201201.pdf
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Potenziale<br />
besser nutzen<br />
Qualifizierung für<br />
Beschäftigte (QfB)<br />
Das AMS Vorarlberg fördert<br />
mit dieser Beihilfe die<br />
Kosten der Qualifizierungs-<br />
Er n E Fi t t i n g s<br />
Die international wachsende Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Schlins<br />
wurde 1920 von der Familie Erne gegründet und befindet sich seither im<br />
Familienbesitz. Das Unternehmen produziert speziell gefertigte Rohrkomponenten<br />
(Einschweißfittings) aus Stahlwerkstoffen. Erne fittings hat<br />
Standorte in Mürzzuschlag (A), Lohne (GER), Jubail City (Saudiarabien),<br />
Houston (USA) und Shanghai (China). 1997 wurde ELB Form (form group)<br />
in Vandans gegründet und ist seit 2008 eine 100%ige Tochtergesellschaft.<br />
Die Erne Group (fittings) und ELB Form (automotive) verzeichnen einen<br />
Jahresumsatz von 140 Mio. Euro. Derzeit beschäftigt das Unternehmen<br />
650 MitarbeiterInnen, davon 24 Lehrlinge.<br />
maßnahmen von ArbeitnehmerInnen.<br />
Ziel ist es,<br />
einerseits die Beschäftigung<br />
von ArbeitnehmerInnen<br />
durch Qualifizierung zu<br />
sichern und andererseits die<br />
Weiterbildungsaktivitäten<br />
für die ArbeitgeberInnen zu<br />
erleichtern.<br />
in t e r V i e w<br />
Herr Grimm, derzeit wird viel über den demografischen<br />
Wandel gesprochen. Wie sehen<br />
Sie diese Entwicklung in Bezug auf das<br />
Arbeitskräftepotenzial?<br />
Die demografische Entwicklung und der<br />
Mangel an Fachkräften sind Herausforderungen<br />
für die Zukunft. Derzeit haben wir zwar<br />
noch keine Probleme, die auf den demografischen<br />
Wandel zurückzuführen sind, aber wir<br />
wollen früh genug gegensteuern. Wir lassen<br />
uns aber von den Statistiken zur Demografie<br />
nicht unter Druck setzen. Man hat zwar die<br />
Prognosen im Hinterkopf, aber das operative<br />
Geschäft ist davon nicht betroffen. Überdies<br />
haben wir mit einem Durchschnittsalter von<br />
41 Jahren eine homogene Belegschaft, die in<br />
jeder Altersgruppe durch Qualität überzeugt.<br />
Gibt es bereits Konzepte, dem demografischen Wandel<br />
am Arbeitsmarkt zu begegnen?<br />
Wir verfolgen drei Linien. Erstens wollen wir zukünftig<br />
das Potenzial weiblicher Arbeitskräfte stärker<br />
nutzen. Bei erne fittings beträgt der Anteil an<br />
weiblichen Beschäftigten derzeit ein Fünftel, bei<br />
form group sind bereits ein Drittel der Beschäftigten<br />
Frauen, davon beinahe die Hälfte in der Produktion.<br />
Um noch mehr Frauen anzusprechen, werden wir in<br />
Zukunft unsere Arbeitszeitmodelle flexibler gestalten,<br />
das heißt, mehr Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit<br />
bieten.<br />
Zweitens suchen wir unser Personal nicht nur in<br />
der Region, sondern auch im Ausland, vor allem in<br />
Deutschland, aber auch in anderen Ländern. Kürzlich<br />
haben wir Fachleute aus Spanien angeworben.<br />
Das hat sehr gut funktioniert. Wir haben in unserem<br />
Unternehmen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten<br />
beschäftigt, die Zuwanderung bringt auch eine<br />
Verjüngung des Personalstandes mit sich.<br />
Drittens ist uns die laufende Weiterbildung unserer<br />
Mitarbeiter ein wichtiges Anliegen. Unsere Beschäftigten<br />
sollen in einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess<br />
eingebunden werden, das kommt vor allem<br />
auch den älteren Mitarbeitern zugute.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung am Arbeitsmarkt für<br />
Ihre Branche?<br />
In Vorarlberg herrscht im Metallbereich eine sehr<br />
hohe Nachfrage nach Fachkräften. Große Firmen<br />
wie Liebherr oder Hilti rittern mit uns um die besten<br />
Köpfe, das beginnt schon bei der Ausbildung. Aufgrund<br />
unseres Schichtbetriebes kommt es auch nicht<br />
selten vor, dass uns Lehrlinge nach der Ausbildung<br />
wieder verlassen.<br />
Derzeit befindet sich die Auto-Industrie in einer<br />
Boom-Phase, das kann sich aber schnell wieder ändern.<br />
Durch den Fachkräftemangel wachsen wir auch<br />
nicht in dem Ausmaß, wie wir es könnten. Alleine bei<br />
ELB Form in Vandans fehlen uns 10 - 15 Fachkräfte.<br />
Durch Leasingkräfte versuchen wir, hier einen zeitweiligen<br />
Ausgleich zu schaffen.<br />
Was mich an den regionalen Arbeitskräften überrascht<br />
hat, ist die geringe Bereitschaft zur räumlichen<br />
Mobilität.<br />
Wie sehen Sie die Rolle älterer MitarbeiterInnen in<br />
ihrem Unternehmen?<br />
Die älteren Arbeitskräfte in unserem Unternehmen<br />
stammen überwiegend aus der Region. Sie sind sehr<br />
bodenständig, zeichnen sich durch Fleiß und hohes<br />
Pflichtbewusstsein aus und bringen ihre Erfahrungen<br />
zugunsten des Unternehmens ein.<br />
Da in unserer Branche vorwiegend körperlich schwere<br />
Arbeiten zu verrichten sind, können die Mitarbeiter<br />
jedoch nur bis zu einem gewissen Alter diese Tätigkeiten<br />
ausführen. Sie haben die Möglichkeit, in die<br />
Bereiche Versand oder Logistik zu wechseln, zwei<br />
wesentliche Geschäftsbereiche, wo sie ihr fachliches<br />
Know-How einsetzen können. Zudem nutzen wir<br />
das Potenzial älterer Mitarbeiter, um diese durch gezielte<br />
Weiterbildungen für Führungspositionen, vor allem in der<br />
Produktion, zu qualifizieren. In Zusammenarbeit mit dem<br />
AMS bilden wir derzeit zwei Mitarbeiter über das Angebot<br />
„Qualifizierung für Beschäftigte“ zu Führungskräften aus.<br />
Wie sieht die Altersverteilung bei Führungskräften aus?<br />
Hier haben wir eine gute Bandbreite, Jüngere und Ältere.<br />
Durch die innerbetriebliche Mitarbeiterförderung haben<br />
schon einige ehemalige Lehrlinge den Sprung in leitende<br />
Positionen geschafft.<br />
erne fittings betreibt auch ein Werk in Jubail City,<br />
wie sieht es dort mit der Personalplanung aus?<br />
Es gibt klare Vorgaben. Die Trennung zwischen Mann und<br />
Frau ist in der Kultur stark verankert. Frauen dürfen nicht<br />
zusammen mit Männern arbeiten, deshalb gibt es in unserem<br />
Werk auch keine weiblichen Beschäftigten. Zudem<br />
gibt es eine Vorschrift, dass eine bestimmte Anzahl Einheimischer<br />
beschäftigt werden muss, bevor Mitarbeiter aus<br />
Drittländern wie Pakistan oder Indien beschäftigt werden<br />
dürfen, die sogenannte „Saudisation-Rate“.<br />
Zu r pe r s o n<br />
DI Stefan Grimm (47)<br />
Head of Human Resources seit Juli 2011<br />
Ausbildung<br />
Studium Maschinenbau und BWL an der<br />
Universität Darmstadt.<br />
Laufbahn<br />
Finanzierte sich das Studium als Programmierer, arbeitete<br />
als Personalmanager und Unternehmensberater.<br />
Wie viele Bewerbungsgespräche haben Sie bereits<br />
geführt?<br />
Als Bewerber zirka 10. Als Personalverantwortlicher<br />
sicher mehr als 1.000.<br />
Was wollten Sie als Kind werden?<br />
Das, was ich geworden bin. Maschinenbauingenieur.<br />
Was hat Sie nach Vorarlberg geführt?<br />
Ich bin des Jobs wegen gekommen und der Liebe wegen<br />
geblieben.<br />
fragen an:<br />
Mag. Karlheinz Rüdisser<br />
Vorarlberger Landesstatthalter<br />
4 U - Das Magazin für Unternehmen U - Das Magazin für Unternehmen 5<br />
3<br />
we l c h e au s w i r k u n g e n h a t d e r d e m o g r a n<br />
f i s c h e wa n d e l a u f d i e wi r t s c h a f t s e n tn<br />
w i c k l u n g in vo r a r l B e r g ?<br />
Die Zahl der Bevölkerung in Vorarlberg hat in den letzten<br />
15 Jahren stetig zugenommen und wird auch in Zukunft<br />
leicht zunehmen. Allerdings entsteht dieser Zuwachs aus<br />
einer positiven Wanderungsbilanz und resultiert nicht aus<br />
einem Geburtenüberschuss. Die sinkende Zahl der Jugendlichen<br />
wird Auswirkungen auf die duale Ausbildung haben,<br />
die eine wichtige Funktion in der Vorarlberger Wirtschaft<br />
erfüllt. Durch die steigende Lebenserwartung werden wir<br />
im Bereich der Pflege und Betreuung von älteren Menschen<br />
gefordert sein.<br />
we l c h e a r B e i t s m a r k t p o l i t i s c h e n ma s s n<br />
n a h m e n k ö n n e n g e s e t Z t w e r d e n , u m d e r<br />
d e m o g r a f i s c h e n en t w i c k l u n g Z u B e g e gn<br />
n e n ?<br />
Es gibt mehrere Ansatzpunkte. Wir müssen sicherstellen,<br />
dass jeder Jugendliche eine Ausbildungschance bekommt<br />
und seine Talente und Fähigkeiten in die Wirtschaft des Landes<br />
einbringen kann. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen<br />
muss erhöht werden. Dazu sind aber die entsprechenden<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen. Beispielhaft sind hier die<br />
Kleinkinderbetreuung oder die Ganztagsschule zu nennen.<br />
Die Rekrutierung von Fachkräften muss zunehmend auch<br />
international erfolgen. Wir sind ein attraktives Land mit einer<br />
hohen Lebens- und Freizeitqualität und entsprechenden<br />
Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten, also besten<br />
Voraussetzungen dazu.<br />
wie s e h e n sie d i e a r B e i t s m a r k t p o l i t i s c h e<br />
ro l l e d e s ams vo r a r l B e r g ?<br />
Das AMS Vorarlberg und das Land Vorarlberg verbindet<br />
eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Das drückt sich<br />
einerseits in der gemeinsamen Finanzierung von Projekten<br />
und andererseits dem gemeinsamen Ziel, möglichst viele<br />
Menschen in Beschäftigung zu bringen, aus. Das AMS Vorarlberg<br />
ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den arbeitsuchenden<br />
Menschen und der Wirtschaft. Dabei kommt der<br />
Orientierung an den Bedürfnissen der Wirtschaft und den<br />
darauf aufbauenden Qualifizierungsmaßnahmen eine besondere<br />
Bedeutung zu. Nur so ist es möglich, arbeitsuchenden<br />
Menschen eine langfristige Beschäftigungsperspektive<br />
zu geben.