Die Schweiz auf dem Weg zum Einheitsbeleg - SIX Interbank Clearing
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12 StAndArdIzAtIon / CLeArIT | September 2012<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zum</strong> <strong>Einheitsbeleg</strong><br />
Der Finanzplatz <strong>Schweiz</strong> ist im Zahlungsverkehr zukunftsgerichtet.<br />
Eine klare Mehrheit von befragten<br />
Kunden will den <strong>Einheitsbeleg</strong> und eine ausschliessliche<br />
Verwendung von IBAN. Der QRCode hat noch<br />
nicht die gleich starke Anhängerschaft, ist aber bereits<br />
jetzt mehrheitsfähig.<br />
Wie im Artikel «Der <strong>Schweiz</strong>er Zahlungsverkehr wird<br />
europäisch» (siehe CLEARIT-Ausgabe vom Juni 2012) beschrieben,<br />
harmonisiert und modernisiert der <strong>Schweiz</strong>er<br />
Finanzplatz seine Standards und Verfahren im Überweisungs-<br />
und Lastschriftenverkehr <strong>auf</strong> ISO 20022 und lehnt<br />
sie weitgehend an SEPA an. Weiter wurden im erwähnten<br />
Artikel die Handlungsoptionen hinsichtlich <strong>dem</strong> beleggebundenen<br />
Zahlungsverkehr beschrieben und <strong>auf</strong> den<br />
<strong>zum</strong> damaligen Zeitpunkt ausstehenden Entscheid des<br />
<strong>Schweiz</strong>er Finanzplatzes <strong>zum</strong> <strong>Einheitsbeleg</strong> per Mitte 2012<br />
referenziert. <strong>Die</strong>ser Entscheid ist nun gefallen.<br />
Der <strong>Schweiz</strong>er Finanzplatz spricht sich nach einer anderthalbjährigen<br />
Studie für den neuen <strong>Einheitsbeleg</strong> mit<br />
QR-Code (Quick Response Code) als Bestandteil der<br />
Migration Zahlungsverkehr <strong>Schweiz</strong> (ZV CH) aus. Im Vorfeld<br />
der Entscheidungsfindung wurden drei Varianten untersucht:<br />
• Beibehaltung der heutigen Beleglandschaft<br />
• Weiterentwicklung der bestehenden roten Einzahlungsscheine<br />
mit Mitteilungsfeld (ES) und orangen<br />
Einzahlungsscheine mit Referenz (ESR)<br />
• Ausarbeitung eines neuen <strong>Einheitsbeleg</strong>es<br />
Notwendige Investition in physische Belege<br />
Dem Leser stellt sich gegebenenfalls die Frage, weshalb<br />
der <strong>Schweiz</strong>er Finanzplatz in einen neuen Beleg investiert.<br />
<strong>Die</strong>s speziell vor <strong>dem</strong> Hintergrund, dass <strong>auf</strong>grund der Attraktivität<br />
neuer elektronischer Zahlungsverfahren, wie z.B.<br />
der E-Rechnung, in den kommenden Jahren rückläu fige<br />
Volumen im beleggebunden Zahlungsverkehr erwartet<br />
werden. Zur Beantwortung dieser Frage können exemplarisch<br />
die anstehenden sowie künftig zu erwartenden<br />
regulatorischen Anforderungen herangezogen werden.<br />
<strong>Die</strong>se hätten unabwendbar grössere Anpassungen bei den<br />
bestehenden Einzahlungsscheinen zur Folge. So müsste<br />
vor allem in den orangen Einzahlungsschein (ESR) sowie in<br />
die zugehörigen Prozesse eine grössere Summe investiert<br />
werden. Wenn man davon ausgeht, dass die Anwendung<br />
der physischen Belege auch über das Jahr 2020 unbestritten<br />
ist, so lässt sich die Frage einfach beantworten: Eine<br />
Investition in die physischen Belege ist unausweichlich. Der<br />
Finanzplatz hat sich jedoch <strong>zum</strong> Ziel gesetzt, neben den<br />
damit verbundenen Kosten einen Mehrwert zu generieren.<br />
Deshalb fiel der Variantenentscheid zugunsten eines <strong>Einheitsbeleg</strong>es<br />
aus.<br />
Bei diesem Beschluss waren auch die zahlreichen Vorzüge<br />
für die Finanzinstitute, wie etwa die Komplexitätsreduktion<br />
in der Beleg- sowie Applikationslandschaft, die Reduktion<br />
der Wartungs- und Weiterentwicklungskosten sowie die<br />
Erhöhung des Automatisierungsgrades ausschlaggebend.<br />
Man war sich einig, dass der <strong>Weg</strong> <strong>zum</strong> <strong>Einheitsbeleg</strong> nur<br />
mit <strong>dem</strong> Einverständnis einer signifikanten Zahl von Kunden<br />
weiter beschritten werden kann. Aus diesem Grund wurde<br />
eine Kundenumfrage als Kernbestandteil für die Entscheidungsfindung<br />
durchgeführt.<br />
Steckbrief der Umfrage<br />
<strong>Die</strong> qualitative Kundenumfrage wurde im 1. Quartal 2012<br />
<strong>auf</strong> anonymer Basis durchgeführt. Aus ihr resultierten<br />
insgesamt 557 Antworten, was einer Rückl<strong>auf</strong>quote von<br />
25% entspricht. Unternehmen aus sämtlichen Grössenklassen<br />
(KMU und grosse Unternehmen) sowie Branchen<br />
wurden befragt. Durchgeführt wurde die Befragung durch<br />
Vertreter der Finanzinstitute.<br />
Eigenschaften und Nutzen des <strong>Einheitsbeleg</strong>s<br />
Nachstehend werden die wichtigsten Elemente <strong>auf</strong>geführt:<br />
• Ablösung aller Varianten von Einzahlungsscheinbelegen<br />
<strong>Die</strong>sen Bericht wie auch weitere Informationen <strong>zum</strong><br />
Programm Migration ZV CH können Sie auch der Internetseite<br />
www.migrationzv.ch (bitte lesen Sie hierfür<br />
mit Ihrem Smartphone den QRCode ein) entnehmen.
Investitionskosten<br />
(durchschnittliche, einmalige)<br />
Zahlungsempfänger<br />
(Kosten für Software)<br />
Zahlungspfl ichtige<br />
(Kosten für Software & Scanner/Leser)<br />
Mikro<br />
(bis 9 Mitarbeitende)<br />
durch einen <strong>Einheitsbeleg</strong> mit Gültigkeit für den Finanzplatz<br />
<strong>Schweiz</strong> mit einer angemessenen Übergangsfrist.<br />
• Der <strong>Einheitsbeleg</strong> beinhaltet die bisherigen Fakturierungs-<br />
und Zahlungsverfahren (rote/orange Einzahlungsscheine)<br />
für manuelle und/oder automatisierte Debitorenverwaltung.<br />
• <strong>Die</strong> Kontonummer wird ausschliesslich im IBAN-Format<br />
verwendet.<br />
• <strong>Die</strong> Kodierzeile wird durch den QR-Code abgelöst. <strong>Die</strong>ser<br />
beinhaltet alle zahlungsrelevanten Informationen <strong>zum</strong><br />
Zahler, Zahlungsempfänger, Gutschriftskonto, Betrag<br />
und zur Währung, so dass das Einlesen durch den Zahler<br />
mittels etablierten Endgeräten wie Scanner oder Smartphones<br />
möglich ist.<br />
Basierend <strong>auf</strong> obigem Beschrieb ergeben sich für die Rechnungssteller<br />
primär folgende Nutzen:<br />
• Vereinfachter Belegdruck durch ein einheitliches Formularlayout,<br />
Fehlertoleranz beim QR-Code (etwa<br />
die Erkennung bei abweichender Positionierung und<br />
beschädigten Belegen) ist höher als bei der Kodierzeile<br />
mit OCR-B-Schrift.<br />
• Bei vollständig bedruckten Belegen entfällt die Nacherfassung<br />
der beleggebundenen Zahlung, was zu<br />
Kosteneinsparungen führt.<br />
• Kunden erhalten durch den QR-Code sowie einer<br />
durchgängigen Verarbeitung zusätzliche Angaben <strong>auf</strong><br />
Avisierungen, wie z.B. den Zahler oder den endgültigen<br />
Zahlungsempfänger. <strong>Die</strong>s vermindert die Anzahl der<br />
Nachforschungen.<br />
• Höhere Interpretationsquote bei beschädigten Belegen<br />
und somit geringere Kosten für Beleg-Nachbearbeitungen.<br />
• Im QR-Code steht <strong>dem</strong> Rechnungssteller ein spezifischer<br />
Sektor zur Vereinfachung seiner Logistik zur Verfügung,<br />
z.B. für Versandinformationen.<br />
• Mit <strong>dem</strong> Einsatz von IBAN und strukturierter Referenz<br />
kann auch das in der <strong>Schweiz</strong> verbreitete Prinzip vom<br />
orangen Einzahlungsschein übernommen und für die<br />
Rechnungsstellung ins europäische Ausland verwendet<br />
werden.<br />
StAndArdIzAtIon / CLeArIT | September 2012<br />
Kleine<br />
(10-49 Mitarbeitende)<br />
Mittlere<br />
(50-249 Mitarbeitende)<br />
Grosse<br />
(250+ Mitarbeitende)<br />
CHF 200 CHF 600 CHF 2000 CHF 10’000<br />
CHF 400 CHF 1000 CHF 3000 CHF 15’000<br />
13<br />
Kernaussagen aus der Kundenbefragung<br />
Das Umfrageergebnis zeigt, dass die Kunden den Mehrwert<br />
des <strong>Einheitsbeleg</strong>es mit QR-Code und IBAN bestätigen.<br />
Auszugsweise werden die zentralen Aussagen dargelegt:<br />
• 62% nehmen den <strong>Einheitsbeleg</strong> als Vereinfachung wahr,<br />
18% sind gegenteiliger Meinung.<br />
• 87% unterstützen die ausschliessliche Verwendung der<br />
IBAN, 2% sind dagegen.<br />
• 54% begrüssen den QR-Code, 8% haben eine negative<br />
Haltung.<br />
• 53% würden den <strong>Einheitsbeleg</strong> grenzüberschreitend<br />
(Euroraum) einsetzen.<br />
<strong>Die</strong> zu erwartenden einmaligen Investitionen, welche<br />
basierend <strong>auf</strong> den Kundenangaben erhoben wurden, lassen<br />
sich je Unternehmensgrösse für den Zahlungsempfänger<br />
bzw. Zahler aus der oben abgebildeten Tabelle ablesen (der<br />
Nutzen wurde nicht quantifiziert).<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung des neuen <strong>Einheitsbeleg</strong>s hat im gesamten<br />
Zahlungsabwicklungsprozess <strong>auf</strong> zahlreiche Akteure einen<br />
direkten Einfluss. Es gilt nun, diese Auswirkungen in der<br />
Detailphase granularer auszuarbeiten und eine detaillierte,<br />
in die Gesamtplanung der Migration ZV CH eingebettete,<br />
Planung zu erstellen. <strong>Die</strong> Eckwerte hierfür sind bereits<br />
definiert. So startet mit der Einführung des Einheits belegs<br />
eine mehrjährige Parallelphase, in welcher neben <strong>dem</strong><br />
neuen auch die heute bestehenden Belege verarbeitet<br />
werden können. Das Ende dieser Phase ist aktuell <strong>auf</strong> Mitte<br />
2018 geplant. Ab diesem Zeitpunkt gehören die roten und<br />
orangen Einzahlungsscheine der Geschichte an.<br />
Patrick Belk, Enterprise Services AG, und Robin Stäheli,<br />
PostFinance<br />
patrick.belk@eps-ag.ch, robin.staeheli@postfinance.ch<br />
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Fragebogen <strong>auf</strong> www.clearit.ch/Umfrage bis <strong>zum</strong><br />
2. Oktober 2012 aus.