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4 : 2010 - marke41

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das marketingjournal<br />

www.<strong>marke41</strong>.de Ausgabe 4 : <strong>2010</strong><br />

Shiseido<br />

30 Jahre Cosmopolitan<br />

dmexco <strong>2010</strong><br />

Radiowerbung<br />

inklusive Marketingforum<br />

Universität St.Gallen


„COSMOPOLITAN is is about getting the the best best out out of of<br />

yourself, being the the best best you you can can be, be, solve solve problems,<br />

move ahead in in your your career. Have Have a good a good relationship<br />

with with a man. a man. Life Life is is about moving ahead and and taking<br />

control of of your your own own destiny.“<br />

Helen Helen Gurley Gurley Brown, Chief Chief Editor Editor<br />

1965 1965<br />

„Ich „Ich glaube an an die die Zukunft von von COSMOPOLITAN.<br />

Die Die letzten Jahre Jahre haben tiefgreifende Veränderungen<br />

in in Bezug auf auf das das Selbstverständnis und und das das Rollenverhalten<br />

der der Frau Frau gebracht. COSMOPOLITAN ist ist<br />

die die journalistische Antwort auf auf diese Veränderungen:<br />

Der Der Erfolg ist ist deshalb programmiert.“<br />

Jürg Jürg Marquard, Verleger<br />

1981 1981


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EDITORIAL<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

Innovative<br />

Markenkooperation<br />

Alles Gute zum 30. Geburtstag! Den feiern die erfolgreiche Medienmarke<br />

Cosmopolitan und die starke Beauty-Marke Shiseido auf dem<br />

deutschen Markt. Und zwar gemeinsam: Nach dem Motto „Starke<br />

Marken zahlen aufeinander ein“ präsentierte die Frauenzeitschrift mit<br />

Sex-Appeal ihre Beauty-DVD. Auf der erklärt Star-Visagist Dick Page,<br />

Artistic Director Shiseido Makeup, über 120 Minuten am lebenden<br />

Modell, wie der richtige Look entsteht (Seite 28). Die Kooperation<br />

spricht die gemeinsame Kernzielgruppe „Beauty-affi ne Frauen“ direkt<br />

an und stärkt so beide Marken. Herzlichen Glückwunsch.<br />

Digitale Markenführung spielt auf der Kongressmesse dmexco <strong>2010</strong><br />

in Köln die zentrale Rolle. Das verwundert kaum, denn Internet ist<br />

drittstärkster Werbeträger in Deutschland – hinter den Gattungen<br />

Zeitungen und TV. Arndt Groth, Präsident des Bundesverbands Digitale<br />

Wirtschaft (BVDW), rechnet bei der Online-Werbung im Jahr <strong>2010</strong> mit<br />

14 Prozent Zuwachs (Seite 08). Das entspricht einem Brutto-Werbevolumen<br />

von über 4,6 Milliarden Euro. Neben Social Media und dem<br />

Einsatz von Apps gewinnt nach Nicole Schulze von IP Deutschland<br />

besonders Video-Werbung im Internet an Bedeutung (Seite 48).<br />

Ehrlich gefreut habe ich mich über die persönlich gehaltene Einladung<br />

von United Internet Media auf die dmexco. Nicht etwa via E-Mail oder<br />

mit Barcode auf das iPhone. Nein, die Botschaft kam als veredelte<br />

Drucksache mit der Post. Crossmedia lässt grüßen.<br />

P.S: Neuer Service – Top Marktforscher in <strong>marke41</strong> (Seite 90).<br />

E-Journal<br />

Dieses Symbol in<br />

der Printausgabe<br />

verweist auf weitere<br />

Inhalte im E-Journal.<br />

<strong>marke41</strong> E-JOURNAL kostenfrei unter www.<strong>marke41</strong>.de<br />

Werden Sie <strong>marke41</strong>-Fan<br />

auf facebook!<br />

FRIEDRICH M. KIRN,<br />

Chefredakteur marke 41<br />

kirn@<strong>marke41</strong>.de<br />

Blog<br />

Beiträge, die mit diesem<br />

Symbol gekennzeichnet<br />

sind, werden im Blog<br />

diskutiert.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

3


4<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Inhalt<br />

PoInt of VIew<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

18 Die Shiseido Deutschland<br />

GmbH schreibt seit dreißig<br />

Jahren japanisch­deutsche<br />

Erfolgsgeschichte und ist in<br />

der luxuriösen Gesichtspflege<br />

eine der führenden Kosmetikmarken<br />

in Deutschland.<br />

08 trends der digitalen wirtschaft –<br />

Markenführung findet online statt<br />

Arndt Groth, Bundesverband Digitale<br />

Wirtschaft (BVDW) e.V.<br />

MarketIngforuM<br />

unIVersItät st.gallen<br />

12 Zufriedene Besucher und<br />

messbarer eigener Messe-erfolg –<br />

für aussteller nicht unmöglich<br />

Dr. Michael Betz, Dr. Michael Reinhold,<br />

Institut für Marketing der<br />

Universität St.Gallen<br />

Marke<br />

18 shiseido<br />

Barbara Respondek,<br />

Shiseido Deutschland GmbH<br />

24 30 Jahre Cosmopolitan<br />

Waltraut von Mengden, MVG Medien<br />

Verlagsgesellschaft München<br />

28 Cosmopolitan-DVD unterstreicht<br />

Beauty-kompetenz<br />

Peter Machalett,<br />

MVG Medien Verlagsgesellschaft München<br />

52 web-Diskurse für die<br />

Marken führung nutzen<br />

Dr. Sigrid Schmid, Godehard Wakenhut,<br />

GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung<br />

58 Category Management<br />

Dr. Roland Wiring, CMS Hasche Sigle.<br />

84 testimonialtrends im fußball<br />

Dr. Daniela Schaaf, Institut für<br />

Kommunikations­ und Medienforschung<br />

an der Deutschen Sporthochschule in Köln.<br />

MeDIa<br />

32 Mediaplanung im wandel der Zeit<br />

Thomas Kanschat, SpotCom GmbH & Co. KG<br />

34 Bayern 1 – wir lieben oldies<br />

Nicolas Foltin, Robert Urban, Bayern 1


32 Mediaplanung<br />

Spotbuchungen werden<br />

immer kurzfristiger.<br />

38 radio wirkt – vom tierliebhaber bis zum<br />

nutella-fan<br />

Uwe Domke, Markt­ und Mediaforschung bei RMS<br />

42 online-Video-advertising<br />

Oliver Busch, ad pepper media GmbH Deutschland<br />

48 Bilder, die mehr bewegen<br />

Nicole Schulze, IP Deutschland<br />

68 targeting – wir kriegen sie alle<br />

Frank Herold, AdAudience<br />

kaMPagne<br />

72 Crossmedia – vom Modewort zur<br />

königsdisziplin der Planung<br />

Malte Hildebrandt, SevenOne AdFactory GmbH<br />

researCh<br />

62 social-Media-Monitoring –<br />

vom kunden lernen<br />

Marcel Appolt, INDECA GmbH, Heilbronn<br />

48 Video-advertising<br />

Messbare Werbe­Alternative<br />

mit Zukunft.<br />

autoren DIeser ausgaBe<br />

arnDt groth,<br />

Präsident Bundesverband Digitale<br />

wirtschaft (BVDw) e.V. Seite 08<br />

Dr. MIChael BetZ,<br />

lehrbeauftragter für Marketing<br />

an der universität st.gallen. Seite 12<br />

Dr. MIChael reInholD,<br />

Institut für Marketing der universität<br />

st.gallen. Seite 12<br />

BarBara resPonDek,<br />

Marketing Manager shiseido<br />

Deutschland gmbh. Seite 18<br />

waltraut Von MengDen,<br />

geschäftsführerin MVg Medien<br />

Verlagsgesellschaft. Seite 24<br />

Peter MaChalett,<br />

Produktmanagement MVg Medien<br />

Verlagsgesellschaft München. Seite 28<br />

thoMas kansChat,<br />

geschäftsführer spotCom<br />

gmbh & Co. kg. Seite 32<br />

nIColas foltIn,<br />

Marketingleiter von Bayern 1. Seite 34<br />

roBert urBan,<br />

Director Creative Media/Brmedia<br />

gmbh, autor und kreativer/Br<br />

– Bayern 1. Seite 34<br />

uwe DoMke,<br />

Markt- und Mediaforschung<br />

bei rMs. Seite 38<br />

olIVer BusCh,<br />

geschäftsführer der ad pepper<br />

media gmbh Deutschland. Seite 42<br />

nICole sChulZe,<br />

IP Deutschland. Seite 48<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

5


Inhalt<br />

68 targeting<br />

Die Fragmentierung frisst das<br />

Nutzungswachstum einzelner<br />

Internetseiten.<br />

6<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

PraxIs<br />

ruBrIken<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

Editorial 3<br />

Marktforscher 90<br />

Buch 102<br />

Impressum 102<br />

84 testimonialtrends<br />

Sporttestimonialstrategien<br />

der Unternehmen.<br />

66 wie werde ich googles cooler freund?<br />

Heiko Eckert, Strategic Consultant, bigmouthmedia<br />

serVICe<br />

76 tour d’horizon durch den sammelband:<br />

„wie Marken wirken. Impulse aus der<br />

neuroökonomie für die Markenführung“<br />

Wolfgang K.A. DISCH, Verleger aus Hamburg,<br />

Begründer des Marketing Journal<br />

stuDIe<br />

96 „Die schönheit des Mehrwertes“<br />

Wolf Schneider, Caroline Theissen,<br />

Scholz & Friends Identify<br />

autoren DIeser ausgaBe<br />

Dr. sIgrID sChMID,<br />

gIM gesellschaft für Innovative<br />

Markt forschung. Seite 52<br />

goDeharD wakenhut,<br />

gIM gesellschaft für Innovative<br />

Markt forschung. Seite 52<br />

Dr. rolanD wIrIng,<br />

rechtsanwalt und kartellrechtsexperte<br />

im hamburger Büro von CMs<br />

hasche sigle. Seite 58<br />

MarCel aPPolt,<br />

geschäftsführer der InDeCa gmbh,<br />

heilbronn. Seite 62<br />

heIko eCkert,<br />

strategic Consultant,<br />

bigmouthmedia. Seite 66<br />

frank herolD,<br />

geschäftsführer<br />

adaudience. Seite 68<br />

Malte hIlDeBranDt,<br />

Vorsitzender der geschäftsführung<br />

sevenone adfactory gmbh. Seite 72<br />

wolfgang k.a. DIsCh,<br />

Verleger aus hamburg, Begründer<br />

des Marketing Journal. Seite 76<br />

Dr. DanIela sChaaf,<br />

Institut für kommunikations- und<br />

Medienforschung an der Deutschen<br />

sporthochschule in köln. Seite 84<br />

wolf sChneIDer,<br />

geschäftsführer kreation von<br />

scholz & friends Identify. Seite 96<br />

CarolIne theIssen,<br />

geschäftsführerin Beratung/<br />

strategie von scholz & friends<br />

Identify. Seite 96


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Bei Belegung mit nur einer Beilage behalten wir uns die Beigabe des TV-Heftes vor.<br />

** Eigene Auswertung der AWA <strong>2010</strong> im Vergleich mit wöchentlich erscheinenden Publikationen; keine<br />

Differenzierung nach Entgeltlichkeit oder redaktionellem Inhalt. Die Reichweite von EINKAUFAKTUELL<br />

wurde durch Abfrage des Lesens oder Durchblätterns des TV-Heftes oder der Prospekte ermittelt; andere<br />

Fragestellung für andere Titel.


E-Journal<br />

8<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

POINT OF VIEW<br />

Digitale Wirtschaft<br />

Trends der digitalen Wirtschaft –<br />

Markenführung � ndet online statt<br />

Das Internet spielt für Unternehmen und Marken eine immer zentralere<br />

Rolle. Egal ob Abverkaufskampagne, Markenaufbau oder Unternehmenskommunikation<br />

– Online ist zum festen Bestandteil geworden.<br />

Neben der klassischen Online-Werbung, dem<br />

Suchwortmarketing und Affi liate sind in den<br />

letzten Jahren mit Social Media und Bewegtbild<br />

zwei weitere Bestandteile hinzugekommen, welche<br />

die Kommunikationsspielregeln verändert<br />

haben. Auch die starke Verbreitung mobiler Endgeräte<br />

stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen.<br />

Internet ist drittstärkstes Werbemedium<br />

Im letzten Jahr ist der deutsche Online-<br />

Werbemarkt um zwölf Prozent auf 4,1 Milliarden<br />

Euro gewachsen. Mit einem Werbemarktanteil<br />

von 16,5 Prozent wurde erstmalig die<br />

klassische Gattung Publikumszeitschriften mit einem<br />

deutlichen Abstand überholt. Das Internet ist somit<br />

drittstärkster Werbeträger in Deutschland, hinter den<br />

Gattungen Zeitungen und TV.<br />

Online-Werbung wächst weiter<br />

Diese positive Entwicklung setzt sich in diesem<br />

Jahr weiter fort. So ist anhand des ersten<br />

Halbjahres schon jetzt erkennbar, dass Online-Werbung<br />

weiter zulegen wird. Entsprechend liegt<br />

die Prognose des Online-Vermarkter-Kreis (OVK) im<br />

BVDW bei 14 Prozent für <strong>2010</strong>. Dies entspricht einem<br />

Brutto-Werbevolumen von über 4,6 Milliarden Euro. Damit<br />

würde sich der Abstand zur Gattung Zeitungen wei-


ter verringern. Es ist daher damit zu rechnen, dass Online<br />

in den nächsten zwei Jahren zur zweitgrößten<br />

Werbegattung in Deutschland nach TV aufsteigen wird.<br />

Branding-Werbung auf dem<br />

Vormarsch<br />

Davon profi tiert besonders die klassische<br />

Online-Werbung. Premium-Werbeformate<br />

und aufmerksamkeitsstarke Werbemittel wie Video-<br />

Ads sind stark nachgefragt. Zudem nutzen eher klassisch<br />

orientierte Unternehmen, zum Beispiel aus dem<br />

Bereich der „Fast Moving Consumer Goods“ (FMCG),<br />

das Internet zunehmend als Werbeträger. Gerade Bewegtbild-Werbung<br />

im Web kommt verstärkt zur Erreichung<br />

von Branding- und Imaging-Zielen zum Einsatz.<br />

Zu diesem Thema wird der BVDW pünktlich zur<br />

dmexco <strong>2010</strong> mit der Publikation Bewegtbild im Web<br />

– Kompass <strong>2010</strong> ein neues Standardwerk veröffentlichen,<br />

das gemeinsam von der Fachgruppe Agenturen<br />

und dem OVK im BVDW verfasst wurde. Die aktuellen<br />

Zahlen zum Online-Werbemarkt in Deutschland wird<br />

der OVK ebenfalls auf der diesjährigen dmexco präsentieren<br />

sowie den aktuellen OVK Online-Report<br />

<strong>2010</strong>/02.<br />

Mobile Endgeräte auf dem Vormarsch<br />

Aber nicht nur der Online-Werbemarkt<br />

wächst, auch Werbung auf mobilen Endgeräten<br />

wie Smartphones und Tablet-PCs legt<br />

weiter zu. So wird die Nutzung eines internetfähigen<br />

Blog<br />

ARNDT GROTH,<br />

Präsident Bundesverband Digitale<br />

Wirtschaft (BVDW) e.V. und President<br />

Europe Adconion Media Group.<br />

Mobiltelefons immer mehr zum Standard – dank attraktiver<br />

Endgeräte mit großem Display und innovativer<br />

Bedienung sowie günstiger Flatrates für mobile Datentarife.<br />

Gerade jüngere Generationen verlagern ihre Internetaktivitäten<br />

immer mehr aufs Handy. Entsprechend<br />

sind Unternehmen gefordert, Mobile immer stärker in<br />

ihre Marketingkampagnen mit einzubeziehen.<br />

Mobile Werbung wächst deutlich<br />

Allein im letzten Jahr ist die Anzahl mobiler<br />

Werbekampagnen im Vergleich zu 2008<br />

um über 80 Prozent gestiegen. Auch die<br />

Zahl der Werbungtreibenden hat 2009 um 43 Prozent<br />

zugenommen – fast 200 Unternehmen haben im letzten<br />

Jahr mobile Werbung geschaltet. Die Entwicklung im<br />

ersten Halbjahr <strong>2010</strong> sieht zudem deutlich positiv aus,<br />

sodass mit einem weiteren Wachstum gerechnet werden<br />

kann. Zur dmexco <strong>2010</strong> wird der Mobile-Advertising-Circle<br />

(MAC) im BVDW die aktuellen Zahlen zum<br />

Mobile Advertising vorstellen. Gleichzeitig erscheint<br />

mit dem Mobile Kompass <strong>2010</strong>/2011 die dritte Ausgabe<br />

des Kompendiums der Fachgruppe Mobile im BVDW,<br />

die alle Themen und Entwicklungen rund um das Mobile<br />

Business in Deutschland abdeckt sowie einen Einblick<br />

in internationale Märkte gibt.<br />

Apps – das neue mobile Internet?<br />

Neben der Werbung auf mobilen Endgeräten<br />

gewinnen vor allem Apps auf Smartphones<br />

und Tablet-PCs immer mehr an<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

9<br />

Fotos: i© iStockphoto, BVDW.


10<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

POINT OF VIEW<br />

Digitale Wirtschaft<br />

Bedeutung. So bieten fast alle gängigen Websites wie<br />

Online-Magazine, Web-Plattformen, Soziale Netzwerke<br />

und neuerdings auch Supermärkte Apps für mobile<br />

Endgeräte wie aktuelle Mobiltelefone der iPhone-Generation<br />

an. Damit verschiebt sich die Nutzung des<br />

mobilen Internets immer mehr in Richtung Apps. Sind<br />

Apps also das mobile Internet der Zukunft? Und wie<br />

werden App-Inhalte fi nanziert? Der BVDW geht davon<br />

aus, dass sich die Werbefi nanzierung, die im „herkömmlichen“<br />

Internet qualitativ hochwertigen Content<br />

sicherstellt, auch im Bereich der Apps durchsetzen<br />

wird. Dies entspricht seit Jahren der gelernten Akzeptanz<br />

der Web-User von Werbung.<br />

Social Media verändert das Marketing<br />

Wenn es um Werbung im Internet geht, ist<br />

ein Thema seit Monaten unausweichlich:<br />

Social Media, Blogs, Soziale Netzwerke,<br />

Bewertungsfunktionen und Rezensionsmöglichkeiten<br />

in Online-Shops etc. haben die Web- und Werbelandschaft<br />

verändert. Jeder Nutzer des Internets kann jederzeit<br />

seine Meinung über Unternehmen und Produkte<br />

veröffentlichen und damit ganze Lawinen kritischer<br />

Stimmen aber auch aktiver Befürworter auslösen. Dies<br />

hat die Jahrzehnte gültigen Spielregeln der Markenführung<br />

massiv verändert. Kein Unternehmen dieser<br />

Welt ist mehr in der Lage, sein Image, den Wert seiner<br />

Marken sowie die Positionierung seiner Produkte alleinbestimmt<br />

zur steuern. Und die „Marketingmacht“<br />

von Social Communities nimmt weiter zu.<br />

Langfristig investieren<br />

Eine Herausforderung für Unternehmen ist<br />

es daher, Social Media von Anfang an in<br />

ihre Kommunikationsaktivitäten mit einzubeziehen.<br />

Damit ist nicht nur das Marketing gemeint,<br />

sondern auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Gerade im Social Web verlaufen die Grenzen fl ießend<br />

– was ist noch Marketing, was ist schon PR? Dabei ist<br />

zu beachten – alle Social-Media-Aktivitäten sind keine<br />

kurzfristigen Maßnahmen und nicht als Kampagnen<br />

mit einer beeinfl ussbaren Laufzeit zu sehen. Nur wer<br />

langfristig in Social Media investiert und dabei authentisch<br />

mit den Nutzern agiert, wird auch erfolgreich<br />

sein. Dabei ist auch hier die Zielsetzung nicht aus den<br />

Augen zu verlieren. Ein Facebook-Profi l ist ebenso wenig<br />

ein Allheilmittel wie eine Banner-Kampagne, die<br />

ihre Zielgruppe nicht erreicht. Für den Einstieg ins<br />

Social-Media-Marketing hat der BVDW erst kürzlich<br />

mit der Publikation Messbarer Erfolg im Social Media<br />

Marketing – 10 Tipps für den Einstieg einen Leitfaden<br />

veröffentlicht, der kostenlos auf der Website heruntergeladen<br />

werden kann.<br />

Steigende Social-Media-Budgets<br />

In der BVDW-Umfrage Social Media<br />

Trends, durchgeführt Mitte diesen Jahres,<br />

gehen 80 Prozent der Befragten davon aus,<br />

dass Online-Werbung im Social-Media-Umfeld noch<br />

in diesem Jahr weiter zunehmen wird. Entsprechend<br />

steigen die Budgets. Allerdings ist hier der Ausdruck<br />

Budget nicht als direktes Werbe-Budget zu verstehen,<br />

da sich Communities und echte Fans in Sozialen<br />

Netzwerken nicht kaufen lassen. Wichtig ist vor allem<br />

die Investition in Spezialisten, die über einen längeren<br />

Zeitraum die Aktivitäten planen, aufsetzen, betreuen<br />

und zudem die Erfolgsbewertung nicht aus<br />

dem Auge verlieren. Weiterhin hat die Befragung ergeben,<br />

dass gerade für die Bereiche Markenkommunikation<br />

sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Social<br />

Media immer bedeutender wird – hier ist in den<br />

nächsten zwölf Monaten mit zunehmenden Aktivitäten<br />

zu rechnen.<br />

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

Aber Social Media nur für Kommunikationszwecke<br />

zu nutzen, wäre zu einseitig<br />

gedacht. So bietet die noch junge Gattung<br />

vielseitige Möglichkeiten für Unternehmen und Marken.<br />

Anhand einer gut moderierten Social Community<br />

lassen sich die Support-Aktivitäten deutlich unterstützen,<br />

in der sich auch die Nutzer gegenseitig weiterhelfen.<br />

Ein geschlossenes Soziales Netzwerk kann zudem<br />

zur Verbesserung der internen Kommunikation genutzt<br />

werden. Gruppen und Fanseiten in Sozialen Netzwerken<br />

können in die Entwicklung neuer Produkte einbezogen<br />

werden – um nur ein paar Einsatzmöglichkeiten<br />

zu nennen.


Social-Media-Know-how<br />

Zur dmexco <strong>2010</strong> wird die Fachgruppe Social<br />

Media im BVDW entsprechend die<br />

zweite Ausgabe ihres Standardwerks der<br />

digitalen Branche mit dem Social Media Kompass<br />

<strong>2010</strong>/2011 vorstellen. Die Vorjahrespublikation war<br />

innerhalb kürzester Zeit komplett vergriffen. Weiterhin<br />

bietet der BVDW diverse kostenlose Leitfäden auf<br />

der Website an, unter anderem Richtlinien für Unternehmen<br />

und deren Mitarbeiter, Tipps für Eltern sowie<br />

eine Einführung für den sicheren Einstieg in Soziale<br />

Netzwerke.<br />

Trend Social Gaming<br />

Ein weiterer großer Wachstumsbereich der<br />

digitalen Wirtschaft sind Online-Games. So<br />

nimmt die Zahl der Spieler reiner Online-<br />

Games im Web-Browser und vor allem von Social Games<br />

in Sozialen Netzwerken ständig zu. Zwar sind alle Spiele<br />

in der Regel kostenlos – per sogenanntem „Item Selling“<br />

lassen sich aber besondere virtuelle Gegenstände<br />

kaufen, die zum schnelleren Erfolg führen oder einfach<br />

nur als Prestigeobjekt zum Einsatz kommen.<br />

Zahl der Online-Spieler wächst<br />

Die Anzahl der Online-Spieler ist im letzten<br />

Jahr um ein Drittel gestiegen. Dabei<br />

investiert jeder dritte Spieler durchschnittlich<br />

28 Euro pro Monat in Online-Games. Knapp fünf<br />

Prozent sind sogar bereit, mehr als 75 Euro monatlich<br />

für ihr Hobby auszugeben. Diese Angaben stammen<br />

aus dem Online Games-Report <strong>2010</strong> der Fachgruppe<br />

Connected Games im BVDW. Basis ist eine plattform-<br />

übergreifende Befragung mit über 7500 Online-Spielern,<br />

die erstmalig in Deutschland durchgeführt wurde.<br />

Um Vergleichswerte zu schaffen, plant der BVDW<br />

für Anfang 2011 die zweite Ausgabe der Studie.<br />

Werbung im Spieleumfeld<br />

Entsprechend der stetig wachsenden Spieleranzahl<br />

werden auch Online-Spiele, vor<br />

allem aber Social Games in Sozialen Netzwerken,<br />

immer interessanter für Marketingaktivitäten.<br />

Werbung lässt sich zum einen dynamisch in Umfeldern<br />

platzieren – zum Beispiel entsprechend der Uhrzeit<br />

und Zielgruppe. Weiterhin sind komplett gebrandete<br />

Spiele möglich, in denen sich die Nutzer über<br />

einen langen Zeitraum mit einer Marke oder entsprechenden<br />

Produkten beschäftigen.<br />

dmexco <strong>2010</strong><br />

Nach dem mehr als erfolgreichen Debüt der<br />

dmexco im letzten Jahr freut sich der BVDW<br />

als ideeller und fachlicher Träger der Kongressmesse<br />

in Köln besonders auf dieses Jahr. Am 15.<br />

und 16. September öffnet die dmexco <strong>2010</strong> ihre Tore,<br />

mit noch mehr internationalen Ausstellern und Referenten.<br />

Alle Trends und Entwicklungen des digitalen<br />

Marketings werden vor Ort zu sehen sein, angefangen<br />

bei der Online-Werbung mit neuen Targeting-Technologien<br />

zur Minimierung von Streuverlusten sowie neuen<br />

Werbeformen- und Bewegtbild-Formaten über Werbemöglichkeiten<br />

auf mobilen Endgeräten bis hin zu Best<br />

Practices im Bereich Social Media und entsprechenden<br />

Auswertungs-Tools. Ein Muss für die komplette Marketingbranche.<br />

von Arndt Groth<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

11


12<br />

Marketingforum Universität St.Gallen<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Zufriedene besucher und<br />

messbarer eigener Messe-Erfolg –<br />

für Aussteller nicht unmöglich<br />

Drei wichtige Stellhebel für den Erfolg von Ausstellern<br />

und Besuchern auf B-to-B-Messen<br />

Messen und Ausstellungen sind eines der<br />

wichtigsten Instrumente der Live-Communication,<br />

zu der auch Events, Roadshows<br />

und Brand Lands gehören. Im Zentrum stehen<br />

dabei jeweils die persönliche, interaktive<br />

Begegnung und das Erlebnis der Zielgruppe mit<br />

einem Unternehmen und seiner Marke in einem emo-<br />

Abb 1: ZIElE Von AuSStEllErn und bESuchErn Auf b-to-b-MESSEn<br />

tional ansprechenden Umfeld. Zwar gewinnt die virtuelle<br />

Kommunikation seit einiger Zeit an Bedeutung,<br />

sie wird jedoch die multisensuale Live-Communication<br />

nicht ersetzen können.<br />

Dennoch stecken gerade B-to-B-Messen in der Krise.<br />

Seit Jahren klagen Messeveranstalter über rückläufi<br />

ge Besucher- und Ausstellerzahlen. Ein Trend, der<br />

ZIElE Von AuSStEllErn und bESuchErn Auf b-to-b-MESSEn<br />

Ausstellerziele (nach abnehmender bedeutung) besucherziele (nach abnehmender bedeutung)<br />

1. treffen neuer kunden 1. Marktüberblick gewinnen<br />

2. kundenpfl ege 2. gespräche mit Ausstellern führen<br />

3. Verbesserung des firmenimage 3. leistungsneuheiten begutachten<br />

4. werbung für bestehende produkte 4. technische Informationen einholen<br />

5. neuproduktlancierung 5. neue lieferanten identifi zieren<br />

6. profi lieren/Abheben gegenüber nicht-Ausstellern 6. Informationen zu bestimmtem Anbieter einholen<br />

7. Erforschen des wettbewerbs 7. leistungsvorführungen verfolgen<br />

8. geschäftsabschlüsse 8. Andere besucher treffen<br />

9. preise und Anbieter vergleichen<br />

10. Informationen zu preisen und konditionen einholen<br />

11. kaufgespräche mit Ausstellern führen<br />

12. defi nitive kaufentscheidung fällen<br />

13. kauf tätigen/order platzieren<br />

Quelle: betz/reinhold, 2009/2008.


selbst vor den großen Leitmessen wie der CeBIT oder<br />

der Hannover Messe nicht Halt macht und der sich<br />

seit der Finanzkrise nur noch verstärkt hat. Folglich<br />

stehen Messebeteiligungen unternehmensintern mehr<br />

denn je auf dem Prüfstand, da sich der daraus zu erwartende,<br />

„Return on Marketing“ offenbar nicht einstellen<br />

will.<br />

Aber was sind die Gründe für diese Entwicklung?<br />

Sind Messen im heutigen Industriegütergeschäft einfach<br />

nicht mehr zeitgemäß oder gibt es einen Ausweg<br />

aus dieser Abwärtsspirale? Diese und andere Fragen<br />

sind seit einiger Zeit Gegenstand der Forschung am<br />

Institut für Marketing an der Universität St.Gallen. In<br />

verschiedenen Projekten zum Messemarketing, die<br />

sowohl die Perspektiven von Veranstaltern und Ausstellern<br />

als auch die der Besucher berücksichtigen,<br />

konnten wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen<br />

dr. MIchAEl bEtZ<br />

ist Senior consultant bei der firma<br />

Marketing Auditorium St. gallen Ag<br />

und lehrbeauftragter für Marketing<br />

an der universität St.gallen.<br />

dr. MIchAEl rEInhold<br />

leitet das kompetenzzentrum live-<br />

Marketing-communication am Institut für<br />

Marketing der universität St.gallen.<br />

werden, wie Industriegüterunternehmen Messebeteiligungen<br />

erfolgreich für sich nutzen können.<br />

Tatsache ist, dass sich die Ziele, die für den Besuch<br />

einer B-to-B-Messe ausschlaggebend sind, auf Aussteller-<br />

und Besucherseite nicht vollumfänglich entsprechen.<br />

Während nämlich Besucher die Messe tendenziell<br />

in den frühen Phasen ihres Beschaffungsprozesses<br />

nutzen, setzen Aussteller sie eher in den späteren<br />

Phasen ihres Verkaufsprozesses ein. Aussteller<br />

geben dementsprechend die Akquisition neuer Kunden<br />

als wichtigstes Messeziel aus, Besucher verfolgen hingegen<br />

mit ihrem Messebesuch Ziele, die zunächst nur<br />

der Initiierung bzw. dem Aufbau von Geschäftsbeziehungen<br />

dienen (vgl. Abb. 1).<br />

Auf diese Art von Zielinkongruenz reagieren Aussteller<br />

mit der Formulierung von Alternativzielen, wie<br />

der Stammkunden- oder Imagepfl ege, und versuchen<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

13<br />

Fotos: HSG.


14<br />

Marketingforum Universität St.Gallen<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

die Messe soll den kunden ein attraktives forum bieten und für die kaufentscheidung orientierungshilfe sein.<br />

damit, ihre teils historisch gewachsenen Messebeteiligungen<br />

weiter unternehmensintern zu rechtfertigen.<br />

Leider bleibt dabei die Ausgestaltung des Messeauftritts<br />

oftmals dieselbe, es werden lediglich auf dem<br />

Papier die Ziele geändert. Wie jedoch verschiedene<br />

Studien beweisen, schneiden Messen im Hinblick auf<br />

derartige Zielsetzungen im Vergleich zu Hausmessen,<br />

Kundenevents oder Roadshows vor allem in punkto<br />

Kosten und Effizienz klar schlechter ab.<br />

Es ist demzufolge die Orientierungslosigkeit in Bezug<br />

auf das „richtige“ Einsatzgebiet von Industriegütermessen,<br />

kombiniert mit einem immer stärker werdenden<br />

internen Rechtfertigungsdruck, die seit Jahren<br />

maßgeblich zur Krise des Messewesens beiträgt.<br />

Dabei würde eine konsequente Orientierung der<br />

Aussteller an den informativen und beziehungsorientierten<br />

Bedürfnissen der Besucher einen Ausweg aus<br />

diesem Dilemma darstellen. Konkret heißt das für<br />

einen Aussteller, dem Besucher im Rahmen des Messeauftritts<br />

aktiv dabei zu helfen, seinen Beschaffungsprozess<br />

zu vereinfachen und zu verkürzen. Parallel<br />

dazu gilt es, den eigenen Kundenakquisitions-<br />

bzw. Cross- und Upselling-Prozess entscheidend voranzutreiben.<br />

Aussteller müssen sich somit bei der Planung ihres<br />

Messeauftritts einerseits fragen, wie und mit welchen<br />

Mitteln sie am Stand zum Messeerfolg des Besuchers<br />

beitragen können. Andererseits gilt es, für die interne<br />

Rechtfertigung der Messebeteiligung, den Nachweis<br />

zu führen, dass sich der Messeauftritt auch für das<br />

eigene Unternehmen lohnt.<br />

Diese beiden Aspekte wurden im Rahmen einer<br />

Forschungsarbeit des Instituts für Marketing an der<br />

Universität St.Gallen auf zwei B-to-B-Messen in<br />

Deutschland und der Schweiz (vgl. Abb. 2) wissenschaftlich<br />

untersucht.<br />

Ergebnis dieser Arbeit war die Identifikation von<br />

drei zentralen Stellhebeln, deren richtige Ausgestaltung<br />

es Ausstellern ermöglicht, nachhaltig zum Messeerfolg<br />

ihrer Standbesucher beizutragen. Es sind dies<br />

der Messestand, die persönliche Interaktion mit dem<br />

Standpersonal sowie die damit einhergehende Kompetenz<br />

des Standpersonals.<br />

Wichtigste Erkenntnis ist jedoch, dass Aussteller<br />

durch die richtige Gestaltung ihres Messeauftritts die<br />

Kaufwahrscheinlichkeit der Besucher in Bezug auf ih-<br />

Abb. 2: EckdAtEn und SchlüSSElfrAgEn dEr<br />

AuSStEllErbEfrAgung<br />

ZwEck Evaluation der wirkung einzelner<br />

Elemente des Messeauftritts auf den<br />

Messeerfolg des besuchers<br />

untErSuchtE<br />

MESSEn – SYStEMS, München: fachmesse<br />

für It, Media und communications<br />

– Suissetransport, bern: fachmesse<br />

für transport, fahrzeuge sowie<br />

deren Ausrüstung und unterhalt<br />

bEfrAgtE Messe- bzw. Standbesucher<br />

MEthodE Schriftliche Vor-ort-befragung von<br />

Stand- bzw. Messebesuchern anhand<br />

eines standardisierten, selbstadministrierten,<br />

sechsseitigen fragebogens<br />

StIchprobEn SYStEMS: n=62 (fallstudie) bzw.<br />

Suissetransport n=206<br />

Quelle: betz 2009.


e Produkte und Services signifikant steigern können.<br />

Im Folgenden sind die Ergebnisse im Detail dargestellt.<br />

Stellhebel des Messeerfolgs<br />

1. Messestand – Größe ist nicht entscheidend<br />

Im Messestand manifestiert sich die Präsenz eines Ausstellers<br />

auf der Messe am deutlichsten. Aus diesem<br />

Grund wurde zu Zeiten üppiger Messebudgets der Mythos<br />

von der Standgröße als wichtigem Erfolgsfaktor<br />

geboren. Die Untersuchung zeigt jedoch, dass eine kommunikationsfreundliche,<br />

offene und einladende Standgestaltung<br />

sowie die Position in der Halle die eigentlichen<br />

Aspekte sind, von denen sich Messebesucher<br />

angesprochen fühlen. Die Standgröße stellt lediglich<br />

einen Hygienefaktor in dem Sinn dar, dass der Stand<br />

über eine gewisse Anzahl m 2 verfügen muss, um vom<br />

Besucher überhaupt wahrgenommen zu werden.<br />

Gemäß einer AUMA-Studie geben Aussteller nach<br />

wie vor rund 40 Prozent ihres Messebudgets für den<br />

Messestand aus. Die Forschungsergebnisse geben Ausstellern<br />

eine Orientierung darüber, wie dieses Geld<br />

unter dem Gesichtspunkt der Steigerung des Besuchererfolgs<br />

am effizientesten eingesetzt werden kann.<br />

InStItut für MArkEtIng dEr unIVErSItät St.gAllEn<br />

Wichtige Hinweise sind dabei aus dem Handelsmarketing<br />

zu erwarten, da auch hier der Standort einen der<br />

zentralen Erfolgsfaktoren darstellt.<br />

2. Persönliche Interaktion –<br />

viel Zeit, viel falsch zu machen<br />

Von jeher stellt die Begegnung bzw. der Dialog zwischen<br />

Aussteller und Besucher die Grundidee des Messewesens<br />

dar. Aus diesem Grund handelt es sich bei<br />

der persönlichen Interaktion um den zentralen Stellhebel<br />

zur Steigerung des Messeerfolgs. Wie die Untersuchung<br />

zeigt, gilt es, alle Komponenten eines Messeauftritts<br />

(Pre-Show-Aktivitäten, Stand, unpersönliche<br />

Kommunikation etc.) um das persönliche Gespräch<br />

herum aufzubauen und auf dessen Optimierung hin<br />

auszurichten. Im Durchschnitt verbringt ein Messebesucher<br />

18 Minuten am Stand eines Ausstellers. Dieser<br />

lange „moment of truth“, der einen der wichtigsten Aspekte<br />

der Live-Communication darstellt, birgt hohe<br />

Risiken in sich, da wenig kompetentes Standpersonal<br />

in diesem Zeitraum viel Schaden anrichten kann.<br />

Gleichzeitig besteht jedoch darin eine enorme Chance,<br />

die informativen Erwartungen der hoch involvierten<br />

und interessierten Besucher zu übertreffen.<br />

Mit rund 28 Mitarbeitenden erforscht das Institut für Marketing der universität St.gallen in den<br />

kompetenzzentren die themen b-to-b-Marketing, Verkaufsmanagement, dialogmarketing, Messen,<br />

Multi-channel-Management und kooperatives Marketing sowie Marketingperformance<br />

(www.ifm.unisg.ch).<br />

Im strategischen Marketing befassen wir uns mit den übergreifenden themen Innovatives Marketing,<br />

trends/kundeninformation/kundenverhalten, Markenführung, Internationales Marketing, Solutions-<br />

und Volumengeschäft, kundenmanagement sowie Marketingführung und -organisation.<br />

Ziel des Instituts ist es, die eigene forschung und Entwicklung mit führenden unternehmen und führungskräften<br />

zu verbinden. In allen bereichen wird der transfer zudem durch betriebsübergreifende und interne<br />

weiterbildungen sowie die St. galler „Marketing review“ (gabler Verlag) gefördert.<br />

Im Institutsleiterteam wirken mit: prof. dr. christian belz (geschäftsführer), prof. dr. Sven reinecke, prof.<br />

dr. Marcus Schögel, dr. walter herzog, dr. Michael reinhold, dr. christian Schmitz, prof. dr. dirk Zupancic.<br />

flankiert werden diese Aktivitäten durch mehrere weitere Institute im Marketingdepartment der universität<br />

St.gallen. Spezialisten befassen sich in den Instituten für Versicherungswirtschaft, für öffentliche<br />

dienstleistungen und tourismus und für banken, für wirtschaft und Ökologie sowie den forschungsstellen<br />

für customer Insight und Internationales handelsmanagement mit Marketing.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

15


16<br />

Marketingforum Universität St.Gallen<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

3. Kompetenz des Standpersonals –<br />

den Besucher „abholen“<br />

Standmitarbeiter fungieren als „Botschafter“ des Ausstellers.<br />

Ihr Verhalten und ihre Kompetenzen werden<br />

deshalb von Besuchern mit denen des ausstellenden<br />

Unternehmens gleichgesetzt. Seit Jahren vermitteln<br />

Aussteller ihrem Standpersonal deshalb in speziellen<br />

Schulungen Freundlichkeit, Kundenorientierung sowie<br />

ein tiefgehendes Produktwissen und tragen durch<br />

einheitliche Messekleidung zu einem ansprechenden<br />

Erscheinungsbild bei.<br />

Die wichtigste Fähigkeit eines Standmitarbeiters,<br />

nämlich die bedürfnisgerechte Vermittlung von Informationen<br />

und Wissen, wird jedoch häufi g außer Acht<br />

gelassen. Wie die Studienergebnisse zeigen, erwarten<br />

Besucher vom Standpersonal vor allem, dass Produkterläuterungen<br />

und Informationsweitergabe auf dem für<br />

sie passenden Wissens- und Abstraktionsniveau<br />

passieren. Lei-<br />

der geschieht dies am Stand<br />

nicht zur ausreichenden Zufriedenheit<br />

der Kunden. Anstatt den<br />

Besucher bei seinen konkreten<br />

Bedürfnissen „abzuholen“ sowie<br />

den Informationsgehalt<br />

dementsprechend richtig zu dosieren,<br />

verhindern Standmitarbeiter<br />

häufi g eine weitergehende<br />

Interaktion mit dem Besucher.<br />

Sie stellen Produkt- und Leistungsfeatures zu sehr in<br />

den Vordergrund und präsentieren diese so abstrakt und<br />

fachlich detailliert, dass technische Laien oftmals nicht<br />

mehr folgen können und den Dialog abbrechen.<br />

Verläuft der Standbesuch für den Besucher erfolgreich,<br />

so steigt die Kaufwahrscheinlichkeit<br />

Der Messeerfolg der Besucher darf jedoch kein Selbstzweck<br />

für ein ausstellendes Unternehmen bleiben, sondern<br />

muss zu messbaren Resultaten führen. Die, ursprünglich<br />

von Lavidge und Steiner (Journal of<br />

Marketing, Vol. 25, No. 6, Oct., 1961), nachgewiesene und<br />

seitdem auf viele Bereiche des Marketings übertragene<br />

Wirkungskette, wonach die Bekanntheit eines Unternehmens<br />

die Voraussetzung dafür ist, dass Kunden eine<br />

positive Einstellung gegenüber diesem Unternehmen<br />

aufbauen und sich als Konsequenz die Wahrscheinlichkeit<br />

erhöht, dass Leistungen eines<br />

Unternehmens auch tatsäch-<br />

dIE ErfolgSkEttE IM MArkEtIng MIt MESSEn ISt In dEr folgEndEn grAfIk ZuSAMMEngEfASSt<br />

Quelle: betz 2009.<br />

Die Live-Communication<br />

mit Messen eignet<br />

sich besonders dazu,<br />

verschiedene Sinne von<br />

Besuchern gleichzeitig<br />

anzusprechen. Unternehmen<br />

und Marken<br />

werden live erlebbar.<br />

Stellhebel für Aussteller nutzen für Aussteller<br />

Messestand<br />

persönliche<br />

Interaktion<br />

kompetenz des<br />

Standpersonals<br />

Messeerfolg des<br />

besuchers<br />

bekanntheit Einstellung<br />

lich gekauft werden, lässt sich<br />

auch für das Messeumfeld nachweisen.<br />

Die Live-Communication<br />

mit Messen eignet sich besonders<br />

dazu, verschiedene Sinne<br />

von Besuchern gleichzeitig anzusprechen.<br />

Die Möglichkeit,<br />

ein Unternehmen bzw. eine<br />

Marke „live“ zu erleben, be-<br />

kaufwahrscheinlichkeit


günstigt die Steigerung der Bekanntheit im Markt.<br />

Darüber hinaus trägt das Live-Erlebnis maßgeblich<br />

dazu bei, dass Besucher eine bestimmte Einstellung<br />

gegenüber einem Aussteller bilden. Wenn also der Gesamteindruck,<br />

den Besucher durch den Messeauftritt<br />

(Messestand, Standpersonal, unpersönliche Kommunikationsinstrumente<br />

etc.) vom Aussteller gewinnen,<br />

insgesamt positiv ist, so wird auch die Einstellung gegenüber<br />

diesem Aussteller positiv sein.<br />

Viel wichtiger als die Steigerung von Unternehmensbekanntheit<br />

und die Bildung von positiven Einstellungen<br />

selbst sind jedoch deren Konsequenzen.<br />

Beides führt nämlich, ebenso wie ein erfolgreicher<br />

Standbesuch, beim Besucher zu einer signifikanten<br />

Steigerung der Kaufwahrscheinlichkeit in Bezug auf<br />

Leistungen eines Ausstellers.<br />

fazit und Ausblick<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Messen<br />

nach wie vor eine zentrale Rolle im Vertrieb von In-<br />

hAndlungSEMpfEhlungEn ZuM rIchtIgEn EInSAtZ<br />

Von InduStrIEgütEr-MESSEn:<br />

• Industriegütermessen sind kein vertriebstechnisches „Allheilmittel“. Seien<br />

Sie sich der wirkungsweise von Messen bewusst und nützen Sie sie als<br />

Vertriebsunterstützungsinstrument in den frühen phasen des Vertriebsprozesses,<br />

um mit dem kunden in kontakt zu kommen, die richtigen Informationen<br />

bereitzustellen und sich als potenzieller und kompetenter Anbieter zu<br />

positionieren.<br />

• Stellen Sie die informativen und beziehungsorientierten Bedürfnisse der<br />

besucher in das Zentrum ihres Messeauftritts. nur wenn Sie mit Ihrem<br />

Messeauftritt zum Messeerfolg des besuchers beitragen, werden Sie auch<br />

seine kaufwahrscheinlichkeit erhöhen können.<br />

• Nutzen Sie die drei zentralen Stellhebel zur besucherbedürfnisgerechten<br />

Ausgestaltung Ihres Messeauftritts. Investieren Sie in die position des<br />

Stands und seine kommunikationsfreundliche gestaltung, nicht in die größe.<br />

Investieren Sie in die kompetenzen Ihres Standpersonals, vor allem in die<br />

fähigkeit, Informationen und botschaften kundengerecht zu vermitteln.<br />

• Konstanz und Beharrlichkeit zahlen sich aus. Stellen Sie Ihre Messebeteiligungen<br />

nicht jedes Jahr erneut auf den prüfstand. Entwickeln Sie einen<br />

mittelfristigen plan, der konkrete und realistische Messeziele enthält.<br />

überprüfen Sie den Erfolg periodisch an verschiedenen Stellen des<br />

prozesses.<br />

Quelle: betz 2009.<br />

dustriegütern zukommt. Richtig angewandt und professionell<br />

durchgeführt bzw. vor- und nachbereitet,<br />

muss ihr Einsatz unternehmensintern nicht ständig<br />

aufs Neue gerechtfertigt werden, da sich ihr Beitrag zur<br />

Vertriebseffizienz bzw. zum Vertriebserfolg konkret<br />

messen lässt. Und dieser Beitrag ist signifikant.<br />

Unternehmen können durch eine Messebeteiligung<br />

ihre Marktbekanntheit steigern und die Einstellung<br />

von Besuchern ihnen gegenüber positiv beeinflussen.<br />

Viel entscheidender ist jedoch die Tatsache, dass sich<br />

dadurch die Kaufwahrscheinlichkeit der Besucher in<br />

Bezug auf die Leistungen des Unternehmens massiv<br />

steigern lässt. Da die Stärken der Messe vor allem in<br />

den frühen Phasen des Vertriebsprozesses liegen, in<br />

denen es beim Kunden um die Bedarfsermittlung, die<br />

Informationssuche bzw. die Anbieterevaluation geht<br />

und Beschaffungsentscheidungen oftmals mehrere<br />

Monate oder gar Jahre dauern können, ist eine Messebeteiligung<br />

jedoch eine Investition, die sich mittel- bis<br />

langfristig auszahlt. Messemarketing erfordert etwas<br />

Geduld, die sich aber bei professionellem Vorgehen<br />

lohnt. von dr. Michael betz und dr. Michael reinhold<br />

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17


e-Journal<br />

18<br />

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marke 41<br />

MaRke<br />

Shiseido<br />

Fernöstliche<br />

Traditionen<br />

und modernste<br />

Technologien<br />

Die Shiseido Deutschland GmbH schreibt<br />

seit dreißig Jahren japanisch-deutsche<br />

Erfolgsgeschichte und ist in der luxuriösen<br />

Gesichtspfl ege eine der führenden<br />

Kosmetikmarken in Deutschland.


BaRBaRa ReSPONDek,<br />

Marketing Manager Shiseido<br />

Deutschland GmbH.<br />

Shiseido bedeutet „Preise die Tugenden der Erde,<br />

die neues Leben schenkt und neue Werte<br />

schafft.“ Diese Zeile aus einem Klassiker der<br />

asiatischen Literatur umfasst die Philosophie<br />

von Shiseido als Unternehmen und als Marke.<br />

Im Jahre 1872 entwickelte sich der Name des ältesten<br />

Kosmetikkonzerns der Welt aus der japanischen Übersetzung<br />

des Zitats.<br />

Aus diesen Wurzeln hat sich ein globales Unternehmen<br />

entwickelt, das heute in über 70 Ländern der<br />

Erde präsent ist und dabei auf einzigartige Weise für<br />

umfassende Schönheit und Wohlbefi nden steht und<br />

modernste Technologien, wegweisendes Design und<br />

fernöstliche Philosophie vereinigt.<br />

Die Wurzeln von Shiseido<br />

Die erste Begegnung zwischen fernöstlicher und westlicher<br />

Welt fand im Jahre 1872 statt, als der Pharmazeut<br />

Arinobu Fukuhara im eleganten Ginza-Viertel in Tokio<br />

die erste Apotheke im westlichen Stil eröffnete. Er war<br />

unzufrieden mit der Qualität der Arzneimittel, die zu<br />

dieser Zeit in Japan angeboten wurden, und gab aus diesem<br />

Grund seinen Posten als Chef-Pharmazeut am Marine-Hospital<br />

in Tokio auf, um sein „Haus des Vertrauens“<br />

zu gründen. 1888 präsentierte Fukuhara mit<br />

„Fukuharas Sanitary Toothpaste“, die erste Zahnpasta<br />

in Japan, die sich schnell zum Bestseller entwickelte. Mit<br />

der revitalisierenden Gesichtslotion „Eudermine“ entwickelte<br />

er 1897 das erste kosmetische Produkt mit wissenschaftlicher<br />

Formulierung in Japan. Das „rote Wasser“<br />

wurde dank seiner beruhigenden und hydratisierenden<br />

Wirkung zu einem großen Erfolg und ist bis heute – unter<br />

stetig aktualisierter Formulierung – erhältlich.<br />

Shinzo Fukuhara, der Sohn von Arinobu Fukuhara,<br />

studierte Pharmakologie in New York, seine<br />

große Leidenschaft galt jedoch der Kunst. Bereits 1916<br />

gründete Shinzo Fukuhara im Unternehmen die ers-<br />

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19<br />

Fotos: Shiseido.


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MaRke<br />

Shiseido<br />

te Designabteilung Japans. Hier schufen fortan die<br />

talentiertesten jungen Künstler der Kunsthochschule<br />

in Tokio das ästhetische und moderne Design von<br />

Shiseido. Shinzo selbst kreierte das Marken-Emblem,<br />

eine stilisierte Kamelie, das noch heute alle Produkte<br />

von Shiseido schmückt.<br />

1923 eröffnete Fukuhara nach dem Vorbild ameri-<br />

kanischer Drogerieketten zahlreiche weitere Shiseido-<br />

Apotheken Apotheken in Japan. Japan. Bereits 1927 wurde wurde Shiseido an<br />

der der Börse Börse von Tokio notiert. Das Wachstum des Unternehmens<br />

in Japan Japan entwickelte sich sich rasant, neue neue<br />

Produktlinien werden stetig entwickelt. Ab 1957 1957 bebeganngann die Internationalisierung Internationalisierung in Asien, 1965 erfolgt<br />

der große Schritt in die USA. 1980 schließlich legt<br />

Shiseido das Fundament Fundament für den Erfolg in Deutsch- Deutsch-<br />

land und Zentraleuropa mit der Gründung der Shiseido<br />

Deutschland GmbH.<br />

In der Modemetropole Düsseldorf mit ihren exklusiven<br />

Flaniermeilen und der großen japanischen Gemeinde<br />

fand sich der perfekte Standort für die Shiseido<br />

Deutschland GmbH. 1995 zog Shiseido in den repräsentativen<br />

Firmensitz im Kai-Center im Medienhafen.<br />

Mittlerweile sind rund 215 Mitarbeiter im Innen- und<br />

Außendienst beschäftigt. Als Präsident der Shiseido<br />

Deutschland GmbH leitet Yoshinori Nishimura mit<br />

Vize-Präsident und Geschäftsführer Andreas Sistig<br />

das Unternehmen. Die Shiseido Deutschland GmbH<br />

entwickelte sich in der vergangenen Dekade zunehmend<br />

zum zentralen Knotenpunkt für Shiseido in Europa.<br />

Seit 1997 ist sie auch für die Märkte in Ungarn


und Tschechien verantwortlich, seit<br />

dem Jahr 2000 2000 gehört auch die Slowakei<br />

dazu. Die Niederlassungen in Österreich,<br />

Belgien, den Niederlanden und<br />

Polen werden ebenfalls von der Shiseido Shiseido<br />

Deutschland GmbH betreut. Zudem verwaltet<br />

Shiseido Shiseido Deutschland mit dem<br />

European Distribution Center in in Duisburgburg<br />

die die europaweite Logistik der<br />

Shiseido-Produkte.<br />

Zur Shiseido Deutschland GmbH<br />

gehören auch exklusive Kosmetikmarken<br />

wie Serge Lutens, Carita und DecDecléor, international zählen Marken wie<br />

NARS, NARS, Bare Escentuals und die Düfte Düfte<br />

von Jean Paul Gaultier, Issey Miyake<br />

und Narciso Rodriguez zum Portfolio.<br />

Die Shiseido-Philosophie – drei<br />

Werte bilden die Grundlage Grundlage der der<br />

Philosophie von Shiseido<br />

Omotenashi, der japanische Ausdruck für Gastfreundschaft,<br />

steht für Offenheit, Hilfsbereitschaft und Engagement.<br />

Er bedeutet, genau zuzuhören und sich vollkommen<br />

auf die Bedürfnisse seines Gegenübers<br />

einzustellen. Der Geist des Omotenashi beeinfl usst<br />

nicht nur Produktentwicklung, auch das Verhalten<br />

gegenüber Kunden, Geschäftspartnern und Kollegen<br />

ist stets nach diesem Ideal ausgerichtet.<br />

Human Science, die Erforschung von Körper, Geist,<br />

Seele und Schönheit: Das Aussehen eines Menschen ist<br />

eng mit seiner inneren Verfassung verknüpft. Die Basis<br />

der japanischen Philosophie ist es, dass wirkliche Schönheit<br />

nur aus einer harmonischen Beziehung zwischen<br />

Körper und Seele resultiert, das Äußere ist immer nur<br />

Spiegelbild des Innern. Ein zentraler Wert der Shiseido-<br />

Forschung ist die Theorie der Homöostase, also die Vorstellung,<br />

dass menschliches Leben prinzipiell immer<br />

sein Gleichgewicht fi nden will.<br />

Japanese Richness, „Alles muss von höchster Qualität<br />

sein“, war ein Credo des Firmengründers Shinzo<br />

Fukuhara. Damit meinte er nicht den materiellen Wert,<br />

sondern eine vollkommene Hochwertigkeit, ein kom-<br />

promissloses Streben nach Bestleistung. Die<br />

Hochwertigkeit wahrer Qualität, einer brillant<br />

entwickelten Idee oder die Hochwertigkeit<br />

eines erfüllten Lebens zu jedem Augenblick an<br />

jedem Tag.<br />

Shiseido erleben<br />

Besonderen Wert legt Shiseido auf eine<br />

hervorragende und umfassende Beratung<br />

am PoS. Aus diesem Grund hat das Thema<br />

Aus- und Weiterbildung eine zentrale<br />

Rolle, das moderne Shiseido-Trainingscenter<br />

in Düsseldorf wurde im Jahr 2000<br />

erweitert und ist mit seinen über 470 qm<br />

das größte Schulungszentrum in Europa.<br />

Es bietet Handelspartnern und Mitarbeitern<br />

Schulungen zu Philosophie, aktuellen Produkten,<br />

Wirkstoffen und Kundenberatung.<br />

Diese Seminare mit hoch spezialisierten TraiTrainern sind branchenweit wohl einmalig in ihrer<br />

Intensität und Reichweite. Jährlich werden im Shiseido-<br />

Trainingscenter rund 10 000 Mitarbeiter deutscher<br />

Parfumerien geschult.<br />

Um die perfekte Kommunikation zwischen Beauty<br />

Consultant und Kunden zu gewährleisten, hat Shiseido<br />

die exklusive „Beauty Lounge“ entwickelt. Fern ab von<br />

Stress und Hektik kann jeder Kunde die Philosophie der<br />

Marke auf diese Weise persönlich erfahren, in die Produktwelt<br />

von Shiseido eintauchen und die einzigartige<br />

japanische Gastfreundschaft „Omotenashi“ erleben.<br />

In den exklusiven Beauty Lounges werden bei persönlichen<br />

Beratungsterminen individuelle Hautanalysen<br />

erstellt und Makeups kreiert, die die einzigartige<br />

persönliche Schönheit perfekt betonen. Zudem kann<br />

man im Rahmen des „Life Style“-Konzepts besondere<br />

Kabinenbehandlungen für Gesicht und Körper genießen,<br />

wie etwa die Yutaka-Gesichts-Treatments mit den<br />

exklusiven Produkten der Linie „Future Solution LX“.<br />

Das Shiseido „Life Style“-Konzept wurde speziell für<br />

die Kabine entwickelt und beinhaltet luxuriöse Behandlungen<br />

für die persönlichen, ganz individuellen<br />

Bedürfnisse eines jeden Kunden. Eine besondere Behandlungsmethode<br />

bietet Shiseido auch mit der Qi-<br />

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21


22<br />

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MaRke<br />

Shiseido<br />

Massage an, die die Harmonie von Körper, Geist und<br />

Seele positiv beeinflusst. Dieses Massageerlebnis ist<br />

ausschließlich in autorisierten Shiseido Qi-Instituten,<br />

dies sind meist luxuriöse Spas in 5-Sterne-Hotels, zu<br />

genießen.<br />

Die Shiseido-Produkte –<br />

die Zukunft schöner Haut<br />

Alle Shiseido-Produkte sind in ihrer Wirkung darauf<br />

ausgerichtet, die Harmonie von Geist und Körper zu<br />

fördern, allgemeines Wohlbefinden zu schaffen und<br />

gleichzeitig der Haut optimale Pflege zu geben. In den<br />

Bereichen Hautreinigung, Anti-Aging- und Augenpflege<br />

belegt Shiseido durchweg Spitzenplätze. Seit<br />

Jahren steht die Creme „Bio-Performance Advanced<br />

Super Revitalizer N“ auf den Bestsellerlisten der deutschen<br />

Parfumerien. Die Linie „Shiseido Men“ bietet<br />

seit 2003 auch Pflege für den Mann. Im Jahr 2007 lancierte<br />

Shiseido mit ZEN den ersten Fine-Fragrance-<br />

Duft, im Jahr 2009 folgte mit ZEN for Men der Fine-<br />

Fragrance-Duft für den Mann. Shiseido Makeup steht<br />

für luxuriöse, innovative Makeup-Produkte, die zum<br />

kreativen Spiel mit Farben einladen. Ob Pre-Makeup-<br />

Produkte, Concealer, Foundations, farbenfrohe Lidschatten<br />

oder verführerische Lippenstifte: Shiseido<br />

Makeup führt jeden individuellen Look zur Perfektion.<br />

Artistic Director von Shiseido Makeup ist Dick<br />

Page, der seit 2007 für Kreation und Produktentwicklung<br />

der Linie verantwortlich ist. Der Makeup-Artist<br />

gilt als einer der besten weltweit, seine Makeup-Entwürfe<br />

werden als schlicht, elegant, hinreißend und<br />

zeitlos beschrieben. Seit mehr als zehn Jahren ist Dick<br />

Page eine feste Größe bei Kollektionspremieren weltweit,<br />

kreiert Looks für die Shows von Stardesignern<br />

wie Michael Kors, Narciso Rodriguez und Marc Jacobs<br />

und arbeitete mit den besten Fotografen und Magazinen<br />

der Branche.<br />

Schönheit bedeutet nicht nur gutes Aussehen, sondern<br />

umfassendes Wohlbefinden in jedem Alter – auf<br />

dieser einfachen, aber wesentlichen Grundüberzeugung<br />

beruhen die Philosophie und der Erfolg von<br />

Shiseido. von Barbara Respondek


E-Journal<br />

24<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MARKE<br />

Cosmopolitan<br />

30 Jahre Cosmopolitan<br />

Große und erfolgreiche Marken haben immer eines gemeinsam: eine<br />

visionäre Idee. Die Vision für die Marke Cosmopolitan wurde von<br />

der legendären Cosmopolitan Chefredakteurin Helen Gurley Brown<br />

geboren. Sie schuf entgegen aller Ressentiments im Amerika der<br />

60er Jahre ein revolutionäres Magazin, das sich erstmals offensiv<br />

mit den Themen Sex, Partnerschaft und Emanzipation beschäftigte<br />

und den Frauen schon damals auf unvergleichliche Weise Empowerment<br />

vermittelte. Sie sagte über ihr Werk: „COSMOPOLITAN is<br />

about getting the best out of yourself, being the best you can<br />

be, solve problems, move ahead in your<br />

career. Have a good relationship with a<br />

man. Life is about moving<br />

ahead and and taking control<br />

of of your own destiny.“


Verleger Jürg Marquard erkannte die Kraft und<br />

Stärke dieser Vision und erklärte zur zur ÜbernahÜbernahme im deutschsprachigen Raum am am 14.10.1981:<br />

„Ich glaube an die Zukunft von COSMOPOLI-<br />

TAN. Die letzten Jahre Jahre haben tiefgreifende Veränderungen<br />

in Bezug auf das Selbstverständnis und<br />

das Rollenverhalten der Frau gebracht. COSMOPO-<br />

LITAN ist die journalistische Antwort auf diese<br />

Veränderungen: Der Erfolg ist deshalb programmiert.“<br />

Dieser Erfolg, basierend auf der Empowerment-Vision,<br />

prägt nun seit 30 Jahren die deutschsprachige<br />

Cosmopolitan Ausgabe. Das Ziel: Frauen<br />

zu bestärken, motivieren und ermutigen, ihre<br />

Wünsche, Träume und Sehnsüchte zu realisieren<br />

und ein glückliches, selbstbestimmtes Leben zu<br />

führen. Diese Kraft und Motivation schätzen die<br />

Frauen an ihrer Cosmopolitan. Die „ Cosmo“ ist<br />

wie sie: stark. smart. sexy. Der 30. Geburtstag<br />

wird mit Heft 10/<strong>2010</strong> gefeiert. Am 16. September<br />

erscheint die aufwendig produzierte Jubiläumsausgabe<br />

mit über 400 Seiten. Diese besondere<br />

Ausgabe inszeniert auf überraschende<br />

und außergewöhnliche Art und Weise die<br />

drei Kernkompetenzen von Cosmopolitan:<br />

Sex und Erotik stehen dabei besonders im<br />

Fokus. Namhafte Künstler interpretieren<br />

eindrucksvoll das Thema Erotik und haben<br />

extra für das Jubiläum Kunstwerke in den<br />

unterschiedlichsten Darstellungsformen<br />

geschaffen. Ausdruck und Kreativität wa-<br />

ren keine Grenzen gesetzt. Das Ergebnis wird auf 96<br />

Seiten im einzigartigen Cosmopolitan-Stil imposant,<br />

außergewöhnlich und effektvoll in Szene gesetzt.<br />

Selbstverständlich ist ein weiteres Augenmerk dem<br />

WALTRAUT VON MENGDEN,<br />

Geschäftsführerin MVG Medien<br />

Verlagsgesellschaft<br />

Thema Job und Karriere gewidmet. Hier haben die Leserinnen<br />

die Chance – bei entsprechender Qualifi kation<br />

– sich für einen von 30 Traumjobs zu qualifi zieren.<br />

Und als optischer Leckerbissen wartet eine ebenso<br />

opulente wie sinnliche Mode- und Beauty-Strecke.<br />

Immer gemäß Helen Gurley Brown´s Motto: „It doesn´t<br />

hurt to look good.“<br />

Cover als konzeptioneller Höhepunkt<br />

Den konzeptionellen Höhepunkt bildet das Cover. Mit<br />

drei verschiedenen Covern inszenieren wir die Cosmopolitan<br />

Philosophie lebendig. Heidi Klum verkörpert<br />

als Covermodel höchst charmant das Leitmotto<br />

stark, smart, sexy. Für die nötige Aufmerksamkeit sorgt<br />

ein wahres Kommunikationsfeuerwerk, das die Jubiläumsausgabe<br />

auf zahlreichen Medien- und Kommunikationskanälen<br />

inszeniert, beispielsweise auf verschiedenen<br />

TV-Sendern, mit einer umfangreichen<br />

Printkampagne, mit Social Media Tools wie Facebook<br />

und Twitter, groß angelegten Internet- und Infoscreen-<br />

Spots und awareness-starken Zweitplazierungsaktionen.<br />

Aber was macht nun den dauerhaften Erfolg von<br />

Cosmopolitan aus? Das Geheimnis ist wohl die Dynamik.<br />

Der Titel entwickelt sich permanent weiter und<br />

inszeniert sich immer wieder neu und überraschend.<br />

Gerade heute, in einer Zeit der Medienvielfalt, nutzt<br />

Cosmopolitan die Kraft der neuen Medien und die vielfältigen<br />

Möglichkeiten, die sich daraus erschließen,<br />

um die Marke, den Lifestyle und die Philosophie der<br />

Cosmopolitan auf unterschiedlichen Plattformen neu,<br />

modern, interaktiv, dynamisch und medienübergreifend<br />

erlebbar zu machen.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

25<br />

Fotos: MVG.


26<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MARKE<br />

Cosmopolitan<br />

LATEST<br />

NEWS<br />

Probierpreis:<br />

Ausgabe<br />

Oktober <strong>2010</strong><br />

NUR € 0,79<br />

Cosmopolitan – mit den Frauen im Dialog<br />

COSMOPOLITAN jetzt auf dem iPad mit interaktiven Inhalten:<br />

Videos, Votings, Kinotrailer und Online-Shopping.<br />

Und alles mit www.cosmopolitan.de verlinkt.<br />

Cosmopolitan ist permanent und überall mit den Frauen<br />

im Dialog. Diese vertikale Markeninszenierung<br />

stärkt den Markenkern der Cosmopolitan. Als starke<br />

Medienmarke zeigt Cosmopolitan ab September auch<br />

auf dem iPad Präsenz. Cosmopolitan will auf dem Tablet<br />

nicht nur durch ihre redaktionellen Inhalte überzeugen,<br />

sondern darüber hinaus unterhaltsame, praktische<br />

und interessante Interaktionsmöglichkeiten<br />

bieten wie Videos, Trailer, Umfragen bis hin zu Online-<br />

Shopping-Möglichkeiten. Das eröffnet den Leserinnen<br />

eine neue Dimension der Erlebbarkeit der Medienmarke<br />

Cosmopolitan.<br />

Von dieser innovativen und konsequenten Markeninszenierung<br />

profi tieren natürlich auch unsere Werbepartner,<br />

die mit Cosmopolitan eine starke Medienpartnerin<br />

mit ausgewiesenen Kompetenzen an ihrer Seite<br />

wissen. Über die vielfältigen Cosmo-Kanäle bietet sich<br />

eine breite Werbeplattform, die die unterschiedlichsten<br />

Spielmöglichkeiten für Kooperationen und individuell<br />

entwickelte Kommunikationskonzepte er-<br />

ERLEBEN SIE<br />

DAS PREMIUM-MAGAZIN AUF IHREM iPAD!<br />

STARK. SMART. SEXY.<br />

MARQUARD MEDIEN<br />

DIE ERFOLGSSTORY<br />

GEHT WEITER,<br />

Die erste Ausgabe<br />

von von Cosmopolitan in<br />

Deutschland 1980<br />

(links) (links) war war nur der<br />

Anfang. Jetzt kommt<br />

das Magazin auf<br />

das iPad.<br />

schließt. Diese Vernetzung garantiert einen Mehrwert<br />

an Werbewirkung. Cosmopolitan ist der beste Beweis,<br />

dass es ein Printmagazin sehr elegant schaffen kann,<br />

30 Jahre höchst erfolgreich im Frauenzeitschriftenmarkt<br />

eine führende Position einzunehmen. Gleichzeitig<br />

nutzt Cosmopolitan diese Dynamik und Attraktivität<br />

sehr sensibel, um aus der Printmarke eine höchst<br />

erfolgreiche Medienmarke zu machen.<br />

Cosmopolitan ist stark, smart und sexy und ist die<br />

Medienmarke der Gegenwart und Zukunft.<br />

von Waltraut von Mengden


E-Journal<br />

28<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MarKE<br />

Kooperation<br />

Cosmopolitan-DVD unterstreicht<br />

Beauty-Kompetenz<br />

Wer Kompetenzfelder durch spannende Zusatzangebote vertieft, steigert die<br />

Aufmerksamkeit der Zielgruppe. Cosmopolitan realisiert daher immer<br />

wieder neue Specials, welche die Themen-Schwerpunkte des Heftes – Karriere,<br />

Partnerschaft, Sex, Beauty und Mode – erfolgreich unterstreichen.


PEtEr MaChalEtt,<br />

Produktmanagement MVG Medien<br />

Verlagsgesellschaft München.<br />

Die anhaltende Begeisterung der Leserinnen für<br />

neuartige Angebote wie beispielsweise Sex-Booklet,<br />

Hairspecial und Horoskop-Booklet bestätigt<br />

uns in unserer Strategie, als Ergänzung zum klassischen<br />

Magazin weitere Informationswege zu<br />

erschließen – auch unter Einbindung zusätzlicher Medienformen.<br />

Je innovativer die Umsetzung, je kreativer<br />

die Präsentation und je eingängiger die Inhalte, desto<br />

attraktiver erlebt die Leserin das jeweilige Special.<br />

Mit der September-Ausgabe bietet Cosmopolitan eine<br />

einzigartige Beauty-DVD mit dem perfekten Make-up<br />

für jeden Typ und jede Gelegenheit. Vorausgegangen<br />

sind dem Projekt zahlreiche Gespräche und Marktforschungen.<br />

Ziel war es, die Leserinnen das Entstehen<br />

und Nachkreieren professioneller Beauty-Looks hautnah<br />

mitverfolgen zu lassen.<br />

Die DVD erwies sich als das ideale Medium, da sie<br />

komplexe Darstellungsoptionen vereint – aus dem Magazin<br />

direkt auf den Bildschirm der Zielgruppe. Die<br />

Leserinnen können, wann immer sie wollen, auf die<br />

DVD zurückgreifen und die Beauty-Tipps nach Lust<br />

und Laune anwenden. Die Kernkompetenz der Marke<br />

Cosmopolitan kann so ebenfalls auf dem Trägermedium<br />

DVD erlebt werden.<br />

Da die Cosmopolitan-Leserin generell sehr anspruchsvoll<br />

ist, bestand die Herausforderung vor<br />

allem darin, die Umsetzung genau auf ihre Bedürfnisse<br />

anzupassen: hochwertig, erwachsen, kreativ<br />

und informativ. Die kosmopolitische, moderne und<br />

visionäre Leserin schätzt und liebt Cosmopolitan bekanntlich<br />

dafür, dass das Magazin so ist wie sie:<br />

stark, smart, sexy.<br />

Eine entscheidende Grundlage, um das Projekt zu<br />

realisieren, war die Kooperation mit einem hochkarätigen<br />

Partner aus der Beauty-Branche, der die Ansprüche<br />

der Leserin erfüllen kann. Erfreulicherweise ist<br />

MVG.<br />

dies gelungen. So konnten wir den Kosmetikkonzern<br />

Shiseido, einen der führenden Spezialisten für Beauty Fotos:<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

29


30<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MarKE<br />

Kooperation<br />

BEaUtY-DVD Mit ihrer Kooperation schufen<br />

„Cosmopolitan“ und Shiseido echten Mehrwert.<br />

und Wellness, mit unserem Konzept national und international<br />

überzeugen.<br />

Nach mehr als 100 Jahren Erfahrung im Bereich der<br />

Kosmetik zeichnet sich Shiseido durch eine einzigartige<br />

Fachkompetenz in der Entwicklung von Produkten<br />

mit fortschrittlichster Technologie aus. Durch die DVD<br />

profi tiert Shiseido von der einmaligen Möglichkeit,<br />

seine hochwertigen Produkte den Cosmopolitan-Leserinnen<br />

in einer ergänzten Form zu präsentieren.<br />

Ganz besonders haben wir uns über die Zusage von<br />

Shiseido Artistic Director Make-up Dick Page gefreut.<br />

Dick Page ist verantwortlich für Kreation und Produktentwicklung<br />

„The Makeup“, der dekorativen Linie des japanischen<br />

Konzerns. Er ist ein weltweit gefragter Make-up-<br />

Artist, der sich in der Welt der Schönheit einen Namen<br />

gemacht hat und hauptverantwortlich für die Schauen<br />

von Stardesignern wie Michael Kors, Narciso Rodriguez<br />

und Marc Jacobs kreiert. Zu seinen prominenten Kundinnen<br />

gehören unter anderem Catherine Zeta-Jones, Iman<br />

und Julianne Moore.<br />

Unter seiner Anleitung werden die Looks BASICS,<br />

BUSINESS-Look, TAGES-Look, TREND-Look und<br />

GLAMOUR-Look step by step zum einfachen Nachkreieren<br />

vorgeführt. Die Kompetenzen unserer Beauty-<br />

Redaktion in Kombination mit dem Fachwissen von<br />

Shiseido und Dick Page haben sich bei der Erstellung<br />

der Traum-Looks hervorragend komplettiert.<br />

Die Leserinnen erhalten durch die DVD<br />

nicht nur einen Einblick in die Umsetzung<br />

attraktiver Looks, sondern erfahren von Dick<br />

Page auch zahlreiche Insider-Infos. Er beantwortet<br />

Fragen wie: Auf welche Weise sind die<br />

neuen Farbkombinationen der Make-up-Linien<br />

entstanden? Was sind überhaupt Trends?<br />

Und muss man wirklich jede Mode mitmachen?<br />

Wie bewerten Stars gewisse Looks? ...<br />

Ausschlaggebender Faktor für das hohe<br />

Qualitätsniveau der DVD ist, dass sie in äußerst<br />

enger Abstimmung zwischen Cosmopolitan<br />

und Shiseido entstand – von der Entwicklung<br />

inhaltlicher Ideen über die Veranschaulichung<br />

bis hin zur Herstellung und Realisation. Alle<br />

zentralen Punkte wurden gemeinsam besprochen<br />

und entschieden. So nahmen wir beispielsweise<br />

das Model-Casting, die Auswahl<br />

der Location, die optische Gestaltung der DVD und die<br />

Zusammenstellung der Looks gemeinsam vor. Bei der<br />

Produktion der DVD in Berlin wurde die intensive Zusammenarbeit<br />

weiter fortgesetzt – von der ersten Drehminute<br />

bis zur letzten Einstellung.<br />

Auch für den persönlichen Erfahrungshorizont war<br />

diese Art von Projekt spannend und inspirierend – insbesondere,<br />

weil die Möglichkeit bestand, über einen längeren<br />

Zeitraum eng mit einem Kooperationspartner zusammenzuarbeiten<br />

und sich dabei kreativ zu ergänzen.<br />

Kurz: Cosmopolitan – Shiseido – Dick Page waren für die<br />

Umsetzung eine wunderbare Kombination. Der beste<br />

Beweis dafür ist das Ergebnis der professionellen DVD.<br />

Wir sind sicher, dass sich die positive Stimmung vom Set<br />

auf die Cosmopolitan-Leserin übertragen wird.<br />

Zu der entsprechenden Cosmopolitan-Ausgabe mit<br />

der DVD starten wir eine groß angelegte Werbekampagne,<br />

die unter anderem 20-Sekunden-TV-Spots auf<br />

RTL, ProSieben, Sat.1 und Vox, Anzeigen in der<br />

Publikums- und Tagespresse, PoS-Aktionen sowie<br />

Infoscreen-Spots umfasst. Die DVD wird prominent in<br />

das Kampagnenkonzept eingebunden.<br />

Fazit: Sowohl das DVD-Special als auch die begleitende<br />

Kampagne lassen die Beauty-Kompetenz<br />

von Cosmopolitan über die Printausgabe hinaus glänzen<br />

– und das auf außergewöhnliche, erfrischend<br />

andere Weise. von Peter Machalett


32<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MedIa<br />

Radio<br />

Mediaplanung im Wandel der Zeit.<br />

Immer kürzer –<br />

immer flexibler – immer billiger<br />

Spotbuchungen werden immer kurzfristiger – bei gesteigerten<br />

Erwartungshaltungen der Kunden – zu rabattierten Preisen


Das Einbuchungsverhalten der Werbekunden hat<br />

sich in den letzten zwei Jahrzehnten massiv verändert.<br />

Gab es früher noch Quartals- oder Monatsplanungen,<br />

so ist die Anforderung heute für<br />

die Mediaplaner und Mediaberater, innerhalb<br />

von kürzester Zeit ein qualitativ hochwertiges, ständig<br />

optimiertes Angebot für den Kunden zu erstellen. Im<br />

Besonderen gefragt sind individuelle Lösungen, kreative<br />

Konzepte und innovative, crossmediale Werbemöglichkeiten.<br />

Die Devise lautet: Raus aus dem Werbeblock. Für<br />

die SpotCom bedeutet dies, dass neben einem breit gefächerten<br />

Angebot, erhöhter Verfügbarkeit der Mitarbeiter<br />

und einem sehr guten, übergreifenden Media-Knowhow,<br />

jeder auf die individuellen Wünsche der Kunden<br />

sehr schnell eine Antwort finden muss.<br />

Dieses hohe Maß an Flexibilität wird zunehmend<br />

zum Standard in der Vermarktung. Oftmals kann aber<br />

ThoMas KanschaT,<br />

Geschäftsführer spotcom<br />

Gmbh & co KG.<br />

der Kunde selbst nicht mit der geforderten Schnelligkeit<br />

innerhalb seiner eigenen Entscheidungswege reagieren.<br />

Auch hier sind deutliche Veränderungen erkennbar.<br />

Die Entscheidungskompetenzen einzelner<br />

Personen im Unternehmen verlagern sich immer mehr<br />

in sogenannte Entscheider-Gremien und verlängern<br />

den bisherigen Prozess deutlich. In vielen Bereichen<br />

hat der Controlling-Gedanke das Zepter übernommen,<br />

dem „Bauch“ wird zunehmend weniger Vertrauen geschenkt.<br />

Im Idealfall sollte der heute ausgegebene Werbeetat<br />

gestern wieder eingespielt werden.<br />

Aber Werbung, und das gilt immer noch und gerade<br />

in den heutigen, reizüberfluteten Zeiten, braucht einen<br />

langen Atem und hat ihren Preis. Vermutlich haben wir<br />

die Talsohle des „Immer billiger“-Effekts bereits erreicht<br />

und müssen nun wieder stärker den qualitativen Aspekt<br />

vor den Rabatt stellen. Ansonsten überdreht sich die<br />

Spirale, die Rechnung dafür würde dann allen Marktteilnehmern<br />

präsentiert. Und dann hilft es auch nicht,<br />

wenn diese Rechnung hoch rabattiert wäre.<br />

Mein Fazit<br />

Das Controlling ist ein entscheidendes Instrument, um<br />

Werbung betriebswirtschaftlich einzuordnen, dem<br />

darf jedoch das Gefühl, die Kreativität und die „Bauchentscheidung“<br />

nicht zum Opfer fallen. Oder möchten<br />

sie ab morgen Mediaplanung und Kreation ihrem PC<br />

überlassen? Wollen wir den kompetenten Vermarkter<br />

durch ein Call-Center ersetzen? Menschen sollten Werbung<br />

für Menschen machen – Menschen sollten Werbepläne<br />

für Werbetreibende erstellen. Insofern fand<br />

ich das „Früher“ sehr gut, und das sollte auch „Heute“<br />

so bleiben. von Thomas Kanschat<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

33<br />

Fotos: ©iStockphoto, SpotCom.


e-Journal<br />

34<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Media<br />

Radio Bayern 1<br />

Wir spielen die großen Hits Ihres Lebens.<br />

Mai ’70: „Let It Be“<br />

Wir lieben Oldies – die großen Hits Ihrer Jugend.<br />

Bayern 1 –<br />

Wir lieben Oldies<br />

Monat ’82: „Heartbraker“<br />

Wir lieben Oldies – die großen Hits Ihrer Jugend.<br />

www.bayern1.de<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> schalten täglich über 3,4 Millionen Hörer<br />

Bayern 1 ein und machen den Sender zum beliebtesten<br />

Radioprogramm in Bayern und zum meistgehörten in<br />

Deutschland. Die gelungene Mischung aus Musik, Information<br />

und Unterhaltung begeistert vor allem die aktiaktiven „Best-Ager“. Bayern 1 versteht sich als aktuelles,<br />

zeitgemäßes, unterhaltsames und serviceorientiertes<br />

Begleitprogramm mit starker Regionalität. Dieser Mix<br />

trifft auf eine Hörerschaft, die sich in hohem Maß mit<br />

„ihrem“ bayerischen Sender identifi ziert.<br />

Wir spielen die großen Hit


s Ihres Lebens.<br />

NiCOLaS FOLTiN,<br />

seit 2007 Marketingleiter von Bayern 1.<br />

ROBeRT URBaN,<br />

director Creative Media/BRmedia GmbH,<br />

autor und Kreativer/BR – Bayern 1.<br />

Das heutige Bayern 1 resultiert aus zwei großen<br />

Reformen in den letzten Jahren: Zum einen aus<br />

der Programmreform 1996, zum anderen aus<br />

der Reform des Musikformats von 2007. Seit der<br />

Reform 1996 präsentiert sich Bayern 1 als ein<br />

abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm mit Informationen<br />

aus Bayern und den Regionen und einer<br />

Mischung aus den beliebtesten Oldies und den größten<br />

Hits der Musikgeschichte. Innovative Veranstaltungsreihen<br />

und Events machen Bayern 1 zum eventstärksten<br />

Radioprogramm in Bayern.<br />

Reform des Musikformats<br />

Mit der Reform des Musikformats 2007 wurde der Fokus<br />

auf Oldies (ab 60er-Jahre) gerichtet und noch stärker<br />

an die Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe<br />

angepasst. Regelmäßiges Musikmapping unterstützt<br />

die Neuausrichtung des Musikformats. Ein weiteres<br />

klares Ziel ist dabei, das Markenbewusstsein zu stärken,<br />

Hörernähe und Hörerorientierung zu verbessern<br />

sowie das Produkt Bayern 1 mit journalistischem Profi<br />

l kontinuierlich zu optimieren. Ausgerichtet ist das<br />

Programm auf aktive Menschen, die ein modernes,<br />

unterhaltsames und entspannendes Begleitprogramm<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

35<br />

Fotos: BRmedia


36<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Media<br />

mit aktuellen Informationen suchen. Nach den Erkenntnissen<br />

der neuen Spartenuntersuchung hat sich<br />

der Musikgeschmack der Menschen 50plus deutlich<br />

verändert. Trend: Englischsprachige Titel werden präferiert<br />

und Deutscher Schlager wird abgelehnt.<br />

Strategie<br />

Radio Bayern 1<br />

Um die Zielgruppe zu erreichen, muss das Programm<br />

innovativ und unverwechselbar sein. Das heißt, Einschaltimpulse<br />

setzen, für Gesprächswert sorgen und<br />

Hörer binden. So steht Bayern 1 heute für bekannte<br />

Moderatoren wie Thomas Ohrner, Tilmann Schöberl,<br />

Christoph Deumling und Uwe Erdelt. Umfragen bestätigen:<br />

Sie gehören zu den beliebtesten Moderatoren in<br />

ganz Bayern. Seit Mai 2009 ist mit Stephan Lehmann<br />

eine der prominentesten Radiostimmen Bayerns neu<br />

im Team. Reporter und Korrespondenten in aller Welt,<br />

in Deutschland und in Bayern sind jederzeit kompetente<br />

und interessante Gesprächspartner bzw. Berichterstatter.<br />

Bayern 1 und seine Reporter sind ganz nah<br />

dran, wenn es Neues aus dem Freistaat gibt. Den ganzen<br />

Tag über sendet Bayern 1 Nachrichten für alle Regionen<br />

in Bayern.<br />

Hörer lieben das moderne und weltoffene<br />

Bayern<br />

Bayern 1 ist neben Bayern 3 das Massenprogramm des<br />

BR und spricht vor allem die Kernzielgruppe 50plus<br />

an: Hörer, die zum einen die traditionellen Werte Bayerns<br />

schätzen und zum anderen auch das moderne und<br />

weltoffene Bayern lieben. Neben dem Radioprogramm<br />

(on-air) gelingt es Bayern 1, auch bei Veranstaltungen<br />

und Touren (off-air), die Marke positiv aufzuladen. Im<br />

Jahr 2009 hat Bayern 1 vor Ort mehrere 100 000 Besucher<br />

erreicht.<br />

Im Fokus der Veranstaltungen steht ebenfalls die<br />

Etablierung des neuen Musikformats, was sich in einem<br />

neuen Konzept bei der Bayern1-Sommerreise, der<br />

größten Off-air-Veranstaltung von Bayern 1 mit bis zu<br />

50 000 Besuchern oder auch der Installation des Bay-<br />

ern 1-Oldie-Festivals, eines Musikfestivals mit Künstlern<br />

wie Smokie, Suzi Quatro oder Manfred Man’s<br />

Earth Band, zeigt.<br />

Konsequenzen für die klassische Kommunikation<br />

Niederschlag findet die neue Positionierung auch in<br />

der klassischen Kommunikation. Hier liegt der Schwerpunkt<br />

klar in der Vermittlung eines Imagewandels von<br />

Bayern 1 von einem Schlager- und Volksmusiksender<br />

zu einem modernen, zeitgemäßen Programm für die<br />

aktive Mitte. Ausgehend von der intensiven Bayern-<br />

und Regionalberichterstattung auf Bayern 1 und der in<br />

Bayern starken Präsenz mit Veranstaltungen des Programms<br />

als Alleinstellungsmerkmale, wurde sowohl<br />

on air als auch bei der klassischen Werbung ab September<br />

2006 zuerst der Claim „Immer in Ihrer Nähe“<br />

kommuniziert.<br />

• Bayern 1 als ständiger Begleiter für den ganzen Tag,<br />

in allen Situationen<br />

• Ausdruck für die starke Präsenz in Bayern – inhaltliche<br />

Kompetenz durch Regionalisierung<br />

• Ganz konkret direkt vor Ort – Eventstärke in ganz<br />

Bayern, erlebbarer Sender.<br />

Bayern 1 entwickelte dazu eine bayernweite Kampagne,<br />

hauptsächlich auf Großflächen und Citylights, dazu<br />

mit diversen Anzeigen in Publikumszeitschriften<br />

mit Gegengeschäftspartnern; dabei sind die bekannten<br />

Bayern 1-Moderatoren in typischen Hörsituationen in<br />

unterhaltsamer Weise mit einem Zuhörer zu sehen, z.B.<br />

Tilmann Schöberl unter der Dusche, Uwe Erdelt im<br />

Kühlschrank beim Frühstück oder Christoph Deumling<br />

beim Heimtraining.<br />

Neue Kommunikationsstrategie<br />

Nach der Änderung des Musikformats gab es auch eine<br />

Änderung der Kommunikationsstrategie – hier wurde<br />

die Musik in den Fokus gestellt. „Wir lieben Oldies –<br />

die großen Hits Ihrer Jugend“ bzw. „Die großen Hits


Immer in Ihrer Nähe.<br />

Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein auf Bayern .<br />

Ihres Lebens“ so der Claim. Bei der dazugehörigen<br />

Kampagne, gemeinsam entwickelt mit der Agentur<br />

McCann Erickson München, werden Originalbilder<br />

aus den Fotoalben von Hörern und Mitarbeitern in Verbindung<br />

mit bekannten Oldie-Titeln gezeigt. Die Titel<br />

werden durch die Erinnerungen der Hörer positiv besetzt.<br />

Einspieler und O-Töne im Programm verbinden<br />

die On-air- mit der Off-air-Kommunikation. Ziel ist es<br />

hier, Nicht-Hörer anzusprechen und auf die neue<br />

Musikfarbe und das modernere Image hinzuweisen.<br />

Für die Zukunft wird weiterhin an der Optimierung<br />

des Musikformats auf Basis einer aktuellen Musikmapping-Studie<br />

gearbeitet.<br />

Fazit – imagekorrektur als zentrale<br />

Heraus-forderung<br />

Die Möglichkeit, mit einem konkreten Musikformat in<br />

die Kommunikation zu gehen, war der erste entscheidende<br />

Schritt zur Neupositionierung: Bayern 1 – wir<br />

Immer in Ihrer Nähe.<br />

www.bayern1.de<br />

www.bayern1.de<br />

B1_Kampagne_Kuehl_Citylight.indd1 1 22.08.2006 12:56:15 Uhr<br />

Radio für Bayern<br />

lieben Oldies! Die größte Aufgabe, die vor uns steht, ist<br />

die Korrektur unseres Image. Dies bewältigen wir durch<br />

das Setzen eines konsequenten und unverwechselbaren<br />

Musikformats, basierend auf Musiktitel Tests und begleitender<br />

Medienforschung. Diese Strategie soll helfen,<br />

Crosstuner on air zum Verweilen zu bringen. Ein weiteres<br />

Ziel ist es durch aufwendige Eventarbeit den WHK<br />

zu vergrößern und somit Menschen, die auf Off-air-<br />

Veranstaltungen Kontakt mit Bayern 1 haben, zum Einschalten<br />

zu bewegen. Themen aus der Erlebniswelt der<br />

Hörer und die Lebensnähe in der Anmutung der Präsentation<br />

bescheren – in Kombination mit einem professionell<br />

abgestimmten Musikformat – Bayern 1 eine<br />

hohe Verweildauer. von Nicolas Foltin und Robert Urban<br />

Immer in Ihrer Nähe.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

37<br />

Radio für Bayern


E-Journal<br />

38<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdia<br />

Radiowerbung<br />

Radio wirkt – vom Tierliebhaber<br />

bis zum Nutella-Fan<br />

In keinem anderen Medium wirkt Werbung so effizient wie im Radio.<br />

Das beweist RMS immer wieder mit seinen vielfältigen, bewährten Marktforschungs-Tools.<br />

Den Kunden bringt das entscheidende Vorteile: Anstatt<br />

lediglich auf Basis von Konditionen und Kontaktmengen über Buchungen zu<br />

entscheiden, erfahren sie, welche Wirkung sie mit Radiokampagnen erzielen.<br />

Und stellen dementsprechend ihren Mediamix gezielter zusammen.<br />

Doch was ist genau messbar? Und welche Ziele sind im Radio erreichbar?<br />

Ein Überblick über Tools – und ein Plädoyer für mehr Orientierung an<br />

der Wirkung einer Kampagne.<br />

Als Audio-Vermarkter setzt RMS für seine Kunden<br />

bereits seit Jahren auch im Bereich Werbewirkungsforschung<br />

Standards. Zahlreiche<br />

bewährte Tools (siehe Kasten I) liefern den Wirkungsnachweis<br />

zu den unterschiedlichsten<br />

Fragestellungen und den verschiedensten Branchen.<br />

Die neueste Entwicklung ist das „RMS Kampagnentracking.<br />

Der Erfolgscheck im Radio.“ Mit dem<br />

von TNS Emnid für RMS entwickelten Tool<br />

können schon kurz nach dem Ende eines<br />

Radiowerbe-Flights dezidierte Aussagen<br />

über die Wirkung der Kampagne getroffen<br />

werden. So kann der Kunde das Ergebnis<br />

direkt bewerten und auf einer<br />

soliden Basis weiterarbeiten.


RMS-kampagnen-Tracking –<br />

neu, schnell und branchenspezifisch<br />

Beim im Frühjahr <strong>2010</strong> ins Leben gerufene RMS-Kampagnen-Tracking<br />

wird in einem Panel von über 5000<br />

Hörern der RMS-Super-Kombi eine Online-Erhebung<br />

(CAWI = Computer Assisted Web Interviewing) durchgeführt.<br />

14- bis 59-Jährige, die über einen Internetanschluss<br />

verfügen, geben hierfür regelmäßig ihre Radio-<br />

kaSTEN i: diE RMS-MaRkTFoRSchUNgS-TooLS<br />

iN dER ÜbERSichT<br />

• Radioeffizienzmessung mit GfK ConsumerScan (FMCG)<br />

• Radioeffizienzmessung mit GfK ConsumerScope<br />

(Non-Food)<br />

• Radioeffizienzmessung mit GfK medic*scope<br />

(OTC/Pharma)<br />

• Nielsen Scan Track Pharma<br />

• Abverkaufsmessung im regionalen Radio-Test<br />

(FMCG) mit Nielsen Scan Track<br />

• Individuelle Trackingstudien<br />

• Ökonometrische Modellings<br />

• Spottests im IMAS Psycho-Meter<br />

(Bewertung von Impact und Resonanz)<br />

• SoundLogo-Check<br />

• Visual Communication Scan<br />

• Branchenstudien und qualitative Studien:<br />

Pkw-Studie, Radio erzeugt Bilderwelten<br />

• VuMA – Die Verbrauchs- und Medien-Analyse<br />

UwE doMkE<br />

ist Leiter Markt- und<br />

Mediaforschung bei RMS.<br />

nutzung an. Nach einer ausgestrahlten Kampagne wird<br />

eine repräsentative Stichprobe zu den klassischen kognitiven<br />

Werbewirkungsindikatoren wie Markenbekanntheit,<br />

Werbeerinnerung, Spoterinnerung und<br />

Markenimage befragt. So kann die Wirkung der Kampagne<br />

bei den Personen gemessen werden, die den Radiospot<br />

gehört haben. Außerdem ist es möglich, die<br />

Zielgruppe genauer einzugrenzen sowie branchenspezifische<br />

Fragestellungen einzusetzen. Das RMS-Kampagnen-Tracking<br />

wird vor allem für Branchen wie<br />

FMCG, Handel, Gastronomie, Tourismus, Pkw, Finanzdienstleistungen/Versicherungen<br />

und Telekommunikation<br />

eingesetzt. Bereits im Frühjahr wurde der Parfumeriekette<br />

Douglas der Erfolg ihres Radiowerbe-Flights<br />

aufgezeigt. Passend zum heißen WM-Sommer konnte<br />

hier auch der Erfolg der Radiokampagne für den Wiesenhof<br />

Bruzzzler „Hot Safari“ nachgewiesen werden.<br />

Auch der Katzenfutterhersteller Whiskas nutzte das<br />

Tool kürzlich zur Evaluation seiner Kampagne<br />

„Whiskas Spielwochen <strong>2010</strong>“ und wurde in seiner<br />

Entscheidung für das Medium Radio bestätigt (siehe<br />

Kasten II).<br />

whiskas spielt erfolgreich im Radio mit<br />

Die Ergebnisse der Werbewirkungsstudie mit dem<br />

RMS-Kampagnen-Tracking zeigen, dass Radio entscheidend<br />

zum Erfolg der Whiskas-Spielwochen<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

39<br />

Fotos: RMS


40<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdia<br />

Radiowerbung<br />

beigetragen hat: Auf die Frage, ob die Personen Werbung<br />

für Katzenfutter gehört, gesehen oder gelesen<br />

hatten, erinnerten sich 48 Prozent der Befragten ungestützt<br />

an Whiskas-Werbung. Bei den Personen, die<br />

den Spot kannten, waren es sogar 57 Prozent. 46<br />

Prozent der Befragten konnten den Slogan „Meine<br />

Katze liebt ... und ich liebe meine Katze“ der Marke<br />

Whiskas zuordnen. Bei denen, die den Spot kannten,<br />

waren es sogar 70 Prozent.<br />

Doch nicht nur die Bekanntheit, sondern auch das<br />

Image von Whiskas konnte durch die Radiowerbekampagne<br />

erwiesenermaßen gesteigert werden: So wurde<br />

die Aussage „Geht schnell und einfach“ von Kennern<br />

des Spots vermehrt angegeben, das Qualitätsempfi nden<br />

war höher und auch die Frage nach der Kaufwahrscheinlichkeit<br />

fi el positiver aus.<br />

bewährte Lösungen für FMcg,<br />

Pharma und Handel<br />

Doch nicht nur neue Tools, sondern auch bewährte<br />

Instrumente bringen immer neue, überzeugende Ergebnisse.<br />

In GfK medic*scope werden alle Gesundheitsprodukte<br />

erfasst, mit dem GfK ConsumerScope<br />

wird das Kaufverhalten von Endkonsumenten für den<br />

Bereich Non-Food/Handel erhoben und der GfK ConsumerScan<br />

weist das Konsumverhalten im Bereich<br />

FMCG aus. Dank einer MA-kompatiblen Radioeinfrage<br />

können die Kontaktwahrscheinlichkeiten mit einer<br />

ausgestrahlten Kampagne berechnet werden, die den<br />

kaSTEN ii: „MEiNE kaTZE LiEbT whiSkaS ...“<br />

Die „Whiskas Spielwochen <strong>2010</strong>“ sorgten im Frühjahr/<br />

Sommer unter dem Motto „Voller Spielspaß. Voller<br />

geschmack“ für gemeinsame Spielstunden von katzen<br />

und Menschen. Ausgewählten Produkten lag ein<br />

katzenspielzeug gratis bei. in den aufmerk-<br />

samkeits starken Radiospots kommentierten<br />

katzenliebhaber das Spiel mit ihrer katze<br />

wie ein Radiomoderator ein Fußballspiel.<br />

Und zeigten dabei, wie viel Freude das<br />

gemeinsame Spielen macht. die Spots<br />

waren zuvor im IMAS-Psycho-Meter auf<br />

aufmerksamkeitsstärke und inhaltliche<br />

akzeptanz getestet worden.<br />

Modellings zur Untersuchung der Werbewirkung zugrunde<br />

liegen. Anschließend können Parameter wie<br />

der Short-Term Return on Investment (STROI), der Uplift<br />

des Käuferanteils, die Auswirkung auf die Bedarfsdeckung<br />

und sogar die Wirkung in verschiedenen<br />

Loyalitätsstufen ermittelt werden.<br />

Radio mit dem höchsten STRoi<br />

Die Effi zienz von Radiowerbung beweisen hier die<br />

Durchschnittswerte der mittlerweile über 50 von<br />

RMS seit 2007 untersuchten Kampagnen: Beispielsweise<br />

zeigen acht Pharma-Cases aus den Kategorien<br />

Analgetika (Kopfschmerzmittel), Mittel gegen Heiserkeit<br />

und Hustenreiz, Hustenmittel/Expectorantien<br />

und Antacida zur Neutralisierung der Magensäure<br />

sowie abschwellende Rhinologika einen durchschnittlichen<br />

STROI von 1,11 Euro. Für den Handel<br />

wurden 16 Radiowerbekampagnen aus den Kategorien<br />

Baumarkt, Warenhaus, Elektro-Fachmarkt, Möbelhaus,<br />

Versandhandel, Schuhhandel und Spielwarengeschäft<br />

untersucht. Dort beträgt der STROI<br />

durchschnittlich 2,24 Euro.<br />

Fünf durchgeführte Analysen für den Lebensmitteleinzelhandel<br />

ergeben einen durchschnittlichen<br />

STROI von 3,20 Euro. Auf der Basis von GfK ConsumerScan<br />

wurden 21 Kampagnen für Süßwaren, Ge-


kaSTEN iii: RadiowERbUNg haT’S dRaUF!<br />

im Sommer 2009 schaltete Ferrero eine Radiokampagne<br />

für seine Nuss-Nougat-creme Nutella. wie wirksam der<br />

Flight war, zeigt die Analyse mit GfK ConsumerScan.<br />

Durch die Radiokampagne haben im Analysezeitraum ca.<br />

211 000 zusätzliche Haushalte Nutella gekauft. Personen,<br />

die kontakt mit der Radiokampagne hatten, haben<br />

außerdem im Durchschnitt mehr Geld für Nutella<br />

ausgegeben als Personen ohne Kontakt zur Radiokampagne.<br />

der käuferanteil von Nutella stieg dadurch<br />

signifikant um 18 Prozent. Die Radiowerbung war zudem<br />

äußerst effizient: Kurzfristig konnte ein Short-Term<br />

Return on Investment (STROI) von 1,19 Euro pro eingesetztem<br />

(Brutto-)Radiowerbe-Euro erzielt werden.<br />

tränke, Frischkäse, Cerealien, Fertigdesserts und Haarpflege<br />

analysiert (siehe Beispiel Kasten III). Der durchschnittliche<br />

STROI beträgt hier 0,65 Euro. Zum Vergleich:<br />

TV-Kampagnen erreichen bekanntlich lediglich<br />

einen Durchschnittswert von 0,30 bis 0,35 Euro. Die<br />

Ergebnisse zeigen außerdem: Der STROI korreliert natürlich<br />

positiv mit dem Durchschnittspreis des jeweils<br />

beworbenen Produkts – je mehr ein Produkt im Schnitt<br />

kostet, desto höher fällt im Mittel der Return on Investment<br />

aus.<br />

Radiowerbung wirkt – und das in den unterschiedlichsten<br />

Branchen und für die verschiedensten Produkte.<br />

RMS kann das immer besser und gezielter beweisen.<br />

Und so können Kunden immer stärker im Hinblick auf<br />

die gewünschte Wirkung buchen – und nicht nur auf<br />

Basis von Konditionen. von Uwe domke


E-Journal<br />

42<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdiA<br />

Video-Advertising<br />

Online-Video-Advertising:<br />

variationsreiche und<br />

messbare Werbe-<br />

Alternative mit Zukunft<br />

Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten,<br />

um Werbespots zu platzieren.<br />

Unbeeinträchtigt vom rezessiven wirtschaftlichen<br />

Umfeld kann von einem „Video-Boom“ im Internet<br />

gesprochen werden, da der Bereich ein kontinuierlich<br />

wachsender Markt für Werbetreibende ist. Im Vergleich<br />

zum Jahr 2008 stiegen die Netto-Einnahmen durch<br />

Video-Werbung 2009 um 160 Prozent. Die Umsatzprognose<br />

für das Jahr 2011 wird momentan zwischen 23<br />

und 47 Millionen Euro geschätzt.


Die Zahlen sind realistisch einzuschätzen, da<br />

bis zu 95 Prozent aller User online-platzierte<br />

Videoclips abspielt oder zumindest darauf<br />

aufmerksam wird. Da gängige Video-Dateitypen<br />

einsetzbar sind, kann jeder User diese<br />

einfach konsumieren, sowohl auf dem PC als auch<br />

mobil. Zudem werden Online-Videos als deutlich<br />

weniger störend eingestuft als Werbung im Fernsehen.<br />

Ebenso schneiden Bewegtbilder bei der Online-<br />

Werbung positiv ab, da die User sich im Gegensatz<br />

zu Pop-up- und Layer-Werbung nur wenig oder gar<br />

nicht gestört fühlen (siehe Abbildung Nielsen Media<br />

Research).<br />

Online-Werbung mit Video-Ads kann nach Altersgruppen,<br />

Geschlecht, Interessen und Inhalt gefiltert<br />

werden. Hierin besteht der größte Vorteil dieser Werbeformate<br />

für die Werbetreibenden. Denn mittlerweile<br />

wird es zunehmend schwieriger, bestimmte Zielgruppen<br />

mit Werbekampagnen im TV allein zu erreichen.<br />

Es ist erwiesen, dass v.a. Zielgruppen wie Teenager/Jugendliche,<br />

technikaffine junge Männer, Early<br />

Adopter und junge Mütter nur noch spärlich bzw. gar<br />

nicht offline durch das Medium Fernsehen erreicht<br />

werden können. Werden nun aber TV-Werbekampagnen<br />

durch Online-Video-Advertising weitergeführt<br />

OliVEr Busch,<br />

Geschäftsführer der ad pepper media<br />

Gmbh deutschland.<br />

(wobei durchaus die TV-Werbeclips weiterverwendet<br />

werden können), können auch diese Zielgruppen in<br />

„ihrem Medium“ abgeholt werden. Außerdem kommen<br />

die Internetnutzer so mit vertrauten Werbeformen,<br />

den Werbespots, in Kontakt. Aus diesen Gründen<br />

ist die Akzeptanz von Online-Video-Advertising<br />

sehr hoch, was eine gute Grundlage für eine optimale<br />

Werbewirkung bedeutet.<br />

Für Werbetreibende ist es daher schier unumgänglich,<br />

sich dem Trend des Online-Video-Advertisings<br />

anzupassen. Durch die Platzierung der Werbeformate<br />

auch im Online-Bereich, können TV-Kampagnen einfach<br />

verlängert werden. Demnach wachsen TV- und<br />

webbasierte Inhalte immer mehr zusammen. Die bestehenden<br />

Video-Formate können variabel und gezielt<br />

im Netz eingesetzt werden, sodass die Werbebotschaften<br />

schnell und einfach auf eine kreative und emotionale<br />

Weise einer bestimmten Zielgruppe zugeordnet<br />

werden können. Durch die Weiterverwendung entsteht<br />

eine Optimierung für die Werbetreibenden und, damit<br />

verbunden, ergeben sich zwei wesentliche Vorteile:<br />

Erstens wird das Werbeumfeld erweitert, was die Wirkung<br />

um ein Vielfaches erhöht. Zudem spart die Verwendung<br />

der bestehenden Werbeformate im Internet<br />

Werbekosten für neue Spots.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

43<br />

Fotos: ad pepper, © iStockphoto.


44<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdiA<br />

Video-Advertising<br />

Wo wird Video-Advertising eingesetzt?<br />

Potenzielle Anwender von Video-Ads haben entweder<br />

affi ne Onliner als Zielkunden oder versuchen, ihre<br />

Endverbrauchergruppen zu erweitern. Aber auch für<br />

FMCG-Produkte mit breiter Zielgruppe, die vor allem<br />

Reichweite brauchen, sind Video-Ads attraktiv. Ein<br />

wichtiger Aspekt für jeden Werbetreibenden ist, dass<br />

die Anzeigen passend zu redaktionellen Inhalten platziert<br />

werden, um die potenziellen Verbraucher unter<br />

den 43,49 Millionen deutschen Unique Usern zu erreichen.<br />

Eine Studie von affi li.net hat ergeben, dass gerade<br />

die deutschen User (70 Prozent) sehr viel Wert darauf<br />

legen, dass die Online-Werbung thematisch<br />

passend in den Umfeldern erscheint, wo sie gerade<br />

surfen. Dementsprechend bringen sie diesen Werbeeinblendungen<br />

auch größeres Interesse entgegen, was<br />

das Branding durch so platzierte Werbung wesentlich<br />

effi zienter macht.<br />

Allgemein lässt sich erkennen, dass Video-Ads sehr<br />

gute Werbeerinnerungswerte aufweisen und daher<br />

optimal für Branding-Kampagnen<br />

geeignet sind. Die<br />

Studie Best of Bran-<br />

ding Effects der Tomorrow Focus AG zeigt, dass sich<br />

zwei von drei Usern an Video-Ads erinnern. Die gestützte<br />

Erinnerung liegt bei gut 40 Prozent und ist somit<br />

überdurchschnittlich (siehe Grafi k rechts).<br />

Man kann diese hohen Werte bei der Werbeerinnerung<br />

auf die erhöhte Aufmerksamkeitsleistung der<br />

User beim Ansehen von Video-Ads zurückführen.<br />

Denn Video-Ads sprechen mehrere Sinne gleichzeitig<br />

an und lenken so naturgemäß höhere Aufmerksamkeit<br />

beim Betrachter auf sich. In der Grafi k wird ebenfalls<br />

deutlich, dass das vergleichsweise junge Video-<br />

Advertising sein volles Potenzial noch nicht erreicht<br />

hat. Im Vergleich zu den mittlerweile über viele Jahre<br />

hinweg optimierten Bannerformaten – Wallpaper,<br />

Super-Banner und Sky-scraper – befi nden sich viele<br />

Werbetreibende beim Video-Advertising noch in der<br />

Testphase.<br />

Die Kombination aus Video-Ads und Standardwerbemitteln<br />

bringt daher die effektivsten Ergebnisse. In<br />

einer Fallstudie von Tomorrow Focus wurde mit einer<br />

Kombination aus Video- und Standardwerbemitteln<br />

für einen Blu-Ray-Player eine fast doppelt so hohe ungestützte<br />

Erinnerung erreicht wie mit Standardwerbemitteln<br />

allein. Video-Ads werden zudem von den<br />

ENTWicKluNG TOP 10 dEr WErBEFOrMEN<br />

Gesamtjahr 2009 im Vergleich zum Gesamtjahr 2008<br />

Banner<br />

Button<br />

layer/Floater<br />

Maxi<br />

Pop-up/-under<br />

rectangle/content<br />

skyscraper<br />

super-Banner<br />

Video<br />

Wallpaper<br />

–29,7%<br />

–5,3%<br />

–13,0%<br />

7,5%<br />

–7,0%<br />

0,3%<br />

10,0%<br />

12,1%<br />

65,1%<br />

Quelle: Nielsen Media research/ap pepper.<br />

159,5%


Betrachtern deutlich besser bewertet als Standardwerbemittel.<br />

Laut Tomorrow Focus werden sie als unterhaltsamer<br />

wahrgenommen und gefallen den Befragten<br />

besser als sonstige Online-Werbung.<br />

Die positive Bewertung des Video-Ads kann sich<br />

dann auf das Branding auswirken. Die Studie von Tomorrow<br />

Focus zeigt, dass Personen, die ein Video-Ad<br />

gesehen haben, die betreffende Marke überdurchschnittlich<br />

oft als unverwechselbar und sympathisch<br />

beurteilen. Die Werbewirkung von Video-Ads kann<br />

somit die Werbeeffekte klassischer Werbeformen wie<br />

Werbeerinnerung, Markenimage und Aktivierung<br />

durchaus übertreffen.<br />

Was die Klickraten auf Video-Ads betrifft, so sind<br />

diese laut dem Klickraten-Report Tomorrow Focus<br />

2009 in passenden redaktionellen Umfeldern deutlich<br />

höher als beispielsweise auf Community-Seiten. Dabei<br />

ist die Höhe der Klickraten nicht nur abhängig von der<br />

Platzierung, sondern auch die Größe und der Content<br />

können ebenso ausschlaggebend sein.<br />

Laut dem Bericht verzeichneten die Kategorien Automotive,<br />

Digital Entertainment, Opinion Leader sowie<br />

Food die höchsten Raten. Ebenso wurde die durchschnittliche<br />

Klickrate für Bewegtbilder im Allgemeinen<br />

analysiert: Diese lag 2009 bei 1,6 Prozent. Die Bereiche<br />

Haus- und Gartenausstattung (5,8 Prozent),<br />

Körperpfl ege (3,3 Prozent), Büro, EDV und Kommunikation<br />

(2,2 Prozent) sowie der persönliche Bedarf (2,2<br />

Prozent) siedeln sich über dem Durchschnitt an und<br />

sind somit Kategorien, für die Video-Formate ein sehr<br />

erfolgversprechendes Werbemedium darstellen.<br />

FEhlPlATZiEruNGEN VErMEidEN<br />

Werbung der Versicherung ErGO kurz vor den<br />

News zur Massenpanik auf der love-Parade.<br />

Allerdings ist das Video-Advertising eine<br />

variable und facettenreiche Art von Online-<br />

Werbung. Daher lässt sich schwer verallgemeinern,<br />

welche Branchen konkret<br />

Gebrauch von Video- Ads machen. Einige<br />

Video-Ad-Formate werden in<br />

manchen Wirtschaftsbereichen mehr<br />

benutzt als in anderen. Die Over-The-<br />

Page-Werbemittel wiesen 2009 eine<br />

durchschnittliche Klickrate bei Bewegtbildern<br />

von 1,35 Prozent auf. Dabei lagen die<br />

Bereiche Touristik mit 4,49 Prozent, Körperpfl<br />

egeprodukte mit 2,15 Prozent, Gesundheit und<br />

Pharmazie mit 1,47 Prozent sowie Medien mit 1,46<br />

Prozent über dem Durchschnitt. Betrachtet man das<br />

Beispiel Medien genauer, dann fällt auf, dass Over-The-<br />

Page-Formate hier effi ziente Werbemittel sind. Bei der<br />

Statistik der allgemeinen Klickraten für Bewegtbilder<br />

liegt der Bereich dagegen mit 0,6 Prozent unter dem<br />

Durchschnitt von 1,6 Prozent.<br />

Varianten des Online-Video-Advertising<br />

Video-Ads werden grundsätzlich in drei Kategorien<br />

aufgeteilt: Als erstes Format gibt es In-Stream-Formate<br />

wie Pre-Rolls, bei dem Werbung innerhalb eines<br />

Video-Players gezeigt wird. Dabei unterscheidet man<br />

zwischen linearen und non-linearen In-Stream-Videos.<br />

Lineare Werbe-Videos werden vor, zwischen<br />

oder nach einem Clip abgespielt, sodass für kurze<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

45


46<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdiA<br />

KlicKrATEN BEWEGTBild-WErBEMiTTEl*<br />

NAch NiElsEN-WirTschAFTsBErEichEN<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

5,8%<br />

Haus & Gartenausstattung<br />

3,3%<br />

Körperpfl ege<br />

2,2% 2,2% 2,1%<br />

Büro + EDV +<br />

Kommunikation<br />

Persönlicher<br />

Bedarf<br />

Video-Advertising<br />

1,9%<br />

UnterhaltungselektronikKraftfahrzeugmarkt<br />

1,7%<br />

Finanzen<br />

1,5%<br />

Dienstleistungen<br />

Handel + Versand<br />

0,7% 0,6%<br />

• Die höchsten Klickraten im Bereich Bewegtbild wurden 2009 in den Wirtschaftsbereichen<br />

Haus- und Gartenausstattung, Büro + EDV + Kommunikation und Persönlicher Bedarf erzielt.<br />

• Die durchschnittliche Klickrate von Bewegtbild-Werbemitteln liegt bei 1,60%.<br />

*Fullscreen-spot, Pre-roll Video-Ad. Quelle: Klickraten-report Tomorrow Focus 2009/ad pepper.<br />

Medien<br />

Zeit der Fokus ganz auf der Werbung liegt. Non-lineare<br />

Werbeformate laufen neben oder parallel zu anderem<br />

Video-Content.<br />

Des Weiteren können In-Banner-Videos platziert<br />

werden, die beispielsweise auf einer Webpage mit weiteren<br />

Inhalten oder innerhalb eines Banners abgespielt<br />

werden. Außerdem sind In-Text-Formate buchbar. Bei<br />

dieser Variante wird ein Video sichtbar, wenn der<br />

Mauszeiger über Schlüsselbegriffe rollt oder der Nutzer<br />

auf markierte Wörter klickt. Die Anzeigen können alle<br />

simpel gehalten oder mit Effekten versehen werden,<br />

um eine höhere Werbewirkung und Aufmerksamkeit<br />

zu erzielen.<br />

Besonders beliebt bei Werbetreibenden und Agenturen<br />

sind die Pre-Rolls, die 15 bis 20 Sekunden<br />

dauern sollten. Das Werbeformat ist dem klassischen<br />

Werbespot aus dem Fernsehen am ähnlichsten, sodass<br />

die User bereits vertraut mit der Aufmachung<br />

sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie automatisch<br />

mit Ton beginnen und so neben der optischen ebenso<br />

eine akustische Wirkung haben. Diesen Trend<br />

bestätigt auch die Analyse Digital Insights-Bewegtbildformate<br />

des BVDW von <strong>2010</strong>. Vor allem jüngere<br />

und online-affi ne Zielgruppen sind mit Pre-Rolls gut<br />

erreichbar. Verglichen mit den Reichweiten von TV-<br />

Werbung sowie der Menge des vorhandenen Banner-<br />

Inventars im Internet sind die Netto-Reichweiten<br />

allerdings noch gering. Deswegen werden häufi g alternative<br />

Formate wie In-Banner-Video-Ads benutzt,<br />

die nicht auf Video-Content angewiesen sind. Diese<br />

sind allerdings oft auf Verlangen der Werbeträger hin<br />

mit der Default-Einstellung „Ton aus“ verbunden.<br />

Der Vorteil der akustischen Wirkung, wie beispielsweise<br />

bei den Pre-Rolls, besteht also hier nicht. Der<br />

Trend unterteilt sich derzeit in zwei Optionen: Erstens<br />

werden Video-Interstitials platziert, sodass der<br />

Werbespot ablenkungsfrei im Vollbild-Format ausgeliefert<br />

wird. Zweitens tendieren Werbetreibende<br />

zu In-Banner-Streaming-Formaten, die allerdings<br />

eine nicht so effektive Werbewirkung wie großformatige<br />

Video-Ads haben.<br />

Hinzu kommt, dass bei Video-Advertising-Kampagnen<br />

– wie bei allen Online-Kampagnen – Fehlplatzierungen<br />

in markenschädigenden Umfeldern auf jeden<br />

Fall vermieden werden sollten. Ein Pre-Roll-Spot steht<br />

in direkter Verbindung zu den anschließenden Video-<br />

Inhalten. Werden hier „bad news“ gezeigt, kann das das<br />

Image des unmittelbar vorher beworbenen Produkts<br />

sehr schnell in Verruf bringen (vgl. das Beispiel der<br />

ERGO-Versicherung unmittelbar vor dem Nachrichtenbeitrag<br />

zu der Massenpanik auf der Love-Parade).<br />

Es gibt sehr effektive Abhilfe gegen rufschädigende<br />

Werbeplatzierungen. Durch die SiteScreen-Technologie<br />

wird die Auslieferung von Online-Werbung in unerwünschte<br />

redaktionelle Umfelder unterbunden. Ei-


ner eventuellen Markenschädigung wird somit zuverlässig<br />

entgegengewirkt.<br />

Messwerte für Werbetreibende<br />

Bei der Online-Werbung gibt es deutlich bessere Mess-<br />

und Optimierungsmöglichkeiten im Vergleich zu klassischen<br />

Medien. So können natürlich auch beim Video-<br />

Advertising die für das Branding relevanten<br />

Ad-Impressions gemessen werden. Auch die Response-<br />

Raten, Page-Impressions, Clicks und Umwandlungsquoten<br />

sowie Abbruchsquoten und Sehdauer können<br />

ermittelt werden, womit die genaue Reichweite und<br />

Entscheidend ist, wo Sie werben.<br />

www.ip-deutschland.de<br />

die Performance einer Werbekampagne analysiert und<br />

gegebenenfalls schnell auf negative Platzierungen reagiert<br />

werden kann.<br />

Zudem helfen zunehmend verbesserte Targeting-<br />

Technologien, Streuverluste zu minimieren und dadurch<br />

den durch Online-Video-Werbung erreichbaren<br />

Return on Investment sowohl für Branding- als auch<br />

Performance-Kampagnen weiter zu steigern. Grundsätzlich<br />

sind bei Video-Ads alle Targeting-Möglichkeiten<br />

wie bei normalen Ads möglich. Inwiefern Targeting-Tools<br />

verwendet werden, hängt von der Art, der<br />

Absicht sowie der Zielgruppe eines Werbespots ab. Der<br />

Erfolg von Video-Ads ist abhängig von Gestaltung und<br />

Kreation. von Oliver Busch<br />

Bessere Umfelder gibt’s bei uns!


E-Journal<br />

48<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEDIA<br />

Video-Werbung<br />

Bilder, die mehr bewegen<br />

Bewegtbild hat das Internet in Bewegung gebracht. Video-Nutzung<br />

ist längst im Alltag von Konsumenten angekommen. Video-Werbung<br />

boomt und die Standardisierung schreitet weiter voran.<br />

Video-Werbung ist längst kein Trend mehr, sondern<br />

fester Bestandteil der Online-Werbung: Das<br />

Marktvolumen für Bewegtbild-Werbung in<br />

Deutschland lag 2009 etwa bei 30 bis 40 Millionen<br />

Euro netto. Online-Experten gehen davon<br />

aus, dass sich der Umsatz <strong>2010</strong> verdoppeln wird. Eine<br />

Prognose, die nicht wirklich verwundert, da Effektivität<br />

und Effi zienz von Video-Werbung gleichermaßen<br />

groß sind. Immer mehr Markenartikler nutzen die<br />

Möglichkeit der mehrkanaligen Ansprache, um Image-<br />

und Branding-Ziele online zu erreichen. Denn auch<br />

über das Internet ist das Massenpublikum anzusprechen.<br />

Das zeigt ein Blick auf die AGF/GfK-Zahlen:<br />

Während 2005 noch 4,4 Millionen Zuschauer angaben,<br />

Videos im Netz abzurufen, hat sich die Zuschauerzahl<br />

im 1. Halbjahr <strong>2010</strong> bereits mehr als verdreifacht – auf<br />

14,7 Millionen. Ähnliche Zahlen hat der Marketers &<br />

Consumers, Digitale & Connected-Report 2009 des<br />

Interactive Advertising Bureau (IAB) Europe ermittelt.<br />

26 Prozent der deutschen Internetnutzer nutzen Bewegtbild-Inhalte<br />

regelmäßig, Tendenz steigend.<br />

Dies liegt nicht zuletzt an der massiven Durchdringung<br />

von DSL, Flatrates und immer schneller werdenden<br />

Leitungen. Von den Haushalten, die mindestens<br />

einen Computer haben, surfen nach Angaben der AGOF<br />

inzwischen 66,7 Prozent mit einem DSL-Zugang im<br />

Web, 15,7 Prozent nutzen ISDN – so macht das Ansehen<br />

von qualitativ hochwertigen Videos im Netz Spaß.<br />

Der Bewegtbild-Nutzer – kein Einzeltäter<br />

Steigende Nutzerzahlen in allen Altersgruppen und<br />

die lange Sehdauer sprechen eher für ein Massenphänomen.<br />

Die Video-Fangemeinde in Deutschland sieht<br />

sich im Monat durchschnittlich 214 Videos an, das


BEWEGTBILD-TREIBER – STEIGENDE NACHFRAGE<br />

Rezipienz Video-Streams im Internet,<br />

Potenzial in Millionen (mind. 1 x pro Monat)<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

4,3%<br />

5,4%<br />

6,9%<br />

10,5%<br />

13,1%<br />

14,7%<br />

2005 2006 2007<br />

2008 2009 <strong>2010</strong><br />

Quelle: IP/AGF/GfK-Fernsehforschung; TV Scope, Fernsehp. (D+EU),<br />

personengewichtet, zeitversetzte Nutzung; produktbezogen (r, v, z),<br />

01.01.2005–31.12.2009; 01.01.–30.06.<strong>2010</strong>; Ausgeübte Tätigkeit „Abruf von<br />

Video-Streams im Internet“.<br />

Grundgesamtheit: 64,98 Mio. Deutsche ab 14 Jahren.<br />

sind sieben Videos pro Tag. Dabei investieren sie im<br />

Schnitt täglich 34,5 Minuten. Bei Männern ist das<br />

Interesse an Video-Angeboten mit 67 Prozent ausgeprägter<br />

als bei Frauen. Und auch wenn alle Alterssegmente<br />

vertreten sind, sind es doch die unter 30-Jährigen<br />

(37 Prozent), die den Löwenanteil der<br />

Video-Nutzung für sich beanspruchen. Hierfür nutzen,<br />

laut einer Studie von TNS Emnid und IP Deutschland,<br />

54 Prozent der Onliner große Rechner für ihren<br />

Video-Konsum, 44 Prozent Laptops und Notebooks<br />

und bereits 15 Prozent mobile Endgeräte. Neue Endgeräte<br />

wie das iPad sind ein Hype und die Verbreitung<br />

bisher minimal. Allerdings ist davon auszugehen,<br />

dass mittel- bis langfristig mit einer größeren Verbreitung<br />

zu rechnen ist. Dann werden die neuen Endgeräte<br />

stabile Abrufzahlen liefern. Video-Werbung spielt<br />

auch hierbei eine große Rolle, denn für viele User ist<br />

Video-Werbung nicht nur selbstverständlich, sie wird<br />

NICOLE SCHULZE,<br />

arbeitet seit zwei Jahren beim Medienvermarkter<br />

IP Deutschland und ist<br />

spezialisiert auf das Thema Bewegtbild.<br />

Davor sammelte sie Erfahrungen in der<br />

klassischen wie auch in der Online-Mediaplanung<br />

und betreute u.a. internationale<br />

Kunden.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

49


50<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEDIA<br />

Video-Werbung<br />

vom überwiegenden Teil der Nutzer auch akzeptiert<br />

(74 Prozent). Vor allem dann, wenn dafür professionelle<br />

Inhalte kostenlos abgerufen werden können.<br />

Wo bitte, geht’s zum Bewegtbild?<br />

Akzeptanz von Seiten der User ist da, doch Werbungtreibende<br />

stehen oftmals vor einer großen Herausforderung:<br />

Die Vielfalt der Inhalte und die Angebotstiefe sind immens.<br />

Neben technischen Standards fehlt es auch an einer<br />

einheitlichen Angebotssystematik. Der Dschungel unterschiedlicher<br />

Werbeformate ist häufi g schwer zu durchschauen,<br />

und oft scheitert es bereits an der Defi nition, was<br />

Bewegtbild-Werbung ist. Die im Online-Vermarkter-Kreis<br />

(OVK) des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW)<br />

organisierten Vermarkter haben nun Abhilfe geschaffen.<br />

Das dort erstellte Kategoriensystem für Bewegtbild-Werbung<br />

liefert Kunden und Agenturen eine branchenübergreifende<br />

standardisierte Terminologie.<br />

Das Kategoriensystem unterscheidet zwischen In-<br />

Stream-Video-Ads und In-Page-Video-Ads. Bei In-Page-<br />

Video-Ads handelt es sich um Standard- und Sonderwerbeformen,<br />

die mit Streaming-Inhalten versehen sind<br />

und nicht innerhalb eines Video-Content integriert sind.<br />

In-Stream-Video-Ads sind dagegen die tatsächlichen<br />

Bewegtbild-Werbeformen, denn hierbei handelt es sich<br />

BEWEGTBILD MOBIL HÄUFIG SCHON MAL GESEHEN<br />

Nutzung von Fernsehsendungen und Videos im Internet (Angaben in Prozent)<br />

Computer, der fest an<br />

einem Platz steht<br />

Tragbares Notebook/<br />

Laptop/Notebook<br />

Mobiles Telefon/<br />

Handy<br />

Anderes mobiles Gerät<br />

(iPod touch, Tablet-PC...)<br />

Weiß nicht/<br />

keine Angaben<br />

4%<br />

11%<br />

um Video-Werbung, die im direkten Bewegtbild-Umfeld<br />

platziert ist – schon bekannt als Pre-, Mid- und Post-<br />

Roll. Diese beiden Kategorien lassen sich nicht nur formal<br />

unterscheiden, sondern sie grenzen sich bei den<br />

Usern durch Wirkung und Akzeptanz ab.<br />

Kreativität in der Video-Werbung<br />

44%<br />

54%<br />

Netto haben bereits 12% der<br />

14- bis 49-jährigen Internetnutzer<br />

schon einmal Fernseh-<br />

sendungen mobil geschaut.<br />

27%<br />

Basis: Erw. 14–49 (n=948). Quelle: Digitaler Barometer, Mai <strong>2010</strong>. Frage: „Über<br />

welche Geräte haben Sie schon mal Video-Inhalte in Internet angeschaut?“<br />

Neben den linearen Video-Ads, die den Video-Content<br />

unterbrechen und die gesamte Aufmerksamkeit des<br />

Nutzers auf sich ziehen, gibt es auch sogenannte nonlineare<br />

Video-Ads, wie beispielsweise Overlay-Ads oder<br />

Branded-Player-Ads. Diese laufen parallel zum Video-<br />

Content. In diesem Bereich gibt es viele kreative Entwicklungen.<br />

Exemplarisch für Branded-Player-Ads<br />

seien hier der Frame Layer und das 360° Motion-Ad genannt.<br />

Beide Werbeformen folgen dem Motto „Außen-


INTERAKTION MIT DEM SPOT Auslieferung der Spots<br />

und Klick auf die Video-Werbung werden gemessen<br />

und können zielgruppengerecht ausgesteuert werden.<br />

rum statt mittendrin“. Beim Frame Layer wird der Player<br />

komplett eingerahmt. Der Rahmen dient als visuelle<br />

Fläche für die Markenbotschaft und ist klickbar. Der<br />

User kann also per Klick auf den Rahmen den Content<br />

stoppen, um so den Werbespot innerhalb des Players zu<br />

starten oder um vertiefende Infos zum Produkt abzurufen.<br />

Beim 360° Motion-Ad hingegen baut sich – während<br />

das Video läuft – um den Bildschirmrand des Video-<br />

Players eine großfl ächige Werbeanimation auf. Dabei<br />

wird der Video-Inhalt nicht unterbrochen, aber an allen<br />

Rändern des Players von Werbung umgeben.<br />

Ebenso aufmerksamkeitsstark sind Bewegtbild-<br />

Werbeformen wie das Interactive-Video-Ad. Das Interactive-Video-Ad<br />

wurde beispielsweise mit Cosmos-<br />

Direkt auf RTL NOW umgesetzt. Bei dieser Werbeform<br />

kann es sich um einen Pre-, Mid- oder Post-Roll handeln,<br />

in den ein interaktives Element integriert ist. Bei<br />

dieser Umsetzung war es ein Pre-Roll, der einer Systematik<br />

folgte, die Nutzer aus Quizshows kennen: Während<br />

des Spots wurde eine Gewinnspielfrage gestellt<br />

und dem User wurden gleichzeitig vier Antwortmöglichkeiten<br />

geboten, aus denen er innerhalb von fünf<br />

Sekunden per Klick auswählen konnte. Neben einem<br />

Gewinnspiel können auch ein Game oder Kontaktformular<br />

als interaktives Element eingesetzt werden. In<br />

jedem Fall gelangt der Nutzer automatisch zum Content<br />

zurück, sobald der Spot gesehen oder das interaktive<br />

Element geschlossen wurde.<br />

Was alle Werbeformen eint: Anders als beim klassischen<br />

TV-Spot, ist im Netz eine Interaktion mit dem<br />

Spot möglich. Auslieferung und Klick auf die Video-<br />

Werbung werden genau gemessen und können zielgruppengerecht<br />

ausgesteuert werden.<br />

Der nächste große Schritt<br />

In Deutschland hat bisher nahezu jede Branche mit<br />

einzelnen Kampagnen vorgemacht, wie Markenführung<br />

im Netz funktioniert. Mit dem Bewegtbild-Boom<br />

erkennen viele Kunden das Potenzial, zusätzliche Kontakte<br />

zu ihrer TV-Kampagne zu sammeln – wie beispielsweise<br />

Unternehmen aus dem FMCG-Bereich, die<br />

in der Vergangenheit eher zurückhaltend waren und<br />

inzwischen relevante Budgets investieren. Die technischen<br />

Voraussetzungen, die Akzeptanz und das Interesse<br />

sind da – beste Voraussetzungen für Bewegtbild-<br />

Werbung. Jetzt ist es an der Zeit, den nächsten großen<br />

Schritt anzugehen – einen glaubwürdigen Standard<br />

für Bewegtbild. Vor allem vor dem Hintergrund, dass<br />

der Markt schon einen Schritt weiter ist, denn neben<br />

der Planungssicherheit spielt die medienübergreifende<br />

Planung eine immer zentralere Rolle. Die nächste große<br />

Herausforderung im Bewegtbild-Sektor ist die Etablierung<br />

eines einheitlichen Währungssystems, um<br />

Medien vergleichbar zu machen. von Nicole Schulze<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

51


E-Journal<br />

52<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MARKE<br />

Markenführung<br />

Web-Diskurse für die Markenführung<br />

nutzen –<br />

das Beispiel der Mikropille Valette<br />

und www.langzyklus.de<br />

Wer sich heute über Gesundheitsthemen und Krankheiten, Therapie-Optionen<br />

oder konkrete Präparate informieren möchte, tut dies häufi g erst einmal im<br />

Internet 1 . Der „mündige Patient“ unserer Zeit recherchiert gerne selbst im<br />

Internet und macht sich ein eigenes Bild – sei es ganz ohne Hilfe eines Arztes<br />

oder Apothekers oder zumindest als Ergänzung zu deren Ratschlägen. Die<br />

Informationen aus dem Netz rücken also immer weiter nach oben auf der<br />

Relevanz-Skala, und es sind nicht unbedingt die Seiten der Hersteller, die<br />

genutzt werden. Vertraut wird eher den Seiten mit User-generated-Content,<br />

den themenspezifi schen Foren oder den geschlossenen Communities.


Keine Pharma-Marke kommt mehr darum herum,<br />

dieser neuen Situation gebührend Rechnung zu tragen:<br />

Zeitgemäße Markenführung muss auch bei<br />

Medikamenten online geschehen 2 . Die konkreten<br />

Möglichkeiten, das Internet für Markenkommunikation<br />

und Kundenbindung zu nutzen, sind vielfältig und<br />

beziehen immer mehr dialogische und nur indirekt werbliche<br />

Maßnahmen mit ein 3 . Doch was ist dabei grundsätzlich<br />

zu berücksichtigen? Und was bedeutet dies für die Marketingstrategie<br />

und eventuell auch die Mediaplanung?<br />

Um dies anschaulich darzustellen, greifen wir zu<br />

einem interessanten Fallbeispiel, der Mikropille Valette<br />

von Jenapharm. Spannend an Valette ist für unsere Fragestellung,<br />

dass sie ein gelungenes Beispiel ist für den<br />

intelligenten Umgang mit Konsumenten-Diskursen und<br />

die Nutzung des Internets als Marketinginstrument.<br />

Dazu ein kurzer Rekurs auf die Geschichte „hinter“<br />

Valette. Valette ist eine Ein-Phasen-Mikro-Pille, also der<br />

Typ Anti-Baby-Pille, die in jedem Dragee eine einheitliche<br />

Menge Östrogen (sehr wenig) und Gestagen beinhalten,<br />

dabei aber voll empfängnisverhütend sind. Für diese Art<br />

Anti-Baby-Pille war ursprünglich charakteristisch, dass<br />

DR. SIGRID SCHMID,<br />

forscht seit zehn Jahren bei der GIM<br />

Gesellschaft für Innovative Marktforschung<br />

mit den Schwerpunkten<br />

Gesundheit und FMCG und ist im<br />

Management Board der GIM für<br />

Forschung & Entwicklung zuständig.<br />

GODEHARD WAKENHUT,<br />

forscht seit zehn Jahren bei der GIM<br />

Gesellschaft für Innovative Marktforschung<br />

mit den Schwerpunkten<br />

Gesundheit und Technik und ist seit<br />

diesem Jahr Director Corporate<br />

Affairs in der Heidelberger Zentrale.<br />

sie 21 Tage (= eine Blister-Packung) eingenommen und<br />

dann sieben Tage ausgesetzt wurde. In diesen sieben Tagen<br />

kam es dann zur Regelblutung. In wenigen Fällen erfolgte<br />

das Aussetzen aus spezifi schen medizinischen Gründen<br />

deutlich später, sodass der Normalzyklus von 28 Tagen<br />

auf knapp drei Monate ausgedehnt wurde. Seit einigen<br />

Jahren fi ndet diese Praxis auch jenseits der medizinischen<br />

Notwendigkeit zunehmend Verbreitung, und Valette hat<br />

sich durchgesetzt als eine der am häufi gsten empfohlenen<br />

Anti-Baby-Pillen für den sogenannten „Langzyklus“.<br />

Dieser Trend zum „Langzyklus“ bildet den Rahmen<br />

für unsere Fallstudie, mit der wir zeigen wollen, welche<br />

Rolle das Web 2.0 inzwischen für das Pharma-<br />

Marketing spielt und welche Forschungs-Tools es für<br />

die eigene Markenführung zu nutzen gilt.<br />

Web-Monitoring & Netnographie – Licht ins<br />

kollektive Rauschen rings um Valette bringen<br />

Eine zentrale Voraussetzung für Markenführung im<br />

Internet ist das Monitoring und die Analyse des User-<br />

1 Die wissenschaftliche Forschung verzeichnet allgemein einen starken Anstieg bei der gesundheitsbezogenen Nutzung des Internets. Vgl. eine Veröffentlichung der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg: eHealth-Trends 2005–2007.<br />

2 Manolidis, Georgios, 2009: Markenbindung 2.0. Social-Media-Kommunikation als Anziehungspunkt für mündige Zielgruppen. In: Healthcare-Marketing Jahrbuch 2008, S. 38–41.<br />

3 Ramge, Thomas, 2008: Von Freund zu Freund. In: Brand Eins, Heft 2/2008.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

53<br />

Fotos: GIM, © iStockphoto.


54<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MARKE<br />

Markenführung<br />

generated-Content auf Foren, Blogs und in Communities<br />

– gerne auch Netnographie genannt. Es gilt, die<br />

Kakophonie der Stimmen seiner potenziellen oder bestehenden<br />

Kunden im Netz zu sammeln und etwas zu<br />

strukturieren. Wo im Netz wird eine Marke wie Valette<br />

besprochen? Welche Stichworte und Themen lassen<br />

sich im Kontext von Valette fi nden? Und welche Eigenschaften<br />

häufen sich im Zusammenhang mit Valette?<br />

Um dies herauszufi nden, kann man seit einigen Jahren<br />

auf Web-Monitoring-Anbieter zurückgreifen, die mit<br />

speziellen Suchmaschinen das Internet systematisch<br />

nach Inhalten screenen können. Die Suche, das sogenannte<br />

„Web-Crawling“, wird dabei durch die Nutzung<br />

sogenannter „semantischer Such-Algorithmen“ auf<br />

Web-Seiten und Quellen eingegrenzt, die kontextuell<br />

zum Thema und zur Fragestellung des Auftraggebers<br />

passen. Diese Such-Algorithmen zu defi nieren, erfordert<br />

unseres Erachtens weniger Software-Know-how als<br />

vielmehr ein gutes Verständnis der Produktkategorie,<br />

des relevanten Wettbewerbsumfelds und vor allem der<br />

Fragestellung des Auftraggebers. Bei einer Anti-Baby-<br />

Pillen-Marke macht es beispielsweise einen enormen<br />

Unterschied, ob man extrahieren möchte, wie die Marke<br />

innerhalb der Anti-Baby-Pillen gesehen wird, oder<br />

ob es um den gesamten Kontext der verschiedenen Optionen<br />

von Empfängnisverhütung gehen soll. Des Weiteren<br />

legen wir bei GIM besonderen Wert aus die intelligente<br />

Antizipation der Suchkriterien, die die Zielgruppe<br />

bei der Internet-Recherche potenziell anwenden<br />

wird, von entscheidender Bedeutung. Je besser man sich<br />

MONITORING<br />

Von besonderem<br />

Interesse ist, wie sich<br />

der Diskurs im<br />

Internet im Zeitverlauf<br />

entwickelt.<br />

bei der Defi nition der Suchworte für die Valette-Recherche<br />

in das natürliche Suchverhalten einer Frau hineinversetzt,<br />

die im Internet nach der für sie optimalen<br />

Anti-Baby-Pille sucht, umso besser wird das Recherche-<br />

Ergebnis. Bei der GIM machen wir für die Erstellung der<br />

Suchbegriff-Liste sowohl die qualitative Vor-Recherche<br />

im Netz als auch einige explorative Kurz-Interviews (vor<br />

dem PC- oder Laptop-Screen) mit Vertretern der Zielgruppe.<br />

Mithilfe einer Crawler-Software werden daraufhin<br />

die Quellen durchforstet und alle Beiträge extrahiert,<br />

die die Stichworte entsprechend des Such-Algorithmus’<br />

beinhalten. Die in der Regel mehrere Hundert bis Tausend<br />

Beiträge werden dann „geparsed“, d.h. mithilfe<br />

einer Parsing-Software lese- und analysefähig gemacht.<br />

So entsteht ein hunderte von Textseiten umfassendes<br />

Archiv von Beiträgen, das sich nun weiter strukturieren<br />

und analysieren lässt. Die Ergebnisse werden dann in<br />

der Regel grafi sch aufbereitet, in aller erster Linie in<br />

„Tag Clouds“, die dann zum Beispiel zeigen, dass im<br />

Kontext von Empfängnisverhütung seit einigen Jahren<br />

das Thema „Langzyklus“ immer stärker wird, insbesondere<br />

in Verbindung mit der Marke Valette.<br />

Von besonderem Interesse ist bei einem solchen Monitoring<br />

in der Regel, wie sich die Diskurse im Zeitverlauf<br />

entwickeln. Es lassen sich Zeitverläufe zeigen, also<br />

wie Themen auf- und abschwellen, oder wie sich die<br />

Eigenschaftszuschreibungen wandeln. So lassen sich<br />

auch die Effekte von eigenen Marketingmaßnahmen<br />

monitoren. Bezogen auf Valette, gewinnt man dabei ein


erstes Verständnis über die Diskussion des Themas<br />

„Langzyklus“. Von Anfang an kontrovers diskutiert,<br />

haben sich die eher negativen Attribuierungen wie „unnatürlich“,<br />

„ungesund“, „Risiko“, „unterdrücken“, „bequem“<br />

interessanterweise über die Zeit reduziert zugunsten<br />

von positiveren Worten wie „Freiheit“, „Lebensqualität“,<br />

„entspannt“, „cool“. Und es zeigt sich,<br />

dass das Thema „Menstruation unterdrücken“ mit der<br />

Zeit transformierte in das Konzept „Langzyklus“, das<br />

deutlich natürlicher und weniger invasiv klingt.<br />

Insgesamt hat nicht nur die Verwendung des Begriffs<br />

„Langzyklus“ über die Jahre enorm zugenommen,<br />

sondern auch die Verweise auf die von Jenapharm<br />

generierte Internet-Seite www.langzyklus.de. Freigeschaltet<br />

2007, kann diese Seite inzwischen 120 000<br />

explizite Verweise auf sich verbuchen. Auf den unterschiedlichsten<br />

Plattformen und Foren wird auf diese<br />

Seite verwiesen: von gynweb.de oder gofeminin.de<br />

über planet-liebe.de bis zu reitforum.de.<br />

Net-Listening – das kollektive Rauschen<br />

rings um Valette verstehen<br />

Erfahrungsgemäß sind gerade bei Themen wie der Anti-<br />

Baby-Pille, die einerseits mit etwas Scham behaftet und<br />

andererseits ideologisiert sind und ethisch-moralisch<br />

kontrovers verhandelt werden, die Äußerungen in der<br />

Anonymität des Internets offener und klarer als dies in<br />

Interviews der Fall wäre. Es macht also Sinn, nicht beim<br />

Monitoring stehen zu bleiben, sondern den Konsumenten<br />

etwas gründlicher „zuzuhören“. Allerdings müssen die<br />

Software-gestützten Verfahren ergänzt werden durch<br />

menschliche Analyse- und Interpretationskraft, um Äußerungen<br />

und Postings zu Valette in ihrem Kontext zu<br />

verstehen und Tonalität, Bezüge und Kommunikationsmuster<br />

herauszuarbeiten. Die GIM hat<br />

dafür das Tool Net-Listener TM entwickelt4<br />

. Ohne den Net-Listener<br />

TM im Detail vorführen<br />

zu wollen,<br />

kann mit einer solchen tiefer gehenden Analyse ermittelt<br />

werden: Was sagen die Verwenderinnen über Valette? Welche<br />

Meinungen und Erfahrungsberichte fi ndet eine potenzielle<br />

Verwenderin im Netz? Aus welchen Gründen wurde<br />

das Thema „Langzyklus“ immer populärer, worauf<br />

konzentriert sich das Interesse, was genau ist der Reiz<br />

dieses Konzepts? Welche Bedenken spielen vielleicht nach<br />

wie vor eine Rolle, was kann man aus dem Diskurs über<br />

Gefahren und Nachteile für die weitere Vermarktung der<br />

Marke lernen? Wo schwelen eventuell auch Schwierigkeiten,<br />

die frühzeitig erkannt und kommunikativ bearbeitet<br />

werden müssen? Über die Beantwortung solcher Fragen<br />

hinaus lassen sich auch generelle Consumer Insights zum<br />

Thema Anti-Baby-Pille und Empfängnis-verhütung generieren.<br />

Der Fall Valette und die Mediaplanung<br />

Gerade bei Gesundheitsthemen ist das Internet eine<br />

gewichtige Informationsquelle für Konsumenten. Für<br />

einen Pharma-Hersteller muss dieses Medium also eine<br />

zentrale Rolle bei der Mediaplanung spielen.<br />

An erster Stelle steht natürlich der eigene Internetauftritt,<br />

der nicht nur werbliche Ansprache sein darf,<br />

sondern vor allem Information liefern muss: zur Krankheit/Problemstellung<br />

an sich, zu davon berührten Alltagsthemen,<br />

zu Einsatzmöglichkeiten und Therapieaspekten.<br />

Bei der Gestaltung der Information ist es<br />

weniger notwendig, fl ippig und interaktiv zu sein. Im<br />

Vordergrund sollte hier der Nutzwert stehen, denn der<br />

User besucht solche Seiten eben in der Regel nicht zum<br />

Fun-Surfen, sondern der Information wegen.<br />

Auch bei der Mediaplanung muss insgesamt etwas<br />

umgedacht werden. Zwar lassen sich die weit verbreiteten<br />

Tools zum Schutz vor Bannerwerbung und Pop-ups<br />

durch die modernen Targeting-Strategien der Mediaplaner<br />

(z.B. über Cookies) durchaus umgehen, um Zielgruppen<br />

gezielt zu erreichen. Zumindest im Bereich der<br />

nicht-verschreibungspfl ichtigen Präparate<br />

können durch zusätzliche Bannerwer-<br />

4 Für eine detaillierte Darstellung des Verfahrens<br />

vgl.: René Kaufmann, Sigrid Schmid, <strong>2010</strong>:<br />

Pharma-Marktforschung im Internet. Wie<br />

Pharmafi rmen von Netnographie und Online-<br />

Chat profi tieren können. In: Healthcare-<br />

Marketing Jahrbuch 2009, S. 167–171.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

55


56<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MARKE<br />

Markenführung<br />

bung so neben den aktiv suchenden auch<br />

die passiven User erreicht werden.<br />

Dennoch müssen Strategien und Techniken<br />

einbezogen werden, die über Werbung<br />

hinausgehen und zusätzlich Internet-Content<br />

liefern. Bei der Gestaltung aller kommunikativen<br />

Maßnahmen (Above- and Below-the-Line)<br />

ist zu beachten, dass der Konsument, der sich im<br />

Internet informiert, hohe Ansprüche an Authentizität<br />

hat. Vorsicht sei geboten bei verdeckten „pseudo-unabhängigen“<br />

Ratgebern,<br />

die, wenn sie entdeckt werden,<br />

einen hohen Imageschaden verursachen<br />

können 5 . Je informativer<br />

und ratgebender man sich<br />

hier präsentiert, umso besser.<br />

Die Optimierung der Ansprache<br />

sollte darauf fokussieren, die<br />

Wahrscheinlichkeit, von Informationssuchenden<br />

leicht gefunden<br />

zu werden, zu erhöhen, um<br />

dadurch mit seinen Produkten<br />

Aufmerksamkeit zu erlangen.<br />

Bei der Suchmaschinenoptimierung<br />

sollte daher auf jeden Fall<br />

darauf geachtet werden, dass<br />

möglichst mehrere relevante Begriffe<br />

im Kontext des Produkts besetzt werden. Für die<br />

Aufwertung einer Thematik wie des Langzyklus’ ist es<br />

auch von Vorteil, dem Topic auf der eigenen Internetseite<br />

eine prominente Platzierung zu geben, so wie es<br />

Jenapharm getan hat. Dort erscheint das Stichwort<br />

„Langzyklus“ als eigener Menüpunkt auf derselben Ebene<br />

wie „Verhütung“ und „Schwangerschaft“.<br />

Wie wir am Beispiel Valette gesehen haben, sind die<br />

Multiplikatoren in den Foren ein wichtiger Baustein in<br />

der Kommunikation (Viral Marketing). Der übergroße<br />

Erfolg der Seite langzyklus.de lässt sich nur erklären<br />

über die erfolgreiche Verbreitung durch Multiplikatoren<br />

in Foren. Die Seite langzyklus.de wurde also als authentischer<br />

und glaubwürdiger Informationslieferant akzeptiert<br />

und in den Web-Diskurs eingebunden.<br />

Der Fall Valette zeigt also, dass es Sinn macht, in den<br />

einschlägigen Foren mit Content, Werbung, Advertorials<br />

und eigenen Experten-Statements präsent zu sein. Denn<br />

wie ein genauerer Blick auf die Foren-Debatten zeigt, versuchen<br />

hier vor allem Nicht-Verwender, sich bei den Erfahreneren<br />

Informationen zu beschaffen. Gerade State-<br />

Die typischen Social-<br />

Network-Seiten wie<br />

Facebook und Youtube<br />

sind für Gesundheitsthemen<br />

keine wirklich<br />

relevanten Kanäle.<br />

Zu diesen Themen will<br />

der Kunde mehr als<br />

ein Video oder einen<br />

Pinnwand-Eintrag.<br />

ments von unabhängigen (!) Experten<br />

wie Ärzten, Apothekern<br />

oder sehr versierten authentischen<br />

Konsumenten, die Zusammenhänge<br />

solider erklären können,<br />

werden hier dankbar aufgenommen.<br />

Von hoher Bedeutung<br />

und Kernaufgabe der Me-diaanalyse<br />

ist dabei die Analyse der für<br />

die Meinungsbildung relevanten<br />

Foren und Seiten. Aus Effi zienzgründen<br />

sollte man differenzieren<br />

zwischen Seiten/ Foren, die<br />

stark genutzt werden und Meinungsführer<br />

sind und denen, die nur folgen.<br />

Unseren Forschungen und Erfahrungen zufolge sind<br />

übrigens die typischen Social-Network-Seiten wie Facebook,<br />

Youtube etc. für Gesundheitsthemen keine<br />

wirklich relevanten Kanäle. Zu Gesundheitsthemen<br />

will der Konsument eben doch mehr als ein lustiges<br />

Video oder einen oberfl ächlichen Pinnwand-Eintrag.<br />

Themen wie Empfängnisverhütung, Durchfall oder Akne<br />

sind eben nichts, womit man sich im „Freundeskreis“<br />

oder Netzwerk hervortun will. Nur die Gesundheits-Foren<br />

bieten hier die gewünschte Anonymität und<br />

die emotionale Sicherheit, nicht alleine zu stehen mit<br />

Problemen und Ängsten und sich über diese offen und<br />

detailliert austauschen zu können.<br />

Fazit – Markenführung im Web 2.0 funktioniert<br />

Mit der erfolgreichen Verbreitung der Idee des „Langzyklus“<br />

im Netz hat Jenapharm es geschafft, seine<br />

Mikropille Valette mit einem für die Zielgruppe hoch-


elevanten Zusatznutzen jenseits der reinen Empfängnisverhütung<br />

auszustatten: der Reduktion des Intervalls<br />

der Menstruation von zwölfmal jährlich<br />

auf drei- bis viermal jährlich (oder sogar seltener).<br />

Jenapharm gelang es zudem, diesen polarisierenden<br />

Zusatznutzen von Valette von negativem Ballast zu<br />

befreien, weitflächig zu verbreiten und in der gesamten<br />

Online-Realität der Zielgruppe zu verankern. Damit<br />

kann sich die Marke erstens im schwierigen Wettbewerbsumfeld<br />

der Anti-Baby-Pillen auf attraktive<br />

Art differenzieren. Zweitens wird damit für Valette<br />

ein neues Anwendungsgebiet erschlossen, für das es<br />

offiziell keine Zulassung gibt: die Langzeit-Einnahme<br />

der Mikropille aus Gründen, die nicht medizinisch<br />

induziert, sondern eher hedonistisch motiviert sind6 .<br />

Im Sinne einer werteorientierten Markenführung<br />

gelang es damit auch, den gesellschaftlichen Zukunftstrend<br />

der Selbstoptimierung, der für Gesundheitsmarken<br />

von hoher Relevanz sein kann, in die<br />

eigene Markenstrategie zu integrieren.<br />

von Dr. Sigrid Schmid und Godehard Wakenhut<br />

5 Vgl. zu Authentizität und den Gefahren von Image-Schäden im Netz: Hünnekens, Wolfgang, <strong>2010</strong>: Die Ich-Sender: Das Social-Media-Prinzip – Twitter,<br />

Facebook & Communities erfolgreich einsetzen.<br />

6 Eine Motivation, die auf zahlreichen Foren und Frauen-Seiten recht offen verhandelt wird, siehe z.B.:<br />

http://www.brigitte.de/gesundheit/frauengesundheit/pille-langzyklus-1064583/.<br />

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07009


58<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MaRKE<br />

Markenplanung im Einzelhandel:<br />

kartellrechtliche Risiken<br />

beim Category Management<br />

Die Konsumgüterbranche steht im Fokus des Bundeskartellamts.<br />

Seit mehreren Monaten geht die Behörde dem Verdacht nach,<br />

es habe Absprachen zwischen Markenherstellern und Handelsunternehmen<br />

über Endverbraucherpreise gegeben.<br />

Die Ermittlungen konzentrieren sich bislang auf<br />

die Produktgruppen Kaffee, Süßwaren und<br />

Tierfutter. Dem Vernehmen nach sollen aber<br />

weitere folgen. Im Rahmen seiner Ermittlungen<br />

wird das Kartellamt die Beziehungen zwischen<br />

Industrie und Handel genau unter die Lupe nehmen.<br />

Es wäre keine Überraschung, wenn aus diesem Anlass<br />

bald auch ein weiteres Thema auf die Agenda käme:<br />

die Kooperation bei der Planung von Sortiment und<br />

Markenplatzierung, das sogenannte „Category Management“<br />

(CM). Es bietet kartellrechtliche Fallstricke,<br />

die es in der Praxis zu vermeiden gilt.<br />

Category Management<br />

Category Management<br />

Unter Category Management versteht man die kundenorientierte<br />

Bewirtschaftung von Warengruppen, bei der<br />

Produkte nicht individuell, sondern in Kategorien – etwa<br />

Backwaren, Fertiggerichte oder Softgetränke – betreut<br />

werden. Kernziele sind eine bestmögliche Nutzung<br />

der Regalfläche und eine nachfragegerechte Gestaltung<br />

des Sortiments. Eigentlich ist das Management von Warengruppen<br />

eine originäre Aufgabe des Einzelhändlers<br />

– schließlich geht es um die Gestaltung des von ihm<br />

verantworteten Warenangebots. Allerdings setzt die<br />

sachgerechte Betreuung einer Warengruppe ein erhebliches<br />

Know-how über die einzelnen Produkte und ihr<br />

Marktumfeld voraus. Dieses Know-how ist regelmäßig<br />

beim Hersteller vorhanden. Er betreibt Marktforschung,<br />

beobachtet sein Wettbewerbsumfeld, entwickelt neue<br />

Produkte und kennt die Wirkung von produktspezifischen<br />

Marketingmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund<br />

hat sich seit Mitte der 1990er-Jahre zunächst in den<br />

USA, später auch in Europa, eine Form der Kooperation<br />

zwischen Handels- und Herstellerseite entwickelt, bei<br />

der ein Hersteller als „Manager“ für eine bestimmte<br />

Produktgruppe agiert. Das Handelsunternehmen wählt<br />

aus dem Kreis der Lieferanten für eine Kategorie einen<br />

Hersteller aus, der die Rolle des „Category Captain“<br />

übernimmt und den Händler bei der Planung des Sortiments,<br />

der Einteilung der Regalfläche sowie der Durchführung<br />

von Werbeaktionen unterstützt.<br />

Das Category Management bietet den Beteiligten eine<br />

Reihe von Vorteilen. Dazu gehören für den Händler<br />

vor allem der Zugang zu marktspezifischem Know-how,<br />

die Senkung von Kosten, die Optimierung der Regalfläche<br />

und des Lagerbestands sowie die nachfragegerechte<br />

Gestaltung des Sortiments. Dem Hersteller verschafft<br />

die Rolle als Category Captain eine bessere Integration<br />

in das Absatzsystem, eine größere Nähe zum „Point of<br />

Sale“ sowie eine Erweiterung seiner Kenntnisse über<br />

die Produktkategorie. Auch die Verbraucher profitieren<br />

von einem auf ihre Bedürfnisse angepassten Angebot<br />

und einer ansprechenden Produktpräsentation.<br />

Dennoch: Beim Category Management ist Vorsicht<br />

geboten. Nicht alles, was den Beteiligten sinnvoll und<br />

zweckmäßig erscheint, ist auch erlaubt. Das Kartellrecht<br />

setzt Grenzen. Werden sie überschritten, drohen<br />

erhebliche Bußgelder.<br />

Kartellrechtliche Grenzen<br />

Das vor allem im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />

(GWB) und im Vertrag über die Arbeitsweise der<br />

Europäischen Union (AEUV) normierte Kartellrecht<br />

dient bekanntlich dem Schutz des Wettbewerbs zwi-<br />

Fotos: CMS Hasche Sigle, ©iStockphoto.


DR. RolanD WiRinG,<br />

Rechtsanwalt und Kartellrechtsexperte im<br />

Hamburger Büro von CMS Hasche Sigle.<br />

schen konkurrierenden Unternehmen. Vereinfacht<br />

betrachtet, lassen sich drei Schutzrichtungen unterscheiden:<br />

Das Verbot wettbewerbsbeschränkender<br />

Vereinbarungen oder abgestimmter Verhaltensweisen<br />

zwischen zwei oder mehr Unternehmen, das Verbot<br />

der missbräuchlichen Ausnutzung von Marktmacht<br />

durch ein oder mehrere Unternehmen sowie die Verhinderung<br />

von negativen Marktstrukturveränderungen<br />

bei Unternehmenszusammenschlüssen.<br />

Bei der Zusammenarbeit zwischen Herstellern<br />

und Einzelhandelsunternehmen im Rahmen des Category<br />

Management treten verschiedene kartellrechtliche<br />

Konfliktfelder auf. So erscheint nicht ausgeschlossen,<br />

dass Hersteller, die mit dem Category<br />

Captain konkurrieren, in ihren Absatzchancen behindert<br />

werden könnten. Auch die Preisgestaltungsfreiheit<br />

des Handelsunternehmens kann durch allzu<br />

starke Einflussnahme des Category Captain beeinträchtigt<br />

werden. Auf horizontaler Ebene ist denkbar,<br />

dass sich Handelsunternehmen oder Lieferanten jeweils<br />

untereinander koordinieren, etwa über die<br />

Produktauswahl, das Preisniveau oder die Durchführung<br />

von Werbeaktionen. Schließlich kann die<br />

Rolle als Category Captain bei Zusammenschlüssen<br />

zwischen Herstellern als Indiz für eine marktbeherrschende<br />

Stellung herangezogen werden.<br />

In den USA werden die kartellrechtlichen Grenzen<br />

des Category Management bereits seit Jahren<br />

diskutiert. In einem spektakulären Fall aus dem Jahr<br />

2002 wurde ein Category Captain wegen einer Reihe<br />

von Kartellrechtsverstößen zu einer Rekordsumme<br />

von über einer Milliarde US-Dollar Schadensersatz<br />

verurteilt. Auch die US-amerikanische Kartellbehörde<br />

hat sich wiederholt mit der Materie befasst.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

59


60<br />

Sie veröffentlichte im Februar 2001 einen umfangreichen<br />

Bericht und stellte darin fest, dass das Category<br />

Management unter vier Gesichtspunkten kartellrechtliche<br />

Bedenken aufwerfe: Es könne zu einem unzulässigen<br />

Informationsaustausch kommen, wenn der Category<br />

Captain vertrauliche Informationen über das künftige<br />

Verhalten und die Strategie von Wettbewerbern<br />

erhalte. Außerdem bestehe das Risiko der Behinderung<br />

von Wettbewerbern, wenn der Category Captain Entscheidungen<br />

des Händlers in Bezug auf Wettbewerbsprodukte<br />

beeinfl usse. Hinzu komme das Risiko, dass<br />

ein Hersteller, der bei mehreren Handelsketten eine Warengruppe<br />

betreut, als „Common Point of Reference“<br />

konkludente Absprachen oder abgestimmte Verhaltensweisen<br />

zwischen Händlern erleichtere. Schließlich bestehe<br />

die Gefahr von Absprachen zwischen Herstellern,<br />

insbesondere wenn ein Händler mehrere konkurrierende<br />

Hersteller als Berater einschalte.<br />

In Europa gewinnt das Thema derzeit an Dynamik.<br />

So hat die französische Kartellbehörde im März <strong>2010</strong><br />

eine umfangreiche Untersuchung zu den Auswirkungen<br />

des Category Management auf den Wettbewerb<br />

eingeleitet. Sie wird dazu voraussichtlich im Herbst<br />

<strong>2010</strong> einen ausführlichen Bericht vorlegen. Auch die<br />

EU-Kommission nimmt in ihren am 20. April <strong>2010</strong><br />

veröffentlichten neuen Leitlinien zu vertikalen Wettbewerbsbeschränkungen<br />

näher zu den kartellrechtlichen<br />

Implikationen des Category Management Stel-<br />

lung. Danach sind CM-Vereinbarungen wegen der<br />

entstehenden Effi zienzgewinne für sich genommen<br />

zwar regelmäßig in Ordnung: Wenn die<br />

Marktanteile des Lieferanten und des Händlers<br />

den Grenzwert von jeweils 30 Prozent nicht<br />

überschritten und zwischen ihnen<br />

keine sogenannten Kernbeschränkungen<br />

vereinbart würden, fi elen<br />

CM-Vereinbarungen unter die einschlägigeGruppenfreistellungsverordnung<br />

für vertikale Vereinbarungen<br />

und seien vom Kartellverbot freigestellt.<br />

Bei Überschreitung der Marktanteilsgrenzen<br />

komme eine Freistellung im<br />

Einzelfall in Betracht. Zugleich betont die<br />

EU-Kommission aber, dass CM-Vereinbarungen<br />

ein Gefahrenpotenzial bergen. Sie sieht<br />

das Risiko des wettbewerbswidrigen MarktMarktausschlusses anderer Anbieter,<br />

wenn der Category<br />

Captain durch seine Einfl<br />

ussnahme auf Marketingentscheidungen<br />

des<br />

Händlers den Vertrieb<br />

von Produkten konkur-<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MaRKE<br />

Category Management<br />

rierender Anbieter beschränken oder erschweren kann.<br />

Außerdem bestehe die Gefahr einer indirekten Koordination<br />

zwischen Händlern, wenn ein Category Captain<br />

für fast alle konkurrierenden Händler eines Marktes<br />

tätig sei. Entsprechendes gelte auf Herstellerebene,<br />

wenn vertrauliche Informationen durch Vermittlung<br />

des Händlers ausgetauscht werden. Hinzu kommen<br />

mehrere von der EU-Kommission nicht ausdrücklich<br />

angesprochene Risikofaktoren, insbesondere das für<br />

einen marktbeherrschenden Category Captain geltende<br />

Verbot der missbräuchlichen Ausnutzung seiner exponierten<br />

Stellung, das in Deutschland speziell geregelte<br />

Boykottverbot sowie das Verbot, Absprachen über Endverkaufspreise<br />

zu treffen.<br />

Vor diesem Hintergrund sind Unternehmen sowohl<br />

auf Hersteller- als auch auf Handelsseite gut beraten, bei<br />

der Gestaltung von CM-Verträgen und deren Durchführung<br />

stets die kartellrechtlichen Grenzen im Auge zu<br />

behalten. Durch geeignete Vorkehrungen lässt sich das<br />

Kartellrechtsrisiko in der Praxis effektiv reduzieren.<br />

Risiko-Minimierung in der Praxis<br />

Die Erfahrung lehrt, dass die praktischen Hauptrisiken<br />

beim Category Management im unzulässigen Austausch<br />

von wettbewerbsrelevanten Informationen und<br />

in der unbilligen Behinderung von Wettbewerbern liegen.<br />

Das Bundeskartellamt dürfte aufgrund seiner aktuellen<br />

Schwerpunktsetzung auch mögliche Einschränkungen<br />

der Preissetzungsfreiheit des Handels<br />

in den Fokus nehmen.<br />

Zur Reduzierung der kartellrechtlichen Risiken<br />

empfi ehlt es sich für Handelsunternehmen, nur einen<br />

Hersteller pro Produktkategorie als Category Captain<br />

auszuwählen und CM-Vereinbarungen nur im Vertikalverhältnis<br />

mit diesem Hersteller abzuschließen. Eine<br />

solche Struktur beugt der Gefahr eines unzulässigen<br />

Informationsfl usses zwischen konkurrierenden Anbietern<br />

vor. Aus demselben Grund sollte der Category Captain<br />

vom Handelsunternehmen keine wettbewerbsrelevanten<br />

Informationen über dessen Geschäftsbeziehungen<br />

zu konkurrierenden Herstellern erhalten. Entsprechendes<br />

gilt für die wettbewerbliche Positionierung<br />

und Preisgestaltung der Eigenmarken des Händlers.<br />

Insoweit besteht die Besonderheit, dass der Händler<br />

gleichzeitig als Anbieter agiert und damit in direkten<br />

Wettbewerb zum Markenhersteller tritt. Wenn wettbewerbsrelevante<br />

Informationen über Konkurrenzprodukte<br />

weitergegeben werden, weil diese für die Erfüllung<br />

der CM-Aufgabe unerlässlich sind, sollte nach<br />

Möglichkeit durch geeignete Vorkehrungen sichergestellt<br />

werden, dass die Informationen vom Category


Captain ausschließlich projektbezogen für die Zwecke<br />

des Category Management verwendet und nicht an andere<br />

Unternehmensbereiche weitergegeben werden. In<br />

Betracht kommen dafür beispielsweise die Bildung von<br />

sogenannten „Clean Teams“, also Teams aus Mitarbeitern,<br />

die nur im Category Management tätig sind und<br />

die Informationen nicht für das operative Geschäft nutzen,<br />

oder die Einrichtung von unternehmensinternen<br />

„Chinese Walls“, also Vorkehrungen, die einen entsprechenden<br />

Informationsfluss verhindern.<br />

Um den Vorwurf einer unzulässigen Einflussnahme<br />

auf das Handelsunternehmen von vornherein zu<br />

vermeiden, sollte der Category Captain dem Händler<br />

nur rechtlich und faktisch unverbindliche Vorschläge<br />

unterbreiten. In besonderem Maß gilt dies für alle<br />

preisrelevanten Faktoren, insbesondere die Festsetzung<br />

der Endverbraucherpreise. Das Bundeskartellamt<br />

hat zuletzt wiederholt betont, dass der Händler<br />

vor allem in diesem Punkt absolut frei sein müsse.<br />

Der möglichen Beanstandung einer unzulässigen Einflussnahme<br />

auf das Produktsortiment lässt sich dadurch<br />

entgegenwirken, dass der Category Captain<br />

nicht den gesamten Regalplatz für die betreute Wa-<br />

rengruppe verplant, sondern einen gewissen Anteil<br />

von vornherein allein dem Händler überlässt. Schließlich<br />

sollte der Category Captain seine Empfehlungen<br />

stets auf sachlich richtige Daten und objektiv überprüfbare<br />

Kriterien stützen, um keinen Raum für den<br />

Vorwurf einer manipulativen Ausnutzung seiner Position<br />

zu lassen.<br />

Fazit – Kartellrecht setzt Grenzen<br />

Wie viele Augen drücken Ihre Kunden<br />

nach der BDSG-Novelle 2009 noch zu?<br />

Das Siegfried Vögele Institut veröffentlicht die Ergebnisse einer B-to-C-Studie.<br />

Als Fazit bleibt festzuhalten: Trotz seiner effizienzsteigernden<br />

Wirkung ist das Category Management aus<br />

rechtlicher Sicht nicht unbedenklich. Das Kartellrecht<br />

setzt der Kooperation zwischen Hersteller- und Handelsseite<br />

Grenzen. Dieser Schranken sollten sich die<br />

Akteure stets bewusst sein. Dabei ist die Grenzziehung<br />

leider oft nicht eindeutig, der Teufel steckt häufig<br />

im Detail. Daher gilt es, sowohl bei der vertraglichen<br />

Gestaltung der Zusammenarbeit als auch bei<br />

ihrer praktischen Durchführung sorgfältig zu prüfen,<br />

wie kartellrechtskonformes Handeln sichergestellt<br />

werden kann. von Dr. Roland Wiring<br />

Wie vertraut sind Konsumenten mit den Regeln des Bundesdatenschutzgesetzes? Welche<br />

Opt-in-Formulierung würden sie unterschreiben und welche Anforderungen stellen Sie an<br />

eine Einwilligungs-Klausel für postalische oder andere Werbung? Und was halten sie von<br />

einer Belohnung für die Opt-in-Erteilung? Wir haben es getestet und die Ergebnisse mit der<br />

juristischen Beurteilung des Test-Materials aus dem Nielsen Direct Mail Panel abgeglichen.<br />

Mehr zum Umgang mit der BDSG-Novelle 2009 und zu unsere B-to-C-Studie erfahren Sie<br />

im Workshop »Opt-in für Brief-Werbung« am 27.09.<strong>2010</strong>. Gleich anmelden.<br />

im SVI Booklet 7 »Opt-in-Generierung für Brief-Werbung«. Jetzt bestellen.<br />

www.svi-news.de


62<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

rESEarch<br />

Social-Media-Monitoring<br />

Social-Media-Monitoring –<br />

vom Kunden lernen<br />

Monitoring Ein übersichtliches Monitoring-tool liefert<br />

einen Überblick über relevante Äußerungen im Web.<br />

Systematisches Markenmonitoring bringt Kundenvertrauen. Das klingt zunächst<br />

wie eine Provokation. Denn wenn im Internet der große Lauschangriff auf alle<br />

Foren, Portale und Social-Media-Plattformen startet, fürchten viele Marketingfachleute<br />

bei ihren Zielgruppen in den Ruch der Spitzelei zu geraten. Doch dem<br />

liegt eine falsche Annahme zu Grunde: Äußerungen im Internet sind keine<br />

Flüstereien zwischen Freunden und Bekannten. Vielmehr gilt es, das Internet als<br />

das zu begreifen, was es ist: ein öffentlicher Raum. Twitter, Facebook und Co.<br />

sind heute die Treffpunkte der digitalen Gesellschaft. Wer hier das Wort ergreift,<br />

will gehört werden. Und das bedeutet für Unternehmen und Handel: Wer<br />

nicht zuhört, ignoriert die Lebenswelten und Bedürfnisse seiner Kunden. Deshalb<br />

ist die Frage längst obsolet, ob Markenanbieter sich überhaupt ein Monitoring<br />

leisten sollten. Die zentrale Frage muss hingegen lauten, wie die im Social<br />

Web gesammelten Informationen genutzt werden können, damit Unternehmen<br />

ihren Auftritt und ihre Produkte genau auf den Kunden zuschneiden können.


Mit dem Web 2.0 haben die großen Akteure einen<br />

Teil ihrer Hoheit über die Inhalte im Internet<br />

verloren. Zu Produkten und Marken<br />

wird heute getwittert und diskutiert – oft unabhängig<br />

von der Kommunikation und ohne<br />

Wissen des Anbieters. Jede Schwäche eines oft mit<br />

Millionenaufwand entwickelten und beworbenen Artikels<br />

ist Gegenstand unzähliger Threads, Posts und<br />

Themenblogs. Texte, Bilder und Videos geben heute ein<br />

deutlich vielschichtigeres Bild von Waren, Dienstleistungen<br />

und sogar Personen, als es jeder Produkttest<br />

oder Magazinbeitrag jemals leisten könnte. Gerüchte,<br />

Verleumdungen und Schmähungen gehören dazu. Sie<br />

sind Teil des großen kontinuierlichen Meinungsbildungsprozesses,<br />

an dem eine immer stärkere globale<br />

Internetgemeinschaft täglich teilnimmt.<br />

Das Urteil von Internetnutzern kann vernichtend<br />

sein. Schneller als jede Werbebotschaft verbreitet sich,<br />

dass das neueste iPhone nur in Plastikhülle richtig funkt<br />

oder dass Baden-Württembergs Ex-Ministerpräsident –<br />

statt den selbst gesetzten Englisch-Anforderungen zu<br />

entsprechen – nur radebrechen kann. Die Informationsgeschwindigkeit<br />

im Internet kann Marken, Unternehmen<br />

und Person bedrohen. Marketingverantwortlichen<br />

muss klar werden: Social Media ist keine Modeerscheinung,<br />

die sie im Rahmen von offline-orientierten Produkt-<br />

und Werbestrategien einfach aussitzen können.<br />

richtig reagieren auf die Signale aus dem Web<br />

Noch immer wird die Mediendiskussion um Social-<br />

Media-Monitoring auf einem zweifelhaften Informationsstand<br />

geführt. PR-Report beschränkte sich in seinem<br />

Beitrag Den sozialen Netzwerken auf der Spur<br />

kürzlich auf wenig mehr als die Social-Media-Zusatzangebote<br />

der klassischen Printmedien-Beobachter sowie<br />

einzelne Software-Tools. Und sogar renommierte<br />

Titel wie der Kontakter bezweifeln die Effizienz der<br />

heute angebotenen Dienstleistungen. „Eine umfassende<br />

Lösung fehlt“, titelte das Magazin in seiner jüngsten<br />

Ausgabe und liegt damit falsch. Der Beitrag argumentiert<br />

in einer Polarität von reinen Software-Anbietern<br />

und Spezialisten fürs richtige Reagieren.<br />

Unternehmen sollten von einem guten Dienstleister<br />

beides erwarten können. Gerüchte, Fehlinformationen,<br />

gefälschte Fotos und peinliche Videos müssen nicht<br />

sein. Damit sie nicht blitzschnell ein Millionenpublikum<br />

erreichen, sind Monitoring und Reputationsmanagement<br />

die Grundausstattung jeder digitalen Markenstrategie.<br />

Der generierte Informationsstrom muss in<br />

die Managementprozesse integriert sein, damit Reaktionen<br />

schnell und effektiv erfolgen können. Aber auch<br />

auf Dienstleisterseite müssen mehrere wichtige Elemente<br />

ineinander greifen: Eine skalierbare, spezialisierte<br />

Suchmaschine stellt sicher, dass Einträge in<br />

Blogs, Foren und Social-Media-Portalen zuverlässig<br />

und zeitnah gefunden werden. Eine manuelle Nachbearbeitung<br />

durch erfahrene Analysten garantiert die<br />

präzise Evaluation der Fundstellen. Reaktionsszenarien<br />

und Eskalationsstufen müssen klar definiert sein.<br />

Mit der Online-Community über das Löschen und<br />

Verändern von Inhalten zu verhandeln, erfordert Kommunikationserfahrung<br />

auch außerhalb juristischer<br />

Handlungsoptionen. Hier hat der Monitoringdienstleister<br />

eine wichtige Vermittlerfunktion. Wer sich schon<br />

einmal einen Rechtsstreit mit einem Blogger geleistet<br />

hat, weiß: Juristische Mittel sind nur die Ultima Ratio.<br />

Die Äußerungen im Internet geben in aller Regel die<br />

Meinungen und Erfahrungen von Nutzern wider. Wer<br />

MarcEl appolt,<br />

geschäftsführer der inDEca gmbh,<br />

heilbronn. Er befasst sich seit 2007 mit<br />

technik und Dienstleistungen rund um die<br />

digitale Markenführung und hat u.a. das<br />

inDEca Brand Monitoring entwickelt, das<br />

handelsketten und Markenanbieter für ihr<br />

online-reputations-Management nutzen.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

63<br />

Fotos: INDECA


64<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

rESEarch<br />

convErSation priSM<br />

von DEM US-Social-MEDia-ExpErtEn Brian SoliS<br />

Quelle: theconversationprism.com.<br />

hier als offener und verständiger Dialogpartner auftritt,<br />

erreicht langfristig eine bessere Positionierung seiner<br />

Marke. Deshalb sollte das Monitoring stets mit PR, Marketing<br />

und Produktentwicklung vernetzt arbeiten. Auch<br />

für die Führungsebene und die Bereiche Risc Management,<br />

Customer Care und HR sowie für CSR-Projekte<br />

liefert das Management zielgerechte Informationen.<br />

Reputationsmanagement bedeutet, Vertrauen in Marken<br />

und Unternehmen zu schaffen oder zurückzugewinnen.<br />

Auch wenn sich Nutzer und Blogger im Netz kompromittierend<br />

äußern, können sie wertvolle Informationen<br />

liefern. Klare Straftatbestände, die beim Monitoring<br />

aufgedeckt werden, sind natürlich ein Fall für die<br />

Rechtsabteilung des jeweiligen Unternehmens. Doch in<br />

fast allen anderen Fällen bieten die Social-Media-Portale<br />

Chancen, sich in einem rücksichtsvollen Dialog als<br />

verständiges und faires Unternehmen zu präsentieren.<br />

Zwischen Mensch und technik<br />

Social-Media-Monitoring<br />

Prozesse und Kompetenzen festzulegen, kann eine<br />

der wichtigsten Herausforderungen für ein erfolg-<br />

reiches Monitoring-Projekt sein. Ein spezialisierter<br />

Dienstleister wird beim Kunden stets mit dem Start<br />

des Monitoring-Auftrags eine umfassende Informations-<br />

und Zuständigkeitsstruktur einführen. Das<br />

Szenario der Abwehr von Imageschäden und Fehlinformationen<br />

stellt dabei sicherlich eine wichtige Anwendung<br />

des Social-Media-Monitorings dar. Für eine<br />

langfristige Markenstrategie sind andere Informationen<br />

aber viel interessanter. Denn das Internet ist ein<br />

Spiegel der Anwendererfahrungen. Kunden, die sich<br />

heute in Servicehotlines durch nervende Auswahlprozeduren<br />

und Warteschleifen quälen müssen, vertrauen<br />

ihren Frust viel eher dem Web an. Dort bringen<br />

es systematische Auswertungen schnell an den Tag:<br />

Leistet die Firmware eines Smartphones, was die<br />

Werbung verspricht? Schmeckt ein Schnittkäse den<br />

Käufern wirklich so nussig, wie der Hersteller glaubt?<br />

Was wünscht der Anwender eigentlich wirklich an<br />

Funktionen in der vermeintlich innovativen Bildbearbeitungs-Software?<br />

Wer auf die Fragen seiner Kunden<br />

im Web mit einer direkten Kommunikation reagiert,<br />

wird sicherlich Verblüffung ernten. Denn<br />

beispielsweise der Nutzer, der den Firmware-Bug im<br />

Handyforum moniert, weiß oft nicht, dass ein Update<br />

gerade bereitgestellt wurde. Der direkte Dialog zur<br />

Zielgruppe hat mit Portalen wie den VZs, Facebook<br />

oder Twitter eine neue Grundlage bekommen. Wer es<br />

ernst meint mit der in Marketinghandbüchern tausendfach<br />

beschworenen Nähe zum Kunden, muss<br />

zuhören können und selbst den Dialog suchen.<br />

Fragen wie die oben beschriebenen zu stellen und<br />

die Antwort darauf im Internet zu suchen, ist alles andere<br />

als geheimnisvolle Spitzelei im geschlossenen<br />

Kreis von online organisierten Freundeskreisen. Die<br />

technischen und personellen Anforderungen dafür<br />

sind hoch. Aber mit der Unterstützung eines professionellen<br />

Dienstleisters können Unternehmen die Chance<br />

nutzen, ein offenes Ohr am öffentlichsten aller Räume<br />

zu haben, den unsere Zeit zu bieten hat. Eindeutiges<br />

Fazit: Zu jeder langfristig angelegten Markenstrategie<br />

gehört ein systematisches Markenmonitoring im Internet.<br />

Es schafft Kundenvertrauen und nimmt Erfahrungen<br />

ernst, die bisher nur als schwer kalkulierbares und<br />

bedrohliches Rauschen im „Dickicht“ (PR-Report) des<br />

Social Web galten. Es geht um mehr, als kurzfristig im<br />

Internet die Reputation zu retten. von Marcel appolt


MARKETING<br />

BRAUCHT<br />

TARGETING<br />

NEU: Das Schober Targeting System<br />

Das Schober Targeting System umfasst alle Aspekte<br />

eines individuellen Multi-Channel-Dialogmarketings:<br />

Unser systematisches Informationsmanagement schafft<br />

Ef� zienz-Gewinne in der Neukundengewinnung, im<br />

Verkauf, in der Markenbildung und Markenbindung.<br />

www.schober.de<br />

Targeting-Strategien für Ihr Business – über Ihren<br />

Anruf freut sich Dr. Marcus Mende: 07156 304-560.


4 : <strong>2010</strong><br />

66 marke 41<br />

Praxis<br />

SEO<br />

Wie werde ich<br />

Googles<br />

cooler Freund?<br />

Der Quarterback ist der beliebteste Junge in der Schule, jeder findet ihn toll, alle<br />

wollen ihn zum Freund haben, er bekommt die hübschesten Mädchen und er sagt,<br />

wo es lang geht. Google ist dieser coole Typ, denn Google ist der Quarterback<br />

des Internets. Jeder will auf Google sein, am besten unter den Top-drei-Such -<br />

ergeb nissen. Doch wie schafft man einen „Touchdown“ bei Google? Das heißt,<br />

Nur wer die Regeln der Suchmaschinenoptimierung<br />

(SEO) beherrscht, kann bei Google punkten<br />

und so in seiner Gunst weit nach oben<br />

steigen. Mindestens 140 Millionen Suchanfragen<br />

werden täglich allein in Deutschland gestellt.<br />

Selbst wenn Unternehmen das richtige Ergebnis<br />

beziehungsweise das passende Angebot für die Suchanfrage<br />

haben, wie bringen sie Google dazu, den Ball<br />

an sie abzuspielen, damit sie bei ihrer Zielgruppe zum<br />

Zug kommen?<br />

Die werbetreibenden Unternehmen haben längst<br />

erkannt, welch immenses Potential SEO hat, und investieren<br />

verstärkt in die Suchmaschinenoptimierung.<br />

Sie alle wollen Googles Freund und unter den ersten<br />

Suchergebnissen sein. Denn wie Studien belegt haben,<br />

„nur wer oben ist, wird auch gefunden und damit geklickt“.<br />

Die meisten Nutzer nehmen nur die Spieler im<br />

oberen Feld wahr, die Spieler in den hinteren Reihen<br />

verschwinden in den Tiefen der Bedeutungslosigkeit.<br />

Denn die Nutzer wollen eine schnelle Antwort auf ihre<br />

Suchanfrage und sich nicht durch alle Ergebnisse<br />

blättern. Doch oft fehlt es den Unternehmen an SEO-<br />

Know-how, das sich auf Suchmaschinenoptimierung<br />

spezialisierte Agenturen über die Jahre aufgebaut haben.<br />

Diese SEO-Experten wissen, wie Googles Spielregeln<br />

funktionieren, und wie man die Unternehmen<br />

beziehungsweise deren Websites in Googles Blickfeld<br />

rückt. Die Suchmaschine entscheidet nach einem automatisierten<br />

Algorithmus, wer wo im Ranking für ein<br />

bestimmtes Keyword aufgestellt wird. Über 400 Kriterien<br />

fließen in die Entscheidung mit ein. Dazu zählen<br />

HEiko EckErt,<br />

online-Marketing-Evangelist,<br />

strategic consultant, bigmouthmedia.<br />

wie schafft man es, im Ranking der Suchmaschine ganz weit oben zu stehen?<br />

u.a. die Qualität der Website-Texte und Landing Pages,<br />

die Relevanz der Inhalte in Bezug auf die Suchanfrage,<br />

die Häufigkeit der Keywords (Keyword-Dichte), das<br />

Nutzerinteresse und die Qualität und Quantität der<br />

eingehenden Links auf die Website. Je mehr Leute ein<br />

Unternehmen cool finden, umso höher ist aber auch<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass auch Google das Unternehmen<br />

cool findet.<br />

Doch sollten Unternehmen beim Fair Play (WhiteHat<br />

SEO) bleiben – wer foul spielt (BlackHat SEO),<br />

kommt auf die schwarze Liste und fliegt schlimmstenfalls<br />

komplett aus dem Index der Suchmaschine<br />

raus. Wie erkennen Unternehmen, ob eine SEO-Agentur<br />

mit unseriösen Methoden arbeitet? Google mag<br />

kein Cloaking, Doorway Pages, Linkkauf und<br />

Linktausch. Wenn eine Agentur diese SEO-Praktiken<br />

empfiehlt, dann sollten Sie nicht darauf eingehen. Sie<br />

riskieren nur, von Google abgestraft zu werden, und<br />

niemand will wirklich den coolen Typen gegen sich<br />

aufbringen. Eine weitere Orientierungshilfe ist der<br />

Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW). Der<br />

unabhängige Branchenverband zertifiziert regelmäßig<br />

Agenturen im SEO und SEA (bezahlte Suche). Als<br />

Zertifizierungskriterien gelten die Erfahrung, die seriöse<br />

und professionelle Arbeitsweise, die Kundenzufriedenheit<br />

und das Engagement der Agenturen am<br />

Markt. Sie sind oft sehr nahe an Google dran, wenn<br />

Unternehmen also nicht direkt mit dem coolen Typen<br />

befreundet sind, können sie auf die Hilfe dieser professionellen<br />

SEO-Agenturen zurückgreifen und sich<br />

damit ins Spiel bringen. von Heiko Eckert


E-Journal<br />

68<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdia<br />

Targeting<br />

Wir kriegen sie alle<br />

Nie war Qualität so wichtig. Trotz wachsender Internetnutzung und steigenden<br />

Online-Budgets wird eines immer deutlicher: Die Fragmentierung frisst das<br />

Nutzungswachstum einzelner Internetseiten, die Werbespendings werden auf<br />

immer mehr Plattformen verteilt. Die logische Konsequenz dieser Entwicklung<br />

war die Konsolidierung einiger Vermarkter im letzten Jahr – nun muss die<br />

Priorität auf dem Thema Werterhalt liegen.


Budgets durch Rabatte zu binden, geht nur so lange<br />

gut, wie die Produkte sowohl inhaltlich als<br />

auch in punkto Reichweite überzeugen und so die<br />

gewünschten Kampagnenziele erreicht werden.<br />

Dort, wo Inhalte nicht kontinuierlich hochwertig<br />

sind, leidet die Nutzung – eine reine Umfeldplanung<br />

wird dann sehr aufwendig. Die an einem Thema interessierten<br />

Nutzer informieren sich auf einer Vielzahl von<br />

Websites, insofern sind spitzere Zielgruppen mit ausreichend<br />

Reichweitenpotenzial immer seltener auf einem<br />

einzigen Online-Angebot zu finden. Die vermeintliche<br />

Alternative – undifferenziert Reichweite günstig in Netzwerken<br />

einzukaufen – ist bei näherer Betrachtung keine<br />

attraktive Option: Aufgrund hoher Streuverluste müssen<br />

Kunden extrem viel Werbedruck aufbauen, um ihre Zielgruppe<br />

in ausreichender Kontaktdosis zu erreichen. Was<br />

effizient erscheint, ist häufig nicht effektiv, weil die Performance<br />

der Kampagne unter der oft geringeren Qualität<br />

der Web-Seiten, deren Nutzerstrukturanteil sowie der<br />

Platzierung der ausgespielten Werbemittel leidet.<br />

Effizienz durch reichweite und Qualität<br />

Durch Targeting – also die Aussteuerung von Online-<br />

Werbung an definierte Zielgruppen – können die Begriffe<br />

Qualität, Reichweite und Planbarkeit perfekt in Einklang<br />

gebracht werden. Selbstverständlich werden<br />

Internetseiten auch bei klassischen Umfeldbuchungen so<br />

ausgewählt, dass Nutzerstruktur und Planzielgruppe sich<br />

weitestgehend decken. Doch ausgefeilte Targeting-Methoden<br />

können mehr: Das besonders erprobte „Predictive<br />

Behavioural Targeting“ (PBT), bei dem durch statistische<br />

Modelle Nutzergruppen errechnet werden, die eine hohe<br />

Affinität zu bestimmten Interessengebieten haben, geht<br />

weg von bestimmten Umfeldern und konzentriert sich<br />

ausschließlich auf das Surfverhalten von Nutzern. Dieses<br />

wird bei einzelnen Usern analysiert, um im zweiten<br />

Schritt anonymisiert auf Nutzergruppen zu schließen, die<br />

sich auf ähnlichen oder gleichen Internetseiten bewegen<br />

und somit für gleiche Inhalte interessieren. So ist es auch<br />

möglich, affine Nutzer zu erreichen, wenn sich diese<br />

nicht in einem thematisch passenden Umfeld bewegen.<br />

Ein Beispiel: Der Sportbegeisterte, der sich durch mehrere<br />

Besuche auf Internetangeboten zum Thema Sport und<br />

Fitness als sportaffin auszeichnet, kann so eben auch bei<br />

der Recherche eines tagesaktuellen Artikels auf einer<br />

Nachrichtenseite zielgerichtet mit passender Werbung<br />

angesprochen werden (siehe Abbildung 1).<br />

Frank HErold,<br />

Geschäftsführer adaudience.<br />

in der Zeit von 2007 bis 2009 war er bei<br />

iP deutschland, zunächst leiter interactive<br />

Solutions, später Verkaufsdirektor<br />

interactive.<br />

„Targeting ermöglicht nicht nur die effizientere,<br />

sondern auch effektivere Planung<br />

von Online-Kampagnen. Die streuverlustreduzierte<br />

Auslieferung von Werbung an<br />

die individuelle Zielgruppe des Kunden<br />

sorgt für eine erhöhte Branding-Wirkung und steigert<br />

in letzter Instanz auch die Kaufbereitschaft.“<br />

CHriStian ZiMMEr,<br />

ManaGinG dirECtor iSobar GErMany<br />

Extrem spannend dabei ist die Kombination von<br />

mehreren Targeting-Kriterien: Hier können neben den<br />

Affinitätsmerkmalen auch soziodemografische Kriterien<br />

genutzt werden, die beim PBT via Fragebogen direkt<br />

auf den Internetseiten erhoben werden. Bei der<br />

Kombination von Merkmalen muss man das Reichwei-<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

69<br />

Foto: ©iStockphoto.


70<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MEdia<br />

Targeting<br />

tenpotenzial im Auge behalten, das mit<br />

jedem verknüpften Kriterium sinkt –<br />

Ausgangspunkt sollte daher eine möglichst<br />

große Grundgesamtheit sein. Um<br />

darüber hinaus beste Kampagnenwerte<br />

zu erhalten, ist die inhaltliche Qualität<br />

der Websites ausschlaggebend, auf denen<br />

die Werbemittel ausgespielt werden. Diese<br />

zwei Schlüsselkriterien vereint das in<br />

diesem Jahr gegründete Vermarktungs-<br />

Joint-Venture AdAudience, das mit 80<br />

Prozent Netto-Reichweite auch in spitzen<br />

Zielgruppen eine relevante Menge an<br />

Usern erreicht. Und das auf redaktionell<br />

betriebenen Qualitätsangeboten. Hochwertige Inhalte<br />

garantieren eine besonders affine Zielgruppe, die sich<br />

durch großes Produktinteresse auszeichnet und somit<br />

auch intensiver auf Werbung reagiert – das wiederum<br />

hat unmittelbare Auswirkungen auf die Effektivität der<br />

Kampagne. Targeting-Kampagnen in einem qualitativ<br />

hochwertigen und gleichzeitig reichweitenstarken Netz-<br />

abbildUnG 1: bildUnG Von aFFinitätEn dUrCH SUrFVErHaltEn<br />

Quelle: nugg.ad aG predicitve behavioural targeting.<br />

„Umfeld- und Targeting-Buchungen<br />

ergänzen sich perfekt und werden<br />

die Online-Planung maßgeblich beeinflussen.<br />

Hochwertige Umfelder garantieren Qualität<br />

und Zielgruppenpassung, Targeting ermöglicht<br />

eine streuverlustreduzierte Ansprache auf Zielgruppen-Ebene.<br />

Hinzu kommt die Möglichkeit von<br />

Kontaktklassen-Buchungen, die wir schon seit<br />

einiger Zeit aus anderen Gattungen kennen.“<br />

PaUl MUdtEr,<br />

VorSitZEndEr dES oVk<br />

werk bieten ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Werden die gewählten Kriterien auch noch durch weitere<br />

Daten aus Quellen wie dem Nielsen-Home-Panel<br />

oder Branding-Websites angereichert, verbessern sich<br />

die Kampagnenwerte nochmals relevant (siehe Abbildung<br />

2). Neben direkt messbaren Kriterien zur Kampagnenperformance<br />

wie Klickraten oder Order zeigen<br />

Marktforschungsergebnisse, dass auch die Werbe-Awareness<br />

sowie die Kaufbereitschaft von beworbenen Produkten<br />

bei Kampagnen mit Targeting deutlich gesteigert<br />

werden können – zum Teil mit Steigerungsraten von<br />

über 50 Prozent in affinen Zielgruppen.<br />

Umfeld und Zielgruppe – das online-dreamteam<br />

Eines bleibt klar: Targeting ersetzt keine klassische<br />

Umfeldplanung, es ergänzt sie aber perfekt. Für die<br />

direkte Umfeldbuchung sprechen die interessierten<br />

User, die sich mit dem gewählten Inhalt beschäftigen<br />

und thematisch passende Werbung zu sehen bekommen.<br />

Durch die hohe redaktionelle Qualität der Web-<br />

Seiten bietet sich dem Werbekunden ein hochwertiges<br />

Umfeld für seine Botschaft – darüber hinaus kann die<br />

Ausspielung nach seinen Qualitätsstandards gesteigert<br />

und bestimmte Online-Angebote gemieden werden.<br />

Der große Vorteil einer Buchung mit Targeting liegt<br />

darin, produktaffine Konsumenten eben auch auf den<br />

Websites zu erreichen, wo sie nicht zwingend einen<br />

direkten Bezug zum beworbenen Produkt haben – häufig<br />

wird die Werbung dort sogar positiver aufgenommen.<br />

Im Unterschied zu Umfeldbuchung und Targeting<br />

gibt es bei reinen Netzwerkbuchungen meist weder


einen direkten Bezug zum Umfeld noch zur Affinität<br />

der Nutzer, sodass ein erhöhter Werbedruck notwendig<br />

ist, um die gewünschten Kontakte zu erzielen.<br />

Verknüpft man Targeting mit hochwertigen Inhalten,<br />

werden Nutzer nicht nur effizienter sondern auch effektiver<br />

erreicht – so rechtfertigt sich ein Preislevel gegenläufig<br />

zur Nachfrage nach Performance-Buchungen. Damit<br />

das auch in Zukunft so bleibt, muss sich der Targeting-Markt<br />

stetig weiterentwickeln. Denn Targeting bezeichnet<br />

nicht nur eine ausgefeilte Technik, die auf<br />

komplexen statistischen Modellen aufsetzt, sondern auch<br />

die Idee, Anforderungen und Bedürfnisse von Kunden<br />

zu verstehen und in die Praxis umzusetzen.<br />

neuartiger ansatz zur Zielgruppenoptimierung<br />

Ein Beispiel hierfür ist ein neuartiger Ansatz zur Zielgruppenoptimierung.<br />

Gemeinsam mit Kunden bestimmt<br />

man anhand definierter Parameter die Zielgruppe,<br />

also potenzielle Konsumenten. Die Werbung<br />

wird dann an „statistische Zwillinge“ ausgespielt, die<br />

im Vorfeld positiv auf die Werbemittel der Kampagne<br />

reagiert haben. Dieses Vorgehen sorgt für beste Kampagnenergebnisse,<br />

da die individuelle Zielgruppe die<br />

Werbung nicht nur besser wahrnimmt und akzeptiert,<br />

sondern im zweiten Schritt auch erhöhte Reaktionen<br />

aufweist. Diese Technik muss nicht zwingend auf Nutzerreaktionen<br />

in Form von Klicks abzielen, sondern<br />

kann je nach Anforderung der Kampagne auch User<br />

fokussieren, die sich durch hohe Verweildauer auszeichnen<br />

oder direkt gekauft haben. Ein weiterer spannender<br />

Ansatz ist, Kontaktklassen zu optimieren – im<br />

TV-Geschäft längst die Regel. Dieser Ansatz baut auf<br />

der in der Online-Werbung weit verbreiteten Technik<br />

des Frequency Capping, der Begrenzung der Werbemittelkontakte<br />

pro Besucher einer Website, auf. Eine<br />

Dosis von drei bis acht Kontakten hat sich je nach Kampagne<br />

und Mediaziel als optimal erwiesen. Wird die<br />

maximal sinnvolle Anzahl an Werbemittelkontakten<br />

für einen Nutzer erreicht, werden weitere Kontakte<br />

technisch unterbunden. Um auch diejenigen User ausreichend<br />

häufig zu erreichen, die nur einen oder zwei<br />

Kontakte aufweisen, kann mittels Targeting die Wahrscheinlichkeit<br />

errechnet werden, ob und wann diese<br />

Nutzer im gebuchten Netzwerk erneut aktiv werden.<br />

So wird die Wirksamkeit einer Kampagne sicherge-<br />

abbildUnG 2: daS ErFolGSrEZEPt –<br />

diE koMbination VErSCHiEdEnEr datEnQUEllEn<br />

das Erfolgsrezept der Echtzeit-Predictions ist die kombination verschiedener<br />

datenquellen. Pbt verwendet nicht nur daten aus dem Surfverhalten von<br />

Usern, sondern bezieht befragungsdaten als zusätzliche Quelle in sein<br />

Messverfahren mit ein. diese Verknüpfung liefert geschätzte angaben zu<br />

Soziodemografie, Geschlecht und Produktinteressen und lässt targeting auch<br />

für außergewöhnliche Zielgruppen wie beispielsweise. die „lohas“ und im<br />

FMCG-bereich zu. Je nach kunde und kampagne können neben dem klickverhalten<br />

zusätzliche datenquellen wie befragungsdaten, das nielsen-Homescan-<br />

Panel, brand-Websites und diverse weitere Partner genutzt werden.<br />

Quelle: nugg.ad aG predicitve behavioural targeting.<br />

stellt, ohne dass gebuchtes Mediavolumen durch zu<br />

wenige oder zu viele Nutzerkontakte verpufft. Auch<br />

hier spielt das Thema Reichweite wieder eine zentrale<br />

Rolle: Je größer das Netzwerk ist, in dem die entsprechende<br />

Targeting-Kampagne läuft, desto höher ist also<br />

die Wahrscheinlichkeit, potenzielle Konsumenten<br />

identifizieren und mit einer optimalen Anzahl an Werbekontakten<br />

versorgen zu können.<br />

Dies sind nur zwei aus einer Vielzahl von innovativen<br />

Produktideen, die Targeting möglich macht.<br />

Aber auch ohne diese speziellen Ansätze rückt die<br />

Zielgruppenplanung im Internet immer weiter in den<br />

Fokus. Die genaue Identifikation von Nutzergruppen<br />

sowie die Möglichkeit der anonymisierten statistischen<br />

Hochrechnung setzen neue Standards in Effektivität<br />

und Performance. Zielgruppen lassen sich nicht<br />

nur exakt identifizieren, sondern auch in optimaler<br />

Frequenz erreichen. Weil es zusätzlich noch gelingt,<br />

in reichweitenstarken Netzwerken aus qualitativ hochwertigen<br />

Umfeldern mit einer einzigen Buchung affine<br />

Nutzer zu erreichen, sollte Targeting in keinem<br />

Mediaplan fehlen. von Frank Herold<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

71


E-Journal<br />

72<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

KaMPagnE<br />

ghd<br />

Crossmedia – vom Modewort zur<br />

Königsdisziplin der Planung<br />

„She’s got the look“! Mit diesem Claim eroberte im vergangenen Jahr<br />

die Marke ghd (good hair days) den deutschen Haarstyling-Markt.<br />

Der Clou: Das britische Unternehmen setzte beim<br />

Launch exklusiv auf die Sendermarke ProSieben<br />

– ghd wurde rund um das Casting-Format Popstars<br />

in Szene gesetzt. Das individuelle Konzept<br />

war crossmedial vernetzt und umfasste unterschiedliche<br />

Sonderwerbeformen und Sponsorings in<br />

TV wie Online sowie eine Lizenzvereinbarung.<br />

So wurde das TV-Sponsoring beispielsweise durch<br />

Promo-Stories ergänzt, in denen der Popstars-Stylist<br />

anhand von ghd-Produkten an ausgewählten Teilnehmerinnen<br />

der Casting-Show demonstrierte, wie sie sich<br />

für die Bühne optimal stylen können. Zusätzlich wur-<br />

den die Promo-Stories auch ins Internet auf ProSieben.de<br />

verlängert. Verschiedene Online-Werbeformen wie<br />

ein Online-Special auf ProSieben.de und das Sponsoring<br />

der Online-Ausstrahlung von Popstars sorgten für<br />

zusätzliche Aufmerksamkeit in der Zielgruppe.<br />

Im Dienste der Marke<br />

Mit der Kampagne zielte ghd vor allem auf Frauen zwischen<br />

20 und 39 Jahren. Ein Segment, in dem Popstars<br />

über alle Staffeln hinweg stets überdurchschnittlich


hohe Marktanteile erzielt. Das Ergebnis der Begleitforschung<br />

bestätigte den crossmedialen Ansatz: Bei den<br />

Werbeindikatoren Markenbekanntheit, Werbeerinnerung<br />

und Image wurde ein signifikanter Zuwachs verzeichnet<br />

– und das, obwohl Popstars das einzige TV-<br />

Werbeumfeld war. Vor allem bei den Stammseherinnen<br />

der Sendung zeigte sich eine starke Wirkung. Damit<br />

war die erfolgreiche Positionierung der Marke im deutschen<br />

Markt gelungen – und Crossmedia hatte einmal<br />

mehr gezeigt, was es im Dienste der Marke zu leisten<br />

vermag.<br />

Terminus und Anspruch sind längst nicht mehr<br />

neu. Crossmedia zählt schon seit einigen Jahren zu<br />

den Standardbegriffen der Markeninszenierung und<br />

Mediaplanung. Allerdings ist auch hier nicht alles<br />

Gold, was glänzt. Häufig werden noch immer verschiedene<br />

Maßnahmen beliebig zusammengewürfelt<br />

und darüber das Etikett „vernetzt“ geklebt. Crossmedia<br />

aber ist mehr und setzt für eine wirkungsvolle<br />

Umsetzung Konsequenz, Erfahrung und Kompetenz<br />

voraus. SevenOne Media hat deshalb im vergangenen<br />

Jahr mit der SevenOne AdFactory ein Schwesterunternehmen<br />

für integrierte 360-Grad-Lösungen gegründet.<br />

Die AdFactory setzt dort an, wo klassische Vermarktung<br />

aufhört. Gemeinsam mit Agenturen und<br />

Kunden entwickelt sie crossmediale Konzepte – maßgeschneidert<br />

und passend zum Programm.<br />

Konsequente Planung in sechs Phasen<br />

Der Erfolg der ghd-Einführung war kein Zufallsergebnis.<br />

Vernetzte Kommunikationslösungen müssen gezielt<br />

geplant werden, um die gegenseitigen Wirkungsmechanismen<br />

der involvierten Werbeträger optimal<br />

auszuschöpfen. Im Mittelpunkt dieser 360-Grad-Planung<br />

stehen dabei immer die Marke und die Frage, wie<br />

diese über alle Plattformen und Kanäle optimal inszeniert<br />

werden kann.<br />

MaltE HIlDEbranDt,<br />

Vorsitzender der geschäftsführung<br />

SevenOne adFactory gmbH;<br />

Direktor Marketing<br />

SevenOne Media gmbH.<br />

Konsequente Markenführung durchläuft sechs<br />

Phasen: Erst müssen die Zielgruppen und Marktpotenziale<br />

identifiziert werden, dann geht es um die<br />

Positionierung der Marke, ihre Werte und Gefühlswelten<br />

im Wettbewerbsumfeld. Dann wird überlegt,<br />

welche Themen und welchen Content die Marke besetzen<br />

kann. Der nächste Schritt ist die zentrale<br />

Markenbotschaft, die kreative Idee. Daraufhin wird<br />

die Inszenierung der Idee, das Eventising, entwickelt<br />

und am Schluss erfolgt die Konvertierung der Marke,<br />

also der Absatz.<br />

In all diesen Phasen können und sollten die Medien<br />

mit ihrer Kompetenz für Themen und Content involviert<br />

werden. Je früher alle beteiligten Parteien<br />

zusammenkommen, desto integrierter und konsequenter<br />

können die einzelnen Werbeträger aufeinander abgestimmt<br />

werden. Das mag banal klingen, ist aber auch<br />

nach Jahren der crossmedialen Planung noch eine der<br />

höchsten Hürden.<br />

Viel aufmerksamkeit mit Vernetzung<br />

Die kreativen 360-Grad-Lösungen der SevenOne Ad-<br />

Factory kombinieren bis zu zwölf verschiedene Plattformen.<br />

Damit decken wir das gesamte multimediale<br />

Spektrum ab – neben TV, Online und mobilen<br />

Diensten auch Lizenzen, Product Placement, Testimonials<br />

und Events. Das eröffnet vielseitige Anknüpfungspunkte<br />

für einen Dialog mit den Konsumenten.<br />

Beispiel Germany’s Next Top-Model: Die aufmerksamkeitsstarke<br />

Plattform nutzten auch in diesem Jahr<br />

wieder zahlreiche Partner für vernetzte Markeninszenierungen,<br />

die sich nicht nur auf klassische<br />

Standardformate beschränkten. So konnten neben<br />

klassischen Spots und Sonderwerbeformen für die<br />

Siegerin Alisar auch Werbeverträge mit Maybelline<br />

Jade und C&A vereinbart werden. Maybelline Jade<br />

verlängerte die TV-Promo-Stories mit Schminktipps<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

73<br />

Fotos: ©iStockphoto; SevenOne Media


74<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

KaMPagnE<br />

ghd<br />

über Video-Ads in den Video-Podcast und das Catchup-Angebot<br />

zu Germany’s Next Topmodel.<br />

Sonderwerbeformen als Wirkungsverstärker<br />

Einen wesentlichen Erfolgsbeitrag im Rahmen dieser<br />

Konzepte leisten die Sonderwerbeformen. Diese<br />

sind enorm aufmerksamkeitsstark, da sie deutlich<br />

hervorstechen und sich von klassischen Werbeformen<br />

abheben. Gleichzeitig sind sie meist sehr nah<br />

am Programm oder dem Content und individuell<br />

gestaltet. Das schlägt sich natürlich in Wirkungsbarometern<br />

wie Werbeerinnerung und Markenbekanntheit<br />

deutlich nieder.<br />

Aber auch auf diesem Terrain sind Fingerspitzengefühl<br />

und Know-how gefragt, denn Sonderwerbeformen<br />

haben klare Profile. Sie wirken nicht alle<br />

gleich, sondern besitzen spezifische Kompetenzen.<br />

Das heißt für die Planung: Wie viele und welche Sonderwerbeformen<br />

einzusetzen sind, hängt von der<br />

konkreten Zielsetzung der Kampagne ab. So verfügen<br />

Cut-ins und Program-Splits über eine besonders hohe<br />

Aufmerksamkeitsstärke, werden allerdings auch als<br />

„laut“ empfunden. Sympathischer sind den Zuschauern<br />

Splits an Scharnierpositionen wie etwa im Abspann.<br />

Steht dagegen die Informationsvermittlung<br />

im Vordergrund, so ist die Promo-Story die Sonderwerbeform<br />

der Wahl.<br />

Fazit – teamwork statt Silo-Denken<br />

Fazit: Crossmedia ist längst kein Modewort mehr, sondern<br />

Planungsrealität. Inzwischen gibt es auch zahlreiche<br />

Studienergebnisse, die die Wirkungssteigerung<br />

durch die Vernetzung mehrerer Plattformen und Medien<br />

– allen voran TV und Online – eindrücklich belegen.<br />

Die Anforderungen an alle Beteiligten aber sind hoch<br />

und setzen viel Erfahrung und Kompetenz sowie Kooperation<br />

voraus. Leider scheiterten gerade am mangelnden<br />

Teamwork und tradierten Silo-Denken noch immer<br />

viele Konzepte. Um in der digitalen Welt zu bestehen,<br />

sollten Werbungtreibende daher vor allem eines beherzigen:<br />

Unternehmen, die ihre Marken ganzheitlich führen<br />

wollen, müssen frühzeitig mit den Medien reden,<br />

um affine Themenwelten exklusiv besetzen zu können.<br />

Dann kann Crossmedia vom Modewort zu einem wirkungsvollen<br />

Ansatz, zur Königsdisziplin der Kommunikationsplanung<br />

werden. von Malte Hildebrandt


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76<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Service<br />

Tour d’horizon von Wolfgang K.A. Disch<br />

„Wie Marken wirken.<br />

impulse aus der Neuroökonomie<br />

für die Markenführung“<br />

Mit 20 Beiträgen von 30 Autoren, herausgegeben von Manfred Bruhn und<br />

Richard Köhler im Auftrag der G·E·M Gesellschaft zur Erforschung des<br />

Markenwesens und mit Unterstützung durch den Markenverband.<br />

In der Anwendung neurowissenschaftlicher Methoden wird die Möglichkeit<br />

gesehen, konsumentenspezifische Erkenntnisse zu gewinnen, die Marketingforschern<br />

und -praktikern durch den Einsatz klassischer Marktforschungsmethoden<br />

verborgen blieben. So konnte in Studien z.B. nachgewiesen werden, dass starke<br />

Marken spezifische neuronale Effekte hervorrufen, die mit den klassischen Methoden<br />

der Markenforschung bisher nicht identifiziert werden konnten. Dies<br />

deutet darauf hin, dass die herkömmliche Markenforschung um Erkenntnisse aus<br />

der Hirnforschung künftig zu ergänzen ist.<br />

Aus dem vorwort der Herausgeber Manfred Bruhn und richard Köhler


grundlagen der Neuroökonomie für die<br />

Markenführung<br />

Die bisher vorliegenden Anregungen der Neurowis-<br />

1. senschaften für die Markenführung konzentrieren<br />

sich auf drei Schwerpunkte:<br />

• die Rolle der Emotionalisierung für den Aufbau starker<br />

Marken<br />

• die Entlastungs- und Belohnungsfunktion starker<br />

Marken<br />

• die Problematik der Schaffung einer „Markenpersönlichkeit“.<br />

Die Neuroökonomie liefert der Markenführung wichtige<br />

Impulse, insbesondere für das genauere Verständnis,<br />

welche Vorbedingungen erfüllt zu sein haben,<br />

damit es zur Entwicklung starker Marken kommt. Die<br />

Bedeutung von Emotionen und empfundenen Belohnungen<br />

für den Markenerfolg wird nicht nur bestätigt,<br />

sondern im Einzelnen genauer erkennbar, was für die<br />

praktische Umsetzung hilfreich ist.<br />

Wünschenswert wäre es für die Zukunft, dass dabei<br />

verstärkt auch Untersuchungen von Business-to-<br />

Business-Beziehungen durchgeführt werden, um etwaige<br />

Unterschiede zum Konsumgüterbereich (z.B. bei<br />

der Gewichtung von emotionaler und kognitiver Ansprache)<br />

herauszuarbeiten.<br />

richard Köhler und Manfred Bruhn:<br />

Neuroökonomie als interdisziplinärer Ansatz für<br />

Wissenschaft und Praxis<br />

Es konnte der Nachweis erbracht werden, dass Mar-<br />

2. ken zwei Effekte im Gehirn auslösen: Zum einen<br />

führen sie zu einer Entlastung von kortikalen Strukturen,<br />

die eher mit dem rationalen Entscheiden assoziiert<br />

werden. Dieser Effekt manifestiert sich z.B. auch<br />

darin, dass Kunden davon berichten, ihnen falle eine<br />

Entscheidung leichter, wenn eine starke Marke in den<br />

Entscheidungsprozess integriert wird. Zum anderen<br />

führen starke Marken aber auch zu einer signifikanten<br />

Mehraktivierung in den Hirnstrukturen, die mit der<br />

Integration von Emotionen in Entscheidungsprozesse<br />

verbunden werden. Starke Marken führen nicht zu<br />

einer Entlastung des gesamten Gehirns. Vielmehr legen<br />

sie den Schalter von rational auf emotional um.<br />

WolfgANg K.A. DiScH,<br />

Autor dieser Tour d'horizon,<br />

verleger aus Hamburg,<br />

Begründer des Marketing Journal.<br />

Dieser zweite Effekt der Emotionalisierung durch eine<br />

starke Marke ist den meisten Kunden nicht bewusst.<br />

Peter Kenning:<br />

fünf Jahre neuroökonomische forschung –<br />

eine Zwischenbilanz und ein Ausblick<br />

Die vor knapp zehn Jahren gestartete neuroökono-<br />

3. mische Forschung an der Universität Münster kann<br />

insofern als bahnbrechend bezeichnet werden, als sie<br />

sich eines zuvor in der Hirnforschung eher vernachlässigten<br />

Forschungsrätsels angenommen hat, nämlich:<br />

Was ist Marke, und wie wirkt sie im Gehirn des Menschen?<br />

Den Ausgangspunkt unserer neurowissenschaftlichen<br />

Markenforschung im Marketing Centrum Münster<br />

– in Kooperation mit der Universitätsklinik – bildete<br />

ein grundlegender Wandel im Markenverständnis,<br />

und zwar vom senderorientierten zum empfängerorientierten<br />

Markenbegriff.<br />

Die Aufgabe der Markenführung kann es nicht<br />

sein, Marken zu machen oder die Markenbildung unter<br />

Kontrolle zu nehmen – das wäre eine Anmaßung von<br />

Kompetenz. Es geht vielmehr darum, Einflüsse auf die<br />

Markenbildung zu steuern. Damit die Marke im Sinne<br />

der Unternehmensziele an Stärke gewinnt, sind die<br />

Einflüsse nicht allein auf Markenbekanntheit und Markenimage<br />

auszurichten, sondern vor allem auf die Markensubstanz.<br />

Damit lauten die vier zentralen Fragen der Markenführung<br />

an die Neurowissenschaften wie folgt:<br />

• Wie entsteht Marke im Gehirn des Menschen?<br />

• Woran kann man genau erkennen, ob eine Marke<br />

stark oder nur schwach ist?<br />

• Warum entstehen starke Marken in den Köpfen der<br />

Menschen?<br />

• Kann die Bildung einer starken Marke zielorientiert<br />

beeinflusst werden?<br />

Dieter Ahlert und Marco Hubert:<br />

offene fragen der Markenführung an die<br />

neurowissenschaftliche Markenforschung<br />

2 : 2008<br />

marke 41<br />

77


78<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Service<br />

Tour d’horizon von Wolfgang K.A. Disch<br />

Methoden der Neuroökonomie für die<br />

Markenführung<br />

Das Gehirn als Entscheidungsorgan ist so komplex,<br />

4. dass die Hoffnung einer einfachen Erklärung des<br />

Konsumentenverhaltens überzogen ist. Gleichwohl<br />

können Arbeiten im Bereich der Consumer Neuroscience<br />

wertvolle Beiträge für die Konsumentenverhaltensforschung<br />

leisten. Aktuell werden die ersten Erkenntnisse<br />

noch durch geringe Fallzahlen, fehlende<br />

Replikationen und methodische Fragen limitiert. Man<br />

sollte sie daher vorsichtig interpretieren und nicht metaphorisch<br />

überstrapazieren.<br />

Auch ist das Forschungsgebiet durch relativ hohe<br />

Eintrittsbarrieren nicht nur in methodischer, sondern<br />

auch in fachlicher Hinsicht gekennzeichnet. Die Anzahl<br />

der verfügbaren Technologien (z.B. fMRT-Scanner)<br />

ist begrenzt und deren Nutzung oft mit hohen<br />

Kosten verbunden. Zudem gibt es ethische Grenzen,<br />

die zu beachten sind.<br />

Insgesamt zeigt sich aber, dass die Integration neurowissenschaftlicher<br />

Methoden und Erkenntnisse in<br />

die Marketingforschung keinen revolutionären Angriff<br />

auf bestehende, etablierte Ansätze darstellt, sondern<br />

vielmehr eine fruchtbare Weiterentwicklung ihrer Methoden<br />

zur Untersuchung des Konsumentenverhaltens<br />

bildet. Sie greift damit eine Idee auf, die bereits vor<br />

vielen Jahren von Kroeber-Riel formuliert wurde, vielleicht<br />

aber zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit<br />

geraten ist.<br />

Dieter Ahlert und Marco Hubert:<br />

consumer Neuroscience – Anwendung und Nutzen<br />

neurowissenschaftlicher Mess- und Analysemethoden<br />

in der Konsumentenverhaltensforschung<br />

Marketingforscher sind vor allem daran interes-<br />

5. siert, zu erfahren, wie Markenabbildungen, Markenwahlprozesse<br />

oder berühmte Personen in der Werbung<br />

Hirnaktivitäten auslösen. Auch wenn<br />

mittlerweile hierzu vielfältige Untersuchungsergebnisse<br />

vorliegen, so sind die Verfahren nach wie vor<br />

kostspielig (ca. 300 Euro pro Proband), verlangen einen<br />

hohen wissenschaftlichen Aufwand und sind nur bei<br />

kleinen Stichproben durchführbar.<br />

Der u.E. schwerwiegendste Nachteil ist, dass diese<br />

Verfahren nicht am Point-of-Sale (also am Point-of-<br />

Decision) eingesetzt und (noch) nicht bei der Wirkungsmessung<br />

von längeren Werbespots verwendet<br />

werden können. Daher sind die psychophysiologischen<br />

Experimente, die einfach und günstig zu erfassende<br />

Indikatoren wie Herzschlagrate oder Elektrodermale<br />

Aktivität erfassen, nach wie vor, insbesondere für Feldversuche<br />

mit größeren Stichproben, unabdingbar.<br />

Andrea gröppel-Klein:<br />

Psychophysiologie und Konsumentenverhaltensforschung<br />

Die bislang durchgeführten Experimente haben<br />

6. gezeigt, dass Marken gemäß ihrer Präferenz zu abgestuften<br />

Aktivierungsmustern im Gehirn führen. Es<br />

hat sich weiter gezeigt, dass die Validität von abgefragten<br />

Maßen durch die Korrelation mit der Gehirnaktivierung<br />

sinnvoll beurteilt werden kann. Voraussetzung<br />

dafür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Neuropsychologen<br />

auf der einen und Marktforschern auf der<br />

anderen Seite. Erst dadurch ist es möglich, ergiebige<br />

Testdesigns zu entwickeln und die Ergebnisse sachgerecht<br />

zu interpretieren.<br />

Die Interpretation sollte jedoch mit der gebotenen<br />

Vorsicht geschehen. Dies ist schon wegen der geringen<br />

Stichprobengrößen notwendig, die bei solchen Versuchen<br />

üblich sind. Sie ist aber auch erforderlich, weil<br />

für die Zuordnung konkreter psychischer Funktionen<br />

zu bestimmten Hirnarealen teilweise noch zu wenig<br />

gesicherte Erkenntnisse vorliegen.<br />

Doch bei aller Vorsicht wurden die Ergebnisse doch<br />

als so lohnend empfunden, dass derzeit weitere Experimente<br />

zu Validierung von Maßen vorbereitet werden,<br />

welche in der Werbewirkungsforschung eingesetzt<br />

werden.<br />

raimund Wildner und lutz Jäncke:<br />

validierung von Messinstrumenten für die Markenstärke mit<br />

bildgebenden verfahren<br />

ergebnisse der neuroökonomischen forschung<br />

für die Markenführung<br />

Das Belohnungssystem des Menschen ist entschei-<br />

7. dend für seine Motivation und Entscheidungsprozesse.<br />

Ein besseres Verständnis dieser Strukturen in<br />

Hinblick auf ihre Beteiligung im Konsumentenverhalten<br />

wird es erlauben, präzisere Theorien über Produktwahrnehmungen<br />

und -entscheidungen zu formulieren.<br />

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die neuen neurophysiologischen<br />

Methoden, wie die funktionelle Magnetresonanztomographie,<br />

eine routinierte Rolle in der<br />

Marktforschung spielen werden oder hauptsächlich<br />

von akademischem Interesse bleiben werden.<br />

Um die Kosten dieser Methoden zu rechtfertigen,<br />

muss zunächst gezeigt werden, dass sie einen wirklichen<br />

zusätzlichen Nutzen für Unternehmen liefern.


Neue Impulse<br />

Das noch junge Forschungsfeld der Neuroökonomie<br />

untersucht die Wirkungen<br />

von Marketingstimuli auf der neuronalphysiologischen<br />

Ebene mit dem Hauptziel,<br />

das Verhalten der Konsumenten besser<br />

zu verstehen. Der Sammelband zeigt<br />

den aktuellen Stand der Entwicklung und<br />

liefert Praktikern wichtige Impulse für<br />

eine effizientere Markenführung.<br />

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Expl. 978-3-8006-3723-2<br />

Bruhn/Köhler (Hrsg.), Wie Marken wirken<br />

Impulse aus der Neuroökonomie für<br />

die Markenführung<br />

<strong>2010</strong>. IX, 335 Seiten.<br />

Gebunden € 49,80<br />

Neuroökonomie<br />

und Markenführung.<br />

Die Themenschwerpunkte<br />

n Grundlagen der Neuroökonomie<br />

für die Marken führung<br />

n Methoden und Forschungsergebnisse<br />

der Neuro ökonomie für die<br />

Markenführung<br />

n Praktische Erfahrungen mit<br />

neuroökonomischen Erkenntnissen<br />

und Methoden<br />

n Ethische Fragen der Neuroökonomie<br />

Bei schriftlicher oder telefonischer Bestellung haben Sie das Recht, Ihre Bestellung<br />

innerhalb von 2 Wochen nach Absendung ohne Begründung in Textform (z.B. Brief,<br />

Fax, Email) zu widerrufen. Die rechtzeitige Absendung des Widerrufs innerhalb dieser<br />

Frist genügt. Die Frist beginnt nicht vor Erhalt dieser Belehrung. Der Widerruf ist<br />

zu richten an den Lieferanten (Buchhändler, beck-shop.de oder Verlag Franz Vahlen,<br />

c/o Nördlinger Verlags auslieferung, Augsburger Str. 67a, 86720 Nördlingen). Im Falle<br />

eines Widerrufs sind beiderseits empfangene Leistungen zurückzugewähren. Kosten<br />

und Gefahr der Rücksendung trägt der Lieferant. Zu denselben Bedingungen haben<br />

Sie auch ein Rückgaberecht für die Erstlieferung innerhalb von 14 Tagen seit Erhalt.<br />

Ihr Verlag Franz Vahlen GmbH, Wilhelmstr. 9, 80801 München,<br />

Geschäftsführer: Dr. Hans Dieter Beck.<br />

Das Experten-Autorenteam<br />

um die Herausgeber Prof. Dr. Manfred<br />

Bruhn, Universität Basel und TU München<br />

und Prof. Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Richard<br />

Köhler, Universität zu Köln, sind die<br />

renommiertesten Vertreter der Neuroökonomie<br />

in Bezug auf die Markenführung<br />

im deutschsprachigen Raum.<br />

Im Auftrag der G·E·M Gesellschaft zur<br />

Erforschung des Markenwesens e. V. und<br />

mit Unterstützung durch den Markenverband<br />

e. V.<br />

Name/Firma<br />

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Datum/Unterschrift 157345<br />

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Verlag Vahlen · 80791 München · Fax (089) 3 81 89-402<br />

Internet: www.vahlen.de · E-Mail: bestellung@vahlen.de<br />

Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten € 3,05 in Deutschland<br />

bei Einzelbestellung beim Verlag.


80<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Service<br />

Tour d’horizon von Wolfgang K.A. Disch<br />

Dazu sind große Studien notwendig, welche parallel<br />

zur klassischen Marktforschung versuchen, einen<br />

Markterfolg bestimmter Produkte vorherzusagen.<br />

Unabhängig davon wird uns das Wissen aus der<br />

engen Zusammenarbeit von Konsumentenverhaltensforschung<br />

und Neurowissenschaften um die teilweise<br />

irrationalen menschlichen Verhaltensweisen in ökonomischen<br />

Fragen helfen, bessere Entscheidungen zu<br />

treffen.<br />

christian elger und Bernd Weber:<br />

Die rolle des Belohnungssystems in der Wahrnehmung von<br />

Produkten<br />

Das Ziel der neuroökonomischen Ansätze in der<br />

8. Markenforschung ist es, ein besseres Verständnis<br />

von Zuständen und Informationsverarbeitungsprozessen<br />

mit Hilfe von neurowissenschaftlichen Technologien<br />

und Theorien zu erlangen. Dadurch sollen die<br />

„wahren“ Bedürfnisse und Wünsche von Konsumenten<br />

besser verstanden werden. Die beschriebenen neuropsychologischen<br />

Ergebnisse des Expectation Biases<br />

dienen als Grundlage, warum Marken in den „Konsumentenköpfen“<br />

wirken.<br />

Bisher sind Markenmanager davon ausgegangen,<br />

dass starke Marken Assoziationen hervorrufen. Wie<br />

diese jedoch auf die Konsumerfahrung auf einer neuropsychologischen<br />

Ebene wirken, wurde bisher nicht<br />

untersucht. Vorherige neuroökonomische Studien<br />

konnten lediglich die Bedeutung von Marken als Präferenzsignal<br />

während des Entscheidungsprozesses<br />

herausstellen.<br />

Die hier vorgestellten neurowissenschaftlichen Studien<br />

konnten zeigen, dass Marken und dementsprechend<br />

erfolgreiches Markenmanagement einen Einfl uss<br />

auf die grundlegenden neuralen Verarbeitungsprozesse,<br />

die während der Konsumerfahrung ablaufen, haben.<br />

Hilke Plassmann und Jörg Niessing:<br />

expectation Bias als neuropsychologische grundlage des<br />

Markenmanagements<br />

Die Messungen der Gehirnaktivitäten zeigen, dass<br />

9. starke Marken beim Konsumenten anfänglich Gefühle<br />

der Belohnung, Freude und positive Assoziationen<br />

aktivieren und das Markenurteil in Richtung der<br />

Valenz der Emotion determinieren. Eine starke Marke<br />

besitzt die Kraft, sämtliche Aufmerksamkeit auf sich<br />

zu ziehen und eine einzigartige Identität im Gehirn<br />

des Konsumenten zu positionieren. Dieser Befund<br />

spricht dafür, dass Kaufentscheidungen bei starken<br />

Marken mit geringer kognitiver Kontrolle getätigt werden<br />

und die Markierung als Schutzschild bei Fehlent-<br />

scheidungen fungiert. Kaufentscheidungen bei schwachen<br />

Marken, die diese emotionale Kraft nicht besitzen,<br />

werden dagegen mit einer hohen kognitiven Kontrolle<br />

getätigt: Nicht das Gefühl, das durch eine Marke aktiviert<br />

wird, bestimmt die Kaufentscheidung, sondern<br />

die inhaltlichen kognitiven Argumente. Bei weniger<br />

bekannten Marken sind Konsumenten trotz einer<br />

Streuung positiver inhaltlicher Markenproduktinformationen<br />

mit einer vergleichsweise sehr hohen Entscheidungsschwierigkeit<br />

konfrontiert.<br />

Starke Marken werden im Vergleich zu schwachen<br />

oder unbekannten Marken vom Kunden weniger hinterfragt.<br />

Die mangelnde Auseinandersetzung mit kognitiven<br />

Produktinformationen lässt die Schlussfolgerung<br />

zu, dass Anbieter einer hoch emotionalen Marke<br />

weitaus weniger um Nachfrageverschiebungen als Folge<br />

von Preiskämpfen fürchten müssen.<br />

Andreas Herrmann und Julia Stefanides:<br />

Wechselspiel zwischen emotionalem und kognitivem<br />

Markenerlebnis – ergebnisse und implikationen einer<br />

neurowissenschaftlichen Studie<br />

Neuland wurde mit der neuronalen Messung der<br />

10. Marken-Emotionen betreten. Hier wurde durch<br />

die Dreiteilung in<br />

• Stufe 1: unbekannte Marken,<br />

• Stufe 2: schwache (bekannte, neutrale) Marken sowie<br />

• Stufe 3: starke (bekannte, emotionale) Marken<br />

quasi der Lernprozess beim Aufbau von Marken abgebildet.<br />

Ein solcher Vorgang lässt sich, wegen der Aufwändigkeit<br />

neuronaler Messungen und des entsprechend<br />

hohen Zeitbedarfs für Lernvorgänge,<br />

insbesondere für Konditionierungsprozesse, zurzeit<br />

kaum anders erfassen.<br />

Die neuronalen Messungen führten zu überraschenden<br />

Ergebnissen: Wenig überraschend ist zunächst, dass<br />

starke Marken auch starke Gefühle auslösen. Es ist allerdings<br />

überraschend, dass dies – neben dem etwas<br />

intensiveren Wissensabruf – der zentrale Unterschied<br />

zu schwachen Marken ist. Überraschend ist auch, dass<br />

schwache Marken im Vergleich zu starken Marken negative<br />

Emotionen auslösen. Dieses Ergebnis steht in<br />

deutlichem Widerspruch zu den herkömmlichen Emotionsmessungen,<br />

die sowohl in der Vorstudie als auch<br />

in der Begleitstudie zeigten, dass solche Marken hinsichtlich<br />

ihrer emotionalen Wirkung eher neutral bewertet<br />

wurden. Offensichtlich gibt es hier ein Messproblem<br />

bei klassischen Methoden, vor allem wenn es in<br />

den Bereich negativer Emotionen geht.<br />

franz-rudolf esch und Thorsten Möll:<br />

Wirkung von Markenemotionen – Neuromarketing als neuer<br />

verhaltenswissenschaftlicher Ansatz


In der sozialen Neurowissenschaft werden emo-<br />

11. tionale Bindungen näher untersucht, die zwischen<br />

Menschen entstehen können, also soziale Bindungen.<br />

Fallstudien geben der Vermutung Nahrung,<br />

dass Konsumenten mitunter intensive emotionale Bindungen<br />

mit Marken eingehen, die solchen zwischen<br />

Menschen gleichen. Insofern ist zu ergründen, inwiefern<br />

Bindungen zwischen Menschen einerseits und<br />

Bindungen zwischen Menschen und Marken andererseits<br />

auf den gleichen Gehirnprozessen beruhen können.<br />

Dies diskutieren wir in diesem Beitrag und darüber<br />

hinaus, inwiefern Markenführung solche<br />

Bindungen beeinfl ussen kann.<br />

Gerade die Verwendung von Testimonials und Werbefi<br />

guren in der Kommunikationspolitik kann einer<br />

Marke zu einer erkennbaren Markenpersönlichkeit<br />

verhelfen. Und wecken diese Vertrauen, insbesondere<br />

ihre Gesichter, dann werden damit emotionale Bindungen<br />

zur Marke gefördert. Zwar ist die neurowissenschaftliche<br />

Befundlage hierzu noch deutlich lückenhaft,<br />

doch liegen zur weiteren Erforschung dieses<br />

Phänomens bereits erprobte Methoden vor.<br />

Armin Töpfer und christian Duchmann:<br />

„vermenschlichung“ von Marken – Neurowissenschaftliche<br />

erklärungen für den Zusammenhang von antropomorpher<br />

gestaltung in der Markenpolitik und emotionaler<br />

Markenbindung<br />

Zum Verständnis der neuronalen und psychi-<br />

12. schen Repräsentation von Marken im Gehirn,<br />

insbesondere von starken gegenüber schwachen Marken,<br />

ist es zunächst erforderlich, sich einige neurowissenschaftliche<br />

Sachverhalte zu verdeutlichen. In mehreren<br />

Thesen will ich einige Erkenntnisse aus der<br />

Hirnforschung zusammenstellen, die das Konzept der<br />

Marke in einen neuroökonomischen Rahmen stellen.<br />

Was bedeutet es aus der neurowissenschaftlichen oder<br />

auch psychologischen Perspektive, wenn man von<br />

Marken-Stärke oder Marken-Wahrnehmung oder Marken-Erinnerung<br />

oder Marken-Identität spricht?<br />

Um es vorweg zu nehmen: Der letzte Punkt der<br />

„Identität“ ist der wichtigste, und er ist in doppelter<br />

Bedeutung zu verstehen, nämlich einmal erwartungsgemäß<br />

im Sinne der Identität einer Marke, zum anderen<br />

aber auch im Sinne der personalen und gesellschaftlichen<br />

Identität, dass nämlich starke Marken<br />

unsere eigene Identität bestätigen und stärken, und<br />

darüber hinaus starke Marken zur Identität einer Gemeinschaft<br />

beitragen.<br />

ernst Pöppel:<br />

Neuronale repräsentation von Marken: eine frage der identität<br />

Praktische erfahrungen mit neuroökonomischen<br />

erkenntnisse und Methoden<br />

Am Wissen über den Konsumenten kann es nicht<br />

13. liegen, dass die Markenführung in vielen Unternehmen<br />

eine untergeordnete Rolle spielt. Woran aber<br />

liegt es dann?<br />

Im Rahmen unserer Tätigkeit als Markenberater<br />

konnten wir unsere auf der Neuropsychologie basierenden<br />

Konzepte in zahlreichen Projekten in der Marketingpraxis<br />

umsetzen. Unsere Erfahrung in all diesen<br />

Projekten hat gezeigt, dass es in erster Linie die unternehmensinternen<br />

Gegebenheiten sind, die der nachhaltigen<br />

Markenführung entgegenstehen. Das notwendige<br />

Wissen über den Konsumenten und die Marken<br />

dagegen ist nicht selten längst vorhanden. Wir werden<br />

in diesem Beitrag zeigen, wie der neuropsychologische<br />

Ansatz hier weiterhelfen kann.<br />

Die eigentliche Perspektive für die Implementierung<br />

einer systematischen Markenführung ist ein<br />

Change-Management: Wir müssen das implizite Wissen,<br />

den internen „Autopiloten“ des Unternehmens,<br />

ändern, denn nur dann ändert sich auch das Entscheidungsverhalten<br />

und der Umgang mit dem immateriellen<br />

Gut Marke nachhaltig.<br />

christian Scheier und Dirk Held:<br />

Markenmanagement nachhaltig implementieren: erkenntnisse<br />

der Neuropsychologie<br />

14. Mit der Entwicklung der funktionellen Magnetresonanztomografi<br />

e (fMRT) im Jahre 1991 ließen<br />

sich endlich die das Verhalten steuernden Vorgänge und<br />

Reaktionen des Gehirns transparenter machen.<br />

Die Möglichkeit, neuronale Vorgänge abzubilden<br />

und damit begreifen zu können, warum sich Kunden<br />

so verhalten, wie sie es tun, hätte sich Coca-Cola zur<br />

Zeit des Testfi askos sicher gewünscht. Doch erst in den<br />

letzten 20 Jahren hat die Neurowissenschaft wirklich<br />

große Fortschritte gemacht. Viele der Annahmen, Thesen<br />

und Modelle in der Kommunikation – etwa das<br />

Hemisphärenmodell, AIDA, DAGMAR, Aufmerksamkeit,<br />

Relevant Set, Emotion, Benefi t, Markenentlastung,<br />

bewusste und unbewusste Wahrnehmung und klassische<br />

Marktforschung – wurden durch diese Untersuchungsmethode<br />

inzwischen teilweise bestätigt oder<br />

völlig widerlegt.<br />

Wir haben weiterhin gelernt, dass uns das Gehirn<br />

implizit ständig nach der Belohnung fragt und wir unser<br />

Handeln an dieser Belohnung ausrichten. Mit dieser<br />

Erkenntnis sollte Markenkommunikation nie mehr<br />

ohne implizite Markenbelohnung konzipiert werden.<br />

2 : 2008<br />

marke 41<br />

81


82<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

Service<br />

Tour d’horizon von Wolfgang K.A. Disch<br />

Jetzt könnte man argwöhnen, dass gerade die Werbekommunikation<br />

es mit diesem neuen Wissen noch<br />

leichter hat, zu verführen. Das ist ganz sicher nicht so.<br />

Denn nur, weil wir jetzt dem Konsumenten eine implizite<br />

Belohnung anbieten, heißt das nicht, dass er sie<br />

annimmt. Selbst unterbewusst entscheidet der Konsument<br />

immer noch selbst, wie relevant und motivierend<br />

eine Markenbelohnung für ihn ist.<br />

Ulrich veigel und Michael André:<br />

Die Anwendung von erkenntnissen der neurowissenschaftlichen<br />

Marktforschung in der Markenführung<br />

Die moderne Hirnforschung zeigt: Emotionen sind<br />

15. die wahren und mächtigen Entscheider im menschlichen<br />

Gehirn. Objekte, die keine Emotionen auslösen,<br />

sind für das Gehirn wert- und bedeutungslos. Es sind die<br />

Emotionen, die im Gehirn (Marken-) Wert schaffen.<br />

Neben der Rückkehr des Unbewussten hat sich in<br />

der Hirnforschung vor einigen Jahren ein zweiter wichtiger<br />

Paradigmenwechsel ereignet – die so genannte<br />

„Emotionale Wende“. Heute wissen wir: Ohne Emotionen<br />

sind keine vernünftigen Entscheidungen möglich<br />

– erst Emotionen geben der Welt Wert und Bedeutung.<br />

Aus diesem Grund sind die Bereiche die eigentlichen<br />

Machthaber im Gehirn, die hauptsächlich mit der emotionalen<br />

Verarbeitung beschäftigt sind. In der Fachliteratur<br />

werden diese Bereiche, die im Hirnstamm beginnen<br />

und in Teilen des vorderen Großhirns<br />

(insbesondere orbitofrontaler und ventro-medialer präfrontaler<br />

Kortex) enden, unter dem Sammelbegriff<br />

„Limbisches System“ zusammengefasst.<br />

Fazit: Erst die Emotionssysteme im Kundengehirn<br />

geben Marken Wert und Bedeutung.<br />

Hans-georg Häusel:<br />

Think limbic! Die emotionsstrukturen im gehirn kennen<br />

und für die Markenführung nutzen<br />

Was kann die Hirnforschung, was können Brain<br />

16. Sciences (Brain Sciences beinhalten u.E. die verschiedenen<br />

Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit<br />

Forschungsthemen rund um das menschliche Gehirn<br />

beschäftigen) noch Neues bieten?<br />

Bereits ein oberflächlicher Einstieg in die Materie<br />

zeigt, dass die Berücksichtigung neurowissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse in der Medienforschung offenbar<br />

gar nicht so neu ist. Die Psychologie hat hierüber bereits<br />

seit langem Erkenntnisse erbracht. Insbesondere<br />

im Bereich der Attributionsforschung oder der Kognitionswissenschaften<br />

fließen bereits seit Jahren Erkenntnisse<br />

aus Disziplinen der Brain Sciences in die<br />

Medienforschung mit ein. Das verstärkte Aufgreifen<br />

der Brain Sciences liefert ein großes Potenzial innerhalb<br />

der Medienforschung, ja kann so eine sicherlich<br />

weitergehende Hoffnung auf einen Paradigmenwechsel<br />

mit sich bringen. Alles, was wir über den Leser/Seher/<br />

Hörer bislang zu Methoden und Modellen der empirischen<br />

Sozialforschung wussten – überwiegend aus<br />

Befragungen und der Attributionsforschung, kann<br />

nunmehr auf den Prüfstand gestellt werden, weil mit<br />

Mitteln funktioneller Bildgebung (funktionelle<br />

Magnet-Resonanztomografie, kurz: fMRI) Möglichkeiten<br />

gegeben sind, in Interviews Geäußertes dem<br />

physiologisch gemessenen sensitiven Erleben gegenüberzustellen.<br />

Ähnlich der Funktion eines Lügendetektors<br />

liegt der Gedanke nahe, z.B. Aussagen eines<br />

Befragten zur Anmutung einer Zeitschrift mit dem<br />

sensitiven, physiologisch gemessenen Eindruck abzugleichen,<br />

zu verifizieren.<br />

Michael Pusler:<br />

Wirkungsleistung von Medienmarken aus Sicht der Neurowissenschaften:<br />

Anwendungsfelder und erste erkenntnisse<br />

Die bisherigen Instrumente der Gehirnforschung<br />

17. erschwerten es jedoch erheblich, verwertbare Ergebnisse<br />

zum Medienkonsum zu erhalten. Nachfolgend<br />

soll nun ein anderer neurologischer Forschungsansatz<br />

vorgestellt werden, der sich zur Untersuchung<br />

der Wahrnehmung von Marken-Kommunikation durch<br />

den Konsumenten besonders gut eignet: Steady State<br />

Topography.<br />

Die Steady State Topography misst Gehirnströme<br />

auf der Oberfläche des Kopfes. Dabei handelt es sich<br />

im Prinzip um eine Weiterentwicklung der Elektroenzephalographie<br />

(EEG) zur Messung der elektrischen<br />

Aktivität des Gehirns an der Kopfoberfläche, erweitert<br />

um eine Spezialbrille.<br />

Elektroden im Headset messen die Gehirnströme<br />

des Probanden. Da selbst Prozesse, die weit im Inneren<br />

des Gehirns ablaufen, an der Kopf-Oberfläche reflektiert<br />

werden, erfasst eine Messung alle wichtigen Vorgänge<br />

im menschlichen Gehirn. An einem Computer,<br />

an den die Daten übertragen werden, können gleichzeitig<br />

diverse Messfaktoren abgelesen werden: Etwa,<br />

ob eine Botschaft ins Langzeitgedächtnis aufgenommen<br />

wird, wie stark sich die Testperson von der zu<br />

untersuchenden Werbung angesprochen fühlt und welche<br />

Gefühle sie tendenziell empfindet.<br />

Barbara evans und florian Haller:<br />

Steigerung der Wirkung von Kampagnen mit neuronaler<br />

Mediaplanung


Die multisensuale Markenführung bzw. das Store<br />

18. Branding für alle Sinne nur auf Kognitionen wie<br />

Lernen zu beschränken, wäre viel zu kurz gegriffen.<br />

Denn die wahre Macht im geschickten Spiel mit den<br />

Sinnen liegt in der verstärkten Emotionalisierung und<br />

Aktivierung von Wahrnehmungsprozessen. Neurowissenschaftliche<br />

Experimente der letzten Jahre konnten<br />

mittlerweile klare Nachweise darüber erbringen, dass<br />

am Beginn des Bewusstseins immer emotionale bzw.<br />

vorbewusste Prozesse stehen. In unserem Bewusstsein<br />

landet nur ein winziger Bruchteil an Signalen, die zuvor<br />

von unseren Sinnesorganen empfangen wurden.<br />

Bei genauer Analyse der Ausführungen für erfolgreiche<br />

multisensuale Kommunikation am POS stellen<br />

wir eines rasch fest: Nichts an emotionaler Wirkung<br />

übertrifft alle Kommunikationssignale im Laden so<br />

eindrucksvoll wie die Strahlkraft des Mitarbeiters in<br />

seiner Rolle als der wichtigste Markenbotschafter des<br />

Ladens. Unsere persönlichen Erlebnisse als Kunde,<br />

unsere Erfahrungen als Retail-Berater, die einzigartigen<br />

Studienergebnisse unserer neurophysiologischen<br />

Messung von Bild- und Geruchsreizen bestätigen daher<br />

nur das, was in der antiken Welt Griechenlands Protagoras<br />

schon so edel formulierte: „Der Mensch ist das<br />

Maß aller Dinge.“<br />

Arndt Traindl:<br />

Store-Branding für alle Sinne – Neurowissenschaftliche<br />

erkenntnisse und praxisrelevante Anregungen für eine<br />

wirkungsvolle multisensuale Kommunikation am Point of Sale<br />

Denk- und Forschungsansätze, die unter dem<br />

19. Leitthema „Neuroökonomie“ entstanden und gepfl<br />

egt worden sind, erweisen sich als Impulsgeber für<br />

eine faktenbasierte Weiterentwicklung des Marketing<br />

und auch der Marktforschung. Das bedeutet immer<br />

genauere Vorstellungen davon, wie Marken in ihrer<br />

Funktion als psychologische Trägersysteme für Produkte<br />

in unseren Köpfen wirken und wie sich starke<br />

Marken möglicherweise von schwachen Marken hinsichtlich<br />

welcher Merkmale unterscheiden.<br />

Ob es sich hier – wie häufi g propagiert – um eine<br />

völlig neue Form des Marketing handelt, ist zu bezweifeln.<br />

Es ist wohl mehr die Faszination des Katalogs der<br />

neuen Möglichkeiten auf der methodischen Seite, aber<br />

auch der Modellvorstellungen über die Funktionswei-<br />

sen unserer Informationsverarbeitung, die hier die<br />

Vorstellungswelten zu weit nach vorne treiben. Von<br />

daher ist die Agenda für die Zukunft klar gesetzt, was<br />

nicht bedeutet, dass man augenblicklich die Zelte abbricht.<br />

Auf der Ebene der strategischen Markenführung<br />

erweisen sich strukturierende Vorstellungen wie<br />

z.B. in den „Limbic Maps“ als wertvolle Ergänzung bei<br />

einer umfassenden Planung von Markenportfolios.<br />

Hier handelt es sich um gut empirisch hinterfütterte<br />

Denkplattformen, die übergreifend als Fundament für<br />

die mittel- bis langfristige Ausrichtung von Markenkonstellationen<br />

nutzbar sind.<br />

Hans-Willi Schroiff:<br />

Neuroökonomie als Basis für strategische Markenführung<br />

ethische fragen der Neuroökonomie<br />

Der Neuromarketing-Ansatz sieht sich jedoch<br />

20. angesichts seiner Zielsetzung und Vorgehensweise<br />

vielfältiger Kritik ausgesetzt – geht es nach Ansicht<br />

kritischer Stimmen doch in erster Linie darum,<br />

den „Kaufknopf“ im Gehirn von Konsumenten zu fi nden,<br />

um so eine Gewinnsteigerung zu erreichen.<br />

Neuromarketing stellt ein zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnendes Gebiet dar, dessen anthropologische,<br />

ethische und gesellschaftliche Implikationen<br />

dringend thematisiert und interdisziplinär diskutiert<br />

werden müssen. Voraussetzung hierfür ist eine umfassende<br />

und verantwortungsvolle Kommunikation über<br />

den aktuellen Stand der Forschung und über mögliche<br />

künftige Perspektiven. Insbesondere die mit Neuromarketing-Verfahren<br />

einhergehenden Einschränkungen<br />

der Konsumentenautonomie müssen eingehend<br />

analysiert werden.<br />

Vor diesem Hintergrund ist eine Verständigung<br />

erforderlich über die Vorgehensweise und die Grundannahmen<br />

des Neuromarketing, über legitime Einsatzbereiche<br />

in einer marktorientierten, von begrenzten<br />

Ressourcen geprägten Gesellschaft, aber auch über abzulehnende<br />

Einsatzformen, die aufgrund problematischer<br />

Implikationen nicht angewandt werden sollten.<br />

Zu letzteren gehört beispielsweise die direkte subliminale<br />

Einfl ussnahme.<br />

elisabeth Hildt:<br />

Neuromarketing und die illusion von freier individueller<br />

Wahlentscheidung<br />

Manfred Bruhn und richard Köhler (Hrsg.):<br />

Wie Marken wirken. impulse aus der Neuroökonomie<br />

für die Markenführung<br />

verlag franz vahlen, München <strong>2010</strong>;<br />

iX, 335 Seiten<br />

iSBN 978-3-8006-3723-2, geb. 49,80 €<br />

2 : 2008<br />

marke 41<br />

83


E-Journal<br />

84<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MarkE<br />

Testimonials<br />

Testimonialtrends im Fußball<br />

Der Generationenwechsel in der deutschen Nationalelf zur Fußball-WM<br />

in Südafrika hat neue Helden hervorgebracht. Das Vermarktungspotenzial<br />

der „jungen Wilden“ ist hoch, aber noch werden die Werbekampagnen<br />

von altbekannten Nationalspielern dominiert. Eine Langzeitstudie<br />

der Deutschen Sporthochschule analysiert die Sporttestimonialstrategien<br />

der Unternehmen und zeigt Risiken sowie Trends auf.<br />

Der Einsatz von Nationalspielern in der werblichen<br />

Kommunikation gehört spätestens seit<br />

Franz Beckenbauers Auftritt für Knorr im Jahr<br />

1967 zu einer gängigen Kommunikationsstrategie<br />

deutscher Unternehmen. Seitdem sind<br />

sowohl die Honorare als auch die Anzahl der werbenden<br />

Spieler deutlich angestiegen. Während der heuti-<br />

ge Werbemillionär Beckenbauer für seine erste Kampagne<br />

nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhielt,<br />

ist die aktuelle Fußballprominenz nicht unter einer<br />

fünfstelligen Summe zu buchen. Obgleich diese Spieler<br />

damit zu den bestbezahlten prominenten Markenbotschaftern<br />

in Deutschland zählen, ist die Nachfrage<br />

der Werbungtreibenden kaum zu befriedigen. So zeigt


die Studie, dass Fußballer – selbst in Jahren ohne ein<br />

entsprechendes sportliches Großereignis – mit einem<br />

Anteil von 50 Prozent eine feste und nahezu konkurrenzlose<br />

Größe unter allen werbenden Sportlern einnehmen.<br />

Darüber hinaus dominieren sie in Jahren mit<br />

einer Fußball-WM die gesamte Werbung mit prominenten<br />

Athleten. Waren bereits 2005 mehr als die<br />

Hälfte aller Sportleranzeigen mit einem Fußballtestimonial<br />

besetzt, steigerte sich dieser Anteil im Zeitraum<br />

April bis Juli 2006 auf 94,2 Prozent, sodass neben<br />

den Fußballern kaum Vertreter anderer Sportarten<br />

werblich in Erscheinung treten konnten. Dabei ist insbesondere<br />

der Anteil deutscher Nationalspieler in den<br />

Kampagnen von 11,4 Prozent 2005 auf 76,1 Prozent<br />

während der WM signifikant angestiegen. Da der deutsche<br />

Kader im Jahr 2006 jedoch aus lediglich 29 Personen<br />

bestand, war das Angebot an geeigneten Fußballtestimonials<br />

für die Unternehmen begrenzt.<br />

Zudem erfüllten nur wenige dieser Protagonisten im<br />

vollen Umfang die erforderlichen werberelevanten<br />

Leistungseigenschaften eines optimalen Markenbotschafters.<br />

Hierzu zählen neben der sportlichen Leistung<br />

in besonderem Maße die durch eine hohe<br />

Dr. DaniEla SchaaF,<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am institut für kommunikations- und<br />

Medienforschung an der Deutschen<br />

Sporthochschule in köln.<br />

Medienpräsenz generierten Bekanntheits- und Sympathiewerte<br />

in der angestrebten Zielgruppe. Demzufolge<br />

konzentrierte sich die Nachfrage der Unternehmen<br />

auf nur wenige Mitglieder des Nationalteams.<br />

Neben dem damaligen Team-Kapitän Michael Ballack<br />

konnten lediglich Oliver Kahn und Lukas Podolski<br />

eine hohe Anzahl von Werbeverträgen abschließen.<br />

Auch im WM-Jahr <strong>2010</strong> hielten die Werbungtreibenden<br />

an den bereits bewährten Markenbotschaftern<br />

fest. So verteidigte der verletzte Michael Ballack seinen<br />

Titel als Werbekönig mit sieben Kampagnen (u.a.<br />

Pepsi-Cola, L’Oréal, Adidas), dicht gefolgt von Prinz<br />

Poldi mit sechs Kampagnen (u.a. Hugo Boss, Prinzenrolle,<br />

Rewe).<br />

Generationswechsel bei den Fußballtestimonials<br />

Da die Unternehmen in ihrer Testimonialwahl überwiegend<br />

auf vertraute Gesichter setzen, ist es für Newcomer<br />

äußerst schwierig, lukrative Verträge abzuschließen.<br />

Sie müssen die hierfür erforderliche Reputation<br />

erst aufbauen, indem sie eine außerordentliche spielerische<br />

Leistung erbringen, über die positiv und reichweitenstark<br />

in den Medien berichtet wird. Insofern<br />

waren die „jungen Wilden“ Mesut Özil, Thomas Müller<br />

und Cacau vor der WM <strong>2010</strong> kaum als Testimonials<br />

gefragt, da es sich um ihren ersten Auftritt auf dem<br />

international wichtigsten Fußball-Event handelte.<br />

Während Özil vor diesem sportlichen Großereignis neben<br />

seinem persönlichen Sponsor Nike immerhin noch<br />

ein Werbeengagement für Nutella (Ferrero) vorweisen<br />

konnte, hatten seine Teamkollegen Müller und Cacau<br />

lediglich einen Ausstattervertrag mit Adidas respektive<br />

Nike. Ihr sportlicher Erfolg bei der WM sowie ihr<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

85


kaiSEr Franz<br />

Der vielfache<br />

Werbemillionär<br />

musste sich bei<br />

seinen ersten<br />

Werbeauftritten<br />

noch mit<br />

aufwandsentschädigungen<br />

begnügen.<br />

86<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MarkE<br />

Testimonials<br />

authentisches mediales Auftreten verschaffen ihnen<br />

nun jedoch die Voraussetzungen, nicht nur auf dem<br />

Spielfeld würdige Nachfolger von Michael Ballack zu<br />

werden. Denn selten war das Interesse der Sponsoren<br />

an den neuen Nationalspielern größer als nach der WM<br />

<strong>2010</strong> in Südafrika. Daher können sich die sympathischen<br />

Newcomer ihre werblichen Engagements zukünftig<br />

aussuchen und dürften über das entwicklungsfähigste<br />

Vermarktungspotenzial des gesamten<br />

Nationalteams verfügen.<br />

risiken der Fußballtestimonials<br />

Unbeschadet der Aufmerksamkeitssteigerung, die mit<br />

einem Nationalspieler erzielt werden kann, ist eine Testimonialstrategie<br />

jedoch generell mit Risiken behaftet,<br />

die den Werbeerfolg deutlich mindern können. Denn<br />

im Gegensatz zu einer fiktiven Werbefigur verfügt der<br />

Nationalspieler über ein Eigenleben und kann durch<br />

abträgliches Verhalten eine schlechte Medienberichterstattung<br />

generieren, die im schwersten Fall einen<br />

negativen Imagetransfer auf die beworbene Marke verursacht.<br />

So besteht bei einem Fußballprofi grundsätzlich<br />

die Gefahr von Verletzungspausen, plötzlichen<br />

Leistungsschwankungen, Niederlagen, Doping oder<br />

unfairem sportlichen Verhalten. Zudem kann auch ein<br />

nicht markenkonformes Privatleben der Sportakteure<br />

in Form von Skandalen (etwa Seitensprünge, Drogenmissbrauch,<br />

Steueraffären) zu einer potenziellen Imageschädigung<br />

der beworbenen Produkte führen. Darüber<br />

hinaus unterliegen die Unternehmen im<br />

WM-Zeitraum generell erschwerten kommunikativen<br />

Bedingungen, da neben den Fußballstars auch Bälle,<br />

Rasen, Torgehäuse, volle Stadien und jubelnde Fans als<br />

überwiegend identische Schlüsselbilder eingesetzt<br />

werden. Daher ist eine werbliche Differenzierung aufgrund<br />

der Omnipräsenz von Fußballsujets in WM-Jahren<br />

für das einzelne mit einem Fußballprofi werbende<br />

Unternehmen nur bedingt möglich.<br />

Strategien zur risikoreduzierung<br />

Um diese Gefahren zu minimieren, sind die Unternehmen<br />

stets auf der Suche nach einer Alternative zum<br />

risikoträchtigen Nationalspieler, sodass sich zunehmend<br />

auch weitere Protagonisten des Fußballsports in<br />

den Kampagnen beobachten lassen. Auf Basis der Befunde<br />

vorliegender Studie konnten folgende Trends<br />

identifiziert werden:<br />

Trend Nr. 1: ehemalige Spieler<br />

Beim Testimonialeinsatz von ehemaligen Fußballspielern<br />

reduzieren sich die sportlichen Risiken auf Null.<br />

Zudem sind die Ex-Profis nicht mehr in den engen Zeitplan<br />

zwischen Wettkampf und Trainingslager einge


SPOrTTESTiMOnialS iM zEiTVErlauF in PrOzEnT<br />

anteil der anzeigen mit ehemaligen Sportlern an den Gesamtanzeigen<br />

mit Sporttestimonials im zeitverlauf in Prozent<br />

aktive athleten nicht-aktive Sportakteure<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

83,3%<br />

16,7%<br />

92,6%<br />

7,4%<br />

87,2%<br />

12,8%<br />

1995 1997 2000 2003 2005<br />

n=84 n=81 n=78 n=71 n=118<br />

Quelle: Deutsche Sporthochschule, köln.<br />

77,5%<br />

22,5%<br />

VErMarkTunGSPOTEnzial DEr „JunGEn WilDEn“<br />

ThOMaS MÜllEr:<br />

Der „Junge aus dem Volk“ bietet seinen<br />

Sponsoren neben einer Torgarantie ein hohes<br />

Maß an authentizität an. Diese Bodenständigkeit<br />

trägt viel zu seinem Potenzial als<br />

Markenbotschafter bei, da er Marken<br />

glaubwürdig vertreten kann. Darüber hinaus<br />

ist er ein unverbrauchtes Gesicht, sodass mit<br />

seiner Präsenz ein einzigartiger und unver-<br />

wechselbarer<br />

Werbeauftritt<br />

geschaffen<br />

werden kann.<br />

nicht zuletzt<br />

wegen seines<br />

nachnamens<br />

bietet er sich<br />

insbesondere für<br />

die Bewerbung<br />

von Produkten<br />

der gleichnamigen<br />

Molkerei an.<br />

76,3%<br />

23,7%<br />

OlDiES Der Einsatz von ikonen des<br />

Fußballs reduziert das risiko bei<br />

der Testimonialwerbung auf null.<br />

spannt, sodass sie auch für Aktionen im Rahmen<br />

der integrierten Kommunikation, etwa in Form von<br />

Autogrammstunden am Point of Sale, zur Verfügung<br />

stehen. Diese Vorteile für den Werbungtreibenden<br />

führten dazu, dass der Anteil von ehemaligen<br />

Sportlern in den Kampagnen signifi kant<br />

angestiegen ist. Voraussetzung für den werblichen<br />

Erfolg ist jedoch, dass es sich um die einstigen Helden<br />

der Weltmeister von 1954, 1974 oder 1990 handelt,<br />

die über hohe Bekanntheits- und Sympathiewerte<br />

in der Gesamtbevölkerung verfügen.<br />

Insbesondere der letztgenannte Aspekt ist als kritisch<br />

zu bezeichnen, da die junge Zielgruppe der<br />

MESuT Özil:<br />

Der „deutsche Messi“ könnte der neue<br />

Popstar unter den Fußballtestimonials<br />

werden. Seine hohe affi nität zur Musik (er<br />

rappt mit Jan Delay) sowie seine prominente<br />

Freundin (die kleine Schwester von Popsängerin<br />

Sarah connor) prädestinieren ihn zur<br />

Bewerbung von Produkten für die junge<br />

zielgruppe (etwa handys, MP3-Player,<br />

Spielkonsolen). aufgrund seines Migrationshintergrunds<br />

kann er zudem gezielt türkischstämmige<br />

konsumenten ansprechen.<br />

cacau:<br />

Von allen newcomern bringt „helmut“, wie ihn<br />

seine Teamkollegen nennen, das speziellste<br />

Markenprofi l mit. Der gläubige christ eignet<br />

sich bestens für die Bewerbung von familienaffi<br />

nen Produkten und wird seine Werbepartner<br />

sicher mit Bedacht auswählen. inwiefern<br />

sein religiöser Background bei deutschen<br />

unternehmen gefragt ist, bleibt jedoch<br />

abzuwarten.<br />

cacau dürfte als<br />

Testimonial sein<br />

Versprechen eines<br />

moralischen<br />

lebenswandels<br />

einhalten und sich<br />

nicht als zweiter<br />

Tiger Woods<br />

entpuppen.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

87


88<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MarkE<br />

Testimonials<br />

14- bis 29-Jährigen diese Protagonisten kaum als prominente<br />

Ex-Sportler wahrnimmt, sodass der intendierte<br />

Imagetransfer nicht stattfindet. So dürfte etwa Horst<br />

Eckel, Weltmeister von 1954, in der diesjährigen WM-<br />

Werbung von McDonald’s allenfalls noch dem älteren<br />

Publikum bekannt sein.<br />

Trend Nr. 2: verstorbene Legenden<br />

Der Einsatz von verstorbenen Fußball-Legenden als<br />

Testimonials in der Werbung ist in Deutschland kaum<br />

verbreitet, obwohl diese keine sportlichen oder privaten<br />

Skandale und demzufolge auch keinen negativen<br />

Imagetransfer verursachen können. Denn im Gegensatz<br />

zu real existierenden Personen haben diese nunmehr<br />

fiktiven Akteure kein Eigenleben, sondern werden<br />

von den Marketingentscheidern werbestrategisch<br />

gesteuert. Ein weiterer Vorteil der einstigen Sporthelden<br />

sind die vergleichsweise niedrigen Honorare. So<br />

sind die Markenrechte eines verstorbenen Sportlers<br />

für ein Zehntel der üblichen Summen zu erwerben. So<br />

setzt etwa Volkswagen in seiner aktuellen WM-Kampagne<br />

Fritz Walter ein. Dabei wurde der „Held von<br />

Bern“ in Form von altem Filmmaterial, das ihn auf dem<br />

Höhepunkt seiner sportlichen Karriere zeigt, in den<br />

TV-Spot integriert.<br />

Trend Nr. 3: Fußballtrainer und -manager<br />

Insbesondere Trainer und Manager der ersten Fußball-Bundesliga<br />

und der Deutschen Nationalmannschaft<br />

werden als Markenbotschafter nachgefragt,<br />

da bei ihnen kein Verletzungs- oder Foulrisiko mehr<br />

besteht. Zudem sind sie im Gegensatz zu ehemaligen<br />

Athleten noch aktiv im Sportbusiness integriert.<br />

Allerdings wird ein sportlicher Misserfolg der<br />

Mannschaft auch dem Trainer angelastet, sodass die<br />

Gefahr eines negativen Imagetransfers nach wie vor<br />

besteht. Der Anteil von werbenden Trainern und<br />

Managern liegt mit fünf Prozent respektive 1,7 Prozent<br />

an allen werbenden Sportakteuren zwar nur<br />

auf einem geringen Niveau. Allerdings werden deren<br />

Kampagnen in einer hohen Spot- und Anzeigenfrequenz<br />

geschaltet, sodass insbesondere im WM-<br />

Zeitraum der Eindruck einer Omnipräsenz besteht,<br />

wie etwa bei der aktuellen Werbung von Nivea mit<br />

Bundestrainer Jogi Löw.<br />

BranD-WErBunG Testimonials aus dem Fußballsport<br />

werden vielfach und mit großem Erfolg in der<br />

Markenwerbung eingesetzt.


Trend Nr. 4: fiktive Mannschaften<br />

Einige Unternehmen möchten trotz des mit Fußballern<br />

inflationär besetzten Werbeumfelds und der damit<br />

verbundenen Risiken nicht auf aktive Nationalspieler<br />

als Testimonials verzichten und setzen daher auf eine<br />

Mannschaftsstrategie. Dabei kommen neben dem Nationalkader<br />

zunehmend auch fiktive Mannschaften<br />

zum Einsatz. Diese Werbeteams setzen sich aus aktiven<br />

Fußballprofis zusammen, die im realen Leben<br />

nicht zusammen in einer Equipe spielen und ausschließlich<br />

für die Werbung geschaffen werden. So<br />

entwickelte etwa Adidas zur Fußball-WM 2006 die<br />

„+10“-Kampagne, in der die jeweils besten Spieler jedes<br />

Landes (etwa Michael Ballack, David Beckham,<br />

etc.) zusammen als Mannschaft auftraten. Der Vorteil<br />

des Testimonialeinsatzes prominenter Mannschaften<br />

liegt insbesondere darin, dass sich das Risiko der<br />

sportlichen Niederlage eines einzelnen Athleten durch<br />

die werbliche Präsenz vieler Protagonisten wesentlich<br />

besser streuen lässt. Auch Verletzungspausen oder<br />

private Skandale eines Sportakteurs führen nicht<br />

zwangsläufig zu einem negativen Imagetransfer auf<br />

die beworbene Marke, da die restlichen Mitglieder des<br />

Star-Ensembles diese Aspekte mit positiven Eigenschaften<br />

überstrahlen können.<br />

Trend Nr. 5: Spielerfrauen<br />

Die deutschen Spielerfrauen sind im Gegensatz zu<br />

ihren englischen Kolleginnen nur vereinzelt in der<br />

werblichen Kommunikation präsent. Dies liegt insbesondere<br />

daran, dass bisher lediglich wenige Protagonistinnen<br />

ausreichend eigene namentliche und<br />

visuelle Bekanntheit bei den Konsumenten aufbauen<br />

konnten. Eine positive Ausnahme stellt hier die Niederländerin<br />

Sylvie van der Vaart dar, die aufgrund<br />

ihrer zahlreichen Medienauftritte wesentlich prominenter<br />

als ihr fußballspielender Gatte ist und über<br />

lukrative Werbeverträge (etwa Otto-Katalog, Gillette,<br />

Bavaria-Bier) verfügt. Eine medial präsente Spielerfrau<br />

verhilft jedoch auch zu einer Erhöhung des Markenwerts<br />

des Ehemanns, da sie zusätzliche Reichweite<br />

schafft, indem auch Zielgruppen abseits der<br />

klassischen Fußballfans angesprochen werden. Insofern<br />

bietet ihre werbliche Einbindung einen Mehrwert<br />

für die Sponsoren an.<br />

Fazit – werbewirksames helden-image<br />

Auch zukünftig wird die Nachfrage der Unternehmen<br />

nach Nationalspielern ungebrochen sein, ungeachtet der<br />

mit ihrer Präsenz verbundenen Risiken. Denn ein Fußballprofi<br />

eignet sich in besonderem Maße zur Konstruktion<br />

und Reproduktion von nationaler Identität. Er verkörpert<br />

wie kein zweiter Prominenztyp den Helden, der für die<br />

Werbung so positive Imagewerte wie Erfolg und Leistung<br />

transferiert. Allerdings steht dem hohen Bedarf der Werbungtreibenden<br />

nur ein begrenzt geeignetes Angebot an<br />

Nationalspielern zur Verfügung. Daher lässt sich eine zunehmende<br />

Ausdifferenzierung der werblich präsenten<br />

Testimonialtypen beobachten, wobei insbesondere ehemalige<br />

Nationalspieler und Trainer die höchsten Vermarktungschancen<br />

aufweisen werden. von Dr. Daniela Schaaf<br />

STuDiEnDESiGn<br />

Struktur- und längsschnittanalyse von 22 Publikumszeitschriften<br />

im zeitraum von 1995 bis 2005 sowie von april bis<br />

Juli 2006 (Fußball-WM) mit über 75 000 analysierten<br />

anzeigen. untersucht wurden alle anzeigen, unabhängig<br />

von Größe und Platzierung, nach den kriterien Prominenzprovenienz,<br />

Geschlecht, nationalität, Sportart, Produktkategorie<br />

und zeitschriftensegment.<br />

untersuchte Titel: „Spiegel“, „Stern“, „Focus“, „Bunte“,<br />

„Gala“, „revue“, „Bravo“, „Elle“, „Brigitte“, „Vogue“, „instyle“,<br />

„FhM“, „GQ“, „Maxim“, „Men’s health“, „Max“, „Fit for Fun“,<br />

„Wirtschafts-Woche“, „Manager Magazin“, „Sport-Bild“,<br />

„Bravo Sport“, „11 Freunde“.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

89


90<br />

GIM Gesellschaft für Innovative<br />

Marktforschung mbH<br />

Das Fullservice-Institut gehört zu den Top Ten<br />

der deutschen Marktforschungsinstitute.<br />

D<br />

ie GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung<br />

wurde 1987 in Heidelberg gegründet. Das Fullservice-Institut<br />

gehört mittlerweile zu den Top Ten der<br />

deutschen Marktforschungsinstitute und ist eines der<br />

größten inhabergeführten Institute (context 2009). GIM<br />

umfasst den Hauptsitz in Heidelberg und Institute in<br />

Berlin, Zürich und Lyon sowie die Trendforschungsabteilung<br />

GIM argo mit Sitz in Heidelberg.<br />

Als Antwort auf wachsende Komplexität, Globalisierung<br />

und Individualisierung bietet die GIM neue<br />

Methoden und Perspektiven, die ein besseres Verstehen<br />

der Konsumenten, ihrer Motive und Gewohnheiten<br />

sowie der Veränderungen des Marktes ermöglichen.<br />

Denn: Nur auf der Basis dieses Verstehens können heute<br />

erfolgreiche Entscheidungen auf dem Markt getroffen<br />

werden.<br />

Die Forschung der GIM basiert dabei auf den Prinzipien<br />

Transdisziplinarität und Internationalität.<br />

Durch die Verschränkung von Perspektiven aus<br />

unterschiedlichen Disziplinen gelangen die GIM-Forscher<br />

zu ganzheitlichen, transdisziplinären Erkenntnissen.<br />

Dies wird möglich durch ein interdisziplinäres<br />

Team aus Spezialisten der Bereiche Psychologie, Soziologie,<br />

Sozial- und Kulturwissenschaften, Linguistik,<br />

Ethnologie, Wirtschaftswissenschaften sowie<br />

Kommunikations- und Medienwissenschaften.<br />

Diese vielfältige Fachkompetenz ermöglicht der<br />

GIM die Entwicklung passender Lösungen für jede<br />

Fragestellung. Dabei greifen die GIM-Forscher auf eigene<br />

Module zurück, die dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />

entsprechend ständig fortentwickelt und<br />

erweitert werden.<br />

Die GIM forscht zusammen mit Niederlassungen<br />

und Partnern auf allen fünf Kontinenten in über 30<br />

Ländern. Durch eingeübte Arbeitsabläufe und Organi-<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MarkTForscHer<br />

GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung<br />

sationsroutinen sowie feste Kooperationen mit erfahrenen<br />

Partnerinstituten in Europa, Amerika und Asien<br />

können wir weltweit zu einheitlichen Qualitätsstandards<br />

forschen. Internationale Forschung bedeutet<br />

dabei nicht einfach „Mehrländerforschung“. Vielmehr<br />

orientiert sie sich am Prinzip des Global Insight Management.<br />

Durch Cultural Brokerage werden die angewandten<br />

Forschungsmethoden ebenso wie die Interpretation<br />

der Ergebnisse dem kulturellen Kontext angepasst<br />

und im interkulturellen Vergleich zusammengefasst.<br />

GescHäFTsFüHrunG:<br />

Wilhelm Kampik & Stephan Teuber<br />

WeITere MITGlIeDer IM ManaGeMenT-BoarD:<br />

Dr. Gerhard Keim, Director FMCG & Services<br />

Dr. Jörg Munkes, Director Numeric<br />

Christoph Palmer, Director Automotive & B-2-B<br />

Dr. Sigrid Schmid, Director Health & FMCG<br />

Dr. Stephan Telschow, Director GIM Berlin & PoS<br />

Research<br />

Dr. Kerstin Ullrich, Director Innovation & Trend<br />

Research


GoDeHarD WakenHuT,<br />

Director corporate affairs,<br />

GIM Gesellschaft für Innovative<br />

Markt forschung.<br />

leistungsspektrum:<br />

Das GIM-Portfolio stellt Forschungsansätze für die gesamte<br />

Wertschöpfungskette bereit und ermöglicht<br />

maßgeschneiderte Lösungen für die einzelnen Wertschöpfungsphasen.<br />

Ausgewählte Angebote zu den einzelnen<br />

Phasen der Wertschöpfungskette:<br />

Märkte<br />

Grundlagenuntersuchungen zu spezifi schen Märkten<br />

und Kategorien bis hin zu Markt-Modellen und Supply-Chain-Analysen<br />

Zielgruppen<br />

Insight-Generierung, Segmentierungen, Usage & Attitudes,<br />

soziokulturelle Lebens- und Konsumstile, spezifi<br />

sche Zielgruppen (z.B. Kinder, Jugend, Junge Erwachsene,<br />

Haushaltsführende, 50+, Entscheider,<br />

Migranten etc.)<br />

konzepte<br />

Insight-Generierung, Konzeptentwicklung, Konzeptüberprüfung<br />

(qualitativ und quantitativ), Konzeptoptimierung<br />

Marken<br />

Markenkernanalysen, Positionierung, Werteforschung,<br />

Resonanzforschung Marken-Zielgruppen, Markenauftritt,<br />

CI/CD, Markenentwicklung, Imageüberprüfung<br />

und -tracking<br />

Produkte<br />

Produktentwicklung, Usage & Attitudes, Produktbewertung<br />

und -optimierung, Packungsüberprüfungen,<br />

Total-Offer, Handling und Usability<br />

GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH<br />

Treitschkestraße 4–6<br />

69115 Heidelberg<br />

Tel.: 0 62 21/83 28 10<br />

Telefax 0 62 21/83 28 33<br />

info@g-i-m.com<br />

www.g-i-m.com<br />

kommunikation<br />

Entwicklung und Überprüfung von Kommunikationsstrategien<br />

und konkreten Kommunikationsansätzen<br />

(Werbung, Direct Marketing etc.), Werbeforschung<br />

(Entwicklung und Überprüfung von Werbung, z.B.<br />

Treatment, Storyboard, TVC, Printanzeigen etc.),<br />

Werbetracking<br />

Handel<br />

shopper, Pos, signage/Digital signage<br />

In der Anwendung des GIM-Portfolios kommt dem<br />

branchenspezifi schen Kontext eine große Bedeutung<br />

zu. Zu diesen Branchen verfügt die GIM über ausgewiesene<br />

Experten mit langjähriger branchenspezifi -<br />

scher Forschungserfahrung:<br />

• Agrar<br />

• Automotive<br />

• Energie<br />

• Finanzen & Versicherungen<br />

• Handel<br />

• Haushaltsprodukte<br />

• Health<br />

• IT & Software<br />

• Medien<br />

• Mobilität & Logistik<br />

• Nahrungs- & Genussmittel<br />

• Pfl ege & Kosmetik<br />

• Technik<br />

• Telekommunikation<br />

• Textil & Mode<br />

• Tourismus<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

91


92<br />

IMAS international, Deutschland<br />

Praxisorientierung verknüpft mit<br />

methodischer Gewissenhaftigkeit.<br />

A<br />

ls deutsches Mitglied der Institutsgruppe IMAS international<br />

gehört das Münchener Unternehmen zu<br />

einer der führenden Marktforschungsorganisationen<br />

in Europa mit Niederlassungen in Österreich, Ungarn,<br />

Polen und der Tschechischen Republik. Das macht<br />

IMAS zu einem idealen Forschungspartner in Westund<br />

Osteuropa sowie weltweit über langjährige Netzwerkpartner.<br />

Von München aus werden Forschungsprojekte<br />

rund um den Globus koordiniert. Dazu stehen<br />

der Gruppe ca. 100 fest angestellte Fachkräfte und über<br />

1000 freiberufliche Interviewer zur Verfügung, die die<br />

Feldarbeit in Zentraleuropa persönlich (face-to-face)<br />

oder per Telefon (CATI) durchführen.<br />

IMAS Deutschland entwickelte sich seit seiner<br />

Gründung 1991 rasch zu einer anerkannten Größe, insbesondere<br />

auf dem Gebiet der Werbe- und Kommunikationsforschung.<br />

Dies dokumentiert sich auch durch<br />

regelmäßige Publikationen in der Fachpresse. Einer<br />

breiten Fachöffentlichkeit bekannt sind zweifellos der<br />

w&v – IMAS-Test, ein wöchentliches Ranking von Top-<br />

Werbemitteln auf Basis der „PsychoMeter“-Werbemitteltests<br />

sowie der „Marken- und Kommunikationstrend“<br />

von Horizont, einer regelmäßigen Repräsentativbefragung<br />

zu werberelevanten Themen, für die IMAS<br />

ebenfalls seit Jahren verantwortlich zeichnet.<br />

Der wissenschaftliche Zuschnitt des Instituts dokumentiert<br />

sich in engen Kontakten mit Universitäten,<br />

an denen es immer wieder mit Lehrverpflichtungen<br />

und Vorträgen seiner Mitarbeiter vertreten ist.<br />

Als um den methodischen Fortschritt bemühtes<br />

Institut hat das IMAS seit seinem Bestehen der deutschen<br />

Marktforschung eine Reihe von Impulsen gegeben<br />

und nimmt auf vielen Gebieten eine Vorreiterrolle<br />

ein. Zu nennen sind insbesondere das „Psycho-<br />

Meter“, ein standardisierter und benchmarkfähiger<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MArktforScher<br />

IMAS international<br />

Werbemitteltest, mit wohl beispielloser Erfolgsgeschichte,<br />

das „PromiMeter“ zur systematischen Testimonial-Forschung,<br />

das „SloganMeter“ zur systematischen<br />

Überprüfung der Wirkkraft von Slogans und<br />

Claims, die „Budget-RollMa“ zur Optimierung des<br />

Werbedrucks, die erste und inzwischen mehrfach wiederholte<br />

Studie zum Image der Fernsehkanäle, oder<br />

den Social-Equity-Monitor (SEM), der das heute topaktuelle<br />

Thema „CSR“ schon Ende des letzten Jahrzehnts<br />

aufgegriffen hat.<br />

IMAS unterscheidet sich bewusst von unreflektierter<br />

Datenfabrikation und sieht seine Aufgabe in einer<br />

betont individuellen Betreuung seiner Kunden. Dazu<br />

zählen prominente Markenartikler ebenso wie führende<br />

Medien, Agenturen, Verbände und Organisationen.<br />

Das IMAS-Credo lautet:<br />

Praxisorientierung, verknüpft<br />

mit äußerster methodischer<br />

Gewissenhaftigkeit.<br />

Das bedeutet:<br />

• methodisch sinnvolle Fragebögen – sie sind das<br />

Herzstück jeder Umfrage<br />

• exakte Zielgruppendefinition und präzise Stichprobenbildung<br />

• sorgfältiges Briefing, Schulung und Kontrolle der<br />

Feldarbeit<br />

• tiefgehende analytische Durchdringung des<br />

Datenmaterials und<br />

• umsetzungsorientiertes, nachvollziehbares<br />

Reporting mit konkreten Marketingempfehlungen.


AchIM VoN kIrSchhofer,<br />

Geschäftsführer von<br />

IMAS international in München.<br />

Das IMAS-Angebot in allen Ländern<br />

• Omnibus Face-to-Face<br />

• Omnibus CATI<br />

• Werbemittelforschung<br />

• Werbe-Tracking<br />

• Usage & Attitude-Untersuchungen<br />

• B-to-B-Umfragen<br />

• Customer-Satisfaction-Umfragen<br />

IMAS Qualitativ<br />

Gute Marktforscher erfüllen ein wenig die Aufgabe<br />

von Wirtschaftsärzten. Ihr diagnostisches Instrumentarium<br />

muss der Vielfalt der Probleme angepasst<br />

sein. Daher bedient sich IMAS nicht nur der Repräsentativbefragung<br />

großer Querschnitte, sondern wendet<br />

bei speziellen Aufgabenstellungen auch psychologische<br />

Erhebungstechniken an. Dies gilt<br />

insbesondere für das Aufdecken von Meinungen und<br />

Reaktionsweisen, die in tieferen Bewusstseinsebenen<br />

wurzeln, mithilfe moderner Kreativtechniken.<br />

Die Stichworte dafür lauten: „Memory scan“, „Markenpersonifizierungen“,<br />

„Laddering“, „Collagetechniken/Mood<br />

Boards“, „Mapping/Mind-Mapping“,<br />

„Rollenspiele“ oder „NLP-Techniken“.<br />

Als Instrumentarien kommen Tiefeninterviews<br />

(F2F/Phone), Gruppendiskussionen, Online-Fokusgruppen,<br />

Workshops, Net-labs, ethnographische Interviews<br />

etc. zum Einsatz.<br />

IMAS Quantitativ<br />

Auch die tiefgreifendsten qualitativen Erkenntnisse<br />

müssen schlussendlich auf ihr quantitatives Gewicht<br />

in der angestrebten Zielgruppe überprüft werden, um<br />

IMAS international Gmbh<br />

D-81671 München,<br />

rosenheimerstraße 139<br />

tel.: 00 49/89-49 04 17-0 / fax: -66<br />

mail: imas@imas-international.de<br />

homepage: www. imas-international.de<br />

research in West europe/east europe/far east/North America<br />

ihre Bedeutung für das Marketing einschätzen zu<br />

können.<br />

IMAS international gehört zu den handverlesenen<br />

Instituten, die sich noch ein flächendeckendes<br />

Interviewernetz leisten und national bevölkerungsrepräsentative<br />

Face-to-Face-Umfragen auf großer<br />

Stichprobenbasis durchzuführen imstande sind.<br />

Nicht aus Ignoranz gegenüber „modernen“ Umfragetechniken,<br />

sondern als Angebot für alle, die die Fragewürdigkeit<br />

quasi-repräsentativer „Quick & Dirty“-<br />

Methoden zu taxieren wissen und in Marktforschungsdaten<br />

keine konfirmative Legitimation, sondern<br />

eine solide und wertvolle Entscheidungshilfe<br />

suchen.<br />

Warum IMAS?<br />

• Marktforschung aus einer Hand in 5 zentralen<br />

Ländern Europas<br />

• Weltweites Netzwerk an langjährigen Kooperationspartnern<br />

• Erfahrenes Projektleiterteam mit umfangreichen<br />

Branchen-, Landes- und Sprachkenntnissen<br />

• Optimale Methodik für jegliche Fragestellung,<br />

egal ob: Qualitativ/Quantitativ, CATI/F2F/Online,<br />

Fokusgruppen/Psychologische Einzelexplorationen<br />

• Omnibus/Ad-hoc<br />

• B-2-B/Consumer<br />

• Schnelle Reaktionszeiten, unkomplizierter<br />

Kontakt, praxisnahe Empfehlungen<br />

• Beste Reputation.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

93


94<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

MArktforScher<br />

IMAS international<br />

Instrumente / tools / Studien<br />

IMAS omnibus f2f/cAtI<br />

Die IMAS Omnibus- oder auch Mehrthemenuntersuchungen<br />

sind der ideale Weg, um kostengünstig bevölkerungsrepräsentative<br />

Daten zu erheben. Die Auftraggeber<br />

teilen sich die Fixkosten der Untersuchung,<br />

abgerechnet wird nach Art und Umfang der jeweiligen<br />

Beteiligung.<br />

PsychoMeter – Werbemitteltest<br />

Der PsychoMeter ist ein standardisiertes Pre- und Posttest-Messsystem,<br />

das für die vier klassischen Werbemittel<br />

(TV, Hörfunk, Print, Plakat) angewandt wird.<br />

Die Tests werden zum Teil in Eigenregie durchgeführt<br />

und die Ergebnisse den werbenden Firmen zum<br />

Kauf angeboten. Diese Art der Vermarktung (Multi-<br />

Client-Studie) macht den Test für den einzelnen Kunden<br />

preisgünstiger, gleichzeitig lässt sich im Vergleich<br />

zur reinen Auftragsforschung eine ungleich größere<br />

Zahl an Werbemitteln überprüfen.<br />

So erfasst IMAS international seit der Einführung<br />

des Tests in Deutschland (1991) mehr als 20 000 Werbemittel<br />

mit dem PsychoMeter-Messverfahren. Daraus<br />

ergeben sich harte Benchmarks für Impact und Resonanz<br />

sowie vielfältige Vergleichsmöglichkeiten, z.B.<br />

zur Branche, ähnlichen Formaten, ähnlichen Kreationen,<br />

ähnlichen Aussagen (z.B. Promotion, Image etc.)<br />

PreMeter<br />

Das PreMeter ist ein klassischer Werbemittel-Pretest<br />

zur Bewertung von Konzepten, Storyboards, Animatics,<br />

Doubleheads aber auch fertigen Exekutionen. Er<br />

ist für alle Arten von Werbemitteln anwendbar und<br />

geeignet für jedes Stadium der Entwicklung. In ihm<br />

verbinden sich quantitative Messungen mit qualitativen<br />

Insights. Die Analyse erfolgt anhand individueller<br />

Reaktionsmuster.<br />

PromiMeter<br />

Mit dem PromiMeter verfügt IMAS über ein Instrument,<br />

das den „Werbewert“ von Prominenten als Testimonial<br />

in der Werbung erfasst. Durch Repräsentativ-<br />

erhebung des Bekanntheitsgrads und des persönlichen<br />

Image einer Person des öffentlichen Lebens kann das<br />

PromiMeter aussagekräftige Prognosen über den zu<br />

erwartenden Werbeerfolg und die Eignung für die Marke,<br />

für die der Prominente werben soll, erstellen. Er<br />

hilft somit auch bei der Auswahl eines bestimmten<br />

Promis für den Werbeeinsatz. Dazu kann auf eine Datenbank<br />

von ca. 1000 prominenten Persönlichkeiten<br />

zugegriffen werden, die bislang im Rahmen des PromiMeter<br />

überprüft wurden. Zu den Kunden zählen<br />

werbungtreibende Unternehmen, Agenturen aber auch<br />

die Promis selbst.<br />

SloganMeter<br />

Der SloganMeter ist ein standardisiertes Messverfahren,<br />

mit dem die Schlagkraft von Werbeslogans auf repräsentativer<br />

Basis überprüft werden kann, egal, ob es sich<br />

dabei um Auftritte in Print- und Funkmedien, im Kino<br />

oder auf Plakaten handelt. Der SloganMeter beantwortet<br />

folgende Fragen: Wie bekannt ist Ihr Slogan insgesamt?<br />

Im Vergleich zu anderen? Wie wirkt er? Wird er zwingend<br />

mit der Marke assoziiert? Passt er zur Marke?<br />

Brandscope-tracking-Monitor<br />

Der Brandscope_Monitor ist ein international eingesetztes<br />

strategisches Marken- und Kommunikations-<br />

Tracking (= Spurensuche), das dazu dient, den Kommunikationserfolg<br />

einer Kampagne aus dem<br />

Vorher-Nachher-Vergleich sowie auch während des<br />

Flights anhand repräsentativer Messungen in der kundenindividuellen<br />

Zielgruppe zu evaluieren, um gegebenenfalls<br />

korrigierend eingreifen zu können. Das<br />

High-end-Instrument ist modulartig aufgebaut, wird<br />

also auf die kundenindividuellen Bedürfnisse abgestimmt<br />

und ermöglicht in der vollen Ausbaustufe einen<br />

holistischen Blick auf alle im Kommunikationsprozess<br />

relevanten Parameter.<br />

Budget-rollMa<br />

Die Budget-RollMa ist ein von IMAS entwickeltes Instrument<br />

zur Optimierung der Werbebudget-Planung.


Die Analyse basiert auf der langjährigen systematischen<br />

Gegenüberstellung von eingesetztem Werbegeld<br />

und Werbeerfolg – für Hunderte von Marken in Tausenden<br />

von Werbephasen. Sie greift einen Schritt vor<br />

der eigentlichen Mediaplanung ein, der häufig vernachlässigt<br />

wird, nämlich den Fragen: Wie hoch muss<br />

der Gesamt-Jahresetat der Marke sein? Welcher Werbedruck<br />

soll ausgeübt werden? Woran bemisst er sich?<br />

Wie oft soll man werben? Wann darf man Pausen machen?<br />

Wie ist das Budget im Kampagnenverlauf optimal<br />

zu streuen? Durch welchen intermedialen Mix<br />

kann die Wirk-Effizienz des eingesetzten Geldes bestmöglich<br />

gesteigert werden?<br />

VkL-test<br />

IMAS International hat mit dem VKL-Test ein standardisiertes<br />

Tool entwickelt, welches flexibel die verschiedenen<br />

Erscheinungsformen von VKL erfasst und deren<br />

Erfolg messbar macht. Der VKL-Test bietet Unternehmen<br />

und Agenturen die Möglichkeit, einfach, kostengünstig<br />

und schnell Entwürfe und Formate zu testen und zu<br />

optimieren. Branchen- und markenspezifischen Besonderheiten<br />

werden selbstverständlich berücksichtigt.<br />

Auch können komplette VKL-Serien, bestehend aus verschiedenen<br />

Materialien, zusammen erfasst werden.<br />

Packcheck<br />

Die Packungsoptimierung ist nach wie vor ein Stiefkind<br />

des Marketings. Dies, obwohl Selbstbedienung, Vielfalt<br />

an Marken und die wachsende Bedeutung der Handelsmarken<br />

die Bedeutung der Verpackung immer weiter<br />

steigern. Ein Gutteil der Kaufentscheidungen wird erst<br />

am Point of Sale getroffen. Der IMAS-PackCheck ermöglicht<br />

es, die Durchsetzungskraft und Packungsqualität<br />

im Hinblick auf Design, Handling, Information etc. auf<br />

standardisierter Basis zu überprüfen.<br />

Storecheck<br />

Der StoreCheck ist ein Umfrageinstrument zur Überprüfung<br />

der Kundenzufriedenheit mit den lokalen<br />

Einkaufsquellen. Die Akzeptanz der Outlets vor Ort ist<br />

die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg und das<br />

Image eines Händlers. Der StoreCheck zeigt auf, wo<br />

das jeweilige Unternehmen im lokalen Standortwettbewerb<br />

steht und bietet die nötigen Informationen für<br />

eine erfolgreiche, konsumentennahe Filialpolitik.<br />

communitycheck<br />

Der CommunityCheck überprüft die Bürgerzufriedenheit<br />

mit den kommunalen Lebensbedingungen in Gemeinden<br />

– vom infrastrukturellen Angebot bis hin zu<br />

den kommunalen Leistungen. Er wendet sich an Planer<br />

und Entscheidungsträger auf kommunaler Ebene und<br />

liefert die nötigen Informationen für eine erfolgreiche<br />

und bürgernahe Kommunalpolitik.<br />

SeM (Social-equity-Monitor)<br />

Der Social-Equity-Monitor wurde von IMAS bereits<br />

2001 als ein standardisiertes Forschungs-Tool entwickelt,<br />

das Unternehmen die Möglichkeit bietet, ihr<br />

Erscheinungsbild in Hinblick auf ihre soziale Wertschätzung<br />

hin zu überprüfen. Er verengt dabei nicht<br />

ausschließlich auf Aspekte der „good citizenship“, die<br />

heute unter dem Schlagwort „corporate social responsibility“<br />

(CSR) in aller Munde sind, sondern das Unternehmensbild<br />

wird auch durch Dimensionen der<br />

wirtschaftlichen Bedeutung und Leistungsfähigkeit<br />

abgerundet und komplettiert.<br />

Die Konzeption als Multi-Client-Studie macht die<br />

Untersuchung für den einzelnen Kunden preisgünstiger,<br />

gleichzeitig lässt sich im Vergleich zur reinen Auftragsforschung<br />

eine ungleich größere Zahl an Unternehmen<br />

überprüfen.<br />

Auswahl periodischer Untersuchungen/Studien von<br />

IMAS international:<br />

Image der Fernsehkanäle, Ernährungsanalyse (Erna),<br />

Anzeigenblattstudie, Hotelstudie, Städte-Image-Analyse,<br />

Corporate-Citizenship-Studie, Handelmarkenstudie,<br />

Discounter-Studie, Banken-Studie.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

95


E-Journal<br />

96<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

StuDiE<br />

Design<br />

„Die Schönheit des Mehrwertes“<br />

oder: Wie Design zum wirtschaftlichen<br />

Erfolg der Marke beiträgt<br />

Immer mehr Unternehmen entdecken neben dem<br />

ästhetischen auch den betriebswirtschaftlichen<br />

Mehrwert, der in der Gestaltung eines Produkts,<br />

seiner Verpackung und seiner Umgebung liegt –<br />

das zeigt Deutschlands größte Studie zum Zusammenhang<br />

zwischen Design und Unternehmenserfolg


Wolf SchnEiDEr,<br />

Geschäftsführer Kreation<br />

von Scholz & friends identify.<br />

carolinE thEiSSEn,<br />

Geschäftsführerin<br />

Beratung/Strategie.<br />

Design ist kein Luxusfaktor mehr, sondern<br />

wichtiger Bestandteil der Identität einer<br />

Marke. Dies zeigen Unternehmen wie Apple,<br />

Koziol und Lamy, die nicht zuletzt<br />

dank ihrer unverwechselbaren ästhetischen<br />

Gestaltung bekannt und erfolgreich sind.<br />

Gutes Design sorgt aber nicht nur für Wiedererkennbarkeit<br />

und die Begeisterung weniger Ästheten,<br />

sondern der „Faktor Design“ ist – neben der<br />

Qualität des Produkts – für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg eines Markenprodukts ausschlaggebend.<br />

So setzt beispielsweise der Elektronik-Hersteller<br />

Loewe seit Jahren gezielt auf den Punkt Design:<br />

„Minimalistische Form ist neben sinnvollen Innovationen<br />

und exklusiver Individualität einer<br />

von drei zentralen Markenwerten bei Loewe“, beschreibt<br />

Frieder C. Löhrer, Vorstandsvorsitzender<br />

von Loewe, die Firmenstrategie. „Design prägt das<br />

gesamte Unternehmen und ist damit fundamental<br />

für den Unternehmenserfolg.“ Diese Werte ziehen<br />

sich genauso durch die gesamte Angebotspalette<br />

wie auch durch die komplette Markenkommunikation.<br />

Im Mittelpunkt stehen nicht sinnlose Wettrennen<br />

um neue Höchstwerte bei Bildschirmauflösung<br />

oder Lautstärke, sondern eine Bildsprache,<br />

die dem Premium-Anspruch an höchstes Design<br />

gerecht wird.<br />

Fotos: Koziol, Loewe, Poggenpohl<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

97


98<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

StuDiE<br />

Design<br />

Auch im Bereich der Kreativindustrie<br />

ist Design ein<br />

wichtiger Faktor der deutschen<br />

Wirtschaft: Im Jahr<br />

2008 hatte die Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft einen Anteil<br />

von 2,5 Prozent vom<br />

Brutto-Inlandsprodukt. Ein<br />

Viertel davon – schätzungsweise<br />

16,2 Milliarden Euro<br />

– hat allein die Designbranche<br />

erwirtschaftet. Sowohl Umsatz als auch die Zahl<br />

der Beschäftigten wuchsen in den vergangenen Jahren<br />

überproportional.<br />

Grund genug, um die Bedeutung von Design als<br />

Wirtschaftsfaktor zu untersuchen: In der im März<br />

<strong>2010</strong> veröffentlichten Studie Die Schönheit des Mehrwertes<br />

gaben Vertreter namhafter Unternehmen wie<br />

Kärcher, Poggenpohl und Loewe Einblicke in ihre<br />

Sichtweise zum Einfl uss von Gestaltung auf den wirtschaftlichen<br />

Erfolg. Durchgeführt wurde die Untersuchung<br />

im Auftrag des deutschen Markenverbands,<br />

des Rates für Formgebung sowie der Werbeagentur<br />

Scholz & Friends.<br />

Von den rund 400 Mitgliedsunternehmen des Markenverbands,<br />

die insgesamt einen Markenumsatz von<br />

über 500 Mrd. Euro repräsentieren, hat knapp ein<br />

Viertel an der Studie teilgenommen. Das macht die<br />

vorliegende Umfrage zur größten deutschen Studie in<br />

diesem Bereich. Da die Unternehmen auch Auskunft<br />

über die Entwicklungen der vergangenen fünf Jahre<br />

geben, geht die Studie über eine Momentaufnahme<br />

hinaus und weist auf eine steigende Bedeutung von<br />

Design hin.<br />

Design zur Positionierung der Marke<br />

So kann auch die Markenpfl ege einzelner Produkte profi<br />

tieren. Dabei geht der Mehrwert über den bloßen Absatz<br />

hinaus: Über die Hälfte der Befragten bestätigt, dass unternehmerische<br />

Designorientierung einen positiven Effekt<br />

auf das Führungskräfte-Recruiting hat, und über 90 Prozent<br />

der Befragten geben an, dass Verpackungsdesign<br />

eine große Bedeutung für die Kundenkommunikation<br />

darstellt.<br />

Die deutsche Wirtschaft ist<br />

einig: 98 Prozent der Befragten<br />

sehen im Design ein<br />

entscheidendes Alleinstellungsmerkmal.<br />

Fast alle<br />

Unternehmen nutzen Design<br />

gezielt, um die Identität des<br />

Unternehmens gegenüber<br />

Kunden (94 Prozent) und<br />

Wettbewerbern (98 Prozent)<br />

herauszustellen.<br />

Dr. Manfred Lamy, Vorsitzender<br />

des Beirats von Lamy,<br />

bringt es auf den Punkt:<br />

„Ziel sämtlicher Designaktivitäten<br />

ist ein Erscheinungsbild,<br />

das dem Selbstverständnis<br />

des Unternehmens entspricht<br />

und in dem Kompetenz<br />

und Haltung des<br />

Unternehmens zum Ausdruck<br />

kommen. Nur mit einem<br />

prägnanten und durchgängigen Auftreten von Produkten<br />

und Kommunikation lässt sich eine starke CI<br />

erreichen. Beides formt ein Image, das ein langfristiges<br />

Überleben am Markt sichert.“<br />

Markenwachstum durch Design<br />

Design ist aber nicht nur wichtiges Verkaufsargument<br />

und für die positive Entwicklung eines Markenprodukts<br />

entscheidend. Auch für die Gewinnung von Anteilen<br />

an bestehenden Märkten nutzen Unternehmen<br />

ganz bewusst Design-Maßnahmen. Ebenso wie als Innovationstreiber,<br />

wie Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer<br />

des Rats für Formgebung, erklärt: „Mehr als 80<br />

Prozent der befragten Unternehmen begreifen Design<br />

als Treiber für die erfolgreiche Implementierung von<br />

neuen Produkten in neuen Märkten. Das zeigt, wie sehr<br />

sich das Verständnis durchgesetzt hat, dass sich Innovationen<br />

nur durch eine attraktive Vermittlung ihrer<br />

Innovationsaspekte – d.h. durch Design – im Markt<br />

positionieren lassen.“<br />

Design erhöht rendite und stärkt<br />

das Markenversprechen<br />

Viele Unternehmen haben nämlich erkannt, dass<br />

Design ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, wenn es darum<br />

geht, sich von der Konkurrenz abzusetzen sowie<br />

Markenpräferenz zu schaffen und zu sichern.<br />

Für sie ist es deshalb ein wichtiges Instrument der<br />

Markenführung. Wie sieht es aber konkret mit dem<br />

Mehrwert des Erscheinungsbilds aus? Denn so wie<br />

schon Apple-Gründer Steve Jobs erkannte: „Design


is not what it looks like and feels like. Design is how<br />

it works.“ Das Ergebnis der Studie ist eindeutig:<br />

Rund 70 Prozent der Befragten bestätigen, dass Design<br />

sich positiv auf die Gesamtrendite auswirkt.<br />

Auch als Alleinstellungsmerkmal und im Wettbewerb<br />

kommt es auf gutes Design an, wie Christian<br />

Köhler, Hauptgeschäftsführer beim Markenverband,<br />

bestätigt: „Design ist inzwischen ein unverzichtbares<br />

Instrument der Markenführung. Ein<br />

professioneller Markenauftritt sorgt für Orientierung,<br />

Abgrenzung und Einzigartigkeit. Konsequente<br />

Gestaltung stärkt das Markenversprechen.“<br />

Auch strukturell nimmt Design einen hohen Stellenwert<br />

in den Unternehmen ein: Drei Viertel der befragten<br />

Markenartikler haben in den vergangenen fünf<br />

Jahren ihre Investitionen in Design teilweise deutlich<br />

erhöht. Doch nur 42 Prozent der Unternehmen haben<br />

DESiGn alS PhiloSoPhiE<br />

loewes firmenphilosophie lautet:<br />

Design prägt das gesamte unter nehmen<br />

und ist damit fundamental für den<br />

unternehmenserfolg.<br />

mehr Mitarbeiter im Bereich Design eingestellt, hier<br />

liegen die Werte hinter der Investitionssteigerung zurück.<br />

Die Aufl ösung der Differenz zeigt sich in der<br />

Entwicklung des Outsourcing von Design. Mehr als<br />

die Hälfte der Unternehmen hat in den vergangenen<br />

fünf Jahren im Bereich Design vermehrt Aufgaben ausgelagert,<br />

was zusammen mit den gestiegenen Investitionen<br />

zeigt, dass hier eine deutliche Professionalisierung<br />

des Designs vorangetrieben wird.<br />

ungenutzte Potenziale<br />

Offensichtlich ist Design längst mehr als die Form und<br />

Farbe eines Produkts. Gestaltung und Formgebung<br />

sind für den Absatz von Produkten und für die Alleinstellung<br />

der Unternehmen im Markt von Markenfüh-<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

99


100<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

StuDiE<br />

inDiViDuEll unD EXKluSiV<br />

Es ist die fähigkeit, immer wieder neu zu denken –<br />

dieses Motto zieht sich wie ein roter faden durch<br />

die Geschichte des unternehmens.<br />

DESiGn alS ErfolGSfaKtor iM untErnEhMEn<br />

1,2%<br />

Trifft nicht zu<br />

11,1%<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Design<br />

Quelle: Studie „Die Schönheit des Mehrwerts”.<br />

51,9%<br />

Trifft zu<br />

87,7% der<br />

Befragten geben<br />

an, dass ihr<br />

unternehmen<br />

durch Design<br />

Marktanteile<br />

gewinnen kann.<br />

35,8%<br />

Trifft eher zu<br />

rern als wesentlicher Faktor erkannt und werden entsprechend<br />

eingesetzt. Und dennoch schöpfen die<br />

meisten Unternehmen nicht alle Potenziale aus, die<br />

Design bietet. Denn Design kann mehr, als Produkte<br />

mit Emotionen aufzuladen und ein Image zu erzeugen:<br />

Gestaltung bietet bereits bei der Produktion einen<br />

Mehrwert, der sich in betriebswirtschaftlichen Kennzahlen<br />

messen lässt. Design geht über die reine Ästhetik<br />

eines Produkts hinaus und kann etwa dessen Nachhaltigkeit<br />

steigern.<br />

Gerade im Verpackungsbereich sind zahlreiche<br />

Optimierungen möglich. Allerdings nutzen über 70<br />

Prozent der teilnehmenden Markenführer Design<br />

bisher noch nicht, um Materialkosten zu sparen.<br />

Ähnlich antworten die Unternehmen mit Blick auf<br />

die Optimierung von Produktionsprozessen, auch<br />

hier werden Potenziale verschenkt. Neben diesen<br />

Vorteilen, die unmittelbar auf die Rendite wirken<br />

können, lassen sich auch Effekte nutzen, die langfristig<br />

auf das Unternehmen einzahlen. Aber lediglich<br />

41 Prozent der Befragten setzen Design ein, um<br />

nachhaltige Umwelt- oder Gesellschaftspolitik zu<br />

implementieren. Auch die Erwartungen an Agenturen<br />

wurden in der Studie erhoben. Auf Platz eins der<br />

Wunschliste: Kreativität. 95 Prozent der Unternehmen<br />

wünschen sich von ihren Dienstleistern frische und<br />

überraschende Lösungsansätze. Maßgeschneiderte Lösungen<br />

und eine effi ziente Umsetzung werden genauso<br />

erwartet, stehen aber auf der Prioritätenliste hintenan.<br />

Das steigende Outsourcing von Design in den vergangenen<br />

Jahren weist auf einen ähnlichen Trend für<br />

die Zukunft hin. Vermehrt sind Agenturen aufgefordert,<br />

Gestaltung mit Mehrwert zu kreieren. So soll die<br />

Kernkompetenz einer Designagentur darin liegen, jedem<br />

Unternehmen eine unverwechselbare Identität<br />

bieten zu können.<br />

Design bringt unternehmen den<br />

entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

Die hohe Relevanz, die Design in dieser Umfrage beigemessen<br />

wird, erklärt sich auch aus der Struktur der<br />

Studienteilnehmer. Unternehmen, international tätig


und seit Jahrzehnten am Markt, können auf oftmals erschlossenen<br />

und zunehmend globalen Märkten nur<br />

unter bestimmten Voraussetzungen erfolgreich sein. Für<br />

das verarbeitende Gewerbe, nahezu unabhängig von der<br />

Branche, ist – nicht zuletzt aufgrund der unternehmerischen<br />

Rahmenbedingungen in Deutschland – ein<br />

Preiskampf kaum zu gewinnen. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten setzten deutsche Unternehmen deshalb vor<br />

allem auf Innovation und Qualität. Hier zeigt sich einer<br />

der Vorteile von Design. Denn mit Design lässt sich das<br />

Image von Produkten sowie eines ganzen Unternehmens<br />

transportieren und unter den richtigen Rahmenbedingungen<br />

immer wieder aufs Neue bestätigen.<br />

Gerade in einer angespannten Marktsituation kann<br />

Design Unternehmen durch den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

Freiräume verschaffen. Früher bedeutete<br />

Design „in Schönheit sterben“. Heute kann gerade<br />

diese Schönheit das Überleben eines Unternehmens<br />

sichern, wenn sie zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

verhilft. Gestaltung dient nicht nur dazu, sich<br />

von Konkurrenten abzugrenzen und die Marke für den<br />

Verbraucher mit Begehrlichkeit aufzuladen, sondern<br />

trägt auch entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg<br />

einer Marke bei – eine Chance, die wir als Markenführer<br />

und -experten nicht ungenutzt lassen sollten. Denn<br />

wie die Studie zeigt: Design ist längst kein Luxus mehr,<br />

sondern Existenzgrundlage für die gesamte Markenindustrie<br />

in Deutschland.<br />

von Wolf Schneider und caroline theissen<br />

StuDiE<br />

Die Studie „Die Schönheit des<br />

Mehrwertes“ können Sie mit einer<br />

E-Mail an pr@s-f.com anfordern.<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

101


102<br />

4 : <strong>2010</strong><br />

marke 41<br />

SERVICE<br />

Scheier / Schneider /<br />

Bayas-Linke<br />

Codes. Die geheime<br />

Sprache der Produkte<br />

Rudolf Haufe Verlag <strong>2010</strong>,<br />

Planegg/München<br />

216 Seiten<br />

ISBN: 978-3-648-00301-5<br />

Euro 29,80<br />

Buch<br />

Codes – Die geheime<br />

Sprache der Produkte<br />

Was macht ein Produkt zum Top-Seller?<br />

Oder: Warum wir kaufen, was wir kaufen<br />

Was sind die Codes erfolgreicher Produkte? Wie funktioniert das<br />

im Gehirn? Und wie kann man das für seine eigenen Produkte<br />

nutzen? Jeden Tag kaufen und nutzen wir Produkte – meist ohne<br />

groß nachzudenken. Warum nutzen wir beim Familienfest<br />

Pulverkaffee und<br />

keinen löslichen Kaffee? Warum trösten wir unsere Kinder mit<br />

Pudding und nicht mit Joghurt? Warum erhöht ein hoher Preis bei<br />

einem Energy-Drink den Blutdruck stärker als ein niedriger Preis?<br />

Und was ist der Code von Schokolade?<br />

Wir kaufen immer mehr als das offensichtliche Produkt. Wir<br />

kaufen immer auch einen zusätzlichen mentalen Nutzen. Alle<br />

Codes eines Produktes, Form, Farbe, Haptik, Verpackung, Preis<br />

etc., vermitteln einen impliziten<br />

Nutzen, der darüber entscheidet, ob wir ein Produkt wollen oder<br />

nicht. Deshalb kaufen die einen das iPhone und die anderen ein<br />

Blackberry. Doch wie funktioniert diese verborgene Ebene von<br />

Konsum genau? Auf Basis neuester Erkenntnisse der Neuropsychologie<br />

entschlüsselt das neue Buch von Christian Scheier,<br />

Johannes Schneider und Dirk Bayas-Linke die geheimen Codes<br />

von Produkten: warum wir sie kaufen, wie wir sie nutzen.<br />

Das Buch entschlüsselt unseren Umgang mit Produkten und wie<br />

wir täglich hunderte Konsumentscheidungen treffen. Das Buch<br />

erklärt praxisnah und wissenschaftlich fundiert, nach welchen<br />

geheimen Regeln Kunden Produkte kaufen. Vor allem aber: Wie<br />

können wir diese geheimen Codes entschlüsseln und damit unsere<br />

Produkte erfolgreicher vermarkten? Auf Basis der neuesten<br />

Erkenntnisse der Hirnforschung und der Psychologie zeigen die<br />

Autoren, wie man die Relevanz, Differenzierung und Glaubwürdigkeit<br />

in der Vermarktung von Produkten signifikant erhöhen kann.<br />

Gleichzeitig zeigen sie, wie man die leidigen Geschmacksdiskussionen<br />

bei Werbung, Verpackung oder Produktdesign durch<br />

strategische Entscheidungen ersetzen und damit mehr Effizienz im<br />

Marketing erreichen kann.<br />

Dr. Christian Scheier ist Experte für Neuromarketing und Geschäftsführer<br />

der decode Marketingberatung.<br />

Johannes Schneider ist Markenstratege mit langjähriger Erfahrung<br />

in internationalen Network-Werbeagenturen.<br />

Dr. Dirk Bayas-Linke ist Sozialwissenschaftler und Experte für<br />

Alltagsund Konsumkultur. Bei decode verantwortet er die Dekodierung<br />

und Optimierung impliziter Marketingsignale.<br />

Das Marketingjournal <strong>marke41</strong><br />

führt in der Tradition von Wolfgang<br />

K. A. Disch und dem von ihm<br />

gegründete Marketingjournal<br />

die Autorenveröffentlichungen<br />

nach dem 40. Jahrgang fort.<br />

IMPRESSUM<br />

MIM Marken Institut München GmbH<br />

Bavariaring 43<br />

80336 München<br />

Amtsgericht München HRB 1722589<br />

Redaktion<br />

Communication Network Media<br />

Ridlerstraße 35a, 80339 München<br />

Redaktion Tel.: 0 89/72 95 99 15<br />

Redaktion Fax: 0 89/72 95 99 18<br />

E-Mail: redaktion@<strong>marke41</strong>.de<br />

Homepage: www.<strong>marke41</strong>.de<br />

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Iglinger Straße 3, 86807 Buchloe<br />

Telefon: 0 82 41/96 74-0<br />

Telefax: 0 82 41/96 74-22<br />

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Chefredaktion: Friedrich M. Kirn<br />

Art Director: Deivis Aronaitis<br />

Redaktion: Thomas Bode, Manfred Haar,<br />

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Gestaltung: Alexandra Budik<br />

Schlussredaktion: Wolfgang Mettmann<br />

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Börsch (Zernisch Institut Köln), Wolfgang K.A.<br />

Disch (Verlag MARKETING JOURNAL Hamburg),<br />

Dr. Hans-Georg Häusel (Gruppe Nymphenburg<br />

Consult AG München), Dr. Harald Jossé<br />

(BrandControl), Achim von Kirschhofer<br />

(Imas International München), Thomas Koch<br />

(Crossmedia), Prof. Dr. Marco Schmäh<br />

(ESB Business School Reutlingen).<br />

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Presserechtlich verantwortlich für Redaktion:<br />

Friedrich M. Kirn<br />

Druck: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG,<br />

Michael-Schäffer-Straße 1, 86399 Bobingen<br />

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Verbot fällt insbesondere die gewerbliche<br />

Vervielfältigung per Kopie sowie die Aufnahme in<br />

elektronische Datenbanken oder auf CD-ROM.<br />

Diese Ausgabe enthält folgende Beilage:<br />

Fachverband Medienproduktioner e.V.<br />

ISSN 1866-5438<br />

Marke 41 – das marketingjournal erscheint im<br />

dritten Jahrgang.<br />

Erscheinungsweise 6 x jährlich<br />

Auflage 6200<br />

ZKZ 77808


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