Unser Beruf ist Berufung und… Ihr lasst uns jedes Mal ziehen, obwohl Ihr es lieber anders hättet. Danke dafür!!! Ich habe mich mal mit einem Kollegen unterhalten, der sein Leben lang zur See gefahren ist. Er rechnete mir vor, dass wir Seeleute doch eigentlich „netto“ mehr Zeit mit unserer Familie verbringen, als so manch anderer, der ganz normal morgens zur Arbeit geht und abends nach Hause kommt. Er würde ja seine Frau und Kinder nur morgens kurz sehen und abends ebenfalls, während man als Seemann ja für die Zeit des Urlaubs ganztägig für alle da sein könnte. Das mag ja sein, aber ich finde dieses Rechenbeispiel nicht gut, denn er hat eine wichtige Sache vergessen: Wir können manchmal einfach nicht dann da sein, wenn wir vielleicht ganz nötig gebraucht werden. Wir können unsere Frau nicht fest in den Arm nehmen, wenn sie traurig ist. Wir können ihr auch manchmal nicht zuhören, wenn sie reden möchte. Es geht manchmal einfach nicht, wenn wir auf See sind. Derjenige, der an Land seinem Beruf nachgeht, ist da klar im Vorteil. Unsere Frauen sind – trotz der Tatsache, dass sie verheiratet sind – größtenteils allein erziehende Mütter. Sie machen den Job, den sich ein Ehepaar daheim teilt, meistens allein. Sie sind auf sich allein gestellt, müssen viele Entscheidungen alleine treffen. Oder man stelle sich die Situation vor, dass sich ein Freundeskreis trifft, alles Paare und Pärchen, und nur die „Seemannsfrauen“ sind ohne Partner da. Sicher, eine ganz blöde Situation – aber haben wir uns eigentlich schon mal ernsthaft darüber Gedanken gemacht, wie sich unsere Frauen dann fühlen mögen? Wie ihnen dann auch dieses Mitleidsgetue der anderen auf den Geist geht? Wie es ihnen auf den Geist geht, ständig daran erinnert zu werden, dass der Partner gerade irgendwo – ja, irgendwo anders ist? Und dann kommt irgendwann der Mann von der Reise zurück und überall heißt es: „Oh – der Seemann ist wieder da!“, und: „Erzähl doch mal!“, und keiner interessiert sich eigentlich mehr für deine Frau. Ist euch das mal aufgefallen? Was für einen hohen Preis zahlt ihr Frauen für eure Liebe!!! Bei den Kampfschwimmern heißt es: „Lerne zu leiden, ohne zu klagen.“ Mal ganz im Ernst…ihr seid stärker als wir es je sein könnten. Wir? Wir gehen an Bord. Dann ist da jemand, der kocht uns unser Essen, jemand der macht vielleicht unsere Kammer sauber, wir müssen auch nicht einkaufen gehen. Nichts. Nur unsere Arbeit. Ein eigentlich sehr einfaches Leben, wenn man das mal mit eurem Leben vergleicht. Für unseren Spaß an Bord sorgen wir schon irgendwie. Ob es das Feierabendbier mit dem Bootsmann ist, Geburtstage und Taufen die gefeiert werden, oder, wenn die Zeit reicht, die Ausflüge an Land. Wir haben es eigentlich ganz gut an Bord. Doch manchmal sind auch wir traurig und einsam, dass sollt ihr nicht vergessen, denn nicht immer gelingt es einem „umzuschalten“ und sein anderes Leben, das Bordleben, zu führen. Es verbleibt die Sehnsucht nach der Frau, mit der man zusammen ist. E–Mails oder Telefonate können diese Sehnsucht nicht stillen und spätestens, wenn die Monotonie dann irgendwann doch an Bord zuschlägt, geht’s uns schlecht. Dann verfluchen und verdammen wir die Seefahrt und würden am liebsten sofort heimkehren. Heim zu euch. Eine Hassliebe, die Seefahrt! Manchmal hat man das Glück, während einer Reise hin und wieder einen deutschen Hafen ansteuern zu können. Ihr glaubt es nicht, wie unendlich wir uns dann auf das Wiedersehen mit euch freuen. Wir wissen, euch geht es genauso. Wir wissen wie aufgeregt ihr dann seid und wie zurückhaltend bei der ersten Begegnung nach langer Zeit. Ihr fragt euch: „Wie wird er denn aussehen? Wie mag es ihm gehen?“ - Man ist so unsicher – in den ersten Augenblicken des Wiedersehens könnte man meinen, man wäre ganz frisch verliebt – und – ist es nicht auch irgendwie so? Diese Art des „Sich-neu-verliebens“ ist einzigartig und ein wirklich tolles Gefühl. Ihr gebt uns damit Kraft. In den wenigen Stunden des Zusammenseins regenerieren wir uns beinahe so, als kämen wir gerade aus dem Urlaub. Was wären wir bloß ohne euch?
Liebe Bundes-brüder und Gäste, sehr geehrte Damen und Herren, ein Sprichwort besagt, dass hinter einem erfolgreichen Mann stets eine starke Frau steht. Wo kann dieser Spruch treffender sein, als bei uns Seefahrern? ALS KLEINE ENTSCHÄDIGUNG