Quartalsprogramm 10/11/12 2012 - Kunstsammlung NRW
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Liebe Besucherinnen und Besucher,<br />
in diesen Wochen und bis in das neue Jahr hinein zeigen wir Ihnen in unseren<br />
drei Häusern Ausstellungen, die scheinbar unterschiedlicher nicht sein können:<br />
Die Geschichte unserer wunderbaren Sammlung mit <strong>10</strong>0 Werken von Paul<br />
Klee haben wir für Sie in der Bel Etage im K21 ausgebreitet. Im K20 nimmt<br />
die britische Künstlerin Gillian Wearing Sie mit bei ihren Erkundungen von<br />
Privatem und Öffentlichem, von nach außen gewandter »Fassade« und subjektivem<br />
Bewusstsein, wobei sie auch bizarr erscheinende Masken einsetzt.<br />
Im Schmela Haus fragt die Polin Katarzyna Kozyra ebenso provokant wie<br />
manchmal auch humorvoll nach Identität und Identifikation.<br />
Was liegt bei diesem facettenreichen Ausstellungsprogramm näher, als sich<br />
Gedanken über den Begriff der mit der Kunst so eng verbundenen »Schönheit«<br />
zu machen? Auch für uns Museumsleute, die wir tagtäglich den Kunstwerken<br />
ganz nahe sind, ist eine Definition dessen, was denn schön ist, alles<br />
andere als einfach. Von Albrecht Dürer ist das Zitat überliefert »Was Schönheit<br />
ist, das weiß ich nicht«.<br />
Umberto Eco, der vor einiger Zeit zwei Bücher über die Geschichte der<br />
Schönheit und der Hässlichkeit vorgelegt hat, hat uns darauf hingewiesen,<br />
dass Schönheit relativ ist und immer aus einer sehr persönlichen Perspektive<br />
empfunden wird. Die Komplexität von schön/hässlich schildert Eco am Beispiel<br />
von Außerirdischen, die in einem Kunstmuseum von den Besuchern<br />
als »schön« empfundene Frauenbildnisse Picassos entdecken und zu dem<br />
» falschen Schluss gelangen, dass die Menschen unserer Zeit im Alltag<br />
Frauen mit Gesichtern wie die von dem Maler dargestellten als schön und<br />
begehrenswert betrachten«.<br />
2 Editorial<br />
Der Blickwinkel des eigenen Kulturkreises spielt natürlich eine grundlegende<br />
Rolle: Masken und Figuren etwa aus Afrika oder Ozeanien erscheinen uns<br />
möglicherweise zunächst nicht unbedingt als schön; ein gekreuzigter und gemarterter<br />
Christus kann bei Angehörigen anderer Religionen durchaus auf<br />
Befremden stoßen.<br />
Nicht nur an Gillian Wearings Masken, auch in unserer ständigen Sammlung<br />
lässt sich ablesen, wie Künstler oft bewusst den Schönheitsbegriff unterlaufen:<br />
So tragen bei Nolde Frauen in einer Mischform afrikanische und europäische<br />
Züge, vereinigen sich in den Frauengesichtern Kirchners Eleganz<br />
und Fratzenhaftigkeit. Bei Rouault finden wir eine Maskenhaftigkeit, die keine<br />
vertrauten Anhaltspunkte und kein Urteil mehr über die Schönheit eines Gesichts<br />
zulässt.<br />
Nun, vielleicht erhalten wir ja eines Tages die Antwort auf die schwierige<br />
Frage nach der Schönheit von jemandem, der seine ersten Kontakte zur Kunst<br />
unserem neuen »Kleinen Studio« verdankt. Die <strong>Kunstsammlung</strong> eröffnet<br />
damit am 6. November die bundesweit erste spezialisierte Werkstatt für<br />
frühpädagogische Projekte in einem Museum. In der neuen Werkstatt, deren<br />
Ausstattung speziell auf die Bedürfnisse von Kindern ab drei Jahren zugeschnitten<br />
ist, geht es darum, die museale Bildungsarbeit mit aktuellen<br />
frühpädagogischen Ansätzen zu verknüpfen.<br />
Ich wünsche Ihnen in unseren Ausstellungen schöne Stunden und viele<br />
Begegnungen mit der »Schönheit«…<br />
Ihre Marion Ackermann<br />
Editorial 3