Riesling im besten Alter - Weinland Nahe
Riesling im besten Alter - Weinland Nahe
Riesling im besten Alter - Weinland Nahe
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Deutschland: <strong>Nahe</strong><br />
Der Tr Trais T aiser r Rot R enfels l ist Deutschlands ds höchste e Fels<br />
e wand dnördli n lich h der<br />
Alp Alpen.<br />
An ihr ihrem em Fuß liegt egt die Traiser Ba B stei – un u veränd ändert seit i 187 1870<br />
„Wer Wein erklärt, ist am <strong>besten</strong> kein<br />
Akademiker. Man muss auch die Demut haben,<br />
nicht alles erklären zu können.“ Als Weinakademiker<br />
zuckt man bei diesen Worten von<br />
Werner Schönleber zusammen. Aber nach drei<br />
intensiven Tagen der Recherche, der Weinguts-<br />
und Weinbergsbesuche lassen wir hier durchaus<br />
bewusst Emotion einfließen. Denn Weine,<br />
<strong>Riesling</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>besten</strong> <strong>Alter</strong><br />
Es gibt den Spruch: „Der liebe Gott wohnt<br />
an der <strong>Nahe</strong>.“ Zumindest ein Feriendomizil<br />
könnte er hier jedenfalls haben.<br />
Menschen und Landschaft haben uns berührt<br />
und von neutralen Berichterstattern zu Fans<br />
werden lassen. Fakten sind eine Sache, Erleben<br />
(manchmal) eine andere.<br />
Daher stellen wir auch die Conclusio an den<br />
Beginn: Die <strong>Riesling</strong>e von der <strong>Nahe</strong> (denn anhand<br />
dieser haben wir die Lagen porträtiert)<br />
besitzen einen eigenen, unverwechselbaren Stil.<br />
Sie verbinden burgundische Feinheit mit mineralischer<br />
Finesse. T<strong>im</strong> Fröhlich drückt es so aus:<br />
„Wir sind nicht <strong>im</strong> Rennen um die größte Kraft,<br />
wir müssen auf Finesse setzen. Großer Wein ist<br />
eine Symbiose und muss viel Eleganz und An<strong>im</strong>o<br />
besitzen. Und das können wir hier einigermaßen<br />
gut, würde ich sagen.“ Das würden wir<br />
auch.<br />
48 5 Jahre wein.pur 6|11
Hermannsberg:<br />
Lage = Weingut<br />
Wer auf der Terrasse von Gut Hermannsberg<br />
die Abendst<strong>im</strong>mung genießt (natürlich mit<br />
einem Glas <strong>Riesling</strong> neben sich), den unzähligen<br />
Vögeln und den Fröschen <strong>im</strong> Stausee unterhalb<br />
lauscht und dabei nicht das Gefühl hat, auf die<br />
Butterseite des Lebens gefallen zu sein, dem ist<br />
wohl nicht mehr zu helfen. Dabei wurde dieses<br />
Paradies (wie so viele) tatsächlich unter Blut,<br />
Schweiß und wohl auch Tränen erschaffen. Die<br />
preußische Staatsdomäne wurde 1902 als<br />
Musterweingut nach der Reblauskatastrophe<br />
gegründet und ausschließlich mit <strong>Riesling</strong> bestockt.<br />
12 Jahre lang haben Strafgefangene die<br />
Wildnis und die Felsen bearbeitet, 400.000 m 3<br />
wurden händisch bewegt. Die Lagen Kupfergrube<br />
und Hermannsberg waren in der Karte<br />
von 1901 noch nicht existent, sie wurden von<br />
Hand modelliert. Wieso eigentlich preußisch?<br />
Unglaublich, aber die <strong>Nahe</strong> war <strong>im</strong> Kaiserreich<br />
einmal tatsächlich die Grenze zwischen preußischem<br />
und bayerischem Territorium. „Wahrscheinlich<br />
wollten die Preußen den Bayern in<br />
Oberhausen am anderen Ufer zeigen, wie man<br />
wirklich Wein macht“, lacht Oliver Müller, der<br />
Geschäftsführer. Er leitet das Weingut, seit der<br />
Investor Jens Reidel die etwas abgewirtschaftete<br />
Staatsdomäne vor drei Jahren gekauft hat<br />
und mit großen, aber behutsamen Investitionen<br />
wieder auf Vordermann bringt. Neben dem<br />
Weingut ist das Gästehaus eine absolute Empfehlung<br />
für Weinreisende.<br />
Die Kupfergrube und der Hermannsberg bestehen<br />
<strong>im</strong> Untergrund aus Tonschiefer mit etwas<br />
Löss, Lehm und Porphyr, der von Menschen<br />
hier eingebracht wurde, als vulkanisches<br />
Element in das eiszeitliche Gestein. Die Kupfergrube<br />
umfasst 15 ha, der Hermannsberg 5,6 ha.<br />
Gut Hermannsberg ist ein noch junger, aber<br />
Text: Alexander Lupersböck | Fotos: Lupersböck, Weingüter<br />
Frank und Werner Schönleber: Ausg sgegl egl glichenheit und Hintergründigkeit<br />
zeichnen sie und ihre Weine aus<br />
höchst potenter Spieler an der <strong>Nahe</strong>, von dem<br />
wir uns noch viele großartige Weine in Zukunft<br />
erwarten dürfen.<br />
Wallhäuser Johannisberg<br />
und Felseneck<br />
„Wollt Ihr zu Fuß in den Weinberg oder nehmen<br />
wir das Auto?“, fragt der ungemein sympathische<br />
Constantin zu Salm-Salm und hat wohl<br />
nicht damit gerechnet, dass wir trotz der frühsommerlichen<br />
Hitze zu Fuß gehen wollen. So<br />
muss er zum dritten Mal an diesem Tag in seinen<br />
Johannisberg, aber er lässt sich (Adel verpflichtet!)<br />
nichts anmerken und sobald wir <strong>im</strong> Weingarten<br />
stehen, ist er merklich in seinem Element.<br />
Der Johannisberg ist eine 15 ha große Steillage,<br />
200 bis 290 m hoch. In der Südlage stehen bei<br />
Salm alte <strong>Riesling</strong>klone (1953 gepflanzt) auf<br />
Quarzporphyr und Rotschiefer mit leichtem<br />
Kalkanteil. Die Lieblingslage des jungen Winzers<br />
ist aber das benachbarte Felseneck (nicht zu<br />
verwechseln mit dem Bockenauer Felseneck),<br />
das aus dem seltenen Grünschiefer (in dieser<br />
kalkfreien und eisenhaltigen Form mit Schwefel-<br />
T<strong>im</strong> T Fröhl öhlich ich, , W ein eingut gut Schäfererr Fr Frö Fr hli lich ch: h<br />
ung ungezü ezügel gelt t mine m ine neral ral alis ische Wei e ne<br />
einschlüssen sogar weltweit einzigartig!) besteht.<br />
„Die Johannisberg-Weine machen starke<br />
Schwankungen in der Entwicklung durch, sie sind<br />
aber leichter verständlich und weniger unverwechselbar<br />
als die vom Felseneck, weil es ja viele<br />
Rotschieferlagen gibt.“ Kamen aus dem Felseneck<br />
<strong>im</strong>mer restsüße Weine, haben Constantin<br />
und sein Bruder Felix seit der Betriebsübernahme<br />
2006 auf trockene Weine gesetzt. Da beide<br />
Weine Anfang November gelesen und gleich<br />
vinifiziert werden (zum Teil in Holzfässern), ist<br />
ein Vergleich aussagekräftig und spannend: Der<br />
Felseneck ist etwas kompakter, straffer, aber auch<br />
tiefer. „Er hat was Chablisartiges und passt auch<br />
hervorragend zu Sushi und Austern“, so Constantin.<br />
Und: „Ein alter Weinberg bringt gar nichts,<br />
wenn er nicht entsprechend gepflegt wird. Früher<br />
wurde ja nur der Johannisberg als Einzellage<br />
gefüllt, der Rest cuvetiert. Ich wünsche mir noch<br />
einige wirklich gute Betriebe in Wallhausen, damit<br />
wir mehr gemeinsam machen, aber das<br />
kommt schon, da entsteht gerade was!“ Was<br />
bisher auf Schloss Wallhausen entstand, ist schon<br />
beeindruckend, aber es wird noch besser, denn:<br />
„Wir denken <strong>im</strong>mer mehr über unsere Lagen<br />
nach und arbeiten organisch.“ Ein Weingut, das<br />
man <strong>im</strong> Fokus haben sollte.<br />
Traiser Rotenfels und Bastei:<br />
Köpfchen gefragt<br />
Die Bastei, der kleine Weingarten am Fuße des<br />
Rotenfels, der höchsten Felswand Deutschlands<br />
nördlich der Alpen, ist durch rötliches<br />
Rhyolithgestein geprägt. Dr. Peter Crusius, der<br />
mit uns die paar Rebzeilen zwischen Felswand,<br />
Straße und Fluss besichtigt, antwortet auf die<br />
Frage, ob man hier nicht einen Schutzhelm<br />
gegen Steinschlag braucht, schmunzelnd: „Nein,<br />
wir arbeiten ja ohnehin mit Köpfchen!“ Das ist<br />
in einer der frühesten Lagen an der <strong>Nahe</strong> auch<br />
6|11 5 Jahre wein.pur 49
Deutschland: <strong>Nahe</strong><br />
Alles übe über r ddie<br />
e Herman man annsh nsh n öhl öhle –<br />
außer dem Gesch c mac mack ack<br />
kd k d er Wei We ne<br />
notwendig. Die 200 m hohe, senkrechte Felswand<br />
schützt vor Wind und reflektiert die<br />
Wärme, der Fluss moderiert die Temperaturen<br />
und bannt Trockenstress. Trotzdem ist die Bastei<br />
auch frostgefährdet. Als einziger Weingarten<br />
ist sie seit der preußischen Kartografie von<br />
1870 unverändert geblieben – was sollte man<br />
hier auch groß verändern?<br />
Anders in Dr. Crusius‘ zweiter Traiser Spitzenlage,<br />
dem Rotenfels. In drei Terrassen und unzähligen<br />
Einzelparzellen ziehen sich die 25 ha<br />
Reben vom Fluss weg über den Ort Traisen bis<br />
zum Fuß der Felswand. Geologisch ist der Rotenfels<br />
stark verwirbelt und heterogen – sozusagen<br />
die <strong>Nahe</strong> durch ein Brennglas betrachtet.<br />
Neben dem Quarzporphyr gibt es auch lehmige<br />
Stellen, auf denen Weiß- und Spätburgunder<br />
wächst. Die Rotenfels-<strong>Riesling</strong>e besitzen eine<br />
charakteristische exotische Note, verbinden<br />
ihre Eleganz mit großer Trinkfreude.<br />
Hermannshöhle:<br />
Götterfunken<br />
Die Namen „Hermannshöhle“ und „Hermannsberg“<br />
beziehen sich nicht auf den Cherusker,<br />
der die Römer ärgerte, sondern auf<br />
eine frühe Kultstätte des Gottes Hermes in<br />
einer Felsnische. Helmut Dönnhoff führt uns in<br />
einer Horizontalen seiner verschiedenen Weinlagen<br />
an die Hermannshöhle heran: Kahlenberg,<br />
Dellchen und Felsenberg, und wenn Du<br />
glaubst, es geht nicht mehr, dann kommt noch<br />
die Hermannshöhle daher. Besser kann Weißwein<br />
wohl nicht sein, höchstens anders.<br />
Ist es die Besonderheit der Lage, <strong>im</strong>merhin die<br />
steuerlich höchstbewertete der <strong>Nahe</strong>? Ein Kegel<br />
aus Karbonschiefer (es gibt auch Kohleflöze!)<br />
mit gleichmäßiger Hangneigung, bis 200 m<br />
hoch, um den die Sonne herumwandert? Oder<br />
was zeichnet Dönnhoff, der die Hälfte der 8 ha<br />
Mit Dr Dr. Pete t r Crus u ius us (l ( .) <strong>im</strong> Bas Bastei tei-W -Weing ingart arten en – ggute<br />
ute HHaltu<br />
ltung und<br />
starke Na Nackenmu muske skeln ln sin i d be<strong>im</strong> e<strong>im</strong> Bl Blick ick au auf f ddie<br />
ie Ste Steill illagen gefragt agt<br />
Qua Qu rzit und Ton Tonsch sch schie ief ie er<br />
<strong>im</strong> m Dor D she<strong>im</strong>er Burg urgber b g<br />
bearbeitet, aus? Lassen wir ihn selbst erzählen<br />
(nicht erklären): „Den Ruf eines Weinberges<br />
prägen ja Generationen von Menschen, und<br />
umgekehrt. So haben meine Lagen und ich uns<br />
gegenseitig <strong>im</strong>mer beeinflusst. Der zu Ton verwitterte<br />
Schiefer in der Hermannshöhle n<strong>im</strong>mt<br />
<strong>im</strong> Gegensatz zu Porphyr oder Blauschiefer<br />
etwas Wasser auf. Daher geht den Reben hier<br />
auch nie der Atem aus, sie halten durch, sind<br />
kleinbeerig und werden <strong>im</strong>mer reif und elegant.<br />
Wenn Botrytis einsetzt, dann sehr spät. Der<br />
Weingarten wurde 1949 gepflanzt. Damals hat<br />
man übrigens nie eine Sorte erwähnt, sondern<br />
<strong>im</strong>mer nur den Lagennamen, es war ja klar, dass<br />
es sich um <strong>Riesling</strong> handelt. Ich bin schon so<br />
lagenversessen aufgewachsen, kaufte <strong>im</strong>mer<br />
nur die <strong>besten</strong> Lagen, denn diese ergeben auch<br />
mit weniger Alkohol gute Weine.“ Und über<br />
die Hauptsorte: „<strong>Riesling</strong> kann große trockene<br />
und edelsüße Weine, was ihn etwas kompliziert<br />
und manchmal missverständlich macht.<br />
Jedenfalls sollte er puristisch sein und sich erst<br />
nach und nach öffnen.“ Dönnhoffs Hermanns-<br />
höhle-<strong>Riesling</strong>e erfüllen diese Vorgabe perfekt<br />
und sind beseelt vom Genie ihres Schöpfers.<br />
Bockenauer Felseneck:<br />
ungezügelt mineralisch<br />
Hinter den sieben Bergen liegt das beschauliche<br />
Dörfchen Bockenau, abseits vom Fluss und umgeben<br />
von Wäldern. Touristen verirren sich nur<br />
selten hierher, aber T<strong>im</strong> Fröhlich hat den Ort auf<br />
die Weltweinkarte gesetzt mit seinen unglaublich<br />
tiefgründigen, faszinierend wildwürzigen<br />
<strong>Riesling</strong>en. „Ich lege Wert auf Herkunft, weniger<br />
auf Frucht“, sagt er und setzt auf Spontangärung<br />
und langes Hefelager. Die Paradelage Felseneck<br />
ist eine Rutschmoräne des Hunsrücks, besteht<br />
aus etwas Konglomerat und überwiegend Devon-<br />
und Phyllitschiefer, welcher gut aufgeschlossen<br />
ist. Entsprechend mineralisch und terroirbetont<br />
werden die Weine. 10 der 14 ha werden<br />
von Schäfer-Fröhlich bewirtschaftet, der südausgerichtete<br />
Hang ist zwischen 200 und 300 m<br />
Seehöhe zu 95 % mit kleinbeerigen <strong>Riesling</strong>stöcken<br />
bepflanzt – in Falllinie, was die Lagenbegehung<br />
bei den trockenen Verhältnissen zu einer<br />
Rutschpartie macht. „Terrassen bringen hitzigere<br />
Weine, und in Bockenau ist es tagsüber ohnehin<br />
heiß – dafür bringt der Wald eine starke Abkühlung<br />
am Abend. Wir haben auch weniger<br />
Luftfeuchtigkeit und Frost als direkt am Fluss“,<br />
so T<strong>im</strong> Fröhlich, der seinen Weinen lange Maischestandzeiten<br />
gönnt. „<strong>Riesling</strong> sollte langsam<br />
reifen.“ Und er hat auch eine plausible Erklärung<br />
für den derzeitigen Boom der <strong>Nahe</strong>-Weine:<br />
„Alle Toplagen der oberen <strong>Nahe</strong> wurden vor 40<br />
Jahren flurbereinigt. Das heißt, viele Weinberge<br />
und Stöcke haben jetzt das opt<strong>im</strong>ale <strong>Alter</strong> und<br />
ergeben diese großen Qualitäten.“ Dabei lässt<br />
er den Faktor Mensch bescheiden beiseite, denn<br />
die Qualität wächst ja nicht von selbst – und<br />
kommt auch nicht von selbst in die Flasche.<br />
50 5 Jahre wein.pur 6|11
In vie v len Weinbergen der <strong>Nahe</strong> sollte ma m n schwind ndelfrei sein, n<br />
wie wi hi h er Car C oline Diel <strong>im</strong> Goldloch<br />
Und Flasche um Flasche holt er aus dem Keller,<br />
meinem schwachen Einwand – „Wir sollten<br />
eigentlich in 5 Minuten bei Emrich-Schönleber<br />
sein …“ – begegnet er mit einem Schmunzeln:<br />
„Ich ruf‘ den Frank an, dass Ihr später kommt,<br />
der hat eh keinen Stress momentan“, wohl wissend,<br />
dass dort, wie bei ihm selbst auch, die<br />
halbe Weinwelt auf der Türmatte steht und erklärt,<br />
weshalb gerade sie noch ein paar Flaschen<br />
der begehrten Essenzen bekommen sollte.<br />
Frühlingsplätzchen &<br />
Halenberg: Qual der Wahl<br />
Frank Schönleber n<strong>im</strong>mt unsere Verspätung gelassen<br />
(er wirkt überhaupt, als könnte ihn nichts<br />
aus der Ruhe bringen): „Der T<strong>im</strong> genießt das<br />
auch, wenn er mit jemand Kompetentem mal ein<br />
wenig <strong>im</strong> Archiv stöbern kann.“ Er selbst fährt<br />
zum Picknick mit uns in das Frühlingsplätzchen,<br />
wo wir den Blick über das hier geweitete <strong>Nahe</strong>-<br />
Tal schweifen lassen. „Frühlingsplätzchen heißt der<br />
Weinberg deshalb, weil er so windgeschützt ist<br />
und sich früh erwärmt – es ist eine der frühesten<br />
Lagen der <strong>Nahe</strong>.“ Sie umfasst als Großlage 65 ha,<br />
wobei das eigentliche Frühlingsplätzchen 15 ha<br />
groß ist. Der Rotschiefer ist von lehmigen Stellen<br />
durchsetzt, auf denen Burgundersorten gedeihen.<br />
Der Halenberg hingegen ist mit 60 % eine<br />
Die <strong>Nahe</strong> – das Probierstübchen Deutschlands<br />
Das Weinanbaugebiet <strong>Nahe</strong> hat die größte<br />
Bodenvielfalt (mehr als 180 Formationen) auf<br />
engstem Raum in Deutschland vorzuweisen,<br />
was eine enorme Vielzahl von Stilen erlaubt.<br />
4.100 ha Rebfläche begleiten den Fluss auf seinem<br />
Weg vom Hunsrück bis zur Mündung in<br />
den Rhein bei Bingen. An der oberen <strong>Nahe</strong><br />
und ihren Seitentälern ist das Kl<strong>im</strong>a kühler und<br />
begünstigt daher mit langer Reifeperiode ras-<br />
Spur weniger steil, genau nach Süden ausgerichtet<br />
und homogener in seiner Bodenstruktur:<br />
Quarzit und fein zermahlener blauer Schiefer<br />
machen ihn zur opt<strong>im</strong>alen <strong>Riesling</strong>lage, der aber<br />
aufgrund seiner geringen Wasserspeicherkapazität<br />
manchmal bewässert werden muss. Im Frühjahr<br />
2011 sind wegen der Trockenheit nach<br />
einem Funkenschlag bei der Bodenbearbeitung<br />
sogar einige Rebzeilen in Brand geraten. Welche<br />
Lage man bevorzugt ist Geschmackssache – der<br />
Halenberg besticht mit enormer mineralischer<br />
Tiefe und Spannung, die sich be<strong>im</strong> Frühlingsplätzchen<br />
mit der Zeit auch entwickelt – dafür sind<br />
dessen Weine eine Spur leichter und eleganter.<br />
Der Weinfreund hat die angenehme Qual der<br />
Wahl. Es gibt wirklich Schl<strong>im</strong>meres.<br />
Dorshe<strong>im</strong>er Pittermännchen,<br />
Burgberg & Goldloch<br />
Nach dem Lokalaugenschein in diesen drei<br />
Weinbergen tut ein Glas vom Goldloch-<strong>Riesling</strong>sekt<br />
<strong>im</strong> Garten des Schlossgutes Diel gut, und<br />
was ist das für ein Sekt: traubig würzig, enorm<br />
tiefgründig, elegant und komplex. Er repräsentiert<br />
gut den Stil, den Armin Diel und seine Tochter<br />
Caroline anstreben: etwas körperreicher, mit<br />
feiner Säure, sozusagen „burgundisch“. Vorher<br />
haben wir bei Sebastian Schäfer <strong>im</strong> Weingut Jo-<br />
<strong>Nahe</strong>.Info<br />
sige <strong>Riesling</strong>e. Im unteren Teil, ab Bad Kreuznach,<br />
gedeihen auch vermehrt Burgundersorten<br />
und Rotwein. Das milde, aber sehr<br />
regenarme Kl<strong>im</strong>a (Jahresniederschlag ca.<br />
500 mm) macht Trockenheit zu einer ständigen<br />
Bedrohung. Der Rebsortenspiegel ist vielfältig,<br />
75 % sind Weißweine. <strong>Riesling</strong> ist mit<br />
27 % an der Spitze vor Müller-Thurgau (17 %),<br />
Dornfelder (11 %) und Silvaner (8 %).<br />
Fotos: Lupersböck<br />
Con Co on sta stanti nt n n zu Salm alm a -Sa -S lm: m: „Wir ir den de denken ken en<br />
<strong>im</strong>m <strong>im</strong>mer mme<br />
meh mehr r üüber<br />
ber b un<br />
unser sere e LLage<br />
agen g n nnach<br />
ach a “<br />
hann Baptist Schäfer Pittermännchen-<strong>Riesling</strong>e<br />
gekostet. Sebastian Schäfer und Caroline Diel<br />
scheinen gemeinsam aufgewachsen zu sein – die<br />
Weingüter sind ja auch Nachbarn – und trotzdem<br />
ist der Hintergrund unterschiedlich. Hier<br />
das Schlossweingut, von der lebenden Legende<br />
Armin Diel in die deutsche Spitzengruppe geführt,<br />
gediegen und nobel, dort die „One-Man-<br />
Show“ Schäfer, der nicht Mitglied <strong>im</strong> VDP und<br />
durchaus noch ein Insidertipp ist. Die Herzlichkeit<br />
ist jedenfalls bei beiden rührend und ihre<br />
Weine sind atemberaubend.<br />
In Dorshe<strong>im</strong> ist es aufgrund der Nähe zum<br />
Rhein etwas wärmer als <strong>im</strong> Süden, die Weine<br />
sind mineralisch, aber etwas fruchtbetonter und<br />
vollmundiger. Das Pittermännchen ist ca. 8 ha<br />
groß, aus Tonschiefer, Lehm, Kiesel und Schiefer<br />
aufgebaut. Im Goldloch herrscht roter Schiefer<br />
vor, und die Kessellage fängt mehr Wärme ein.<br />
Der Burgberg ist die östlichste der drei Südlagen<br />
mit viel Quarzit <strong>im</strong> Boden und zu 100 % mit<br />
<strong>Riesling</strong> bestockt, die anderen beiden zu fast<br />
97 %. Der Unterboden ist bei allen Urgestein.<br />
Caroline Diel: „Da die Lagen klein sind (Pittermännchen:<br />
8 ha, Goldloch: 14 ha, Burgberg:<br />
3,6 ha), sind sie sehr einheitlich und auch kl<strong>im</strong>atisch<br />
vergleichbar. Goldloch und Pittermännchen<br />
liegen zwischen 110 bis 170 m Höhe, der Burgberg<br />
einen Tick tiefer. Den Hauptunterschied<br />
macht der Boden.“ Die Weine vom Burgberg<br />
sind recht straff, die vom Goldloch opulenter,<br />
jene vom Pittermännchen die verspieltesten,<br />
charmantesten. Über die Namen der drei Lagen<br />
gibt die Homepage vom Schlossgut Diel <strong>besten</strong>s<br />
Auskunft (Pittermännchen dürfte auf eine Münze<br />
zurückgehen, was ihre Wertigkeit andeutet),<br />
die Weine muss man selbst erleben. So wie die<br />
Schönheit der Landschaft und ihre ungemein<br />
sympathischen Bewohner. Schade, dass für uns<br />
Ostösterreicher die <strong>Nahe</strong> so fern ist …�<br />
6|11 5 Jahre wein.pur 51
Deutschland: <strong>Nahe</strong><br />
Die folgenden <strong>Riesling</strong>e wurden auf den Weingütern und bei einem Abendessen von den wein.pur-Autoren<br />
Alexander Lupersböck, Daniela Dejnega und Uwe Kauss verkostet. Laura Dreher vom Verband <strong>Weinland</strong><br />
<strong>Nahe</strong> und Oliver Müller vom Gut Hermannsberg gebührt unser besonderer Dank für ihre Unterstützung<br />
(GG = Großes Gewächs).<br />
Gut Hermannsberg<br />
2009 Hermannsberg GG<br />
Rauchig, Marille, L<strong>im</strong>ette, gute Substanz und<br />
Grip. Etwas verschlossen, mittlere Länge. Sehr<br />
pikant, kleiner Durchhänger in der Mitte. Leicht<br />
prickelnd, anregend, mineralisch.<br />
2010 Hermannsberg Spätlese<br />
Sehr klar, fruchtig, feingliedrig: die raffinierte<br />
Interpretation der Aprikose. Kompakter Körper,<br />
alle Komponenten präzise abgest<strong>im</strong>mt, feine<br />
Süße <strong>im</strong> Finale, äußerst trinkfreudig.<br />
Prinz Salm, Wallhausen<br />
2009 Johannisberg GG<br />
Ein Hauch Biskuit und süße Orangencreme,<br />
zart exotische Noten. Maracuja, reife Litschi,<br />
untermalt von roten Früchten. Sehr geschmeidig<br />
am Gaumen, füllig und abgerundet, äußerst<br />
zugänglich.<br />
2008 Johannisberg GG<br />
Zarte Petrol-Note, die verfliegt. Weiße Schokolade<br />
und Weingartenpfirsich, eine Spur Botrytis.<br />
Schön strukturiert und straff, leicht<br />
pflanzlich. Salzige Mineralität, entwickelt sich<br />
gut <strong>im</strong> Glas, spannend!<br />
2007 Johannisberg GG<br />
Tropisch, Mandarine und Karamell. Vielfältiges<br />
Spiel in der Nase, üppige Exotik beginnt sich<br />
einzubinden. Sehr saftig am Gaumen, gute Präsenz.<br />
Marille und feine Citrus-Noten, Melisse<br />
<strong>im</strong> Nachhall.<br />
2009 Felseneck GG<br />
In der Nase L<strong>im</strong>etten und pflanzliche Noten.<br />
Straffer Stil mit langem Säurebogen, schiefrig<br />
rauchig, knisternd mineralisch. Viel Druck bei<br />
feiner Struktur. Sehr speziell und wunderbar<br />
lang. Top.<br />
2003 Felseneck GG<br />
Verhaltener Beginn, leichter Petrol-Ton, L<strong>im</strong>ette<br />
und Rauch. Zart und geschmeidig am Gaumen,<br />
gut gereift, besitzt Tiefe und Mineralität. Macht<br />
auf <strong>im</strong> Glas, entwickelt orangig cremige Noten.<br />
Tolle Länge!<br />
Dr. Crusius, Traisen<br />
2010 Traiser Rotenfels trocken<br />
Exotischer Duft, L<strong>im</strong>ette und Pfirsich. Sehr pikant,<br />
klar und präzise. Frischer Säurebogen,<br />
sehr an<strong>im</strong>ierend, zart salzige Mineralität, schö-<br />
ne Balance und Trinkfluss.<br />
2009 Traiser Rotenfels GG<br />
Zart floraler Duft, Zitrone mit Staubzucker,<br />
helle Kräuter-Noten, ein Hauch Koriander. Perfekt<br />
balanciert, sehr saftige, reife L<strong>im</strong>etten, zugänglich,<br />
charmanter Typ. Im Finale Pfirsich,<br />
lang, große Trinkfreude.<br />
2010 Traiser Rotenfels Spätlese<br />
Ein tropischer Fruchtkorb, Maracuja und<br />
Mango. Fein und sehr verspielt, wunderbar balanciert,<br />
die Säure puffert 100 Gramm Restzucker<br />
hervorragend. Hochelegant und köstlich.<br />
2007 Traiser Rotenfels Auslese<br />
Ausgeprägt üppige Exotik, Ananas. Am Gaumen<br />
schmelzig und füllig, Marillenkompott,<br />
feine Balance. Langer Säurebogen, verleiht Eleganz<br />
und viel Nachdruck <strong>im</strong> Finish.<br />
2008 Traiser Rotenfels Eiswein<br />
Ausdrucksvolle <strong>Riesling</strong>-Aromatik, trockenes<br />
Heu und Kräuter, gelber Pfirsich. Lebendige<br />
Säure, wieder reifer süßer Pfirsich und Orangenzesten,<br />
mundfüllend. Bestechende Balance.<br />
2009 Traiser Bastei trocken<br />
Zarte Rauchigkeit, floral untermalt. Waldhonig<br />
und Marillenkern. Reife Zitrusfrucht am Gau-<br />
Helmut Dönnh nnh nhoff off wa w r s cho hon n<br />
<strong>im</strong>mer „lagen genver ver e ses sessen“<br />
<strong>Nahe</strong> <strong>Riesling</strong>.pur<br />
men, straffe Würze, brillant und mineralisch<br />
straight. Gute Länge.<br />
2006 Traiser Bastei Beerenauslese<br />
In der Nase getrocknete Marillen, Dörrobst<br />
und Orange. Perfekt ausgewogen, tiefe reife<br />
Frucht, Kräutertee, leicht salziger Abgang. Vielfältig,<br />
niveauvoller Genuss.<br />
Dönnhoff, Niederhausen<br />
2010 Hermannshöhle GG<br />
Zarter eleganter Duft, L<strong>im</strong>ette und Grapefruit,<br />
dazu anregend pflanzliche Noten. Feingliedrig<br />
und klar, pikant am Gaumen, erfrischende<br />
Spannung und Präzision. Jugendlich an<strong>im</strong>ierend,<br />
ewig langes Finale.<br />
2009 Hermannshöhle GG<br />
Citrus, Melone, pflanzliche Würzigkeit, Melisse<br />
und Korianderblätter. Unglaublich delikater<br />
Charme, kein Gramm Fett. Zartrauchige, präsente<br />
Mineralität, selchige Noten, filigran,<br />
strukturierter Tiefgang. Phantastisch.<br />
2008 Hermannshöhle GG<br />
Ganz zart gereifte <strong>Riesling</strong>frucht, L<strong>im</strong>ette,<br />
kühle Würze. Ein Hauch Tannennadeln und<br />
Waldkräuter. Großartige Struktur, tänzerische<br />
Balance, feinmineralisch und stilvoll. Ewig lang.<br />
Der perfekte <strong>Riesling</strong>!<br />
2007 Hermannshöhle GG<br />
Sonniger Typ. Reifes Steinobst, Marille, Pfirsich,<br />
eine Spur Waldhonig. Etwas voluminöser und<br />
sehr extraktreich. Schmeichelt dem Gaumen<br />
mit viel Schmelz und seidigem Abgang. Delikat.<br />
2006 Hermannshöhle GG<br />
Dunkle Rauchigkeit, verhalten. Frucht kommt<br />
erst mit etwas Luft, Pfirsich, Mandarine und Vanillepudding.<br />
Anregend und fein, elegant. Zeigt<br />
momentan nicht ganz, was er kann.<br />
1989 Hermannshöhle Spätlese<br />
Schöne klare Töne in der Nase. Orange und<br />
Mandarine, Gewürze, Brotrinde. Herrlich elegant<br />
und feingliedrig, frisch, <strong>im</strong>mer noch charmant<br />
und betörend. Geschmeidiges Finale. Ein<br />
Vergnügen!<br />
Schäfer-Fröhlich, Bockenau<br />
2010 Felseneck trocken<br />
Rauchig-schiefriger Duft, kräutrige Würze, L<strong>im</strong>ette.<br />
Auf eine präzise Art wild. Zart exotische<br />
Noten, Minze. Puristisch, salzig, guter Grip,<br />
vielschichtig, feincremiges Finish.<br />
52 5 Jahre wein.pur 6|11
Weinbeschreibungen: Daniela Dejnega | Fotos: Lupersböck<br />
Spi Spitze tzenduo o aus<br />
Burg Layen: n: :<br />
Seb Sebastian ia Schäfer er & Caro ro rolin lin line in e D<br />
D iel ie<br />
2010 Felseneck GG<br />
Verhaltene charmante Frucht-Noten, genial<br />
rauchig. Salzige Mineralität, toller Grip, kristalline<br />
Kraft. Von Feinheit ummantelter, fester<br />
Kern. Cremig ohne Fett, perfekte Säure, genial<br />
kompakt, nicht enden wollend. Der Wein der<br />
Weine.<br />
2009 Felseneck GG<br />
Kühle, rauchige Würze. Minze. Schiefrige, wilde<br />
Noten. Mineralisch straff, knisternd, frisch.<br />
Hohe Intensität, pikant, prickelnd und puristisch.<br />
Gehe<strong>im</strong>nisvolle Tiefe. Großes Potenzial.<br />
Vom Allerfeinsten!<br />
2008 Felseneck GG<br />
Wiesenkräuter, Schafgarbe und weißer Pfirsich.<br />
Würzig und steinig. Feine Mineralität, toll balancierte<br />
Säure, schönes Spiel. Elegant und elfenhaft,<br />
mit verführerischer Länge.<br />
2005 Felseneck GG<br />
Zart gereifte <strong>Riesling</strong>-Frucht, sehr subtil. Blütenhonig<br />
und rosa Grapefruit. Ungeheuer filigran<br />
und zart, doch kompakt. Mineralisch, steinig;<br />
mürber Schmelz. Charmanter Ausklang mit<br />
Weingartenpfirsich, hochkomplex.<br />
2009 Felseneck Spätlese Goldkapsel<br />
In der Nase wilde Kräuter und viel Würze,<br />
reife L<strong>im</strong>onen und Citrus. Vielschichtige Präzision.<br />
Kühle, frische Aromatik, lebt von Feinheit<br />
und Finesse. Großartige Eleganz und<br />
Komplexität.<br />
2005 Felseneck Spätlese Goldkapsel<br />
Zartrauchig, dahinter Steinobst, Marille und<br />
Weingartenpfirsich. Filigraner Trinkspaß,<br />
schmelzig fein, Orange. Besitzt viel Spannung,<br />
elegante Länge. Schöner, nobler Wein.<br />
<strong>Nahe</strong> <strong>Riesling</strong>.pur<br />
2001 Felseneck Spätlese Goldkapsel<br />
Frischer, klarer Duft, L<strong>im</strong>onen und Grapefruit,<br />
saftige Frucht. Straffe Säure, kompakt und brillant.<br />
Puristischer Stil, schöne Mineralität. Fein<br />
und ewig lang ausklingend.<br />
Emrich-Schönleber, Monzingen<br />
2010 Frühlingsplätzchen trocken<br />
Sehr fruchtiger Duft; klar, feingliedrig und mit<br />
viel salziger Spannung.<br />
2010 Frühlingsplätzchen GG<br />
Kühl, kompakt, feinstrahlige Säure und kräuterherber<br />
Ausklang. Tiefgründig, hochelegant und<br />
an<strong>im</strong>ierend. Subtile Verführung.<br />
2010 Frühlingsplätzchen Spätlese<br />
Zeigt neben Ananas und Steinobst die typische<br />
kräuterige Pikanz, dezente Süße und großes<br />
Potenzial.<br />
2010 Halenberg<br />
Eleganter, klarer Duft, L<strong>im</strong>ette und Wiesenkräuter.<br />
Frische Würze, saftig und fordernd am<br />
Gaumen. Schöner Säurebogen, präzise und lebendig.<br />
Äußerst anregend.<br />
2010 Halenberg GG<br />
Tiefgründige Nase, spannend, viel Rauchigkeit.<br />
Sehr kraftvoll, packend mineralisch, fordernde<br />
Straffheit. Finessenreiche, elegante Aromatik,<br />
strukturiertes langes Finish. Groß.<br />
2008 Halenberg trocken<br />
Charmante Zitrusfrucht, dezent, staubig-steinige<br />
Nuancen. Knackige Säure, sehr an<strong>im</strong>ierend<br />
und delikat, feine Balance. Verschließt sich<br />
etwas <strong>im</strong> Abgang. Abwarten.<br />
2008 Halenberg „R“<br />
Feinfruchtig und elegant. Ein Hauch Botrytis,<br />
schöne Pikanz, macht viel Druck. Balanciert,<br />
lebendig und finessenreich. Schönes Spiel<br />
von Säure und Restzucker, perfekt als Speisenbegleiter.<br />
2008 Halenberg Auslese<br />
Duftig, an<strong>im</strong>ierendes Fruchtspiel, sehr pikant.<br />
Tänzelt kraftvoll dahin, balanciert mit Präzision,<br />
perfekt abgest<strong>im</strong>mte Säure, schöne Kräuterwürze<br />
<strong>im</strong> Finish. Charmant!<br />
Joh. Bapt. Schäfer, Dorshe<strong>im</strong><br />
2010 Pittermännchen trocken<br />
L<strong>im</strong>ette, Kiwi, Feuerstein. Fein, würzig, straffe<br />
Säure, zart cremig. Ein Hauch Nougat und<br />
6|11 5 Jahre wein.pur<br />
Wolfgang Kiechl<br />
Quint.essenz<br />
Jean-Luis Chave , Hermitage blanc 1996<br />
Die Cuvée besteht aus Roussanne (15 %),<br />
der wohl edelsten Weißweinsorte des<br />
Rhonetals, und Marsanne blanche. Trotz<br />
geringerer Menge best<strong>im</strong>mt Petite Roussette,<br />
wie Roussanne noch genannt wird, von<br />
uralten Stöcken mit Mineralität und Blumigkeit<br />
den Charakter des großen Weines.<br />
Weiße „Dornröschen“ von der Rhone<br />
unterliegen einer besonderen Metamorphose:<br />
Nach der ersten Fruchtphase verschließen<br />
sie sich meist lange, um mit komplexen<br />
Tertiäraromen zu erwachen. Die dann<br />
cremige Textur sowie die Lindenblüten- und<br />
Honig-Aromen (mein englischer Tischnachbar<br />
rief spontan aus: „Oh, we are Honeysuckers!“)<br />
werden durch florale Aromatik<br />
ausbalanciert. Unsere abgehärteten Gaumen<br />
reagieren oft verständnislos auf die weichen<br />
Weine der Hermitage. Großartige rost(tizian)rote<br />
Roussane-Trauben mit Säurerückgrat<br />
machen unseren Wein zum kolibrihaften,<br />
zeitlosen Kunstwerk.<br />
Auch Tiziano Vecellio zeigte ungebrochene<br />
Kraft und keine Angst vor dem Unendlichen<br />
(so E.-Ch. Flamand). An der „Schindung des<br />
Marsyas“ (Sind Sie auch schon nach Kromericz/Kremsier<br />
gepilgert, wo unvermutet<br />
dieses Hauptwerk abendländischer Kunst<br />
hängt?) arbeitete er noch <strong>im</strong> letzten und<br />
wahrscheinlich 85. Lebensjahr, als jene Pest in<br />
Venedig wütete, der er selbst erliegen sollte.<br />
Die aufflammenden braunroten Töne, die<br />
musikalische Untermalung und der symbolhafte<br />
prä<strong>im</strong>pressionistische Stil (nach Goethe<br />
habe Tizian nicht ein Thema gemalt, sondern<br />
die Idee eines Themas) verklären die<br />
Grausamkeit, mit der Phöbus den unterlegenen<br />
frechen Herausforderer häutet, mit einer<br />
pittoresken, spielerischen Aura.<br />
Unser Wein ist selbstbewusst wie der Satyr,<br />
der glaubte, mit den Tönen seiner Doppelflöte<br />
selbst Apoll besiegen zu können.<br />
Ebenso lästerlich will ich mit meiner Laura<br />
(natürlich nur mit Petrarcas Absolution) dem<br />
Silenen und der „Roussanne“ huldigen:<br />
Gesegnet sei die erste süße Wunde, der Schmerz,<br />
den mich die Liebe ließ bestehen …
Deutschland: <strong>Nahe</strong><br />
Tannen, saftige Textur, belebend, vielschichtig.<br />
Pikante Würze <strong>im</strong> langen Abgang.<br />
2009 Pittermännchen trocken<br />
Anfangs krautig-würzige Noten. Rauchig selchig,<br />
knisternde Spannung, feingliedrig, hervorragender<br />
Säurebiss, anregende Mineralität,<br />
steinig, Citrus, Grapefruit, viel Potenzial.<br />
Ewig lang. Für <strong>Riesling</strong>-Freaks.<br />
2007 Pittermännchen trocken<br />
Wilde Nase, hellwürzige Noten, weiße<br />
Schoko. Leichtfüßig am Gaumen, guter Grip,<br />
pikante Würz-Noten, schöner Säurebogen,<br />
gewinnt viel an Komplexität mit Luft, toll!<br />
2005 Pittermännchen trocken<br />
Reife Fruchtfülle, gelbfruchtig, Birne, zartrauchig<br />
bis kieselig. Cremige Fülle, schmelzig,<br />
strukturiert, herbe Kräuter-Würze, Kakao-<br />
Note. Rund, keine Spur von Müdigkeit, gut,<br />
lang.<br />
2001 Pittermännchen Kabinett<br />
Zarter <strong>Alter</strong>ston, gelbe Würze, Mandarinen.<br />
Wunderbare Balance, beginnende Reife, Kokoskuppeln,<br />
ausgesprochen elegant und köstlich.<br />
Trinken, trinken, trinken!<br />
2010 Pittermännchen Spätlese<br />
Noch zart hefige Noten, Zitrone mit Staubzucker,<br />
kräuterig wild. Sehr präsente Säure, große<br />
Aromenfülle. Vielseitig und charaktervoll, voller<br />
Charme und Finesse!<br />
2009 Pittermännchen Spätlese<br />
Wilde Kräuter-Nase, faszinierend und anregend.<br />
Fruchtig-würziges Spiel, Wasabi-Note,<br />
Ingwer. Facettenreich, frische, lebendige Säure,<br />
leicht und ausgezeichnet lang.<br />
2007 Pittermännchen Spätlese<br />
Jung, frisch. Üppige Aromatik, tropische<br />
Frucht, Kiwi, Ananas. Pikante Würze, tänzerisch<br />
und an<strong>im</strong>ierend. Charmanter, zugänglicher<br />
Typ.<br />
2002 Pittermännchen Spätlese<br />
Fruchtbetonte, feingliedrige Nase, Pfirsich.<br />
Sehr ausgewogen und ruhig, perfekte Harmonie.<br />
Balanciert und elegant, fruchtgetragene<br />
Säure, exotische Anklänge <strong>im</strong> Finale.<br />
2005 Pittermännchen Auslese<br />
Ätherisch. Ganz frisch, wunderbar klare Frucht,<br />
Druck mit viel Eleganz.<br />
Eine e opt<strong>im</strong>al o male R<strong>Riesling</strong>lage:<br />
der M Mo Monzinge<br />
ger r Halenbe<br />
nb rg<br />
2003 Pittermännchen Auslese<br />
Getrocknete Früchte und Honig sowie Anklänge<br />
an Pralinen. Trotz aller Dichte überhaupt<br />
nicht schwer, sondern filigran, feinst verwoben,<br />
einfach großartig!<br />
2007 Pittermännchen<br />
Trockenbeerenauslese<br />
Irrsinnig filigrane Nase, Strohblumen, Mango<br />
und Maracuja. Überbordende Frucht, dicht<br />
und cremig, kandierte Orangen. Säure belebt<br />
und strukturiert den Wein, pikant und fein bis<br />
zum Schluss.<br />
Diel, Dorshe<strong>im</strong><br />
2009 Burgberg GG<br />
Lebendige Zitrusfrucht, kühle Steinobst-Note,<br />
zart rauchig, elegant. Saftige Balance, zugänglich,<br />
schön ziehende Säure, L<strong>im</strong>ette und Melone.<br />
Knisternd mineralisch, Jodsalz. Straffe, extraktreiche<br />
Spannung.<br />
2008 Burgberg GG<br />
Rauchig herbe Noten, Granatapfel, Grapefruit.<br />
Vielseitig und verspielt. Packend mineralisch,<br />
fordernder Säurekick, feingliedrig, hochelegant.<br />
Braucht Zeit, delikater Klassiker!<br />
2007 Burgberg GG<br />
Reife Birnen und Quitten, Wiesenblumen. Am<br />
Gaumen verhalten, lässt sich etwas bitten. Wildkräuter,<br />
sanfte Mineralität, hält die Spannung, feiner<br />
mineralischer Ausklang.<br />
2004 Burgberg GG<br />
Zart florale Noten, Wildkräuter und Nougat.<br />
Guter Säurebiss, prägnant mineralisch, feiner<br />
Schmelz. Sehr ausgewogen und saftig, gediegen<br />
und elegant, tolle Länge.<br />
Foto: Weingut<br />
<strong>Nahe</strong> <strong>Riesling</strong>.pur<br />
2003 Burgberg GG<br />
Gelbfruchtiger Duft. Marille, Melisse, steinige<br />
Noten. Viel Fruchtschmelz, runde Feinheit, filigrane<br />
Säurestruktur, straff und fruchtbetont <strong>im</strong><br />
Finale. Wunderschön gereift!<br />
2002 Burgberg GG<br />
Präzises, frisches Fruchtspiel, zarte Kräuterwürze.<br />
Feinrassig und mineralisch, brillante<br />
Struktur. Ansatzweise kommen Sekundäraromen<br />
zum Vorschein, guter Trinkzeitpunkt, großer<br />
Wein!<br />
2009 Goldloch GG<br />
Stilvoll. Würzige Kräuter-Noten, Thymian und<br />
Salbei, Golden Delicious. Feuerstein, rassiges<br />
Spiel, bleibt kompakt. Viel Apfelfrucht, enorm<br />
druckvoll, mineralische Spannung ohne Ende.<br />
2004 Goldloch Spätlese<br />
Kräuterduft, roter Pfeffer und Minze. Würzig<br />
und klar, präzise Struktur, noch viel Potenzial!<br />
2003 Goldloch Spätlese<br />
Nobler Duft, helles Karamell, Backwerk und Biskuit.<br />
Üppige Cremigkeit am Gaumen, Toffee, ungeheure<br />
Fülle. Besitzt trotzdem klassische Eleganz<br />
und hervorragende Länge.<br />
2002 Goldloch Spätlese<br />
Zart gereifte Zitrusfrucht und Honigmelone.<br />
Fein geschmeidig und ziseliert. Sanft und doch<br />
präzise, nicht ausufernd, in perfekter Balance.<br />
Ausgezeichnet frisch, eine außergewöhnliche<br />
Köstlichkeit!<br />
1998 Goldloch Spätlese<br />
Aristokratisch elegant. Gelbfruchtig, tropische<br />
Anklänge, Melone und Maracuja. Tolle Pikanz<br />
und bestechende Frische, lebendige Säure, viel<br />
zarter Schmelz. Strukturiertes harmonisches<br />
Finale.<br />
1997 Goldloch Spätlese<br />
Vielschichtige Nase. Hibiskus, Melone und<br />
Mango. Tee, Pfirsichschale, wunderbar geschmeidig.<br />
Hält nicht ganz die Spannung.<br />
1996 Goldloch Spätlese<br />
Zartes Karamell, Honig und Haselnuss. Toller<br />
Säurebiss, an<strong>im</strong>ierend frisch, Biskuit und Mandarine.<br />
Straff strukturiert, viel Präzision. Unnachahmliche<br />
Feinheit, vollkommen st<strong>im</strong>mig. Top!<br />
Winzeradressen auf:<br />
www.weinpur.at/adressen<br />
54 5 Jahre wein.pur 6|11