3 HAITI, WIE KÖNNTE MAN DAS VERGESSEN … 4 ... - ADRA
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Haiti | FLASH 3<br />
<strong>HAITI</strong>,<br />
<strong>WIE</strong> KÖNNTE <strong>MAN</strong> <strong>DAS</strong> <strong>VERGESSEN</strong> …<br />
Von einigen Reisen kommt man<br />
nicht unberührt zurück. Das war<br />
bei mir der Fall, als ich im letzten<br />
Juli aus Haiti zurückgekehrt bin.<br />
Ich habe eine traumatisierte Insel<br />
als Folge des Erdbebens vom<br />
12. Januar 2010 kennen gelernt.<br />
Die Strassen von Port-au-Prince<br />
zeugen noch immer von der Gewalt<br />
des Erdbebens. Die Blicke, denen<br />
man begegnet, sprechen Bände über<br />
das Erlebte! Gewiss, es gibt keine<br />
Leichen mehr in den Strassen der<br />
haitianischen Hauptstadt. Aber nun<br />
bekommen die Bilder, die wir alle<br />
auf zahlreichen Fernsehsendern gesehen<br />
hatten, ein völlig neues Ausmass.<br />
Wir haben mit <strong>ADRA</strong> Schweiz<br />
die Projektmanager von Übergangsunterkünften,<br />
Landwirtschaft und<br />
Wasseraufbereitung in Petit-Goave<br />
getroffen. Wir wollten uns ein<br />
genaues Bild darüber machen, wie<br />
die Lebensumstände der Flüchtlinge<br />
sind, da das Beben die Umsiedlung<br />
vieler Personen in die Städte hinein<br />
verursacht hatte.<br />
Nicht-Regierungs-Organisationen<br />
wie <strong>ADRA</strong> geben ihr Bestes, wobei<br />
alles wegen des grossen administrativen<br />
Aufwandes, der Trägheit der<br />
Behörden und auch wegen Korruption<br />
nur schleppend voran kommt.<br />
Die Nahrungsmittelkrise ist vorbei,<br />
nun muss der Wiederaufbau geplant<br />
werden. Die Strassen müssen vom<br />
Müll frei geräumt werden, aber es<br />
müssen auch Alternativen für die<br />
provisorischen Zeltlager gesucht<br />
werden, die auch nach sechs Monaten<br />
überall immer noch zahlreich<br />
vorhanden sind. Die Ortschaften<br />
Port-au-Prince, Léogane (das Epizentrum<br />
des Erdbebens) und Petit-<br />
Goave bilden heute riesige Narben<br />
in der Landschaft.<br />
Trotz der Katastrophe ist das Leben<br />
weiter gegangen. Auf den Märkten<br />
entlang der Strasse wimmelt es<br />
von Menschen, die Schüler lächeln<br />
einem zu und dies alles inmitten<br />
von Hupkonzerten und endlosen<br />
Staus von Autos, Bussen und Zweirädern.<br />
Im <strong>ADRA</strong>-Büro von Petit-Goave<br />
konnte ich feststellen, dass verschiedene<br />
Projekte von internationalen<br />
Teams durchgeführt werden. Alle<br />
haben die gleiche Motivation: HEL-<br />
FEN!<br />
Am Sonntag, dem 11. Juli, hat die<br />
ganze Insel aufgehört zu atmen!<br />
Nein, nicht wegen einer neuen<br />
Katastrophe, sondern weil das Finale<br />
der FIFA Fussball Weltmeisterschaft<br />
direkt auf «kreolisch» übertragen<br />
wurde. Der Journalist im Fernsehen<br />
beendete jeden Satz mit «kein Problem,<br />
kein Problem». Das ist Haiti:<br />
Trotz allem, was sie erlebt haben,<br />
ist es nicht ungewöhnlich, dass die<br />
Haitianer sagen «es ist kompliziert»,<br />
aber dann folgt unweigerlich ein<br />
«kein Problem» – wie, um das Gegenüber<br />
zu beruhigen…<br />
Christophe Michel, Kommunikationsverwantwortlicher<br />
FFN<br />
(Fédération du Nord de la France)<br />
Fotos : <strong>ADRA</strong> Haiti