für die Sinne - Weingut Janson Bernhard

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Bis Ende Oktober ist die Mehrzahl der Reben geerntet. Dann folgen allenfalls noch Auslesen, Spät- und Beerenlesen. Das Zellertal ist in Bezug auf Böden und Klima besonders verwöhnt. Das wussten auch die Römer zu schätzen, die hier bereits Wein anbauten. Wie überall in der Pfalz, werden auch auf dem Weingut Janson Bernhard überwiegend Weißweine ausgebaut. Die Riesling-Traube bedeckt den größten Teil der Weinberge. Am Anfang dieser Familiengeschichte steht nicht Wein, sondern Auswanderung: Als sich der Mennonite Abraham Janson 1739 im bezaubernden Harxheim am Fuße des Dörfchens Zell niederließ, ging es für ihn ums blanke Überleben. Vor religiöser Verfolgung aus Holland geflohen fand er unter der Herrschaft des Grafen Geißpitzheim freundliche Aufnahme in der Pfalz. Und man gestattete ihm, am Rand des Dorfes zu wohnen. Dieses Fleckchen Erde wurde dem ambitionierten Migranten nicht nur zur Grundlage von Weinbau und Landwirtschaft, es erwies sich als wahrer Segen: Der imposante Garten – mit 10 000 Quadratmetern einer der größten Privatparks der Pfalz – rahmt das stattliche Anwesen bis heute ein und lässt seinen Bewohnern viel Raum zur Entfaltung innovativer Ideen. Wer Christine Bernhard auf dem Familiengut in Harxheim besucht, findet beides: Begeisterung für zukunftsweisende Methoden und die Tradition und Erfahrung vieler Winzergenerationen. Der Bauer und Winzer Hans Bernhard hatte Anfang des vergangenen Jahrhunderts in die Familie eingeheiratet. Nach ihrem agrarwirtschaftlichen Studium übernahm Christine Bernhard 1993 die Verantwortung für den elterlichen Betrieb und stellte die gesamte Produktion auf ökologischen Weinbau um. Seit acht Jahren ist sie Vorsitzende des Bundesverbandes Ökologischer 3.2002 | Eden 27 BOMARZO Weinbau, »Eco Vin«. Sowohl Pflanzen als auch Früchte werden den strengen Richtlinien entsprechend gezogen und ausgebaut. Sinnliches Begreifen ist eine der Zauberformeln, die die vielen Aktionen für Besucher des Gutes zu außergewöhnlichen Erlebnissen macht. »Sinnesfreude im Alltag wieder zu wecken – daran liegt uns besonders viel«, unterstreicht Alice Bernhard die Absichten ihrer Schwester. Die Freude am unmittelbaren Erleben passt zur Umgebung. Hier in der Pfalz sind erlesene Weine zum guten Essen an sonnenverwöhnten Sommertagen Teil des sorgfältig gepflegten Savoir-vivre. Auf dem Gut lässt sich dieses pralle Leben in vielen Fassetten genießen. Etwa bei Wanderungen im Weinberg oder auf Seminaren, bei denen Pilze und Kräuter gesucht, bestimmt und anschließend unter professioneller Anleitung zubereitet werden. Bei der Ernte von Lavendel, Johanniskraut, Malven und Melisse kann der Duft des Sommers in vollen Zügen eingesogen werden. Bei der Weinlese Anfang Oktober werden die Arbeitsschritte der Winzer selbst für eingefleischte Stadtmenschen transparent. Hier kann jeder lernen, die kostbaren Früchte behutsam zu ernten. Bei der anschließenden Weinprobe kommen die Besucher dem besonderen Rebensaft noch etwas näher. »Wein ist ein fantastisches Transportmittel, über das ich an Sinneseindrücke wie Duft und Farbe herankomme«, schwärmt Christine Bernhard und erzählt vom Vortag. Der stand ganz im Zeichen von Rosen und Wein. »Im Wein sind so viele Nuancen zu entdecken, darunter auch Rosenaroma. Haben Sie das gewusst? Und wenn man das erst einmal schmeckt und riecht, kann man mit etwas Übung sogar rote und gelbe Rosen unterscheiden.« Besonders gerne lässt Christine Bernhard ihre Gäste zwei verschiedene Weine zu einem Menügang kosten. Dabei werden unterschiedliche Aromen – bedingt durch regionale Böden oder individuellen Ausbau – so deutlich, dass der intensive Gaumenkitzel bei ihren Gästen nicht selten Begeisterung und Beifall auslöst. Und wenn die Hausherrin dann noch Gedichte vorträgt, wird es bestimmt ein unvergesslicher Tag … Die Atmosphäre des Hofes tut ein Übriges zu den erwünschten »runden« Erlebnissen: Um 1900 erbauten die Jansons das heute unter Denkmalschutz stehende Gutshaus und pflanzten im Park exotische Bäume aus aller Welt. Die Fassade eines der vielen imposanten Nebengebäude ist über und über von grünem Kiwiblattwerk bedeckt. Im Park wächst ein alter Ginkgo. Und in der so genannten »Kuhkapelle« im Kreuzgratgewölbe des ehemaligen Stalls wird heute exquisit getafelt oder romantisch musiziert. Dort kann man Klavierkonzerten lauschen oder Wintermärchen. Ganz nach Lust und Jahreszeit. Hier lassen sich auch wunderbar Hochzeiten Die üppig gedeckte Tafel lässt Besuchern des Weingutes das Wasser im Mund zusammenlaufen. Hier wird von der Hausherrin aufgetischt, was Küche und Natur im Herbst zu bieten haben: Wilder Weinbergkräuterstrudel, Zellertaler Landbrot, Kürbiskernbrot, Käse und Milch, Pfifferlinge, Obst und Walnüsse, Holunderblütensirup, Würste, Rotweinkuchen, Pistazien- und Walnusspesto, Cumberland-Sauce, pfälzischer »Schwartenmagen«, Bowlen mit Früchten der Saison und natürlich Wein … Preisgekrönte Weine in der »deutschen Toskana« Eden | 3.2002 27 ambiente
28 ambiente Ein Schild lädt zur Weinprobe mit Herbstmenü: Auf dem Weingut Janson Bernhard wird nicht nur verkostet. Wer mag, kann außerdem durch den Weinberg wandern. Gerne erzählt die Hausherrin ihren Gästen auch die Geschichte des Weinbaus im Zellertal. Anschließend geht es zur Fassprobe in den Weinkeller. Christine Bernhard betreibt ökologischen Weinbau. Mit Erfolg: Als Erstes in Deutschland wurde ihr Weingut mit dem angesehenen »Agrar-Kultur-Preis« der Schweißfurt-Stiftung ausgezeichnet. feiern oder runde Geburtstage. Haus und Park bieten die passenden Kulissen für besonders schöne Stunden. Wer das Gut besucht, bekommt auf der Wiese, umgeben von Rosen und Rittersporn, zunächst einmal ein Glas Sekt oder Saft zur Begrüßung gereicht. Bei spätsommerlichen Temperaturen erfrischt ein Cocktail mit hausgemachter Holunderblütenessenz. Heute durchziehen den weitläufigen Garten geschwungene Staudengirlanden, die sich bunt und üppig zu einer imposanten Reihe alter Walnussbäume hinunterwinden. Fast zentral thront massig der hundert Jahre alte Buchs. Davor spielt das »Zettel’s Theater« aus Mainz in jedem Jahr Shakespeares Dramen und Komödien. Weiße Eisenstühle mit verschnörkelten Armlehnen erinnern an große Gartenfeste früherer Generationen. Bei schönem Wetter bleibt man im Park, feiert, flaniert und schwatzt und blickt auf das Dörfchen Zell, das oben auf den Weinbergen zu balancieren scheint. � � Anmeldung für Weinproben, Feste, Kulturveranstaltungen und Übernachtungsmöglichkeiten: Weingut Janson Bernhard, Hauptstraße 5, 67308 Zellertal / Harxheim; Tel. 0 63 55-17 81, Fax 0 63 55-37 25, www.jansonbernhard.de Möchten Sie das Zellertal kennen lernen, gutseigenen Wein bei Christine Bernhard verkosten und außerdem die Gourmetküche von Holger Jacobs genießen? Dann haben wir genau das Richtige für Sie: einen ganz besonderen Reisetipp auf Seite 32. IN RHEINHESSEN WEINGÜTER MIT BESONDEREM PROGRAMM Kulinarische Themenabende, Musik und Rezitation im Kreuzgewölbe; Wildkräuterwanderungen Weingut M. und C. Moebus, Wonsheimer Str. 13, 55599 Siefersheim, Tel. 0 67 03-6 65 IN RHEINHESSEN Weinfeste und Theater im Hof, rheinhessische Spezialitäten, Kunstausstellungen im Gewölbe, private Feiern Weingut Wagner-Stempel, Wöllsteiner Str. 10, 55599 Siefersheim, Tel. 0 67 03-96 03 30 IM RHEINGAU Hotel und Weingut, 4 Restaurants, Kunstausstellungen im Schlosspark, Festsäle, Tagungsräume, schlosseigene Insel »Mariannenaue« im Rhein Schloss Reinhartshausen, Erbach im Rheingau, 65346 Eltville, Tel. 0 61 23-67 60 IN DER PFALZ Sommeroper im August, Weihnachtskonzerte, Feiern in historischen Gebäuden und im Englischen Garten Weingut Dr. Bürklin-Wolf, Weinstr. 65, 67157 Wachenheim, Tel. 0 63 22-9 53 30 www.buerklin-wolf.de 3.2002 | Eden Das Menü Eden | 3.2002 zum Wein »Wir probieren die Weine und lassen uns von ihnen inspirieren« – Maître de Cuisine Holger Jacobs bereitet die ebenso anspruchsvollen wie eindrucks- vollen Speisen zu, die auf dem Weingut Janson Bernhard serviert werden. Menü Wildkräutersalat mit jungem Löwenzahn, Sauerampfer, Rauke, Kapuziner- und Brunnenkresse Gedämpfte Saiblingsroulade mit Filets vom Saibling & Walnusspesto Weinschaumsüppchen mit Riesling & Sahne Gratiniertes Lammkarree mit Kartoffelbaumkuchen & Ratatouilletürmchen Traubenstrudel � Die Rezepte zum Wein-Menü können Sie bei EDEN oder beim Küchenmeister persönlich anfordern: »Freinsheimer Hof«, Hotel & Restaurant, Breite Straße 7, 67251 Freinsheim, Tel. 0 63 53-50 80-4 10, www.restaurant-freinsheimer-hof.de Steht für saisonale und regionale Küche der Spitzenklasse: Holger Jacobs. BOMARZO 29 ambiente
Seite 1: 24 ambiente Das »Kiwihaus« (recht

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