Soundtrack Song - Badland
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Statement vom Drehbuchautor und Regisseur<br />
FRANCESCO LUCENTE__________________________________________<br />
Ich bin gegen den Krieg im Irak. Von Anfang an war ich der Meinung, dass die „Verkaufsargumente“ der Regierung, mit denen sie diesen Krieg<br />
zu rechtfertigen versuchten, äußerst mangelhaft waren. Meiner Meinung nach waren die Politiker entschlossen, auf jeden Fall und zu jedem Preis<br />
in den Irak einzumarschieren. Wie wir jetzt alle wissen, waren die dargelegten Gründe offensichtlich falsch, und tragischerweise hat sich die Zahl<br />
der menschlichen Opfer als unkalkulierbar erwiesen. Ich war erschüttert darüber, wie schnell Politiker bereit waren, für utopische Ideale und<br />
hartes Geld das Leben von Soldaten überall auf der Welt zu opfern sowie ohne zu zögern sinnlose Kollateralschäden durch den Tod von<br />
unschuldigen Männern, Frauen und Kindern im Irak in Kauf zu nehmen.<br />
Ich habe damals geglaubt, dass sich die meisten Amerikaner quasi noch im Schock nach der Wahl des Jahres 2000 befanden und daher<br />
keine Kraft aufbringen konnten, dem Kriegsaufruf der Regierung zu trotzen. Ich hatte außerdem erwartet, dass die amerikanische Öffentlichkeit<br />
anlässlich der Wahl 2004 die Sachlage korrigieren würde. Aber als danach wieder dieselben politischen Akteure in ihre Büros zurückkehrten, war<br />
ich fassungslos. Es wurde rasch klar, dass mehr als die Hälfte der amerikanischen Wählerschaft tatsächlich den Krieg unterstützte. In den<br />
folgenden Monaten fiel mir schließlich auf, dass jene Soldaten und Zivilisten, die ihr Leben im Irak eingebüßt hatten, dem durchschnittlichen<br />
Amerikaner, der 2004 die alte Regierung wiedergewählt hatte, ziemlich wenig bedeuteten. Ungeachtet der Tatsache, dass die moralischen und<br />
rechtlichen Voraussetzungen für diesen Krieg sich als definitiv falsch erwiesen. Dieser Krieg war und ist eindeutig illegal und unmoralisch.<br />
Mittlerweile ist die Situation unhaltbar und wahrscheinlich irreparabel geworden.<br />
Die Gründe, warum das amerikanische Wahlvolk so reagiert hat, sind komplex. Aber meiner Meinung nach gibt es eine entscheidende<br />
und sehr simple Antwort: Der einfache Bürger wusste immer, dass er sich nicht persönlich an diesem Krieg beteiligen muss. Da also für ihn<br />
persönlich nichts auf dem Spiel stand, wurde er auch nicht zum Nachdenken gezwungen, um eine andere, nicht kriegerische Lösung zu finden. Er<br />
hat keine Opfer zu beklagen. Ihm war auch bewusst, dass es praktisch unmöglich war, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Solange er also<br />
weiterhin ohne Beeinträchtigung "shoppen gehen" konnte, hatte er nichts zu verlieren. Alles, was er tun musste, war, sich entspannt<br />
zurückzulehnen und die Politiker ihren Job machen zu lassen.<br />
Zudem verwandelte sich das Kriegsereignis rasch in eine Art Videospiel im Fernsehen. Die Bilder von Bombeneinschlägen und<br />
Artillerieblitzen am Nachthimmel über Bagdad sahen "cool" aus. Warum? Weil niemand unter jenen Blitzen die menschlichen Verwüstungen<br />
wahrnahm: das Blut, die Körper, die Qual. Ich fühlte mich schrecklich dabei, wie wir ohne jede Achtung vor seinem Wert das menschliche Leben<br />
auslöschten. Die Würde und die Ehrfurcht vor dem Leben waren – vielleicht für immer – aus dem Gedächtnis gewichen. Ich glaube zwar, dass<br />
Selbstverteidigung überlebenswichtig ist, aber bevor man sich an irgendeinem Krieg beteiligt, sollte man sich absolut sicher sein, dass alle<br />
diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und die Gründe für eine gewaltsame Selbstverteidigung klar sind. Der Erste Weltkrieg war ein<br />
sinnloses Blutbad, das eigentlich der Welt vor Augen führen sollte, wie wichtig die internationalen Verbindungen sind. Aber geholfen hat es<br />
nichts.<br />
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