß sich in den Durchkontaktierungen Lackpfropfen bilden, die eine<br />
ausreichende Durchströmung der Bohrungen beim Entwicklungsprozeß verhindern, wodurch<br />
die Entwicklungszeit unnötig verlängert wird. Durch gezielte Maßnahmen, wie z.B. das Versetzten<br />
der <strong>Leiterplatten</strong> nach jedem Druck in der x-y Achse, kann das Füllen von Löchern<br />
ebenfalls wirksam vermeiden.<br />
Die Anwendung von sogenannten Leersieben (d.h. ohne Schablone) ist ebenfalls möglich.<br />
Um die Freientwicklung der Bohrungen sicherzustellen, ist ggf. die Entwicklungszeit und,<br />
damit verbunden, die Belichtungszeit entsprechend zu verlängern. Hierbei ist jedoch zu beachten,<br />
daß sich der Auflösungsgrad etwas verringern kann.<br />
Die Entscheidung, ob ohne Schablone gearbeitet werden kann oder eine Schablone notwendig<br />
ist, ist stark von dem verwendeten Lötstopplack abhängig, da das Lösungsverhalten<br />
im Entwickler unterschiedlich sein kann. Auch die Verarbeitungsweise (einseitig oder doppelseitig)<br />
sowie die Vortrocknungsmethode (Konvektionstrocknung, IR-Trocknung oder eine<br />
Kombination) beeinflussen das Entwicklungsverhalten und somit die Entscheidung, ob mit<br />
oder ohne Schablone gearbeitet werden kann.<br />
6.2.1 Siebdruck einseitig<br />
Beim einseitigen Siebdruck wird der Lötstopplack im Siebdruck appliziert, vorgetrocknet, belichtet,<br />
entwickelt und ausgehärtet. Danach wird die 2. Seite bedruckt und analog der 1.<br />
Seite prozessiert.<br />
6.2.2 Siebdruck doppelseitig (horizontal oder vertikal)<br />
Eine doppelseitige Applikation im horizontalen Siebdruck ist nur mit besonderen Siebdruckeinrichtungen<br />
möglich. Da der Siebdruck ein Kontaktdruckverfahren ist, wird die <strong>Leiterplatten</strong>unterseite<br />
beim Druckvorgang einer Druckbelastung ausgesetzt. Diese kann zu einer Beschädigung<br />
der zuerst aufgebrachten Lackschicht führen, wenn diese nur vorgetrocknet ist.<br />
Wenn die erste <strong>Leiterplatten</strong>seite vor der Beschichtung der zweiten Seite belichtet und entwickelt<br />
wird, kommt es zu einem verstärkten Unterspülen und dadurch zu einer schlechteren<br />
Auflösung auf der ersten Seite. (Zweimaliges Einwirken des Entwicklers auf die erste Seite).<br />
Aus diesen Gründen ist eine doppelseitige Beschichtung im Siebdruck nur möglich, wenn die<br />
Leiterplatte beim Druck der 2. Seite auf Adapterstiften in den Durchkontaktierungen fixiert<br />
oder spezielle horizontale Siebdruckmaschinen eingesetzt werden, mit denen ein gleichzeitiges<br />
Beschichten beider <strong>Leiterplatten</strong>seiten möglich ist. Im wesentlichen basieren die vertikalen<br />
Siebdruckanlagen auf folgenden Grundprinzipien:<br />
- Nutzen werden vertikal befestigt<br />
- die Siebe sind im gleichen Abstand zu dem vertikalen Nutzen befestigt<br />
- beide Rakel sind jederzeit exakt in der gleichen Position auf der jeweils gegenüberliegenden<br />
Seite des Nutzens<br />
- der Rakelwinkel ist für beide Rakel gleich<br />
- die Rakel benötigen den gleichen dynamischen Druck auf beiden Seiten des Nutzens<br />
- die Flutrakel benötigen die gleiche Kraft für ein gleichmäßiges Fluten der Siebmaschinen,<br />
woraus sich die folgenden prinzipiellen Vorteile ergeben:
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Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
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3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 10<br />
- geringer Platzbedarf der Gesamtanlage<br />
- Beschichtung von beiden <strong>Leiterplatten</strong>seiten gleichzeitig; dadurch Druck auf zwei gleich<br />
saubere bzw. oxidfreie Oberflächen<br />
- gemeinsame Vortrocknung der beiden <strong>Leiterplatten</strong>seiten; dadurch geringerer Energiebedarf<br />
und keine Gefahr der Übertrocknung, wie sie z.B.bei der zuerst beschichteten <strong>Leiterplatten</strong>seite<br />
im Vorhanggießverfahren auftreten kann<br />
- vertikale Stellung der <strong>Leiterplatten</strong> bei der Vortrocknung; dadurch weitestgehende Verhinderung<br />
der Gefahr von Lackbeschädigungen durch eventuell tropfendes Kondensat, wie<br />
sie beim horizontalen Transport der <strong>Leiterplatten</strong> auftritt<br />
- die Durchkontaktierungen der im vertikalen Siebdruck beschichteten <strong>Leiterplatten</strong> bleiben<br />
weitestgehend lackfrei, wodurch sich kürzere Entwicklungszeiten ergeben. Diese kürzeren<br />
Entwicklungszeiten ermöglichen wiederum kürzere Belichtungszeiten und eine Reduzierung<br />
der Unterspülung.<br />
Skizze doppelseitiger Siebdruck<br />
Grundsätzliche Vorteile des Siebdruckverfahrens gegenüber dem Vorhanggießverfahren<br />
sind:<br />
− bei der Schablonentechnik können die Bereiche ausgespart werden, auf die keine Lötstoppmaske<br />
appliziert werden soll (freie Bereiche zwischen den Einzelnutzen, Galvanorand)<br />
− aufgrund des höheren Festkörpers ist ein deutlich geringeres Naßlackgewicht notwendig<br />
− die rheologischen Eigenschaften (Strukturviskosität) verhindern ein Ablaufen von der<br />
Leiterkante, so daß bessere Kantenabdeckung erzielt wird.<br />
6.3 Sprühen (konventionell oder elektrostatisch)<br />
Beim Sprühen wird der Lötstopplack mit Druckluft fein zerstäubt und von dieser Luft zur<br />
Leiterplatte transportiert (konventionelles Sprühen) oder zusätzlich elektrisch aufgeladen<br />
(elektrostatisches Sprühen) und über die statische Aufladung und einem geringen Luftdruck<br />
zur geerdeten Leiterplatte transportiert.
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Drucktechnische Verfahren<br />
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Lötstoppmaske<br />
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Seite 11<br />
Beide Sprühverfahren haben sich großtechnisch bislang nicht durchsetzen können, da diese<br />
Verfahren einen sehr hohen Lackverlust aufweisen. Dieser Verlust ergibt sich daraus, daß,<br />
um den <strong>Leiterplatten</strong>rand sicher zu beschichten, über die <strong>Leiterplatten</strong>fläche hinaus beschichtet<br />
werden muß. Dieser sogenannte "Overspray" kann zwischen 20 und 30 % der versprühten<br />
Lackmenge betragen.<br />
6.4 Durchführung von Doppelbeschichtungen<br />
Grundsätzlich gibt es drei mögliche Verfahren, wie eine Doppelbeschichtung ausgeführt<br />
werden kann, wenn dies aufgrund von speziellen Kundenanforderungen (Kantenabdeckung,<br />
Durchschlagsfestigkeit etc.) erforderlich sein sollte:<br />
1. Die zweite Lackschicht wird direkt nach der Vortrocknung der ersten Lackschicht aufgebracht.<br />
Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der hierbei erreichten höchstmöglichen Produktivität,<br />
da alle weiteren Prozeßschritte, angefangen bei der Belichtung, gemeinsam –<br />
und daher nur einmal – durchgeführt werden müssen. Der Nachteil bzw. die Schwierigkeit<br />
bei diesem Verfahren liegt hauptsächlich darin, daß die <strong>Leiterplatten</strong> insgesamt<br />
viermal die Vortrocknung durchlaufen, wodurch das Prozeßfenster dieses Verarbeitungsschrittes<br />
sehr klein wird, und es somit leicht zu Übertrocknungen und infolgedessen<br />
zu einer unvollständigen Freientwicklung kommen kann, die, wenn sie<br />
nicht rechtzeitig (vor der Endhärtung) festgestellt wird, zu irreversiblen Fehlverzinnungen<br />
der <strong>Leiterplatten</strong> führen kann.<br />
2. Die zweite Lackschicht wird nach der Belichtung und Entwicklung der ersten Lackschicht<br />
aufgebracht.<br />
Auch hier liegt der Hauptvorteil in der immer noch für Doppelbeschichtungen relativ<br />
hohen Produktivität, da die besonders zeitintensive Endhärtung der Lackschichten<br />
gemeinsam durchgeführt wird.<br />
Das Risiko der Übertrocknung ist hierbei nicht höher als bei einer Einfachbeschichtung;<br />
hier kann jedoch eine unzureichende Vortrocknung der ersten Lackschicht zu<br />
Problemen führen. Lösemitteleinschlüsse bzw. ein zu hoher Restlösemittelgehalt der<br />
ersten Lackschicht können nach der durch die Belichtung ausgelösten Vernetzungsreaktion<br />
nur noch sehr schwer aus der Lackschicht entweichen. Dies kann dazu führen,<br />
daß diese Lösemittel bei der Heißverzinnung explosionsartig verdampfen und so<br />
zu Lackablösungen führen. Um dies zu vermeiden, sollten folgende Punkte berücksichtigt<br />
werden:<br />
2.1 Das Naßlackgewicht der ersten Lackschicht sollte möglichst niedrig gewählt werden,<br />
um eine einwandfreie Durchtrocknung sicher zu gewährleisten; ggf. kann dies durch<br />
ein entsprechend höheres Naßlackgewicht der zweiten Lackschicht kompensiert<br />
werden, wodurch die Endschichtdicke unverändert bleibt.
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Drucktechnische Verfahren<br />
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Lötstoppmaske<br />
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2.2 Die Vortrocknungsparameter der ersten Lackschicht sollten aus demselben Grund<br />
möglichst an der oberen Grenze des Verarbeitungsfensters gewählt werden, wobei<br />
besonders auf eine ausreichende Abluft (Lösungsmittelabführung) geachtet werden<br />
muß.<br />
2.3 Sollten aus irgendeinem Grund diese Punkte nicht berücksichtigt werden können, so<br />
ist es u. U. möglich, durch eine zweistufige Endhärtung ein einwandfreies Ergebnis<br />
trotz Lösemitteleinschlüssen zu erzielen. Hierbei ist die Temperatur im 1. Schnitt<br />
niedriger als die eigentliche Endhärtetemperatur, so daß Lösemittelreste entweichen<br />
können.<br />
3. Die zweite Lackschicht wird nach der Endhärtung der ersten Schicht appliziert.<br />
Diese relativ unproduktive Vorgehensweise stellt allgemein den insgesamt sichersten<br />
Prozeß dar. Trotzdem kann es auch hier, wenn auch aus anderen Gründen, zu Lackabplatzungen<br />
beim Heißverzinnen kommen.<br />
Ursache hierfür ist nicht der Einschluß von Lösemitteln in der Lackschicht, sondern<br />
vielmehr Verunreinigungen auf der Oberfläche der ersten Lackschicht, die sozusagen<br />
eine Trennschicht zwischen den beiden Lackfilmen darstellt. Hierfür kommen prinzipiell<br />
zwei mögliche Ursachen in Frage:<br />
3.1 Verunreinigungen aufgrund des Handlings der Leiterplatte zwischen den beiden Beschichtungsvorgängen.<br />
Es muß daher darauf geachtet werden, daß die zunächst einmalig beschichteten<br />
Platten mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden, wie vorgereinigte, unbeschichtete<br />
<strong>Leiterplatten</strong>. Fingerabdrücke u. ä. müssen unbedingt vermieden werden; ggf. empfiehlt<br />
es sich auch, eine zusätzliche Zwischenreinigung vor der Applikation der zweiten<br />
Lackschicht vorzunehmen.<br />
3.2 Niedermolekulare Lackbestandteile (Kondensat) schlägt sich während der thermischen<br />
Endhärtung der ersten Lackschicht auf dieser nieder.<br />
Durch ein zu niedriges Abluftvolumen während der Endhärtung der ersten Schicht<br />
kann es zu einem Niederschlag dieses "Kondensates" auf den <strong>Leiterplatten</strong> kommen,<br />
wodurch keine einwandfreie Lack-auf-Lack-Haftung erreicht werden kann.<br />
Um einwandfreie Beschichtungsergebnisse sicherzustellen, sollten Vorversuche durchgeführt<br />
werden.<br />
7 Ablüften<br />
Während des Ablüftens sollen evtl. Lufteinschlüsse zwischen den Leitern entweichen. Außerdem<br />
werden bei diesem Prozeßschritt schon erste prozentuale Anteile Lösungsmittel aus<br />
dem Lötstopplack entfernt. Das Ablüften findet bei Temperaturen bis maximal 50°C statt (Eine<br />
gute Abluftführung ist unbedingt notwendig. Außerdem sollte die Zuluft auch in der ersten
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Zeitphase des Ablüftens sehr gezielt über die <strong>Leiterplatten</strong> geführt werden können, um eine<br />
optimale Kantenabdeckung zu erzielen.)<br />
Die Luftmengen und die Temperatur in der Ablüftzone sollten regelbar sein. Es sollte eine<br />
Ablüftzeit gemäß den Angaben des Lacklieferanten vorgesehen werden.<br />
Anmerkung<br />
Bei hohem Cu-Aufbau (70 µm Basiskupfer) kommt es in der Nähe der Leiter zu hohen Lackschichtdicken.<br />
Bei nicht ausreichender Abluftzeit oder zu steilem Temperaturprofil der Vortrocknung<br />
kann diese Lackschichtdicke zu Lösemitteleinschlüssen führen, welche die sogenannten<br />
„Nadelstiche“ erzeugen.<br />
8 Vortrocknen<br />
Die Vortrocknung dient dazu, die in dem Lötstopplack nach dem Ablüften noch enthaltenen<br />
Lösungsmittel zu entfernen und die Schicht soweit zu trocknen, daß die Beschichtung der<br />
zweiten Seite bzw. die Belichtung ohne Ankleben oder Abdrücke möglich ist.<br />
Der Vortrocknungsprozeß arbeitet in einem Zeit-/Temperaturfenster, das je nach eingesetztem<br />
Lacksystem unterschiedlich ist. Die untere Grenze wird durch die mechanische Festigkeit<br />
der Lötstoppmaske festgelegt. Der obere Bereich der Vortrocknung, sowohl bzgl. der<br />
Temperatur wie auch der Zeit, muß so gewählt werden, daß noch keine Startpolymerisation<br />
der Lötstoppmaske stattfindet und somit die Entwicklung der nicht belichteten Stellen einwandfrei<br />
möglich ist. Bei der Festlegung der oberen Grenze ist darauf zu achten, daß ggf.<br />
die <strong>Leiterplatten</strong> doppelseitig verarbeitet werden, d.h. nach der ersten Vortrocknung die<br />
zweite <strong>Leiterplatten</strong>seite direkt anschließend beschichtet und vorgetrocknet wird. Die zuerst<br />
beschichtete Seite wird also zweimal der Vortrocknung ausgesetzt.<br />
Grundsätzlich kann die Vortrocknung als reine Konvektionstrocknung ausgelegt werden, ggf.<br />
mit Integration des Ablüftens, oder als Kombination von Konvektion und IR-Strahlung.<br />
Diese Kombination bietet in der Regel einen deutlichen Vorteil hinsichtlich des Platzbedarfes.<br />
(Man arbeitet mit kürzeren Trockenzeiten und höheren Temperaturen.)<br />
Die reine Konvektionstrocknung benötigt mehr Platz und weist längere Durchlaufzeiten auf.<br />
Dafür ist es möglich, mit niedrigeren Temperaturen zu arbeiten, wodurch sich folgende Vorteile<br />
bieten:<br />
− Der Lötstopplack wird effektiver getrocknet<br />
− Hierdurch wird die Gefahr reduziert, daß in den unteren Schichten noch größere Lösungsmittelanteile<br />
verbleiben, wodurch die Auflösung der Lötstoppmaske verschlechtert<br />
wird. Dies ist besonders bei höheren Lackauftragsmengen von Bedeutung<br />
− Die Problematik der Abdrücke durch das Transportsystem bei doppelseitiger Verarbeitung<br />
wird vor allem bei sehr dünnem Laminat reduziert; da die Temperaturbelastung<br />
deutlich geringer gehalten werden kann, ist eine höhere mechanische Stabilität des Basismaterials<br />
bei der Vortrocknung gegeben.
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Neben einem ausreichenden Lufthaushalt (Menge Zu-/Abluft) zur wirksamen Abführung der<br />
Lösungsmittel während der Vortrocknung ist es wichtig, eine ausreichende Kühlung im Auslauf<br />
der Vortrocknung vorzusehen.<br />
Die <strong>Leiterplatten</strong>temperatur sollte nach der Kühlung nicht wesentlich über der Raumtemperatur<br />
liegen, um mechanische Beschädigungen beim Transport und Abstapeln zu verhindern.<br />
Nach der Vortrocknung kann bei einer doppelseitigen Verarbeitung die Beschichtung<br />
der zweiten Seite erfolgen.<br />
Für eine doppelseitige Beschichtung nach der Vortrocknung sollte das gesamte Transportsystem<br />
v-förmig ausgelegt oder der <strong>Leiterplatten</strong>transport so konstruiert sein, daß die <strong>Leiterplatten</strong>rückseite<br />
nicht flächig aufliegt, wodurch evtl. Beschädigungen der Beschichtung<br />
wirksam vermieden werden.<br />
Anmerkung:<br />
Bei der Vortrocknung von modernen fotostrukturierbaren Lötstopplacken mit einer kurzen<br />
Belichtungszeit kann es zu einer Kondensatbildung kommen. Diese Kondensatbildung kann<br />
verstärkt bei einer Kombination Warmluft/IR-Vortrocknung auftreten.<br />
Damit dieses Kondensat nicht in den Vortrocknungsofen zurückgeführt wird, ist eine ausreichende<br />
thermische Trennung von warmer und kalter Luft und ggf. der Einbau einer Kondensatfalle<br />
vorzunehmen.<br />
Anmerkung:<br />
Es ist darauf zu achten, daß die vom Lackhersteller angegebenen maximalen Standzeiten<br />
zwischen den Prozeßschritten (Vortrocknen - Belichten - Entwickeln) nicht überschritten<br />
werden, da sonst eine vollständige Freientwicklung unter Umständen nicht mehr gegeben<br />
ist.<br />
Anmerkung:<br />
Bei der Planung von Trocknungsanlagen sollten die Lack- und Trocknerhersteller hinzugezogen<br />
werden, damit alle relevanten Vorschriften bezüglich Ex-Schutz bzw. Unfallverhütungsvorschriften<br />
beachtet werden.<br />
9 Belichten<br />
Bei der Belichtung werden die Flächen der beschichteten <strong>Leiterplatten</strong> mit UV-Licht bestrahlt,<br />
die auf der fertigen Leiterplatte eine Lötstoppmasken-Abdeckung aufweisen sollen.<br />
Die beim Entwickeln freizuentwickelnden Flächen werden bei der Belichtung mit einer geeigneten<br />
Fotovorlage abgedeckt.<br />
Zur Belichtung werden Belichtungsgeräte mit mind. 5 KW-Leistung verwendet. Eine höhere<br />
Leistung verkürzt die Belichtungszeit und ermöglicht eine höhere Auflösung. Die Belichtungsgeräte<br />
sollten eine ausreichende Kühlung haben, so daß die <strong>Leiterplatten</strong> bei der Be-
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lichtung eine Temperatur von ca. 25°C nicht überschreiten, um ein Ankleben oder Markieren<br />
der Fotovorlage zu vermeiden.<br />
Die Geräte müssen mit einem Betriebsstundenzähler ausgerüstet sein, da die Nutzungsdauer<br />
der UV-Brenner nur etwa 1000 bis 1500 h beträgt und die Brenner dann ausgetauscht<br />
werden müssen. Mit zunehmendem Alter der Lampe verschiebt sich der Wellenlängenbereich.<br />
Die in die Belichtungsgeräte eingebauten Integratoren sorgen dafür, daß weiterhin die<br />
entsprechende Energie im richtigen Wellenlängenbereich zur Verfügung steht. Durch die<br />
Wellenlängenverschiebung werden jedoch die Belichtungszeiten verlängert und die Wärmebelastung<br />
der Fotovorlage erhöht sich (Ankleben am Lack, Dimensionsstabilität nimmt ab).<br />
Eine erhöhte Wärmestrahlung bei der Belichtung kann auch durch einen falschen oder defekten<br />
Brenner erzeugt werden und möglicherweise folgendes Problem erzeugen:<br />
Durch die höhere Wärmeenergie wird die durch das UV-Licht angeregte Fotoreaktion bei<br />
den auf langwelliges Licht reagierenden Fotoiniatoren fortgeführt. Diese Reaktion reicht aus,<br />
um eine genügende Stoufferstufe darzustellen. Die Vernetzungsreaktion/Fotopolymerisation<br />
der Lackoberfläche, die besonders durch kurzwelliges Licht erreicht wird, ist jedoch nicht<br />
ausreichend für eine einwandfreie Beständigkeit der belichteten Flächen im Entwicklungsprozeß,<br />
so daß der Lackfilm bei der Entwicklung angequollen wird. Dies kann dazu führen,<br />
daß es in Bereichen dünner Lackschichten (auf schmalen Leitern, an den Leiterkanten) zu<br />
Lackablösungen kommt.<br />
Es empfiehlt sich aus diesem Grund, sporadisch - jedoch besonders nach einem Brennerwechsel<br />
- die Härte des Lackfilmes nach der Entwicklung zu überprüfen. Die einfachste Methode<br />
ist der „Daumennageltest“; die Lackschicht sollte direkt nach der Entwicklung keine<br />
Kratzer zeigen oder abgeschoben werden können.<br />
Der Belichtungsrahmen muß ein Vakuum zwischen Leiterplatte und Rahmen ermöglichen.<br />
Damit Lufteinschlüße zwischen Dia und Leiterplatte vermieden werden, ist die ggf. noch verbleibende<br />
Luft auszustreichen.<br />
Anmerkung:<br />
Die Prozeßschritte Belichten und Entwickeln sind stark voneinander abhängig. Daher sollten<br />
beide Prozeßschritte immer im Zusammenhang gesehen werden, da sie aufeinander abgestimmt<br />
werden müssen. So führt z.B. unzureichend vorgetrockneter Lötstopplack das Vakuum<br />
beim Belichten zu Filmanhaftungen und somit zu Glanzstellen auf der Lötstopplackoberfläche.<br />
9.1 UV-Brenner<br />
Zur Belichtung benötigen die Lötstoppmasken eine UV-Bestrahlung mit einer bestimmten<br />
Wellenlänge bzw. in einem bestimmten Wellenlängenbereich. Dieser Wellenlängenbereich<br />
ist bei verschiedenen Lötstoppmasken ggf. sehr unterschiedlich. Es muß für eine optimale<br />
Belichtung und somit auch Auflösung darauf geachtet werden, daß der Brenner in dem vom<br />
Lötstopplackhersteller angegebenen Bereich emittiert. Das Emissionsmaximum der Brenner<br />
wird von den Herstellern durch eine entsprechende Dotierung erreicht. Gebräuchlich sind ei-
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sendotierte Brenner mit einem Emissionsmaximum bei 365 nm und galliumdotierte Brenner<br />
mit einem Emissionsmaximum bei 410 nm. Bei Wechsel des eingesetzten Lötstopplackes<br />
muß darauf geachtet werden, daß nicht nur der Brenner, sondern auch der Integrator, der<br />
die Strahlungsenergie mißt und bei nachlassender Belichtungsenergie die Belichtungszeit<br />
verlängert, ggf. ausgewechselt werden muß.<br />
Die Reflektoren des Strahlers müssen so konstruiert sein, daß der gesamte Belichtungsrahmen<br />
mit der gleichen Lichtenergie (±10%) ausgeleuchtet wird.<br />
Bei wassergekühlten Brennern (empfohlen, um eine niedrige Temperatur beim Belichten zu<br />
erzielen) ist, um eine Energiereduzierung zu vermeiden, beim Brennerwechsel auch die Glasummantelung<br />
auf Verfärbung zu kontrollieren.<br />
9.2 Fotovorlage<br />
Als Fotovorlage können Diazo-/ oder Silberhalogenidfilme verwendet werden.<br />
Die Vor- und Nachteile der Fotovorlagen sind gegeneinander abzuwägen:<br />
− Bei einer optischen Registrierung sind Diazofilme besser geeignet, da man durch die UVundurchlässigen<br />
Stellen sehen und somit das Layout besser mit der Vorlage in Übereinstimmung<br />
bringen kann<br />
− Die Auflösung der Lötstoppmaske ist u.a. auch vom Abstand der Fotovorlage zur Lötstoppmaske<br />
bei der Belichtung abhängig (Unterstrahlung). Diazofilme sind zwar elastischer<br />
als Silberhalogenfilme und schmiegen sich der Leiterstruktur besser an; dafür sind<br />
sie dicker als Silberhalogenidfilme, wodurch dieser Vorteil aufgewogen wird<br />
− Silberhalogenidfilme heizen besonders bei sehr großen, abgedeckten Stellen die Lötstoppmaske<br />
bei der Belichtung stärker auf und können das Kleben an der Lötstoppmaske<br />
verstärken (nur bei schlecht gekühlten Brennern von Bedeutung)<br />
− Die Fotovorlagen absorbieren bei der Belichtung einen Teil der UV-Energie. Diazofilme<br />
absorbieren ca. 50% der UV-Energie, Silberhalogenidfilme ca. 25%.<br />
Der Einsatz von sogenannten Schutzfolien, die auf die Filmschicht laminiert werden und eine<br />
Filmbeschädigung reduzieren, ist sehr sorgfältig zu prüfen. Diese Schutzfolien absorbieren<br />
zusätzlich UV-Energie und vergrößern den Abstand zur Lötstoppmaske. Dadurch wird das<br />
Auflösevermögen der Lötstoppmaske durch Unterstrahlung reduziert sowie die Belichtungszeit<br />
verlängert.<br />
Bei der Belichtung ist darauf zu achten, daß die Filmvorlage kleiner oder maximal gleich<br />
groß wie der <strong>Leiterplatten</strong>nutzen geschnitten wird, damit zwischen Filmvorlage und Lötstoppmaske<br />
ein Vakuum aufgebaut werden kann bzw. durch eine durch das Vakuum am<br />
Rand hochgedrückte Filmvorlage keine Mißregistrierung im Randbereich entsteht. Die Filmvorlage<br />
wird immer mit der beschichteten Seite auf die Lötstoppmaske aufgelegt.<br />
9.3 Belichtungsenergie<br />
Die für den Lötstopplack notwendige Belichtungsenergie wird von den Lackherstellern angegeben.<br />
Es wird die benötigte Wellenlänge des UV-Brenners (in nm) und die Belichtungse-
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Drucktechnische Verfahren<br />
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nergie in mJ/cm² oder die nach der Entwicklung resultierende Graustufe oder beide Werte<br />
angegeben. Bei der Messung der Belichtungsenergie mit einem Meßgerät ist darauf zu<br />
achten, daß das verwendete Meßgerät mit dem Gerät des Lötstopplackherstellers abgeglichen<br />
wird, da die Geräte unterschiedlicher Hersteller sehr unterschiedliche Werte, je nach<br />
verwendeter Meßsonde, anzeigen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, daß das Meßgerät für<br />
den entsprechenden Wellenlängenbereich geeignet ist.<br />
Bei der Bestimmung der Graustufe wird ein in mehreren Stufen (in der Regel 21 Stufen) immer<br />
lichtundurchlässig werdender Filmstreifen auf die Löstoppmaske gelegt und mit unterschiedlichen<br />
Belichtungsenergien bestrahlt. Nach dem Entwicklungsprozeß wird die Stufe<br />
beurteilt, die gerade noch abgewaschen/entwickelt wurde. Es wird die Belichtungszeit gewählt,<br />
bei der die Graustufe erreicht wird, die der Lötstopplackhersteller angibt. In der Praxis<br />
hat sich bei Applikationsverfahren, bei denen Löcher und Durchkontaktierungen mit Lötstopplack<br />
beschichtet werden, eine Kombination beider Methoden bewährt. Mit dem Belichtungsgerät<br />
wird die generelle Belichtungszeit für <strong>Leiterplatten</strong> mit Durchkontaktierungen bis<br />
zu 4 mm eingestellt. Für <strong>Leiterplatten</strong>, die aufgrund von sehr großen Löchern oder Langlöchern<br />
eine verlängerte Entwicklungszeit benötigen, ist zuerst die Entwicklungszeit zu bestimmen,<br />
die zur Freientwicklung dieser Löcher notwendig ist. Dann wird durch Belichtungstests<br />
mit dem Stufenkeil festgelegt, welche Belichtungszeit anzuwenden ist.<br />
Die Belichtungsenergie muß immer in den angegebenen Grenzen des Lackherstellers gehalten<br />
werden, da eine Unterbelichtung zu einer stärkeren Unterspülung, eine Überbelichtung<br />
zu einer Unterstrahlung der Fotovorlage führt. Beide Effekte verschlechtern die Auflösung.<br />
Außerdem steigt bei einer Überbelichtung die Gefahr der Durchbelichtung auf der<br />
zweiten <strong>Leiterplatten</strong>seite.<br />
Bei dünnem Basismaterial (< 1 mm) ist in einem Belichtungs- und Entwicklungstest zu klären,<br />
ob es nicht zu Durchbelichtungen bei den vorgegebenen Belichtungsparametern<br />
kommt. Besonders gefährdet sind doppelseitige SMD (surface mounted devices)-Layouts,<br />
bei denen die Pads auf beiden Seiten nicht deckungsgleich sind. Im Falle von Durchbelichtungen<br />
müssen diese <strong>Leiterplatten</strong> einseitig verarbeitet werden oder lichtundurchlässiges<br />
Basismaterial zur Anwendung kommen.<br />
Eine optimale Belichtung, verbunden mit einer optimalen Entwicklung, ist immer dann gegeben,<br />
wenn die Stegbreite auf der Fotovorlage mit der Stegbreite auf der Leiterplatte übereinstimmt.<br />
10 Haltezeit<br />
Nach der Belichtung wird, je nach Lacksystem, eine Haltezeit empfohlen. Dieser Prozeßschritt<br />
dient dazu, die während der Belichtung angeregte fotochemische Reaktion zu optimieren<br />
und sollte unbedingt durchgeführt bzw. eingehalten werden. Zur Reduzierung der<br />
Belichtungszeit wird für einige Lacksysteme empfohlen, nach der Belichtung die <strong>Leiterplatten</strong><br />
kurzzeitig zu erwärmen (thermo-bump). Um das recht enge Prozeßfenster für die sen<br />
"thermo-bump" einzuhalten, sollte dieser Schritt on-line automatisiert werden.
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11 Entwickeln<br />
Anmerkung:<br />
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Die Prozeßschritte Belichten und Entwickeln sind stark voneinander abhängig. Daher sollten<br />
beide Prozeßschritte immer im Zusammenhang gesehen werden, da sie aufeinander abgestimmt<br />
werden müssen.<br />
11.1 Entwicklermedien<br />
Entspechend der Löslichkeit der in den jeweiligen Lacken zum Einsatz kommenden Harze,<br />
sind die Entwicklermedien unterschiedlich und somit variieren auch die Entwicklungsprozesse<br />
etwas.<br />
11.1.1 Polyalkoholentwicklung<br />
Bei der Entwicklung in Polyalkoholen handelt es sich um einen physikalischen Löseprozeß.<br />
Der bei der Vortrocknung angetrocknete und bei der Belichtung nicht belichtete Lack wird<br />
wieder in Lösung gebracht. Für die Lösegeschwindigkeit sind das Entwicklermedium, die<br />
Entwicklertemperatur und die Entwicklerbeladung verantwortlich. Entwicklungsprozesse in<br />
Polyalkoholen sollten relativ kalt gefahren werden (ca. 25°C), da der Entwicklungsprozeß<br />
auch bei niedrigen Temperaturen recht zügig abläuft, und höhere Temperaturen das Ergebnis<br />
an den Flanken (Unterspülen) negativ beeinflussen. Da die zur Entwicklung eingesetzten<br />
Polyalkohole ein mehr öliges Fließverhalten aufweisen, erhitzt sich die Entwicklerlösung<br />
durch das Umpumpen relativ schnell. Um die Entwicklungstemperatur niedrig zu halten, ist<br />
für eine ausreichende Kühlung zu sorgen. Damit die Einwirkung des Entwicklers auf den<br />
Lötstopplack beendet wird, muß unmittelbar nach der Entwicklerzone eine Wasserzone folgen.<br />
11.1.2 Wäßrig-alkalische Entwicklung<br />
Der Begriff wäßrig-alkalische Entwicklung ist zwar eingeführt, aber eigentlich falsch gewählt.<br />
Nach der allgemeinen Formel :<br />
Säure + Lauge => Salz + Wasser<br />
wird bei der Entwicklung die Carboxylgruppe im Harz des Lackes mit Soda zu einem wasserlöslichen<br />
Salz umgesetzt. Dieses Salz wird dann mit Wasser gelöst und abgespült. Dieser<br />
Entwicklungsprozeß benötigt eine gewisse Reaktionstemperatur. Somit sollte der Entwicklungsprozeß<br />
in der Regel bei Temperaturen von > 30°C gefahren werden. Grundsätzlich<br />
laufen wäßrig-alkalische Entwicklungsprozesse etwas schneller ab als in Polyalkohol. Ein<br />
Stoppen des Prozesses durch eine Wasserspülung ist ebenfalls notwendig.<br />
11.2 Entwicklungsprozeß<br />
Beim Entwickeln sind einige grundsätzliche Überlegungen vom Entwicklungsmedium unabhängig.
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11.2.1 Randabdeckung<br />
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Blatt 5.5<br />
Seite 19<br />
Beim Prozeßschritt Entwicklung soll die Lötstoppmaske von den Flächen der Leiterplatte<br />
entfernt werden, die bei der Belichtung durch die Fotovorlage abgedeckt waren. Hier stellt<br />
sich zuerst die Frage, wie die Randbereiche der Leiterplatte bzw. des <strong>Leiterplatten</strong>nutzens<br />
behandelt werden. Es bietet sich in der Regel an, den Rand völlig zu belichten, da sonst der<br />
Entwickler schneller mit abgelöstem Lack beladen würde, und ein freientwickelter Rand bei<br />
Nachfolgeprozessen mitbehandelt werden muß (Hot-Air-Leveling, chem. Ni/Au oder andere<br />
Prozesse). Wenn die Frage, ob der Rand mit Lötstoppmaske bedeckt sein soll oder nicht,<br />
von der jeweiligen Philosophie in der Fertigung abhängig sein kann, muß auf jeden Fall darauf<br />
geachtet werden, daß Belichten oder Nichtbelichten des Randes eindeutig durchgeführt<br />
wird. Ein großes Problem verursacht ein nicht lichtdicht abgedeckter Rand. Beim Entwickeln<br />
bildet sich ein nicht vollständig abentwickelbarer „Schmier“ der sich auf das Transportsystem<br />
des Entwicklers setzt und auf freientwickelte Stellen wieder abgestempelt wird . Es entstehen<br />
Stellen, die für Nachfolgeprozesse nicht benetzbar sind.<br />
11.2.2 Entwicklung aus Durchkontaktierungen<br />
Wenn bei der Applikationsmethode Lötstopplack in die Löcher und Durchkontaktierungen<br />
gebracht wurde (dies gilt besonders für die Applikation im Vorhanggießverfahren) ist die<br />
Entwicklung aus den Löchern besondere Beachtung zu schenken. Bei der Entwicklung von<br />
derart prozessierten <strong>Leiterplatten</strong> ist es wichtig, mit einem relativ hohem Sprühdruck (ca. 4<br />
bar) und Fachstrahldüsen zu arbeiten. Die Düsen müssen in einem Winkel von ca. 60° zur<br />
<strong>Leiterplatten</strong>oberfläche geneigt sein, damit der Entwickler möglichst lange und mit einem<br />
möglichst hohen Druck auf den Lack in der Durchkontaktierung einwirken kann. Die Entwicklungszeit<br />
richtet sich bei solchen <strong>Leiterplatten</strong> nach der Zeit, die benötigt wird, um den<br />
Lack aus den Löchern zu entfernen. Bei diesen Entwicklungsbedingungen wird automatisch<br />
ein höheres Unterspülen erzielt, weil diese Bereiche eigentlich zu lange entwickelt und somit<br />
zu stark angegriffen wurden.<br />
Wenn bei der Applikationsmethode so gut wie kein Lack in Löcher eingebracht wurde (dies<br />
gilt vor allem für die Applikationsmethode Siebdrucken), kann die Entwicklungszeit deutlich<br />
reduziert werden. Auch der Sprühdruck kann auf ca. 2 bar reduziert werden. Durch diese<br />
Maßnahmen ist das Unterspülen geringer, und es wird möglich, wesentlich feinere Stege<br />
darzustellen.<br />
Diese Überlegungen gelten für Löcher ca. > 0,4 mm. Bei kleinen Löchern gelten andere Bedingungen.<br />
Hier werden bei jeder Applikationsmethode die Löcher mehr oder weniger vollständig<br />
gefüllt. Um eine Entwicklung zu erreichen, muß möglichst häufig Entwickler an die<br />
zu entwickelnde Stelle gebracht werden. Dies ist bei verstopften Löchern nicht ohne weiteres<br />
möglich. Der Lösungsansatz kann hier nur heißen: im ersten Drittel des Entwicklungsprozesses<br />
mit hohem Druck und senkrecht stehenden Düsen die Durchkontaktierung für die<br />
Entwicklerlösung durchlässig sprühen. Im weiteren Entwicklungsprozeß mit wenig Druck die<br />
Durchkontaktierungen gründlich durchströmen, um das beschriebene Entwicklerangebot an<br />
den Lack in den Löchern heranzuführen.<br />
Für die Freientwicklung aus kleinen Löchern hat sich die Zwangsdurchflutung mit Schwalldüsen<br />
bestens bewährt.
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1. 90° Sprühwinkel 2. Öffnen der Löcher 3. Schwalldüsen<br />
Skizze Entwickeln<br />
Skizze Entwickeln<br />
11.2.2 Filtration der Entwicklerlösung<br />
Die Entwicklerlösung wird vor allem in der ersten Entwicklerzone sehr stark mit herausgelösten<br />
Lackbestandteilen beladen. Um die Verquetschung dieser Lackreste auf schon freientwickelte<br />
Stellen zu verhindern, sollte der Entwickler immer über ein geeignetes Filtersytem<br />
geführt werden. Ebenfalls ist es empfehlenswert, den Entwickler in der ersten Entwicklerkammer<br />
über eine Zentrifuge zu führen. Dadurch werden Feststoffanteile zu einem hohen<br />
Maß abgesondert und der Reinigungsaufwand des Entwicklers stark minimiert.
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11.2.3 Austausch der Entwicklerlösung<br />
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Seite 21<br />
Für eine stabile Prozeßführung ist es angebracht, die Entwicklerlösung permanent (über einen<br />
<strong>Leiterplatten</strong>einlaufsensor gesteuert) zu erneuern (bleed and feed). Der Sättigungsgrad<br />
der Entwickler wird i.d.R. in Prozent angegeben. Die durchschnittlich entwickelte Fläche<br />
kann statistisch überschlagen und die benötigte Menge Entwicklerlösung errechnet werden.<br />
Eine Prozeßkontrolle der Beladung sollte parallel auf jeden Fall durchgeführt werden. Vielfach<br />
ist eine sehr schnelle und aussagekräftige Überprüfung durch das Bestimmen des spezifischen<br />
Gewichtes der Entwicklerlösung möglich.<br />
Anmerkung:<br />
Das spezifische Gewicht ist sehr stark von der Temperatur abhängig.<br />
Bei der Berechnung der benötigten Menge Entwickler sollte ferner bedacht werden, ob in<br />
dem Entwickler auch fehlbeschichtete <strong>Leiterplatten</strong> abgewaschen werden sollen. Da hierbei<br />
eine große Menge Lack dem Entwickler zugeführt wird, muß dies bei der Berechnung berücksichtigt<br />
werden. Grundsätzlich sollte man das Abwaschen nicht im Entwickler durchführen,<br />
da das Transportsystem durch solche Aktionen sehr stark verschmutzt wird. Ggf. kann<br />
der „Abwasch“ gesammelt und vor dem nächsten Reinigungszyklus durchgeführt werden.<br />
11.2.4 Übergangszone Entwickler - Wasserspüle<br />
Die Übergangszone zwischen Entwicklerzone und Wasserspüle ist ein sehr kritischer Bereich<br />
bei dem gesamten Prozeß Entwicklung. Der offensichtlichste Punkt ist, daß kein Entwicklermedium<br />
in die Wasserzone verschleppt werden darf. Hierzu werden Abquetschwalzen<br />
und Luftmesser eingesetzt. Die installierten Luftmesser dürfen das Entwicklermedium<br />
nicht in die Wasserzone sprühen, auch die aus den Durchkontaktierungen herausgeblasene<br />
Entwicklerlösung darf nicht in den Rücklauf der Wasserspüle geführt werden.<br />
Die Abquetschwalzen dürfen auf keinen Fall trocken laufen. Zwischen den freientwickelten<br />
Lackflanken befinden sich angelöste Lackreste. Durch die Abquetschwalzen werden diese<br />
Reste mit dem überzähligen Entwicklermedium herausgepreßt. Wenn sich diese Reste auf<br />
den Abquetschwalzen festsetzen können, werden sie zu einem späteren Zeitpunkt willkürlich<br />
auf einer anderen Stelle der Leiterplatte abgestempelt und führen zu einer Fehlstelle.<br />
Um hier Fehler zu vermeiden, sollten die Abquetschwalzen an der Entwicklerseite ständig<br />
mit Entwicklermedium benetzt werden.<br />
Noch kritischer sind die Abquetschwalzen am Einlauf der Wasserspülung. Diese Walzen<br />
sollten so mit Wasser besprüht werden, daß sich auf den in die Wasserzone einlaufenden<br />
<strong>Leiterplatten</strong> ein See bildet. Mit diesem Wasser werden gelöste Lackbestandteile abgespült.<br />
Nach der Spülung der <strong>Leiterplatten</strong> mit Wasser werden die <strong>Leiterplatten</strong> in einem Trockner<br />
durch Warmluft so getrocknet, daß sie ohne Wasserrückstände die Entwicklermaschine<br />
verlassen.<br />
11.2.5 Wartung des Entwicklers<br />
Der Wartungsaufwand für den Entwickler ist stark von der Belastung abhängig. Empfehlenswert<br />
ist eine wöchentliche Komplettreinigung. Mindestens zum Schichtwechsel sollten<br />
die Transportwalzen gereinigt werden, die oben beschriebenen Abquetschwalzen ggf. noch
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 22<br />
häufiger. Ebenfalls sollten die Düsenstöcke mind. zum Schichtwechsel auf verstopfte Düsen<br />
überprüft werden.<br />
12 Optische Kontrolle<br />
Nach der Entwicklung sollte eine optische Kontrolle auf Freientwicklung, Freientwicklung aus<br />
den Durchkontaktierungen, Registriergenauigkeit und Fehlstellen durchgeführt werden.<br />
Nach dem Prozeßschritt Entwickeln können <strong>Leiterplatten</strong>, die eine oder mehrere der o.g.<br />
Fehlerbilder zeigen, abgewaschen werden. Nach der Endhärtung ist der Lackfilm so stabil,<br />
daß ein Strippen nicht mehr möglich ist.<br />
13 Thermische Härtung (Endhärtung)<br />
Bei der Endhärtung wird die chemische Vernetzung der Lackkomponenten vollzogen. Dieser<br />
Prozeß ist für die mechanischen, chemischen und elektrischen Eigenschaften der Lötstoppmaske<br />
verantwortlich. Daher ist die Einhaltung der vom Hersteller angegebenen Parameter<br />
zwingend notwendig.<br />
Ob die Endhärtung in einem Kammerofen oder einem Durchlaufofen durchgeführt wird, ist<br />
nicht qualitätsrelevant.<br />
Es ist jedoch wichtig, daß :<br />
− die vom Lötstopplackhersteller angegebene Temperatur im gesamten Ofenraum gleichmäßig<br />
erreicht wird<br />
− in der Anfangsphase der thermischen Härtung eine optimale Führung der Um- und Abluft<br />
erfolgt, so daß es nicht zu einer Kondensatbildung kommen kann<br />
− die eigentliche Einbrennzeit erst mit dem Zeitpunkt beginnt, ab dem die <strong>Leiterplatten</strong> die<br />
spezifizierte Temperatur erreicht haben (Objekthaltezeit), wobei zu beachten ist, daß die<br />
<strong>Leiterplatten</strong>dicke die Aufheizzeit erheblich beeinflußt.<br />
Für ein problemloses Handling sollten die <strong>Leiterplatten</strong> bei Durchlauföfen am Ende des Einbrennprozesses<br />
auf Temperaturen leicht oberhalb der Raumtemperatur abgekühlt werden.<br />
Bei Standöfen ist es empfehlenswert, den Ofen während des gesamten Einbrennens zu verriegeln.<br />
Im Rahmen der Qualitätssicherung wird daduch sichergestellt, daß der Ofen nicht<br />
zwischendurch geöffnet werden kann, wodurch die vorgegebene Einbrenntemperatur unkontrolliert<br />
abgesenkt würde.<br />
Anmerkung :<br />
Die unter Punkt 8 gemachte Anmerkung zum Thema Kondensat gilt für die Endhärtung<br />
analog.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
14 UV Nachvernetzung<br />
Drucktechnische Verfahren<br />
Fotodruck mit Flüssigresists;<br />
Lötstoppmaske<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 5.5<br />
Seite 23<br />
Von einigen Lötstopplackherstellern wird eine zusätzliche UV-Nachvernetzung nach der<br />
thermischen Endhärtung empfohlen, um bestimmte Eigenschaften der Lötstoppmaske zu<br />
erhöhen (z.B. verbesserte ionische Kontamination). Diese Nachvernetzung kann bei Durchlauf-Endhärteöfen<br />
direkt hinter dem Ofen online integriert werden. Eine regelmäßige Überwachung<br />
der Strahlerleistung und die Protokollierung des Strahleralters über einen Betriebsstundenzähler<br />
ist zur Qualitätssicherung unbedingt notwendig.<br />
Bei einer Schliffuntersuchung kann bei vielen Lötstoppmasken nach der UV-Nachvernetzung<br />
eine schwarze Trennlinie in der Maske erkannt werden. Dies ist eine einfache<br />
Überprüfungsmöglichkeit, ob die UV-Nachvernetzung durchgeführt wurde, erlaubt jedoch<br />
keine Aussage über die eingesetzte Strahlungsenergie.<br />
Schlußbemerkung:<br />
Die Bereiche Arbeits- und Umweltschutz sind einem sehr schnellen Wechsel unterworfen.<br />
Aktuelle und detaillierte Angaben zu Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Abfallwirtschaft, Lagerung,<br />
Handhabung, TA-Luft sowie weitere Kennzeichen sind den entsprechenden Sicherheitsdatenblättern<br />
der Lacklieferanten zu entnehmen.<br />
Die detaillierten Angaben zu den einzelnen Prozeßschritten und die umfassenden Hinweise<br />
auf mögliche Fehlerquellen sowie auch deren Vermeidung lassen erkennen und machen<br />
deutlich, daß eine sorgfältige Einhaltung aller Prozeßparameter unbedingt notwendig ist.<br />
Diese Richtlinie sollte daher nicht nur zur Schulung für Berufseinsteiger, sondern auch für<br />
Nachschulungen und zur Fehlererkennung und Fehlervermeidung genutzt werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Allgemeines<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 1<br />
Neben einer zunehmenden Miniaturisierung der Leiterplatte werden auch bezüglich der<br />
unterschiedlichen Verbindungstechnologien erhöhte Anforderungen an die Leiterplatte<br />
gestellt.<br />
Gute Lötbarkeit ist ein wichtiger Faktor bei der Weiterverarbeitung von <strong>Leiterplatten</strong>. Eine<br />
Korrosion des Kupfers muß verhindert werden. Um dies zu erreichen, können nachfolgende<br />
Verfahren angewandt werden.<br />
Gegenwärtig überwiegt der Anteil von <strong>Leiterplatten</strong>, die mit bedrahteten Bauelementen und<br />
SMT bestückt werden, bei denen das Löten als Montagetechnik Anwendung findet. Für die<br />
Lötverfahren haben sich Zinn/Blei-Überzüge im HAL-Verfahren aufgebracht bewährt. Der<br />
Marktanteil hierbei beträgt weit über 50 %.<br />
Auch in Zukunft wird die Heißverzinnung eine wichtige Rolle spielen, da die HAL-Oberfläche<br />
eine herausragende Position bezüglich des Lotdurchstiegs während des Wellenlötprozesses<br />
einnimmt. Durch den verstärkten Einsatz von Verbindungstechnologien wie Drahtbonden<br />
oder Leitkleben von Pitchgrössen kleiner 0,5 mm sind neue, funktionelle Endschichten für<br />
<strong>Leiterplatten</strong> zwingend notwendig geworden. Dem <strong>Leiterplatten</strong>hersteller stehen eine<br />
Vielzahl von Beschichtungsverfahren wie HAL, Walzenverzinnung, Chemisch Zinn,<br />
Chemisch Nickel/Gold, Organische Beschichtung, Chemisch Palladium und Chemisch Silber<br />
zur Verfügung.<br />
Die Oberflächen, Galvanisch Nickel/Gold sowie Galvanisch Silber und die Lotdepot-<br />
Techniken werden bei den vorgestellten Alternativverfahren nicht berücksichtigt.<br />
Für die Kostendarstellung in den einzelnen Verfahrensbeschreibungen werden folgende<br />
Annahmen getroffen:<br />
- Durchsatz: 250 m 2 Zuschnitt pro Tag<br />
- Aktive Oberfläche: 15 % (30 dm 2 freies Kupfer pro 1 m 2 Zuschnitt)<br />
- Schichtdicken:<br />
Chemisch Nickel/Gold 5 µm Ni 0,1 µm Au<br />
Chemisch Palladium 0,2 µm Pd (Löten)<br />
0,6 µm Pd (TS-Bonden)<br />
Chemisch Silber 0,15 µm - 0,3 µm Ag<br />
Chemisch Zinn 0,8 µm Zinn<br />
Organische Beschichtung 0,15 µm - 0,5 µm.<br />
Es werden lediglich die relativ einfach erfassbaren Werte für Chemikalienverbrauch sowie<br />
die anteiligen Neuansatzkosten der einzelnen Behandlungsbäder berücksichtigt.<br />
Nicht berücksichtigt werden z. B. die Kosten für Entsorgung, Energie, Anlagenabschreibung,<br />
Anlagenbedienung, Wartung und Instandhaltung, da diese Aufwendungen stark<br />
betriebsspezifisch sind.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
Schematische Inhaltsdarstellung Pkt.<br />
Verfahrensbeschreibungen<br />
Chemisch Nickel Sudgold<br />
Chemisch Palladium<br />
Chemisch Silber<br />
Chemisch Zinn<br />
Hot Air Levelling<br />
Organische Beschichtung<br />
Walzenverzinnung<br />
Aufschmelzen mittels flüssiger Medien<br />
Aufschmelzen mittels Infrarotstrahlung<br />
Konservieren durch Lackieren<br />
Arbeitssicherheit und Umweltschutz<br />
Zusammenfassung<br />
1<br />
1.1<br />
1.2<br />
1.3<br />
1.4<br />
1.5<br />
1.6<br />
1.7<br />
1.8<br />
1.9<br />
1.10<br />
2<br />
3<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 2
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1 Verfahrensbeschreibungen<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
Im folgenden werden die verschiedenen Beschichtungsverfahren vorgestellt.<br />
1.1 Chemisch Nickel/Sudgold<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 3<br />
Das Chemisch Nickel/Sudgold-Verfahren hat für hochwertige <strong>Leiterplatten</strong> weltweite<br />
Marktakeptanz gefunden. Moderne Bestückungstechnologien, wie direkte<br />
Chipverbindungstechnik (Chip On Board, COB) oder die Oberflächenbestückung von<br />
Bauteilen (Surface Mounting Technology, SMT) stellen höhere Anforderungen an die<br />
Oberflächengüte für immer feiner Rastermaße (Fine Pitch).<br />
Chemisch Nickel/Sudgold hat sich für Löt- und Drucktastenanwendungen und für die<br />
Bondtechnik mit Aluminiumdraht als ideale Oberfläche erwiesen.<br />
Üblicherweise wird nach der Lötstopplack-Applikation eine 4-5 µm dicke chemisch<br />
abgeschiedene Nickelschicht und etwa 0,04-01 µm Sudgold aufgebracht. Die Chemisch<br />
Nickel/Sudgold-Oberfläche zeichnet sich aus durch:<br />
• erhöhte Bestückungssicherheit durch eine vollkommen ebene Oberfläche<br />
• erhöhte Zuverlässigkeit durch konstante Schichtdicken<br />
• erhöhte Korrosionsfestigkeit und Lagerbeständigkeit, da sämtliche Kupferober-<br />
• flächen samt Flanken beschichtet sind<br />
• erhöhte Produktionssicherheit auch für High Tech Produkte; feinste Strukturen,<br />
• dünne Bohrungen und Sacklöcher werden zuverlässig bedeckt<br />
• hohe Zuverlässigkeit auch bei Mehrfachlötungen<br />
• kostengünstiges Verfahren für Bondtechnik mit Alu-Draht.<br />
Hauptanwendungsgebiete sind Telekommunikationsindustrie, Automobilelektronik und<br />
Computerindustrie.<br />
Verfahrensablauf<br />
Das Chemisch Nickel/Sudgoldverfahren wird in Vertikaltechnik in Korbanlagen eingesetzt.<br />
Nach Reinigungs- und Anätzprozeßstufen folgt eine Aktivierung, dann das chemische<br />
Nickelbad mit Temperaturen von 80 - 90 °C und einer Expositionszeit von 12 - 20 Minuten,<br />
danach das Sudgoldbad, Temperatur: 60 - 90 °C, 8 - 12 Minuten. Entsprechende Spülbäder<br />
und Trocknung der Teile folgen nach.<br />
Das Verfahren ist abwassertechnisch unproblematisch.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 4<br />
Prozeßfolge Temperatur Zeit Wannenmaterial Anlagentechnik<br />
[°C] [Min]<br />
Reinigen<br />
Kaskadenspülen<br />
40 - 60 2 - 4 PP, PVC Heizung, Umwälzung<br />
Anätzen<br />
Kaskadenspülen<br />
20 - 30 1 - 3 Umwälzung<br />
Dekapieren 20 - 25 0,5 - 5 PP, PVC<br />
Aktivieren<br />
Kaskadenspülen<br />
20 - 30 0,5 - 7 PP, PVC Umwälzung<br />
Chemisch Nickel<br />
Kaskadenspülen<br />
80 - 90 12 - 20 PPu, V4A Heizung, Umwälzung, Filtration,<br />
Autodosierung<br />
Sudgold<br />
Sparspülen<br />
Kaskadenspülen<br />
(DI-Wasser)<br />
Trocknen<br />
60 - 90 8 - 12 PPu Heizung, Umwälzung, Filtration<br />
evtl. Ionenaustauscher<br />
Das Wannenmaterial der Spülbäder sollte aus PVC oder PP sein.<br />
Löten<br />
Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen eignen sich für das Wellenlötverfahren in Sauerstoffoder<br />
Stickstoffatmosphäre und für Umschmelzverfahren mit Lötpasten, sowie für deren<br />
Kombination und entsprechende Mehrfachlötungen.<br />
Bonden<br />
1. Ultrasonic Bonding<br />
In Verbindung mit Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen wird zumeist mit Aluminiumdraht<br />
gebondet. Auch nach Alterung bleiben die guten Bondeigenschaften erhalten.<br />
2. Thermosonic Bonding<br />
Neuerdings können mit einem speziellen Sudgoldbad Goldschichten von 0,3 µm bis 0,5 µm<br />
auf Nickel abgeschieden werden. Diese Schichten sind geeignet für das Thermosonic Bond-<br />
Verfahren mit Gold-Draht.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
Voraussetzungen für gute Bondergebnisse sind:<br />
• gleichmäßig strukturierte Oberfläche mit einer auf das Bondigverfahren individuell<br />
abgestimmten Mikrorauhigkeit<br />
• eine angepaßte Systemhärte der chem. Nickelschicht von etwa HV<br />
• dem Bondverfahren angepaßte Goldschichtdicke<br />
• eine saubere Oberfläche (frei von organischen Rückständen, Fingerprints,<br />
Oxiden).<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 5<br />
Die Bondergebnisse hängen in hohem Maße ab vom Gerätetyp des Bonders, von den<br />
Bondparametern, von Dicke und Material des Drahtes und von der Bondprüfung selbst.<br />
Alle Parameter sollten bei Qualifikationen festgelegt werden. Zur Qualitätssicherung sind<br />
Eingangsprüfungen oder besser eine laufende Bondkontrolle empfehlenswert. Siehe VdL<br />
Spezifizierung der Bondbarkeit, VdL Schrift 1, Ausgabe<br />
August ‘96.<br />
Drucktastaturanwendungen<br />
Anstelle von Karbonoberflächen, die im Siebdruckverfahren aufgebracht werden, kommen<br />
heute vermehrt Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen zur Verwendung. Untersuchungen<br />
und Praxisergebnisse haben im Langzeitverhalten sehr gute Ergebnisse gezeigt.<br />
Basismaterial<br />
Das Chemisch Nickel/Sudgold-Verfahren wird erfolgreich angewandt auf:<br />
FR4<br />
Teflon<br />
Starr Flex<br />
Polymid<br />
Cyanat-Ester<br />
Keramik.<br />
Nicht aufgeführte Materialien sind im Einzelfall auf Kompatibilität zu testen.<br />
Lötstopplack<br />
Die Lötstopplack-Applikation ist vor oder nach der Vergoldung möglich. Für die selektive<br />
Vergoldung steht eine Vielzahl von unterschiedlichen Lacksystemen zur Verfügung. Bisher<br />
haben sich Lacksysteme mit einem hohen Epoxydharzanteil bewährt. Auf die Wahl des<br />
Lötstopplackes sollte ein besonderes Augenmerk gerichtet werden.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Wichtige Kriterien sind:<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
• gute chemische und physikalische Resistenz gegenüber den eingesetzten Bädern<br />
• gute Haftfestigkeit auf dem Substrat<br />
• kein Auslösen von Füllstoffen oder Pigmenten aus dem Lacksystem.<br />
Viele moderne Lacksysteme erfüllen diese Forderungen.<br />
Kosten<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 6<br />
Die Kosten des Verfahrens liegen bei 20,- bis 35,- DM pro m 2 Zuschnitt bei 30 dm 2 aktiver<br />
Kupferoberfläche. Dies beinhaltet die Prozeßkosten incl. Ausschleppungsverlusten und<br />
Edelmetall-/Metallkosten ohne Investitions- und Personalkosten.<br />
1.2 Chemisch Palladium<br />
Prozeß<br />
Ein Verfahren zur direkten, chemischen Abscheidung von Palladium auf <strong>Leiterplatten</strong>, wobei<br />
die Abscheidung von Palladium unterschiedlicher Schichtdicke von 0,1 µm bis 1,0 µm und<br />
mehr durch die Nutzung spezieller Reduktionsmittel möglich wird.<br />
Die Prozeßfolge des Verfahrens als Alternative zum Hot Air Levelling (HAL) umfaßt vier<br />
aktive Prozeßschritte. Nach der üblichen Reinigung der <strong>Leiterplatten</strong> und Mikroätzung der<br />
freien Kupferflächen erfolgt zunächst die Aktivierung des Kupfers. Die Aktivierung erzeugt<br />
durch Ladungsaustausch mit dem Kupfer eine sehr dünne, gleichmäßige Palladiumschicht<br />
von ca. 20 Nanometer Palladium. Das anschließende, chemisch arbeitende Palladiumbad<br />
verstärkt die dünne Aktivierungsschicht bis zur gewünschten Schichtdicke ohne eine weitere<br />
Zwischenschicht.<br />
Die gesamte Prozeßfolge mit den Arbeitsparametern Zeit und Temperatur stellt sich wie folgt<br />
dar:<br />
Saurer Reiniger 3 - 5 Min. 35 - 45 °C<br />
Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />
Ätzreiniger 2 - 3 Min. 25 - 35 °C<br />
Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />
Vortauchen 1 - 3 Min. RT<br />
Aktivator 3 - 5 Min. 25 - 35 °C<br />
(vorzugsweise 30 °C)<br />
Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />
Chemisch Palladium 3 - 12 Min.<br />
50 - 70 °C<br />
(je nach Schichtdicke)<br />
Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />
Warmspüle 1 Min. 50 - 70 °C<br />
Trocknen ca. 10 Min. 60 - 70 °C
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Das Verfahren verfügt über folgende Vorteile:<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
• niedrige Arbeitstemperaturen<br />
• einfache Analytik<br />
• hohe Kompatibilität auch mit wäßrig entwickelbaren Lötstopplacken<br />
• Einsatz in Horizontalanlagen vorgesehen.<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 7<br />
Für die Überwachung der beiden Bäder kann ein Palladium-Controller eingesetzt werden.<br />
Damit werden der pH-Wert und die Palladiumkonzentration gemessen und geregelt.<br />
Die Abscheidungsgeschwindigkeit bleibt über das gesamte Badalter konstant, ohne daß<br />
Badparameter verändert werden müssen.<br />
Die autokatalytische Abscheidung von Palladium wird hauptsächlich von der Temperatur und<br />
dem pH-Wert bestimmt. Der Einfluß der Palladium-Konzentration ist von untergeordneter<br />
Bedeutung.<br />
Wie bei vielen autokatalytisch arbeitenden Bädern muß turnusmäßig gestrippt werden. Der<br />
Behälter des Palladium-Bades ist bei einer Palladium-Wildabscheidung zu strippen.<br />
Anlagentechnik<br />
Das Verfahren wird in Korbtechnik angewendet. Die Behälter zur Palladiumabscheidung<br />
werden aus Polypropylen-natur gefertigt. Eine Warenbewegung ist erforderlich.<br />
Bis auf die Spülkaskaden nach dem Sauren Reiniger und dem Aktivator sind für alle<br />
Spüleinrichtungen Lufteinblasungen vorzusehen. Während beim Aktivator keine<br />
Lufteinblasung erfolgen darf, ist für das Palladium-Bad eine Lufteinblasung unterhalb der<br />
Heizkörper zu installieren. Die Konfiguration der Palladiumbehälter ist ähnlich der Chemisch<br />
Nickelbehälter.<br />
Die Behälter für den Aktivator und das Palladium-Bad brauchen eine Umlauffiltration.<br />
Nach dem Palladium-Bad kann eine Standspüle zur Rückgewinnung ausgeschleppten<br />
Palladiums installiert werden. Das Wasser der Standspüle muß täglich gewechselt werden.<br />
Für die Schlußkaskade der Warmspüle und für alle Aktivbäder ist vollentsalztes Wasser zu<br />
verwenden.<br />
Das Verfahren ist abwassertechnisch unproblematisch.<br />
An jedem Aktivbad wird über eine Randabsaugung die Abluft zu eine Abluftwäscher geleitet<br />
und vor dem Ausblasen gereinigt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Anwendung und Kosten<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 6<br />
Seite 8<br />
Im praktischen Test hat sich gezeigt, daß eine Schicht von 0,2 µm Pd ausreichend ist, um<br />
Mehrfachlötungen zu bestehen. Ebenfalls unter Produktionsbedingungen wurde<br />
nachgewiesen, daß eine Lötbadkontamination durch Palladium keinen relevanten Einfluß auf<br />
die Lötqualität hat.<br />
Bezug nehmend auf die vielfältigen Anwendungsgebiete des Verfahrens, sind in der<br />
nachstehenden Übersicht, neben den erforderlichen Schichtdicken, die reinen Prozeßkosten<br />
(Ansatz- und Ergänzungskosten) dargestellt.<br />
- Hauptanwendungsfall ist die Löttechnik Prozeßkosten in DM<br />
pro 1 m 2 Zuschnitt<br />
* Reflow-Löten 0,2 µm Pd 17,00 - 20,00<br />
* Wellen-Löten 0,2 µm Pd 17,00 - 20,00<br />
- Weitere Anwendungsfälle sind<br />
* Golddraht-Bonden 0,4 - 0,6 µm Pd/Au flash 38,00 - 55,00<br />
* Aluminiumdraht-Bonden 0,2 - 0,5 µm Pd 20,00 - 46,00<br />
* Kontakt für Tastaturen 0,1 - 0,4 µm Pd 12,00 - 38,00<br />
* Einpreßtechnik 0,2 - 0,3 µm Pd 20,00 - 30,00<br />
* Klebetechnik 0,2 - 0,5 µm Pd 20,00 - 46,00<br />
1.3 Chemisch Silber<br />
Das Verfahren ist seit Herbst ‘95 auf dem Markt. Im allgemeinen wird nach entsprechender<br />
Vorbehandlung der Kupferoberfläche eine Silberschicht in einer Stärke von 0,15 - 0,3 µm<br />
sowie eine ultradünne, silberorganische Deckschicht aufgebracht.<br />
Prozeßfolge (Horizontal-Durchlaufanlage):<br />
Die angegebenen Kontaktzeiten stellen Durchschnittswerte dar und können abhängig von<br />
der eingesetzten Anlagentechnik variieren.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
Prozeßfolge Temperatur<br />
[°C]<br />
Zeit [min] Anlagentechnik<br />
Vorreiniger 35 - 40 0,5 Sprühmodul (PP, PVC)<br />
Kaskadenspüle (Stadtwasser) 0,5 Sprühmodul<br />
Vortauchbad 45 - 50 0,5 - 1 Schwallmodul (PP, PVC)<br />
Beschichtungsbad 45 -50 3 - 4 Schwallmodul (PP, PVC)<br />
Filterpumpe 10 µm<br />
Kaskadenspüle (DI-Wasser) 0,5 Sprühmodul<br />
Trockner 60 -70 0,5 - 1<br />
Prozeßfolge (Tauchanlage)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 9<br />
Für den Tauchprozeß ergibt sich folgendes Schema. Das Wannenmaterial sollte aus PP<br />
oder PVC gefertigt sein, die Gestelle gummiert oder anderweitig beschichtet. Bei einer<br />
Silberabscheidung auf den Gestellen empfiehlt es sich, das Silber vor dem nächsten<br />
Durchlauf zu entfernen. Für eine optimale Silberabscheidung wird zudem eine<br />
Warenbewegung empfohlen.<br />
Prozeßfolge Temperatur<br />
[°C]<br />
Zeit [min] Anlagentechnik<br />
Vorreiniger 25 - 35 1 - 2 Umwälzung<br />
Heizung teflonisiert<br />
Spüle (Stadtwasser) RT 0,5 Tauch- oder Spritzspüle<br />
Vortauchbad 35 - 45 1 Umwälzung,<br />
teflonisiert<br />
Badabdeckung Heizung<br />
Beschichtungsbad 45 - 50 3 - 4 Umwälzung, Badabdeckung<br />
Filterpumppe 1 - 5 µm<br />
Heizung teflonisiert<br />
Spüle (Stadtwasser) 0,5 Tauch- oder Spritzspüle<br />
Spüle (DI-Wasser) 0,5 Tauchspüle<br />
Trockner 60 - 70 0,5 - 1<br />
Anwendungsgebiete<br />
Die mit diesem Verfahren erzeugte Silberbeschichtung ist für alle Verbindungstechniken wie<br />
Löttechnik, Drahtbonden, Klebetechnik und Einpreßtechnik geeignet. Als optimal,<br />
insbesondere hinsichtlich Drahtbonden, hat sich eine Silberschichtdicke von 0,2 - 0,3 µm<br />
herausgestellt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Kompatibilität<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 10<br />
Chemisch Silber ist kompatibel zu allen üblichen Basismaterialien sowie auch<br />
Lötstopplacken und -masken.l<br />
Umwelt-Aspekte<br />
Das Verfahren ist aufgrund niedriger Prozeßtemperaturen sparsam im Energieverbrauch,<br />
setzt keine gesundheitsschädlichen Dämpfe frei und ist abwassertechnisch unproblematisch.<br />
Für die Badansätze der Vortauchlösung und des Beschichtungsbades, welche<br />
Komplexbilder enthalten, kann mit einer Standzeit von 3 - 4 Monaten gerechnet werden,<br />
wodurch das zu entsorgende bzw. zu behandelnde Volumen klein gehalten werden kann.<br />
Nach bisher vorliegenden Informationen ist die Silberoberfläche kompatibel zu „bleifreien<br />
Loten“, was besonders hinsichtlich des <strong>Leiterplatten</strong>-Recyclings von Vorteil ist.<br />
Prozeßkosten<br />
Die Prozeßkosten sind stark von dem gewählten Verfahrens- und Anlagentyp<br />
(Horizontal/Vertikal; Ausschleppung/Prozeßgeschwindigkeit) abhängig. Je nach den<br />
spezifischen Prozeßparametern, die Ausschleppung und auch Silberschichtstärke<br />
beeinflussen, werden die Prozeßkosten zu DM 10 - 20/m 2 abgeschätzt.<br />
Analytik<br />
Der Prozeß erfordert letztlich nur ein Minimum an analytischem Aufwand (je nach Durchsatz<br />
täglich bis wöchentlich), wie Bestimmung von Kupfer (Titration), Silber (Ionenselektive<br />
Elektrode oder ASS) und pH-Wert/Trübungspunkt beim Beschichtungsbad.<br />
Zu überwachen ist außerdem die erzielte Silber-Schichtdicke mittels Röntgenfloureszenz<br />
oder Beta-Rückstreuverfahren.<br />
1.4 Chemisch Zinn<br />
Eigenschaften<br />
Zinnschichten, abgeschieden aus modernen Chemisch-Zinn-Elektrolyten, sind bereits seit<br />
einigen Jahren im Einsatz und gewinnen durch ihre positiven Eigenschaften mehr und mehr<br />
Akzeptanz.<br />
Diese Oberflächen unterscheiden sich von herkömmlichen „Sudzinnnschichten“ durch ihre<br />
extreme Feinkörnigkeit, Porenfreiheit und Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und<br />
Luftsauerstoff. Dies ist möglich geworden durch den gezielten Einbau von lötfreudigen<br />
Fremdmolekülen, die einen signifikanten Einfluß auf Gefügewachstum und<br />
Diffusionsgeschwindigkeit haben. Dadurch werden lange Lagerzeiten und Mehrfachlötungen<br />
möglich.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 6<br />
Seite 11<br />
Bedingt durch den absolut planen Metallaufbau ist Chemisch-Zinn ideal für Bestückung und<br />
Lotpastenapplikation besonders bei Schaltungen mit kritischen Strukturen. Die Zinnschicht<br />
ermöglicht eine Lagerzeit von einem Jahr mit anschließendem zweimaligen Reflow plus<br />
Wellenlöten.<br />
Verwölbung und Verwindung, die immer wieder zu Problemen bei der automatischen<br />
Bestückung führen, gehören der Vergangenheit an, da durch das Verfahren kein<br />
Thermostreß auf die Leiterplatte aufgebracht wird. Zinnbrücken, eine Metallisierung der<br />
Lötstoppmaske oder Probleme mit Hot Air Levelling-Flußrückständen können prizipiell nicht<br />
auftreten.<br />
Prozeßschritt Temperatur [°C] Zeit [min]<br />
Reinigen/Entfetten 25 - 40 1 - 3<br />
Mikroätzen 25 - 30 1 - 2<br />
Vortauchen 20 - 30 0,5 - 1<br />
Verzinnen 60 - 70 5 - 10<br />
Warmspülen 40 - 50 0,5 - 1<br />
Spülen RT<br />
Tocknen<br />
Anlagentechnik (horizontal oder vertikal)<br />
Behälter aus PP oder anderen temperaturbeständigen (70 °C) Kunststoffen. Das Bad darf<br />
nicht mit Metallteilen in Berührung kommen. Heizelemente aus Teflon, PVDF oder Quarz.<br />
Badbewegung oder Absaugung sind erforderlich. Kontinuierliche Filterung mit<br />
5 - 10 µm Filterkerzen. Dichtungs- und Walzenmaterial: Viton.<br />
Überwachung und Wartung<br />
Ergänzung nach naßchemischer Zinn-Analyse.<br />
Umwelt und Arbeitssicherheit<br />
Das Verfahren kommt ohne Blei aus. Weder heiße Luft noch hohe Temperaturen oder<br />
verbrannte Flußmittelrückstände beeinträchtigen Mensch und Umwelt.<br />
Verträglichkeit<br />
Alle üblichen Lötstoppsysteme, Carbonlacke und Kennzeichnungsfarben sind in Chemisch-<br />
Zinn beständig. Im Einzelfall ist eine Überprüfung durch Auslaugtests empfehlenswert.<br />
Kosten<br />
In Abhängigkeit vom Layout, der Verschleppung und der Anlagentechnik liegen die Kosten<br />
zwischen 10 und 16 DM/m 2 pro Zuschnitt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
1.5 Das Heißverzinnungsverfahren<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
Prozeßfolge<br />
• Aufstapler<br />
• Vorreinigung, leichtes Anätzen zur Deoxydation<br />
• Fluxen<br />
• Heißverzinnen<br />
• Abkühlen<br />
• Nachreinigung mit Nylonbürsten<br />
• Abstapeln<br />
Hot-Air-Levelling (HAL): Übersicht über die Prozeßschritte<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 12<br />
Prozeßschritt<br />
Vorreinigen Fluxen Heißverzinnen Abblasen Nachreinigen<br />
Zweck Entfernen von Entfernen von Beschichten der Entfernen der Rückstands-<br />
Schmutz oder Oxid, Schutz vor Metallflächen mit überschüssigen loses Entfernen<br />
Anlaufschichten erneuter Oxid- eutektischer Zinn/ Blei- der Flußmittel<br />
bildung,Verbes- Zinn/ Blei- Legierung<br />
serung der<br />
Benetzbarkeit<br />
des Kupfers<br />
Legierung<br />
Einrichtung Bürst- oder Kunststoff- oder Halb- oder Kompressor, DurchlaufSprühma-<br />
Stahlwanne vollautomatische, beheizbarer Luftsprühmaschine, vertikal bzw. kessel, Luftmesser schinen, ggf.<br />
Tauchbad<br />
horizontal<br />
arbeitende<br />
beheizbare<br />
Anlagen, Behälter<br />
aus Stahlblech<br />
mit Bürste<br />
Behandlung wäßrige, Polyalkohole mit Zinn/Blei- erhizte ölfreie Luft Wasser, ggf.<br />
s-medium neutrale bis sauren Zusätzen Legierung,<br />
mit Zusätzen<br />
saure Lösung (A1, U2) vorzugsweise<br />
oder<br />
mit Zusätzen<br />
63/67 (A3, U5)<br />
organischen<br />
(A1, U1)<br />
Lösungsmitteln<br />
(A2, U4)<br />
Temperatur Raumtempe- 20 bis 50 210 bis 250 230 für Wasser 20<br />
[°C] ratur<br />
bis 60; für organische<br />
Lösungsmitel<br />
vorzugsweise<br />
Raumtemperatur<br />
Behandlung<br />
s-zeit<br />
20 bis 40 s bis 15 s 5 bis 15 s 1 bis 3 s 1 bis 3 min
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Reinigung vor dem HAL-Prozeß<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 6<br />
Seite 13<br />
Das Heißluftverzinnungsverfahren ergibt eine homogene Zinn/Blei-Schicht. Diese Schicht ist<br />
auch über längere Zeit lagerfähig und gut lötbar. Mit Heißluft werden die Löcher freigeblasen<br />
und die Flächen geebnet.<br />
Bei dieser <strong>Technologie</strong> ist die Vorreinigung ein ganz besonders wichtiger Punkt. Es ist<br />
absolut notwendig, eine gut benetzbare Kupferschicht zu erhalten. Man unterscheidet<br />
zwischen vertikal und horizontal arbeitenden Heißverzinnungsverfahren. Beim<br />
Vertikalverfahren wird die Leiterplatte in einen Lotbehälter getaucht. Beim<br />
Horizontalverfahren durchläuft die Leiterplatte ein Schwallbad. Bei den vertikalen als auch<br />
horizontalen HAL-Anlagen wird in den meisten Fällen für die Vorreinigung das Durchlauf-<br />
Sprüh-Verfahren und Verwendung entsprechender Deoxidationmittel angewendet. Um eine<br />
optimale Durchlaufgeschwindigkeit zu erzielen, muß bei den horizontalen HAL-Anlagen die<br />
Vorreinigung entsprechend ausgelegt sein, d. h. je länger die Vorreinigung ist, um so<br />
schneller kann die Transportgeschwindigkeit gefahren werden.<br />
Die nachfolgende Fluxstation ist ebenfalls von ganz gravierender Bedeutung. Der<br />
Flußmittelaustrag aus dieser Station sollte so gering wie möglich gehalten werden, da bei<br />
hohem Austrag die Anlagen schnell verschmutzen. Sehr wichtig ist die Wahl des Flußmittels.<br />
Das Flußmittel hat ebenfalls einen erheblichen Einfluß auf die Wartung der Anlage. Der<br />
Trend geht heute Richtung wasserlösliche und abwaschbare Flußmittel.<br />
Ein weiterer und ebenfalls sehr wichtiger Faktor ist das Lot. Es sollte reines eutektisches Lot<br />
verwendet werden (63/37). Um gleichbleibende Verzinnungsergebnisse zu gewährleisten,<br />
sollte in gewissen Zeitabständen eine Lotanalyse durchgeführt werden. Hierbei spielt das im<br />
Lot enthaltene Kupfer eine wesentliche Rolle. Ein Kupfergehalt von mehr als 0,3 % im Lot<br />
führt zur Bildung einer grieseligen Oberfläche.<br />
Alle Prozesse (außer dem vertikalen Heißverzinnen) werden in horizontalem Durchlauf<br />
absolviert.<br />
Verfahrensablauf vertikaler HAL-Anlagen<br />
Das Prinzip des vertikalen Hot-Air-Levelling-Verfahrens besteht darin, daß eine gefluxte<br />
Leiterplatte vertikal in ein heißes Lotbad eingetaucht und nach kurzer Verweilzeit schnell<br />
wieder herausgezogen wird. Bei diesem Herausziehen wird durch heiße Druckluft das<br />
überschüssige Lot abgeblasen. Dabei werden die Bohrungen frei und es verbleibt eine<br />
Lotoberfläche mit unterschiedlicher Schichtdickenverteilung.<br />
Das Verzinnen muß unmittelbar nach dem Fluxen durchgeführt werden. Beim<br />
Vertikalverfahren soll nach den Tauchen und Abblasen die Platte bis zum Erstarren der<br />
Schmelze in die Horizontale gebracht werden, um eine bessere Schichtdickenverteilung zu<br />
erreichen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahrensablauf horizontaler HAL-Anlagen<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 6<br />
Seite 14<br />
Bei horizontalen HAL-Anlagen unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Verfahren, der<br />
Wellenverzinnung und der Walzenverzinnung.<br />
Bei der Wellenverzinnung wird mit einer kontinuierlichen Geschwindigkeit über die gesamte<br />
Anlagenlänge gearbeitet, die Durchlaufgeschwindigkeit liegt hier, je nach Anlagentyp bzw.<br />
Hersteller, bei 1,5 - 4,5 m/min. Hierbei werden die <strong>Leiterplatten</strong> durch eine Lötwelle<br />
transportiert und anschließend über Luftmesser abgeblasen.<br />
Beim Prinzip der horizontalen Walzenverzinnung werden die <strong>Leiterplatten</strong> nach dem Fluxen<br />
beschleunigt, mit einer Geschwindigkeit von 5 - 30 m/min. durch bis zu 3 Walzenpaare<br />
regelrecht durchgeschossen und anschließend ausgeblasen. Die Kontaktzeiten mit dem Lot<br />
sind ca. 1 - 2 sec.<br />
Verfahrensablaufbedingt ist die Kontaktzeit mit dem Lot bei der Wellenverzinnung wesentlich<br />
länger als bei der Walzenverzinnung.<br />
Anwendungsgebiet<br />
Das Verfahren HAL ist zum Stand der Technik geworden, > 50 % der <strong>Leiterplatten</strong> werden<br />
heute immer noch heißverzinnt. Die Anwendungsgebiete reiche über die gesamte Palette<br />
der <strong>Leiterplatten</strong>produktion von Multilayern bis zu Flex-Schaltungen.<br />
Umwelt<br />
Alle neuen Systeme werden nur noch gekapselt verkauft bzw. sind zur nachträglichen<br />
Kapselung ausgelegt.<br />
Es werden alle Richtlinien der TA Luft sowie alle MAK-Werte eingehalten. Verbrauchte<br />
Fluxer sind einer Sonderentsorgung zuzuführen, da sie sonst Probleme mit der Umwelt<br />
bereiten können.<br />
Kosten<br />
Die Prozeßkosten liegen beim Vertikalverfahren zwischen 2,- - 3,- DM/m 2 und beim<br />
Horizontalverfahren zwischen 3,- - 4,- DM/m 2 .<br />
Erwähnenswert ist, daß allein der Fluxer beim Vertikalverfahren 60 % der Kosten ausmacht.<br />
Beim Horizontalverfahren ist es das Abdecköl und der Fluxer, die sich mit knapp 50 % auf<br />
den m 2 - Preis auswirken.<br />
Analytik<br />
• Vorreinigung<br />
In der Regel werden die Bäder entsprechend den m 2 erneuert.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 6<br />
Seite 15<br />
Da dies kein großer Kostenfaktor ist (Persulfatlösung mit Schwefelsäure) wird diese<br />
Lösung nicht lange analysiert sondern entweder nachgeschärft oder erneuert.<br />
• Heißverzinnung<br />
Lotanalyse, wird vom Lotlieferanten kostenlos durchgeführt. Es muß nur eine Lotprobe<br />
eingeschickt werden.<br />
• Nachreinigung<br />
Keine Analyse<br />
1.6 Organische Beschichtung<br />
Organische Kupferschutzschichten sind Komplexverbindungen, welche sich selektiv auf den<br />
freiliegenden Metallbereichen einer Leiterplatte, d. h. auf SMT-Pads sowie in<br />
durchkontaktierten Bohrungen ausbilden.<br />
Bei den sich auf dem Markt befindlichen Produkten unterscheidet man zwei Typen:<br />
1. Organische Kupferschutzschichte, welche nur eine monomolekulare Deckschicht auf dem<br />
Kupfer ausbilden können. Diese Schichten, auch als Anlaufschutz bezeichnet, werden<br />
bereits seit Mitte der 70er zum Erhalt der Lötfähigkeit von <strong>Leiterplatten</strong> für die Einfachlötung<br />
eingesetzt.<br />
2. Die neueren Produkte auf dem Markt ermöglichen die Abscheidung von dickeren<br />
Schichten (in der Regel zwischen 0,15 und 0,5 µm). Durch diese dickeren Schichten wird<br />
das Kupfer viel effektiver geschützt, so daß Mischbestückung bei <strong>Leiterplatten</strong> mit diesen<br />
Oberflächen jetzt möglich ist.<br />
Beschichtung<br />
Die Beschichtung kann sowohl in Horizontalanlagen als auch in Korbanlagen mit<br />
vergleichbarer Qualität erfolgen. Bei den Prozeßlösungen handelt es sich um wäßrige<br />
Lösungen, welche bei niedrigen Temperaturen (40 - 50 °C) arbeiten. Die höchste<br />
Temperatur während der Beschichtung ist die Trocknertemperatur mit ca. 70 bis 80 °C.<br />
Hierdurch sind thermische Schädigungen des <strong>Leiterplatten</strong>materials auszuschließen.<br />
Verfahrensablauf<br />
Temperaturen [°C] Verweilzeiten [Min.]<br />
Saurer Reiniger 20 - 40 2 - 4<br />
Spülen<br />
Mikroätzen 25 - 30 0,5 - 1<br />
Spülen<br />
Beschichten 40 - 50 0,5 - 2 (je nach<br />
gewünscheter<br />
Schichtstärke)
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 16<br />
Alternativ hierzu gibt es Verfahren, welche anstatt der zweistufigen Vorbehandlung (saurer<br />
Reiniger und Mikroätze) eine einstufige Vorbehandlung (Ätzreiniger) verwenden.<br />
Die Vorteile bei der einstufigen Vorbehandlung sind Platz- sowie Kosteneinsparung;<br />
vorteilhaft bei der zweistufigen Vorbehandlung ist eine höhere Prozeßsicherheit.<br />
Eigenschaften<br />
Die organischen Kupferschutzschichten (0,15 - 0,5 µm) sind für <strong>Leiterplatten</strong> geeignet,<br />
welche Mehrfach-Lötprozesse durchlaufen.<br />
Hierbei ist als häufigste Kombination die Abfolge<br />
(1) Reflowlötung<br />
(2) Kleberaushärtung<br />
(3) Wellenlötung<br />
anzutreffen.<br />
Aber auch <strong>Leiterplatten</strong>, welche nur mit SMT-Bauteilen bestückt werden, können mit der<br />
Oberfläche „organische Kupferschutzschicht“ versehen sein.<br />
Hierbei werden die Platten zweimal reflowgelötet.<br />
Ebenfalls erfolgreich gelötet werden konnten die <strong>Leiterplatten</strong>, welche zweimal einen<br />
partiellen Wellenlötprozeß durchlaufen mußten, wobei eine solche Kombination bis zum<br />
jetzigen Zeitpunkt noch nicht sehr verbreitet ist.<br />
Auch hat es eine Reihe von Untersuchungen gegeben, die organischen<br />
Kupferschutzschichten für die Einpreßtechnik einzusetzen. Diese Untersuchungen, die mit<br />
unterschiedlichen Steckertypen durchgeführt wurden, führten zum Ergebnis, daß die<br />
organischen Kupferschutzschichten im Falle der geprüften Steckerkonfigurationen für die<br />
Einpreßtechnik geeignet sind.<br />
Anforderungen an das Löten von <strong>Leiterplatten</strong> für die Mischbestückung<br />
I. Oberflächentemperaturen<br />
Organische Moleküle, wie sie im Falle der organischen Kupferschutzschichten vorliegen,<br />
reagieren bei erhöhten Temperaturen mit Luftsauerstoff, d. h. sie werden oxidiert und<br />
können dann die Lötfähigkeit des darunter liegenden Kupfers nicht mehr gewährleisten.<br />
Man hat nur zwei Möglichkeiten, trotzdem organische Kupferschutzschichten erfolgreich<br />
für die Mischbestückung einzusetzen.<br />
(a) Mit dem Einsatz von Schutzgaslötanlagen sowohl für den Reflow- als auch für den<br />
Wellenlötprozeß werden bessere Ergebnisse erzielt als mit konventionellen Anlagen.<br />
(b) Optimierung der Temperaturprofile in Lötanlagen ohne Schutzgas führt zur<br />
Minimierung des oxidativen Abbaues.Hierdurch erreicht man, daß die Lötfähigkeit der zu<br />
lötenden Bereiche auch nach thermischer Vorbelastung bleibt.<br />
II. Flußmittel<br />
Damit die Lötverbindung sich ausbilden kann, muß die organische Kupferschutzschicht<br />
aufgelöst werden.Diese Aufgabe wird durch die Aktivatoren in der Lotpaste<br />
(Reflowlöten) bzw. im Flußmittel (Wellenlöten) erfüllt.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Kosten<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 17<br />
Hier gilt es, besonders bei den heute für den Wellenlötprozeß üblichen<br />
No-Clean-Flußmitteln (ca. 2 % Feststoffgehalt) ein geeignetes herauszufinden, welches<br />
ein gutes Lötergebnis ermöglicht.<br />
Dies ist besonders dann wichtig, wenn die den Flußmittelklassen FS-W 33 bzw. 34<br />
zugehörenden Flußmittel im Sprühverfahren aufgebracht werden. Die Praxis hat gezeigt,<br />
daß die Lötergebnisse deutlich besser werden, wenn man feststoffreichere Flußmittel<br />
aus der Klasse FS-W 32 mittels Schaumfluxmodul aufträgt.<br />
Die Kosten pro m 2 Zuschnitt für Chemieverbrauch und anteilige Ansatzkosten liegen<br />
zwischen 1,- und 4,- DM.<br />
(Hierbei wird eine Tagesproduktion von 250m 2 Zuschnitt zugrundegelegt. Die Kosten<br />
ergeben sich im wesentlichen durch Ausschleppung, so daß nahezu keine<br />
Kostenunterschiede für unterschiedliche Schichtstärken beobachtet werden.)<br />
Nicht enthalten sind Kosten für Spülwasser, Energie, Anlagenabschreibung,<br />
Anlagenbedienkosten, sowie Kosten für Wartung und Instandsetzung.<br />
Umwelt<br />
Die Verfahren sind abwassertechnisch unproblematisch.<br />
1.7 Walzenverzinnung<br />
Eigenschaften<br />
Das Verfahren ist nur für <strong>Leiterplatten</strong> ohne Durchmetallisierung geeignet. Das Aufwalzen<br />
der geschmolzenen Zinn/Blei-Legierung ergibt eine homogene lötbare Oberfläche. Die<br />
Schicht ist bedingt durch den Walz- und Quetschprozeß unterschiedlich dick, teilweise < 1<br />
µm. Derartig behandelte <strong>Leiterplatten</strong> sind nur innerhalb kurzer Lagerzeit lötbar.<br />
Die Walzenverzinnung ist eine Zinn-Bleischicht mit der Reinheit 63 % Zinn und 37 % Blei.<br />
Diese Zinn-Bleischicht wird mittels einer Walze, in die Oberfläche der Leiterplatte übertragen.<br />
Der Vorteil dieser Oberfläche ist eine Zinn-Bleischicht, die dem Lötzinn in den heute üblichen<br />
Lötanlagen entspricht sowie das automatisierbare horizontale Durchlaufverfahren. Eine<br />
Mehrfachlötung von walzenverzinnten Oberflächen ist möglich.<br />
Folgende Nachteile gilt es aber bei walzenverzinnten Oberflächen zu beachten:<br />
Eine Walzenverzinnung ist nur bei einseitigen Schaltungen möglich. Durch die hohen<br />
Abrißkanten, die beim Walzenverzinnen entstehen, ist diese Oberfläche nur bedingt SMTfähig.<br />
Außerdem ist der Einsatz bei Direkt-Steckern vorher mit dem Layout-Ersteller<br />
abzustimmen, da sonst die Abrißkante im Steckbereich liegen kann.<br />
Zweckmäßigerweise werden die Löcher nach dem Prozeß eingebracht; wird vor dem Prozeß<br />
gelocht, entsteht der Nachteil, daß diese Löcher beim Walzverzinnen teilweise mit Zinn/Blei<br />
verstopft werden können.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Arbeitshinweise<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 18<br />
Der Walzprozeß muß unmittelbar nach dem Fluxen erfolgen. Die Durchlaufgeschwindigkeit<br />
für Walzverzinnung liegt zwischen 10 und 20 m/min.<br />
Prozeßfolge<br />
Prozeßschritt Temperatur [°C] Zeit [min/ sec.]<br />
Mikroätzen 25 - 30 1 - 2<br />
Spülen RT 10 - 20 sec.<br />
Trocknen 60 10 - 20 sec.<br />
Fluxen RT 2 sec.<br />
Verzinnen 230 -240 2 sec.<br />
Spülen 60/ RT 1 min<br />
Trocknen 60 10 - 20 sec.<br />
Prozeßschritt<br />
Vorreinigen Fluxen Verzinnen Abblasen Spülen<br />
Zweck Entfernen von Entfernen von Oxid, Beschichten Entfernen der Rückstandsloses<br />
Schmutz oder Schutz vor erneuter der<br />
überschüs- Entfernen der<br />
Anlaufschichten Oxidbildung, Metallflächen sigen Flußmittel<br />
Verbesserung der mit eutektischer Zinn/Blei-<br />
Benetzbarkeit des Zinn/ Blei- Legierung<br />
Kupfers<br />
Legierung<br />
Einrichtung Bürst- oder Schwall bzw. Walzenbe- Kompressor, Durchlaufsprüh-<br />
Sprühmaschine, Walzenfluxeinrichtschich beheizbarer maschinen, ggf. mit<br />
Tauchbad ungtungsanlage<br />
Luftkessel,<br />
Luftmesser<br />
Bürste<br />
Behandlung wäßrige, neutrale Polyalkohole mit Zinn/Blei- erhizte ölfreie Wasser, ggf. mit<br />
s-medium bis saure Lösung sauren Zusätzen Legierung, Luft<br />
Zusätzen oder<br />
mit Zusätzen (A1, U2)<br />
vorzugsweise<br />
organischen<br />
(A1, U1)<br />
63/67 (A3, U5)<br />
Lösungsmitteln (A2,<br />
U4)<br />
Anlagentechnik horizontal<br />
Für Mikroätzen, Behälter und Sprühdosen aus säurebeständigem Kunststoff.<br />
Bleizinnbehälter aus Stahl (Edelstahl).<br />
Überwachung und Wartung<br />
Ergänzung des Anäters (Mikroätzen) nach Durchsatz oder naßchemischer Analyse.<br />
Ergänzung des Zinn/Blei nach Verbrauch. Flußmittel spindeln.<br />
Kosten<br />
In Abhängigkeit vom Layout (zu verzinnende Fläche) und von der zu verzinnenden Cu-<br />
Schichtdicke (Durchlaufgeschwindigkeit muß der Cu-Schichtdicke angepaßt werden) liegen<br />
die Kosten zwischen 2,- und 5,- DM.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
1.8 Aufschmelzen mittels flüssiger Medien<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 19<br />
Prozeßschritt<br />
Vorreinigen Fluxen Aufschmelzen Reinigen<br />
Zweck Entfernen von Entfernen von Oxid, Homogenisieren der Rückstandsloses<br />
Schmutz oder Schutz vor erneuter galvanisch abgeschie- Entfernen der<br />
Anlaufschichten Oxidbildung, denenZinn/Blei-Über- Flußmittel<br />
Verbesserung der züge zur Verbesserung<br />
Benetzbarkeit des der Lötbarkeit,<br />
Kupfers<br />
Entfernen von SN/Pb-<br />
Überhängen an<br />
Leiterkanten<br />
Einrichtung Durchlaufsprüh- Schwall- bzw. Schwallbad aus nichtDurchlaufsprühmaschine,Walzenfluxrostendem Stahl, maschinen, ggf.<br />
Tauchbad einrichtung<br />
Tauchbad<br />
mit Bürste<br />
Behandlungs- wäßrige, neutrale alkoholische, saure mehrwertige Alkohole, Wasser, ggf. mit<br />
medium<br />
bis saure Lösung Lösungen mit Polyalkohole, hoch- Zusätzen oder<br />
mit Zusätzen (A1, Polyalkoholen und temperaturfeste Öle organischen<br />
U1)<br />
Zusätzen (A1, U2) (U3, U5)<br />
Lösungsmitteln<br />
(A2, U4)<br />
Temperatur [°C] Raumtemperatur Raumtemperatur 210 bis 240, ggf. nach für Wasser 20 bis<br />
Vorwärmen der 60; für organische<br />
<strong>Leiterplatten</strong><br />
Lösungsmitel<br />
vorzugsweise<br />
Raumtemperatur<br />
Behandlungszeit 20 bis 40 s bis 10 s 5 bis 30 s 1 bis 3 min<br />
Das Aufschmelzen der galvanischen Zinn/Blei-Abscheidung ergibt eine homogene Schicht,<br />
die auch nach längerer Lagerzeit gut lötbar ist. Die entstehende Oberfläche wird ballig, so<br />
daß sich die Schichtdicke an Kanten und Lochrändern verringert. Beim Aufschmelzen<br />
entsteht eine Querschnittsverringerung des Loches.<br />
Die Vorbehandlung sollte unmittelbar nach dem Ätzen durchgeführt werden. Bei längerer<br />
Lagerung zwischen Ätzen und Aufschmelzen muß die Vorbehandlung wiederholt werden.<br />
Das Aufschmelzen selbst soll bei möglichst niedriger Temperatur vorgenommen werden;<br />
dadurch wird die Temperaturbelastung der Leiterplatte gering gehalten.<br />
Tritt beim Aufschmelzen Entnetzung* auf, ist die Ursache nicht nur beim Aufschmelzprozeß,<br />
sondern auch in den vorangegangenen Arbeitsgängen zu suchen.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
1.9 Aufschmelzen mittels Infrarotstrahlung (IR)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 20<br />
Prozeßschritt<br />
Vorreinigen Fluxen Aufschmelzen Reinigen<br />
Zweck Entfernen von Entfernen von Oxid, Homogenisieren Rückstandsloses<br />
Schmutz oder Schutz vor erneuter der galvanisch Entfernen der<br />
Anlaufschichten Oxidbildung,<br />
abgeschiedenen Flußmittel<br />
Verbesserung der Zinn/Blei-Überzüge<br />
Benetzbarkeit des zur Verbeserung<br />
Kupfers<br />
der Lötbarkeit, Entfernen<br />
von SN/Pb-<br />
Überhängen an<br />
Leiterkanten<br />
Einrichtung Durchlaufsprüh- Schwall- bzw.<br />
Durchlaufmaschine Durchlaufsprühmaschine,<br />
Tauchbad Walzenfluxeinrichtung, mit Vorwärm- und maschinen, ggf. mit<br />
Tauchbad<br />
Aufschmelzzone Bürste<br />
Behandlungs- wäßrige, neutrale bis alkoholische, saure IR-Strahler Wasser, ggf. mit<br />
medium saure Lösung mit Lösungen mit<br />
(U5)<br />
Zusätzen oder<br />
Zusätzen (A1, U1) Polyalkoholen und<br />
organischen<br />
Zusätzen (A1, U2)<br />
Lösungsmitteln (A2,<br />
U4)<br />
Temperatur Raumtemperatur Raumtemperatur siehe<br />
für Wasser 20 bis 60;<br />
[°C]<br />
Arbeitshinweise für organische<br />
Lösungsmitel<br />
vorzugsweise<br />
Raumtemperatur<br />
Behandlungszeit<br />
20 bis 40 s bis 10 s 5 bis 15 s 1 bis 3 min<br />
Das Aufschmelzen mittel IR-Strahlung führt zum gleichen Ergebnis bezüglich der Qualität<br />
und Geometrie der Oberfläche wie das Aufschmelzen mit flüssigen Medien.<br />
Das Aufschmelzen mittels IR-Strahlen an Mehranlagenleiterplatten* ist im Gegensatz zum<br />
Aufschmelzen in flüssigen Medien wesentlich kritischer und kann u. U. nicht durchgeführt<br />
werden, da zu hohe Wärmebelastung zu Delamination führen kann. Um Delamination an<br />
Mehrlagenleiterplatten zu vermeiden wird empfohlen, vor dem Aufschmelzen zu tempern.<br />
Arbeitshinweise<br />
Beim Aufschmelzen mittels IR-Strahlung ist zu beachten, daß die Strahlereinstellung und<br />
Behandlungszeit dem jeweiligen Plattentyp (Materialart, Größe, Dicke, Farbe, Abdeckung,<br />
Gestaltung des Leiterbildes usw.) angepaßt wird, um eine Überhitzung zu vermeiden.<br />
Die Bearbeitungsparameter sind für die jeweilige Leiterplatte durch Versuche zu ermitteln.
VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
1.10 Konservieren und Lackieren (Schutzlackieren)<br />
VDE/VDI<br />
3711,<br />
Blatt 6<br />
Seite 21<br />
Ungeschütztes Kupfer oxidiert in der Atmosphäre und wird dadurch schlechter lötbar. Die<br />
Kupferoberfläche muß deshalb zur Erhaltung der Lötbarkeit konserviert werden. Dieses<br />
Konservieren durch Lack erfolgt je nach Art der Leiterplatte mit unterschiedlichen<br />
Lacksystemen und entsprechend unterschiedlichen Lackierverfahren.<br />
(Kennzeichnungsdrucke und Lötstoppmasken müssen vorher aufgebracht werden.)<br />
Prozeßschritt<br />
Vorbehand<br />
eln<br />
Lackieren<br />
Lackart WasserverWasserver- Lötlack<br />
drängerdrängungslac k<br />
Lackierver-<br />
Tauchverfahren Tauchver- Walzlackier Lackgieß Spritzverfahrenfahren<br />
verfahren verfahren fahren<br />
Zweck Entfernen<br />
von<br />
Schmutz<br />
oder<br />
Anlaufschichten<br />
Konservieren Konservieren und Löthilfe<br />
Einrichtung Bürst- oder Tauchbecken aus<br />
Tauch- Walzlackier LackSpritzSprühmaschine nichtrostendem Stahl oder<br />
verzinktem Stahlblech mit<br />
Wasserstandsanzeige und<br />
Ablauf<br />
(A4)<br />
becken<br />
aus Stahlblech,Polyäthylen<br />
oder<br />
Polpropylen<br />
maschine<br />
(Roller<br />
Coater)<br />
(A4)<br />
gießmaschinepistole,<br />
elektrost<br />
atische<br />
Sprühanlage<br />
(A4)<br />
Behand- wäßrige, Netzmittel Kunstharz- Kolophonium oder lötaktivere Harze, gelöst in<br />
lungsmedien neutrale<br />
bis saure<br />
gelöst in<br />
unpolaren<br />
lack in<br />
unpolaren<br />
Alkoholen<br />
Lösung mit Kohlenwasser Kohlenwasse<br />
Zusätzen stoffen rstoffen mit<br />
(A1, U1)<br />
Netzmitteln<br />
Temperatur Raumtemp<br />
.<br />
Raumtemparatur<br />
Behand- 20 - 40 s 1 - 3 min 1 - 3 min im Tauchverfahren, sonst<br />
lungszeit<br />
Durchlaufverfahren, maschinenabhängig<br />
Trockenzeit 5 - 20 min 5 - 10 min<br />
Schichtdicke 2 - 5 µm 2 - 10 µm<br />
Mit Wasserverdränger bzw. Wasserverdrängungslack* kann in einem Arbeitsgang<br />
entwässert und konserviert werden. Bei längerer Lagerzeit der Leiterplatte ist die kombinierte<br />
Konservierung mit Wasserverdränger und anschließender Tauchlackierung mit Lötlack<br />
angebracht.
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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Durchmetallisierte <strong>Leiterplatten</strong> werden z. B. im Tauchverfahren, einseitige <strong>Leiterplatten</strong> im<br />
Walzlackier- oder Sprühverfahren konserviert.<br />
Mit Schutzlack behandelte <strong>Leiterplatten</strong> trocknen bei Raumtemperatur je nach Schichtdicke<br />
des Lackfilms in ca. 5 bis 20 min. Um die Trockenzeiten abzukürzen, können<br />
Trockenstrecken, z. B. Umlufttrocknungsanlagen oder IR-Strahler vorgesehen werden.<br />
Bei Anwendung von Lacksystemen, die brennbare bzw. entflammbare Lösungsmittel<br />
enthalten, sind, die Sicherheitsvorschriften (Ex-Schutz) zu beachten.<br />
Die Viskosität wird nach DIN 53211 mit einem DIN-Auslaufbecher überwacht, wobei je nach<br />
Viskositätsbereich eine 2- oder 4-mm-Düse verwendet wird.<br />
2 Arbeitssicherheit und Umweltschutz<br />
(Hinweise zu A und U)<br />
2.1 Arbeitssicherheit (A)<br />
A1 Das Personal hat unbedingt die für den Umgang mit ätzenden Stoffen geltenden<br />
Vorschriften zu beachten, insbesondere das Tragen von Schutzkleidung und den<br />
Gebrauch der Sicherheitseinrichtungen.<br />
A2 Umgang mit Lösungsmitteln und lösungsmittelhaltigen Produkten<br />
Folgende Vorschriften und Gesetzestexte sind unbedingt zu beachten:<br />
- Verordnung für brennbare Flüssigkeiten (VbF)<br />
- Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten (TRbF)<br />
- Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)<br />
- Verordnung über Anlagen in explosionsgefährdeten Räumen<br />
- Eplosionsschutz und Richtlinien (EX-RL) der BG Chemie<br />
- Merkblatt BG Chemie M 017: Umgang mit Lösemitteln<br />
- Merkblatt BG Chemie M 050: Umgang mit gesundheitsgefährlichen Stoffen (für<br />
die Beschäftigten)<br />
- Merkblatt der BG Chemie M 053: Allgemeine Arbeitsschutzmaßnahmen für gefährliche<br />
Arbeitsstoffe.<br />
Weiterhin ist zu beachten :<br />
Für gute Be- und Entlüftung sorgen; nicht rauchen, Zündfunken vermeiden; Kontakt mit<br />
der Haut vermeiden; Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen; Hautschutzcreme<br />
verwenden; Behälter nach Gebrauch verschließen, leere Gebinde aus dem Arbeitsraum<br />
entfernen; keine Nahrungs- und Genußmittel am Arbeitsplatz aufbewahren; am<br />
Arbeitsplatz nicht essen und trinken; gebrauchte Putzlappen nur in hierfür vorgesehenen<br />
Behältern aufbewahren; Angaben des Herstellers lt. DIN-Sicherheitsdatenblatt beachten;<br />
beim Umfüllen von brennbaren Flüssigkeiten beide Gefäße erden und elektrisch leitend
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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
VDE/VDI<br />
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Blatt 6<br />
Seite 23<br />
miteinander verbinden. In Notfällen Arzt aufsuchen, möglichst Sicherheitsdatenblatt<br />
mitnehmen.<br />
A3 Bei der Wahl des Flußmittels ist auf einen hohen Flammpunkt zu achten, da es beim<br />
Eintauchen in das heiße Zinn/Blei zur Entflammung kommen kann.<br />
A4 Bei Lackieranlagen ist den Vorschriften entsprechend der Ex-Schutz einzuhalten und<br />
eine entsprechende Absaugung vorzusehen.<br />
2.2 Umeltschutz (U)<br />
U1 Werden bei der Vorbehandlung Chemikalien eingesetzt, so sind diese Chemikalien<br />
und deren Spülwasser den Abwasservorschriften entsprechend zu behandeln.<br />
Eingesetzte Tenside müssen biologisch abbaubar sein.<br />
U2 Flußmittel können sowohl auf wäßriger als auch auf alkoholischer Basis aufgebaut<br />
sein. Flußmittelreste sind den Abwasservorschriften entsprechend zu entsorgen.<br />
U3 Auf vorschriftsmäßige Entsorgung der Aufschmelzmedien ist zu achten.<br />
U4 Werden wäßrige Reiniger mit Zusätzen verwendet, ist auf biologische Abbaubarkeit<br />
zu achten. Bei organischen Lösungsmitteln ist auf die Flüchtigkeit zu achten und ggf.<br />
durch Absaugung und Filterung die Emissionsgrenzen der TA-Luft einzuhalten.<br />
U5 Beim Einbringen der gefluxten Leiterplatte in den Aufschmelz- oder<br />
Heißverzinnungsprozeß kommt es zum Verdampfen der Lösungsmittel, teilweise<br />
auch zu Verbrennungsreaktionen. Die hieraus resultierenden Abgase sind<br />
entsprechend den Vorschriften der TA-Luft zu behandeln.
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3 Zusammenfassung<br />
Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />
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Seite 24<br />
In der Matrix auf der nachfolgenden Seite wird die Einigung der jeweiligen Oberfläche<br />
dargestellt. Die Bewertung umfaßt sowohl die wichtigsten Eigenschaften, als auch das<br />
Anwendungsprofil der funktionellen Endschichten.<br />
In der hier vorliegenden Broschüre sollte über den momentanen Stand der verfügbaren<br />
<strong>Leiterplatten</strong>oberflächen berichtet werden.<br />
Die Betrachtungen haben naturgemäß keinen abschließenden Charakter, da laufend noch<br />
auf dem Gebiet der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche weiter gearbeitet wird, so daß in Zukunft<br />
durchaus neue oder weiter verbesserte Oberflächen hinzu kommen können.<br />
HAL 0 + + - ++ - - 0 - -<br />
Walzenverzinnung - 0 0 - E - - - - -<br />
Chem. Zinn + + + + + - - + + 0<br />
Chem. Ni / Au + + + + + + + 0 + +<br />
Org. Beschichtung + 0 + + + - - + 0 -<br />
Chem. Palladium + + + + + 0 + + + +<br />
Chem. Silber + + + + + + + + + +<br />
+ gut<br />
0 mittel<br />
- schlecht/nicht geeignet<br />
E entfällt<br />
Fineline<br />
Finepitch MehrfachlötenLagerfähigkeitEbenheitLotdurchstiegUltrasonic<br />
Bonden<br />
Thermosonic<br />
Bonden<br />
Einpreß<br />
technik<br />
KlebetechnikKontakttechnik<br />
-<br />
Druckkontakt
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Allgemeines<br />
Leiterplatte und Umwelt<br />
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Seite 1<br />
<strong>Leiterplatten</strong> stellen unverzichtbare Bestandteile aller elektronischen Baugruppen dar.<br />
Erstaunlicherweise werden zu ihrer Herstellung überwiegend chemische Prozesse und<br />
Verfahren eingesetzt. Die wichtigsten chemischen Behandlungsschritte in der<br />
<strong>Leiterplatten</strong>herstellung sind die Durchkontaktierung, die galvanischen Prozesse und das<br />
Ätzen.<br />
Um den heutigen Forderungen nach geringstmöglicher Belastung der Umwelt durch die<br />
Fertigung entsprechen zu können, werden in allen Fertigungsbereichen mögliche<br />
Recyclingtechniken vorgestellt, auch wenn sie zum Teil noch Modellcharakter besitzen.<br />
Mehrfach stellte sich heraus, daß für Prozeßschritte in der <strong>Leiterplatten</strong>technik zwar<br />
theoretische Vorstellungen für das Recycling vorliegen, aber die praktische Umsetzung in<br />
die Routineproduktion noch nicht erfolgt.<br />
Wo keine Recyclingtechniken einsetzbar sind, muß man entsprechend sorgfältig für die<br />
Entgiftung und Entsorgung der verbrauchten Chemikalien Sorge tragen. Durch eine auf die<br />
Inhaltsstoffe abgestimmte Zusatzverrohrung ist es möglich, die Abwässer ihren<br />
Inhaltsstoffen entsprechend getrennt abzuleiten und spezifisch zu behandeln.<br />
Neben der Reduzierung von Abfall durch separates Sammeln und, wo möglich, Verwertung,<br />
und der optimierten Behandlung von Abwasser können auch Maßnahmen zur Reduzierung<br />
der Luftbelastung durchgeführt werden.<br />
1 Basismaterial<br />
Das Basismaterial für <strong>Leiterplatten</strong> besteht aus einem Kunstharzsystem, welches durch<br />
Papier, Glasfasergewebe bzw. –Vlies oder z. B. Kevlar mechanisch verstärkt wird. Das<br />
weitverbreitete FR 4-Basismaterial besteht aus verschiedenen Lagen aus feinem<br />
Glasgewebe und Epoxidharz. Um eine Flammhemmung zu erreichen verwendet man als<br />
Ausgangsstoff für das Epoxidharz Tetrabromobisphenol A, welches zu einem im Brandfall<br />
schnell selbstverlöschenden Basismaterial führt. Von Nachteil ist allerdings die durch einen<br />
Brand verursachte Bromwasserstoffbildung, die unter anderem auch zu erheblichen<br />
Korrosionsschäden als sekundärem Effekt führen kann. Für FR 4-Basismaterial wurde ein<br />
spezielles Verwertungsverfahren entwickelt, das Kupfer und Nichtmetalle trennt, so daß sie<br />
getrennt wiederverwertet werden können. Aus Rezyklat hergestelltes Basismaterial hat sich<br />
bis jetzt noch nicht durchsetzen können.<br />
1.1 Die chemische Durchkontaktierung<br />
Bei <strong>Leiterplatten</strong> wird die elektronische Schaltung in ein Leiterbild umgesetzt, das sich meist<br />
auf zwei und bei Mehrlagenschaltungen (Multilayern) sogar auf vielen Ebenen befindet. Um<br />
diese Leiterbildebenen miteinander zu verbinden, werden an den vorgesehenen<br />
Kontaktstellen Löcher gebohrt, deren Metallisierung die Verbindung herstellt. Außerdem<br />
können Bauelemente hier eingelötet werden. Das Basismaterial von <strong>Leiterplatten</strong> besteht in<br />
der Regel aus mit Glasfasermatten verstärktem Epoxidharz, welches, da es nichtleitend ist,<br />
in den Durchkontaktierungslöchern mit einer stromlos erzeugten Kupferschicht versehen
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Leiterplatte und Umwelt<br />
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wird. Nach Vorreinigen, Beizen und Katalysieren wird das Kupfer chemisch-reduktiv<br />
abgeschieden. Als Reduktionsmittel dient dabei Formaldehyd, während durch<br />
Komplexbildner wie EDTA, Tartrat oder Quadrol die Kupferionen bei den<br />
Arbeitsbedingungen in Lösung gehalten werden. Bei der Entsorgung der verbrauchten<br />
chemisch Kupfer-Lösungen wird empfohlen, durch Überaktivierung das vorhandene Kupfer<br />
auszufällen.<br />
Im Fall von EDTA als Komplexbildner ist es dann möglich, den größten Teil des Materials<br />
durch Ausfällen als freie Säure zurückzugewinnen und sogar im Prozeß wieder einzusetzen.<br />
Am effektivsten arbeitet dieses Verwertungsverfahren bei der Additivtechnik, wo besonders<br />
große Mengen an verbrauchter chemisch Kupferlösung anfallen.<br />
Das Formaldehyd kann in den verbrauchten Lösungen durch Oxidation mit<br />
Wasserstoffperoxid oder durch anodische, elektrolytische Oxidation zerstört werden. Im<br />
Labor- und Pilotmaßstab gibt es auch ein Verfahrenzur Zerstörung der Komplexbildner durch<br />
eine spezielle elektrolytische Oxidationszelle mit hohen Stromdichten. Tartrat als<br />
Komplexbildner im chemisch Kupferprozeß läßt sich biologisch abbauen. Mit dem Ziel, durch<br />
Vermeidung von Formaldehyd und Komplexbildnern die Umwelt zu entlasten, ohne dabei an<br />
der Qualität der Produkte Abstriche machen zu müssen, wurden verschiedene sogenannte<br />
Direct Plating Verfahren entwickelt. Es wird eine sehr dünne, leitfähige Schicht auf den<br />
Nichtleitern erzeugt, deren Leitfähigkeit ausreicht, galvanisch mit Kupfer zu verstärken. Man<br />
unterscheidet die Direct Plating Verfahren nach der Methode, die leitfähige Grundschicht zu<br />
erzeugen:<br />
- kolloides Palladium, gegebenenfalls sulfidiert<br />
- Kohle- bzw. Graphitsuspension<br />
- leitfähige organische Polymere<br />
Teilweise sind auch die Conditioner auf komplexbildnerfreie Varianten umgestellt worden.<br />
1.2 Der Desmear-Prozeß<br />
Um die Innenwand der Bohrlöcher für die Durchkontaktierung optimal vorzubereiten und bei<br />
allen Mehrlagenschaltungen, rauht man mittels Oxidation durch alkalische<br />
Kaliumpermanganatlösung das Epoxidharz auf. Im ersten Prozeßschritt wird mit Hilfe eines<br />
organische Lösemittel enthaltenen Quellers die Struktur des Harzes gelockert, so daß das<br />
Permanganat oxidativ angreifen kann. Durch optimierte Abtropfzeiten und Verwendung von<br />
Lösung aus der Sparspüle zum Ersatz der Verdampfungsverluste kann man einen großen<br />
Teil der Organik ins Prozeßbad zurückführen. Der Permanganatverbrauch wird durch die<br />
direkte anodische Reoxidation des Manganats im Arbeitsbehälter mehr als halbiert.<br />
1.3 Das Beizen<br />
Wann immer in der <strong>Leiterplatten</strong>technik besonders reine und aktive Kupferoberflächen<br />
benötigt werden, setzt man einen Beizschritt ein.
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Mit einer schwefelsauren Natriumpersulfatlösung trägt man beim Beizen z. B. 1mm Kupfer<br />
ab. Obwohl die chemische Entgiftung durch Sulfidfällung zu sehr geringen<br />
Schwermetallrestkonzentrationen führt, ist das Recycling zur Abfallvermeidung hier<br />
besonders aussichtsreich.<br />
Mit einer Trommelelektrolysezelle, beispielsweise, kann in wenigen Stunden der größte Teil<br />
des Kupfers abgeschieden werden. Die verbliebene Lösung wird dann chemisch zur<br />
Gewährleistung der Einleitungsgrenzwerte nachbehandelt. Bei Einsatz von Kalkmilch in der<br />
Konzentratbehandlung fällt man einen großen Teil des im Abwasser enthaltenen Sulfats als<br />
Gips aus, was allerdings die Menge an Abfall erhöht.<br />
Mit einer durch eine Membran unterteilten „Gaslift“-Zelle erreicht man eine vollständige<br />
Kreislaufschließung. Kathodisch scheidet man das in der verbrauchten Beizlösung<br />
enthaltene Kupfer bei hoher Stromdichte in Form eines feinen Pulvers ab, das mit dem<br />
Flüssigkeitsstrom aus der Zelle ausgetragen und außerhalb abgetrennt wird. Die<br />
verbleibende, entkupferte Lösung oxidiert man anodisch wieder zu Peroxodisulfat auf, das<br />
wieder in die Fertigung zurückführbar ist. Die in den Beizen enthaltene Menge Kupfer stellt<br />
die Hauptquelle in der Fertigung dar.<br />
1.4 Spültechnik<br />
Der am häufigsten in der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung verwendete Stoff ist das Wasser. Es dient<br />
zum Ansetzen der Prozeßlösungen, zum Abtrennen der verschiedenen Verfahrensschritte<br />
und zum Erzeugen einer geeigneten Oberflächenbeschaffenheit.<br />
Sparspülen waschen im Anschluß an eine chemische Behandlungsstufe den Hauptteil der<br />
Inhaltsstoffe von der Oberfläche. In Sparspülstufen kann man die Wirkstoffe so<br />
aufkonzentrieren, daß Recyclingtechniken einsetzbar werden oder die Sparspüllösungen<br />
direkt in die Prozeßstufen zurückgeführt werden können. Am zuverlässigsten, vom<br />
Standpunkt der Verfahrenssicherheit, erwies sich die Steuerung des Wasserzulaufs zu den<br />
Sparspülen mittels Leitfähigkeitssonden, so daß Schwankungen des Wirkstoffeintrags<br />
automatisch ausgeglichen werden. Steht keine Aufarbeitungstechnik zur Verfügung, können<br />
Sparspülen wegen ihres geringen Volumens auch mit Hilfe der wirkungsvolleren<br />
Chargentechnik entsorgt werden.<br />
Durch Nachspülen mit sehr reinem Kreislaufwasser erhält man die für Folgeprozesse<br />
optimale Oberflächenreinheit. In einer Kreislaufwasseranlage werden durch Kationen-und<br />
Anionenaustauscherharze die ionischen Inhaltsstoffe des Spülwassers durch chemische<br />
Oberflächenreaktion festgehalten und das gereinigte Wasser wieder in die Fertigung<br />
zurückgeleitet. Wenn die gesamte Oberfläche der Ionenaustauscherharze derart belegt und<br />
damit das Austauschvermögen erschöpft ist, kann man durch Behandlung der<br />
Kationenaustauscher mit Säure und der Anionenaustauscher mit Lauge deren Wirksamkeit<br />
durch die Umkehr der chemischen Reaktionen wieder vollständig regenerieren. Die<br />
Häufigkeit des Regenerierens wird nur durch den Gehalt des Wassers an Inhaltsstoffen,<br />
nicht aber durch die Menge des durch die Austauscher fließenden Wassers bestimmt. Man<br />
kann also durch Ionenaustauscher die Inhaltsstoffe des Wassers aufkonzentrieren. Die<br />
Regenerate können entweder einer elektrolytischen Aufarbeitung oder der chemischen
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Leiterplatte und Umwelt<br />
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Behandlung und Entsorgung zugeführt werden. Wenn aufgrund von Wasserinhaltsstoffen,<br />
die nicht an Ionenaustauscherharzen gebunden werden und sich deshalb im Kreislaufwasser<br />
anreichern würden, die Verwendung von Kreislaufwasser ausgeschlossen ist, kann man<br />
durch Bildung von Spülkaskaden, bei denen eine Spülstufe immer den Zufluß für die<br />
nächstfolgende Spülstufe darstellt, ebenfalls bis zu 90% des Spülwassers einsparen. Dazu<br />
werden häufig bis zu 4-stufige Spülkaskaden benutzt. Im Anhang 40 der<br />
Rahmenverwaltungsvorschrift, der die Einleitungsbedingungen regelt, wird von einer 3<br />
stufigen Spülung ausgegangen.<br />
1.5 Fotodruck<br />
Zur Erzeugung des Leiterbildes und der Lötstopmaske werden meist Fotodruckverfahren<br />
eingesetzt. Lichtempfindliche Trockenresists werden auf die <strong>Leiterplatten</strong> auflaminiert, oder<br />
ein lichtempfindlicher Lack aufgebracht und durch Belichten mit UV-Licht an den<br />
abzudeckenden Stellen unlöslich gemacht. Die nichtbelichteten Stellen werden mit<br />
Sodalösung herausgelöst. Nach der Galvanisierung entfernt man den Trockenresist<br />
vollständig mit Hilfe von Lauge. Viele <strong>Leiterplatten</strong>hersteller nutzen einen Zusatz an<br />
Ethanolamin, um den Resist besser von den Leiterflanken zu entfernen. Die Fotoresist<br />
enthaltenden Konzentrate und Sparspülwässer werden bevorzugt getrennt gesammelt. Bei<br />
der Fotoresistbehandlung säuert man teilweise unter Zugabe von Eisensalzen an. Je nach<br />
Arbeitsverfahren fällt ein Resistkuchen an, der manuell entfernt wird oder der Schlamm wird<br />
abgepreßt. Bei Anwesenheit von Ethanolamin kann man nur mit Sulfid bzw. Organosulfid die<br />
Kupferkonzentration unter den Einleitegrenzwert senken. Es ist wegen möglicher<br />
Rücklösung besonders darauf zu achten, daß komplexbildnerhaltige Lösungen, auch nach<br />
Abtrennung des Sulfidschlamms, nicht in den komplexbildnerfreien Anlagenbereich<br />
gelangen. Mit Fotoresist beladene Entwicklerlösungen können gegebenenfalls auch mit Hilfe<br />
der Ultrafiltration bearbeitet werden.<br />
1.6 Ätzen<br />
Nachdem durch Fotoprozeß und Galvanoprozeß das Leiterbild strukturiert wurde, muß das<br />
überschüssige Kupfer des Basismaterials nun entfernt werden. Im Normalfall benutzt man in<br />
der <strong>Leiterplatten</strong>technik galvanisch aufgebrachtes Zinn oder Zinnblei als Schutz für das<br />
Leiterbild beim Ätzen. Als Ätzmedium dient eine ammoniakalische Kupfersalzlösung. Bei<br />
dem Replenisher-Verfahren regelt ein Dichtesensor den Zufluß an Frischätze und den<br />
Abfluß an verbrauchter Ätze. Die Ätzlösungen werden in großen Tanks gesammelt und z. B.<br />
wöchentlich mit Tankwagen gewechselt. Ein Recyclingverfahren für die ammoniakalische<br />
Ätze, welches es gestattet, durch den Übergang auf Sulfat als Basis der Ätzlösung diese<br />
durch elektrolytische Abscheidung des Kupfers zu regenerieren, wird bei einigen<br />
<strong>Leiterplatten</strong>herstellern in der Routinefertigung eingesetzt. Auf diese Weise gewinnt man z.<br />
B. täglich mehrere hundert kg Kupfer zurück, so daß dies Verfahren auch wirtschaftlich<br />
vertretbar ist.<br />
Beim Ätzen von Innenlagen, wo der Fotoresist als Ätzschutz dient, verwendet man häufig<br />
eine salzsaure Kupferchloridlösung als Ätzmedium. Bei dem konventionellen Verfahren wird<br />
das Ätzmedium durch Zusatz von Wasserstoffperoxid mittels einer Redox-Steuerung immer<br />
aktiv gehalten. Das verbrauchte Ätzmedium sammelt sich in einem Vorratstank und wird
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extern aufgearbeitet. Bei einem Aufarbeitungsverfahren gewinnt man die Salzsäure für den<br />
Wiedereinsatz beim Ätzen zurück, während als zweites Produkt Kupfersulfat entsteht.<br />
Bei elektrolytischen Recyclingverfahren muß durch den Aufbau oder den Ablauf des<br />
Verfahrens sichergestellt werden, daß anodisch kein Chlor entsteht. Bei einem in der<br />
Fertigung erprobten Verfahren versucht man durch äußerst intensiven Austausch der<br />
Lösung an der Anode das elektrochemische Potential so klein zu halten, daß möglichst kein<br />
Chlor entsteht.<br />
1.7 Heißluftverzinnen<br />
Nach dem Ätzen wird der Ätzschutz entfernt und zum Verhindern von Kurzschlüssen ein<br />
Abdecklack aufgebracht, der nur die Bohrungen und die Anschlußflächen freiläßt. Die<br />
<strong>Leiterplatten</strong> werden nun durch Beizen gereinigt und mit Flußmittel überzogen. Das<br />
Flußmittel aktiviert und schützt die <strong>Leiterplatten</strong> beim Heißluftverzinnen, wenn die Platten<br />
kurz in ein Bad aus flüssigem Lot getaucht und Lotreste beim Herausziehen mit Hilfe von<br />
Preßluft aus den Aufnahmelöchern und von der Oberfläche geblasen werden. Die Abluft<br />
reinigt man optimal mit einem elektrostatischen Filter und nachgeschaltetem A-Kohlefilter, so<br />
daß keine Geruchsbelästigung auftreten kann.<br />
1.8 Abwasserbehandlung<br />
In der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden die Abwasserströme möglichst nach ihren Inhaltsstoffen<br />
entsprechend getrennt gehalten, damit Aufarbeitungstechniken oder spezielle<br />
Entsorgungstechniken einsetzbar werden. Bei Fuba Gedruckte Schaltungen wurden z. B. zu<br />
diesem Zweck bei laufender Produktion zusätzliche Abwasserrohre mit einer Länge von<br />
mehr als 11000 m gelegt.<br />
Eine Kreislaufanlage dient zum Klarspülen, wenn die Produkte durch Sparspülen schon<br />
vorgereinigt sind, da Kreislaufwasser eine große Reinheit besitzt. Durch den Aufbau der<br />
Kationen- und Anionenaustauscher als Zweistraßenanlage ist eine ständige Verfügbarkeit<br />
gesichert, auch wenn ein Ionenaustauscher gerade automatisch regeneriert wird.<br />
Eingeschleppte Tenside können in einem speziellen Tensidfänger adsorbiert werden. Eine<br />
Regeneration dieser Harze ist nur mit besonderem Aufwand möglich, so daß sie nach<br />
Beladung meist in geeigneten Anlagen verbrannt werden.<br />
Normal belastete bzw. nicht kreislaufwasserfähige Abwässer werden in der kontinuierlichen<br />
Durchlaufanlage behandelt. Nur wenn in diesen Abwasserströmen komplexbildende<br />
Substanzen ausgeschlossen werden können, ist auch ohne die Sulfidfällung, sondern durch<br />
Hydroxidfällung, die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte möglich. Die Konzentrate von<br />
Alkaliresist, Oxidationsmittellösungen, fluorid- und cyanidhaltigen Lösungen werden in<br />
Sonderbehandlungen entgiftet. Den mengenmäßig größten Anteil bilden die<br />
Chargenbehandlungen komplexarmer und komplexhaltiger Konzentrate. Nach dem<br />
Abpressen des schwermetallhaltigen Schlamms wird das Filtrat der komplexbildnerhaltigen<br />
Lösungen in einer Nachbehandlung mit Organosulfid auch von den letzten<br />
Schwermetallresten befreit. Zusätzlich wird das Formaldehyd der chemisch Kupferlösungen
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mit Wasserstoffperoxid zerstört. Der schwermetallhaltige Schlamm kann in einer<br />
Erzaufbereitung verwertet werden, so daß eine Deponierung zur Zeit nicht erforderlich ist.<br />
Bei den Bürstprozessen spart man Wasser durch den Aufbau eines separaten Kreislaufs, in<br />
dem das Wasser durch Zentrifugen oder Anschwemmfiltration mechanisch von Partikeln des<br />
Bürstzusatzmittels, meist Bims- oder Quarzmehl, und dem Kupferabrieb befreit. Dadurch<br />
kann das Wasser über lange Zeit wiederverwendet werden.<br />
Wo immer sinnvoll, absorbieren Gaswäscher die Inhaltsstoffe aus der Abluft. Um die<br />
maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen flüchtiger Stoffe einhalten zu können, werden die<br />
Fertigungseinrichtungen möglichst dicht gebaut und an die Absaugung angeschlossen. Zum<br />
Beispiel beim sauren und ammoniakalischen Ätzen entfernen die Gaswäscher<br />
Salzsäuredämpfe bzw. Ammoniak aus der Abluft. Regelmäßig werden die<br />
Gaswäscherlösungen gewechselt und einer Konzentratbehandlung in der Abwasseranlage<br />
zugeführt. Nach der Plasmabehandlung zur Reinigung der Bohrlöcher ist die Absorption<br />
eventuell noch vorhandener Radikale in einem Gaswäscher notwendig.<br />
Es gibt europa- und weltweit aufgrund der Umweltgesetzgebung einen großen Bereich an<br />
Kriterien für die Einleitung von Schadstoffen in Gewässer, in die Luft oder für die<br />
Deponierung. Es scheint allerdings, daß langfristig im Allgemeinen die im Anhang 40 der<br />
allgemeinen Rahmenverwaltungsvorschrift zusammengestellten Grenzwerte Akzeptanz<br />
finden, auch wenn Genehmigungen mit höheren Grenzwerten z. T. noch lange Laufzeiten<br />
haben.
Begriffsbestimmungen für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung<br />
Adapterstift<br />
Für die elektrische Prüfungen von <strong>Leiterplatten</strong> verwendete Kontaktstifte<br />
Antipad<br />
Gegenüberliegendes Lötauge<br />
Absorption<br />
Aufnahme eines Stoffes durch Diffusion in einem anderen durch die Phasengrenzfläche<br />
hindurch<br />
abziehbare Lötstoppmaske<br />
vom <strong>Leiterplatten</strong>hersteller oder -bestücker auf diejenigen Stellen der Leiterplatte<br />
aufgebrachte Abdeckmaske, an denen ein Benetzen während des Lötprozesses<br />
verhindert werden soll. Sie wird in der Regel siebdrucktechnisch aufgebracht und<br />
unmittelbar nach dem Löten durch Abziehen entfernt<br />
Atom-Absorptions-Spektroskopie (AAS)<br />
analytisches Verfahren zur Elementanalyse<br />
Ätzen<br />
chemischer Materialabtrag, meist partielle strukturierte chemische Auflösung eines<br />
Materials. Das Material ist an den Stellen, an denen es verbleiben (nicht geätzt<br />
werden) soll, durch ein gegenüber dem Ätzmittel resistentes Material (Resist) abgedeckt<br />
bzw. maskiert. Beispiele sind das Kupferätzen im Subtraktivprozeß der<br />
<strong>Leiterplatten</strong>herstellung, bei dem das verbleibende Kupfer (Leiterzüge) durch einen<br />
organischen Lack oder eine andere Metallschicht (Metallresist SnPb, Ni, Au u.ä.)<br />
geschützt und das freiliegende Kupfer durch ein oxidatives Ätzmittel herausgelöst<br />
wird. Ähnliche Verfahren werden in der Halbleitertechnik verwendet. Weitere<br />
Ätzverfahren sind das Formteilätzen zur Herstellung planarer Metallteile durch Ätzen<br />
von Metallfolien, das Ätzen eckiger Löcher in kompakte Materialien (chemical<br />
milling), die Strukturierung von Polymerfolien mittels Lösungs- oder reduktiven<br />
Ätzmitteln (Hydrazin bei Polyimid) oder Plasmaätzen zur Strukturierung von<br />
Polymerfolien im O2-Plasma unter Verwendung von Kupfermasken. Verfahren zum<br />
Anbeizen von Oberflächen zwecks Reinigung, bei denen ein größerer Materialabtrag<br />
erfolgt, werden oft auch mit dem Begriff Ätzen verbunden (Rückätzen der Glasfasern<br />
bei der Multilayerherstellung, Plasmaätzen zur Bohrlochreinigung oder das Anätzen<br />
von Schliffen der Metallographie zur Materialprüfung).<br />
Ätzmedium<br />
Ätzmittel: Medium zur Materialauflösung beim Ätzprozeß. Beim Ätzen von Metallen<br />
besteht das Ätzmittel in der Regel aus einem starken Oxidationsmittel zur Auflösung<br />
des Metalls als Ion. Z. B.:<br />
Eisen-III-Chlorid<br />
2 Fe3+ + Cu → 2 Fe2+ + Cu2+<br />
Kupferchlorid<br />
Cu2+ + Cu → 2 Cu2+<br />
1
(Oxidation zu Cu2+ durch Luftsauerstoff oder Wasserstoffperoxid). Zur Erreichung<br />
der Selektivität bei Verwendung von Metallresisten, wie Zinn oder Zinn-Blei, wird<br />
mittels Ammoniak der pH-Wert erhöht, so daß im mittleren alkalischen Bereich (7-<br />
10) die Metallresistschicht nicht gelöst wird. Auch selektiv wirkende Ätzmittel<br />
(geringere Auflösungspotentiale), wie Persulfate können in der Metallresisttechnik<br />
verwendet werden.<br />
Ätzfaktor<br />
Verhältnis der Ätztiefe zur seitlichen Unterätzung unter die Abdeckungsmaske<br />
F = d/a<br />
d<br />
a<br />
<br />
Zinn-Abdeckung<br />
Kupfer<br />
Basismaterial<br />
Der Ätzfaktor hat bei reinem Tauchätzen den Wert 1 und erhöht sich durch spezielle<br />
Strömungsmaßnahmen, z.B. beim Sprühätzen, auf 2 bis 4 (Mikrostrukturätzen).<br />
Beim Mikrostrukturätzen tritt beim Sprühätzen durch unterschiedliche laminare<br />
Strömung in den engen Kanälen der Fotoresiststrukturen eine Bildverfälschung ein,<br />
die zu berücksichtigen ist. Durch den Einsatz von Flankenschutzmitteln, die<br />
unlösliche, mechanisch abtrennbare Oberflächenschichten bilden, kann die Flanke<br />
vor dem Ätzangriff geschützt und der Ätzfaktor auf bis 10 erhöht werden. Da<br />
Flankenschutzmittel die unterschiedliche kinetische Energie des Ätzmittels<br />
ausnutzen, sind sie bei ungleichmäßig strukturierten Oberflächen nur bedingt<br />
einsetzbar. Die Bildverfälschung beim Mikrosturkturätzen wird verstärkt.<br />
Ätzresist<br />
Resist oder Reserve zur Abdeckung vor dem Ätzen. Schicht auf den nicht zu<br />
ätzenden, abzudeckenden Materialteilen, um den lokalen Ätzangriff zu vermeiden.<br />
Je nach dem Prozeß sind Ätzresiste entweder organische (Fotoresiste,<br />
Trockenfilmresiste, Siebdruckresiste) oder metallische (Zinn, Zinn/Blei, Nickel, Gold)<br />
Schichten. Die organischen Resiste müssen gegenüber den verwendeten Ätzchemikalien<br />
resistent oder zeitweise resistent sein und sich nach ihrer Verwendung<br />
leicht entfernen (strippen) lassen. Metallresiste haben ein gegenüber dem zu<br />
schützenden Material (z.B. Kupfer) unterschiedliches Auflösungspotential, wodurch<br />
sie beim Ätzprozeß (in speziell eingestellten Ätzmitteln, wie z.B. leicht alkalischen<br />
ammoniumhaltigen Ätzmitteln) nicht angegriffen werden. Sie müssen sich jedoch<br />
ebenfalls durch geeignete Stripper, die wie-derum das Unterlagenmaterial nicht<br />
angreifen, wieder entfernen lassen oder, falls sie verbleiben (Zinn-Blei als Löthilfe),<br />
dürfen sie sich nicht mit Deckschichten bedecken bzw. die Deckschichten müssen<br />
ebenfalls in einem nachfolgenden Prozeß (Aufhellen) entfernt werden. Der Ätzresist<br />
kann eine geringe Dicke besitzen, wenn er chemisch und mechanisch genügend<br />
Widerstand bietet, muß aber ohne Pinholes (Nadellöcher) sein. Besonders in der<br />
fotolithografischen Strukturierung des Resistes ergeben sich bei dünnen Resisten<br />
sehr gute Strukturwiedergaben, da die Auswirkungen von Streulicht geringer sind.<br />
Aufhellen<br />
Reinigen der durch das Ätzen oxidierten Oberfläche galvanischer Zinn-Blei-<br />
Schichten auf <strong>Leiterplatten</strong>, die aufgeschmolzen oder ohne weitere Zwischenbehandlung<br />
vom <strong>Leiterplatten</strong>hersteller ausgeliefert werden.<br />
2
Auflösung / Auflösungsvermögen<br />
Allg. Angabe, welche Abstände zwischen zwei Strukturen (z.B. Pads) realisiert werden<br />
sollen - Auflösung - bzw. vom z.B. Lötstopplack dargestellt werden können<br />
- Auflösungsvermögen -<br />
Ausdehnungskoeffizient, thermischer<br />
Materialkenngröße (1*10-6/K), Angabe, um wieviel sich ein Material bei der Erwärmung<br />
um 1 K ausdehnt. Die Differenz der thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />
zwischen Kupfer und Basismaterial kann Ursache für Hülsenrisse in Durchkontaktierungen<br />
sein, die thermischen Ausdehnungskoeffizienten von SMT-Bauelementen<br />
und <strong>Leiterplatten</strong> müssen aufeinander abgestimmt sein, da sonst durch Temperaturwechsel<br />
Scherspannungen entstehen, die Lötstellen oder Bauelemente<br />
schädigen können.<br />
Basismaterial<br />
BM: Isolierstoff, der als Träger des Leiterbildes bzw. der Leitstruktur der Schaltung<br />
dient. Er kann starr oder flexibel sein. Basismaterialien der <strong>Leiterplatten</strong>technik<br />
bestehen in der Regel aus Polymerschichten, die nicht (flexible BM) oder mit (starre<br />
oder semiflexible BM) Füllmaterial (Glasgewebe, Glasvliese, Textil- oder sonstigen<br />
Fasermaterialien, Papiere) versteift werden. Die Dickschicht-Hybridtechnik verwendet<br />
Keramiken, die Dünnschicht Gläser als Basismaterialien. Bei den beiden<br />
letztgenannten Techniken wird das Basismaterial oft auch als Substrat bezeichnet,<br />
wobei als Substrat auch die fertige Schaltung oder das Halbzeug im Fertigungsprozeß<br />
bezeichnet wird.<br />
Beizen<br />
Behandlung meist metallischer Oberflächen durch Tauchen oder Sprühen mit überwiegend<br />
wäßrigen Lösungen, die sauer, alkalisch oder neutral reagieren können, zur<br />
Reinigung und Vorbereitung der Oberflächen für nachfolgende Prozesse durch<br />
geringfügigen Materialabtrag<br />
Bestückungsdruck<br />
<strong>Leiterplatten</strong> werden oft mit einem Kennzeichnungsaufdruck versehen, um beim<br />
Bestücken oder beim Service die Lage der Bauelemente eindeutig zu bestimmen.<br />
Der Bestückungsdruck wird mittels Siebdruck auf den Lötstopplack aufgebracht. Es<br />
handelt sich um thermische oder UV-härtbare Farben.<br />
Beta-Rückstreuverfahren, ß-Rückstreuverfahren<br />
Schichtdickenmessung mit ß-Strahlen nach DIN 50983. Je nach der Ordnungszahl<br />
(Periodensystem der Elemente) reflektieren die Stoffe Elektronen (ß-Strahlen) unterschiedlich.<br />
Befinden sich zwei Schichten unterschiedlicher Ordnungszahl<br />
(mindestens 4 Ordnungszahlen Unterschied) übereinander und ist die unterste quasi<br />
unendlich dick (alle ß-Strahlen rückgestreut), läßt sich die Schichtdicke der Auflage<br />
bestimmen. Auch Metall-Legierungszusammensetzungen lassen sich bestimmen,<br />
wenn die Schicht dick genug ist, damit alle Strahlen reflektiert werden.<br />
Bohrauflage<br />
Bohrdecklagen: zur Abdeckung des <strong>Leiterplatten</strong>stapels zur Verringerung des<br />
Bohrgrates, Verbesserung der Wärmeabführung, der Bohrerführung und -zentrierung<br />
beim mechanischen Bohren von <strong>Leiterplatten</strong>. Als Bohrdecklagen werden verwen-<br />
3
det: Aluminiumdünnbleche = 0,3 mm, Phenolharz- oder Preßspan-platten bzw.<br />
spezielles Sandwichmaterial.<br />
Bohrbild<br />
Bohrbild der Leiterplatte, da die Bohrungen zum Kontaktieren dienen und den<br />
Prüfling über die Prüfstifte mit dem Rasterfeld des Prüfautomaten verbinden. SMD-<br />
Adapter benutzen zusätzlich SMD-Pads zum Prüfen. Da die meisten <strong>Leiterplatten</strong><br />
mittlerweile nicht mehr im Raster 2,5 oder 2,54 mm gebohrt sind oder sehr kleine<br />
Raster besitzen, werden Adapter aus speziell berechneten zwei bis drei Lagen mit<br />
entsprechendem Lochversatz hergestellt, so daß eine schräge Führung der Prüfnadeln<br />
möglich ist.<br />
Bohrparameter<br />
Anwendungsdaten, wie Drehzahl, Vorschub pro Durchmesser<br />
Bohrprogramm<br />
automatischer Bohrerwechsel: in CNC-Bohrmaschinen werden die für jede<br />
Bohrgröße erforderlichen Bohrer entsprechend Bohrprogramm automatisch in den<br />
Bohrkopf eingespannt und wieder im Magazin abgelegt. Bei Bohrerverschleiß oder<br />
Bohrerbruch kann entsprechend Programm oder nach erfolgter Messung (auch<br />
automatisch durch z.B. Laser in der Maschine) durch die Maschine selbsttätig ein<br />
Bohrerwechsel vorgenommen werden.<br />
Bohrunterlage<br />
Holzbrett in gleicher Größe wie Leiterplatte, um die durchbohrende Bohrerspitze<br />
aufzunehmen<br />
Bohrversatz<br />
Verlauf des Bohrers von oben nach unten = erste bis letzte Platte<br />
Bonden<br />
Verbindungstechnik der Mikroelektronik, meist Mikroschweißtechnik. Beim Drahtbonden<br />
werden die Verbindungen zwischen Halbleiterchips und den Schaltungs<br />
trägern durch Drähte hergestellt, die durch Schweißverbindungen mit den Kontaktinseln<br />
auf dem Chip bzw. auf dem Pad des Verdrahtungsträgers oder dem Anschlußkamm<br />
verbunden werden. Die Schweißverbindung entsteht durch Temperatur und<br />
Druck (Thermokompressionsbonden) oder durch Reibung (Ultraschallbonden). Im<br />
weiteren Sinne werden auch andere Mikrokontaktierverfahren, wie Mikrolötverfahren,<br />
Mikroklebeverbindungen, die Chipflächenkontaktierung (Diebonding) mit dem<br />
Begriff Bonden belegt. Beim Klebebonden wird die Verbindung durch leitfähige<br />
Kleber hergestellt. In der <strong>Leiterplatten</strong>technik gewinnen Bondverfahren bei der<br />
Verarbeitung unverkappter Chips bei z.B. der Chip-on-board- (COB-) Technik an<br />
Bedeutung. Anodisches Bonden ist eine Flächenverschweißung planer Flächen mittels<br />
Strom.<br />
chemische Abscheidung<br />
Abscheidung z.B. eines Metalles aus einer Lösung dieses Metalles ohne Einwirkung<br />
eines von außen zugeführten elektrischen Stromes (außenstromlos) durch Reduktionsmittel,<br />
katalytische Unterstützung und Potentialunterschiede zwischen der zu<br />
4
eschichtenden Oberfläche und der gelösten Metallverbindung, z.B. chemische<br />
Kupferabscheidung zur Herstellung von Durchkontaktierungen oder die Herstellung<br />
der Kupferschicht bei Additivverfahren. Komplexbildner und Stabilisatoren<br />
(Abwassergifte) müssen im chemischen Kupferelektrolyt eingesetzt werden, um den<br />
unkontrollierten Zerfall an Gefäßwänden und Gestellen zu vermeiden. Zusätzlich ist<br />
eine ständige Regenerierung, Erneuerung und Wartung notwendig, um den autokatalytischen<br />
Zerfall zu verhindern. Zur Vermeidung der bei der chemischen Kupferabscheidung<br />
auftretenden hohen Abwasserbelastung werden heute zunehmend Direktmetallisierungsverfahren<br />
zur Metallisierung der Bohrungen eingesetzt, die ohne die<br />
chemische Kupferabscheidung auskommen.<br />
CNC<br />
Computerized Numerical Control, comp-utergestützte numerische Steuerung für<br />
Werk-zeugmaschinen, z.B. Bohr- und Fräsautomaten<br />
Deoxidizer<br />
Desoxidation: chemische Reinigung von Kupferoberflächen. Es werden störende<br />
Oberflächenfilme wie oxidische oder sulfidische Anlaufschichten, aber auch<br />
Handschweiß oder -fett, Haftvermittlerreste von Resisten, Kalkrückstände (getrocknete<br />
Spülwasserreste) u. ä. entfernt. Die Kupferoberfläche selbst wird nur<br />
geringfügig angegriffen. Beim Beizen erfolgt in der Regel ein zusätzlicher<br />
Kupferabtrag. Nachfolgende Prozesse, wie Aktivierungen werden durch die<br />
Desoxidation gefördert bzw. erst möglich.<br />
Dimensionsstabilität<br />
Stabilität der Abmessungen eines Materials bei Temperatur oder Feuchtigkeitseinfluß.<br />
In der <strong>Leiterplatten</strong>technik ist z.B. eine gute Dimensionsstabilität der Filmvorlagen<br />
bei der Belichtung von fotostrukturierbaren Lötstopplacken erforderlich um den<br />
Lötstopplacken an den gewünschten Stellen zu belichten, d.h. das Film und Leiterbild<br />
auch während der Belichtung (Erwärmung) deckungsgleich sind<br />
DK-Fehler<br />
Durchmetallisieren: auch Durchkontaktieren. Herstellung der elektrisch leitenden<br />
Verbindung der beiden Seiten einer Leiterplatte durch Metallisierung der<br />
Bohrlochwandung. Der Prozeß ist einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten<br />
Prozesse der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung. Die Bohrlochwandungen, die aus<br />
Epoxidharz/Glasgewebe und den Enden der Kupferfolien (bei Multilayer auch im<br />
Inneren) bestehen, müssen gleichmäßig mit Kupfer beschichtet werden. Es stehen<br />
mehrere Verfahren zur Verfügung: 1. Aktivieren in kolloidalen oder ionogenen<br />
Palladiumlösungen (Herstellung einer katalytisch wirkenden Oberfläche) mit<br />
nachfolgender chemischer (außenstromloser) Verkupferung bis zur geforderten<br />
Endkupferschichtdicke, 2. wie 1. jedoch mit geringerer (wenige µm) Verkupferung<br />
und (nach Strukturierung mittels Resist) nachfolgender galvanischer (mittels Strom)<br />
Kupferabscheidung bis zur Endkupferschichtdicke, 3. Herstellung einer dünnen,<br />
ausreichend leitfähigen Oberfläche (wenige nm dicke Palladium-, Palladiumsulfid-,<br />
Nickel-, Graphitschicht oder Schicht aus leitfähigem Polymer) und anschließende<br />
galvanische Kupferabscheidung (Direktmetallisierungsverfahren). Voraussetzung für<br />
das Gelingen der Durchmetallisierung ist eine gute Bohrlochreinigung, insbesondere<br />
Desmearing bei Multilayern.<br />
5
DNC<br />
Direct (Distributed) Numerical Control<br />
Doppelseitige Leiterplatte<br />
Je <strong>Leiterplatten</strong>seite eine Kupferschicht<br />
Druckbild<br />
Aufgedrucktes Bohrbild<br />
Durchkontaktierung im BF Durchmetallisierung<br />
Durchmetallisieren: auch Durchkontaktieren. Herstellung der elektrisch leitenden<br />
Verbindung der beiden Seiten einer Leiterplatte durch Metallisierung der Bohrlochwandung.<br />
Der Prozeß ist einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten<br />
Prozesse der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung. Die Bohrlochwandungen, die aus Epoxidharz/Glasgewebe<br />
und den Enden der Kupferfolien (bei Multilayer auch im Inneren)<br />
bestehen, müssen gleichmäßig mit Kupfer beschichtet werden. Es stehen mehrere<br />
Verfahren zur Verfügung: 1. Aktivieren in kolloidalen oder ionogenen Palladiumlösungen<br />
(Herstellung einer katalytisch wirkenden Oberfläche) mit nachfolgender<br />
chemischer (außenstromloser) Verkupferung bis zur geforderten Endkupferschichtdicke,<br />
2. wie 1. jedoch mit geringerer (wenige µm) Verkupferung und (nach<br />
Strukturierung mittels Resist) nachfolgender galvanischer (mittels Strom) Kupferabscheidung<br />
bis zur Endkupferschichtdicke, 3. Herstellung einer dünnen, ausreichend<br />
leitfähigen Oberfläche (wenige nm dicke Palladium-, Palladiumsulfid-,<br />
Nickel-, Graphitschicht oder Schicht aus leitfähigem Polymer) und anschließende<br />
galvanische Kupferabscheidung (Direktmetallisierungsverfahren). Voraussetzung für<br />
das Gelingen der Durchmetallisierung ist eine gute Bohrlochreinigung, insbesondere<br />
Desmearing bei Multilayern.<br />
Einpreßtechnik<br />
Insertmounttechnologie; die Einpreßtechnik ist das Verfahren zur Herstellung von<br />
lötfreien Einpreßverbindungen. Ein Einpreßstift (Einpreßpfosten) mit einem geeigneten<br />
Einpreßbereich (Einpreßzone) wird in ein metallisiertes Durchkontaktierungsloch<br />
einer zwei- oder mehrlagigen Leiterplatte eingepreßt.<br />
Emission<br />
Abgabe von Licht, Wärme, Strahlen oder ähnlichen Umwelteinwirkungen<br />
Emissionsmaximum<br />
Die von einer Lichtquelle ausgesandte Strahlung erstreckt sich über einen bestimmten<br />
Wellenlängenbereich mit unterschiedlicher Intensität. Der Teil des Wellenlängenbereiches<br />
mit der maximalen Intensität wird als Emissionsmaximum bezeichnet.<br />
6
Emulsion<br />
Dispersion feiner Teilchen einer Flüssigkeit in einer anderen, die in der ersten<br />
unlöslich ist (Fette in Wasser)<br />
Eutektikum<br />
Zusammensetzung und Schmelztemperatur eines Gemisches aus zwei oder mehreren<br />
im flüssigen Zustand mischbaren, im festen Zustand nicht mischbaren Stoffen.<br />
Im Eutektikum sind beide Stoffe mit konstanter Zusammensetzung mischbar und<br />
haben einen konstanten (meist minimalen Schmelzpunkt (eutektische Temperatur).<br />
Das Eutektikum ist dem Zustandsdiagramm (Schmelzdiagramm) zu entnehmen. Der<br />
eutektische Punkt von Zinn-Blei-Legierungen liegt bei 61,9 % Zinn; 38,1 % Blei und<br />
183 °C.<br />
Feinleitertechnik<br />
Auflösungen < 150 µm<br />
Feinstleitertechnik<br />
Auflösungen < 100 µm<br />
Festkörper / Festkörpergehalt<br />
Der Festkörper ist der Anteil an nicht flüchtigen Bestandteilen in einem Lack. Die<br />
Bestimmung des Festkörpergehaltes eines Lackes erfolgt nach DIN 53 216, Teil 1<br />
(1 Stunde, 125°C, Einwaage 1g)<br />
Fileserver<br />
Ablage der gesamten Bohrdaten im PC der Maschine und Brücke zu anderen<br />
Rechnern<br />
Fluxmittel, Flußmittel<br />
flüssige oder gelöste Substanzen, die in der Lage sind, die Oberfläche vor Lötprozessen<br />
zu aktivieren. Fluxe bilden während des Lötvorganges eine inerte<br />
reoxidationshemmende Atmosphäre. Erreicht wird die für die Benetzung notwendige<br />
Erniedrigung der Oberflächenspannung zwischen Lot und Metalloberfläche. Fluxe<br />
sind in der DIN 8511 spezifiziert.<br />
Fotodruckverfahren<br />
Fotolithografie: Bildübertragung im Kontaktverfahren über eine Fotomaske auf einen<br />
lichtempfindlichen (UV-empfindlichen) Lackfilm, der sich bei Belichtung chemisch so<br />
verändert, daß er entweder im nachfolgenden Entwicklungsprozeß löslich oder unlöslich<br />
ist. Damit sind “Grautöne”, wie beim Silberfilm nicht möglich und auch nicht<br />
erwünscht, da für die nachfolgenden Prozesse , wie Ätzen des unter dem lichtempfindlichen<br />
Material liegenden Materials (Kupfer) oder galvanisches Auftragen von<br />
Metallen auf diese Oberfläche saubere lackfreie Flächen benötigt werden. Die<br />
Fotolithografie in der <strong>Leiterplatten</strong>technik erfolgt in UV-Belichtern (PC-Printern).<br />
Durch Unterlichtung, Streuung, Reflexion oder Beugung kann es zu Bildverfälschungen<br />
kommen.<br />
Fotowerkzeug<br />
Leiterbild- oder Maskenfilm (Glasmaster, Artwork)<br />
7
Fotoresist<br />
flüssiger oder fester Film, der sich nach dem Belichten mit vorzugsweise UV-Licht<br />
entwickeln läßt. Positivresiste werden durch Belichtung soweit entnetzt bzw.<br />
chemisch verändert (Änderung des Säurecharakters), daß die belichteten Stellen<br />
durch spezielle Entwickler (chlorierte Kohlenwasserstoffe, verdünnte Natronlauge<br />
oder Sodalösung, warmes Wasser u. ä.) herausgelöst werden. Bei Negativresisten<br />
ist der Vorgang umgekehrt, die belichteten Stellen werden stärker vernetzt. Je nach<br />
Dicke und chemischem Verhalten unterscheidet man Galvano- oder Ätzresiste.<br />
Fotoresist-Laminieren<br />
Festresist: Fotoresist bestehend aus Trägerfolie, Fotolackschichtfolie und Schutzfolie.<br />
Die thermoplastische Lackfolie wird mittels Laminator auf die Leiterplatte<br />
gepreßt. Vor dem Laminieren mit dem Heißrollenlaminator wird die Trägerfolie abgezogen.<br />
Die Schutzfolie wird nach der Belichtung entfernt.<br />
Trägerfolie<br />
Heißrolle<br />
<br />
Leiterplatte <br />
<br />
Fotoresist laminieren<br />
Schutzf<br />
Fotores<br />
Kupfer<br />
FR4-Material<br />
FR: fiering resisting (schwer entflammbar, flammgeschützt) Bezeichnung von<br />
Basismaterial nach Nema LI-1 Standard, z.B.FR 2 (Phenol/Hartpapier), FR3<br />
(Epoxid/Hartpapier), FR 4 (Epoxid/Glasgewebe)). Der Flammschutz bei Epoxid-arzen<br />
wird z.B. durch den Zusatz von Brom bzw. Bromverbindungen zum Epoxidharz<br />
erreicht.<br />
Galvanorand<br />
Galvanikrand: technologisch bedingter Rand um die zu galvanisierende Leiterplatte<br />
zur Verbesserung des Handling und der Stromverteilung auf der Platte.<br />
Galvanisieren<br />
Das kathodische Abscheiden von Metallen aus Elektrolyten auf metallisch leitfähige<br />
Unterlagen. Die Metallabscheidung erfolgt in Elektrolytbehältern bei großflächigen<br />
Teilen z.B. <strong>Leiterplatten</strong> als Gestell-, bei Kleinteilen als Trommelware und wird mit<br />
Gleichstrom (niedere Spannung, Restwelligkeit unter 5 %) durchgeführt. Die bei der<br />
Galvanisierung zur Anwendung kommenden Elektrolyte enthalten neben Metall-,<br />
Leit- und Puffersalzen noch organische Zusatzsysteme, um z.B. feinkristalline matte<br />
oder glänzende Oberflächen, hohe Streufähigkeit in Vertiefungen und gute Duktilität<br />
der Schichten zu erreichen.<br />
8
Galvanorand<br />
Technologisch bedingter Rand um die Leiterplatte. Zur Verbesserung der Stromverteilung<br />
auf der Leiterplatte während der galvanischen Verstärkung notwendig.<br />
Galvanoresist<br />
Resist oder Reserve zur Abdeckung vor galvanischem Metallauftrag in mindestens<br />
der Dicke der abzuscheidenden Galvanikschicht<br />
Gaswäscher<br />
Gasförmige Emissionen können durch Gaswäscher minimiert werden. Dazu werden<br />
die Gase intensiv mit einer Waschflüssigkeit in Kontakt gebracht, so daß durch<br />
chemische Reaktion die Schadstoffe gebunden werden, in denen Gas und Flüssigkeit<br />
im Gegenstrom fließen und durch die große Kontaktfläche die Flüssigkeit die<br />
gasförmigen Schadstoffe absorbiert. Gaswäscher nach dem Venturi-Prinzip sind<br />
ebenfalls bekannt.<br />
Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)<br />
Die Gefahrstoffverordnung ist ein gesetzliches Regelwerk, das unter anderem Umgang<br />
und Einstufung von Gefahrstoffen regelt.<br />
Gewebe<br />
Als Gewebe für Drucksiebe in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden Polyestergewebe,<br />
metallisierte Polyestergewebe und VA-Stahlgewebe eingesetzt.<br />
Glas/Epoxid-Laminat Laminat<br />
Produkt, das durch Verpressen mindestens zweier Lagen eines Materials (z.B.<br />
glasfaserverstärkte Prepregs) entsteht (Basismaterial). Kupferkaschiertes Basismaterial<br />
wird durch Laminieren von Epoxidharz/Glasfasermatten-Prepregs mit Kupferfolie<br />
hergestellt. Die Bezeichnung Laminat wird als Synonym für Basismaterial<br />
verwendet.<br />
Graukeil<br />
Staufer-Belichtungskeil, Belichtungskeil. Film zur Durchführung von Belichtungstests<br />
von Fotoresisten und fotosensitiven Lacken (enthält Fenster mit unterschiedlicher<br />
definierter Schwärzung)<br />
HAL-Beständigkeit<br />
Lötfehler: Alle Abweichungen der Lötstellenmerkmale vom akzeptablen Zustand.<br />
Lötfehler, die die Schaltungsfunktion beeinträchtigen: Lotbrücken, Risse,<br />
Nichtbenetzung, Ausbläser oder Ausgasungen, Lötfehler, die verminderte<br />
Zuverlässigkeit ergeben: zu magere oder zu fette Lötstellen, keine glatte glänzende<br />
Oberfläche.<br />
Löt- und Entlötbeständigkeit: Haltbarkeit einer Metallisierung, insbesondere der<br />
Lochmetallisierung, so daß eine 5-malige Ein- und Auslötung eines Drahtes mit<br />
Lötkolben (maximal 260 °C, Wärmezuführung über den Draht und nicht über das<br />
Pad) möglich ist.<br />
Heißluftverzinnung<br />
HAL, HASL, Verfahren zur Konservierung von <strong>Leiterplatten</strong>.<br />
9
Bei der Heißluftverzinnung wird die vom Metallresist befreite Leiterplatte (Kupferoberfläche)<br />
gereinigt, mit Fluxmittel versehen und im Tauchlötverfahren verzinnt.<br />
Beim Ziehen aus dem Tauchlötbad wird mit Hilfe eines Luftmessers (scharfer<br />
Heißluftstrahl) überflüssiges Lot von der Oberfläche und aus den Bestückungslöchern<br />
geblasen.<br />
hochviskos<br />
Viskosität: Zähigkeit; innere Reibung in Gasen und Flüssigkeiten. Angegeben wird<br />
meist die dynamische Viskosität η, Maßangabe in Pascalsekunde (Pas = SI-Einheit),<br />
centiPoise (cP) oder die Kinematische Viskosität v in m 2 /s (SI-Einheit) bzw. Stokes<br />
St. Fließverhalten eines Stoffes; niederviskose Stoffe sind flüssiger als hochviskose.<br />
Die Viskosität ist temperaturabhängig (wichtiges Maß bei Klebern, Lacken und öligen<br />
Flüssigkeiten.<br />
ionische Kontamination<br />
Kontamination: Verunreinigung, Verschmutzung<br />
Ionische Verunreinigung: Verunreinigung, die aus dissoziierbaren Substanzen oder<br />
ionogenen Stoffen besteht<br />
IR-Trocknung<br />
IR Trockner: - Infrarottrockner<br />
Integrator<br />
Meßgerät, das die Energieintensität [ mJ/cm 2 ] bei der Belichtung ermittelt, und die<br />
Belichtungszeit bei abnehmender Intensität des Brenners nachregelt.<br />
Kalibrierstation<br />
automatische 0-Stellung beim Tiefenbohren<br />
Kapillarfilm<br />
Schablonenfilm zur Herstellung von Siebdruckschablonen, der durch Kapillarwirkung<br />
des nassen Films auf dem Gewebe haftet<br />
Kapillarwirkung, Kapillareffekt<br />
Eindringen von Flüssigkeiten in schmale Zwischenräume oder Spalten durch die<br />
Kraft der Oberflächenspannung. Die Kapillarwirkung in einer Röhre wird nach<br />
Young mit h = 2 T / r d g (h = Höhe, r = Radius, g = Erdbeschleunigung, T =<br />
Oberflächenspannung in dyn/cm, d = Dichte) berechnet.<br />
Kaskadenspülung<br />
Bei der Kaskadenspülung in Galvanikanlagen wird das Spülwasser dadurch<br />
mehrfach verwendet, daß das zu spülende Werkstück und das Spülwasser im<br />
Gegenlauf durch mehrere Behälter (Kaskaden) geführt wird. Das Spülwasser bewegt<br />
sich entweder im freien Fall oder mit Hilfe von Pumpen von Kaskade zu Kaskade<br />
und wird stets am Boden des jeweiligen Behälters ein- und über einen Überlauf<br />
ausgeführt. Durch die Mehrfachnutzung des Spülwassers wird wesentlich Wasser<br />
gespart, wobei der Spüleffekt intensiver als bei einfacher Fließspülung ist. Das<br />
Kaskadenspülen wird seit 1950 in der Galvanotechnik eingesetzt.<br />
10
Katalysieren<br />
Herstellung der Katalyseschicht auf der unkaschierten Basismaterialoberfläche<br />
(Additiv-Verfahren) oder im Bohrloch für die folgende Metallisierung bzw. Durchkontaktierung.<br />
Bohrlochwandungen oder <strong>Leiterplatten</strong>oberflächen werden mit<br />
Metallpartikeln (meist Pd) belegt, die selbst leitfähig sind (Direktmetallisierungsverfahren)<br />
oder katalytisch auf nachfolgende chemische Abscheidungen wirken.<br />
Klebe-<strong>Technologie</strong><br />
Fixieren der SMD-Baulemente vor dem Wellenlöten, jedoch auch Herstellung der<br />
elektrischen Verbindungen durch leitfähige Kleber. Der Auftrag der Kleber erfolgt<br />
durch Dosierautomaten oder Dispensoren, z.B. CNC-gesteuert oder im Sieb-oder<br />
Schablonendruck.<br />
Komplex<br />
Verbindung mit Metall- oder Metallionenkern(Zentralatom), um den neutrale<br />
Moleküle (Liganden) koordinativ oder komplex angeordnet sind. Dadurch wird das<br />
Zentralatom chemisch wirksam abgeschirmt und kann an bestimmten chemischen<br />
Reaktionen nicht oder erst nach Zerstörung des Komplexes teilnehmen. Als Liganden<br />
werden meist Chelate verwendet, die krebsscherenartig das Zentralatom<br />
umschließen. Komplexe werden zur analytischen Trennung von Schwermetallen<br />
oder zur Veränderung der Abscheidungspotentiale in der Galvanik verwendet.<br />
Komplexbildner sind abwassertechnisch problematisch, da sie Schadstoffe durch<br />
Komplexbildung in Lösung halten und dadurch der Entgiftung entziehen.<br />
Kondensat<br />
Flüchtige, gasförmige Stoffe können je nach Temperatur und Druck beim Abkühlen<br />
in den flüssigen Zustand übergehen z.B. auf kalten Flächen kondensieren. Sie werden<br />
dann als Kondensat bezeichnet.<br />
Konvektionstrocknung<br />
Warmlufttrocknung, im Gegensatz zur Strahlungstrocknung (IR-Trocknung)<br />
Korrosion<br />
Zersetzung eines Materials unter atmosphärischen Bedingungen, bei Metallen meist<br />
eine Oxidation unter Bildung von Oxiden, Hydroxiden, Sulfiden, Carbonaten u. ä.,<br />
beispielsweise die Eisenoxidation (Rosten) oder Grünspanbildung bei Kupfer,<br />
Bildung von schwarzen Silbersulfidschichten<br />
Kupferspots:<br />
kleine Kupferrückstände (Punkte, Flecken)<br />
Laminat<br />
Produkt, das durch Verpressen mindestens zweier Lagen eines Materials (z.B.<br />
glasfaserverstärkte Prepregs) entsteht (Basismaterial). Kupferkaschiertes Basismaterial<br />
wird durch Laminieren von Epoxidharz/Glasfasermatten-Prepregs mit Kupferfolie<br />
hergestellt. Die Bezeichnung Laminat wird als Synonym für Basismaterial<br />
verwendet.<br />
Layout<br />
Design, Leiterbild, Leiterbildentwurf<br />
11
Leiterzug<br />
Patternplating: Nach der Durchmetallisierung erfolgt der galvanische Leiterzugaufbau<br />
strukturiert z.B. durch galvanische Abscheidung in eine Fotoresistmaske,<br />
übliches Verfahren der <strong>Leiterplatten</strong>technik im Subtraktiv-Metallresistverfahren.<br />
Leitfähigkeit<br />
spezifische elektrische Leitfähigkeit, ist der reziproke Wert des spezifischen<br />
Widerstands-gemessen in Siemens (Bezug auf einen Würfel mit der Kantenlänge 1<br />
cm) g=G.l/w.h (W=Breite, h=Höhe, l=Länge des Leiters, G= gemessene Leitfähigkeit).<br />
Lösungsverhalten<br />
Auflösen: Vorgang des in Lösung Gehens, z.B. Auflösung von Salzen in Wasser<br />
unter Dissoziation in Ionen<br />
lötaugenfreie (landless) Leiterbilder<br />
Landless Design: Konstruktion ohne Lötaugen mit dem Ziel der Erhöhung der möglichen<br />
Verdrahtungsdichte<br />
12
Landless Design<br />
Lötstopplack, Lötstoppmaske (LM)<br />
auf die Leiterplatte aufgetragene, meist polymere Maske (strukturierte Lackschicht),<br />
die nur die Lötflächen(Lötaugen, Pads) bzw. Bauelementanschlüsse frei läßt.<br />
Dadurch werden diese beim nachfolgenden Belotungsprozeß nicht mit belotet.<br />
Ergebnis ist die Einsparung von Lot, aber besonders die Vermeidung von<br />
Kurzschlüssen bei feinstrukturierten <strong>Leiterplatten</strong>. In der SMD-Technik dient der<br />
Lötstopplack oft auch zur Isolation der leitenden Bauelementoberflächen gegenüber<br />
den Leiterzügen. Die Lötstoppmaske sollte nur auf Kupfer- oder sehr dünn<br />
beschichtete Leiterzugoberflächen aufgetragen werden, da beim Aufschmelzen z.B.<br />
der galvanisch aufgebrachten Zinn- oder Bleizinn-Schicht ein Kräuseln bis zur<br />
Zerstörung der Lackschicht auftreten kann (Orangenhauteffekt). Lötstoppmasken<br />
bestehen meist aus Epoxidharzen, die im Siebdruckverfahren strukturiert<br />
aufgebracht oder durch nachfolgende fotolithografische Strukturierung ganzflächig<br />
aufgebrachter Schichten von fotosensitiven Lacken hergestellt werden (Siebdruck,<br />
Gießen, Sprühen, Tauchen, Walzlackieren oder ähnlich)<br />
Lötstoppmaske<br />
Lötstopplack, Lötstoppmaske (LM): auf die Leiterplatte aufgetragene, meist polymere<br />
Maske (strukturierte Lackschicht), die nur die Lötflächen (Lötaugen, Pads) bzw.<br />
Bauelementanschlüsse frei läßt. Dadurch werden diese beim nachfolgenden<br />
Belotungsprozeß nicht mit belotet. Ergebnis ist die Einsparung von Lot, aber<br />
besonders die Vermeidung von Kurzschlüssen bei feinstrukturierten <strong>Leiterplatten</strong>. In<br />
der SMD-Technik dient der Lötstopplack oft auch zur Isolation der leitenden<br />
Bauelementoberflächen gegenüber den Leiterzügen. Die Lötstoppmaske sollte nur<br />
auf Kupfer- oder sehr dünn beschichtete Leiterzugoberflächen aufgetragen werden,<br />
da beim Aufschmelzen z.B. der galvanisch aufgebrachten Zinn- oder Bleizinn-<br />
Schicht ein Kräuseln bis zur Zerstörung der Lackschicht auftreten kann (Orangenhauteffekt).<br />
Lötstoppmasken bestehen meist aus Epoxidharzen, die im Siebdruckverfahren<br />
strukturiert aufgebracht oder durch nachfolgende fotolithografische<br />
Strukturierung ganzflächig aufgebrachter Schichten von fotosensitiven Lacken<br />
hergestellt werden (Siebdruck, Gießen, Sprühen, Tauchen, Walzlackieren oder<br />
ähnlich).<br />
Metallisierung<br />
Auftragen von Metallschichten durch chemische oder galvanische Prozesse<br />
Microbohren<br />
Micro-Vias: Durchsteiger mit Durchmesser = 100 µm<br />
Mischungsverhältnis<br />
Verhältnis von mindestens zwei Komponenten eines Mehrkomponentensystemes.<br />
Das Mischungsverhältnis wird i.d.R. wie folgt angegeben: X Teile Komponente A und<br />
Y Teile Komponente B. Es ist zu beachten, ob das Mischungsverhältnis in Volumen-/<br />
oder Gewichtsteilen angegeben ist.<br />
Mißregistrierung<br />
Misregistration: Versatz durch fehlerhafte Registrierung bzw. Justage<br />
Multilayer<br />
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Leiterplatte mit Leiterbahnen auch im Innern des Basismaterials. Multilayer werden<br />
durch sandwichartiges Verpressen verschiedener ein- oder zweilagiger strukturierter<br />
dünner <strong>Leiterplatten</strong> (Innenlagen, Kerne) mit harzgetränkten vorgefertigten Glasgewebematten<br />
(Prepregs) und Kupferfolien als Deckfolie hergestellt und in üblichem<br />
Durchkontaktier- und Strukturierverfahren der <strong>Leiterplatten</strong>technik fertiggestellt.<br />
Wesentlich ist, daß die durch Bohren freigelegten Innenlagenanschlüsse bei der<br />
Durchkontaktierung metallisch leitend miteinander und mit den Außenlagen verbunden<br />
werden.<br />
Naßlackgewicht<br />
Masse des nicht getrockneten Lackes auf einer Leiterplatte. Das Naßlackgewicht<br />
wird in der Regel in g Lack / m 2 Leiterplatte angegeben.<br />
Natriumperoxodisulfat im BF NaPS<br />
NaPS: Natriumpersulfat; eingesetzt anstelle von Ammoniumpersulfat in Beiz-,<br />
Reinigungs- und Ätzlösungen für Kupferoberflächen. NaPS ist besser regenerierfähig,<br />
da das komplexbildende Ammoniumion die Aufbereitung (z.B. Elektrolyse)<br />
stört.<br />
nm<br />
Längeneinheit. 1 nm = 10 -9 m. Die Einheit nm wird häufig bei der Angabe von Wellenlängen<br />
elektromagnetischer Strahlungen verwendet. Der sichtbare Bereich ( sichtbares<br />
Licht ) liegt etwa in einem Wellenlängenbereich von 400 bis 800nm.<br />
Nutzen<br />
Nutzen: kleine <strong>Leiterplatten</strong> werden zu mehreren Stück im Verbund hergestellt, um<br />
sie handbar zu machen (z.B. erforderliche Mindestlänge in Horizontalanlagen 100-<br />
130 mm) und um eine erhöhte Produktivität zu erreichen. Die Trennung erfolgt erst<br />
beim Konturfräsen oder nach der Bestückung. In diesem Falle werden die<br />
<strong>Leiterplatten</strong> als Brechleiterplatten ausgeführt (beim Konturenfräsen werden Stege<br />
zum Halten der Einzelleiterplatten im Nutzen stehen gelassen, oder die Kontur wird<br />
nicht vollständig durchgefräst - Nutenfräsen). Wenn nicht bereits bei der Herstellung<br />
des Fotoplots rechentechnisch der Nutzen erstellt wurde, kann in Step-and-Repeat-<br />
Geräten der Nutzenfilm hergestellt werden.<br />
Off-Contact-Belichten<br />
Kontaktloses Belichten, d.h. Film oder Glasmaster liegt auf der zu belichtenden<br />
Platte nicht auf.<br />
O-Position<br />
Anfangsposition vor dem Bohrbeginn<br />
Oxidationslinie<br />
Prozeßfolge, in der die Kupferoberfläche von Multilayer-Innenlagen durch Oxidation<br />
strukturiert wird, um beim Multilayer-Pressen eine optimale Haftung zwischen den<br />
Lagen zu erzielen.<br />
Pad<br />
Anschlußplätze, Anschlußflächen; Bauteillandeflächen in der SMT-Technik,<br />
Lötaugen oder Lötflächen, Stellen auf der Leiterplatte, an denen Bauelemente<br />
ankontaktiert werden (amerik. Lands).<br />
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Panel-Plating<br />
Tenting-Verfahren: Subtraktivtechnik, wobei die durchkontaktierte <strong>Leiterplatten</strong>fläche<br />
sofort, meist ohne Gestellwechsel, galvanisch ganzflächig auf die<br />
Nennkupferschichtdicke verstärkt (Panelplating) und strukturiert geätzt wird. Der<br />
Resist muß die Bohrung beidseitig abdecken (von engl. tent = Zelt). Bezeichnung<br />
auch tent and etch. Vorteile sind weniger Arbeitsschritte, höhere Verfahrenszuverlässigkeit,<br />
einfachere Ätzmittel und kein Metallresist. Nachteile sind höhere Belastung<br />
des Ätzmittels mit Kupfer, größere Strukturweiten wegen höherer Unterätzung<br />
und Probleme beim vollständigen Lochabdecken vor dem Ätzangriff (Auflage<br />
Festresist auf dem Restring, Kantenabdeckung bei Flüssigresist).<br />
Passergenauigkeit<br />
Optische Justage: Justage von Teilen zueinander mittels optischer Einrichtungen,<br />
eingesetzt, wenn die mechanische Justage durch Stifte und Bohrungen nicht möglich<br />
ist oder die Genauigkeit nicht mehr ausreicht. Optische Justage kann manuell/visuell<br />
auf Markierungen (Justagemarken) mit Unterstützung durch optische Mittel (Lupen,<br />
Mikroskop) oder durch automatische Bildverarbeitungssysteme erfolgen. Die<br />
optische Justage oder optische Registrierung erfolgt zur Orientierung der einzelnen<br />
technologischen Ebenen gegeneinander (Bohrloch-struktur, Leitbahnstruktur,<br />
Leitbahn-strukturen in Multilayern, Lötstoppmaske, Bestückungsdruck). Spezielle<br />
Passersysteme und Korrekturmechanisen wurden zur Verbesserung der Lagetoleranz<br />
entwickelt, insbesondere Systeme zur Erkennung von Lagenversatz in<br />
Multilayern und rechentechnische Lagekorrektur zur optimalen Einbringung der<br />
Bohrungen (Röntgenverfahren).<br />
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Pattern Plating<br />
Nach der Durchmetallisierung erfolgt der galvanische Leiterzugaufbau, strukturiert<br />
z.B. durch galvanische Abscheidung in eine Fotoresistmaske, übliches Verfahren der<br />
<strong>Leiterplatten</strong>technik im Subtraktiv-Metallresistverfahren.<br />
pH-Wert<br />
negativer dekadischer Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration; Maß für<br />
Säure- und Basenkonzentration einer Lösung. Neutrales Wasser hat einen pH-Wert<br />
von 7, der pH-Wert von Säuren ist kleiner 7, der von Basen größer 7. Gemessen<br />
wird der pH-Wert mit Indikatorpapier oder elektrochemisch durch die Potentialänderung<br />
einer Glaselektrode.<br />
Pitch<br />
Sprung, Raster für Pads, Abstand der Bauelementeanschlüsse<br />
Positionsdruck<br />
Druck zur Kennzeichnung der Position der Bauelemente auf einer Leiterplatte zur<br />
Unterstützung von Montage und Service<br />
Rakel<br />
plastischer in einer Halterung befestigter Materialstreifen aus Gummi, PUR o. ä. zum<br />
Ziehen der Farbe über die Druckschablone beim Siebdruck. Wesentlich für das Ergebnis<br />
der Siebdruckes sind Härte (in Shore gemessen), Rakel-anschliff (beim<br />
Maschinendruck meist 60°), der Rakelandruck und die Rakelanstellung (Schräglage).<br />
Rakeldruck<br />
Thixotropie: Eigenschaft eines Stoffs, unter Belastung (Druck, Scherkraft) seine<br />
Viskosität zu erniedrigen. Siebdruckfarben (Farben für den Kennzeichnungs, bzw.<br />
Bestückungsdruck) bzw. sonstige Materialien (Lötstopplack, Lotpasten, SMD-<br />
Kleber), die mit Siebdruck verarbeitet werden, müssen thixotrop sein, weil die zu<br />
druckende Farbe durch das Siebgewebe fließen muß, aber dann das Druckbild bis<br />
zum Aushärten oder Bestücken nicht verlaufen darf. Entsprechend der Thixotropie<br />
ist der Rakelandruck einzustellen.<br />
Reflow-Löten<br />
Aufschmelzlöten; die Kontaktierung von SMD-Bauelementen erfolgt durch das Aufschmelzen<br />
z.B. mittels Infrarot von Lotdepots, die sich auf den Lötpads der<br />
Leiterplatte unter den Bauelementanschlüssen befinden (Herstellung der Lotdepots<br />
durch Heißluftlöten oder aus Lotpaste mittels Schablonendruck u.a.). Die gesamte<br />
Leiterplatte wird auf Löttemperatur gebracht.<br />
RF-Verfahren<br />
Röntgenfluoreszenzverfahren zur Schichtdickenbestimmung (auch Legierungszusammensetzung)<br />
für Materialien mit einer Ordnungszahl über 20 sinnvoll. Das<br />
Verfahren arbeitet zerstörungsfrei und kann im laufenden Produktionsprozeß zur<br />
Kontrolle eingesetzt werden.<br />
Registrierung<br />
Optische Justage: Justage von Teilen zueinander mittels optischer Einrichtungen,<br />
eingesetzt, wenn die mechanische Justage durch Stifte und Bohrungen nicht möglich<br />
ist oder die Genauigkeit nicht mehr ausreicht. Optische Justage kann manuell/visuell<br />
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auf Markierungen (Justagemarken) mit Unterstützung durch optische Mittel (Lupen,<br />
Mikroskop) oder durch automatische Bildverarbeitungssysteme erfolgen. Die<br />
optische Justage oder optische Registrierung erfolgt zur Orientierung der einzelnen<br />
technologischen Ebenen gegeneinander (Bohrlochstruktur, Leitbahnstruktur,<br />
Leitbahnstrukturen in Multilayern, Lötstoppmaske, Bestückungsdruck). Spezielle<br />
Passersysteme und Korrekturmechanisen wurden zur Verbesserung der<br />
Lagetoleranz entwickelt, insbesondere Systeme zur Erkennung von Lagenversatz in<br />
Multilayern und rechentechnische Lagekorrektur zur optimalen Einbringung der<br />
Bohrungen (Röntgenverfahren).<br />
Registriergenauigkeit<br />
Bei der Belichtung: Übereinstimmung von Filmvorlage und Leiterbild<br />
Replenisher<br />
Auffrischungslösung, Ergänzungslösung: Bezeichnung für ammoniakalisches<br />
kupferfreies Ätzmittel bzw. Regenerierungslösung oder die erste Spülkammer der<br />
Sprühätze, deren Inhalt der Ätze zur Regenerierung wieder zugeführt wird.<br />
rheologische Eigenschaften<br />
Rheologie: Fließkunde, Erfassung der Fließ- und Reibungseigenschaften von<br />
Flüssigkeiten (Flüssigfotolacke) oder Pasten (Siebdruckfarben), bei denen der<br />
Koeffizient der inneren Reibung (Viskosität) von den bestehenden Bedingungen<br />
(Druck, Temperatur) abhängig ist, z.B. bei flüssigen Fotolacken zum Gießen oder<br />
Tauchziehen. Demgegenüber beschreibt die Thixotropie die Eigenschaften bei<br />
veränderten Bedingungen (Druckänderung beim Siebdruck).<br />
Rückätzrate<br />
Desmearing/Rückätzen: Entfernung von Harzverschmierungen im Bohrloch. Durch<br />
die thermische Belastung beim Bohren vor allem in Multilayern werden Harzverschmierungen,<br />
vermischt mit Glasstaub, in den Bohrungen besonders an den Kupferanbindungen<br />
der Zwischenebenen erzeugt, die die anschließende Durchkontaktierung<br />
verhindern. Zum Desmearing stehen folgende Verfahren zur Verfügung:<br />
Oxidation mit Schwefelsäure, Chromsäure, Permanganat oder Sauerstoffplasma<br />
Schablonenaufbau<br />
Auf ein Siebdruckgewebe wird eine Schablone aufgebracht. Je höher der Schablonenaufbau<br />
(Dicke der Schablone) ist, desto dicker ist die gedruckte Lackschicht.<br />
Schwesterwerkzeug<br />
Im Magazin oder Schachtel nebeneinander stehendes Werkzeug<br />
Signierlack<br />
Siebdrucklack zum Kennzeichendruck/Positionsdruck auf <strong>Leiterplatten</strong>oberflächen<br />
zur Unterstützung der Bestückung oder des Servicemonteurs<br />
SMT<br />
Surface Mounting Technology; Oberflächenmontage von (miniaturisierten) Bauelementen<br />
auf <strong>Leiterplatten</strong>, SMD-Bestückung<br />
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Startpolymerisation<br />
Eine Polymerisation ist eine chemische Reaktion bei der Monomere zu Polymeren<br />
reagieren. Die diese Polymerisation auslösende Reaktion wird als Startpolymerisation<br />
bezeichnet.<br />
Strippen<br />
Entfernen von Resisten oder Reserven nach der Verwendung (Fotoresist,<br />
Siebdruckfarbe, Metrallresist strippen)<br />
Strukturviskosität<br />
Eine strukturviskose - thixotrope - Flüssigkeit ändert ihre Viskosität unter Einwirkung<br />
von Scherkräften. Wenn Scherkräfte auftreten, sinkt die Viskosität, nach Beendigung<br />
der Scherung steigt die Viskosität wieder an.<br />
Substrat<br />
Substrat: Basismaterial (Begriff wird besonders in der Hybridtechnik bzw. MCM-<br />
Technik verwendet)<br />
Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten ( TRbF )<br />
Gesetzliches Regelwerk, daß Betriebsvorschriften und spezielle Vorschriften für Lageranlagen<br />
für brennbare Flüssigkeiten beinhaltet<br />
Temperschritte<br />
Tempern: Wärmebehandlung zur Spannungserniedrigung im Basismaterial oder<br />
Multilayer bzw. zur vollständigen Aushärtung des Harzes. Die Temperatur muß über<br />
der Glasumwandlungstemperatur des Harzsystems liegen. Bei Polyimidleiterplatten<br />
wird das Tempern zum Trocknen des Materials durchgeführt. Hier muß die<br />
Temperatur wenig über der Verdampfungstemperatur des Wassers liegen.<br />
Tenting-Technik<br />
Tenting-Verfahren: Subtraktivtechnik, wobei die durchkontaktierte <strong>Leiterplatten</strong>fläche<br />
sofort, meist ohne Gestellwechsel, galvanisch ganzflächig auf die Nennkupferschichtdicke<br />
verstärkt (Panelplating) und strukturiert geätzt wird. Der Resist muß die<br />
Bohrung beidseitig abdecken (von engl. tent = Zelt). Bezeichnung auch tent and<br />
etch. Vorteile sind weniger Arbeitsschritte, höhere Verfahrenszuverlässigkeit, einfachere<br />
Ätzmittel und kein Metallresist. Nachteile sind höhere Belastung des<br />
Ätzmittels mit Kupfer, größere Strukturweiten wegen höherer Unterätzung und<br />
Probleme beim vollständigen Lochabdecken vor dem Ätzangriff (Auflage Festresist<br />
auf dem Restring, Kantenabdeckung bei Flüssigresist).<br />
Tents<br />
mit Fotoresist „überspannte“ (überdeckte) Löcher (Bohrungen)<br />
Tenten<br />
Überspannen von Löchern durch Festresist, aber auch Lötstopplack überspannt<br />
kleinere Umsteiger<br />
Treatment<br />
Nachbehandlung der matten (Rück-) Seite der Kupferfolie, um eine ausreichende<br />
Haftung auf dem Basismaterial zu gewährleisten. Bekannt sind Messingtreatments,<br />
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galvanische Aufrauhung und Knospenbildung oder oxidative Behandlung des<br />
Kupfers.<br />
Unterspülen<br />
Seitliche Unterwanderung beim Entwicklungsprozeß, i.d.R. bedingt durch eine unzureichende<br />
Durchbelichtung der Resistschicht beim Belichten<br />
Unterstrahlung<br />
Bei der Belichtung eines fotostrukturierbaren Lötstopplackes wird eine Filmvorlage<br />
auf den Lötstopplack aufgelegt. Dieser Film enthält lichtdurchlässige und lichtundurchlässige<br />
Bereiche. Wenn der Film nicht vollständig aufliegt, d.h. ein Abstand<br />
zwischen Filmvorlage und Lötstopplack vorhanden ist, kann Licht unter die lichtundurchlässigen<br />
Bereiche des Filmes gelangen.<br />
UV-Licht<br />
ultraviolettes Licht; Licht im Kurzwellenbereich bei 100-400 nm. In der <strong>Leiterplatten</strong>technik<br />
zur Belichtung von Fotoresisten verwendet, deren größte Empfindlichkeit im<br />
Bereich 240 - 360 nm liegen. Beim Belichten mit UV-Licht entstehen durch<br />
physikalisch-optische Einflüsse Bildverfälschungen.<br />
Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF)<br />
Die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten ist ein gesetzliches Regelwerk, das im<br />
wesentlichen die Lagerung brennbarer Flüssigkeiten regelt.<br />
via holes<br />
Durchsteiger: Umsteiger, Durchkontaktierungen, elektrische Verbindungen zwischen<br />
zwei Leiterebenen, die meist nicht zum Bestücken der Bauelemente genutzt werden<br />
Viskosität<br />
Zähigkeit; innere Reibung in Gasen und Flüssigkeiten. Angegeben wird meist die<br />
dynamische Viskosität η, Maßangabe in Pascalsekunde (Pas = SI-Einheit),<br />
centiPoise (cP) oder die Kinematische Viskosität v in m2/s (SI-Einheit) bzw. Stokes<br />
St. Fließverhalten eines Stoffes; niederviskose Stoffe sind flüssiger als hochviskose.<br />
Die Viskosität ist temperaturabhängig (wichtiges Maß bei Klebern, Lacken und öligen<br />
Flüssigkeiten).<br />
Vollhartmetall-Spezialbohrer<br />
Bohrer aus dem Sinterwerkstoff Hartmetall. Voll = nur Hartmetall<br />
Vorpartie<br />
Eine Produktionsmenge die in einem Ansatz gefertigt wird bezeichnet man als Partie.<br />
Eine zeitlich vorher produzierte Mengeneinheit des gleichen Produktes nennt<br />
man Vorpartie.<br />
Wärmeverschleiß<br />
Durch die Berührung des Bohrers mit dem Werkstück entsteht durch die hohe<br />
Drehzahl Wärme. Diese Wärme bewirkt den Verschleiß.<br />
Wasserstoffperoxid<br />
Chemische Formel H2O2, vielfach eingesetzte Chemikalie mit Oxidationswirkung, die<br />
z.B. das Beizen oder Ätzen von Metallen verbessert. Es ist von Vorteil, daß als<br />
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Produkte nur Wasser und gegebenenfalls Sauerstoff entstehen. Wegen der leichten<br />
Zersetzbarkeit, die zu Explosionen führen kann, ist bei der Arbeit mit Wasserstoffperoxid<br />
Vorsicht geboten. Gegenüber stärkeren Oxidationsmitteln, wie z.B. Permanganat,<br />
kann Wasserstoffperoxid auch als Reduktionsmittel wirken.<br />
Wellenlängenbereich<br />
Die von einer Lichtquelle ausgesandte Strahlung erstreckt sich über einen bestimmten<br />
Wellenlängenbereich mit unterschiedlicher Intensität, d.h. es wird in der Regel<br />
nicht Licht einer Wellenlänge ausgesandt sondern Licht verschiedener Wellenlängen.<br />
Wellenlötanlagen<br />
Schwallötanlagen, Durchlaufanlagen zum automatischen Löten von <strong>Leiterplatten</strong>baugruppen<br />
(5), bestehend aus dem Transportsystem (Kettensystem mit Lötrahmen<br />
oder Fingertransport für <strong>Leiterplatten</strong>), Fluxstation mit Schaum- oder Sprühfluxer,<br />
einer Vorheizzone, der Lötzone mit Einfach- oder Doppelwelle, evtl.<br />
Schutzgaseinrichtung und Abkühlzone, evtl. Reinigungszone. Moderne Anlagen sind<br />
weitgehend regelbar, teilweise programmgesteuert. Die Lotwelle wird von einer<br />
Pumpen-Düsenkombination erzeugt. Bei der Lochmontage werden nur die durchgesteckten<br />
Anschlüsse in das Lot getaucht, bei der SMT werden die aufgeklebten Bauelemente<br />
vollständig eingetaucht.<br />
Winkelschliff<br />
Rechtwinkeliger Schliff des Rakelgummis beim Siebdruck<br />
Z-Achse<br />
Sacklochbohren: Herstellen von nicht durchführenden (Sack-) Löchern. Beim mechanischen<br />
Tiefenbohren mit einem Tiefen-Meßsystem wird der z-Achsenantrieb der<br />
Bohrmaschine mit einer Genauigkeit um 25 µm reguliert. Werden Sacklöcher<br />
eingesetzt, erhöhen sich die Bohrkosten im Vergleich (0,9 mm Loch im Dreierstapel<br />
gebohrt = 100 %) auf das 2,5-fache. Sacklöcher können aber auch durch andere<br />
physikalisch/chemische Prozesse, wie Plasmaätzen, Laserbohren oder chemisches<br />
Ätzen des Dielektrikums realisiert werden<br />
Zuschnitt<br />
Das Basismaterial wird ca. 5 % größer mit einer Säge zugeschnitten.<br />
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