LAUFSTEG LEBEN - Evelin Brandt
LAUFSTEG LEBEN - Evelin Brandt
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EVELIN BRANDT: individuelle und authentische Mode<br />
<strong>LAUFSTEG</strong> <strong>LEBEN</strong><br />
1989 stellte <strong>Evelin</strong> <strong>Brandt</strong> ihre erste eigene Kollektion auf der Modemesse IGEDO in<br />
Düsseldorf vor, inzwischen entwirft die einstige Medizinstudentin und Autodidaktin jährlich<br />
vier Kollektionen. Das Label EVELIN BRANDT BERLIN ist europaweit in vierzehn Ländern<br />
zu finden, aber auch in Kanada, den USA und Australien. In Berlin präsentiert EVELIN BRANDT<br />
ihre Modelle in vier eigenen Shops, in Köln, Hamburg, Potsdam, Belfast und Taipeh existiert<br />
jeweils einer. Die Modedesignerin verrät die aktuellen Trends.<br />
Pretty Woman Julia Roberts sagt,<br />
Mode ist Ansteckung mit etwas Neuem.<br />
Womit wollen Sie uns denn im<br />
Frühjahr und Sommer 2006 zu Neuem<br />
verlocken, Frau <strong>Brandt</strong>?<br />
Mit schönen Stoffen, sanften Farben,<br />
weichen Silhouetten. Unsere Kollektion<br />
ist auch in der Saison Frühjahr / Sommer<br />
2006 geschmückt und sehr weiblich.<br />
Die Silhouette betont den Körper,<br />
aber mehr umspielend, und die Taille<br />
rutscht manchmal ein bisschen nach<br />
oben. Für Leichtigkeit sorgen fast immer<br />
etwas bewegte Oberflächen.<br />
Die Blusen schmücken kleine Rüschen,<br />
Plisseeeinsätze, Spitzenbordüren<br />
in der Seitennaht und dezente Raffungen.<br />
Die Jacken wirken klassisch, aber<br />
die bewegten Oberflächen lassen alles<br />
fein und weich erscheinen. Vor allem<br />
aber die Röcke sind ein richtiger Hingucker<br />
– mit Spitzenunterröcken, dezentem<br />
Volant, Rüsche oder Bordüre. Einige<br />
sind weit, doch immer wirkt der Rock<br />
erwachsen und weiblich. Die Längen<br />
sind unterschiedlich – von kniebedeckt<br />
bis ganz lang.<br />
Und welche Stoffe und Farben prägen<br />
Ihre Kollektion?<br />
Bei den Stoffen entschieden wir uns<br />
wie immer für natürliche Materialien,<br />
manchmal pur, aber auch Leinen mit<br />
Seide oder mit Wolle kombiniert,<br />
Glanz-Matt-Effekte, Doppelgewebe, und<br />
das alles ganz weit weg von jedem<br />
Ökigen. Die Materialien sind gewaschen,<br />
manche plissiert. Es gibt auch Ausbrenner,<br />
mehrere unterschiedliche zarte<br />
Jacquards, ein Borkencrepe – die Optik<br />
ist sehr lebendig. Die Farben sind hell<br />
und frisch, viel weiße, beige und dezente<br />
Pastelltöne darunter.<br />
Bei den Hosen, in weiter und auch in<br />
gerader Form, entsteht durch Rechts-<br />
Links-Abwechslung bei Doppelgeweben<br />
eine Zweifarbigkeit. Details wie<br />
Ripsbandeinsätze, Faltenvariationen<br />
und Taschen mit Kräuseleffekten setzen<br />
Akzente.<br />
Sie entwerfen jährlich vier Kollektionen.<br />
Wo lassen Sie sich inspirieren,<br />
wo beginnt Ihre Fantasie zu blühen,<br />
wenn es um Mode für Frauen mit Stil<br />
und Anspruch geht?<br />
Zum Beispiel, wenn ich auf die<br />
Stoffmesse Première Vision nach Paris<br />
fahre: Da sehe und fühle ich die neuen<br />
Stoffe und mich erfasst wirkliche Leidenschaft.<br />
Das ist jedes Mal auch eine<br />
neue Chance, vieles besser zu machen.<br />
Dann bestelle ich Stoffe und freue mich
MODE<br />
048 TOP<br />
darauf, wie daraus in unserem Berliner<br />
Atelier Schönes für Frauen entsteht.<br />
Das Label EVELIN BRANDT BER-<br />
LIN ist in vierzehn europäischen Ländern,<br />
außerdem in Kanada, den USA<br />
und in Australien, ein Begriff. Trotzdem<br />
kehren Sie von Ihren Reisen<br />
immer wieder hierher zurück.<br />
Es war schon immer mein Traum, in<br />
dieser lebendigen, unkonventionellen<br />
Metropole zu leben. Ich kam 1972 hierher,<br />
um Medizin zu studieren, verkaufte<br />
ein Jahr später in einem kleinen Laden<br />
selbstgestrickte Kleider, um mein Studium<br />
zu finanzieren, und hätte damals<br />
gelacht, hätte mir einer vorhergesagt,<br />
dass ich 2006 in Berlins Mitte ein<br />
Modeunternehmen mit sechzig Mitarbeitern<br />
leiten würde. Dabei trugen die<br />
Berlinerinnen schon Etuikleider, als in<br />
Düsseldorf noch Feigenblätter gehäkelt<br />
wurden. Deshalb hat Berlin eine modische<br />
Vergangenheit und genauso eine<br />
modische Zukunft.<br />
Berlin ist für mich Inspiration, auch<br />
durch die vielen Veränderungen, die die<br />
Stadt ständig erlebt und erträgt, durch<br />
die Wende, durch den Schmelztiegel<br />
Ost und West. Berlin ist unglatt, aber<br />
viele haben Stil, auch wenn der nicht in<br />
den aktuellen Trend passt. Anderssein<br />
ist hier erwünscht.<br />
Stil hat viel mit der Familie, den<br />
Freunden, der Umgebung zu tun, in der<br />
man lebt. Mir war nie nach „ladylike“, in<br />
meinen Kollektionen stand nie das<br />
Mädchen, die Verführerin, im Zentrum,<br />
sondern immer die selbstbewusste und<br />
vielseitige Frau. Die Berlinerinnen sehen<br />
gut aus, und ihr Laufsteg ist das Leben.<br />
Auch ohne Trendhefte oder Individualität<br />
verändert man sich, wechselt im<br />
Laufe der Jahre seine Farben, Materialien,<br />
liebt plötzlich nicht mehr glänzende<br />
Stoffe, sondern matte, möchte kein<br />
Türkis oder Blau mehr tragen, sondern<br />
lieber erdige Brauntöne.<br />
Alle Menschen wechseln ihren Stil<br />
von Zeit zu Zeit – ich auch. Eines bleibt<br />
allerdings bei all meinen Kollektionen<br />
gleich: Die Stoffe sind immer hochwertig,<br />
die Farben bleiben in einer Familie.<br />
In meinen Kollektionen wird also<br />
nie ein grelles Rot auftauchen, sondern<br />
nur feine, edle Farbtöne. Edel ist bei mir<br />
Pflicht.<br />
Und sind die Frauen pflichtbewusst,<br />
die in Ihre Stores an so prominenter<br />
Stelle wie in der Friedrichstraße<br />
oder am Savignyplatz kommen?<br />
Viele Frauen arbeiten in qualifizierten<br />
Berufen, verdienen ihr eigenes Geld,<br />
sind somit unabhängig und erfolgreich.<br />
Was aber schon längst nicht mehr heißt,<br />
dass sie nur die üblichen Businesskostüme<br />
tragen, sondern das, in dem sie<br />
sich am wohlsten fühlen, sich selbst am<br />
besten gefallen. Man kann in bestimmten<br />
Klamotten, auch wenn sie sehr angesagt<br />
sind, fremd aussehen, bei anderen<br />
unterstreichen sie den Typ.<br />
Ich zum Beispiel kleide mich so, wie<br />
ich es mag. Das hat etwas mit Stärke zu<br />
tun: Ich habe was geschafft, ich bin<br />
selbstbewusst. Das ist superanziehend,<br />
finden Sie nicht auch?<br />
Absolut! huw<br />
www.evelinbrandt.de