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PDF | 11220 KB - MicroCirtec Leiterplatten MicroCircuit Technologie ...

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Schulungsblätter<br />

für die<br />

<strong>Leiterplatten</strong>fertigung<br />

herausgegeben vom Fachausschuß „<strong>Leiterplatten</strong>fertigung (FA 5.2) im<br />

GMM-Fachbereich „<strong>Leiterplatten</strong>- und Baugruppentechnik“ (FB5)<br />

Frankfurt a.M. im Mai 1999


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Inhalt<br />

Vorwort<br />

Dank an die Autoren<br />

Blatt 1 Die Leiterplatte<br />

Inhalt<br />

VDE/VDI<br />

3711<br />

Seite 1<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen; allgemeine<br />

Fertigungsabläufe<br />

Blatt 2 Basismaterialien für <strong>Leiterplatten</strong><br />

Blatt 3.1 Bohren<br />

Blatt 3.2 Fräsen<br />

Blatt 3.3 Ritzen<br />

Blatt 3.4 Stanzen<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterialien;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Blatt 4.1 Bohrlochreinigung und Durchkontaktierung<br />

Blatt 4.2 Ätzen und Beizen<br />

Blatt 4.3 Galvanische Verfahren<br />

Blatt 4.4 Metallresiststrippen<br />

Blatt 4.5 Oxidation von Kupfer<br />

Blatt 4.6 Löt- und bondfähige Nickel/Gold-Endschichten<br />

Blatt 4.7 Fotoresiststrippen<br />

Blatt 4.8 Spültechnik


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Blatt 5.1 Fototools<br />

Blatt 5.2 Siebdruck<br />

Inhalt<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Blatt 5.3 Fotodruck mit Trockenfilmresists;Trockenfilm-Lötstoppmaske<br />

Blatt 5.4 Fotodruck mit Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Blatt 5.5 Fotodruck mit Flüssigresists, Lötstoppmaske<br />

Blatt 6 Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

Blatt 7 Leiterplatte und Umwelt<br />

Begriffsbestimmungen für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung<br />

VDE/VDI<br />

3711<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Vorwort<br />

Vorwort<br />

VDE/VDI<br />

3711<br />

Seite 1<br />

Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, gespiegelt am Bedarf des<br />

Marktes nach neuen leistungsfähigeren Erzeugnissen mit immer kürzeren<br />

Produktlebenszyklen und geringerem Kostenaufwand, ist eine der wesentlichen Triebkräfte<br />

auch für den technologischen Fortschritt in der elektronischen Baugruppenfertigung.<br />

Als elektronische Baugruppe wird eine funktionelle Einheit aus integrierten und/oder<br />

diskreten aktiven und passiven Bauelementen definiert, die durch ein Leitungsnetzwerk auf<br />

einem geeigneten Träger - dem sogenannten Verdrahtungsträger - elektrisch und<br />

mechanisch miteinander verbunden sind. Im Rahmen der vorliegenden Schulungsblätter<br />

wird die Leiterplatte als Verdrahtungsträger betrachtet.<br />

Die Leiterplatte in dieser klassischen Form ist durch das Aufbauprinzip der<br />

Funktionenintegration gekennzeichnet, was nichts anderes bedeutet, daß ein Dielektrikum<br />

mit bzw. ohne Verstärkung die elektrische und mechanische Funktion tragen muß.<br />

Dieses klassische Aufbauprinzip der Leiterplatte führte dazu, die ständig zunehmende<br />

funktionelle Komplexität elektronischer Systeme durch quantitative Veränderungen<br />

(Verkleinerung, Vervielfachung) zu realisieren. Steigende Lagenzahlen, Feinstleitertechnik,<br />

kleinste Löcher, Materialien mit hoher Glasumwandlungstemperatur sind Ausdruck dieser<br />

Entwicklung. Auch mit diesen quantitativen Veränderungen erreicht man funktionelle<br />

Systemgrenzen. Es müssen folglich für modenste Elektronikerzeugnisse neue <strong>Leiterplatten</strong>-<br />

Aufbauprinzipien entwickelt werden. Diese sind nur durch Modularisierung der<br />

Funktionsebenen realisierbar (Prinzip der Funktionentrennnung). Damit können<br />

beispielsweise ein elektrischer und ein optischer Verdrahtungsträger separat gefertigt,<br />

geprüft und z.B. über einen Laminierschritt zur optoelektronischen <strong>Leiterplatten</strong>struktur<br />

zusammengefügt werden.<br />

Dementsprechend ist der Weg für die Leiterplatte als Verdrahtungsträger für elektronische<br />

Komponenten seit ihrer Erfindung in den 40er Jahren. von der funktionell relativ<br />

anspruchslosen Einlagen-Leiterplatte (EL) bis zu heute funktionell hoch spezifizierten<br />

Mehrlagen-Leiterplatte (MLL) bzw. Multilayer in starrer und flexibler Form bzw. gespritzter<br />

3D-Konfiguration (MID) gekennzeichnet.<br />

In Vorbereitung der Entwicklung neuer Erzeugnisse ist stets auch die Frage nach<br />

technischer Leistungsfähigkeit, Kosten und Betriebszuverlässigkeit zu beantworten. Die<br />

vorliegenden Schulungsblätter sollen hierbei Unterstützung leisten.<br />

Nach dem neuesten Stand der Technik werden dafür das Vormaterial für <strong>Leiterplatten</strong>, die<br />

<strong>Leiterplatten</strong>konstruktion sowie die etablierten Fertigungstechniken, zum einen für die<br />

Metallisierung zur Ausbildung der Verdrahtung, zum anderen auch für darauf aufbauende<br />

funktionelle Oberflächenschichten, Qualitätssicherung, Verpackung, Fehleranalytik und<br />

Ökologie gegenwärtig behandelt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Vorwort<br />

VDE/VDI<br />

3711<br />

Seite 2<br />

Wirtschaftlichkeit und Ausbeute der einzelnen Verfahrensschritte werden gleichzeitig<br />

berücksichtigt. Die Verfahrensblätter vermitteln damit die notwendigen Grundkenntnisse zur<br />

<strong>Leiterplatten</strong>technik sowie zu den erforderlichen Verfahren und Ausrüstungen.<br />

Für die Fortführung und weitere Bearbeitung der Schulungsblätter bitten wir Sie Anregungen<br />

und Ergänzungswünsche an folgende Adresse zu übermitteln:<br />

VDE/VDI - Gesellschaft<br />

Mikroelektronik, Mikro- und Feinwerktechnik (GMM)<br />

Geschäftsführung<br />

Stresemannallee 15<br />

60596 Frankfurt/M.<br />

Tel.:069/6308-330<br />

Fax:069/631-2925<br />

Prof. Dr. W. Scheel<br />

Berlin, den 29.10.98


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Dank an die Autoren<br />

Dank an die Autoren<br />

VDE/VDI<br />

3711<br />

Seite 1<br />

Die Berufe in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden mit der technologischen Weiterentwicklung<br />

anspruchsvoller und die Mitarbeiter, die diese Berufe ausfüllen müssen diesem Anspruch<br />

folgen. Dabei genügt es nicht mehr mit einem einmal erworbenen “Vorratswissen“ das<br />

Berufsleben zu meistern. Die stetige Weiterbildung und Vertiefung der Fachkenntnisse für<br />

die gesamte berufliche Tätigkeit ist erforderlich.<br />

Das waren die wesentlichen Gründe dafür, daß der Fachausschuß 5.2 den Entschluß faßte,<br />

“Schulungsblätter für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung“ zu verfassen. Die Schulungsblätter sollen<br />

dem neuen Mitarbeiter eine Basis für die Einarbeitung bieten und dem langjährigen<br />

Mitarbeiter zur Auffrischung und als Vertiefung von erarbeitetem Wissen dienen.<br />

Allen Mitarbeitern des Fachausschusses 5.2 danke ich für den engagierten Einsatz und für<br />

die geleistete Arbeit bei der Erstellung der Schlulungsblätter.<br />

Velbert, im Mai 1999<br />

Wolfgang Grönig, Arden Verfahrenstechnik<br />

Leiter des GMM-FA 5.2<br />

Mitarbeiter des FA 5.2<br />

Dipl.-Ing. H. Cichoreck ISOLA-Werke AG, Düren<br />

Dipl.-Ing. H. Claus Umteco GmbH, Siegen<br />

Dipl.-Ing. R. Dietrich Lackwerke Peters GmbH + Co KG, Kempen<br />

Dipl.-Ing. B. Gerlach Schmoll Maschinen GmbH, Rödermark<br />

Dr. B. Hartmann Humleitec GmbH, Hattorf<br />

Dir. H. Hartmann ISOLA-Werke AG, Düren<br />

Dipl.-Ing. P. Hensel B&B <strong>Leiterplatten</strong>technik GmbH, Heiligenhaus<br />

Dipl.-Ing. H. Kern FELA Electronic AG, Thundorf<br />

Ing. G. Korsten Korsten Produktions GmbH, Haan<br />

Dr. G. Linka ATOTECH Electronics, Berlin<br />

Dipl.-Ing. E.R. Mais Heidenhain-Microprint GmbH, Berlin<br />

K. Maurischat Klaus Maurischat Consulting, Staufen<br />

Dr. Ing. A. Obermann Ruwel Bayonne SA, Bayonne Cedex, Frankreich<br />

Dipl.-Ing. W. Peters Lackwerke Peters GmbH + Co KG, Kempen<br />

Ing. K. Piper Circuit Foil S.A., Wiltz, Luxemburg<br />

Prof. Dr.-Ing. W. Scheel Fraunhofer-Institut Berlin, Berlin<br />

J. Skrypczinski Andreas Maier GmbH, Schwendi-Hörenhausen<br />

Dipl.-Ing. D. Voss Unternehmensberatung, Annaberg-Buchholz<br />

M. Weinhold DuPont de Nemours International S.A., Saconnex, Genf, Schweiz<br />

Dipl.-Ing. D. G. Weiss Dielectra GmbH, Köln<br />

Dr. K. Wundt Multiline International Europa L.P., Friedrichsdorf<br />

Besonderer Dank für die Unterstützung gilt auch Dipl.-Ing. Rainer Theobald, VDE/VDI -<br />

Gesellschaft Mikroelektronik, Mikro- und Feinwerktechnik (GMM), Frankfurt/M.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Was ist eine Leiterplatte?<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

Auf diese Frage wird schon mal scherzhaft geantwortet: „Ein Brett mit Löchern“<br />

Aber was ist nun eine Leiterplatte?<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 1<br />

Wenn man den „Großen Brockhaus“ befragt, dann lautet die Definition schlicht und einfach:<br />

„Leiterplatte, eine mit Leitungen belegte Isolierstoffplatte“, (siehe „Gedruckte Schaltung“). Mit<br />

einem „Pfeil“ wird im Brockhaus dann auf den älteren Begriff „Gedruckte Schaltung“ hingewiesen<br />

und in der Tat kann man dann hier etwas mehr zum Stichwort „Leiterplatte“ nachlesen.<br />

Wesentlich exakter ist die Definition „Leiterplatte“ laut der soeben erschienenen VDI/VDE-<br />

Richtlinie 3710, Blatt 1: „Fertigung von <strong>Leiterplatten</strong>; Übersicht und Begriffsbestimmungen“.<br />

Hier lautet die Definition:<br />

„Die Leiterplatte ist das am häufigsten eingesetzte Verbindungselement für elektronische<br />

Bauteile. Sie ist gekennzeichnet durch elektrisch leitende, festhaftende Verbindungen in<br />

oder auf einem Isolierstoff und dient zusätzlich als Bauteileträger. Es können Informationen<br />

für Montage, Prüfung und Service aufgedruckt werden.<br />

Technische Anforderungen und die Wirtschaftlichkeit bestimmen die verschiedenen Ausführungen<br />

der Leiterplatte.“<br />

Zahlreich sind weitere Definitionen zum Thema „Leiterplatte“ bzw. „Zur Einführung in den<br />

Schaltungsdruck“. Stellvertretend für solche Definitionen sei folgendes genannt: „Gedruckte<br />

Schaltung“ - auch der Begriff „Leiterplatte“ ist geläufiger - ist ein wesentlicher Bestandteil der<br />

Elektronik.<br />

Die Gedruckte Schaltung erfüllt zwei wesentliche Aufgaben. Zum einen dient sie als mechanische<br />

Einheit zur Befestigung von Bauteilen, zum anderen erfüllt sie die Aufgabe, Bauteile<br />

(Komponenten) miteinander elektrisch zu verbinden. Die Gedruckte Schaltung ist mechanischer<br />

Träger von Bauelementen und verbindet diese durch elektrisch leitende Bahnen.“<br />

Aber merke:<br />

− es gibt keine Leiterbahnen<br />

− es gibt keine Leiterzüge<br />

− es gibt erst recht keine Leiterbahnzüge,<br />

denn lt. DIN-Norm 40804 „Begriffsbestimmungen“ wird nur der Begriff „Leiter“ definiert.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Die Geschichte der Leiterplatte<br />

1.1 Die Anfänge der Leiterplatte<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 2<br />

Die ersten Gedruckten Schaltungen wurden im Zweiten Weltkrieg hergestellt. Besonders in<br />

den USA erkannte man bereits unmittelbar nach dem Krieg die technische Bedeutung der<br />

Gedruckten Schaltung. Hier wurden auch die ersten Radios im „Taschenformat“ hergestellt,<br />

was eigentlich nur durch den „Schaltungsdruck“ möglich wurde.<br />

Heute ist die Gedruckte Schaltung, die den Wegfall des früher üblichen aufwendigen Gewirrs<br />

aus zahllosen Leiterdrähten ermöglichte, aus Radio- und Fernsehapparaten, Uhren,<br />

Telefonapparaten, Haushaltsgeräten u.a. nicht mehr wegzudenken. Die modernen Raumschiffe<br />

und Nachrichtensatelliten sind der sichtbare Erfolg der Anwendung gedruckter und<br />

integrierter Schaltungen mit kleinstem Platzbedarf.<br />

Diese „Printed Circuits“, in der exakten Übersetzung „Gedruckte Stromkreise“, waren in den<br />

Anfängen in der Tat „aufgedruckte Stromkreise“, denn es wurde durch Siebdruck im „direkten<br />

Verfahren“ das Schaltsystem bzw. der Stromkreis mit einer elektrisch leitfähigen Farbe<br />

direkt positiv aufgedruckt.<br />

Verwendung fanden als elektrisch leitfähige Farben sogenannte „Silberlacke“. Da Silber eine<br />

relativ geringe Neigung zur Korrosion und eine hervorragende Leitfähigkeit aufweist, waren<br />

die ersten Schaltungsdrucklacke farblose Siebdrucklacke, denen so viel feines Silberpulver<br />

zugemischt wurde, bis der angestrebte Leitwert erreicht werden konnte. Diese Silberlacke<br />

wurden dann im Sinne des Schaltbildes positiv auf eine nichtleitende Kunststoffplatte oder<br />

auch auf Keramikplatten aufgedruckt, so daß die Druckfarbe die Funktion der isolierten<br />

Drähte übernahm.<br />

So fortschrittlich dieses Verfahren auch war, es hatte seine Mängel und entsprach letztlich<br />

nicht den Erwartungen, denn auch damals schon war Leitsilber relativ teuer, die Silberlacke<br />

hatten eine nicht immer ausreichende Haftfestigkeit, und da die unterschiedliche<br />

Farbschichtdicke zwangsläufig zu unterschiedlichen Leitwerten führte, wurde recht bald das<br />

„indirekte Verfahren“ entwickelt.<br />

Bei diesem Verfahren wird eine säurebeständige, ätzfeste Siebdruckfarbe (Ätzreserve/Ätzresist)<br />

auf kupferkaschiertes Basismaterial (Phenolharz-Hartpapier/Epoxi-<br />

Glasfaserlaminat) positiv gedruckt. Das nicht bedruckte Kupfer wird dann vorwiegend in sauren<br />

Ätzmitteln weggeätzt. Anschließend wird die Leiterplatte gespült und in die Farbschicht<br />

entsprechend ihrer Zusammensetzung entweder in Lösungsmitteln oder alkalischen Strippern<br />

entfernt. Dieses Verfahren ist heute technisch ausgereift, und der gesamte Vorgang,<br />

Ätzen, Spülen und Farbentschichtung (Strippen) wird heute in einer einzigen Maschine, sogenannte<br />

Ätzautomaten, durchgeführt.<br />

Der Anfang des Schaltungsdruckes war also der Druck mit „Silberleitlack“ als gedruckter<br />

Stromkreis, so daß die Namensgebung „Gedruckte Schaltung“ zutreffend war.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 3<br />

Mit Patent vom 2. Februar 1942 von Dr. Paul Eisler wird erstmals vorgeschlagen, als Basismaterial<br />

für die <strong>Leiterplatten</strong>herstellung ein mit Kupferfolie beidseitig kaschiertes, plattenförmiges<br />

Isoliermaterial, insbesondere auf Phenolharz aufgebaute Preßschichtstoffe, anzuwenden.<br />

Mit diesem Patent wird erstmals der Druck mit einer Abdeckmaske (Ätzresist) als<br />

Leiterbild auf die Kupferkaschierung und das anschließende Wegätzen des nicht bedruckten<br />

Kupfers beschrieben. Als Ätzreserve kamen für dieses Verfahren zunächst sogenannte“Asphaltlacke“<br />

zur Anwendung. Dies war der Anfang und zugleich auch der große Durchbruch<br />

zur Herstellung zunächst einfacher <strong>Leiterplatten</strong> und deren weitere auf Wirtschaftlichkeit<br />

ausgerichtete Massenfertigung.<br />

1.2 Die Geschichtstafel der Leiterplatte<br />

Die Geschichtstafel der Leiterplatte ist recht lang und R. Müller legt die Anfänge der Leiterplatte<br />

sogar bis in das Jahr 1824 zurück, in dem er Illustrationen von Ampere als Vorläufer<br />

der Leiterplatte in Form einer lackierten Tischplatte mit aufgeklebten Metallstreifen als den<br />

Beginn der Leiterplatte einstuft.<br />

Die eigentliche Geschichtstafel beginnt realistisch aber erst rund 100 Jahre später.<br />

Die nachstehende Auflistung ist zwangsläufig nicht vollständig, doch gibt sie die markanten<br />

Daten zur Geschichte der Leiterplatte wieder:<br />

1925: Am 2. März 1925 reicht Charles Ducas beim amerikanischen Patentamt sein Patentgesuch<br />

zur Herstellung einer Leiterplatte ein.<br />

1925: Nur wenige Tage später, am 27. März 1925, reicht der Franzose M. César Pasolini,<br />

unabhängig von Charles Ducas, ein Patentgesuch in Frankreich ein, das erstmals die<br />

Grundgedanken der <strong>Leiterplatten</strong>technik beschreibt.<br />

1928: Am 12. September 1928 reicht Samuel Charles Ryder ein australisches Patentgesuch<br />

ein, das die Ausfertigung von Induktionsspulen für Radiogeräte oder andere<br />

elektrische Geräte vorsah, wobei der Druck mit einer „Leitfarbe“ vorgeschlagen wurde.<br />

1936: Erfindung der Kupferfolie<br />

1937: Die N.V. Philips Gloeilampenfabrieken meldete am 31. Mai 1937 ein deutsches Patent<br />

an, wonach die Leiter in einem Formgießvorgang hergestellt werden sollten,<br />

doch fand dieses Patent keinen Eingang in die Praxis.<br />

1942: Mit seinem Patent vom 2. Februar 1942 beschreibt Dr. Paul Eisler erstmals die Herstellung<br />

einer Leiterplatte, indem er „mit Kupferfolie kaschiertes, plattenförmiges Isoliermaterial“<br />

zum Patent anmeldete.<br />

Gleichzeitig meldet er als Patentanspruch an:<br />

− die Anwendung einer Abdeckmaske als Ätzresist<br />

− die Kaschierung der Kupferfolie auf beiden Seiten, was zugleich die Erfindung der<br />

„doppelseitigen“ Leiterplatte bedeutete<br />

− das war zugleich der „technische Durchbruch“, denn erst mit diesem Patent begann<br />

die wirtschaftliche Fertigung der Leiterplatte.<br />

1956: Es wird von Ing. Fritz Stahl, Ruwel-Werke in Geldern, die erste in Deutschland serienmäßig<br />

hergestellte Leiterplatte für die damaligen Metz-Radiowerke gefertigt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 4<br />

Einen Prototypen dieser Leiterplatte kann man heute im Deutschen Museum in München<br />

bewundern. Das war zugleich der Beginn der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung in Deutschland<br />

und Europa.<br />

1961: Patenterteilung für die erste Mehrebenenschaltung (Multilayer) für die Firma Hazeltyne<br />

(USA).<br />

1967: Erfindung des Trockenfilms zur Leiterbilderstellung durch die Firma Dupont<br />

1974: Einführung des Hot-Air Levelling (HAL)<br />

1978: Einführung von fotostrukturierbaren Lötstopplacken<br />

1982: Start der SMD (Surface Mounted Devices)<br />

1988: Start des Laserbohrens unter Produktionsbedingungen<br />

2 Daten zum <strong>Leiterplatten</strong>markt<br />

Die aussagefähigsten Zahlenangaben für Europa und Deutschland zum <strong>Leiterplatten</strong>markt<br />

erfolgen durch den VdL und aufgrund von Studien zum <strong>Leiterplatten</strong>markt des internationalen<br />

Marktforschungs- und Consultingsunternehmens Frost und Sullivan.<br />

Hat es 1990 noch etwa 1.500 Hersteller in Westeuropa gegeben, so ist diese Anzahl bis<br />

1996 auf etwa nur noch 720 gefallen, wobei sich die Anzahl der <strong>Leiterplatten</strong>hersteller in einigen<br />

europäischen Ländern, u.a. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz,<br />

fast durchgängig halbiert hat.<br />

Nachstehende Tabelle 1 und Abbildung 1 geben die <strong>Leiterplatten</strong>produktion für Westeuropa<br />

wieder:


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

Produktion: <strong>Leiterplatten</strong> West-Europa in 1995<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 5<br />

Land Produktion % Welt % Europa Mitarbeiter Anzahl in-house<br />

in Mio. DM<br />

Betriebe Anteil<br />

Deutschland 2.288 6,6 36,6 11.710 175 17 %<br />

Großbritannien 1.020 2,9 16,3 7.200 150 9 %<br />

Frankreich 595 1,7 9,5 3.700 120 15 %<br />

Niederlande 218 0,6 3,6 1.650 23<br />

Italien 597 1,7 9,5 5.000 130 15 %<br />

Schweiz 223 0,6 3,6 1.400 45<br />

Österreich 232 0,7 3,8 1.950 12<br />

Spanien 377 1,1 6,0 1.800 42<br />

Belgien 215 0,6 3,4 1.200 15<br />

Schweden 209 0,6 3,3 1.200 25<br />

Dänemark 113 0,3 1,8 800 20 30 %<br />

Finnland 127 0,4 2,0 970 8<br />

Irland 22 0,1 0,4 400 6<br />

Norwegen 19 0,3 100 7<br />

Total 6.255 17,9 100 39.080 778 12 %<br />

Tabelle 1 (VdL)<br />

Produktion: Produktion West-Europa 1995<br />

Dänemark 113<br />

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Gesamtvolumen: 6.255 Mrd. DM<br />

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Deutschland 2288<br />

Abbildung 1 (VdL)<br />

Frankreich 595<br />

Irland 22<br />

Spanien 377<br />

Großbritannien<br />

1020<br />

Niederlande 218<br />

Skan. S/F/N 355<br />

Österreich 232<br />

Schw eiz 223<br />

Italien 597<br />

Belgien 215


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

Unterscheidung der deutschen <strong>Leiterplatten</strong>hersteller nach Betrieben (1995)<br />

Anzahl der Betriebe Umsatzgruppe Umsatzvolumen<br />

87 bis 3 Mio. DM Mio. DM 55<br />

56 3 - 15 Mio. DM Mio. DM 333<br />

21 15 - 50 Mio. DM Mio. DM 500<br />

11 über 50 Mio. DM Mio. DM 1.400<br />

175 Mio. DM 2.288<br />

Tabelle 2 (VdL)<br />

Unterscheidung nach Produktgruppen Deutschland 1995:<br />

Der europäische Markt für <strong>Leiterplatten</strong><br />

Prognose bis zum Jahr 2002 (in Mrd. US-Dollar)<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

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dk<br />

37%<br />

Abbildung 2<br />

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ndk<br />

8%<br />

Abbildung 3 (Frost + Sullivan)<br />

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Sondertypen<br />

5%<br />

Mrd. US $<br />

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Multilayer<br />

50%<br />

ndk = nicht durchkontaktiert<br />

dk = durchkontaktiert<br />

<br />

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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 6


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

<strong>Leiterplatten</strong>-Bedarfsentwicklung 1993 - 1998 (Mio. m²)<br />

1993 1995 1998 Durchschnittswachstum<br />

1993 - 1998<br />

Europa 16,9 18,8 22,1 5,5 12<br />

N.-Amerika 15,0 16,7 19,2 5,1 12<br />

Japan 36,9 40,4 46,2 4,6 28<br />

Asien 1<br />

Rest der Welt<br />

2<br />

45,5 52,2 56,4 4,9 36<br />

14,8 16,9 20,5 6,5 12<br />

Total 129,1 145,0 164,4 5,4<br />

1 Hong Kong, Singapur, Korea, Taiwan, China, Rest-Asien<br />

2 CIS/Ost-Europa, Mittlerer Osten, Afrika, Rest-Amerika, Australien<br />

Tabelle 3 (Quelle: BPA, Maurischat Consulting)<br />

<strong>Leiterplatten</strong>markt: Deutschland<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 7<br />

% Anteil<br />

1995<br />

<strong>Leiterplatten</strong><br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

Mio Anteil Wachs- Mio Anteil Wachs Mio Anteil Wachs- Mio Anteil Wachs<br />

DM<br />

tum DM<br />

-tum DM<br />

tum DM<br />

-tum<br />

Unterhaltungselektronik<br />

79 3,3 % 8,2 % 75 2,9 % - 5,1 % 70 2,6 % - 6,7 % 70 2,5 % 0,0 %<br />

KFZ-Elektronik 330 13,7 % 15,0 % 361 14,1 % 9,4 % 392 14,6 % 8,6 % 430 15,1 % 9,7 %<br />

Sonst. Konsumgüter 185 7,7 % 9,5 % 183 7,2 % - 1,1 % 175 6,5 % - 4,4 % 180 6,3 % 2,9 %<br />

Datentechnik 463 19,2 % 14,0 % 503 19,7 % 8,6 % 543 20,2 % 8,0 % 590 20,7 % 8, 7 %<br />

Telekommunikation 735 30,5 % 13,3 % 805 31,5 % 9,5 % 864 32,2 % 7,3 % 923 32,4 % 6,8 %<br />

Industrie-Elektronik 616 25,6 % 11,6 % 625 24,5 % 1,5 % 641 23,9 % 2,6 % 653 22,9 % 1,9 %<br />

Summe: 2408 100 % 12,7 % 2552 100 % 6,0 % 2685 100 % 5,2 % 2846 100 % 6,0 %<br />

Tabelle 4 (Quelle: ZVEI-BE)<br />

<strong>Leiterplatten</strong>markt: Welt<br />

<strong>Leiterplatten</strong><br />

Mio $<br />

1995<br />

Anteil Wachstum<br />

Mio $<br />

1996<br />

Anteil Wachstum<br />

Mio $M<br />

1997<br />

Anteil Wachstum<br />

Mio $<br />

1998<br />

Anteil Wachs<br />

-tum<br />

Amerika 7555 27,7 % 4,8 % 8050 27,7 % 6,6 % 8800 28,4 % 9,3 % 9310 28,2 % 5,8 %<br />

Europa 6325 23,2 % 3,4 % 6700 23,1 % 5,9 % 7050 22,8 % 5,2 % 7480 22,7 % 6,1 %<br />

Japan 7800 28,6 % 5,6 % 8235 28,3 % 5,6 % 8720 28,2 % 5,9 % 9340 28,3 % 7,1 %<br />

Südostasien 5150 18,9 % 24,3 % 5540 19,1 % 7,6 % 5800 18,7 % 4,7 % 6235 18,9 % 7,5 %<br />

Afrika/Mittl. Osten 470 1,7 % 25,3 % 540 1,9 % 14,9 % 590 1,9 % 9,3 % 650 2,0 % 10,2 %<br />

Total 27300 100 % 8,2 % 29065 100 % 6,5 % 30960 100 % 6,5 % 33015 100 % 6,6 %<br />

Tabelle 5 (Quelle: ZVEI-BE)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

3 Was wird? - Die Zukunft der Leiterplatte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 8<br />

Mark Twain, der amerikanische Autor (1835 - 1910) hat einmal ebenso geistreich wie amüsant<br />

gesagt: "Voraussagen soll man vermeiden, besonders solche über die Zukunft." Auf<br />

dem Gebiet der <strong>Leiterplatten</strong>technologie lassen sich aber Voraussagen abgeben, ohne<br />

gleich als der falsche Prophet apostrophiert zu werden.<br />

Folgende Aspekte bzw. Trends sind bereits erkennbar bzw. können erwartet werden:<br />

− neue Basismaterialien mit wesentlich verbesserten Eigenschaften bezüglich Temperaturbelastung<br />

und Wärmeabführung - sie sind Voraussetzung zur Realisierung der "<strong>Leiterplatten</strong>technologie<br />

von Morgen"; sie werden die bisherigen Basismaterialien nicht gleich<br />

verdrängen, aber zunehmend Bedeutung erlangen, wobei die Variantenvielfalt (die Hersteller<br />

sagen: leider) zunimmt<br />

− der Trend zur Miniaturisierung hält unvermindert an<br />

− nach SMD-Technik, die ja immerhin jetzt schon zehn Jahre alt ist, zeichnen sich neue<br />

<strong>Technologie</strong>n, ja <strong>Technologie</strong>sprünge ab<br />

− richtungsweisende und zugleich auch eindeutige Trends sind zur Zeit nur andeutungsweise<br />

erkennbar; in Anwendung und Diskussion sind High Density Interconnect (HDI),<br />

Sequential-Build up (SBU), MOV-Technik und andere mehr<br />

− Plasmaätzen scheint out, foto- und laserstrukturierte Mikrobohrungen werden sich mehr<br />

und mehr durchsetzen<br />

− der Trend zum Thema "Leiterdichten" (Leiterbreiten und Leiterabstände) bis runter zu<br />

50 µm Feinheiten wurde bereits angesprochen<br />

− es ist zu erwarten, daß mit dem bisherigen Maschinenequipment Leiterbreiten und -<br />

abstände von 50 - 25 µm nicht mehr machbar sein werden, so daß auch hier neue <strong>Technologie</strong>n<br />

angegangen werden müssen. Ähnliches gilt auch für die <strong>Technologie</strong>n Bestükken,<br />

Prüfen und Testen, so daß auch hier die hohe Kompetenz der Zulieferer gefragt und<br />

gefordert ist<br />

− von wachsender Bedeutung ist somit die technische Beherrschung des von den Bauelementen<br />

ausgehenden Miniaturisierungsschubs über die ganze Wertschöpfungskette der<br />

<strong>Leiterplatten</strong>- und Elektronikproduktion<br />

− zunehmend wird bei <strong>Leiterplatten</strong> die Abschirmproblematik zum Thema werden<br />

− konventionelle Verbindungstechniken, wie z.B. "Multilayer- und Hybridschaltungen" in<br />

Form der "Multiwire-Verbindungstechnik" sind "out", aufgrund niedriger Ausbeute bei<br />

gleichzeitig hohen Kosten. Ob die "Microwiretechnik", die mit "Diskreter" Verdrahtung arbeitet,<br />

hier eine Lücke schließen kann, bleibt abzuwarten<br />

− es werden deutliche Steigerungen bei <strong>Leiterplatten</strong> in Fein- und Feinstleitertechnik erwartet,<br />

wobei <strong>Leiterplatten</strong> mit Leiterbreiten von 80 bis runtergehend auf 50 µm und<br />

Bohrdurchmesser von kleiner als 0,3 mm erforderlich und auch realisierbar scheinen. Für<br />

solche <strong>Leiterplatten</strong> ist "Panel-Plating" out und "Pattern Plating", vorzugsweise in stromloser<br />

Verkupferung, wird für diese Technik zur Anwendung kommen. Bei Leiterbreiten unter<br />

50 µm versagt auch diese Technik, und es bietet sich dann nur noch ein "Aufdampfen"<br />

der Leiter an, wobei dann auch andere Substrate, sprich anderes Basismaterial, benötigt<br />

wird


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 9<br />

− bei der Leiterbilderstellung im Bereich zwischen 50 und 100 µm Leiterbreiten und -<br />

abständen kommen verstärkt Flüssigresists zur Anwendung. Die neue Generation fotosensitiver<br />

Ätz- und Galvanoresists kommt im Siebdruck, Walzenauftragsverfahren oder<br />

im Vorhanggießverfahren (Curtain-coating) zur Applikation. Als Entwicklermedien stehen<br />

Alkalien oder Butyldiglycol (BDG) zur Verfügung, wobei BDG der bestehenden Umweltschutzgesetzgebung<br />

wegen seiner Recyclebarkeit absolut gerecht wird. Diese Flüssigresists,<br />

die sich in relativ geringen Schichtdicken (ca. 10 - 15 µm) auftragen lassen, folgen<br />

somit dem Trend und verlangen nach dünnen Schichtdicken, wodurch die geforderte höhere<br />

Auflösung möglich wird.<br />

− Fachexperten erwarten entweder eine deutliche Absenkung der heute üblichen Stromdichten<br />

von ca. 2,5 A/dm² oder das Wiederaufleben der stromlosen Kupferabscheidung<br />

(chemisches Kupfer)<br />

− diesem Gesamttrend folgt auch die Beschichtung mit Lötstoppmaske; hier stößt der konventionelle<br />

Siebdruck an die Grenzen seiner Machbarkeit, so daß 2-Komponenten-<br />

Lötstopplacke mehr und mehr durch fotosensitive Lötstoppmasken abgelöst werden, wobei<br />

der Trend eindeutig in Richtung Flüssigresists geht<br />

− zur Verbesserung der Lötbarkeit wird auch weiterhin nach einer Alternative zum "Hot-Air-<br />

Levelling" (HAL) gesucht, denn die meisten in letzter Zeit ins Gespräch gebrachten alternativen<br />

Verfahren sind (noch) nicht die gesuchten Problemlöser bzw. nicht genug ausgereift<br />

− um für SMD-Bauteile mit hoher Abschlußfläche eine möglichst planare Oberfläche auf<br />

den Landepads und damit eine einwandfreie Lötung zu erreichen, kommt die Nickel/Gold-<br />

Belegung verstärkt zur Anwendung; dies führt - vor allem nach längerer Lagerung - zu erheblich<br />

verbesserten Lötergebnissen.<br />

− dreidimensionale <strong>Leiterplatten</strong>, sogenannte MID's, werden deutlich zulegen<br />

− das gleiche gilt für flexible <strong>Leiterplatten</strong><br />

− aber für diese beiden <strong>Leiterplatten</strong>typen gilt auch, daß, gemessen am Gesamtvolumen,<br />

der prozentuale Anteil nicht wesentlich steigt.<br />

Diese Auflistung der technischen Aspekte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie<br />

läßt aber deutlich erkennen, daß sowohl die <strong>Leiterplatten</strong>hersteller als auch ihre Zubringerindustrie<br />

in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen.<br />

Aber es sollten auch noch einige wirtschaftliche Aspekte genannt werden, denn die <strong>Technologie</strong>sprünge<br />

werden immer kurzlebiger, lösen einen hohen Investitionsbedarf aus und<br />

müssen bei schrumpfenden Gewinnen finanzierbar sein:<br />

− damit die technologischen Anforderungen der Miniaturisierung umgesetzt werden können,<br />

müssen signifikante Verbesserungen bestehender Verfahren, Materialien und Prozesse<br />

angegangen werden<br />

− im Frühstadium sollten hierzu <strong>Leiterplatten</strong>hersteller, Zulieferer und vor allem die OEM's,<br />

ggf. auch Lehre und Forschung, einbezogen werden, denn partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

wird die eigene Position im härter werdenden Wettbewerb besser absichern<br />

− der Druck auf die Verkaufspreise für <strong>Leiterplatten</strong> wird noch eine Zeitlang anhalten; dies<br />

gilt besonders für Standardprodukte, doch wird erwartet, daß der Preisdruck nachläßt,<br />

denn die europäische <strong>Leiterplatten</strong>industrie ist sowohl preislich als auch technologisch


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Geschichtliche Entwicklung und Zukunftsprognosen;<br />

allgemeine Fertigungsabläufe;<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Die Leiterplatte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 1<br />

Seite 10<br />

wieder so wettbewerbsfähig geworden, daß nach Fernost abgewanderte Aufträge wieder<br />

zurückkommen<br />

− bei <strong>Leiterplatten</strong> mit sehr hohem Lohnanteil ist zu einem großen Teil die Abwanderung<br />

samt Bestückung nach Fernost vollzogen worden und ein Umkehrprozess nicht so schnell<br />

zu erwarten<br />

− jahrelang wurde den <strong>Leiterplatten</strong>herstellern Spezialisierung und/oder "Nischenfertigung"<br />

empfohlen, aber diesen Rat sollte man nicht mehr unbedingt umsetzen, denn inzwischen<br />

sind die sogenannten "Nischen" meistens besetzt<br />

− der <strong>Leiterplatten</strong>markt bleibt Wachstumsmarkt; nach einer Siemens-Aussage steigt der<br />

Weltverbrauch in Mio. m² jährlich um etwa 6,2 %. Nach einer Frost + Sullivan-Prognose<br />

beträgt die Wachstumsrate in Europa wertmäßig in US-Dollar jährlich bis zum Jahr 2002<br />

um etwa 6,4 %, wobei der Anteil der deutschen <strong>Leiterplatten</strong>industrie von derzeit 26,5 %<br />

sich noch auf 28,1 % steigern wird.<br />

− in den letzten Jahren wurde bei vielen OEM's Personal in den Entwicklungsabteilungen<br />

abgebaut, so daß sich die Umsetzung neuer <strong>Technologie</strong>n verstärkt zum <strong>Leiterplatten</strong>hersteller<br />

verlagert; wer diesem Trend folgen kann, wird auf der Gewinnerseite sein<br />

− <strong>Leiterplatten</strong>anwender erwarten vermehrt ein breites, ja umfassendes Angebot in der<br />

<strong>Leiterplatten</strong>produktpalette; unter diesem Gesichtspunkt sind auch die in den letzten Jahren<br />

vollzogenen Zu- bzw. Aufkäufe von <strong>Leiterplatten</strong>herstellern einzuordnen<br />

− die wohl größte Schwierigkeit für den <strong>Leiterplatten</strong>hersteller ist und bleibt der richtige Entscheid<br />

für die "richtige" <strong>Technologie</strong>, denn bei den hochpreisigen Einrichtungen können<br />

falsche Kaufentscheidungen an den "Überlebensnerv" gehen.


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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

Basismaterialien für <strong>Leiterplatten</strong> / Multilayer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 1<br />

Die Entwicklung der Basismaterialien für <strong>Leiterplatten</strong> ist eng verbunden mit der Entwicklung<br />

der Elektroisolierstoffe.<br />

Nachfolgend soll ein Überblick über gängige Basismaterialien vermittelt werden.<br />

1 Basismaterialarten<br />

Verschiedene internationale Normen haben unterschiedliche Klassifikationen von<br />

Basismaterialien vorgenommen. In der Industrie haben sich jedoch die Klassifikation nach<br />

NEMA (National Electrical Manufacturers Association) durchgesetzt. In Überischt 1 sind die<br />

Klassifikationen zusammmen mit den Klassifikationen nach MIL-P-13949 und DIN/IEC 249<br />

gelistet. Eine direkte Zuordnung der Typenbezeichnungen untereinander ist nicht möglich,<br />

da die Kriterien der jeweiligen Klassifikation nicht immer vergleichbar sind.<br />

Die Bezeichnungen der MIL und der DIN/IEC werden dabei noch erweitert durch weitere<br />

Zusätze, die das Material und seine Kupferkaschierung noch detaillierter beschreiben.<br />

Entsprechende Details können in den entsprechenden Normen nachgeschlagen werden.<br />

Diese Unterteilung beinhaltet primär die Materialien für starre <strong>Leiterplatten</strong>. Die erwähnten<br />

Normenwerke beinhalten noch weitere Klassifikationen, es handelt sich jedoch dabei meist<br />

um Materialien die keine Bedeutung in der <strong>Leiterplatten</strong>-Industrie erlangt haben bzw.<br />

aufgrund der Bestandteile (z. B. Asbest) heute nicht mehr produziert werden. Hinzu kommen<br />

Folien aus Polyester und Polyimid für dauerflexible Anwendungen sowie modifizierte<br />

Epoxidharzsysteme mit Trägern (Glasgewebe, Glasvlies, Aramidgewebe) für semiflexible<br />

Anwendungen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

• Nema Typ Beschreibung<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 2<br />

XXXP Papier, Phenolharz, warm stanzbar<br />

XXXPC Papier, Phenolharz, kalt stanzbar<br />

G-10 Glasgewebe, Epoxidharz<br />

G-11 Glasgewebe, Epoxidharz, erhöhte Temperaturbeständigkeit<br />

FR-2 Papier, Phenolharz, flammwidrig<br />

FR-3 Papier, Epoxidharz, flammwidrig<br />

FR-4 Glasgewebe, Epoxidharz, flammwidrig<br />

FR-5 Glasgewebe, Epoxidharz, flammwidrig, erhöhte<br />

Temperaturbeständigkeit<br />

FR-6 Glasmatte, Polyesterharz, flammwidrig<br />

CEM-1 Glasgewebeoberfläche, Cellulosepapier-Kern,<br />

Epoxidharz, flammwidrig<br />

CEM-3 Glasgewebeoberfläche, Glasflies-Kern, Epoxidharz, flammwidrig<br />

GT Glasgewebe, PTFE-Harz, kontrollierte Dielektrizitätskonstante<br />

GX vergleichbar Type GT, engere Toleranzen der Dielektrizitätskonstante<br />

• MIL TYP Beschreibung<br />

PX Papier, Epoxidharz, flammwidrig<br />

GB Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich polyfunktional, hohe<br />

Temperaturbeständigkeit<br />

GE Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich difunktional<br />

GF Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich difunktional, flammwidrig<br />

GH Glasgewebe, Epoxidharz mehrheitlich polyfunktional, flammwidrig,<br />

hohe Temperaturbetändigkeit<br />

GP Glasmatte, PTFE-Harz, flammwidrig<br />

GR Glasmatte, PTFE-Harz, flammwidrig, für Mikrowellenanwendung<br />

GT Glasgewebe, PTFE-Harz, flammwidrig<br />

GX Glasgewebe, PTFE-Harz, flammwidrig, für Mikrowellenanwendung<br />

• DIN/IEC TYP Beschreibung<br />

PF-CP 01 Phenolharz, Cellulosepapier<br />

PF-CP 02 Phenolharz, Cellulosepapier<br />

PF-CP 03 Phenolharz, Cellulosepapier<br />

EP-CP 01 Epoxidharz, Cellulosepapier<br />

EP-GC 01 Epoxidharz, Glasgewebe<br />

EP-GC 02 Epoxidharz, Glasgewebe<br />

Übersicht 1: Basismaterialklassifikationen


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2 Rohstoffe<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 3<br />

Die Rohstoffe für die Laminatproduktion lassen sich in drei Materialklassen einteilen: Harze,<br />

Trägerstoffe und Kupferfolien. Während die ersten beiden Klassen normalerweise immer im<br />

Laminat enthalten sind, werden Kupferfolien nur bei der Subtraktivtechnik benötigt. Die<br />

Additivtechnik verwendet unkaschierte Laminate, die metallischen Leiter werden selektiv<br />

aufgebracht.<br />

2.1 Harzsysteme<br />

In der Klasse der Harze sind die Aufzählungen mit · Punkt Phenolharze, Polyesterharze,<br />

Epoxidharze, Bismaleinimid/Triazin-Harze, Cyanatesterharze, Polyimidharze und<br />

Polytetrafluor-ethylen (Teflon) zu erwähnen. Teflon ist bei dieser Zusammenstellung das<br />

einzige Thermoplast, alle anderen Harzsysteme werden bei der Polymerisation<br />

dreidimensional vernetzt und damit duroplastisch.<br />

Vorgenannte Harze zur Herstellung von Duroplasten lassen sich durch Zugabe von Härtern<br />

und Beschleunigern polymerisieren. Die in der Basismaterialherstellung verwendeten<br />

Systeme benötigen dabei Druck und Hitze zur Polymerisation.<br />

Der Übergang von einem Harz-Zustand zum anderen der nachfolgend beschriebenen<br />

Zustände erfolgt dabei ausschließlich durch Wärmezufuhr.<br />

A-Zustand: Harz, so wie es im Reaktor aus den Komponenten synthetisiert wird. Das Harz<br />

ist in einem Lösungsmittel gelöst. In diesem Zustand werden Härter und Beschleuniger<br />

zugefügt, auch andere Zuschlagstoffe wie Flexibilisatoren, Füller und Pigmente lassen sich<br />

zufügen. Diese Lösung wird zur Imprägnierung der Trägerstoffe verwendet.<br />

B-Zustand: Wird erreicht durch Wärmezugabe auf den A-Zustand. Das Harz ist nur bedingt<br />

löslich. In diesem Zustand befindet sich das Harz bereits auf dem Trägerstoff. Der Verbund<br />

wird auch als B-Stage Prepreg bezeichnet. Das Harz ist noch nicht ausgehärtet und wird bei<br />

erneuter Erwärmung niederviskos.<br />

C-Zustand: Wird erreicht durch erneute Wärmezugabe. In diesem Zustand ist das Harz voll<br />

ausgehärtet.<br />

Die selbstverlöschenden Eigenschaften der Harze werden durch Zugabe von<br />

Flammschutzmitteln eingestellt.<br />

Epoxidharze sind difunktional oder polyfunktional. Difunktionale Epoxidharze besitzen zwei<br />

Epoxidgruppen und polyfunktionale Epoxidharze drei oder mehr Epoxidgruppen per Molekül.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 4<br />

Die Epoxidharze liegen beim Lackansatz in einem Lösungsmittel (z. B. Aceton, Methyl-,<br />

Ethyl-Keton, Dimethylformamid) vor und werden zur Umsetzung vom A-Zustand in den B-<br />

Zustand mit einem Härter und einem Beschleuniger X2 gemischt. Gebräuchlichste<br />

Härtersubstanz in der Laminatherstellung ist Dicyandiamid. Die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

der Harzvernetzung ist ohne den Zusatz von Beschleunigern unzureichend; eine Umsetzung<br />

erfolgt erst bei Temperaturen oberhalb von 140°C. Als Beschleuniger werden verschiedene<br />

tertiäre Amine verwendet.<br />

Neuere Entwicklungen sehen den Einsatz von lösungsmittelfreien Epoxy-Harzsystemen vor.<br />

2.2 Trägerstoffe<br />

Folgende Trägerstoffe werden vorwiegend eingesetzt:<br />

• Papier<br />

• Glasvlies<br />

• Glasgewebe<br />

• Aramidvlies<br />

• Aramidgewebe<br />

• PTFE Gewebe<br />

• PTFE Folie<br />

Bei Papier wird unterschieden zwischen Cellulosepapier und Baumwollpapier. Glas als<br />

Trägerstoff gibt es in verschiedenen Materialarten, E-Glas, D-Glas und Quarzglas. Die<br />

gebräuchlichste Glastype ist E-Glas. Die Preisunterschiede zu den anderen Glastypen sind<br />

erheblich. D-Glas und Quarzglas werden nur eingesetzt, wenn eine niedrige<br />

Dielektrizitätskonstante gefordert wird.<br />

Die einzelnen Garne unterscheiden sich im Durchmesser der Glasfasern und dem Gewicht<br />

des Fadens.<br />

Die Garnbezeichnung ist in DIN 60 850 und ISO 2078 festgelegt, z.B. :<br />

E C 9 - 68 Z 28<br />

Bezeichnung der Glasart (E=E-Glas) Drehungen je m<br />

Kurzzeichen der Faserform (C=endlos) Drehungsrichtung<br />

Filamentdurchmesser in µm Garnfeinheit in tex<br />

(Gewicht in g/1000 m)<br />

Die Garne werden zu Geweben verwoben. Für die Laminatindustrie ist Leinwandbindung die<br />

einzig heute erwähnenswerte Gewebeart. Wie bei allen Geweben unterscheidet man<br />

Kettrichtung und Schußrichtung.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 5<br />

Zur Herstellung des Gewebes werden Kettfäden zu langen Kettbäumen verarbeitet. Diese<br />

Kettbäume haben meist Längen von 10.000 Metern. Die Schußfäden werden quer zum<br />

Kettbaum beim Weben eingeschossen. Der Kettfaden muß dabei nicht von gleicher Art sein<br />

wie der Schußfaden. Die heute erhältlichen Glasgewebe mit Typenbezeichnung,<br />

Charakteristika und verwendeten Garntypen sind in Abbildung 2 aufgelistet.<br />

Nach dem Webprozess wird die für das Weben erforderliche Schlichte (Gleitmittel) entfernt.<br />

Dies kann durch Auswaschen oder auch durch Hitzeeinwirkung erfolgen. Die thermische<br />

Entschlichtung ist heute das am weitesten verbreitete Verfahren und arbeitet bei<br />

Temperaturen zwischen 400° und 600°C. Im Anschluß an diesen Entschlichtungsprozess<br />

werden die Gewebe einer weiteren Behandlung unterzogen, bei der ein Stoff (Finish)<br />

aufgebracht wird, der die Haftung zwischen Glasfaser und Harz verbessert.<br />

Die aus der Schmelze gezogenen Glasfäden lassen sich auch zu Vliesstoffen verarbeiten.<br />

Gewebe-<br />

Typ<br />

Flächengewicht<br />

g/m²<br />

KETTE SCHUSS<br />

Fadenzahl<br />

pro<br />

cm<br />

Garntyp<br />

tex<br />

Filamentdicke<br />

µm<br />

Fadenzahl<br />

pro<br />

cm<br />

Garntyp<br />

tex<br />

104 20 24 EC<br />

5.5<br />

- 5 20 EC - 2.8 5<br />

106 25 22 EC<br />

5.5<br />

- 5 22 EC - 5.5 5<br />

1080 48 24 EC - 11 5 19 EC - 11 5<br />

2113 78 24 EC - 22 7 22 EC - 11 5<br />

2125 88 16 EC - 22 7 15 EC - 34 9<br />

2116 107 24 EC - 22 7 23 EC - 22 7<br />

2165 122 24 EC - 22 7 20 EC - 34 9<br />

7628 200 17 EC - 68 9 12 EC - 68 9<br />

7629 213 17 EC - 68 9 13 EC - 68 9<br />

Abbildung 2: Glasgewebe für die Basismaterialherstellung<br />

Filamentdicke<br />

µm<br />

Alternativ zu Glas gibt es auch die Möglichkeit organische Fasern als Trägerstoffe<br />

einzusetzen.<br />

Nennenswert für die Basismaterialherstellung sind lediglich Polyamid und<br />

Polytetrafluorethylen. Polyamidfasern, vielleicht den meisten besser als Aramid bekannt, ist<br />

in Geweben als auch als Matte erhältlich. Aramidfasern haben gegenüber Glasfasern nicht<br />

unerhebliche Vorteile. Neben dem geringeren Gewicht (minus 44%) ist insbesondere die<br />

bessere Dielektrizitätskonstante (3,5 für Aramid gegenüber 6,2 für E-Glas bei 1MHz) zu<br />

nennen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2.3 Kupferfolien<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

Das Kupfer wird in zwei verschiedenen Herstellungsarten gefertigt:<br />

• elektrolytisch abgeschiedenes Kupfer<br />

• gewalztes Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 6<br />

Für dauerflexiblen Einsatz der Schaltung, wo also die flexible Schaltung als Kabelersatz<br />

dauernd bewegt wird, wird gewalztes Kupfer eingesetzt.<br />

Elektrolytisch abgeschiedenes Kupfer wird mit einem Treatment versehen. Dem Treatment<br />

kommt die Aufgabe zu, eine gute Haftung zwischen Kupferfolie und Harz herzustellen. Als<br />

letzter Schritt der Kupferfolienherstellung wird auf beide Folienseiten eine Passivierung<br />

aufgebracht. Die Passivierung verhindert die Oxidation der Oberfläche. Foliendicken reichen<br />

von 5 µm bis hin zu 210 µm, eine Auflistung der verschiedenen Foliendicken in ihren<br />

Abstufungen ist in Abbildung 3 wiedergegeben.<br />

Foliendicke Flächengewicht<br />

Besonderheiten<br />

µm<br />

oz/ft² g/m²<br />

5 1/7 44 nur mit Trägerfolie<br />

erhältlich<br />

9 1/4 77 mit und ohne Trägerfolie<br />

12 3/8 107<br />

18 1/2 153<br />

35 1 305<br />

70 2 610<br />

105 3 915<br />

140 4 1221<br />

175 5 1526<br />

210 6 1830<br />

Abbildung 3: Kupferfolientypen


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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 7<br />

Ultradünne Kupferfolien<br />

Diese Kupferfolien (5/70 µm und 9/70 µm) eignen sich besonders bei Feinstleiterstrukturen.<br />

Die mechanisch abziehbare, ca. 70 µm dicke Kupfer-trägerfolie wird erst nach dem Bohren<br />

entfernt. Dadurch kann auf die Bohrauflage verzichtet werden. Ebenfalls entfällt das<br />

Entfernen des Bohrgrats. Die Kupferträgerfolie ist recyclebar. Die 9 µm Kupferfolie kann<br />

auch ohne Trägerfolie geliefert werden.<br />

Kupferfolien mit HTE-Eigenschaften<br />

HTE-Kupferfolien zeichnen sich durch hohe Bruchdehnungswerte bei erhöhter Temperatur<br />

aus. Im Vergleich zum Standard erreichen diese selbst bei 180°C mehr als doppelt so hohe<br />

Dehnungswerte, so dass die Gefahr von Leiterbahn-Hülsenabrissen (foil-cracking) reduziert<br />

wird. Wir empfehlen den Einsatz dieser Kupferfolien bei allen Dünnlaminaten


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3 Basismaterialherstellung<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 8<br />

Die erste Stufe der Basismaterialherstellung ist die Lackherstellung aus dem vorher<br />

synthetisierten Harz. Hierzu werden das Grundharz, Lösungsmittel, Härter, Beschleuniger<br />

und gegebenenfalls diverse andere Zuschlagstoffe (Farbpigmente, Flammschutzmittel,<br />

Flexibilisatoren, Füller) gemischt.<br />

Die Beschichtung der Trägerstoffe mit dem Lack erfolgt in Imprägnieranlagen. Diese<br />

Beschichtung erfolgt normalerweise aus der flüssigen Phase, da die Harze in einem<br />

Lösungsmittel gelöst vorliegen. Der Harzanteil schwankt dabei je nach Anwendung zwischen<br />

30-80 %.<br />

Die Beschichtung erfolgt im Durchlaufverfahren. Die Trägerstoffe werden in Rollen<br />

angeliefert und über Einzugvorrichtungen in das Imprägnierwerk eingezogen. Die einzelnen<br />

Rollen werden aneinander geklebt, so daß der Prozess endlos und kontinuierlich abläuft.<br />

Nur so ist es möglich, daß jeder Meter imprägnierter Trägerstoff gleichbleibende Qualität<br />

besitzt. Nach der Beschichtung durchlaufen die getränkten Trägerstoffe einen Trockenofen.<br />

Dieser Trockenofen hat nicht nur die Aufgabe, das Lösungsmittel zu verdampfen und<br />

dadurch ein handhabbares Material zu erzeugen, sondern auch die Vor-Polymerisation<br />

einzuleiten. Die richtige Trocknung stellt somit sicher, daß beim späteren Verpressen der<br />

imprägnierten Trägerstoffe (Prepregs) eine gute Lagenbindung zwischen den einzelnen<br />

Lagen erzeugt wird, und der Harzfluß auf ein Mindestmaß reduziert wird.<br />

Die Trocknung kann mit Heißluft oder durch Strahlungswärme erfolgen.<br />

In der Bauweise der Öfen unterscheidet man horizontale und vertikale Systeme. Horizontale<br />

Öfen (Tunnelöfen) haben den Vorteil hoher Geschwindigkeiten ohne übermäßige<br />

Zugbelastung der Trägerstoffe. Vertikale Öfen (Trockentürme) haben den Vorteil der<br />

gleichmäßigeren Trocknung. Die Trägerstoffe müssen aber im Turm oben umgelenkt<br />

werden. Dieses Umlenkfeld wird gekühlt, um ein Ankleben der Prepregs zu verhindern.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Imprägnieranlagen<br />

Prepreg<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

Imprägnieranlage Rohgewebe<br />

<br />

<br />

Abbildung 4: Schema einer vertikalen Imprägnieranlage<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 9<br />

Papier wird normalerweise horizontal imprägniert, Trägerstoffe aus Glas vertikal. Nachdem<br />

die Prepregs den Ofen verlassen haben, werden sie entweder zu Rollen aufgewickelt oder<br />

aber direkt geschnitten. Dabei wird ein Bogenmaß entsprechend der Größe der zu<br />

verpressenden Tafeln gewählt.<br />

Die nächste Arbeitsstufe der Laminatproduktion ist das Pressen. Grundsätzlich<br />

unterscheidet man zwei verschiedene Verfahren:<br />

• das konventionelle Pressen im Chargenbetrieb<br />

• das kontinuierliche Pressen im Durchlauf<br />

Beim konventionellen Pressen beginnt man mit der Konfektionierung der Prepregs, der<br />

Kupferfolie und des Presspolsterpapiers. Die Zuschnittformate richten sich dabei nach der<br />

Größe der Presse. Normale Pressen haben Heizplatten mit einem Format von ca. 1300 x<br />

1400 mm, d. h. es können die normalen Tafelformate (US-Format, Euroformat) gepresst<br />

werden. Zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Pressen hat man aber auch Pressen<br />

für Doppelformate, Dreifachformate und Vierfachformate gebaut.<br />

Das Eintafeln erfolgt in Reinräumen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 10<br />

Schmutzpartikel führen zu Ausschuß. Das Eintafeln erfolgt manuell, insbesondere die<br />

Handhabung der 18 bzw. 35 µm dünnen Kupferfolien ist dabei ein sehr sensibler Prozess.<br />

Der Aufbau eines Pressbuches erfolgt nach folgendem Schema:<br />

Pressblech<br />

Ausgleichslage Presspolsterpapier<br />

gegen Heizplatte Presspolsterpapier<br />

Presspolsterpapier<br />

Pressblech<br />

Kupferfolie<br />

erste Tafel Prepreg<br />

Prepreg<br />

Kupferfolie<br />

Pressblech<br />

zweite Tafel etc.<br />

Die Heizplatten der Presse müssen absolut parallel sein, sie sollen keine<br />

Dickenschwankungen aufweisen und auch bei höherem Druck keine Durchbiegung zeigen.<br />

Die Kupferfolie wird im Format größer gewählt als die Prepregs, da das Harz beim Pressen<br />

fließt. Ausfließendes Harz könnte die Pressbleche ansonsten verunreinigen. Die einzelnen<br />

Pressbücher werden mit Hilfe eines Beschickwagens in die Öffnungen zwischen den<br />

einzelnen Heizplatten gefahren.<br />

Die Beheizung der Pressen kann mit Heißwasser, Wasserdampf, Thermalöl oder elektrisch<br />

erfolgen.<br />

Da der Pressdruck nur bis zur Laminathärtung benötigt wird, kann man alternativ die<br />

Pressbücher zum Abkühlen unter Kontaktdruck in eine separate Kühlpresse transferieren.<br />

Dieses Transferverfahren hat den Vorteil, daß die Heizpresse besser genutzt werden kann.<br />

Zur Verbesserung der Dickentoleranzen des Laminates wurde ab Anfang der 80er Jahre das<br />

Pressen unter Vakuum eingeführt. Dies ermöglichte die Reduzierung des Pressdrucks und<br />

damit größere Gleichmäßigkeit der Dicke bei reduziertem Harzfluß.<br />

Bei Vakuumpressen unterscheidet man Systeme, die entweder in Vakuumkammern<br />

betrieben werden oder mit Vakuumrahmen versehen sind.<br />

Der Druck und das Temperaturprofil sind abhängig vom Produkt wie auch vom<br />

Pressverfahren. Die Laminate werden auf Oberflächenfehler überprüft und dann zum<br />

Besäumen weitergeleitet. Beim Besäumen wird der vorher erwähnte Flußrand abgeschnitten<br />

oder weggestanzt.<br />

Kette Schuss<br />

Gängige Tafelformate sind: Europaformat 1070 mm x 1165 mm<br />

US-Format 925 mm x 1225 mm<br />

Uni-Format 1070 mm x 1225 mm


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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 11<br />

Der gesamte Ablauf der konventionellen Laminatproduktion ist in Abbildung 5 nochmals<br />

zusammenfassend schematisch dargestellt.<br />

Konventioneller Preßprozeß<br />

1. Zuschneiden von Kupferfolie,<br />

Prepregs und Preßpolsterpapier<br />

2. Eintafeln<br />

-<br />

+<br />

3. Verpressen mit Hitze und<br />

Abkühlung<br />

4. Kantenbeschneidung auf<br />

Tafelformat<br />

Abbildung 5:Schematischer Fertigungsablauf konventionelle Laminatfertigung<br />

Alternativ zum konventionellen Pressen lassen sich Laminate auch kontinuierlich<br />

produzieren. Dieses Verfahren eignet sich vorwiegend zur Herstellung von Dünnlaminaten.<br />

Kontinuierlicher Preßprozeß<br />

3<br />

Reinraum Doppelbandpresse<br />

3<br />

1<br />

3 3 2<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Materialfluß<br />

<br />

<br />

<br />

1. Abzugstation für Kupferfolie 5. Aufrollstation für Trennfolie<br />

2. Abzugstation für Kupferfolie oder<br />

Trennfolie<br />

4<br />

5<br />

6<br />

6. Querteilen<br />

3. Abzugstation für Prepreg 7. Aufrollstation für Flex-Laminate<br />

4. Besäumen / Längsteilen 8. Tafel-/ Zuschnittkonfektionierung<br />

Abbildung<br />

produktion<br />

6: Schematischer Fertigungsablauf der kontinuierlichen Laminat-<br />

7<br />

8


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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 12<br />

Die Materialien Prepregs und Kupferfolie werden von der Rolle direkt in die Presse<br />

eingeschleust. Eine vorherige Konfektionierung entfällt. Es wird immer nur ein Laminat, dafür<br />

aber endlos verpresst. Damit entfallen auch die Unterschiede im Aufheizverhalten eines<br />

Pressbuches. Rollenwechsel werden wie beim Imprägnieren bei laufender Maschine durch<br />

Aneinanderkleben der Rollen durchgeführt. Auch Veränderungen des Laminataufbaus<br />

werden bei laufender Maschine durchgeführt.<br />

Die Spannung auf den einzelnen Rollen wird gemessen und permanent justiert. Die Presse<br />

selbst besteht aus dem Pressenkörper und jeweils oben und unten einem Trommelpaar,<br />

über welches endlose Pressbänder laufen. In der Presse selbst gibt es eine Heiz- und eine<br />

Kühlzone. Die Beheizung erfolgt mit Thermalöl, welches heiß gegen die Pressbänder<br />

gedrückt wird. Das Öl ersetzt somit auch das beim konventionellen Pressen erforderliche<br />

Pressposterpapier.<br />

Am Auslauf der Maschine schließt sich direkt das Besäumen der Flußränder an.<br />

Das Laminat kann dann in einem Arbeitsgang direkt auf die gewünschte Zuschnittgröße<br />

geschnitten werden.<br />

Starre Laminate erhalten normalerweise ein Herstellerkennzeichen. Dieses<br />

Herstellerkennzeichen (Logo) wird vor dem Imprägnieren auf den Trägerstoff aufgedruckt.<br />

Dieses Logo kennzeichnet bei Papierträgerstoffen die Faserrichtung und bei Glasgeweben<br />

Kette und Schuß. Die Faserrichtung des Papiers und die Kette des Glasgewebes<br />

entsprechen der Längsrichtung bei der Imprägnierung.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

4 Eigenschaftsmerkmale<br />

4.1 Elektrische Eigenschaften<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 13<br />

Die elektrischen Eigenschaften der Basismaterialien mit typischen Messwerten für einige<br />

der gebräuchlichsten Materialarten sind in Abbildung 7 dargestellt.<br />

Oberflächenwiderstand<br />

nach Lagerung in feuchter<br />

Wärme<br />

FR-2 FR-3 FR-4<br />

10.000 MΩ 100.000 MΩ 1.000.000 MΩ<br />

bei erhöhter Temperatur 100 MΩ 1.000 MΩ 10.000 MΩ<br />

Spezifischer Durchgangswiderstand<br />

nach Lagerung in feuchter 50.000 MΩcm 100.000.000M 5.000.000 MΩ<br />

Wärme<br />

Ωcm<br />

bei erhöhter Temperatur 1.000 MΩcm 10.000 MΩcm 500.000 MΩ<br />

Kantenkorrosion AB 1,5 AB 1,4 AN 1,2<br />

Dielektrizitätskonstante bei 1 MHz 5,5 4,8 4,8<br />

Dielektrischer Verlustfaktor 0,45 0,042 0,02<br />

Kriechstromfestigkeit (IEC 112) CTI 180 CTI 300 CTI 200<br />

Abbildung 7: Elektrische Eigenschaften von Basismaterialien<br />

Die Dielektrizitätskonstante ist abhängig von der Art des Basismaterials. Abbildung 8 gibt<br />

einen Überblick.<br />

Die Dielektrizitätskonstante ist für eine Materialkombination nur solange konstant, wie das<br />

Mischungsverhältnis konstant ist. Am Beispiel von FR-4 ist in Abbildung 9 der Verlauf der<br />

Dielektrizitätskonstante in Abhängigkeit vom Harzgehalt des Laminates aufgezeigt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Er-Wert<br />

5<br />

4,8<br />

4,6<br />

4,4<br />

4,2<br />

4<br />

3,8<br />

3,6<br />

3,4<br />

3,2<br />

3<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

Er-Bestimmung in Abhängigkeit von der Frequenz<br />

Frequenz in MHz<br />

2 100<br />

Cyanatester<br />

BT<br />

Polyimid<br />

multifunkt. FR4<br />

FR4<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 14<br />

Abb. 8: Er-Bestimmung in Abhängigkeit von der Frequenz für verschiedene<br />

Harzsysteme. Die Dielektrizitätskonstante ist für eine Materialkombination<br />

nur solange konstant, wie das Harz - Trägerverhältnis konstant<br />

ist.<br />

Er-We rt<br />

4,9<br />

4,8<br />

4,7<br />

4,6<br />

4,5<br />

4,4<br />

4,3<br />

4,2<br />

4,1<br />

4<br />

2 100<br />

Frequenz in MHz<br />

ca. 60%<br />

ca. 55%<br />

ca. 50%<br />

ca. 45%<br />

ca. 40%<br />

Abb. 9: Einfluss des Harzgehaltes auf die Dielektrizitätszahl


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

4.2 Thermische Eigenschaften<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 15<br />

Die thermischen Eigenschaften der Basismaterialien werden durch das gewählte<br />

Harzsystem bestimmt.<br />

Mit der Forderung nach höherer Wärmebeständigkeit wurden Modifikationen sowohl an den<br />

Epoxidharzen als auch am Härter und Beschleuniger durchgeführt.<br />

Heute verwendete FR-4 Laminate haben Tg-Werte von 130 - 145°C und werden damit den<br />

meisten Anforderungen gerecht.<br />

FR-4 Laminate beginnen, bei Temperaturen oberhalb 180°C zu oxidieren, und spalten<br />

anschließend Wasser ab. Diese Wasserabspaltung bedeutet nicht das Aufspalten von<br />

Molekülketten und damit Zersetzung, sondern ist lediglich eine Umlagerungsreaktion, die<br />

aber zur Materialversprödung führt.<br />

Thermogravimetrische Untersuchungen können dieses Verhalten deutlich aufzeigen.<br />

Langzeituntersuchungen bei 250°C bestätigen, daß ausser der Oxidation/Dehydration keine<br />

Veränderungen auftreten.( Abbildung 10)<br />

Geewichtsverlust %<br />

Thermogravimetrische Langzeituntersuchung<br />

an FR4 - 1,55 mm - 35/0 µm bei 250°C<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

Zeit in Tagen<br />

Abbildung 10: Thermogravimetrische Langzeitanalyse von FR-4<br />

Eine Zersetzung des Epoxidharzes beginnt erst bei Temperaturen oberhalb 280°C. Es wird<br />

bei den thermischen Eigenschaften zwischen der Dauer-temperaturbeständigkeit und der<br />

kurzfristigen Beständigkeit unterschieden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

Eine Übersicht ist für verschiedene Materialien in Abbildung 11 angegeben.<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 16<br />

NEMA Type Dauertemperatur- kurzfristige Temperaturbeständigkeit<br />

beständigkeit soll ist<br />

XXXPC 95°C - -<br />

FR-2 110°C >10 sec 260°C >20 sec<br />

FR-3 130°C >10 sec 260°C >45 sec<br />

CEM-1 130°C >10 sec 260°C >45 sec<br />

FR-4 130°C >20 sec 260°C >120 sec<br />

>10 sec 287°C >60 sec<br />

FR-5 170°C >10 sec 287°C >120 sec<br />

ohne Klassifikation<br />

Polyimid 230°C >10 sec 287°C >120 sec<br />

Abbildung 11: Temperaturbeständigkeit verschiedener Laminate<br />

Die Temperaturbeständigkeit des Basismaterials wird durch die Glasumwandlungstemperatur<br />

vorgegeben.<br />

Entsprechende Werte für verschiedene Basismaterialien sind in Abbildung 12 gelistet.<br />

Tg/°C<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

135<br />

145<br />

FR4 tetrafunkt.<br />

FR4<br />

160<br />

multifunkt.<br />

FR4<br />

210<br />

235<br />

260<br />

BT-Harz Cyanatester Polyimid<br />

Abbildung 12: Glasübergangstemperaturen von Basismaterialien<br />

Die Glasumwandlungstemperatur des Laminates lässt sich durch entsprechendes<br />

Abmischen verschiedener Komponenten sehr genau einstellen.<br />

Der thermische Ausdehnungskoeffizient eines Laminates ist ein Maß für die Ausdehnung<br />

des Materials unter Wärmebelastung. Dieser Wert ist immer dann wichtig, wenn es gilt zu<br />

prüfen, ob die Verbindung verschiedener Materialien nicht zu Problemen bei<br />

Wärmeeinwirkung führt.<br />

Die Materialien verhalten sich unterhalb des Glasumwandlungspunktes deutlich anders als<br />

bei Temperaturen oberhalb des Tg. In Abbildung 13 ist dieses Ausdehnungsverhalten in Z-<br />

Richtung für verschiedene Laminate aufgezeigt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 17<br />

Deutlich erkennt man, wie das Material unterhalb Tg nur eine geringe Längenänderung<br />

erfährt. Oberhalb des Tg steigt die Kurve dann steil an, die Längenänderung ist nun<br />

erheblich größer.<br />

Ausdehnung in delta l/lo<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Vergleich der Z-Achsenausdehnung<br />

delta l = lo * alpha * delta T<br />

1. FR4 m odifiziert<br />

2. FR4<br />

3. FR5 GFG<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Tem peratur in °C<br />

Abbildung 13: Thermischer Ausdehnungskoeffizient in Z-Achse<br />

Neben den allgemeinen thermischen Eigenschaften ist auch die Brennbarkeit ein Kriterium<br />

der Beurteilung der Basismaterialien. Standard Normenwerk ist hier die Spezifikation von<br />

Underwriters Laboratories in den USA, UL 796. Normalerweise verlangen die Anwender die<br />

Einhaltung der Klassifikation V0, d. h. selbstverlöschend innerhalb von 10 sec unter<br />

spezifizierten Bedingungen. Diese schwierigste aller Klassen der UL 796 ist bei<br />

Basismaterial nur durch Zugabe von Flammschutzmitteln zu erreichen.<br />

4.3 Mechanische und verarbeitungsrelevante Eigenschaften<br />

Bei den mechanischen Eigenschaften ist die Dimensionsstabilität als wohl wichtigstes<br />

Kriterium zu nennen. Da bei der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung verschiedene Strukturen passgenau<br />

zueinander aufgebracht werden müssen, trägt die absolute Dimensionsstabilität einerseits,<br />

und die Kontinuität der Dimensionsstabilität für die Lieferchargen andererseits maßgeblich<br />

zur Qualität der Produktion bei.<br />

Die üblichen Testmethoden zur Prüfung der Dimensionsstabilität haben dabei jedoch den<br />

Nachteil, nicht unbedingt die Verhältnisse bei der Verarbeitung wiederzugeben. Dies<br />

bedeutet, die Testmethoden zeigen lediglich das gleichbleibende Verhalten des Laminates<br />

auf, nicht jedoch das absolute Verhalten. Dementsprechend lassen sich gemessene Werte<br />

nicht unbedingt zur Kompensation von Filmunterlagen verwenden. Mit höherwertigen


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 18<br />

Harzsystemen nimmt die Dimensionsstabilität in Z-Achse zu, gleichzeitig steigen die<br />

Anforderungen in der Weiterverarbeitung.<br />

Die Wasseraufnahme von Laminaten ist ebenfalls ein wichtiger Parameter. Sie erfolgt durch<br />

Diffusion in das Harz, praktisch alle Polymere zeigen ein solches Verhalten. In Abbildung 14<br />

ist dies für einige Epoxidharzsysteme aufgezeigt.<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

Wasseraufnahme %<br />

Dicke 1,6 mm<br />

WASSERAUFNAHME<br />

in kochendem Wasser<br />

FR 4<br />

FR 5/GH<br />

FR 5/GFG<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Zeit - Stunden<br />

6 7 8 9 10<br />

Abbildung 14: Wasseraufnahme in kochendem Wasser<br />

Mit der Wasseraufnahme verändern sich die mechanischen und physikalischen Kenndaten<br />

des Basismaterials. Diese Wasseraufnahme findet auch bei fertigen <strong>Leiterplatten</strong> während<br />

der normalen Lagerung statt. Das Laminat nimmt normale Luftfeuchtigkeit auf. Dies<br />

verursacht eine Senkung des Glasumwandlungspunktes, was gleichzeitig mit einer<br />

Schwächung der Temperaturstabilität verbunden ist. In Abbildung 15 ist dieses Verhalten am<br />

Beispiel von FR-4 aufgezeigt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Temperatur °C<br />

140<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Tg nach Wasserlagerung<br />

Masslam 4 Lagen - FR 4<br />

Basismaterial<br />

110<br />

0 16 40 64 120 200 250 500<br />

Zeit - Stunde<br />

Abbildung 15: Veränderung des Tg durch Wasseraufnahme<br />

TG1<br />

TG2<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 19<br />

Dieser Prozess ist reversibel, d. h. durch Trocknung des Laminates wird auch wieder eine<br />

Erhöhung des Tg erreicht. Diese Tatsache ist insbesondere für die <strong>Leiterplatten</strong>bestücker<br />

von Wichtigkeit. Durch längere Lagerung von <strong>Leiterplatten</strong> findet eine Wasseraufnahme<br />

statt. Bevor <strong>Leiterplatten</strong> starken thermischen Belastungen, wie z. B. Infrarot-Löten,<br />

ausgesetzt werden, muß die Leiterplatte getempert werden, um die Feuchtigkeit zu<br />

entfernen und die Temperaturstabilität zu erhöhen. Wird dies nicht getan, können<br />

Delaminationen des Basismaterials beim Löten die Folge sein.<br />

Die Haftfestigkeit der Kupferfolie auf dem Basismaterial ist ein weiteres wichtiges Kriterium.<br />

Sie wird nicht nur im Anlieferzustand gemessen, sondern auch nach Wärmeschock, nach<br />

Prozeßsimulation und bei 180°C. Die Haftfestigkeitswerte richten sich dabei nach dem<br />

verwendeten Harzsystem einerseits und nach dem Treatment der Kupferfolie andererseits.<br />

5 Multilayer<br />

Multilayer sind Schaltungen mit mehr als zwei Leiterebenen. Die vorgefertigten Innenlagen<br />

werden dabei mit Prepregs (Laminat im B-Zustand) unter dem für die Polymerisation<br />

notwendigen Druck und Hitze so verpresst, daß eine Mehrlagenschaltung entsteht, deren<br />

Innenlagen genau zueinander ausgerichtet sind. Als Basismaterial werden Epoxidharze in<br />

unterschiedlichen Funktionalitäten sowie höherwertige Harzsysteme verwendet. Der<br />

interlaminare Haftverbund benötigt dabei eine Vorbehandlung der Kupferoberflächen. Dies<br />

erfolgt meist durch die Oxidation der Kupferoberfläche mit Hilfe von stark oxidierenden<br />

Chemikalien (z. B. Natriumchlorit). Die so gebildete Kupferoxidoberfläche hat, vergleichbar<br />

dem Treatment der Kupferfolie, eine gerauhte Oberflächenstruktur, die die Haftung des<br />

Harzes verbessert. Da diese Oxidschicht größtenteils aus zweiwertigem Kupferoxid besteht,<br />

welches nicht säurebeständig ist, wird zusätzlich nach der Oxidation eine gezielte Reduktion<br />

des zweiwertigen Kupferoxids in einwertiges, säurebeständiges Kupferoxid vorgenommen.


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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 20<br />

Dieses reduzierte Oxid verhindert nach dem Bohren der Multilayer den Angriff der sauren<br />

Prozeßchemikalien der Folgeprozesse auf die Oxidschicht. Alternativ besteht die<br />

Möglichkeit, anstelle der Oxidation eine doppelseitig getreatete Kupferfolie zu verwenden.<br />

5.1 Aufbauten<br />

Die Aufbauten eines Multilayers richten sich zum einen nach der geforderten Enddicke, zum<br />

anderen nach den gewünschten elektrischen Eigenschaften. Die wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkte spielen natürlich ebenfalls eine Rolle, müssen sich aber den vorgenannten<br />

Gründen meist unterordnen. Standard-Aufbauten für 6 und 8 Lagen Multilayer sind in<br />

Abbildung 16 für die Enddicke 1,5 mm angegeben.<br />

Multilayer, Aufbau: 6 Lagen<br />

Enddicken mm 1,5 + 1,6 + 1,6 + 1,6 + 2,4 + 0,2<br />

0,15 0,15 0,15 0,15<br />

Lage 1 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />

35 35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 1 x 0,066 2 x 2 x 0,18 1 x 0,066<br />

1 x 0,105 0,105<br />

1 x 0,18<br />

Lage 2 Cu 35 35 35 35 35<br />

Laminat 0,38 0,51 0,38 0,2 0,71<br />

Lage 3 Cu 35 35 35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 2 x 0,105 3 x 2 x 0,18 2 x 0,18<br />

Lage 4 Cu 35 35<br />

0,105<br />

35 35 35<br />

Laminat 0,38 0,51 0,38 0,2 0,71<br />

Lage 5 Cu 35 35 35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 1 x 0,105 2 x 2 x 0,18 1 x 0,18<br />

1 x 0,066 0,105<br />

1 x 0,066<br />

Lage 6 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />

35 35 35 35


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Multilayer, Aufbau: 8 Lagen<br />

Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

Enddicken mm 1,5<br />

0,15<br />

+ 2,0 + 0,2 2,4 + 0,2 3,2 + 0,25<br />

Lage 1 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />

35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 2<br />

0,105<br />

x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />

Lage 2 Cu 35 35 35 35<br />

Laminat 0,2 0,38 0,51 0,76<br />

Lage 3 Cu 35 35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 2<br />

0,105<br />

x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />

Lage 4 Cu 35 35 35 35<br />

Laminat 0,2 0,38 0,51 0,76<br />

Lage 5 Cu 35 35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 2<br />

0,105<br />

x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />

Lage 6 Cu 35 35 35 35<br />

Laminat 0,2 0,38 0,51 0,76<br />

Lage 7 Cu 35 35 35 35<br />

Prepregs 2 x 0,105 2<br />

0,105<br />

x 2 x 0,105 2 x 0,105<br />

Lage 8 Cu-Folie 18 oder 18 oder 18 oder 18 oder 35<br />

35 35 35<br />

Prepregdicke: 0,066 mm = Prepregtyp 1080<br />

0,105 mm = Prepregtyp 2125<br />

0,180 mm = Prepregtyp 7628<br />

Dickenangaben in mm - Kupferfolie in µm<br />

Abbildung 16: Standard Multilayer-Aufbauten<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 21


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Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 22<br />

Vorgenannte Aufbauten sind alle in Folientechnik ausgeführt, d. h. beim Verlegen des<br />

Multilayers wird zur Bildung der Aussenlagen Kupferfolie verwendet. Die alternative Technik<br />

nennt sich Caplayer-Technik und arbeitet mit dünnen, einseitig kupferkaschierten<br />

Innenlagen. Dabei ist die Problematik der Handhabung der dünnen Kupferfolien nicht<br />

gegeben. Als dritte Möglichkeit des Aufbaus ist die Coretechnik zu nennen. Bei dieser<br />

Variante wird ausschließlich mit Innenlagen gearbeitet. Die beiden äusseren Innenlagen<br />

erhalten dabei lediglich auf einer Lage eine Strukturierung (Leiterbild), die später nach<br />

aussen gewandte Seite bleibt vollflächig Kupfer.<br />

Will man erhöhte Kosten vermeiden, so gilt es kostengünstige und standardisierte Aufbauten<br />

sowohl für den Multilayer als auch für die hierbei verwendeten Innenlagen und Prepregs zu<br />

wählen. Bedingt durch die zunehmende Anzahl an impedanzkontollierten Schaltungen ist es<br />

nicht immer möglich, vorgenannte Aufbau-Standards zu wählen. Bei den Innenlagen ist dies<br />

jedoch eher möglich, Abbildung 17 listet diese Aufbau-Standards.<br />

Dicke mil mm Aufbau<br />

2 0,05 1 x 106<br />

3 0,075 1 x 1080<br />

4 0,10 1 x 2116<br />

5 0,125 (einlagig)<br />

1 x 2165<br />

(zweilagig)<br />

2 x 1080<br />

6 0,15 (einlagig)<br />

1 x 2165<br />

(zweilagig) 2 x 1080<br />

8 0,20 (einlagig)<br />

1 x 7628<br />

(zweilagig) 2 x 2116<br />

10 0,25 2 x 2165<br />

12 0,30 2 x 2165<br />

14 0,36 2 x 7628<br />

16 0,41 2 x 7628<br />

1 x 1080<br />

18 0,46 2 x 7628<br />

1 x 2125<br />

20 0,51 3 x 7628<br />

22 0,56 3 x 7628<br />

0,61 2 x 2165<br />

2 x 7628<br />

28 0,71 4 x 7628<br />

30 0,76 4 x 7628<br />

36 0,90 5 x 7628<br />

42 1,08 6 x 7628<br />

Abbildung 17: Dicken und Aufbauten von Dünnlaminaten


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Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 23<br />

Aus Standardisierungsgründen sollte man sich bei Prepregs möglichst auf die Glastypen<br />

106, 1080, 2125 und 7628 beschränken.<br />

Bei Multilayern ist, wie bei den Laminaten für doppelseitige Schaltungen, ein Trend zur<br />

Reduzierung der Gesamtdicke erkennbar. Multilayer mit einer Enddicke zwischen 0,5 und<br />

0,8 mm sind mehr und mehr im Einsatz. Solch dünne Schaltungen zeichnen sich nicht nur<br />

durch die reduzierte Dicke aus, sondern auch durch deutlich geringeres Gewicht.<br />

5.2 Pressverfahren<br />

Bei den Pressverfahren für Multilayer kann man mit Heiz/Kühlpressen und mit den bei der<br />

Basismaterialherstellung bereits erwähnten Transferpressen oder mit Druck-Autoklaven<br />

arbeiten.<br />

In den hydraulischen Pressen wird das vorbereitete Preßpaket in die aufzuheizende<br />

(Kaltstart) oder aufgeheizte (Heißstart) Presse eingeschoben. Bis zum Schließen der Presse<br />

sollten beim Heißstart die Presspakete dabei noch nicht flächig auf der Heizetage aufliegen.<br />

Nachdem der Druck angelegt ist (er beträgt zwischen 150-300 N/cm²), werden gleichzeitig<br />

die Presspakete aufgeheizt. Die mittlere Aufheiz-geschwindigkeit der Pakete liegt zwischen<br />

5-8°C/min. Bei normalem FR-4 wird bis auf 175-180°C geheizt, höher vernetzte Systeme<br />

benötigen teilweise 225°C. Alternativ läßt sich eine Nachhärtung der höher vernetzten<br />

Systeme im Temperofen bei 225°C erreichen. Die Presszeit richtet sich sowohl nach dem<br />

verwendeten Harzsystem als auch nach der Dicke des Pressbuchs. Es gilt sicherzustellen,<br />

daß auch die mittlere Platte im Pressbuch komplett ausgehärtet ist. FR-4-Systeme<br />

benötigen zur Aushärtung 45 min. Unter Kontaktdruck wird anschließend das Presspaket<br />

abgekühlt. Die Multilayer sollten erst der Presse entnommen werden, wenn eine Temperatur<br />

von 40°C erreicht ist.<br />

Der Aufbau der Presspakete ist dabei vergleichbar dessen, wie er für das Basismaterial<br />

erwähnt wurde. Pressbleche mit einer Dicke von 1,5 bis 2,0 mm aus hochglanzpoliertem<br />

Edelstahl und Papierpresspolster mit einem Gesamtgewicht von 300-500 g/m² werden<br />

normalerweise verwendet. Alternativ zu den Pressblechen haben sich verstärkt 0,35 mm<br />

dicke Aluminiumbleche durchgesetzt. Diese Bleche werden anstelle der Edelstahlbleche<br />

eingesetzt und haben den Vorteil, daß aufgrund der reduzierten Dicke mehr Schaltungen pro<br />

Pressbuch eingelegt werden können. Beim Einsatz von Edelstahlblechen sind diese immer<br />

größer. Das Kupfer für die Aussenseiten wird ebenfalls größer gewählt als die Innenlagen,<br />

um die Pressbleche beim Pressen vor ausfließendem Harz zu schützen. Im Gegensatz zum<br />

Verpressen von normalem Basismaterial wird jedoch noch ein Presswerkzeug benötigt.<br />

Dieses Presswerkzeug aus 6-10 mm dickem Werkzeugstahl enthält die Stifte, die zur<br />

Registrierung der Innenlagen zueinander notwendig sind. Hydraulische Pressen werden<br />

immer häufiger mit Vakuumkammern hergestellt, um auch beim Pressen von Multilayern<br />

bessere Pressergebnisse zu erreichen.


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Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 24<br />

Bei Autoklavpressen handelt es sich um isostatische Gas- oder Öldruckpressen. Die<br />

Presspakete werden dabei vakuumverpackt in eine Druckkammer eingefahren. Die<br />

Druckkammer wird mit einem inerten Gas (z. B. Stickstoff) oder Öl geflutet, das Medium<br />

dient der Übertragung von Druck und Hitze. Der isostatische Druck beim Verpressen beträgt<br />

80-200 N/cm². Im Gegensatz zum hydraulichen Pressen können in der Druckkammer<br />

unterschiedliche Pressformate gleichzeitig verpresst werden.<br />

5.3 Registrierverfahren<br />

Die Innenlagen der Multilayer müssen zueinander registriert werden, zusätzlich ist eine<br />

Registrierung des geätzten Bildes zum Bohrbild erforderlich. Das bekannteste Verfahren ist<br />

das Stift- oder Aufnahmeloch-System. Bei diesem Verfahren werden die Aufnahmelöcher<br />

der Innenlagen gestanzt oder gebohrt. Diese Löcher können zum Registrieren der Filme<br />

beim Fotoprozess, zum Registrieren beim Verpressen und zum Registrieren beim Bohren<br />

verwendet werden. Die Prepregs werden im Bereich der Bohrungen der Innenlagen größer<br />

freigestellt, um ein Zufließen der Registrierlöcher bzw. ein Verbacken mit den<br />

Registrierstiften zu vermeiden.<br />

Will man die beim Ätzen der Innenlagen auftretende Längenänderung nicht bereits als erste<br />

Verschiebung des Registriersystems haben, kann man das Registriersystem unter<br />

Zuhilfenahme einer Registrieroptik nach dem Ätzen stanzen. Man benötigt dann jedoch ein<br />

weiteres System, um das versatzfreie Belichten der Vorder- und Rückseite der Innenlagen<br />

zu sichern.<br />

Da das Basismaterial beim Verpressen schrumpft, sind gegenüberliegende Rundlöcher als<br />

System ungeeignet. Mindestens ein Loch muß als Langloch ausgeführt sein, um dem<br />

Material Spielraum zur Schrumpfung zu geben. Bei diesem Rundloch/Langloch-System geht<br />

die gesamte Schrumpfung zum Rundloch. Alternativ lässt sich an allen vier Seiten der<br />

Innenlagen ein Langloch einbringen. Die gesamte Schrumpfung geht bei diesem System<br />

dann zur Mitte. Das Fließverhalten der Prepregs, die im Randbereich nach aussen fließen,<br />

beeinflußt mit die Registriergenauigkeit des Multilayers.<br />

Das schwimmende Verpressen ohne Stiftformen stellt die Alternative zum Stiftsystem dar.<br />

Optisches Registrieren und Innenlagenregistrieren werden hierbei unterschieden. Beim<br />

optischen Registrieren werden beim Herstellen der Innenlagen die Registriersymbole<br />

mitgeätzt.<br />

Bei Multilayern mit einem Innenlagencore (4 Lagen) werden die Registriersymbole nach dem<br />

Pressen freigefräst und dann optisch aufgebohrt. Bei mehreren Cores lassen sich die<br />

Innenlagen über entsprechende Optiksysteme zueinander ausrichten und dann punktuell<br />

über die zwischen den einzelnen Innenlagen liegenden Prepregs verkleben. Nach dem<br />

Verpressen werden auch solche höherlagigen Multilayer über gebohrte, freigefräste<br />

Registriersymbole zentriert.


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Starre, starrflexible, flexible und Mehrlagenmaterial;<br />

Eigenschaftsmerkmale<br />

Basismaterial<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 2<br />

Seite 25<br />

Beim Innenlagenregistrieren werden die einzelnen Innenlagen mit einem gebohrten oder<br />

gestanzten Registriersystem versehen. Die einzelnen Innenlagencores werden über das<br />

Registriersytem mit Hilfe von Kunststoff-Stiften oder Metallhülsen miteinander verbunden<br />

und fixiert. Solch ein Multilayer lässt sich dann schwimmend ohne Stiftwerkzeug verpressen.<br />

5.4 Qualitätsmerkmale und Testmethoden<br />

Der Haftverbund der Innenlagen zueinander wird über die Prepregs erzeugt. Die Prepregs<br />

können über die Parameter Harzgehalt, Fluß, Reaktivität und Schmelzviskosität<br />

charakterisiert werden. Ein hoher Harzgehalt ist insbesondere dann wichtig, wenn viele<br />

topographischen Unebenheiten bzw. Bohrungen gefüllt werden müssen.<br />

Beim fertigen Multilayer ist es wichtig, die Festigkeit des Haftverbundes, die komplette<br />

Aushärtung, die Porenfreiheit, das Schrumpfverhalten der Innenlagen und die<br />

Hitzebeständigkeit zu prüfen.<br />

Den Haftverbund prüft man normalerweise durch eine Zerreißmaschine, die die Kraft mißt,<br />

die erforderlich ist, um einen interlaminaren Haftverbund aufzureißen. Bei FR-4 findet man<br />

dabei Werte größer 900 N/mm. Bei Multilayer liegen die Werte normalerweise höher als bei<br />

starrem Laminat.<br />

Die komplette Aushärtung läßt sich zusammen mit der Messung der<br />

Glasumwandlungstemperatur prüfen. Ein Unterschied von Tg1 zu Tg2 von kleiner als 4°C<br />

zeigt die komplette Aushärtung des Multilayers an.<br />

Die Porenfreiheit des verpressten Multilayers lässt sich im Schliff, zusammen mit dem<br />

Innenlagenversatz als auch durch Abätzen der Kupferfolie visuell prüfen.<br />

Das Schrumpfverhalten der Innenlagen wird mit Röntgengeräten geprüft. Die<br />

Hitzebeständigkeit der Multilayer prüft man normalerweise im Lötbad nach MIL-P-13949.<br />

Elektrische Prüfungen der dielektrischen Eigenschaften des Basismaterials lassen sich<br />

bedingt am fertigen Multilayer durchführen.


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Allgemeines<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 1<br />

Bohrungen erfüllen in der Leiterplatte verschiedene Aufgaben. Sie dienen der Aufnahme der<br />

Leiterplatte für folgende Fertigungsprozesse und zur Befestigung der Bauteilanschlüsse bei<br />

Einsteckmontage. Für <strong>Leiterplatten</strong> mit mehr als einer Leiterebene erfolgt die Kontaktierung<br />

durch die Metallisierung der Bohrlochwandung, wobei die angeschnittenen Kupferschichten<br />

elektrisch leitend verbunden werden.<br />

Das Bohren erfordert höchste Präzision, da Bohrbild und Druckbild der Leitergeometrie<br />

paßgenau zugeordnet werden müssen. Bei doppelseitigen <strong>Leiterplatten</strong> sind es die<br />

Druckbilder der Vorder- und Rückseite (Bestückungs- und Lötseite). Das Bohren von<br />

mehrlagigen <strong>Leiterplatten</strong> (Multilayer) erfolgt nach dem Verpressen der geätzten Innenlagen.<br />

Dabei orientieren sich die zulässigen Toleranzen des Bohrversatzes an den Größen der<br />

Pad’s bzw. Antipad’s in den Innenlagen.


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Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Schematische Inhaltsdarstellung<br />

Wareneingangskontrolle / Bohrer Pkt. 1<br />

Bohrermanagement Pkt. 2<br />

Paketieren Pkt. 3<br />

Bohrmaschine / Einrichten Pkt. 4<br />

Bohrer / Bohrdaten Pkt. 5<br />

Beladen der Bohrmaschine Pkt. 6<br />

Bohren / Bohrtechnologie Pkt. 7<br />

Entladen der Bohrmaschine Pkt. 8<br />

Vereinzelung der Paketierung Pkt. 9<br />

Qualitätssicherung Pkt. 10<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Paketieren<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Prozeßablauf beim Bohren<br />

Bohrer Bohrermanagement<br />

Bohrdaten<br />

Bohren Nachschleifen<br />

Vereinzeln<br />

Prüfen<br />

1 Wareneingangskontrolle / Bohrer<br />

Bohrer Verschleißprüfung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 3<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Materialstruktur von <strong>Leiterplatten</strong> können beim Bohren nur<br />

Vollhartmetall-Spezialbohrer eingesetzt werden. Um einen sicheren Prozeßablauf zu<br />

gewährleisten kommt der Eingangskontrolle eine entscheidende Bedeutung zu. Die<br />

Wareneingangskontrolle der Bohrer sollte sich auf folgende Hauptkriterien beschränken:<br />

• Bohrer-Nenndurchmesser<br />

• Spirallänge (Nutlänge) L2<br />

• Schneidengeometrie der Bohrerspitze<br />

Auf den nachfolgenden Seiten 4 und 5 sind die Abmessungen der Bohrer sowie die<br />

Schneidengeometrie der Bohrerspitze dargestellt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 4


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 5


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.1 Handhabung der Werkzeuge<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 6<br />

Zur Prüfung des Bohrerdurchmessers sollte ein optisches Meßverfahren verwendet werden,<br />

um mechanische Beschädigungen am Bohrer zu vermeiden.<br />

Nach der Prüfung sind die Bohrer wieder in ihre Originalverpackungen zu stecken. Damit ist<br />

ein sicherer und beschädigungsfreier Transport der Werkzeuge gewährleistet (auch zum<br />

Nachschleifen).<br />

2 Bohrermanagement<br />

Unter Bohrermanagement ist die Bohrerverwaltung und -vorbereitung sowie das<br />

Werkzeughandling mit der Werkzeugkassettenverwaltung zu verstehen.<br />

Über die Bohrerverwaltung wird die auftragsspezifische Bohrerzusammenstellung<br />

vorgenommen. Hierbei werden die Bohrer magaziniert. Aus den Kassetten wechselt die<br />

Maschine nach Vorgabe im Bohrprogramm die Bohrer nach Durchmesser und Standzeit<br />

vollautomatisch aus.<br />

Um beim Microbohren das Werkzeughandling zu vereinfachen, wurde das Euromagazin<br />

entwickelt. Das Euromagazin besteht aus einem linearen Streifen aus Kunststoff, der<br />

insgesamt 11 Werkzeugpositionen aufweist. Bestückt wird das Euromagazin jedoch nur mit<br />

10 Werkzeugen. Der zusätzliche Leerplatz wird hierbei zur optischen Trennung von neuen<br />

und gebrauchten Werkzeugen benutzt. In Bild 1 ist eine Werkzeugkassette mit 600 Bohrern<br />

und Euromagazinen dargestellt.<br />

Bild 1: Werkzeugkassette mit 600 Bohrern und Euromagazinen


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 7<br />

Die Werkzeugkassetten-Verwaltung ist ein entscheidender Faktor zur Erhöhung der<br />

Produktivität beim Bohren. Bei manuellen Bohrmaschinen kommen heute 100 oder 200<br />

Werkzeuge pro Spindel zum Einsatz. Bei den automatischen Bohrmaschinen sind 400<br />

Werkzeuge oder mit Euromagazinen 600 bis 1.200 Werkzeuge je Bohrkopf notwendig (Bild<br />

2). Um diese Vielzahl von Werkzeugen verwalten zu können, ist ein separater<br />

Werkzeugbestückungsplatz erforderlich.<br />

Die Aufgabenstellung, Werkzeugkassetten für die Produktion zur Verfügung zu stellen, kann<br />

auf unterschiedliche Weise gelöst werden. Eine Möglichkeit besteht darin, mit Standard-<br />

Werkzeugkassetten zu arbeiten. Dabei wird für alle Aufträge die gleiche<br />

Kassettenbestückung gewählt. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Bestückung der<br />

Werkzeugkassetten exakt am Bedarf eines zu produzierenden Auftrages durchzuführen. Die<br />

so erzeugten Werkzeugkassetten werden als auftragsspezifische Werkzeugkassetten<br />

bezeichnet. Ihre Bestückung ist für jeden Auftrag anders.<br />

Manuelle Maschinen<br />

100 Werkzeuge<br />

200 Werkzeuge<br />

Werkzeugverwaltung<br />

Werkzeug-<br />

Bestückungsplatz<br />

Autom. Maschinen<br />

400 Werkzeuge<br />

Euro -Magazin<br />

200 Werkzeuge<br />

200 Werkzeuge<br />

Bild 2: Werkzeugverwaltung bei manuellen und automatischen Maschinen<br />

Die Bestückung von Standard-Werkzeugkassetten wird so gewählt, daß alle in der<br />

Produktion benötigten Werkzeuge mindestens einmal in der Kassette vorhanden sind.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 8<br />

Häufig benötigte Werkzeuge sind mehrfach vorhanden (Schwesterwerkzeuge). Gewechselt<br />

werden die Kassetten entweder, nachdem mehrere Aufträge bearbeitet wurden, oder wenn<br />

für einen Werkzeugtyp kein Schwesterwerkzeug mehr vorhanden ist.<br />

Bei den auftragsspezifischen Werkzeugkassetten erfolgt die Bestückung der Kassetten<br />

aufgrund des zu fertigenden Auftrages. Dazu steht eine Software zur Verfügung, welche die<br />

Belegung der Kassette generiert. Vom Bediener sind nur die Losgrößen und die Namen der<br />

Bohrprogramme einzugeben. Aus dem Bohrprogramm, den Bohrparametern und den<br />

Losgrößen wird der Werkzeugbedarf ermittelt und ein Datensatz für die Werkzeugkassette<br />

erstellt.<br />

Vorteile der auftragsspezifischen Kassetten gegenüber Standard-Werkzeug-kassetten:<br />

• optimale Ausnutzung der Kassettenkapazität<br />

• keine Unterbrechung der Produktion durch fehlende Werkzeuge, da genau bekannt<br />

ist, wann die Kassetten getauscht werden müssen<br />

Der Werkzeugbestückungsplatz besteht aus einem grafischen Werkzeugkassetten-Editor<br />

und einer Vorrichtung zur Aufnahme der Werkzeugkassetten. Der grafische<br />

Werkzeugkassetten-Editor ist ein effektives Hilfsmittel zum Erstellen neuer und zum<br />

Bestücken abgelaufener Werkzeugkassetten. Mit ihm lassen sich sowohl Einzelwerkzeuge<br />

als auch Euromagazine verwalten.<br />

2.1 Bohren mit Distanzring<br />

Zur Positionierung des Bohrers in der Bohrspindel wird ein Kunststoff-Distanzring in Bezug<br />

zur Bohrerspitze auf den Spannschaft gepreßt. Von der genauen Position des Ringes stellt<br />

die CNC-Steuerung einen Bezug zur Bohrerspitze her.<br />

2.2 Bohren ohne Distanzring<br />

Bei diesem Bohrverfahren wird die 0-Position der Z-Achse nach jedem Werkzeugwechsel<br />

mittels einer mechanischen Kalibrierstation oder durch ein Lasermeßgerät (siehe Kapitel 4.2)<br />

geprüft und danach der Bohrhub ausgeführt. Der Bezug zur Bohrerspitze wird hierbei über<br />

die Werkzeuglänge vorgegeben.<br />

Für <strong>Leiterplatten</strong>bohrmaschinen mit automatischem Werkzeugwechsel werden die Bohrer<br />

aus den Magazinen entnommen und in die Bohrspindel eingeführt. Anschließend erfolgt die<br />

Klemmung am Werkzeugschaft durch die Spannzange in der Spindel.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2.3 Bohrerverschleiß / Nachschleifen<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 9<br />

Die mögliche Bohrstrecke (Hubzahl x Paketdicke) ist abhängig von Basismaterial, Schnittund<br />

Vorschubgeschwindigkeit, Bohrerdurchmesser, geforderter Bohrlochqualität und<br />

Werkzeug.<br />

Bei durchmetallisierten <strong>Leiterplatten</strong> aus FR4-Material gelten folgende Richtwerte:<br />

Bohrerdurchmesser 0,3 mm, Bohrstrecke 3 bis 7 m<br />

Bohrerdurchmesser 0,5 mm, Bohrstrecke 5 bis 10 m<br />

Bohrerdurchmesser 1,0 mm, Bohrstrecke 15 bis 25 m<br />

Nach Erreichen der Richtwerte können die Werkzeuge bis maximal 3 x nachgeschliffen<br />

werden. Beim Nachschleifen wird immer nur die Bohrerspitze regeneriert. Die<br />

Nebenschneiden werden bei zu langem Einsatz des Bohrers ebenfalls abgenutzt. Deshalb<br />

die Limitierung auf dreimaliges Nachschleifen (Bild 3).<br />

3 Paketieren<br />

Bild 3: Nachschliff beim Bohrer<br />

Für die Serienbearbeitung werden aus Rationalisierungsgründen mehrere Zuschnitte -<br />

zusätzlich mit Bohrunter- und Bohrauflagen - übereinander gestapelt.<br />

Zweck der Bohrunterlage: Verminderung von Bohrgrat,<br />

Auslauf der Bohrerspitze<br />

Zweck der Bohrauflage: Verminderung von Bohrgrat,<br />

Schutz der Kupferkaschierung,<br />

Werkzeugreinigung<br />

Als Bohrunterlagen werden verwendet:<br />

• Phenolharzpapier


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Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 10<br />

• speziell gefertigte Holzspanplatten, mit und ohne Kaschierungen aus Papier oder<br />

Melaminharz. Die üblichen Plattendicken betragen 2 - 5 mm.<br />

Als Bohrauflagen kommen zum Einsatz:<br />

Material<br />

Phenolharzhartpapier 0,4 - 0,5 mm alle<br />

Aluminiumblech Leg. F 0,2 - 0,3 mm > 0,2 mm<br />

Kunststoff-Folie 0,1 mm < 0,2 mm<br />

Anmerkung:<br />

Bei der Verwendung von Aluminiumfolien (unter 0,24 mm) entsteht das Problem der<br />

„Blasenbildung“: Durch den hohen Anpreßdruck des Niederhalters (20-30 kp) wird die Al-<br />

Folie deformiert. Die Folie wölbt sich in die Niederhalteröffnung hinein (Bild 4). Dies führt zu<br />

Gratbildund und Bohrerverlauf. Außerdem kann die Position des Bohrers beim Auftreffen auf<br />

die Aluminiumfolie verlaufen. Eine Abhilfe wird durch eine möglichst kleine Bohrung im<br />

Niederhalter-Druckring erreicht.<br />

Bild 4: Blasenbildung der Aluminiumfolie


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3.1 Paketieren mit Stiften<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 11<br />

In das zusammengelegte Paket werden mit einer Bohr- und Verstiftmaschine nacheinander<br />

die Stiftaufnahmebohrungen eingebracht und die Stifte eingepreßt. Die Stifte dienen zum<br />

Zusammenhalten des Paketes und als Aufnahmestifte zum Registrieren auf dem<br />

Maschinentisch. Stiftdurchmesser und Stiftlänge sind auf den Bohrmaschinentisch<br />

abzustimmen.<br />

3.2 Paketieren ohne Stifte<br />

Das Arbeiten ohne Stifte setzt den Einsatz von Zuschnitten mit genauen Kanten voraus und<br />

wird immer häufiger eingesetzt. Die Fixierung der Zuschnitte als Paket erfolgt mit einem<br />

selbstklebenden Bandabschnitt von der Oberseite über die Kante zur Unterseite des<br />

Paketes. Pro Kante wird ein Klebestreifen gesetzt. Das Positionieren des Paketes wird über<br />

feste und pneumatisch betätigte Anschläge auf dem Maschinentisch vorgenommen. Diese<br />

Anschläge sind gleichzeitig als Spannpratzen ausgebildet, die für eine spielfreie<br />

Aufspannung des Paketes sorgen.<br />

4 Bohrmaschine / Einrichten<br />

<strong>Leiterplatten</strong>bohrmaschinen stehen als Ein- oder Mehrspindel-Ausführung zur Verfügung.<br />

Der Grundaufbau der heutigen Bohrmaschinen ist bei den meisten Herstellern aus Granit<br />

gefertigt, wobei das Prinzip der geteilten Achsen am häufigsten anzutreffen ist. Die Führung<br />

der X- und Y-Achse erfolgt durch Prä-zisionsluftlager mit einer Luftspaltkompensation.<br />

Dieses Prinzip kompensiert jede Längenänderung zwischen Granit, Traversenschlitten und<br />

Maschinentisch bei Temperaturschwankungen.<br />

Die moderne CNC-Steuerung ermöglicht in Verbindung mit den Achsantrieben und den<br />

linearen Meßsystemen ein schwingungsfreies Positionieren der X- und Y-Achse bei<br />

optimalen Positionierzeiten und höchster Positioniergenauigkeit. Die bisher eingesetzten<br />

DC-Servomotoren werden heute durch AC-Servomotoren ersetzt, die entscheidende Vorteile<br />

aufweisen: Sie sind bürstenlos, wartungsfrei, bieten eine sehr gute Dynamik und höhere<br />

Leistungen bei gleicher Motorabmessung.<br />

Um die Bohrzeiten und damit die Durchlaufzeiten zu halbieren, wurde die TWIN-<br />

Bohrmaschine entwickelt. Bei diesem Maschinentyp ist die X-Achse mit zwei Bohrköpfen<br />

ausgestattet, die mittels zweier CNC-Achsen das <strong>Leiterplatten</strong>paket gleichzeitig bohren (Bild<br />

5). Dadurch ergibt sich eine höhere Produktivität, die bei 70 % bis 100 % liegt. Dieser<br />

Maschinentyp ist einer Zweispindel-Maschine in bezug auf Produktivität nahezu<br />

gleichzusetzen.


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Bild 5: Innenraum einer TWIN-Bohrmaschine<br />

4.1 Bohrköpfe mit Bohrspindeln<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 12<br />

An dem Traversenschlitten sind die Bohrköpfe befestigt. Diese nehmen die Bohrspindeln<br />

auf. Die Hubbewegung der Bohrspindeln erfolgt über die Z-Achsensteuerung. Dem Z-<br />

Achsenvorschub kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung zu. Eine optimale Lösung<br />

wird durch den Einsatz der Multi-Z-Achse (Bild 6) erreicht. Hierbei erfolgt die Hubbewegung<br />

der Bohrköpfe durch einzelne Kugelgewindetriebe in Verbindung mit einzelangetriebenen<br />

AC-Motoren.<br />

Beim Bohren kommen heute überwiegend luftgelagerte Spindeln mit einem Drehzahlbereich<br />

von 20.000 - 125.000 U/min zum Einsatz.<br />

Bild 6: Bohrkopf mit AC-Antrieb


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Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

4.2 Bohrerbruchkontrolle und Lasermeßsystem<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 13<br />

Die Bohrerbruchkontrolle überwacht den ordnungsgemäßen Zustand der Werkzeuge<br />

während des Bohrens. Zur ständigen Kontrolle ist im Niederhalter eine Lichtschranke<br />

eingebaut, die folgende Maschinenfunktionen überwacht: Werkzeugaufnahme aus dem<br />

Magazin, Werkzeugablage im Magazin und Werkzeugbruch beim Bohren (Durchmesser bis<br />

0,2 mm).<br />

Beim Mikrobohren wird die Position des gebohrten Loches in starkem Maße von der<br />

Rundlaufabweichung der Bohrspindel und des Mikrobohrers beeinflußt. Hierbei ist zu<br />

beachten, daß sich beide Toleranzen im ungünstigsten Fall addieren können. Die<br />

berührungslose Überprüfung der Rundlaufabweichung kann mit einem speziellen<br />

Lasermeßgerät automatisch nach jedem Werkzeugwechsel durchgeführt werden (Bild 7).<br />

Die Messung erfolgt dynamisch mit der programmierten Drehzahl am Maschinentisch für<br />

jede Bohrspindel. Weiterhin können Durchmesser und Einspannlängen der Bohrer<br />

kontrolliert werden.<br />

Bild 7: Systembild des Lasermeßgerätes<br />

4.3 DNC-Betrieb mit Vernetzung<br />

Bohrmaschinen können im DNC-Betrieb ohne jegliche Datenträger in der Produktion<br />

arbeiten. Der Abruf von Programmen aus der DNC-Anlage erfolgt direkt vom<br />

Maschinenbediener an der CNC-Steuerung. Dazu gibt der Bediener lediglich die<br />

Bezeichnung des gewünschten Programmes ein. Die DNC-Anlage sucht jetzt auf der<br />

Festplatte nach dem gewünschten Programm und sendet es an die Steuerung.<br />

Eine weitere Vereinfachung besteht darin, das Programm mit Hilfe eines Barcode-Lesers an<br />

der Maschine über den Barcode-Streifen auf den Auftragspapieren einzulesen.<br />

Der Datenaustausch zwischen den Steuerungen der Bohrmaschinen, dem Leitrechner<br />

(Panel-Manager) und weiteren Rechnern (DNC) erfolgt über ein Ethernet Netzwerk. Für eine<br />

Gruppe von Maschinen ist ein Fileserver installiert. Der Fileserver dient zur Speicherung


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 14<br />

lokaler Daten und als Brücke zu anderen Rechnern bzw. Netzen (DNC). Eine Anbindung an<br />

unterschiedliche Netzwerksysteme ist möglich.<br />

4.4 Einrichten der Bohrmaschine<br />

Beim Einrichten der Bohrmaschine ist zu prüfen, welche <strong>Leiterplatten</strong>typen (wie z.B.<br />

einseitige LP, doppelseitige LP oder Multilayer) zu bohren sind. Diese Informationen sind<br />

den Auftragspapieren des jeweiligen Bohrauftrages zu entnehmen. Anhand der<br />

Auftragspapiere ist die Maschinenzuordnung ebenfalls festgelegt.<br />

Speziell bei Multilayern werden zur Fixierung der <strong>Leiterplatten</strong> auf dem Maschinentisch vier<br />

Aufnahmebohrungen (Soft-Tools) in Kunststoffeinsätze gebohrt. Diese Einsätze sind<br />

entweder im Maschinentisch integriert oder auf Aluminium-Adapterplatten montiert. Nach<br />

dem Bohren der Soft-Tools werden vier Aufnahmestifte manuell eingesetzt, wodurch die<br />

Registrierung der Multilayer möglich ist.<br />

Vor dem eigentlichen Bohrvorgang wird mit Hilfe des graphischen Werkzeugkassetten-<br />

Editors die Werkzeugkassette auf die ausreichende Menge der benötigten Bohrer überprüft.<br />

Danach wird das Bohrprogramm mittels Diskette oder über die DNC-Anlage in die CNC-<br />

Steuerung der Bohrmaschine eingelesen.<br />

Bei manuell beladenen Bohrmaschinen werden anschließend die <strong>Leiterplatten</strong>-Pakete auf<br />

den Maschinentisch gelegt und fixiert. Durch Betätigung der Starttaste an der CNC-<br />

Steuerung erfolgt das Abarbeiten des Bohrprogrammes mit den unterschiedlichen<br />

Bohrdurchmessern.<br />

Bei automatisch beladenen Bohrmaschinen wird der Belader mit <strong>Leiterplatten</strong>-Paketen<br />

bestückt. Durch Betätigung der Starttaste an der CNC-Steuerung werden die Pakete auf den<br />

Maschinentisch transportiert, dort fixiert, und anschließend erfolgt das Abarbeiten des<br />

Bohrprogrammes wie bei den manuellen Bohrmaschinen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

5 Bohrer / Bohrdaten<br />

Bild 8 : DIN Bezeichnungen am Spiralbohrer<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 15<br />

Es wird mit Vollhartmetall-Bohrern gearbeitet, die sich durch hohe Verschleiß- und<br />

Biegefestigkeit auszeichnen. Überwiegend werden Bohrer mit einheitlichem Spannschaft<br />

3,175 mm (1/8") eingesetzt (Bild 8).<br />

5.1 Was ist Vollhartmetall ?<br />

Vollhartmetall ist ein naturhartes Sintermetall, das auf pulvermetallurgischem Wege<br />

hergestellt wird. Seine Hauptbestandteile Wolframcarbid (ca. 92 %), Kobalt (ca. 6 %) und<br />

weitere Zusätze werden pulverisiert, gepreßt und bei 1400° - 1500° C gesintert.<br />

Bei diesem Prozeß (Korngröße ca. 0,5 µ) sintern die Materialien zu einem dichten Rohling<br />

mit einer Vickershärte von ca. 1900 HV zusammen (zum Vergleich HSS ca. 850 HV).<br />

Die Werkstoffeigenschaften sind hohe Verschleißfestigkeit und Biegefestigkeit.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

5.2 Bohrergeometrie<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 16<br />

Der Anschliff der Bohrerspitze ist von größter Bedeutung. Beim Vierflächen-Anschliff wird<br />

jede Freifläche in zwei ebene Flächen aufgeteilt. Dadurch erhält das Zentrum des Bohrers<br />

eine definierte Spitze, die ihn besser zentriert.<br />

Die Winkel an der Schneide sind der erste Freiwinkel mit 15° und der zweite Freiwinkel mit<br />

30°. Der Spitzenwinkel ist vom Bohrerdurchmesser abhängig. Für den Durchmesserbereich<br />

von 0,1 bis 3,175 mm ist er 130°. Im Durchmesserbereich ab 3,2 mm beträgt er 165°.<br />

Die Problematik bei der Festlegung von Span- und Freiwinkel an einem Bohrer zum<br />

Bearbeiten von gedruckten Schaltungen liegt in den verschiedenen Materialien, die in einem<br />

Arbeitsgang bearbeitet werden sollen. Glasfasern, Epoxidharz und Kupfer verhalten sich<br />

beim Zerspanungsvorgang völlig verschieden, so daß letztlich nur ein Kompromiß zur<br />

Einstellung der Zerspanungsparameter geschlossen werden kann.<br />

5.3 Bohrdaten<br />

Die Arbeitsbedingungen für ein Werkzeug werden im wesentlichen durch Vorschub und<br />

Schnittgeschwindigkeit bestimmt. Dabei ist die Schnittgeschwindigkeit V die Geschwindigkeit<br />

in m/min, die von den Schneidenecken in Drehrichtung erreicht wird.<br />

Unter Vorschub S (mm/U) versteht man den Weg, den der Bohrer bei einer Umdrehung ins<br />

Material eindringt (Spanabnahme pro Umdrehung) oder als Z-Achsen-Vorschub (Meter pro<br />

Minute) ausgedrückt, den Weg, den der Bohrer in einer Minute ins Material eindringt. Auf<br />

Seite 17 sind übliche Zerspanungsparameter angegeben.<br />

6 Beladen der Bohrmaschine<br />

Die Beladung der Bohrmaschine kann manuell durch eine Bedienperson oder<br />

vollautomatisch mittels Beladesystem durchgeführt werden.<br />

Beim manuellen Beladen der Bohrmaschine wird das <strong>Leiterplatten</strong>paket auf den<br />

Aufnahmeplatten des Maschinentisches registriert und der Ablauf des Bohrprogrammes<br />

durch Betätigung der Starttaste an der Bedieneinheit eingeleitet. Zur optimalen Registrierung<br />

der <strong>Leiterplatten</strong> auf dem Maschinentisch kommen folgende Aufnahmeplatten zum Einsatz:<br />

• spielfreie Zentrierung mittels pneumatischer Prisma- und Schlitzklemmung<br />

• zusätzliche Klemmung durch Pilze, die das LP-Paket auf die Aufnahmeplatten<br />

drücken (Bild 9 )<br />

• Aufnahme von Multilayer: Hierbei werden spezielle Delrin-Buchsen nach einem<br />

Rastersystem in die eigentlichen Aufnahmeplatten eingeschraubt. Danach erfolgt<br />

das Bohren der vier Aufnahmebohrungen für die Multi-layer-Stifte mit den einzelnen<br />

Bohrspindeln. Diese Methode garantiert eine optimale Position der Multilayer-Stifte<br />

und damit eine hohe Biegefestigkeit zum Leiterbild.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Bild 9: Aufnahmeplatte mit Prisma-, Schlitz- und Pilzklemmung<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 17<br />

Bei den vollautomatisch arbeitenden Bohrmaschinen erfolgt die Beladung mit Hilfe eines<br />

zusätzlich installierten Beladesystems. Hierbei unterscheidet man zwischen den zwei<br />

Ausführungsarten Autark- und In-Line-Produktion (Bild 10). Die Autark-Systeme werden in<br />

der "mannlosen Schicht" eingesetzt. Hierbei kommen Ein-Spindelmaschinen sowie Mehr-<br />

Spindelmaschinen mit zwei bis fünf Spindeln zum Einsatz. Bei den Multi-Stationsmaschinen<br />

sind drei bis sechs Ein-Spindel- oder Twin-Bohrmaschinen in einer Linie zusammengestellt.<br />

Alle Autark-Systeme stellen eine kostengünstige Lösung dar und ermöglichen eine


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Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 18<br />

schrittweise Automatisierung bei günstiger Wirtschaftlichkeit. In Bild 11 und 12 ist eine 5spindlige<br />

Bohrmaschine mit autarker Beladung dargestellt.<br />

Autark-Systeme<br />

1-Spindler<br />

2 bis 5- Spindler<br />

Multi-Stationen<br />

Beladesysteme<br />

Bohren<br />

Bild 10: Ausführungsarten von Beladesystemen<br />

In-Line-Systeme<br />

1-Spindler<br />

2 bis 5- Spindler<br />

Die In-Line-Systeme kommen bei der Produktion von großen Losgrößen zum Einsatz. Diese<br />

automatisierten Bohrmaschinen sind verkettet und werden über ein gemeinsames<br />

Zuführsystem beladen. Bei der Verkettung von Ein-Spindlern oder TWIN-Bohrmaschinen<br />

erfolgt die Beladung der LP-Pakete mit Transportsystemen von hinten in die Maschine.<br />

Dieses Prinzip zeichnet sich durch eine gute Flexibilität aus, hat jedoch Nachteile: hohe<br />

Investitionskosten und großer Platzbedarf. Eine kostengünstigere Fertigung ist dagegen bei<br />

der Verkettung von 5 bis 6-Spindlern zu erzielen. Mit diesem System ergeben sich niedrigere<br />

Investitionskosten pro Spindel bei geringerem Platzbedarf.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Bild 11: 5-spindlige Bohrmaschine mit Beladesystem<br />

Bild 12: Riemenbelader der Maschine nach Bild 11<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 3.1<br />

Seite 19


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

7 Bohren<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 20<br />

Beim Bohren bestehen die ungünstigsten Bedingungen innerhalb der spanabhebenden<br />

Verfahren. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Schnitt-verhältnissen entlang der beiden<br />

Hauptschneiden und an der Bohrerspitze.<br />

Im Zentrum ist die Schnittschwindigkeit Null, wobei der Vorschub der gleiche ist wie an den<br />

Schneidecken am Bohrerdurchmesser. Deshalb schneidet der Bohrer im Zentrum nicht, er<br />

drückt dort nur. Im Gegensatz dazu sind die Schnittverhältnisse an den Schneidecken am<br />

günstigsten. Hier ist die Schnittgeschwindigkeit am höchsten und die Schneidengeometrie<br />

wirkt sich auf den Schnitt optimal aus.<br />

Die zum Durchmetallisieren benötigte Lochwandqualität in Glas/Epoxid-Laminaten (ca. 20 -<br />

max. 40 µm Rauhigkeit) kann nur durch Bohren erreicht werden. Da der Lochdurchmesser<br />

durch die Metallisierung kleiner wird, müssen die Löcher größer als der Nenndurchmesser<br />

gebohrt werden.<br />

Beim Bohren von Mehrlagen-<strong>Leiterplatten</strong> wird wegen möglicher Harzver-schmierungen an<br />

der Schnittfläche der Cu-Innenlagen die Bohrtiefe (Paketdicke) sowie die max. Hubzahl des<br />

Bohrers im Vergleich zum Bohren der doppelseitigen <strong>Leiterplatten</strong> reduziert. Der größere<br />

Cu-Anteil bei Mehrlagen-<strong>Leiterplatten</strong> führt zu größerem Verschleiß des Bohrers<br />

(Wärmeverschleiß).<br />

Weiterhin ist eine gute Spanabsaugung erforderlich, um Spänestau und ein Überhitzen des<br />

Werkzeuges zu verhindern. Ungenügende Kühlung vermindert die Standzeit des<br />

Werkzeuges und verstärkt die Harzverschmierung an der Lochwandung.<br />

In Abhängigkeit vom Bohrerdurchmesser und Spirallänge ergibt sich die max. Bohrtiefe<br />

(Aspect Ratio) .<br />

7.1 Arbeiten mit Bohrern<br />

Folgende Aspekte sollten näher betrachtet werden, um dem Anwender zu vermitteln, wie<br />

gute Qualität beim Bohren erreicht wird:<br />

• Bohrparameter (siehe Tabelle)<br />

• Die Spirallängen sollten der Bohrtiefe angepaßt sein (Bild 13)<br />

• Die Spindel der Bohrmaschine und der Maschinentisch sollten so "schwingungsfrei"<br />

wie möglich sein.<br />

• Die Spannzange der Spindel und die Spannvorrichtung der Aufnahmeplatten<br />

müssen schmutzfrei arbeiten.<br />

Auf den Seiten 21 und 22 sind die unterschiedlichen Probleme beim Bohren, ihre möglichen<br />

Ursachen und deren Beseitigung dargestellt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Fehlersuche beim Bohren von gedruckten Schaltungen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 21<br />

Problem Mögliche Ursachen Beseitigung<br />

Ungenaue<br />

• Bohrerverlauf<br />

• Auflagematerial<br />

Bohrloch-<br />

(Holzspanplatte-Alu-minium)<br />

positionierung<br />

verwenden<br />

• Spindelverlauf ist zu groß, oder<br />

Fixierung ungenügend<br />

• Vorschub verringern<br />

• Bohrergeometrie ist ungenau • Spindel überprüfen<br />

Toleranz der Bohrerspitze<br />

prüfen<br />

Spänewicklung • ungenügende Spanabsaugung • Absaugsystem säubern und<br />

am Bohrer<br />

• Vorschub zu gering<br />

prüfen<br />

(Kupferspäne sind zu lang)<br />

• Bohrer 3,175 mm hat keine<br />

• Vorschub erhöhen<br />

Spanleitnut (Kupferspäne sind • Bohrer mit Spanleitnut<br />

zu lang).<br />

(Spanbrecher) verwenden<br />

Schlechte<br />

• Verschmierungen durch • Spanabfuhr verbessern<br />

Oberflächenqualität schlechte Spanabfuhr<br />

• Schneidkanten und<br />

• Verschmierungen durch<br />

Parameter nochmals prüfen<br />

stumpfe oder ausgebrochene • Spindelverlauf überprüfen.<br />

Schneidkanten<br />

Qualität des Laminats<br />

• Plattenmaterial ungenügend<br />

ausgehärtet<br />

überprüfen.<br />

Bohrerbruch • Späne verkleben die Spannuten • Bohrer verwenden, der für<br />

die Schnittbedingungen<br />

geeignet ist (Geometrie)<br />

• zu viel Schnittdruck<br />

• Vorschub verrringern<br />

• Spindelverlauf<br />

• Spindel auf Verlauf prüfen<br />

• Auflagematerial mit 0,3 mm<br />

• Bohrerverlauf<br />

Dicke verwenden<br />

Nagelkopfbildung • Der Bohrer ist stumpf oder • Bohrerschneidkanten auf<br />

beschädigt.<br />

Ausbrüche/Verschleiß prüfen<br />

• Vorschub reduzieren<br />

• Der Vorschub ist zu hoch. • Verweilzeit verkürzen<br />

• Verweilzeit des Bohrers in der • Schnittbedingungen auf das<br />

untersten Bohrung ist zu lang. verwendete Laminat<br />

• falsche Schnittparameter<br />

abstimmen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Problem Mögliche Ursachen Beseitigung<br />

Deformation<br />

an der Eintrittsund/oder<br />

untersten Bohrung<br />

• falsche Schnittparameter<br />

• beschädigter oder<br />

verbrauchter Bohrer<br />

• zu geringer Niederhalterdruck<br />

Harzverschmierung • zu hohe Temperatur beim<br />

Bohren<br />

Deformation der<br />

Innenlagen<br />

• Wegen schlechter Spanabfuhr<br />

erhitzen sich die Späne<br />

zwischen Bohrwand und<br />

Bohrerrücken<br />

• Laminat nicht genügend<br />

ausgehärtet<br />

• Bohrer verschlissen oder<br />

ausgebrochen.<br />

• zu hohe mechanische Kräfte<br />

während des Bohrens:<br />

a) Späne verkleben die Spannut<br />

b) Bohrer ist stumpf<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 22<br />

• Vorschub wie in der<br />

Parametertabelle empfohlen<br />

• Auflagematerial 0,3 mm dick<br />

verwenden<br />

• Niederhalterdruck auf<br />

20 kp erhöhen<br />

• Vorschub erhöhen,<br />

Schnittgeschwindigkeit<br />

reduzieren<br />

• Spanabfuhr überprüfen,<br />

Köpfchenbohrer<br />

verwenden, dadurch weniger<br />

Berührungsfläche beim Bohren<br />

• Laminat überprüfen<br />

• Bohrer auf Ausbrüche oder<br />

Verschleiß prüfen<br />

• Spanabfuhr des Bohrers<br />

verbessern<br />

• Späneförderung prüfen,<br />

• schlechter Laminatverbund Vorschub verringern<br />

Gratbildung an • Bohrerschneidkanten sind • Bohrerschneidkanten und<br />

der Eintritts- und/ ausgebrochen oder abgenutzt. Schnittbedingungen nochmals<br />

oder untersten • Vorschub zu hoch<br />

überprüfen<br />

Bohrung<br />

• Vorschub reduzieren,<br />

Auflagematerial mit 0,3 mm<br />

• Unterlagematerial zu weich Dicke verwenden<br />

• Unterlagenmaterial<br />

• zu wenig Niederhalterdruck auswechseln<br />

(Punkt 1 und 2 sind<br />

gewöhnlich die Ursache für<br />

Gratbildung an der<br />

Bohrungsoberseite, Punkt 3<br />

und 4 an der<br />

Bohrungsunterseite)<br />

• Niederhalterdruck überprüfen<br />

Ausgasung • schlechte Metallisierung • Metallisierung prüfen<br />

• rissige Oberfläche der • Problem: schlechte<br />

Bohrwandung<br />

Oberflächenqualität<br />

• falsche Schnittparameter • Parameter prüfen<br />

• Restfeuchtigkeit im Laminat • Laminat tempern


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Bild 13: Formel zur Bestimmung der Bohrtiefe<br />

7.2 Ausspänautomatik<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 23<br />

Beim Bohren von Multilayer-Schaltungen ab einer Dicke von 3 bis 4 mm und einer Bohrer-<br />

Spirallänge von 5 mm ist es wegen der besseren Späneabfuhr sinnvoll, 2 bis 3 mal<br />

auszuspänen. Hierfür ist die CNC-Steuerung mit einer speziellen Software ausgerüstet. Über<br />

die Programmierung wird die zyklische Bohrtiefe und damit die Anzahl der Ausspänungen<br />

vorgegeben. Hierbei können zwei unterschiedliche Verfahren, nämlich das Ausspänen mit<br />

Spanbrechen und das Ausspänen mit Rückhub eingesetzt werden. Beim Ausspänen mit<br />

"Spanbrechen" wird der Bohrer nach einer Bohrtiefe von etwa 5 xd ca. 0,2 mm abgehoben<br />

und dadurch der Span gebrochen (Bild 14). Dieses Verfahren ist günstiger als Ausspänen<br />

mit vollem Rückhub, da die Wärmeentwicklung im Bohrloch geringer ist und somit eine


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Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 24<br />

bessere Lochqualität erreicht wird. Das Ausspänen mit "vollem Rückhub" hat sich bei<br />

Material mit hohem Cu-Anteil und beim Bohren von Cu und Aluminium bewährt.<br />

Bild 14: Ausspänen mit Spanbrechen<br />

7.3 Tiefenbohren (Sacklochbohren)<br />

Der Bedarf an hochkomplexen, elektronischen Baugruppen führt zum vermehrten Einsatz<br />

von hochwertigen <strong>Leiterplatten</strong> mit feinsten Leiterzügen und Mikrobohrungen. Multilayer sind<br />

heute nicht nur in der High-Tech-Fertigung, sondern auch in der Massenproduktion<br />

anzutreffen. Bei derartigen <strong>Leiterplatten</strong> werden in zunehmendem Maße Sacklochbohrungen<br />

als elektrische Verbindungsbohrungen eingesetzt. Hierbei kommt es darauf an, daß eine<br />

bestimmte Innenlage von der Oberfläche der Leiterplatte mit einer hohen Tiefengenauigkeit<br />

angebohrt wird.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Bild 15: Schliffbild beim Sacklochbohren (Kontaktbohren)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 25<br />

Beim herkömmlichen Tiefenbohren ist dafür jeder Bohrkopf mit einem zweiten Meßsystem<br />

und einer Laser-Kalibrierstation ausgerüstet. Mit Hilfe des Lasers und des zweiten<br />

Meßsystems wird der Abstand zwischen Niederhalter-Unterkante und Bohrerspitze bezogen<br />

auf die ML-Oberfläche exakt gemessen. Entsprechend der Programmierung ist es somit<br />

möglich, Sacklöcher von der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche aus in der gewünschten Tiefe mit der<br />

Toleranz von ± 25 µ zu bohren.<br />

Durch die Verringerung der Leiterhöhe bei den Innenlagen werden die Multilayer in Zukunft<br />

mit immer geringerer Dicke gefertigt. Für diese neue <strong>Technologie</strong> ist die obige Toleranz<br />

nicht mehr ausreichend. Bei derartigen Multilayern wird eine Toleranz von ± 15 µ gefordert.<br />

Um diese höhere Tiefengenauigkeit unter Produktionsbedingungen sicherzustellen, wurde<br />

das Kontaktbohren entwickelt. Das Kontaktbohren arbeitet in der Weise, daß beim Auftreffen<br />

des Bohrers auf der oberen Kupferschicht ein Signal für die CNC-Steuerung erzeugt wird.<br />

Durch dieses Signal wird die Position des Bohrkopfes (Z-Achse) gespeichert und von dort<br />

aus die genaue Tiefe berechnet. Da bei diesem neuartigen Verfahren keinerlei mechanische<br />

Elemente die Tiefengenauigkeit beeinflussen, wird die Toleranz von ± 15 µ im<br />

Produktionsprozeß sicher eingehalten. In Bild 15 ist ein Schliffbild dieses neuartigen<br />

Verfahrens dargestellt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

7.4 Quickdrill<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 26<br />

Die Bohrköpfe arbeiten bei diesem Bohrverfahren mit einer Z-Achsen-Kompensation, so daß<br />

unterschiedliche Pakethöhen in kürzester Zeit automatisch gefertigt werden können. Beim<br />

ersten Aufsetzen des Niederhalters auf das <strong>Leiterplatten</strong>-Paket wird die Dicke des Paketes<br />

erfaßt und beim Bohren der weiteren Löcher durch die Software der Z-Achsensteuerung<br />

ständig kompensiert. Bei unterschiedlichen Pakethöhen wird somit nur der geringstmögliche<br />

Z-Achsenhub ausgeführt, was ein Bohren in der kürzesten Zeit ermöglicht.<br />

8 Entladen der Bohrmaschine<br />

Nachdem das Bohrprogramm mit den unterschiedlichen Bohrdurchmessern abgearbeitet<br />

wurde, erfolgt das Entladen der Bohrmaschine.<br />

Die <strong>Leiterplatten</strong>-Pakete werden bei den manuellen Bohrmaschinen dem Maschinentisch<br />

entnommen. Danach werden die Decklage entfernt und die Stifte mit Hilfe einer Handpresse<br />

aus dem <strong>Leiterplatten</strong>-Paket herausgedrückt. Anhand eines dem Auftrag zugeordneten<br />

Filmes werden die gebohrten <strong>Leiterplatten</strong> stichproben-artig und visuell auf das<br />

Vorhandensein aller Bohrungen geprüft.<br />

Bei automatischen Bohrmaschinen werden die <strong>Leiterplatten</strong>-Pakete dem Belader<br />

entnommen. Danach erfolgt ebenfalls das Entfernen der Decklage, das Entstiften und die<br />

Stichprobenkontrolle mittels Film.<br />

9 Vereinzeln der Pakete<br />

Bei den verstifteten Paketen werden die Paketierstifte mit einer Handpresse oder einer<br />

pneumatischen Entstiftmaschine aus dem Paket herausgedrückt. Die Stifte werden wieder<br />

verwendet.<br />

Bei unverstifteten Paketen werden die Klebestreifen von Hand abgezogen. Danach ist die<br />

Vereinzelung möglich.<br />

10 Qualitätssicherung<br />

Zur Qualitätssicherung der gebohrten <strong>Leiterplatten</strong> werden folgende Kontrollen ausgeführt:<br />

• Vollständigkeit aller Bohrungen:<br />

visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten<br />

• Versatz zum Aufnahmeloch / Rasternullpunkt:<br />

visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten oder


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

unter Verwendung einer Koordinatenmeßmaschine oder<br />

eines optischen Inspektionssystems<br />

• Versatz innerhalb des Bohrbildes:<br />

visuell mit Bohrkontrollfilm auf Leuchtkasten, oder<br />

unter Verwendung einer Koordinatenmeßmaschine, oder<br />

eines optischen Inspektionssystems<br />

• Gratbildung:<br />

visuelle Beurteilung, Tasten (Fühlen) mit der Fingerspitze<br />

• Lochwandung:<br />

Lochwandrauhigkeit sowie der Verschmierungsgrad und Nagelkopfbildung<br />

werden erst nach der Durchkontaktierung beurteilt<br />

• Lochwandeigenschaften:<br />

metallografischer Schliff, ggf. vorherige Metallisierung erforderlich,<br />

nur bedingt durch mikroskopische Betrachtung (Fischaugenmikroskop)<br />

• Bohrgenauigkeit der Lochposition (Positioniergenauigkeit)<br />

Bild 15: Faktoren, welche die Positioniergenauigkeit beeinträchtigen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 27


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 28<br />

Die einfachste Methode zur Überprüfung der Leiterplatte auf Vollständigkeit aller Bohrungen<br />

erfolgt mittels Film und Leuchttisch. Bei der Qualitätssicherung durch einen Scanner werden<br />

die Bohrungen automatisch auf Vollständigkeit in Verbindung mit dem Bohrprogramm<br />

kontrolliert.<br />

Die Qualität der Lochwandeigenschaft ist entscheidend für das Ergebnis der<br />

Durchkontaktierung. Die Bohrung darf für die Aufnahme der Kupferschicht weder "zu rauh"<br />

noch "zu glatt" sein. Bei üblicher Qualität ist eine Rauhtiefe von R t = 15 µm anzustreben.<br />

Dieser Wert ermöglicht eine gute Haftung in Verbindung mit einer gleichmäßigen Dicke der<br />

Kupferschicht.<br />

Bei der Prüfung der Bohrgenauigkeit werden die Lochpositionen gemessen. Um hierbei eine<br />

eindeutige Aussage zu erhalten, werden am günstigsten 100, mindestens jedoch 50<br />

Bohrungen auf das gesamte Bohrformat verteilt, gebohrt und anschließend vermessen.<br />

Hierbei ist zu beachten, daß die Testplatte beim Bohren nicht verschoben wird und nur neue<br />

Bohrer eingesetzt werden. Sinnvoll ist ebenfalls, mindestens drei Werkzeugwechsel im<br />

Testprogramm durchzuführen. Da bei dieser Maschinenprüfung jeglicher Bohrerverlauf<br />

ausgeschlossen sein muß, werden folgende Parameter zugrunde gelegt:<br />

• Bohrdurchmesser: 1,3 mm bis 2,0 mm<br />

• Spirallänge: Minimum<br />

• Material: 1 Platte FR4, beidseitig Cu-beschichtet<br />

• Deckplatte: HP oder Al<br />

• Raumtemperatur: 22°C ± 1°C (Bohren / Messen)<br />

Bei der Prüfung der Bohrgenauigkeit kommen das Linearverfahren oder firmenspezifische<br />

Prüfprogramme zur Anwendung (VDI, DGQ 3441 u. 3444). Bei allen Programmen ist zu<br />

beachten, daß große Verfahrwege zugrunde gelegt und jeweils die X- und Y-Achse<br />

positioniert werden. Nur so ist eine eindeutige Genauigkeitsprüfung der Bohrmaschine<br />

sichergestellt. Zum Vermessen der Prüfplatten können drei verschiedene Maschinenarten<br />

eingesetzt werden:<br />

• Programmier- und Meßplatz<br />

• Koordinaten-Meßmaschine<br />

• optische <strong>Leiterplatten</strong>-Meßmaschine mit graphischer Darstellung und statistischer<br />

Auswertung (Bild 16).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Bohren<br />

Bild 16: Meßprotokoll mit graphischer Darstellung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.1<br />

Seite 29


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 1<br />

Fräskonturen der Leiterplatte erfüllen verschiedene Aufgaben. Sie müssen exakt zum<br />

Druckbild hergestellt und geometrisch an das Endprodukt angepaßt werden. Hierbei wird<br />

eine hohe Genauigkeit der Außen- und Innenkontur sowie eine sehr gute Kantenqualität<br />

gefordert.<br />

Das Konturenfräsen erfordert höchste Präzision, da Bohrbild, Druckbild und Fräskontur<br />

paßgenau zueinander gefertigt werden müssen. Diese hohen Qualitätsanforderungen<br />

können nicht mit dem herkömmlichen Formstanzen, sondern nur mit CNC-Fräsmaschinen<br />

erfüllt werden. Ergänzend zu diesem Schulungsblatt wird das Blatt 3.1 „Mechanische<br />

Bearbeitung, Bohren“ empfohlen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

Schematische Inhaltsdarstellung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 2<br />

Maschinenkonzept Pkt. 1<br />

Fräsköpfe / Frässpindeln Pkt. 2<br />

Werkzeugwechsel /<br />

Fräserüberwachung Pkt. 3<br />

Aufnahmeplatten Pkt. 4<br />

Frästechnologie Pkt. 5<br />

Fräser Pkt. 6<br />

Fräsdaten Pkt. 7<br />

Tiefenfräsen Pkt. 8<br />

Kombinierte Bohr- und<br />

Fräsmaschinen Pkt. 9<br />

Qualitätssicherung Pkt. 10


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Maschinenkonzept<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 3<br />

Die CNC-Fräsmaschinen unterscheiden sich in ihrer Konzeption grundsätzlich nicht von den<br />

Bohrmaschinen. Sie sind jedoch mit speziellen Zusatzfunktionen zum Fräsen ausgestattet<br />

(Bild 1).<br />

Bild 1: CNC-Fräsmaschine mit drei Fräsköpfen<br />

1.1 CNC-Steuerung<br />

Die eingesetzten CNC-Steuerungen gewährleisten in Verbindung mit den Achsenantrieben<br />

und den linearen Meßsystemen ein schwingungsfreies Positionieren der X- und Y-Achse bei<br />

hoher Positioniergenauigkeit.<br />

Zum Konturenfräsen ist die CNC-Steuerung mit einer speziellen Software ausgerüstet und<br />

ermöglicht die Bearbeitung von:<br />

• geraden Strecken<br />

• beliebigen Diagonalen<br />

• Kreisbögen<br />

• Vollkreisen<br />

• eine Kombination von Strecken, Diagonalen und Kreisbögen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.2 Bahnfehler<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 4<br />

Der Bahnfehler ist definiert als Differenz zwischen der programmierten Fräskontur (Sollwert)<br />

und der tatsächlichen Kontur an der Leiterplatte (Istwert).<br />

Der Bahnfehler muß so klein wie möglich sein (


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

Bild 2: Fräskopf mit Einzelantrieb (Funktionsschema)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 5


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

Beim Konturenfräsen kommen folgende Spindeln zum Einsatz:<br />

2.1 Wälzgelagerte Frässpindeln:<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 6<br />

• Precise, SC 63, n = 15.000 - 60.000 U/min<br />

• Precise, SC 3063, n = 15.000 - 60.000 U/min<br />

• Precise, SC 3063 H, n = 20.000 - 80.000 U/min<br />

• Precise, SC 3163, n = 15.000 - 60.000 U/min<br />

(mit Fräserkühlung durch „Air Stream“ Funktion)<br />

2.2 Luftgelagerte Frässpindeln:<br />

• Precise, ASC 3063, n = 20.000 - 100.000 U/min<br />

• Westwind, W320, n = 15.000 - 80.000 U/min<br />

• Westwind, W1331-26, n = 20.000 - 125.000 U/min<br />

3 Werkzeugwechsel / Fräserüberwachung<br />

Um die Stillstandzeiten der Maschine zu verringern und die Produktionssicherheit zu<br />

erhöhen, wird der Multi-Werkzeugwechsel wie bei Bohrmaschinen eingesetzt (Bild 3). Als<br />

optimale Lösung hat sich hierbei der 300-fache Werkzeugwechsel bewährt. Das<br />

Werkzeugmagazin ist mit Fräsern von 0,8 bis 3,0 mm und Bohrern von 0,8 bis 6,35 mm für<br />

nichtdurchkontaktierte Durchmesser bestückt. Bei optimaler Nutzung des<br />

Werkzeugmagazins ist die Bestückung nur einmal pro Woche erforderlich (3-<br />

Schichtbetrieb).<br />

Zur Sicherung der Qualität und zur Fräserüberwachung wird wie bei Bohrmaschinen ein<br />

Lasermeßgerät für jeden Fräskopf eingesetzt (Bild 3). Dieses Meßsystem ermöglicht das<br />

berührungslose Messen von:<br />

• Fräserlänge<br />

• Fräserdurchmesser<br />

• Fräserbruch vor dem Ablegen in die Kassette


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 7<br />

Bild 3: Fräskopf mit zweitem Meßsystem, Werkzeugmagazin (links) und Lasermeßgerät<br />

(unten)<br />

4 Aufnahmeplatten<br />

Bei der beschriebenen Frästechnik ist es zwingend notwendig, daß das Fräs-paket ohne<br />

Verzug des Fräsrahmens aufgespannt wird. Hierfür sind die Aufnahmeplatten mit einer<br />

Prisma-Schlitz- und Pilzklemmung versehen. Die Besonderheit dieses Systems liegt in der<br />

Pilzspannung. Die Pilzspannung ist mit sechs pneumatischen Spannern versehen, wobei<br />

jedes Element das Fräspaket mit 400 N spannt. Bei sechs Pilzen bedeutet dies, daß das<br />

Fräspaket mit 2400 N aufgespannt wird. Dadurch ist ein Verrutschen des Paketes absolut<br />

ausgeschlossen (Bild 4).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Bild 4: Aufnahmeplatte zum Fräsen<br />

5 Frästechnologie<br />

5.1 Fräsrichtungen<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 8<br />

Beim Fräsen der Außenkontur sollte entgegen dem Uhrzeigersinn, beim Fräsen der<br />

Innenkontur im Uhrzeigersinn gefräst werden (Bild 5).<br />

Bild 5: Fräsrichtungen für Außen- und Innenkontur


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

5.2 Ausfräsen von kleinen Teilen<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 9<br />

Bei den Fräsmaschinen kann ein kurzes Abschalten des Spanabsaugung mit<br />

einprogrammiert werden. Dieses Abschalten ist kurz vor der Beendigung des<br />

Fräsdurchganges notwendig. Das Abschalten hat den Vorteil, daß die Kleinteile beim<br />

Austauchen des Fräsers vom Niederhalter nicht angesaugt werden und beim neuerlichen<br />

Eintauchen den Fräser nicht zerstören.<br />

5.3 Niederhalter zum stegfreien Fräsen<br />

Um ein stegfreies Fräsen zu gewährleisten, wird ein spezieller Niederhalter zum stegfreien<br />

Fräsen eingesetzt. Diese Funktion kann wahlweise über die Programmierung auf dem<br />

Datenträger abgerufen werden. Hierbei ist die Fräsrichtung beliebig innerhalb eines<br />

Bereiches von 360° und einer Frässtrecke von ± 5 mm programmierbar (Bild 6).<br />

5.4 Multifunktions-Niederhalter<br />

Beim Fräsen sind drei Niederhalterkräfte zum Bohren (50 bis 240 N), Konturenfräsen (5 bis<br />

50 N) und Fertigfräsen (240 N) wahlweise durch die Programmierung abrufbar. Bei der<br />

neuen Frästechnologie wird der Multifunktions-Niederhalter eingesetzt. Dieser Niederhalter<br />

ist mit einer Bürste und einem Druckring aus Teflon ausgerüstet. Über das Fräsprogramm<br />

können die Funktionen Fräsen der Innen- und Außenkonturen mittels Bürste und stegfreies<br />

Fertigfräsen durch den Teflondruckring abgerufen werden (Bild 7).<br />

Bild 6: Niederhalter zum stegfreien Fräsen (Funktionsschema)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

5.5 Verkleinern von Teilen<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

Bild 7: Multifunktions-Niederhalter<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 10<br />

Um beim Ausfräsen von kleinen Teilen eine Verstopfung des Niederhalters zu vermeiden, ist<br />

es sinnvoll, daß diese verkleinert werden. Dies wird dadurch erreicht, daß mittels einer<br />

speziellen Software Kreisscheiben, Quadrate und Rechtecke in kleine Partikel aufgefräst<br />

und über die Absaugung problemlos abgeführt werden können. Ergänzend hierzu ist jede<br />

Frässpindel direkt hinter dem Niederhalter mit einem Absaugschieber ausgestattet, so daß<br />

bei Kleinteilen eine schnelle Absaugsperrwirkung erreicht wird (siehe Punkt 5.2).<br />

5.6 Stufenfräsen<br />

Beim herkömmlichen Fräsen können kleine Durchmesser (0,8 bis 2,0 mm) nur 1-2 lagig<br />

gefräst werden. Zur Steigerung des Produktivität wurde deshalb das Stufenfräsen entwickelt.<br />

Hierbei erfolgt das Fräsen mehrmalig in verschiedenen Ebenen (Bild 8).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Bild 8: Stufenfräsen (Funktionsschema)<br />

5.7 Deck- und Unterlage<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 11<br />

Beim Fräsen wird üblicherweise ohne Deckmaterial gearbeitet. Bei empfindlichen<br />

Oberflächen kommt jedoch Deckmaterial von 0,6 bis 0,8 mm Dicke zum Einsatz. Als<br />

Unterlagenmaterial wird eine Preßspanplatte von 2,5 mm Dicke verwendet. Auf diesem<br />

Material werden alle anfallenden Frästeile bearbeitet. Bei 30 unterschiedlichen Programmen<br />

pro Tag wird das Unterlagenmaterial etwa alle 2 Tage gewechselt. Beim Konturen-Fräsen<br />

können Plattenpakete von 5 bis 6 (6,4) mm bearbeitet werden.<br />

Bei manchen Fräsaufgaben ist es empfehlenswert, eine HG-Adapterplatte zu verwenden,<br />

die mit Freifräsungen entsprechend der zu fräsenden Kontur versehen ist. Zusätzlich werden<br />

an mehreren Stellen Anschlußkanäle nach außen gefräst. Diese dienen als<br />

Luftansaugschlitze für die Absaugung der Späne.<br />

5.8 Absaugung<br />

Beim Fräsvorgang ist es sehr wichtig, daß die Späne vom Fräser abgeführt und dann sicher<br />

abgesaugt werden. Aus diesem Grund muß besonders darauf geachtet werden, daß eine<br />

gut funktionierende, leistungsstarke Absaugung vorhanden ist (80 - 100 mbar).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

6 Fräser<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 12<br />

In der <strong>Leiterplatten</strong>industrie werden hauptsächlich zwei verschiedene Typen von Fräsern<br />

verwendet:<br />

• Vollhartmetallfräser, diamantverzahnt, spiralverzahnt, mehrschneidig (Bild 9) sowie<br />

• Vollhartmetallfräser, spiralverzahnt, zweischneidig, dreischneidig (Bild 10).<br />

Zur Bearbeitung von glasfaserverstärkten <strong>Leiterplatten</strong> haben sich Fräswerkzeuge bewährt,<br />

deren Schneidengeometrie nicht nur der Bearbeitung der Glasfasern, sondern auch dem<br />

Zerspanen von Epoxidharz und Kupfer Rechnung trägt.<br />

Ausgehend von pyramidförmigen Schneidspitzen am Umfang (Diamantver-zahnung) weisen<br />

diese Fräser einen Schneidkeil mit geeignetem Spanwinkel und Freiwinkel auf und haben<br />

eine vielfache Schneidenanzahl. Durch Einschleifen einer unterschiedlichen Anzahl von<br />

rechts- und linksspiraliger Nuten entstehen am Umfang versetzt angeordnete Schneidkeile.<br />

6.1 Fräser für Folien und flexible Schaltungen sowie Teflon<br />

Diese Spezialfräser mit ein bis fünf Schneiden haben extrem scharf geschliffene Schneiden<br />

und garantieren dadurch einen sauberen und gratfreien Schnitt, wenn die zu bearbeitenden<br />

Materialien sicher gespannt sind.<br />

6.2 Handhabung von Fräswerkzeugen<br />

Vollhartmetall-Fräser sind ebenso wie Vollhartmetall-Bohrer äußerst empfindlich gegen<br />

Schlag und müssen deshalb entsprechend vorsichtig behandelt werden.<br />

Ausbrüche an den einzelnen Schneiden haben eine geringere Standzeit und eine geringere<br />

Qualität der gefrästen Teile zu Folge.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

Bild 9: Vollhartmetall-Konturenfräser mit Diamantverzahnung (Werkbild HAM)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 13


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

Bild 10: Vollhartmetall-Konturenfräser, spiralgenutet (Werkbild HAM)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 14


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

7 Fräsdaten<br />

7.1 Schnittdaten<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 15<br />

Die Schnittgeschwindigkeit (V) ist die Geschwindigkeit in m/min, die von den<br />

Umfangsschneiden in Drehrichtung erreicht wird. Unter Vorschub S (mm/U) versteht man<br />

den Weg, den der Fräser bei einer Umdrehung ins Material eindringt (Fräsweg pro<br />

Umdrehung) oder als Vorschubgeschwindigkeit ausgedrückt, den Weg den der Fräser in<br />

einer Minute ins Material eindringt.<br />

Vorschub und Schnittgeschwindigkeit beeinflussen die Kantenqualität, die<br />

Werkzeugstandzeit und die Produktivität beim Fräsen. Der Vorschub darf einen bestimmten<br />

Mindestwert nicht unterschreiten, da die einzelne Schneide sonst nicht genügend in das<br />

Material eindringen kann. Sie würde in diesem Fall nur noch schaben. Eine erhöhte<br />

Wärmeentwicklung und dadurch ein Zusammenkleben der Späne mit eventuellem<br />

Fräserbruch wären die Folge.<br />

Wird ein bestimmter Maximalwert des Vorschubes überschritten, tritt ein zu großes<br />

Biegemoment auf. Der Fräser bricht. Bei zu großem Vorschub besteht außerdem die<br />

Gefahr, daß die Spindelleistung nicht ausreicht und dadurch die Spindeldrehzahl abfällt<br />

(siehe Fräsparameter). Dies führt ebenfalls zum Fräserbruch. Die Parameter zum<br />

Konturenfräsen sind den nachfolgenden Richtwerttabellen 1 und 2 zu entnehmen.<br />

7.2 Standzeit<br />

Die mögliche Frässtrecke (Standzeit) ist abhängig von Basismaterial, Schnitt- und<br />

Vorschubgeschwindigkeit, Fräserdurchmesser, geforderter Fräskantenqualität, Werkzeug<br />

und Absaugleistung.<br />

Nachfolgend ein Beispiel zur Standzeit (FR-4 bei 4 x 1,6 mm Paketdicke):<br />

Fräsertype: 448 spiralverzahnt<br />

441 diamantverzahnt<br />

Durchmesser: 2,4 mm<br />

Parameter: 32.000 U/min<br />

26.000 U/min<br />

1,4 m/min<br />

Standzeit: > 90 m<br />

7.3 Voraussetzungen für hohe Standzeiten und Kantenqualität<br />

• einwandfreies Fräswerkzeug (ohne Beschädigung)<br />

• optimale Schnittbedingungen (Schnittgeschwindigkeit, Vorschub)<br />

• gut funktionierende Spanabsaugung (80 - 100 mbar)<br />

• sichere Fixierung des <strong>Leiterplatten</strong>paketes auf dem Maschinentisch<br />

• ausreichende Antriebsleistung und exakter Rundlauf der Frässpindel<br />

• sichere Werkzeugspannung


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 16<br />

∅ Paket- Materialtyp Fräsertyp U/min Vorschub Absaughöheleistung<br />

[mm] [mm] Glas<br />

FR4<br />

Flex Cu Teflon Multi ● Spiral ❍ K [m/min] [mbar]<br />

0.30 0.6 ❍ ❍ ❍ 426 80 0.05 - 0.1 80-100<br />

0.40 0.6 ❍ ❍ ❍ 423, 426 80 0.05 - 0.1 80-100<br />

0.50 1.0-2.0 ❍ ❍ ❍ 423, 426 75 0.05 - 0.1 80-100<br />

0.60 2.0-2.5 ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

75 0.08 -0.12 80-100<br />

0.70 2.0-2.5 ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

70 0.15 - 0.2 80-100<br />

0.80 2.5-5.5 ● 441 68 0.3 - 0.4 80-100<br />

0.80 2.5-5.5 ● 448 60 0.3 - 0.4 80-100<br />

0.80 2.0-3.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

50 0.1 - 0.15 80-100<br />

0.90 2.5-5.5 ● 441 55 0.3 - 0.5 80-100<br />

0.90 3.0-5.5 ● 448 45 0.3 - 0.5 80-100<br />

0.90 2.5-3.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

40 0.1 - 0.15 80-100<br />

1.00 2.5-5.5 ● 441 45 0.4 - 0.7 80-100<br />

1.00 2.5-5.5 ● 448 35 0.4 - 0.7 80-100<br />

1.00 2.5-3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

30 0.2 - 0.5 80-100<br />

1.10 2.5-5.5 ● 441 45 0.4 - 0.7 80-100<br />

1.10 2.5-5.5 ● 448 35 0.4 - 0.7 80-100<br />

1.10 2.5-3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

30 0.2 - 0.5 80-100<br />

1.20 3.5-5.5 ● 441 45 0.4 - 0.7 80-100<br />

1.20 3.5-5.5 ● 448 35 0.4 - 0.7 80-100<br />

1.20 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

30 0.2 - 0.5 80-100<br />

1.30 3.5-5.5 ● 441 40 0.8 80-100<br />

1.30 3.5-5.5 ● 448 30 0.8 80-100<br />

1.30 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

25 0.6 80-100<br />

1.40 4.0-5.5 ● 441 40 0.8 80-100<br />

1.40 4.0-5.5 ● 448 30 0.8 80-100<br />

1.40 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

25 0.6 80-100<br />

1.50 4.0-5.5 ● 441 40 1.0 80-100<br />

1.50 4.0-5.5 ● 448 30 1.0 80-100<br />

1.50 3.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426, 427<br />

25 0.8 80-100<br />

Richtwerttabelle 1: Parameter zum Konturenfräsen (Werkbild HAM)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 17<br />

∅ Paket- Materialtyp Fräsertyp U/min Vorschub Absaughöheleistung<br />

[mm] [mm] Glas<br />

FR4<br />

Flex Cu Teflon Multi ● Spiral ❍ K [m/min] [mbar]<br />

1.60 6.5 ● 441 40 1.0 80-100<br />

1.60 6.5 ● 448 30 1.0 80-100<br />

1.60 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

426. 427<br />

25 0.8 80-100<br />

1.70 6.5 ● 441 40 1.0 80-100<br />

1.70 6.5 ● 448 30 1.0 80-100<br />

1.70 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

25 0.8 80-100<br />

1.80 6.5 ● 441 35 1.1 80-100<br />

1.80 6.5 ● 448 28 1.1 80-100<br />

1.80 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

23 0.9 80-100<br />

1.90 6.5 ● 441 35 1.1 80-100<br />

1.90 6.5 ● 448 28 1.1 80-100<br />

1.90 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

23 0.9 80-100<br />

2.00 6.5 ● 441 35 1.2 80-100<br />

2.00 6.5 ● 448 38 1.2 80-100<br />

2.00 4.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

23 0.9 80-100<br />

2.10 6.5 ● 441 35 1.2 80-100<br />

2.10 6.5 ● 448 28 1.2 80-100<br />

2.10 6.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

23 0.9 80-100<br />

2.20 6.5 ● 441 32 1.3 80-100<br />

2.20 6.5 ● 448 26 1.3 80-100<br />

2.20 6.5 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

22 1.0 80-100<br />

2.40 8.0 ● 441 32 1.4 80-100<br />

2.40 8.0 ● 448 26 1.4 80-100<br />

2.40 8.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

22 1.0 80-100<br />

2.50 8.0 ● 441 32 1.4 80-100<br />

2.50 8.0 ● 448 26 1.4 80-100<br />

2.50 8.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

22 1.0 80-100<br />

3.00 8.0 ● 441 28 1.2 80-100<br />

3.00 8.0 ● 448 22 1.2 80-100<br />

3.00 8.0 ❍ ❍ ❍ ❍ 423, 425<br />

427<br />

18 0.8 80-100<br />

Richtwerttabelle 2: Parameter zum Konturenfräsen (Werkbild HAM)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

8 Tiefenfräsen<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 18<br />

Beim Fräsen von flexiblen Schaltungen ist es erforderlich, mit einer Tiefentoleranz von ± 50<br />

µm (von der Oberfläche aus gemessen) zu arbeiten. Aus diesem Grund ist jeder Fräskopf<br />

mit einem zweiten Linearmeßsystem ausgestattet (Bild 3). Mit Hilfe des vorher<br />

beschriebenen Lasermeßsystems wird der Abstand zwischen Niederhalter-Unterkante und<br />

Fräserspitze bezogen auf die LP-Oberfläche exakt gemessen. Der beschriebene<br />

Arbeitsablauf wird durch eine spezielle Software vollautomatisch ausgeführt und hat den<br />

Vorteil, daß auch bei unterschiedlichen Einspannlängen der Fräser, unebenen <strong>Leiterplatten</strong><br />

oder Verschleiß am Niederhalter-Andruckring die Tiefentoleranz nicht beeinflußt wird.<br />

Hierbei kommen zwei Verfahren zum Einsatz:<br />

• Tiefenfräsen ohne Nachregeln<br />

• Tiefenfräsen mit Nachregeln<br />

9 Kombinierte Bohr- und Fräsmaschinen<br />

Bei der spanenden Bearbeitung von LP kann man den Bohr- und Fräsvorgang auf einer<br />

Maschine vereinigen. Hierbei ist es möglich, die Arbeitsgänge<br />

• nur Bohren<br />

• nur Fräsen<br />

• Bohren und Fräsen<br />

durchzuführen. Bei den kombinierten Bohr- und Fräsmaschinen sind die jeweiligen<br />

Besonderheiten von Bohr- und Fräsmaschinen in einer Maschine vereinigt. Als Ergänzung<br />

ist es notwendig, daß der Niederhalter über die Programmierung auf<br />

• den Bohrdruck (große Kraft) und<br />

• den Fräsdruck (kleine Kraft)<br />

umsteuerbar ist.<br />

Die kombinierten Bohr- und Fräsmaschinen sind aufgrund der hohen Flexibilität vorwiegend<br />

bei kleineren LP-Herstellern im Einsatz. In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt<br />

werden, daß Großhersteller vom LP mit hohen Qualitätsansprüchen nicht mit diesem<br />

kombinierten Maschinen produzieren. Diese Hersteller setzen<br />

• Bohrmaschinen zum Bohren und<br />

• Fräsmaschinen zum Fräsen ein.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

10 Qualitätssicherung<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Fräsen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.2<br />

Seite 19<br />

Beim Konturenfräsen von <strong>Leiterplatten</strong> erfolgt die Qualitätssicherung durch Prüfung der<br />

Bohr- und Fräsgenauigkeit. Die Bohrgenauigkeit beträgt hierbei weniger als ± 20 µm.<br />

Folgende Parameter sind dabei zugrunde gelegt:<br />

Bohrdurchmesser: 1,3 mm bis 2,0 mm<br />

Spirallänge: Minimum<br />

Material: 1 Platte FR 4, beidseitig Cu-beschichtet<br />

Deckplatte: HP oder Al<br />

Raumtemperatur: 22 °C ± 1°C (Bohren / Messen)<br />

Bezüglich der Fräsgenauigkeit können bei FR 4 Material (1,6 mm Dicke) folgende<br />

Genauigkeiten erreicht werden:<br />

• ∅ 2,4 mm 3-lagig ± 0,05 mm<br />

• ∅ 2,4 mm 4-lagig ± 0,12 mm<br />

• ∅ 3,0 mm 4-lagig ± 0,12 mm


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 1<br />

Das Ritzen von <strong>Leiterplatten</strong> ist ein mechanisches Fertigungsverfahren zur Erzeugung von<br />

Sollbruchstellen an den Nutzenrändern von <strong>Leiterplatten</strong>.<br />

Beim Ritzen werden zwei V-förmige Nuten von oben und unten eingebracht, um später das<br />

Herausbrechen der einzelnen <strong>Leiterplatten</strong> zu ermöglichen. In diesem Schulungsblatt sind<br />

die unterschiedlichen Maschinenkonzepte, die Ausführungen der Ritzfräser und die<br />

Qualitätssicherung erläutert.<br />

4-Achsen CNC-Ritzmaschine (Funktionsschema, Werkbild ALFA)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

Schematische Inhaltsdarstellung<br />

Maschinenkonzepte Pkt. 1<br />

Ritzfräser Pkt. 2<br />

Qualitätssicherung Pkt. 3<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Maschinenkonzepte<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 3<br />

Die Kerbritzung besteht aus der Ritztiefe von oben und der Ritztiefe von unten. Der<br />

verbleibende Reststeg, auch als Bruchsteg bezeichnet, ermöglicht das spätere<br />

Herausbrechen der einzelnen <strong>Leiterplatten</strong>. Die Ritzungen können hierbei<br />

• in einer Richtung parallel oder<br />

• in zwei Richtungen um 90° verdreht (X- und Y-Achse)<br />

eingebracht werden.<br />

Beim Ritzen kommen Maschinen mit unterschiedlicher Arbeitsweise zum Einsatz:<br />

• mechanische Ritzmaschinen<br />

• CNC-gesteuerte Ritzmaschinen<br />

1.1 Mechanische Ritzmaschine<br />

Bei der mechanischen Ritzmaschine sind zwei Fräserwellen oben und unten<br />

gegenüberliegend angeordnet. Die Vollhartmetall-Ritzfräser werden durch Distanzringe auf<br />

den Wellen entsprechend dem Ritzabstand auf Position montiert. Die Ritzfräser müssen<br />

hierbei nicht nur in genauer Distanz positioniert werden, sondern auch exakt mit den Spitzen<br />

von oben nach unten zueinander fluchten. Nur so ist das spätere Brechen an den<br />

Sollbruchstellen ohne Komplikationen möglich.<br />

Die Positionierung und Fixierung der Leiterplatte erfolgt mit zwei Indexstiften, die in zwei<br />

Indexbohrungen an einer Seite der Leiterplatte eingreifen. Beim Ritzen in X- und Y-Achse ist<br />

in der Regel eine dritte Indexbohrung an einer rechtwinklig zugeordneten Seite eingebracht,<br />

worin die Leiterplatte nach der 90° Drehung nochmals eingehängt werden kann.<br />

Der Nachteil der mechanischen Ritzmaschine liegt unter anderem in sehr langen Rüstzeiten<br />

bei der Umstellung auf andere Ritzabstände (Messerabstände). Damit weist dieses<br />

Maschinenkonzept eine sehr geringe Flexibilität auf und wird heute nur noch selten<br />

eingesetzt.<br />

1.2 2-Achsen CNC-Ritzmaschine<br />

Bei diesem Maschinentyp sind zwei Ritzfräser oben und unten gegenüberliegend montiert.<br />

Der <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzen wird CNC-gesteuert zwischen den Ritzfräsern positioniert, wobei<br />

der obere und untere Ritzfräser gleichzeitig eine definierte Rille in die Leiterplatte einfräsen.<br />

Zwischen den beiden Ritzfräsern bleibt ein ungefräster Reststeg stehen (Bild 1).<br />

Über die X-Achse werden die Ritzabstände programmiert, während die Y-Achse eine<br />

Programmierung des Hubes (Plattenlänge plus Überlauf) und der Vorschubgeschwindigkeit<br />

beim Ritzen ermöglicht.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

Bild 1: Ritzprofil mit Reststeg (Werkbild L+H Maschinenbau)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 4<br />

Die Bedienungsperson erstellt an der CNC-Steuerung das Ritzprogramm für die X- und Y-<br />

Achse. Der Arbeitsablauf erfolgt dann automatisch nach dem Start der Maschine.<br />

Je nach Maschinentyp können hierbei der Ober- und Unterfräser manuell oder motorisch<br />

zueinander eingestellt werden. Die damit entstehende Reststegdicke ist von folgenden<br />

Faktoren abhängig:<br />

• Werkstoff des Basismaterials<br />

• Format der Leiterplatte<br />

• Packungsdichte der <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzen<br />

• bei der Weiterverarbeitung der <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzen eingesetzte Verfahren<br />

Die Positionierung der Leiterplatte erfolgt hierbei ebenfalls durch zwei Indexstifte und die<br />

zugehörigen Indexbohrungen in Relation zum Maschinen-Koordinaten-system.<br />

1.3 4-Achsen CNC-Ritzmaschine<br />

Bei der 4-Achsen-CNC-Ritzmaschine werden neben der programmierbaren X- und Y-Achse<br />

zusätzlich die beiden Ritzfräser CNC-gesteuert angetrieben (siehe Titelbild Seite 1). Die vier<br />

CNC-Achsen haben folgende Funktionen:<br />

• X-Achse: Zustellachse für die Ritzabstände<br />

• Y-Achse: Hubachse (Plattenlänge plus Überlauf) sowie<br />

Vorschubachse (Ritzgeschwindigkeit)<br />

• Z-Achse: Zustell- und Positionierachse für die oberen Ritzfräser


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

• A-Achse: Zustell- und Positionierachse für den unteren Ritzfräser<br />

Dieser Maschinentyp ermöglicht folgende Fertigungsverfahren (Bild 2):<br />

• unterbrochene Ritzungen („Sprung-Ritzen“) innerhalb der LP<br />

• programmierbare Dicke des Reststeges<br />

• unterschiedliche Reststegdicken auf einer Leiterplatte während eines automatisch<br />

ablaufenden Bearbeitungszyklus<br />

• unterschiedliche Ritztiefen an der Ober- und Unterseite der Leiterplatte<br />

Bild 2: Ritzprofil mit unterschiedlicher Ritztiefe (Werkbild L+H Maschinenbau)<br />

1.4 Vollautomatische 5-Achsen CNC-Ritzmaschine<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 5<br />

Dieser Maschinentyp ist mit fünf CNC-gesteuerten Achsen ausgerüstet (Bild 3) und hat<br />

neben der programmierbaren X-, Y-, Z- und A-Achse eine zusätzliche Achse zur LP-<br />

Drehung um 90°, wodurch folgende Anwendungen möglich sind:<br />

• Vollautomatisches X- und Y-Ritzen mit 90°-Drehung der LP<br />

• Positionieren der Ritzfräser von oben und unten durch Software<br />

• Programmieren der Dicke des Reststeges per Software. Änderung der Dicke von Ritz zu<br />

Ritz ist möglich. Abfallstreifen können somit beispielsweise als Teilnutzen weiter<br />

durchgeritzt werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 6<br />

• Innerhalb der LP können unterbrochene Ritzungen („Sprung-Ritzen“) hergestellt werden,<br />

damit ist eine rechtwinklige Ritzung in der LP realisierbar.<br />

• Unterschiedliche Ritztiefen auf Ober- und Unterseite sind möglich, einseitiges Ritzen ist<br />

per Software programmierbar.<br />

• Automatisches, formatabhängiges Einstellen der Indexstifte<br />

Diese CNC-Ritzmaschine kann zusätzlich mit folgenden Funktionsmodulen arbeiten:<br />

• Software-Programmierplatz: Mit dem PC kann das Ritzprogramm leicht und<br />

benutzerfreundlich graphisch erstellt werden. Durch die graphische Darstellung des<br />

Programms können Programmierfehler sofort erkannt und einfach korrigiert werden.<br />

• DNC-Betrieb<br />

• Handlingsmodule (in Horizontal- oder Magazintechnik) zum automatischen Be- und<br />

Entladen der Ritzmaschine<br />

• Schwimmend gelagerte LP-Spann- und Indexierungsvorrichtung: Die gesamte LP-<br />

Halterung ist an einem mitfahrenden Auflege-Rollentisch montiert. Dieser unterstützt die<br />

Wirkung der schwimmenden Aufhängung/Indexierung und ist Voraussetzung für ein<br />

genaues Zentrieren der LP zwischen den Fräsern. Nur so ist gewährleistet, daß dünne,<br />

krumme LP mit der geforderten Toleranz geritzt werden können.<br />

• Durch Verwendung von bürstenlosen AC-Servo-Antrieben mit Resolvern wird eine<br />

Arbeitsgeschwindigkeit bis 40 m/min erreicht.<br />

• Die hohe Flexibilität der Maschine ermöglicht eine wirtschaftliche Fertigung, auch bei<br />

kleinen bis mittleren Losgrößen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 7<br />

Bild 3: 5-Achsen-CNC-Ritzmaschine mit automatischer Be- und Entladung sowie 90°<br />

Drehung (Werkbild L+H Maschinenbau)<br />

1.5 Vollautomatische 5-Achsen CNC-Ritzmaschine mit CCD-Kamera<br />

Der zunehmende Einsatz von hochwertigen <strong>Leiterplatten</strong> mit feinsten Leiterzügen und<br />

Microbohrungen zwingt dazu, die Fertigungstoleranzen immer mehr einzuengen. Für das<br />

Ritzen bedeutet dies, daß die V-förmige Nut bei derartigen <strong>Leiterplatten</strong> exakt zum Leiterbild<br />

eingebracht werden muß. Hierzu ist der Rand des <strong>Leiterplatten</strong>-Nutzens mit<br />

Positionsmarken (Fiducials) als Bestandteil des Leiterbildes versehen. Diese werden durch<br />

eine eingebaute CCD-Kamera abgetastet und ermöglichen somit eine Achsenkorrektur. Bei<br />

dieser Funktion wird das Ritzen stiftlos durchgeführt.<br />

Bei der Achsenkorrektur wird zuerst die LP-Position ermittelt (Bild 4). Danach erfolgt die<br />

Korrektur der LP-Position (Bild 5). Die Ermittlung der Position erfolgt in drei Schritten:


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 8<br />

• Das Vakuum im Hub-/Drehkopf (i) wird eingeschaltet und hält die LP.<br />

• Der Hub-/Drehkopf fährt mit der LP nach oben und zur Ritzmaschine.<br />

• Während dieses Transports ermittelt die Kamera (k) die Lage der beiden<br />

Positionsmarken auf der Leiterplatte.<br />

Bild 4: Ermitteln der LP-Position (Funktionsschema, ALFA)<br />

Weicht die Lage der beiden Marken von der vorgegebenen Position ab, dann wird dieser<br />

Fehler wie folgt korrigiert:<br />

• Der Abweichungswinkel (ß) wird durch Drehung des Hub-/Drehkopfs ausgeglichen.<br />

• Der Versatz in X-Richung wird über die Positionierung der X-(Transfer)-Achse<br />

ausgeglichen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 9<br />

• Ein Versatz in Y-Richtung wird über das jeweilige Ritzprogramm (im „Jump-Cut“- Betrieb)<br />

ausgeglichen. Die Ritzmesser werden entsprechend des Versatzes früher oder später<br />

eingesenkt.<br />

Bild 5: Korrektur der LP-Position (Funktionsschema, Werkbild ALFA)<br />

2 Ritzfräser<br />

Beim Ritzen von <strong>Leiterplatten</strong> werden wahlweise folgende Werkzeuge eingesetzt:<br />

• Vollhartmetall-Ritzfräser unbeschichtet<br />

• Vollhartmetall-Ritzfräser beschichtet<br />

• Diamant-Ritzfräser<br />

Das häufigste Profil bei den Vollhartmetall-Ritzfräsern ist ein Spitzenwinkel von 30° mit einer<br />

Fase von 0,05 bis 0,10 mm, die ein zu schnelles Abstumpfen der Spitze verhindert. Aber<br />

auch Spitzenwinkel von 45°, 60°, 90° oder sogar 120° bzw. 140° werden eingesetzt. Die<br />

größeren Winkel dienen hierbei jedoch dem Fasen von <strong>Leiterplatten</strong>kanten mit<br />

gleichzeitigem Ritzeffekt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 10<br />

Um den Reststeg während einer bestimmten Arbeitszeit konstant zu halten, wird durch<br />

Zustellung der Werkzeuge eine Verschleißkompensation durchgeführt. Die Abstumpfung<br />

wird hierbei durch eine Beschichtung der Werkzeuge mit z.B. TiCN (Titancarbonitrid)<br />

erfolgreich verlangsamt. Diese Schicht wird mittels Ionenplattieren (PVD-Verfahren)<br />

aufgetragen und bringt eine um 50% härtere Schutzschicht auf das Hartmetall. Dadurch<br />

steigt die Härte der Oberfläche von<br />

HV 2000 auf HV 3000 an.<br />

Die Verschleißkompensation entfällt weitestgehend beim Einsatz von Diamant-Ritzfräsern.<br />

Die verwendeten Profile haben die gleichen Spitzenwinkel wie zuvor erläutert. Die Diamant-<br />

Spitze wird aber nicht von einer Fase geschützt, sondern durch einen Radius von 0,07 mm<br />

bis 0,1 mm, der das Ausbrechen der Spitze verhindert und eine exakte Bruchkante am<br />

Nutzen ermöglicht (Bild 6).<br />

Die Formstabilität der Diamant-Ritzfräser ist durch die Härte der Diamantschneide zu<br />

erklären. Sie liegt nach der Knoop-Härte bie „50“, im Vergleich zu Hartmetall ISO K 10 bei<br />

„7“. Dies erklärt auch die Formstabilität und die viel längere Standzeit der Diamant-<br />

Ritzfräser. Diese Werkzeuge haben in FR4-Basismaterial eine Standzeit von 60.000 bis<br />

80.000 m und können mehrmals nachgeschliffen werden.<br />

Bild 6 : Diamant-Ritzfräser (Werkbild LACH DIAMANT)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3 Qualitätssicherung<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Ritzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.3<br />

Seite 11<br />

Bei der Qualitätssicherung der beschriebenen CNC-gesteuerten Ritzmaschinen können<br />

folgende technische Daten zugrunde gelegt werden:<br />

Stiftabstand - 1. Ritz: min. 6 mm<br />

Parallelität Stift - Ritz:± 0,03 mm<br />

Abstand Ritz - Ritz: ± 0,03 mm<br />

Wiederholungsgenauigkeit: ± 0,03 mm<br />

Reststegdicke: programmierbar von 0,1 - 3,0 mm ± 0,03 mm<br />

Literatur:<br />

Bei diesem Schulungsblatt wurden technische Unterlagen der Firmen ALFA, LACH-<br />

DIAMANT und L+H Maschinenbau verwendet. Wir bedanken uns für die freundliche<br />

Unterstützung.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Stanzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.4<br />

Seite 1<br />

Das Stanzen von <strong>Leiterplatten</strong> ist ein klassisches Fertigungsverfahren zur Erzeugung von<br />

Löchern, Innen- und Außenkonturen bei hohen Stückzahlen und bietet die Gewähr für eine<br />

kostengünstige und rationelle Fertigung.<br />

Aufgrund der fortschreitenden Miniaturisierung der Bauteile und der damit verbundenen<br />

starken Zunahme von Kleinstbohrungen ist das Stanzen in den letzten Jahren stark zurückgedrängt<br />

worden. Es wird jedoch auch heute noch als kostengünstiges Verfahren bei <strong>Leiterplatten</strong><br />

mit geeignetem Layout und hoher Stückzahl eingesetzt.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Entscheidungskriterien Pkt. 1<br />

Arbeitsvorbereitung Pkt. 2<br />

Stanzwerkzeuge Pkt. 3<br />

Schlußwort Pkt. 4


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Entscheidungskriterien<br />

• 1.1 Material<br />

• 1.2 <strong>Leiterplatten</strong>layout<br />

• 1.3 Maßhaltigkeit / Qualität<br />

• 1.4 Stückzahl<br />

• 1.5 Termin<br />

• 1.6 Produktionseinrichtung<br />

1.1 Material<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Stanzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.4<br />

Seite 2<br />

Im Prinzip lassen sich alle bekannten <strong>Leiterplatten</strong>materialien stanzen.Phenolharz-und<br />

Epoxydharzhartpapiere in kaschierter und in unkaschierter Form werden vor dem Stanzen<br />

auf 60°C bis 80°C erwärmt, um ein Ausbrechen der Schnittkante zu vermeiden (laustanzbar).<br />

Glasfaserverstärkte Materialien werden kalt gestanzt. Bei der Werkzeugherstellung<br />

sind die Eigenschaften des zu stanzenden Materials zu berücksichtigen (Schnittspalt<br />

zwischen Stempel und Matritze). Die Materialdicke sollte 1,6 mm nicht überschreiten.<br />

1.2 <strong>Leiterplatten</strong>layout<br />

Um eine Leiterplatte stanzfähig zu machen, sollten schon bei der Layouterstellung folgende<br />

Regeln beachtet werden:<br />

• nicht geeignet für durchkontaktierte Bohrungen ( Lochwandrauhigkeit )<br />

• Abstand Leiterbahn von Kontur => 0,5 mm<br />

• Kupferfreistellung zur Außenkontur zur Vermeidung von Stanzgrat<br />

• Verhältnis Lochdurchmesser bzw. Schlitzbreite zu Materialdicke =>1:1<br />

• Vermeidung von stegartig angebundenen Ausbruchabdeckungen<br />

(Matritzenstabilität des Stanzwerkzeuges).<br />

• Eckige Innekonturen sind nur im Stanzverfahren herzustellen<br />

• Stanzen mit anschließendem Zurückdrücken ( als Deckel für Lötwelle oder<br />

Herstellung Starrflex )<br />

• Multilayer stanzen nicht empfehlenswert.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.3 Maßhaltigkeit / Qualität<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Stanzen<br />

Mittenabstände bei Komplettschnitt: +/-0,02 mm<br />

bei Folgeschnitt : +/-0,05 mm<br />

Innenkontur zu Außenkontur bei Komplettschnitt: +/-0,05 mm<br />

bei Folgeschnitt : +/-0,10 mm<br />

Leiterbahnen zu Kontur bei Komplettschnitt: +/-0,15 mm<br />

bei Folgeschnitt : +/-0,20 mm<br />

Bei Bandstahlschnitten müssen Toleranzen von +/-0,40 mm berücksichtigt<br />

werden. Diese Angaben setzen voraus:<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.4<br />

Seite 3<br />

• ∙fachlich einwandfreie Konstruktion ( Bauart ) und Anfertigung des Stanzwerkzeuges<br />

• ∙gewartetes Werkzeug<br />

• ∙geschliffenes Werkzeug<br />

• ∙geeignete Stanzmaschine<br />

• sehr gute Wiederholgenauigkeit<br />

Beim Stanzen wird nur das erste Drittel der Materialdicke "geschnitten",sodaß zwei Drittel<br />

der Materialstärke eine rauhe Oberfläche aufweisen, die Mikrorisse oder austretende Glasfasern<br />

erkennen lassen. Für Einschubtechnik und Mikroelktronik nicht empfehlenswert.<br />

1.4 Stückzahl<br />

In der Regel wird das Stanzen von <strong>Leiterplatten</strong> aus wirtschaftlichen Gründen geplant.und<br />

dem Bohren oder Fräsen vorgezogen. Um eine Amortisation der Werkzeugkosten zu erreichen,<br />

muß beispielsweise für eine Europakarte ( 160 mm x 100 mm ) eine Totalstückzahl<br />

von ca 80000 erreicht werden.<br />

1.5 Termin<br />

Für die Konstruktion und Herstellung eines Stanzwerkzeuges wird in Abhängigkeitvon Komplexität<br />

und Bauart ein Zeitraum von 5 bis10 Wochen erforderlich. Für Änderungen müssen<br />

je nach Änderungsumfang 5 bis 20 Tage angesetzt werden.<br />

1.6 Produktionseinrichtungen<br />

Stanzwerkzeuge erfordern je nach Werkzeugtyp den Einsatz in<br />

Exzenterpressen,<br />

Hydraulische Pressen,<br />

Pneumatische Pressen oder<br />

Kniehebelpressen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Stanzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.4<br />

Seite 4<br />

Bei langen Schnittkonturen können Drücke von 100 t erforderlich werden, bei Bandstahlschnitten<br />

in der Regel weniger als 2 t.<br />

2 Arbeitsvorbereitung<br />

Entsprechend der unter Pkt. 2 genannten Entscheidungskriterien wird in der Arbeitsvorbereitung<br />

das geeignete Herstellverfahren ausgewählt. In vielen Fällen sind auch Kombinationen<br />

von unterschiedlichen Bearbeitungen erforderlich oder sinnvoll.<br />

• ∙ stanzen Lochbild, stanzen Kontur<br />

• ∙ bohren Lochbild, stanzen Kontur<br />

• ∙ bohren Lochbild, ritzen , stanzen Kontur<br />

• ∙ bohren, Streifen schneiden, stanzen Kontur<br />

Bandstahlschnitte ( kostengünstig und schnell herzustellen ) werden in der Regel nur nur<br />

noch bei flexiblen Materialien ( Polyimid )eingesetzt. Bei starren Materialien kommen überwiegend<br />

Komplettschnitte und Folgeschnitte zum Einsatz.<br />

Erforderlich bei der Nutzenauslegung sind zusätzliche Referenzbohrungen, die beim Stanzen<br />

als Werkzeugaufnahme dienen und gleichzeitig einen toleranzminimierten Bezug zum<br />

Leiterbild gewährleisten.<br />

Für eilige Entwicklungsmuster sind wegen der langen Herstellungszeit des Werkzeuges und<br />

des Änderungsrisikos häufig alternative Herstellverfahren einzuplanen.<br />

3 Stanzwerkzeuge<br />

Beim Komplettschnitt erfolgt das Stanzen der Löcher und das Schneiden der Kontur in einem<br />

Arbeitsgang. Der Hauptstempel, der die Außenform der Leiterplatte schneidet, ist<br />

gleichzeitig Schnittplatte für die eingestzten Stempel Stanznadeln). Komplettschnitte benötigen<br />

eine sehr genaue Führung und werden meist in Säulenführungsgestelle eingebaut.<br />

Folgeschnitte (Säulenführungsschnitt) mit Vorlocher werden überwiegend zum Stanzen kleinerer<br />

<strong>Leiterplatten</strong>eingesetzt. Der Vortei dieser Werkzeugkonzeption besteht im Unterbringen<br />

vieler Stempel in einer Schnittplatte. Im ersten Schritt werden beim Stanzen nur bestimmte<br />

Lochgruppen bzw. Innekonturen oder je nach geforderter Lochzahl alle Löcher gestanzt.<br />

Danach wird die Leiterplatte (oder der Zuschnitt) um ein Raster verschoben und beim<br />

zweiten Hub die Kontur ausgeschnitten, wobei gleichzeitig der Lochvorgang in der nächsten<br />

Leiterplatte durchgeführt wird.<br />

Das Positionieren des Zuschnittes im Werkzeug erfolgt entweder über Einhängestifte oder<br />

mit Sucherstiften. Einhängestifte müssen fest in der Schnittplatte verankert sein. Sie sind<br />

pilzförmig gedreht und in der Herstellung und Einbau kostengünstig. Bei Folgeschnitten mit


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Stanzen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 3.4<br />

Seite 5<br />

Vorlochern genügen oftmals Einhängestifte den Anforderungen an die Zentrierung nicht.<br />

Durch ungenaues Vorschieben der Zuschnitte und durch Spiel in den Referenzlöchern können<br />

vogegebene Toleranzen nicht eingehalten werden. Diese Fehler werden beim Einbau<br />

von Sucherstiften weitgehend vermieden. Die Sucherstifte greifen beim Herunterfahren des<br />

Werkzeuges in die vorgegebenen Referenzlöcher und positionieren die Leiterplatte. Erst<br />

dann erfolgt das Stanzen.<br />

Der Einbau von Niederhaltern vermeidet die sogenannte Hofbildung um Löcher und Schlitze.<br />

Die Niederhaltekraft ist bei Hartpapieren so auszulegen, daß sie ca. 50 % der notwendigen<br />

Stanzkraft entspricht. Runde Lochstempel können gehärtet und geschliffen bezogen werden.Sie<br />

werden mit oder ohne Kopf geliefert und können mit durchlaufendem Durchmesser<br />

oder abgesetzt sein. Die Durchmesser sind nach Toleranzfeld h 6 geschliffen. Bei abgesetzten<br />

Stanznadeln wird eine Rundlaufgenauigkeit von 5 mm verlangt. Ähnliche Genauigkeiten<br />

werden bei allen anderen Stempel-Matritzen-Passungen verlangt, sodaß Schnittspalte<br />

je nach zu stanzendem Material nahezu null betragen. Als Material wird hochwertiger Cr-Ni-<br />

Stahl oder Hartmetall verwendet.<br />

4 Schlußwort<br />

Das Stanzen ist die kostengünstigste Methode der Formgebung und der Herstellung von<br />

nicht durchkontaktierten Löchern und Durchbrüchen für die Massenproduktion. Der Einsatz<br />

und die Behandlung von Basismaterialien, die Planung, Konstruktion und Herstellung von<br />

Stanzwerkzeugen sowie das Arbeiten mit Werkzeug und Stanzmaschine erfordert ein einschlägiges<br />

Fachwissen. Dieses geht bei den typischen <strong>Leiterplatten</strong>herstellern immer mehr<br />

verloren. Durch die Weiterentwichlung von Bohrmaschinen, Fräsmaschinen und Ritzmaschinen<br />

sind sehr flexible Alternativen im Einsatz. Da in der <strong>Leiterplatten</strong>industrie die innovativen<br />

Kräfte eher aus den Bereichen der Mikroelektronik mit einer zunehmenden Miniaturisierung<br />

der Bauelemente kommen, ist für die Stanztechnik eine abnehmende Bedeutung zu erwarten.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 1<br />

In der VDI/VDE-Richtlinie 3710 wird die Fertigung von <strong>Leiterplatten</strong> beschrieben. So werden<br />

u.a. die verschiedenen Herstellungsverfahren von durchmetallisierten <strong>Leiterplatten</strong><br />

erläutert. Nach der Durchkontak-tierung werden die <strong>Leiterplatten</strong> entweder in “Panel<br />

Plating“-Technik oder nach einem Photoprozeß (Imaging) in “Pattern Plating“-Technik<br />

bearbeitet, um die gewünschte Schichtdicke von galvanisch abgeschiedenem Kupfer zu<br />

erreichen. Unter Durchkontaktierung versteht man den Prozeß der Metallisierung gebohrter<br />

<strong>Leiterplatten</strong>. Dabei kommen verschiedene chemische Verfahren zum Einsatz, die im<br />

folgenden näher dargestellt werden.<br />

Multilayer nach Lötschocktest (288°C, 10 sec)


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Bohrlochreinigung (Desmear)<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 2<br />

Multilayer müssen, bevor sie durchkontaktiert werden können, einen Prozeß zur Bohrloch<br />

reinigung durchlaufen. In diesem Prozeß werden insbesondere die Innenlagen von Harzverschmierungen,<br />

die sich beim Bohren gebildet haben, befreit. Nur so ist eine einwandfreie<br />

Ankontaktierung von Innenlagen gewährleistet.<br />

Als Desmearprozess nach dem Bohren spielt heute neben dem Permanganatprozess<br />

praktisch nur noch die Plasmabehandlung ei ne Rolle. Chromsäure- bzw..<br />

Schwefelsäureverfahren werden hier deshalb nicht beschrieben.<br />

1.1 Permanganat-Prozeß<br />

Der Permanganatprozeß besteht aus 3 Schritten:<br />

1.1.1 Quellen<br />

Quellen<br />

⇓<br />

Ätzen<br />

⇓<br />

Reduzieren<br />

Das Basismaterial wird zunächst in organischen Lösungsmitteln oder wäßrigen Mischungen<br />

Anteilen an organischen Lösungsmitteln bei erhöhten Temperaturen von 50 - 80°C<br />

behandelt, um den anschließenden Angriff von Permanganat zu erleichtern. So werden<br />

Abhebungen der abzuscheidenden Kupferschicht vom Basismaterial (Pull away) vermieden.<br />

Je nach Quellprozeß wird durch diese Behandlung in Verbindung mit dem nachfolgenden<br />

Ätzschritt in Permanganat sogar eine Mikroaufrauhung des Basismaterials erreicht, was für<br />

die Haftfestigkeit des abgeschiedenen Kupfers nicht erforderlich aber zumindest vorteilhaft<br />

ist.<br />

1.1.2 Ätzen<br />

Durch Behandlung in alkalischen Permanganatlösungen (typische Arbeitsparameter: 45 g/l<br />

-<br />

MnO4 , 45 g/l NaOH; T = 60 - 80°C) werden die Bohrlöcher und insbesondere die Innenlagen<br />

oxidativ von Harzverschmierungen (Smear), die beim Bohren gebildet werden, befreit. Dabei<br />

-<br />

entsteht durch die Reduktion von Permanganat (MnO4 ) neben Braunstein (MnO2) auch


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 3<br />

2-<br />

Manganat (MnO4 ). Um die Permanganatlösungen kontinuierlich betreiben zu können,<br />

haben sich elektrolytische Regenerierungszellen durchgesetzt. In diesen Elektrolysezellen<br />

wird das Manganat wieder zu Permanganat oxidiert. Hierbei wird an der Kathode<br />

Wasserstoff gebildet, der wegen der Gefahr der Knallgasbildung abgesaugt werden muß.<br />

Aber auch bei der Verwendung von Elektrolysezellen sind die Permanganatlösungen nicht<br />

unbegrenzt haltbar. Wenn die Manganatkonzentration nicht mehr unter 25 g/l gehalten<br />

werden kann, muß ein Neuansatz erfolgen.<br />

1.1.3 Reduzieren<br />

Im nachfolgenden Reduktionsschritt wird der Braunstein zu Mn 2+ reduziert, um eine saubere<br />

Bohrlochwandung zu gewährleisten. Als Reduktionsmittel werden z.B. Mischungen von<br />

Schwefelsäure und Wasserstoffperoxid bei Raumtemperatur eingesetzt.<br />

1.2 Plasma<br />

Durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung wird in einer Gasmischung unter<br />

vermindertem Druck ein Plasma erzeugt, worin reaktive Teilchen (Ionen, Radikale etc.)<br />

enthalten sind, die mit den Teilchen der Bohrlochwand reagieren. Als Gasmischung hat sich<br />

z.B. O2/CF4 bewährt. Die jeweiligen Prozeßbedingungen hängen davon ab, ob man nur eine<br />

Bohrlochreinigung oder eine Bohrlochreinigung mit Rückätzung des Harzes (Etch back)<br />

erreichen will. Wenn mit Rückätzung des Harzes gearbeitet wird, müssen anschließend die<br />

herausstehenden Glasfasern geätzt werden.<br />

Die wichtigen Prozeßparameter sind:<br />

• Gaszusammensetzung<br />

• Gasdruck<br />

• Gasfluß<br />

• Hochfreqenz-Leistung<br />

• Prozeßzeit<br />

Nach der Bohrlochreinigung können die <strong>Leiterplatten</strong> getrocknet und gelagert werden oder<br />

die Durchkontaktierung erfolgt direkt anschließend („naß-in-naß“).<br />

Bei der Durchkontaktierung unterscheidet man heute konventionelle Verfahren, die mit<br />

Chemisch Kupfer arbeiten von den Direktmetallisierungsverfahren, bei denen auf die<br />

chemische Verkupferung verzichtet wird.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

2 Konventionelle Durchkontaktierung<br />

Die konventionelle Durchkontaktierung beinhaltet im wesentlichen folgende Schritte:<br />

2.1 Reinigen/Konditionieren<br />

Reinigen/Konditionieren<br />

⇓<br />

Mikroaufrauhen<br />

⇓<br />

Aktivieren<br />

⇓<br />

Chemisch Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 4<br />

Im Arbeitsschritt Reinigen/Konditionieren werden die Bohrloch- und Kupferober-flächen<br />

nochmals von anhaftenden Verunreinigungen befreit. Weiterhin werden die Glasfasern mit<br />

speziellen Konditionierungsmitteln belegt, um die anschließende Aktivierung und<br />

Kupferabscheidung zu gewährleisten.<br />

2.2 Mikroaufrauhen<br />

Eine kurze Behandlung in typischen Ätzreinigern (z.B.: 100 ml/l H2SO4 + 80 ml/l H2O2 oder<br />

150 g/l Natriumpersulfat + 15 ml/l H2SO4) bei RT hat sich bewährt, um eine gute<br />

Haftfestigkeit des galvanisch abgeschieden Kupfers auf der Kupfer-kaschierung bzw. den<br />

Innenlagen sicherzustellen. Typische Ätzraten liegen bei 0,5-1 µm Kupfer/min.<br />

2.3 Aktivieren<br />

Beim Aktivieren werden katalytisch wirksame Metallkeime (zumeist: Palladium) auf dem<br />

Basismaterial abgeschieden und ermöglichen so die nachfolgende chemische Verkupferung.<br />

Hier müssen kolloidale Palladium/Zinn- und ionogene Palladium-Aktivatoren grundsätzlich<br />

voneinander unterschieden werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 5<br />

Die kolloidalen Palladium/Zinn-Aktivatoren sind stark sauer (Salzsäure) und benötigen einen<br />

nachfolgenden Prozeßschritt, um das Schutzkolloid zu entfernen. Die ionogenen Palladium-<br />

Aktivatoren sind alkalisch und werden im nachfolgenden Schritt zu Palladium reduziert.<br />

2.4 Chemisch Verkupfern<br />

Beim chemisch (stromlos) Verkupfern kommen zwei Verfahrensvarianten zum Einsatz: die<br />

Dünn- und die Dickkupfertechnik. Wird die chemische Kupferschicht dünn (ca. 0,2 µm in 10-<br />

15 min.) bei 25-30 °C abgeschieden, so ist vor dem Photoprozeß eine galvanische<br />

Verstärkung erforderlich. Wird die chemische Kupferschicht in Korbtechnik dicker (ca. 1,5-5<br />

µm in 30-60 min) bei 35-45°C abgeschieden, kann auf die galvanische Verstärkung vor dem<br />

Photoprozeß verzichtet werden. Als wesentliche Bestandteile eines chemischen<br />

Kupferbades sind die folgenden zu nennen:<br />

• Kupfersalz zur Lieferung von Kupferionen<br />

• Komplexbildner (EDTA, Quadrol, Tartrat)<br />

• Reduktionsmittel (Formaldehyd)<br />

• pH-Regulatoren (z.B.: Natronlauge)<br />

• Netzmittel<br />

• Stabilisatoren (z.B.: Cyanid)<br />

Bevor die <strong>Leiterplatten</strong> nach der chemischen Verkupferung galvanisch verstärkt oder im<br />

Photoprozeß bearbeitet werden, können sie einen Anlaufschutz (z.B.: 1%-ige Citronensäure)<br />

erhalten.<br />

3 Direktmetallisierung<br />

Z. Zt. sind im wesentlichen drei Varianten der Direktmetallisierung im Einsatz, die sich durch<br />

die Art der ersten leitfähigen Schicht auf dem Basismaterial unterscheiden:<br />

• Leitfähige Polymere<br />

• Kohlenstoff<br />

• Palladium-Kolloide<br />

Perfekte Anbindung der Innenlage


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3.1 Leitfähige Polymere<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 6<br />

Die Direktmetallisierungsverfahren, die auf der Basis leitfähiger Polymere (z.B. Polypyrrol<br />

oder -thiophen) arbeiten, sind selektive Prozesse, d.h. die leitfähige Schicht wird nur dort<br />

ausgebildet, wo zuvor Braunstein durch die Reaktion des Basismaterials mit Permanganat<br />

entstanden ist.<br />

Bei der Bildung des leitfähigen Polymers aus dem jeweiligen Monomer wird Braunstein<br />

(MnO2) zu Mangan 2+ reduziert. Kupferoberflächen bleiben unbelegt, was eine gute<br />

Ankontaktierung der Innenlagen gewährleistet.<br />

Das hat allerdings auch zur Folge, daß bezüglich der metallisierbaren Kunststoffe gewisse<br />

Beschränkungen bestehen. Teflon reagiert z.B. nicht mit Permanganat, der zur Bildung der<br />

Leitfähigkeit notwendige Braunstein kann nicht entstehen.<br />

Prozeßablauf:<br />

Mikroaufrauhen<br />

⇓<br />

Reinigen/Konditionieren<br />

⇓<br />

Permanganat<br />

⇓<br />

Polymer<br />

Anschließend können die <strong>Leiterplatten</strong> galvanisch verkupfert werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3.2 Kohlenstoff<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 7<br />

Kohlenstoff wird entweder als Ruß oder Graphit eingesetzt. Der Prozeß ist nicht selektiv, d.h.<br />

der Kohlenstoff muß von den Kupferoberflächen wieder entfernt werden, damit eine<br />

ausreichende Haftfestigkeit des anschließend galvanisch abgeschiedenen Kupfers auf der<br />

Kupferkaschierung und -innenlage gewährleistet ist. Die Entfernung des Kohlenstoffs von<br />

Kupferoberflächen erfolgt mit Ätzreinigern.<br />

Reinigen/Konditionieren<br />

⇓<br />

Graphit/Kohlenstoff<br />

⇓<br />

Trocknen<br />

⇓<br />

Mikroätzen


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3.2.1 Palladium-Kolloide<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Bohrlochreinigung und<br />

Durchkontakierung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.1<br />

Seite 8<br />

Die verwendeten Palladium-Kolloide sind entweder durch Zinn(II) oder durch organische<br />

Polymere stabilisiert. Nach der Adsorption auf dem Basismaterial wird durch eine<br />

Nachbehandlung das Zinn bzw. das organische Polymer entfernt.<br />

Zur Verbesserung der Stabilität der Leitschicht wandelt ein Verfahren das Palladium der<br />

Leitschicht in Palladiumsulfid um. Dabei wird auch Kupfer in Kupfersulfid umgewandelt. Die<br />

Kupferoberflächen müssen deshalb anschließend wieder gereinigt werden, um eine sichere<br />

Kupfer-Kupfer-Anbindung zu erreichen. Im Prinzip wird eine der konventionellen<br />

Durchkontaktierung entsprechende Prozeßfolge durchlaufen:<br />

4 Umwelt und Entsorgung<br />

Reinigen/Konditionieren<br />

⇓<br />

Mikroätzen<br />

⇓<br />

Aktivieren<br />

⇓<br />

Beschleunigen<br />

Durch die Direktmetallisierungsverfahren soll insbesondere der Prozeß der chemischen<br />

Verkupferung umgangen werden.<br />

Das in den chemischen Kupferbädern enthaltene Formaldehyd steht unter dem Verdacht,<br />

ein krebserzeugendes Potential zu besitzen. Deshalb ist die Belastung durch Formaldehyd<br />

so gering wie möglich zu halten (Absaugung, Lüftung).<br />

Weiterhin muß der Komplexbildner EDTA entweder zurückgewonnen oder zerstört werden.<br />

Deshalb ist der biologisch abbaubare Komplexbildner Tartrat zukünftig vorzuziehen.<br />

Die Direct Plating-Verfahren enthalten meist nur noch im Conditioner schwache<br />

Komplexbildner, die biologisch abbaubar sind, aber in der Abwasserbehandlung eine<br />

Hydroxidfällung ausschlließen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Ammoniakalisches Atzen<br />

1.1 Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 1<br />

Das in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung am weitesten verbreitete Ätzverfahren ist das ammoniakalische<br />

Ätzen, da sowohl die mit einem metallischen Ätzresist, wie z. B. Zinn/Blei oder Reinzinn,<br />

als auch die mit Fotoresist versehenen Schaltungen geätzt werden können.<br />

Grundgleichung für die Ätzreaktion ist die Umsetzung von metallischem Kupfer und Kupfer(II)ionen<br />

zu einwertigen Kupferionen.<br />

Cu + Cu 2+ 2 Cu +<br />

Die Regeneration des Ätzmediums erfolgt durch Oxidation der Cu(I)-Ionen mit Luftsauerstoff<br />

im alkalischen Milieu wieder zu Cu(II)-Ionen, so daß die Ätzreaktion wieder von vorn beginnen<br />

kann. Durch das Einätzen von Kupfer steigt die Kupferkonzentration und damit die<br />

Dichte der Lösung. Um die Kupferionen bei pH-Werten um 8,5 in Lösung zu halten, bindet<br />

man sie mit Ammoniak im Kupfertetraminkomplex. Das konventionelle ammoniakalische<br />

Ätzmedium besteht überwiegend aus einer Ammoniumchlorid-haltigen Kupferchloridlösung.<br />

Zum Schutz der Oberfläche und zur Erhöhung der Ätzrate werden Zusätze beigefügt.<br />

Die Verwendung von Basismaterial mit dünneren Kupferkaschierungen für die Feinstleitertechnik<br />

reduziert die Gesamtmenge an abzuätzendem Kupfer, während bei der Tentingtechnik<br />

die Schichtdicke des abzuätzenden Materials um bis zu 25 µm durch chemisch und galvanisch<br />

abgeschiedenes Kupfer erhöht wird.<br />

Laminat<br />

Resist<br />

Insbesondere bei feinen Leitern ist es wichtig, daß der Ätzvorgang möglichst gerichtet abläuft<br />

und nicht zur Seite in die Flanke des Leiters. Ein quantitatives Maß für die Ätzqualität ist<br />

der Ätzfaktor, der als Quotient von Tiefenätung (V) zu Seitenätzung (X) definiert ist. Der<br />

Ätzfaktor hängt Anlagenparametern wie z. B. Sprühdruck, Düsenkonfiguration, -abstand,<br />

Oszillation und der chemischen Zusammensetzung des Ätzmediums. ab, und sollte möglichst<br />

hoch sein. Ein typischer Wert des Ätzfaktors beim ammoniakalischen Ätzen ist 1,3 bis<br />

1,5.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Metallresisttechnik<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

Prozeßablaufschema<br />

ammoniakalisches Ätzen<br />

Aufheller<br />

Spülkaskade<br />

Innenlagen<br />

Replenisher Recycling<br />

Spülkaskade<br />

Ätzresistentfernung<br />

Spülkaskade<br />

Trockner<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.2 Prozeßablauf<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

Den grundsätzlichen Verfahrensablauf zeigt umseitiges Ablaufschema.<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 3<br />

Durch den Ätzprozeß reichert sich die Ätzlösung mit Kupfer an, so daß oberhalb 160 g Cu/l<br />

mit frischer Ätzlösung verdünnt werden muß, damit sich konstante Verhältnisse einstellen<br />

können. Mit der frischen kupferfreien Ätzlösung, Replenisher genannt, werden die <strong>Leiterplatten</strong>nutzen<br />

nach dem Ätzen gespült. Die Replenisherspülung minimiert die Kupferausschleppung<br />

in das Abwasser, weil das ausgeschleppte Kupfer über die Replenisherdosierung<br />

wieder in das Ätzmedium zurückgeführt wird. Zum Teil ist es möglich, Spülwasserkonzentrat<br />

aus der Kaskade der Altätze zuzugeben, um das Abwasser zu entlasten. Da diese<br />

Verdünnung der Altätze die externe Aufarbeitung beeinträchtigt, können nur kleine Spülwasserzusätze,<br />

wenn überhaupt, zugelassen werden. Je Kilogramm eingeätztes Kupfer verbraucht<br />

man mindestens 7 l Ätzlösung.<br />

Soll als Ätzresist dienendes Zinn/Blei aufgeschmolzen werden, muß ein die Oberfläche für<br />

das Aufschmelzen vorbereitender Aufheller eingesetzt werden.<br />

Als Alternative zum konventionellen Replenisher-Ätzverfahren wird ein Recyclingverfahren<br />

für die ammoniakalische Ätze eingesetzt, bei dem man wegen der Elektrolysierbarkeit Chlorid<br />

durch Sulfat als Basisanion ersetzt. Die elektrolytische Aufarbeitung erfolgt in einer bipolaren<br />

Zelle, die durch ihren Aufbau besonders energiesparend und kompakt ist. Zwischen<br />

zwei Randelektroden, an die eine Spannung von bis zu 42 V angelegt wird, sind 15 bzw. 17<br />

Edelstahlelektroden isoliert angebracht, die im elektrischen Feld aufgrund des Zwischenleitereffekts<br />

auf der einen Seite kathodisch und auf der anderen Seite anodisch polarisiert werden.<br />

Bei der Elektrolyse mit Stromdichten von ca. 10 A/dm² scheidet sich kathodisch Kupfer<br />

in Form von Folien ab, die leicht „abgeerntet“ werden können. Die entkupferte Ätzlösung<br />

sammelt man als Regenerat und speist sie mit Hilfe der Dichteregelung wieder in das Ätzmodul<br />

ein, so daß für die Handhabung in der Fertigung, bis auf die etwas geringere Geschwindigkeit,<br />

keine Unterschiede feststellbar sind.<br />

Die entkupferte Ätzlösung sammelt man als Regenerat und speist sie mit Hilfe der Dichteregelung<br />

wieder in das Ätzmodul ein, so daß für die Handhabung in der Fertigung, bis auf die<br />

etwas geringere Geschwindigkeit, keine Unterschiede feststellbar sind.<br />

Neben der Ätzgeschwindigkeit ist die Unterätzung die für den Ätzprozeß ausschlaggebende<br />

Größe. Während des Ätzens greift das Ätzmedium das Kupfer nicht nur in der gewünschten<br />

Richtung senkrecht zur Oberfläche an, sondern ätzt auch zur Seite, was zur sogenannten<br />

Unterätzung der Leiter führt. Der Ätzfaktor, der Quotient aus Tiefen- und Seitenätzung, ist<br />

ein Maß für die Qualität des Ätzverfahrens und hängt unter anderem von den Anlagenparametern<br />

Düsenkonfiguration, Sprühdruck und -abstand, Oszillation, sowie der chemischen<br />

Zusammensetzung des Ätzmediums, aber auch dem Leiterbild ab. Beim ammoniakalischen<br />

Ätzen findet man meist einen Ätzfaktor von 1,5 (Bild).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.3 Umwelt und Entsorgung<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 4<br />

Die Aufarbeitung der ammoniakalischen Ätze erfolgt im Normalfall extern, wobei neben frischer<br />

Replenisherlösung weitere kupferhaltige Produkte hergestellt werden. Für die zentrale<br />

Verwertung ist es allerdings nötig, jährlich tausende von Tonnen verbrauchter, wassergefährdender<br />

Ätzlösung zum Teil über viele hundert Kilometer zu transportieren. Das Recyclingverfahren<br />

hat noch einen kleinen Marktanteil.<br />

Durch die Absaugung der Ätzanlage, fast immer eine horizontale Durchlaufanlage, wird beim<br />

Replenisher-Verfahren der pH-Wert von über 9 auf den Betriebswert von ca. 8,6 herabgesetzt.<br />

Dadurch findet man erhebliche Mengen an Ammoniak, die als Überschuß im Replenisher<br />

enthalten waren, im Gaswäscher der Abluft. Beim Recyclingverfahren führt man das<br />

freigesetzte Ammoniak über Injektoren in die Ätze zurück. Man erreicht durch die damit verbundene<br />

Dosierung von gasförmigem Ammoniak zum Ausgleich der Verluste eine Halbierung<br />

der Ammoniakemission gegenüber dem Replenisherverfahren. Die Gaswäscherlösungen<br />

müssen wegen der komplexbildnerischen Eigenschaften des Ammoniaks entsprechend<br />

aufwendig behandelt werden.<br />

2 Saures Ätzen<br />

2.1 Allgemeines<br />

Zum Auflösen von Metallen durch chemischen Angriff benötigt man ein Ätzmedium und einen<br />

Ätzresist, der den Teil des Produkts schützt, der nicht weggeätzt werden soll. Als Ätzresist<br />

dienen beim sauren Ätzen in der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung organische Lack- oder Fotoresistschichten,<br />

die gegen die anorganischen Ätzmedien beständig sind, aber nach dem Ätzen<br />

normalerweise wieder entfernt werden können (Strippen). Metallische Ätzresiste wie z. B.<br />

Zinn/Blei lassen sich hier nicht einsetzen. Im Gegensatz zur Innenlagenfertigung, bei der die<br />

Kupferkaschierung außerhalb des Leiterbilds, das durch den Ätzresist abgedeckt wird, abgeätzt<br />

wird, muß man bei der Tenting-Technik Kaschierung, sowie chemisch und galvanisch<br />

aufgebrachtes Kupfer durch Ätzen entfernen. Die Leiter werden dann durch ein positives Bild<br />

aus Fotoresist gegen das Ätzmedium geschützt, wobei vorzugsweise die saure Ätze eingesetzt<br />

wird.<br />

Beim sauren Ätzen dient eine salzsaure Kupferchloridlösung als Ätzmedium, das sich durch<br />

gute Steuerbarkeit und konstante Ätzrate auszeichnet.<br />

Die chemische Gleichung des Ätzvorgangs lautet hier:<br />

Cu + CuCl 2 ==> 2 CuCl<br />

Durch die Bildung von einwertigen Kupferionen sinkt die Aktivität der Ätze, die durch chemische<br />

Reoxidation mit Wasserstoffperoxid wieder regeneriert werden muß:<br />

2 CuCl + H 2 O 2 + 2 HCl ==> 2 CuCl 2 + 2H 2 O


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Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 4.2<br />

Seite 5<br />

Das Redoxpotential ist ein Maß für die Aktivität des Ätzmediums. Der normale Arbeitsbereich<br />

liegt zwischen 460 und 500 mV. Durch Zugabe von Wasser, Salzsäure und Wasserstoffperoxid<br />

in einem empirischen Verhältnis und Abfluß der überschüssigen Ätzlösung können<br />

die Verhältnisse konstant gehalten werden.<br />

2.2 Prozeßablauf<br />

Den grundsätzlichen Verfahrensablauf zeigt das umseitige Ablaufschema.<br />

Beim Ätzen in horizontalen Sprühätzmaschinen bilden sich auf der <strong>Leiterplatten</strong>oberseite<br />

durch das Ablaufen des Ätzmediums „Pfützen“, die den Zutritt frischen Ätzmediums behindern,<br />

und dadurch die Ätzrate gegenüber der <strong>Leiterplatten</strong>unterseite verringern. Diesen Effekt<br />

versucht man durch einen um ca. 0,3 bar höheren oberseitigen Sprühdruck zu kompensieren.<br />

Durch einen Redoxregler werden Dosierpumpen gesteuert, die Wasserstoffperoxid, Salzsäure<br />

und Wasser in einem empirischen Verhältnis dosieren. Um eine optimale Regelung<br />

und Chemikaliennutzung zu gewährleisten, wird die Dosierung fein verteilt und in kleinen<br />

Portionen zugegeben. Bei höherem Redoxpotential steigt zwar auch die Ätzrate, aber der<br />

Effekt ist relativ gering im Vergleich zum erhöhten Chemikalienverbrauch, da sich das Wasserstoffperoxid<br />

im Ätzmedium auch spontan zersetzt.<br />

Das Ätzmedium enthält im Normalfall mindestens einen Salzsäuregehalt von 200 ml HCl/l<br />

und einem Kupfergehalt von 100 bis 140 g/l, um bei akzeptabler Ätzrate die Chemikalien<br />

möglichst optimal zu nutzen. Die Ätzrate steigt mit zunehmender Salzsäurekonzentration um<br />

10 µm/min je 90 ml/l (33 g/l). Erhöht man die Salzsäurekonzentration über 500 ml HCl/l<br />

(halbkonzentriert) sinkt die Ätzrate wieder wegen der wachsenden Stabilität der Chorokomplexe.<br />

Besonders wichtig ist auch die Temperaturabhängigkeit der Ätzrate, die bei Standardkonzentration<br />

um ca. 28% fällt, wenn die Temperatur von 50 auf 40° C gesenkt wird.<br />

2.3 Umwelt und Entsorgung<br />

Bei Verwendung geeigneter Spülkaskaden kann der saure Ätzprozeß abwasserfrei geführt<br />

werden, weil nur so viel Spülwasser nötig ist, wie zum Ansatz der frischen Ätzlösung verwendet<br />

werden kann.<br />

Um die Emission von Salzsäuredämpfen zu reduzieren bietet es sich an, den größten Teil<br />

der Salzsäure durch Kochsalz zu ersetzen. Neben der Umweltverbesserung werden dadurch<br />

sogar noch Kosten gespart.<br />

Die konzentrierten Wasserstoffperoxidlösungen zersetzen sich leicht und spalten reaktionsfähigen<br />

Sauerstoff ab. Deshalb muß beim Umgang mit Wasserstoffperoxid auf peinlichste<br />

Sauberkeit geachtet werden, da schon durch kleine Verunreinigungen, Ätzlösung oder<br />

Schmutz, schwere Explosionen auftreten können. Selbstverständlich muß man auch<br />

Schutzbrille und Schutzhandschuhe verwenden.


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Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 6<br />

Bisher haben Recyclingtechniken für die saure Ätze nur einen geringfügigen Marktanteil.<br />

Die beim sauren Ätzen anfallenden stark salzsauren Kupferchloridlösungen können überwiegend<br />

in der chemischen Industrie als Rohstoff zur Herstellung von kupferhaltigen Produkten<br />

verwendet werden, wobei z. T. lange Transportwege zurückzulegen sind.<br />

Eine interne Entsorgung verbrauchter saurer Ätzlösungen durch Fällung als Hydroxid ist<br />

problemlos möglich, wobei die anfallenden Schlämme als Sonderabfall deponiert oder als<br />

Monoschlamm einer externen Verwertung zugeführt werden.<br />

3 Beizen<br />

3.1 Allgemeines<br />

Prozeßablaufschema<br />

Innenlagen + Tenting<br />

saures Ätzen<br />

Spülkaskade<br />

Ätzresistentfernung<br />

Spülkaskade<br />

Trocknen<br />

Zur Vorbereitung der Kupferoberflächen auf die wesentlichen Prozeßschritte wird im allgemeinen<br />

ein Beizschritt vorgeschaltet. Der Abtrag von meist 0,3 bis 2 µm Kupfer schafft eine<br />

frische, von der Vorgeschichte weitgehend unabhängige Oberfläche mit optimalen Eigen-


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Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 7<br />

schaften für nachfolgende physikalische, chemische oder elektrolytische Bearbeitungen.<br />

Zwar werden Beizen auf unterschiedlicher chemischer Basis wie z. B. Eisensalze, Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid,<br />

Kupfersalze oder Phosphor-/Salpetersäure eingesetzt, doch die<br />

größte Verbreitung hat in Deutschland die Natriumpersulfatbeize (NaPS). Entsprechend den<br />

Anforderungen der jeweiligen Anwendung findet man bei Persulfatbeizen ein breites Spektrum<br />

an Zusammensetzungen und Arbeitsparametern. Häufig werden auch von Fachfirmen<br />

bezogene Beizen eingesetzt, deren Wirkungsweise durch nicht offengelegte Zusätze verbessert<br />

worden sein soll.<br />

Auch eine elektrolytische Ätzung wird eingesetzt, die die Vorteile einer genauen Kontrolle<br />

des Abtrags und eines geringeren Abtrags in den Durchkontaktierungslöchern aufweist.<br />

3.2 Prozeßablauf<br />

Die Beizprozesse stellen zwar einen unverzichtbaren Bestandteil der Fertigungsprozesse<br />

dar, müssen aber für die jeweilige Fertigungslinie angepaßt werden. Bei einigen Prozessen,<br />

z. B. in der Durchkontaktierung, der Oxidationslinie, oder dem Leiteraufbau wird ein Reiniger<br />

bzw. Entfetter vorgeschaltet, der Fett und andere organische Rückstände, die von der Beize<br />

nicht angegriffen werden, vorab entfernt.<br />

Handelt es sich um einen sauren Reiniger kann man in der Regel das Spülwasser der Kaskade<br />

nach dem Beizen zur Versorgung der Spülkaskade nach dem Reiniger verwenden, und<br />

so ohne Qualitätseinbußen das Spülwasser doppelt nutzen. Bei alkalischen Reinigern besteht<br />

die Gefahr, daß die ausgeschleppte Alkalität zum Ausfällen von Hydroxidschlämmen in<br />

der Anlage führt.<br />

Im Folgenden sollen die Charakteristika der einzelnen Beizschritte erläutert werden:<br />

3.2.1 Beizen vor der Durchkontaktierung<br />

In der vorgeschalteten Konditionierung wurde die Oberfläche von mechanischen und organischen<br />

Verunreinigungen befreit, während in der Beize die gesamte Oberfläche der Kupferkaschierung<br />

durch einen Abtrag von meist 0,5 bis 1 µm Kupfer gereinigt und aktiviert wird.<br />

Die Konditionierung der Harz- und Glasfaserflächen in den Lochhülsen darf durch den Beizvorgang<br />

nicht beeinträchtigt werden.<br />

3.2.2 Beizen vor dem Fotoresist-Laminieren<br />

Das Beizen vor dem Laminieren von Fotoresisten, fest oder flüssig, soll die Kupferoberfläche<br />

reinigen und durch verstärkte Korngrenzenätzung strukturieren. Beim Beizen von Innenlagen<br />

trägt man meist 1 bis 2 µm Kupfer ab. Da die Kupferschicht in den Durchkontaktierungslöchern<br />

teilweise ein Minimum von 2 µm aufweist, muß beim Beizvorgang der Außenlagen die<br />

Beizrate sehr genau kontrolliert werden. Meist laminiert man die Nutzen „in line“ nach dem<br />

Beizen, wobei, bei möglichen längeren Wartezeiten, eine auf den eingesetzten Fotoresist<br />

abgestimmte Oberflächenpassivierung verwendet wird.


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3.2.3 Beizen vor der Galvanik<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 4.2<br />

Seite 8<br />

Durch die Durchkontaktierung liegen in den Lochhülsen nur sehr dünne Verkupferungen mit<br />

Schichtdicken bis herunter zu 2 µm vor. Der Abtrag beim Beizen vor der Galvanik beträgt<br />

meist zwischen 0,2 und 0,8 µm Kupfer. Der Beizschritt soll die Oberfläche aktivieren, damit<br />

bei der nachfolgenden galvanischen Abscheidung weitere Metallatome angelagert werden<br />

können.<br />

3.2.4 Beizen in der Oxidationslinie<br />

Bevor die Kupferoberfläche der Innenlagen zur Erzielung der geforderten Haftfestigkeit der<br />

Multilayer oxidiert wird, muß besonders sorgfältig gereinigt und gebeizt werden, da Reste<br />

von Verunreinigungen und ungleichmäßige Beizung eine veränderte Struktur der Oxidschicht<br />

hervorrufen.<br />

3.2.5 Beizen vor dem Heißverzinnen (HAL)<br />

Der Beizvorgang dient überwiegend der Entfernung von Oxidationsschichten, die sich beim<br />

Aushärten der Lötstoppmaske gebildet haben, und der Aktivierung der Oberfläche, um eine<br />

optimale Benetzung mit Lot zu gewährleisten.<br />

Meist stellt die Beize einen Vorbehandlungsschritt in einer Fertigungslinie dar, so daß eine<br />

direkte Weiterverwendung der aktiven Kupferoberfläche erfolgt. Die gebeizte Oberfläche ist<br />

sehr aktiv und wird leicht wieder kontaminiert, was Oberflächenuntersuchungen belegen.<br />

Ohne Passivierung der Oberfläche wird eine Wiederholung der Aktivierung schon nach ca. 4<br />

Stunden empfohlen.<br />

Prozeßablaufschema<br />

Reiniger<br />

Spülkaskade<br />

Beize<br />

Spülkaskade<br />

weitere<br />

Prozeßstufen<br />

oder Trockner


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3.3 Beizsysteme<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 9<br />

3.3.1 Die Persulfatbeize<br />

Aus Umweltgründen bevorzugt man fast immer die Natriumperoxodisulfatbeize gegenüber<br />

der Ammoniumpersulfatbeize. Die Beizrate wird hauptsächlich beeinflußt von Temperatur,<br />

Persulfatkonzentration und Kupferaufnahme, während die anderen Einflußgrößen wie z. B.<br />

Säurekonzentration nur geringere Bedeutung besitzen. Als Beiztemperatur wird maximal<br />

40°C gewählt, weil oberhalb die Selbstzersetzung überhand nimmt, aber auch tiefere Temperaturen,<br />

insbesondere Raumtemperatur, sind häufig im Einsatz. Die Persulfatkonzentration<br />

variiert zwischen 50 und 200 g/l. Wegen der Forderung der Konstanz der Beizrate wird z.<br />

T. die Beize schon nach einer Kupferaufnahme von unter 10 g/l verworfen. Bei geringeren<br />

Forderungen bzw. durch entsprechende Verfahrensanpassung kann aber auch mit einer<br />

Kupferaufnahme von mehr als 25 g/l gearbeitet werden.<br />

3.3.2 Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Beizen<br />

Bei Beizen auf der Basis Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid kommt der Stabilisierung des<br />

Wasserstoffperoxids zentrale Bedeutung zu. Die mögliche Kupferaufnahme hängt stark von<br />

der Arbeitstemperatur ab und beträgt bis zu 80 g/l, wobei die Stabilität der Beize bei sehr<br />

hohen Arbeitstemperaturen abnimmt. In der Praxis wird häufig bei ca. 45 °C gearbeitet. Bei<br />

tieferer Temperatur kristallisiert ein Teil des gelösten Kupfersulfats aus, ein Effekt, der zum<br />

Regenerieren der Beizlösung genutzt werden kann, aber auch im ungünstigen Fall zu Störungen<br />

in der Anlage führt.<br />

3.4 Umwelt und Entsorgung<br />

Bei der Entsorgung verbrauchter Beizen in der Chargenbehandlung der Abwasseranlage<br />

zerstört man üblicherweise zuerst das Restpersulfat durch Zugabe von Natriumbisulfitlösung<br />

als Reduktionsmittel. Danach erfolgt die Fällung des Kupfers. Bei Verwendung von Natronlauge<br />

zur separaten Fällung erhält man einen hochwertigeren Monoschlamm, der auch extern<br />

einer Verwertung zugeführt werden kann, während bei Verwendung von Kalkmilch die<br />

Menge des Schlamms durch mit ausgefällten Gips erheblich erhöht und die Verwertbarkeit<br />

eingeschränkt wird. Die Fällung mit Sulfid oder Organosulfid sichert die Einhaltung der Einleitegrenzwerte,<br />

auch wenn durch eigentlich zu vermeidende Vermischung Komplexbildner<br />

in die Abwasserbehandlung der verbrauchten Beizen gelangt sind. Sulfid- oder Organosulfidschlämme<br />

sind für eine Verwertung ungünstiger, so daß sie als Sonderabfall einer entsprechend<br />

ausgewiesenen Sondermülldeponie zugeführt werden müssen. Wird nicht mit Kalk<br />

gefällt, enthalten die abgeleiteten Filtrate große Mengen an Neutralsalzen, die zwar keine<br />

Gefahrstoffe darstellen, aber auch das Gewässer belasten.<br />

Einer reinen Entsorgung ist eine Metallrückgewinnung z. B. in Platten- oder Partikelelektrodenelektrolysezellen<br />

umweltmäßig vorzuziehen, bei der neben dem verwertbaren Kupferschrott<br />

größere Mengen an Abfallösungen bearbeitet und entsorgt werden. Dabei entsteht<br />

eine kleinere Menge "Galvanoschlamm" und eine große Menge neutralsalzhaltiger Konzentrate,<br />

die als Abwasser abgeleitet werden müssen.<br />

Das elektrolytische Recyclingsystem für Natriumpersulfatlösungen befindet sich in der<br />

Markteinführung. In einer sogenannten Gaslift-Zelle werden im durch eine Ionenaustau-


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Chemische und galvanische Verfahren<br />

Ätzen und Beizen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.2<br />

Seite 10<br />

schermembran abgetrennten Kathodenraum Restpersulfat und Kupfer reduziert, während im<br />

nachgeschalteten Anodenraum das Sulfat wieder zu Peroxodisulfat reoxidiert wird. Die derart<br />

regenerierte Beizlösung kann dann zur Wiederverwendung in die Fertigung zurückgeführt<br />

werden, so daß kein Schlamm anfällt.<br />

Auch aus verbrauchten Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Beizen läßt sich durch interne<br />

oder externe elektrolytische Aufarbeitung das Kupfer für eine Verwertung zurückgewinnen.<br />

Bei einer Elektrolyse vor Ort kann die entkupferte Lösung durch Nachschärfen regeneriert<br />

und in der Fertigung weiter verwendet werden.


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Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 1<br />

Die galvanotechnischen Prozesse nehmen in der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung einen<br />

bedeutenden Platz ein. An das Galvanisierverfahren werden hohe Anforderungen gestellt,<br />

wie höchste Qualität der Abscheidung, die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit.<br />

Unter der galvanischen Metallabscheidung versteht man die Abscheidung eines Metalls auf<br />

einen Basiswerkstoff aus einem Elektrolyten (wäßrige Metall-salzlösung). Dazu wird eine<br />

äußere Stromquelle benötigt. Die wichtigste Voraussetzung für die Herstellung eines<br />

festhaftenden Metallüberzuges ist eine fett- und oxidfreie Oberfläche der zu<br />

galvanisierenden Werkstücke. Dazu werden Vorbehandlungsbäder eingesetzt, die auf den<br />

Oberflächenzustand und die Eigenschaften des Werkstoffes abgestimmt sind.<br />

Die galvanischen Überzüge haben die Funktion einer leitenden Verbindung, eines Ätzresists,<br />

des Korrosions- und Verschleißschutzes sowie Kontaktschichten bei Steckerleisten.<br />

1 Grundlagen der Metallabscheidung<br />

Verschiedene Stoffe, dissoziieren in wäßriger Lösungen, d.h. sie zerfallen in Ionen. Damit<br />

sind sie dann in der Lage, den elektrischen Strom zu leiten. Sie werden als Leiter 2. Klasse<br />

bezeichnet.<br />

Bei einer Elektrolyse wird der Strom über die Elektroden zugeführt. Die Elektroden sind stets<br />

Leiter 1. Klasse. Unterschieden wird in die Kathode(-), die die Elektronen zuführt, und der<br />

Anode(+), die sie wieder abzieht.<br />

Legt man an die Elektroden eine Spannung an, so entsteht zwischen beiden Elektroden ein<br />

elektrisches Feld und an den Phasengrenzen Elektroden/Elektrolyt findet eine<br />

elektrochemische Reaktion statt.<br />

Die positiv geladenen Kationen wandern zur Kathode (negativer Pol) und die Anionen zur<br />

Anode (positiver Pol). An der Kathode findet eine Aufnahme von Elektronen statt.<br />

Zum Beispiel elektrolysieren wir eine Kupfersulfatlösung:<br />

Cu ++ + 2 e → Cu<br />

Einen solche Vorgang bezeichnet man als Reduktion.


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Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 2<br />

An der Anode, zu der die SulfatIonen wandern, erfolgt eine Abgabe von Elektronen, also<br />

eine Oxidation.<br />

SO 4 2- → SO 3 + 2 e + 1 / 2 O 2<br />

SO 3 + H 2O → H 2SO 4<br />

Primärvorgang<br />

Sekundärvorgang<br />

Die Elektrolyse ist ein Redoxvorgang bestehend aus Reduktion und Oxidation und diese<br />

Entladung der Ionen wird als der Primärvorgang bezeichnet. Die weiteren Reaktionen der<br />

entladenen Teilchen sind von der Natur der Stoffe und der Bedingungen abhängig.<br />

Man bezeichnet die nächsten Schritte als Sekundärvorgänge.<br />

Durch M. Farraday (1791-1867) wurden in den Jahren 1833 und 1834 die quantitativen<br />

Zusammenhänge aufgeklärt. Mittels Versuchsreihen stellte er fest, daß zwischen der<br />

abgeschiedenen Stoffmenge und der benötigten Stoffmenge<br />

(gleich dem Produkt aus Stromstärke und Zeit) Proportionalität besteht.<br />

Das 1. Farradaysche Gesetz lautet :<br />

Die abgeschiedene Stoffmenge m ist proportional der StromstärkeI I und der<br />

Zeit t, die durch den Leiter geflossen ist.<br />

m = k ∗∗∗∗ I ∗∗∗∗ t<br />

Um die Konstante k zu bestimmen, leitete er die gleiche Strommenge durch verschiedene<br />

Elektrolytlösungen, die hintereinandergeschaltet wurden. Dabei beobachtete er, daß die<br />

abgeschiedenen Mengen unterschiedlich groß waren.<br />

Bei Division mit der Äquivalentmasse (= Molmasse/Ladungsänderung) erhielt er aber stets<br />

die gleiche Anzahl Grammäquivalente.<br />

Das 2. Farradaysche Gesetz lautet daher:<br />

Durch gleiche Stoffmengen werden stets äquivalente Stoffmengen aus verschiedenen<br />

Elektrolyten abgeschieden.


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Beispiel:<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 3<br />

Wieviel Gramm Kupfer erhält man, wenn ein Strom von 3 Ampere 2 Stunden durch eine<br />

Kupfersulfatlösung fließt?<br />

I ∗ t = 3 ∗ 2 Ah = 6 Ah<br />

Die Äquivalentmasse des Kupfers beträgt<br />

A = M//2 = 63,54 : 2 g/val = 31,77 g/val<br />

F = 26,8 Ah/val<br />

I ∗ t ∗ A<br />

m= --------------<br />

F<br />

3,0 ∗ 2 ∗ 31,77<br />

m = -------------------------- ∗ g = 7,11 g<br />

26,8<br />

Es wurden 7,11 g Kupfer abgeschieden.<br />

2 Kupfer<br />

Die galvanische Metallabscheidung von Kupfer dient zur Verstärkung des Leiterbildes und<br />

der Durchkontaktierung.<br />

2.1 Galvanische Vorverkupferung:<br />

Die Anschlagverkupferung des im chemischen Kupferbades aufgebrachten<br />

Durchkontaktierung ist zu dünn. Deshalb wird diese Kupferschicht unmittelbar nach dem<br />

letzten Spülgang des Vorverkupferungsprozesses in Schwefelsäure dekapiert und darauf<br />

unmittelbar elektrolytisch auf > 5 µm verstärkt.<br />

Die Dekapiersäure erfüllt zwei Aufgaben, sie neutralisiert die vorher in alkalischen,<br />

stromlosen Kupferbad behandelte Leiterplatte und stellt die Oberfläche auf den pH-Wert des<br />

nachfolgenden sauren, galvanischen Kupferbades ein. Außerdem werden die durch den im<br />

Spülwasser gebundenen Sauerstoff entstandenen Oxide restlos entfernt.


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Prozessablauf:<br />

− Dekapieren<br />

30 s, Schwefelsäure, 5 %ig<br />

− galvanische Vorverkupferung<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 4<br />

Handelsüblicher schwefelsaurer Elektrolyt (Kupfersulfat, Schwefelsäure, Netzmittel,<br />

organische chem. Glanzzusätze verbessern die Einebnung und Schichtdickenverteilung).<br />

Temperatur 18 - 30 ° C<br />

Stromdichte 0,5 - 3 A/dm 2 ,<br />

Horizontal - Anlagen, > 6 A/dm 2<br />

Abscheidegeschwindigkeit<br />

8 - 100 µm/h<br />

2.2 Galvanische Leiterbildverstärkung<br />

Die Vorbehandlung der <strong>Leiterplatten</strong>oberflächen vor diesem Prozeßschritt ist sehr wichtig.<br />

Sie ist von entscheidender Bedeutung damit eine gleichmäßige Kupfer-abscheidung erzielt<br />

wird und die Haftfestigkeit zum Substrat gewährleistet ist.<br />

Die Sollschichtstärke liegt zwischen 15 - 35 µm.<br />

Prozeßschritte:<br />

− Entfetten<br />

saures, handelsübliches Entfettungsmittel<br />

− Spülen<br />

− Kupferaktivierung<br />

Natriumpersulfat 20% ig, Schwefelsäure 5% ig<br />

− Spülen/Dekapieren<br />

− Galvanischer Leiteraufbau<br />

handelsüblicher, schwefelsaurer Kupferelektrolyt<br />

− Spülen


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Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

Nachfolgeprozeßschritte a) Zinn und Zinn/Blei - Leiteraufbau<br />

Umwelt und Entsorgung<br />

b) Blei als Ätzresist<br />

c) Nickel als Ätzresist<br />

d) Ni/Au als Endoberfläche<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 5<br />

Die Metallrückgewinnung aus Spülwässern, Halbkonzentraten und Konzentraten durch die<br />

Fällung als Hydroxide sollte sortenrein erfolgen. Dabei führt die Fällung der Metalle als<br />

Hydroxide nicht zwangsläufig zu einem Filtrat, dessen Metallkonzentration den<br />

vorgegebenen Grenzwert unterschreitet.<br />

In der <strong>Leiterplatten</strong>technik kommen Komplexbildner zum Einsatz und so ist häufig die<br />

Fällung mit Natriumsulfid erforderlich.<br />

Das Lösen der Hydroxide/Sulfide in Schwefelsäure und die anschließende Verwertung durch<br />

die elektrolytische Metallgewinnung ist möglich.<br />

In vielen Fällen ist die sortenreine Ausfällung nicht möglich, so daß Mischschlämme<br />

vorliegen. Spezialisierte Verwerter nehmen auch derartige Schlämme zur Rückgewinnung<br />

entgegen, wenn die entsprechenden Metalle in ausreichender Konzentrationen vorliegen.<br />

Das heißt, die Wirtschaftlichkeit des Verwertungsverfahrens ist ein wichtiger Aspekt.<br />

Die unmittelbare Elektrolyse von sortenreinen flüssigen Konzentraten und Halbkonzentraten<br />

in der Fertigung bietet sich ebenfalls an.<br />

3 Die galvanische Verzinnung<br />

In der modernen <strong>Leiterplatten</strong>fertigung ist die galvanische Verzinnung, bzw. sind Zinn/Blei-<br />

Legierungsüberzüge unverändert hoch in ihrer Bedeutung.<br />

So übernehmen diese Überzüge unterschiedliche Funktionen als:<br />

− Ätzresist, während der Fertigung der Leiterplatte<br />

− Lötoberfläche, bei der metallurgischen Verbindung der Lötflächen der Leiter-platte mit<br />

den Bauelementen, also dem Weichlötprozeß<br />

So bestimmmen z.B. bei der Substraktiv-Technik die Prozeßvarianten und die gewünschten<br />

Endeigenschaften der <strong>Leiterplatten</strong> die Auswahl der galvanischen<br />

Verzinnungsprozesse.


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3.1 Glanzzinnüberzüge<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 6<br />

Es werden Glanzzinnüberzüge bevorzugt, die aus sauren Elektrolyten auf Sulfatbasis direkt<br />

abgeschieden werden. Hierbei sind spezielle Glanzzusätze erforderlich. Das sind Additive,<br />

bestehend aus organischen Verbindungen und einem nichtionischen Netzmittel.<br />

Glanzzinnüberzüge haben auch nachteilige Eigenschaften, wie:<br />

Whiskerbildung, das ist ein Einkristallwachstum bis zu einer Größe, daß sich sogar auf<br />

<strong>Leiterplatten</strong> Kurzschlüsse bilden können. Aber durch geringe Bleianteile in der<br />

abgeschiedenen Schicht kann dieses Phänomen verhindert werden.<br />

Die abgeschiedenen Zinnschichten stehen bei unterätzten Leiterzügen dachförmig über und<br />

können so leicht abbrechen. Damit besteht die Gefahr, daß sie durch Flitterbildung<br />

Kurzschlüsse verursachen.<br />

Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche:<br />

Zinn-II-Gehalt ca. 20 g/l<br />

freie Schwefelsäure ca. 190 g/l<br />

Grundzusatz ca. 30 g/l<br />

Badtemperatur 10-25 °C (18°C)<br />

kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />

anodische Stromdichte


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 7<br />

Nach der galvanischen Abscheidung müssen die Überzüge einem Wärmeprozeß, dem<br />

Aufschmelzen, unterzogen werden, damit sich das eutektische Zinn-Blei-Gefüge bildet. Das<br />

Aufschmelzen erfolgt durch Infrarotöfen oder durch unmittelbaren Kontakt mit Heißöl.<br />

Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche für einen fluoridhaltigen Elektrolyten:<br />

Bleigehalt 11 g/l<br />

Zinn-II-Gehalt 24 g/l<br />

Gesamtmetallgehalt 35 g/l<br />

Verhältnis Blei : Zinn 1 : 2,18<br />

freie Fluorobosäure 50 ml/l<br />

Borsäure 10 g/l<br />

Grundzusatz 15 ml/l<br />

Glättungszusatz 5 ml/l<br />

Stabilisator 10 ml/l<br />

Arbeitstemperatur 20-30°C<br />

kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />

Abscheidungsrate bei 2A/dm² 1 µm/min<br />

Beispiel für Konzentrations - und Arbeitsbereiche für einen fluoridfreien Elektrolyten:<br />

Zinn-II-Gehalt 16-24 (18) g/l<br />

Blei 7-11 (8) g/l<br />

Verhältnis von Blei : Zinn<br />

Zinnanteil 60% 1 : 2,2<br />

Zinnanteil 70% 1 : 3,0<br />

Säurekonzentration 120-180 (150) g/l<br />

Zusatz 15-25 (20) g/l<br />

Badtemperatur 20-30 (25) °C<br />

kathodische Stromdichte 1-4 (2) A/dm²<br />

Abscheidegeschwindigkeit<br />

bei 2 A/dm² ca. 1 µm/min<br />

4 Die galvanische Bleibeschichtung<br />

Die galvanische Bleibeschichtung wird sowohl für die Metallresisttechnik als auch zum<br />

Verbleien als Zwischenschicht unmittelbar vor der Zinn-Blei-Legierungselektrolyse<br />

eingesetzt.<br />

Dieser Arbeitsschritt ist dann als eigenständige Taktstelle in den Prozeß eingefügt.<br />

Der Bleiüberzug als Ätzresist wird mit ca. 5 - 7µm Schichtstärke aufgebracht und muß eine<br />

feinkristalline und porenfreie Schichtauflage haben. Damit wird ein Durchätzen der<br />

Leiterstrukturen vermieden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Konzentrations- und Arbeitsbereiche<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

Blei 20-225 g/l<br />

Säurekonzentrat 120-180 g/l<br />

Bleibadzusatz 12 (15-25)ml/l<br />

Arbeitstemperaturr 20-30 °C<br />

Kathodische Stromdichte 0,5-5 A/dm²<br />

Stromausbeute 100 %<br />

Das Ablösen (Strippen) der Bleischichten erfolgt in Sprühanlagen.<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 8<br />

Zur Abscheidung dünner Bleischichten und einer kathodischen Stromdichte bis ca. 1,5<br />

A/dm² sind Bleigehalte von 25 g/l die Regel. Höhere Kathodenstromdichten von bis zu 4-5<br />

A/dm² und Bleigehalten bis zu 200 g/l werden bei der Abscheidung dicker Bleischichten<br />

erforderlich.<br />

Die <strong>Technologie</strong> der dünneren Bleiüberzüge als Zwischenschichten unter Zinn-Blei-<br />

Schichten verbessert die Belegungsstärke von kritischen Zonen der Lochgeometrie nach<br />

dem Umschmelzprozeß mit Zinn-Blei-Schichten. Hier besteht die Gefahr, daß durch<br />

übermäßiges "Abfließen" der flüssigen Zinn-Blei-Schmelze sehr dünne Schichten entstehen<br />

und ein später in Erscheinung tretendes Benetzungsproblem beim Weichlöten entstehen<br />

läßt. Durch die dünne Bleizwischenschicht bleibt eine ausreichend dicke Zinn/Blei-Schicht in<br />

den kritischen Zonen erhalten. Die Lötbarkeit im späteren Lötprozeß wird auch mit lange<br />

gelagerten <strong>Leiterplatten</strong> sichergestellt.<br />

Eine Bleibeschichtung von ca. 1 - 3 µm unter der Zinn/Blei-Schicht ist ausreichend.<br />

Umwelt und Entsorgung<br />

Das Zinn läßt sich nur teilweise elektrolytisch aufarbeiten. Die Rest-konzentrationen müssen<br />

mit Natronlauge, Kalkmilch oder Sulfid gefällt werden.<br />

Das Blei kann sehr gut, bis auf eine geringe Restkonzentration, durch Elektrolyse<br />

zurückgewonnen werden.<br />

Das Zinn bleibt dabei in Lösung und wird im allgemeinen dann gefällt.<br />

5 Galvanisches Vernickeln<br />

Im Bereich der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden galvanische Nickelelektrolyte überwiegend für<br />

die Abscheidung von Zwischenschichten eingesetzt. Aber auch als Ätzresist werden<br />

Nickelbeschichtungen noch verwendet, die im Anschluß nach dem Ätzen verzinnt werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 9<br />

Nach dem Abscheiden der Nickelzwischenschicht erfolgt dann ein Überzug von Silber oder<br />

Gold für Steck- oder Schaltkontakte. Hier werden an die Nickel-beschichtung bezüglich der<br />

physikalischen Eigenschaften bestimmte Anforderungen gestellt, wie z.B. die Härte. Die<br />

Nickelzwischenschichten müssen<br />

duktil sein und einen relativ gleichmäßigen Überzug bilden. Bei der galvano-technischen<br />

Lotdepottechnik wird verschiedentlich mit Nickelschichten gearbeitet.<br />

Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche<br />

Nickel 45-80 (65) g/l<br />

Chlorid 8-12 (10) g/l<br />

Borsäure 35-45 (40) g/l<br />

kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />

Abscheidegeschwindigkeit<br />

bei 2 A/dm² ca. 0,4 µm/min<br />

Badtemperatur max. 30 °C<br />

pH-Wert 3,8-4,2 (4)<br />

6 Galvanisches Vergolden<br />

Galvanische Goldschichten werden als Überzug der Steckerleisten von <strong>Leiterplatten</strong><br />

aufgebracht. Hier stehen schwachsaure Elektrolyte zur Verfügung, die alkalisch<br />

verarbeitbaren Fotoresist nicht angreifen. Es werden aber auch schwach alkalische<br />

Elektrolyte auf Sulfitbasis eingesetzt. Eine generell zu beachtende Problematik bei der<br />

galvanischen Vergoldung aus sauren Elektrolyten ist die Gefahr der Einwirkung des<br />

Wasserstoffs auf den Resist. Bei einer Stromausbeute von bis zu 60% kann der Wasserstoff<br />

den Resist besonders an den Flanken der Leiter einwirken. So wird die Haftung zum<br />

Substrat vermindert. Die Stromausbeute bei schwach alkalischen Elektrolyten liegt nahe<br />

100%.<br />

Die Qualität der Goldüberzüge wird in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung anhand funktioneller<br />

Kriterien bewertet. So ist z.B. eine Härte von 130-180 HV 0,05 bei einer ausreichenden<br />

Duktilität anzustreben. Entsprechend der geforderten Schaltleistungen werden die<br />

Goldschichtdicken aufgalvanisiert. Der spezifische elektrische Widerstand der Goldschicht<br />

ist ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche eines sauren Goldelektrolyten:<br />

Goldgehalt 11 g/l<br />

Dichte des Elektolyten 24 g/l<br />

pH-Bereich 3-5<br />

Betriebstemperatur 20-30 °C<br />

kathodische Stromdichte 1,5-2 A/dm²<br />

anodische Stromdichte 150 HV) werden geringe Mengen von<br />

Cobalt, Nickel, Eisen oder Arsen in die abgeschiedenen Schichten eingebaut.<br />

Beispiel für Konzentrations- und Arbeitsbereiche eines alkalischen Goldelektrolyten:<br />

Goldgehalt 11-13 (12,3) g/l<br />

pH-Bereich 9-10 (9,5)g/l<br />

Badtemperatur 45-55 (50)°C<br />

Natriumsulfitgehalt >40 g/l<br />

kathodischer Stromdichtebereich 0,1-0,5 (0,3) A/dm²<br />

anodischer Stromdichtebereich max. 0,2 A/dm²<br />

Abscheidegeschwindigkeit<br />

z.B. bei 0,3A/dm² 0,19 µm/min<br />

Härte der Goldschicht 130-170 HV 0,05<br />

Reinheit des Goldüberzuges ca. 99,90% Au<br />

Spezifischer elektrischer Widerstand<br />

der Goldschicht<br />

bei 0°C 3,0 µΩ ∗ cm<br />

bei 50°C 3,4 µΩ ∗ cm<br />

1 HV = Härte Vickers


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 11<br />

Die Goldüberzüge werden aus z.B. Gründen der besseren Verschleißfestigkeit auf<br />

Nickelzwischenschichten abgeschieden. Fast alle Metalle haben die Eigenschaft, daß sie<br />

sich an der Luft sofort mit Oxidschichten überziehen. Entsprechende Vorbehandlungsmittel<br />

sorgen dafür, daß die gebildeten Metalloxide entfernt werden.<br />

Die Unternickelung von Goldüberzügen (wie auch Silberüberzügen) ist so reaktiv, daß sich<br />

schon beim Spülen passivierende Schichten bilden können. Diese Passivschichten<br />

vermindern die Haftung der galvanischen Goldüberzüge.<br />

In diesen Fällen hat sich eine saure Vorvergoldung als sehr wirksam erwiesen. Diese Bäder<br />

haben nur einen geringen Metallgehalt und sauren Charakter, was beim Badprozeß einen<br />

reduzierend wirkenden Wasserstoff zur Reaktivierung der Nickelschichten erzeugt. Die<br />

erneute Passivierung wird duch eine


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Umwelt und Entsorgung<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Galvanische Verfahren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.3<br />

Seite 12<br />

Verständlicherweise werden die Edelmetalle Gold und Silber schon lange elektrolytisch<br />

zurückgewonnen. Wegen des hohen Metallwertes ist eine solche Maßnahme wirtschaftlich.<br />

So werden zahlreiche, in ihrer Konstruktion unterschiedliche Zellen zur<br />

Materialrückgewinnung eingesetzt. Auch die Entfernung von Edelmetallspuren aus<br />

Spülwässern mit Ionenaustauschern ist Stand der Technik.<br />

Wegen des Cyanidgehalts der meisten Edelmetallelektrolyte erfolgt eine strikte Trennung<br />

von den meist sauren Lösungen der anderen Metalle.<br />

Bei der Abwasserbehandlung zerstört man zunächst das Cyanid oxidativ, wobei zunehmend<br />

chlorfreie Oxidationsmittel eingesetzt werden, um die Bildung von AOX zu vermeiden,<br />

Der Begriff AOX kennzeichnet einen Summenparameter und steht für "adsorbierbare<br />

organische Chlorverbindungen". Diese Verbindungen können entstehen, wenn bei der<br />

Behandlung von Abwasser, das organische Substanzen enthält, diese durch chlorhaltige<br />

Oxidationsmittel chloriert werden.<br />

Quellenangaben:<br />

− Handbuch der <strong>Leiterplatten</strong>technik. G. Herrmann, K. Egerer<br />

− Arbeitsmappe Leiterplatte, Schlötter<br />

− Unterlagen der Firma Ato-Tech


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Metallresiststrippen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.4<br />

Seite 1<br />

Bei der klassischen Metallresist-Technik werden nach der Kupferverstärkung die Leiter auf<br />

den Außenlagen mit Metallresisten elektrolytisch beschichtet, die üblicherweise aus Zinn<br />

oder Zinn/Blei-Legierung bestehen. Auch Nickel-/Gold-Schichten können zum Einsatz kommen,<br />

verbleiben aber generell nach dem Ätzvorgang auf der Oberfläche.<br />

Im Falle einer Heißverzinnung als Endoberfläche sollte Zinn als Ätzresist eingesetzt werden,<br />

da es nach dem Ätzvorgang gestrippt wird. Im Falle einer Zinn/Blei-Oberfläche (aufgeschmolzen<br />

oder nicht aufgeschmolzen) muß Zinn/Blei als Ätzresist eingesetzt werden, da es<br />

nach dem Ätzvorgang auf dem Kupfer verbleibt. Bei der aufgeschmolzenen Oberfläche erfolgt<br />

anschließend der Aufschmelzprozeß.<br />

Die handelsüblichen Stripper sind in der Lage Zinn und Zinn/Blei von der Kupferoberfläche<br />

zu entfernen, wobei es sehr wichtig ist, daß die intermetallische Phase, die sich zwischen<br />

Kupfer und dem Metallresist gebildet hat, vollständig entfernt wird.<br />

1 Schematischer Prozeßablauf<br />

Ätzen<br />

Spülen<br />

Metallstripper<br />

Spülen<br />

Anlaufschutz<br />

Trocknen


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2 Prozeßablauf<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Metallresiststrippen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.4<br />

Seite 2<br />

Nach dem Ätzen des Leiterbildes wird in horizontalen, hintereinander geschalteten Anlagen<br />

gespült und der Metallresist gestrippt. Moderne Stripper arbeiten nicht mehr auf Wasserstoffperoxid-<br />

oder auf Fluorid-, sondern auf Salpetersäurebasis. Teilweise werden Einstufen-<br />

Stripper, teilweise zweistufige Stripper eingesetzt, wobei im letztgenanntem Fall die 1. Stufe<br />

Zinn bzw. Zinn/Blei ablöst. Die 2. Stufe entfernt die intermetallische Phase.<br />

Durch vorhandene Inhibitoren wird das Kupfer nicht oder nur gering angegriffen. Nach dem<br />

intensiven Spülprozeß muß die gereinigte Kupferoberfläche gegen anschließende Oxidationen<br />

geschützt werden. Das kann durch eine Behandlung mit Zitronen- bzw. Weinsäure geschehen<br />

oder durch organische Schutzschichten.<br />

Die zur Verfügung stehenden Stripper arbeiten teilweise kontinuierlich, teilweise diskontinuierlich.<br />

Bei einer kontinuierlichen Arbeitsweise wird in Abhängigkeit vom Durchsatz frische<br />

Stripperlösung zudosiert. Überschüssige Stripperlösung läuft mit einem konstanten Metallgehalt<br />

ab. Der Prozeß ist stabil und zeigt gleichmäßige Strippraten.<br />

Bei einem diskontinuierlichen Chargenbetrieb reichert sich das zu strippende Metall im Stripper<br />

langsam an. Die Stripperlösung wird bei Erreichung eines Maximalwertes (z.B. 180 g<br />

Metall/l) abgelassen, die Maschine gesäubert und wieder mit neuer Stripperlösung befüllt.<br />

Die Strippraten verändern sich je nach Metallkonzentration.<br />

Neben Metallresiststrippern, die auf Wasserstoffperoxid-, Fluorid- bzw. Salpetersäurebasis<br />

arbeiten, gibt es ein Verfahren, das auf Salzsäurebasis unter Einsatz von Kupferchlorid arbeitet<br />

(Elget-Verfahren).<br />

3 Umwelt und Entsorgung<br />

Die mit Metall angereicherten Stripper (150 - 180 g/l) werden gesammelt und in der Regel<br />

einer externen Entsorgungsfirma zugeführt. Hier erfolgt die Aufarbeitung der Stripperlösung,<br />

indem die Metalle gefällt und von der Säure getrennt werden.<br />

Bei dem Umgang mit salpetersäurehaltiger Stripperlösung sind die Vorschriften für den Umgang<br />

mit Säuren zu beachten. Die Bearbeitungsmaschinen für den Strippvorgang müssen<br />

hermetisch dicht sein und sind derart abzusaugen, daß ein leichter Unterdruck in den Anlagen<br />

entsteht.<br />

Vor dem Einsatz der Stripperlösungen müssen die technischen Datenblätter aufmerksam<br />

gelesen werden. Das Bedienungspersonal ist entsprechend den gesetzlichen Vorschriften<br />

zu schulen und einzuweisen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Oxidation von Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.5<br />

Seite 1<br />

Der hier beschriebene Oxidationsprozeß soll die Haftung zwischen der Kupferoberfläche einer<br />

strukturierten Innenlage und dem Prepreg bei der Multilayer-Herstellung verbessern<br />

(siehe hierzu VDI/VDE-Richtlinie 3710 Blatt 3/Seite 7). In einigen Fällen wird dieser Prozeß<br />

auch vor dem Aufbringen des Lötstopplackes vorgenommen, wenn besondere Anforderungen<br />

an die Haftung des Lötstopplackes auf dem Leiterbild gestellt werden. Diese verbesserte<br />

Haftung wird durch eine oxidative Vorbehandlung der Kupferoberfläche erreicht, bei<br />

der es zu einer Oberflächenvergrößerung durch die Bildung von Oxidschichten kommt.<br />

Durch eine stark alkalische Natriumchloritlösung bei erhöhter Temperatur kommt es zur Bildung<br />

von Kupfer (I)- und Kupfer (II)-oxiden, die nach folgender Gleichung abläuft:<br />

1. Stufe: 2 Cu + NaClO2 ⇒ Cu2O + NaClO<br />

2. Stufe: Cu2O + NaClO2 ⇒ 2 CuO + NaClO<br />

Bild 1


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Oxidation von Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.5<br />

Seite 2<br />

Je nach Verfahrensablauf und nach der Behandlungszeit bildet sich zunächst Kupfer (I)-<br />

Oxid, das eigentlich rot ist. Im weiteren Verlauf geht dieses Kupfer (I)-Oxid in Kupfer (II)-<br />

Oxid über, wobei die typische tief schwarze Farbe entsteht. Mit längerer Verweilzeit im Oxidationsbad<br />

geht die Oberflächenfarbe von rot über in bronze → braun → schwarz.<br />

Bei hohen Temperaturen und hoher Alkalität bilden sich bevorzugt Schwarzoxidschichten mit<br />

langen feinen Kristallen, die unerwünscht sind. Hierbei kommt es bei der Weiterverarbeitung<br />

zum Abbrechen dieser Kristalle und zu einer reduzierten Haftfestigkeit. Die beste Haftung<br />

zwischen Prepreg und Kupfer wird bei dunkelbraunen knospigen Oberflächen erzielt. Eine<br />

exakte Prozeßführung ist unbedingt erforderlich.<br />

Als Überwachung hat sich die Schälkraft- und die Schichtgewichts-Messung bewährt. Üblicherweise<br />

werden bei der Schichtgewichts-Messung Werte von 20 - 40 mg/dm² erreicht.<br />

Hierbei wird die Gewichtszunahme durch die Oxidation gemessen.<br />

Bei der Schälkraft-Messung wird die Abzugskraft gemessen, die für die Trennung einer oxidierten<br />

Cu-Folie von einer Harzoberfläche erforderlich ist. Üblich sind Werte von 1,3 N/mm.<br />

Der Prozeß wird in konventionellen Vertikalanlagen in Korbtechnik oder in Horizontalanlagen<br />

durchgeführt.<br />

1 Schematische Darstellung (Beispiel)<br />

Reinigen/Entfetten 30 - 50 °C → Pkt. 3.1<br />

⇓<br />

Spülen RT → Pkt. 3.2<br />

⇓<br />

Beizen 20 - 40 °C → Pkt. 3.3<br />

⇓<br />

Spülen RT → Pkt. 3.4<br />

⇓<br />

Oxidieren 60 - 70 °C → Pkt. 3.5<br />

⇓<br />

Spülen RT → Pkt. 3.6<br />

⇓<br />

(Warmspülen) 50 - 60 °C → Pkt. 3.7<br />

⇓<br />

Trocknen 60 - 80 °C → Pkt. 3.8


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2 Prozeßablauf<br />

2.1 Reinigen/Entfetten<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Oxidation von Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.5<br />

Seite 3<br />

Zur Vorbehandlung der Kupferoberflächen werden alkalische oder saure Reiniger eingesetzt,<br />

die durch entsprechende Zusätze entfettende Wirkung haben.<br />

2.2 Spülen<br />

Intensives Spülen z.B. in einer Spülkaskade bei Raumtemperatur.<br />

2.3 Beizen<br />

Um eine mikrorauhe Kupferoberfläche zu erzeugen, wird ein Ätzreiniger auf Basis<br />

Na2S2O8/H2SO4 oder H2O2/H2SO4 eingesetzt.<br />

2.4 Spülen<br />

Intensives Spülen mittels Spülkaskade bei Raumtemperatur.<br />

2.5 Oxidieren<br />

Häufig wird noch eine alkalische Vortauchlösung vorgeschaltet, um die sauren Reste des<br />

Ätzreinigers vollständig zu entfernen und das Hauptbad zu schützen. Die exakte Einhaltung<br />

der vom Lieferanten vorgeschriebenen Prozeßparameter (Temperatur, Verweilzeit, Konzentrationen)<br />

ist für eine gleichmäßige Oxidbildung unabdingbar. Typische Konzentrationen<br />

können 120 g/l NaClO 2 und 20 - 40 g/l NaOH sein.<br />

2.6 Spülen<br />

Intensives Spülen zur Entfernung der alkalischen Lösungen von der Oxidoberfläche.<br />

2.7 Warmspülen<br />

Zur Verbesserung der Spülwirkung auf der Oberfläche empfehlen einige Lieferanten einen<br />

letzten Spülschritt mit warmen Wasser.<br />

2.8 Trocknen<br />

Durch das sofortige Trocknen der Zuschnitte erhält man eine gleichmäßige, fleckenfreie<br />

Oberfläche.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3 Reduktion der Kupferoxidschicht<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Oxidation von Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.5<br />

Seite 4<br />

Nach der Verpressung der so hergestellten Innenlagen entsteht ein Multilayer, der eine gute<br />

Haftung zwischen Harz und Kupferoberfläche zeigt. Allerdings ist das aufgebrachte Kupferoxid<br />

gegen saure Lösungen nicht ausreichend beständig und wird bei den nachfolgenden<br />

chemischen Prozessen (Desmearing, Durchmetallisierung) angegriffen. Der Angriff erfolgt<br />

von der Bohrwandung her und löst das Kupferoxid auf, so daß es zu einer Zerstörung des<br />

Haftungsverbundes zwischen Harz und Kupferoberfläche kommt. Dabei wird das dunkle<br />

Kupferoxid aufgelöst, und es kommt zu einer hellen, rötlichen Aufhellung um Bohrungen<br />

herum (Rotring/pink ring).<br />

Im Bereich von umlaufend ca. 30 µm pink ring-Breite besteht keine Gefahr für die einwandfreie<br />

Bildung einer Durchmetallisierung. Bei größeren, flächenförmigen Oxidzerstörungen<br />

entsteht ein mikroskopisch kleiner Spalt, in den Lösungsreste hineinlaufen und dort verbleiben.<br />

In solch einem Fall entstehen Unterbrechungen der Durchmetallisierungshülse (wedge<br />

voids), die die Funktionsfähigkeit einer Schaltung erheblich beeinflussen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Oxidation von Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.5<br />

Seite 5<br />

Abhilfe schafft hier eine dünne Oxidschicht (kleine Angriffsfläche) oder eine chemische bzw.<br />

elektrolytische Reduktion des aufgebrachten Kupferoxides, da es deutliche Unterschiede<br />

zwischen der Säurebeständigkeit von Kupfer (I)- und Kupfer (II)-Oxid gibt. Kupfer (I)-Oxid ist<br />

weniger empfindlich gegen einen Säureangriff, so daß eine Reduktion des gebildeten Kupfer<br />

(II)-Oxides zu Kupfer (I)-Oxid sinnvoll ist.<br />

3.1 Reduktionsverfahren<br />

3.1.1 Dimethylaminoboran<br />

Üblicherweise erfolgt die chemische Reduktion mittels Dimethylaminoboran, das sich langsam<br />

bei der Arbeitstemperatur von 25 °C - 35 °C unter Abgabe von Wasserstoff zersetzt.<br />

Aufgrund dieser Unbeständigkeit erhöht sich der Chemikalieneinsatz und damit die Kosten.<br />

3.1.2 Natriumdithionit<br />

Bei einer Temperatur von 30 - 40 °C und einem pH-Wert von 7 - 8,5 wird mittels Natriumdithionit<br />

das Kupfer(II)-oxid reduziert.<br />

3.1.3 Elektrochemische Reduktion<br />

Hierbei handelt es sich um ein relativ kostengünstiges Verfahren, bei dem in horizontaler<br />

Fahrweise in wässrigem Medium unter Gleichspannung eine Reduktion des Kupfer(II)-oxids<br />

vorgenommen wird.<br />

3.1.4 Niederdruckplasma-Verfahren<br />

Als Reduktionsmittel wird Wasserstoffgas eingesetzt.<br />

Bei der Reduktion wird die Mikrostruktur der Oxidschicht nicht verändert, allerdings wird die<br />

Schälkraft und damit die allgemeine Haftung auch reduziert. Aus diesem Grund ist sorgfältig<br />

abzuwägen, ob eine Reduktion sinnvoll ist.<br />

Speziell der stark salzsaure Palladium/Zinn-Aktivator bei der chemischen Durchkontaktierung<br />

greift die Oxidschicht an und erzeugt einen pink ring. Beim Einsatz von alkalischen<br />

Prozeßlösungen bei der Durchkontaktierung ist dieser Rotring-Effekt nicht festzustellen.<br />

In Europa hat sich das Dimethylaminoboran, trotz seiner hohen Toxizität durchgesetzt. In<br />

den USA wird eine Nachbehandlung der Kupfer(II)-oxidschicht praktiziert, bei der ein Mikroätzschritt<br />

unter Einsatz von Ethylendiamintetraacetat (EDTA) vorgenommen wird. Die Oberfläche<br />

wird dadurch weiter vergrößert, und es kommt zu einer verbesserten Harzhaftung.<br />

Säure kann nicht eindringen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

4 Umwelt und Entsorgung<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Oxidation von Kupfer<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.5<br />

Seite 6<br />

Chlorite sind starke Oxidationsmittel, die entsprechend den Herstellerangaben gelagert,<br />

transportiert und verarbeitet werden müssen. In Verbindung mit der Natronlauge entsteht eine<br />

stark alkalische, stark oxidierende Lösung, die nur von geschulten und unterwiesenen<br />

Mitarbeitern verarbeitet werden darf. Bei der Entsorgung erfolgt eine Zerstörung des Chlorites<br />

durch Bisulfit und anschließender Neutralisation.<br />

ACHTUNG: Kommt Natriumchlorit mit Säuren in Verbindung, so entsteht spontan Chlorgas.<br />

Die flüssige Lösung von Dimethylaminoboran ist kühl zu lagern. Bei der Zersetzung, die<br />

temperaturabhängig ist, entsteht Wasserstoffgas. Die Vorschriften im Umgang mit diesem<br />

hoch toxischen Stoff sind unbedingt zu beachten. Die verbrauchte Lösung wird bei einem<br />

pH-Wert von 6 - 14 unter Rühren mit Natriumhypochlorit zerstört, wobei es zur Erhöhung der<br />

adsorbierbaren, organischen Halogenverbindungen (AOX) kommt, und normal innerhalb der<br />

Abwasseranlage behandelt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />

Endschichten<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.6<br />

Seite 1<br />

Durch die Miniaturisierung von <strong>Leiterplatten</strong> werden an die Bestückung und Verbindungstechnik<br />

immer höhere Anforderungen gestellt. Die SMD (Surface Mounted Device)-Technik<br />

erfordert eine hohe Planarität der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche. Diese Forderung ist mit konventionellen<br />

Verfahren wie galvanische Abscheidung oder HAL (Hot Air Levelling) zur Zinn/Blei-<br />

Beschichtung kaum zu erfüllen. Die chemische Nickel/Gold-Abscheidung ist wesentlich<br />

gleichmäßiger, wobei die Schichten gut löt- und bondbar sind. Nach dem Leiterbildaufbau<br />

wird entweder das gesamte Leiterbild oder, nach dem Auftragen einer Lötstoppmaske, nur<br />

die Bohrlöcher und SMD- bzw. Bondpads vernickelt und vergoldet.<br />

Kantenbelegung mit Zinn/Blei (HAL)<br />

Kantenbelegung mit Nickel/Gold


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Prozeßablauf<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />

Endschichten<br />

Die chemische Nickel/Goldabscheidung umfaßt im wesentlichen 5 Prozeßstufen:<br />

1.1 Reinigung<br />

Reinigen<br />

⇓<br />

Mikroätzen<br />

⇓<br />

Aktivieren<br />

⇓<br />

Chemisch Nickel<br />

⇓<br />

Sudgold<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.6<br />

Seite 2<br />

Die Kupferoberflächen werden von anhaftenden Verunreinigungen befreit und benetzt.<br />

1.2 Mikroätzen<br />

Eine Behandlung in Ätzreinigern hat sich bewährt, um eine gute Haftfestigkeit der abgeschieden<br />

Nickel/Goldschicht auf Kupfer zu gewährleisten. Für gewöhnlich werden 1-2 µm<br />

Kupfer geätzt.<br />

1.3 Aktivieren<br />

Die Aktivierung der Kupferoberflächen für die nachfolgende chemische Vernickelung erfolgt<br />

in sauren Pd(II)-Lösungen durch Zementation (Ladungsaustausch). Die Palladiumionen<br />

werden auf den Kupferoberflächen reduziert, wobei Kupferionen in Lösung gehen. So wird<br />

eine für die chemische Vernickelung katalytisch wirksame Schicht von Palladium auf Kupfer<br />

ausgebildet.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.4 Chemisch Nickel<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />

Endschichten<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.6<br />

Seite 3<br />

Die chemisch abgeschiedene Nickelschicht enthält 8-10 Gew.-% Phosphor, da die Reduktion<br />

der Nickelionen mit Hypophosphit erfolgt. Der Phosphorgehalt der Schicht und die Abscheidungsgeschwindigkeit<br />

des Bades (10-15 µm/h) lassen sich über die Regelung von<br />

Temperatur (80-90 °C) und pH-Wert (4,8-5,3) konstant halten.<br />

1.5 Sudgold<br />

Die Vergoldung erfolgt bei 70-90 °C über eine Zementation ausschließlich auf Nickel. So<br />

wird eine gleichmäßige Goldschicht mit einer Dicke von maximal 0,15 µm abgeschieden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Löt- und bondfähige Nickel/Gold-<br />

Endschichten<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.6<br />

Seite 4<br />

Die REM-Aufnahmen bei 1000- und 2000-facher Vergrößerung zeigen die Topographie der<br />

Oberfläche und die Flankenbelegung bis zum Basismaterial.<br />

2 Umwelt und Entsorgung<br />

Goldverluste durch Ausschleppung aus dem Sudgoldbad werden durch Rückführung aus einer<br />

nachfolgenden Standspüle minimiert. Aus nachfolgenden Spülstufen werden Goldreste<br />

durch Ionenaustauscher zurückgewonnen. Gold aus verbrauchten Bädern wird aufgearbeitet.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Fotoresiststrippen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.7<br />

Seite 1<br />

Zur Strukturierung des Leiterbildes werden Flüssig- und Trockenresiste eingesetzt, die heute<br />

in wässrig-alkalischen Medien entwickel- und strippbar sind. Aufgrund der Gesetzgebung<br />

sind die früher zum Einsatz gekommenen Fotoresiste, die mit Lösungsmittel (1.1.1. –<br />

Trichlorethan) entwickelt und gestrippt (Methylenchlorid) wurden, vom Markt verschwunden<br />

und haben praktisch keine Bedeutung mehr.<br />

Da Trockenfilmresiste zu ca. 60 % aus hydrophilen/polaren Bindemitteln bestehen, können<br />

sie in ionischen Medien, wie z.B. Kalium- bzw. Natriumhydroxid-Lösungen gestrippt werden.<br />

Die Stripplösung diffundiert in den Resist und quillt das polymerisierte Netzwerk an.<br />

1 Schematischer Prozeßablauf (Beispiel)<br />

2 Prozeßablauf<br />

⇓<br />

Alkalischer Stripper<br />

⇓<br />

Sprüh-Spülen<br />

⇓<br />

Sprüh-Spülen<br />

KOH-Lösung 2,0 %<br />

50 - 70 °C<br />

Zur Entfernung des polymerisierten Resistes wird vorzugsweise mit einer 2,0 bis 2,5 %igen<br />

KOH-Lösung gearbeitet, die über Sprühdüsen auf die Oberfläche aufgebracht wird. Da der<br />

Resist sich nicht löst, sondern nur quillt, sind entsprechende Sprühdüsen und Sprühdrücke<br />

erforderlich, damit die Fladen von der Oberfläche entfernt werden.<br />

NaOH liefert bei gleicher Konzentration deutlich gröbere Strippfladen. Eine Erhöhung der<br />

Laugenkonzentration verringert zwar die Strippzeit, vergrößert aber die Strippfladen.<br />

RT<br />

RT


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Typisches Strippverhalten<br />

2 %<br />

2 %<br />

4 %<br />

Zeit<br />

(Sekunden)<br />

87<br />

72<br />

69<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Fotoresiststrippen<br />

NaOH KOH<br />

Partikelgröße<br />

ca. 5 mm<br />

∼ 10 mm<br />

∼ 15 mm<br />

Zeit<br />

(Sekunden)<br />

84<br />

77<br />

56<br />

Partikelgröße<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.7<br />

Seite 2<br />

ca. 3 mm<br />

ca. 4 mm<br />

ca. 5 mm<br />

Die Strippzeiten werden stark beeinflußt von den Resistdicken, dem Polymerisationsgrad,<br />

der Höhe des Galvanoaufbaus und den Leiterabständen.<br />

Die üblicherweise eingesetzten horizontalen Durchlauflinien haben zur Entfernung der<br />

Strippfladen Band- oder Cyclonfilter.<br />

3 Umwelt und Entsorgung<br />

Die anfallende Mischung aus Stripplösung und Spülwässer kann über Ultrafiltration aufkonzentriert<br />

werden. Das Retentat wird durch Säure gefällt und filtriert. Diese Säurefällung kann<br />

auch direkt ohne Ultrafiltration und Aufkonzentrierung durchgeführt werden.<br />

Die Rückstände der Fällung und der Fladenfiltration direkt am Stripper werden gesammelt<br />

und einer Sonderdeponie zugeführt. Bei dem Umgang mit stark alkalischen Stripplösungen<br />

sind die Vorschriften für den Umgang mit Laugen zu beachten. Vor dem Einsatz der Stripperlösungen<br />

müssen die technischen Datenblätter aufmerksam gelesen werden. Das Bedienungspersonal<br />

ist entsprechend den gesetzlichen Vorschriften zu schulen und einzuweisen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Spültechnik<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.8<br />

Seite 1<br />

Der Spülprozeß beendet praktisch jeden Prozeßschritt in der naßchemischen Herstellung<br />

der <strong>Leiterplatten</strong> und Galvanik. Dabei erfüllt die Spülung sowohl die Funktion der<br />

Beendigung des vorangegangenen Prozesses, als auch die Funktion der Vorbereitung der<br />

Oberfläche auf den folgenden Arbeitsgang. Die quantitativen Anforderungen an den<br />

Spülprozeß sind allerdings sehr unterschiedlich. Der Spülfaktor, der als Quotient aus<br />

Prozeßlösungskonzentration und Konzentration in der letzten Spülstufe definiert ist, variiert<br />

zwischen wenigen hundert bei unkritischen Zwischenspülen bis zu ca. 10000 bei<br />

galvanischer Kupfer- oder Nickelabscheidung. Für dekorative Anwendungen sind noch weit<br />

höhere Spülfaktoren zu erreichen.<br />

1 Gesetzliche Forderungen<br />

Die Basis der behördlichen Forderungen an die Eigenschaften des Abwassers bildet Anhang<br />

40 der Rahmen-Abwasser-Verwaltungsvorschrift.<br />

Dementsprechend sind im Bereich der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung die Schadstoffe, die im<br />

Abwasser enthalten sind, vor der Einleitung in die öffentliche Kläranlage oder den Vorfluter<br />

nach dem Stand der Technik zu behandeln. Für die am häufigsten eingesetzten Metalle<br />

Kupfer, Nickel und Blei wird ein Einleitungsgrenzwert von 0,5 mg/l vorgegeben. Für Zinn und<br />

Eisen liegt der Grenzwert bei 2 bzw. 3 mg/l, während für Cyanid 0,2 und für Silber sogar 0,1<br />

mg/l einzuhalten sind. Ammoniumstickstoff und Fluorid werden nach den allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik auf 50 mg/l begrenzt.<br />

Es wird verlangt, die Prozesse möglichst abfall- und ausschleppungsarm zu betreiben. Für<br />

Spülwässer wird eine Mehrfachnutzung z. B. durch Kaskadierung oder Ionenaustauscher-<br />

Kreislaufführung gefordert. Geeignete Inhaltsstoffe sollen aus den Spülen zurückgeführt und<br />

EDTA muß zurückgewonnen werden.<br />

In der praktischen Anwendung ergibt sich wegen der Vielfältigkeit der Prozesse ein<br />

Umsetzungsspielraum.<br />

2 Kaskadenspülung<br />

R: Spülkriterium<br />

co : Konzentration der Prozeßlösung<br />

cn : Konzentration in der n-ten Spüle<br />

Q: Spülwassermenge<br />

V: Verschleppung<br />

R = co / cn = (Q/V) n<br />

Häufig wird dieser Zusammenhang mit Hilfe von graphischen Auftragungen oder<br />

Nomogrammen genutzt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Spültechnik<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.8<br />

Seite 2<br />

In der Praxis arbeitet man inzwischen bevorzugt mit dreifach Spülkaskaden, die sich in<br />

vielen Fällen bezüglich des Kosten/Nutzen-Verhältnisses bewährt haben. In einer Kaskade<br />

fließen Ausschleppung mit dem Produkt und das Spülwasser im Gegenstrom. Bei einem<br />

Spülfaktor von z. B. 1000 benötigt die dreifach-Spülkaskade nur 1% der Wassermenge einer<br />

einfachen Fließspüle. Zum Zweck der Rückgewinnung von Inhaltsstoffen teilt man häufig<br />

den Spülprozeß in eine Sparspüle, bzw. Sparspülkaskade zum Aufkonzentrieren der<br />

Inhaltsstoffe für eine mögliche Verwertung und eine Klarspülzone bzw. -kaskade zur<br />

Erzielung der geforderten Oberflächenreinheit.<br />

Bei Prozessen, z. B. das saure Ätzen, kann die Forderung nach<br />

Spülwassermehrfachverwendung dadurch erfüllt werden, daß das gesamte Spülwasser zum<br />

Regenerieren der Ätze eingesetzt wird, wodurch dieser Prozeß vollständig abwasserfrei<br />

betrieben werden kann. In analoger Weise kann man das Spülwasser des Fotoresist-<br />

Entwicklers und -Strippers zum Ansatz der Frischlösung verwenden.<br />

Vollständige Spülwasserfreiheit erreicht man auch z. B. beim ammoniakalischen Ätzen durch<br />

Verwendung eines Vakuumverdampfers, dessen Kondensat vollständig zu Spülen ausreicht,<br />

während durch Rückführung des Destillationssumpfes in den Prozeß die Inhaltsstoffe<br />

erhalten bleiben.<br />

Setzt man Kühlwasser, das durch die leichte Aufwärmung sogar eine bessere Spülwirkung<br />

aufweist, als Spülwasser ein, ergibt sich oft das Problem der Kopplung der beiden Prozesse<br />

durch das Wasser. Es wird z. B. Spülwasser benötigt, wenn gerade keine Kühlung<br />

erforderlich ist bzw. umgekehrt.<br />

Bei geeigneter Zusammensetzung der Prozeßlösungen kann auch das Spülwasser eines<br />

Prozeßschritts vollständig zum spülen eines vorgeschalteten Prozeßschritt dienen, wie z. B.<br />

das Spülwasser nach dem Beizen zum Spülen des vorherigen sauren Reinigers eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Der Einsatz von Ionenaustauscher-Kreislaufanlagen kann speziell zur Einsparung von<br />

Wasser beitragen. In manuell oder automatisch über die Leitfähigkeit gesteuerten Anlagen<br />

wird das Spülwasser durch Säulen von Kiesfilter, Kationenaustauschern und<br />

Anionenaustauschern geführt. Gegebenenfalls schließt sich noch ein Tensidfänger an, um<br />

das Kumulieren von Tensiden im Wasserkreislauf zu verhindern. Die beladenen<br />

Ionenaustauscherharze werden mit Säure, bzw. Lauge regeneriert. Da bei der Regeneration<br />

ein Chemikalienüberschuß eingesetzt werden muß, ergibt sich deutlich, daß<br />

Ionenaustauscher-Kreislaufführung nur bei schwach belasteten Spülwässern sinnvoll<br />

eingesetzt wird. Da das Volumen des Regenerats sehr klein ist, kann man durch<br />

Ionenaustauscher die Inhaltsstoffe aufkonzentrieren und aus dem Regenerat günstiger<br />

verwerten. Auf jeden Fall muß die Chemie der an dem Wasserkreislauf beteiligten Prozesse<br />

auf nichtionische Komponenten untersucht werden, die im Kreislauf kumulieren können und<br />

die Herstellabläufe dann empfindlich stören.<br />

In der Praxis findet man zum Teil deutliche Abweichungen von der Theorie der<br />

Spülgleichungen, weil die Gleichgewichtseinstellung nicht immer vollständig erfolgt. Bei<br />

einem im Spülwasser ruhenden Produkt bewirkt nur der Konzentrationsgradient zwischen<br />

dem am Produkt anhaftenden Prozeßlösungsfilm und der Menge des Spülwassers eine


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Chemische und galvanische Verfahren<br />

Spültechnik<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 4.8<br />

Seite 3<br />

Homogenisierung der Konzentrationen. In Tauchbädern erzeugt man durch Badbewegung,<br />

Lufteinblasung oder Umpumpen der Lösung für Turbulenz, die die Gleichgewichtseinstellung<br />

beschleunigen. Es werden auch kleine mechanische Stöße und Ultraschall zur<br />

Beschleunigung der Spülvorgänge eingesetzt. Zur Spülung eignen sich auch in besonderem<br />

Maße die Sprühverfahren. Beim Sprühen kommt die mechanische Energie der<br />

Spülwassertropfen der Spülwirkung zu Gute. Besonders wassersparend ist die<br />

Intervallspritzspültechnik, bei der in den Pausen zwischen den Spritzphasen das Wasser<br />

ablaufen kann. Dabei ist es möglich, das Spülwasser der verschiedenen Spülgänge separat<br />

abzuleiten, so daß das Spülwasser des jeweils ersten Spülgangs, welches die höchste<br />

Inhaltsstoffkonzentration aufweist, zur Aufarbeitung der Inhaltsstoffe verwendet wird,<br />

während das restliche Spülwasser mit geringerer Inhaltsstoffkonzentration über<br />

Ionenaustauscher im Kreislauf geführt wird.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 1<br />

Die Herstellung von <strong>Leiterplatten</strong> ist nach dem heutigen Stand der Technik ohne den Einsatz<br />

von Foto-oder Druckwerkzeugen nicht möglich.<br />

In der <strong>Leiterplatten</strong>industrie haben sich die Beherrschung der Grundbegriffe der Fotografie<br />

unentbehrlich gemacht. Hier haben sich sowohl die Belichtungsgeräte als auch der Film zu<br />

echten High-tech-Produkten entwickelt.<br />

Die Zulieferindustrie ist ständig um die Entwicklung neuerer Filme bemüht, die den strengen<br />

und komplexen Anforderungen der <strong>Leiterplatten</strong>-Industrie entsprechen.<br />

Der Einsatz der Direktbelichtung, also eine direkte Laserbelichtung auf die mit einem<br />

fotosensitiven Resist laminierte Leiterplatte, ist seit einigen Jahren bekannt. Entsprechende<br />

Maschinen werden angeboten. In wieweit sich auf diesem Gebiet ein <strong>Technologie</strong>wandel<br />

einstellt ist noch sehr schwer einschätzbar.<br />

Inhalt<br />

• Der fotografische Film => Pkt. 1<br />

• Struktur => Pkt. 1.1<br />

• Herstellung => Pkt. 1.2<br />

• Eigenschaften => Pkt. 1.3<br />

• Arbeitsbedingungen => Pkt. 2<br />

• Einsatzbereiche => Pkt. 3


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Der fotografische Film<br />

1.1 Struktur<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

Ein Film ist ein Sandwich verschiedener Schichten auf einem Trägermaterial.<br />

Schutzschicht (Antistreß)<br />

Emulsion<br />

Haftschicht<br />

Unterlage Polyester<br />

Haftschicht<br />

Lichthofschutzschicht<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 2<br />

Filme für die Elektronikindustrie haben im allgemeinen eine Unterlage, eine 175µm starke<br />

Polyesterfolie (PET), mit hoher Transparenz für das sichtbare UV-Licht und einer<br />

hervorragenden Maßhaltigkeit. Haftschichten auf dem PET sorgen für eine gute Haftung der<br />

Emulsion und der Lichhofschutzschicht auf der Rückseite. Zusätzlich machen spezielle<br />

Additive in den Haftschichten den Film antistatisch.<br />

Die Emulsion eines Filmes für Fototooling ist eine 2 bis 6 Mikron dicke Gelantineschicht, die<br />

unter anderem folgende Komponenten enthält:<br />

• Eine Mischung aus Silberverbindungen:das eigentliche lichtempfindliche Material. Es<br />

handelt sich dabei um Verbindungen von Silber mit Brom, Chlor oder Jod.<br />

• Zusatzmittel, die die Lichtempfindlichkeit der Silberverbindungen regulieren.<br />

• Spektrale Sensibilisatoren, die die Farbempfindlichkeit bestimmen.<br />

• Substanzen, die die Wasseraufnahme durch die Gelantine regulieren und so die<br />

Maßhaltigkeit bestimmen.<br />

Eine weniger als 1 µm dünne Schutzschicht verhindert Beschädigungen der<br />

darunterliegenden Emulsion.<br />

Die Lichthofschutzschicht auf der Rückseite des Films enthält spezielle Farbstoffe,<br />

die das Licht absorbieren, das durch die Emulsion dringt. Sie verhindert eine<br />

Reflexion des Lichts (doppelte Belichtung) und verbessert so die Bildschärfe. Die<br />

Lichthofschutzschicht verhindert auch eine zu starke Rolltendenz des Films.<br />

1.2 Herstellung<br />

1.2.1 Belichtung<br />

Fototools werden in einem Fotoplotter belichtet. Auf dem Markt werden sowohl Flachbett- als<br />

auch Trommelplotter eingesetzt, die beide moderne Präzisionsmechanik mit Laseroptik<br />

kombinieren. Sie sind in den CAM-Bereich(Computer Added Manufacturing) integriert und<br />

werden direkt mit Hilfe der Anwendersoftware angesteuert.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 3<br />

Durch eine Bewegung des Lichtstrahls, des Films oder beider wird das Laserlicht über die<br />

ganze Filmoberfläche geführt. In jeder Position kann die Lichtquelle ein- oder ausgeschaltet<br />

werden. So wird durch die Kombination einer großen Anzahl kleiner Lichtpunkte (Pixel) auf<br />

dem Film ein latentes Bild aufgebaut.<br />

Richtig eingestellte Plotter und die regelmäßige Justage sind absolute Voraussetzungen für<br />

die Herstellung guter Qualität.<br />

1.2.2 Verarbeitung<br />

Während der chemischen Verarbeitung wird das bei der Belichtung entstandene latente Bild<br />

sichtbar gemacht und stabilisiert. Die Verarbeitung des Silberfilms umfaßt vier<br />

Arbeitsschritte: Entwickeln, Fixieren, Wässern, Trocknen.<br />

1.2.3 Entwickeln<br />

Beim Entwickeln - einer chemischen Reaktion - wird das latente Bild verstärkt. Der<br />

Entwickler breitet die mikroskopische chemische Veränderung, die durch die Belichtung<br />

ausgelöst wurde, über das ganze Silberkristall aus. Die Entwicklungsreaktion stoppt, wenn<br />

alle belichteten Kristalle auf diese Weise zu metallischem Silber umgeformt sind.<br />

Nach der Entwicklungsphase sind nur die belichteten Kristalle schwarz; die unbelichteten<br />

Teile bleiben unverändert.<br />

1.2.4 Fixieren<br />

Nach der Entwicklung enthält der Film noch unbelichtete Teile, die - weil lichtempfindlich -<br />

das soeben entstandene Bild stören können. Deshalb wird das Bild fixiert. Das Fixierbad löst<br />

die unbelichteten Silberverbindungen auf, absorbiert sie und führt sie ab. Nach dem Fixieren<br />

kann der Film dann Licht ausgesetzt werden: er hat seine Lichtempfindlichkeit verloren. Die<br />

Qualität des Fixierbades bestimmt zu einem großen Teil die Archivierbarkeit des Films.<br />

Manchmal wird dem Fixierbad ein Additiv zugefügt - ein Härter. Dieser begrenzt die<br />

Wasserabsorption der Emulsion und beeinflußt so die Trockeneigenschaften.<br />

1.2.5 Wässern<br />

Nach dem Verlassen des Fixierbads ist die Emulsion noch mit Fixierbad gesättigt. Außerdem<br />

enthält sie noch sehr kleine unbelichtete Teilchen. Durch intensives Wässern werden die<br />

letzten Emulsions- und Chemikalienreste entfernt.<br />

1.2.6 Trocknen<br />

Der Film wird anschließend getrocknet und ist dann bereit zur weiteren Verwendung.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.3 Eigenschaften<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 4<br />

Ein Fototool ist das Ergebnis einer Reihe komplexer Bearbeitungen. Im Fotoplotter, im Film,<br />

in den Chemikalien, in der Entwicklungsmaschine, aber auch während der Belichtung und<br />

Verarbeitung können Mängel auftreten. Das ideale Fototool ist ein Film, der exakt und<br />

beständig die Abbildung eines vorgegebenen Layouts auf ein Fotoresist übertragen kann.<br />

Das ideale Fototool<br />

• läßt alles Licht in den transparenten Bereichen durch und absorbiert das Licht in den<br />

schwarzen Bereichen;<br />

• weist einen abrupten Übergang zwischen transparenten und schwarzen Bereichen<br />

auf: dies wird als Strichschärfe bezeichnet;<br />

• ist robust: es kann nicht beschädigt werden und verliert bei Gebrauch oder Alterung<br />

seine Eigenschaften nicht;<br />

• ist maßhaltig;<br />

• ist permanent antistatisch.<br />

Umgesetzt in meßbare und daher kontrollierbare Eigenschaften besitzt der ideale Film für<br />

Fototooling das richtige Maß an Dichte, Gradient, Empfindlichkeit, Maßhaltigkeit und<br />

Kratzfestigkeit.<br />

1.3.1 Die Dichte<br />

Die Dichte eines Films ist der Schwärzungsgrad, das Maß der Lichtdurchlässigkeit. Die<br />

Dichte der schwarzen Bereiche wird Dmax genannt und sollte idealerweise unendlich groß<br />

sein und überhaupt kein Licht durchlassen. Die ideale Dmin - die Dichte der transparenten<br />

Bereiche - sollte gleich Null sein und also das Licht vollständig durchlassen.<br />

1.3.2 Der Gradient<br />

Der Gradient eines Films gibt an, wie sich die Dichte mit der auf den Film einfallenden<br />

Lichtmenge ändert. Auf der Schwärzungskurve, der Dichte in Abhängigkeit von der<br />

Lichtmenge, wird der Gradient durch die Steilheit der Kurve ausgedrückt. Ideal ist eine große<br />

Gradientendichte. Zusammen mit weiteren Faktoren bestimmt der Gradient die<br />

Strichschärfe.<br />

1.3.3 Die Empfindlichkeit<br />

Die Empfindlichkeit eines Films verweist auf die Reaktion des Materials auf das einfallende<br />

Licht. In der Praxis ist dies die nötige Belichtungsmenge (I x t), um eine bestimmte Dichte<br />

auf dem entwickelten fotografischen Material zu erhalten.<br />

1.3.4 Die spektrale Empfindlichkeit<br />

Die spektrale Empfindlichkeit eines Films wird als Wellenlänge (in Nanometer) ausgedrückt.<br />

Es handelt sich dabei um den Bereich im Spektrum, für den dieser Film am empfindlichsten<br />

ist. Dieser Faktor ist wichtig für die Wahl der Lichtquelle (oder umgekehrt: die verwendete


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 5<br />

Lichtquelle bestimmt mit, welcher Filmtyp verwendet wird). Die spektrale Empfindlichkeit der<br />

Lichtquelle und des Films müssen aufeinander abgastimmt sein.<br />

Ebenso wichtig ist die spektrale Empfindlichkeit bei der Wahl der<br />

Dunkelkammerbeleuchtung: der Film muß für die Farbe des Dunkelkammerfilters<br />

unempfindlich sein. Im Idealfall fällt die spektrale Empfindlichkeit des Films mit der der<br />

Lichtquelle des Fotoplotters zusammen und liegt außerhalb der Dunkelkammerbeleuchtung.<br />

1.3.5 Maßhaltigkeit<br />

Die Maßhaltigkeit gibt an, wie anfällig ein Material für Maßänderungen ist. Maßänderungen<br />

können die Folge sein von Schwankungen der relativen Feuchte und/oder der<br />

Umgebungstemperatur, von mechanischen Spannungen im Film oder von Alterung. Solche<br />

Maßänderungen können umkehrbar oder unumkehrbar sein.<br />

Im Hinblick auf die zunehmende Miniaturisierung in der Bauteileindustrie ist die Maßhaltigkeit<br />

der Fototools wesentlich für die Qualität der Leiterplatte und der Ausschußreduzierung in der<br />

Produktion verantwortlich. Die Maße des idealen Films sind unter allen Umständen konstant.<br />

1.3.6 Kratzfestigkeit<br />

Ein fotografischer Film kann durch mechanische Einflüsse beschädigt werden.<br />

Beschädigungen können sowohl vor als auch während oder nach der Belichtung und<br />

Verarbeitung erfolgen oder auch bei jedem normalen Gebrauch eines Fototools. Die<br />

Ursache kann ein scharfer Gegenstand sein( Späne oder Flitter) aber ebenso Staubteilchen<br />

oder Fingerabdrücke. Schon kleinste Kratzer (100µm) können die Ursache für<br />

Leiterbahnunterbrechungen oder Kurzschlüssen sein.<br />

1.3.7 Permanent antistatisch<br />

Ein permanent antistatischer Film kann nicht elektrostatisch aufgeladen werden. Folglich<br />

zieht der Film auch keinen Schmutz oder Staubpartikel an. Auf den Film fallende<br />

Staubpartikel werden nicht festgehalten und lassen sich leicht entfernen. Staubpartikel<br />

können ebenso wie Kratzer die Ursache für Unterbrechung oder Kurzschluß darstellen.<br />

2 Arbeitsbedingungen<br />

Die Arbeitsbedingungen (Arbeitsplatzgestaltung) haben einen wesentlichen Einfluß auf die<br />

Erreichung und Einhaltung der in Absatz 2 beschriebenen idealen Fototooleigenschaften.<br />

Sie sind Voraussetzung für einen qualitätsoptimierten Fertigungsablauf.<br />

In der Regel werden spezifizierte Arbeitsbedingungen von den Filmmaterial-Lieferanten sehr<br />

genau beschrieben, sodaß hier nur die wesentlichsten Punkte genannt werden sollen:<br />

• Filmlagerung: flach liegend bei einer Temperatur von 21 °C und einer relativen<br />

Feuchtigkeit von 50%. Vermeidung von schnellen Klimaänderungen.<br />

• Umgebung: Lager, Konditionierraum, Plotterraum, Aufstellort der<br />

Entwicklungsmaschine, Verarbeitungsräume, Archiv.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 6<br />

Zwischen -20 °C und +60 °C sind die Maßänderungen umkehrbar. Außerhalb dieser<br />

Grenzen ist die Verformung des Filmspermanent. Hohe Temperaturen lassen den<br />

Film schneller altern.<br />

Eine konstante Temperatur ist wichtiger als der absolute Wert.<br />

Liegt die relative Feuchte der Luft unter 30% oder über 70%, sind die<br />

Maßänderungen sogar unumkehrbar. Der Einsatz eines oder mehrerer Hygrometer<br />

ist erforderlich.<br />

• Akklimatisierung: Film ohne Außenverpackung in den Plotterraum<br />

(Staubvermeidung) transportieren. Die normale Zeitdauer der Akklimatisierung<br />

beträgt 24 Std.<br />

• Dunkelkammerbeleuchtung: sie muß auf den Filmtyp abgestimmt sein. Mit Hilfe<br />

des Münztestes kann festgestellt werden, wie lange der Film die<br />

Dunkelkammerbeleuchtung sicher verträgt.<br />

• Plotterbeladung: muß vorsichtig erfolgen ohne ein Übereinanderschieben der Filme.<br />

• Plotter: verhindern von Streulicht zur Vermeidung von Schleierbildung. Die Qualität<br />

des Fototools hängt stark von der Qualität des Plotters ab. Die Einstellung muß hoch<br />

genug sein, um genügend Dichte zu erhalten (so daß in den schwarzen Bereichen<br />

keine Scanlinien mehr sichtbar sind), und niedrich genug, um die Linienbreite korrekt<br />

wiederzugeben.<br />

• Entwicklungsmaschine: Transport möglichst direkt zur Vermeidung von<br />

Filmbeschädigungen. Die während der Naßphase aufgetretene Schrumpfung wird<br />

durch das Recken des Films im Trockner auf das ursprüngliche Maß erreicht<br />

(Optimierung der Trockentemperatur).<br />

3 Einsatzbereiche<br />

Als Fototools werden sämtliche Arbeitsfilme bezeichnet, die in der Produktion<br />

zur Belichtung von photosensitiven Materialien dienen. Mit Hilfe von Fototools werden<br />

folgende Informationen originalgetreu auf die Leiterplatte übertragen:<br />

- Kupferlayout für Innenlagen<br />

- Kupferlayout für Außenlagen<br />

- Lötstopplack<br />

- Umsteigerzudruck<br />

- Positions- (Beschriftungs-) druck<br />

- Carbonleitlack<br />

- abziehbarer Lötstopplack<br />

Fototools sind Silberhalogenidfilme oder Diazofilme. Die Dimensionsstabilität ist abhängig<br />

von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Veränderungen werden wie folgt spezifiziert:<br />

- Temperatur: 18 µm/ m und °C<br />

- Luftfeuchtigkeit: 10µm/ m und %<br />

Aus dieser Eigenschaft des Filmmaterials ( Polyester/Polyethylenterephtalat) folgt, daß vom<br />

Plotten bis zum Belichtungsprozeß eine Temperatur von 21 °C und eine Luftfeuchte von<br />

50% eingehalten werden muß.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 7<br />

Die Herstellung der Arbeitsfilme erfolgt innerhalb der CAM-Bearbeitung, grundsätzlich nach<br />

dem unter Pkt. 2 beschriebenen Ablaufschema. Mit Hilfe eines systemintegrierten<br />

Postprozessors werden Layoutdaten in Laser-Steuerbefehle umgesetzt, so daß mit dem<br />

Plottbefehl direkt der Arbeitsfilm belichtet werden kann.<br />

Der laserbelichtete Film wird unmittelbar dem Durchlaufentwickler zugeführt, so daß in sehr<br />

kurzer Zeit Arbeitsfilme für die Produktion bereit stehen. (" first generation phototools")<br />

In einigen Fällen wird von diesem Druckoriginal nun das eigentliche Fototool kopiert, das<br />

gemäß DIN 40808 als Druckwerkzeug (Arbeitsfilm) bezeichnet wird.<br />

Zeitgemäße Laserplotter arbeiten mit Pixelgrößen von 6,25µ bis 12,5µ. Die reine Plottdauer<br />

(Laserbelichtungszeit) beträgt 5 bis 10 min. pro Film. Bei diesen Maschinen erfolgt die<br />

Aufnahme des Filmmaterials auf Trommeln, wobei die Belichtung während der<br />

Trommelbewegung und der einmaligen linearen Laserkopfbewegung über die gesamte<br />

Trommelbreite erfolgt. Die in der Vergangenheit eingesetzten Flachbettplotter werden aus<br />

folgenden Gründen durch Trommelplotter ersetzt:<br />

- einfachere Mechanik ,<br />

- bessere Temperaturkonstanz während der Belichtung<br />

- Plottgenauigkeit<br />

- Plottzeitreduzierung<br />

Filmgrößen sind je nach System häufig bei 26"x 20" begrenzt.<br />

Bei der Erstellung von Fototools sind folgende Zusammenhänge zwischen Filmmaterial und<br />

Fertigungstechnologie zu beachten:<br />

a.) Das Filmmaterial besteht aus einem Träger ( Polyester ) und der<br />

darauf befindlichen fotosensitiven Schichtseite. Laserbelichtet wird<br />

grundsätzlich von der Schichtseite.<br />

b.) Der fertige Arbeitsfilm liegt beim Belichten grundsätzlich mit seiner<br />

Schichtseite auf dem photosentitiven Laminat. Die Schichtseiten<br />

bestimmung muß bei der Plotterausgabe berücksichtigt werden.<br />

c.) Multilayerinnenlagen werden i. d. R. im Ätzverfahren hergestellt,<br />

d. h. mit dem Arbeitsfilm soll ein Ätzresist belichtet werden und somit<br />

eine " Ätzschablone" erzeugt werden. Der Laserplotter muß einen<br />

Negativfilm erzeugen, der die Kupferinformationen transparent<br />

erscheinen läßt und somit die Belichtung der mit photosensitivem<br />

Laminat beschichteten Innenlage (core) zuläßt. Der<br />

lichtbeaufschlagte Teil des Laminats (Leiterbahnen) wird<br />

auspolymerisiert und verbleibt nach dem Entwicklungsprozeß als<br />

Ätzresist auf dem core. Der nicht beaufschlagte Teil (Film schwarz) wird<br />

herausentwickelt und stellt das Kupfer frei.<br />

d.) Bei Außenlagen (Bilayer/Multilayer) werden Leiterbahnen i.d.R. im<br />

sogenannten Additiv-Verfahren hergestellt, d.h. in einem erstellten<br />

Resistkanal wird die Leiterbahn auf galvanotechnischem Wege<br />

elektrolytisch aufgebaut. Zur bildlichen Wiedergabe wird ein<br />

Positivfilm geplottet. Kupferinformationen erscheinen im Gegensetz


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

zu Negativfilmen lichtundurchlässig schwarz.<br />

Das kupferkaschierte und mit photosensitivem Laminat beschichtete<br />

Basismaterial wird belichtet, wobei durch den nicht lichtbeaufschlagten<br />

Teil nach dem anschließenden Entwicklungsprozeß der<br />

Resistkanal gebildet wird.<br />

e.) Arbeitsfilme für fotosensitive Lötstopplacke sind Negativfilme, d.h.<br />

für Bereiche der mit Lack beschichteten <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche ist<br />

der Film transparent, für SMD-Pads und Lötaugen schwarz.<br />

f.) Arbeitsgänge, die im Siebdruckverfahren durchgeführt werden,<br />

erfordern zur Herstellung des Siebes einen Positivfilm. Dieser erlaubt<br />

nach dem Belichten eine Freistellung des mit einer fotosensitiven<br />

Schicht belegten Siebgewebes.<br />

Siebe werden für folgende Drucke erforderlich:<br />

Positions/Beschriftung<br />

Umsteigerzudruck<br />

abziehbarer Lötstopplack<br />

einfacher Lötstopplack (Freistellung >0,3 mm)<br />

Carbonleitlack<br />

Widerstandspasten<br />

Ätzresist bei einseitigen Platten<br />

g.) Idealerweise werden <strong>Leiterplatten</strong>daten in Ebenen beschrieben,<br />

sodaß die Topseite in der oberen und die Bottomseite in der<br />

unteren Bildschirmebene zu erkennen ist. Die Darstellung der<br />

unteren Seite wird also von innen gesehen .<br />

Die Begriffe ”Lötseite”und ”Bestückungsseite” sollten<br />

aufgrund der heute üblichen beidseitigen Bestückung vermieden<br />

werden.<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 8<br />

Vor der Ausgabe eines Arbeitsfilmes müssen die vom Kunden übertragenen<br />

<strong>Leiterplatten</strong>daten überprüft werden, ob sich die geforderten Layoutstrukturen mit dem in der<br />

Produktion zur Verfügung stehenden Maschinenequipment verfahrenstechnologisch<br />

realisieren lassen. Mit den bekannten design-rule-checks lassen sich noch lange nicht alle<br />

"versteckten fouls" insbesondere bei hochlagigen Multilayern erkennen.<br />

Die Kontrolle sollte sich auf folgende Daten beziehen:<br />

- Leiterbahnbreite/-abstand<br />

- Lötauge Restring<br />

- Kupferverteilung<br />

- Abstand metallisierte Bohrung zu innenliegende Leiterbahn (ML )<br />

- Pitch-Abstände (el. Prüfung)<br />

- Kupferabstand zur Kontur<br />

- NDK-Bohrungen in Masseflächen (Tentfläche)<br />

- freiliegende Leiterbahnenden<br />

- Herstellerlogo?, Datumscode?,<br />

- Änderungsindex<br />

- Lötstopplackfreistellungen<br />

- Abdecklack, Abstand zu pads<br />

- Beschriftungsdruck über pads


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fototools<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.1<br />

Seite 9<br />

- Carbonabstände<br />

Neben der Beherrschung der reinen Datenverarbeitung im CAM-Bereich ist die Kenntnis der<br />

Produktionstechnologie zwingende Voraussetzung für die qualitativ gute,<br />

ausschußvermeidende Erstellung von Fotowerkzeugen.<br />

Quellenangabe:<br />

Agfa<br />

Du Pont


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 1<br />

Der Siebdruck, als viertes Druckverfahren neben Offset-, Tief- und Flexodruck, ist wegen<br />

der zahlreichen Möglichkeiten zur Beeinflussung der Druckergebnisse zu einem vielfältig<br />

einsetzbaren Druckverfahren geworden. Ausgezeichnete Ergebnisse im grafischen Gewerbe<br />

und die Erfolge des künstlerischen Siebdrucks "Serigraphie" haben in den Anfangsjahren<br />

des industriellen Siebdrucks den Ruf gestützt, der Siebdruck sei speziell für Künstler und<br />

das grafische Gewerbe geeignet.<br />

Durch den industriellen Einsatz, mit z. B. in Produktionsstraßen integrierten Druckeinheiten<br />

in zahlreichen Bereichen, ist dieser Ruf längst widerlegt. Erinnert werden soll an die<br />

Tatsache, daß ohne den Siebdruck der Begriff "gedruckte Schaltung" mit allen daraus<br />

folgenden <strong>Technologie</strong>n nicht in der bekannten Weise den Erfolg gehabt hätte bzw.<br />

unmöglich gewesen wäre. Siebdruck wird in der <strong>Leiterplatten</strong>technik z. B. zur Abdeckung<br />

von Leiterstrukturen vor dem Ätzprozeß, zum Druck von Lötstoppmasken, zum Positionsbzw.<br />

Bestückungsdruck und zum Druck von Abdecklacken (zum Schutz von Goldkontakten<br />

beim Löten u.a.) verwendet.<br />

Da der Siebdruck heute durch die Miniaturisierung und andere Einflüsse besonders im<br />

Elektronikbereich an die Grenze des drucktechnisch Möglichen gekommen ist, verlangt der<br />

Einsatz in den Grenzbereichen genaue Festlegung der Druckparameter, exakte Ausführung<br />

beim Auflagendruck sowie ausreichende Kontrollen. Trotz dieser Maßnahmen hat der<br />

konventionelle horizontale Siebdruck - vor allem in Europa - für die Applikation von<br />

(fotostrukturierbaren) Lötstopplacken an Bedeutung verloren. Hier hat sich das<br />

Vorhanggießverfahren etabliert. Eine Renaissance für die Verarbeitung von Lötstopplacken<br />

erfährt der Siebdruck z.Z. jedoch in einer abgewandelten Form: dem vertikalen,<br />

doppelseitigen Siebdruck. Auf diese Technik wird am Ende noch genauer eingegangen.<br />

Große Bedeutung für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung hat der konventionelle Siebdruck für das<br />

Aufbringen von Signierlacken, Abdecklacken und Viahole-fillern, da für diese Anwendungen<br />

die zu erreichende Auflösung des konventionellen Siebdruckes ausreicht, und er somit ein<br />

effektives und kostengünstiges Applikationsverfahren darstellt.<br />

Absprung<br />

Siebdruckschablone<br />

Rakel<br />

Druckrichtung<br />

<br />

<br />

<br />

Skizze: Prinzip des Siebdruckprozesses<br />

Drucktisch<br />

Rakelanschliff<br />

Schablonenrahmen<br />

Druckfarbe Siebrahmen<br />

Leiterplatte<br />

Lagefixierung


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

Schematische Inhaltsdarstellung Pkt.<br />

Prinzip<br />

Rahmen<br />

Material<br />

Rahmenvorspannung<br />

Gewebe<br />

Gewebebezeichnung<br />

Gewebespannen<br />

Kleben<br />

Schablone<br />

Schablonenmaterial<br />

Schablonenmethoden<br />

Eigenschaften<br />

Belichtung<br />

Druck<br />

Absprung<br />

Druckrakel<br />

Druck mit Leersieb (ohne Schablone)<br />

Doppelseitiger, vertikaler Siebdruck<br />

1<br />

2<br />

2.1<br />

2.2<br />

3<br />

3.1<br />

3.2<br />

3.3<br />

4<br />

4.1<br />

4.2<br />

4.3<br />

4.4<br />

5<br />

5.1<br />

5.2<br />

5.3<br />

6<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Prinzip<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 3<br />

Beim Siebdruck ist ein Siebgewebe fest an einem Rahmen fixiert. Der Siebdrucklack auf<br />

dem Siebgewebe wird mit Hilfe eines elastischen Rakels durch die Öffnungen des Siebes<br />

auf die Leiterplatte übertragen. Ein spezielles Druckbild wird durch die Verwendung einer<br />

Schablone (Druckform) erreicht. Diese verschließt alle nicht zu druckenden Flächen des<br />

Siebgewebes, so daß der Siebdrucklack an diesen Stellen nicht auf die Leiterplatte<br />

übertragen werden kann.<br />

Im folgenden werden einige wesentliche Punkte des Siebdruckes unter Berücksichtigung der<br />

Anforderungen in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung erörtert.<br />

2 Rahmen<br />

Grundvoraussetzung für passergenaue Druckarbeiten in der <strong>Leiterplatten</strong>industrie sind<br />

stabile Stahl- oder Alu-Rahmen mit quadratischem oder liegendem Rechteckprofil, z. T. mit<br />

verstärkten Vertikalwänden.<br />

2.1 Material<br />

Bedenkenswert bei der Auswahl des Rahmenmaterials ist, daß der Ausdehnungskoeffizient<br />

für Aluminium etwa doppelt so groß wie für Stahl ist. Bei 10 °C Temperaturdifferenz bedeutet<br />

das eine Ausdehnung für Stahl von 0,14 mm/cm und für Aluminium von 0,26 mm/cm.<br />

Diesem Vorteil des Stahls steht das deutlich höhere Gewicht (spez. Gewicht: Fe = 7,8 g/cm³,<br />

Al = 2,7 g/cm³) entgegen. Das höhere Gewicht eines Stahlrahmens kann sich bei schwach<br />

dimensionierten Rahmenhalterungen als Negativfaktor auswirken. Auch die<br />

Korrosionsresistenz spricht für jeweils ausreichend dimensionierte Alurahmen.<br />

2.2 Rahmenvorspannung<br />

Die Forderung nach hoher Stabilität ergibt sich aus der Tatsache, daß durch das gespannte<br />

Gewebe in Abhängigkeit von Gewebeart und Stärke der Siebspannung bis zu 30 kg auf 10<br />

cm Länge auf die Rahmenschenkel wirken können. Einer Rahmendurchbiegung und dem<br />

daraus sich ergebenden Spannungsverlust des Gewebes begegnet man durch eine<br />

Vorspannung des Rahmens vor dem Verkleben oder durch eine "Bombierung" des<br />

Rahmens bei der Fertigung.<br />

Die Rahmenvorspannung erreicht man durch Spannklammern, die sich am Rahmen<br />

abstützen und so der Zugkraft des Gewebes entgegenwirken, oder durch spezielle<br />

Spannwerkzeuge. Bei großformatigen Rahmen bevorzugt man eine Verschweißung der<br />

Rahmen im Winkel von > 90° und erhält so nach außen gewölbte (bombierte)<br />

Rahmenschenkel, die nach dem Brückenprinzip erhöhte Stabilität aufweisen.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3 Gewebe<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 4<br />

Neben der Auswahl des geeigneten Lacksystems beeinflußt die Auswahl des Siebgewebes<br />

in hohem Maße das Druckergebnis.<br />

Für den Bereich der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung sind überwiegend monofile Polyestergewebe, z.<br />

T. metallisiert, und Edelstahlgewebe im Einsatz. Mit steigender Tendenz kommen<br />

sogenannte Hoch-Modulgewebe für den Präzisionsdruck zum Einsatz. Dieses Hoch-<br />

Modulgewebe erhält man durch eine Vorspannung bei der Fadenproduktion; es ist leichter<br />

zu verspannen und weist als wesentlichen Vorteil sehr geringe Spannungsverluste nach dem<br />

Verkleben auf. Zu den Metallgeweben sei erwähnt, daß diese mit hoher Maßhaltigkeit beste<br />

Druckergebnisse bringen, die Standfestigkeit ist allerdings durch Metallermüdung geringer<br />

als bei einem Polyestergewebe.<br />

3.1 Gewebekennzeichnung<br />

Mit der Auswahl des Gewebes für die zu erfüllende Druckaufgabe sind die Werte u. a. für<br />

Auftragsstärke und Konturenschärfe vorbestimmt. Eine Optimierung dieser Werte ist durch<br />

die Auswahl der Fadenstärke - durch die Gewebebezeichnungen S, M, T, und HD<br />

(s = small, M + T = medium, HD = heavy duty) erkennbar - , möglich. Mit dem dicker<br />

werdenden Faden ändern sich außer den mechanischen Eigenschaften die Gewebedicke<br />

und dadurch auch der Farbauftrag.<br />

Im Bereich „gedruckte Schaltung“ ist überwiegend T-Qualität wegen guter mechanischer<br />

Beanspruchungsmöglichkeit der Schablone bei hohem Farbdurchlaß im Einsatz. Dieser<br />

Vorteil ergibt sich aus dem günstigen Verhältnis von Gesamtfadendicke und offener<br />

Maschenweite.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 5<br />

Folgende Gewebe haben sich für die Fertigung von gedruckten Schaltungen bewährt:<br />

3.1.1 konventionelle Lacksysteme<br />

3.1.2 UV-Lacke<br />

Ätzresist 110 HD/120 T<br />

Galvanoresist 90 T/100 T/110 HD<br />

Lötstopplack 43 T bis 63 T, abhängig von der<br />

Leiterhöhe<br />

Signierlack 90 T - 120 T<br />

abziehbarer Lötabdecklack 10 T - 18 T<br />

Ätzresist 120 T/140 T<br />

Galvanoresist 120 T<br />

Lötstopplack 68 T - 120 T<br />

Signierlack 100 T - 140 T<br />

3.1.3 fotostrukturierbare Lacke<br />

3.2 Gewebespannen<br />

Lötstopplack, auch vertikaler<br />

Siebdruck 43 T - 55 T, abhängig von der<br />

Leiterhöhe<br />

Signierlack 61 T - 100 T<br />

Mit steigenden Qualitätsansprüchen und verstärkten Forderungen nach Qualitätssicherung<br />

bei gleichzeitigem Zwang zur Kostenreduzierung ist wegen des großen Einflusses auf die<br />

Druckqualität und die Standzeit eines Schablonenträgers dem richtigen und sachgerechten<br />

Aufspannen des Gewebes besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Spannung des<br />

Gewebes bestimmt die Durchstreckung der Schablone in der Druckachse, den<br />

Siebabsprung aus dem aufgedruckten Lackfilm und dadurch die einstellbare Absprunghöhe.<br />

Die richtige Spannung des Gewebes ist Voraussetzung für ein gutes Druckergebnis über die<br />

gesamte Losgröße (Druckauflage).<br />

Ein Schablonengewebe ist sachgerecht gespannt, wenn der Spannungsprozeß auf die<br />

physikalischen Eigenschaften des Gewebetypes abgestimmt ist. Dazu sind unbedingt die<br />

Herstellerangaben für Spann- und Streckwerte einzuhalten, eine gleichmäßige<br />

Flächenspannung anzustreben und ein stabiler Spannungszustand zu erreichen.<br />

Die Spannungswerte liegen je nach Druckaufgabe und Gewebe zwischen 15 und 25 N/cm.<br />

Erstrebenswert sind gering unterhalb der höchstzulässigen für Gewebe und Fadenmaterial<br />

angegebene Spannungswerte, da durch den "kalten Fluß" im Laufe der Zeit die Spannung<br />

des Gewebes ohnehin nachläßt. Eine Überdehnung ist unbedingt zu vermeiden, da dadurch<br />

die Elastizität verlorengeht (Herstellerhinweise beachten).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3.2.1 Gewebespannen winklig<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 6<br />

Die Grenzwerte druckbarer Strichstärken im Siebdruck werden durch Fadenzahl,<br />

Fadendicke und die sich daraus ergebende Maschenweite bestimmt. Optimale Randschärfe<br />

ist dazu eine Grundvoraussetzung, diese wird mit Geweben erzielt, bei denen die<br />

Maschenweite größer als die Fadenstärke ist. Druckbare Feinheit und Kantenschärfe<br />

werden durch die Winkellage der kopierten Linien zum Gewebe wesentlich beeinflußt.<br />

Der günstigste Kopierwinkel hat sich nach Versuchen der Gewebehersteller sowie Praxiserfahrungen<br />

mit 22,5° herausgestellt, wobei jedoch miterwähnt werden muß, daß der<br />

Gewebeverbrauch und somit die Kosten steigen.<br />

3.3 Kleben<br />

In den Spanntischen wird das Gewebe auf die Siebrahmen geklebt. Die Güte der<br />

Verklebung des Gewebes am Rahmen bestimmt die Lebensdauer einer<br />

Siebdruckschablone. Zum Verkleben des Gewebes am Rahmen stellt der Fachhandel<br />

zahlreiche Kleber zur Verfügung, die auf die Fadenqualität und den Verwendungszweck<br />

zugeschnitten sind. Zu beachten ist eine Beständigkeit des Klebers gegen die in den Lacken<br />

verwendeten Lösungs- bzw. der Reinigungsmittel.<br />

4 Schablone (Druckform)<br />

Eine Siebdruckschablone bestimmt mit ihren Eigenschaften das Druckergebnis, diese sind<br />

abhängig von der Auswahl des Rahmens, Gewebe, Schablonenart und<br />

Schablonenmethodik. Die Entscheidung, mit welcher Siebdruckschablone optimal gedruckt<br />

werden kann, ist von folgenden Überlegungen abhängig:


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

• Höhe des gewünschten Lackauftrages<br />

• gewünschte Auflösung und Druckrandschärfe<br />

• Reproduktionsgenauigkeit<br />

• Druck- und Trocknungsbedingungen.<br />

4.1 Schablonenmaterial<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 7<br />

Eine Bewertung der zahlreichen Schablonenmaterialien soll dem Fachmann überlassen<br />

werden, da zahlreiche Kombinationen möglich sind, und die richtige Auswahl auch von der<br />

Druckaufgabe abhängig ist. Aus diesem Grund werden im folgenden nur die gängigsten<br />

Materialien genannt.<br />

Die Entwicklung der Kopieremulsionen hat durch den Einsatz von synthetischen Basisharzen<br />

(Polyvinylalkohol, Polyvinylacetate und Polyacrylate) einen rasanten Aufschwung und große<br />

Typenvielfalt gebracht. Die Sensibilisierung mit Bichromat ist durch Diazo-Sensibilisierung<br />

abgelöst und sollte auch aus physiologischen und abwassertechnischen Gründen nicht mehr<br />

zum Einsatz kommen. Relativ kurz im Einsatz ist die Stilben-Sensibilisierung mit<br />

hervorragenden Eigenschaften für Dickschichtschablonen durch hohe Lichtempfindlichkeit<br />

bei ebenso hoher Auflösung. Ähnlich gute Eigenschaften zeigen binäre (doppelt sensitive)<br />

Emulsionssysteme, mit denen lösungsmittelresistente und wasserbeständige Schablonen<br />

hergestellt werden können. Diese sind ungefähr seit 1990 im Einsatz.<br />

Die oben erwähnten Schablonenmaterialien sind als direkte Kopierschichten, Fotofilme und<br />

Kapillarfilme im Handel. Dem Schablonenhersteller bietet sich dadurch die Möglichkeit, je<br />

nach Betriebseinrichtung das optimale Schablonensystem für die zu erfüllende<br />

Druckaufgabe auszuwählen. Um die Vorteile moderner Schablonenmaterialien auch voll<br />

nutzen zu können, sollte die Beratung durch den Schablonenfachmann vor der<br />

Entscheidung stehen.<br />

4.2 Schablonenmethoden<br />

Man unterscheidet nach Herstellungsmethode und nach Art des Kopiermaterials zwischen:<br />

4.2.1 direkter Fotoschablone (Direktemulsion)<br />

4.2.2 indirekter Fotoschablone (Gelantinefilm)<br />

4.2.3 direkt-indirekter Fotoschablone (Kombi-Schablone)<br />

4.2.4 Kapillarfilm<br />

Bei der direkten Fotoschablone wird die Kopierlösung durch Beschichtungsautomaten<br />

oder manuell mit einer Beschichtungsrinne auf das Gewebe aufgebracht, dann belichtet und<br />

entwickelt.<br />

Eine indirekte Fotoschablone erhält man, indem der Schablonenfilm zunächst belichtet<br />

und entwickelt und dann mit dem Gewebe verbunden wird.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 8<br />

Die Kombi- oder direkt-indirekt-Fotoschablone kombiniert 4.2.1 und 4.2.4 insofern, als mit<br />

einer Kopierlösung ein Schablonenfilm am Gewebe verankert wird, und dieser Verbund<br />

belichtet und entwickelt wird.<br />

Die Kapillarfilmmethode nutzt die Quellung der Emulsionsoberfläche eines<br />

lichtempfindlichen Fotofilms durch das nasse Gewebe - die auftretenden kapillaren Kräfte<br />

der offenen Gewebefläche geben dem Film eine ausgezeichnete Haftung im Gewebe.<br />

4.3 Eigenschaften<br />

Die direkte Fotoschablone ist nach wie vor wegen hoher Druckauflagenbeständigkeit häufig<br />

im Einsatz. Die früher bekannten Mängel (unscharfe Konturen, Kopierverluste und<br />

unterschiedliche Kopierergebnisse) sind durch die Herstellung verbesserter (eingefärbter)<br />

Gewebe, besseren Kopiermaterialien und verbesserten Arbeitsmethoden weitgehend<br />

ausgeschaltet worden. Die direkte Fotoschablone hat wegen der geschilderten Vorteile auch<br />

breite Anwendung in der <strong>Leiterplatten</strong>industrie gefunden. Die Möglichkeit, mit<br />

Zwischentrocknung und Mehrfachbeschichtung nahezu jeden erwünschten<br />

Schablonenaufbau für einen vorgegebenen Sollwert an Lack- oder Farbauftrag herzustellen,<br />

erweitert die Verwendung dieser Methode.<br />

Die indirekte Schablone ist besonders wegen hoher Detailwiedergabe bei Feinstrich- und<br />

Rasterarbeiten bevorzugt im graphischen Bereich, z. T. auch im Verpackungsdruck, im<br />

Einsatz. Die bekannte geringe Auflagenbeständigkeit, die durch unzureichende Haftung des<br />

Films am Gewebe verursacht wird, konnte durch Optimierung der Materialien und der<br />

Arbeitsmethoden deutlich verbessert werden. Dennoch bleibt der Haupteinsatz auf mittlere<br />

Auflagen mit hoher Druckqualität begrenzt.<br />

Mit der Entwicklung der direkt-indirekten Methode ist es gelungen, die Vorteile der direkten<br />

Schablone (hohe Auflagenfestigkeit) und die der indirekten Schablone (ausgezeichnete<br />

Druckschärfe) zu kombinieren. Die Qualität einer direkt-indirekten Schablone ist aber mehr<br />

als die der vorgenannten Schablonen von der Belichtung abhängig. Beste Ergebnisse<br />

werden mit eingefärbtem Gewebe erreicht.<br />

Wegen der guten Eigenschaften ist die direkt-indirekte Siebdruckschablone in weiten<br />

Bereichen des Siebdrucks im Einsatz, so auch bei Drucken mit hoher Genauigkeit in der<br />

<strong>Leiterplatten</strong>industrie.<br />

Große Vorteile weisen Siebdruckschablonen auf, die mit Kapillarfilmen erstellt wurden. Sie<br />

zeigen große mechanische Belastbarkeit, drucken kantenscharf und haben ein hohes<br />

Auflösevermögen. Gleichzeitig erlauben Kapillarfilme mit unterschiedlichen Emulsionsdicken<br />

ohne hohen Zeitaufwand die Herstellung von Dickschichtschablonen, z. B. für den<br />

<strong>Leiterplatten</strong>druck und den Druck von Lötabdecklacken.<br />

Selbstverständlich sind wirtschaftliche Erwägungen, technische Voraussetzungen und<br />

Kenntnisse mit entscheidend. Unabhängig von der Basisentscheidung, welcher Art und<br />

Feinheit das Gewebe und die Schablonenmethode sind, ist die zwingende Notwendigkeit für<br />

einen kantenscharfen Druck eine flachliegende Druckseite (siehe Abbildung 3 und 4).


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 9<br />

Die Abbildungen 1 bis 4 verdeutlichen die Beeinflussung der Kantenschärfe des Druckes<br />

durch die Siebbeschichtung.<br />

Abb. 1: Korrekte Beschichtung Abb. 2: Beschichtung zu dünn<br />

Abb. 3: korrekte Beschichtung Abb. 4: Beschichtung zu dünn<br />

Bei einem Schablonenauftrag, wie in Abb. 4 dargestellt, kommt es auch verstärkt zu<br />

Verschmierungen beim Drucken.<br />

4.4 Belichtung<br />

Die für die optimale Durchhärtung einer Kopierschicht erforderliche Belichtungszeit ist im<br />

Wesentlichen von folgenden Faktoren abhängig:<br />

− Lichtempfindlichkeit der Kopierschicht<br />

− Härtungsverhalten der Kopierschicht<br />

− Schichtdicke<br />

− spektrale Empfindlichkeit der Kopierschicht<br />

− spektrale Lichtverteilung der Kopierlampe<br />

− Lichtstärke der Kopierlampe<br />

− Abstand zwischen Kopierlampe und Kopierfläche<br />

− Lichtverlust durch Lichtabsorption in der Kopiervorlage.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

5 Druck<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 10<br />

Bevor mit dem Druckvorgang begonnen wird, werden in der Regel die Rahmeninnenkanten<br />

mit Klebeband abgeklebt, um eine Verschmutzung durch den Lack zu verhindern. Dann<br />

kann die Druckform (Schablone) passergenau auf die zu bedruckenden <strong>Leiterplatten</strong> justiert<br />

und anschließend kann die Absprunghöhe festgelegt werden. Der Druckvorgang (Rakelzug)<br />

selbst unterteilt sich in das sogenannte Fluten (Rakeln ohne Anpreßdruck) und das<br />

eigentliche Drucken (Rakeln mit Anpreßdruck). Beim Fluten wird vor dem eigentlichen<br />

Druckvorgang der Lack ohne Druck mit der Rakel über das Sieb gezogen. Hierbei bildet sich<br />

ein gleichmäßiger Lackauftrag und die offenen Schablonenstellen werden mit Lack gefüllt.<br />

Es gelangt jedoch noch kein Lack auf die zu bedruckende Leiterplatte. Erst nach dem Fluten<br />

erfolgt das eigentliche Drucken.<br />

5.1 Absprung<br />

Mit Absprung ist das Loslösen des Schablonenträgers (Gewebe) hinter der sich<br />

bewegenden Rakel definiert, auch der Abstand zwischen Schablonenträger und<br />

Bedruckstoff (Leiterplatte). Er verhindert, daß die Leiterplatte nicht vor dem Bedrucken vom<br />

Sieb berührt wird und bewirkt, daß sich das gespannte Sieb hinter der Druckrakel von der<br />

Leiterplatte abhebt. Der Absprung ist maßgeblich für ein gutes Druckbild verantwortlich, da<br />

durch ihn das Abreißen der Farbe erreicht und ein Verwischen vermieden wird.<br />

5.2 Druckrakel<br />

Druckrakel bestehen aus plastischen, in einer Halterung befestigten Materialstreifen aus<br />

Polyurethan. Wesentlich für das Ergebnis des Siebdruckes sind Härte, Rakelprofil,<br />

Rakelschliff, Rakeldruck und Rakelstellung (Schräglage). Die Härte der Rakelblätter wird in<br />

Shore gemessen.<br />

Übliche Rakelhärten sind:<br />

- weich: 65 ± 5 Shore A<br />

- mittel: 75 ± 5 Shore A<br />

- hart: 85 ± 5 Shore A<br />

In der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden in der Regel Rakel mit 65- 80 Shore verwendet.<br />

Allgemein sind härtere Rakel für die Darstellung feinerer Linien geeignet, wobei jedoch<br />

berücksichtigt werden muß, daß zu harte Rakel einen hohen Rakeldruck verlangen. Zu<br />

weiche Rakel können nach hinten ausweichen; der Rakelwinkel wird zu flach, und der Lack<br />

wird mit hohem Druck durch das Sieb gepreßt und unterläuft die Schablone (Verschmieren).


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Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

Konturen- Unscharfer<br />

scharfer Druck Druck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 11<br />

Für die unterschiedlichen siebdrucktechnischen Aufgaben gibt es speziell angeschliffene<br />

Rakelkanten, wie z.B. ein rechteckiges Profil, Winkelschliff mit gebrochener Kante, Rundoder<br />

Schräg-/Keilschliff. In der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden häufig rechteckige Profile<br />

verwendet, da diese gut geeignet sind feine Details und kantenscharfe Drucke zu erzeugen.<br />

Bzgl. der Rakelstellung ist zu sagen, daß mit abnehmendem Winkel die Lackmenge, welche<br />

durch das Sieb gedrückt wird, abnimmt. Der Rakeldruck während des Druckvorgangs muß<br />

konstant gehalten werden, um ein gleichmäßiges Druckbild zu erhalten.<br />

5.3 Druck mit Leersieb (ohne Schablone)<br />

Bei der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung kann z.B. ein fotostrukturierbarer Lötstopplack durch den<br />

Druck mit einem Leersieb auf die Leiterplatte aufgebracht werden. Wenn mit einem<br />

Leersieb, also ohne Schablone, gedruckt wird, dann fehlt an den Löchern bzw. den<br />

Durchkontaktierungen der Druckträger, so daß an diesen Stellen kein Kontakt zustande<br />

kommt, und der über den Rakeldruck durch das Sieb gedrückte Lack nicht übertragen<br />

werden kann.<br />

Die Folge sind Lackansammlungen unter dem Sieb, die mit jedem nachfolgenden Druck<br />

stärker werden und bei kleinen Lochdurchmessern bereits nach dem zweiten Druck in die<br />

Löcher hineingedrückt werden können.<br />

Daher sind beim Druck mit einem Leersieb Maßnahmen zu treffen, daß Lackansammlungen,<br />

die nicht vom Sieb abgenommen werden, beim nächsten Druck nicht in die<br />

Durchkontaktierungen gedruckt werden. Dies gilt besonders für Lochdurchmesser von<br />

weniger als 0,8 bis 1,0 mm.<br />

Dies kann z. B. durch folgende Maßnahmen vermieden bzw. eingeschränkt werden:<br />

− Verwendung relativ feiner Siebe, z. B. 51 T-Gewebe, wodurch aber geringerer<br />

Lackauftrag zustande kommt<br />

− Verwendung härterer Rakel, z. B. 80 Shore-A-Härte, was gleichfalls eine geringere<br />

Lackschicht ergibt<br />

− sofern möglich, Verringerung des Rakeldrucks<br />

− versetzter Druck durch Verschieben der Leiterplatte<br />

− häufige Papierabdrucke mit einem gut saugenden, aber trotzdem nicht flusenden Papier.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Siebdruck<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.2<br />

Seite 12<br />

Der Druck mit einem Leersieb birgt aber, wie die aufgezählten Parameter zeigen, latent die<br />

Gefahr, daß Lack in die Durchkontaktierungen gelangt und später aus den Kontaktierungen<br />

nicht einwandfrei herausentwickelt werden kann, so daß der Druck mit einem Leersieb<br />

eigentlich nur für Null- oder Kleinserien vorgesehen werden sollte. Bei großen Serien ist es<br />

unbedingt ratsam, den Druck mit einer Siebdruckschablone vorzunehmen.<br />

6 Doppelseitiger, vertikaler Siebdruck<br />

Eine interessante und verstärkt in den Markt gelangende Variante der Beschichtung von<br />

<strong>Leiterplatten</strong> unter Verwendung von Leersieben bietet der doppelseitig arbeitende, vertikale<br />

Siebdruck. Dieser wurde für die Applikation speziell von flüssigen, fotosensitiven<br />

Lötstoppmasken entwickelt und zeigt hervorragende Ergebnisse.<br />

Beim vertikalen, doppelseitigen Siebdruck werden die Nutzen vertikal eingespannt. Die<br />

Siebe sind im gleichen Abstand zu den Nutzen befestigt. Die exakt gegenüberliegenden<br />

Rakel beschichten unter identischem Rakelwinkel gleichzeitig beide <strong>Leiterplatten</strong>seiten.<br />

Große Vorteile bietet die beidseitige Beschichtung auch bei Druck von flexiblen <strong>Leiterplatten</strong>.<br />

Auch bzgl. der <strong>Leiterplatten</strong>abmessungen (sehr große, schwere Platten) bietet der vertikale,<br />

doppelseitige Siebdruck viele Möglichkeiten. Die gleichzeitige Beschichtung beider<br />

<strong>Leiterplatten</strong>seiten mit fotostrukturierbaren Lötstopplacken bewirkt im Trocknungsprozeß<br />

einen geringeren Energiebedarf und keine Gefahr der Übertrocknung, wie sie z. B. bei der<br />

zuerst beschichteten <strong>Leiterplatten</strong>seite im Vorhanggießverfahren auftreten kann. Durch den<br />

gleichen Vortrocknungsgrad bzw. gleiche thermische Belastung beider <strong>Leiterplatten</strong>seiten<br />

ergeben sich weiterhin Vorteile hinsichtlich identischer Entwickelbarkeit beider Seiten.<br />

Prinzipiell kann die Entwicklungszeit daher etwas reduziert werden, was wiederum auch eine<br />

mögliche Verkürzung der Belichtungszeit beinhaltet.<br />

Die unter 6.4 geschilderten Lackansammlungen und daraus resultierenden<br />

Entwicklerprobleme treten bei dieser Verarbeitungsweise nicht auf.<br />

7 Quellenangabe<br />

"Handbuch der <strong>Leiterplatten</strong>technik", Band 3, 1993,<br />

Herausgeber: G. Herrmann,<br />

unter Mitwirkung von 21 Mitautoren, u. a. auch von Werner Peters.<br />

Erschienen im Eugen G. Leutze Verlag, D-88342 Saulgau/Württ.,<br />

ISBN-Nr. 3-87480-091-1.<br />

Informationsschrift:<br />

"Moderne Siebdruckschablonen im Vergleich"<br />

BarChem GmbH, Volker G. Bartelmäs, D-74321 Bietigheim-Bissingen<br />

"Handbuch für den Sieb- und Textildruck“ (Nov. 1998)<br />

Sefav AG, Division Druck, Thal (CH)<br />

Ausbildungsleitfaden "Der Siebdrucker"<br />

Verband der Druckindustrie Niedersachsen


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Trockenfilmresists;<br />

Trockenfilm-Lötstoppmaske<br />

Dieser Abschnitt wird zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 5.3<br />

Seite 1


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Inhaltsangabe<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

1 Verfahrensschema Fotodruck „Leiterbilderstellung“<br />

2 Vorbehandlung<br />

2.1 Ziel der Vorbehandlung<br />

2.2 Methoden der Vorbehandlung<br />

3 Produktbeschreibung des Fotoresists<br />

3.1 Zweck des Fotoresists<br />

3.2 Fotoresistarten<br />

4 Laminieren mit Trockenfilmresisten<br />

4.1 Trockenfilmresist (Festresist)<br />

4.2 Aufbau von Laminatoren<br />

4.3 Laminierparameter<br />

4.4 Was beim Laminieren generell zu berücksichtigen ist<br />

5 Beschichten mit Flüssigresisten<br />

5.1 Allgemein<br />

5.2 Flüssig - / Trockenfilm-Resiste im Vergleich<br />

5.3 Verarbeiten von Flüssigresisten<br />

5.4 Positiv / negativ arbeitende Fotoresiste<br />

5.5 Elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste<br />

5.6 Siebverdruckbare Fotoresiste<br />

5.7 Ökologie / Ökonomie<br />

6 Belichten<br />

6.1 Ablauf des Belichtungsvorgangs<br />

6.2 Optik<br />

6.3 Abbildungsfehler<br />

6.4 Belichtungsgeräte<br />

6.5 Brenner<br />

6.6 Registriersysteme<br />

7 Entwickeln<br />

7.1 Entwicklungsverfahren<br />

7.2 Entwicklungsmedium<br />

7.3 Beurteilung der Entwicklungsqualität<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 5.4<br />

Seite 1


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

8 Überprüfen von Belichtungszeiten und Belichtungsgeräten<br />

8.1 Grau-/Stufenkeil<br />

8.2 UV - Energiemesser<br />

9 Fehleranalyse<br />

10 Anhang<br />

10.1 Fortpflanzung von Fehlern<br />

10.2 Graukeil-Vergleichstabelle<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

1 Verfahrenschema Fotodruck „Leiterbilderstellung“<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 3<br />

Im folgenden Flußdiagramm (Bild 1.1) ist der Prozeßablauf Fotodruck für Innenlagen und<br />

Außenlagen dargestellt.<br />

Innenlagen<br />

Kanten schleifen<br />

Vorbehandeln<br />

Bild 1.1: Prozeßablauf Fotodruck „Leiterbilderstellung“<br />

Lochmetallisierte<br />

Leiterplatte<br />

Laminieren mit Trockenfilmresisten<br />

oder Beschichten mit Flüssigresisten<br />

Belichten<br />

Entwickeln<br />

Ätzen Galvanisieren


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2 Vorbehandlung<br />

2.1 Ziel der Vorbehandlung<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 4<br />

Es ist das Ziel der Vorbehandlung, eine saubere, fett- und weitgehend oxidfreie und im UV-<br />

Licht wenig reflektierende matte Oberfläche zu erzeugen. Sie ist die Voraussetzung für eine<br />

gute Haftung zwischen Fotoresist und Kupferoberfläche und gewährt optimale Ergebnisse<br />

bei der Reproduktion der Fotovorlage (Abbildungsgenauigkeit).<br />

Die Oberfläche muß deshalb frei von Verunreinigungen jeder Art sein, insbesondere aber<br />

frei von: Fetten und Ölen<br />

Fingerabdrücken<br />

Oxid- und Wasserflecken<br />

Rückständen wie Staub, Haare, Salze<br />

Bimsmehl oder Schleifvlies.<br />

Die Kanten des Basismaterials sollen entgratet und geglättet sein, um Staub durch abbrechende<br />

Glasfasern und Epoxidpartikel zu vermeiden und Kupfergrad vom Sägen zu entfernen.<br />

Dieser beschädigt im nachfolgenden Prozeß des Resistlaminierens die Laminierwalzen,<br />

sowie beim Belichten die Fotovorlagen und kann zu Defekten beim Leiterbild führen.<br />

Zum Entgraten und Glätten werden verschiedene Techniken benutzt:<br />

Sägen<br />

Fräsen<br />

Schaben.<br />

Zusätzlich muß bei durchmetallisierter Ware vor dem Auflaminieren des Fotoresists sicher<br />

gestellt sein, daß etwa nach dem Bohren vorhandener Bohrgrat abgeschliffen wurde. Der<br />

Bohrgrat verhindert, daß der Fotoresist plan auf dem Basismaterial aufliegt; beim nachfolgenden<br />

Belichten kommt es zu Unterstrahlungen, die zu Abbildungsfehlern führen. Ebenso<br />

können vom Resist überspannte Bohrungen (Tents) beschädigt werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2.2 Methoden der Vorbehandlung<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Folgende Methoden der Vorbehandlung stehen zur Verfügung:<br />

Chemische Vorbehandlung<br />

Mechanische Vorbehandlung<br />

Kombination beider Vorbehandlungen.<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 5.4<br />

Seite 5<br />

Angestrebt wird eine gleichmäßig matte Oberfläche; bei hochglänzenden Oberflächen kann<br />

es beim nachfolgenden Belichtungsprozeß zu Problemen aufgrund der Lichtreflektion an der<br />

glänzenden Kupferoberfläche kommen (Streulicht).<br />

2.2.1 Entfetten<br />

Eine Entfettung ist hauptsächlich bei Innenlagen und reiner Ätzware notwendig. Lochmetallisierte<br />

Ware sollte bei gut geführter Handhabung in den Vorprozessen keine Fettspuren aufweisen.<br />

Trotzdem wird eine Entfettung mit einem sauren Entfetter empfohlen, um eine<br />

gleichmäßige Benetzung der Oberfläche im nachfolgenden Prozeß zu gewährleisten. Auch<br />

auf eine möglichst rückstandsfreie Spülung muß geachtet werden, da Verschleppungen der<br />

Entfetterlösung die nachfolgenden Prozeß stark beeinträchtigen können.<br />

2.2.2 Chemische Vorbehandlung oder Mikroätzen<br />

Das Mikroätzen bewirkt eine Desoxidation der Kupferoberfläche und ein Anätzen der Korngrenzen;<br />

hierdurch wird eine matte Oberfläche erzeugt, die die störende Reflexion der UV-<br />

Strahlung praktisch beseitigt. Gleichzeitig werden je nach Art, Konzentration und Verweilzeit<br />

einige Mikrometer Kupfer abgetragen. Der Abtrag ist nicht immer gleichmäßig und kann<br />

durchaus zwischen 2 µm und 5 µm liegen. Die Folgen bei notwendiger Nacharbeit können<br />

entweder DK-Fehler oder bei Innenlagen die Unterschreitung einer minimalen Kupferstärke<br />

sein. Dies ist besonders kritisch, da beim Braun- oder Schwarzoxidieren ein nochmaliger<br />

Kupferabtrag bei der Vorreinigung und eine Kupferumwandlung in Oxid stattfindet, so daß<br />

der fertige Multilayer Innenlagenfehler aufweisen kann, obwohl die geätzte Innenlage die<br />

elektrische und/oder die optische Prüfung bestanden hat.<br />

Beim Anätzen mit Persulfaten sollte die erste nachfolgende Spülung mit H2SO4 angesäuert<br />

sein, um ein Ausfallen der Persulfate auf der Kupferoberfläche zu verhindern (Salzkristalle<br />

auf dem Kupfer). Aus abwassertechnischen Gründen (Komplexbildung) sind Natrium- oder<br />

Kaliumpersulfate dem Amoniumpersulfat vorzuziehen.<br />

Typische Badkonzentrationen sind ca. 50-100 g/l Persulfat, gefolgt von einer 5-10% H2SO4 -<br />

Dekapierung mit anschließender sorgfältiger Spülung.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2.2.3 Mechanische Aufrauhverfahren<br />

2.2.3.1 Bimsen<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

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Seite 6<br />

Die Oberflächenreinigung mit Bimsmehl (typische Korngröße 100 µm - 300 µm) kann durch<br />

Hochdrucksprühen (typisch 30 bar) oder mit oszillierenden Walzenbürstmaschinen erfolgen.<br />

Wichtig ist der nachfolgende Spülprozeß, der im allgemeinen ein Hochdruckspülen mit Wasser<br />

bis zu 100 bar erfordert, um das Bimsmehl von der Oberfläche und aus den Bohrungen<br />

vollständig zu entfernen. Bei ungeeigneter Anlagenkonzeption besteht eine große Gefahr,<br />

daß Bimsmehl in den Reinraum des Fotodrucks gelangt.<br />

• Standzeit des Bimsmehls<br />

Der Festkörpergehalt der Bimsmehlschlemme muß festgelegt und täglich kontrolliert werden<br />

(Probenahme des aufgeschlemmten Bimsmehls mit Meßzylinder und Festgehalt nach<br />

Absetzen bestimmen). Je nach Durchsatz und Fassungsvermögen des Vorratsbehälters<br />

soll der Festkörpergehalt täglich bestimmt und gegebenenfalls neu eingestellt<br />

werden; etwa wöchentlich sollte die Schlemme neu angesetzt werden.<br />

• Trennung vom Kupfer<br />

Dies erfolgt mit einer handelsüblichen Zentrifuge, mit der der Kupferanteil im Bimsmehl<br />

niedrig gehalten wird.<br />

Eine regelmäßige Wartung der Bimsstrahlmaschine ist notwendig; hierbei ist besonders auf<br />

einen Verschleiß der Düsen (Keramik) zu achten.<br />

Werden alkalische Entfetter beim vorher stattfindenden Entfetten benutzt, so ist darauf zu<br />

achten, daß die Bimsmehlsuspension durch Verschleppung nicht zu sehr alkalisch (< pH 8)<br />

wird, da andernfalls die frisch aufgerissene Oberfläche des Kupfers unverzüglich wieder oxidiert.<br />

Es ist daher sinnvoll, nach der Bimsmehlbehandlung die erste Spülung anzusäuern (H2SO4),<br />

um die Kupferoberfläche im nassen Zustand oxidfrei zu halten. Dies beugt der erneuten<br />

Oxidation der Kupferfläche vor dem anschließenden Trocknungsprozeß vor.


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2.2.3.2 Korund-Bürstwalzen<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

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Seite 7<br />

Oszillierende Walzen mit Korund-gebundenen Schleifvliesen werden immer seltener eingesetzt.<br />

Die Schleifriefen laufen in eine bevorzugte Richtung und erzeugen keine ausreichende<br />

Mikrorauhigkeit; weiterhin kommt es z.T. zu derart tiefen Riefenbildungen, daß der Fotoresist<br />

diese Riefen nur noch überspannt, aber nicht zuverlässig ausfüllt; bei den nachfolgenden<br />

Prozessen dringen die verschiedenen Prozeßlösungen in die Riefen und erzeugen ungewünschte<br />

Effekte, wie Einschnürungen durch Ätzmittelangriff, Unterwanderungen in der Galvanik<br />

oder ungleichmäßiges Galvanisieren, die unter Umständen zur Nacharbeit und Ausschuß<br />

führen.<br />

Durch die auftretenden Kräfte beim Bürsten entstehen bei dünnen Materialien unerwünschte<br />

Längenänderungen, die zu Registrierproblemen, vor allem bei der Multilayerinnenlagen-<br />

Herstellung, führen.<br />

Gebürstet wird im Naßzustand; bei Trockenlauf besteht die Gefahr der Erwärmung der<br />

kunststoffgebundenen Walzen mit dem Effekt der Schmierbildung auf der Kupferoberfläche.<br />

Auch hier ist es sinnvoll, die nachfolgende erste Spülkammer leicht anzusäuern, um die nasse<br />

Oberfläche leicht sauer zu halten und damit vor dem unverzüglichen, erneuten Oxidieren<br />

zu bewahren.<br />

2.2.4 Spülen<br />

Mit dem Spülprozeß soll die völlige Beseitigung der vorher benutzten chemischen Lösungen<br />

erzielt werden. Das Spülwasser muß von hoher Qualität sein; es sollte möglichst rein sein.<br />

Einen Leitwert von weniger als 10 µS ist erstrebenswert.<br />

Kreislaufgeführtes Wasser kann problematisch sein, da sich in ihm bei fehlender Aktivkohlebehandlung<br />

bevorzugt organische Substanzen (z.B. Tenside, Glanzbildner) anreichern, die<br />

eventuell mit der frisch desoxidierten Kupferoberfläche beim anschließenden Trocknen mit<br />

heißer Luft reagieren und später einen negativen Einfluß auf die Haftung des Resist auf der<br />

Kupferoberfläche nehmen.<br />

Schwierig ist auch die Spülung von kleinen Bohrungen bei dicken Schaltungen. Eventuell ist<br />

es notwendig, ein Hochdruckspülmodul einzusetzen, um das Bimsmehl und andere Rückstände<br />

völlig aus den Löchern zu entfernen.<br />

Die Wartung der Maschinen bezüglich Sauberkeit ist von äußerster Wichtigkeit, da es leicht<br />

zu Schimmel- und Algenbildung in der Maschine kommen kann. In solchen Fällen kann man<br />

mit Sagrotan-Spülungen eine mehrere Wochen dauernde Sauberkeit erzielen.<br />

2.2.5 Trocknung<br />

Bei der Trocknung sollte darauf geachtet werden, daß dieser Prozeß so schnell wie möglich<br />

abläuft, um dem Oxidationsprozeß möglichst wenig Zeit zu lassen. Wichtig ist, daß nach<br />

dem Spülen zunächst das Wasser mit Luftmessern aus den Löchern herausgeblasen und<br />

von der Oberfläche entfernt wird. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse müssen Abstand und<br />

Anstellwinkel der Luftmesser ausprobiert werden. Wasserflecken müssen vermieden werden.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

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Wenn keine Radialverdichter bei den Luftmessern benutzt werden, sondern Preßluft aus einer<br />

Zentralanlage zum Einsatz kommt, muß unbedingt auf Ölfreiheit der Preßluft geachtet<br />

werden, aber auch auf Sauberkeit der Preßluftleitungen (Ölabscheider einbauen, Wartung<br />

beachten!).<br />

Nach der Reinigung darf die Kupferoberfläche nicht mehr berührt werden. Fingerabdrücke<br />

führen bei Feinleiterstrukturen mit höchster Sicherheit zu Ausschuß. Es wird empfohlen,<br />

saubere Handschuhe zu tragen bzw. die Zuschnitte nur an den Kanten zu handhaben.<br />

Nach der Trocknung sollten die Zuschnitte umgehend mit Fotoresist beschichtet werden, um<br />

ein erneutes und unkontrolliertes Oxidieren der Kupferoberfläche zu vermeiden. Unter keinen<br />

Umständen sollte gereinigtes Material über mehrere Stunden unbeschichtet aufbewahrt<br />

werden.<br />

3 Produktbeschreibung des Resists<br />

3.1 Zweck des Fotoresists<br />

Fotoresiste sind lichtempfindliche Materialien, die bei Bestrahlung ihr Lösungsverhalten im<br />

Entwickler verändern. In der <strong>Leiterplatten</strong>technik werden sie in flüssiger oder fester Form<br />

zum Zweck der Bildübertragung eingesetzt. Der benötigte Wellenlängenbereich des Lichts<br />

liegt zwischen 300 nm bis 500 nm. Durch den Belichtungs- und Entwicklungsprozeß entstehen<br />

freie und abgedeckte Flächen auf dem Produktionszuschnitt, wobei in Nachfolgeprozessen<br />

die freien Flächen weiter bearbeitet werden (z.B. Ätzen oder Galvanisieren) und die abgedeckten<br />

Flächen zunächst unbearbeitet bleiben. Der Fotoresist wird somit als selektiver<br />

Schutz für nachfolgende Bearbeitungsprozesse benutzt.<br />

An diese Fotoresiste werden die verschiedensten Anforderungen gestellt. Deren wichtigste<br />

Eigenschaften sind:<br />

• Gute Verarbeitungseigenschaften bzw. breite Prozeßfenster<br />

• Gute Haftung auf Kupfer und den verschiedensten Basismaterialien<br />

• Hohe Empfindlichkeit gegenüber der differenzierenden UV-Strahlung<br />

• Deutlich sichtbarer Farbumschlag zwischen belichtetem und unbelichtetem Resist<br />

• Rasche Entwickelbarkeit mit wäßrig-alkalischen Lösungen<br />

• Genaue Übertragbarkeit der Fotovorlage<br />

• Reproduzierbare und definierte Flankenform beim Entwickeln<br />

• Ätzbeständigkeit in sauren und ammoniakalischen Lösungen<br />

• Galvanobeständigkeit<br />

• Wärmebeständigkeit<br />

• Leichte und vollständige Entfernbarkeit (Strippen) des Resists<br />

• Gute Lagerfähigkeit unter Lichtausschluß<br />

• Bei Rollenware keine Kaltfließeigenschaften (Verkleben der Kanten).


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3.2 Resistarten<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

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Seite 9<br />

Grundsätzlich gibt es zwei völlig unterschiedliche Resistarten, deren schematische Funktionsweisen<br />

in Bild 3.1 wiedergegeben sind.<br />

3.2.1 Negativ arbeitender Resist<br />

Bei diesem Resist werden die nicht belichteten monomeren Resiststellen von wäßrigalkalischer<br />

Lösung abgewaschen. Die belichteten Stellen polymerisieren und verbleiben als<br />

Schutzschicht vor weiteren Bearbeitungsgängen auf dem Werkstück.<br />

Negativresist Positivresist<br />

UV-Strahlung<br />

Film<br />

Latentes Bild im<br />

Resist<br />

Basismaterial mit<br />

Cu-Kaschierung<br />

Entwickelter<br />

Resist, der<br />

lösliche Bereich<br />

ist entfernt<br />

Bild 3.1: Schematische Darstellung der negativen und positiven Resistfunktion<br />

3.2.2 Positiv arbeitender Resist<br />

Bei diesem Typ zerfällt der belichtete Resist unter UV-Licht in Bestandteile, die in wäßrigalkalischer<br />

Lösung abwaschbar sind. Im Gegensatz zum negativ arbeitenden Resist verbleiben<br />

hier die nicht belichteten Stellen als Schutzschicht auf dem Werkstück.<br />

Die größere praktische Bedeutung haben negativ arbeitende Trockenfilmresiste. Negativ arbeitende<br />

Flüssigresiste gewinnen aber zunehmend an Bedeutung, vor allem im Bereich der<br />

Ätzanwendungen (z.B. Innenlagenfertigung). Der Vorteil der Flüssigresiste liegt größtenteils<br />

im Kostenbereich, da weniger Material verbraucht wird. Typische Materialstärken betragen<br />

bei Flüssigresisten 4 µm - 12 µm, bei Festresisten in der Ätzanwendung 38 µm (1,5 mil). Es<br />

werden aber auch 25 µm (1 mil) Festresiste angeboten, die bisher keine weitverbreitete Anwendung<br />

finden. Für Galvano- / Tenting-Anwendungen werden Resiststärken von 50 µm<br />

und 75 µm eingesetzt.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

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Seite 10<br />

Aufgrund seiner geringen Schichtstärke ist der Flüssigresist sehr empfindlich gegen mechanische<br />

Beanspruchung, z.B. Gefahr von Kratzern, die zu Ausschuß führen. Ein weiterer<br />

Nachteil von Flüssigresisten liegt bei den relativ hohen Neuinvestitionen für die Beschichtungsanlage<br />

und die anschließende Trocknung des Resists. Aus diesem Grund werden<br />

Flüssigresiste fast ausschließlich in großvolumigen und vollautomatischen Fertigungslinien<br />

eingesetzt.<br />

Grundsätzlich wären positiv arbeitende Fotoresiste für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung von Vorteil.<br />

Einer weiten Verbreitung standen bislang aber deutlich höhere Materialkosten und technische<br />

Einschränkungen entgegen.<br />

4 Laminieren mit Trockenfilmresisten<br />

4.1 Trockenfilmresist (Festresist)<br />

4.1.1 Aufbau von Festresisten<br />

Der Festresist besteht aus einer etwa 25 µm dicken Trägerfolie aus Polyester (Bild 4.1). Auf<br />

diese Trägerfolie wird beim Hersteller der fotoempfindliche Resist per Rolle im Reinraum der<br />

Reinraumklasse 10 aufgegossen, getrocknet und mit einer ca. 25 µm starken Polyethylenfolie<br />

abgedeckt. Anschließend wird das Material aufgerollt. Die Produktionsbreite der Rollen<br />

kann bis zu 1,65 m, die Länge der Masterrolle bis 1500 m betragen. Bei dem späteren notwendigen<br />

Schneidvorgang wird die Ware umgespult und auf die gewünschten Längen und<br />

Breiten der Kunden konfektioniert.<br />

Typische Rollenlängen für den Kunden sind 100 m oder 300 m. Die Breiten variieren i.a.<br />

zwischen 200 mm und 610 mm. Die Resiste werden in verschiedenen Dicken von ca. 25 µm<br />

und 38 µm für Ätzware und von ca. 38 µm und 50 µm für Galvanoware angeboten. Für Sonderanwendungen<br />

stehen auch Resiste mit einer Schichtstärke von 75 µm bis 120 µm zur<br />

Verfügung.<br />

Trockenresist als<br />

Folie auf Rollen<br />

Polyolefinfolie als<br />

Schutzschicht<br />

Lichtempfindlicher<br />

Polyesterträgerfolie (Mylar ®) Trockenresist<br />

Bild 4.1: Prinzipieller Aufbau von Festresisten (Werksbild DuPont, Mylar® ist<br />

ein eingetragenes Warenzeichen von DuPont)


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

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3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 11<br />

Um eine gute, d.h. fehlerfreie Lamination zu erreichen, sind zwei Eigenschaften der Resiste<br />

sehr wesentlich:<br />

• Fließverhalten des Resists<br />

• Klebefähigkeit des Resists<br />

An die Polyesterfolie sind drei Bedingungen zu stellen:<br />

• Hohe UV-Transparenz<br />

• Optische Homogenität<br />

• Dimensionsstabilität bei Wärmefluß<br />

4.1.2 Resistkomponenten<br />

Trockenfilmresiste bestehen alle aus folgenden Funktionseinheiten:<br />

• Multifunktionale Filmbinder, die aus Acrylaten oder Styrolderivaten bestehen können<br />

und mit Acrylsäuren oder Maleinsäureanhydriden vermengt sind, um die Mischung im<br />

alkalischen Medium lösen zu können.<br />

• Multifunktionale Monomere, die durch den Belichtungsvorgang zu Polymeren verkettet<br />

werden.<br />

• Fotoinitiatoren, die bei UV-Bestrahlung Radikale bilden und somit den Polymerisationsvorgang<br />

zum Ablauf bringen.<br />

• Sonstige Komponenten, wie Stabilisatoren, Haftvermittler, Füllstoffe, usw..<br />

Fotoresiste sind somit komplexe Gemische aus vielen aufeinander abgestimmten chemischen<br />

Substanzen.<br />

Alle oben aufgeführten Komponenten dürfen im Resist weder alleine noch in Kombination<br />

wasserlöslich sein, da sich der Resist andernfalls während des Ätzens oder Galvanisierens<br />

auflösen würde.<br />

4.1.2.1 Multifunktionale Filmbinder<br />

Die sogenannten Binder eines Fotoresists enthalten organische Säuregruppen, die mit freien<br />

Alkaliionen ein Salz bilden können. Diese Reaktion setzt den Resist in eine wasserlösliche<br />

Verbindung um, vorausgesetzt, die Anzahl der reagierten Gruppen ist groß genug, die hydrophoben<br />

Kräfte innerhalb der Polymerkette zu überwinden. Keine der anderen Resistkomponenten<br />

kann in alkalischer Lösung dissoziieren und sind daher auch nicht in der Lage,<br />

wasserlöslich zu werden.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 12<br />

Beim belichteten Resist reicht diese Reaktion der OH-Ionen mit den Säuregruppen in dem<br />

dreidimensionalen polymerisierten Macromolekül nicht mehr aus, das Molekül zu lösen.<br />

Durch erhöhte OH-Ionenkonzentration müssen zusätzlich die Kohäsions- und Adhäsionskräfte<br />

gelöst werden, die die Resistmatrix zusammenhalten und an die Kupferoberfläche<br />

binden. Es müssen deshalb zum Strippen alkalische Lösungen mit einem pH-Wert >13 und<br />

hohe Temperaturen von ca. 50°C eingesetzt werden.<br />

Beim Einwickeln und beim Strippen laufen folgende chemische Reaktionen ab:<br />

Soda dissoziiert in Wasser nach folgender Reaktion:<br />

Na2CO3 + H2O 2 Na + + OH - -<br />

+ HCO3<br />

Entsprechend dissoziert Natriumhydroxid (Basis eines Strippers):<br />

NaOH + H2O Na + + OH - + H2O<br />

Der saure Polymerbinder reagiert nun mit den freien Hydroxigruppen:<br />

R1R2R3COOH + OH -<br />

R1R2R3COO - + H2O<br />

In Wasser und bei In Wasser und bei<br />

pH < 7 unlöslich pH > 7 löslich<br />

R1R2R3 können entweder Styrole, Ethylacrylate, Methyl-Methacrylate oder jede andere<br />

Kombination von unterschiedlichen Acrylsäuremonomeren sein.<br />

4.1.2.2 Multifunktionale Monomere<br />

Das Grundprinzip der fotochemischen Reaktion bei Negativresisten ist die Vergrößerung des<br />

Molekulargewichtes durch Polymerisation oder Vernetzung unter Bildung dreidimensionaler<br />

Netzwerke.<br />

Das eingestrahlte Licht wird in einem bestimmten Spektralbereich (300 nm - 500 nm) von<br />

diesen Monomeren absorbiert. Dabei werden die Moleküle in einen höheren Energiezustand<br />

versetzt und damit zu Schwingungen angeregt, die die Bindungsabstände und Bindungswinkel<br />

ändern. Darüber hinaus kann im Molekül sich auch die Elektronendichteverteilung<br />

ändern. Dabei werden die Bindungen entweder gelockert oder unter Bildung von Radikalen<br />

getrennt, so daß sich die Moleküle zersetzen. Diese Radikale sind extrem reaktive Spezies,<br />

die mit den unterschiedlichsten funktionellen Gruppen reagieren.<br />

Die Entstehung von Radikalen, die sich bei der Bestrahlung mit UV-Licht bilden, und deren<br />

weitere Reaktionen werden an den folgenden Beispielen deutlich:<br />

R - N3<br />

h ν •<br />

R - N• + N2


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 13<br />

Bei Bestrahlung spaltet die Azidgruppe (-N3) Stickstoff ab, wobei das sehr reaktive Radikal<br />

Nitren entsteht, das sowohl mit sich selbst als auch mit verschiedensten Gruppen reagieren<br />

kann:<br />

• •<br />

R - N• + R - N• R - N = N - R<br />

• H<br />

R - N• + H - C - R - N - C -<br />

• H<br />

R - N• + H - C - R - N• + • C -<br />

•<br />

R - N• + C C R - N<br />

Die in den Resisten eingesetzten Monomeren enthalten nun eine Vielzahl von reaktiven<br />

Gruppen, die mit den Radikalen unter den oben angegebenen Mechanismen reagieren können.<br />

Damit wird erreicht, daß die Polymerisation nicht in eindimensionaler, sondern sofort in<br />

dreidimensionaler Richtung erfolgt.<br />

•<br />

R - N• + O2 R - N = O + andere Produkte<br />

Ein Problem stellt der Luftsauerstoff dar, der ebenfalls mit den Radikalen reagiert und somit<br />

die Vernetzungsreaktionen stört. Dem Resist werden deshalb Verbindungen zugegeben, die<br />

bevorzugt mit Sauerstoff reagieren, um die Konzentration an Sauerstoff im Resist niedrig zu<br />

halten.<br />

Es ist deshalb auch wichtig, die laminierten Zuschnitte nicht allzu lange vor dem Belichten<br />

stehen zu lassen, damit nicht zuviel Luftsauerstoff in den mit Polyesterfolie geschützten Resist<br />

diffundieren kann.


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4.1.2.3 Fotoinitiatoren<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Die Geschwindigkeit der Fotoreaktion ist von zwei Faktoren abhängig:<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 14<br />

1. Von der von dem Resist absorbierten Lichtmenge, die in der Materie entsprechend dem<br />

Lambert-Beer`schen Gesetz exponentiell abnimmt.<br />

2. Von der fotochemischen Quantenausbeute. Diese ist ein Maß für das Verhältnis der fotochemischen<br />

Prozessen zu den anderen Konkurrenzprozessen wie Fluoreszenz und<br />

strahlungsloser Desaktivierung.<br />

Um den Wirkungsgrad der Fotoreaktion zu verbessern, müssen die Absorptionsspektren der<br />

Monomeren der Intensitätsverteilung der Lichtquelle angepaßt sein. Dies ist aber nicht immer<br />

möglich. Deshalb werden dem Resist chemische Substanzen, sog. Initiatoren, beigefügt,<br />

deren Absorptionsspektren denen der Lichtquellen eher entsprechen. Bei Lichtabsorption<br />

werden diese Moleküle angeregt, die dann in der Lage sind, diese Energie mit hoher<br />

Ausbeute auf die Monomere zu übertragen, so daß die Radikalbildung einsetzen und die<br />

Kettenreaktion starten kann.<br />

4.1.3 Lagerung von Festresisten<br />

Trockenfilme sind wie allgemein alle fotografischen Materialien temperatur- und in begrenztem<br />

Maße luftfeuchteempfindlich. Eine Empfindlichkeit gegen UV-Licht und damit auch gegen<br />

Tageslicht ist selbstverständlich. Die Rollen sollten deshalb in Orginalverpackungen<br />

gelagert und nur im Gelblichtbereich ausgepackt werden.<br />

Optimalerweise sollte die Ware im klimatisierten Bereich mit Temperaturen zwischen 16°C<br />

und 20°C gelagert werden.<br />

Bei längerer Lagerung über 20°C tritt verstärkter Resistfluß auf, was zum Verkleben an den<br />

Rollenkanten führen kann und dadurch Probleme beim Laminieren verursacht. Weiterhin<br />

kann erhöhte Temperatur zu Vorpolymerisation und damit zur Beeinträchtigung von wichtigen<br />

Resisteigenschaften führen, z.B. verminderte Haftfestigkeit oder verlängerte Belichtungszeiten.<br />

Die Entnahme aus dem Lager sollte strickt nach dem Herstelldatum erfolgen, um eine Überalterung<br />

des Resists zu vermeiden (ca. 9 - 12 Monate).<br />

Vor dem Auspacken der Ware aus dem schwarzen Polybeutel im Laminierraum muß beachtet<br />

werden, daß der Temperaturunterschied zwischen Laminierraum und Ware nicht zu<br />

groß ist, um Kondensation am Resist zu vermeiden.<br />

4.2 Aufbau von Laminatoren<br />

Im Fotobereich versteht man unter dem Laminieren das ein- und zweiseitige Beschichten<br />

von kupferkaschierten Zuschnitten oder Nutzen mit Trockenfilmresist unter Druck und Wär-


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 15<br />

me. Dieser Prozeß wird entweder auf manuellen Hot-Roll-Laminatoren oder auf automatischen<br />

Cut-Sheet-Laminatoren durchgeführt.<br />

4.2.1 Prinzip des Laminators<br />

Der Fotoresist ist bekanntlich zwischen einer Polyolefinfolie und einer Polyesterfolie geschützt<br />

und wird auf Rollen geliefert. Im Laminator sind die Rollen auf Schnellspannvorrichtungen<br />

eingespannt. Kurz vor dem Beschichten der Zuschnitte wird die untere Polyolefinfolie<br />

abgezogen und auf Rollen aufgewickelt. Die Zuschnitte laufen auf einem angetriebenen<br />

Einlauftisch ein, werden zentriert und auf einer Vorheizstrecke auf etwa 80°C vorgewärmt.<br />

Der freiliegende Resist wird nun von Laminierwalzen auf den Zuschnitten angeheftet und erhitzt.<br />

Der Resist verflüssigt sich und wird gleichzeitig in die gereinigte Kupferoberfläche und<br />

die vorgegebene Gewebestruktur eingedrückt. Mit einem Messer wird der auflaminierte Resist<br />

auf die Zuschnittslänge geschnitten. Die zweite Folie (Polyester- oder Mylar®folie) verbleibt<br />

noch auf dem Resist und wird erst nach dem Belichten abgezogen. Der Transport erfolgt<br />

durch die Laminierwalzen. Ober- und Unterseite des Zuschnitts werden gleichzeitig beschichtet.<br />

Der Auslauf ist ebenfalls angetrieben.<br />

Die beheizbaren Laminierwalzen sind silikonbeschichtet (2,5 mm oder 4 mm Dicke) und weisen<br />

eine Härte von 65 - 70 Shore auf. Die Temperatur wird thermostatisch geregelt. Der Anpressdruck<br />

ist pneumatisch verstellbar, der Spalt zwischen den Walzen läßt sich variabel<br />

einstellen. Somit sind Basismaterialien unterschiedlichster Dicken problemlos zu bearbeiten.<br />

Je nach Anwendung sind manuelle oder automatische Laminatoren sinnvoll.<br />

4.2.2 Hot-Roll-Laminatoren<br />

Der Einsatz dieser manuell zu bedienenden Laminatoren (Bild 4.2) ist sehr personalintensiv.<br />

Von Vorteil ist, daß sie sowohl für sehr dünne (


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Bild 4.2: Hot-Roll-Laminator (Werksbild Morton)<br />

4.2.3 Cut-Sheet-Laminatoren<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 16<br />

Cut-Sheet-Laminatoren (Bild 4.3) sind Systeme, bei denen das Schneiden des Resists automatisch<br />

auf vorgegebene Längen und Breiten erfolgt.<br />

Bild 4.3: Cut-Sheet-Laminator (Werksbild Morton)


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Drucktechnische Verfahren<br />

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Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 17<br />

Im Gegensatz zu handlaminierten Nutzen sind diese nicht bis zum Rand mit Resist beschichtet,<br />

sondern je nach Vorgabe nur bis z.B. 5 mm zum Zuschnittsrand. Die Wärmeübertragung<br />

auf den Resist ist anders gelöst. Der freiliegende Resist wird mit speziellen Anheftschuhen<br />

am vorderen Zuschnittsrand angeheftet und dann auflaminiert. Da die Temperatur<br />

auf den Resist nur in dem kurzen Druckbereich zwischen Laminatorwalze und Resist übertragen<br />

wird, müssen die Nutzen deshalb zwingend über eine längere Vorwärmstrecke gefahren<br />

werden.<br />

Die Betreibung der Automaten ist nicht personalintensiv, da normalerweise durch Einsatz<br />

von Staplern das Einlegen, Laminieren, Schneiden und Abstapeln vollautomatisch erfolgt.<br />

Manuell muß nur auf die benötigte Resistbreite umgerüstet werden. Da der Resist bei optimaler<br />

Rollenbreite automatisch auf die gewünschte Länge zugeschnitten wird, fällt nur beim<br />

Rüsten Resistabfall an. Cut-Sheet-Laminatoren arbeiten sehr wirtschaftlich. Sie werden<br />

meist direkt mit der Vorreinigungsanlage verknüpft. Auch ist der Einsatz eines Mylarremovers<br />

vor dem Entwickeln problemlos gegeben.<br />

4.3 Laminierparameter<br />

Durch die Wärme und den Laminierdruck wird die Haftung mit der Kupferoberfläche erzielt.<br />

Diese beiden Parameter sowie die Laminiergeschwindigkeit sind entscheidend für den Laminierprozeß.<br />

Sie müssen deshalb exakt auf die Gegebenheiten vor Ort eingestellt werden.<br />

Sie sind von der Art und Dicke des Nutzens, den Anforderungen des Leiterbildes, vom Resisttyp<br />

und dessen Dicke und vom Laminatortyp abhängig.<br />

So erfordern z.B. dünne Innenlagen in Feinstleitertechnik (Leiterbreite: < 120 µm) einen höheren<br />

Anpreßdruck der Laminierwalzen und eine geringere Laminiergeschwindigkeit im Vergleich<br />

zu durchkontaktierter Ware.<br />

In der folgenden Tabelle sind Richtwerte für die Prozeßparameter angegeben:<br />

Tabelle 4.1: Prozeßparameter für Laminatoren<br />

Prozeßparameter Manueller<br />

Hot-Roll-Laminator<br />

Automatischer<br />

Cut-Sheet-Laminator<br />

Laminiertemperatur 80 - 90 °C 100 - 120 °C<br />

Laminierdruck 1 - 3 bar 2,5 - 5,5 bar<br />

Geschwindigkeit 0,8 - 1,5 m/min 1,0 - 3,5 m/min<br />

Auslauftemperatur 50 - 60 °C 50 - 60 °C<br />

Zuschnittsbreite 150 mm / 610 mm 200 mm / 650 mm<br />

Zuschnittslänge 200 mm / 1200 mm 200 mm / 762 mm


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4.3.1 Laminiergeschwindigkeit<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 18<br />

Die Laminiergeschwindigkeit muß so gewählt werden, daß der aufgepreßte Resist eine innige<br />

Verbindung mit der Zuschnittoberfläche eingehen kann, ohne Lufteinschlüße aufgrund<br />

von Welligkeit und/oder Oberflächenrauhigkeit. Bei niedriger Geschwindigkeit wird der Resist<br />

wesentlich wirksamer gegen die Oberfläche gepreßt. Zu berücksichtigen dabei ist, daß<br />

zwar der Resist sehr weich ist, die Polyesterfolie dagegen relativ starr ist und beim Erkalten<br />

den Resist wieder von der Oberfläche „abziehen“ kann.<br />

Für den Plattendurchsatz ist nicht nur die Vorschubgeschwindigkeit, sondern auch die<br />

Summe der Zeiten für Ausrichten, Anheften und Plattenabstand maßgeblich. Bild 4.4 zeigt<br />

den Plattendurchsatz pro Stunde für vier verschiedene Vorschubgeschwindigkeiten bei gegebener<br />

Plattenlänge und verschiedenem Abstand (zwischen 50 mm und 200 mm).<br />

Plattenanzahl / h<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

100<br />

200<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

300<br />

400<br />

Plattenlänge [ mm ]<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

500<br />

600<br />

700<br />

800<br />

1,00<br />

2,00<br />

3,00<br />

3,50<br />

VS [ m / min ]<br />

Bild 4.4: Plattendurchsatz bei verschiedenen Vorschubgeschwindigkeiten (VS)<br />

mit einem Cut-Sheet-Laminator (Werksbild Gebr. Schmid)<br />

4.3.2 Laminierdruck<br />

Wird mit Drücken bis 2 bar laminiert, reichen Walzen mit Aluminiumkernen aus. Wird mit<br />

höheren Drucken von 3 bar - 5 bar laminiert, müssen Laminierwalzen mit Stahlkern eingesetzt<br />

werden. Es muß dabei aber beachtet werden, daß sich wegen des hohen Druckes die<br />

Laminierwalzen durchbiegen können. Die Folge ist im äußeren Bereich des Zuschnitts ein<br />

ausreichender Druck, im Inneren aber entsteht eine Zone mit geringem oder gar keinem<br />

Druck. Hier treten dann Unterätzungen und Untergalvanisierung auf. Je nach Struktur der<br />

Zuschnittsoberflächen empfehlen sich Walzen mit 2,5 mm oder 4 mm Gummierung. Je nach<br />

Anforderung empfiehlt sich häufig, die Shorehärte der Gummierung zu variieren. Auch ist die


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 19<br />

Gummierung regelmäßig zu erneuern. Durch die dauerhafte Temperaturbelastung verspröden<br />

die Beschichtungen, Beschädigungen entstehen und damit resultieren Laminierfehler.<br />

Wichtig ist auch zu wissen, daß die Druckanzeigen nicht den wirksam werdenden Druck<br />

wiedergeben, sondern nur den Druck im Zylinder des pneumatischen Systems. Empfohlene<br />

Laminierdrucke sollten deshalb nicht einfach übertragen bzw. übernommen werden.<br />

4.3.3 Laminiertemperatur<br />

Bei der optimalen Temperatur fließt der Resist in die Unebenheiten der Zuschnittoberfläche<br />

ohne daß sich Luftbläschen bilden und man erhält eine gute Haftung zwischen Kupfer und<br />

Resist. Ist sie aber zu niedrig, so ist das Fließverhalten nicht ausreichend. Ist die Temperatur<br />

aber zu hoch, tritt im Resist eine zusätzliche thermische Polymerisation auf. Dieser läßt sich<br />

sehr schlecht entwickeln und strippen. Die Resistkanten weisen meist einen starken Fuß auf<br />

und man findet häufig Resistrückstände über den ganzen Zuschnitt verteilt.<br />

4.3.4 Vorheizen der Zuschnitte<br />

Das Vorheizen der Zuschnitte muß mit der Temperatur der Laminierwalzen optimiert werden.<br />

Von Vorteil ist, daß mit niedrigeren Laminiertemperaturen gearbeitet werden kann, um<br />

das gleiche Laminierergebnis zu erzielen und die Überhitzung des Resists kann vermieden<br />

werden.<br />

4.3.5 Haltezeit<br />

Die Haltezeiten zwischen Vorreinigung und Laminieren sowie vor und nach dem Belichten<br />

sind streng einzuhalten, da sonst Probleme bei den darauf folgenden Arbeitsschritten zu erwarten<br />

sind.<br />

Haltezeiten vor der Beschichtung mit Resist führen zur Oxidation des Kupfers. Dadurch wird<br />

die Haftfestigkeit des Resists negativ beeinflußt, was zu Unterätzungen und Unterwanderungen<br />

führen kann.<br />

Zu lange Haltezeiten nach dem Laminieren führen bei nicht belichteten Resisten zu verstärkter<br />

Haftfestigkeit, da sich eine starke Bindung zwischen dem Kupfer und den Resistkomponenten<br />

ausbildet. Innenlagen und Außenlagen lassen sich nicht rückstandsfrei<br />

entwickeln und strippen. Bei Innenlagen führt dies zu einem verzögerten Ätzangriff und bei<br />

Außenlagen zu nicht vollständig aufgebauten Leiter und verminderter Haftfestigkeit des aufgalvanisierten<br />

Kupfers.<br />

Beim belichteten Resist tritt diese Reaktion nicht auf, wohl aber findet eine Migration von<br />

polymerisierten / unpolymerisierten Resist bei längerer Haltezeit statt, was zur Folge hat,<br />

daß sich die Konturschärfe und die Auflösung vermindert wird.


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4.4 Was beim Laminieren generell zu berücksichtigen ist<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 5.4<br />

Seite 20<br />

Beim Laminieren führen Staub und sonstige Partikel immer zu Nacharbeit und Ausschuß.<br />

Bei entsprechender Partikelgröße können sie beim Laminieren den Resist beschädigen oder<br />

zwischen Zuschnittsoberfläche und Resist eingeschlossen werden. Die Folge sind Einschnürungen,<br />

Unterbrechungen, Unterätzungen und Untergalvanisierung. Deshalb sollte das<br />

Laminieren am besten direkt nach der Vorreinigung erfolgen. Dadurch wird verhindert, daß<br />

die Kupferoberfläche erneut oxidiert und sich Staub und sonstige Schwebstoffe der Umgebung<br />

auf den gereinigten Oberflächen absetzen können. Darüber hinaus kommt es beim<br />

Abziehen der Polyolefinfolie zu statischer Aufladung. Auch muß sichergestellt werden, daß<br />

sich keine Glasfaserpartikel auf den Oberflächen befinden. Dieses Problem tritt immer dann<br />

auf, wenn die Zuschnitte nicht optimal zugeschnitten und nicht kantenbesäumt sind. Deshalb<br />

sollten die Laminatoren zusätzlich mit Reinigungs- und Antistatiksystemen ausgestattet sein.<br />

Resist- und Folienpartikel vom Schneiden müssen verhindert werden durch Einsatz scharfer<br />

Messer und optimaler Reinigungsmethoden vor dem Belichten.<br />

Beim Laminieren muß die Oberfläche des Zuschnitts vollständig mit Resist bedeckt sein,<br />

d.h. unter dem Resist dürfen keinerlei Luftblasen zurückbleiben. Luftblasen bilden sich bevorzugt<br />

in den Tälern der Gewebestruktur, bei Kratzern, punktförmigen Fehlstellen und Rauhigkeiten.<br />

Die Welligkeit des Basismaterials ist abhängig von der Art des Basismaterials,<br />

Dicke der Glasfasern und der Webstruktur sowie des Harzgehaltes.<br />

Scharfkantige Zuschnitte beschädigen sehr leicht die Laminierwalzen, es entstehen Kerben,<br />

Löcher, manchmal auch Rillen in der Gummibeschichtung. Dadurch wird an diesen Stellen<br />

beim Laminieren kein oder nur unzureichender Druck aufgebaut, es entsteht keine oder nur<br />

sehr schlechte Resisthaftung. Teilweise entstehen auch kleine Bläschen, die zu Unterätzung<br />

und Untergalvanisierung führen.<br />

Resistrückstände auf den Walzen führen zu Eindrücken. Die Walzen sollten deshalb täglich<br />

kontrolliert und mit Alkohol gereinigt werden. Es ist selbstverständlich, daß dabei nur fusselfreie<br />

Handschuhe und Reinigungstücher verwendet werden. Alle zur Reinigung verwendeten<br />

Lösemittel sollten grundsätzlich auf Verträglichkeit mit der Gummierung der Laminierwalzen<br />

überprüft werden.<br />

Die Zuschnitte müssen optimal getrocknet und frei von Wasserflecken sein, um unterschiedliche<br />

Haftung des Resists auf der Kupferoberfläche zu vermeiden.<br />

Zwar sind die Zuschnitte durch die Polyesterfolie geschützt. Doch sollten sie bis zum Belichten<br />

in Schräggestellen abgestellt werden, damit keine beim Schneiden abgefallenen Resistpartikel<br />

in die Beschichtung eindrücken und Druckstellen auf dem Resist entstehen. Dies<br />

führt unweigerlich zu Pinholes. Auch sollten die Zuschnitte keiner allzu hohen Druckbelastung<br />

ausgesetzt sein, um ein Einfließen des Resists in mit Resist überspannten Bohrungen<br />

(Tenting) und damit eine Verjüngung des Resists am Locheingang zu vermeiden.<br />

Die Haltezeit zwischen Laminieren und Belichten sollte beachtet werden, damit die Zuschnitte<br />

vor dem Belichten sicher auf Raumtemperatur abgekühlt sind. Warme, mit Resist<br />

beschichtete Zuschnitte dürfen nicht im Stapel, sondern nur vereinzelt abgekühlt werden. Es<br />

empfiehlt sich der Einsatz von Igelstapler oder von Schlitzbrettern.


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Da das Laminieren unter Temperatur und Druck erfolgt, treten Dämpfe auf, die Haut, Augen<br />

und Atemwege reizen können. Es muß deshalb ein funktionierendes Absaugsystem (300<br />

m 3 /Std - 500 m 3 /Std) installiert sein. Es empfiehlt sich, die Sicherheits- und Verarbeitungshinweise<br />

der Resisthersteller zu beachten.<br />

Laminatoren sind in klimatisierten Gelblichträumen bei einer Raumtemperatur von 20°C -<br />

22°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55% ± 10% zu betreiben. Der Raum und die<br />

Maschine sind täglich feucht zu reinigen. Die Reinraumklasse sollte Klasse 10000 entsprechen,<br />

wenn der gesamte Fotobereich in einem Reinraum zusammengefaßt ist. Heute empfiehlt<br />

sich aus Kostengründen jedes einzelne Gerät zu kapseln, um darin eine Reinraumklasse<br />

von 1000 zu erreichen.<br />

5 Beschichten mit Flüssigresisten<br />

5.1 Allgemein<br />

Flüssige Fotoresiste sind seit Jahrzehnten in einer Vielzahl verschiedener Formulierungen<br />

für unterschiedlichste Anwendungen (Halbleiter - Formätzteile - Display Fertigungen) im Einsatz.<br />

Flüssige Fotoresiste dominieren heute in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung bei der Erstellung von<br />

Lötstoppmasken und werden seit einiger Zeit wiederentdeckt für die Leiterbilderzeugung<br />

(Primärresiste) als Alternative zu Trockenfilmresiste.<br />

Zur prinzipiellen Auswahl stehen positiv und negativ arbeitende Resistsysteme, die entweder<br />

in organischen Lösungsmitteln oder in Wasser (Waterborn Resists) gelöst sind (Bild 5.1).<br />

Bild 5.1: <strong>Technologie</strong>matrix


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Blatt 5.4<br />

Seite 22<br />

Als Auftragsverfahren haben sich Schleudern (Halbleiterfertigung), Sprühen (airless, elektrostatisch),<br />

Tauchen (dip-coating) sowie Roller- und Curtain-Coating-Verfahren (<strong>Leiterplatten</strong>innenlagen)<br />

etabliert.<br />

Siebverdrucken und elektrophoretisches Abscheiden von Primärfotoresisten sind neue Entwicklungen<br />

und decken gleichermaßen Forderungen nach niedrigeren Beschichtungskosten<br />

für Kleinanwender, als auch Forderungen nach hochauflösenden Fertigungsverfahren für<br />

Feinleiteraußenlagen ab.<br />

Grundsätzlich verlagert sich bei Einsatz von flüssigen Fotoresisten die Verantwortung für die<br />

Gleichförmigkeit und Qualität der Fotoresistschicht auf den <strong>Leiterplatten</strong>hersteller. Trockenfilmresiste<br />

werden dagegen als vorgeformte Resistschichten zugekauft - ihre Anwendung ist<br />

leicht, praktisch und zuverlässig.<br />

Die Einführung von Flüssigresisten erfordert nicht nur neue Investitionen für das Beschichten<br />

und Trocknen, sondern verlagert auch die Zuständigkeiten für Verarbeitungseinstellungen<br />

des Resists, Qualitätssicherungen in erhöhtem Maßstab in die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung -<br />

die Kontrolle für den gesamten Fertigungsprozeß liegt beim <strong>Leiterplatten</strong>hersteller. Als Ergebnis<br />

werden höhere Ausbeuten und niedrigere Materialkosten erwartet.<br />

5.2 Flüssig- / Trockenfilmresiste im Vergleich<br />

Flüssig aufgetragene Fotoresiste haben nach der Trocknung Schichtdicken von 4µm bis 12<br />

µm, je nach Resistformulierung und Auftragsverfahren - Trockenfilmresiste haben vorgefertigte<br />

Schichtdicken von 12 µm bis 75 µm - und Spezialresiste können auch noch dicker sein.<br />

Die flüssigen Resiste haften ausgezeichnet auf dem Trägermaterial und füllen zuverlässig<br />

Oberflächendefekte aus - sie haben gegen mechanische Beschädigungen bei der Weiterverarbeitung,<br />

anders als Trockenfilmresiste, keine Schutzschicht.<br />

Auflösungsvermögen und Wiedergabegenauigkeit übersteigen für die Vielzahl der Anwendungen<br />

heutige und zukünftige Anforderungen für <strong>Leiterplatten</strong>anwendungen ohne in prinzipiell<br />

neue Verarbeitungsanlagen investieren zu müssen (Bild 5.2).<br />

Die Empfindlichkeit der ungeschützten dünnen Fotoresistschichten erfordert Sorgfalt beim<br />

Transport / Handling, um zuverlässig mechanische Beschädigungen und damit Nacharbeit<br />

und/oder Ausschuß auszuschließen.<br />

Bei der Planung von Fertigungsabläufen, sowie bei der konstruktiven Ausführung von Verarbeitungs-<br />

und Handlingsmaschinen wird hier Detailverständnis erforderlich, häufig auch ein<br />

rigoroses Umdenken, um festzulegen an welcher Stelle welche qualitätssichernden Maßnahmen<br />

sinnvoll eingesetzt werden sollen.<br />

Die limitierte Dicke der erzielbaren Schichten schließt Anwendungen im "Pattern Plating"-<br />

Bereich wegen überwachsender Metallabscheidungen und den damit verbundenen unkontrollierten<br />

Ungenauigkeiten grundsätzlich aus.


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Zuverlässiges Beschichten von Bohrungen / Sacklöcher wird nur bei elektrophoretisch abgeschiedenen<br />

Resisten gewährleistet - damit ist der Hauptanwendungsbereich für flüssige Fotoresiste<br />

auf Ätzanwendungen im Innenlagenbereich festgelegt und dort besonders für<br />

großvolumige und automatische Fertigungen attraktiv.<br />

Flüssigresiste für Ätzanwendungen<br />

Trockenfilm<br />

Nass-Lamination<br />

Spezial-Trockenfilme, sehr dünn + ohne Schutzhülle<br />

Direktbelichtung<br />

Elektrophoretisch abgeschiedene Flüssigresiste<br />

300 200 150 100 75 50 25<br />

Leiterbreiten in µm<br />

Bild 5.2: Praktische Anwendungsbereiche für verschiedene Fotoresiste<br />

Eine Ausnahme bilden elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste mit besonders vorteilhaften<br />

Eigenschaften für die Feinleiterherstellung bei Außenlagen - hierauf wird speziell eingegangen.<br />

Flüssige Fotoresiste benötigen keine Haltezeiten zwischen Belichten und Entwickeln und<br />

kommen damit Forderungen nach kontinuierlichen Abläufen ohne Zwischenpufferung nach;<br />

Schutzfolien, wie bei Trockenfilmresisten, müssen nicht entfernt werden - dies erspart Platz<br />

und Investitionen und verkürzt den Fertigungsdurchlauf.<br />

Die dünnen Schichten flüssiger Fotoresiste reduzieren die Kosten für Entwickeln und Strippen<br />

und fördern durch leichteren Stoffaustausch der Entwicklungs- und Ätzlösungen die<br />

Gleichförmigkeit des Ergebnisses - insbesondere wichtig für große Produktionsformate mit<br />

Feinleiterstrukturen und/oder hohen Packungsdichten.<br />

Die Produktionsverkettung eines gesamten Fertigungsabschnittes erfordert zwingend, daß<br />

die einzelnen Verfahrensschritte aufeinander unter Gesichtspunkten wie Durchlaufkapazität,<br />

Robustheit des Gesamtverfahrens (Verarbeitungstoleranz) und Verträglichkeit sorgfältig abgestimmt<br />

sind. Prozeßverfügbarkeit, sowie die Ausbeute (First pass yield) sind entscheidende<br />

Kriterien zur Kontrolle von Kosten und Qualität.<br />

Planung und Vorversuche unter Einbeziehung aller Beteiligten, Lieferanten der Chemie, der<br />

Anlagentechnik, das spätere Bedienpersonal des Betreibers etc. sind Grundvoraussetzung


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für eine eindeutige Charakterisierung der Prozeßschritte und der Optimierung des Gesamtergebnisses.<br />

Diese Arbeiten sind zeit- und kostenaufwendig, zahlen sich aber längerfristig<br />

über niedrige Stückkosten aus.<br />

Ein solch komplexer Fertigungsablauf schließt kurzfristige Änderungen oder den Austausch<br />

der eingesetzten Chemie aus.<br />

5.3 Verarbeiten von Flüssigresisten<br />

Eine Vorreinigen ist erforderlich, um gleichförmige Ausgangsbedingungen für das Gesamtverfahren<br />

zu schaffen. Mit dem Trend zu dünnen Substraten und der Wichtigkeit den Vorreinigungsprozeß<br />

in engen Grenzen zu kontrollieren, bieten sich chemische Verfahren zunehmend<br />

an. Die zu beschichtenden Oberflächen müssen auch bei maximaler Liniengeschwindigkeit<br />

zuverlässig trocken und oxidfrei sein - ein Einschleppen fester Verunreinigungen muß<br />

ausgeschlossen bleiben.<br />

Kupferfolien mit speziellem Treatment können bei entsprechender Resistauswahl und Optimierung<br />

des Fertigungsprozesses auch "ungereinigt" verarbeitet werden.<br />

Bild 5.3: Gesamtansicht einer Roller - Coating - Anlage (Werksbild Ciba Geigy)


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Das Beschichten und das Trocknen sollte als eine integrale Prozeßeinheit (Bild 5.3) und<br />

somit auch als eine integrale Anlage betrachtet werden. Eine allseitige Kapselung dieser<br />

Anlage schafft gleichzeitig die Voraussetzungen für eine klimatisierte und staubfreie Zone<br />

mit hohem Luftwechsel während der Beschichtung / Trocknung, ohne die viel größeren<br />

Luftmengen des gesamten Raumes filtern und klimatisieren zu müssen. Die Luftführung bei<br />

der Trocknung kann darüber hinaus gezielt reguliert werden.<br />

Als Ergebnis sollen gleichmäßige Resistschichtdicken, klebfrei und ohne Fremdkörpereinschlüsse<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Kontinuierliches Filtrieren des Resists, automatisches Nachdosieren sowie eine Viskositätskontrolle<br />

sind Grundvoraussetzungen für eine kontinuierlich automatische Linienfertigung.<br />

"On Line" Dokumentation und Auswertung der Fertigungsparameter sind die Basis für weitere<br />

Prozeßoptimierungen und die Grundlage für systematisches Trouble Shooting.<br />

Für das Belichten gilt, daß die spektrale Empfindlichkeiten von flüssigen Fotoresisten denen<br />

von Trockenfilmresisten vergleichbar sind; die Empfindlichkeit ist für eine wirtschaftlich automatische<br />

Belichtung ausreichend. Wechselnde Losgrößen und damit verbundene Rüstzeiten<br />

können den Belichtungsschritt häufig zum Engpaß des gesamten Fertigungsablaufs<br />

werden lassen.<br />

Der Paralleleinsatz zweier Belichtungsautomaten ist zwar kapitalintensiv, aber häufig zwingend,<br />

um die geplanten Durchlaufkapazitäten auch unter widrigsten Umständen aufrecht zu<br />

erhalten.<br />

Bei der Auswahl der Automaten ist auf Zuverlässigkeit, Wiederholgenauigkeit der Registriermechanik,<br />

gleichmäßige Leuchtdichte über die gesamte Formatgröße, sowie auf kurzes,<br />

einfaches Umrüsten zu achten. Streulichtquellen sind für flüssige Resists vorteilhafter<br />

als hochkollimiertes Licht - da so der Einfluß von Staubpartikel bei hochauflösenden Resistschichten<br />

merklich reduziert werden kann (Bild 5.4).<br />

Streulicht Paralleles Licht<br />

Schmutzpartikel<br />

Film<br />

Resist<br />

Kupfer<br />

Basismaterial<br />

Bild 5.4: Belichten von flüssigen Ätzresisten<br />

Die Klebfreiheit der Resistschichten ist Voraussetzung, um große Serien ohne Verunreinigung<br />

der Fotovorlagen, d.h. ohne aufwendige Reinigungsschritte zu fertigen.


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Kontinuierlich arbeitende Fertigungslinien benötigen Pufferstationen, um bei Störungen einzelne<br />

Fertigungsabschnitte auszugliedern und zwischenzulagern. Diese Ein- und Ausstapelvorrichtungen<br />

müssen so angeordnet werden, daß Stillstände in kritischen Fertigungsstufen<br />

(Entwickeln/Ätzen) ausgeschlossen werden und andererseits genügend Speicherplätze vorhanden<br />

sind, um bei Formatwechseln, Umrüsten der Fotowerkezeuge etc., Engpässe zu<br />

vermeiden und die Linie kontinuierlich weiterarbeiten zu lassen.<br />

Mechanische Beschädigungen der Resistschichten müssen zuverlässig ausgeschlossen<br />

werden - Transportvorrichtungen, Stapel- und Puffergeräte, sowie die Belichtungsautomaten<br />

sollen besonders hierauf kritisch überprüft werden.<br />

Flüssige Resiste sind bis pH 8 in Ätzmedien beständig - werden stärker alkalische Ätzmittel<br />

eingesetzt, sind Vorversuche zur Ermittlung der Verarbeitungstoleranzen unter geplanten<br />

Produktionsbedingungen erforderlich, einschließlich einer Zwischentrocknung, um ein<br />

"Nachätzen" zu simulieren.<br />

Während der Verarbeitung versprödende Resiste können beim Ätzen dickerer Kupferschichten<br />

vorzeitig partiell abbrechen und somit zu einer Teilunterätzung der Leiterzüge führen<br />

- um solche Einbrüche zu vermeiden sind als Grundlage jeglicher Planung praktische<br />

Versuche durchzuführen.<br />

5.4 Positiv / negativ arbeitende Fotoresiste<br />

Negativ arbeitende Fotoresiste werden heute in der Regel für die Leiterbild- und Lötstoppmaskenerstellung<br />

eingesetzt; die belichteten Resistflächen reagieren unter Lichteinfluß und<br />

werden gegen Entwicklerlösungen - häufig wäßrige Natriumkarbonatlösungen - unlöslich.<br />

Staub und Beschädigungen der Fotovorlagen (Negative) führen im Bereich des Leiterbildes<br />

zu Ausätzungen bis hin zu Unterbrechungen.<br />

Bei positiv arbeitenden Resisten werden die belichteten Resistflächen in wäßrigen, schwach<br />

alkalischen Lösungen löslich (0,8% - 1,2%-ige Natriumhydroxidlösungen). Belichtet wird mit<br />

"positiv" Fotovorlagen, die zu übertragenden Leiterzüge sind nicht transparent gegen UV-<br />

Licht.<br />

Größere Staubpartikel können zu Kurzschlüssen zwischen Leiterzügen führen - kleinere<br />

Partikel werden durch Unterätzung häufig eliminiert.<br />

Im Vergleich zu negativ arbeitenden Fotoresisten sind Positivresiste zuverlässig klebfrei an<br />

der Oberfläche, haben aber eine reduzierte Fotoempfindlichkeit.<br />

Eine Umstellung der Druckwerkzeugarchive spielt heute bei der Umstellung auf positiv arbeitende<br />

Fotoresiste kaum noch eine Rolle, da die Vorlagen digitalisiert zur Verfügung stehen<br />

und sich damit ohne Mehraufwand sowohl als Negative, als auch als Positive erstellen<br />

lassen.


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5.5 Elektrophoretisch abgeschiedene Fotoresiste<br />

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Das elektrophoretische (ED = Electro Deposited) Abscheiden organischer Schichten ist nicht<br />

neu - photoreaktive ED-Schichten wurden aber erst in der letzten Dekade entwickelt und<br />

werden heute zunehmend für die Herstellung von Feinleiteraußenlagen eingesetzt.<br />

Die Fotoresistschichten, im Verarbeitungszustand 4 bis 8 µm dick, werden aus wäßrigen,<br />

leicht alkalischen Lösungen, unter Gleichstrom bei verhältnismäßig hohen Stromspannungen<br />

(150 V-250 V) und kurzen Expositionszeiten (1 min bis 3 min) abgeschieden (Bild 5.5).<br />

Je nach chemischer Zusammensetzung wird anodisch oder kathodisch gearbeitet - positiv<br />

und negativ arbeitende Resiste sind so abscheidbar, wobei sich die positiv arbeitenden Resistschichten<br />

eindeutig bei der Außenlagenherstellung heute durchgesetzt haben.<br />

Bild 5.5: Mechanismus der ED-Resistabscheidung<br />

Für die Serienfertigung stehen zur Beschichtung Vollautomaten, analog zu vertikal arbeitenden<br />

Galvanikanlagen zur Verfügung. Vorreinigung, Spülvorgänge, sowie ein abschließender<br />

Trocknungsprozeß sind in den Verfahrensablauf integriert; die Anzahl der ED Abscheidungszellen<br />

bestimmt die Kapazität einer solchen Anlage.<br />

Die Ergänzung verbrauchter Wirksubstanzen ist automatisiert - in Spülstufen verschleppte<br />

Wertstoffe werden über Diaphragmen zur Wiederverwendung zurückgewonnen. Der Leiter-


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plattentransport erfolgt über Einzelwarenträger - hierdurch können nicht nur ultradünne Substrate<br />

ohne Beschädigungen beschichtet, sondern auch schnell wechselnde Formate ohne<br />

Wartezeiten bearbeitet werden.<br />

Nach dem Trocknen sind die abgeschiedenen positiv arbeitenden Resistschichten klebfrei<br />

und mechanisch belastbar - das Weiterverarbeiten erfolgt in etablierten konventionellen Prozessen.<br />

Bohrungen, auch kleinster Durchmesser, sowie Sacklöcher werden zuverlässig beschichtet.<br />

Zu beachten ist, daß sog. NDK-Bohrungen (Nichtdurchkontaktierte Bohrungen) belichtet<br />

werden müssen, da sie nicht aufgalvanisiert werden dürfen. Dies gelingt entweder durch das<br />

Belichten im Loch mit bestimmten Streulichtquellen oder die Bohrungen müssen nach dem<br />

Galvanisieren eingebracht werden (Registrierproblematik!).<br />

Mit positiv arbeitenden ED-Resisten sind auch lötaugenfreie (landless) Leiterbilder herzustellen<br />

(Bild 5.6). Hierdurch steht mehr Platz für Leiterzüge zur Verfügung, ohne das eine<br />

Miniaturisierung erfolgen muß, oder der gewonnene Platz kann zur Baugruppenminiaturisierung<br />

eingesetzt werden.<br />

Heute In Zukunft<br />

Packungsdichte 100<br />

%<br />

65 % 40 % 30 %<br />

Lagenzahl 4 4 6 6<br />

Bohrung in mm (Vias) 0,3 0,3 0,3 0,15<br />

Linienbreite in µm 120 100 100 80<br />

Linienabstand in µm 200 150 120 100<br />

Anzahl Leiterzüge zwischen<br />

Pads<br />

3 5 5 5<br />

Bild 5.6: Einfluß von lötaugenfreiem („landless“) Design auf Packungsdichte<br />

und Leiterbreite<br />

ED-Prozesse können in bestehende Produktionsverfahren integriert werden, so daß eine<br />

schrittweise Umstellung der Fertigung auf Anforderungen durch neue <strong>Technologie</strong>n erfolgen<br />

kann.


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Grundvoraussetzung bleibt jedoch, daß "Panel-Plating"-Verfahren genutzt werden, da im Direktverfahren<br />

"Nur-Kupfer"-<strong>Leiterplatten</strong> - analog der Tenting-Technik - im Ätzverfahren hergestellt<br />

werden können.<br />

5.6 Siebverdruckbare Fotoresiste<br />

Hochviskos eingestellte, negativ arbeitende Fotoresiste werden über ganzflächig offene Siebe<br />

ohne Schablone primär zur Innenlagenbeschichtung verdruckt. Je nach Einstellung können<br />

Schichtdicken von 8 µm -20 µm erzielt werden. Die Verarbeitung erfolgt in konventionellen<br />

Prozessen - Neuinvestitionen sind nicht erforderlich.<br />

Doppelseitig druckende Siebdruckmaschinen bieten hierbei besondere Vorteile. Die Beschichtung<br />

erfolgt beidseitig mit hoher Produktivität im staubarmen, kontrolliertem Druckraum.<br />

Gleiche Maschinen wie für den Lötstopplackdruck können benutzt werden und damit<br />

häufig optimal ausgelastet werden. Die Materialkosten sind im Vergleich zu Trockenfilmresisten<br />

attraktiv niedrig - das Auflösungsvermögen dieser Schichten, auch unter durchschnittlichen<br />

Verarbeitungsbedingungen, gut bis sehr gut. Das Verfahren ist besonders geeignet für<br />

kleinere und mittelgroße Unternehmen.<br />

5.7 Ökologie - Ökonomie<br />

Geringere Schichtdicken bei flüssigen Fotoresisten reduzieren den Materialeinsatz und somit<br />

direkt proportional den Verbrauch an Verarbeitungschemikalien beim Entwickeln und Strippen.<br />

Aufwendige Verpackungen wie bei Trockenfilmresisten, obwohl teilweise recyclebar,<br />

entfallen.<br />

Die Toxikologie der pro Mengeneinheit anfallenden Restwertstoffe ist bei allen Fotoresisten<br />

in etwa vergleichbar - nur über die geringeren Verbrauchsvolumina ergibt sich in der Summe<br />

für den Anwender von flüssigen Resisten ein Vorteil.<br />

Beide Resisttypen - Trockenfilm- und flüssige Fotoresiste - werden in der Ausgangsformulierung<br />

mittels Lösungsmitteln verarbeitet; Trockenfilmresiste werden zentral vorgefertigt, die<br />

anfallenden Lösungsmittelemissionen werden kontrolliert rückgewonnen, wiederverwendet<br />

und entsorgt.<br />

Bei Verarbeitung flüssiger Fotoresiste fallen diese Emissionen bei allen nicht "waterborne"<br />

Formulierungen bei dem Betreiber der individuellen Beschichtungsanlagen an. Typisch werden<br />

hierbei Resistformulierungen mit Lösungsmittelanteilen von 55 - 75 % verarbeitet (Festkörpergehalte<br />

25 - 45 %), die recycled und entsorgt werden müssen.<br />

Die anfallenden maximalen Gesamtemissionen erfordern auch bei strengsten Auflagen bei<br />

großvolumigen Verbräuchen keine besonderen Entsorgungsvorrichtungen, da die Resistdikken<br />

in der Anwendung relativ gering sind.<br />

Grundsätzlich können diese Lösungsmittelemissionen durch thermische Nachverbrennung<br />

und/oder absorptive Rückgewinnung deutlich reduziert werden - längerfristig bieten Resistformulierungen<br />

auf der Basis wäßriger Lösemittel (waterborne) jedoch die besten Chancen,<br />

die Gesamtökobilanz weiter zu verbessern.


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Unter arbeitsplatzhygienischen Gesichtspunkten ist zu beachten, daß sowohl bei der Verarbeitung<br />

von Trockenfilm-, als auch bei flüssigen Fotoresisten kleine Mengen an Kondensaten<br />

beim Laminieren bzw. Trocknen anfallen, die regelmäßig entsorgt werden müssen. Direkter<br />

Hautkontakt kann zu Hautreizungen/Allergien führen.<br />

Eine Sonderstellung bei dieser Betrachtung nehmen flüssige Resiste mit 100 %-igen Festkörperanteil<br />

ein.<br />

Hierbei werden UV-reaktive Formulierungen ohne Lösemittelanteile flüssig beschichtet und<br />

wäßrig-alkalisch beim Entwickeln und Strippen weiterverarbeitet.<br />

Ohne Vortrocknung wird die noch feuchte Beschichtung im "Off Contact" Verfahren belichtet<br />

und die unbelichteten Anteile danach ausgewaschen, entwickelt. Beschichtet und verarbeitet<br />

wird einseitig; nach dem ersten Entwicklungsschritt wird die zweite Seite beschichtet, belichtet<br />

und entwickelt.<br />

Diese Resistformulierungen sind negativ arbeitend, die Anlagen werden vollautomatisch betrieben<br />

und haben sich in Fertigungen bis zu Leiterbreiten / Abständen von minimal 150 µm<br />

bewährt. Für Leitergeometrien darunter sind solche <strong>Technologie</strong>n nicht geeignet, da das<br />

„Off-Contact"-Belichten die großflächige Reproduktion nicht präzise zuläßt. Der Investitionsbedarf,<br />

namentlich für den Belichtungsteil, ist kapitalintensiv, ökologisch betrachtet ist dieses<br />

Verfahren jedoch sehr attraktiv, die beste Lösung.<br />

Ökonomisch kann eine Bewertung der Systeme nur unter Berücksichtigung der Gesamtkosten<br />

eines Prozesses, einschließlich benötigter Investitionen, variablen Kosten und den erzielten<br />

Ausbeuten erfolgen. Eine isolierte Materialkostenbetrachtung ist definitiv die falsche<br />

Basis für eine Entscheidung Trockenfilm- / Flüssigresist.


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Bild 5.7: Schematische Darstellung einer Beschichtungsanlage für Flüssigresist<br />

mit Roller Coater (Werksbild Bürkle)<br />

6 Belichten<br />

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Nachdem der Produktionszuschnitt mit einer lichtempfindlichen Schicht (flüssiger oder fester<br />

Fotoresist) beschichtet worden ist, wird das Bild der zukünftigen Leiterplatte durch einen Belichtungsprozeß<br />

von einem „Negativ" auf den Produktionszuschnitt zur Weiterverarbeitung<br />

übertragen (bei positiv arbeitenden Resisten werden „Positive“ verwendet.<br />

Das "Negativ" besteht aus einem Silberhalogenid- oder einem Diazofilm. Ursprünglich wurde<br />

es dem <strong>Leiterplatten</strong>hersteller direkt zur Verfügung gestellt, heute werden dagegen fast ausschließlich<br />

digitale Daten übermittelt mit denen der <strong>Leiterplatten</strong>hersteller die Filme selbst<br />

plottet.<br />

6.1 Ablauf des Belichtungsvorgangs<br />

Die zur Bildübertragung verwendeten negativ arbeitenden Fotoresiste haben sogenannte<br />

Fotoinitiatoren, die bei Bestrahlung mit UV-Licht aktiviert werden und an der belichteten<br />

Stelle einen Polymerisationsvorgang initiieren. Beim anschließenden Entwicklungsvorgang<br />

werden die an den nicht belichteten Stellen verbleibenden Monomere in der Entwicklerlösung<br />

entfernt und die durch den Belichtungsvorgang polymerisierten Stellen verbleiben.<br />

Um eine optimale Polymerisation zu erzielen, muß darauf geachtet werden, daß der Wellenlängenbereich<br />

des verwendeten Lichts den Empfindlichkeitsbereich des Resists überdeckt<br />

(Charakteristik der Lampe, Alterung).<br />

Belichtung und Entwicklung sollte man nicht als getrennte, sondern als zwei sich gegenseitig<br />

beeinflussende Prozesse sehen, die zur Erzielung optimaler Eigenschaften aufeinander ab-


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Blatt 5.4<br />

Seite 32<br />

gestimmt werden müssen. Grundsätzlich kann man zwar sagen, daß kurze Belichtungszeiten<br />

auch kurze Entwicklungszeiten benötigen, es bedarf aber immer auf die praktische Anwendung<br />

abgestimmter Versuche, um die gewünschten Ergebnisse in optimaler Weise zu<br />

erzielen.<br />

Man sollte sich nicht einzig auf die in der Industrie gängige Methode der Graukeilauswertung<br />

verlassen, sondern auch Schliffbilder, Testvorlagen, Aufnahmen von Rasterelektronenmikroskopen<br />

etc. mit in die Bewertung einbeziehen.<br />

Temperaturschwankungen im Entwickler können z.B. große Unterschiede im Ergebnis hervorrufen.<br />

Um besonders feine Auflösungen zu erzielen, sollte man auf jeden Fall mit sehr<br />

kurzen Belichtungs- und Entwicklungszeiten experimentieren und die Temperatur der Entwicklungslösung<br />

eventuell auch unter die empfohlene Mindesttemperatur des Resistherstellers<br />

bringen. Man wird auch beachten müssen, daß die Resiste unterschiedlicher Hersteller<br />

sehr verschiedene Ergebnisse bezüglich Feinstrukturauflösung zeigen können.<br />

Generell gilt für höchstmögliche Auflösung: Kurze Belichtungszeiten, mit Hochleistungsbelichtern<br />

ohne Haltezeit belichten.<br />

6.2 Optik<br />

6.2.1 Deklination<br />

Zur Klärung des Begriffs Deklination, stellen wir uns zunächst eine streng punktförmige<br />

Lichtquelle vor (z.B. ein Fixstern), die radial in alle Richtungen strahlt. In den uns interessierenden<br />

Teil des Lichtwegs schieben wir eine Blende mit streng punktförmiger Öffnung und<br />

betrachten auf einer parallel darunterliegenden Bildebene das Auftreffen der Lichtstrahlen. In<br />

Bild 6.1a sind Lochblende und Lichtquelle derart angeordnet, daß der "einzige" Strahl durch<br />

die Lochblende genau senkrecht auf die Belichtungsebene auftrifft. In Bild 6.1b sind Lochblende<br />

und Lichtquelle gegeneinander verschoben; der Lichtstrahl durch die Lochblende trifft<br />

nicht mehr senkrecht auf die Bildebene. Der Winkel, dessen einer Schenkel das Lot von der<br />

Lichtquelle auf die Belichtungsebene und dessen anderer Schenkel der Lichtstrahl bildet,<br />

wird als Deklination definiert (Winkel in Bild 6.1b). Die Deklination läßt sich somit als Abweichung<br />

des Lichtstrahls vom senkrechten Einfall auf die Belichtungsebene verstehen. Im Gegensatz<br />

zu Bild 6.1b ist in Bild 6.1a diese Abweichung null und somit ist auch der Deklinationswinkel<br />

null.


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Belichtungsebene<br />

Bild 6.1a: Deklination Bild 6.1b: Deklination<br />

6.2.2 Kollimation<br />

a<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 33<br />

Lot auf die<br />

Belichtungsebene<br />

Zum Verständnis der Kollimation betrachten wir zunächst zwei punktförmige Lichtquellen L1<br />

und L2, in deren Lichtwege wir analog zu Bild 6.1 wieder eine Lochblende mit punktförmiger<br />

Öffnung schieben und auf einer parallel darunterliegenden Bild-ebene das Auftreffen der<br />

Lichtstrahlen betrachten.<br />

Bild 6.2: Kollimation<br />

L1 L3 L2<br />

a1 a2<br />

b2 b1<br />

B C A<br />

L1 erzeugt einen Lichtpunkt in A und L2 einen Lichtpunkt in B. Beide Lichtstrahlen haben einen<br />

starken Deklinationswinkel a1 und a2 und kreuzen sich notwendigerweise in der punktförmigen<br />

Öffnung der Blende. Eine mögliche Lichtquelle L3, deren Lot auf die Bildebene genau<br />

durch die Lochblende verliefe, hätte nach unserer Definition im vorhergehenden Teil den<br />

Deklinationswinkel Null und würde bei C einen Lichtpunkt erzeugen.<br />

Stellen wir uns jetzt vor, daß zwischen L1 und L2 beliebig viele punktförmige Lichtquellen angeordnet<br />

wären, z.B. ein glühender Draht, den wir als lineare Lichtquelle L1 / L2 bezeichnen<br />

wollen, so würden diese zwischen A und B beliebig viele Lichtpunkte und somit eine Lichtstrecke<br />

erzeugen. Die Lichtstrecke AB ist also ein Maß für die Ausdehnung der Lichtquelle.<br />

Zur Bestimmung des Kollimationshalbwinkels einer nichtpunktförmigen, d.h. flächenförmigen<br />

Lichtquelle sucht man zunächst jenen Punkt der Lichtquelle, dessen Lot auf die Bildebene<br />

durch die punktförmige Öffnung der Blende geht; in Bild 6.3 ist es L3. Das Lot ist der eine<br />

Schenkel des Halbwinkels; der andere Schenkel wird durch die Strecke bestimmt, die durch


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Blatt 5.4<br />

Seite 34<br />

eben diesen Punkt L3 und einen der beiden äußersten Bildpunkte A oder B geht. Die "Halb"-<br />

Winkel sind in Bild 6.2 mit ß1 und ß2 bezeichnet.<br />

Der Kollimationswinkel ist also ein Maß für die Ausdehnung der Lichtquelle. Zur besseren<br />

Verdeutlichung kann man sich die Kollimation auch folgendermaßen erklären: Die lineare<br />

Lichtquelle L1 / L2 erzeugt in der Bildebene die Lichtstrecke AB. Ausgehend von der beobachteten<br />

Lichtstrecke AB fragen wir uns nun, welche Streuung müßte eine punktförmige<br />

Lichtquelle (in unserem Fall L3 ) aufweisen, um diese Strecke zu produzieren. Die Antwort<br />

hierzu ist einfach und wird durch den Winkel gegeben, der durch die Verbindung L3 / A und<br />

L3 / B gebildet wird.<br />

In Bild 6.2 ist die Öffnung der Lochblende nicht mittig zu L1 und L2 gezeichnet, um zu zeigen,<br />

daß die beiden "Halb"-Winkel nur bei symmetrischer Zuordnung der Lochblende zur flächigen<br />

Lichtquelle gleich groß sind. Die Lochblende ist in der praktischen Anwendung eines<br />

Belichtungsgeräts mit kollimierten Licht im allgemeinen der Querschnitt des Linsensystems<br />

senkrecht zum Zentralstrahl. Es kann also auch in der Praxis gut möglich sein, daß beide<br />

Winkel nicht gleich groß sind. Bei flächiger Lichtquelle würde sich ein unsymmetrisches<br />

Winkelfeld ergeben.<br />

6.2.3 Paralleles Licht<br />

Nach den Ausführungen in Punkt 6.2.1 und 6.2.2 wird deutlich, daß es kaum paralleles Licht<br />

im mathematischen Sinn geben kann. Eine punktförmige Lichtquelle strahlt radial in alle<br />

Richtungen, die Lichtstrahlen kreuzen sich dabei nicht. Von einer leuchtenden Fläche breitet<br />

sich Licht in alle Richtungen des Halbraums aus; allerdings kreuzen sich die Lichtstrahlen<br />

(Bild 6.3).<br />

Bild 6.3: Punktförmige Lichtquelle und leuchtende Fläche<br />

Zur Erzielung von quasi parallelem Licht, das bedeutet ein sehr kleiner Kollimationswinkel,<br />

bedarf es enormer Anstrengungen in der Optik. In der Technik werden meistens Kombinationen<br />

aus Linsensystemen und Hohlspiegeln benutzt, um annähernd paralleles Licht herzustellen.<br />

Bild 6.4 zeigt z.B. ein Linsensystem (Integrator) aus 3 x 3 Stäben, wie es von der Firma<br />

ORC, USA, verwendet wird. Interessant ist auch der eingezeichnete Beamsplitter, ein halbdurchlässiger<br />

Spiegel, der im Idealfall den Lichtstrom zu 50 % durchläßt und zu 50 % reflektiert,<br />

um hierdurch mit nur einer Lichtquelle und einem Linsensystem eine gleichzeitige beidseitige<br />

Belichtung des Zuschnitts zu ermöglichen.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Bild 6.4: Linsensystem (Werksbild ORC (USA))<br />

6.2.4 Ausleuchtung<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 35<br />

Neben der Parallelität spielt der Begriff der Ausleuchtung eine entscheidende Rolle. Um<br />

möglichst große Zuschnitte belichten zu können, liegen die Belichtungsflächen der Belichtungsgeräte<br />

meistens in der Größenordnung 700 x 700 mm². Hierbei ist es eigentlich selbstverständlich,<br />

daß an den 4 Eckpunkten dieser Fläche genausoviel Licht pro Zeiteinheit auftrifft<br />

wie in der Mitte. Die Begründung ist sehr einfach: Unterscheiden sich die Lichtwerte<br />

sehr stark von einander, so kommt es gebietsweise zu Über- oder Unterbelichtung, je nach<br />

Einstellung der Belichtungszeit. Die Lichtverteilung kann mit handelsüblichen Meßgeräten<br />

bestimmt werden. Die Schwankungsbreite innerhalb der Belichtungsfläche sollte bei guten<br />

Geräten um weniger als ± 10 % variieren.<br />

6.3 Abbildungsfehler<br />

Schlechte Deklination oder schlechte Kollimation ergeben beim Fotoprozeß identische Fehlerbilder.<br />

In beiden Fällen wird die Flanke des Fotoresists am Übergang zwischen belichteter<br />

und unbelichteter Fläche mit einem sogenannten "Undercut" belegt. Bild 6.5 zeigt zunächst<br />

in idealisierter Weise den Belichtungsvorgang und das Ergebnis nach dem Entwickeln:<br />

Die Flanken des Resists stehen senkrecht zur Oberfläche des Basismaterials und die geschwärzte<br />

Stelle des Films wird exakt auf den Fotoresist übertragen.


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Beim Belichten<br />

Nach dem Entwickeln<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Paralleles Licht<br />

Filmvorlage<br />

Fotoresist<br />

Basismaterial<br />

Entwickelter Fotoresist<br />

Basismaterial<br />

Bild 6.5: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit parallelem Licht<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 36<br />

Bei schrägem Lichteinfall, bedingt durch schlechte Deklination oder Kollimation ergeben sich<br />

schräge Flanken und Abbildungsfehler, wie es die Bild 6.6 und Bild 6.7 verdeutlichen.<br />

Die Flanken des Resists stehen nicht mehr senkrecht zur Oberfläche, auf der linken Seite<br />

zeigt der Fotoresist nach dem Entwickeln einen deutlichen Undercut, rechts dagegen einen<br />

Fuß. Weiterhin sieht man, daß die Position der freien Stelle im Basismaterial bezogen auf<br />

die Schwärzung im Film deutlich nach links verschoben ist. Die Deklination bewirkt also eine<br />

Verbreiterung und eine Verschiebung des Abbilds. Die hier schematisch dargestellte Problematik<br />

trifft man in dieser Kraßheit zwar i.a. in der Produktion nicht an, verdeutlicht aber<br />

sehr stark, welche Probleme ein großer Deklinationswinkel mit sich bringt.<br />

Dünne Resiste ohne Schutzfolie bilden die Fotovorlage präziser ab als dicke Resiste mit<br />

Schutzfolie, gleichzeitig sind dünne Resiste jedoch anfälliger gegen Staub, Beschädigungen<br />

und qualitativ nicht optimalen Fotovorlagen. Matte Metalloberflächen sind besser geeignet<br />

als glänzende Oberflächen.


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Beim Belichten<br />

Nach dem Entwickeln<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Lichtquelle<br />

Filmvorlage<br />

Fotoresist<br />

Basismaterial<br />

Entwickelter Fotoresist<br />

Basismaterial<br />

Bild 6.6: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit schlecht dekliniertem Licht<br />

Beim Belichten<br />

Nach dem Entwickeln<br />

Lichtquelle mit Hohlspiegel<br />

Filmvorlage<br />

Fotoresist<br />

Basismaterial<br />

Entwickelter Fotoresist<br />

Basismaterial<br />

Bild 6.7: Ergebnisse beim Belichtungsvorgang mit schlecht kollimiertem Licht<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 37


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Ein großer Kollimationswinkel bringt ähnliche Ergebnisse:<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 38<br />

Hierbei kann sich eine Unterstrahlung auf beiden Seiten der geschwärzten Fläche des Films<br />

zeigen, so daß nach dem Entwickeln auch auf beiden Seiten ein deutlicher Undercut auftritt.<br />

In der Praxis kann der Undercut durchaus 5 bis 10 µm betragen und dadurch die Geometrie<br />

schmaler Leiter wesentlich beeinflussen. Aus den Bildern wird auch ersichtlich, daß die Dikke<br />

des Fotoresists den Undercut entscheidend beeinflußt. Je feiner die aufzulösenden<br />

Strukturen sein sollen, um so notwendiger ist es, die Parallelität des Lichts zu verbessern<br />

oder aber die Schichtstärke des Resists zu reduzieren. Hierbei sind Flüssigresiste den<br />

Festresisten überlegen (Bild 6.8)<br />

UV-Licht<br />

Leiterbreite/-abstand<br />

100µm 100µm<br />

100µm<br />

Trockenfilm<br />

A B<br />

Film<br />

Kupfer<br />

Trockenfilm<br />

<br />

<br />

<br />

Flüssigresist<br />

Bild 6.8: Einfluß der Resistdicke und Lichtqualität auf die Auflösung (Werksbild<br />

Multiline)<br />

Deutlicher werden die Fehler von schlecht dekliniertem und kollimiertem Licht ausgeprägt,<br />

wenn anstelle des hier dargestellten „harten Kontakts", d.h. zwischen Film und Fotoresist ist<br />

der Abstand null, im sogenannten „Off-Contact“-Verfahren gearbeitet wird. Hierbei ist der<br />

Abstand zwischen Film und Fotoresist in der Größenordnung von 0,1 mm.<br />

6.4 Belichtungsgeräte<br />

Bei den Belichtungsgeräten gibt es grundsätzliche Unterschiede zu beachten:<br />

1) Stehende Lichtquelle / bewegte Lichtquelle<br />

2) Streulicht / kollimiertes Licht<br />

3) Manuelle Beladung / automatische Beladung<br />

4) Registrierung von Film zu Produktionszuschnitt über Stifte / Registrierung von<br />

Film zum Produktionszuschnitt über automatisch optische Kamerasysteme.<br />

zu 1) Das System der bewegten Lichtquelle, bei der ein sehr stark rechteckiges, verspiegeltes<br />

Lampengehäuse mit den eingebauten Lampen über den Produktionszuschnitt fährt,<br />

ist heute kaum noch in der Anwendung, allenfalls zur Belichtung übergroßer Zuschnitte.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

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3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 39<br />

Feststehende Lichtquellen mit einfachen oder optisch anspruchsvollen Reflektoren sind der<br />

Standard.<br />

zu 2) Die Belichtung mit Streulicht ist am weitesten verbreitet, doch gewinnt kollimiertes<br />

Licht, trotz der aufwendigeren optischen Vorrichtungen zunehmend an Bedeutung, um<br />

Strukturen unter 100 µm sauber aufzulösen. Bild 6.9 zeigt ein doppelseitiges manuelles Belichtungsgerät<br />

mit wenig kollimiertem Licht, Bild 6.10 ein Gerät mit hoch kollimiertem Licht.<br />

Bild 6.9: Belichtungsgerät mit wenig kollimiertem Licht (Werksbild DuPont)<br />

Bild 6.10: Belichtungsgerät mit hochkollimiertem Licht (Werksbild ORC (USA))<br />

zu 3) Obwohl im Zuge der Automatisierung die Zahl der Geräte mit automatischer Beladung<br />

sehr stark zunimmt, dürften Geräte mit manueller Beladung sowohl von der Anzahl als auch<br />

in Bezug zum produzierten Durchsatz weit in der Überzahl liegen. Dies liegt einerseits an<br />

den sehr unterschiedlichen Anschaffungskosten und andererseits an der Tatsache, daß der<br />

Durchsatz eines automatischen Belichtungsgeräts schwerlich mehr als den doppelten Wert<br />

der manuellen Belichtung erreicht. Bei etwas aufwendigeren und dadurch auch teureren Belichtungsrahmen/Systemen<br />

ist es durchaus möglich, daß die manuelle Beladung bei mindestens<br />

vergleichbarer optischer Genauigkeit genauso schnell oder sogar schneller ist als die<br />

automatische Beladung. Weiterhin sind im allgemeinen die Rüstzeiten bei Automaten sehr<br />

viel aufwendiger als bei Belichtungsrahmen; hierdurch ergibt sich auch das Problem der<br />

Losgrößenoptimierung.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

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3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 40<br />

zu 4) Die Registrierung von Film zum Produktionszuschnitt über Stifte ist der übliche und<br />

schnellere Weg, höhere Genauigkeit allerdings zu Lasten der Produktionsgeschwindigkeit<br />

bringt dagegen die Registrierung mit Hilfe von automatischen Kamerasystemen. Weiterhin<br />

sind Belichtungsgeräte mit automatischer Registrierung wesentlich teuerer als jene mit Pinregistrierung.<br />

Beim Vergleich von Belichtungsgeräten untereinander sind für den Praktiker die geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Schritte von großer Bedeutung, um die effektiven Durchsatzzahlen<br />

überschlagen zu können. Während oftmals nur von z.B. 8 Sekunden Belichtungszeit gesprochen<br />

wird, kann der gesamte Belichtungsvorgang durchaus 30 oder 45 Sekunden betragen.<br />

Folgende Schritte sind bei Berechnung der theoretischen Durchsatzkapazität zu beachten:<br />

a) Einrichten des Belichtungsgeräts<br />

Je nach Belichtungsgerät kann man Zeiten zwischen ca. 3 Minuten und ca. 15<br />

Minuten, bei älteren Automaten eventuell auch noch längere Zeiten erwarten.<br />

b) Transport des Zuschnitts in das Belichtungsgerät<br />

Bei manuell zu bedienenden Geräten gibt es kaum große Unterschiede,<br />

Automaten können sich dagegen stark unterscheiden; Zeiten zwischen 10 und 20<br />

Sekunden sind aber Standard.<br />

c) Registrierung des Zuschnitts zum Film<br />

Bei einer Registrierung über Aufnahmestifte erfolgt der Vorgang so gut wie<br />

zeitlos; er ist vom Vorgang des Transports in das Belichtungsgerät nicht zu<br />

trennen. Bei optischer Registrierung über Kameras werden oftmals Zeiten von 10<br />

Sekunden benötigt, bei einem Abglich über 4 anstatt der meistens benutzten 2<br />

Punkte entstehen wesentlich höhere Zeiten.<br />

d) Vakuum ziehen<br />

e) Belichtung<br />

Zur genauen Bildübertragung wird standardmäßig Vakuum zwischen dem<br />

Zuschnitt und der Fotovorlage gezogen. Je nach Güte der Vakuumpumpen und des<br />

zu erstellenden Vakuums werden i.a. Zeiten zwischen 5 und 10<br />

Sekunden benötigt.<br />

Die Länge der Belichtung hängt von vielen Faktoren ab, von der Stärke, aber auch<br />

vom Alter des Brenners, von der Empfindlichkeit des Fotoresists, sowie von der<br />

Temperatur und der chemischen Einstellung des Entwicklers. Norma- lerweise liegen<br />

die Belichtungszeiten zwischen 6 bis 12 Sekunden.<br />

f) Transport des Zuschnitts aus dem Belichtungsgerät.


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Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Hierbei betragen die Zeiten i.a. zwischen 3 und 5 Sekunden.<br />

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3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 41<br />

Insgesamt haben Automaten Zykluszeiten von ca. 25 bis 50 Sekunden, so daß mit Durchsätzen<br />

von ca. 70 bis 150 Zuschnitten pro Stunde gerechnet werden kann. Bei manuellen<br />

Geräten erzielt man, abhängig vom Registriersystem, ähnliche Werte.<br />

6.5 Brenner<br />

Der Brenner im Belichtungsgerät ist von entscheidender Bedeutung für den Belichtungsvorgang.<br />

Er muß in genügend großer Menge Licht in dem Frequenzbereich zur Verfügung stellen,<br />

in dem der Fotoresist seine höchste Empfindlichkeit hat.<br />

Die eingesetzten Brenner sind Gasentladungslampen, die meistens Xenon unter hohem<br />

Gasdruck enthalten. Der Glaskörper besteht aus reinem Quarzglas, um gegen die hohen<br />

Temperaturen und die thermischen Schwankungen beständig zu sein. Die Elektroden sind<br />

aus Wolfram, sie dienen nicht nur zur Stromzuführung des Gleichstromes, sondern auch zur<br />

Wärmeableitung. Der Abstand der Elektroden, also der von Kathode und Anode, ist relativ<br />

klein, er liegt je nach Lampenleistung zwischen 30 µm und 10 mm. Aus thermischen Gründen<br />

wird die Kathode klein und die Anode groß gewählt (Bild 6.11).<br />

Typische Leistungswerte:<br />

Leistung: 5000 W<br />

Gleichspannung: 50 V<br />

Mittlere Stromstärke: 100 A<br />

Zündspannung: 30 000 V<br />

Lichtstrom (Lichtleistung):<br />

265 000 lm<br />

Durchschnittliche<br />

Betriebsdauer: 750 h<br />

Brennposition:Vertikal<br />

Bild 6.11: Brenner: Quecksilber-Xenon-Lampe (Werksbild ORC (USA))<br />

Nach der Zündung brennt die Lampe durch die Bogenentladung. Während der Anlaufphase<br />

wärmt sich das Gas auf und der Druck erhöht sich. Die Spannung steigt an und der Strom<br />

nimmt ab, bis er den Brenner-typischen Strom im heißen Zustand erreicht. Typische Aufwärmzeiten<br />

liegen zwischen 5 und 15 Minuten.


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Bild 6.12: Typisches Brennerspektrum eines reinen Xenon - Brenners mit UV -<br />

Spektrum eines Photoresists (Werksbild ORC, USA)<br />

Bild 6.13: Typisches Brennerspektrum eines Quecksilber - Xenon - Brenners<br />

mit UV - Spektrum eines Photoresists (Werksbild ORC, USA)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 42<br />

Die Fotoresiste haben i.a. ihren größten Empfindlichkeitsbereich zwischen etwa 340 bis 410<br />

nm. Dieser Bereich muß vom Brenner intensiv ausgeleuchtet werden. Bild 6.12 zeigt ein typisches<br />

Emmissionsspektrum einer reinen Xenon-Lampe und ein Absorptionsspektrum eines<br />

Resists. Deutlich sichtbar ist, daß die Emmissionmaxima im IR-Bereich und Absorpti-


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3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 43<br />

onsmaxima im UV-Berich liegen. Weil sie nicht übereinstimmen, wären extrem lange Belichtungszeiten<br />

erforderlich.<br />

Wird jedoch Quecksilber zu dem Xenon gegeben, so verändert sich das Emmissionsspektrum<br />

sehr markant (Bild 6.13), die Maxima werden vom IR-Bereich in den UV-<br />

Bereich verschoben. Darüber hinaus kann das Quecksilber noch mit z.B. Eisen dotiert werden.<br />

Die daraus resultierenden Hauptlinien im UV-Bereich von 365 nm, 405 nm und 430 nm<br />

liegen dann genau in dem Bereich, in dem der Fotoresist besonders empfindlich ist.<br />

Außer undotierten und Fe-dotierten Brennern kann man z.B. auch Ga-dotierte Brenner beziehen,<br />

deren Maximum ist leicht nach höheren Wellenlängen verschoben. Es liegt etwa bei<br />

410 nm.<br />

Bei unzufriedenen Belichtungsergebnissen sollte man den Resisthersteller nach dem optimalen<br />

Brennertyp für seinen speziellen Resist fragen.<br />

Die Lebensdauer der Brenner kann oft einige tausend Stunden betragen. Das An- und Abschalten<br />

der Lampe wirkt sich jedoch auf die Lebensdauer aus. So verkürzen hohe An- und<br />

Abschaltraten die Lebensdauer drastisch. Nach längerer Brenndauer scheidet sich Wolfram,<br />

das von den Elektroden verdunstet, am Glaskörper ab. Hierdurch wird die Lichtdurchlässigkeit<br />

des Glaskörpers negativ beeinflußt und die Lampentemperatur steigt an. Es ist deshalb<br />

nicht ratsam zu warten, bis der Brenner nicht mehr zündet, sondern ihn bereits frühzeitig zu<br />

tauschen, da mit zunehmendem Alter, für das menschliche Auge unbemerkt, die Leistung<br />

des Brenners nachläßt und dadurch zwingend die Belichtungszeiten länger werden. Ein<br />

Brenner sollte deshalb spätestens dann ausgewechselt werden, wenn die vom Hersteller<br />

vorgegebene mittlere Lebensdauer um etwa 25 % überschritten wurde. Der Lichtfluß wird bis<br />

dahin um etwa 30 - 35 % abgenommen haben, was sich direkt auf die Verlängerung der Belichtungszeit<br />

auswirkt. Die Leistung eines Brenners kann leicht mit einem Lichtmengenmeßgerät<br />

überprüft oder aber über Graukeilmessungen ermittelt werden. Die Resisthersteller<br />

empfehlen mit Lichtintensitäten von mindestens 10 Milliwatt/cm² zu arbeiten. Die Lichtmengenzähler<br />

zeigen die Lichtmenge in mJ/cm² (Millijoule pro Quadratzentimeter) an. Um auf<br />

die Leistung zu kommen, muß die angezeigte Lichtmenge durch die Belichtungszeit dividiert<br />

werden, also:<br />

gemessene Lichtmenge (mJ/cm²)<br />

Belichtungszeit (s)<br />

= Lichtintensität (mW/cm 2 )<br />

Vor dem Einsatz neuer Brenner, sowie jeweils nach dem Einschalten, sollen die Brenner einige<br />

Zeit (ca. 15-30 Minuten) brennen, um die optimale Temperatur zu erhalten. Wichtig ist<br />

diese Aufwärmphase, damit sicher gestellt ist, daß alles Quecksilber verdampft ist. Beim<br />

Betrieb werden die Brenner gekühlt. Es ist darauf zu achten, daß die Kühlung ständig arbeitet,<br />

da sonst der Brenner überhitzt und explodieren kann. Quecksilberdampf-Lampen<br />

können nur in senkrechter Stellung arbeiten.<br />

Beim Brennerwechsel muß Schutzkleidung getragen werden: Brille, Handschuhe, Plastikschürze.<br />

Die Brenner sind grundsätzlich nur mit Handschuhe anzufassen. Auch ist auf die<br />

Polarität zu achten, da sonst die Lampe schnell zerstört wird. Beim Brennerwechsel muß der


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3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 44<br />

Brenner zum Hohlspiegel häufig neu justiert werden. Optimierte Belichtungszeiten müssen<br />

regelmäßig überprüft werden. Belichtungsgeräte müssen regelmäßig gereinigt, gewartet und<br />

kalibriert werden.<br />

6.6 Registrieren beim Belichten<br />

Unter Registrieren beim Belichten versteht man die optimale Zuordnung der erzeugten Bilder<br />

zueinander. Beim Registrieren der Außenlagen bedeutet dies, die Fotovorlage soweit wie<br />

möglich mit dem Bohrbild des gerade zu belichtenden Nutzens zur Deckung zu bringen.<br />

Beim Registrieren der Innenlagen ist die Aufgabe, Oberseite und Unterseite zur Deckung zu<br />

bringen.<br />

Zur Registrierung stehen mechanische und optische Registriersysteme zur Verfügung.<br />

Idealerweise sollten sie zum Belichten sowohl von Innenlagen als auch von Außenlagen geeignet<br />

sein. Da jeder <strong>Leiterplatten</strong>hersteller „sein“ Registriersystem bevorzugt, haben sich<br />

einheitliche Systeme nicht durchgesetzt.<br />

6.6.1 Mechanische Registriersysteme<br />

Bei der mechanischen Registrierung liegt in dem Belichtungsgerät ein spezielles System<br />

von Stiften (Pins) vor. So wird entweder ein 2-Stift-System oft mit Varianten, das 4-Langloch-<br />

System oder das L-Verstiftungssystem eingesetzt.<br />

Beim Belichten von Innenlagen ist die Registrierung vom Herstellprozeß der mehrlagigen<br />

Schaltung abhängig. So ist die am besten geeignete Art der Registrierung die sogenannte<br />

„Post-etch-punch-Technik“ (Stanzen-nach-dem-Ätzen). Um das unterschiedliche Schrumpfbzw.<br />

Dehnverhalten der Innenlage zu kompensieren, werden die Registrierlöcher für das<br />

Verpressen der Innenlagen nicht vor dem Belichten gestanzt, sondern erst nach dem Ätzen<br />

bzw. Schwarzfärben. Bei der Stanze wird ein CCD-Videosystem eingesetzt, um die geätzte<br />

Innenlage nach ebenfalls zwei oder vier geätzten Zielpunkten mittig für das Registrierlochsystem<br />

auszurichten. Da die wichtigste Forderung an die Belichtung der Innenlage darin besteht,<br />

die Ober- und die Unterseite ohne Versatz zu belichten, kann die Belichtung in einer<br />

Filmtasche (Versatz zwischen 50 µm und 120 µm) oder in einem Glasrahmen (Versatz zwischen<br />

20 µm und 40 µm) erfolgen. Diese Glasrahmen mit integriertem Vakuum beinhalten<br />

das Aufnahmesystem für die Filmvorlagen und Aufnahmestifte für die zu belichtenden Nutzen.<br />

Das Vakuum wird durch das geringe Luftvolumen sehr schnell aufgebaut, das Anpressen<br />

und das „Reiben“ entfällt, wodurch Unterstrahlung und Verschieben der oberen Filmvorlage<br />

vermieden werden. Darüber hinaus kann der Durchsatz erheblich gesteigert werden.<br />

Werden die Innenlagen nach diesem Post-etch-punch-Verfahren hergestellt, müssen sie vor<br />

dem Belichten weder gestanzt noch gebohrt werden, sie werden einfach, wenn vorhanden,<br />

an die Stifte angelegt.<br />

In den meisten Fällen werden zwei, leicht konische Rundstifte benutzt zur Aufnahme der zu<br />

belichtenden Nutzen und vier Langlochpaßstifte zur Aufnahme der Fotovorlage (Bild 6.14).


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Bild 6.14: Pin-Registrierung mit zentrischer Aufnahme des Films über 4<br />

Langlochpaßstifte und zentrische Aufnahme der Platte über 2<br />

Rundstifte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 45<br />

Film<br />

Rundstifte<br />

Zuschnitt<br />

Langloch-<br />

-paßstifte<br />

Die Filmregistrierung wird mit einer Filmstanze erreicht. Diese arbeitet mit CCD-<br />

Videokameras, die die im Film eingebrachten Zielpunkte aufnimmt, den Film zentrisch positioniert<br />

und die Lochkonfiguration einstanzt.<br />

Voraussetzung für dieses gesamte Verfahren ist, daß das System des Belichtungsgerätes,<br />

bestehend aus Zuschnitt-Aufnahme-Stiften und Film-Aufnahme-Stiften, und das System der<br />

Filmstanze, bestehend aus Zuschnittsaufnahme und Stanzpositionen, identisch sind.<br />

Bei dem in Bild 6.14 dargestellten System für die Pin-Registrierung (H. Rutenberg, Galvanotechnik,<br />

87 (1996) 3452) sind die Verhältnisse nahezu ideal:<br />

Durch die kreuzförmige Aufnahme der Fotovorlage in 4 Langlöchern über 4 Langlochpaßstifte,<br />

die kürzer als diese sind, kann der Film nach dem Einbau alle Dimensionsveränderungen<br />

frei durchführen. Wird die Mitte des Zuschnitts ins Zentrum des Aufnahmekreuzes gelegt,<br />

so bleibt dieser Zentralpunkt stets ortsfest im Belichtungsgerätes. Alle Dimensionsveränderungen<br />

des Filmes können sich maximal auf die Hälfte der Zuschnittslänge auswirken.<br />

Gleiches gilt für die Dimensionsveränderung des Nutzens, wenn die Zuschnittsaufnahme<br />

ebenfalls zentrisch ist.<br />

Das Vier-Langloch-System ist ebenfalls weit verbreitet. Der Zentralpunkt der Fotovorlage<br />

und des Nutzens sind identisch und ortsfest im Belichtungsgerät. Alle Dimensionsveränderungen<br />

von Film und Nutzen wirken sich maximal auf die Hälfte der Zuschnittslänge aus.<br />

Dieses System wird vor allem in der Fertigung eingesetzt, die mit einem Standardformat arbeitet.<br />

Für das Belichten unterschiedlicher Formate ist das System nicht flexibel genug.


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Blatt 5.4<br />

Seite 46<br />

Für das Belichten von Außenlagen wird ebenfalls das L-Registriersystem eingesetzt (P.<br />

Waldner, Galvanotechnik 85 (1994) 1302). Eine Reihe von quadratischen Stiften wird in L-<br />

Form im Belichtungsrahmen angeordnet (Bild 6.15).<br />

Bild 6.15: Belichtungsrahmen mit L-Anordnung (Werksbild Multiline)<br />

Die Außenlagen mit gebohrten Registrierlöchern werden durch diese Stifte registriert. Die<br />

Abmessungen der Stifte sind so gewählt, daß die gebohrten Nutzen mit statistischer Sicherheit<br />

spannungsfrei auf die Stifte passen, unabhängig von der Zuschnittsgröße. Die Filmvorlage<br />

wird mit rechteckigen Langlöchern über die gleichen Stifte deckungsgleich registriert<br />

und im Glasrahmen mittels Vakuum festgehalten.<br />

6.6.2 Optische Registrierung<br />

Bei der optischen Registrierung sind in der Fotovorlage entweder zwei in der Mitte der kurzen<br />

Seite oder vier in den jeweiligen Ecken liegende Zielpunkte eingerichtet. Entsprechend<br />

positionierte Bohrungen sind in den Zuschnitten eingebracht. Das Videosystem vergleicht<br />

nun die Filmzielpunkte mit den Bohrungen. Dann wird durch Verdrehen und Verschieben in<br />

beide Richtungen die Fotovorlage auf das Bohrbild eingerichtet. Dies erfolgt für jeden Zuschnitt<br />

individuell (Bild 6.16 und 6.17). So ist es möglich, sowohl die während des Belichtens<br />

eintretende Veränderung der Fotovorlage als auch die individuellen Abweichungen der einzelnen<br />

Zuschnitt zu berücksichtigen. Dem System kann auch ein minimal zu haltender Restring<br />

eingegeben werden. Wird dieser bei den Zielpunkten unterschritten, wird der Zuschnitt<br />

unbelichtet aussortiert.<br />

Optische Registriersysteme sind vor allem in Belichtungsautomaten integriert. Diese belichten<br />

meist einseitig, um jede Seite optimal zu justieren.


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Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

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Passmarken im Film, Bohrungen in der Platte<br />

passend zu den Bohrungen<br />

Bild 6.16: Optische Registrierung vor der Ausrichtung: Platte ist gegenüber<br />

Film gedreht und verschoben<br />

Bild 6.17: Optische Registrierung nach der Ausrichtung: Optimales Ergebnis,<br />

da der Film in der kurzen Richtung länger ist als die Platte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 47


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6.6.3 Vergleich der Systeme<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

In der folgenden Tabelle 6.1 werden die beiden Registriersysteme verglichen.<br />

Tabelle 6.1: Systemvergleich Registriersysteme<br />

Mechanisches System Optisches System<br />

Produktivität hoch mittel<br />

Optisches Einrichten Einmal pro Los Jeder Nutzen<br />

Manuelles Arbeiten möglich möglich<br />

Automatisation möglich möglich<br />

Rüstzeit 2-5 min (Filme über Pins) 6 - 10 min<br />

15-20 min (Filmtasche)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 48<br />

Leistung bei 50 Ntz/Los 80 - 100 Ntz/Std 55 - 150 Ntz/Std (150 Ntz ohne<br />

Filmwechsel)<br />

Nachkorrektur nicht möglich möglich<br />

Belichtung meist zweiseitig meist einseitig<br />

Reproduzierbarkeit gut (Filme über Pins)<br />

sehr gut<br />

befriedigend (Filmtasche)<br />

Beschädigungsgefahr der Filme hoch sehr gering<br />

Investition niedrig sehr hoch<br />

Sehr wesentlich sind beim Vergleich der unterschiedlichen Registriersysteme die Einflüsse<br />

der Einzeltoleranzen auf die Registriergenauigkeit. In Tabelle 6.2 sind sowohl die Einzeleinflüsse<br />

als auch die Einflußfaktoren aufgeführt (H. Rutenberg, Galvanotechnik 87(1996)<br />

3452).<br />

Tabelle 6.2: Toleranzbetrachtung Registriersysteme<br />

Einzeleinflüsse<br />

Toleranzen<br />

Mechanisches Optisches<br />

System System<br />

Faktor Wert<br />

(µm)<br />

Faktor Wert<br />

(µm)<br />

Maximale Positionsungenauigkeit einzelner Bohrungen 1 50 1 50<br />

Schwankung der Dimensionsveränderung Bohren - Belichten 1 10 1 10<br />

Schwankung im Durchmesser der Aufnahmelöcher 1/2 20 1/2 --<br />

Dimensionsunterschied Bohrbild - Fotovorlage 1/2 30 1/2 30<br />

Verzerrung Fotovorlage 1 10 1 10<br />

Veränderung der Fotovorlage beim Belichten 1/2 20 1/2 20<br />

Registrierungenauigkeit 1 30 1 30<br />

Einbauungenauigkeit 1 20 1 --<br />

Spiel der Aufnahmepins 1/2 20 1/2 --<br />

Maximale Abweichung der Bezuglochposition von Nominal 1/2 50 1/4 50<br />

Berechnete Gesamttoleranz 79 70


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Die Position der gebohrten Löcher weisen maximale Ungenauigkeiten von +/- 50 µm auf. Die<br />

Positionsgenauigkeit der meisten Löcher ist zwar besser, da die Restringforderung für alle<br />

Löcher eines Nutzens gilt, ist der Maximalwert der Positionsabweichung aber entscheidend.<br />

Die Nutzen verändern sich durch die verschiedenen Prozesse zwischen Bohren und Belichten.<br />

Die Schwankungsbreite dieser Veränderung beträgt ca. +/- 20 ppm, was bei einem Nutzenformat<br />

von 500 mm etwa +/- 10 µm entspricht.<br />

Durch die Toleranzen des Bohrens und der Metallisierungsprozesse treten Schwankungen<br />

im Durchmesser der Löcher von +/- 20 µm auf. Dies ist allerdings für die Registrierung nur<br />

dann von Bedeutung, wenn durchkontaktierte Nutzen über Stifte registriert werden.<br />

Durch die Fertigungstoleranzen der als Fotovorlagen benutzten Filme kommt es dazu, daß<br />

zwischen dem mittleren Bohrbild der Nutzen und der eingesetzten Fotovorlage Dimensionsunterschiede<br />

in der Größenordnung von 60 ppm auftreten, was bei einem Nutzenformat von<br />

500 mm etwa 30 µm entspricht. Diese Dimensionsunterschiede können deutlich größer sein,<br />

wenn beim Bohren die Toleranzen für Schrumpfungs- bzw. Dehnungskorrektur voll ausgenutzt<br />

werden.<br />

Zusätzlich können Filme durch Herstellung und Einbau in das Belichtungsgerät leicht verzerrt<br />

sein, wodurch Positionsabweichungen einzelner Lötaugen von ca. 10 µm auftreten.<br />

Während des Belichtens verändern sich die Filme. Hier ist mit Veränderungen in der Größenordnung<br />

von 40 ppm entsprechend 20 µm bei 500 mm zu rechnen. Wird beim Belichten<br />

mit Vakuumkontakt und Mylarfolie gearbeitet, sind die Veränderungen noch wesentlich größer.<br />

Die Registriergenauigkeit bei optischer Registrierung läßt sich am entwickelten Bild nachmessen.<br />

Der Durchschnitt liegt bei 20 µm, die Standardabweichung bei +/- 6 µm. Die maximal<br />

gemessene Ungenauigkeit liegt bei 32 µm. Die Ungenauigkeit des Einrichtens mit der<br />

Filmstanze läßt sich ebenfalls nachmessen. Sie liegt bei 26 - 35 µm.<br />

Bei der Pin-Registrierung muß mit einer zusätzlichen Ungenauigkeit durch den Einbau und<br />

durch die Abweichung zwischen Belichtungssystem und Filmstanzsystem gerechnet werden.<br />

Der Wert liegt geschätzt bei 20 µm.<br />

Für einen reibungslosen Ablauf muß der Durchmesser der Aufnahmepins etwas kleiner sein<br />

als das kleinste vorkommende Aufnahmeloch. Hier wurde eine Differenz von 20 µm angenommen.<br />

Die oben angegebene Positionsungenauigkeit der Bohrlöcher gilt auch für die Bezugslöcher,<br />

d.h. die Löcher, die zum Ausrichten bei der optischen Registrierung oder zur Aufnahme der<br />

Nutzen bei der Pin-Registrierung dienen. Die maximale Positionsungenauigkeit beim Bohren<br />

kommt selten vor, wahrscheinlich nicht öfters als einmal innerhalb der Bezugslochgruppe.<br />

Da zum Ausrichten vier Löcher benutzt werden, zur Nutzenaufnahme im Pin-<br />

Registriersystem aber nur zwei Löcher, muß von dem maximalen Bohrversatz nur ¼ bzw. ½<br />

angesetzt werden.


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Die Gesamttoleranz ergibt sich dann mathematisch aus der Quadratwurzel der Quadratsummen<br />

der Toleranzen der Einzeleinflüsse (siehe Kapitel 10):<br />

2 2 2<br />

F = x1 + x2 + x3 + ...<br />

Die Berechnung zeigt, daß eine Pinregistrierung eine um etwa 10 µm höhere Toleranz als<br />

ein optisches System bei gleichen Grundbedingungen zeigt. Dieser Toleranzwert wird auch<br />

durch die Praxis bestätigt.<br />

7 Entwickeln<br />

Bei der Entwicklung werden die nach dem Belichten des negativ arbeitenden Fotoresists unpolymerisiert<br />

gebliebener Resistflächen rückstandsfrei entfernt, die belichteten polymerisierten<br />

Stellen verbleiben. Dabei geht man von folgendem Prinzip aus:<br />

Die Binder eines Fotoresists enthalten typischerweise organische Säuregruppen, die mit<br />

freien OH-Ionen der Entwicklerlösung reagieren und damit wasserlöslich werden (siehe auch<br />

Kapitel 4.1.2.1). Diese Reaktion bringt den Binder in eine wasserlösliche Form, vorausgesetzt,<br />

die Anzahl der reagierenden Säuregruppen ist groß genug, um die hydrophoben<br />

Kräfte innerhalb der Polymerkette des Binders zu überwinden. Keine der anderen Komponenten<br />

des Resists reagiert mit den OH-Ionen des Entwicklers und sind daher nicht in der<br />

Lage, wasserlöslich zu werden.<br />

Während des Entwickelns wirkt der Binder als oberflächenaktives Agent, das in der Lage ist,<br />

alle anderen organischen Bestandteile des Resists in wäßriger Lösung zu suspendieren.<br />

Wenn dies nicht der Fall wäre, dann würde ein Ausfallen verschiedener Resistkomponenten<br />

auf der Kupferoberfläche des Basismaterials und/oder den Maschinenwänden und Transportsystem<br />

die Folge sein. Derartige Reaktionen werden häufig beobachtet, wenn Entwicklerlösungen<br />

mit hohen Resistmengen beladen sind. Die Sodakonzentration soll deshalb<br />

durch Ergänzungen, die vom Resistdurchsatz abhängig sind, konstant gehalten werden.<br />

Hierbei hat sich vor allem die Messung der Leitfähigkeit bewährt. Die Steuerung der Zudosierung<br />

über die Leitfähigkeit (Leitwert) ermöglicht eine Konstanz der Sodakonzentration von<br />

0,05 Gew.%.<br />

Anmerkung: Das Belichten und Entwickeln sind als zwei sich gegenseitig beeinflussende<br />

Prozesse zu sehen. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse müssen daher beide Prozeßschritte<br />

aufeinander abgestimmt werden. Zur Abstimmung der Prozeßschritte ist der Graukeil das<br />

geeignetste Hilfsmittel.<br />

7.1 Entwicklungsverfahren<br />

Folgende Entwicklungsverfahren werden angewendet:<br />

• Sprühentwicklung in einer horizontalen Durchlaufmaschine<br />

• Tanksprühentwicklungsanlagen mit vertikaler Arbeitsweise, keine Transportrollen<br />

• Tauchentwicklungsanlagen


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Die Sprühentwicklung im Durchlaufverfahren hat sich weitestgehend durchgesetzt. Die<br />

Gründe dafür liegen in einer optimalen Prozeßsteuerung, sowie guten Leistungs- und Automatisierungsmöglichkeiten.<br />

Da der Transport aber nicht berührungslos erfolgt, kann es bei<br />

feinen Leiter zu Beschädigungen des entwickelten Bildes durch die Transportrollen kommen.<br />

Bei einer weiteren Verringerung der Leiterbreiten wird dieses System an Grenzen stoßen.<br />

Für den Entwicklungsvorgang werden Maschinen aus PVC mit mehreren Sprühkammern<br />

eingesetzt, wobei in den letzten Kammern durch eine intensive Wasserspülung die noch anhaftende<br />

Entwicklerlösung abgewaschen wird (Bild 7.1).<br />

Einlauf Entwicklung Entwicklung Kaskadenspülung Trockner Auslauf<br />

mit Frischlösung<br />

Not- Aus<br />

Mixer<br />

PI PI<br />

Reservetank<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Antischaum<br />

C<br />

PI PI<br />

F<br />

Soda<br />

Bild 7.1: Alkalisch-arbeitende Entwicklermaschine (Werkbild Gebr. Schmid)<br />

F<br />

Not- Aus


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Damit der Entwicklerprozeß optimal ausgeführt werden kann, ist bei der Maschinenausrüstung<br />

auf folgendes zu achten:<br />

• Überwachungseinrichtungen für Sprühdruck, Temperatur, durchsatzabhängige Zudosierung<br />

und Durchlaufgeschwindigkeit. Am besten erfolgt die Parameterüberwachung und<br />

Parametersteuerung mit einer SPS-Anlage, die auch eine Datenaufzeichnung ermöglicht.<br />

• Flachstrahldüsen, bei denen Sprühdruck und -verteilung über die ganze Fläche konstant<br />

ist, die nicht zu Verstopfungen neigen und für Reinigungszwecke leicht ausbaubar sind<br />

(Bajonettverschlüße). Quer zur Durchlaufrichtung oszillierende Düsenstöcke.<br />

• Dosiersystem mit Messung der Konzentration für das Entwicklermedium und Antischaum.<br />

• Kühl- und Heizsystem für das Entwicklermedium.<br />

• Säurespülung zur optimalen Entfernung des Alkalifilmes nach der letzten Wasserspüle.<br />

• Transportsystem für dünne Materialien (Innenlagen), Führungsgitter, größerer Transportrollendurchmesser.<br />

• Trocknungseinrichtung am Auslauf.<br />

• Be- und Entladeeinrichtung zur Automatisierung und Verhinderung von „mechanischen<br />

Beschädigungen“ der Platten.<br />

Die Leistung bzw. die Durchlaufgeschwindigkeit der Anlage sollte so ausgelegt sein, daß der<br />

Breakpoint (Zeitpunkt der vollständigen Entwicklung) nach ½ bis 2 /3 des gesamten Durchlaufs<br />

durch die Entwicklerkammer erreicht wird.<br />

Das einwandfreie Funktionieren der Entwicklermaschine ist stark von der Wartung abhängig.<br />

Die Maschine sollte wöchentlich einer Komplettreinigung unterzogen werden. Transport- und<br />

Abquetschwalzen sollten mindestens bei jedem Schichtwechsel gereinigt werden. Die Düsenstöcke<br />

sind ebenfalls in diesem Rhythmus auf Verstopfungen zu überprüfen.<br />

7.2 Entwicklungsmedium<br />

Das Entwicklermedium ist eine Lösung aus Natrium- oder Kaliumkarbonat in Wasser. Die<br />

Konzentration der Lösung liegt bei ca. 1 Gew.% Na2CO3 oder K2CO3 ohne Berücksichtigung<br />

des Kristallwassers. Die Konzentration des Entwicklermediums ist täglich zu analysieren,<br />

dazu geeignet ist das Titrationsverfahren.<br />

Die Entwicklungstemperatur liegt normalerweise bei 25 - 35 °C. Niedrigere Temperaturen<br />

vergrößern das Verarbeitungsfenster, führen aber zu niedrigeren Durchlaufgeschwindigkeiten,<br />

d.h. Kapazitätseinbußen. Höhere Temperaturen und höhere Carbonatkonzentrationen<br />

führen zum Angriff der polymerisierten Resistoberflächen und wirken sich praktisch auf die<br />

Auflösung und Flankenstruktur aus. Ungenügend polymerisierte und überentwickelte Resistkomponenten<br />

haben das Potential zur Verunreinigung galvanischer Bäder. Hieraus resultieren<br />

verschiedene Abscheidungsprobleme wie matte Oberflächen, nicht oder nur teilweise<br />

oder schichtförmig aufgebautes Kupfer.<br />

Die Entwicklungszeit ist stark vom Fotoresist, den Prozeßparametern sowie von der Anlage<br />

(Düsenstöcke, Art der Düsen) abhängig und beträgt ca. 40 - 90 Sekunden.


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Um die beim Sprühvorgang entstehende Schaumbildung zu vermeiden, wird dem Medium<br />

ein vom Fotoresisthersteller und vom Hersteller der Entwicklungsmaschine freigegebenes<br />

Antischaummittel zugegeben. Achtung: Falsches Antischaummittel zerstört die Entwicklermaschine!<br />

7.3 Beurteilung der Entwicklungsqualität<br />

Ein wichtiges Beurteilungskriterium für die Entwicklungsqualität ist die Flankengeometrie<br />

(Bild 7.2). Sie hat großen Einfluß auf den Leiterquerschnitt bzw. -abstand.<br />

Idealfall überentwickelt unterentwickelt<br />

(oder unterbelichtet) (oder überbelichtet)<br />

Bild 7.2: Flankenformen des Resists<br />

Die Ober- und Unterseite des Zuschnitts darf nicht unterschiedlich entwickelt sein. Es ist<br />

deshalb darauf zu achten, daß von beiden Seiten Prüfungen durchgeführt werden und eine<br />

Zuordnung erfolgt.<br />

Die entwickelten Zuschnitte sind stichprobenmäßig auf Entwicklungsrückstände zu überprüfen.<br />

Solche Rückstände auf der Oberfläche können bei der Weiterverarbeitung zu Haftproblemen<br />

führen. Die Ursachen dafür liegen meistens bei zu kurzen Entwicklungszeiten<br />

(Durchlaufgeschwindigkeit), einer schlechten Spülung, verstopften Düsen oder einer falschen<br />

Entwicklerkonzentration. Darüber hinaus können sie aber auch aus Problemen beim<br />

Belichten (Unterstrahlung, mangelhaftes Vakuum) herrühren.


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Bild 7.3a: Resiststrukturen bei Feinstleitertechnik (Werksbild DuPont)<br />

Bild 7.3b: Resiststrukturen bei Feinstleitertechnik (Werksbilder Ciba Geigy)<br />

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Blatt 5.4<br />

Seite 54


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Blatt 5.4<br />

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In Bild 7.3a und b sind Resiststrukuren abgebildet, die mit einem Rasterelektronenmikroskop<br />

aufgenommen wurden. Deutlich erkennbar sind die steilen Resistflanken.<br />

8 Überprüfen von Belichtungszeiten und Belichtungsgeräten<br />

Der Polymerisationsgrad von Fotoresisten ist entscheidend für die nutzbaren Resisteigenschaften,<br />

wie chemische Beständigkeit, Auflösungsvermögen, Wiedergabegenauigkeit,<br />

Flankenform, etc.. Die Belichtungsintensitäten sind deshalb neben der Auswahl des<br />

geeignetsten Emissionsspektrums in engen Toleranzen konstant zu halten. Regelmäßige<br />

Überprüfungen sind deshalb wichtig.<br />

Zwei Verfahren haben sich in der Praxis etabliert:<br />

• Grau-/Stufenkeil als Hilfsmittel für die regelmäßige Produktionsüberwachung<br />

• UV-Energiemesser für Messungen der Lichtmengenverteilung, Lichtintensitäten, spezifische<br />

Emissionsspektren, periodische Überprüfung der Belichtungsgeräte, Kalibrieren von<br />

neu installierten Brennern.<br />

8.1 Grau-/Stufenkeile<br />

Grau-/Stufenkeile sind Präzisionsmeß-Hilfsmittel, sie werden von einschlägigen Fotoresist-<br />

Fachfirmen zur Verfügung gestellt. Vergleichbar zu Fotovorlagen sind auf einem Polyesterträger<br />

Streifen unterschiedlicher, genau definierter Dichte-Abstufung aufgebracht - für unterschiedliche<br />

Meßbereiche mit unterschiedlicher Abstufung und Dichteausschnitten.<br />

Diese Werkzeuge sollten nur als Original, niemals als Kopie eingesetzt werden. Der Einsatz<br />

erfolgt entweder auf separaten Testcoupons, die entsprechend festgelegter Produktionsparameter<br />

verarbeitet werden, oder auf Randstreifen von Produktionsplatten. Belichtet wird auf<br />

bzw. unter der Fotovorlage, Haltezeiten vor dem Entwickeln sind strikt einzuhalten, die Entwicklungsparameter<br />

sind identisch zu den Produktionseinstellungen.


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8.1.1 Arbeitsprinzip<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

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Die von der Belichtungsquelle emittierten Lichtmengen werden durch unterschiedlich transparenten<br />

Dichtestufen präzise absorbiert. Die durchtretende Restlichtmenge initiiert eine der<br />

Lichtmenge anteilige Polymerisation im Fotoresist. Der Resist haftet je nach Polymerisationsgrad<br />

nach dem Entwickeln unterschiedlich auf dem verwendeten Basismaterial, in der<br />

Regel Kupfer (Bild 8.1).<br />

Testcoupon nach Entwickeln:<br />

ohne Resist angegriffenen vollerhalten<br />

Bild 8.1: Wirkungsweise des Grau-/Stufenkeils<br />

Strahlengang<br />

Grau-/Stufenkeil<br />

Träger/Polyester<br />

Rest - Lichtmenge<br />

Fotoresistschicht<br />

Kupferoberfläche<br />

Basislaminat<br />

Resistschicht<br />

Kupferoberfläche<br />

Basislaminat


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Erfaßt wird die Haftung des Fotoresists als Funktion der Polymerisation und seiner mechanischen<br />

Haftung zum Basismaterial sowie der Einfluß der Haltezeiten etc..<br />

Bewertet werden nach einer willkürlichen Festlegung entweder die erste voll erhaltene Graukeilstufe<br />

oder die erste Stufe mit nicht angegriffener, glänzender Oberfläche. Referenzuntersuchungen<br />

sind notwendig.<br />

Fotoresiste mit hohem Kontrast bzw. steiler Gradation zeigen erwartungsgemäß eine geringere<br />

Anzahl angegriffener Stufen (leichter auszuwerten) im Vergleich zu Re- sisten mit flacher<br />

Gradation.<br />

Der lineare Dichte-Absorptionsverlauf des Stufenkeils erlaubt dann Anpassungen der Belichtungszeiten<br />

nach Tabellen. Er wird damit zu einem idealen Hilfsmittel, um die Verarbeitungsparameter<br />

der Bildübertragung mittels Fotoresists einfach und zuverlässig zu kontrollieren.<br />

Beim Vergleich von Datenblattangaben von Fotoresisten ist genau auf die Hinweise zum<br />

verwendeten Stufenkeil zu achten. Als Standard dient der 21- stufige oder der 41- stufige<br />

Stouffer-Keil. Je nach Fachfirma werden Stufenkeile mit unterschiedlichen Abstufungen eingesetzt<br />

(Anhang 10.2). Deshalb ist es wichtig, Messungen mit dem gleichen Stufenkeil<br />

durchzuführen oder die Dichtewerte sind von einem Graukeil auf den anderen umzurechnen.<br />

Die Datenblattangaben sollten nur als Referenzwerte verwendet werden und ersetzen keinesfalls<br />

detaillierte eigene Untersuchungen, die dann spezifische betriebliche Einrichtungen,<br />

Prozeßabläufe etc. berücksichtigen.<br />

8.2 UV - Energiemesser<br />

Diese Energiemesser erfassen über einen definierten spektralen Emissionsbereich die<br />

Lichtintensität (W/cm 2 ), die Meßbereiche können über zugeschaltete Filter eingeengt werden.<br />

Damit ist man in der Lage, das Meßgerät auf die relevanten Spektren der Fotoresiste<br />

zu justieren, die in der Produktion verwendet werden. Dies ist wichtig, wenn z.B. durch Alterung<br />

des Brenners sich das Emissionsspektrum verändert und damit weniger als zu Beginn<br />

mit der Empfindlichkeit der zu verarbeitenden Resists übereinstimmt.<br />

Die Geräte sind tragbar, in ihrer Empfindlichkeit über einen großen Meßbereich zu spreizen<br />

und haben eine große Wiederholbarkeit. Zusätze erweitern ihre Anwendbarkeit auf Lauflichtund<br />

Durchlaufbelichtungsgeräte. Angezeigt werden absolute Werte (Intensität, Lichtmenge)<br />

und sie eignen sich deshalb auch besonders für grundsätzliche Messungen, wie die Lichtmengenverteilung<br />

bei großformatigen Belichtungsrahmen, Kalibrieren neuer Brenner etc.<br />

UV-Energiemesser ergänzen Messungen mit dem Grau-/Stufenkeil, sie ersetzen sie aber<br />

nicht.


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9 Fehleranalyse<br />

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Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

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Physikalische Resistdefekte Verpackungsfehler Material erst nach Rücksprache mit<br />

dem Hersteller verarbeite<br />

Wickelfehler Rolle an Lieferanten zurückgeben<br />

Unvollständige Entwicklung<br />

(Auswaschen) Rückstände<br />

Unterschiedliche Entwicklung<br />

von Oberseite zu Unterseite<br />

Schmutzeinschlüße Reklamation beim Resistlieferanten<br />

Polyolefinfolie oben Rolle wurde in falscher Richtung<br />

auf den Laminator gespannt, Rolle<br />

umdrehen<br />

Auswaschpunkt nicht bei 50 %<br />

der Entwicklerstrecke<br />

Entwicklerlösung wirkt unterschiedlich<br />

stark / lange auf Oberund<br />

Unterseite<br />

Defekte Tents Lochdurchmesser zum Tenten<br />

zu groß<br />

Laminierparameter falsch eingestellt<br />

Entwicklungsparameter überprüfen,<br />

ebenso Belichtungsparameter<br />

• Sprühdrucke auf symmetrische<br />

Entwicklung einstellen (nicht auf<br />

symmetrische Drucke)<br />

• Überprüfen auf verstopfte Düsen<br />

und Zuleitungen; evtl. Filter z.T.<br />

verstopft<br />

Ndk-Bohrungen nach dem Ätzen<br />

einbringen (Toleranz beachten)<br />

Versuchen, mit niedrigerem Druck<br />

und niedrigerer Temperatur zu Laminieren.<br />

Achtung: Dies kann sehr negative<br />

Effekte auf die Resisthaftung haben<br />

und zu hohem Ausschuß beim<br />

Galvanisieren führen<br />

Belichtungszeit zu hoch Durch hohe Belichtung verhärten<br />

bzw. verspröden die Resiste im allgemeinen.<br />

Niedrigere Belichtungen<br />

wählen.<br />

Achtung: Auch hier kann es bei zu<br />

niedrigen Belichtungswerten zu hohem<br />

Ausschuß in der Galvanik<br />

kommen (Auslaugen des Resists<br />

im Galvanikbad).<br />

Bohrgrat Bohrparameter sowie Ober- und /<br />

oder Unterlage überprüfen,<br />

Schleifparameter vor DK-Prozeß<br />

verbessern<br />

Resist für Tenting ungeeignet Anderen Resisttyp wählen


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Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

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Seite 59<br />

Übergalvanisieren Zu dünne Resiste Dickeren Resist verwenden<br />

Zu hohe Stromdichten bei vereinzelt<br />

liegenden Leiter<br />

Galvanische Unterwanderung Riefen und Kratzer auf der Cu-<br />

Oberfläche vor dem Laminieren<br />

des Fotoresists<br />

Cu-Oberfläche vor dem Resistlaminieren<br />

verschmutzt oder<br />

stark oxidiert, dadurch Haftungsprobleme<br />

zwischen Fotoresist<br />

und Cu-Oberfläche<br />

Fotoresist bei zu niedriger Temperatur<br />

und/oder zu niedrigem<br />

Druck auflaminiert<br />

Haftung zwischen Fotoresist und<br />

Cu-Oberfläche stellenweise nicht<br />

vorhanden<br />

• Blendrahmen verwenden<br />

• Niedrigere Stromdichte und längere<br />

Verweilzeit einstellen<br />

• Eventuell die Badparameter<br />

leicht verändern (Einebner,<br />

Glanzbildner)<br />

• Design anpassen nach Absprache<br />

mit dem Entflechter. Eventuell<br />

Blindflächen in das Layout<br />

der Leiterplatte einfügen (rastern)<br />

• Materialhandhabung überprüfen,<br />

um Kratzer zu vermeiden<br />

• Anpreßdruck der Bürstwalzen<br />

beim Reinigen vor dem Resistlaminieren<br />

erniedrigen<br />

• Bürsten eventuell defekt oder<br />

verschlissen, austauschen<br />

• Überprüfen des Transportsystems<br />

der Reinigungsanlage, die<br />

vor dem Resistlaminieren benutzt<br />

wird<br />

• Cu-Oberfläche sorgfältig reinigen<br />

bzw. entfetten und Vorsorge<br />

tragen, daß die Cu-Oberfläche<br />

nicht erneut wieder oxidiert<br />

• Haltezeit zwischen Vorreinigung<br />

und Laminieren verkürzen<br />

Druck und Temperatur am Laminator<br />

überprüfen und nach Angaben<br />

des Resistlieferanten neu einstellen<br />

• Wenn eventuell mechanische<br />

Beschädigungen vorliegen, muß<br />

der Transport zwischen dem Entwickeln<br />

des Resists bis zum Anklemmen<br />

an den Warenträger des<br />

Galvanikautomaten überprüft werden<br />

Eventuell durch Fingerabdrücke vor<br />

dem Resistlaminieren verursacht;<br />

Cu-Oberfläche sorgfältig reinigen


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Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

Rückstände beim Entwickeln Maschinenbedingungen überprüfen<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

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Seite 60<br />

• Regelmäßige Wartung der<br />

Maschinen<br />

• Wartungsplan erstellen bzw.<br />

kontrollieren<br />

Düsenstöcke verstopft • Reinigen der Düsen<br />

• Resist gegen UV-Licht schützen<br />

Falsch oder zu lange zwischen<br />

Laminieren und Entwickeln gelagert<br />

Spülwassermenge nicht ausreichend<br />

• Kürzere Lagerzeiten einhalten<br />

• Mit Resist beschichtete <strong>Leiterplatten</strong><br />

vor Hitzeeinwirkung<br />

und UV-Strahlung schützen<br />

Richtige Spülwassermenge einstellen<br />

Verunreinigtes Transportsystem Transportrollen reinigen<br />

Beladungsgrad der Entwicklerlösung<br />

zu hoch<br />

• Richtige Konzentration einstellen<br />

• Entwicklerlösung erneuern<br />

• Ansatztank überprüfen<br />

Alkalikonzentration zu gering • Mit konzentrierter Entwicklerlösung<br />

nachdosieren<br />

Sprühdruck auf der Platte zu gering<br />

Entwicklertemperatur nicht richtig<br />

Abwaschzeit kontrollieren und neu<br />

einstellen<br />

Thermostat kontrollieren, Defekt<br />

beseitigen und richtige Temperatur<br />

einstellen<br />

Verunreinigte Tanks Tanks regelmäßig säubern<br />

Durchlaufgeschwindigkeit zu<br />

hoch<br />

Geschwindigkeit reduzieren, Auswaschpunkt<br />

berücksichtigen


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Blatt 5.4<br />

Seite 61<br />

Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

Rückstände beim Strippen Partikelgröße des Fotoresistrestes<br />

Richtiges Strippmedium verwenden<br />

Ungleichmäßiger Galvanoaufbau Badverunreinigungen durch or- • Ausreichende Polymerisation<br />

ganische Substanzen, die mei- des Resists vornehmen (höhere<br />

stens aus dem verwendeten Belichtung)<br />

Fotoresist auslaugen<br />

• Resist auf Elektrolyt abstimmen,<br />

ggf. anderen Resisttyp auswählen<br />

• Chemische Beständigkeit der<br />

Resiste überprüfen; Auslaugtest<br />

durchführen<br />

• Bad mit Aktivkohle reinigen<br />

• Überprüfung der Entwicklerbedingungen<br />

• Haltezeit nach Belichten überprüfen<br />

• Kantenschärfe der Fotovorlage<br />

überprüfen<br />

Einschnürungen beim Galvanisieren<br />

Haftung von Kupfer zu Kupfer Entfetten / Desoxidation in der<br />

Galvanik nicht mehr aktiv<br />

Resistrückstände im Leiter • Fotovorlage auf Fehlstellen bzw.<br />

Kratzer überprüfen<br />

• Entwicklermaschine der Fotovorlage<br />

überprüfen<br />

• Konzentration und Funktionalität<br />

des Entfetters/Anätzers überprüfen,<br />

eventuell Neuansatz<br />

• Spülung überprüfen<br />

Entwicklungsrückstände • Zu kurz entwickelt, Durchlaufgeschwindigkeit<br />

überprüfen<br />

• Schlechte Spülung wegen zu<br />

niedrigen Wasserdrucks verstopfter<br />

Düsen, zu hohe Durchlaufgeschwindigkeit<br />

• Konzentration des Entwicklers<br />

überprüfen, eventuell Neuansatz<br />

• Verschleppung des Entwicklers<br />

(Kammer verunreinigt)<br />

• Temperatur des Entwicklers<br />

überprüfen und neu einstellen<br />

Fingerabdrücke • Handschuhe tragen<br />

• Zuschnitte nur an den Kanten<br />

anfassen<br />

Fotoresist bei falschen Temperaturen<br />

auflaminiert<br />

Laminiertemperatur überprüfen<br />

(meist zu hoch)


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

Verbreiterungen beim Ätzen Schlechter Kontakt der Fotovorlage<br />

zum Resist, dadurch Unterstrahlung<br />

Ungenügender Resistfluß, d.h.<br />

Riefen werden nicht bis zum<br />

Grund durch Resist ausgefüllt<br />

Riefen und Vertiefungen im Basismaterial,<br />

zerspanende Vorreinigung<br />

Staub und/oder Haarlinien in der<br />

Fotovorlage<br />

Unterbrechungen beim Ätzen Sn oder Sn-Pb-Schichtdicke zu<br />

gering; wird beim alkalischen<br />

Resiststrippen zu weit abgetragen.<br />

Defekte Fotovorlage.<br />

Mechanische Beschädigungen<br />

beim Transport<br />

Ringförmige Durchätzungen<br />

(Unterbrechungen) im Loch<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 62<br />

Vakuum zwischen Fotovorlage und<br />

Resist verbessern<br />

• Laminiertemperatur und/oder<br />

Anpreßdruck der Laminierwalzen<br />

zu niedrig<br />

• Dickeren Resist verwenden<br />

• Mylarfolie berücksichtigen<br />

• Bürstprozeß überprüfen; evtl.<br />

Walzendruck erniedrigen<br />

• Handhabung des Basismaterials<br />

überprüfen (Eingangskontrolle)<br />

Sauberkeit beim Fotoprozeß, evtl.<br />

auch bei der Erstellung der Fotovorlage<br />

erhöhen<br />

• Stromdichte und/oder Verweilzeit<br />

im Sn- bzw. Sn-Pb-Bad erhöhen<br />

• Evtl. versuchen mit höherer<br />

Durchlaufgeschwindigkeit beim<br />

Resiststrippen zu arbeiten<br />

Entwicklerrückstände im Loch Spülung nach dem Entwickeln verbessern;<br />

bei kleinen Löchern evtl.<br />

mit leicht erhöhtem Druck spülen<br />

Luftblasen im Loch • Benetzung in den Löchern verbessern<br />

und zwar durch Netzmittelzugabe<br />

in ein Vorreinigungsbad<br />

der Galvanolinie.<br />

Achtung: Netzmittel muß mit den<br />

Galvanobädern in kleinen Mengen<br />

verträglich sein, da es<br />

zwangsläufig zu Verschleppungen<br />

in die Galvanikbäder kommt<br />

• Während des Galvanisierens<br />

regelmäßig mit einem Hammer<br />

an den Warenträger schlagen<br />

oder besser noch eine Vibrationsvorrichtung<br />

anbringen, die<br />

durch mechanische Erschütterungen<br />

die Luftblasen freisetzt


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

Ringförmige Durchätzungen<br />

(Unterbrechungen) im Loch<br />

Reproduzierfähigkeit der Fotovorlage<br />

mangelhaft<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 63<br />

starke Bohrriefen • Bohrprozeß auf Schnittgeschwindigkeit<br />

bzw. Drehzahl und<br />

Vorschub überprüfen<br />

• Bohrer auf Schärfe der Schnittkanten<br />

und auf Ausbrüche an<br />

den Schnittkanten kontrollieren<br />

• Spanabfuhr beim Bohrprozeß<br />

überprüfen<br />

• Bei Multilayern (ML) überprüfen,<br />

ob das Harz beim Verpressen<br />

völlig ausgehärtet wurde; ML<br />

evtl. bei geeigneten Temperaturen<br />

(Tg beachten) im Ofen<br />

nachtempern<br />

Qualität der Fotovorlage nicht<br />

ausreichend<br />

Haftung von feinen Resistlinien Vorbehandeln, Laminieren und<br />

Belichten nicht optimal<br />

Falten im Resist Falscher bzw. unterschiedlicher<br />

Anpreßdurck der Laminierwalzen<br />

Resistabhebungen an den Plattenecken<br />

Neue Filme, Belichtungsparameter<br />

überprüfen<br />

Fertigungsparameter mit Hilfe eines<br />

Finelinetestfilmes überprüfen<br />

und neu einstellen<br />

Laminierparameter überprüfen<br />

Einlauftisch zu hoch Einlauftisch neu justieren<br />

Resistrollen nicht<br />

spannt<br />

fest einge- Einspannvorrichtung überprüfen<br />

Resistrollen nicht parallel Resistrollen neu justieren<br />

Zu heiße Laminierwalzen Laminiertemperatur überprüfen<br />

Keine konstante Abwickelspan- Einstellung überprüfen<br />

nung<br />

Zu hoher Anpreßdruck Preßdruck überprüfen, ggf. reduzieren<br />

Schlechte Schneidetechnik Messer erneuern<br />

Fingerabdrücke Handschuhe tragen<br />

Zu hohe Laminiergeschwindigkeit<br />

Laminierparameter überprüfen<br />

Zu geringe Laminiertemperatur Laminierparameter überprüfen


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 64<br />

Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

Blasen im Resist Beschädigte Laminierwalzen Walzen auf Löcher untersuchen,<br />

ggf. austauschen und neu beschichten<br />

lassen<br />

Verschmutze Laminierwalzen Mit Wasser oder Alkohol reinigen<br />

Zu geringer Druck der Laminierwalzen<br />

Laminierparameter überprüfen<br />

Schlechte Resisthaftung Unzureichende Vorreinigung Benetzungstest an den gereinigten<br />

Zuschnitten durchführen, Vorreinigung<br />

überprüfen<br />

Zu lange Haltezeit nach der Vorreinigung<br />

Lufteinschlüße Beschädigungen im Basismaterial<br />

Liegezeiten verkürzen<br />

Zu geringer Anpreßdruck Laminierparameter überprüfen<br />

Heizung ausgefallen Laminiertemperatur überprüfen,<br />

Heizung reparieren bzw. erneuern<br />

Zu grobe Gewebestruktur des<br />

Basismaterials<br />

Zu geringer Druck der Laminierwalzen<br />

Zu hohe Laminiergeschwindigkeit<br />

Resistflitter Manuelles Schneiden mit<br />

Messern<br />

• Transportmittel überprüfen<br />

• Eingangskontrolle am Basismaterial<br />

verstärken<br />

• Glasgewebe ändern<br />

• Dickeren Resist verwenden<br />

• Laminierparameter ändern<br />

• Laminierparameter ändern<br />

• Shorehärte der Walze ändern<br />

Laminierparameter ändern<br />

Zu geringe Vorheiztemperatur • Laminiergeschwindigkeit reduzieren<br />

• Vorheiztemperatur erhöhen<br />

• Bei sehr dicken <strong>Leiterplatten</strong><br />

evtl. vortemperen<br />

Resistdicke Dickeren Resist verwenden, Mylarfolie<br />

beachten<br />

Zu geringe Laminiertemperatur Laminierparameter überprüfen<br />

• Messerschärfe überprüfen,<br />

ggf. Messer erneuern<br />

• Schneidetechnik verbessern<br />

• Zuschnitte nach dem Laminieren<br />

reinigen


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 65<br />

Fehlermerkmal Ursache Abhilfe<br />

Kupferspots Unzureichende Vorreinigung Benetzungstest durchführen und<br />

Vorreinigung überprüfen<br />

Danksagung<br />

Trockenflecke • Luftmesser im Trockner überprüfen<br />

• Trocknungswalzen überprüfen,<br />

ggf. Belag erneuern<br />

• Spülwasser überprüfen<br />

Entwickler überladen • Konzentration der Resistbeladung<br />

messen<br />

• Entwickler verdünnen<br />

• Entwickler reinigen<br />

• Transportsystem überprüfen<br />

Zu hohe Laminiertemperaturen Laminierparameter überprüfen<br />

Die Autoren danken Herrn Anschütz, Firma Morton, Herrn Habicht, Firma Gebr. Schmid,<br />

Herrn Kunath, Firma DuPont, Herrn Dr. Rutenberg, Firma Ruwel Werke, Werk Schoeller,<br />

und Herrn Waldner, Firma Multiline, für die offenen Diskussionen und für die Überlassung<br />

von Unterlagen.<br />

Die Autoren bedanken sich ebenfalls bei ihren Firmen für die wohlwollende Unterstützung<br />

und für die zur Verfügung gestellte Arbeitszeit zum Erstellen dieser Schulungsblätter.


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10 Anhang<br />

10.1 Fortpflanzung von Fehlern<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 66<br />

Physikalische Größen werden durch Messungen ermittelt; am häufigsten sind es die Gewichts-,<br />

Zeit-, Volumen- und Längenmessungen und im modernen Alltagsleben als abgeleitete<br />

Größe selbstverständlich die Geschwindigkeitsmessungen. Alle diese Messungen sind<br />

fehlerbehaftet. Um Streit und Betrug vorzubeugen setzten die Gesetzgeber deshalb schon<br />

seit Jahrtausenden Standardmaße fest, die von der Obrigkeit geprüft und später sogar mit<br />

einem Eichstempel versehen wurden. Bei allen geeichten Messungen schreibt der Gesetzgeber<br />

die maximale Abweichung der Messungen vom Soll-Wert vor. So muß z.B. die Ungenauigkeit<br />

an Zapfsäulen unter 0,5 % liegen. Beim Auto wird aber zusätzlich aus Sicherheitsgründen<br />

bestimmt, daß der Tachometer nicht „nachgehen“ darf, d.h. niedrigere als die<br />

tatsächlichen Ist-Werte anzeigt. Hier wird aufgrund der Gesetzesvorgabe konstruktiv eine<br />

einseitige Abweichung zu höheren Geschwindigkeitsangaben erzeugt.<br />

Führt man mehrere Messungen an ein und derselben physikalischen Größe durch, so wird<br />

man, wenn die Auflösung der Meßanzeige fein genug ist, jedesmal einen etwas anderen<br />

Wert finden. Ist die Zahl dieser Wiederholungsmessungen aber hoch genug, so erhält man<br />

eine zuverlässige Aussage über den Mittelwert und die Streuung der fehlerbehafteten Messungen.<br />

Aus diesen Messungen kann man dann auf den wahrscheinlichen Ist-Wert und auf<br />

die Fehlerbreite schließen, beim Messen erhält man nämlich immer nur fehlerbehaftete Meßergebnisse,<br />

nicht aber die Fehler selbst.<br />

Grobe Fehler, die z.B. aus Unachtsamkeit während der Messung entstehen, wollen wir bei<br />

unseren weiteren Betrachtungen unberücksichtigt lassen, da sie nur schwer oder fast gar<br />

nicht mathematisch in den Griff zu bekommen sind. Als Beispiel könnte man die Messung irgendeiner<br />

Strecke mit einem Ist-Wert von 1,57 m anführen, die der Messende aus Versehen<br />

mit dem Falsch-Wert von 1,47 angibt. Diese „Konzentrationsfehler“ schließen wir im folgenden<br />

aus.<br />

Die anderen auftretenden Fehler lassen sich dann in zwei Gruppen aufteilen:<br />

a) Konstruktiv bedingte Fehler des Meßgeräts oder Fehler die z.B. auf die speziellen<br />

Eigenheiten der messenden Person zurückzuführen sind.<br />

b) Zufällige Schwankungen der Meßergebnisse aufgrund nicht ermittelbarer<br />

Ursachen.<br />

Im ersten Fall zeigen die Fehler i.a. ein regelmäßiges Verhalten, so daß man sie oftmals in<br />

ein mathematisches Gesetz formen kann. Fehler der zweiten Art sind dagegen völlig unregelmäßig<br />

und unkontrollierbar. Manchmal sind sogar die Fehlerursachen bekannt, aber man<br />

kann sie nicht erfassen und abstellen. Typisch ist z.B. der Meßfehler am Meßmikroskop, bei<br />

dem Fadenkreuze an die zu messenden Endpunkte einer Meßstrecke angelegt werden<br />

müssen. Hier ist trotz optischer Hilfen die Ablese- und Beurteilungsfähigkeit des menschlichen<br />

Auges beim Einstellen des Fadenkreuzes geringer als die Genauigkeit des Meßinstruments<br />

und somit ergeben Wiederholungsmessungen ständig andere Werte. Im Prinzip wird<br />

mit den Wiederholungsmessungen in diesem Fall nicht irgendein anonymer Meßfehler be-


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 67<br />

stimmt sondern ganz speziell die Ablese- und Beurteilungsfähigkeit des Auges der messenden<br />

Person. Diese Fehler sind nicht kontrollierbar und unterliegen als rein zufällige Fehler<br />

der Fehlerrechnung. Die nicht zufälligen Fehler der ersten Art werden von der Fehlerrechnung<br />

dagegen nicht betrachtet.<br />

Bei unregelmäßigen, rein zufälligen Fehlern liegen bei Wiederholungsmessungen die Meßwerte<br />

im allgemeinen um einen Zentralwert etwa im Sinne einer Gauß-Verteilung. Hierbei<br />

sollte die Anzahl der positiven Abweichungen vom Zentralwert ungefähr gleich groß sein wie<br />

die Anzahl der negativen Abweichungen. Es kommt aber auch vor, daß eine Seite der Abweichungen<br />

deutlich überwiegt. In diesem Fall spricht man von einseitig wirkenden Fehlern.<br />

Diese Einseitigkeit von Fehlern hat meistens eine systematische Ursache. Im Falle der Geschwindigkeitsmessungen<br />

in Autos ist sie gewollt, oftmals aber auch ungewollt. Bei einseitigen<br />

Fehlern sollte man auf jeden Fall nach der Ursache der Einseitigkeit forschen und versuchen,<br />

die Einseitigkeit abzustellen. Einseitige Fehler sind weder unregelmäßig noch zufällig<br />

und werden ebenfalls von der Fehlerrechnung nicht erfaßt.<br />

Gibt es mehrere Fehlerquellen bei der Durchführung von Messungen - und dies ist meistens<br />

der Fall - so spricht man am Ende der Messungen von einem Gesamtfehler, der sich aus<br />

den Teilfehlern einer jeden Fehlerursache zusammensetzt. Die hierbei zu beachtenden Gesetzmäßigkeiten<br />

werden nachfolgend beschrieben.<br />

Gegenstand der Fehlerrechnungen bzw. Fehlertheorien sind rein zufällige Fehler, die folgende<br />

Bedingungen erfüllen:<br />

1. Die Zahl der positiven und negativen Fehler sind annähernd gleich häufig und die Summe<br />

aller Fehler ist annähernd Null.<br />

2. Kleinere Fehler treten häufiger auf als größere Fehler.<br />

3. Der Schwerpunkt der Fehlerhäufigkeit liegt im Nullwert oder in dessen Nähe.<br />

Nehmen wir nun an, in einem Meßlabor streiten sich 3 Personen, wer am genauesten mit<br />

dem Meßmikroskop messen kann. Um dies herauszufinden, einigt man sich auf folgenden<br />

Test: Mit Hilfe des sehr genauen Meßmikroskops soll an einem Schliff die Kupferstärke eines<br />

Leiterzugs gemessen werden. Um den Wert möglichst genau zu ermitteln, wird von jeder<br />

Person der Leiterzug an derselben Stelle 10 mal gemessen. Jede Person erhält dann<br />

M1, M2 ...M10 Meßergebnisse. Wie groß sind jetzt die Meßfehler ?<br />

Wenn X die wahre, aber unbekannte Schichtdicke ist, dann definiert man die wahren Meßfehler<br />

F1, F2 ... F10 durch:<br />

F1 = X - M1<br />

F2 = X - M2<br />

:<br />

F10 = X - M10<br />

Da aber X nicht bekannt ist, denn dann bräuchten wir nicht zu messen, können wir die Fehler<br />

F1 bis F10 für jede unserer 3 Personen nicht berechnen, und somit auch nicht feststellen<br />

wer der Beste ist. Mathematisch gesehen ist das Verfahren tatsächlich in einer Sackgasse<br />

gelandet. Um an dieser Stelle aber nicht aufzugeben, ist es üblich geworden, die Absolutbe-


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 68<br />

träge aller Meßergebnisse zu summieren und durch die Anzahl der Messungen zu dividieren.<br />

Mathematisch bildet man also das arithmetische Mittel der Beträge der Meßwerte und<br />

hofft, daß dieser Mittelwert dem wahren Wert X möglichst nahe kommt. Sicher ist das aber<br />

nicht!<br />

Es sei ausdrücklich betont, daß dieses Verfahren eine reine Konvention ist, nicht aber durch<br />

eine logische mathematische Begründung erzwungen. Tatsächlich gibt es auch andere<br />

Verfahren, die aber wenig gebräuchlich sind und deshalb an dieser Stelle nicht weiter erörtert<br />

werden sollen.<br />

_<br />

Bezeichnen wir den soeben diskutierten Mittelwert mit x, so errechnet er sich durch<br />

_ |M1|+ |M2|+ .......+ |Mn| 1<br />

x = --------------------------------- = ----- ∑ |Mn|<br />

n n<br />

Hiermit können wir nun die „Durchschnittsfehler“ fn in Analogie zu den wahren Fehlern Fn<br />

definieren.<br />

_<br />

f1 = x - M1<br />

_<br />

f2 = x - M2<br />

:<br />

_<br />

f10 = x - Mn<br />

_<br />

Ein „Durchschnittsfehler“ ist somit die Abweichung zwischen dem Durchschnittswert x und<br />

dem n-ten Meßwert, wohingegen ein wahrer Fehler die Abweichung zwischen dem wahren<br />

Wert und dem n-ten Meßwert ist.<br />

Nach dem hier Festgelegten läßt sich aber immer noch nicht bestimmen, wer von den drei<br />

Personen am besten gemessen hat, denn von jeder Person können wir für jeden Meßwert<br />

seiner 10 Messungen nur die Abweichung zum Durchschnittswert x bestimmen; d.h. wir haben<br />

für jede Person 10 Abweichungen f1 bis f 10, nicht aber einen einzigen Wert, den wir mit<br />

den Ergebnissen der anderen beiden vergleichen könnten.<br />

Nun könnte man z.B. die „Durchschnittsfehler“ f1 bis f 10 summieren und durch 10 dividieren,<br />

also nochmals das arithmetische Mittel bilden. Dieses Verfahren gibt aber mit Einschränkung<br />

zwei Probleme:<br />

a) Die Summation der Fehler ergibt i.a. einen Wert der bei Null liegt, da die Abweichungen<br />

sowohl positiver als auch negativer Art sind und gemäß der Bedingung 1. beide Vorzeichen<br />

auch noch annähernd gleich häufig auftreten sollen. (Für alle drei Personen würde<br />

sich also idealerweise der Wert „Null“ ergeben, selbst wenn sie unterschiedlich genau<br />

gemessen haben). Dieses Problem könnte aber noch durch eine Summation der Absolut-


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Werte umgangen werden.<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 69<br />

b) Der Einfluß größerer Fehler wird nicht mit dem nötigen Gewicht vertreten, da bei großen<br />

Meßreihen die Division durch die Anzahl der Meßergebnisse den Fehler stark relativiert.<br />

Es ist deshalb üblich geworden, das Genauigkeitsmaß einer Meßreihe als Wurzel aus dem<br />

arithmetischen Mittel der Fehlerquadrate zu berechnen und als mittleren Fehler zu bezeichnen:<br />

oder kürzer geschrieben:<br />

_______________________<br />

m = ± √ (f1² + f2² + f3² + ....+ fn²) : n<br />

__________<br />

m = ± √ (∑ fn² ) : n mittlerer Fehler<br />

wobei bekanntlich ∑ fn² = f1² + f2² + f3² + ....+ fn² ist.<br />

Der mittlere Fehler m wird um so genauer, je größer die Anzahl n der Einzelmessungen ist.<br />

Rechnen wir jetzt für jede unserer 3 Personen den mittleren Fehler m ihrer 10 Messungen<br />

aus, so läßt sich vergleichen, wer am besten gemessen hat.<br />

Angemerkt sei, daß auch hier die Berechnung des mittleren Fehlers m mit Hilfe der Fehlerquadrate<br />

keine zwingende mathematische Konsequenz ist, sondern aus der Zweckmäßigkeit<br />

resultiert. Grundsätzlich könnte man andere Gleichungen wählen; die Gleichung der<br />

Fehlerquadrate hat sich aber aus eben jener Zweckmäßigkeit durchgesetzt und wir wollen<br />

uns dieser „Konvention“ anschließen.<br />

Wie verändert sich nun der mittlere Fehler, wenn ein wahrer, aber unbekannter Wert X um<br />

einen konstanten Faktor a vergrößert wird und die Größe X durch die Messung M mit einem<br />

mittleren Fehler m bestimmt wurde ? Gemäß unserer Festlegung ist<br />

X = M ± m<br />

so daß bei Multiplikation mit der Konstanten a folgt:<br />

aX = a (M ± m)<br />

= aM ± am<br />

Der durch Messung bestimmte Wert ist also aM und der mittlere Fehler für aX ist ± am. Dies<br />

ist verständlich, denn wenn für die Messung einer Strecke aX eine Meßlatte M zur Verfügung<br />

steht, die a-mal ausgelegt werden muß um aX zu messen, dann geht in jede einzelne<br />

Messung der mittlere Fehler m ein, bei a Messungen also ein Gesamtfehler von m multipliziert<br />

mit a.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 70<br />

Hat man zur Lösung eines Problems verschiedene Größen zu messen, so stellt sich sofort<br />

die Frage, welchen Gesamtfehler die von einander unabhängigen Messungen verursachen.<br />

Zu messen sei die Gesamtgröße Y mit den unbekannten einzelnen Größen X und X’:<br />

Y = X + X’.<br />

Zunächst messen wir n-mal die Größe X. Die Meßergebnisse seien M1, M2..Mn . Anstelle des<br />

Unbekannten Werts von X benutzen wir nach dem früher gesagten das arithmetische Mittel<br />

des Betrags der Meßergebnisse, also:<br />

_ |M1| + |M2| + ....+ |Mn | 1<br />

x = ----------------------------- = ----- ∑ |Mn|<br />

n n<br />

Hiermit können wir den „Durchschnittsfehler“ fn der n-ten Messung berechnen:<br />

_<br />

fn = x - Mn<br />

Anschließend erhält man, wie vorher schon beschrieben, den mittleren Fehler durch Bildung<br />

von<br />

_______________________<br />

m = ± √ (f1² + f2² + f3² + ....+ fn² ) : n<br />

Für die zweite (und jede weitere) unbekannte Größe X’ verfährt man analog.<br />

Damit ergibt sich für die Durchschnittsmeßwerte der gesamte „Durchschnittswert“ zu:<br />

_ _ _<br />

y = x + x’<br />

Fragen wir jetzt nach dem mittleren Fehler der Gesamtmessung mges als Funktion der einzelnen<br />

mittleren Fehler m und m’<br />

so gilt zunächst<br />

mges = Fkt. (m, m’),<br />

_<br />

x = Mn + fn<br />

_<br />

x’ = Mn‘ + fn ‘ n = 1, 2, 3 ......<br />

Nach Einsetzen der Werte in die Gleichung


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

_ _ _<br />

y = x + x’<br />

folgt für den gesamten Durchschnittsmeßwert:<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

_<br />

y = Mn + fn + Mn‘ + fn‘<br />

_<br />

y =(Mn + Mn‘) + (fn + fn‘) n = 1, 2, 3 ......<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 71<br />

Diese Gleichung kann man auch derart interpretieren, daß (Mn + Mn‘) als eine einzige Messung<br />

der unbekannten Größe (X + X’) angesehen wird, die dann mit dem Fehler (fn + fn‘) behaftet<br />

ist.<br />

Der mittlere Fehler ergibt sich dann gemäß Definition zu:<br />

mges = √ ( (f1 + f1’)² + (f2 + f2’)² + ....+ (fn + fn’)² ) : n<br />

nun ist: (fn + fn’)² = fn ² + 2 fnfn‘+ fn’²<br />

d.h. mges = √ (f1 ² + f2² +....+ fn ²):n + (f1‘² + f2’² +....+ fn ’²) : n + 2 (f1 f1’+....+ fn fn‘):n<br />

Gemäß Definition gilt aber:<br />

___________________<br />

m = √ (f1 ² + f2² +....+ fn ²) : n d.h. m² = (f1 ² + f2² +....+ fn ² ) : n<br />

____________________<br />

und m’ = √ (f1‘² + f2’² +....+ fn ’²) : n d.h. m’² = (f1 ‘² + f2’² +....+ fn ’² ) : n<br />

Der letzte Ausdruck unter der Wurzel wird aber für beliebig große n gegen Null streben,<br />

f1f1’ + f2f2’ + ....+ fnfn’<br />

2 ----------------------------- ⇒ 0<br />

n<br />

wenn wir es tatsächlich, wie eingangs vorausgesetzt, mit rein zufälligen Fehlern zu tun haben,<br />

bei denen die Zahl der positiven und negativen Fehler gleich häufig sind und die Summe<br />

der Fehler gegen Null strebt. Man beachte, daß im Gegensatz zu fn² und fn’², die aufgrund<br />

des Quadrats immer positiv sind, das Produkt fnfn’ aber negativ wird, wenn einer der<br />

beiden Werte negativ ist. Die Summe aus fn² und fn’² wird also jeweils positiv, die Summe<br />

aus fnfn’ dagegen Null.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 72<br />

Setzen wir die hier erzielten Ergebnisse in die Gleichung für mges ein, so ergibt sich das<br />

Fehlerfortpflanzungsgesetz zu<br />

_________<br />

m ges = ± √ m² + m’²<br />

Sind mehr als zwei Meßgrößen vorhanden, erweitert es sich zu<br />

__________________<br />

m ges = ± √ m² + m’² + m’’² + .... allgemeines Fehlerfortpflanzungsgesetz<br />

d.h. der gesamte Meßfehler ist nicht die Summe der einzelnen Meßfehler sondern die Wurzel<br />

aus der Summe des Quadrat der einzelnen Meßfehler.


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10.2 Graukeil - Vergleichstabelle<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Leiterbilderstellung; Fotodruck mit<br />

Trockenfilm- oder Flüssigresist<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.4<br />

Seite 73<br />

Dichte Stouffer Stouffer DuPont Morton Hitachi Kalle BASF<br />

21 41 Riston Dynachem Photec Ozatec Nylotron<br />

0,05 1 1 1 1<br />

0,10 2<br />

0,15 3 1<br />

0,20 2 4 2 2 2<br />

0,25 5<br />

0,30 6 2<br />

0,35 3 7 3 3 4<br />

0,40 8<br />

0,45 9 3<br />

0,50 4 10 1 4 4 6<br />

0,55 11 2<br />

0,60 12 3 4<br />

0,65 5 13 4 5 5 8<br />

0,70 14 5<br />

0,75 15 6 5<br />

0,80 6 16 7 6 6 10<br />

0,85 17 8<br />

0,90 18 9 6<br />

0,95 7 19 10 7 7 12<br />

1,00 20 11<br />

1,05 21 12 7<br />

1,10 8 22 13 8 8 14<br />

1,15 23 14<br />

1,20 24 15 8<br />

1,25 9 25 16 9 9 16<br />

1,30 26 17<br />

1,35 27 18 9<br />

1,40 10 28 19 10 10 18<br />

1,45 29 20<br />

1,50 30 21 10<br />

1,55 11 31 22 11 11<br />

1,60 32 23<br />

1,65 33 24 11<br />

1,70 12 34 25 12 12<br />

1,75 35<br />

1,80 36 12<br />

1,85 13 37 13 13<br />

1,90 38<br />

1,95 39 13<br />

2,00 14 40 14 14<br />

2,15 15 15 15<br />

2,30 16 16 16<br />

2,45 17 17 17<br />

2,60 18 18 18<br />

2,75 19 19 19<br />

2,90 20 20 20<br />

3,05 21 21 21


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 1<br />

Das Fotodruckverfahren wird wegen der erreichbaren guten Passergenauigkeit auch zum<br />

Aufbringen von Lötstoppmasken, zugleich Isolationsmasken, eingesetzt. Als Flüssig-Resists<br />

sind fotostrukturierbare Lötstopplacke vorzugsweise für Leiterbilder mit Fein- und Feinstleitertechnik<br />

in der Anwendung. Ein weiterer Vorteil ist das vergleichsweise hohe Auflösungsvermögen.<br />

Folgende Applikationsverfahren werden eingesetzt:<br />

• Vorhanggießen<br />

• Siebdrucken (horizontal und vertikal)<br />

• Sprühen (konventionell oder elektrostatisch)<br />

Zur Anwendung kommen verschiedene Lacksysteme, basierend auf<br />

• Epoxidharzen<br />

• Acrylaten<br />

• Epoxyacrylaten oder<br />

• Novolak-Epoxyacrylaten.<br />

Beim Belichten vernetzen die mit UV-Licht bestrahlten Partien und verändern dadurch ihr<br />

Löslichkeitsverhalten. Die durch eine geeignete Schablone abgedeckten Bereiche auf der<br />

Leiterplatte können durch Herauslösen entwickelt werden.<br />

Aufgrund ihres chemischen Aufbaues werden diese Lacke in unterschiedlichen Medien entwickelt.<br />

Folgende Entwicklermedien kommen zur Anwendung:<br />

− Lactone, z.B. γ-Butyrolacton<br />

− Polyalkohole, z.B. Ethyldiglycol, Butyldiglycol<br />

γ-Butyrolacton (C4 H6O2)<br />

C4H9 CH2 O CH2 Butyldiglycol (C8 H18 O3)<br />

− Alkalien, z.B. Natriumcarbonatlösung Na2 CO3<br />

Natriumcarbonat<br />

Außerdem stehen Lacke zur Verfügung, die sich sowohl in Alkalien als auch in Polyalkoholen<br />

gleich gut entwickeln lassen.<br />

Entsprechend derzeitiger Umweltschutzgesetzgebung sind Verfahrenstechniken anzuwenden,<br />

die Abfälle vermeiden bzw. Abfälle durch Recycling wiederverwertbar machen. Daher<br />

sollten Lactone bzw. Polyalkohole als Entwickler bevorzugt werden, da diese aus der beladenen<br />

Entwicklerlösung zurückgewonnen werden können.<br />

O<br />

CH 2<br />

CH 2<br />

O<br />

C<br />

CH2 O<br />

CH 2<br />

CH 2<br />

OH


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

Schematische Darstellung des Prozeßablaufes<br />

Wareneingangskontrolle Pkt. 1<br />

Lackvorbereitung Pkt. 2<br />

Beurteilung der zu beschichtenden<br />

Leiterplatte<br />

ja<br />

Pkt. 3<br />

Vorreinigen Pkt. 4<br />

Vorwärmen Pkt. 5<br />

Beschichten Pkt. 6<br />

Ablüften Pkt. 7<br />

Vortrocknen<br />

Beschichten der<br />

2. <strong>Leiterplatten</strong>seite<br />

UV-Nachvernetzung<br />

nein<br />

Pkt. 8<br />

Belichten Pkt. 9<br />

Haltezeit Pkt. 10<br />

Entwickeln Pkt. 11<br />

Spülen Pkt. 11<br />

Trocknen Pkt. 11<br />

Optische Kontrolle Pkt. 12<br />

Thermische Härtung Pkt. 13<br />

Pkt. 14<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Prozeßablauf<br />

1 Wareneingangskontrolle<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 3<br />

Im Rahmen der Produkthaftpflicht und auch im Sinne der Qualitätssicherung ist grundsätzlich<br />

eine Wareneingangskontrolle durchzuführen. Diese kann sich u. a. auf folgende Prüfungen<br />

beschränken oder ist ggf. in Liefervereinbarungen festzulegen:<br />

1.1 Identprüfung<br />

Eine Kontrolle bzw. Sichtkontrolle ist durchzuführen zu folgenden Punkten:<br />

1.1.1 Visuelle Kontrolle<br />

Eine optische Beurteilung der angelieferten Gebinde, deren Beschaffenheit und deren Etikettierung<br />

- z.B. der richtigen Typenbezeichnung, der Kennzeichnung gemäß der Gefahrstoffverordnung<br />

(GefStoffV), wenn angegeben eine Überprüfung des Haltbarkeitsdatums -<br />

ist eine einfache und sichere Möglichkeit der ersten Wareneingangskontrolle. Hierzu gehört<br />

auch ein Farbtonvergleich.<br />

1.1.2 Geruchskontrolle<br />

Eine Geruchskontrolle im Vergleich zu einer Vorpartie sollte vorgesehen werden; ein anderer<br />

oder deutlich abweichender Geruch muß Anlaß für weitere Überprüfungen sein.<br />

1.1.3 Viskositätskontrolle<br />

Die Viskositätskontrolle ist entsprechend den Herstellerangaben bzw. der getroffenen Liefervereinbarungen<br />

durchzuführen. Dünnflüssige Lacke, z.B.Gießlacke, werden nach DIN 53<br />

211 mit einem DIN-Auslaufbecher, 4 mm - Düse, gemessen. Hochviskose bzw. strukturviskose<br />

Lacke, z.B. Siebdrucklacke, werden mit einem Rotations- bzw. Turboviskosimeter nach<br />

DIN 53 214 gemessen.<br />

1.1.4 Probebeschichtung<br />

Eine Probebeschichtung unter Praxisbedingungen kann in Liefervereinbarungen festgelegt<br />

werden. Sie ist im Sinne zur Zeit geübter Rechtssprechung zumutbar und zwecks möglicher<br />

Schadensbegrenzung ratsam.<br />

In Abhängigkeit der Applikationsmethode sollte zwischen Lacklieferant und <strong>Leiterplatten</strong>hersteller<br />

die Durchführung der Probebeschichtungen abgesprochen werden. Die mit einer<br />

neuen Lackcharge beschichteten <strong>Leiterplatten</strong> werden gesondert gekennzeichnet und nach<br />

festgelegten Prüfkriterien, z.B. Belichtungszeit, Entwickelbarkeit, HAL-Beständigkeit unter<br />

Produktionsbedingungen bewertet.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

2 Lackvorbereitung<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 4<br />

Vor der Verarbeitung muß der Lack (bei Mehr-Komponentensystemen alle Komponenten)<br />

sowie die ggf. benötigte Verdünnung auf Raumtemperatur gebracht werden. Zweckmäßig<br />

werden die Gebinde, die am nächsten Tag verarbeitet werden sollen, am Vortag in einen<br />

Raum gebracht, dessen Temperatur der des Verarbeitungsraumes entspricht.<br />

Bei Mehr-Komponentensystemen erfolgt vor der Verarbeitung das Vermischen der einzelnen<br />

Komponenten im vom Hersteller vorgegebenen Mischungsverhältnis. Für das Anmischen<br />

von kleinern Mengen muß beachtet werden, ob das Mischungsverhältnisse in Gew.% oder<br />

Vol. % angegeben ist. Die meisten Hersteller liefern die Lackgebinde so an, daß in der Regel<br />

das Volumen des Gebindes der Lackkomponente A so groß bemessen ist, daß die Härterkomponente<br />

B und auch noch eine zur Viskositätseinstellung notwendige Verdünnungsmenge<br />

aufgenommen und gut und sicher verrührt/gemischt werden können.<br />

Lack- und Härterkomponenten müssen dann sorgfältig gemischt werden, bis eine homogene<br />

Mischung erfolgt ist. Zweckmäßig kommen mechanische Rührgeräte zur Anwendung, wobei<br />

die Rührzeit etwa 10 bis 15 Minuten beträgt. Rührkörper, die Luft einrühren, z.B. Propellerrührer,<br />

müssen vermieden werden. Eine ggf. verfahrensbedingte Menge Lösungsmittel muß<br />

ebenfalls unter dem Rührer zugegeben und homogenisiert werden.<br />

Um eine gute Vermischung aller Komponenten zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die fertige<br />

Mischung in ein leeres Gebinde umzuschütten und nochmals zu rühren. Hierdurch wird<br />

verhindert, daß unvermischtes Material zur Verarbeitung kommt, so daß Qualitätseinbußen<br />

vermieden werden.<br />

Anmerkung:<br />

Die beim Umgang mit Chemikalien allgemein üblichen Maßnahmen sollten sorgfältig beachtet<br />

werden, ebenfalls auch die „Verordnung über brennbare Flüssigkeiten“ (VbF) sowie<br />

auch die „Technischen Regeln für brennbare Flüssigkeiten“ (TRbF).<br />

3 Beurteilung der zu beschichtenden Leiterplatte<br />

Vor der Beschichtung mit Lötstopplack sind folgende Punkte anhand der zu beschichtenden<br />

Leiterplatte zu klären :<br />

3.1 Beurteilung des Basismaterials<br />

Ist es aufgrund des verwendeten Basismaterials notwendig, zusätzliche Arbeitsschritte vor<br />

oder nach der Vorreinigung der Leiterplatte durchzuführen (z.B. Temperschritte)?<br />

3.2 Beurteilung des Metallaufbaues<br />

Welches Vorbehandlungsverfahren ist für die vorhandene Metallisierung geeignet?


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3.3 Beurteilung der Leiterhöhe<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 5<br />

In Relation zur Leiterhöhe muß die Beschichtung so variiert werden (z.B. Wahl der verwendeten<br />

Gewebe, Schablonenaufbau beim Siebdruck oder Beschichtungsmenge beim Vorhanggießen),<br />

daß die vom <strong>Leiterplatten</strong>anwender spezifizierte Lötstoppmaskenabdeckung<br />

(besonders an der Leiterkante) nach vorliegenden statistischen Aufzeichnungen erreicht<br />

werden kann. Die Angaben zur Leiterhöhe können den Angaben der vorgeschalteten Abteilungen<br />

entnommen werden (SPC - statistical process control - der Galvanik) oder vor der<br />

Beschichtung gemessen werden. Die Beschichtungsparameter werden in der Regel über<br />

Rückmeldungen der Endkontrolle statistisch erfaßt und können für die Festlegung der Produktionsparameter<br />

verwendet werden.<br />

4 Vorreinigen<br />

Die optimalen Vorreinigungsmethoden werden von den Lötstopplackherstellern für die einzelnen<br />

Metallauflagen spezifiziert und müssen eingehalten werden.<br />

Voraussetzung für eine einwandfreie Haftung der Lötstoppmaske, aber auch zum Erreichen<br />

der maximalen elektrischen Eigenschaften ist ein einwandfrei sauberes und trockenes Substrat<br />

und eine oxidfreie Metallauflage. Für die gängigsten Metallauflagen eignen sich in der<br />

Regel folgende Vorbehandlungsmethoden :<br />

4.1 Kupferleiter<br />

Bei Kupferleitern ist es wichtig, daß die Leiter oxidfrei sind, eine leichte Oberflächenrauhigkeit<br />

zur Verbesserung der Haftfestigkeit aufweisen und möglichst an den Leiterkanten durch<br />

den Vorbehandlungsschritt leicht gerundet werden, um eine bessere Kantenabdeckung<br />

durch die Lötstoppmaske zu ermöglichen. Folgende Verfahren sind in der Praxis üblich:<br />

4.1.1 Bürsten<br />

Durch das Bürsten der <strong>Leiterplatten</strong> wird eine oxidfreie Oberfläche mit einer, je nach eingesetztem<br />

Bürstentyp, definierten Oberflächenrauhigkeit erzielt. Die Leiterkanten werden im<br />

Winkel von 90° zur Laufrichtung leicht abgerundet.<br />

4.1.2 Bimsbürsten/Bimsstrahlen<br />

Beim Bimsbürsten/Bimsstrahlen wird die Oberflächenrauhigkeit von der verwendeten<br />

Bimsmehltype bestimmt. Die Oberflächenrauhigkeit ist gut reproduzierbar. Eine ausreichende<br />

Spülung, möglichst mit einer Hochdruckspüle, ist nach dem Bimsbürstprozeß vorzusehen,<br />

damit Bimsmehlrückstände auch aus kleinen "via holes" entfernt werden. Eine leichte<br />

Rundung der Leiterkanten wird mit beiden Verfahren erzielt. Je kleiner die Löcher sind, desto<br />

höher ist die Gefahr der Verstopfung mit Bimsmehl. Dann muß eine chem. Vorbehandlung<br />

vorgesehen werden.<br />

4.1.3 Chemische Vorbehandlung<br />

Bei einer chemischen Vorbehandlung mit sogenannten Deoxidizern wird das Kupferoxid und<br />

Verschmutzungen (Fettrückstände, Fingerabdrücke, u.a.) entfernt und dabei die Kupfer-


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Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 6<br />

oberfläche nicht zusätzlich aufgerauht. Neuere chemische Vorbehandlungen führen zu einer<br />

leichten Aufrauhung der Oberfläche, die auch ein geringes Abrunden der Leiterkanten bewirkt.<br />

Bei reinen Ätzprozessen (z.B. mit Natriumpersulfat) ist die Rückätzrate zu berücksichtigen,<br />

damit das Kupfer in der Durchkontaktierung (Hülse) nicht zu stark abgetragen wird.<br />

Der nachfolgende Spülprozeß ist besonders intensiv und sorgfältig durchzuführen, damit<br />

Rückstände aus der chemischen Vorbehandlung nicht zu Haftungsstörungen der Lötstoppmaske<br />

führen.<br />

4.2 Zinn/Blei-Leiter<br />

Bei Zinn/Blei-Leitern und der Verwendung von Lötstopplacken, die in Polyalkoholen entwikkelt<br />

werden, ist es empfehlenswert, die <strong>Leiterplatten</strong> vor der Beschichtung in dem Entwicklermedium<br />

Polylakohol, z.B. BDG (Butyldiglycol), zu reinigen.<br />

Anmerkung:<br />

Bei unzureichender Vorreinigung der Oberfläche kann es durch Verunreinigungen zu Entnetzungen<br />

in der Lackschicht kommen. Hierbei entstehen durch die Oberflächenspannung<br />

des Lackes sogenannte „ fish-eyes“ um die Verunreinigungen.<br />

Es ist auch darauf zu achten, daß die <strong>Leiterplatten</strong> vor der Beschichtung mit Lötstopplack<br />

vollständig trocken sind. Restfeuchte aus der Vorreinigung der <strong>Leiterplatten</strong> kann sich z.B.<br />

während des HAL-Prozesses unter dem Lötstopplack explosionsartig ausdehnen und zu<br />

Lackabplatzungen führen.<br />

Grundsätzlich ist es von entscheidender Bedeutung, daß die Beschichtung unmittelbar nach<br />

der Vorreinigung erfolgt, damit durch eine Zwischenlagerung nicht wieder eine Oxidation<br />

oder Verschmutzung erfolgen kann.<br />

5 Vorwärmen<br />

Um eine bessere Entschäumung der Lötstopplacke zwischen den Leitern zu ermöglichen,<br />

wird bei der Applikation im Vorhanggießverfahren ein Vorwärmen der Leiterplatte für einige<br />

Lötstopplacke empfohlen.<br />

Anmerkung:<br />

Es sollte beachtet werden, daß ein Vorwärmen der Leiterplatte auch den applizierten Lack<br />

erwärmt und die Viskosität des Lötstopplackes reduziert wird. Hierdurch kann es zu einem<br />

stärkeren Ablaufen von den Leiterkanten kommen. Eine Veränderung am Prozeßschritt<br />

"Vorwärmen" sollte nur bei gleichzeitiger genauer Kontrolle der Lackschichtdicke an der<br />

Leiterkante vorgenommen werden.


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6 Beschichten<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 7<br />

Welche Auftragsart das wirtschaftlich oder technologisch bessere Verfahren ist, läßt sich<br />

nicht generell beantworten. Diese Antwort kann nur sehr individuell gegeben werden, da<br />

Stückzahlen, Formate und andere fertigungsspezifische, individuell verschiedene Faktoren<br />

eine Rolle spielen.<br />

Für die einzelnen Auftragsverfahren<br />

− Vorhanggießen<br />

− Siebdrucken (horizontal oder vertikal)<br />

− Sprühen (konventionell oder elektrostatisch)<br />

stehen von den meisten Herstellern speziell für diese Verfahren eingestellte Lötstopplacke<br />

zur Verfügung.<br />

Die gängigsten Beschichtungsverfahren werden nachstehend beschrieben:<br />

6.1 Vorhanggießen<br />

Beim Vorhanggießen (curtain coating) wird die Leiterplatte auf eine Geschwindigkeit von bis<br />

zu 90m/min beschleunigt, durch den Lackvorhang transportiert und wieder auf die allgemein<br />

übliche Transportgeschwindigkeit von 1,5-2,0 m/min abgebremst. Der Lackvorhang ist bezüglich<br />

Dicke und Fließgeschwindigkeit definiert.<br />

Da Lackvorhang und <strong>Leiterplatten</strong>transportgeschwindigkeit annähernd gleich sind, legt sich<br />

der Lötstopplack als gleichmäßige Schicht flächig auf die Leiterplatte.<br />

Der Lötstopplack wird permanent aus einem Vorratsbehälter in den Gießkopf gepumpt und<br />

fließt über eine Auffangrinne wieder in den Vorratsbehälter zurück. Um Lufteinschlüsse in<br />

dem Lötstopplack zu verhindern, sollte der Lack über eine Lackablaufrinne in das Vorratsgefäß<br />

zurückfließen und nicht frei in den Vorratsbehälter fallen.<br />

Bild 1: Seitenansicht Gießmaschine Bild 2: Aufsicht Gießmaschine<br />

Um gleichbleibende Prozeßparameter zu halten, wird die Viskosität des Lötstopplackes während<br />

des Umpumpens permanent durch ein Viskositätsmeßsystem überprüft und durch ein<br />

automatisches Dosiersystem in den vorgegebenen Viskositätstoleranzen gehalten.<br />

Durch ein Heiz-/Kühlsystem im Lackumlauf wird die Temperatur des Lötstopplackes konstant<br />

gehalten.<br />

Die Lackmenge, die je nach Schichtdickenanforderung aufgebracht werden muß, wird<br />

zweckmäßig über die Pumpenleistung/-drehzahl eingestellt. Frequenzgesteuerte Pumpen


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Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 8<br />

erlauben eine relativ genaue Voreinstellung. Die Feineinstellung erfolgt über eine Wägung<br />

der aufgebrachten Naßlackmenge auf eine Probeleiterplatte.<br />

Um die Beschichtungsmenge genau einzustellen, werden Basismaterialabschnitte einer definierten<br />

Fläche (z.B.200 x 300 mm) vorbereitet. Ein Abschnitt wird auf einer Waage mit einer<br />

Genauigkeit von mindestens + 0,1 g gewogen und dann beschichtet. Unmittelbar nach<br />

der Beschichtung wird die Platte zurückgewogen und die Lötstopplackmenge errechnet. Die<br />

Beschichtungsmenge wird bei Verwendung des o.a. Formates in g/6 dm² oder nach entsprechender<br />

Umrechnung in g/m² angegeben. (in diesem Beispiel: g/6 dm² x 16,6666 =<br />

g/m²). Es ist unbedingt darauf zu achten, daß die Rückwägung unmittelbar nach der Beschichtung<br />

erfolgt, da sonst durch Verdunsten der Lösungsmittel das Meßergebnis verfälscht<br />

wird.<br />

Wenn nach der Vortrocknung direkt die zweite <strong>Leiterplatten</strong>seite beschichtet werden soll, ist<br />

unbedingt darauf zu achten, daß die Leiterplatte vor der Beschichtung der zweiten Seite um<br />

180° gedreht wird. Durch diese Drehung wird verhindert, daß die Wandungen der Löcher<br />

und Durchkontaktierungen beim Beschichten der zweiten Seite doppelt mit Lötstopplack beschichtet<br />

werden. Bei einer doppelten Beschichtung der Wandungen muß die Entwicklungszeit<br />

verlängert werden. Durch eine verlängerte Entwicklungszeit wird die Auflösung der Lötstoppmaske<br />

unnötig verschlechtert.<br />

Folgende Vorteile ergeben sich beim Vorhanggießverfahren:<br />

− die Anlagen können so ausgelegt werden, daß unmittelbar nach dem Vortrocknen die<br />

zweite <strong>Leiterplatten</strong>seite beschichtet werden kann<br />

− die Produktivität ist mit 2-4 Beschichtungen/min (mehr oder weniger unabhängig vom<br />

Format) sehr hoch<br />

− der gesamte Prozeß ist sehr sicher<br />

− dieses Verfahren kann in hohem Maße automatisiert werden.<br />

6.2 Siebdruck<br />

Der Siebdruck ist ein Kontaktdruckverfahren, bei dem der Lötstopplack mit einer Rakel durch<br />

ein Siebgewebe (mit oder ohne Schablone) auf die Leiterplatte übertragen wird.<br />

Die Rakel sollte üblicherweise eine Shore-A-Härte von 65-70 und einen Winkelschliff aufweisen.<br />

Wenn dickere Lackschichten erreicht werden sollen, ist es ratsam, die Kanten leicht abzurunden.<br />

Der Rakelwinkel beträgt in der Regel 75-80°.<br />

Empfohlene Siebgewebe sind häufig Polyestergewebe 43-55 T (Fäden/cm) oder Edelstahlgewebe<br />

mit ca. 135 mesh.<br />

Die übrigen Siebdruckparameter sind abhängig von der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche. Generell<br />

sollte der Rakeldruck so gering wie möglich gehalten werden, um Verquetschungen an den<br />

Leiterkanten zu vermeiden.<br />

Zur guten Abdeckung, auch von quer zur Rakelrichtung liegenden Leitern, empfiehlt sich<br />

ggf. ein zweimaliger „Naß-in-naß“-Druck.<br />

In das Sieb kann eine Schablone als Bohrlochabdeckung kopiert werden. Der Durchmesser<br />

der Abdeckung muß nur etwas größer als der Bohrlochdurchmesser sein. Ein hoher Scha-


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Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 9<br />

blonenaufbau ist nicht nötig, da die Schablone nur zur Füllung der Siebmaschen dient. Hierdurch<br />

wird vermieden, daß sich in den Durchkontaktierungen Lackpfropfen bilden, die eine<br />

ausreichende Durchströmung der Bohrungen beim Entwicklungsprozeß verhindern, wodurch<br />

die Entwicklungszeit unnötig verlängert wird. Durch gezielte Maßnahmen, wie z.B. das Versetzten<br />

der <strong>Leiterplatten</strong> nach jedem Druck in der x-y Achse, kann das Füllen von Löchern<br />

ebenfalls wirksam vermeiden.<br />

Die Anwendung von sogenannten Leersieben (d.h. ohne Schablone) ist ebenfalls möglich.<br />

Um die Freientwicklung der Bohrungen sicherzustellen, ist ggf. die Entwicklungszeit und,<br />

damit verbunden, die Belichtungszeit entsprechend zu verlängern. Hierbei ist jedoch zu beachten,<br />

daß sich der Auflösungsgrad etwas verringern kann.<br />

Die Entscheidung, ob ohne Schablone gearbeitet werden kann oder eine Schablone notwendig<br />

ist, ist stark von dem verwendeten Lötstopplack abhängig, da das Lösungsverhalten<br />

im Entwickler unterschiedlich sein kann. Auch die Verarbeitungsweise (einseitig oder doppelseitig)<br />

sowie die Vortrocknungsmethode (Konvektionstrocknung, IR-Trocknung oder eine<br />

Kombination) beeinflussen das Entwicklungsverhalten und somit die Entscheidung, ob mit<br />

oder ohne Schablone gearbeitet werden kann.<br />

6.2.1 Siebdruck einseitig<br />

Beim einseitigen Siebdruck wird der Lötstopplack im Siebdruck appliziert, vorgetrocknet, belichtet,<br />

entwickelt und ausgehärtet. Danach wird die 2. Seite bedruckt und analog der 1.<br />

Seite prozessiert.<br />

6.2.2 Siebdruck doppelseitig (horizontal oder vertikal)<br />

Eine doppelseitige Applikation im horizontalen Siebdruck ist nur mit besonderen Siebdruckeinrichtungen<br />

möglich. Da der Siebdruck ein Kontaktdruckverfahren ist, wird die <strong>Leiterplatten</strong>unterseite<br />

beim Druckvorgang einer Druckbelastung ausgesetzt. Diese kann zu einer Beschädigung<br />

der zuerst aufgebrachten Lackschicht führen, wenn diese nur vorgetrocknet ist.<br />

Wenn die erste <strong>Leiterplatten</strong>seite vor der Beschichtung der zweiten Seite belichtet und entwickelt<br />

wird, kommt es zu einem verstärkten Unterspülen und dadurch zu einer schlechteren<br />

Auflösung auf der ersten Seite. (Zweimaliges Einwirken des Entwicklers auf die erste Seite).<br />

Aus diesen Gründen ist eine doppelseitige Beschichtung im Siebdruck nur möglich, wenn die<br />

Leiterplatte beim Druck der 2. Seite auf Adapterstiften in den Durchkontaktierungen fixiert<br />

oder spezielle horizontale Siebdruckmaschinen eingesetzt werden, mit denen ein gleichzeitiges<br />

Beschichten beider <strong>Leiterplatten</strong>seiten möglich ist. Im wesentlichen basieren die vertikalen<br />

Siebdruckanlagen auf folgenden Grundprinzipien:<br />

- Nutzen werden vertikal befestigt<br />

- die Siebe sind im gleichen Abstand zu dem vertikalen Nutzen befestigt<br />

- beide Rakel sind jederzeit exakt in der gleichen Position auf der jeweils gegenüberliegenden<br />

Seite des Nutzens<br />

- der Rakelwinkel ist für beide Rakel gleich<br />

- die Rakel benötigen den gleichen dynamischen Druck auf beiden Seiten des Nutzens<br />

- die Flutrakel benötigen die gleiche Kraft für ein gleichmäßiges Fluten der Siebmaschinen,<br />

woraus sich die folgenden prinzipiellen Vorteile ergeben:


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Lötstoppmaske<br />

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Blatt 5.5<br />

Seite 10<br />

- geringer Platzbedarf der Gesamtanlage<br />

- Beschichtung von beiden <strong>Leiterplatten</strong>seiten gleichzeitig; dadurch Druck auf zwei gleich<br />

saubere bzw. oxidfreie Oberflächen<br />

- gemeinsame Vortrocknung der beiden <strong>Leiterplatten</strong>seiten; dadurch geringerer Energiebedarf<br />

und keine Gefahr der Übertrocknung, wie sie z.B.bei der zuerst beschichteten <strong>Leiterplatten</strong>seite<br />

im Vorhanggießverfahren auftreten kann<br />

- vertikale Stellung der <strong>Leiterplatten</strong> bei der Vortrocknung; dadurch weitestgehende Verhinderung<br />

der Gefahr von Lackbeschädigungen durch eventuell tropfendes Kondensat, wie<br />

sie beim horizontalen Transport der <strong>Leiterplatten</strong> auftritt<br />

- die Durchkontaktierungen der im vertikalen Siebdruck beschichteten <strong>Leiterplatten</strong> bleiben<br />

weitestgehend lackfrei, wodurch sich kürzere Entwicklungszeiten ergeben. Diese kürzeren<br />

Entwicklungszeiten ermöglichen wiederum kürzere Belichtungszeiten und eine Reduzierung<br />

der Unterspülung.<br />

Skizze doppelseitiger Siebdruck<br />

Grundsätzliche Vorteile des Siebdruckverfahrens gegenüber dem Vorhanggießverfahren<br />

sind:<br />

− bei der Schablonentechnik können die Bereiche ausgespart werden, auf die keine Lötstoppmaske<br />

appliziert werden soll (freie Bereiche zwischen den Einzelnutzen, Galvanorand)<br />

− aufgrund des höheren Festkörpers ist ein deutlich geringeres Naßlackgewicht notwendig<br />

− die rheologischen Eigenschaften (Strukturviskosität) verhindern ein Ablaufen von der<br />

Leiterkante, so daß bessere Kantenabdeckung erzielt wird.<br />

6.3 Sprühen (konventionell oder elektrostatisch)<br />

Beim Sprühen wird der Lötstopplack mit Druckluft fein zerstäubt und von dieser Luft zur<br />

Leiterplatte transportiert (konventionelles Sprühen) oder zusätzlich elektrisch aufgeladen<br />

(elektrostatisches Sprühen) und über die statische Aufladung und einem geringen Luftdruck<br />

zur geerdeten Leiterplatte transportiert.


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Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

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Seite 11<br />

Beide Sprühverfahren haben sich großtechnisch bislang nicht durchsetzen können, da diese<br />

Verfahren einen sehr hohen Lackverlust aufweisen. Dieser Verlust ergibt sich daraus, daß,<br />

um den <strong>Leiterplatten</strong>rand sicher zu beschichten, über die <strong>Leiterplatten</strong>fläche hinaus beschichtet<br />

werden muß. Dieser sogenannte "Overspray" kann zwischen 20 und 30 % der versprühten<br />

Lackmenge betragen.<br />

6.4 Durchführung von Doppelbeschichtungen<br />

Grundsätzlich gibt es drei mögliche Verfahren, wie eine Doppelbeschichtung ausgeführt<br />

werden kann, wenn dies aufgrund von speziellen Kundenanforderungen (Kantenabdeckung,<br />

Durchschlagsfestigkeit etc.) erforderlich sein sollte:<br />

1. Die zweite Lackschicht wird direkt nach der Vortrocknung der ersten Lackschicht aufgebracht.<br />

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der hierbei erreichten höchstmöglichen Produktivität,<br />

da alle weiteren Prozeßschritte, angefangen bei der Belichtung, gemeinsam –<br />

und daher nur einmal – durchgeführt werden müssen. Der Nachteil bzw. die Schwierigkeit<br />

bei diesem Verfahren liegt hauptsächlich darin, daß die <strong>Leiterplatten</strong> insgesamt<br />

viermal die Vortrocknung durchlaufen, wodurch das Prozeßfenster dieses Verarbeitungsschrittes<br />

sehr klein wird, und es somit leicht zu Übertrocknungen und infolgedessen<br />

zu einer unvollständigen Freientwicklung kommen kann, die, wenn sie<br />

nicht rechtzeitig (vor der Endhärtung) festgestellt wird, zu irreversiblen Fehlverzinnungen<br />

der <strong>Leiterplatten</strong> führen kann.<br />

2. Die zweite Lackschicht wird nach der Belichtung und Entwicklung der ersten Lackschicht<br />

aufgebracht.<br />

Auch hier liegt der Hauptvorteil in der immer noch für Doppelbeschichtungen relativ<br />

hohen Produktivität, da die besonders zeitintensive Endhärtung der Lackschichten<br />

gemeinsam durchgeführt wird.<br />

Das Risiko der Übertrocknung ist hierbei nicht höher als bei einer Einfachbeschichtung;<br />

hier kann jedoch eine unzureichende Vortrocknung der ersten Lackschicht zu<br />

Problemen führen. Lösemitteleinschlüsse bzw. ein zu hoher Restlösemittelgehalt der<br />

ersten Lackschicht können nach der durch die Belichtung ausgelösten Vernetzungsreaktion<br />

nur noch sehr schwer aus der Lackschicht entweichen. Dies kann dazu führen,<br />

daß diese Lösemittel bei der Heißverzinnung explosionsartig verdampfen und so<br />

zu Lackablösungen führen. Um dies zu vermeiden, sollten folgende Punkte berücksichtigt<br />

werden:<br />

2.1 Das Naßlackgewicht der ersten Lackschicht sollte möglichst niedrig gewählt werden,<br />

um eine einwandfreie Durchtrocknung sicher zu gewährleisten; ggf. kann dies durch<br />

ein entsprechend höheres Naßlackgewicht der zweiten Lackschicht kompensiert<br />

werden, wodurch die Endschichtdicke unverändert bleibt.


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Lötstoppmaske<br />

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Blatt 5.5<br />

Seite 12<br />

2.2 Die Vortrocknungsparameter der ersten Lackschicht sollten aus demselben Grund<br />

möglichst an der oberen Grenze des Verarbeitungsfensters gewählt werden, wobei<br />

besonders auf eine ausreichende Abluft (Lösungsmittelabführung) geachtet werden<br />

muß.<br />

2.3 Sollten aus irgendeinem Grund diese Punkte nicht berücksichtigt werden können, so<br />

ist es u. U. möglich, durch eine zweistufige Endhärtung ein einwandfreies Ergebnis<br />

trotz Lösemitteleinschlüssen zu erzielen. Hierbei ist die Temperatur im 1. Schnitt<br />

niedriger als die eigentliche Endhärtetemperatur, so daß Lösemittelreste entweichen<br />

können.<br />

3. Die zweite Lackschicht wird nach der Endhärtung der ersten Schicht appliziert.<br />

Diese relativ unproduktive Vorgehensweise stellt allgemein den insgesamt sichersten<br />

Prozeß dar. Trotzdem kann es auch hier, wenn auch aus anderen Gründen, zu Lackabplatzungen<br />

beim Heißverzinnen kommen.<br />

Ursache hierfür ist nicht der Einschluß von Lösemitteln in der Lackschicht, sondern<br />

vielmehr Verunreinigungen auf der Oberfläche der ersten Lackschicht, die sozusagen<br />

eine Trennschicht zwischen den beiden Lackfilmen darstellt. Hierfür kommen prinzipiell<br />

zwei mögliche Ursachen in Frage:<br />

3.1 Verunreinigungen aufgrund des Handlings der Leiterplatte zwischen den beiden Beschichtungsvorgängen.<br />

Es muß daher darauf geachtet werden, daß die zunächst einmalig beschichteten<br />

Platten mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden, wie vorgereinigte, unbeschichtete<br />

<strong>Leiterplatten</strong>. Fingerabdrücke u. ä. müssen unbedingt vermieden werden; ggf. empfiehlt<br />

es sich auch, eine zusätzliche Zwischenreinigung vor der Applikation der zweiten<br />

Lackschicht vorzunehmen.<br />

3.2 Niedermolekulare Lackbestandteile (Kondensat) schlägt sich während der thermischen<br />

Endhärtung der ersten Lackschicht auf dieser nieder.<br />

Durch ein zu niedriges Abluftvolumen während der Endhärtung der ersten Schicht<br />

kann es zu einem Niederschlag dieses "Kondensates" auf den <strong>Leiterplatten</strong> kommen,<br />

wodurch keine einwandfreie Lack-auf-Lack-Haftung erreicht werden kann.<br />

Um einwandfreie Beschichtungsergebnisse sicherzustellen, sollten Vorversuche durchgeführt<br />

werden.<br />

7 Ablüften<br />

Während des Ablüftens sollen evtl. Lufteinschlüsse zwischen den Leitern entweichen. Außerdem<br />

werden bei diesem Prozeßschritt schon erste prozentuale Anteile Lösungsmittel aus<br />

dem Lötstopplack entfernt. Das Ablüften findet bei Temperaturen bis maximal 50°C statt (Eine<br />

gute Abluftführung ist unbedingt notwendig. Außerdem sollte die Zuluft auch in der ersten


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Zeitphase des Ablüftens sehr gezielt über die <strong>Leiterplatten</strong> geführt werden können, um eine<br />

optimale Kantenabdeckung zu erzielen.)<br />

Die Luftmengen und die Temperatur in der Ablüftzone sollten regelbar sein. Es sollte eine<br />

Ablüftzeit gemäß den Angaben des Lacklieferanten vorgesehen werden.<br />

Anmerkung<br />

Bei hohem Cu-Aufbau (70 µm Basiskupfer) kommt es in der Nähe der Leiter zu hohen Lackschichtdicken.<br />

Bei nicht ausreichender Abluftzeit oder zu steilem Temperaturprofil der Vortrocknung<br />

kann diese Lackschichtdicke zu Lösemitteleinschlüssen führen, welche die sogenannten<br />

„Nadelstiche“ erzeugen.<br />

8 Vortrocknen<br />

Die Vortrocknung dient dazu, die in dem Lötstopplack nach dem Ablüften noch enthaltenen<br />

Lösungsmittel zu entfernen und die Schicht soweit zu trocknen, daß die Beschichtung der<br />

zweiten Seite bzw. die Belichtung ohne Ankleben oder Abdrücke möglich ist.<br />

Der Vortrocknungsprozeß arbeitet in einem Zeit-/Temperaturfenster, das je nach eingesetztem<br />

Lacksystem unterschiedlich ist. Die untere Grenze wird durch die mechanische Festigkeit<br />

der Lötstoppmaske festgelegt. Der obere Bereich der Vortrocknung, sowohl bzgl. der<br />

Temperatur wie auch der Zeit, muß so gewählt werden, daß noch keine Startpolymerisation<br />

der Lötstoppmaske stattfindet und somit die Entwicklung der nicht belichteten Stellen einwandfrei<br />

möglich ist. Bei der Festlegung der oberen Grenze ist darauf zu achten, daß ggf.<br />

die <strong>Leiterplatten</strong> doppelseitig verarbeitet werden, d.h. nach der ersten Vortrocknung die<br />

zweite <strong>Leiterplatten</strong>seite direkt anschließend beschichtet und vorgetrocknet wird. Die zuerst<br />

beschichtete Seite wird also zweimal der Vortrocknung ausgesetzt.<br />

Grundsätzlich kann die Vortrocknung als reine Konvektionstrocknung ausgelegt werden, ggf.<br />

mit Integration des Ablüftens, oder als Kombination von Konvektion und IR-Strahlung.<br />

Diese Kombination bietet in der Regel einen deutlichen Vorteil hinsichtlich des Platzbedarfes.<br />

(Man arbeitet mit kürzeren Trockenzeiten und höheren Temperaturen.)<br />

Die reine Konvektionstrocknung benötigt mehr Platz und weist längere Durchlaufzeiten auf.<br />

Dafür ist es möglich, mit niedrigeren Temperaturen zu arbeiten, wodurch sich folgende Vorteile<br />

bieten:<br />

− Der Lötstopplack wird effektiver getrocknet<br />

− Hierdurch wird die Gefahr reduziert, daß in den unteren Schichten noch größere Lösungsmittelanteile<br />

verbleiben, wodurch die Auflösung der Lötstoppmaske verschlechtert<br />

wird. Dies ist besonders bei höheren Lackauftragsmengen von Bedeutung<br />

− Die Problematik der Abdrücke durch das Transportsystem bei doppelseitiger Verarbeitung<br />

wird vor allem bei sehr dünnem Laminat reduziert; da die Temperaturbelastung<br />

deutlich geringer gehalten werden kann, ist eine höhere mechanische Stabilität des Basismaterials<br />

bei der Vortrocknung gegeben.


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Lötstoppmaske<br />

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Neben einem ausreichenden Lufthaushalt (Menge Zu-/Abluft) zur wirksamen Abführung der<br />

Lösungsmittel während der Vortrocknung ist es wichtig, eine ausreichende Kühlung im Auslauf<br />

der Vortrocknung vorzusehen.<br />

Die <strong>Leiterplatten</strong>temperatur sollte nach der Kühlung nicht wesentlich über der Raumtemperatur<br />

liegen, um mechanische Beschädigungen beim Transport und Abstapeln zu verhindern.<br />

Nach der Vortrocknung kann bei einer doppelseitigen Verarbeitung die Beschichtung<br />

der zweiten Seite erfolgen.<br />

Für eine doppelseitige Beschichtung nach der Vortrocknung sollte das gesamte Transportsystem<br />

v-förmig ausgelegt oder der <strong>Leiterplatten</strong>transport so konstruiert sein, daß die <strong>Leiterplatten</strong>rückseite<br />

nicht flächig aufliegt, wodurch evtl. Beschädigungen der Beschichtung<br />

wirksam vermieden werden.<br />

Anmerkung:<br />

Bei der Vortrocknung von modernen fotostrukturierbaren Lötstopplacken mit einer kurzen<br />

Belichtungszeit kann es zu einer Kondensatbildung kommen. Diese Kondensatbildung kann<br />

verstärkt bei einer Kombination Warmluft/IR-Vortrocknung auftreten.<br />

Damit dieses Kondensat nicht in den Vortrocknungsofen zurückgeführt wird, ist eine ausreichende<br />

thermische Trennung von warmer und kalter Luft und ggf. der Einbau einer Kondensatfalle<br />

vorzunehmen.<br />

Anmerkung:<br />

Es ist darauf zu achten, daß die vom Lackhersteller angegebenen maximalen Standzeiten<br />

zwischen den Prozeßschritten (Vortrocknen - Belichten - Entwickeln) nicht überschritten<br />

werden, da sonst eine vollständige Freientwicklung unter Umständen nicht mehr gegeben<br />

ist.<br />

Anmerkung:<br />

Bei der Planung von Trocknungsanlagen sollten die Lack- und Trocknerhersteller hinzugezogen<br />

werden, damit alle relevanten Vorschriften bezüglich Ex-Schutz bzw. Unfallverhütungsvorschriften<br />

beachtet werden.<br />

9 Belichten<br />

Bei der Belichtung werden die Flächen der beschichteten <strong>Leiterplatten</strong> mit UV-Licht bestrahlt,<br />

die auf der fertigen Leiterplatte eine Lötstoppmasken-Abdeckung aufweisen sollen.<br />

Die beim Entwickeln freizuentwickelnden Flächen werden bei der Belichtung mit einer geeigneten<br />

Fotovorlage abgedeckt.<br />

Zur Belichtung werden Belichtungsgeräte mit mind. 5 KW-Leistung verwendet. Eine höhere<br />

Leistung verkürzt die Belichtungszeit und ermöglicht eine höhere Auflösung. Die Belichtungsgeräte<br />

sollten eine ausreichende Kühlung haben, so daß die <strong>Leiterplatten</strong> bei der Be-


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Lötstoppmaske<br />

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Blatt 5.5<br />

Seite 15<br />

lichtung eine Temperatur von ca. 25°C nicht überschreiten, um ein Ankleben oder Markieren<br />

der Fotovorlage zu vermeiden.<br />

Die Geräte müssen mit einem Betriebsstundenzähler ausgerüstet sein, da die Nutzungsdauer<br />

der UV-Brenner nur etwa 1000 bis 1500 h beträgt und die Brenner dann ausgetauscht<br />

werden müssen. Mit zunehmendem Alter der Lampe verschiebt sich der Wellenlängenbereich.<br />

Die in die Belichtungsgeräte eingebauten Integratoren sorgen dafür, daß weiterhin die<br />

entsprechende Energie im richtigen Wellenlängenbereich zur Verfügung steht. Durch die<br />

Wellenlängenverschiebung werden jedoch die Belichtungszeiten verlängert und die Wärmebelastung<br />

der Fotovorlage erhöht sich (Ankleben am Lack, Dimensionsstabilität nimmt ab).<br />

Eine erhöhte Wärmestrahlung bei der Belichtung kann auch durch einen falschen oder defekten<br />

Brenner erzeugt werden und möglicherweise folgendes Problem erzeugen:<br />

Durch die höhere Wärmeenergie wird die durch das UV-Licht angeregte Fotoreaktion bei<br />

den auf langwelliges Licht reagierenden Fotoiniatoren fortgeführt. Diese Reaktion reicht aus,<br />

um eine genügende Stoufferstufe darzustellen. Die Vernetzungsreaktion/Fotopolymerisation<br />

der Lackoberfläche, die besonders durch kurzwelliges Licht erreicht wird, ist jedoch nicht<br />

ausreichend für eine einwandfreie Beständigkeit der belichteten Flächen im Entwicklungsprozeß,<br />

so daß der Lackfilm bei der Entwicklung angequollen wird. Dies kann dazu führen,<br />

daß es in Bereichen dünner Lackschichten (auf schmalen Leitern, an den Leiterkanten) zu<br />

Lackablösungen kommt.<br />

Es empfiehlt sich aus diesem Grund, sporadisch - jedoch besonders nach einem Brennerwechsel<br />

- die Härte des Lackfilmes nach der Entwicklung zu überprüfen. Die einfachste Methode<br />

ist der „Daumennageltest“; die Lackschicht sollte direkt nach der Entwicklung keine<br />

Kratzer zeigen oder abgeschoben werden können.<br />

Der Belichtungsrahmen muß ein Vakuum zwischen Leiterplatte und Rahmen ermöglichen.<br />

Damit Lufteinschlüße zwischen Dia und Leiterplatte vermieden werden, ist die ggf. noch verbleibende<br />

Luft auszustreichen.<br />

Anmerkung:<br />

Die Prozeßschritte Belichten und Entwickeln sind stark voneinander abhängig. Daher sollten<br />

beide Prozeßschritte immer im Zusammenhang gesehen werden, da sie aufeinander abgestimmt<br />

werden müssen. So führt z.B. unzureichend vorgetrockneter Lötstopplack das Vakuum<br />

beim Belichten zu Filmanhaftungen und somit zu Glanzstellen auf der Lötstopplackoberfläche.<br />

9.1 UV-Brenner<br />

Zur Belichtung benötigen die Lötstoppmasken eine UV-Bestrahlung mit einer bestimmten<br />

Wellenlänge bzw. in einem bestimmten Wellenlängenbereich. Dieser Wellenlängenbereich<br />

ist bei verschiedenen Lötstoppmasken ggf. sehr unterschiedlich. Es muß für eine optimale<br />

Belichtung und somit auch Auflösung darauf geachtet werden, daß der Brenner in dem vom<br />

Lötstopplackhersteller angegebenen Bereich emittiert. Das Emissionsmaximum der Brenner<br />

wird von den Herstellern durch eine entsprechende Dotierung erreicht. Gebräuchlich sind ei-


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Lötstoppmaske<br />

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sendotierte Brenner mit einem Emissionsmaximum bei 365 nm und galliumdotierte Brenner<br />

mit einem Emissionsmaximum bei 410 nm. Bei Wechsel des eingesetzten Lötstopplackes<br />

muß darauf geachtet werden, daß nicht nur der Brenner, sondern auch der Integrator, der<br />

die Strahlungsenergie mißt und bei nachlassender Belichtungsenergie die Belichtungszeit<br />

verlängert, ggf. ausgewechselt werden muß.<br />

Die Reflektoren des Strahlers müssen so konstruiert sein, daß der gesamte Belichtungsrahmen<br />

mit der gleichen Lichtenergie (±10%) ausgeleuchtet wird.<br />

Bei wassergekühlten Brennern (empfohlen, um eine niedrige Temperatur beim Belichten zu<br />

erzielen) ist, um eine Energiereduzierung zu vermeiden, beim Brennerwechsel auch die Glasummantelung<br />

auf Verfärbung zu kontrollieren.<br />

9.2 Fotovorlage<br />

Als Fotovorlage können Diazo-/ oder Silberhalogenidfilme verwendet werden.<br />

Die Vor- und Nachteile der Fotovorlagen sind gegeneinander abzuwägen:<br />

− Bei einer optischen Registrierung sind Diazofilme besser geeignet, da man durch die UVundurchlässigen<br />

Stellen sehen und somit das Layout besser mit der Vorlage in Übereinstimmung<br />

bringen kann<br />

− Die Auflösung der Lötstoppmaske ist u.a. auch vom Abstand der Fotovorlage zur Lötstoppmaske<br />

bei der Belichtung abhängig (Unterstrahlung). Diazofilme sind zwar elastischer<br />

als Silberhalogenfilme und schmiegen sich der Leiterstruktur besser an; dafür sind<br />

sie dicker als Silberhalogenidfilme, wodurch dieser Vorteil aufgewogen wird<br />

− Silberhalogenidfilme heizen besonders bei sehr großen, abgedeckten Stellen die Lötstoppmaske<br />

bei der Belichtung stärker auf und können das Kleben an der Lötstoppmaske<br />

verstärken (nur bei schlecht gekühlten Brennern von Bedeutung)<br />

− Die Fotovorlagen absorbieren bei der Belichtung einen Teil der UV-Energie. Diazofilme<br />

absorbieren ca. 50% der UV-Energie, Silberhalogenidfilme ca. 25%.<br />

Der Einsatz von sogenannten Schutzfolien, die auf die Filmschicht laminiert werden und eine<br />

Filmbeschädigung reduzieren, ist sehr sorgfältig zu prüfen. Diese Schutzfolien absorbieren<br />

zusätzlich UV-Energie und vergrößern den Abstand zur Lötstoppmaske. Dadurch wird das<br />

Auflösevermögen der Lötstoppmaske durch Unterstrahlung reduziert sowie die Belichtungszeit<br />

verlängert.<br />

Bei der Belichtung ist darauf zu achten, daß die Filmvorlage kleiner oder maximal gleich<br />

groß wie der <strong>Leiterplatten</strong>nutzen geschnitten wird, damit zwischen Filmvorlage und Lötstoppmaske<br />

ein Vakuum aufgebaut werden kann bzw. durch eine durch das Vakuum am<br />

Rand hochgedrückte Filmvorlage keine Mißregistrierung im Randbereich entsteht. Die Filmvorlage<br />

wird immer mit der beschichteten Seite auf die Lötstoppmaske aufgelegt.<br />

9.3 Belichtungsenergie<br />

Die für den Lötstopplack notwendige Belichtungsenergie wird von den Lackherstellern angegeben.<br />

Es wird die benötigte Wellenlänge des UV-Brenners (in nm) und die Belichtungse-


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Drucktechnische Verfahren<br />

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Lötstoppmaske<br />

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3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 17<br />

nergie in mJ/cm² oder die nach der Entwicklung resultierende Graustufe oder beide Werte<br />

angegeben. Bei der Messung der Belichtungsenergie mit einem Meßgerät ist darauf zu<br />

achten, daß das verwendete Meßgerät mit dem Gerät des Lötstopplackherstellers abgeglichen<br />

wird, da die Geräte unterschiedlicher Hersteller sehr unterschiedliche Werte, je nach<br />

verwendeter Meßsonde, anzeigen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, daß das Meßgerät für<br />

den entsprechenden Wellenlängenbereich geeignet ist.<br />

Bei der Bestimmung der Graustufe wird ein in mehreren Stufen (in der Regel 21 Stufen) immer<br />

lichtundurchlässig werdender Filmstreifen auf die Löstoppmaske gelegt und mit unterschiedlichen<br />

Belichtungsenergien bestrahlt. Nach dem Entwicklungsprozeß wird die Stufe<br />

beurteilt, die gerade noch abgewaschen/entwickelt wurde. Es wird die Belichtungszeit gewählt,<br />

bei der die Graustufe erreicht wird, die der Lötstopplackhersteller angibt. In der Praxis<br />

hat sich bei Applikationsverfahren, bei denen Löcher und Durchkontaktierungen mit Lötstopplack<br />

beschichtet werden, eine Kombination beider Methoden bewährt. Mit dem Belichtungsgerät<br />

wird die generelle Belichtungszeit für <strong>Leiterplatten</strong> mit Durchkontaktierungen bis<br />

zu 4 mm eingestellt. Für <strong>Leiterplatten</strong>, die aufgrund von sehr großen Löchern oder Langlöchern<br />

eine verlängerte Entwicklungszeit benötigen, ist zuerst die Entwicklungszeit zu bestimmen,<br />

die zur Freientwicklung dieser Löcher notwendig ist. Dann wird durch Belichtungstests<br />

mit dem Stufenkeil festgelegt, welche Belichtungszeit anzuwenden ist.<br />

Die Belichtungsenergie muß immer in den angegebenen Grenzen des Lackherstellers gehalten<br />

werden, da eine Unterbelichtung zu einer stärkeren Unterspülung, eine Überbelichtung<br />

zu einer Unterstrahlung der Fotovorlage führt. Beide Effekte verschlechtern die Auflösung.<br />

Außerdem steigt bei einer Überbelichtung die Gefahr der Durchbelichtung auf der<br />

zweiten <strong>Leiterplatten</strong>seite.<br />

Bei dünnem Basismaterial (< 1 mm) ist in einem Belichtungs- und Entwicklungstest zu klären,<br />

ob es nicht zu Durchbelichtungen bei den vorgegebenen Belichtungsparametern<br />

kommt. Besonders gefährdet sind doppelseitige SMD (surface mounted devices)-Layouts,<br />

bei denen die Pads auf beiden Seiten nicht deckungsgleich sind. Im Falle von Durchbelichtungen<br />

müssen diese <strong>Leiterplatten</strong> einseitig verarbeitet werden oder lichtundurchlässiges<br />

Basismaterial zur Anwendung kommen.<br />

Eine optimale Belichtung, verbunden mit einer optimalen Entwicklung, ist immer dann gegeben,<br />

wenn die Stegbreite auf der Fotovorlage mit der Stegbreite auf der Leiterplatte übereinstimmt.<br />

10 Haltezeit<br />

Nach der Belichtung wird, je nach Lacksystem, eine Haltezeit empfohlen. Dieser Prozeßschritt<br />

dient dazu, die während der Belichtung angeregte fotochemische Reaktion zu optimieren<br />

und sollte unbedingt durchgeführt bzw. eingehalten werden. Zur Reduzierung der<br />

Belichtungszeit wird für einige Lacksysteme empfohlen, nach der Belichtung die <strong>Leiterplatten</strong><br />

kurzzeitig zu erwärmen (thermo-bump). Um das recht enge Prozeßfenster für die sen<br />

"thermo-bump" einzuhalten, sollte dieser Schritt on-line automatisiert werden.


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11 Entwickeln<br />

Anmerkung:<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

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Lötstoppmaske<br />

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Die Prozeßschritte Belichten und Entwickeln sind stark voneinander abhängig. Daher sollten<br />

beide Prozeßschritte immer im Zusammenhang gesehen werden, da sie aufeinander abgestimmt<br />

werden müssen.<br />

11.1 Entwicklermedien<br />

Entspechend der Löslichkeit der in den jeweiligen Lacken zum Einsatz kommenden Harze,<br />

sind die Entwicklermedien unterschiedlich und somit variieren auch die Entwicklungsprozesse<br />

etwas.<br />

11.1.1 Polyalkoholentwicklung<br />

Bei der Entwicklung in Polyalkoholen handelt es sich um einen physikalischen Löseprozeß.<br />

Der bei der Vortrocknung angetrocknete und bei der Belichtung nicht belichtete Lack wird<br />

wieder in Lösung gebracht. Für die Lösegeschwindigkeit sind das Entwicklermedium, die<br />

Entwicklertemperatur und die Entwicklerbeladung verantwortlich. Entwicklungsprozesse in<br />

Polyalkoholen sollten relativ kalt gefahren werden (ca. 25°C), da der Entwicklungsprozeß<br />

auch bei niedrigen Temperaturen recht zügig abläuft, und höhere Temperaturen das Ergebnis<br />

an den Flanken (Unterspülen) negativ beeinflussen. Da die zur Entwicklung eingesetzten<br />

Polyalkohole ein mehr öliges Fließverhalten aufweisen, erhitzt sich die Entwicklerlösung<br />

durch das Umpumpen relativ schnell. Um die Entwicklungstemperatur niedrig zu halten, ist<br />

für eine ausreichende Kühlung zu sorgen. Damit die Einwirkung des Entwicklers auf den<br />

Lötstopplack beendet wird, muß unmittelbar nach der Entwicklerzone eine Wasserzone folgen.<br />

11.1.2 Wäßrig-alkalische Entwicklung<br />

Der Begriff wäßrig-alkalische Entwicklung ist zwar eingeführt, aber eigentlich falsch gewählt.<br />

Nach der allgemeinen Formel :<br />

Säure + Lauge => Salz + Wasser<br />

wird bei der Entwicklung die Carboxylgruppe im Harz des Lackes mit Soda zu einem wasserlöslichen<br />

Salz umgesetzt. Dieses Salz wird dann mit Wasser gelöst und abgespült. Dieser<br />

Entwicklungsprozeß benötigt eine gewisse Reaktionstemperatur. Somit sollte der Entwicklungsprozeß<br />

in der Regel bei Temperaturen von > 30°C gefahren werden. Grundsätzlich<br />

laufen wäßrig-alkalische Entwicklungsprozesse etwas schneller ab als in Polyalkohol. Ein<br />

Stoppen des Prozesses durch eine Wasserspülung ist ebenfalls notwendig.<br />

11.2 Entwicklungsprozeß<br />

Beim Entwickeln sind einige grundsätzliche Überlegungen vom Entwicklungsmedium unabhängig.


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11.2.1 Randabdeckung<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

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3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 19<br />

Beim Prozeßschritt Entwicklung soll die Lötstoppmaske von den Flächen der Leiterplatte<br />

entfernt werden, die bei der Belichtung durch die Fotovorlage abgedeckt waren. Hier stellt<br />

sich zuerst die Frage, wie die Randbereiche der Leiterplatte bzw. des <strong>Leiterplatten</strong>nutzens<br />

behandelt werden. Es bietet sich in der Regel an, den Rand völlig zu belichten, da sonst der<br />

Entwickler schneller mit abgelöstem Lack beladen würde, und ein freientwickelter Rand bei<br />

Nachfolgeprozessen mitbehandelt werden muß (Hot-Air-Leveling, chem. Ni/Au oder andere<br />

Prozesse). Wenn die Frage, ob der Rand mit Lötstoppmaske bedeckt sein soll oder nicht,<br />

von der jeweiligen Philosophie in der Fertigung abhängig sein kann, muß auf jeden Fall darauf<br />

geachtet werden, daß Belichten oder Nichtbelichten des Randes eindeutig durchgeführt<br />

wird. Ein großes Problem verursacht ein nicht lichtdicht abgedeckter Rand. Beim Entwickeln<br />

bildet sich ein nicht vollständig abentwickelbarer „Schmier“ der sich auf das Transportsystem<br />

des Entwicklers setzt und auf freientwickelte Stellen wieder abgestempelt wird . Es entstehen<br />

Stellen, die für Nachfolgeprozesse nicht benetzbar sind.<br />

11.2.2 Entwicklung aus Durchkontaktierungen<br />

Wenn bei der Applikationsmethode Lötstopplack in die Löcher und Durchkontaktierungen<br />

gebracht wurde (dies gilt besonders für die Applikation im Vorhanggießverfahren) ist die<br />

Entwicklung aus den Löchern besondere Beachtung zu schenken. Bei der Entwicklung von<br />

derart prozessierten <strong>Leiterplatten</strong> ist es wichtig, mit einem relativ hohem Sprühdruck (ca. 4<br />

bar) und Fachstrahldüsen zu arbeiten. Die Düsen müssen in einem Winkel von ca. 60° zur<br />

<strong>Leiterplatten</strong>oberfläche geneigt sein, damit der Entwickler möglichst lange und mit einem<br />

möglichst hohen Druck auf den Lack in der Durchkontaktierung einwirken kann. Die Entwicklungszeit<br />

richtet sich bei solchen <strong>Leiterplatten</strong> nach der Zeit, die benötigt wird, um den<br />

Lack aus den Löchern zu entfernen. Bei diesen Entwicklungsbedingungen wird automatisch<br />

ein höheres Unterspülen erzielt, weil diese Bereiche eigentlich zu lange entwickelt und somit<br />

zu stark angegriffen wurden.<br />

Wenn bei der Applikationsmethode so gut wie kein Lack in Löcher eingebracht wurde (dies<br />

gilt vor allem für die Applikationsmethode Siebdrucken), kann die Entwicklungszeit deutlich<br />

reduziert werden. Auch der Sprühdruck kann auf ca. 2 bar reduziert werden. Durch diese<br />

Maßnahmen ist das Unterspülen geringer, und es wird möglich, wesentlich feinere Stege<br />

darzustellen.<br />

Diese Überlegungen gelten für Löcher ca. > 0,4 mm. Bei kleinen Löchern gelten andere Bedingungen.<br />

Hier werden bei jeder Applikationsmethode die Löcher mehr oder weniger vollständig<br />

gefüllt. Um eine Entwicklung zu erreichen, muß möglichst häufig Entwickler an die<br />

zu entwickelnde Stelle gebracht werden. Dies ist bei verstopften Löchern nicht ohne weiteres<br />

möglich. Der Lösungsansatz kann hier nur heißen: im ersten Drittel des Entwicklungsprozesses<br />

mit hohem Druck und senkrecht stehenden Düsen die Durchkontaktierung für die<br />

Entwicklerlösung durchlässig sprühen. Im weiteren Entwicklungsprozeß mit wenig Druck die<br />

Durchkontaktierungen gründlich durchströmen, um das beschriebene Entwicklerangebot an<br />

den Lack in den Löchern heranzuführen.<br />

Für die Freientwicklung aus kleinen Löchern hat sich die Zwangsdurchflutung mit Schwalldüsen<br />

bestens bewährt.


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Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

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3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 20<br />

1. 90° Sprühwinkel 2. Öffnen der Löcher 3. Schwalldüsen<br />

Skizze Entwickeln<br />

Skizze Entwickeln<br />

11.2.2 Filtration der Entwicklerlösung<br />

Die Entwicklerlösung wird vor allem in der ersten Entwicklerzone sehr stark mit herausgelösten<br />

Lackbestandteilen beladen. Um die Verquetschung dieser Lackreste auf schon freientwickelte<br />

Stellen zu verhindern, sollte der Entwickler immer über ein geeignetes Filtersytem<br />

geführt werden. Ebenfalls ist es empfehlenswert, den Entwickler in der ersten Entwicklerkammer<br />

über eine Zentrifuge zu führen. Dadurch werden Feststoffanteile zu einem hohen<br />

Maß abgesondert und der Reinigungsaufwand des Entwicklers stark minimiert.


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11.2.3 Austausch der Entwicklerlösung<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

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Lötstoppmaske<br />

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3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 21<br />

Für eine stabile Prozeßführung ist es angebracht, die Entwicklerlösung permanent (über einen<br />

<strong>Leiterplatten</strong>einlaufsensor gesteuert) zu erneuern (bleed and feed). Der Sättigungsgrad<br />

der Entwickler wird i.d.R. in Prozent angegeben. Die durchschnittlich entwickelte Fläche<br />

kann statistisch überschlagen und die benötigte Menge Entwicklerlösung errechnet werden.<br />

Eine Prozeßkontrolle der Beladung sollte parallel auf jeden Fall durchgeführt werden. Vielfach<br />

ist eine sehr schnelle und aussagekräftige Überprüfung durch das Bestimmen des spezifischen<br />

Gewichtes der Entwicklerlösung möglich.<br />

Anmerkung:<br />

Das spezifische Gewicht ist sehr stark von der Temperatur abhängig.<br />

Bei der Berechnung der benötigten Menge Entwickler sollte ferner bedacht werden, ob in<br />

dem Entwickler auch fehlbeschichtete <strong>Leiterplatten</strong> abgewaschen werden sollen. Da hierbei<br />

eine große Menge Lack dem Entwickler zugeführt wird, muß dies bei der Berechnung berücksichtigt<br />

werden. Grundsätzlich sollte man das Abwaschen nicht im Entwickler durchführen,<br />

da das Transportsystem durch solche Aktionen sehr stark verschmutzt wird. Ggf. kann<br />

der „Abwasch“ gesammelt und vor dem nächsten Reinigungszyklus durchgeführt werden.<br />

11.2.4 Übergangszone Entwickler - Wasserspüle<br />

Die Übergangszone zwischen Entwicklerzone und Wasserspüle ist ein sehr kritischer Bereich<br />

bei dem gesamten Prozeß Entwicklung. Der offensichtlichste Punkt ist, daß kein Entwicklermedium<br />

in die Wasserzone verschleppt werden darf. Hierzu werden Abquetschwalzen<br />

und Luftmesser eingesetzt. Die installierten Luftmesser dürfen das Entwicklermedium<br />

nicht in die Wasserzone sprühen, auch die aus den Durchkontaktierungen herausgeblasene<br />

Entwicklerlösung darf nicht in den Rücklauf der Wasserspüle geführt werden.<br />

Die Abquetschwalzen dürfen auf keinen Fall trocken laufen. Zwischen den freientwickelten<br />

Lackflanken befinden sich angelöste Lackreste. Durch die Abquetschwalzen werden diese<br />

Reste mit dem überzähligen Entwicklermedium herausgepreßt. Wenn sich diese Reste auf<br />

den Abquetschwalzen festsetzen können, werden sie zu einem späteren Zeitpunkt willkürlich<br />

auf einer anderen Stelle der Leiterplatte abgestempelt und führen zu einer Fehlstelle.<br />

Um hier Fehler zu vermeiden, sollten die Abquetschwalzen an der Entwicklerseite ständig<br />

mit Entwicklermedium benetzt werden.<br />

Noch kritischer sind die Abquetschwalzen am Einlauf der Wasserspülung. Diese Walzen<br />

sollten so mit Wasser besprüht werden, daß sich auf den in die Wasserzone einlaufenden<br />

<strong>Leiterplatten</strong> ein See bildet. Mit diesem Wasser werden gelöste Lackbestandteile abgespült.<br />

Nach der Spülung der <strong>Leiterplatten</strong> mit Wasser werden die <strong>Leiterplatten</strong> in einem Trockner<br />

durch Warmluft so getrocknet, daß sie ohne Wasserrückstände die Entwicklermaschine<br />

verlassen.<br />

11.2.5 Wartung des Entwicklers<br />

Der Wartungsaufwand für den Entwickler ist stark von der Belastung abhängig. Empfehlenswert<br />

ist eine wöchentliche Komplettreinigung. Mindestens zum Schichtwechsel sollten<br />

die Transportwalzen gereinigt werden, die oben beschriebenen Abquetschwalzen ggf. noch


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 22<br />

häufiger. Ebenfalls sollten die Düsenstöcke mind. zum Schichtwechsel auf verstopfte Düsen<br />

überprüft werden.<br />

12 Optische Kontrolle<br />

Nach der Entwicklung sollte eine optische Kontrolle auf Freientwicklung, Freientwicklung aus<br />

den Durchkontaktierungen, Registriergenauigkeit und Fehlstellen durchgeführt werden.<br />

Nach dem Prozeßschritt Entwickeln können <strong>Leiterplatten</strong>, die eine oder mehrere der o.g.<br />

Fehlerbilder zeigen, abgewaschen werden. Nach der Endhärtung ist der Lackfilm so stabil,<br />

daß ein Strippen nicht mehr möglich ist.<br />

13 Thermische Härtung (Endhärtung)<br />

Bei der Endhärtung wird die chemische Vernetzung der Lackkomponenten vollzogen. Dieser<br />

Prozeß ist für die mechanischen, chemischen und elektrischen Eigenschaften der Lötstoppmaske<br />

verantwortlich. Daher ist die Einhaltung der vom Hersteller angegebenen Parameter<br />

zwingend notwendig.<br />

Ob die Endhärtung in einem Kammerofen oder einem Durchlaufofen durchgeführt wird, ist<br />

nicht qualitätsrelevant.<br />

Es ist jedoch wichtig, daß :<br />

− die vom Lötstopplackhersteller angegebene Temperatur im gesamten Ofenraum gleichmäßig<br />

erreicht wird<br />

− in der Anfangsphase der thermischen Härtung eine optimale Führung der Um- und Abluft<br />

erfolgt, so daß es nicht zu einer Kondensatbildung kommen kann<br />

− die eigentliche Einbrennzeit erst mit dem Zeitpunkt beginnt, ab dem die <strong>Leiterplatten</strong> die<br />

spezifizierte Temperatur erreicht haben (Objekthaltezeit), wobei zu beachten ist, daß die<br />

<strong>Leiterplatten</strong>dicke die Aufheizzeit erheblich beeinflußt.<br />

Für ein problemloses Handling sollten die <strong>Leiterplatten</strong> bei Durchlauföfen am Ende des Einbrennprozesses<br />

auf Temperaturen leicht oberhalb der Raumtemperatur abgekühlt werden.<br />

Bei Standöfen ist es empfehlenswert, den Ofen während des gesamten Einbrennens zu verriegeln.<br />

Im Rahmen der Qualitätssicherung wird daduch sichergestellt, daß der Ofen nicht<br />

zwischendurch geöffnet werden kann, wodurch die vorgegebene Einbrenntemperatur unkontrolliert<br />

abgesenkt würde.<br />

Anmerkung :<br />

Die unter Punkt 8 gemachte Anmerkung zum Thema Kondensat gilt für die Endhärtung<br />

analog.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

14 UV Nachvernetzung<br />

Drucktechnische Verfahren<br />

Fotodruck mit Flüssigresists;<br />

Lötstoppmaske<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 5.5<br />

Seite 23<br />

Von einigen Lötstopplackherstellern wird eine zusätzliche UV-Nachvernetzung nach der<br />

thermischen Endhärtung empfohlen, um bestimmte Eigenschaften der Lötstoppmaske zu<br />

erhöhen (z.B. verbesserte ionische Kontamination). Diese Nachvernetzung kann bei Durchlauf-Endhärteöfen<br />

direkt hinter dem Ofen online integriert werden. Eine regelmäßige Überwachung<br />

der Strahlerleistung und die Protokollierung des Strahleralters über einen Betriebsstundenzähler<br />

ist zur Qualitätssicherung unbedingt notwendig.<br />

Bei einer Schliffuntersuchung kann bei vielen Lötstoppmasken nach der UV-Nachvernetzung<br />

eine schwarze Trennlinie in der Maske erkannt werden. Dies ist eine einfache<br />

Überprüfungsmöglichkeit, ob die UV-Nachvernetzung durchgeführt wurde, erlaubt jedoch<br />

keine Aussage über die eingesetzte Strahlungsenergie.<br />

Schlußbemerkung:<br />

Die Bereiche Arbeits- und Umweltschutz sind einem sehr schnellen Wechsel unterworfen.<br />

Aktuelle und detaillierte Angaben zu Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Abfallwirtschaft, Lagerung,<br />

Handhabung, TA-Luft sowie weitere Kennzeichen sind den entsprechenden Sicherheitsdatenblättern<br />

der Lacklieferanten zu entnehmen.<br />

Die detaillierten Angaben zu den einzelnen Prozeßschritten und die umfassenden Hinweise<br />

auf mögliche Fehlerquellen sowie auch deren Vermeidung lassen erkennen und machen<br />

deutlich, daß eine sorgfältige Einhaltung aller Prozeßparameter unbedingt notwendig ist.<br />

Diese Richtlinie sollte daher nicht nur zur Schulung für Berufseinsteiger, sondern auch für<br />

Nachschulungen und zur Fehlererkennung und Fehlervermeidung genutzt werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 1<br />

Neben einer zunehmenden Miniaturisierung der Leiterplatte werden auch bezüglich der<br />

unterschiedlichen Verbindungstechnologien erhöhte Anforderungen an die Leiterplatte<br />

gestellt.<br />

Gute Lötbarkeit ist ein wichtiger Faktor bei der Weiterverarbeitung von <strong>Leiterplatten</strong>. Eine<br />

Korrosion des Kupfers muß verhindert werden. Um dies zu erreichen, können nachfolgende<br />

Verfahren angewandt werden.<br />

Gegenwärtig überwiegt der Anteil von <strong>Leiterplatten</strong>, die mit bedrahteten Bauelementen und<br />

SMT bestückt werden, bei denen das Löten als Montagetechnik Anwendung findet. Für die<br />

Lötverfahren haben sich Zinn/Blei-Überzüge im HAL-Verfahren aufgebracht bewährt. Der<br />

Marktanteil hierbei beträgt weit über 50 %.<br />

Auch in Zukunft wird die Heißverzinnung eine wichtige Rolle spielen, da die HAL-Oberfläche<br />

eine herausragende Position bezüglich des Lotdurchstiegs während des Wellenlötprozesses<br />

einnimmt. Durch den verstärkten Einsatz von Verbindungstechnologien wie Drahtbonden<br />

oder Leitkleben von Pitchgrössen kleiner 0,5 mm sind neue, funktionelle Endschichten für<br />

<strong>Leiterplatten</strong> zwingend notwendig geworden. Dem <strong>Leiterplatten</strong>hersteller stehen eine<br />

Vielzahl von Beschichtungsverfahren wie HAL, Walzenverzinnung, Chemisch Zinn,<br />

Chemisch Nickel/Gold, Organische Beschichtung, Chemisch Palladium und Chemisch Silber<br />

zur Verfügung.<br />

Die Oberflächen, Galvanisch Nickel/Gold sowie Galvanisch Silber und die Lotdepot-<br />

Techniken werden bei den vorgestellten Alternativverfahren nicht berücksichtigt.<br />

Für die Kostendarstellung in den einzelnen Verfahrensbeschreibungen werden folgende<br />

Annahmen getroffen:<br />

- Durchsatz: 250 m 2 Zuschnitt pro Tag<br />

- Aktive Oberfläche: 15 % (30 dm 2 freies Kupfer pro 1 m 2 Zuschnitt)<br />

- Schichtdicken:<br />

Chemisch Nickel/Gold 5 µm Ni 0,1 µm Au<br />

Chemisch Palladium 0,2 µm Pd (Löten)<br />

0,6 µm Pd (TS-Bonden)<br />

Chemisch Silber 0,15 µm - 0,3 µm Ag<br />

Chemisch Zinn 0,8 µm Zinn<br />

Organische Beschichtung 0,15 µm - 0,5 µm.<br />

Es werden lediglich die relativ einfach erfassbaren Werte für Chemikalienverbrauch sowie<br />

die anteiligen Neuansatzkosten der einzelnen Behandlungsbäder berücksichtigt.<br />

Nicht berücksichtigt werden z. B. die Kosten für Entsorgung, Energie, Anlagenabschreibung,<br />

Anlagenbedienung, Wartung und Instandhaltung, da diese Aufwendungen stark<br />

betriebsspezifisch sind.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

Schematische Inhaltsdarstellung Pkt.<br />

Verfahrensbeschreibungen<br />

Chemisch Nickel Sudgold<br />

Chemisch Palladium<br />

Chemisch Silber<br />

Chemisch Zinn<br />

Hot Air Levelling<br />

Organische Beschichtung<br />

Walzenverzinnung<br />

Aufschmelzen mittels flüssiger Medien<br />

Aufschmelzen mittels Infrarotstrahlung<br />

Konservieren durch Lackieren<br />

Arbeitssicherheit und Umweltschutz<br />

Zusammenfassung<br />

1<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.4<br />

1.5<br />

1.6<br />

1.7<br />

1.8<br />

1.9<br />

1.10<br />

2<br />

3<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 2


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1 Verfahrensbeschreibungen<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

Im folgenden werden die verschiedenen Beschichtungsverfahren vorgestellt.<br />

1.1 Chemisch Nickel/Sudgold<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 3<br />

Das Chemisch Nickel/Sudgold-Verfahren hat für hochwertige <strong>Leiterplatten</strong> weltweite<br />

Marktakeptanz gefunden. Moderne Bestückungstechnologien, wie direkte<br />

Chipverbindungstechnik (Chip On Board, COB) oder die Oberflächenbestückung von<br />

Bauteilen (Surface Mounting Technology, SMT) stellen höhere Anforderungen an die<br />

Oberflächengüte für immer feiner Rastermaße (Fine Pitch).<br />

Chemisch Nickel/Sudgold hat sich für Löt- und Drucktastenanwendungen und für die<br />

Bondtechnik mit Aluminiumdraht als ideale Oberfläche erwiesen.<br />

Üblicherweise wird nach der Lötstopplack-Applikation eine 4-5 µm dicke chemisch<br />

abgeschiedene Nickelschicht und etwa 0,04-01 µm Sudgold aufgebracht. Die Chemisch<br />

Nickel/Sudgold-Oberfläche zeichnet sich aus durch:<br />

• erhöhte Bestückungssicherheit durch eine vollkommen ebene Oberfläche<br />

• erhöhte Zuverlässigkeit durch konstante Schichtdicken<br />

• erhöhte Korrosionsfestigkeit und Lagerbeständigkeit, da sämtliche Kupferober-<br />

• flächen samt Flanken beschichtet sind<br />

• erhöhte Produktionssicherheit auch für High Tech Produkte; feinste Strukturen,<br />

• dünne Bohrungen und Sacklöcher werden zuverlässig bedeckt<br />

• hohe Zuverlässigkeit auch bei Mehrfachlötungen<br />

• kostengünstiges Verfahren für Bondtechnik mit Alu-Draht.<br />

Hauptanwendungsgebiete sind Telekommunikationsindustrie, Automobilelektronik und<br />

Computerindustrie.<br />

Verfahrensablauf<br />

Das Chemisch Nickel/Sudgoldverfahren wird in Vertikaltechnik in Korbanlagen eingesetzt.<br />

Nach Reinigungs- und Anätzprozeßstufen folgt eine Aktivierung, dann das chemische<br />

Nickelbad mit Temperaturen von 80 - 90 °C und einer Expositionszeit von 12 - 20 Minuten,<br />

danach das Sudgoldbad, Temperatur: 60 - 90 °C, 8 - 12 Minuten. Entsprechende Spülbäder<br />

und Trocknung der Teile folgen nach.<br />

Das Verfahren ist abwassertechnisch unproblematisch.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 4<br />

Prozeßfolge Temperatur Zeit Wannenmaterial Anlagentechnik<br />

[°C] [Min]<br />

Reinigen<br />

Kaskadenspülen<br />

40 - 60 2 - 4 PP, PVC Heizung, Umwälzung<br />

Anätzen<br />

Kaskadenspülen<br />

20 - 30 1 - 3 Umwälzung<br />

Dekapieren 20 - 25 0,5 - 5 PP, PVC<br />

Aktivieren<br />

Kaskadenspülen<br />

20 - 30 0,5 - 7 PP, PVC Umwälzung<br />

Chemisch Nickel<br />

Kaskadenspülen<br />

80 - 90 12 - 20 PPu, V4A Heizung, Umwälzung, Filtration,<br />

Autodosierung<br />

Sudgold<br />

Sparspülen<br />

Kaskadenspülen<br />

(DI-Wasser)<br />

Trocknen<br />

60 - 90 8 - 12 PPu Heizung, Umwälzung, Filtration<br />

evtl. Ionenaustauscher<br />

Das Wannenmaterial der Spülbäder sollte aus PVC oder PP sein.<br />

Löten<br />

Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen eignen sich für das Wellenlötverfahren in Sauerstoffoder<br />

Stickstoffatmosphäre und für Umschmelzverfahren mit Lötpasten, sowie für deren<br />

Kombination und entsprechende Mehrfachlötungen.<br />

Bonden<br />

1. Ultrasonic Bonding<br />

In Verbindung mit Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen wird zumeist mit Aluminiumdraht<br />

gebondet. Auch nach Alterung bleiben die guten Bondeigenschaften erhalten.<br />

2. Thermosonic Bonding<br />

Neuerdings können mit einem speziellen Sudgoldbad Goldschichten von 0,3 µm bis 0,5 µm<br />

auf Nickel abgeschieden werden. Diese Schichten sind geeignet für das Thermosonic Bond-<br />

Verfahren mit Gold-Draht.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

Voraussetzungen für gute Bondergebnisse sind:<br />

• gleichmäßig strukturierte Oberfläche mit einer auf das Bondigverfahren individuell<br />

abgestimmten Mikrorauhigkeit<br />

• eine angepaßte Systemhärte der chem. Nickelschicht von etwa HV<br />

• dem Bondverfahren angepaßte Goldschichtdicke<br />

• eine saubere Oberfläche (frei von organischen Rückständen, Fingerprints,<br />

Oxiden).<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 5<br />

Die Bondergebnisse hängen in hohem Maße ab vom Gerätetyp des Bonders, von den<br />

Bondparametern, von Dicke und Material des Drahtes und von der Bondprüfung selbst.<br />

Alle Parameter sollten bei Qualifikationen festgelegt werden. Zur Qualitätssicherung sind<br />

Eingangsprüfungen oder besser eine laufende Bondkontrolle empfehlenswert. Siehe VdL<br />

Spezifizierung der Bondbarkeit, VdL Schrift 1, Ausgabe<br />

August ‘96.<br />

Drucktastaturanwendungen<br />

Anstelle von Karbonoberflächen, die im Siebdruckverfahren aufgebracht werden, kommen<br />

heute vermehrt Chemisch Nickel/Sudgold-Oberflächen zur Verwendung. Untersuchungen<br />

und Praxisergebnisse haben im Langzeitverhalten sehr gute Ergebnisse gezeigt.<br />

Basismaterial<br />

Das Chemisch Nickel/Sudgold-Verfahren wird erfolgreich angewandt auf:<br />

FR4<br />

Teflon<br />

Starr Flex<br />

Polymid<br />

Cyanat-Ester<br />

Keramik.<br />

Nicht aufgeführte Materialien sind im Einzelfall auf Kompatibilität zu testen.<br />

Lötstopplack<br />

Die Lötstopplack-Applikation ist vor oder nach der Vergoldung möglich. Für die selektive<br />

Vergoldung steht eine Vielzahl von unterschiedlichen Lacksystemen zur Verfügung. Bisher<br />

haben sich Lacksysteme mit einem hohen Epoxydharzanteil bewährt. Auf die Wahl des<br />

Lötstopplackes sollte ein besonderes Augenmerk gerichtet werden.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Wichtige Kriterien sind:<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

• gute chemische und physikalische Resistenz gegenüber den eingesetzten Bädern<br />

• gute Haftfestigkeit auf dem Substrat<br />

• kein Auslösen von Füllstoffen oder Pigmenten aus dem Lacksystem.<br />

Viele moderne Lacksysteme erfüllen diese Forderungen.<br />

Kosten<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 6<br />

Die Kosten des Verfahrens liegen bei 20,- bis 35,- DM pro m 2 Zuschnitt bei 30 dm 2 aktiver<br />

Kupferoberfläche. Dies beinhaltet die Prozeßkosten incl. Ausschleppungsverlusten und<br />

Edelmetall-/Metallkosten ohne Investitions- und Personalkosten.<br />

1.2 Chemisch Palladium<br />

Prozeß<br />

Ein Verfahren zur direkten, chemischen Abscheidung von Palladium auf <strong>Leiterplatten</strong>, wobei<br />

die Abscheidung von Palladium unterschiedlicher Schichtdicke von 0,1 µm bis 1,0 µm und<br />

mehr durch die Nutzung spezieller Reduktionsmittel möglich wird.<br />

Die Prozeßfolge des Verfahrens als Alternative zum Hot Air Levelling (HAL) umfaßt vier<br />

aktive Prozeßschritte. Nach der üblichen Reinigung der <strong>Leiterplatten</strong> und Mikroätzung der<br />

freien Kupferflächen erfolgt zunächst die Aktivierung des Kupfers. Die Aktivierung erzeugt<br />

durch Ladungsaustausch mit dem Kupfer eine sehr dünne, gleichmäßige Palladiumschicht<br />

von ca. 20 Nanometer Palladium. Das anschließende, chemisch arbeitende Palladiumbad<br />

verstärkt die dünne Aktivierungsschicht bis zur gewünschten Schichtdicke ohne eine weitere<br />

Zwischenschicht.<br />

Die gesamte Prozeßfolge mit den Arbeitsparametern Zeit und Temperatur stellt sich wie folgt<br />

dar:<br />

Saurer Reiniger 3 - 5 Min. 35 - 45 °C<br />

Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />

Ätzreiniger 2 - 3 Min. 25 - 35 °C<br />

Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />

Vortauchen 1 - 3 Min. RT<br />

Aktivator 3 - 5 Min. 25 - 35 °C<br />

(vorzugsweise 30 °C)<br />

Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />

Chemisch Palladium 3 - 12 Min.<br />

50 - 70 °C<br />

(je nach Schichtdicke)<br />

Kaskaden-Spüle 2 x 1 Min. RT<br />

Warmspüle 1 Min. 50 - 70 °C<br />

Trocknen ca. 10 Min. 60 - 70 °C


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Das Verfahren verfügt über folgende Vorteile:<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

• niedrige Arbeitstemperaturen<br />

• einfache Analytik<br />

• hohe Kompatibilität auch mit wäßrig entwickelbaren Lötstopplacken<br />

• Einsatz in Horizontalanlagen vorgesehen.<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 7<br />

Für die Überwachung der beiden Bäder kann ein Palladium-Controller eingesetzt werden.<br />

Damit werden der pH-Wert und die Palladiumkonzentration gemessen und geregelt.<br />

Die Abscheidungsgeschwindigkeit bleibt über das gesamte Badalter konstant, ohne daß<br />

Badparameter verändert werden müssen.<br />

Die autokatalytische Abscheidung von Palladium wird hauptsächlich von der Temperatur und<br />

dem pH-Wert bestimmt. Der Einfluß der Palladium-Konzentration ist von untergeordneter<br />

Bedeutung.<br />

Wie bei vielen autokatalytisch arbeitenden Bädern muß turnusmäßig gestrippt werden. Der<br />

Behälter des Palladium-Bades ist bei einer Palladium-Wildabscheidung zu strippen.<br />

Anlagentechnik<br />

Das Verfahren wird in Korbtechnik angewendet. Die Behälter zur Palladiumabscheidung<br />

werden aus Polypropylen-natur gefertigt. Eine Warenbewegung ist erforderlich.<br />

Bis auf die Spülkaskaden nach dem Sauren Reiniger und dem Aktivator sind für alle<br />

Spüleinrichtungen Lufteinblasungen vorzusehen. Während beim Aktivator keine<br />

Lufteinblasung erfolgen darf, ist für das Palladium-Bad eine Lufteinblasung unterhalb der<br />

Heizkörper zu installieren. Die Konfiguration der Palladiumbehälter ist ähnlich der Chemisch<br />

Nickelbehälter.<br />

Die Behälter für den Aktivator und das Palladium-Bad brauchen eine Umlauffiltration.<br />

Nach dem Palladium-Bad kann eine Standspüle zur Rückgewinnung ausgeschleppten<br />

Palladiums installiert werden. Das Wasser der Standspüle muß täglich gewechselt werden.<br />

Für die Schlußkaskade der Warmspüle und für alle Aktivbäder ist vollentsalztes Wasser zu<br />

verwenden.<br />

Das Verfahren ist abwassertechnisch unproblematisch.<br />

An jedem Aktivbad wird über eine Randabsaugung die Abluft zu eine Abluftwäscher geleitet<br />

und vor dem Ausblasen gereinigt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Anwendung und Kosten<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

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Blatt 6<br />

Seite 8<br />

Im praktischen Test hat sich gezeigt, daß eine Schicht von 0,2 µm Pd ausreichend ist, um<br />

Mehrfachlötungen zu bestehen. Ebenfalls unter Produktionsbedingungen wurde<br />

nachgewiesen, daß eine Lötbadkontamination durch Palladium keinen relevanten Einfluß auf<br />

die Lötqualität hat.<br />

Bezug nehmend auf die vielfältigen Anwendungsgebiete des Verfahrens, sind in der<br />

nachstehenden Übersicht, neben den erforderlichen Schichtdicken, die reinen Prozeßkosten<br />

(Ansatz- und Ergänzungskosten) dargestellt.<br />

- Hauptanwendungsfall ist die Löttechnik Prozeßkosten in DM<br />

pro 1 m 2 Zuschnitt<br />

* Reflow-Löten 0,2 µm Pd 17,00 - 20,00<br />

* Wellen-Löten 0,2 µm Pd 17,00 - 20,00<br />

- Weitere Anwendungsfälle sind<br />

* Golddraht-Bonden 0,4 - 0,6 µm Pd/Au flash 38,00 - 55,00<br />

* Aluminiumdraht-Bonden 0,2 - 0,5 µm Pd 20,00 - 46,00<br />

* Kontakt für Tastaturen 0,1 - 0,4 µm Pd 12,00 - 38,00<br />

* Einpreßtechnik 0,2 - 0,3 µm Pd 20,00 - 30,00<br />

* Klebetechnik 0,2 - 0,5 µm Pd 20,00 - 46,00<br />

1.3 Chemisch Silber<br />

Das Verfahren ist seit Herbst ‘95 auf dem Markt. Im allgemeinen wird nach entsprechender<br />

Vorbehandlung der Kupferoberfläche eine Silberschicht in einer Stärke von 0,15 - 0,3 µm<br />

sowie eine ultradünne, silberorganische Deckschicht aufgebracht.<br />

Prozeßfolge (Horizontal-Durchlaufanlage):<br />

Die angegebenen Kontaktzeiten stellen Durchschnittswerte dar und können abhängig von<br />

der eingesetzten Anlagentechnik variieren.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

Prozeßfolge Temperatur<br />

[°C]<br />

Zeit [min] Anlagentechnik<br />

Vorreiniger 35 - 40 0,5 Sprühmodul (PP, PVC)<br />

Kaskadenspüle (Stadtwasser) 0,5 Sprühmodul<br />

Vortauchbad 45 - 50 0,5 - 1 Schwallmodul (PP, PVC)<br />

Beschichtungsbad 45 -50 3 - 4 Schwallmodul (PP, PVC)<br />

Filterpumpe 10 µm<br />

Kaskadenspüle (DI-Wasser) 0,5 Sprühmodul<br />

Trockner 60 -70 0,5 - 1<br />

Prozeßfolge (Tauchanlage)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 9<br />

Für den Tauchprozeß ergibt sich folgendes Schema. Das Wannenmaterial sollte aus PP<br />

oder PVC gefertigt sein, die Gestelle gummiert oder anderweitig beschichtet. Bei einer<br />

Silberabscheidung auf den Gestellen empfiehlt es sich, das Silber vor dem nächsten<br />

Durchlauf zu entfernen. Für eine optimale Silberabscheidung wird zudem eine<br />

Warenbewegung empfohlen.<br />

Prozeßfolge Temperatur<br />

[°C]<br />

Zeit [min] Anlagentechnik<br />

Vorreiniger 25 - 35 1 - 2 Umwälzung<br />

Heizung teflonisiert<br />

Spüle (Stadtwasser) RT 0,5 Tauch- oder Spritzspüle<br />

Vortauchbad 35 - 45 1 Umwälzung,<br />

teflonisiert<br />

Badabdeckung Heizung<br />

Beschichtungsbad 45 - 50 3 - 4 Umwälzung, Badabdeckung<br />

Filterpumppe 1 - 5 µm<br />

Heizung teflonisiert<br />

Spüle (Stadtwasser) 0,5 Tauch- oder Spritzspüle<br />

Spüle (DI-Wasser) 0,5 Tauchspüle<br />

Trockner 60 - 70 0,5 - 1<br />

Anwendungsgebiete<br />

Die mit diesem Verfahren erzeugte Silberbeschichtung ist für alle Verbindungstechniken wie<br />

Löttechnik, Drahtbonden, Klebetechnik und Einpreßtechnik geeignet. Als optimal,<br />

insbesondere hinsichtlich Drahtbonden, hat sich eine Silberschichtdicke von 0,2 - 0,3 µm<br />

herausgestellt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Kompatibilität<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 10<br />

Chemisch Silber ist kompatibel zu allen üblichen Basismaterialien sowie auch<br />

Lötstopplacken und -masken.l<br />

Umwelt-Aspekte<br />

Das Verfahren ist aufgrund niedriger Prozeßtemperaturen sparsam im Energieverbrauch,<br />

setzt keine gesundheitsschädlichen Dämpfe frei und ist abwassertechnisch unproblematisch.<br />

Für die Badansätze der Vortauchlösung und des Beschichtungsbades, welche<br />

Komplexbilder enthalten, kann mit einer Standzeit von 3 - 4 Monaten gerechnet werden,<br />

wodurch das zu entsorgende bzw. zu behandelnde Volumen klein gehalten werden kann.<br />

Nach bisher vorliegenden Informationen ist die Silberoberfläche kompatibel zu „bleifreien<br />

Loten“, was besonders hinsichtlich des <strong>Leiterplatten</strong>-Recyclings von Vorteil ist.<br />

Prozeßkosten<br />

Die Prozeßkosten sind stark von dem gewählten Verfahrens- und Anlagentyp<br />

(Horizontal/Vertikal; Ausschleppung/Prozeßgeschwindigkeit) abhängig. Je nach den<br />

spezifischen Prozeßparametern, die Ausschleppung und auch Silberschichtstärke<br />

beeinflussen, werden die Prozeßkosten zu DM 10 - 20/m 2 abgeschätzt.<br />

Analytik<br />

Der Prozeß erfordert letztlich nur ein Minimum an analytischem Aufwand (je nach Durchsatz<br />

täglich bis wöchentlich), wie Bestimmung von Kupfer (Titration), Silber (Ionenselektive<br />

Elektrode oder ASS) und pH-Wert/Trübungspunkt beim Beschichtungsbad.<br />

Zu überwachen ist außerdem die erzielte Silber-Schichtdicke mittels Röntgenfloureszenz<br />

oder Beta-Rückstreuverfahren.<br />

1.4 Chemisch Zinn<br />

Eigenschaften<br />

Zinnschichten, abgeschieden aus modernen Chemisch-Zinn-Elektrolyten, sind bereits seit<br />

einigen Jahren im Einsatz und gewinnen durch ihre positiven Eigenschaften mehr und mehr<br />

Akzeptanz.<br />

Diese Oberflächen unterscheiden sich von herkömmlichen „Sudzinnnschichten“ durch ihre<br />

extreme Feinkörnigkeit, Porenfreiheit und Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und<br />

Luftsauerstoff. Dies ist möglich geworden durch den gezielten Einbau von lötfreudigen<br />

Fremdmolekülen, die einen signifikanten Einfluß auf Gefügewachstum und<br />

Diffusionsgeschwindigkeit haben. Dadurch werden lange Lagerzeiten und Mehrfachlötungen<br />

möglich.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 11<br />

Bedingt durch den absolut planen Metallaufbau ist Chemisch-Zinn ideal für Bestückung und<br />

Lotpastenapplikation besonders bei Schaltungen mit kritischen Strukturen. Die Zinnschicht<br />

ermöglicht eine Lagerzeit von einem Jahr mit anschließendem zweimaligen Reflow plus<br />

Wellenlöten.<br />

Verwölbung und Verwindung, die immer wieder zu Problemen bei der automatischen<br />

Bestückung führen, gehören der Vergangenheit an, da durch das Verfahren kein<br />

Thermostreß auf die Leiterplatte aufgebracht wird. Zinnbrücken, eine Metallisierung der<br />

Lötstoppmaske oder Probleme mit Hot Air Levelling-Flußrückständen können prizipiell nicht<br />

auftreten.<br />

Prozeßschritt Temperatur [°C] Zeit [min]<br />

Reinigen/Entfetten 25 - 40 1 - 3<br />

Mikroätzen 25 - 30 1 - 2<br />

Vortauchen 20 - 30 0,5 - 1<br />

Verzinnen 60 - 70 5 - 10<br />

Warmspülen 40 - 50 0,5 - 1<br />

Spülen RT<br />

Tocknen<br />

Anlagentechnik (horizontal oder vertikal)<br />

Behälter aus PP oder anderen temperaturbeständigen (70 °C) Kunststoffen. Das Bad darf<br />

nicht mit Metallteilen in Berührung kommen. Heizelemente aus Teflon, PVDF oder Quarz.<br />

Badbewegung oder Absaugung sind erforderlich. Kontinuierliche Filterung mit<br />

5 - 10 µm Filterkerzen. Dichtungs- und Walzenmaterial: Viton.<br />

Überwachung und Wartung<br />

Ergänzung nach naßchemischer Zinn-Analyse.<br />

Umwelt und Arbeitssicherheit<br />

Das Verfahren kommt ohne Blei aus. Weder heiße Luft noch hohe Temperaturen oder<br />

verbrannte Flußmittelrückstände beeinträchtigen Mensch und Umwelt.<br />

Verträglichkeit<br />

Alle üblichen Lötstoppsysteme, Carbonlacke und Kennzeichnungsfarben sind in Chemisch-<br />

Zinn beständig. Im Einzelfall ist eine Überprüfung durch Auslaugtests empfehlenswert.<br />

Kosten<br />

In Abhängigkeit vom Layout, der Verschleppung und der Anlagentechnik liegen die Kosten<br />

zwischen 10 und 16 DM/m 2 pro Zuschnitt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

1.5 Das Heißverzinnungsverfahren<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

Prozeßfolge<br />

• Aufstapler<br />

• Vorreinigung, leichtes Anätzen zur Deoxydation<br />

• Fluxen<br />

• Heißverzinnen<br />

• Abkühlen<br />

• Nachreinigung mit Nylonbürsten<br />

• Abstapeln<br />

Hot-Air-Levelling (HAL): Übersicht über die Prozeßschritte<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 12<br />

Prozeßschritt<br />

Vorreinigen Fluxen Heißverzinnen Abblasen Nachreinigen<br />

Zweck Entfernen von Entfernen von Beschichten der Entfernen der Rückstands-<br />

Schmutz oder Oxid, Schutz vor Metallflächen mit überschüssigen loses Entfernen<br />

Anlaufschichten erneuter Oxid- eutektischer Zinn/ Blei- der Flußmittel<br />

bildung,Verbes- Zinn/ Blei- Legierung<br />

serung der<br />

Benetzbarkeit<br />

des Kupfers<br />

Legierung<br />

Einrichtung Bürst- oder Kunststoff- oder Halb- oder Kompressor, DurchlaufSprühma-<br />

Stahlwanne vollautomatische, beheizbarer Luftsprühmaschine, vertikal bzw. kessel, Luftmesser schinen, ggf.<br />

Tauchbad<br />

horizontal<br />

arbeitende<br />

beheizbare<br />

Anlagen, Behälter<br />

aus Stahlblech<br />

mit Bürste<br />

Behandlung wäßrige, Polyalkohole mit Zinn/Blei- erhizte ölfreie Luft Wasser, ggf.<br />

s-medium neutrale bis sauren Zusätzen Legierung,<br />

mit Zusätzen<br />

saure Lösung (A1, U2) vorzugsweise<br />

oder<br />

mit Zusätzen<br />

63/67 (A3, U5)<br />

organischen<br />

(A1, U1)<br />

Lösungsmitteln<br />

(A2, U4)<br />

Temperatur Raumtempe- 20 bis 50 210 bis 250 230 für Wasser 20<br />

[°C] ratur<br />

bis 60; für organische<br />

Lösungsmitel<br />

vorzugsweise<br />

Raumtemperatur<br />

Behandlung<br />

s-zeit<br />

20 bis 40 s bis 15 s 5 bis 15 s 1 bis 3 s 1 bis 3 min


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Reinigung vor dem HAL-Prozeß<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 13<br />

Das Heißluftverzinnungsverfahren ergibt eine homogene Zinn/Blei-Schicht. Diese Schicht ist<br />

auch über längere Zeit lagerfähig und gut lötbar. Mit Heißluft werden die Löcher freigeblasen<br />

und die Flächen geebnet.<br />

Bei dieser <strong>Technologie</strong> ist die Vorreinigung ein ganz besonders wichtiger Punkt. Es ist<br />

absolut notwendig, eine gut benetzbare Kupferschicht zu erhalten. Man unterscheidet<br />

zwischen vertikal und horizontal arbeitenden Heißverzinnungsverfahren. Beim<br />

Vertikalverfahren wird die Leiterplatte in einen Lotbehälter getaucht. Beim<br />

Horizontalverfahren durchläuft die Leiterplatte ein Schwallbad. Bei den vertikalen als auch<br />

horizontalen HAL-Anlagen wird in den meisten Fällen für die Vorreinigung das Durchlauf-<br />

Sprüh-Verfahren und Verwendung entsprechender Deoxidationmittel angewendet. Um eine<br />

optimale Durchlaufgeschwindigkeit zu erzielen, muß bei den horizontalen HAL-Anlagen die<br />

Vorreinigung entsprechend ausgelegt sein, d. h. je länger die Vorreinigung ist, um so<br />

schneller kann die Transportgeschwindigkeit gefahren werden.<br />

Die nachfolgende Fluxstation ist ebenfalls von ganz gravierender Bedeutung. Der<br />

Flußmittelaustrag aus dieser Station sollte so gering wie möglich gehalten werden, da bei<br />

hohem Austrag die Anlagen schnell verschmutzen. Sehr wichtig ist die Wahl des Flußmittels.<br />

Das Flußmittel hat ebenfalls einen erheblichen Einfluß auf die Wartung der Anlage. Der<br />

Trend geht heute Richtung wasserlösliche und abwaschbare Flußmittel.<br />

Ein weiterer und ebenfalls sehr wichtiger Faktor ist das Lot. Es sollte reines eutektisches Lot<br />

verwendet werden (63/37). Um gleichbleibende Verzinnungsergebnisse zu gewährleisten,<br />

sollte in gewissen Zeitabständen eine Lotanalyse durchgeführt werden. Hierbei spielt das im<br />

Lot enthaltene Kupfer eine wesentliche Rolle. Ein Kupfergehalt von mehr als 0,3 % im Lot<br />

führt zur Bildung einer grieseligen Oberfläche.<br />

Alle Prozesse (außer dem vertikalen Heißverzinnen) werden in horizontalem Durchlauf<br />

absolviert.<br />

Verfahrensablauf vertikaler HAL-Anlagen<br />

Das Prinzip des vertikalen Hot-Air-Levelling-Verfahrens besteht darin, daß eine gefluxte<br />

Leiterplatte vertikal in ein heißes Lotbad eingetaucht und nach kurzer Verweilzeit schnell<br />

wieder herausgezogen wird. Bei diesem Herausziehen wird durch heiße Druckluft das<br />

überschüssige Lot abgeblasen. Dabei werden die Bohrungen frei und es verbleibt eine<br />

Lotoberfläche mit unterschiedlicher Schichtdickenverteilung.<br />

Das Verzinnen muß unmittelbar nach dem Fluxen durchgeführt werden. Beim<br />

Vertikalverfahren soll nach den Tauchen und Abblasen die Platte bis zum Erstarren der<br />

Schmelze in die Horizontale gebracht werden, um eine bessere Schichtdickenverteilung zu<br />

erreichen.


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Verfahrensablauf horizontaler HAL-Anlagen<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 14<br />

Bei horizontalen HAL-Anlagen unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Verfahren, der<br />

Wellenverzinnung und der Walzenverzinnung.<br />

Bei der Wellenverzinnung wird mit einer kontinuierlichen Geschwindigkeit über die gesamte<br />

Anlagenlänge gearbeitet, die Durchlaufgeschwindigkeit liegt hier, je nach Anlagentyp bzw.<br />

Hersteller, bei 1,5 - 4,5 m/min. Hierbei werden die <strong>Leiterplatten</strong> durch eine Lötwelle<br />

transportiert und anschließend über Luftmesser abgeblasen.<br />

Beim Prinzip der horizontalen Walzenverzinnung werden die <strong>Leiterplatten</strong> nach dem Fluxen<br />

beschleunigt, mit einer Geschwindigkeit von 5 - 30 m/min. durch bis zu 3 Walzenpaare<br />

regelrecht durchgeschossen und anschließend ausgeblasen. Die Kontaktzeiten mit dem Lot<br />

sind ca. 1 - 2 sec.<br />

Verfahrensablaufbedingt ist die Kontaktzeit mit dem Lot bei der Wellenverzinnung wesentlich<br />

länger als bei der Walzenverzinnung.<br />

Anwendungsgebiet<br />

Das Verfahren HAL ist zum Stand der Technik geworden, > 50 % der <strong>Leiterplatten</strong> werden<br />

heute immer noch heißverzinnt. Die Anwendungsgebiete reiche über die gesamte Palette<br />

der <strong>Leiterplatten</strong>produktion von Multilayern bis zu Flex-Schaltungen.<br />

Umwelt<br />

Alle neuen Systeme werden nur noch gekapselt verkauft bzw. sind zur nachträglichen<br />

Kapselung ausgelegt.<br />

Es werden alle Richtlinien der TA Luft sowie alle MAK-Werte eingehalten. Verbrauchte<br />

Fluxer sind einer Sonderentsorgung zuzuführen, da sie sonst Probleme mit der Umwelt<br />

bereiten können.<br />

Kosten<br />

Die Prozeßkosten liegen beim Vertikalverfahren zwischen 2,- - 3,- DM/m 2 und beim<br />

Horizontalverfahren zwischen 3,- - 4,- DM/m 2 .<br />

Erwähnenswert ist, daß allein der Fluxer beim Vertikalverfahren 60 % der Kosten ausmacht.<br />

Beim Horizontalverfahren ist es das Abdecköl und der Fluxer, die sich mit knapp 50 % auf<br />

den m 2 - Preis auswirken.<br />

Analytik<br />

• Vorreinigung<br />

In der Regel werden die Bäder entsprechend den m 2 erneuert.


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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 15<br />

Da dies kein großer Kostenfaktor ist (Persulfatlösung mit Schwefelsäure) wird diese<br />

Lösung nicht lange analysiert sondern entweder nachgeschärft oder erneuert.<br />

• Heißverzinnung<br />

Lotanalyse, wird vom Lotlieferanten kostenlos durchgeführt. Es muß nur eine Lotprobe<br />

eingeschickt werden.<br />

• Nachreinigung<br />

Keine Analyse<br />

1.6 Organische Beschichtung<br />

Organische Kupferschutzschichten sind Komplexverbindungen, welche sich selektiv auf den<br />

freiliegenden Metallbereichen einer Leiterplatte, d. h. auf SMT-Pads sowie in<br />

durchkontaktierten Bohrungen ausbilden.<br />

Bei den sich auf dem Markt befindlichen Produkten unterscheidet man zwei Typen:<br />

1. Organische Kupferschutzschichte, welche nur eine monomolekulare Deckschicht auf dem<br />

Kupfer ausbilden können. Diese Schichten, auch als Anlaufschutz bezeichnet, werden<br />

bereits seit Mitte der 70er zum Erhalt der Lötfähigkeit von <strong>Leiterplatten</strong> für die Einfachlötung<br />

eingesetzt.<br />

2. Die neueren Produkte auf dem Markt ermöglichen die Abscheidung von dickeren<br />

Schichten (in der Regel zwischen 0,15 und 0,5 µm). Durch diese dickeren Schichten wird<br />

das Kupfer viel effektiver geschützt, so daß Mischbestückung bei <strong>Leiterplatten</strong> mit diesen<br />

Oberflächen jetzt möglich ist.<br />

Beschichtung<br />

Die Beschichtung kann sowohl in Horizontalanlagen als auch in Korbanlagen mit<br />

vergleichbarer Qualität erfolgen. Bei den Prozeßlösungen handelt es sich um wäßrige<br />

Lösungen, welche bei niedrigen Temperaturen (40 - 50 °C) arbeiten. Die höchste<br />

Temperatur während der Beschichtung ist die Trocknertemperatur mit ca. 70 bis 80 °C.<br />

Hierdurch sind thermische Schädigungen des <strong>Leiterplatten</strong>materials auszuschließen.<br />

Verfahrensablauf<br />

Temperaturen [°C] Verweilzeiten [Min.]<br />

Saurer Reiniger 20 - 40 2 - 4<br />

Spülen<br />

Mikroätzen 25 - 30 0,5 - 1<br />

Spülen<br />

Beschichten 40 - 50 0,5 - 2 (je nach<br />

gewünscheter<br />

Schichtstärke)


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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 16<br />

Alternativ hierzu gibt es Verfahren, welche anstatt der zweistufigen Vorbehandlung (saurer<br />

Reiniger und Mikroätze) eine einstufige Vorbehandlung (Ätzreiniger) verwenden.<br />

Die Vorteile bei der einstufigen Vorbehandlung sind Platz- sowie Kosteneinsparung;<br />

vorteilhaft bei der zweistufigen Vorbehandlung ist eine höhere Prozeßsicherheit.<br />

Eigenschaften<br />

Die organischen Kupferschutzschichten (0,15 - 0,5 µm) sind für <strong>Leiterplatten</strong> geeignet,<br />

welche Mehrfach-Lötprozesse durchlaufen.<br />

Hierbei ist als häufigste Kombination die Abfolge<br />

(1) Reflowlötung<br />

(2) Kleberaushärtung<br />

(3) Wellenlötung<br />

anzutreffen.<br />

Aber auch <strong>Leiterplatten</strong>, welche nur mit SMT-Bauteilen bestückt werden, können mit der<br />

Oberfläche „organische Kupferschutzschicht“ versehen sein.<br />

Hierbei werden die Platten zweimal reflowgelötet.<br />

Ebenfalls erfolgreich gelötet werden konnten die <strong>Leiterplatten</strong>, welche zweimal einen<br />

partiellen Wellenlötprozeß durchlaufen mußten, wobei eine solche Kombination bis zum<br />

jetzigen Zeitpunkt noch nicht sehr verbreitet ist.<br />

Auch hat es eine Reihe von Untersuchungen gegeben, die organischen<br />

Kupferschutzschichten für die Einpreßtechnik einzusetzen. Diese Untersuchungen, die mit<br />

unterschiedlichen Steckertypen durchgeführt wurden, führten zum Ergebnis, daß die<br />

organischen Kupferschutzschichten im Falle der geprüften Steckerkonfigurationen für die<br />

Einpreßtechnik geeignet sind.<br />

Anforderungen an das Löten von <strong>Leiterplatten</strong> für die Mischbestückung<br />

I. Oberflächentemperaturen<br />

Organische Moleküle, wie sie im Falle der organischen Kupferschutzschichten vorliegen,<br />

reagieren bei erhöhten Temperaturen mit Luftsauerstoff, d. h. sie werden oxidiert und<br />

können dann die Lötfähigkeit des darunter liegenden Kupfers nicht mehr gewährleisten.<br />

Man hat nur zwei Möglichkeiten, trotzdem organische Kupferschutzschichten erfolgreich<br />

für die Mischbestückung einzusetzen.<br />

(a) Mit dem Einsatz von Schutzgaslötanlagen sowohl für den Reflow- als auch für den<br />

Wellenlötprozeß werden bessere Ergebnisse erzielt als mit konventionellen Anlagen.<br />

(b) Optimierung der Temperaturprofile in Lötanlagen ohne Schutzgas führt zur<br />

Minimierung des oxidativen Abbaues.Hierdurch erreicht man, daß die Lötfähigkeit der zu<br />

lötenden Bereiche auch nach thermischer Vorbelastung bleibt.<br />

II. Flußmittel<br />

Damit die Lötverbindung sich ausbilden kann, muß die organische Kupferschutzschicht<br />

aufgelöst werden.Diese Aufgabe wird durch die Aktivatoren in der Lotpaste<br />

(Reflowlöten) bzw. im Flußmittel (Wellenlöten) erfüllt.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Kosten<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 17<br />

Hier gilt es, besonders bei den heute für den Wellenlötprozeß üblichen<br />

No-Clean-Flußmitteln (ca. 2 % Feststoffgehalt) ein geeignetes herauszufinden, welches<br />

ein gutes Lötergebnis ermöglicht.<br />

Dies ist besonders dann wichtig, wenn die den Flußmittelklassen FS-W 33 bzw. 34<br />

zugehörenden Flußmittel im Sprühverfahren aufgebracht werden. Die Praxis hat gezeigt,<br />

daß die Lötergebnisse deutlich besser werden, wenn man feststoffreichere Flußmittel<br />

aus der Klasse FS-W 32 mittels Schaumfluxmodul aufträgt.<br />

Die Kosten pro m 2 Zuschnitt für Chemieverbrauch und anteilige Ansatzkosten liegen<br />

zwischen 1,- und 4,- DM.<br />

(Hierbei wird eine Tagesproduktion von 250m 2 Zuschnitt zugrundegelegt. Die Kosten<br />

ergeben sich im wesentlichen durch Ausschleppung, so daß nahezu keine<br />

Kostenunterschiede für unterschiedliche Schichtstärken beobachtet werden.)<br />

Nicht enthalten sind Kosten für Spülwasser, Energie, Anlagenabschreibung,<br />

Anlagenbedienkosten, sowie Kosten für Wartung und Instandsetzung.<br />

Umwelt<br />

Die Verfahren sind abwassertechnisch unproblematisch.<br />

1.7 Walzenverzinnung<br />

Eigenschaften<br />

Das Verfahren ist nur für <strong>Leiterplatten</strong> ohne Durchmetallisierung geeignet. Das Aufwalzen<br />

der geschmolzenen Zinn/Blei-Legierung ergibt eine homogene lötbare Oberfläche. Die<br />

Schicht ist bedingt durch den Walz- und Quetschprozeß unterschiedlich dick, teilweise < 1<br />

µm. Derartig behandelte <strong>Leiterplatten</strong> sind nur innerhalb kurzer Lagerzeit lötbar.<br />

Die Walzenverzinnung ist eine Zinn-Bleischicht mit der Reinheit 63 % Zinn und 37 % Blei.<br />

Diese Zinn-Bleischicht wird mittels einer Walze, in die Oberfläche der Leiterplatte übertragen.<br />

Der Vorteil dieser Oberfläche ist eine Zinn-Bleischicht, die dem Lötzinn in den heute üblichen<br />

Lötanlagen entspricht sowie das automatisierbare horizontale Durchlaufverfahren. Eine<br />

Mehrfachlötung von walzenverzinnten Oberflächen ist möglich.<br />

Folgende Nachteile gilt es aber bei walzenverzinnten Oberflächen zu beachten:<br />

Eine Walzenverzinnung ist nur bei einseitigen Schaltungen möglich. Durch die hohen<br />

Abrißkanten, die beim Walzenverzinnen entstehen, ist diese Oberfläche nur bedingt SMTfähig.<br />

Außerdem ist der Einsatz bei Direkt-Steckern vorher mit dem Layout-Ersteller<br />

abzustimmen, da sonst die Abrißkante im Steckbereich liegen kann.<br />

Zweckmäßigerweise werden die Löcher nach dem Prozeß eingebracht; wird vor dem Prozeß<br />

gelocht, entsteht der Nachteil, daß diese Löcher beim Walzverzinnen teilweise mit Zinn/Blei<br />

verstopft werden können.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Arbeitshinweise<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 18<br />

Der Walzprozeß muß unmittelbar nach dem Fluxen erfolgen. Die Durchlaufgeschwindigkeit<br />

für Walzverzinnung liegt zwischen 10 und 20 m/min.<br />

Prozeßfolge<br />

Prozeßschritt Temperatur [°C] Zeit [min/ sec.]<br />

Mikroätzen 25 - 30 1 - 2<br />

Spülen RT 10 - 20 sec.<br />

Trocknen 60 10 - 20 sec.<br />

Fluxen RT 2 sec.<br />

Verzinnen 230 -240 2 sec.<br />

Spülen 60/ RT 1 min<br />

Trocknen 60 10 - 20 sec.<br />

Prozeßschritt<br />

Vorreinigen Fluxen Verzinnen Abblasen Spülen<br />

Zweck Entfernen von Entfernen von Oxid, Beschichten Entfernen der Rückstandsloses<br />

Schmutz oder Schutz vor erneuter der<br />

überschüs- Entfernen der<br />

Anlaufschichten Oxidbildung, Metallflächen sigen Flußmittel<br />

Verbesserung der mit eutektischer Zinn/Blei-<br />

Benetzbarkeit des Zinn/ Blei- Legierung<br />

Kupfers<br />

Legierung<br />

Einrichtung Bürst- oder Schwall bzw. Walzenbe- Kompressor, Durchlaufsprüh-<br />

Sprühmaschine, Walzenfluxeinrichtschich beheizbarer maschinen, ggf. mit<br />

Tauchbad ungtungsanlage<br />

Luftkessel,<br />

Luftmesser<br />

Bürste<br />

Behandlung wäßrige, neutrale Polyalkohole mit Zinn/Blei- erhizte ölfreie Wasser, ggf. mit<br />

s-medium bis saure Lösung sauren Zusätzen Legierung, Luft<br />

Zusätzen oder<br />

mit Zusätzen (A1, U2)<br />

vorzugsweise<br />

organischen<br />

(A1, U1)<br />

63/67 (A3, U5)<br />

Lösungsmitteln (A2,<br />

U4)<br />

Anlagentechnik horizontal<br />

Für Mikroätzen, Behälter und Sprühdosen aus säurebeständigem Kunststoff.<br />

Bleizinnbehälter aus Stahl (Edelstahl).<br />

Überwachung und Wartung<br />

Ergänzung des Anäters (Mikroätzen) nach Durchsatz oder naßchemischer Analyse.<br />

Ergänzung des Zinn/Blei nach Verbrauch. Flußmittel spindeln.<br />

Kosten<br />

In Abhängigkeit vom Layout (zu verzinnende Fläche) und von der zu verzinnenden Cu-<br />

Schichtdicke (Durchlaufgeschwindigkeit muß der Cu-Schichtdicke angepaßt werden) liegen<br />

die Kosten zwischen 2,- und 5,- DM.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

1.8 Aufschmelzen mittels flüssiger Medien<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 19<br />

Prozeßschritt<br />

Vorreinigen Fluxen Aufschmelzen Reinigen<br />

Zweck Entfernen von Entfernen von Oxid, Homogenisieren der Rückstandsloses<br />

Schmutz oder Schutz vor erneuter galvanisch abgeschie- Entfernen der<br />

Anlaufschichten Oxidbildung, denenZinn/Blei-Über- Flußmittel<br />

Verbesserung der züge zur Verbesserung<br />

Benetzbarkeit des der Lötbarkeit,<br />

Kupfers<br />

Entfernen von SN/Pb-<br />

Überhängen an<br />

Leiterkanten<br />

Einrichtung Durchlaufsprüh- Schwall- bzw. Schwallbad aus nichtDurchlaufsprühmaschine,Walzenfluxrostendem Stahl, maschinen, ggf.<br />

Tauchbad einrichtung<br />

Tauchbad<br />

mit Bürste<br />

Behandlungs- wäßrige, neutrale alkoholische, saure mehrwertige Alkohole, Wasser, ggf. mit<br />

medium<br />

bis saure Lösung Lösungen mit Polyalkohole, hoch- Zusätzen oder<br />

mit Zusätzen (A1, Polyalkoholen und temperaturfeste Öle organischen<br />

U1)<br />

Zusätzen (A1, U2) (U3, U5)<br />

Lösungsmitteln<br />

(A2, U4)<br />

Temperatur [°C] Raumtemperatur Raumtemperatur 210 bis 240, ggf. nach für Wasser 20 bis<br />

Vorwärmen der 60; für organische<br />

<strong>Leiterplatten</strong><br />

Lösungsmitel<br />

vorzugsweise<br />

Raumtemperatur<br />

Behandlungszeit 20 bis 40 s bis 10 s 5 bis 30 s 1 bis 3 min<br />

Das Aufschmelzen der galvanischen Zinn/Blei-Abscheidung ergibt eine homogene Schicht,<br />

die auch nach längerer Lagerzeit gut lötbar ist. Die entstehende Oberfläche wird ballig, so<br />

daß sich die Schichtdicke an Kanten und Lochrändern verringert. Beim Aufschmelzen<br />

entsteht eine Querschnittsverringerung des Loches.<br />

Die Vorbehandlung sollte unmittelbar nach dem Ätzen durchgeführt werden. Bei längerer<br />

Lagerung zwischen Ätzen und Aufschmelzen muß die Vorbehandlung wiederholt werden.<br />

Das Aufschmelzen selbst soll bei möglichst niedriger Temperatur vorgenommen werden;<br />

dadurch wird die Temperaturbelastung der Leiterplatte gering gehalten.<br />

Tritt beim Aufschmelzen Entnetzung* auf, ist die Ursache nicht nur beim Aufschmelzprozeß,<br />

sondern auch in den vorangegangenen Arbeitsgängen zu suchen.


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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

1.9 Aufschmelzen mittels Infrarotstrahlung (IR)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 20<br />

Prozeßschritt<br />

Vorreinigen Fluxen Aufschmelzen Reinigen<br />

Zweck Entfernen von Entfernen von Oxid, Homogenisieren Rückstandsloses<br />

Schmutz oder Schutz vor erneuter der galvanisch Entfernen der<br />

Anlaufschichten Oxidbildung,<br />

abgeschiedenen Flußmittel<br />

Verbesserung der Zinn/Blei-Überzüge<br />

Benetzbarkeit des zur Verbeserung<br />

Kupfers<br />

der Lötbarkeit, Entfernen<br />

von SN/Pb-<br />

Überhängen an<br />

Leiterkanten<br />

Einrichtung Durchlaufsprüh- Schwall- bzw.<br />

Durchlaufmaschine Durchlaufsprühmaschine,<br />

Tauchbad Walzenfluxeinrichtung, mit Vorwärm- und maschinen, ggf. mit<br />

Tauchbad<br />

Aufschmelzzone Bürste<br />

Behandlungs- wäßrige, neutrale bis alkoholische, saure IR-Strahler Wasser, ggf. mit<br />

medium saure Lösung mit Lösungen mit<br />

(U5)<br />

Zusätzen oder<br />

Zusätzen (A1, U1) Polyalkoholen und<br />

organischen<br />

Zusätzen (A1, U2)<br />

Lösungsmitteln (A2,<br />

U4)<br />

Temperatur Raumtemperatur Raumtemperatur siehe<br />

für Wasser 20 bis 60;<br />

[°C]<br />

Arbeitshinweise für organische<br />

Lösungsmitel<br />

vorzugsweise<br />

Raumtemperatur<br />

Behandlungszeit<br />

20 bis 40 s bis 10 s 5 bis 15 s 1 bis 3 min<br />

Das Aufschmelzen mittel IR-Strahlung führt zum gleichen Ergebnis bezüglich der Qualität<br />

und Geometrie der Oberfläche wie das Aufschmelzen mit flüssigen Medien.<br />

Das Aufschmelzen mittels IR-Strahlen an Mehranlagenleiterplatten* ist im Gegensatz zum<br />

Aufschmelzen in flüssigen Medien wesentlich kritischer und kann u. U. nicht durchgeführt<br />

werden, da zu hohe Wärmebelastung zu Delamination führen kann. Um Delamination an<br />

Mehrlagenleiterplatten zu vermeiden wird empfohlen, vor dem Aufschmelzen zu tempern.<br />

Arbeitshinweise<br />

Beim Aufschmelzen mittels IR-Strahlung ist zu beachten, daß die Strahlereinstellung und<br />

Behandlungszeit dem jeweiligen Plattentyp (Materialart, Größe, Dicke, Farbe, Abdeckung,<br />

Gestaltung des Leiterbildes usw.) angepaßt wird, um eine Überhitzung zu vermeiden.<br />

Die Bearbeitungsparameter sind für die jeweilige Leiterplatte durch Versuche zu ermitteln.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

1.10 Konservieren und Lackieren (Schutzlackieren)<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 21<br />

Ungeschütztes Kupfer oxidiert in der Atmosphäre und wird dadurch schlechter lötbar. Die<br />

Kupferoberfläche muß deshalb zur Erhaltung der Lötbarkeit konserviert werden. Dieses<br />

Konservieren durch Lack erfolgt je nach Art der Leiterplatte mit unterschiedlichen<br />

Lacksystemen und entsprechend unterschiedlichen Lackierverfahren.<br />

(Kennzeichnungsdrucke und Lötstoppmasken müssen vorher aufgebracht werden.)<br />

Prozeßschritt<br />

Vorbehand<br />

eln<br />

Lackieren<br />

Lackart WasserverWasserver- Lötlack<br />

drängerdrängungslac k<br />

Lackierver-<br />

Tauchverfahren Tauchver- Walzlackier Lackgieß Spritzverfahrenfahren<br />

verfahren verfahren fahren<br />

Zweck Entfernen<br />

von<br />

Schmutz<br />

oder<br />

Anlaufschichten<br />

Konservieren Konservieren und Löthilfe<br />

Einrichtung Bürst- oder Tauchbecken aus<br />

Tauch- Walzlackier LackSpritzSprühmaschine nichtrostendem Stahl oder<br />

verzinktem Stahlblech mit<br />

Wasserstandsanzeige und<br />

Ablauf<br />

(A4)<br />

becken<br />

aus Stahlblech,Polyäthylen<br />

oder<br />

Polpropylen<br />

maschine<br />

(Roller<br />

Coater)<br />

(A4)<br />

gießmaschinepistole,<br />

elektrost<br />

atische<br />

Sprühanlage<br />

(A4)<br />

Behand- wäßrige, Netzmittel Kunstharz- Kolophonium oder lötaktivere Harze, gelöst in<br />

lungsmedien neutrale<br />

bis saure<br />

gelöst in<br />

unpolaren<br />

lack in<br />

unpolaren<br />

Alkoholen<br />

Lösung mit Kohlenwasser Kohlenwasse<br />

Zusätzen stoffen rstoffen mit<br />

(A1, U1)<br />

Netzmitteln<br />

Temperatur Raumtemp<br />

.<br />

Raumtemparatur<br />

Behand- 20 - 40 s 1 - 3 min 1 - 3 min im Tauchverfahren, sonst<br />

lungszeit<br />

Durchlaufverfahren, maschinenabhängig<br />

Trockenzeit 5 - 20 min 5 - 10 min<br />

Schichtdicke 2 - 5 µm 2 - 10 µm<br />

Mit Wasserverdränger bzw. Wasserverdrängungslack* kann in einem Arbeitsgang<br />

entwässert und konserviert werden. Bei längerer Lagerzeit der Leiterplatte ist die kombinierte<br />

Konservierung mit Wasserverdränger und anschließender Tauchlackierung mit Lötlack<br />

angebracht.


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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 22<br />

Durchmetallisierte <strong>Leiterplatten</strong> werden z. B. im Tauchverfahren, einseitige <strong>Leiterplatten</strong> im<br />

Walzlackier- oder Sprühverfahren konserviert.<br />

Mit Schutzlack behandelte <strong>Leiterplatten</strong> trocknen bei Raumtemperatur je nach Schichtdicke<br />

des Lackfilms in ca. 5 bis 20 min. Um die Trockenzeiten abzukürzen, können<br />

Trockenstrecken, z. B. Umlufttrocknungsanlagen oder IR-Strahler vorgesehen werden.<br />

Bei Anwendung von Lacksystemen, die brennbare bzw. entflammbare Lösungsmittel<br />

enthalten, sind, die Sicherheitsvorschriften (Ex-Schutz) zu beachten.<br />

Die Viskosität wird nach DIN 53211 mit einem DIN-Auslaufbecher überwacht, wobei je nach<br />

Viskositätsbereich eine 2- oder 4-mm-Düse verwendet wird.<br />

2 Arbeitssicherheit und Umweltschutz<br />

(Hinweise zu A und U)<br />

2.1 Arbeitssicherheit (A)<br />

A1 Das Personal hat unbedingt die für den Umgang mit ätzenden Stoffen geltenden<br />

Vorschriften zu beachten, insbesondere das Tragen von Schutzkleidung und den<br />

Gebrauch der Sicherheitseinrichtungen.<br />

A2 Umgang mit Lösungsmitteln und lösungsmittelhaltigen Produkten<br />

Folgende Vorschriften und Gesetzestexte sind unbedingt zu beachten:<br />

- Verordnung für brennbare Flüssigkeiten (VbF)<br />

- Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten (TRbF)<br />

- Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)<br />

- Verordnung über Anlagen in explosionsgefährdeten Räumen<br />

- Eplosionsschutz und Richtlinien (EX-RL) der BG Chemie<br />

- Merkblatt BG Chemie M 017: Umgang mit Lösemitteln<br />

- Merkblatt BG Chemie M 050: Umgang mit gesundheitsgefährlichen Stoffen (für<br />

die Beschäftigten)<br />

- Merkblatt der BG Chemie M 053: Allgemeine Arbeitsschutzmaßnahmen für gefährliche<br />

Arbeitsstoffe.<br />

Weiterhin ist zu beachten :<br />

Für gute Be- und Entlüftung sorgen; nicht rauchen, Zündfunken vermeiden; Kontakt mit<br />

der Haut vermeiden; Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen; Hautschutzcreme<br />

verwenden; Behälter nach Gebrauch verschließen, leere Gebinde aus dem Arbeitsraum<br />

entfernen; keine Nahrungs- und Genußmittel am Arbeitsplatz aufbewahren; am<br />

Arbeitsplatz nicht essen und trinken; gebrauchte Putzlappen nur in hierfür vorgesehenen<br />

Behältern aufbewahren; Angaben des Herstellers lt. DIN-Sicherheitsdatenblatt beachten;<br />

beim Umfüllen von brennbaren Flüssigkeiten beide Gefäße erden und elektrisch leitend


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Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 23<br />

miteinander verbinden. In Notfällen Arzt aufsuchen, möglichst Sicherheitsdatenblatt<br />

mitnehmen.<br />

A3 Bei der Wahl des Flußmittels ist auf einen hohen Flammpunkt zu achten, da es beim<br />

Eintauchen in das heiße Zinn/Blei zur Entflammung kommen kann.<br />

A4 Bei Lackieranlagen ist den Vorschriften entsprechend der Ex-Schutz einzuhalten und<br />

eine entsprechende Absaugung vorzusehen.<br />

2.2 Umeltschutz (U)<br />

U1 Werden bei der Vorbehandlung Chemikalien eingesetzt, so sind diese Chemikalien<br />

und deren Spülwasser den Abwasservorschriften entsprechend zu behandeln.<br />

Eingesetzte Tenside müssen biologisch abbaubar sein.<br />

U2 Flußmittel können sowohl auf wäßriger als auch auf alkoholischer Basis aufgebaut<br />

sein. Flußmittelreste sind den Abwasservorschriften entsprechend zu entsorgen.<br />

U3 Auf vorschriftsmäßige Entsorgung der Aufschmelzmedien ist zu achten.<br />

U4 Werden wäßrige Reiniger mit Zusätzen verwendet, ist auf biologische Abbaubarkeit<br />

zu achten. Bei organischen Lösungsmitteln ist auf die Flüchtigkeit zu achten und ggf.<br />

durch Absaugung und Filterung die Emissionsgrenzen der TA-Luft einzuhalten.<br />

U5 Beim Einbringen der gefluxten Leiterplatte in den Aufschmelz- oder<br />

Heißverzinnungsprozeß kommt es zum Verdampfen der Lösungsmittel, teilweise<br />

auch zu Verbrennungsreaktionen. Die hieraus resultierenden Abgase sind<br />

entsprechend den Vorschriften der TA-Luft zu behandeln.


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

3 Zusammenfassung<br />

Verfahren zur Erhaltung der Lötbarkeit<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 6<br />

Seite 24<br />

In der Matrix auf der nachfolgenden Seite wird die Einigung der jeweiligen Oberfläche<br />

dargestellt. Die Bewertung umfaßt sowohl die wichtigsten Eigenschaften, als auch das<br />

Anwendungsprofil der funktionellen Endschichten.<br />

In der hier vorliegenden Broschüre sollte über den momentanen Stand der verfügbaren<br />

<strong>Leiterplatten</strong>oberflächen berichtet werden.<br />

Die Betrachtungen haben naturgemäß keinen abschließenden Charakter, da laufend noch<br />

auf dem Gebiet der <strong>Leiterplatten</strong>oberfläche weiter gearbeitet wird, so daß in Zukunft<br />

durchaus neue oder weiter verbesserte Oberflächen hinzu kommen können.<br />

HAL 0 + + - ++ - - 0 - -<br />

Walzenverzinnung - 0 0 - E - - - - -<br />

Chem. Zinn + + + + + - - + + 0<br />

Chem. Ni / Au + + + + + + + 0 + +<br />

Org. Beschichtung + 0 + + + - - + 0 -<br />

Chem. Palladium + + + + + 0 + + + +<br />

Chem. Silber + + + + + + + + + +<br />

+ gut<br />

0 mittel<br />

- schlecht/nicht geeignet<br />

E entfällt<br />

Fineline<br />

Finepitch MehrfachlötenLagerfähigkeitEbenheitLotdurchstiegUltrasonic<br />

Bonden<br />

Thermosonic<br />

Bonden<br />

Einpreß<br />

technik<br />

KlebetechnikKontakttechnik<br />

-<br />

Druckkontakt


VDE/VDI-SCHULUNGSBLÄTTER FÜR DIE LEITERPLATTENFERTIGUNG<br />

Allgemeines<br />

Leiterplatte und Umwelt<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

Blatt 7<br />

Seite 1<br />

<strong>Leiterplatten</strong> stellen unverzichtbare Bestandteile aller elektronischen Baugruppen dar.<br />

Erstaunlicherweise werden zu ihrer Herstellung überwiegend chemische Prozesse und<br />

Verfahren eingesetzt. Die wichtigsten chemischen Behandlungsschritte in der<br />

<strong>Leiterplatten</strong>herstellung sind die Durchkontaktierung, die galvanischen Prozesse und das<br />

Ätzen.<br />

Um den heutigen Forderungen nach geringstmöglicher Belastung der Umwelt durch die<br />

Fertigung entsprechen zu können, werden in allen Fertigungsbereichen mögliche<br />

Recyclingtechniken vorgestellt, auch wenn sie zum Teil noch Modellcharakter besitzen.<br />

Mehrfach stellte sich heraus, daß für Prozeßschritte in der <strong>Leiterplatten</strong>technik zwar<br />

theoretische Vorstellungen für das Recycling vorliegen, aber die praktische Umsetzung in<br />

die Routineproduktion noch nicht erfolgt.<br />

Wo keine Recyclingtechniken einsetzbar sind, muß man entsprechend sorgfältig für die<br />

Entgiftung und Entsorgung der verbrauchten Chemikalien Sorge tragen. Durch eine auf die<br />

Inhaltsstoffe abgestimmte Zusatzverrohrung ist es möglich, die Abwässer ihren<br />

Inhaltsstoffen entsprechend getrennt abzuleiten und spezifisch zu behandeln.<br />

Neben der Reduzierung von Abfall durch separates Sammeln und, wo möglich, Verwertung,<br />

und der optimierten Behandlung von Abwasser können auch Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der Luftbelastung durchgeführt werden.<br />

1 Basismaterial<br />

Das Basismaterial für <strong>Leiterplatten</strong> besteht aus einem Kunstharzsystem, welches durch<br />

Papier, Glasfasergewebe bzw. –Vlies oder z. B. Kevlar mechanisch verstärkt wird. Das<br />

weitverbreitete FR 4-Basismaterial besteht aus verschiedenen Lagen aus feinem<br />

Glasgewebe und Epoxidharz. Um eine Flammhemmung zu erreichen verwendet man als<br />

Ausgangsstoff für das Epoxidharz Tetrabromobisphenol A, welches zu einem im Brandfall<br />

schnell selbstverlöschenden Basismaterial führt. Von Nachteil ist allerdings die durch einen<br />

Brand verursachte Bromwasserstoffbildung, die unter anderem auch zu erheblichen<br />

Korrosionsschäden als sekundärem Effekt führen kann. Für FR 4-Basismaterial wurde ein<br />

spezielles Verwertungsverfahren entwickelt, das Kupfer und Nichtmetalle trennt, so daß sie<br />

getrennt wiederverwertet werden können. Aus Rezyklat hergestelltes Basismaterial hat sich<br />

bis jetzt noch nicht durchsetzen können.<br />

1.1 Die chemische Durchkontaktierung<br />

Bei <strong>Leiterplatten</strong> wird die elektronische Schaltung in ein Leiterbild umgesetzt, das sich meist<br />

auf zwei und bei Mehrlagenschaltungen (Multilayern) sogar auf vielen Ebenen befindet. Um<br />

diese Leiterbildebenen miteinander zu verbinden, werden an den vorgesehenen<br />

Kontaktstellen Löcher gebohrt, deren Metallisierung die Verbindung herstellt. Außerdem<br />

können Bauelemente hier eingelötet werden. Das Basismaterial von <strong>Leiterplatten</strong> besteht in<br />

der Regel aus mit Glasfasermatten verstärktem Epoxidharz, welches, da es nichtleitend ist,<br />

in den Durchkontaktierungslöchern mit einer stromlos erzeugten Kupferschicht versehen


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Leiterplatte und Umwelt<br />

VDE/VDI<br />

3711,<br />

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Seite 2<br />

wird. Nach Vorreinigen, Beizen und Katalysieren wird das Kupfer chemisch-reduktiv<br />

abgeschieden. Als Reduktionsmittel dient dabei Formaldehyd, während durch<br />

Komplexbildner wie EDTA, Tartrat oder Quadrol die Kupferionen bei den<br />

Arbeitsbedingungen in Lösung gehalten werden. Bei der Entsorgung der verbrauchten<br />

chemisch Kupfer-Lösungen wird empfohlen, durch Überaktivierung das vorhandene Kupfer<br />

auszufällen.<br />

Im Fall von EDTA als Komplexbildner ist es dann möglich, den größten Teil des Materials<br />

durch Ausfällen als freie Säure zurückzugewinnen und sogar im Prozeß wieder einzusetzen.<br />

Am effektivsten arbeitet dieses Verwertungsverfahren bei der Additivtechnik, wo besonders<br />

große Mengen an verbrauchter chemisch Kupferlösung anfallen.<br />

Das Formaldehyd kann in den verbrauchten Lösungen durch Oxidation mit<br />

Wasserstoffperoxid oder durch anodische, elektrolytische Oxidation zerstört werden. Im<br />

Labor- und Pilotmaßstab gibt es auch ein Verfahrenzur Zerstörung der Komplexbildner durch<br />

eine spezielle elektrolytische Oxidationszelle mit hohen Stromdichten. Tartrat als<br />

Komplexbildner im chemisch Kupferprozeß läßt sich biologisch abbauen. Mit dem Ziel, durch<br />

Vermeidung von Formaldehyd und Komplexbildnern die Umwelt zu entlasten, ohne dabei an<br />

der Qualität der Produkte Abstriche machen zu müssen, wurden verschiedene sogenannte<br />

Direct Plating Verfahren entwickelt. Es wird eine sehr dünne, leitfähige Schicht auf den<br />

Nichtleitern erzeugt, deren Leitfähigkeit ausreicht, galvanisch mit Kupfer zu verstärken. Man<br />

unterscheidet die Direct Plating Verfahren nach der Methode, die leitfähige Grundschicht zu<br />

erzeugen:<br />

- kolloides Palladium, gegebenenfalls sulfidiert<br />

- Kohle- bzw. Graphitsuspension<br />

- leitfähige organische Polymere<br />

Teilweise sind auch die Conditioner auf komplexbildnerfreie Varianten umgestellt worden.<br />

1.2 Der Desmear-Prozeß<br />

Um die Innenwand der Bohrlöcher für die Durchkontaktierung optimal vorzubereiten und bei<br />

allen Mehrlagenschaltungen, rauht man mittels Oxidation durch alkalische<br />

Kaliumpermanganatlösung das Epoxidharz auf. Im ersten Prozeßschritt wird mit Hilfe eines<br />

organische Lösemittel enthaltenen Quellers die Struktur des Harzes gelockert, so daß das<br />

Permanganat oxidativ angreifen kann. Durch optimierte Abtropfzeiten und Verwendung von<br />

Lösung aus der Sparspüle zum Ersatz der Verdampfungsverluste kann man einen großen<br />

Teil der Organik ins Prozeßbad zurückführen. Der Permanganatverbrauch wird durch die<br />

direkte anodische Reoxidation des Manganats im Arbeitsbehälter mehr als halbiert.<br />

1.3 Das Beizen<br />

Wann immer in der <strong>Leiterplatten</strong>technik besonders reine und aktive Kupferoberflächen<br />

benötigt werden, setzt man einen Beizschritt ein.


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Seite 3<br />

Mit einer schwefelsauren Natriumpersulfatlösung trägt man beim Beizen z. B. 1mm Kupfer<br />

ab. Obwohl die chemische Entgiftung durch Sulfidfällung zu sehr geringen<br />

Schwermetallrestkonzentrationen führt, ist das Recycling zur Abfallvermeidung hier<br />

besonders aussichtsreich.<br />

Mit einer Trommelelektrolysezelle, beispielsweise, kann in wenigen Stunden der größte Teil<br />

des Kupfers abgeschieden werden. Die verbliebene Lösung wird dann chemisch zur<br />

Gewährleistung der Einleitungsgrenzwerte nachbehandelt. Bei Einsatz von Kalkmilch in der<br />

Konzentratbehandlung fällt man einen großen Teil des im Abwasser enthaltenen Sulfats als<br />

Gips aus, was allerdings die Menge an Abfall erhöht.<br />

Mit einer durch eine Membran unterteilten „Gaslift“-Zelle erreicht man eine vollständige<br />

Kreislaufschließung. Kathodisch scheidet man das in der verbrauchten Beizlösung<br />

enthaltene Kupfer bei hoher Stromdichte in Form eines feinen Pulvers ab, das mit dem<br />

Flüssigkeitsstrom aus der Zelle ausgetragen und außerhalb abgetrennt wird. Die<br />

verbleibende, entkupferte Lösung oxidiert man anodisch wieder zu Peroxodisulfat auf, das<br />

wieder in die Fertigung zurückführbar ist. Die in den Beizen enthaltene Menge Kupfer stellt<br />

die Hauptquelle in der Fertigung dar.<br />

1.4 Spültechnik<br />

Der am häufigsten in der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung verwendete Stoff ist das Wasser. Es dient<br />

zum Ansetzen der Prozeßlösungen, zum Abtrennen der verschiedenen Verfahrensschritte<br />

und zum Erzeugen einer geeigneten Oberflächenbeschaffenheit.<br />

Sparspülen waschen im Anschluß an eine chemische Behandlungsstufe den Hauptteil der<br />

Inhaltsstoffe von der Oberfläche. In Sparspülstufen kann man die Wirkstoffe so<br />

aufkonzentrieren, daß Recyclingtechniken einsetzbar werden oder die Sparspüllösungen<br />

direkt in die Prozeßstufen zurückgeführt werden können. Am zuverlässigsten, vom<br />

Standpunkt der Verfahrenssicherheit, erwies sich die Steuerung des Wasserzulaufs zu den<br />

Sparspülen mittels Leitfähigkeitssonden, so daß Schwankungen des Wirkstoffeintrags<br />

automatisch ausgeglichen werden. Steht keine Aufarbeitungstechnik zur Verfügung, können<br />

Sparspülen wegen ihres geringen Volumens auch mit Hilfe der wirkungsvolleren<br />

Chargentechnik entsorgt werden.<br />

Durch Nachspülen mit sehr reinem Kreislaufwasser erhält man die für Folgeprozesse<br />

optimale Oberflächenreinheit. In einer Kreislaufwasseranlage werden durch Kationen-und<br />

Anionenaustauscherharze die ionischen Inhaltsstoffe des Spülwassers durch chemische<br />

Oberflächenreaktion festgehalten und das gereinigte Wasser wieder in die Fertigung<br />

zurückgeleitet. Wenn die gesamte Oberfläche der Ionenaustauscherharze derart belegt und<br />

damit das Austauschvermögen erschöpft ist, kann man durch Behandlung der<br />

Kationenaustauscher mit Säure und der Anionenaustauscher mit Lauge deren Wirksamkeit<br />

durch die Umkehr der chemischen Reaktionen wieder vollständig regenerieren. Die<br />

Häufigkeit des Regenerierens wird nur durch den Gehalt des Wassers an Inhaltsstoffen,<br />

nicht aber durch die Menge des durch die Austauscher fließenden Wassers bestimmt. Man<br />

kann also durch Ionenaustauscher die Inhaltsstoffe des Wassers aufkonzentrieren. Die<br />

Regenerate können entweder einer elektrolytischen Aufarbeitung oder der chemischen


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Leiterplatte und Umwelt<br />

VDE/VDI<br />

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Seite 4<br />

Behandlung und Entsorgung zugeführt werden. Wenn aufgrund von Wasserinhaltsstoffen,<br />

die nicht an Ionenaustauscherharzen gebunden werden und sich deshalb im Kreislaufwasser<br />

anreichern würden, die Verwendung von Kreislaufwasser ausgeschlossen ist, kann man<br />

durch Bildung von Spülkaskaden, bei denen eine Spülstufe immer den Zufluß für die<br />

nächstfolgende Spülstufe darstellt, ebenfalls bis zu 90% des Spülwassers einsparen. Dazu<br />

werden häufig bis zu 4-stufige Spülkaskaden benutzt. Im Anhang 40 der<br />

Rahmenverwaltungsvorschrift, der die Einleitungsbedingungen regelt, wird von einer 3<br />

stufigen Spülung ausgegangen.<br />

1.5 Fotodruck<br />

Zur Erzeugung des Leiterbildes und der Lötstopmaske werden meist Fotodruckverfahren<br />

eingesetzt. Lichtempfindliche Trockenresists werden auf die <strong>Leiterplatten</strong> auflaminiert, oder<br />

ein lichtempfindlicher Lack aufgebracht und durch Belichten mit UV-Licht an den<br />

abzudeckenden Stellen unlöslich gemacht. Die nichtbelichteten Stellen werden mit<br />

Sodalösung herausgelöst. Nach der Galvanisierung entfernt man den Trockenresist<br />

vollständig mit Hilfe von Lauge. Viele <strong>Leiterplatten</strong>hersteller nutzen einen Zusatz an<br />

Ethanolamin, um den Resist besser von den Leiterflanken zu entfernen. Die Fotoresist<br />

enthaltenden Konzentrate und Sparspülwässer werden bevorzugt getrennt gesammelt. Bei<br />

der Fotoresistbehandlung säuert man teilweise unter Zugabe von Eisensalzen an. Je nach<br />

Arbeitsverfahren fällt ein Resistkuchen an, der manuell entfernt wird oder der Schlamm wird<br />

abgepreßt. Bei Anwesenheit von Ethanolamin kann man nur mit Sulfid bzw. Organosulfid die<br />

Kupferkonzentration unter den Einleitegrenzwert senken. Es ist wegen möglicher<br />

Rücklösung besonders darauf zu achten, daß komplexbildnerhaltige Lösungen, auch nach<br />

Abtrennung des Sulfidschlamms, nicht in den komplexbildnerfreien Anlagenbereich<br />

gelangen. Mit Fotoresist beladene Entwicklerlösungen können gegebenenfalls auch mit Hilfe<br />

der Ultrafiltration bearbeitet werden.<br />

1.6 Ätzen<br />

Nachdem durch Fotoprozeß und Galvanoprozeß das Leiterbild strukturiert wurde, muß das<br />

überschüssige Kupfer des Basismaterials nun entfernt werden. Im Normalfall benutzt man in<br />

der <strong>Leiterplatten</strong>technik galvanisch aufgebrachtes Zinn oder Zinnblei als Schutz für das<br />

Leiterbild beim Ätzen. Als Ätzmedium dient eine ammoniakalische Kupfersalzlösung. Bei<br />

dem Replenisher-Verfahren regelt ein Dichtesensor den Zufluß an Frischätze und den<br />

Abfluß an verbrauchter Ätze. Die Ätzlösungen werden in großen Tanks gesammelt und z. B.<br />

wöchentlich mit Tankwagen gewechselt. Ein Recyclingverfahren für die ammoniakalische<br />

Ätze, welches es gestattet, durch den Übergang auf Sulfat als Basis der Ätzlösung diese<br />

durch elektrolytische Abscheidung des Kupfers zu regenerieren, wird bei einigen<br />

<strong>Leiterplatten</strong>herstellern in der Routinefertigung eingesetzt. Auf diese Weise gewinnt man z.<br />

B. täglich mehrere hundert kg Kupfer zurück, so daß dies Verfahren auch wirtschaftlich<br />

vertretbar ist.<br />

Beim Ätzen von Innenlagen, wo der Fotoresist als Ätzschutz dient, verwendet man häufig<br />

eine salzsaure Kupferchloridlösung als Ätzmedium. Bei dem konventionellen Verfahren wird<br />

das Ätzmedium durch Zusatz von Wasserstoffperoxid mittels einer Redox-Steuerung immer<br />

aktiv gehalten. Das verbrauchte Ätzmedium sammelt sich in einem Vorratstank und wird


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Leiterplatte und Umwelt<br />

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Seite 5<br />

extern aufgearbeitet. Bei einem Aufarbeitungsverfahren gewinnt man die Salzsäure für den<br />

Wiedereinsatz beim Ätzen zurück, während als zweites Produkt Kupfersulfat entsteht.<br />

Bei elektrolytischen Recyclingverfahren muß durch den Aufbau oder den Ablauf des<br />

Verfahrens sichergestellt werden, daß anodisch kein Chlor entsteht. Bei einem in der<br />

Fertigung erprobten Verfahren versucht man durch äußerst intensiven Austausch der<br />

Lösung an der Anode das elektrochemische Potential so klein zu halten, daß möglichst kein<br />

Chlor entsteht.<br />

1.7 Heißluftverzinnen<br />

Nach dem Ätzen wird der Ätzschutz entfernt und zum Verhindern von Kurzschlüssen ein<br />

Abdecklack aufgebracht, der nur die Bohrungen und die Anschlußflächen freiläßt. Die<br />

<strong>Leiterplatten</strong> werden nun durch Beizen gereinigt und mit Flußmittel überzogen. Das<br />

Flußmittel aktiviert und schützt die <strong>Leiterplatten</strong> beim Heißluftverzinnen, wenn die Platten<br />

kurz in ein Bad aus flüssigem Lot getaucht und Lotreste beim Herausziehen mit Hilfe von<br />

Preßluft aus den Aufnahmelöchern und von der Oberfläche geblasen werden. Die Abluft<br />

reinigt man optimal mit einem elektrostatischen Filter und nachgeschaltetem A-Kohlefilter, so<br />

daß keine Geruchsbelästigung auftreten kann.<br />

1.8 Abwasserbehandlung<br />

In der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden die Abwasserströme möglichst nach ihren Inhaltsstoffen<br />

entsprechend getrennt gehalten, damit Aufarbeitungstechniken oder spezielle<br />

Entsorgungstechniken einsetzbar werden. Bei Fuba Gedruckte Schaltungen wurden z. B. zu<br />

diesem Zweck bei laufender Produktion zusätzliche Abwasserrohre mit einer Länge von<br />

mehr als 11000 m gelegt.<br />

Eine Kreislaufanlage dient zum Klarspülen, wenn die Produkte durch Sparspülen schon<br />

vorgereinigt sind, da Kreislaufwasser eine große Reinheit besitzt. Durch den Aufbau der<br />

Kationen- und Anionenaustauscher als Zweistraßenanlage ist eine ständige Verfügbarkeit<br />

gesichert, auch wenn ein Ionenaustauscher gerade automatisch regeneriert wird.<br />

Eingeschleppte Tenside können in einem speziellen Tensidfänger adsorbiert werden. Eine<br />

Regeneration dieser Harze ist nur mit besonderem Aufwand möglich, so daß sie nach<br />

Beladung meist in geeigneten Anlagen verbrannt werden.<br />

Normal belastete bzw. nicht kreislaufwasserfähige Abwässer werden in der kontinuierlichen<br />

Durchlaufanlage behandelt. Nur wenn in diesen Abwasserströmen komplexbildende<br />

Substanzen ausgeschlossen werden können, ist auch ohne die Sulfidfällung, sondern durch<br />

Hydroxidfällung, die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte möglich. Die Konzentrate von<br />

Alkaliresist, Oxidationsmittellösungen, fluorid- und cyanidhaltigen Lösungen werden in<br />

Sonderbehandlungen entgiftet. Den mengenmäßig größten Anteil bilden die<br />

Chargenbehandlungen komplexarmer und komplexhaltiger Konzentrate. Nach dem<br />

Abpressen des schwermetallhaltigen Schlamms wird das Filtrat der komplexbildnerhaltigen<br />

Lösungen in einer Nachbehandlung mit Organosulfid auch von den letzten<br />

Schwermetallresten befreit. Zusätzlich wird das Formaldehyd der chemisch Kupferlösungen


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Seite 6<br />

mit Wasserstoffperoxid zerstört. Der schwermetallhaltige Schlamm kann in einer<br />

Erzaufbereitung verwertet werden, so daß eine Deponierung zur Zeit nicht erforderlich ist.<br />

Bei den Bürstprozessen spart man Wasser durch den Aufbau eines separaten Kreislaufs, in<br />

dem das Wasser durch Zentrifugen oder Anschwemmfiltration mechanisch von Partikeln des<br />

Bürstzusatzmittels, meist Bims- oder Quarzmehl, und dem Kupferabrieb befreit. Dadurch<br />

kann das Wasser über lange Zeit wiederverwendet werden.<br />

Wo immer sinnvoll, absorbieren Gaswäscher die Inhaltsstoffe aus der Abluft. Um die<br />

maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen flüchtiger Stoffe einhalten zu können, werden die<br />

Fertigungseinrichtungen möglichst dicht gebaut und an die Absaugung angeschlossen. Zum<br />

Beispiel beim sauren und ammoniakalischen Ätzen entfernen die Gaswäscher<br />

Salzsäuredämpfe bzw. Ammoniak aus der Abluft. Regelmäßig werden die<br />

Gaswäscherlösungen gewechselt und einer Konzentratbehandlung in der Abwasseranlage<br />

zugeführt. Nach der Plasmabehandlung zur Reinigung der Bohrlöcher ist die Absorption<br />

eventuell noch vorhandener Radikale in einem Gaswäscher notwendig.<br />

Es gibt europa- und weltweit aufgrund der Umweltgesetzgebung einen großen Bereich an<br />

Kriterien für die Einleitung von Schadstoffen in Gewässer, in die Luft oder für die<br />

Deponierung. Es scheint allerdings, daß langfristig im Allgemeinen die im Anhang 40 der<br />

allgemeinen Rahmenverwaltungsvorschrift zusammengestellten Grenzwerte Akzeptanz<br />

finden, auch wenn Genehmigungen mit höheren Grenzwerten z. T. noch lange Laufzeiten<br />

haben.


Begriffsbestimmungen für die <strong>Leiterplatten</strong>fertigung<br />

Adapterstift<br />

Für die elektrische Prüfungen von <strong>Leiterplatten</strong> verwendete Kontaktstifte<br />

Antipad<br />

Gegenüberliegendes Lötauge<br />

Absorption<br />

Aufnahme eines Stoffes durch Diffusion in einem anderen durch die Phasengrenzfläche<br />

hindurch<br />

abziehbare Lötstoppmaske<br />

vom <strong>Leiterplatten</strong>hersteller oder -bestücker auf diejenigen Stellen der Leiterplatte<br />

aufgebrachte Abdeckmaske, an denen ein Benetzen während des Lötprozesses<br />

verhindert werden soll. Sie wird in der Regel siebdrucktechnisch aufgebracht und<br />

unmittelbar nach dem Löten durch Abziehen entfernt<br />

Atom-Absorptions-Spektroskopie (AAS)<br />

analytisches Verfahren zur Elementanalyse<br />

Ätzen<br />

chemischer Materialabtrag, meist partielle strukturierte chemische Auflösung eines<br />

Materials. Das Material ist an den Stellen, an denen es verbleiben (nicht geätzt<br />

werden) soll, durch ein gegenüber dem Ätzmittel resistentes Material (Resist) abgedeckt<br />

bzw. maskiert. Beispiele sind das Kupferätzen im Subtraktivprozeß der<br />

<strong>Leiterplatten</strong>herstellung, bei dem das verbleibende Kupfer (Leiterzüge) durch einen<br />

organischen Lack oder eine andere Metallschicht (Metallresist SnPb, Ni, Au u.ä.)<br />

geschützt und das freiliegende Kupfer durch ein oxidatives Ätzmittel herausgelöst<br />

wird. Ähnliche Verfahren werden in der Halbleitertechnik verwendet. Weitere<br />

Ätzverfahren sind das Formteilätzen zur Herstellung planarer Metallteile durch Ätzen<br />

von Metallfolien, das Ätzen eckiger Löcher in kompakte Materialien (chemical<br />

milling), die Strukturierung von Polymerfolien mittels Lösungs- oder reduktiven<br />

Ätzmitteln (Hydrazin bei Polyimid) oder Plasmaätzen zur Strukturierung von<br />

Polymerfolien im O2-Plasma unter Verwendung von Kupfermasken. Verfahren zum<br />

Anbeizen von Oberflächen zwecks Reinigung, bei denen ein größerer Materialabtrag<br />

erfolgt, werden oft auch mit dem Begriff Ätzen verbunden (Rückätzen der Glasfasern<br />

bei der Multilayerherstellung, Plasmaätzen zur Bohrlochreinigung oder das Anätzen<br />

von Schliffen der Metallographie zur Materialprüfung).<br />

Ätzmedium<br />

Ätzmittel: Medium zur Materialauflösung beim Ätzprozeß. Beim Ätzen von Metallen<br />

besteht das Ätzmittel in der Regel aus einem starken Oxidationsmittel zur Auflösung<br />

des Metalls als Ion. Z. B.:<br />

Eisen-III-Chlorid<br />

2 Fe3+ + Cu → 2 Fe2+ + Cu2+<br />

Kupferchlorid<br />

Cu2+ + Cu → 2 Cu2+<br />

1


(Oxidation zu Cu2+ durch Luftsauerstoff oder Wasserstoffperoxid). Zur Erreichung<br />

der Selektivität bei Verwendung von Metallresisten, wie Zinn oder Zinn-Blei, wird<br />

mittels Ammoniak der pH-Wert erhöht, so daß im mittleren alkalischen Bereich (7-<br />

10) die Metallresistschicht nicht gelöst wird. Auch selektiv wirkende Ätzmittel<br />

(geringere Auflösungspotentiale), wie Persulfate können in der Metallresisttechnik<br />

verwendet werden.<br />

Ätzfaktor<br />

Verhältnis der Ätztiefe zur seitlichen Unterätzung unter die Abdeckungsmaske<br />

F = d/a<br />

d<br />

a<br />

<br />

Zinn-Abdeckung<br />

Kupfer<br />

Basismaterial<br />

Der Ätzfaktor hat bei reinem Tauchätzen den Wert 1 und erhöht sich durch spezielle<br />

Strömungsmaßnahmen, z.B. beim Sprühätzen, auf 2 bis 4 (Mikrostrukturätzen).<br />

Beim Mikrostrukturätzen tritt beim Sprühätzen durch unterschiedliche laminare<br />

Strömung in den engen Kanälen der Fotoresiststrukturen eine Bildverfälschung ein,<br />

die zu berücksichtigen ist. Durch den Einsatz von Flankenschutzmitteln, die<br />

unlösliche, mechanisch abtrennbare Oberflächenschichten bilden, kann die Flanke<br />

vor dem Ätzangriff geschützt und der Ätzfaktor auf bis 10 erhöht werden. Da<br />

Flankenschutzmittel die unterschiedliche kinetische Energie des Ätzmittels<br />

ausnutzen, sind sie bei ungleichmäßig strukturierten Oberflächen nur bedingt<br />

einsetzbar. Die Bildverfälschung beim Mikrosturkturätzen wird verstärkt.<br />

Ätzresist<br />

Resist oder Reserve zur Abdeckung vor dem Ätzen. Schicht auf den nicht zu<br />

ätzenden, abzudeckenden Materialteilen, um den lokalen Ätzangriff zu vermeiden.<br />

Je nach dem Prozeß sind Ätzresiste entweder organische (Fotoresiste,<br />

Trockenfilmresiste, Siebdruckresiste) oder metallische (Zinn, Zinn/Blei, Nickel, Gold)<br />

Schichten. Die organischen Resiste müssen gegenüber den verwendeten Ätzchemikalien<br />

resistent oder zeitweise resistent sein und sich nach ihrer Verwendung<br />

leicht entfernen (strippen) lassen. Metallresiste haben ein gegenüber dem zu<br />

schützenden Material (z.B. Kupfer) unterschiedliches Auflösungspotential, wodurch<br />

sie beim Ätzprozeß (in speziell eingestellten Ätzmitteln, wie z.B. leicht alkalischen<br />

ammoniumhaltigen Ätzmitteln) nicht angegriffen werden. Sie müssen sich jedoch<br />

ebenfalls durch geeignete Stripper, die wie-derum das Unterlagenmaterial nicht<br />

angreifen, wieder entfernen lassen oder, falls sie verbleiben (Zinn-Blei als Löthilfe),<br />

dürfen sie sich nicht mit Deckschichten bedecken bzw. die Deckschichten müssen<br />

ebenfalls in einem nachfolgenden Prozeß (Aufhellen) entfernt werden. Der Ätzresist<br />

kann eine geringe Dicke besitzen, wenn er chemisch und mechanisch genügend<br />

Widerstand bietet, muß aber ohne Pinholes (Nadellöcher) sein. Besonders in der<br />

fotolithografischen Strukturierung des Resistes ergeben sich bei dünnen Resisten<br />

sehr gute Strukturwiedergaben, da die Auswirkungen von Streulicht geringer sind.<br />

Aufhellen<br />

Reinigen der durch das Ätzen oxidierten Oberfläche galvanischer Zinn-Blei-<br />

Schichten auf <strong>Leiterplatten</strong>, die aufgeschmolzen oder ohne weitere Zwischenbehandlung<br />

vom <strong>Leiterplatten</strong>hersteller ausgeliefert werden.<br />

2


Auflösung / Auflösungsvermögen<br />

Allg. Angabe, welche Abstände zwischen zwei Strukturen (z.B. Pads) realisiert werden<br />

sollen - Auflösung - bzw. vom z.B. Lötstopplack dargestellt werden können<br />

- Auflösungsvermögen -<br />

Ausdehnungskoeffizient, thermischer<br />

Materialkenngröße (1*10-6/K), Angabe, um wieviel sich ein Material bei der Erwärmung<br />

um 1 K ausdehnt. Die Differenz der thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />

zwischen Kupfer und Basismaterial kann Ursache für Hülsenrisse in Durchkontaktierungen<br />

sein, die thermischen Ausdehnungskoeffizienten von SMT-Bauelementen<br />

und <strong>Leiterplatten</strong> müssen aufeinander abgestimmt sein, da sonst durch Temperaturwechsel<br />

Scherspannungen entstehen, die Lötstellen oder Bauelemente<br />

schädigen können.<br />

Basismaterial<br />

BM: Isolierstoff, der als Träger des Leiterbildes bzw. der Leitstruktur der Schaltung<br />

dient. Er kann starr oder flexibel sein. Basismaterialien der <strong>Leiterplatten</strong>technik<br />

bestehen in der Regel aus Polymerschichten, die nicht (flexible BM) oder mit (starre<br />

oder semiflexible BM) Füllmaterial (Glasgewebe, Glasvliese, Textil- oder sonstigen<br />

Fasermaterialien, Papiere) versteift werden. Die Dickschicht-Hybridtechnik verwendet<br />

Keramiken, die Dünnschicht Gläser als Basismaterialien. Bei den beiden<br />

letztgenannten Techniken wird das Basismaterial oft auch als Substrat bezeichnet,<br />

wobei als Substrat auch die fertige Schaltung oder das Halbzeug im Fertigungsprozeß<br />

bezeichnet wird.<br />

Beizen<br />

Behandlung meist metallischer Oberflächen durch Tauchen oder Sprühen mit überwiegend<br />

wäßrigen Lösungen, die sauer, alkalisch oder neutral reagieren können, zur<br />

Reinigung und Vorbereitung der Oberflächen für nachfolgende Prozesse durch<br />

geringfügigen Materialabtrag<br />

Bestückungsdruck<br />

<strong>Leiterplatten</strong> werden oft mit einem Kennzeichnungsaufdruck versehen, um beim<br />

Bestücken oder beim Service die Lage der Bauelemente eindeutig zu bestimmen.<br />

Der Bestückungsdruck wird mittels Siebdruck auf den Lötstopplack aufgebracht. Es<br />

handelt sich um thermische oder UV-härtbare Farben.<br />

Beta-Rückstreuverfahren, ß-Rückstreuverfahren<br />

Schichtdickenmessung mit ß-Strahlen nach DIN 50983. Je nach der Ordnungszahl<br />

(Periodensystem der Elemente) reflektieren die Stoffe Elektronen (ß-Strahlen) unterschiedlich.<br />

Befinden sich zwei Schichten unterschiedlicher Ordnungszahl<br />

(mindestens 4 Ordnungszahlen Unterschied) übereinander und ist die unterste quasi<br />

unendlich dick (alle ß-Strahlen rückgestreut), läßt sich die Schichtdicke der Auflage<br />

bestimmen. Auch Metall-Legierungszusammensetzungen lassen sich bestimmen,<br />

wenn die Schicht dick genug ist, damit alle Strahlen reflektiert werden.<br />

Bohrauflage<br />

Bohrdecklagen: zur Abdeckung des <strong>Leiterplatten</strong>stapels zur Verringerung des<br />

Bohrgrates, Verbesserung der Wärmeabführung, der Bohrerführung und -zentrierung<br />

beim mechanischen Bohren von <strong>Leiterplatten</strong>. Als Bohrdecklagen werden verwen-<br />

3


det: Aluminiumdünnbleche = 0,3 mm, Phenolharz- oder Preßspan-platten bzw.<br />

spezielles Sandwichmaterial.<br />

Bohrbild<br />

Bohrbild der Leiterplatte, da die Bohrungen zum Kontaktieren dienen und den<br />

Prüfling über die Prüfstifte mit dem Rasterfeld des Prüfautomaten verbinden. SMD-<br />

Adapter benutzen zusätzlich SMD-Pads zum Prüfen. Da die meisten <strong>Leiterplatten</strong><br />

mittlerweile nicht mehr im Raster 2,5 oder 2,54 mm gebohrt sind oder sehr kleine<br />

Raster besitzen, werden Adapter aus speziell berechneten zwei bis drei Lagen mit<br />

entsprechendem Lochversatz hergestellt, so daß eine schräge Führung der Prüfnadeln<br />

möglich ist.<br />

Bohrparameter<br />

Anwendungsdaten, wie Drehzahl, Vorschub pro Durchmesser<br />

Bohrprogramm<br />

automatischer Bohrerwechsel: in CNC-Bohrmaschinen werden die für jede<br />

Bohrgröße erforderlichen Bohrer entsprechend Bohrprogramm automatisch in den<br />

Bohrkopf eingespannt und wieder im Magazin abgelegt. Bei Bohrerverschleiß oder<br />

Bohrerbruch kann entsprechend Programm oder nach erfolgter Messung (auch<br />

automatisch durch z.B. Laser in der Maschine) durch die Maschine selbsttätig ein<br />

Bohrerwechsel vorgenommen werden.<br />

Bohrunterlage<br />

Holzbrett in gleicher Größe wie Leiterplatte, um die durchbohrende Bohrerspitze<br />

aufzunehmen<br />

Bohrversatz<br />

Verlauf des Bohrers von oben nach unten = erste bis letzte Platte<br />

Bonden<br />

Verbindungstechnik der Mikroelektronik, meist Mikroschweißtechnik. Beim Drahtbonden<br />

werden die Verbindungen zwischen Halbleiterchips und den Schaltungs<br />

trägern durch Drähte hergestellt, die durch Schweißverbindungen mit den Kontaktinseln<br />

auf dem Chip bzw. auf dem Pad des Verdrahtungsträgers oder dem Anschlußkamm<br />

verbunden werden. Die Schweißverbindung entsteht durch Temperatur und<br />

Druck (Thermokompressionsbonden) oder durch Reibung (Ultraschallbonden). Im<br />

weiteren Sinne werden auch andere Mikrokontaktierverfahren, wie Mikrolötverfahren,<br />

Mikroklebeverbindungen, die Chipflächenkontaktierung (Diebonding) mit dem<br />

Begriff Bonden belegt. Beim Klebebonden wird die Verbindung durch leitfähige<br />

Kleber hergestellt. In der <strong>Leiterplatten</strong>technik gewinnen Bondverfahren bei der<br />

Verarbeitung unverkappter Chips bei z.B. der Chip-on-board- (COB-) Technik an<br />

Bedeutung. Anodisches Bonden ist eine Flächenverschweißung planer Flächen mittels<br />

Strom.<br />

chemische Abscheidung<br />

Abscheidung z.B. eines Metalles aus einer Lösung dieses Metalles ohne Einwirkung<br />

eines von außen zugeführten elektrischen Stromes (außenstromlos) durch Reduktionsmittel,<br />

katalytische Unterstützung und Potentialunterschiede zwischen der zu<br />

4


eschichtenden Oberfläche und der gelösten Metallverbindung, z.B. chemische<br />

Kupferabscheidung zur Herstellung von Durchkontaktierungen oder die Herstellung<br />

der Kupferschicht bei Additivverfahren. Komplexbildner und Stabilisatoren<br />

(Abwassergifte) müssen im chemischen Kupferelektrolyt eingesetzt werden, um den<br />

unkontrollierten Zerfall an Gefäßwänden und Gestellen zu vermeiden. Zusätzlich ist<br />

eine ständige Regenerierung, Erneuerung und Wartung notwendig, um den autokatalytischen<br />

Zerfall zu verhindern. Zur Vermeidung der bei der chemischen Kupferabscheidung<br />

auftretenden hohen Abwasserbelastung werden heute zunehmend Direktmetallisierungsverfahren<br />

zur Metallisierung der Bohrungen eingesetzt, die ohne die<br />

chemische Kupferabscheidung auskommen.<br />

CNC<br />

Computerized Numerical Control, comp-utergestützte numerische Steuerung für<br />

Werk-zeugmaschinen, z.B. Bohr- und Fräsautomaten<br />

Deoxidizer<br />

Desoxidation: chemische Reinigung von Kupferoberflächen. Es werden störende<br />

Oberflächenfilme wie oxidische oder sulfidische Anlaufschichten, aber auch<br />

Handschweiß oder -fett, Haftvermittlerreste von Resisten, Kalkrückstände (getrocknete<br />

Spülwasserreste) u. ä. entfernt. Die Kupferoberfläche selbst wird nur<br />

geringfügig angegriffen. Beim Beizen erfolgt in der Regel ein zusätzlicher<br />

Kupferabtrag. Nachfolgende Prozesse, wie Aktivierungen werden durch die<br />

Desoxidation gefördert bzw. erst möglich.<br />

Dimensionsstabilität<br />

Stabilität der Abmessungen eines Materials bei Temperatur oder Feuchtigkeitseinfluß.<br />

In der <strong>Leiterplatten</strong>technik ist z.B. eine gute Dimensionsstabilität der Filmvorlagen<br />

bei der Belichtung von fotostrukturierbaren Lötstopplacken erforderlich um den<br />

Lötstopplacken an den gewünschten Stellen zu belichten, d.h. das Film und Leiterbild<br />

auch während der Belichtung (Erwärmung) deckungsgleich sind<br />

DK-Fehler<br />

Durchmetallisieren: auch Durchkontaktieren. Herstellung der elektrisch leitenden<br />

Verbindung der beiden Seiten einer Leiterplatte durch Metallisierung der<br />

Bohrlochwandung. Der Prozeß ist einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten<br />

Prozesse der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung. Die Bohrlochwandungen, die aus<br />

Epoxidharz/Glasgewebe und den Enden der Kupferfolien (bei Multilayer auch im<br />

Inneren) bestehen, müssen gleichmäßig mit Kupfer beschichtet werden. Es stehen<br />

mehrere Verfahren zur Verfügung: 1. Aktivieren in kolloidalen oder ionogenen<br />

Palladiumlösungen (Herstellung einer katalytisch wirkenden Oberfläche) mit<br />

nachfolgender chemischer (außenstromloser) Verkupferung bis zur geforderten<br />

Endkupferschichtdicke, 2. wie 1. jedoch mit geringerer (wenige µm) Verkupferung<br />

und (nach Strukturierung mittels Resist) nachfolgender galvanischer (mittels Strom)<br />

Kupferabscheidung bis zur Endkupferschichtdicke, 3. Herstellung einer dünnen,<br />

ausreichend leitfähigen Oberfläche (wenige nm dicke Palladium-, Palladiumsulfid-,<br />

Nickel-, Graphitschicht oder Schicht aus leitfähigem Polymer) und anschließende<br />

galvanische Kupferabscheidung (Direktmetallisierungsverfahren). Voraussetzung für<br />

das Gelingen der Durchmetallisierung ist eine gute Bohrlochreinigung, insbesondere<br />

Desmearing bei Multilayern.<br />

5


DNC<br />

Direct (Distributed) Numerical Control<br />

Doppelseitige Leiterplatte<br />

Je <strong>Leiterplatten</strong>seite eine Kupferschicht<br />

Druckbild<br />

Aufgedrucktes Bohrbild<br />

Durchkontaktierung im BF Durchmetallisierung<br />

Durchmetallisieren: auch Durchkontaktieren. Herstellung der elektrisch leitenden<br />

Verbindung der beiden Seiten einer Leiterplatte durch Metallisierung der Bohrlochwandung.<br />

Der Prozeß ist einer der wichtigsten und zugleich schwierigsten<br />

Prozesse der <strong>Leiterplatten</strong>herstellung. Die Bohrlochwandungen, die aus Epoxidharz/Glasgewebe<br />

und den Enden der Kupferfolien (bei Multilayer auch im Inneren)<br />

bestehen, müssen gleichmäßig mit Kupfer beschichtet werden. Es stehen mehrere<br />

Verfahren zur Verfügung: 1. Aktivieren in kolloidalen oder ionogenen Palladiumlösungen<br />

(Herstellung einer katalytisch wirkenden Oberfläche) mit nachfolgender<br />

chemischer (außenstromloser) Verkupferung bis zur geforderten Endkupferschichtdicke,<br />

2. wie 1. jedoch mit geringerer (wenige µm) Verkupferung und (nach<br />

Strukturierung mittels Resist) nachfolgender galvanischer (mittels Strom) Kupferabscheidung<br />

bis zur Endkupferschichtdicke, 3. Herstellung einer dünnen, ausreichend<br />

leitfähigen Oberfläche (wenige nm dicke Palladium-, Palladiumsulfid-,<br />

Nickel-, Graphitschicht oder Schicht aus leitfähigem Polymer) und anschließende<br />

galvanische Kupferabscheidung (Direktmetallisierungsverfahren). Voraussetzung für<br />

das Gelingen der Durchmetallisierung ist eine gute Bohrlochreinigung, insbesondere<br />

Desmearing bei Multilayern.<br />

Einpreßtechnik<br />

Insertmounttechnologie; die Einpreßtechnik ist das Verfahren zur Herstellung von<br />

lötfreien Einpreßverbindungen. Ein Einpreßstift (Einpreßpfosten) mit einem geeigneten<br />

Einpreßbereich (Einpreßzone) wird in ein metallisiertes Durchkontaktierungsloch<br />

einer zwei- oder mehrlagigen Leiterplatte eingepreßt.<br />

Emission<br />

Abgabe von Licht, Wärme, Strahlen oder ähnlichen Umwelteinwirkungen<br />

Emissionsmaximum<br />

Die von einer Lichtquelle ausgesandte Strahlung erstreckt sich über einen bestimmten<br />

Wellenlängenbereich mit unterschiedlicher Intensität. Der Teil des Wellenlängenbereiches<br />

mit der maximalen Intensität wird als Emissionsmaximum bezeichnet.<br />

6


Emulsion<br />

Dispersion feiner Teilchen einer Flüssigkeit in einer anderen, die in der ersten<br />

unlöslich ist (Fette in Wasser)<br />

Eutektikum<br />

Zusammensetzung und Schmelztemperatur eines Gemisches aus zwei oder mehreren<br />

im flüssigen Zustand mischbaren, im festen Zustand nicht mischbaren Stoffen.<br />

Im Eutektikum sind beide Stoffe mit konstanter Zusammensetzung mischbar und<br />

haben einen konstanten (meist minimalen Schmelzpunkt (eutektische Temperatur).<br />

Das Eutektikum ist dem Zustandsdiagramm (Schmelzdiagramm) zu entnehmen. Der<br />

eutektische Punkt von Zinn-Blei-Legierungen liegt bei 61,9 % Zinn; 38,1 % Blei und<br />

183 °C.<br />

Feinleitertechnik<br />

Auflösungen < 150 µm<br />

Feinstleitertechnik<br />

Auflösungen < 100 µm<br />

Festkörper / Festkörpergehalt<br />

Der Festkörper ist der Anteil an nicht flüchtigen Bestandteilen in einem Lack. Die<br />

Bestimmung des Festkörpergehaltes eines Lackes erfolgt nach DIN 53 216, Teil 1<br />

(1 Stunde, 125°C, Einwaage 1g)<br />

Fileserver<br />

Ablage der gesamten Bohrdaten im PC der Maschine und Brücke zu anderen<br />

Rechnern<br />

Fluxmittel, Flußmittel<br />

flüssige oder gelöste Substanzen, die in der Lage sind, die Oberfläche vor Lötprozessen<br />

zu aktivieren. Fluxe bilden während des Lötvorganges eine inerte<br />

reoxidationshemmende Atmosphäre. Erreicht wird die für die Benetzung notwendige<br />

Erniedrigung der Oberflächenspannung zwischen Lot und Metalloberfläche. Fluxe<br />

sind in der DIN 8511 spezifiziert.<br />

Fotodruckverfahren<br />

Fotolithografie: Bildübertragung im Kontaktverfahren über eine Fotomaske auf einen<br />

lichtempfindlichen (UV-empfindlichen) Lackfilm, der sich bei Belichtung chemisch so<br />

verändert, daß er entweder im nachfolgenden Entwicklungsprozeß löslich oder unlöslich<br />

ist. Damit sind “Grautöne”, wie beim Silberfilm nicht möglich und auch nicht<br />

erwünscht, da für die nachfolgenden Prozesse , wie Ätzen des unter dem lichtempfindlichen<br />

Material liegenden Materials (Kupfer) oder galvanisches Auftragen von<br />

Metallen auf diese Oberfläche saubere lackfreie Flächen benötigt werden. Die<br />

Fotolithografie in der <strong>Leiterplatten</strong>technik erfolgt in UV-Belichtern (PC-Printern).<br />

Durch Unterlichtung, Streuung, Reflexion oder Beugung kann es zu Bildverfälschungen<br />

kommen.<br />

Fotowerkzeug<br />

Leiterbild- oder Maskenfilm (Glasmaster, Artwork)<br />

7


Fotoresist<br />

flüssiger oder fester Film, der sich nach dem Belichten mit vorzugsweise UV-Licht<br />

entwickeln läßt. Positivresiste werden durch Belichtung soweit entnetzt bzw.<br />

chemisch verändert (Änderung des Säurecharakters), daß die belichteten Stellen<br />

durch spezielle Entwickler (chlorierte Kohlenwasserstoffe, verdünnte Natronlauge<br />

oder Sodalösung, warmes Wasser u. ä.) herausgelöst werden. Bei Negativresisten<br />

ist der Vorgang umgekehrt, die belichteten Stellen werden stärker vernetzt. Je nach<br />

Dicke und chemischem Verhalten unterscheidet man Galvano- oder Ätzresiste.<br />

Fotoresist-Laminieren<br />

Festresist: Fotoresist bestehend aus Trägerfolie, Fotolackschichtfolie und Schutzfolie.<br />

Die thermoplastische Lackfolie wird mittels Laminator auf die Leiterplatte<br />

gepreßt. Vor dem Laminieren mit dem Heißrollenlaminator wird die Trägerfolie abgezogen.<br />

Die Schutzfolie wird nach der Belichtung entfernt.<br />

Trägerfolie<br />

Heißrolle<br />

<br />

Leiterplatte <br />

<br />

Fotoresist laminieren<br />

Schutzf<br />

Fotores<br />

Kupfer<br />

FR4-Material<br />

FR: fiering resisting (schwer entflammbar, flammgeschützt) Bezeichnung von<br />

Basismaterial nach Nema LI-1 Standard, z.B.FR 2 (Phenol/Hartpapier), FR3<br />

(Epoxid/Hartpapier), FR 4 (Epoxid/Glasgewebe)). Der Flammschutz bei Epoxid-arzen<br />

wird z.B. durch den Zusatz von Brom bzw. Bromverbindungen zum Epoxidharz<br />

erreicht.<br />

Galvanorand<br />

Galvanikrand: technologisch bedingter Rand um die zu galvanisierende Leiterplatte<br />

zur Verbesserung des Handling und der Stromverteilung auf der Platte.<br />

Galvanisieren<br />

Das kathodische Abscheiden von Metallen aus Elektrolyten auf metallisch leitfähige<br />

Unterlagen. Die Metallabscheidung erfolgt in Elektrolytbehältern bei großflächigen<br />

Teilen z.B. <strong>Leiterplatten</strong> als Gestell-, bei Kleinteilen als Trommelware und wird mit<br />

Gleichstrom (niedere Spannung, Restwelligkeit unter 5 %) durchgeführt. Die bei der<br />

Galvanisierung zur Anwendung kommenden Elektrolyte enthalten neben Metall-,<br />

Leit- und Puffersalzen noch organische Zusatzsysteme, um z.B. feinkristalline matte<br />

oder glänzende Oberflächen, hohe Streufähigkeit in Vertiefungen und gute Duktilität<br />

der Schichten zu erreichen.<br />

8


Galvanorand<br />

Technologisch bedingter Rand um die Leiterplatte. Zur Verbesserung der Stromverteilung<br />

auf der Leiterplatte während der galvanischen Verstärkung notwendig.<br />

Galvanoresist<br />

Resist oder Reserve zur Abdeckung vor galvanischem Metallauftrag in mindestens<br />

der Dicke der abzuscheidenden Galvanikschicht<br />

Gaswäscher<br />

Gasförmige Emissionen können durch Gaswäscher minimiert werden. Dazu werden<br />

die Gase intensiv mit einer Waschflüssigkeit in Kontakt gebracht, so daß durch<br />

chemische Reaktion die Schadstoffe gebunden werden, in denen Gas und Flüssigkeit<br />

im Gegenstrom fließen und durch die große Kontaktfläche die Flüssigkeit die<br />

gasförmigen Schadstoffe absorbiert. Gaswäscher nach dem Venturi-Prinzip sind<br />

ebenfalls bekannt.<br />

Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)<br />

Die Gefahrstoffverordnung ist ein gesetzliches Regelwerk, das unter anderem Umgang<br />

und Einstufung von Gefahrstoffen regelt.<br />

Gewebe<br />

Als Gewebe für Drucksiebe in der <strong>Leiterplatten</strong>fertigung werden Polyestergewebe,<br />

metallisierte Polyestergewebe und VA-Stahlgewebe eingesetzt.<br />

Glas/Epoxid-Laminat Laminat<br />

Produkt, das durch Verpressen mindestens zweier Lagen eines Materials (z.B.<br />

glasfaserverstärkte Prepregs) entsteht (Basismaterial). Kupferkaschiertes Basismaterial<br />

wird durch Laminieren von Epoxidharz/Glasfasermatten-Prepregs mit Kupferfolie<br />

hergestellt. Die Bezeichnung Laminat wird als Synonym für Basismaterial<br />

verwendet.<br />

Graukeil<br />

Staufer-Belichtungskeil, Belichtungskeil. Film zur Durchführung von Belichtungstests<br />

von Fotoresisten und fotosensitiven Lacken (enthält Fenster mit unterschiedlicher<br />

definierter Schwärzung)<br />

HAL-Beständigkeit<br />

Lötfehler: Alle Abweichungen der Lötstellenmerkmale vom akzeptablen Zustand.<br />

Lötfehler, die die Schaltungsfunktion beeinträchtigen: Lotbrücken, Risse,<br />

Nichtbenetzung, Ausbläser oder Ausgasungen, Lötfehler, die verminderte<br />

Zuverlässigkeit ergeben: zu magere oder zu fette Lötstellen, keine glatte glänzende<br />

Oberfläche.<br />

Löt- und Entlötbeständigkeit: Haltbarkeit einer Metallisierung, insbesondere der<br />

Lochmetallisierung, so daß eine 5-malige Ein- und Auslötung eines Drahtes mit<br />

Lötkolben (maximal 260 °C, Wärmezuführung über den Draht und nicht über das<br />

Pad) möglich ist.<br />

Heißluftverzinnung<br />

HAL, HASL, Verfahren zur Konservierung von <strong>Leiterplatten</strong>.<br />

9


Bei der Heißluftverzinnung wird die vom Metallresist befreite Leiterplatte (Kupferoberfläche)<br />

gereinigt, mit Fluxmittel versehen und im Tauchlötverfahren verzinnt.<br />

Beim Ziehen aus dem Tauchlötbad wird mit Hilfe eines Luftmessers (scharfer<br />

Heißluftstrahl) überflüssiges Lot von der Oberfläche und aus den Bestückungslöchern<br />

geblasen.<br />

hochviskos<br />

Viskosität: Zähigkeit; innere Reibung in Gasen und Flüssigkeiten. Angegeben wird<br />

meist die dynamische Viskosität η, Maßangabe in Pascalsekunde (Pas = SI-Einheit),<br />

centiPoise (cP) oder die Kinematische Viskosität v in m 2 /s (SI-Einheit) bzw. Stokes<br />

St. Fließverhalten eines Stoffes; niederviskose Stoffe sind flüssiger als hochviskose.<br />

Die Viskosität ist temperaturabhängig (wichtiges Maß bei Klebern, Lacken und öligen<br />

Flüssigkeiten.<br />

ionische Kontamination<br />

Kontamination: Verunreinigung, Verschmutzung<br />

Ionische Verunreinigung: Verunreinigung, die aus dissoziierbaren Substanzen oder<br />

ionogenen Stoffen besteht<br />

IR-Trocknung<br />

IR Trockner: - Infrarottrockner<br />

Integrator<br />

Meßgerät, das die Energieintensität [ mJ/cm 2 ] bei der Belichtung ermittelt, und die<br />

Belichtungszeit bei abnehmender Intensität des Brenners nachregelt.<br />

Kalibrierstation<br />

automatische 0-Stellung beim Tiefenbohren<br />

Kapillarfilm<br />

Schablonenfilm zur Herstellung von Siebdruckschablonen, der durch Kapillarwirkung<br />

des nassen Films auf dem Gewebe haftet<br />

Kapillarwirkung, Kapillareffekt<br />

Eindringen von Flüssigkeiten in schmale Zwischenräume oder Spalten durch die<br />

Kraft der Oberflächenspannung. Die Kapillarwirkung in einer Röhre wird nach<br />

Young mit h = 2 T / r d g (h = Höhe, r = Radius, g = Erdbeschleunigung, T =<br />

Oberflächenspannung in dyn/cm, d = Dichte) berechnet.<br />

Kaskadenspülung<br />

Bei der Kaskadenspülung in Galvanikanlagen wird das Spülwasser dadurch<br />

mehrfach verwendet, daß das zu spülende Werkstück und das Spülwasser im<br />

Gegenlauf durch mehrere Behälter (Kaskaden) geführt wird. Das Spülwasser bewegt<br />

sich entweder im freien Fall oder mit Hilfe von Pumpen von Kaskade zu Kaskade<br />

und wird stets am Boden des jeweiligen Behälters ein- und über einen Überlauf<br />

ausgeführt. Durch die Mehrfachnutzung des Spülwassers wird wesentlich Wasser<br />

gespart, wobei der Spüleffekt intensiver als bei einfacher Fließspülung ist. Das<br />

Kaskadenspülen wird seit 1950 in der Galvanotechnik eingesetzt.<br />

10


Katalysieren<br />

Herstellung der Katalyseschicht auf der unkaschierten Basismaterialoberfläche<br />

(Additiv-Verfahren) oder im Bohrloch für die folgende Metallisierung bzw. Durchkontaktierung.<br />

Bohrlochwandungen oder <strong>Leiterplatten</strong>oberflächen werden mit<br />

Metallpartikeln (meist Pd) belegt, die selbst leitfähig sind (Direktmetallisierungsverfahren)<br />

oder katalytisch auf nachfolgende chemische Abscheidungen wirken.<br />

Klebe-<strong>Technologie</strong><br />

Fixieren der SMD-Baulemente vor dem Wellenlöten, jedoch auch Herstellung der<br />

elektrischen Verbindungen durch leitfähige Kleber. Der Auftrag der Kleber erfolgt<br />

durch Dosierautomaten oder Dispensoren, z.B. CNC-gesteuert oder im Sieb-oder<br />

Schablonendruck.<br />

Komplex<br />

Verbindung mit Metall- oder Metallionenkern(Zentralatom), um den neutrale<br />

Moleküle (Liganden) koordinativ oder komplex angeordnet sind. Dadurch wird das<br />

Zentralatom chemisch wirksam abgeschirmt und kann an bestimmten chemischen<br />

Reaktionen nicht oder erst nach Zerstörung des Komplexes teilnehmen. Als Liganden<br />

werden meist Chelate verwendet, die krebsscherenartig das Zentralatom<br />

umschließen. Komplexe werden zur analytischen Trennung von Schwermetallen<br />

oder zur Veränderung der Abscheidungspotentiale in der Galvanik verwendet.<br />

Komplexbildner sind abwassertechnisch problematisch, da sie Schadstoffe durch<br />

Komplexbildung in Lösung halten und dadurch der Entgiftung entziehen.<br />

Kondensat<br />

Flüchtige, gasförmige Stoffe können je nach Temperatur und Druck beim Abkühlen<br />

in den flüssigen Zustand übergehen z.B. auf kalten Flächen kondensieren. Sie werden<br />

dann als Kondensat bezeichnet.<br />

Konvektionstrocknung<br />

Warmlufttrocknung, im Gegensatz zur Strahlungstrocknung (IR-Trocknung)<br />

Korrosion<br />

Zersetzung eines Materials unter atmosphärischen Bedingungen, bei Metallen meist<br />

eine Oxidation unter Bildung von Oxiden, Hydroxiden, Sulfiden, Carbonaten u. ä.,<br />

beispielsweise die Eisenoxidation (Rosten) oder Grünspanbildung bei Kupfer,<br />

Bildung von schwarzen Silbersulfidschichten<br />

Kupferspots:<br />

kleine Kupferrückstände (Punkte, Flecken)<br />

Laminat<br />

Produkt, das durch Verpressen mindestens zweier Lagen eines Materials (z.B.<br />

glasfaserverstärkte Prepregs) entsteht (Basismaterial). Kupferkaschiertes Basismaterial<br />

wird durch Laminieren von Epoxidharz/Glasfasermatten-Prepregs mit Kupferfolie<br />

hergestellt. Die Bezeichnung Laminat wird als Synonym für Basismaterial<br />

verwendet.<br />

Layout<br />

Design, Leiterbild, Leiterbildentwurf<br />

11


Leiterzug<br />

Patternplating: Nach der Durchmetallisierung erfolgt der galvanische Leiterzugaufbau<br />

strukturiert z.B. durch galvanische Abscheidung in eine Fotoresistmaske,<br />

übliches Verfahren der <strong>Leiterplatten</strong>technik im Subtraktiv-Metallresistverfahren.<br />

Leitfähigkeit<br />

spezifische elektrische Leitfähigkeit, ist der reziproke Wert des spezifischen<br />

Widerstands-gemessen in Siemens (Bezug auf einen Würfel mit der Kantenlänge 1<br />

cm) g=G.l/w.h (W=Breite, h=Höhe, l=Länge des Leiters, G= gemessene Leitfähigkeit).<br />

Lösungsverhalten<br />

Auflösen: Vorgang des in Lösung Gehens, z.B. Auflösung von Salzen in Wasser<br />

unter Dissoziation in Ionen<br />

lötaugenfreie (landless) Leiterbilder<br />

Landless Design: Konstruktion ohne Lötaugen mit dem Ziel der Erhöhung der möglichen<br />

Verdrahtungsdichte<br />

12


Landless Design<br />

Lötstopplack, Lötstoppmaske (LM)<br />

auf die Leiterplatte aufgetragene, meist polymere Maske (strukturierte Lackschicht),<br />

die nur die Lötflächen(Lötaugen, Pads) bzw. Bauelementanschlüsse frei läßt.<br />

Dadurch werden diese beim nachfolgenden Belotungsprozeß nicht mit belotet.<br />

Ergebnis ist die Einsparung von Lot, aber besonders die Vermeidung von<br />

Kurzschlüssen bei feinstrukturierten <strong>Leiterplatten</strong>. In der SMD-Technik dient der<br />

Lötstopplack oft auch zur Isolation der leitenden Bauelementoberflächen gegenüber<br />

den Leiterzügen. Die Lötstoppmaske sollte nur auf Kupfer- oder sehr dünn<br />

beschichtete Leiterzugoberflächen aufgetragen werden, da beim Aufschmelzen z.B.<br />

der galvanisch aufgebrachten Zinn- oder Bleizinn-Schicht ein Kräuseln bis zur<br />

Zerstörung der Lackschicht auftreten kann (Orangenhauteffekt). Lötstoppmasken<br />

bestehen meist aus Epoxidharzen, die im Siebdruckverfahren strukturiert<br />

aufgebracht oder durch nachfolgende fotolithografische Strukturierung ganzflächig<br />

aufgebrachter Schichten von fotosensitiven Lacken hergestellt werden (Siebdruck,<br />

Gießen, Sprühen, Tauchen, Walzlackieren oder ähnlich)<br />

Lötstoppmaske<br />

Lötstopplack, Lötstoppmaske (LM): auf die Leiterplatte aufgetragene, meist polymere<br />

Maske (strukturierte Lackschicht), die nur die Lötflächen (Lötaugen, Pads) bzw.<br />

Bauelementanschlüsse frei läßt. Dadurch werden diese beim nachfolgenden<br />

Belotungsprozeß nicht mit belotet. Ergebnis ist die Einsparung von Lot, aber<br />

besonders die Vermeidung von Kurzschlüssen bei feinstrukturierten <strong>Leiterplatten</strong>. In<br />

der SMD-Technik dient der Lötstopplack oft auch zur Isolation der leitenden<br />

Bauelementoberflächen gegenüber den Leiterzügen. Die Lötstoppmaske sollte nur<br />

auf Kupfer- oder sehr dünn beschichtete Leiterzugoberflächen aufgetragen werden,<br />

da beim Aufschmelzen z.B. der galvanisch aufgebrachten Zinn- oder Bleizinn-<br />

Schicht ein Kräuseln bis zur Zerstörung der Lackschicht auftreten kann (Orangenhauteffekt).<br />

Lötstoppmasken bestehen meist aus Epoxidharzen, die im Siebdruckverfahren<br />

strukturiert aufgebracht oder durch nachfolgende fotolithografische<br />

Strukturierung ganzflächig aufgebrachter Schichten von fotosensitiven Lacken<br />

hergestellt werden (Siebdruck, Gießen, Sprühen, Tauchen, Walzlackieren oder<br />

ähnlich).<br />

Metallisierung<br />

Auftragen von Metallschichten durch chemische oder galvanische Prozesse<br />

Microbohren<br />

Micro-Vias: Durchsteiger mit Durchmesser = 100 µm<br />

Mischungsverhältnis<br />

Verhältnis von mindestens zwei Komponenten eines Mehrkomponentensystemes.<br />

Das Mischungsverhältnis wird i.d.R. wie folgt angegeben: X Teile Komponente A und<br />

Y Teile Komponente B. Es ist zu beachten, ob das Mischungsverhältnis in Volumen-/<br />

oder Gewichtsteilen angegeben ist.<br />

Mißregistrierung<br />

Misregistration: Versatz durch fehlerhafte Registrierung bzw. Justage<br />

Multilayer<br />

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Leiterplatte mit Leiterbahnen auch im Innern des Basismaterials. Multilayer werden<br />

durch sandwichartiges Verpressen verschiedener ein- oder zweilagiger strukturierter<br />

dünner <strong>Leiterplatten</strong> (Innenlagen, Kerne) mit harzgetränkten vorgefertigten Glasgewebematten<br />

(Prepregs) und Kupferfolien als Deckfolie hergestellt und in üblichem<br />

Durchkontaktier- und Strukturierverfahren der <strong>Leiterplatten</strong>technik fertiggestellt.<br />

Wesentlich ist, daß die durch Bohren freigelegten Innenlagenanschlüsse bei der<br />

Durchkontaktierung metallisch leitend miteinander und mit den Außenlagen verbunden<br />

werden.<br />

Naßlackgewicht<br />

Masse des nicht getrockneten Lackes auf einer Leiterplatte. Das Naßlackgewicht<br />

wird in der Regel in g Lack / m 2 Leiterplatte angegeben.<br />

Natriumperoxodisulfat im BF NaPS<br />

NaPS: Natriumpersulfat; eingesetzt anstelle von Ammoniumpersulfat in Beiz-,<br />

Reinigungs- und Ätzlösungen für Kupferoberflächen. NaPS ist besser regenerierfähig,<br />

da das komplexbildende Ammoniumion die Aufbereitung (z.B. Elektrolyse)<br />

stört.<br />

nm<br />

Längeneinheit. 1 nm = 10 -9 m. Die Einheit nm wird häufig bei der Angabe von Wellenlängen<br />

elektromagnetischer Strahlungen verwendet. Der sichtbare Bereich ( sichtbares<br />

Licht ) liegt etwa in einem Wellenlängenbereich von 400 bis 800nm.<br />

Nutzen<br />

Nutzen: kleine <strong>Leiterplatten</strong> werden zu mehreren Stück im Verbund hergestellt, um<br />

sie handbar zu machen (z.B. erforderliche Mindestlänge in Horizontalanlagen 100-<br />

130 mm) und um eine erhöhte Produktivität zu erreichen. Die Trennung erfolgt erst<br />

beim Konturfräsen oder nach der Bestückung. In diesem Falle werden die<br />

<strong>Leiterplatten</strong> als Brechleiterplatten ausgeführt (beim Konturenfräsen werden Stege<br />

zum Halten der Einzelleiterplatten im Nutzen stehen gelassen, oder die Kontur wird<br />

nicht vollständig durchgefräst - Nutenfräsen). Wenn nicht bereits bei der Herstellung<br />

des Fotoplots rechentechnisch der Nutzen erstellt wurde, kann in Step-and-Repeat-<br />

Geräten der Nutzenfilm hergestellt werden.<br />

Off-Contact-Belichten<br />

Kontaktloses Belichten, d.h. Film oder Glasmaster liegt auf der zu belichtenden<br />

Platte nicht auf.<br />

O-Position<br />

Anfangsposition vor dem Bohrbeginn<br />

Oxidationslinie<br />

Prozeßfolge, in der die Kupferoberfläche von Multilayer-Innenlagen durch Oxidation<br />

strukturiert wird, um beim Multilayer-Pressen eine optimale Haftung zwischen den<br />

Lagen zu erzielen.<br />

Pad<br />

Anschlußplätze, Anschlußflächen; Bauteillandeflächen in der SMT-Technik,<br />

Lötaugen oder Lötflächen, Stellen auf der Leiterplatte, an denen Bauelemente<br />

ankontaktiert werden (amerik. Lands).<br />

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Panel-Plating<br />

Tenting-Verfahren: Subtraktivtechnik, wobei die durchkontaktierte <strong>Leiterplatten</strong>fläche<br />

sofort, meist ohne Gestellwechsel, galvanisch ganzflächig auf die<br />

Nennkupferschichtdicke verstärkt (Panelplating) und strukturiert geätzt wird. Der<br />

Resist muß die Bohrung beidseitig abdecken (von engl. tent = Zelt). Bezeichnung<br />

auch tent and etch. Vorteile sind weniger Arbeitsschritte, höhere Verfahrenszuverlässigkeit,<br />

einfachere Ätzmittel und kein Metallresist. Nachteile sind höhere Belastung<br />

des Ätzmittels mit Kupfer, größere Strukturweiten wegen höherer Unterätzung<br />

und Probleme beim vollständigen Lochabdecken vor dem Ätzangriff (Auflage<br />

Festresist auf dem Restring, Kantenabdeckung bei Flüssigresist).<br />

Passergenauigkeit<br />

Optische Justage: Justage von Teilen zueinander mittels optischer Einrichtungen,<br />

eingesetzt, wenn die mechanische Justage durch Stifte und Bohrungen nicht möglich<br />

ist oder die Genauigkeit nicht mehr ausreicht. Optische Justage kann manuell/visuell<br />

auf Markierungen (Justagemarken) mit Unterstützung durch optische Mittel (Lupen,<br />

Mikroskop) oder durch automatische Bildverarbeitungssysteme erfolgen. Die<br />

optische Justage oder optische Registrierung erfolgt zur Orientierung der einzelnen<br />

technologischen Ebenen gegeneinander (Bohrloch-struktur, Leitbahnstruktur,<br />

Leitbahn-strukturen in Multilayern, Lötstoppmaske, Bestückungsdruck). Spezielle<br />

Passersysteme und Korrekturmechanisen wurden zur Verbesserung der Lagetoleranz<br />

entwickelt, insbesondere Systeme zur Erkennung von Lagenversatz in<br />

Multilayern und rechentechnische Lagekorrektur zur optimalen Einbringung der<br />

Bohrungen (Röntgenverfahren).<br />

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Pattern Plating<br />

Nach der Durchmetallisierung erfolgt der galvanische Leiterzugaufbau, strukturiert<br />

z.B. durch galvanische Abscheidung in eine Fotoresistmaske, übliches Verfahren der<br />

<strong>Leiterplatten</strong>technik im Subtraktiv-Metallresistverfahren.<br />

pH-Wert<br />

negativer dekadischer Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration; Maß für<br />

Säure- und Basenkonzentration einer Lösung. Neutrales Wasser hat einen pH-Wert<br />

von 7, der pH-Wert von Säuren ist kleiner 7, der von Basen größer 7. Gemessen<br />

wird der pH-Wert mit Indikatorpapier oder elektrochemisch durch die Potentialänderung<br />

einer Glaselektrode.<br />

Pitch<br />

Sprung, Raster für Pads, Abstand der Bauelementeanschlüsse<br />

Positionsdruck<br />

Druck zur Kennzeichnung der Position der Bauelemente auf einer Leiterplatte zur<br />

Unterstützung von Montage und Service<br />

Rakel<br />

plastischer in einer Halterung befestigter Materialstreifen aus Gummi, PUR o. ä. zum<br />

Ziehen der Farbe über die Druckschablone beim Siebdruck. Wesentlich für das Ergebnis<br />

der Siebdruckes sind Härte (in Shore gemessen), Rakel-anschliff (beim<br />

Maschinendruck meist 60°), der Rakelandruck und die Rakelanstellung (Schräglage).<br />

Rakeldruck<br />

Thixotropie: Eigenschaft eines Stoffs, unter Belastung (Druck, Scherkraft) seine<br />

Viskosität zu erniedrigen. Siebdruckfarben (Farben für den Kennzeichnungs, bzw.<br />

Bestückungsdruck) bzw. sonstige Materialien (Lötstopplack, Lotpasten, SMD-<br />

Kleber), die mit Siebdruck verarbeitet werden, müssen thixotrop sein, weil die zu<br />

druckende Farbe durch das Siebgewebe fließen muß, aber dann das Druckbild bis<br />

zum Aushärten oder Bestücken nicht verlaufen darf. Entsprechend der Thixotropie<br />

ist der Rakelandruck einzustellen.<br />

Reflow-Löten<br />

Aufschmelzlöten; die Kontaktierung von SMD-Bauelementen erfolgt durch das Aufschmelzen<br />

z.B. mittels Infrarot von Lotdepots, die sich auf den Lötpads der<br />

Leiterplatte unter den Bauelementanschlüssen befinden (Herstellung der Lotdepots<br />

durch Heißluftlöten oder aus Lotpaste mittels Schablonendruck u.a.). Die gesamte<br />

Leiterplatte wird auf Löttemperatur gebracht.<br />

RF-Verfahren<br />

Röntgenfluoreszenzverfahren zur Schichtdickenbestimmung (auch Legierungszusammensetzung)<br />

für Materialien mit einer Ordnungszahl über 20 sinnvoll. Das<br />

Verfahren arbeitet zerstörungsfrei und kann im laufenden Produktionsprozeß zur<br />

Kontrolle eingesetzt werden.<br />

Registrierung<br />

Optische Justage: Justage von Teilen zueinander mittels optischer Einrichtungen,<br />

eingesetzt, wenn die mechanische Justage durch Stifte und Bohrungen nicht möglich<br />

ist oder die Genauigkeit nicht mehr ausreicht. Optische Justage kann manuell/visuell<br />

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auf Markierungen (Justagemarken) mit Unterstützung durch optische Mittel (Lupen,<br />

Mikroskop) oder durch automatische Bildverarbeitungssysteme erfolgen. Die<br />

optische Justage oder optische Registrierung erfolgt zur Orientierung der einzelnen<br />

technologischen Ebenen gegeneinander (Bohrlochstruktur, Leitbahnstruktur,<br />

Leitbahnstrukturen in Multilayern, Lötstoppmaske, Bestückungsdruck). Spezielle<br />

Passersysteme und Korrekturmechanisen wurden zur Verbesserung der<br />

Lagetoleranz entwickelt, insbesondere Systeme zur Erkennung von Lagenversatz in<br />

Multilayern und rechentechnische Lagekorrektur zur optimalen Einbringung der<br />

Bohrungen (Röntgenverfahren).<br />

Registriergenauigkeit<br />

Bei der Belichtung: Übereinstimmung von Filmvorlage und Leiterbild<br />

Replenisher<br />

Auffrischungslösung, Ergänzungslösung: Bezeichnung für ammoniakalisches<br />

kupferfreies Ätzmittel bzw. Regenerierungslösung oder die erste Spülkammer der<br />

Sprühätze, deren Inhalt der Ätze zur Regenerierung wieder zugeführt wird.<br />

rheologische Eigenschaften<br />

Rheologie: Fließkunde, Erfassung der Fließ- und Reibungseigenschaften von<br />

Flüssigkeiten (Flüssigfotolacke) oder Pasten (Siebdruckfarben), bei denen der<br />

Koeffizient der inneren Reibung (Viskosität) von den bestehenden Bedingungen<br />

(Druck, Temperatur) abhängig ist, z.B. bei flüssigen Fotolacken zum Gießen oder<br />

Tauchziehen. Demgegenüber beschreibt die Thixotropie die Eigenschaften bei<br />

veränderten Bedingungen (Druckänderung beim Siebdruck).<br />

Rückätzrate<br />

Desmearing/Rückätzen: Entfernung von Harzverschmierungen im Bohrloch. Durch<br />

die thermische Belastung beim Bohren vor allem in Multilayern werden Harzverschmierungen,<br />

vermischt mit Glasstaub, in den Bohrungen besonders an den Kupferanbindungen<br />

der Zwischenebenen erzeugt, die die anschließende Durchkontaktierung<br />

verhindern. Zum Desmearing stehen folgende Verfahren zur Verfügung:<br />

Oxidation mit Schwefelsäure, Chromsäure, Permanganat oder Sauerstoffplasma<br />

Schablonenaufbau<br />

Auf ein Siebdruckgewebe wird eine Schablone aufgebracht. Je höher der Schablonenaufbau<br />

(Dicke der Schablone) ist, desto dicker ist die gedruckte Lackschicht.<br />

Schwesterwerkzeug<br />

Im Magazin oder Schachtel nebeneinander stehendes Werkzeug<br />

Signierlack<br />

Siebdrucklack zum Kennzeichendruck/Positionsdruck auf <strong>Leiterplatten</strong>oberflächen<br />

zur Unterstützung der Bestückung oder des Servicemonteurs<br />

SMT<br />

Surface Mounting Technology; Oberflächenmontage von (miniaturisierten) Bauelementen<br />

auf <strong>Leiterplatten</strong>, SMD-Bestückung<br />

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Startpolymerisation<br />

Eine Polymerisation ist eine chemische Reaktion bei der Monomere zu Polymeren<br />

reagieren. Die diese Polymerisation auslösende Reaktion wird als Startpolymerisation<br />

bezeichnet.<br />

Strippen<br />

Entfernen von Resisten oder Reserven nach der Verwendung (Fotoresist,<br />

Siebdruckfarbe, Metrallresist strippen)<br />

Strukturviskosität<br />

Eine strukturviskose - thixotrope - Flüssigkeit ändert ihre Viskosität unter Einwirkung<br />

von Scherkräften. Wenn Scherkräfte auftreten, sinkt die Viskosität, nach Beendigung<br />

der Scherung steigt die Viskosität wieder an.<br />

Substrat<br />

Substrat: Basismaterial (Begriff wird besonders in der Hybridtechnik bzw. MCM-<br />

Technik verwendet)<br />

Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten ( TRbF )<br />

Gesetzliches Regelwerk, daß Betriebsvorschriften und spezielle Vorschriften für Lageranlagen<br />

für brennbare Flüssigkeiten beinhaltet<br />

Temperschritte<br />

Tempern: Wärmebehandlung zur Spannungserniedrigung im Basismaterial oder<br />

Multilayer bzw. zur vollständigen Aushärtung des Harzes. Die Temperatur muß über<br />

der Glasumwandlungstemperatur des Harzsystems liegen. Bei Polyimidleiterplatten<br />

wird das Tempern zum Trocknen des Materials durchgeführt. Hier muß die<br />

Temperatur wenig über der Verdampfungstemperatur des Wassers liegen.<br />

Tenting-Technik<br />

Tenting-Verfahren: Subtraktivtechnik, wobei die durchkontaktierte <strong>Leiterplatten</strong>fläche<br />

sofort, meist ohne Gestellwechsel, galvanisch ganzflächig auf die Nennkupferschichtdicke<br />

verstärkt (Panelplating) und strukturiert geätzt wird. Der Resist muß die<br />

Bohrung beidseitig abdecken (von engl. tent = Zelt). Bezeichnung auch tent and<br />

etch. Vorteile sind weniger Arbeitsschritte, höhere Verfahrenszuverlässigkeit, einfachere<br />

Ätzmittel und kein Metallresist. Nachteile sind höhere Belastung des<br />

Ätzmittels mit Kupfer, größere Strukturweiten wegen höherer Unterätzung und<br />

Probleme beim vollständigen Lochabdecken vor dem Ätzangriff (Auflage Festresist<br />

auf dem Restring, Kantenabdeckung bei Flüssigresist).<br />

Tents<br />

mit Fotoresist „überspannte“ (überdeckte) Löcher (Bohrungen)<br />

Tenten<br />

Überspannen von Löchern durch Festresist, aber auch Lötstopplack überspannt<br />

kleinere Umsteiger<br />

Treatment<br />

Nachbehandlung der matten (Rück-) Seite der Kupferfolie, um eine ausreichende<br />

Haftung auf dem Basismaterial zu gewährleisten. Bekannt sind Messingtreatments,<br />

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galvanische Aufrauhung und Knospenbildung oder oxidative Behandlung des<br />

Kupfers.<br />

Unterspülen<br />

Seitliche Unterwanderung beim Entwicklungsprozeß, i.d.R. bedingt durch eine unzureichende<br />

Durchbelichtung der Resistschicht beim Belichten<br />

Unterstrahlung<br />

Bei der Belichtung eines fotostrukturierbaren Lötstopplackes wird eine Filmvorlage<br />

auf den Lötstopplack aufgelegt. Dieser Film enthält lichtdurchlässige und lichtundurchlässige<br />

Bereiche. Wenn der Film nicht vollständig aufliegt, d.h. ein Abstand<br />

zwischen Filmvorlage und Lötstopplack vorhanden ist, kann Licht unter die lichtundurchlässigen<br />

Bereiche des Filmes gelangen.<br />

UV-Licht<br />

ultraviolettes Licht; Licht im Kurzwellenbereich bei 100-400 nm. In der <strong>Leiterplatten</strong>technik<br />

zur Belichtung von Fotoresisten verwendet, deren größte Empfindlichkeit im<br />

Bereich 240 - 360 nm liegen. Beim Belichten mit UV-Licht entstehen durch<br />

physikalisch-optische Einflüsse Bildverfälschungen.<br />

Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF)<br />

Die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten ist ein gesetzliches Regelwerk, das im<br />

wesentlichen die Lagerung brennbarer Flüssigkeiten regelt.<br />

via holes<br />

Durchsteiger: Umsteiger, Durchkontaktierungen, elektrische Verbindungen zwischen<br />

zwei Leiterebenen, die meist nicht zum Bestücken der Bauelemente genutzt werden<br />

Viskosität<br />

Zähigkeit; innere Reibung in Gasen und Flüssigkeiten. Angegeben wird meist die<br />

dynamische Viskosität η, Maßangabe in Pascalsekunde (Pas = SI-Einheit),<br />

centiPoise (cP) oder die Kinematische Viskosität v in m2/s (SI-Einheit) bzw. Stokes<br />

St. Fließverhalten eines Stoffes; niederviskose Stoffe sind flüssiger als hochviskose.<br />

Die Viskosität ist temperaturabhängig (wichtiges Maß bei Klebern, Lacken und öligen<br />

Flüssigkeiten).<br />

Vollhartmetall-Spezialbohrer<br />

Bohrer aus dem Sinterwerkstoff Hartmetall. Voll = nur Hartmetall<br />

Vorpartie<br />

Eine Produktionsmenge die in einem Ansatz gefertigt wird bezeichnet man als Partie.<br />

Eine zeitlich vorher produzierte Mengeneinheit des gleichen Produktes nennt<br />

man Vorpartie.<br />

Wärmeverschleiß<br />

Durch die Berührung des Bohrers mit dem Werkstück entsteht durch die hohe<br />

Drehzahl Wärme. Diese Wärme bewirkt den Verschleiß.<br />

Wasserstoffperoxid<br />

Chemische Formel H2O2, vielfach eingesetzte Chemikalie mit Oxidationswirkung, die<br />

z.B. das Beizen oder Ätzen von Metallen verbessert. Es ist von Vorteil, daß als<br />

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Produkte nur Wasser und gegebenenfalls Sauerstoff entstehen. Wegen der leichten<br />

Zersetzbarkeit, die zu Explosionen führen kann, ist bei der Arbeit mit Wasserstoffperoxid<br />

Vorsicht geboten. Gegenüber stärkeren Oxidationsmitteln, wie z.B. Permanganat,<br />

kann Wasserstoffperoxid auch als Reduktionsmittel wirken.<br />

Wellenlängenbereich<br />

Die von einer Lichtquelle ausgesandte Strahlung erstreckt sich über einen bestimmten<br />

Wellenlängenbereich mit unterschiedlicher Intensität, d.h. es wird in der Regel<br />

nicht Licht einer Wellenlänge ausgesandt sondern Licht verschiedener Wellenlängen.<br />

Wellenlötanlagen<br />

Schwallötanlagen, Durchlaufanlagen zum automatischen Löten von <strong>Leiterplatten</strong>baugruppen<br />

(5), bestehend aus dem Transportsystem (Kettensystem mit Lötrahmen<br />

oder Fingertransport für <strong>Leiterplatten</strong>), Fluxstation mit Schaum- oder Sprühfluxer,<br />

einer Vorheizzone, der Lötzone mit Einfach- oder Doppelwelle, evtl.<br />

Schutzgaseinrichtung und Abkühlzone, evtl. Reinigungszone. Moderne Anlagen sind<br />

weitgehend regelbar, teilweise programmgesteuert. Die Lotwelle wird von einer<br />

Pumpen-Düsenkombination erzeugt. Bei der Lochmontage werden nur die durchgesteckten<br />

Anschlüsse in das Lot getaucht, bei der SMT werden die aufgeklebten Bauelemente<br />

vollständig eingetaucht.<br />

Winkelschliff<br />

Rechtwinkeliger Schliff des Rakelgummis beim Siebdruck<br />

Z-Achse<br />

Sacklochbohren: Herstellen von nicht durchführenden (Sack-) Löchern. Beim mechanischen<br />

Tiefenbohren mit einem Tiefen-Meßsystem wird der z-Achsenantrieb der<br />

Bohrmaschine mit einer Genauigkeit um 25 µm reguliert. Werden Sacklöcher<br />

eingesetzt, erhöhen sich die Bohrkosten im Vergleich (0,9 mm Loch im Dreierstapel<br />

gebohrt = 100 %) auf das 2,5-fache. Sacklöcher können aber auch durch andere<br />

physikalisch/chemische Prozesse, wie Plasmaätzen, Laserbohren oder chemisches<br />

Ätzen des Dielektrikums realisiert werden<br />

Zuschnitt<br />

Das Basismaterial wird ca. 5 % größer mit einer Säge zugeschnitten.<br />

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