Das Tao der Weisheit
Das Tao der Weisheit
Das Tao der Weisheit
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Hilmar KLAUS<br />
<strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong><br />
�� L�oz� (Laotse)<br />
��� Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong> Te King)
Hilmar Klaus<br />
<strong>Das</strong> <strong>Tao</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong><br />
Laozi – Daodejing
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />
Klaus, Hilmar:<br />
<strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong>. ��L�oz� – ���Dàodéj�ng<br />
Druck & Verlagshaus Mainz GmbH Aachen<br />
Einheitssacht.: Daodejing <br />
ISBN 978-3-8107-0041-4<br />
1. Aufl., Nov. 2008<br />
Layout, Design: Hilmar KLAUS, Aachen<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Titelbild /S.3:Laotse.��L�oz�, Woodcut. Nach einem chinesischen Holzschnitt (Richard WILHELM: <strong>Tao</strong>teking,<br />
Jena, 1910)<br />
Media in category “Woodcuts of China”: Diese Bild- o<strong>der</strong> Mediendatei ist gemeinfrei,<br />
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Representation_of_Laozi.PNG<br />
Umschlaggestaltung & Herstellung: Druck & Verlagshaus Mainz GmbH Aachen<br />
© 2008 by Dr. Hilmar KLAUS Alle Rechte vorbehalten.<br />
Alle Rechte, insbeson<strong>der</strong>e das Recht <strong>der</strong> Vervielfältigung und Verbreitung sowie <strong>der</strong> Übersetzung,<br />
vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Weise (durch Photokopie,<br />
Mikrofilm o<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert<br />
o<strong>der</strong> unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt<br />
o<strong>der</strong> verbreitet werden.
meiner Frau,<br />
Lilian Asuncion Alquiros,<br />
in Liebe
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
Vorwort 9<br />
Preface 10<br />
Einleitung 11<br />
Introduction 15<br />
� Dào 19<br />
Kapitel 21<br />
Abschnitte 22<br />
1 – 37 29<br />
� Dé 173<br />
Kapitel 175<br />
Abschnitte 176<br />
38 – 81 183<br />
���� Tàiy� Sh�ngsh�i<br />
<strong>Das</strong> Große Eine gebar das Wasser<br />
Ausgewählte Quellen 371<br />
Schriften 373<br />
Audio 483<br />
Video 487<br />
Internet 491<br />
Zitate 515<br />
Anhang 535<br />
Statistik 537<br />
Index 539<br />
�� s�n b�o 548<br />
365<br />
7
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Vorwort<br />
<strong>Das</strong> ��� Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong> Te King, engl. <strong>Tao</strong> Te Ching) des �� L�oz� (Laotse,<br />
engl. Lao Tzu) ist eine unvergleichliche Schrift, die neben <strong>der</strong> Bibel meistübersetzte<br />
1 überhaupt, welche tiefste <strong>Weisheit</strong> in höchster „Verdichtung“ darlegt: auch<br />
das chinesische Original war, damals ganz unüblich, nahezu durchweg gereimt.<br />
Schon mehrfach versuchten Übersetzer und freie „Interpreten“ daher, den gewaltigen<br />
Inhalt in gereimter Form zu übertragen – zum Nachteil <strong>der</strong> Worttreue und in überaus<br />
freiem Versmaß. Die vorliegenden deutschen Übersetzungen – sinngemäß<br />
und poetisch – fußen auf einer wortgetreuen Basis-Übersetzung des chinesischen<br />
Originals (nach �� WÁNG BÌ) 2 , um so Poesie bzw. Sinn ohne wesentliche Abstriche<br />
vom Inhalt darzulegen.<br />
Zur leichteren Vergleichbarkeit entsprechen die fettgedruckten Wörter <strong>der</strong> wortgetreuen<br />
Basis direkt den chinesischen Zeichen – und dies in fast allen Fällen auch in<br />
<strong>der</strong> Reihenfolge des Originals (!).<br />
In <strong>der</strong> synoptischen Gegenüberstellung kann <strong>der</strong> Leser nach Belieben das Sprachpaar<br />
chinesisch-deutsch bzw. wortgetreue, sinngemäße und poetische Übersetzung<br />
miteinan<strong>der</strong> vergleichen. In den wissenschaftlichen Ergänzungen gilt dies auch für<br />
die chinesischen Schriftzeichen (klassische Version: �� WÁNG BÌ), ihre Aussprache<br />
in �� P�ny�n sowie die älteren Versionen 3 ��� M�wángdu� und<br />
�� Gu�diàn mit weiteren Anmerkungen.<br />
Zu danken habe ich Prof. Dr. Knut WALF (Literatur), Dr. Ralf SCHLÜTER, Maria<br />
MAINKA und Anja NOACK für zeilenweisen Feinschliff, vielen an<strong>der</strong>en Freunden des<br />
Dào für wertvolle Hinweise und allen voran meiner Frau, Lilian Asuncion ALQUIROS,<br />
dafür, dass sie mir seit Jahren den nicht lehrbaren Anteil im �� Daoismus mit …<br />
asiatischer Natürlichkeit vorlebt.<br />
Aachen, 20. September 2008<br />
Hilmar KLAUS<br />
1<br />
Zur westlichen Rezeptionsgeschichte vgl. www.tao-te-king.org/literaturweitere.htm.<br />
2<br />
www.tao-te-king.org: mit kapitelweisen Verlinkungen und Gesamtdarstellungen pro Einzelsprache<br />
und vielen an<strong>der</strong>en ergänzenden Materialien.<br />
3<br />
Sprachliche Hinweise finden sich in den Fußnoten, ergänzt durch die sensationellen Funde<br />
von 1973: ��� M�wángdu� (
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Preface<br />
The ��� Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong> Te King, eng. <strong>Tao</strong> Te Ching) by �� L�oz� (Laotse,<br />
eng. Lao Tzu) is an incomparable scripture, the most often translated 4 writing ever<br />
apart from the bible. It presents deepest wisdom in highly concentrated form: also,<br />
the Chinese original was rhymed nearly throughout, which was unusual at that time.<br />
Translators and free “interpreters” had tried repeatedly to capture the immense<br />
contents in a rhymed form – to the detriment of verbatim exactness and accurate<br />
measure. The German translations below – analogous and poetic – are grounded<br />
on a verbatim basic translation of the Chinese orginal (according to �� WÁNG<br />
BÌ) 5 in or<strong>der</strong> to reflect its poetic elegance and its meaning without essential curtailments<br />
of its content.<br />
For easier comparability, the bold words of the two verbatim translations correspond<br />
directly to the Chinese characters – and in nearly all cases they also follow the<br />
original word sequence (!).<br />
In the synoptic comparison, the rea<strong>der</strong> has the possibility of comparing the Chinese-German<br />
language pair, or else, verbatim, analogous, and poetic translation. In<br />
the scientific supplements this is also possible for the Chinese characters (classical<br />
version: �� WÁNG BÌ) and their pronunciation in �� P�ny�n as well as the ol<strong>der</strong><br />
versions 6 , ��� M�wángdu� and �� Gu�diàn, with further annotations.<br />
I am much obliged to Prof. Dr. Knut WALF (literature), Dr. Ralf SCHLÜTER, Maria<br />
MAINKA and Anja NOACK for their line-by-line finishing, to many other people for<br />
various valuable tips and, above all, to my wife, Lilian Asuncion ALQUIROS, for<br />
showing me for years the unteachable part of �� Daoism through her … Asian<br />
naturalness.<br />
Aachen, 20 th September 2008<br />
Hilmar KLAUS<br />
4<br />
For the Western reception history,cp.www.tao-te-king.org/literaturweitere.htm.<br />
5<br />
www.tao-te-king.org: with links per chapter, comprehensive presentations for each language<br />
and many other supplements.<br />
6<br />
Linguistic references can be found in the footnotes, supplemented by the sensational troves<br />
of 1973: ��� M�wángdu� (
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Einleitung<br />
�� L�oz� (Laotse)<br />
��� Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong>-Te-King)<br />
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, <strong>der</strong> uns beschützt und <strong>der</strong><br />
uns hilft, zu leben.“<br />
So lautet die wun<strong>der</strong>schöne viel zitierte Zeile in Hermann HESSES Gedicht<br />
Stufen. Um so mehr gilt dies für den Uranfang von allem, das<br />
� Dào (<strong>Tao</strong>) – wörtlich „<strong>der</strong> Weg“, auch des Lebens, <strong>der</strong> Lauf <strong>der</strong> Natur,<br />
<strong>der</strong> Ursprung des Universums, die Einheit aller Gegensätze …<br />
Dào: zentraler Begriff <strong>der</strong> chinesischen Philosophie, insbeson<strong>der</strong>e des<br />
�� Dàoismus (<strong>Tao</strong>ismus), einer (keineswegs nur mystischen) Naturphilosophie<br />
des vorchristlichen China, die ihren gebündelten, wohl formulierten,<br />
bahnbrechenden Ausgangspunkt im �� � Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong>-Te-<br />
King) findet.<br />
Dieses nach <strong>der</strong> Bibel meistübersetzte Buch aller Zeiten ist außergewöhnlich<br />
in seinem überwältigenden Inhalt wie auch seiner im wahrsten<br />
Sinne des Wortes „verdichteten“ Form, ist aphoristisch pointiert und<br />
größtenteils sogar gereimt, von Anfang an also Philosophie und Kunstwerk<br />
zugleich.<br />
Der Schöpfer dieser zeitlosen, ebenso altehrwürdigen wie hochmo<strong>der</strong>nen<br />
Schrift, �� L�oz� (Laotse), schrieb es etwa 400 v.Chr., <strong>der</strong> Legende<br />
nach beim Verlassen des Landes auf Bitten eines Grenzwächters hin, den<br />
seinerseits Bertolt BRECHT dichterisch – mit einer Prise Humor! – verewigt<br />
hat. 7 Erst etwa 500 Jahre später wurde diese Philosophie aus einer<br />
Sektenbewegung heraus zusätzlich ausgeschmückt und mystifiziert, woraus<br />
<strong>der</strong> religiöse Dàoismus entstand.<br />
7<br />
www.tao-te-king.org/brecht.htm dts. + engl. (“legend of the origin of the book tao-te-ching<br />
on lao-tsu's road into exile”)<br />
11
12<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Die weltweite wissenschaftliche Analyse des Dàodéj�ng vervielfältigte<br />
sich seit <strong>der</strong> überraschenden Entdeckung (1973/1993 8 ) weit früherer Fassungen<br />
des Textes als in 2000 Jahren zuvor, war man doch fast ein halbes<br />
Jahrtausend näher an das Original herangerückt, mit eher grammatischen<br />
und marginalen, inhaltlich aber verblüffend geringen Unterschieden!<br />
„Am Anfang war das Wort …“ – in den ersten chinesischen Übersetzungen<br />
<strong>der</strong> Bibel durch christliche Missionare im 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
griff man nicht von ungefähr zu „Am Anfang war das <strong>Tao</strong>…“: Dào bedeutet<br />
auch Logos – aber eben nicht nur. 9<br />
Sogar eine konkrete Nebenbedeutung des Wortes Dào „sagen, aussagen,<br />
sprechen; definieren“ wird schon in <strong>der</strong> ersten Zeile des Dàodéj�ng von<br />
L�oz� verschmitzt als Wortspiel genutzt:<br />
�������<br />
�dào k� dào, f�i cháng dào)<br />
Dào – kann man es definieren,istesnicht das ewige Dào.<br />
Dào –ifyoucan define it, it is not the eternal Dào.<br />
Dào ist auch ein Gefühl für das All-Eine, für die Summe aller Naturgesetze;<br />
nicht ohne Grund sieht man seit CAPRAs <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> Physik immer<br />
deutlichere Parallelen mo<strong>der</strong>ner quantentheoretischer Deutungen des Universums<br />
und <strong>der</strong> letzten Gesetzmäßigkeiten, wie sie von L�oz� beschrieben<br />
werden.<br />
Aber auch Themen wie Erhaltung <strong>der</strong> Natur, Vermeidung von Kriegen,<br />
weise, nachhaltige Führung statt besitzergreifende Politik behandelt L�oz�<br />
ebenso unmissverständlich und zeitlos gültig wie individuelle Lebensführung<br />
und natürliches Lösen <strong>der</strong> Probleme möglichst noch vor ihrer Entstehung.<br />
Aller Gewalt, allem äußeren Besitzstreben, aller Begehrlichkeit schlechthin<br />
hält L�oz� einen makellosen Spiegel entgegen; selbst die Geschwister<br />
SCHOLL beriefen sich in den Flugblättern <strong>der</strong> „Weißen Rose“ auch und<br />
gerade auf L�oz� 10 !<br />
8 �� WÁNG BÌ (226-249) = trad. Version; ��� M�wángdu� (1973) A=206 v. Chr.,<br />
B=179 v. Chr., �� Gu�diàn (1993) ~300 v. Chr. samt einer kleinen Kosmogonie<br />
: ���� Tàiy� Sh�ngsh�i („The Great One Gave Birth to Water“)<br />
9 ����� �� ���� ��� ���tài ch� y�u dào, dào y� sh�n tóng zài, dào<br />
jiù shì sh�n = “In the beginning was the Word, and the Word was with God, and the<br />
Word was God.” – www.ccim.org/bible/multi_b5.html )<br />
10 www.tao-te-king.org/Weisserose.htm
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
L�oz�’s „drei Juwelen“ des rechten Weges heißen vielmehr<br />
� Genügsamkeit, � Bescheidenheit und � Liebe – im Sinne einfühlen<strong>der</strong><br />
Nächstenliebe. Wen wun<strong>der</strong>t es da noch, dass auch die Übereinstimmungen<br />
mit <strong>der</strong> Philosophie eines gewissen Jesus von Nazareth erschöpfenden<br />
Analysen unterzogen wurden, mit vielerlei Parallelitäten, die<br />
wohlgemerkt zugleich Vorwegnahmen um mehr als 400 Jahre darstellen…<br />
Wir alle hörten einmal das sprichwörtliche „Jede Reise beginnt mit einem<br />
ersten Schritt“, vielfach ohne zu ahnen, dass es aus dem Dàodéj�ng<br />
stammt; Gott schützt die Liebenden ist schon in „Wen <strong>der</strong> Himmel retten<br />
will, den schützt er durch die Liebe“ (Kap. 67) 11 vorgegeben etc.<br />
Hermann HESSE wusste, warum er in Siddartha den Fährmann zu guter<br />
Letzt dàoistische <strong>Weisheit</strong>en aussprechen lässt: im Symbol des Wassers,<br />
im Ewigen Fluss, in <strong>der</strong> Liebe als höchstem Gut, im Weg über Hinduismus<br />
und Buddhismus hinaus zur Ewigen Mutter. Er schrieb dieses<br />
Buch einige Jahre nach dem Tod seines Vaters Johannes HESSE, früherer<br />
protestantischer Missionar in Indien, <strong>der</strong> zuvor immerhin eine eigene Broschüre<br />
über das Dàodéj�ng publiziert hatte: Lao-tsze. Ein vorchristlicher<br />
Wahrheitszeuge; auch Hermanns erste Spuren chinesischer Studien finden<br />
sich seit diesem Jahr, etwa im Romanfragment <strong>Das</strong> Haus <strong>der</strong> Träume.<br />
Von JUNG bis JASPERS, von HEGEL bis HEIDEGGER haben sich große Gelehrte<br />
ebenso eingehend mit Laotse befasst wie namhafte Schriftsteller:<br />
Warum gab Luise RINSER einmal in einem Interview zu... ihr helfe in<br />
dunklen Zeiten we<strong>der</strong> das Christentum noch <strong>der</strong> Buddhismus, son<strong>der</strong>n<br />
„nur die alte chinesische Philosophie: <strong>der</strong> <strong>Tao</strong>ismus...“?! – Elias CANETTI<br />
gab die Antwort: „Am <strong>Tao</strong>ismus hat mich immer angezogen, daß er die<br />
Verwandlung kennt und gutheißt, ohne zur Position des indischen o<strong>der</strong><br />
europäischen Idealismus zu gelangen. … Er ist die Religion <strong>der</strong> Dichter,<br />
auch wenn sie es nicht wissen...“. 12<br />
Wir verstehen intuitiv, warum in <strong>der</strong> Legende vom östlichen philosophischen<br />
Dreigestirn, beim Kosten von Essig, Konfuzius ihn sauer,<br />
Buddha ihn bitter fand, L�oz� aber auch dem Essig noch Süße abzugewinnen<br />
vermochte …<br />
���<br />
��www.tao-te-king.org<br />
11 ���� ���� �<br />
(ti�nji�ng jiù zh� y� cí wèi zh�); wörtlich: „Der Himmel,magerretten<br />
jemanden, durch Liebe schützt er ihn.“<br />
12 „Die Provinz des Menschen“, Frankfurt/M. 1976, S. 279 f.<br />
13
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Introduction<br />
�� L�oz� (Lao Tzu)<br />
��� Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong>-Te-Ching)<br />
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, <strong>der</strong> uns beschützt und <strong>der</strong><br />
uns hilft, zu leben.“ (“And in every beginning there is something magical<br />
whichprotectsusandhelpsustolive.”)<br />
This won<strong>der</strong>ful and often-quoted line from Hermann Hesse's poem,<br />
Stufen (“Steps”), especially holds true for the beginning of everything, the<br />
� Dào (<strong>Tao</strong>) – literally translated as “the Way”, but also the way of life,<br />
the course of nature, the origin of the universe, the unity of opposites...<br />
Dào: the central concept of Chinese philosophy, especially of<br />
�� Dàoism (<strong>Tao</strong>ism). Dàoism is a (not necessarily mystical) philosophy<br />
of nature of early pre-Christian Chinese thought. It finds its condensed<br />
and well-formulated break-through in the ��� Dàodéj�ng (<strong>Tao</strong>-Te-<br />
Ching).<br />
This book has been translated into more languages than any other before<br />
(except for the Bible). It is overwhelming in the way that its magnificent<br />
content is expressed and compressed.Itisapoemwithaphorisms and<br />
even with rhymes, combining philosophy and art from the very beginning.<br />
The creator of this timeless work (which is both time-honoured and<br />
highly mo<strong>der</strong>n) is �� L�oz� (Lao Tzu), who wrote it in about 400 B.C.<br />
According to legend, he created it on request of a bor<strong>der</strong> guard when leaving<br />
the country. This bor<strong>der</strong> guard himself was immortalized in poetic<br />
form (with a grain of humour!) by Bertolt BRECHT. 13 Only 500 years later<br />
did this philosophy give rise to a religious sect which adorned and mystified<br />
it, thereby creating the religion of Dàoismus.<br />
13<br />
www.tao-te-king.org/brecht.htm dts. + engl. (“legend of the origin of the book tao-te-ching<br />
on lao-tsu's road into exile”)<br />
15
16<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
The world-wide scientific reception of the Dàodéj�ng was multiplied after<br />
the surprising discovery (1973/1993 14 ) of manuscript versions which are<br />
much ol<strong>der</strong> than those that were known at that time. We have come 500<br />
years closer to the original text now, and it diverges only marginally,<br />
mainly in some grammatical aspects of the text, but shows hardly any differences<br />
in content!<br />
“In the beginning was the Word …”: in the first Chinese translations of<br />
the Bible, Christian missionaries of the 17 th and 18 th century had good<br />
reason to choose the version “In the beginning was the <strong>Tao</strong>”. Dào can<br />
mean logos – but also more than that. 15<br />
A secondary meaning of the word dào (“say, tell, speak, define”) is certainly<br />
used in the first line of the Dàodéj�ng by L�oz�, in a sophisticated<br />
play of words:<br />
�������<br />
dào k� dào, f�i cháng dào<br />
Dào –ifyoucan define it, it is not the eternal Dào.<br />
Dào – kann man es definieren,istesnicht das ewige Dào.<br />
<strong>Tao</strong> is also a feeling for the All-Oneness, for the sum of all natural laws.<br />
It is not without reason that (since the publication of CAPRA’s <strong>Tao</strong> of<br />
Physics) distinct parallels have been recognized between mo<strong>der</strong>n quantum-theoretic<br />
interpretations of the universe and the final regularities as<br />
described by L�oz�.<br />
In a clear way, L�oz� gives universally valid treatments of themes like the<br />
preservation of nature, the prevention of war, wise and responsible lea<strong>der</strong>ship<br />
instead of possession-oriented politics. He also shows a way for individuals<br />
in their daily lives and a natural way of solving problems – preferably<br />
even before they start to develop.<br />
L�oz� holds up an immaculate mirror to all violence, all striving for material<br />
possessions and all passion in general. Also, Hans and Sophie SCHOLL<br />
made a reference to L�oz� in their resistance („Weiße Rose“ / “White<br />
Rose”) against the Nazi regime! 16<br />
14 �� WÁNG BÌ (226-249) = trad. Version; ��� M�wángdu� (1973) A=206 B.C.,<br />
B=179 B.C., �� Gu�diàn (1993) ~300 B.C. plus a little cosmogony : ���� Tàiy�<br />
Sh�ngsh�i („The Great One Gave Birth to Water“)<br />
15 ���� �� ��� ��� � tài ch� y�u dào, dào y� sh�n tóng zài, dào jiù shì<br />
sh�n = “In the beginning was the Word, and the Word was with God, and the Word was<br />
God.” – www.ccim.org/bible/multi_b5.html )<br />
16 www.tao-te-king.org/Weisserose.htm
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
L�oz�’s “three jewels” of the right way are � self-sufficiency, � modesty<br />
and � love – in the sense of feeling with your fellow creatures. It is<br />
not surprising that concurrences with the philosophy of a certain Jesus<br />
of Nazareth have been deeply analyzed, and it is worth noting that<br />
L�oz� anticipated these teachings more than 400 years earlier …<br />
We have all heard the proverb “Every journey starts with a first step”, often<br />
without suspecting that it comes from the <strong>Tao</strong>-Te-Ching. Gott schützt<br />
die Liebenden [God protects those who love] is already contained in the<br />
sentence “Heaven will save you, protecting you with love.” (Ch. 67). 17<br />
Hermann HESSE knew why (at the end of Siddartha) he had the ferry man<br />
speak taoistic wisdom: in the symbol of the water, in the eternal river, in<br />
love as the highest good, in the way leading beyond hinduism and buddhism,<br />
towards the Eternal Mother. He wrote the book Siddartha some<br />
years after the death of his father, Johannes HESSE, who had been a protestant<br />
missionary in India and who had published a booklet about the<br />
Dàodéj�ng entitled: Lao-tsze. Ein vorchristlicher Wahrheitszeuge. From<br />
that year onwards, first traces of Hermann’s Chinese studies can be found,<br />
for example in the fragment of his novel <strong>Das</strong> Haus <strong>der</strong> Träume [The<br />
House of Dreams].<br />
From JUNG to JASPERS, from HEGEL to HEIDEGGER, great learned men as<br />
well as poets and writers have studied L�oz�. In an interview, Luise RIN-<br />
SER said that in dark times, neither Christianity nor Buddhism can help<br />
her, but “only the old Chinese philosophy of taoism”. Elias CANETTI once<br />
said: “<strong>Tao</strong>ism has always attracted me insofar as it knows change and approves<br />
of it, without reaching the position of Indian or European Idealism...<br />
It is the religion of the poets, even though they do not know it...”. 18<br />
We intuitively un<strong>der</strong>stand the legend of the Three Greats of eastern philosophy<br />
when tasting vinegar: Confucius found it sour, Buddha found<br />
it bitter, and L�oz� still found something sweet in it...<br />
���<br />
��www.tao-te-king.org<br />
17 ���� ���� �<br />
(ti�n ji�ng jiù zh� y� cí wèi zh�); wörtlich: „Der Himmel, mager<br />
retten jemanden, durch Liebe schützt er ihn.“<br />
18 „Die Provinz des Menschen“, Frankfurt/M. 1976, p. 279 …<br />
17
� Dào<br />
(1-37)<br />
19
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Kapitel<br />
01 Der Mystische Weg<br />
02 Die Einheit <strong>der</strong> Gegensätze<br />
03 Schlichtheit<br />
04 Unergründlichkeit<br />
05 Schöpferische Leere<br />
06 <strong>Das</strong> Mystisch-Weibliche<br />
07 Unvergängliche Selbstlosigkeit<br />
08 Konkurrenzlose Anpassungsfähigkeit<br />
09 Loslassen<br />
10 Reinheit und Anspruchslosigkeit<br />
11 Schöpferisches Nichts<br />
12 Suchtfreier Einklang<br />
13 Unabhängiges Selbstwertgefühl<br />
14 Unbegreiflichkeit des Dào<br />
15 Unergründlichkeit des Weisen<br />
16 Heimkehr zur Beständigkeit<br />
17 Bedachtsame Herrschaft<br />
18 Zeichen des Verfalls<br />
19 Freiheit durch Anspruchslosigkeit<br />
20 Weltmenschen und Weise<br />
21 Unauslotbares Dào<br />
22 <strong>Weisheit</strong> <strong>der</strong> Nachgiebigkeit<br />
23 Nachhaltigkeit des Dào<br />
24 Meidung <strong>der</strong> Raffinesse<br />
25 Größe des Dào<br />
26 Gelassenheit<br />
27 Wahre Meisterschaft<br />
28 Visionäre Kraft<br />
29 Nichteingreifen<br />
30 Macht <strong>der</strong> Gewaltlosigkeit<br />
31 Siege für den Frieden<br />
32 Transzendenz<br />
33 Erleuchtung<br />
34 Selbstlose Größe<br />
35 Unbestechlichkeit<br />
36 Kraft <strong>der</strong> Paradoxie<br />
37 Sieg <strong>der</strong> Wunschlosigkeit<br />
21
22<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
Abschnitte<br />
01 Der Mystische Weg<br />
a 01-06 Unbegreifliches Dào<br />
b 07-10 Mysterium und Oberfläche<br />
c 11-15 Gemeinsamer Ursprung: aller Geheimnisse Pforte<br />
02 Die Einheit <strong>der</strong> Gegensätze<br />
a 01-02 Gegensätze kennen<br />
b 03-08 Gegenseitige Ergänzung<br />
c 09-16 Ohne Eingreifen, ohne Besitzen, ohne Aufhäufen<br />
03 Schlichtheit<br />
a 01-06 Vermeide Verherrlichung, Überschätzung und Zurschaustellung<br />
b 07-11 Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Begierden<br />
c 12-15 Handeln ohne einzugreifen<br />
04 Unergründlichkeit<br />
a 01-04 Dào: Leere Fülle und Urgrund<br />
b 05-08 Harmonisierung<br />
c 11-12 Des Himmels Vorspiel<br />
05 Schöpferische Leere<br />
a 01-04 Strohhunde<br />
b 05-08 Blasebalg<br />
c 09-10 Die Mitte bewahren<br />
06 <strong>Das</strong> Mystisch-Weibliche<br />
a 01-06 Der Geist des Tals: unergründliche Weiblichkeit<br />
07 Unvergängliche Selbstlosigkeit<br />
a 01-04 Dauerhaftigkeit<br />
b 05-10 Selbstlose Zurückhaltung<br />
08 Konkurrenzlose Anpassungsfähigkeit<br />
a 01-05 Höchste Güte wie die Tiefe des Wassers<br />
b 06-12 Wertschätzungen<br />
c 13-14 Kein Wettstreit<br />
09 Loslassen<br />
a 01-04 Nicht übertreiben die Dinge – lass los!<br />
b 05-08 Hochmut kommt vor dem Fall<br />
c 09-10 Natürlicher Rückzug
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
10 Reinheit und Anspruchslosigkeit<br />
a 01-06 Ungespalten sein: Makellose Lebenskraft<br />
b 07-12 Umfassend ohne Gelehrsamkeit, handele auf weibliche Art!<br />
c 13-17 Führen, nicht dominieren: Tiefe Innere Kraft<br />
11 Schöpferisches Nichts<br />
a 01-02 Des Rades Brauchbarkeit<br />
b 03-04 Des Gefäßes Brauchbarkeit<br />
c 05-06 Des Wohnraums Brauchbarkeit<br />
d 07-08 Des Nicht-Seins Brauchbarkeit<br />
12 Suchtfreier Einklang<br />
a 01-03 Stumpfe Sinne<br />
b 04-07 Störende Leidenschaften und Güter<br />
c 08-10 Sorgen für die Inneren Bedürfnisse<br />
13 Unabhängiges Selbstwertgefühl<br />
a 01-02 Der Gunst Bürde, <strong>der</strong> Ehre Sorgen<br />
b 03-07 Der Gunst und <strong>der</strong> Ungunst Bürde?<br />
c 08-11 Der Ehre und <strong>der</strong> Selbstsucht Sorgen?<br />
d 12-15 Die Welt anvertrauen und überlassen<br />
14 Unbegreiflichkeit des Dào<br />
a 01-06 Unsichtbares, unhörbares, unfassbares Dào<br />
b 07-12 Endlose, grenzenlose, unbegreifliche Einheit<br />
c 13-17 Form des Formlosen, Verborgenes Chaos<br />
d 18-21 Bewusstsein des Ursprungs: Die Richtschnur des Dào<br />
15 Unergründlichkeit des Weisen<br />
a 01-05 Die undurchdringliche Tiefe <strong>der</strong> Weisen:<br />
b 06-12 Behutsam und nachgiebig; schlicht wie unbearbeitetes Holz<br />
c 13-17 Klärung durch Stille, Frieden schaffen durch anhaltende Bewegung<br />
16 Heimkehr zur Beständigkeit<br />
a 01-02 Äußerste Leere, tiefste Stille<br />
b 03-06 Der Wesen Heimkehr zum Ursprung<br />
c 07-10 Gelassenheit, Heimkunft; Beständigkeit, Klarsicht<br />
d 11-17 Beständigkeit, Duldsamkeit, Unparteilichkeit, Größe: Himmlisches Dào<br />
e 18-19 Tod ohne Gefahr: Unvergänglichkeit!<br />
23
24<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
17 Bedachtsame Herrschaft<br />
a 01-04 Bekannt, gepriesen, gefürchtet, verachtet<br />
b 05-05 Vertrauen o<strong>der</strong> Verdacht<br />
c 06-08 Wie von selbst getan<br />
18 Zeichen des Verfalls<br />
a 01-04 Rechtschaffenheit, Heuchelei, Gehorsam, Patriotismus<br />
19 Freiheit durch Anspruchslosigkeit<br />
a 01-06 Verlasst Gelehrsamkeit, Moralität, Eigennutz!<br />
b 07-10 Mehr Einfachheit und Naturbelassenheit, weniger Selbstsucht und Gier<br />
c 11-11 Keine Besserwisserei!<br />
20 Weltmenschen und Weise<br />
[* 00-00 Keine Besserwisserei!]<br />
a 01-04 Zustimmung und Heuchelei, Gut und Böse<br />
b 05-07 Unentrinnbar: Furcht und Einsamkeit<br />
c 08-10 Fröhlicher Menschen Opferfeste<br />
d 11-13 Nur ich kann nicht lachen...<br />
e 14-17 Verloren, einfältig, dunkel…<br />
f 18-23 Betrübt und bekümmert, wogend wie das Meer…<br />
g 24-27 Doch ich schätze die Nährende Mutter!<br />
21 Unauslotbares Dào<br />
a 01-04 Dem unbegreiflichen Dào folgen<br />
b 05-12 Unfassbare innere Urbil<strong>der</strong>, verborgene Keime <strong>der</strong> Lebenskraft<br />
c 13-17 Sein Name bewahrt: Intuitive Kenntnis vom Ursprung<br />
22 <strong>Weisheit</strong> <strong>der</strong> Nachgiebigkeit<br />
a 01-06 Nachgiebige Vollkommenheit, leere Fülle<br />
b 07-18 Einheit <strong>der</strong> Gegensätze, Größe ohne Wettstreit<br />
c 19-21 Nachgiebigkeit, Vollkommenheit, Dào<br />
23 Nachhaltigkeit des Dào<br />
a 01-07 Wirbelwind und Schauer ohne Dauer<br />
b 08-11 Dào, Innere Kraft, Loslassen:<br />
c 12-17 Eins werden mit Dào und Innerer Kraft bringt Freude<br />
d 18-19 Vertrauen o<strong>der</strong> Verdacht
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
24 Meidung <strong>der</strong> Raffinesse<br />
a 01-06 Selbstgerechtigkeit und Eigenlob verhin<strong>der</strong>n Abgeklärtheit und Größe<br />
b 07-10 Geschöpfe <strong>der</strong> Natur verabscheuen Übertreibungen<br />
25 Größe des Dào<br />
a 01-05 Vor Himmel und Erde: unerschöpflicher Ursprung<br />
b 06-08 I Ich nenne es Dào, nenne es Groß<br />
c 09-11 Groß, verschwindend, weitreichend, zurückkehrend<br />
d 12-13 Dào, Himmel, Erde, König<br />
e 14-17 Die Gesetze <strong>der</strong> Erde, des Himmels, und des Dào<br />
26 Gelassenheit<br />
a 01-02 Schwere und Leichtigkeit, Stille und Hast<br />
b 03-06 Bürde und Gelassenheit<br />
c 07-10 Leichtfertige, eigennützige Herrscher verlieren Wurzeln und Herrschaft<br />
27 Wahre Meisterschaft<br />
a 01-07 Gute Wan<strong>der</strong>er, Sprecher, Rechner, Schließer und Knüpfer<br />
b 08-13 Menschen behüten, Dinge bewahren: <strong>der</strong> Erleuchtung folgen<br />
c 14-18 Ein wesentliches Geheimnis: die Lehrer schätzen, die Aufgaben lieben<br />
28 Visionäre Kraft<br />
a 01-06 Kenne das Männliche, bewahre das Weibliche: Strombett <strong>der</strong> Welt<br />
b 07-12 Kenne das Helle, bewahre das Dunkle: Vorbild <strong>der</strong> Welt<br />
c 13-18 Kenne den Ruhm, bewahre Demut: Quellgrund <strong>der</strong> Welt<br />
d 19-22 Natürlichkeit o<strong>der</strong> Nützlichkeit: Großes Schnitzwerk entsteht ohne Späne<br />
29 Nichteingreifen<br />
a 01-02 Scheiterndes Begehren, die Welt zu bezwingen<br />
b 03-06 Ein Gefäß voller Geist: eingreifen heißt es zerstören<br />
c 07-10 Führen und folgen; steigen und stürzen<br />
d 11-13 Der Weise meidet Extreme!<br />
25
26<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
30 Macht <strong>der</strong> Gewaltlosigkeit<br />
a 01-03 Keine Waffengewalt: Schläge führen zu Gegenschlägen<br />
b 04-07 Unheilvolle Kriege, katastrophale Ernten<br />
c 08-12 Erziele Ereignisse ohne Prahlen, Stolz, und Gewalt!<br />
d 13-15 Kein Dào, baldiges Ende<br />
31 Siege für den Frieden<br />
a 01-03 Prachtvollste Waffen – Werkzeuge des Unheils<br />
b 04-11 Siege ohne Freude am Töten!<br />
c 12-16 Glückliche Anlässe bevorzugen die Linke<br />
d 17-18 Feiert Siege wie Trauerfeiern!<br />
32 Transzendenz<br />
a 01-02 Unscheinbares, doch unbegreifliches Dào<br />
b 03-06 Freie Menschen: spontane Integrität<br />
c 07-10 Begriffe: ihrer Grenzen bewusst, keine Gefahr<br />
d 11-12 Der Ewige Fluss des Dào<br />
33 Erleuchtung<br />
a 01-04 Selbsterkenntnis: Wahre Erleuchtung; Selbstüberwindung: Innere Kraft<br />
b 05-08 Genügsamkeit, Dauer, Unsterblichkeit<br />
34 Selbstlose Größe<br />
a 01-03 <strong>Das</strong> Fließen des Dào: Universell und für alle Wesen<br />
b 04-06 Anspruchslos, wunschlos, unscheinbar<br />
c 07-08 Aller Geschöpfe großer Gebieter<br />
d 09-10 Selbstlose Größe<br />
35 Unbestechlichkeit<br />
a 01-02 <strong>Das</strong> Große Vorbild: zufrieden, ausgeglichen, erhaben<br />
b 03-05 Musik und Feste: Dào's ungewürzte Offenbarung<br />
c 06-08 Unsichtbar, unhörbar, unerschöpflich<br />
36 Kraft <strong>der</strong> Paradoxie<br />
a 01-09 Zuerst Geben: subtile Erleuchtung<br />
b 10-13 Weiches und Nachgiebiges siegen über Hartes und Starres
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
37 Sieg <strong>der</strong> Wunschlosigkeit<br />
a 01-02 Kein Eingreifen, nichts ungetan<br />
b 03-06 Natürliche Entwicklung; Schutz durch namenlose Schlichtheit<br />
c 07-09 Schutz durch namenlose Schlichtheit<br />
�<br />
27
28<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
���<br />
dì y� zh�ng<br />
1<br />
Der Mystische Weg<br />
„1. Ratio quæ potest ratiocinando comprehendi non est æterna<br />
Ratio.//<br />
2. Nomen quod potest nominari, non est æternum nomen.<br />
3. Non Ens appellatur Cæli et Terræ Principium:<br />
4. Ens vocatur omnium rerum mater.<br />
5. Itaque æternum Non Ens concupiscit per contemplationem suarum<br />
perfectionum.<br />
6. �������� ��� concupiscit per consi<strong>der</strong>ationem suorom terminorum.<br />
7. Ista duo (Non Ens et Ens) simul prodeunt: sed diversè nominantur.<br />
8. Eadem (vero iis nominibus) appellatur profunditas profundè penetrata<br />
iterum profundior.//<br />
9. Omnium mirabilium porta.“<br />
NOËLAS, Jean-Francois (1669-1740)<br />
„1. Ein Vernunftgrund, welcher durch Schlussfolgern begriffen werden kann, ist nicht <strong>der</strong><br />
ewige Vernunftgrund.//<br />
2. Ein Name, <strong>der</strong> genannt werden kann, ist nicht <strong>der</strong> ewige Name.<br />
3. <strong>Das</strong> Nicht-Sein wird Ursprung des Himmels und <strong>der</strong> Erde genannt.<br />
4. <strong>Das</strong> Sein wird Mutter aller Dinge genannt.<br />
5. Deshalb begehrt, (erregt sich,) [setzt sich das ewige Nicht-Sein seinen ersten Bewegungsanstoß]<br />
durch die Betrachtung seiner Vollkommenheiten.<br />
6. <strong>Das</strong> ewige Sein (hingegen) regt sich an <br />
durch die Betrachtung seiner Bestimmtheiten.<br />
7. Diese beiden (Nicht-Sein und Sein) gehen zugleich hervor, werden aber in verschiedener<br />
Weise benannt.<br />
8. Derselbe, (doch unter diesen Namen), wird als abgrundtief durchdrungener, noch tieferer<br />
Abgrund bezeichnet,//<br />
9. <strong>Das</strong> Tor aller bewun<strong>der</strong>nswerten Geheimnisse.“<br />
(übersetzt von Claudia von COLLANI, Harald HOLZ, Konrad WEGMANN)<br />
in:COLLANI, Claudia von [Hrsg.]<br />
Uroffenbarung und Daoismus. Jesuitische Missionshermeneutik des Daoismus.<br />
Berlin, Bochum, London, Paris: Europ. Univ. Press (Europäischer Universitätsverlag), 2008, 145 S.
1-37<br />
29
I.<br />
30<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n �� ��<br />
01<br />
����<br />
dào k� dào,<br />
02<br />
����<br />
f�i cháng dào.<br />
03<br />
����<br />
míng k� míng,<br />
04<br />
����<br />
f�i cháng míng.<br />
05<br />
������,<br />
wú míng ti�n dì zh�sh�, 06<br />
�������<br />
y�u míng wàn wù zh� m�.<br />
���<br />
dì y� zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Dào – kann man es definieren,<br />
ist es nicht das ewige Dào;<br />
Begriffe – kann man sie begreifen,<br />
sind sie nicht ewige Begriffe!<br />
Unbegreiflich sind des Himmels und <strong>der</strong> Erde Ursprung,<br />
er ist begreiflich als <strong>der</strong> abertausend Dinge Mutter.<br />
1. Wortspiel mit zwei Bedeutungen von �.<br />
3. wörtlich: Namen,kannmansiebenennen,sindkeineewigen Namen.<br />
5. Ohne Namen sind des Himmels und <strong>der</strong> Erde Ursprung, mit Namen ist <strong>der</strong> Abertausend<br />
Dinge Mutter.<br />
��� M�wángdu� 1 – ��<br />
A:����������������������������������<br />
B:�����������������������������<br />
� = nicht entzifferbar.<br />
Die Teile Dào und Dé sind in den M�wángdu�-Texten insgesamt vertauscht: 1–37 folgen<br />
38–81; außerdem erscheint Kap. 24 vor 22 und 23, Kap. 40 und 41 sind vertauscht und Kap.<br />
80 und 81 nach 66 platziert.<br />
19 �� (wénzì) Schrift [ling.]; �� (p�ny�n) Lautschrift; Warring States Period (475–221<br />
BCE): ���� = liùguó wénzì “script of the six states” / „Schrift <strong>der</strong> 6 Reiche“ ��<br />
http://en.wikipedia.org/wiki/Written_Chinese
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
1<br />
Der Mystische Weg<br />
��� Ein Dào, das man ergründen kann,<br />
��� ist nicht jenes ewige Dào dann;<br />
��� begreifbare Begrifflichkeiten<br />
��� sind nicht Begriffe für alle Zeiten!<br />
������ Der Ursprung <strong>der</strong> Welt ist nicht zu verstehen,<br />
������ doch als Urmutter aller Dinge zu sehen.<br />
sinngemäß:<br />
Ein Dào, das man erklären könnte, wäre nicht das zeitlose Dào. Begriffe, die man<br />
begreifen kann, sind keine zeitlosen Begriffe. Unbegreiflich ist <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> Welt,<br />
begreiflich nur als <strong>der</strong> abertausend Dinge Ursprung.<br />
���<br />
„Ohne Namen ist <strong>Tao</strong> das Princip des Himmels und <strong>der</strong> Erde; mit dem Namen ist es die<br />
Mutter des Universums (aller Dinge). [...] <strong>Das</strong> Höchste, das Letzte, das Ursprüngliche, das<br />
Erste, <strong>der</strong> Ursprung aller Dinge ist das Nichts, das Leere, das ganz Unbestimmte (das abstrakte<br />
Allgemeine); es wird auch <strong>Tao</strong> [...] genannt.“<br />
Georg Wilhelm Friedrich HEGEL<br />
31
32<br />
II.<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
�����<br />
gù cháng wú yù,<br />
�����<br />
y� gu�n qí miào,<br />
����<br />
cháng y�u yù,<br />
�����<br />
y� gu�n qíji�o.<br />
�����,<br />
c� li�ng zh� tóng ch�,<br />
����<br />
èr yì míng<br />
�����<br />
tóng wèi zh� xuán.<br />
�����<br />
xuán zh� yòu xuán<br />
�����<br />
zhòng miào zh� mèn<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Folglich: beständig ohne Begehren,<br />
so erschaue sein Mysterium;<br />
beständig mit Begehren,<br />
so erblicke seine Oberfläche.<br />
Diese beiden: gemeinsam entstanden,<br />
doch unterschiedlich benannt –<br />
gemeinsam nennt man sie geheimnisvoll.<br />
Des Geheimnisses noch Geheimstes –<br />
aller Mysterien Pforte…<br />
14. ���� (Genitiv):<br />
� = geheimnisvoll, dunkel, tiefgründig, verborgen; Der Tiefe noch Tiefgründigeres;<br />
aller Geheimnisse Pforte, das Tor zum kollektiven Rätsel, das Mysterium von Allem!<br />
[~ Theory of Everything: “GUT” = grand unification theory; H.K.]<br />
15. � (s. 15, 27) Geheimnis, Wesenheit, Feinsinn; � = Tor(-weg);<br />
���� “die Pforte zur Essenz aller Dinge!” [STAR, 2001]<br />
��� M�wángdu� 1 – ��<br />
A:�����������������������������������<br />
B:����������������������������������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
1<br />
Der Mystische Weg<br />
���� Frei von Begehren stets – kurzum<br />
���� erschaut man so sein Mysterium;<br />
��� begehrlich aber zu allen Zeiten,<br />
���� erblickt man nur Oberflächlichkeiten.<br />
����� Beides war gemeinsam entstanden,<br />
��� so unterschiedlich wir es auch fanden<br />
���� und zusammen geheimnisvoll nannten –<br />
���� wie immer noch geheimer gar<br />
���� uns aller Mysterien Pforte war...<br />
Daher gilt: Frei von ständigem Begehren erblickt man somit das innere Geheimnis,<br />
mit ständigem Begehren erblickt man den äußeren Reiz.<br />
Dies beides geht aus einem hervor und wird nur unterschiedlich benannt, ihr gemeinsamer<br />
Ursprung aber bleibt unergründlich: unergründlich und immer unergründlicher<br />
– aller Geheimnisse Pforte.<br />
���<br />
„… ich konnte keine Erklärung finden, die meine Vorstellung vom Dao unterstützt, bis ich<br />
Ihre Version gelesen habe. Ich bin so froh, dass ich endlich jemanden gefunden habe, <strong>der</strong> das<br />
Kapitel 1 so erklärt, wie ich es verstanden habe…“<br />
Kenny CHEN, Taiwan, 2007<br />
33
I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
34<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����<br />
ti�nxiàji�zh� ����<br />
m�i zh�wéi m�i<br />
����<br />
s� è y�;<br />
��<br />
ji� zh�<br />
����<br />
shàn zh� wéi shàn<br />
�����<br />
s� bù shàn y��<br />
�����,<br />
gù y�uwúxi�ng sh�ng<br />
����,<br />
nán yì xi�ng chéng<br />
����,<br />
cháng du�nxi�ng xíng<br />
����,<br />
g�oxiàxi�ng q�ng<br />
����,<br />
y�nsh�ng xi�ng hé<br />
�����<br />
qián hòu xi�ng suí�<br />
���<br />
dì èr zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Wenn auf <strong>der</strong> Welt je<strong>der</strong> weiß<br />
von des Schönen Wirkung als Schönheit –<br />
dann vom Hässlichen wohl;<br />
wenn je<strong>der</strong> weiß<br />
von des Guten Wirkung als Güte –<br />
dann vom Bösen wohl auch.<br />
Weshalb Sein und Nichts sich wechselseitig erzeugen,<br />
Schweres und Leichtes einan<strong>der</strong> vollenden,<br />
Länge und Kürze sich gegenseitig ermessen,<br />
Hohes und Tiefes sich einan<strong>der</strong> zuneigen.<br />
Ton und Stimme miteinan<strong>der</strong> harmonieren,<br />
Davor und Danach sich wechselseitig folgen.<br />
��� M�wángdu� 2 – ��<br />
A:������������������������������������<br />
���������������������<br />
B:������������������������������������<br />
������������������<br />
�� Gu�diàn A9 = 2, 1–8, 10–12, 14–17<br />
�������������������������������������<br />
����������������������������
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�����������<br />
����������<br />
sinngemäß:<br />
2<br />
Die Einheit <strong>der</strong> Gegensätze<br />
Kennt Schönes als Schönheit je<strong>der</strong> weltweit,<br />
dann ebenso wohl Hässlichkeit;<br />
kennt je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Güte guten Gebrauch,<br />
dann kennt er wohl das Böse auch.<br />
����� Wie Sein und Nichts einan<strong>der</strong> verwenden,<br />
���� Schweres und Leichtes einan<strong>der</strong> vollenden,<br />
���� Länge und Kürze einan<strong>der</strong> gestalten,<br />
���� Hoch und Tief zueinan<strong>der</strong> halten:<br />
���� So harmonieren Stimme und Chor,<br />
���� so folgen Danach sich und Zuvor.<br />
Wenn je<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Welt um des Schönen Wirkung als Schönheit weiß, dann wohl<br />
auch um Hässlichkeit; wenn je<strong>der</strong> des Guten Wirkung als Güte erkennt, dann wohl<br />
auch um Bosheit.<br />
Daher gilt: Sein und Nichts erzeugen einan<strong>der</strong>, Schwere und Leichtigkeit vollenden<br />
einan<strong>der</strong>. Länge und Kürze formen einan<strong>der</strong>, Hohes und Tiefes neigen sich einan<strong>der</strong><br />
zu. Ton und Stimme harmonieren miteinan<strong>der</strong>, Zuvor und Danach folgen sich wechselseitig!<br />
���<br />
„Kaltes erwärmt sich, Warmes kühlt ab, Feuchtes vertrocknet, Dürres wird benetzt.“<br />
HERAKLIT<br />
35
36<br />
II.<br />
09<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
�����<br />
shì y� shèng rén chù<br />
����,<br />
wú wéi zh� shì,<br />
������<br />
xíng bù yán zh� jiào�<br />
����<br />
wànwùzuòy�n<br />
����<br />
ér bù cí�<br />
����,<br />
sh�ng ér bù y�u,<br />
����,<br />
wéi ér bù shì,<br />
������<br />
g�ng chéng ér fúj��<br />
����,<br />
f� wéi fúj�,<br />
�����<br />
shì y� bú qù�<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Daher: weise Menschen bleiben bei<br />
nicht-eingreifenden Tätigkeiten<br />
üben, ohne Worte zu lehren.<br />
Alle Dinge entfalten sich darin,<br />
doch nicht von ihnen kontrolliert!<br />
Sie treten hervor,<br />
doch nicht besitzergreifend,<br />
wirken, doch nicht darauf pochend,<br />
Aufgaben vollenden sie,<br />
doch werden sie nichts beanspruchen.<br />
Denn nur,dasienichts anhäufen,<br />
daher haben sie nichts zu verlieren.<br />
9. � in M�wángdu� A: � = „Bedeutung und Laut“.<br />
10. �� „Davor und Danach“ (in Raum und Zeit), besser als „vorn und hinten“ („einan<strong>der</strong><br />
folgen“).<br />
13. � in M�wángdu�: � =„beginnen“.<br />
15. � nur, aber; allein.<br />
��� M�wángdu� 2 – ��<br />
A:������������������������������������<br />
���<br />
B:���������� �������������������������<br />
�����<br />
�� Gu�diàn A9 = 2, 1–8, 10–12, 14–17<br />
�������������������������������������<br />
����������
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
2<br />
Die Einheit <strong>der</strong> Gegensätze<br />
��������� Da Weise im Handeln nicht-eingreifend bleiben,<br />
����� das Lehren ganz ohne Worte betreiben,<br />
�������<br />
wohl alles sich darin gebiert …<br />
doch nicht von ihnen kontrolliert!<br />
���� Schöpferisch sind sie und häufen nicht auf,<br />
���� sie wirken, doch pochen sie nicht darauf;<br />
�����<br />
ihre Aufgaben vollenden sie,<br />
doch Anspruch darauf erheben sie nie.<br />
���� Denn häuft man eben nichts mehr an,<br />
���� bleibt nichts, was man verlieren kann.<br />
sinngemäß:<br />
Daher bleibt <strong>der</strong> Weise in allen Angelegenheiten ohne eingreifendes Handeln, und er<br />
praktiziert das Lehren ohne Worte. Alle Wesen da entfalten sich – auch ohne Kontrolle!<br />
Sie treten hervor, doch besitzen sie nichts, Aufgaben vollbringen sie, doch erheben<br />
sie keinen Anspruch darauf. Denn nur, da sie nichts aufhäufen, daher haben sie<br />
auch nichts zu verlieren.<br />
���<br />
„Um zur Lehre <strong>der</strong> Atomtheorie eine Parallele zu finden...müssen wir uns den erkenntnistheoretischen<br />
Problemen zuwenden, mit denen sich bereits Denker wie Buddha und Lao-tzu<br />
auseinan<strong>der</strong>setzten, wenn wir einen Ausgleich schaffen wollen zwischen unserer Position als<br />
Zuschauer und Akteure im großen Drama des <strong>Das</strong>eins.“<br />
Niels BOHR<br />
37
38<br />
I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
11<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
���,<br />
bù shàng xián,<br />
�����<br />
sh� mín bù zh�ng�<br />
�������<br />
bù guì nán dé zh� huò,<br />
������<br />
sh� mín bù wéi dào�<br />
����,<br />
bù jiàn k� yù,<br />
������<br />
sh� mín x�nbúluàn�<br />
������,<br />
shì y� shèng rén zh� zhì,<br />
���,<br />
x� qí x�n,<br />
���,<br />
shí qí f�,<br />
���,<br />
ruò qí zhì,<br />
����<br />
qiáng qí g��<br />
8. � (<strong>der</strong> Leute) Bauch.<br />
9. � Auge.<br />
11. �ihre Mitte.<br />
q<br />
q<br />
���<br />
dì s�nzh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Nicht verherrlichen die Tüchtigen<br />
lässt die Leute nicht wettstreiten.<br />
Nicht preisen schwer zu erlangende Güter<br />
lässt die Leute nicht stehlen.<br />
Nicht ansehen können,wasbegehrenswert ist:<br />
lässt <strong>der</strong> Leute Herz nicht verwirrt werden.<br />
Daher: woeinweiser Mensch waltet,<br />
leert er ihre Begierden,<br />
erfüllt ihre Bedürfnisse,<br />
dämpft ihren Ehrgeiz,<br />
stärkt ihre Knochen.<br />
��� M�wángdu� 3–��<br />
A:������������������������������������<br />
����������<br />
B:������������������������������������<br />
���������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
3<br />
Schlichtheit<br />
��� Verherrlicht man die Würdigen nicht<br />
���� und lässt nicht alle auf Wettstreit erpicht,<br />
������ nicht preisend schwer zu erlangende Sachen<br />
����� wird man Leute nicht zu Räubern machen.<br />
���� Nicht sehen können, was man begehrt,<br />
����� belässt eure Herzen unversehrt.<br />
������ Wo also ein weiser Mensch regiert,<br />
��� da leert er erst, wonach man giert,<br />
��� stillt ihr Bedürfnis,<br />
��� nicht ihren Eifer,<br />
��� und macht sie so von innen reifer.<br />
Tüchtige nicht verherrlichen bewahrt die Menschen vor Wettstreit. Überschätzt man<br />
schwer zu erlangende Güter nicht, vermeidet man ein Volk von Räubern. Begehrenswertes<br />
nicht zur Schau stellen heißt das Herz <strong>der</strong> Leute nicht zu verwirren.<br />
Daher: wo Weise walten, lin<strong>der</strong>n sie ihre Begehrlichkeiten und befriedigen ihre Bedürfnisse,<br />
dämpfen ihren Ehrgeiz und stärken ihre Mitte.<br />
���<br />
39
40<br />
II.<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
12. � Begehrlichkeiten.<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
���<br />
ch�ng sh� mín<br />
����,<br />
wú zh� wú yù�<br />
����<br />
sh� fú zhì zh�<br />
�����<br />
bùg�n wéiy��<br />
���,<br />
wéi wú wéi,<br />
�����<br />
zé wú bú zhì�<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Beständig belässt er die Leute<br />
unmerklich wunschlos.<br />
Er lässt die Wissenden es<br />
nicht wagen einzugreifen.<br />
Handele ohne einzugreifen –<br />
��� M�wángdu� 3–��<br />
A:���������<br />
B:����������������������<br />
dann wird nichts unerledigt bleiben!
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
3<br />
Schlichtheit<br />
������� Lässt unmerklich alle stets wunschlos reifen<br />
�������� und Wissende nicht wagen einzugreifen.<br />
��� So handelt, aber greift nicht ein –<br />
���� dann wird nichts unerledigt sein!<br />
sinngemäß:<br />
Beständig belassen sie die Menschen unmerklich wunschlos und lässt es die Wissenden<br />
nicht wagen, einzugreifen. Handeln ohne einzugreifen lässt alsdann nichts unerledigt.<br />
���<br />
„<strong>Das</strong> Wissen, das <strong>der</strong> Beherrschung <strong>der</strong> Welt dient, entwickelt sich stetig weiter. Aber<br />
das Wissen eines Laotse ist eine <strong>Weisheit</strong>, die heute so gültig ist wie zu seiner<br />
Zeit. So gibt es ein Welt-Wissen, das sich im Fortschritt entwickelt und ein Urwissen<br />
um das Wesen und seinen Weg, das zeitlos ist.“<br />
Karlfried GRAF DÜRCKHEIM<br />
41
42<br />
I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
��,���,<br />
dào ch�ng, ér yòng zh�,<br />
����<br />
huò bù yíng�<br />
��,<br />
yu�nxí,<br />
������<br />
sìwànwùzh�z�ng� 1. � auch: überfließend.<br />
���<br />
dì sì zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
<strong>Das</strong> Dào: „leer“, und doch in seiner Verwendung<br />
an<strong>der</strong>erseits nicht zu füllen.<br />
Abgründig, ach,<br />
��� M�wángdu� 4–��<br />
A: ������������������<br />
B:����������������<br />
wie <strong>der</strong> abertausend Wesen Urahn:
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
4<br />
Unergründlichkeit<br />
����� <strong>Das</strong> Dào: wie „leer“, doch im Gebrauch –<br />
��� an<strong>der</strong>erseits nicht zu füllen auch.<br />
�� Abgründig, ach, es muss wohl ein<br />
����� Urahn tausen<strong>der</strong> Wesen sein.<br />
<strong>Das</strong> Dào: wie leer, doch benutzt man es, ist es an<strong>der</strong>erseits nicht zu füllen. Abgründig<br />
tief scheint es <strong>der</strong> Urgrund aller Wesen zu sein.<br />
���<br />
43
44<br />
II.<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
11<br />
12<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
���,<br />
cuò qí ruì,<br />
���,<br />
ji� qí f�n,<br />
���,<br />
hé qí gu�ng,<br />
����<br />
tóng qí chén�<br />
��<br />
zhàn xí<br />
����<br />
sì huò cún�<br />
�������<br />
w� bù zh� shuí zh� zi,<br />
�����<br />
xiàng dì zh� xi�n�<br />
8. � wörtl.: Staub; Welt, Gewöhnliches.<br />
11. � wörtl.: Sohn, Kind.<br />
12. � auch: gestirnt.<br />
q<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Es mil<strong>der</strong>t ihre Schärfe,<br />
löst ihre Knoten,<br />
harmonisiert ihren Glanz,<br />
vereint sich mit ihrer Welt.<br />
Verborgen, ach,<br />
doch an<strong>der</strong>erseits gegenwärtig.<br />
Ich weiß nicht, wes Kind es ist –<br />
anscheinend des Himmels Vorspiel.<br />
��� M�wángdu� 4–��<br />
A:�������������������������������<br />
B:�����������������������������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
4<br />
Unergründlichkeit<br />
��� Ihre Schärfe mil<strong>der</strong>t es ganz,<br />
��� löst, was sie in Verwirrung hält,<br />
��� harmonisch macht es ihren Glanz<br />
��� und vereint sich mit ihrer Welt.<br />
�<br />
�� Verborgen, ach…<br />
��� und dennoch da;<br />
������ ich weiß nicht, wessen Kind es war –<br />
���� des Himmels Vorspiel offenbar.<br />
Es mil<strong>der</strong>t ihre Schärfe, löst ihre Knoten, harmonisiert ihr Strahlendes im Einssein<br />
mit dem Gewöhnlichen in <strong>der</strong> Welt.<br />
Verborgen-tief scheint es doch real. Ich weiß nichts von seinem Ursprung, offenbar<br />
war es das Vorspiel des Himmels.<br />
���<br />
45
I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
46<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����,<br />
ti�ndìbùrén,<br />
�������<br />
y� wàn wù wéi chú g�u�<br />
����,<br />
shèng rén bù rén,<br />
�������<br />
y� bái xìng wéi chú g�u�<br />
����,<br />
ti�n dì zh�ji�n, �����?!<br />
qí yóu tuó yuè h�?!<br />
q<br />
q<br />
���<br />
dì w� zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Himmel und Erde sind nicht freundlich:<br />
so sie abertausend Geschöpfe<br />
behandeln wie Stroh- [*und] Hunde.<br />
Auch weise Menschen sind nicht freundlich:<br />
so sie alle Leute behandeln wie Stroh- (und) Hunde.<br />
Himmel und Erde: ihr Zwischenraum,<br />
er gleicht einem Dudelsack!*<br />
4. ��:<br />
1) (wörtl.: verzierte Opfer-Strohhunde („Heu-Hund“) vor dem Altar, später (ohne die Verzierung)<br />
auf die Straße geworfen und zertreten!<br />
2) „Stroh und Hunde“-Deutung: / weil er Menschen gleich Stroh und Hunden erkennt!<br />
[WANG Bi's commentary, s. WAGNER “A Chinese Reading of the Daodejing” 2003 p. 135 f.!<br />
– 'Heaven and Earth do not produce grass for the benefit of cattle, but the cattle [still] eat<br />
grass. They do not produce dogs for the benefit of men, but men [still] eat dogs.'].<br />
6. � (er; nämlich); ��:<br />
1) Sackpfeife, wörtlich „Sack-Flöte“ (auch: Blasebalg);<br />
2) „Trommel und Flöte“-Deutung Himmel und Erde: ihr Zwischenraum unterscheidet sich<br />
kaum von Trommel und Flöte! [WANG BI's commentary, s. WAGNER “A Chinese Reading<br />
of the Daodejing” 2003 p. 136 f.: “Drum” is a drum to be beaten. “Flute” is a musical flute.<br />
Inside, drum and flute are empty and hollow. (The Flute) has no feelings (of its own to prefer<br />
one sound to another). (The drum) has no activity (of its own to create this resonance rather<br />
than another.)].<br />
��� M�wángdu� 5–��<br />
A:�������������������������������<br />
B:�����������������������������<br />
�� Gu�diàn A12 = 5, 5–7<br />
���������������������
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
5<br />
Schöpferische Leere<br />
���� Freundlich sind Himmel und Erde nie:<br />
������ die Wesen behandeln wie Strohhunde sie...<br />
���� Nicht freundlich sind auch die Weisen, oh:<br />
������ als Strohhund behandeln sie alle so!<br />
���� Himmel und Erde: ihr Zwischenreich<br />
����� scheint einem Dudelsacke gleich:<br />
sinngemäß:<br />
Die Natur ist nicht „freundlich“ – abertausend Geschöpfe behandelt sie wie Strohhunde.<br />
Auch <strong>der</strong> Weise ist nicht freundlich – auch er behandelt alle Leute wie Strohhunde.<br />
Himmel und Erde – ihr Zwischenraum gleicht einem Blasebalg:<br />
���<br />
47
48<br />
II.<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
9. �� „zählen-arm“.<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����,<br />
x� ér bù q�,<br />
�����<br />
dòng ér yù ch��<br />
�����<br />
du� yánshù qióng�<br />
�����<br />
bù rú sh�uzh�ng�<br />
��� M�wángdu� 5–��<br />
A:�����������������<br />
B:�����������������<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Leer, doch nicht zusammenfallend,<br />
bewegt und umso schöpferischer.<br />
Viele Worte verweisen auf Erschöpfung –<br />
nicht so gut, als bewahrte man die Mitte.
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
5<br />
Schöpferische Leere<br />
���� Fällt nicht zusammen, so doch leer,<br />
���� regt schöpferisch sich umso mehr.<br />
���� Anstatt man wortreich Erschöpfung litte –<br />
���� bewahrt man besser seine Mitte!<br />
leer, doch nicht zusammenfallend: bewegt kommt immer mehr daraus hervor.<br />
Viele Worte erschöpfen sich, besser hält man sich an die eigene Mitte.<br />
���<br />
„Die <strong>Weisheit</strong>, die uns nottut, steht bei Lao tzu, und sie ins Europäische zu übersetzen,<br />
ist die einzige Aufgabe, die wir zur Zeit haben.“<br />
Hermann HESSE<br />
49
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I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����<br />
g� shén bù s�<br />
�����<br />
shì wèi xuán pìn�<br />
����<br />
xuán pìn zh� mén<br />
������<br />
shì wèi ti�n dì g�n�<br />
����,<br />
mián mián ruò cún,<br />
�����<br />
yòng zh� bù qín�<br />
q<br />
q<br />
���<br />
dì liù zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Des Tales Geist ist unsterblich...<br />
das nennt man: das Geheimnisvoll-Weibliche.<br />
Der Mystischen Urmutter Pforte -<br />
sie heißt: desHimmels und <strong>der</strong> Erde Uranfang.<br />
Feinste Fädchen, doch allgegenwärtig –<br />
in ihrer Verwendung sind sie unerschöpflich!<br />
2. � Mutterschoß;<br />
�� das Mystisch-Weibliche.<br />
5. � (nicht enden wollende) Seidenfaden, “Super-Strings”(!);<br />
� durchgehend (da).<br />
��� M�wángdu� 6–��<br />
A:�����������������������������<br />
B:����������������������������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
6<br />
<strong>Das</strong> Mystisch-Weibliche<br />
���� Unsterblich ist des Tales Geist,<br />
���� geheimnisvoll-weiblich, wie es heißt.<br />
���� Die Pforte zur Mystischen Urmutter hin:<br />
����� für Himmel und Erde <strong>der</strong> Urbeginn.<br />
���� Wie allgegenwärtige Fädchen, so fein –<br />
���� genutzt werden sie unerschöpflich sein!<br />
Der Geist <strong>der</strong> Fruchtbarkeit ist unsterblich: man spricht auch vom unergründlich<br />
Weiblichen... Die Pforte dieses mystischen Schoßes ist <strong>der</strong> Uranfang von Himmel<br />
und Erde: Wie feinste Fädchen, doch allgegenwärtig, unerschöpflich in ihrem<br />
Gebrauch.<br />
���<br />
51
I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
52<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
�����<br />
ti�n cháng dì ji��<br />
�����<br />
ti�n dì su�y� néng<br />
����,<br />
cháng qi� ji� zh�,<br />
�����,<br />
y� qí bù zì sh�ng,<br />
�����<br />
gù néng cháng sh�ng�<br />
�������<br />
shì y� shèng rén hòu qí sh�n<br />
����<br />
ér shén xi�n,<br />
���<br />
wàiqíshén<br />
����<br />
ér sh�ncún�<br />
������?<br />
f�i y� qí wú s� yé?<br />
������<br />
gù néng chéng qí s��<br />
q<br />
q<br />
���<br />
dì q� zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Der Himmel ist ewig,dieErde dauerhaft.<br />
Himmel und Erde, wodurch können sie<br />
ewig und auch dauerhaft sein?<br />
Weil sie nicht für sich selbst leben,<br />
daher können sie lange leben.<br />
Darum: weise Menschen stellen sich selbst zurück<br />
und doch gehen sie selbst voran,<br />
sie entäußern sich ihrer selbst<br />
und doch bleibt ihr Selbst bewahrt.<br />
Ist es nicht, weil sie ohne Eigeninteressen sind,<br />
in <strong>der</strong> Tat –<br />
darum können sie es vollenden: ihr Eigeninteresse!<br />
9. � hier: als Fragepartikel! [in <strong>der</strong> J�nglóng-Steininschrift 708 A.D. ohne � und �.] (auch<br />
“xié” = übel).<br />
��� M�wángdu� 7–��<br />
A:������������������������������������<br />
�������������������<br />
B:������������������������������������<br />
���������������������
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
7<br />
Unvergängliche Selbstlosigkeit<br />
���� Beständig <strong>der</strong> Himmel, von Dauer die Erde –<br />
��������� wodurch sie so ewig und dauerhaft werde?<br />
����� Da sie nach eigenem Leben nicht streben,<br />
���� daher können sie lange leben.<br />
������� So stellen Weise sich hintan<br />
��� und kommen doch selbst dabei voran,<br />
��� Deiner selbst entäußere dich –<br />
��� denn so bewahrt man selber sich.<br />
������ Nicht wahr, weil selbstlos so indessen,<br />
����� erfüllt man eigene Interessen!<br />
sinngemäß:<br />
Der Himmel scheint ewig, die Erde von Dauer: Wodurch können Himmel und Erde<br />
so ewig und von Dauer sein? Weil sie nicht für sich selbst leben, daher können sie<br />
lange leben.<br />
Darum stellen sich weise Menschen hintan und gehen doch voraus, entäußern sich<br />
ihrer selbst – und doch bleibt ihr Selbst bewahrt. Ist es nicht so, weil sie keine Eigeninteressen<br />
vertreten? Gerade darum können sie ihre Ziele erreichen.<br />
���<br />
53
I.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
54<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
�����<br />
shàng shàn ruò shu��<br />
�����<br />
shu� shàn lì wàn wù<br />
���,<br />
ér bù zh�ng,<br />
������,<br />
ch� zhòng rén zh� su� è,<br />
�����<br />
gù j� yúdào�<br />
q<br />
q<br />
���<br />
dì b� zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Höchste Güte gleicht dem Wasser:<br />
Des Wassers Güte nützt den abertausend Geschöpfen –<br />
doch nicht im Wettstreit;<br />
verweilt an Plätzen,woje<strong>der</strong>mann den Ort verabscheut –<br />
insofern ist es nahe am Dào.<br />
��� M�wángdu� 8–��<br />
A:�����������������������<br />
B:�����������������������
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
8<br />
Konkurrenzlose Anpassungsfähigkeit<br />
���� Die höchste Güte gleicht Wasser allein:<br />
����� wird allen Wesen nützlich sein –<br />
��� doch führt es keinen Wettstreit ein;<br />
������ es weilt auch an Orten, wo je<strong>der</strong>mann weicht –<br />
���� weswegen es nah an das Dào reicht.<br />
sinngemäß:<br />
Höchste Güte gleicht dem Wasser: gutes Wasser nützt allen Wesen – und dies ohne<br />
jeden Wettstreit. Es weilt auch an Orten, die je<strong>der</strong> verachtet – daher steht es dem Dào<br />
nahe.<br />
���<br />
„<strong>Das</strong> Dinghafte des Kruges beruht darin, dass er als Gefäß ist. Wir gewahren das Fassende<br />
des Gefäßes, wenn wir den Krug füllen. Boden und Wandung des Kruges übernehmen offenbar<br />
das Fassen. Doch gemach! Gießen wir, wenn wir den Krug mit Wein füllen, den<br />
Wein in die Wandung und in den Boden? Wir gießen den Wein höchstens zwischen die<br />
Wandung auf den Boden. Wandung und Boden sind wohl das Undurchlässige am Gefäß. Allein<br />
das Undurchlässige ist noch nicht das Fassende.“<br />
Martin HEIDEGGER<br />
55
56<br />
II.<br />
06<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
���,<br />
j� shàn dì,<br />
���<br />
x�nshànyu�n<br />
���,<br />
yú shàn rén,<br />
���,<br />
yánshànxìn,<br />
���,<br />
zhèng shàn zhì,<br />
���,<br />
shì shàn néng,<br />
����<br />
dòng shàn shí�<br />
����,<br />
fú wéi bù zh�ng,<br />
����<br />
gù wú yóu�<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
q Beim Wohnen schätze die Erdung,<br />
im Verstand schätze Tiefe,<br />
im Geben schätze Mitmenschlichkeit,<br />
im Reden schätze Aufrichtigkeit,<br />
im Regieren schätze Ordnung,<br />
im Unternehmen schätze Können,<br />
in Aktivitäten schätze die rechte Zeit..<br />
Denn nur ohne Wettstreiten<br />
so ist man untadelig.<br />
6. – 12.: s. KALINKE II, S. 19!<br />
8. � in M�wángdu� B (Himmel).<br />
10. � rechtschaffen, gutes Beispiel... (hier = in Politik: Herrschen), auch in M�wángdu� B<br />
(vgl. A!) – Viele Editionen benutzen hier � zh�ng = kämpfen (wie unten in 8.13., ein<br />
Lehnwort vermutend; s. Kapitel 45 + 57 (GERSTNER p. 57).<br />
13. � vor allem (darüber hinaus), weil; hier: �� denn nur (gerade).<br />
��� M�wángdu� 8–��<br />
A:������������������������������<br />
B:����������������������������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
8<br />
Konkurrenzlose Anpassungsfähigkeit<br />
��� q <strong>Das</strong> Wohnen zählt nach rechten Plätzen,<br />
��� im Herzen wird man Tiefe schätzen,<br />
��� im Geben zählt Menschlichkeit allein,<br />
��� im Reden schätzt man aufrichtig sein,<br />
��� die Ordnung schätzt man am Verwalten,<br />
��� Geschäfte sollten Klugheit entfalten,<br />
��� Taten den rechten Zeitpunkt enthalten.<br />
���� Denn ohne Wettstreiten allein –<br />
��� so wird man ohne Tadel sein.<br />
Im Wohnen schätze den rechten Ort, in Herzensangelegenheiten die Tiefe, im Miteinan<strong>der</strong><br />
schätze die Mitmenschlichkeit, im Gespräch Aufrichtigkeit, im Verwalten<br />
schätze Ordnung, in Geschäften Kompetenz, bei Handlungen schätze den Zeitpunkt.<br />
Denn nur ohne Wettstreit bleibt man untadelig.<br />
���<br />
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I.<br />
01<br />
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03<br />
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07<br />
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Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����<br />
chí ér yíng zh�<br />
����;<br />
bù rúqíj�;<br />
����<br />
chu�i érzhu�zh� ����;<br />
bù k� cháng b�o;<br />
����<br />
j�n yùm�ntáng<br />
����;<br />
mò zh� néng sh�u;<br />
����,<br />
fù guì ér ji�o<br />
�����<br />
zì yí qí jiù�<br />
q<br />
q<br />
���<br />
dì ji� zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Festhalten [etwas] und zugleich überdehnen:<br />
nicht so gut wie es sein zu lassen;<br />
polieren und zugleich schärfen:<br />
das kann nicht lange beschützen!<br />
Mit Gold und Jade gefüllte Hallen:<br />
niemand kann sie bewachen;<br />
reich und geehrt, doch hochmütig:<br />
von selbst liefert man sich seinem Unglück aus!<br />
1. � überfüllen; den Bogen [�?!] überspannen; etwas festhalten und es übertreiben.<br />
3. � betasten, hämmern; Klinge (die Klinge überschärfen).<br />
��� M�wángdu� 9–��<br />
A:������������������������������������<br />
��<br />
B:����������������������������������<br />
�� Gu�diàn A20 = 9<br />
�������������������������������������<br />
���
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
9<br />
Loslassen<br />
���� Überspannt man den Bogen – und hält ihn doch fest:<br />
���� das ist nicht so gut, wie wenn man es lässt!<br />
���� (Waffen) polieren und schärfen sodann –<br />
���� dann schützen sie auch nicht mehr so lang!<br />
���� Gold und Jade, sie füllen die Halle:<br />
���� niemand kann sie bewachen alle;<br />
���� Reich und geehrt – folgt Hochmut daraus,<br />
���� liefert man selbst sich dem Unglück aus!<br />
sinngemäß:<br />
Besser als festhalten und übersteigern ist - loslassen. Waffen, die man zugleich poliert<br />
und schärft –werden nicht lange beschützen!<br />
Ein Haus voller Schätze kann niemand bewachen. Machen Reichtum und Ruhm allzu<br />
stolz, ruft man das Unglück herbei.<br />
���<br />
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II.<br />
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Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����,<br />
g�ng suì sh�n tuì,<br />
�����<br />
ti�nzh�dào� 10. +� zài: beschrieben (als), so ist...<br />
��� M�wángdu� 9–��<br />
A:��������<br />
B:��������<br />
�� Gu�diàn A20 = 9<br />
����������<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
<strong>Das</strong> Werk vollendet, sich zurückziehen –<br />
des Himmels Weg.
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
9<br />
Loslassen<br />
���� Rückzug, da das Werk vollbracht –<br />
���� wie es das Dào des Himmels macht.<br />
Sich zurückziehen nach vollbrachter Tat, das ist <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Natur.<br />
���<br />
„Er [Laotse] ist für mich seit vielen Jahren das Weiseste und Tröstlichste, was ich<br />
kenne, das Wort <strong>Tao</strong> bedeutet für mich den Inbegriff je<strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong>.“<br />
Hermann HESSE<br />
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Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
�����,<br />
z�i y�ng b� bào y�,<br />
����?!<br />
néng wú lí h�?!<br />
����,<br />
zhu�n qì zhì róu,<br />
����?!<br />
néng y�ng ér h�?!<br />
����,<br />
d� chúxuánl�n,<br />
����?!<br />
néng wú c� h�?!<br />
q<br />
q<br />
1. � „Geistseele“; � „Körperseele“.<br />
���<br />
dì shí zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
För<strong>der</strong>e Geist und Seele, bewahre ihre Einheit –<br />
kannst du ohne innere Spaltung sein?<br />
Bündele die Lebenskraft, erlange Geschmeidigkeit –<br />
kannst du wie ein neugeborenes Kind sein?<br />
Spüle hinweg die finsteren Sichtweisen –<br />
kannst du ohne Makel sein?<br />
��� M�wángdu� 10 – ��<br />
A: ��������������������������<br />
B:��������������������������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
10<br />
Reinheit und Anspruchslosigkeit<br />
����� Geist för<strong>der</strong>n und Seele: die Einheit behalten –<br />
���� kannst du das, ohne dich zu spalten?<br />
���� Lebenskraft bündeln und Weichheit erreichen –<br />
���� kannst du dem Neugeborenen gleichen?<br />
���� Die finsteren Sichtweisen spüle hinweg –<br />
���� kannst du ganz rein sein ohne Fleck?<br />
För<strong>der</strong>e Geist und Seele, bewahre ihre Einheit – kannst du so ungespalten sein?<br />
Bündele die Lebenskraft, erreiche äußerste Geschmeidigkeit – kannst du wie<strong>der</strong> wie<br />
ein neugeborenes Kind sein? Vertreibe die finsteren Gedanken – kannst du wie<strong>der</strong><br />
makellos rein sein?<br />
���<br />
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II.<br />
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Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
����,<br />
ài mín zhì gu�,<br />
����?!<br />
néng wú zh� h�?!<br />
����,<br />
ti�nménk�i hé,<br />
����?!<br />
néng wéi cí h�?!<br />
����,<br />
míng bái sì dá,<br />
����?!<br />
néng wú zh� h�?!<br />
�����,<br />
sh�ng zh�,chùzh�,<br />
����,<br />
sh�ng ér bù y�u,<br />
����,<br />
wéi ér bú shì,<br />
����,<br />
ch�ng ér bù z�i,<br />
�����<br />
shì wèi xuán dé�<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Liebe zum Volk,dieLeitung des Landes –<br />
vermagst du das ohne bloßes Wissen?<br />
Wenn die Himmelspforten sich öffnen und schließen –<br />
kannst du handeln auf weiblich-passive Art?<br />
Ein klares Verständnis,dasalles durchdringt –<br />
vermagst du das ohne Gelehrsamkeit?<br />
Erschaffe etwas, pflege es,<br />
erschaffen, doch nicht besitzen,<br />
handeln, doch nicht beherrschen,<br />
führen, doch nicht befehligen –<br />
das nennt man tiefe Innere Kraft.<br />
8. zuweilen �� (aber M�wángdu� B: ���), vermutlich später eingeschoben [z.B. KA-<br />
LINKE 2, S. 21]; vielleicht bei WÁNG BÌ ursprünglich „keine Gelehrsamkeit“ [GERSTNER].<br />
10. zuweilen � statt � (s. sogar GERSTNER!), aber nicht “L�oz�-typisch”! [HK].<br />
17. � o<strong>der</strong>: bedeutet.<br />
��� M�wángdu� 10 – ��<br />
A:������������������������������������<br />
������<br />
B:������������������������������������<br />
�������
sinngemäß:<br />
Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
10<br />
Reinheit und Anspruchslosigkeit<br />
���� In Liebe zum Volk das Land zu verwalten –<br />
���� kannst du dich frei von Gelehrsamkeit halten?<br />
���� Wie Himmelspforten sich öffnen und schließen –<br />
���� kannst du weiblich-passiv fließen?<br />
���� Ein klares Verständnis wird alles durchdringen –<br />
���� kannst ohne Gelehrsamkeit du es erbringen?<br />
���� Hervorbringen etwas und ihm nützen,<br />
���� erschaffen, doch es nicht besitzen,<br />
���� handeln, doch niemals etwas erzwingen,<br />
���� führen, doch ohne Führerschaft –<br />
���� das nennt man tiefe Innere Kraft.<br />
Kannst du das Volk lieben und das Land leiten ohne bloße Gelehrsamkeit? Wenn<br />
sich die Himmelspforten öffnen und schließen - kannst du auf weiblich-passive Art<br />
handeln? Kannst du ein klares allumfassendes Verständnis ohne Gelehrsamkeit erreichen?<br />
Hervorbringen und gedeihen lassen, hervorbringen, doch nicht in Besitz nehmen,<br />
handeln, doch nicht herrschen, führen, doch nicht kommandieren, das nennt man die<br />
tiefe Innere Kraft.<br />
���<br />
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Hilmar KLAUS: <strong>Das</strong> <strong>Tao</strong> <strong>der</strong> <strong>Weisheit</strong> �� L�oz� ��� Dàodéj�ng<br />
�� wénzì<br />
p�ny�n ��<br />
������:<br />
s�nshífúgòngy�g�: ��������<br />
dàng qí wú y�u ch�zh� yòng�<br />
�����,<br />
yán zhí y� wéi qì,<br />
��������<br />
d�ng qí wúy�u qìzh�yòng� ������,<br />
zào hù y�u y� wéi shì,<br />
��������<br />
dàng qí wú y�ush�zh� yòng�<br />
������,<br />
gù y�uzh�y� wéi lì,<br />
������<br />
wú zh� y� wéi yòng�<br />
7. + 8. �� „dessen – dadurch (so)“.<br />
����<br />
dì shí y� zh�ng<br />
wortgetreue Basis-Übersetzung<br />
Dreißig Speichen laufen zusammen in einer Nabe –<br />
gerade dieses Nicht-Sein: des Rades Brauchbarkeit.<br />
Forme Ton, daraus bilde nun ein Gefäß:<br />
gerade dieses Nicht-Sein ist des Gefäßes Brauchbarkeit.<br />
Stemme Türen und Fenster aus, so schaffe Wohnraum:<br />
gerade dieses Nicht-Sein ist des Raumes Brauchbarkeit.<br />
Daher: das Sein – seinetwegen erreicht man Vorteile,<br />
das Nichts – seinetwegen erreicht man Brauchbarkeit.<br />
��� M�wángdu� 11 – ���<br />
A:������������������������������������<br />
������������<br />
B:������������������������������������<br />
�������������<br />
���<br />
“Wenn wir den Krug voll gießen, fließt <strong>der</strong> Guß beim Füllen in den leeren Krug. Die Leere<br />
ist das Fassende des Gefäßes. Die Leere, dieses Nichts am Krug, ist das, was <strong>der</strong> Krug als<br />
das fassende Gefäß ist [...] Wand und Boden, woraus <strong>der</strong> Krug besteht und wodurch er steht,<br />
sind nicht das eigentlich Fassende.“(…)<br />
Martin HEIDEGGER