15.01.2013 Aufrufe

Der Twist-Flow-Windkanal der Yacht Research Unit Kiel

Der Twist-Flow-Windkanal der Yacht Research Unit Kiel

Der Twist-Flow-Windkanal der Yacht Research Unit Kiel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

<strong>Der</strong> <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-<strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> <strong>Yacht</strong> <strong>Research</strong> <strong>Unit</strong> <strong>Kiel</strong><br />

Dipl.-Ing. O. Müller, olaf.mueller@yru-kiel.de<br />

Dr.-Ing. K. Graf, kai.graf@fh-kiel.de<br />

Abstract<br />

This paper introduces the new <strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> Wind Tunnel at <strong>Yacht</strong> <strong>Research</strong> <strong>Unit</strong> <strong>Kiel</strong>. The<br />

principle of twisted apparend wind and its impact on sail trimming is described as well as the<br />

main mechanical components of the wind tunnel. A basic introduction of the theory behind wind<br />

tunnel test data and data processing is given. Some results are shown. A chapter of the paper<br />

focuses on, how small sailmakers and yachtdesigner can make use of the wind tunnel to develop<br />

their products.<br />

1 Einleitung<br />

<strong>Der</strong> Segelsport hat sich in den vergangenen Jahrzehnten technologisch stark entwickelt. Während<br />

in früheren Zeiten die Erfahrung und Intuition eines <strong>Yacht</strong>designers o<strong>der</strong> Segelmachers<br />

ausreichte, eine erfolgreiche <strong>Yacht</strong> bzw. ein schnelles Segel zu entwickeln, werden heute<br />

ingenieurmäßige und technisch-wissenschaftliche Verfahren angewandt, um <strong>Yacht</strong>en zu<br />

analysieren und zu optimieren. Diese Entwicklung, die im Leistungssport, etwa in olympischen<br />

Bootsklassen o<strong>der</strong> im Americas Cup, bereits Realität ist, dominiert in steigendem Unfang auch<br />

den Entwurf und die Konstruktion konventioneller <strong>Yacht</strong>en und Segel.<br />

Zu den strömungsmechanischen Analyseverfahren, die bei <strong>der</strong> Leistungsprognose von <strong>Yacht</strong>en<br />

eingesetzt werden, gehören bereits seit vielen Jahren <strong>Windkanal</strong>versuche zur Untersuchung von<br />

Rigg und Segeln, dem Antriebssystem einer <strong>Yacht</strong>. Bis heute werden <strong>Windkanal</strong>versuche<br />

allerdings nur im Ausnahmefall durchgeführt. Professionelle Segelsportkampagnen wie<br />

Americas-Cup- o<strong>der</strong> VOR-Kampagnen, aber auch einige wenige große Segelmachereien nutzen<br />

den <strong>Windkanal</strong> zur Analyse ihrer <strong>Yacht</strong>en o<strong>der</strong> zur Entwicklung neuerer Generationen von<br />

<strong>Yacht</strong>segeln. Es ist grundsätzlich möglich, <strong>Windkanal</strong>versuche mit <strong>Yacht</strong>riggs in jedem<br />

beliebigen <strong>Windkanal</strong> durchzuführen, solange <strong>der</strong> Strömungsquerschnitt gestattet, Modelle mit<br />

einer gewissen Mindestspannweite zu untersuchen. Für <strong>Yacht</strong>untersuchungen besser geeignet<br />

- 1 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

sind aber sogenannte <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-Windkanäle, in dem ein höhenabhängiger Windeinfallswinkel<br />

simuliert werden kann.<br />

Die <strong>Yacht</strong> <strong>Research</strong> <strong>Unit</strong> an <strong>der</strong> FH <strong>Kiel</strong> errichtet <strong>der</strong>zeit einen neuen <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-<strong>Windkanal</strong>,<br />

<strong>der</strong> für die Untersuchung von <strong>Yacht</strong>segeln beson<strong>der</strong>s geeignet ist. <strong>Der</strong> <strong>Windkanal</strong> wird zum einen<br />

errichtet, um die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> zu unterstützen. Hier<br />

dient er primär zur Verifikation und Korrelation von Strömungssimulationsverfahren. Die zweite<br />

wichtige Motivation zur Errichtung des <strong>Windkanal</strong>s ist es, den kleinen und mittleren<br />

Segelmachereien <strong>der</strong> Region Zugang zu einer Entwicklungsressource zu ermöglichen, <strong>der</strong> bisher<br />

nur den wenigen, international arbeitenden Segelmachereien zugänglich war. So ist es explizite<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong>, die kleineren, handwerklich orientierten Segelmachereien bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung neuer Segelschnitt-Familien zu unterstützen.<br />

Die Errichtung des <strong>Windkanal</strong>s und die Entwicklung <strong>der</strong> dazugehörenden<br />

Untersuchungstechniken werden vom Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein aus<br />

dem Regionalprogramm 2000 mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE) geför<strong>der</strong>t.<br />

2 <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong><br />

In natürlicher Umgebung ist die Windgeschwindigkeit von <strong>der</strong> Höhe abhängig. Eine<br />

meteorologische Windgeschwindigkeitsangabe ist in <strong>der</strong> Regel auf eine Referenzhöhe, z.B. 10 m,<br />

bezogen. Die tatsächliche Windgeschwindigkeit berechet sich dann mit:<br />

z<br />

TWS )<br />

10m<br />

e<br />

( z)<br />

= TWSz<br />

= 10m<br />

(<br />

( 2.1 )<br />

mit <strong>der</strong> Windgeschwindigkeit TWS (True Wind Speed) und <strong>der</strong> Höhe über dem Wasserspiegel z.<br />

e ist ein Exponent, <strong>der</strong> vom Segelrevier abhängig ist. Ein typischer Wert ist e=1/7. Bewegt sich<br />

eine Segelyacht zu diesem wahren Wind <strong>der</strong> Geschwindigkeit TWS unter einem Winkel von<br />

TWA mit <strong>der</strong> Bootsgeschwindigkeit u beim Abdriftwinkel β, dann berechnen sich scheinbare<br />

Windgeschwindigkeit AWS und scheinbarer Windeinfallswinkel AWA mit:<br />

AWS ( z)<br />

+ β<br />

2<br />

2<br />

= ( TWS ( z)<br />

cos TWA + u cos β ) + ( TWS ( z)<br />

sin TWA u sin ) ( 2.2 )<br />

- 2 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

TWS(<br />

z)<br />

sinTWA<br />

+ u sin β<br />

AWA(<br />

z)<br />

= arctan<br />

( 2.3 )<br />

TWS(<br />

z)<br />

cosTWA<br />

+ u cosβ<br />

wobei beachtet werden muss, dass β und TWA immer verschiedene Vorzeichen haben. Sowohl<br />

AWS als auch AWA sind von <strong>der</strong> Höhenkoordinate z abhängig.<br />

Mittels dieser Formeln lässt sich zeigen, dass <strong>der</strong> <strong>Twist</strong>winkel des Windes für typische Windund<br />

Bootsgeschwindigkeitsverhältnisse auf Raumschotskursen etwa 15-20°, auf Am-Wind-<br />

Kursen etwa 4-7° beträgt. Bezogen auf typische Anstellwinkel des Segelprofils zum Wind sind<br />

das etwa 15-30%. Selbstverständlich hat diese Variation des Anströmwinkels mit <strong>der</strong><br />

Höhenkoordinate erheblichen Einfluss auf Segelschnitt und Segeltrimm.<br />

3 Beschreibung des <strong>Windkanal</strong>s<br />

3.1 Hauptabmessung und Voruntersuchungen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> entsteht in offener Bauweise, d.h. das Modell befindet sich in<br />

einem ungetunnelten Bereich des <strong>Windkanal</strong>s. Durch diese Anordnung wird vermieden, dass ein<br />

Druckgradient im Windtunnel die Umströmung des Modells beeinflusst. Weitere Vorteile sind<br />

freie Sicht und offenen Zugang zum Modell. Die Luft wird frei in ein großes Hallenvolumen<br />

ausgeblasen. <strong>Der</strong> <strong>Windkanal</strong> wurde ausgelegt für eine Masthöhe von 1,80 m und eine<br />

Windgeschwindigkeit von 8-11 m/s. <strong>Der</strong> Messquerschnitt hat eine Breite von 3,6 m und eine<br />

Höhe von 2,4 m. Größere Modell-Masthöhen sind durchaus wünschenswert, hier wurden aber<br />

enge Grenzen durch Budget und Bauplatz gesetzt.<br />

Die kompakten Abmessungen des <strong>Windkanal</strong>s, die wegen Platzmangel in <strong>der</strong> Bauhalle<br />

erfor<strong>der</strong>lich waren, ließen Zweifel aufkommen, ob die Zuströmung des Modells hinreichend<br />

homogen und drallfrei war. Mittels Strömungssimulationsverfahren wurde in einem frühen<br />

Projektstadium ermittelt, welche Mindestquerschnitte und<br />

Strömungskonditionierungsmaßnahmen ergriffen werden mussten, um dies zu erreichen.<br />

Abbildung 3-1 zeigt das Ergebnis einer RANSE-Simulation. Die linke Abbildung zeigt das<br />

Ergebnis einer Simulation, bei <strong>der</strong> noch keine Vanes (Strömungsumlenkschaufeln) und<br />

Gleichrichter vorhanden sind. Die Strömung ist erheblich verdrallt und inhomogen. Durch Vanes<br />

und Gleichrichter (rechte Abbildung) wird die Strömung ganz erheblich homogenisiert. Örtlich<br />

wich die Geschwindigkeit im Messquerschnitt nur noch um 1-2% vom Mittelwert <strong>der</strong><br />

Strömungsgeschwindigkeit ab.<br />

- 3 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

Abbildung 3-1: Strömungssimulationsergebnisse des <strong>Windkanal</strong>s<br />

Links: ohne Vanes, rechts: mit Vanes und Gleichrichtern<br />

Die Gesamtlänge des <strong>Windkanal</strong>s beträgt etwa 17 m, die Breite 5 m und die Höhe 6.5 m. <strong>Der</strong><br />

<strong>Windkanal</strong> wurde in Holz-Stän<strong>der</strong>bauweise errichtet.<br />

3.2 Ventilatoren Kanal, und Strömungskonditionierung<br />

Als Antriebssystem kommen zwei Axialventilatoren mit zusammen 60 kW Leistung zum Einsatz.<br />

Die Regelung <strong>der</strong> Ventilatoren erfolgt stufenlos über einen Frequenzumrichter. Dieser wird von<br />

einem PC mittels Datenleitung und geeigneter Software gesteuert.<br />

- 4 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

Die luftführenden Teile hinter den Ventilatoren des <strong>Windkanal</strong>s sind in mehrere Baugruppen<br />

unterteilt:<br />

• Diffusoren<br />

• Setzkammer<br />

• Kontraktion<br />

• Umlenkvorrichtungen, Gleichrichter, Siebe, Rauhigkeitselemente<br />

• Grenzschichtkanal<br />

• <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-Vorhang<br />

In den Diffusoren erfolgt eine Aufweitung des Kanalquerschnitts. Dadurch verzögert sich die<br />

Strömungsgeschwindigkeit. Infolge dessen wird <strong>der</strong> dynamische Druck hinter den Ventilatoren<br />

abgebaut und in statischen Druck umgewandelt. <strong>Der</strong> Druckrückgewinn wurde in die Auslegung<br />

<strong>der</strong> Ventilatoren mit einbezogen. Die Diffusoren sind zudem als Schalldämpfer ausgelegt, d.h. sie<br />

sind aus Lochblech gebaut und gedämmt. In <strong>der</strong> Setzkammer erreicht <strong>der</strong> Kanal seinen größten<br />

Querschnitt. Dieser Raum ist mit zusätzlichen Leitschaufeln ausgestattet, zusammen mit dem<br />

stark expandierten Raumvolumen tragen diese Bauteile zur Beruhigung <strong>der</strong> Luftbewegung bei.<br />

Die Kontraktion, eine Düse hinter <strong>der</strong> Setzkammer, verengt den Kanalquerschnitt und<br />

beschleunigt die Luftströmung. Dabei findet eine weitere Vergleichmäßigung <strong>der</strong> Strömung statt.<br />

Die Beschleunigung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Setzkammer beruhigten Strömung reduziert auch den<br />

Turbulenzgrad.<br />

Mit wabenförmigen Gleichrichtern werden verbleibende Wirbel aus <strong>der</strong> Win<strong>der</strong>zeugung<br />

aufgebrochen. Die vertikale Geschwindigkeitsverteilung wird mit Screens, das sind Siebe<br />

unterschiedlicher Dichte, hergestellt. Mit Rauhigkeitselementen wird im Grenzschichtkanal<br />

das gewünschte Geschwindigkeitsprofil simuliert.<br />

Die Vertwistung <strong>der</strong> Strömung erfolgt mit einem <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-Vorhang. <strong>Der</strong> <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-<br />

Vorhang besteht aus mehreren vertikalen Lamellen und erlaubt eine Anpassung des<br />

Windeinfallwinkels mit zunehmen<strong>der</strong> Höhenkoordinate.<br />

- 5 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

3.3 Modell<br />

Abbildung 3-2: Gleichrichter, Vanes, Diffusor und <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-Vorhang<br />

Das <strong>Windkanal</strong>modell wurde entwickelt mit <strong>der</strong> Zielsetzung, mit einem einigen Modell eine<br />

Vielzahl von Boots- und Riggvarianten zu testen. Dementsprechend wurde das Modell so<br />

variabel gestaltet, dass es mit geringem Aufwand auf verschiedene Boots- und Riggvarianten<br />

umgerüstet werden kann.<br />

Die bedeutendste Hauptabmessung des Modells ist die Riggspannweite, die im vorliegenden Fall<br />

1.80 m beträgt. Das Modell besteht aus einer sehr soliden Rahmenkonstruktion, um die<br />

Rumpfmodelle beliebiger Abmessungen montiert werden können. Das Rigg ist auf <strong>der</strong><br />

Rahmenkonstruktion befestigt, die alle Riggkräfte aufnimmt. Es kann mit einfachen Mitteln<br />

variiert werden. So ist es möglich, die Anzahl <strong>der</strong> Salinge zu variieren, den Anschlagspunkt des<br />

Vorstags und des Spinnakers wie auch den Abstand des Mastes vom Deckanschlagpunkt des<br />

- 6 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

Vorstages (J). Die Rumpfhülle aus Kunststoff besitzt nur eine aeromechanische Funktion. Länge,<br />

Freibord und Breite des Rumpfes werden üblicherweise angepasst an die Spannweite des Riggs.<br />

Das vorhandene Modell gestattet es, mit sehr geringem Aufwand umgerüstet zu werden, dass<br />

sowohl breite IMS-<strong>Yacht</strong>en als auch sehr schmale ACC-<strong>Yacht</strong>en getestet werden können.<br />

In die Rahmenkonstruktion integriert sind Servomotoren für alle notwendigen<br />

Trimmvorrichtungen. Für das Testen von Vorwind-Segeln sind das:<br />

• Großsegelschot<br />

• Baumnie<strong>der</strong>holer<br />

• Spinnakerschot und Achterholer<br />

• Spinnakerschot-Barberholer<br />

• Spinnakerbaum-Toppnant und Nie<strong>der</strong>holer<br />

Sämtliche Servomotoren werden digital mittels PC und geeigneter Software angesteuert.<br />

Abbildung 3-3: Rahmengestell und Rumpf des <strong>Windkanal</strong>-Models<br />

3.4 Messwaage und Messtechnik<br />

<strong>Der</strong> <strong>Windkanal</strong> wird mit einer 6-Komponenten-Messwaage ausgerüstet. Sie misst Kräfte in<br />

Schiffslängsrichtung, in Querschiffsrichtung sowie senkrecht zur Wasseroberfläche. Es werden<br />

ferner das Krängungsmoment, das Giermoment und das Trimmmoment erfasst.<br />

Die 6-Komponenten-Messwaage ist eine Eigenentwicklung, konstruiert und gebaut an <strong>der</strong> FH<br />

<strong>Kiel</strong>. Sie ist aufgebaut aus insgesamt 7 Load-Cells, das sind Kraftsensoren auf DMS-Basis. Eine<br />

geeignete Mechanik entkoppelt diese Load-Cells. Auftriebskörper nivellieren das Eigengewicht<br />

- 7 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

von Messwaage und Modell. Die Bestimmung <strong>der</strong> horizontalen Kräfte erfolgt im Rahmen <strong>der</strong><br />

Untersuchungen immer in Bezug auf die Schiffslängsachse, daher sind Messwaage und Modell<br />

als geschlossenes System konzipiert. Messwaage und Modell werden gemeinsam von einem<br />

Schrittmotor gedreht.<br />

Abbildung 3-4: 6-Komponenten-Messwaage<br />

3.5 Servo-Ansteuerung und Messdatenerfassung<br />

Die Steuerung <strong>der</strong> Trimmeinrichtungen, <strong>der</strong> Windgeschwindigkeit, des Windeinfallwinkels und<br />

die Messdatenerfassung erfolgen in einer integrierten PC-basierten Mess- und Regelkette. Die<br />

Signale <strong>der</strong> Load-Cells werden verstärkt, gefiltert und dann einem A/D-Wandler zugeführt, <strong>der</strong><br />

als PC-Einsteckkarte im Messrechner integriert ist. Die Servomotoren <strong>der</strong> Trimmeinrichtungen<br />

werden direkt über die digitalen Ports <strong>der</strong> A/D-Wandlerkarte gesteuert. Die Messwert- und<br />

Signalverarbeitung im PC erfolgt mit dem System LabView von National Instruments. Mittels<br />

virtueller Instrumente und Aktuatoren wird die gesamte Versuchsanlage vom PC aus gesteuert.<br />

- 8 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

Abbildung 3-5: Frontpanel für die Steuerung <strong>der</strong> Servomotoren <strong>der</strong> Trimmeinrichtungen<br />

3.6 Fertigstellung und Anwendung in <strong>der</strong> Praxis<br />

Die YRU-<strong>Kiel</strong> forscht und entwickelt seit vielen Jahren auf dem Gebiet <strong>der</strong> Aero- und<br />

Hydromechanik von <strong>Yacht</strong>en. Ein Schwerpunkt ist dabei Anwendung und Entwicklung von<br />

Strömungssimulationsverfahren. Diese Verfahren bedürfen bis heute einer Verifikation und<br />

Kalibrierung durch geeignete Modellversuche. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die Simulation <strong>der</strong><br />

Umströmung von Spinnakern, zum einen wegen <strong>der</strong> komplexen Strömungsverhältnisse,<br />

insbeson<strong>der</strong>e aber wegen <strong>der</strong> Verformung des Spinnakers unter Windlast. Im Rahmen <strong>der</strong> Studie<br />

FlexSail werden <strong>Windkanal</strong>untersuchungen durchgeführt, um entsprechende Ergebnisse mit<br />

Simulationsergebnissen zu vergleichen. In diesen <strong>Windkanal</strong>versuchen werden nicht nur die auf<br />

den Spinnaker wirkenden Kräfte ermittelt, son<strong>der</strong>n auch differenzielle Strömungsgrößen mittels<br />

Laser Doppler Anemometrie vermessen. Es ist ferner geplant, die Form des Segels unter<br />

Windlast, den sogenannten Flying-Shape des Segels zu ermitteln.<br />

<strong>Windkanal</strong>untersuchungen <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> beschränken sich jedoch nicht auf Eigenforschung. Es<br />

ist insbeson<strong>der</strong>e beabsichtigt, die Untersuchungstechnik <strong>der</strong> <strong>Windkanal</strong>tests für Segelmachereien<br />

verfügbar zu machen. Es soll so erreicht werden, dass kleine und mittlere Betriebe <strong>der</strong><br />

Segelmacherbranche Zugang zu einer Untersuchungs- und Optimierungstechnik erhalten, die<br />

bisher den großen international arbeitenden Segelmachereien vorbehalten war.<br />

Damit Segelmachereien Nutzen aus <strong>Windkanal</strong>untersuchungen ziehen können, müssen diese<br />

immer in ein Gesamtuntersuchungskonzept eingebunden sein. Dies beinhaltet:<br />

- 9 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

• Entwicklung von Segelschnittfamilien aus bestehenden Moulds<br />

• Fertigung von Modellsegeln<br />

• Durchführung und Auswertung von <strong>Windkanal</strong>versuchen<br />

• Integration von <strong>Windkanal</strong>ergebnissen in ein Geschwindigkeitsprognoseprogramm<br />

• Geschwindigkeitsprognose und Bewertung<br />

Die YRU-<strong>Kiel</strong> ist darauf eingerichtet, die oben genannten Einzelschritte einer Optimierung von<br />

Segelschnitten in Kooperation mit den Segelmachern durchzuführen. Dabei spielt das<br />

Geschwindigkeitsprognoseprogramm AVPP, eine Eigenentwicklung <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong>, eine zentrale<br />

Rolle. AVPP ist ein Postprozessor sowohl für Schlepptankergebnisse als auch für Ergebnisse aus<br />

dem <strong>Windkanal</strong>. Durch Integration von Windtunnelergebnissen in AVPP werden Segelschnitte<br />

bewertet. Werden <strong>Windkanal</strong>untersuchungen durch Segelmachereien durchgeführt, erhalten diese<br />

nicht nur die <strong>Windkanal</strong>-Messergebnisse, son<strong>der</strong>n auch das Werkzeug AVPP, um ihre Segel zu<br />

bewerten. Sie sind damit in <strong>der</strong> Lage, ihren eigenen Kunden den Nutzen von im <strong>Windkanal</strong><br />

optimierten Segeln zu demonstrieren.<br />

4 Verarbeitung von <strong>Windkanal</strong>-Messergebnissen<br />

Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Drucklegung dieses Aufsatzes lagen noch keine Ergebnisse aus dem neuen<br />

<strong>Windkanal</strong> vor. Es werden daher an dieser Stelle exemplarisch Ergebnisse aus an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Windkanal</strong>untersuchungen herangezogen, die von <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> durchgeführt wurden.<br />

4.1 Vortriebs- und Querkraftkoeffizienten von Segelsätzen<br />

Als Ergebnis einer <strong>Windkanal</strong>untersuchung liegen in <strong>der</strong> Regel tabellarische Messwerte <strong>der</strong><br />

aerodynamischen Kräfte und Momente in Abhängigkeit des Windeinfallwinkels vor. Diese<br />

werden ermittelt für einen Segeltrimm, bei dem die Vortriebskräfte ein Maximum aufweisen.<br />

Sollen diese Messwerte auf die Großausführung übertragen werden, sind Ähnlichkeitsgesetze zu<br />

beachten. Wie bei vielen experimentellen schiffbaulichen Strömungsuntersuchungen gelingt es<br />

auch bei <strong>Windkanal</strong>untersuchungen nicht, alle relevanten Ähnlichkeitsgesetzte zu erfüllen. Die<br />

Reynoldssche Zahl:<br />

S AWS<br />

Rn = ( 4.1 )<br />

h ν<br />

- 10 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

wird gebildet mit <strong>der</strong> Segelfläche S, <strong>der</strong> Spannweite des Riggs (Abstand Wasseroberfläche<br />

Masttop) h, <strong>der</strong> scheinbare Windgeschwindigkeit AWS und <strong>der</strong> kinematische Viskosität ν. Die<br />

Windgeschwindigkeit im <strong>Windkanal</strong> ist von gleicher Größenordnung wie bei <strong>der</strong><br />

Großausführung, d.h. die Reynoldssche Zahl ist im Modellversuch etwa um den Maßstabsfaktor<br />

zu klein. Dies wird üblicherweise akzeptiert. Im Schiffbau sind Modellversuche üblich, bei denen<br />

die Reynoldssche Zahl im Modellversuch um den Faktor 500 und mehr kleiner ist als bei <strong>der</strong><br />

Großausführung. CFD-Untersuchungen zeigen zudem, dass <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Reynoldsschen Zahl<br />

abhängige Reibungswi<strong>der</strong>stand nur einen kleinen Teil am Gesamtwi<strong>der</strong>stand hat, so dass <strong>der</strong><br />

systematische Fehler durch die zu kleine Reynoldssche Zahl klein ist. Voraussetzung ist<br />

allerdings, dass im Modell und Großausführung ähnliche Strömungskondition vorliegt und das<br />

Separation nur an definierbaren geometriebedingten Stellen auftritt.<br />

Dynamische Ähnlichkeit: Das Verhältnis Tuchgewicht je Fläche zum Staudruck <strong>der</strong> Anströmung<br />

muss für Schiff und Modell gleich sein. Außerdem muss das Verhältnis <strong>der</strong> Spannungen im<br />

Segeltuch zum Staudruck <strong>der</strong> Anströmung für Schiff und Modell gleich sein. Diese beiden<br />

Ähnlichkeitsbedingungen lassen sich nicht zugleich herstellen. Während das erste dynamische<br />

Ähnlichkeitsgesetz zu Tuchgewichten ähnlich <strong>der</strong> Großausführung führt, müssen nach dem<br />

zweiten dynamischen Ähnlichkeitsgesetz die Tuchgewichte im Modellversuch umgekehrt zu den<br />

Membrankrümmungen des Segels abnehmen.<br />

Bei vergleichenden Untersuchungen – etwa von Segelsätzen – wird meist völlig auf eine<br />

Übertragung von Modellversuchsergebnissen auf die Großausführung verzichtet. Es werden aus<br />

den Modellergebnissen Strömungskraftkoeffizienten gebildet:<br />

c<br />

FX<br />

= ( 4.2 )<br />

0. 5ρAWS<br />

S<br />

X 2<br />

Re f<br />

Hier ist cX <strong>der</strong> Vortriebskoeffizient, FX die gemessene Vortriebskraft und ρ die Dichte <strong>der</strong> Luft.<br />

Dabei muss sowohl <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Segelfläche als auch <strong>der</strong> Windgeschwindigkeit beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit gewidmet werden. Als Segelfläche wird von den Autoren üblicherweise die<br />

Segelfläche herangezogen, die sich aus den Klassebestimmungen für das einzelne Modell ergibt,<br />

unabhängig von <strong>der</strong> tatsächlichen Tuchfläche. Die Windgeschwindigkeit wird berechnet mit:<br />

1 2<br />

∫<br />

AWS Re f = AWS ( z)<br />

dz<br />

( 4.3 )<br />

h<br />

h<br />

- 11 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

In ähnlicher Weise definiert man einen Krängungskraftkoeffizienten, gebildet mit <strong>der</strong> Kraft, die<br />

senkrecht auf <strong>der</strong> Ebene steht, die von <strong>der</strong> Centerline und dem Mast aufgespannt wird.<br />

Abbildung 4-1 zeigt den Vortriebskraftkoeffizienten für einen Vormwind-Segelstell, bestehend<br />

aus Großsegel und einer Serie von Vormwindsegeln eines Volvo Ocean Racers. Obwohl die hier<br />

gezeigten Segeldesigns einen Maximalwert <strong>der</strong> Vortriebskoeffizienten bei scheinbaren<br />

Windeinfallswinkeln von etwa 110° bis 130° aufweisen, sind die Segelschnitte hier optimiert für<br />

scheinbare Windeinfallswinkel von etwa 90°. Es zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen Segeln von bis zu 15%. Bei allen hier gezeigten Segeln ist die rechnerische<br />

Segelfläche gleich.<br />

cX [-]<br />

1.6<br />

1.5<br />

1.4<br />

1.3<br />

1.2<br />

1.1<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

C3C1 C3C1a<br />

C3B01 C3B01rev<br />

C3B04 C3D01<br />

C3D02rev<br />

0.7<br />

-160 -150 -140 -130 -120 -110<br />

AWA [°]<br />

-100 -90 -80 -70 -60<br />

Abbildung 4-1: Vortriebskraftkoeffizient für C3-Segel eines VOR<br />

4.2 Vergleich eines symmetrischen und eines asymmetrischen Spinnakers<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Geschwindigkeitsprognose wird die Bootsgeschwindigkeit mittels zweier<br />

Trimmparameter, reef und flat. Dabei steht reef für eine Reduktion <strong>der</strong> Spannweite des<br />

Segelsatzes, flat für eine lineare Reduktion des Auftriebsbeiwertes, z.B. durch Flachtrimmen des<br />

Segels, aber auch durch Fieren des Travellers. Reef und flat können nur auf den Auftriebsbeiwert<br />

- 12 -


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

und über den Zusammenhang zwischen Auftrieb und induziertem Wi<strong>der</strong>stand auf den<br />

Wi<strong>der</strong>standsbeiwert angewandt werden. Vortriebs- und Seitenkraftkoeffizient werden daher zur<br />

Integration in ein Geschwindigkeitsprognoseprogramm üblicherweise mittels<br />

Koordinatentransformation umgerechnet in den Auftriebs- und Wi<strong>der</strong>standskoeffizienten.<br />

Abbildung 4-2 zeigt Auftriebs- und Wi<strong>der</strong>standsbeiwert für einen symmetrischen Spinnaker<br />

sowie für einen asymmetrischen Spinnaker, <strong>der</strong> an einem konventionellen Spinnakerbaum<br />

gefahren wird. Unterschiede zwischen diesen beiden Segeln treten primär bei<br />

Windeinfallswinkeln kleiner als 100° auf. Auch hier werden wie<strong>der</strong> zwei Segel miteinan<strong>der</strong><br />

verglichen, die rechnerisch die gleiche Segelfläche haben.<br />

cL [-]cD [-]<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

AWA [°]<br />

120 140 160 180 200<br />

- 13 -<br />

cL Asymmetric on Pole<br />

cD Asmmetric on Pole<br />

cL Symmetric<br />

cD Symmetric<br />

Abbildung 4-2: Auftriebs- und Wi<strong>der</strong>standsbeiwerte eines symmetrischen und eines<br />

asymmetrischen Spinnakers<br />

<strong>Der</strong> Unterschied <strong>der</strong> Auftriebs- und Wi<strong>der</strong>standsbeiwerte <strong>der</strong> beiden Segel hat dementsprechend<br />

einen Einfluss auf die Bootsgeschwindigkeit überwiegend bei relativ spitzen Vorwindkurs<br />

Abbildung 4-3 zeigt einen Geschwindigkeitsvergleich für eine IACC-<strong>Yacht</strong> <strong>der</strong> neuen Generation<br />

V5. <strong>Der</strong> asymmetrische Spinnaker ist auf fast allen Kursen außer auf sehr tiefen Vormwindkursen<br />

TWA>145° dem symmetrischen Spinnaker überlegen. Auf tiefen Vormwindkursen ist <strong>der</strong><br />

erwartungsgemäß symmetrische Spinnaker vorzuziehen, die Geschwindigkeitsunterschiede sind<br />

jedoch klein.


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

u[m/s]<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

30<br />

TWS=3m/s_SYM<br />

TWS=4m/s_SYM<br />

TWS=5m/s_SYM<br />

TWS=6m/s_SYM<br />

TWS=7m/s_SYM<br />

TWS=8m/s_SYM<br />

TWS=9m/s_SYM<br />

TWS=10m/s_SYM<br />

TWS=3m/s_ASYM<br />

TWS=4m/s_ASYM<br />

TWS=5m/s_ASYM<br />

TWS=6m/s_ASYM<br />

TWS=7m/s_ASYM<br />

TWS=8m/s_ASYM<br />

TWS=9m/s_ASYM<br />

TWS=10m/s_ASYM<br />

150<br />

TWA [°]<br />

180<br />

Abbildung 4-3: Geschwindigkeitsvergleich symmetrischer und asymmetrischer Spinnaker<br />

60<br />

120<br />

Abbildung 4-4 zeigt Time Allowance Deltas, das sind die Zeitunterschiede für das Zurücklegen<br />

einer nautischen Meile, hier für das ACC-Boot mit symmetrischem und asymmetrischem<br />

Spinnaker im Vergleich. Bei geringer Windgeschwindigkeit TWS und auf relativ spitzen<br />

Vormwindkursen beträgt <strong>der</strong> Zeitgewinn durch den asymmetrischen Spinnaker bis zu 15s/nm.<br />

Bei sehr tiefen Vormwindkursen TWA > 160° beträgt hingegen <strong>der</strong> Zeitgewinn des<br />

symmetrischen Spinnakers etwa 3s/nm. Bei Regattayachten, die Up-and-Down-Regatten segeln,<br />

muss allerdings beachtet werden, dass die Kurse mit optimaler gutgemachter Geschwindigkeit<br />

VMG bei wenig Wind relativ spitz sind ( TWA ≈ 135°<br />

), bei viel Wind hingegen recht stumpf<br />

( TWA ≈ 155°<br />

). Die gezeigten Ergebnisse bestätigen also einmal mehr die Grundregel, dass bei<br />

wenig Wind asymmetrische Spinnaker, bei viel Wind symmetrische Spinnaker von Vorteil sind.<br />

- 14 -<br />

180<br />

90


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

WA[°]<br />

60<br />

180<br />

90<br />

160<br />

140<br />

TWA [°]<br />

120<br />

- 15 -<br />

100<br />

2<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

4 6 8 1012<br />

TWS [m/s]<br />

Abbildung 4-4: Time Allowance Deltas [s/nm] Symmetrischer vs. asymmetrischer Spinnaker<br />

(rot: symmetrischer Spinnaker ist schneller, grün, blau: asymmertischer Spinnaker ist schneller)<br />

5 Schlussbemerkung<br />

<strong>Der</strong> neue <strong>Twist</strong>-<strong>Flow</strong>-<strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> <strong>Yacht</strong> <strong>Research</strong> <strong>Unit</strong> <strong>Kiel</strong> ist seit Herbst 2005 in Betrieb<br />

und befindet sich aktuell in einer Tune-Up-Phase. In dieser Phase wird die<br />

Strömungskonditionierung und die Genauigkeit des Dynamometers optimiert sowie die<br />

Reproduzierbarkeit untersucht. Es wird erwartet, dass <strong>der</strong> <strong>Windkanal</strong> mit Beginn des neuen<br />

Jahres seinen Regelbetrieb aufnehmen wird.<br />

<strong>Der</strong> neue <strong>Windkanal</strong> stärkt das Potential und die Ressourcen für Eigenforschung <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong>,<br />

die ihre Untersuchungsverfahren in große Segelsportkampagnen wie VOR und ACC einbringt.<br />

Darüber hinaus soll <strong>der</strong> <strong>Windkanal</strong> aber insbeson<strong>der</strong>e kleinen und mittleren Segelmachereien zur<br />

Verfügung stehen. Diese sollen damit die Möglichkeit erhalten, eine Technologie zu nutzen, die<br />

bisher nur wenigen international operierenden Segelmachereien vorbehalten blieb. Die YRU-<strong>Kiel</strong><br />

wird diese <strong>Windkanal</strong>untersuchungen nicht isoliert anbieten, son<strong>der</strong>n stellt ein Paket von<br />

Analyse- und Optimierungsmaßnahmen zur Verfügung, mit dem ein Custom-Segelsatz für eine<br />

einzelne <strong>Yacht</strong> o<strong>der</strong> aber eine generische Segelsatz-Familie entwickelt werden kann. Dieser<br />

Support erstreckt sich vom Entwurf <strong>der</strong> Moulds über die Anfertigung von Modellsegeln, die<br />

Δ TA [s/nm]


<strong>Twist</strong> <strong>Flow</strong> <strong>Windkanal</strong> <strong>der</strong> YRU-<strong>Kiel</strong> 26. Symposium <strong>Yacht</strong>entwurf und <strong>Yacht</strong>bau 2005<br />

Durchführung von Modellversuchen sowie <strong>der</strong>en Auswertung incl. Bewertung. Die YRU-<strong>Kiel</strong><br />

for<strong>der</strong>t die Segelmachereien <strong>der</strong> Region nachdrücklich auf, diese neue Möglichkeit zur<br />

Verbesserung ihrer Produkte zu nutzen.<br />

6 Literatur<br />

Claughton, A., Wellicome, and Shenoi: Sailing <strong>Yacht</strong> Design / Theory, Addison Wesley<br />

Longman Limited, Essex, GB, 1998<br />

Graf, K. and Böhm, C.: A New Velocity Prediction Method for Post-Processing of Towing<br />

Tank Test Results, Proc. 17th Chesapeake Sailing <strong>Yacht</strong> Symposium, Annapolis, Maryland,<br />

March 2005<br />

Weitere Literatur, Olaf, bitte nachtragen, ausserdem, die Vortraege von Ranzenbach aus HPYDI<br />

- 16 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!