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SOUTERRAINBLUES - Sturmfrei

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<strong>SOUTERRAINBLUES</strong><br />

UNTERTAGSBLUES<br />

EIN STATIONENDRAMA


<strong>SOUTERRAINBLUES</strong> / UNTERTAGSBLUES / EIN STATIONENDRAMA<br />

Text : Peter Handke (2003), Suhrkamp. / Übersetzung : Olivier Le Lay (2005) (noch unveröffentlicht)<br />

Der französische Text wird mit dieser Uraufführung bei Gallimard veröffentlicht<br />

Konzept und Inszenierung : Maya Bösch & cie sturmfrei / Spiel : Gilles Tschudi, Maelle Bellec / Dramaturgie : Timo Kirez<br />

Bühne : Thibault Vancraenenbroeck / Ton : Rudy Décelière / Licht : Colin Legras / Kostüm : Julia Studer / Maske : Mia Vranes<br />

Eine Koproduktion mit dem GRü / Théâtre du Grütli Genf


DER ANFANG VOM ENDE / DAS ENDE VOM ANFANG / ÜBER DAS STÜCK<br />

Der Text UNTERTAGBLUES ist ein Alptraum. Eine Pilgerfahrt in die Hölle. Unaufhörliche Beschimpfungen rütteln das Publikum gründlich durch und pulverisieren jegliche<br />

soziale Konventionen.<br />

„Ein wilder Mann“, Spielverderber, Volksredner, Volksfeind, fährt Metro. Er fährt Metro und hält einen langen Monolog, in welchem er alle und alles niedermacht oder in Frage<br />

stellt. Er klagt an, er diffamiert, er macht mies, er denkt laut. Aus ihm spricht die Komplexität der zeitgenössischen Existenz, die sich an den menschlichen, all zu menschlichen<br />

Widersprüchen aufreibt.<br />

Der wilde Mann passiert die Stationen der Metro wie in einem Kreuzzug – oder als würde er die Höllenkreise Dantes durchqueren. Er ist allein mit seinen Worten und gibt einen<br />

Blues zum besten, der einen nicht mehr loslassen will. Berauscht von der Brutalität seiner eigenen Worten, zerreisst er Seite für Seite den Lügenschleier über unserer heutigen<br />

Existenz; bis der nackte Mensch zu sehen ist. In schonungsloser Grossaufnahme. Er scheint in das Gewimmel und Gewühle hinabgestiegen zu sein, um jegliche Hoffnung<br />

auszuradieren.<br />

In diese, seine, Einsamkeit platzt eine Frau: „Die wilde Frau“. Abbild der Medusa, deren Blick jeden versteinern läßt. Sie hält Gericht. Sie verurteilt. Der Angreifer ist nun<br />

der angegriffene. Niedergemacht, wie zuvor die Reisenden von ihm. Doch die wilde Frau ist nicht nur gekommen, um zu verurteilen. Sie ist auch die Erretterin. Richter und<br />

Angeklagter verschmelzen nun. Nichts kann sie mehr trennen.<br />

In diesem Moment verlässt die Metro den Untergrund und stößt ins Freie.<br />

Freie?<br />

Leere, Licht.<br />

Elegant verkleidete Masse.<br />

Dünen, Vegetation.<br />

Man hört Lachen oder vielleicht Weinen.<br />

Wahrscheinlich beides.<br />

Zum Schluß tönt eine Stimme aus den Lautsprechern des Bahnsteigs. Sie spricht über die Macht und die Magie einer anderen, einer vormaligen Zeit. Als reisen mehr war, als<br />

ankommen wollen. Als werden wichtiger war als sein.<br />

He, am schönsten war‘s, wenn man nicht wusste, wohin man führe; an welcher Station man ausstiege; wie‘s dort aussähe; was einen dort erwartete. Es war eine herrliche Zeit.<br />

Es war eine mächstige Zeit. Es war die schönste Zeit.<br />

Die Durchsage wird in Abständen wiederholt...


GRAUSAMKEIT ALS LIEBESWEIS<br />

ZUR TEXTAUSWAHL<br />

Wenn ich heute UNTERTAGSBLUES vorschlage, ein Text, der hauptsächlich aus Monologen besteht, dann, um auf der Bühne einen veritablen Dialog mit dem Publikum zu<br />

provozieren. Einen lebendigen, einen schonungslosen Dialog. Dieser Text hat immer einen Adressaten.<br />

Peter Handke ist bekannt dafür, die Instrumente des Theater zu erneuern. In einer gewissen Weise, stellen die Stücke von Peter Handke immer wieder die Geschichte des Theaters<br />

in Frage. Sie drücken die Suche nach einem utopischen, engagierten und revolutionären Theater aus, die sich in meiner Suche nach einem Theater der widersprüchlichen und<br />

schmerzhaften Beziehungen des Individuums mit der Welt widerspiegeln. Nach Stücken von Sarah Kane, Elfriede Jelinek, Heiner Müller und nach Richard III von Shakespeare<br />

finden die Themen Schmerz, Einsamkeit, Mangel, das Verhältnis zur Macht, die Unmöglichkeit zu kommunizieren und der Wahnsinn hier eine Fortsetzung.<br />

Dieser Text erlaubt mir gleichzeitig, meine Besessenheit nach der Arbeit mit und vor allem über Sprache weiter auszuloten. Zu untersuchen : „Der Akt des Sprechens“ unter dem<br />

Aspekt der Performance. Zu entwickeln : Eine Dramaturgie, die zugleich klanglich, textlich und räumlich einen Parcours in den Untergrund gräbt.<br />

Der UNTERTAGSBLUES von Peter Handke ist eine leidenschaftliche linguistische Anomalie. Die Beleidigung an sich, ist im „normalen“ Sprachgebrauch eher ein Exzess<br />

und die Ausnahme. Die Beleidigung ersetzt den wirklichen Namen des Gegenübers mit Worten, welche die Ehre verletzen sollen. Was also im allgemeinen nur ein Moment<br />

des Ausbruchs ist, im Leben oder in der Fiktion, wird hier zur Norm. Die Beleidigung als Poesie, die Metapher als Kunst der Erniedrigung gepaart mit Verfluchungen und<br />

Verwünschungen. Handke läuft zu Hochform auf und eröffnet uns noch unbekannte imaginäre Wege in dieser Welt, denen zu Folgen ein einziger Genuss ist. Handkes wilder<br />

Mann, berechtigterweise auch Volksfeind genannt, erinnert an einen öffentlichen Beleidiger, der in einem iranischen Werk des 21. Jahrhunderts vorkommt und 24-Stunden lang<br />

nonstop schimpfen konnte. Der Akt der Beleidigung an sich, ist ein Verstoß. Gegen die guten Manieren, gegen den Respekt, gegen die Umgangsformen in unserer Sprache.<br />

Sie verleiht dem Beleidiger Macht, wenn nicht sogar Allmacht. Ohne die ständige Lust nach sprachlicher Schaffenskraft und Brillianz, wäre auch der wilde Mann von Handke nur<br />

ein Pöbler neben anderen Pöblern. Aber, er ist ein Poet der Verletzungen, so wie Richard III ein Poet des bösen ist. Eine weitere Besonderheit in diesem Text: In der Regel gibt<br />

es eine Reaktion der Beleidigten – doch hier passiert nichts. Totales Schweigen ausser der Bühnenanweisung, die besagt, dass ein Passagier sich ein Messer in den Bauch<br />

stösst. Man könnte fast glauben, dass es genau so viel kollektive Ignoranz gibt, wie auch kollektive Lust sich abzureagieren. Selbst das erschaffen einer letztendlich anderen<br />

Kommunikationsform, einer Beleidigung aus Solidarität, ja fast Liebe, wird hier plötzlich vorstellbar. Denn der Volksfeind mag oberflächlich dem „Idioten“ gleichen, dem wir<br />

manchmal auf der Strasse begegnen, doch hier blickt noch etwas anderes hervor: Zerstörung als ein Akt der Befreiung. Oder, nach Cioran : Die reinigende Kraft des Bösen.<br />

Man findet in diesem Text eine sehr präsente Variante der „performativen Äusserungen“ nach dem englischen Philosophen und Sprachtheoretiker John Austin, mit dessen<br />

Gedanken ich mich seit langen Jahren in meiner szenischen Arbeit auseinandersetze. So ist das beleidigen zum einen beschreibbar als ein Verb, aber eben auch als Akt. Sagen<br />

ist tun. Das aussprechen von „du bist ein Idiot“ macht aus dem anderen einen Idioten.<br />

Es besteht eine unübersehbare Nähe zwischen Peter Handke und seiner Landsfrau und Zeitgenossin Elfriede Jelinek. Nicht umsonst wollte Elfriede Jelinek ihren Nobelpreis<br />

an Peter Handke weiterreichen und nicht umsonst hat sie Handke in der Affäre mit der Comédie Française verteidigt. Was beide auszeichnet ist eine Arbeit des Widerstands in<br />

ständiger Opposition und unnachlässiger Provokation gegenüber den Schaltstellen der Macht. Elfriede Jelinek „beschäftigt“ die Compagnie schon mehrere Jahre (Er nicht als<br />

er / Ich möchte seicht sein & Sinn:egal.Körper:zwecklos / Ein Sportstück / Prinzessinnendramen). Beide, Handke und Jelinek, flirten mit der Sprache und somit auch mit den<br />

Machtsystemen. Sprache als poetische und politische Waffe. Aus ihrer selbstgewählten Isolation heraus, beschwören sie immer wieder „Skandale“ und polemische Reaktionen,<br />

wie z.B. nach dem Auftritt von Handke beim Begräbnis von Milosevic im Jahre 2006. Aber ihre Texte öffnen auch den Blick. Die Geschichte des Abendlandes spiegelt sich in<br />

ihrem Werk wieder, bis hin zu den antiken Griechen und den Anfängen von Philosophie und Humanismus.


ES WIRD ENG ABER NICHT KUSCHELIG<br />

ÜBERLEGUNGEN ZUR INSZENIERUNG<br />

Eine Welt voll von alten Menschen, die nicht mehr wissen wie man stirbt. Das könnte das letzte Bild unserer Zivilisation sein. Der letzte Funkspruch.<br />

Economy rules. Unser Leben ist getaktet im Rhythmus der Maschine Wirtschaft. Dieser Takt durchzieht unser Leben bis hinein in die privatesten Winkel. Unseren täglichen<br />

Wirtschaftsaufschwung gib uns heute. Geht es der Wirtschaft gut, geht es allen gut. Das ist die Legende unserer Zeit. In diesem Takt gilt es keine Zeit zu verlieren. Im Gegenteil,<br />

man muß Vorwärtstun. Zweifel sind Sand im Getriebe. Zweifel halten auf. Man muß sie ausmerzen. Die Produktion muß weiterlaufen, individueller Überfluß vs. kollektiver<br />

Mangel. Schon das Wort „Gemeinschaft“ klingt altbacken und verstaubt. Beim Wort „Solidarität“ könnte man Lacher vom Band einspielen. Kaum einer reißt noch die Klappe<br />

auf. Das Schweigen findet immer kultiviertere Ausdrucksformen. Handkes wilder Mann spricht genau das an und auch aus: Die Feigheit und die Heuchelei. Die Gewalt und<br />

die Angst, welche den Menschen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der bis zum Extremismus getriebene Individualismus, der nur noch Furcht vor dem anderen kennt und zu<br />

Vereinsamung und Leid führt. In UNTERTAGSBLUES steht einer auf und macht das Maul auf. Dieser „einer“ ist das Theater. Der wilde Mann. Er hat ein Charisma, dem man<br />

sich nicht entziehen kann. Seine brutalen und provokanten Worte berühren und durchbohren uns. Und während wir diesem wilden Mann zuhören, passiert etwas in uns. Passiert<br />

etwas mit uns. Vielleicht kommen Zweifel auf. Vielleicht Wut. Vielleicht Ekel. Vielleicht Trauer. Vielleicht Nachdenklichkeit. Vielleicht Freude. Plötzlich hören wir wieder eine<br />

Stimme, die wir vergessen glaubten. Eine Stimme, die täglich übertönt wird von den Apologeten des Wohlstands. Unsere Stimme. Sie klingt ein wenig heiser, ein wenig rostig<br />

- aber es ist unsere Stimme. Und wir hören endlich zu. Eine schonungslose Reise ins Innere beginnt.<br />

In UNTERTAGSBLUES wählt Handke einen geschlossenen Ort, den Untergrund, aus dem man nur schwer entkommen kann und wo man nicht auf Hilfe von draussen hoffen<br />

darf. Dieser Ort erlaubt, fast könnte man sagen zwingt, den Zuschauer zur Konfrontation mit sich selbst. Ein Selbstverhör nackt ohne Rüstung. UNTERTAGSBLUES ist eine<br />

Odyssee der Rache.<br />

Meine Intention ist es, die gewalttätig intime Situation zwischen den Schauspielern und dem Publikum über drei Proben-Phasen verteilt herauszuarbeiten. Es geht mir um die<br />

Radikalisierung des Verhältnisses Bühne/Raum und Intimität/Publikum.<br />

Eine meiner Ideen ist es, meine künstlerischen Überlegungen mit den Schriften des Philosophen Nietzsche (Also sprach Zarathustra) theoretisch und philosophisch kollidieren<br />

zu lassen. Die Dramaturgie besteht darin, meine szenischen Vorschläge im Hinblick auf das Schaffen eines differierenden Universums der Sprache aus Harmonie und<br />

Kontrapunkt zu präzisieren und zu komplettieren.<br />

Ein anderer wichtiger Punkt, den ich weiterentwickeln möchte, ist der Ton. Theaterlärm, Industrielärm, Schauspielerlärm – live oder aufgenommen. UNTERTAGSBLUES soll den<br />

Zuschauer in eine mitreissende akustische Welt einführen. Ihn auf eine Odyssee in den Untergrund schicken, wo er sich im Magma verliert – nicht mehr fähig zu unterscheiden,<br />

woher die Töne und woher die Bilder kommen. Der Zuschauer ist allein in der Zeit, allein gegenüber dem „werden in der Endlichkeit“ (Hölderlin).<br />

Die Inszenierung soll die Fremdheit des Ortes, das Gefühl untertage zu sein, verstärken. Das Verhältnis der Körper Schauspieler und Publikum soll zwischen Kälte und Wärme<br />

alternieren. Die Körper von Schauspieler und Publikum begegnen sich, berühren sich, bis zu „Und da steigen wir wieder herauf, um die Sterne wieder zusehen“ (Dante, Die<br />

Hölle).


LOST IN MYSELF<br />

ÜBER DAS RAUMKONZEPT<br />

Der Grundgedanke: hinabsteigen in den Untergrund, ein Unterschlupf in dem die Menschen ihr Bild, ihre Reflektion verlieren. Man kann hier an das Höhlengleichnis von Platon<br />

denken. Das Bühnenbild kreist um den Gedanken des eingeschlossen seins. Um einen Tunnel. Ort der Gefahr, der Kontamination, des Erstickens, der Enge, der Klaustrophobie,<br />

der Schizophrenie... Ein Ort, der Erinnerungen und Imagination provoziert. Ein Ort, fern von der Welt, hinter der Sonne, wo der Blick über die Perspektiven hinauswandert. Ein<br />

Ort, an dem wir uns zusammen aufhalten, jeder anders, jeder zur Arbeit gezwungen. Der Ort ist das erste Abenteuer, das die Pforten zur Hölle öffnet. An diesem Ort ist die<br />

Ansprache frontal. Die Schauspieler und Zuschauer bewegen sich im Raum, reisen durch den Raum, manchmal wie in einem Wagon. Sie schreiten vorwärts und sie halten<br />

an, folgen vielleicht denselben Linien, enden in denselben Ecken und Nischen. Sie umrunden die Welt, sie wiederholen sich, ein infernaler Kreislauf ohne Ausgang, wie bei<br />

Sisyphos, durchleben immer wieder das gleiche und entdecken Spuren der zeitgenössischen Menschheit. Dieser Raum ist wie ein labyrinthischer Pfad: Er gestattet es herum<br />

zu schlendern, sich zu verlieren und sich zu finden. Er verändert unsere Empfindung der Raumzeit.<br />

Der Raum soll ein subversiver, enigmatischer Ort werden. Ein Ort fern von der Welt, der im besonderen die Konzentration auf das Zuhören stimuliert. Die Kräfte, die uns<br />

innewohnen, sollen freigesetzt werden. Ein meditativer Ort, welcher dem Zuschauer erlaubt zu reisen, vielleicht wie in einem Traum, hinein in sein inneres und damit ins Innere<br />

der Welt. Es gilt einen Raum zu schaffen, wo der Mangel und die Zweifel sich äußern können, ein Raum wo die Toten wieder zum Leben erweckt werden und zu sprechen<br />

beginnen. Mit anderen Worten: Im untersten Unten. Von uns selbst und vom Theater.<br />

KADENZ<br />

AKKORD / DER TON<br />

Definition des Blues: Musik die sich aus afro-amerikanischen Gesängen ableitet, in den der/die Interpret/Interpretin ihre Traurigkeit ausdrückt. UNTERTAGSBLUES wird vor<br />

allen Dingen eine Erfahrung, ein Pfad im akustischen Sinne. Das Licht sowie das Bühnenbild werden mit der akustischen Kreation verwoben und schaffen Leere sowie Nähe<br />

und gleichzeitig verstörende Distanz. Eine elektrisierte Stimmung zwischen Kalt und Heiss.<br />

Die Idee ist eine Partitur zu schreiben; aufbauend auf dem Beat der im UNTERTAGSBLUES pulsiert. Atmen, Schreien, Stille, Leere, Schmerz. Der Zuschauer verliert sich nach<br />

und nach in einer Geräuschkulisse aus Metall, Industrie und Elektrizität, verdichtet wie kurz vor einer Explosion.<br />

Der Text wird hauptsächlich auf französisch gesprochen. Einige Passagen jedoch auch auf deutsch, um die Originalsprache hörbar zu machen und die musikalischen<br />

Unterschiede der Sprachen zu verdeutlichen.<br />

Der Schauspieler zieht sich aus, mehr und mehr, bis er nackt ist und so die Nacktheit der anderen provoziert. Spektakulärerweise, wird plötzlich eine unwirkliche Welt wirklich.<br />

Dieser anspruchsvolle Text verlangt von den Schauspielern eine detailbesessene Arbeit mit den Worten, um daraus ein theatralischen Moment zu schaffen, der sich aus ihrer<br />

eigenen Beziehung zur Wirklichkeit speist. Man könnte die Ambition zusammenfassen in den Worten: Das Läutern der Herzen.


AUF ENTZUG<br />

Timo Kirez, Mai 2010<br />

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen, dichtete Matthias Claudius im 18. Jahrhundert. Dem Zeitalter der Aufklärung (französisch « Siècle des Lumières»), der<br />

Revolutionen, des aufstrebenden Bürgertums und dem aufkeimendem Manchesterkapitalismus. Eine Zeit, die Kant in „Kritik der reinen Vernunft“ mit den Worten umschreibt:<br />

„der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Die Abkehr von der Mystik, die Hinwendung zur Wissenschaft. Verifizierung und Falsifizierung.<br />

Wenn also jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Reisen wir drei Jahrhunderte weiter, können wir den Optimismus Kants zumindestens in Frage stellen. Der Ausgang<br />

war kein Ausgang, er war nur der Eingang in die nächste selbst verschuldete Unmündigkeit. Aus dem „Homo religiosus“ wurde der „Homo oeconomicus“. Wir sind, so gesehen,<br />

noch immer im Vorzimmer der Geschichte. Und dieses Vorzimmer ist spärlich bis gar nicht eingerichtet. Oder wie es Elias Canetti formuliert: „Was mich an den Philosophen am<br />

meisten abstößt, ist der Entleerungsprozess ihres Denkens. Je häufiger und geschickter sie ihre Grundworte anwenden, um so weniger bleibt von der Welt übrig. Sie sind die<br />

Barbaren in einem hohen geräumigen Haus voll von wunderbaren Werken. Sie stehen in Hemdsärmeln da und werfen methodisch und unbeirbarr alles zum Fenster hinaus...<br />

Das nackte Haus bleibt stehen.“ Dieser Gedanke drückt mitnichten eine romantische Sehnsucht nach der Vergangenheit aus. Er erinnert vielmehr an ein nicht eingelöstes<br />

Versprechen. Das nicht eingelöste Versprechen eines wahrhaft freien Menschen. Statt reinen Tisch zu machen, haben wir den Tisch nur leergeräumt. Ernst Bloch schreibt in<br />

„Geist der Utopie“: „Wir aber fangen von vorne an. Man ist arm, hat verlernt zu spielen. Wir haben es vergessen, die Hand hat das Basteln verlernt.“<br />

Und wenige Zeilen weiter „Aber dafür malen wir auch wieder wie die Wilden, im besten Sinn des Frühen, Unruhigen, Unbekümmerten, Bekümmerten genommen. Denn so<br />

ungefähr wurde auch die Tanzmaske geschnitzt. So ungefähr baute sich der primitive Mensch seinen Fetisch zurecht, sollte auch nichts als die Not des sich Aussprechenmüssens<br />

wieder dieselbe geworden sein.“ In der Psychologie ist es unbestritten, daß wer nicht auf liebevolle Erinnerungen zurückgreifen kann, in der Folge an schwersten Störungen<br />

leiden wird. Der verstorbene amerikanische Historiker Christopher Lasch schreibt in „Das Zeitalter des Narzissmus“: „Ein Leugnen der Vergangenheit, das sich oberflächlich<br />

pogressiv und optimistisch gibt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Ausdruck der Verzweiflung einer Gesellschaft, die der Zukunft nicht ins Auge zu sehen vermag.“<br />

Wenn man sich verlaufen hat, dann ist eine der hilfreichsten Methoden wieder an den Ausgangsort der Wanderung zurückzukehren – so fern man kann. Nichts anderes tut<br />

der wilde Mann in Peter Handkes UNTERTAGSBLUES. Er reist nicht im Raum, aber in der Zeit. Und das nicht linear, also berechenbar, sondern unkalkulierbar wie bei einer<br />

Reise durch ein schwarzes Loch. Und damit schwarze Löcher entstehen können, muß Materie, müssen Sterne kollabieren. Und wir, die wir ihm zuhören, reisen mit. Zurück zu<br />

der Wegbiegung, wo wir falsch abgebogen sind. Jeder für sich. Er spricht zu uns. Und er spricht nicht zu uns. Er spricht zu sich. Er spricht zur Zeit. Er spricht, er schreit nicht.<br />

Denn wer schreit will entweder Recht haben oder er will uns etwas verkaufen, wie der schwitzende mit den Armen fuchtelnde Marktschreier. Nein, der wilde Mann hat nichts zu<br />

verkaufen. Er stammelt, er stottert, er presst Worte heraus. Er windet sich und leidet an der Schwere (im Französischen natürlich schöner: la gravité, denn hier haben wir wieder<br />

das schwarze Loch) seiner Existenz als sehender unter den Blinden. Wir gehen den umgekehrten Weg der Aufklärung. Weg vom vermeintlichen Wissen hin zu der Mystik. Weg<br />

vom Licht. Wir müssen wieder zurück in die Dunkelheit. Hinunter unter die Erde. Dort wo es keine Bilder mehr gibt, ausser den Bildern, die wir in uns tragen und die wir nun<br />

gezwungen sind auszugraben wie Archäologen die Spuren einer vergangenen Zeit. Einer Zeit, in der man nicht wusste, wohin man fuhr. Einer herrlichen Zeit. Einer mächtigen<br />

Zeit. Der schönsten Zeit. Wer aus seinen Worten nur Beleidigungen heraushört, hört nicht zu. Denn wie schreibt Peter Handke schon in seiner „Publikumsbeschimpfung“:<br />

„Indem wir Sie beschimpfen, können wir unmittelbar werden. Wir können einen Funken überspringen lassen. Wir können den Spielraum zerstören.


Wir können eine Wand niederreissen. Wir können Sie beachten.“ Da ist es wieder, das uneingelöste Versprechen vom wahrhaft freien Menschen. Und jetzt wird es eingelöst,<br />

in dem wir einen Fahrschein einlösen und uns mit dem wilden Mann auf die Reise machen. Jede Veränderung beginnt damit, daß man sich zunächst in Bewegung versetzt.<br />

Sich bewegen ist nichts anderes als zu sein. Sein ist Veränderung. Stillstand ist der Tot. Konnten wir oben im Licht noch unsere Entzugserscheinungen, unsere Leere, unsere<br />

diffusen Ängste mit dem Fetisch-Charakter der Ware besänftigen, so sind wir hier unten auf hartem Entzug. Freiwillig and for the good, wie man in Englischen sagt. So wie in<br />

den Metamorphosen Ovids wartet eine Verwandlung auf den wilden Mann und auf uns. Der wilde Mann, der von der wilden Frau wieder ans Licht geführt wird, ist ein anderer<br />

geworden. Wir, die wir zusammen mit dem wilden Mann den eines Dante würdigen Höllenritt durchgestanden haben, sind andere geworden. Wir steigen herauf und erinnern<br />

uns an Nietzsches Worte aus der „Geburt der Tragödie aus den Geiste der Musik“: „Singend und tanzend äußert sich der Mensch als Mitglied einer höheren Gemeinsamkeit:<br />

Er hat das Gehen und das Sprechen verlernt und ist auf dem Wege, tanzend in die Lüfte emporzufliegen. Aus seinen Gebärden spricht die Verzauberung. Wie jetzt die Tiere<br />

reden, und die Erde Milch und Honig gibt, so tönt auch aus ihm etwas Übernatürliches. Als Gott fühlt er sich, er selbst wandelt jetzt so verzückt und erhoben, wie er die Götter<br />

im Traume wandeln sah. Der Mensch ist nicht mehr Künstler, er ist Kunstwerk geworden: Die Kunstgewalt der ganzen Natur, zur höchsten Wonnebefriedigung des Ur-Einen,<br />

offenbart sich hier unter den Schauern des Rausches. Der edelste Ton, der kostbarste Marmor wird hier geknetet und behauen, der Mensch, und zu den Meißelschlägen des<br />

dionysischen Weltenkünstlers tönt der eleusinische Mysterienruf: „Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt?“ Unsere Wirklichkeit wurde dekonstruiert um<br />

rekonstruiert zu werden. Wir waren kein Publikum, wir waren Zeugen. Wir waren beteiligt, wir wurden beachtet. Wir haben uns erinnert an das Geheimnis, das unausprochen<br />

bleibt. Das leere Haus ist wieder ausgestattet. Der rote Faden wieder geknüpft. Das Band erneuert. Es gibt wieder etwas zu vererben, was das vererben lohnt. Überlassen<br />

wir die letzten Worte Ernst Bloch:<br />

„Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben. Für sich selber ist es längst schon leer geworden. Es taumelt sinnlos hin<br />

und her, aber wir stehen fest, und so wollen wir ihm seine Faust und seine Ziele werden.“


DIE COMPAGNIE STURMFREI<br />

Die Compagnie sturmfrei ist eine freischaffende, unabhängige Theatercompagnie. Sie wurde im Jahre 2000 von Maya Bösch in Genf gegründet. Sie ist eine eingetragene<br />

Assoziation mit nichtlukrativem Ziel.<br />

sturmfrei produziert theatralische Formen, die experimentell, performativ und multidisziplinär sind. Projekte werden immer wieder site-specific angegangen und ungewöhnliche<br />

Orte für das Theater erschlossen. Im Vordergrund steht die Resonanz der Sprache und die physische Implikation des Körpers.<br />

sturmfrei konfrontiert ihre Arbeiten mit der Zeit und mit dem Raum. Auf der Suche nach neuen Formen der Poesie und um punktuell Wege für andere Realitäten zu öffnen. Die<br />

politische Auseinandersetzung der Compagnie spiegelt sich in der Wahl der Texte wieder: Revolutionär, Provokant und Widerstandsgeschult.<br />

sturmfrei arbeitet in der französischen Schweiz, in Frankreich und in Belgien auf mehreren Sprachen, deutsch, französisch und englisch. Das Ziel ist, über die frankophonen<br />

Grenzen hinweg wahrgenommen zu werden.<br />

Die Arbeit von sturmfrei konzentriert sich auf zeitgenössische Autoren/innen, oftmals vom Rand, politisch und radikal. Zu nennen sind hier Sarah Kane, Heiner Müller, Peter<br />

Handke, Michèle Fabien, Mathieu Bertholet, Peter Handke, Elfriede Jelinek und seit einiger Zeit auch Sofie Kokaj und Timo Kirez. Aber sturmfrei setzt sich auch auf seine<br />

Weise mit den sogenannten Klassikern wie z.B. Shakespeare auseinander. Die Schauspieler/innen die regelmäßig an den Kreationen, den Performances und den Lesungen<br />

teilnehmen sind unter anderem Anne Marchand, Barbara Baker, Fred Jacot-Guillarmod, Véronique Alain, Lucie Zelger, Nalini Selvadoray und seit kurzem auch Gilles Tschudi,<br />

Maelle Bellec und Nicolas Leresche.<br />

Choreographen/innen und Tänzer/innen, die mit sturmfrei arbeiten sind Cindy Van Acker, Marcela San Pedro und Noemi Lapzeson. Im Bereich Foto und Video sind zu nennen<br />

Alexandre Simon, Hélène Göhring, Régis Golay und Fabio Visone. Komplettiert wird die Gruppe von der Sängerin / Performerin Dorothea Schürch, dem Übersetzer Olivier Le<br />

Lay und dem Dramaturgen und Autor Timo Kirez.<br />

Die Compagnie wird oft von den Dramaturgen Timo Kirez und Michèle Pralong, dem Tontechniker Michel Zurcher, dem Bühnenbildner Thibault Vancraenenbroeck, dem<br />

Lichtechniker Colin Legras und von der Stylistin Julia Studer begleitet. Auch findet eine Zusammenarbeit mit dem Professor für vergleichende Literaturwissenschaften, Bernard<br />

Schlurick, für den Themenbereich der Philosophie von Heidegger und Nietzsche statt.<br />

Der Produktionsstab von sturmfrei besteht aus Maya Bösch, Künstlerische Leiterin und Regisseurin, Sandy Monney, Koordination, Estelle Zweifel, Administration und Charlotte<br />

Jacquet, Kommunikation.


MAYA BÖSCH<br />

Regisseurin / Künstlerische Leitung (GRü / Théâtre du Grütli) / Genf<br />

Geboren 1973 in Zürich, lebt und arbeitet in Genf. Maya Bösch studierte Regie an der Universität Bryn Mawr in Philadelphia (Pa, USA) und arbeitete danach als Regieassistentin<br />

in New York, Brüssel, Genf und Wien. Massgebend für ihre eigene experimentelle und künstlerische Arbeit war die enge Zusammenarbeit mit Claudia Bosse (theatercombinat<br />

wien) und Josef Szeiler in Genf und Wien. Seit 2000 arbeitet Maya Bösch als freie Regisseurin mit der Theatergruppe STURMFREI u.a an Texten von Heiner Müller, Sarah<br />

Kane, Peter Handke, Elfriede Jelinek,… sowohl in der freien Szene, als auch am Stadttheater in Genf, Paris, Brüssel. Seit 2006 leitet sie das GRü / Théâtre du Grütli in Genf,<br />

zusammen mit der Dramaturgin Michèle Pralong.<br />

GILLES TSCHUDI<br />

Gilles Tschudi (1957) wuchs in Basel auf. Mit 17 Jahren brach er die Schule kurz vor der Matura ab, um die Zürcher Hochschule der Künste zu besuchen. Er spielt sowohl in<br />

französischer wie in deutscher Sprache. Er war im Ensemble des Schauspielhauses und des Neumarkt Theaters in Zürich so wie an diversen Theaters in Deutschland ( Maxim<br />

Gorki Berlin, Wuppertal, Köln, DT Göttingen). Seit 1999 auch als Gast in Frankreich, französischen Schweiz und Österreich. Dem Fernseh Publikum ist er unter anderem als<br />

Michael Frick («Lüthi und Blanc»), Kommissar Madörin in diversen « Hunkeler» Filme und als Marcel Ospel («Grounding») vertraut. Im Rahmen der Klosterfestspiele Wettingen<br />

hat er den Mephisto in Goethes Faust gespielt. War letztes Jahr als Kommissar Matthäi im Versprechen von Dürrenmatt in Bern zu sehen. Tschudi lebt in Zürich und im Jura,<br />

unterrichtet an derZürcher Hochschule der Künste und ist Präsident des Schweizer Berufsverbands für Schauspieler (SSFV).<br />

MAELLE BELLEC<br />

Née en 1980, formée à l’Ecole du Théâtre National de Bretagne, elle fait partie de la 4ème promotion dont elle sort en 2003 avec le spectacle ATTEINTE A SA VIE de Martin<br />

Crimp mis en scène par Stanislas Nordey. Elle a depuis joué sous sa direction dans Le TRIOMPHE DE L’AMOUR au TNB et au Théâtre Nanterre Amandiers.Elle travaille<br />

également avec Nathalie Kiniecik dans LA FASCINATION DE L’éTANG de Virginia Woolf , et Franck Esnée dans Le TRIPTYQUE DES FIGURES à Besancon,Belfort et Paris.<br />

En 2006 elle rencontre Garance Dor et participe à la création de Nouvelle vague/Rivage présenté à Etrange Cargo en 2008 a la ménagerie de verre, puis travaille avec Christine<br />

Letailleur dans la LA VéNUS A LA FOURRURE au TNB et au Théâtre National de la Colline. En 2008, elle rencontre Maya Bösch lors du OPEN LAB 1, workshop intitulé Stille<br />

sur Heiner Müller à Bruxelles et poursuit le travail sur le OPEN LAB 2 à Genève. Elle participe à la création DEFICIT DE LARMES mise en scène par Maya Bösch à Genève<br />

et poursuit le travail de compagnie pour les années 2010 et 2011 sur DRAMES DE PRINCESSES / Elfriede Jelinek, <strong>SOUTERRAINBLUES</strong> / Peter Handke et BAMBILAND /<br />

Elfriede Jelinek prévu en 2011.<br />

TIMO KIREZ<br />

Geboren 1968 in Hamburg, lebt und arbeitet als Autor und Dramaturg in Genf.<br />

Der gebürtige Türke, seit 1992 deutscher Staatsbürger, war lange Jahre in der Werbebranche als Creative Director und Geschäftsführer tätig. Im Herbst 2008 beschloss er<br />

diese Tätigkeit einzustellen und sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Nach einer Hospitanz als Dramaturg im September 2009 bei dem Stück «Déficit de Larmes» von<br />

Maya Bösch /sturmfrei, folgte am 29. Oktober 2009 die Aufführung seines ersten Texts, «Heidi Aborted», im Rahmen des Festivals Trans 1 vom Grütli Theater in der Galerie<br />

Analix Forever. Der zweite Text «Tagebuch eines Idioten» wurde für Trans 2 am 20. Februar 2010 von Maya Bösch / sturmfrei für die Performance «Explosion» in der Black<br />

Box des Grütli Theaters inszeniert.


THIBAULT VANCRAENENBROECK<br />

Scénographe et costumier, le bruxellois Thibault Vancraenenbroeck collabore avec des metteurs en scène et des chorégraphes de renom, dont Frédéric Dussenne, Pierre<br />

Droulers, Olga de Soto, Sophie Kokaj, Stéphane Braunschweig depuis 1996. Depuis 2001, il intervient régulièrement à l’Ecole du Théâtre National de Strasbourg comme<br />

enseignant et membre du jury pour la section « scénographie et costumes ». En Suisse, il travaille avec Anna Van Brée, Marc Liebens et Andrea Novicov et depuis 2002 il<br />

collabore régulièrement avec Maya Bösch et la compagnie sturmfrei (GENEVA.LOUNGING – RICHARD III – JOCASTE – WET ! & RE-WET ! – DEFICIT DE LARMES)<br />

RUDY DECELIÈRE<br />

Né à Tassin-La-Demi-Lune (FR) en 1979. Vit et travaille à Genève.<br />

Il étudie à l’école des Beaux-Arts de Genève essentiellement avec Carmen Perrin (99-03), et développe un travail artistique principalement d’installation sonore, dans les<br />

espaces publics ou d’exposition, intérieurs ou naturels, en Suisse et en Europe. Aussi ingénieur du son, monteur et mixeur pour le cinéma, il collabore à plusieurs courts et<br />

longs-métrages documentaires ou fictions, notamment à Rome avec Donatella Bernardi, au Japon avec Samantha Granger, en Europe avec Carlos Lopez, en Suisse avec<br />

Marco Poloni. Il travaille aussi aux créations et espaces sonores de pièces de théâtre ou danse contemporaines.<br />

<strong>Sturmfrei</strong><br />

c/o Maya Bösch<br />

9, rue de la Ferme<br />

1205 genève<br />

Suisse<br />

info@ciesturmfrei.ch<br />

+41 (0)78 858 53 33<br />

www.ciesturmfrei.ch<br />

Coordination: Sandy Monney / info@ciesturmfrei.ch<br />

Diffusion: Charlotte Jacquet / diffusion@ciesturmfrei.ch<br />

Administration: Estelle Zweifel / admin@ciesturmfrei.ch

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