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Jochi <strong>Kleint</strong> und sein 81er Monte-AsconA rA 31<br />
„C’est <strong>Kleint</strong> <strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong><br />
Ex-Europameister Jochi <strong>Kleint</strong> startet mit seinem wieder aufgetauchten originalen Werks-Ascona von der 81er<br />
Monte beim Eifel Rallye Festival. Davor mussten aber noch ein paar Getränke und 45 Jahre Rallye-Geschichte aus<br />
einem wohlsortierten Wäschekorb voller Bilder und Anekdoten aufgearbeitet werden. Ordnung muss schließlich sein.<br />
Text: Thomas Senn, Fotos: Reinhard Klein, Tanja Lorberg, Archiv <strong>Kleint</strong><br />
62<br />
2011 07/08 „C’est <strong>Kleint</strong> <strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong><br />
„C’est <strong>Kleint</strong> <strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong> 07/08 2011 63
Für die Ü-50-Abteilung unserer Leser<br />
starten wir die Geschichte mal mit<br />
einer Geschichte. Aufgeschrieben von<br />
Helmut Deimel in Reinhard Kleins Jahrbuch<br />
„Der Rallyesport ’81<strong>“</strong> über die damalige<br />
Rallye-Monte-Carlo: „Dem Opel-Piloten<br />
Jochi <strong>Kleint</strong> blieb es vorbehalten, während dieser<br />
ersten Etappe ein optisches Glanzlicht zu setzen.<br />
Nach einigen Jahren wurde erstmals wieder eine<br />
berühmte Sonderprüfung aus alten Monte-<br />
Tagen durch den kleinen Ort St-Pierreville-de-<br />
Chartreuse gefahren, allerdings während der<br />
Nacht. Die Strecke führt mitten über den Dorfplatz,<br />
vorbei am Rathaus <strong>–</strong> breit und schnell <strong>–</strong>,<br />
mündet sodann zwischen zwei Häusern in einer<br />
Rechtskurve in ein extrem schmales Gässchen.<br />
Wer die Ecke nicht genau erwischt, nur etwas zu<br />
schnell ist, hat gute Chancen, die Hausmauer an<br />
der Kurvenaußenseite zu erwischen und daran<br />
zu zerschellen. Der Dorfplatz war durch die<br />
Scheinwerfer der Filmteams hell erleuchtet, die<br />
lokale Kneipe hatte Hochbetrieb, die Stimmung<br />
der zahlreichen Zuschauer war trotz der Kälte<br />
ausgezeichnet. Einige Autos waren schon durch<br />
<strong>–</strong> dann kam <strong>Kleint</strong>. Völlig quer, die Vorderräder<br />
komplett am Anschlag, trieb er den Ascona ins<br />
Dorf, glitt in einem sauberen Drift, ohne die geringste<br />
Lenkkorrektur über den 200 Meter langen<br />
Platz und presste den Opel sodann zentimetergenau<br />
zwischen den Hausmauern in das enge<br />
Gässchen. Ergriffenheit machte sich unter den<br />
Zuschauern breit, denn so hatte noch keiner den<br />
Marktplatz von St-Pierreville bewältigt. Während<br />
sich das satte Brüllen der 16-Ventil-Maschine in<br />
der Nacht verlor, griffen einige Franzosen mit<br />
klammen Fingern zur Starterliste: „Ah, c’est <strong>Kleint</strong><br />
<strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong><br />
Am Ende landeten Jochi <strong>Kleint</strong> und Gunter<br />
Wanger mit dem 400er Werks-Ascona auf dem<br />
dritten Gesamtrang der Rallye Monte-Carlo.<br />
Und genau dieses Auto mit der Matter-Nummer<br />
RA 31 (die Werkskarossen wurden seinerzeit<br />
von Matter oder Safety Devices aufgebaut<br />
und durchnummeriert) wird es sein, mit dem<br />
Jochi <strong>Kleint</strong> und sein alter Freund und Beifahrer<br />
Klaus Hartjen beim Eifel-Rallye-Festival an<br />
den Start gehen werden.<br />
Hach Gottchen, wenn das alles so einfach<br />
gewesen wäre, wie es jetzt klingt. Fangen wir<br />
mal mit dem Auto an: Das hatte nämlich nach<br />
seinem großen Triumph bei der Monte Carlo<br />
noch ein bisschen was vor sich. 1982 wurde<br />
RA 31 als Trainingsauto von Walter Röhrl<br />
bei der Akropolis-Rallye eingesetzt (weitere<br />
mögliche Werkseinsätze werden noch recherchiert).<br />
1983 folgt der Verkauf nach Kenia an<br />
Yasuhiro Iwase, das Auto bekommt das Kennzeichen<br />
KWC 269. 1984 startete der Japaner<br />
mit dem Ascona bei der Safari-Rallye sowie der<br />
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Alles, was Mann braucht: Jochi <strong>Kleint</strong> war<br />
erfolgreich, beliebt bei den Damen und hatte<br />
namhafte Reifenwechselhelfer. Der Herr ganz<br />
links im oberen Bild ist nämlich kein geringerer<br />
als ein gewisser Walter Röhrl. Ja, jeder<br />
hat mal kleint angefangen!<br />
Das ist Jochi <strong>Kleint</strong><br />
Klaus-Joachim <strong>Kleint</strong>, geb. 24. Januar 1948,<br />
gelernter KFZ-Mechaniker in der elterlichen<br />
Saab-Werkstatt.<br />
1965 wurde <strong>Kleint</strong> von seinem Vater zu<br />
Erik Carlsson in die Rallye-Abteilung von<br />
Saab nach Schweden geschickt, um sich im<br />
kaufmännischen Bereich weiter zu bilden.<br />
Der damals noch führerscheinlose <strong>Kleint</strong> ließ<br />
sich aber lieber im verschneiten Wald von der<br />
schwedischen Saab-Legende Carlsson das<br />
Linksbremsen beibringen und seinem Bruder<br />
Ernie nacheifern, der zu dieser Zeit schon<br />
Deutsche Meisterschaft gefahren ist.<br />
1966 erster Start im Saab 96<br />
1969 Ford Escort<br />
ab 1970 Ford Capri<br />
1974 bis 1976 südafrikanische<br />
Meisterschaft für Nissan<br />
1978 Start bei der Monte im Golf Diesel<br />
1979 Wechsel zu Opel, Gewinn<br />
der Europameisterschaft<br />
1981 und 1982 Ascona 400 als Werksfahrer<br />
1985 und 1986 Werksfahrer im Golf 2<br />
in der WM<br />
1987 und 1988 Deutsche Meisterschaft<br />
im Golf<br />
1990 Starts für AM Motorsport auf<br />
Lancia und Mitsubishi<br />
1993 letzter offizieller Start bei der RAC-Rallye<br />
Heute Instruktor bei der Audi Driving<br />
Experience mit 60 Mitarbeitern und<br />
14.000 Kunden pro Jahr.<br />
<strong>Kleint</strong> ist seit genau 45 Jahren<br />
im Rallye-Geschäft.<br />
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Biebertal wusste, was gut ist: dezente<br />
Grüße an die beiden großen deutschen<br />
Fahrer. Auch wenn der ganz große<br />
Durchbruch ausblieb: <strong>Kleint</strong> war immer<br />
für Spektakel gut, ob als Europameister<br />
im Ascona B oder im Doppelmotor-Golf<br />
am Pikes Peak<br />
Ende eines Leidensweges: In Kenia machte der RA 31 einiges mit, inklusive zeitgenössischer Lampen im Kamei-Fusseltuning-Look.<br />
Im Hintergrund ist Reinhard Klein zu sehen, der Ralf Antweiler bei der Erlösung des Wagens geholfen hat<br />
Rallye Argentinien. 1985 der nächste Verkauf,<br />
dieses Mal an Chager Industries. Herr Chager<br />
fuhr dann dreimal in Folge die Safari-Rallye,<br />
und es folgten noch viele viele viele nationale<br />
Rallyes bis ins Jahr 2007 in Kenia. Wie das<br />
Auto danach aussah? „Wie ein Blätterteig!<strong>“</strong><br />
Das ist die nüchterne Bestandsaufnahme des<br />
heutigen Besitzers Joachim Lütticken. „Die<br />
Karosse war wirklich sehr zerschunden, aber<br />
komplett! Dennoch mussten wir recht viel<br />
vom alten Blech rausschneiden, gerade im<br />
Bereich des Kofferaumbodens waren sieben,<br />
acht Schichten Blech übereinander gebrutzelt,<br />
wie ein Blätterteig eben!<strong>“</strong> Viel Arbeit für<br />
den Classic-Opel-Spezialisten Rüdiger Wolf in<br />
Rockenhausen, der von 2009 bis 2011 für die<br />
Komplettrestaurierung des Asconas verantwortlich<br />
zeichnete.<br />
Aber Moment mal, wie ist denn das Auto<br />
überhaupt nach Deutschland gekommen, wer<br />
hat es wie wann wo wiederentdeckt? Alles<br />
begann 2005 bei der East African Safari Classic<br />
Rally. Besser gesagt: An einer scheußlichen<br />
Hotelbar. Dort stand das laufende Opel-Rallye-<br />
Lexikon Ralf Antweiler mit einem Fässchen<br />
Bier in der Hand und kam mit einem Einheimischen<br />
ins Plaudern, der wunder weiß was für<br />
Räuberpistolen erzählt hat über alte Werks-Au-<br />
tos, wo sie stehen, wem sie gehören und und<br />
und. So richtig ernst hat den Schwadroneur<br />
erst keiner genommen (Fotografen-Legende<br />
Reinhard Klein und ich standen daneben),<br />
aber vergessen wollte es auch keiner. Was,<br />
wenn der Typ nicht nur ein Bier ausgegeben<br />
bekommen wollte, sondern sogar recht hat?<br />
Man blieb im Kontakt und 2007, zur nächsten<br />
EASR, traf man sich wieder, nun schon zur Besichtigung<br />
in Nairobi (dieses Mal lag ich leider<br />
am Pool in Mombasa und schielte jungen Dingern<br />
auf die Hintern, weil Ralf Antweiler und<br />
Reinhard Klein zwischenzeitlich eine streng<br />
geheime Kommando-Sache aus der Sache<br />
gemacht hatten). Und tatsächlich: Zwei Asconas<br />
standen da, und dazu ein Ersatzteillager,<br />
mit dem man die Rallye-WM direkt noch mal<br />
in Angriff hätte nehmen können. Eines dieser<br />
Autos stellte sich dann nach langen Recherchen<br />
als der von Matter für Opel aufgebaute<br />
Werks-Ascona 400 mit der Karosserienummer<br />
RA 31 heraus (das andere Auto ist eigentlich<br />
fast noch spannender, aber das ist eine andere<br />
Geschichte, an anderer Stelle). Es wurde noch<br />
ein paar Wochen hin und her gemacht, dann<br />
mit Koffer und gar nicht mal so viel Geld drin<br />
verreist, Antweiler behielt den einen Ascona<br />
für sich und der andere wurde an den Opel-<br />
Sammler Joachim Lütticken abgetreten.<br />
Nun ist er wieder daheim. Der RA 31. Für<br />
Lütticken war nach der aufwendigen Restaurierung<br />
klar, dass es prima wäre, wenn Jochi<br />
<strong>Kleint</strong> noch einmal in diesem Auto sitzen würde.<br />
Jochi <strong>Kleint</strong> war schließlich nicht irgendein<br />
Rallye-Fahrer, sondern ganz klar die Nummer<br />
2 in Deutschland im Schatten des übermächtigen<br />
langen Regensburgers.<br />
Klaus-Joachim (ja so heißt der Mann) <strong>Kleint</strong><br />
ist keine Plaudertasche, <strong>Kleint</strong> ist niemand,<br />
der sich mit seinem Können oder seinen<br />
Erfolgen brüstet. „Normalerweise mache ich<br />
so was nicht gerne, mit Fotos zu einem Termin<br />
gehen. Das mache ich nur dem Klaus zuliebe<strong>“</strong>,<br />
erfahre ich dann auch bei unserem Treffen im<br />
Garten von Klaus Hartjen, einem alten Freund<br />
der Familie und Ex-Co. von Jochi. Allerdings<br />
meinte <strong>Kleint</strong> eigentlich zwei Kläuse: Denn der<br />
Mann, der nun alles wieder zusammenführt ist<br />
Klaus Frieg. Ein <strong>Kleint</strong>-Fan der ersten Stunde,<br />
der alles über sein damaliges Idol sammelt<br />
und zusammengetragen hat. Er war es, an den<br />
Lütticken sich gewandt hatte, ob man nicht<br />
vielleicht einen Kontakt zum vielbeschäftigten<br />
und als eher verschlossen geltenden <strong>Kleint</strong><br />
herstellen könne. Und der Klaus konnte. Frieg<br />
hat hier ein bisschen gesprochen, da ein biss-<br />
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„C’est <strong>Kleint</strong> <strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong> 07/08 2011 67
Blätterteig: Bis zu acht Schichten Blech waren<br />
im Heckbereich in traditioneller afrikanischer<br />
Kunsthandwerkskunst übereinandergebrutzelt<br />
worden. Nach dem Tauchbad war nicht mehr<br />
viel übrig vom Werksascona, viele Bleche<br />
mussten von Rüdiger Wolf in Rockenhausen<br />
ausgetauscht werden<br />
chen verhandelt, mit Christian Geistdörfer bei<br />
Opel einen Fürsprecher für das Vorhaben Eifel<br />
gefunden und mit mir einen, der auch irgendwie<br />
dabei sein will. Da die drei Kläuse nun mal<br />
Freunde sind, hatte ich als Vierter im Bunde<br />
an diesem Abend glücklicherweise leichtes<br />
Spiel und ein ausgesprochen unterhaltsames<br />
Treffen. <strong>Kleint</strong>: „Ich hatte vorhin zu Hause den<br />
Wäschekorb mit den Bildern hingestellt. Als<br />
meine Frau Birgit das gesehen hat, ist sie nur<br />
kopfschüttelnd davon gegangen und hat<br />
gesagt ‚Jochi, Du hast einen an der Marmel’!<strong>“</strong><br />
Die Herrenrunde biegt sich vor Lachen und<br />
verneigt sich dann aber vor der Akribie, mit<br />
der ordnerweise jeder Zeitungsschnipsel aus<br />
Jochis Karriere gesammelt, eingeklebt, mit<br />
Daten versehen, entsprechende Bilder zugeordnet<br />
und alles zu einer perfekten Dokumentation<br />
eines ganzen Rallyelebens verarbeitet<br />
wurden. Die Herrenrunde: „Jochi, das hast Du<br />
aber wirklich eindrucksvoll dokumentiert!<strong>“</strong><br />
Jochi: „Nee, nee, das hat alles Birgit gemacht.<br />
Aber da war sie noch neu<strong>“</strong>, sagt’s und schmeißt<br />
sich mit uns zusammen weg. Verschlossen, so<br />
so. Find ich nicht.<br />
Aber trotzdem: Wann immer wir an diesem<br />
Abend über Jochis Karriere sprechen, hört<br />
man eher Klaus Hartjen oder Klaus Frieg die<br />
Geschichten erzählen. Jochi ist zu bescheiden.<br />
Und das war vielleicht auch der Grund,<br />
warum ihm der ganz große Durchbruch nie<br />
gelungen ist. <strong>Kleint</strong>: „Im Nachhinein betrachtet,<br />
hätte ich damals sicher vieles anders<br />
machen sollen. Ich war halt häufig zur falschen<br />
Zeit beim falschen Hersteller. Erst bin ich bei<br />
Opel kleben geblieben, dann bin ich bei VW<br />
kleben geblieben, oft waren es auch einfach<br />
Freundschaftsdienste. Es lag vielleicht einfach<br />
an mir. Ich hätte vieles bestimmt profihafter<br />
angehen müssen, einen Manager hätte ich<br />
gebraucht. Wenn du einen wie den Walter vor<br />
dir hast, musst du manches anders angehen.<br />
Heute würde ich es anders angehen. Guck<br />
mal, 1979 ist Audi an mich herangetreten und<br />
wollte mich von Opel abwerben. Ich dachte<br />
da noch, ach ein 1600-Kubikzentimeter-Auto,<br />
das kann es doch nicht sein. Tja, und dann<br />
kam der Quattro. Und ich fuhr weiter Opel in<br />
der DM und EM. Klar, ich bin Europameister<br />
geworden. Aber was hätte man mit dem Audi<br />
werden können?<strong>“</strong><br />
Ein Klaus (der Hartjen) schaltet sich ein:<br />
„ Audi war ja damals noch ein Klöterladen.<br />
Wenn die was entwickeln wollten, musste<br />
Gruppenbild mit der alten Dame und den alten Männern: (v.l.) Ralf Antweiler, Hermann Kneer,<br />
Klaus Frieg, Klaus Hartjen, Jochi <strong>Kleint</strong> und der Eigentümer Joachim Lütticken<br />
das nachmittags passieren, wenn die Kantine<br />
leer war, dann wurde die ausgeräumt und<br />
dort wurde vor sich hin entwickelt! Aber klar:<br />
Wenn ich dann an die Sachs-Winter-Rallye<br />
1981 denke: Ganze Völkerwanderungen sind<br />
da hingekommen, weil sie den Quattro sehen<br />
wollten. Wir standen an einer Ecke, an einem<br />
Schotterabzweig. Für Jochi ging das im Opel<br />
voll, quer, alle Räder in der Luft, Handbremse,<br />
alles hat applaudiert.<br />
Dann kam Demuth im Audi, gebremst<br />
fast zum Stillstand, bald noch in den Graben<br />
gerutscht, alle haben gelacht. Und dann hat es<br />
plötzlich bumm gemacht und er war weg. Wir<br />
haben andächtig und still gestaunt, das haben<br />
wir alle noch nie gesehen, wie so ein Quattro<br />
ging. Ist ein halber Herzstillstand gewesen.<strong>“</strong><br />
1985 folgte <strong>Kleint</strong> dann dem Lockruf von<br />
VW, aber auch das war eigentlich ein Fehler.<br />
<strong>Kleint</strong>: „Ach, letztlich war der Golf zwar ein<br />
tolles Auto, aber ja auch nur ein Tretroller im<br />
Vergleich zur Gruppe-B-Konkurrenz!<strong>“</strong><br />
Trotzdem hat er manchmal für Furore<br />
gesorgt, wie Klaus Hartjen noch weiß: „ Sachs-<br />
Winter-Rallye, ich WP-Leiter, Jochi Startnummer<br />
1. Der kam mit dem Golf angeflogen,<br />
wir haben gedacht, den finden wir nicht<br />
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„C’est <strong>Kleint</strong> <strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong> 07/08 2011 69
wieder. Und plötzlich bekam ich über Funk die<br />
Meldung: WP sofort abbrechen, sofort neutralisieren,<br />
der <strong>Kleint</strong> ist einen 120er Schnitt<br />
gefahren. Damals durfte auf WPs maximal ein<br />
120er Schnitt gefahren werden. Und das hat<br />
der Jochi halt gemacht. Mit einem Golf. Bei Eis<br />
und Schnee.<strong>“</strong><br />
Aber lassen wir den Hauptakteur doch<br />
selbst noch mal zu Wort kommen, der gerade<br />
mit einem Kinderlachen auf dem Gesicht der<br />
Runde seine neueste Handy-App vorgeführt<br />
hat, wo alle mit einer Helium-Stimme sprechen.<br />
Wir machen fast unter uns vor Lachen.<br />
Verschlossen? Jochi? Ihr habt ja keine Ahnung.<br />
Seine schönsten und schlimmsten Rallyeerlebnisse<br />
wollten wir von ihm erfahren.<br />
„Hmm, die Monte gehört auf jeden Fall dazu.<br />
Das zählt ja alles dreifach. Gut ich hab nicht<br />
gewonnen, aber Dritter ist ja schon was Besonderes<br />
bei der Monte. Das war schon was.<strong>“</strong><br />
Klaus Frieg fügt ein: „Wenn dir der Fürst<br />
den Pokal gibt, das ist schon wirklich was<br />
Besonderes. Bei mir kommt der Rainier nicht<br />
raus, wenn ich da vorbei fahre ...<strong>“</strong><br />
Und weiter mit <strong>Kleint</strong>: „Nummer zwei<br />
meiner Highlights war 1976 in Kapstadt<br />
mit Datsun. Mit sieben oder acht Minuten<br />
Vorsprung gewonnen, und auf allen 19 WPs<br />
Bestzeit gefahren! Aber auch Pikes Peak mit<br />
dem Doppelmotor-Golf gehört in die Galerie.<br />
Dritter in der Rallye-Klasse war ich da 1985.<br />
Und klar, die Zeit mit dem Röhrl und den Capris,<br />
das war schon spitze. Am Anfang haben<br />
wir immer gegenseitig Service gemacht: Bin<br />
ich den Capri gefahren, hat er mir die Reifen<br />
gewechselt, ist er gefahren, hab ich ihm<br />
den Service gemacht. Aber klar, es gab auch<br />
Sachen in meiner Karriere, an die ich nicht so<br />
gern zurückdenke. Wie den Reifenschaden<br />
hinten links bei der Monte 1982. Alles sah<br />
nach einem Doppelsieg aus bis dahin, wer<br />
weiß, wie dann alles weitergegangen wäre!<strong>“</strong><br />
Wenigstens wissen wir, wie es weitergehen<br />
wird: Mit dem Start in der Eifel von <strong>Kleint</strong>/<br />
Hartjen im RA 31. Eine erste Begegnung gab<br />
es schon vor einigen Wochen am Nürburgring.<br />
<strong>Kleint</strong> war dort für seinen Arbeitgeber<br />
Audi, wo er als Instruktor der Audi Driving<br />
Experience für ambitionierte Kunden Fahrerlebnisse<br />
im Audi R8 V10 vermittelt. „Wir hatten<br />
gerade Pause, als die Jungs mit dem Ascona<br />
ins Fahrerlager kamen. Ich hab von oben mit<br />
dem Marco Werner runtergeguckt und gesagt<br />
‚Guck, da isser wieder’!<strong>“</strong><br />
Allerdings hatte <strong>Kleint</strong> nach der ersten<br />
Ausfahrt ein wenig Sorge, ob denn mit der Leistung<br />
des Autos auch alles in Ordnung wäre:<br />
„525 PS im R8 und dann setzt du dich frisch<br />
von der Rennstrecke in so ne Semmel, hmm,<br />
so richtig geht so was ja nicht. Aber der Klaus<br />
Unterschriftsreif: Nach der Vollrestauration<br />
ziert den Ascona jetzt das Signet von Jochi<br />
<strong>Kleint</strong>. Die erste Ausfahrt rund um den Nürburgring<br />
hat RA 31 schon gemeistert, der Rest<br />
folgt ganz in der Nähe<br />
Frieg hat mich dann beruhigt und bestätigt,<br />
dass das Auto schon die 240 PS hat die er<br />
haben muss.<strong>“</strong> Ja, so ändern sich die Zeiten.<br />
Nur in der Eifel. Da bleibt die Zeit noch<br />
einmal stehen. Da wird alles sein wie früher.<br />
Da werden Jochi und Klaus es brennen lassen.<br />
1985 sind <strong>Kleint</strong> und Hartjen schon einmal<br />
zusammen gefahren bei der Rallye Hamburg<br />
auf einem 400er Manta von Hainbach. Hartjen:<br />
„Eigentlich wollten wir auf einem Golf starten,<br />
aber der ist nicht rechtzeitig aus Griechenland<br />
zurückgekommen. Letztlich war es gut so: Mit<br />
dem Manta hat Jochi auf der Trabrennbahn<br />
den Bombenschutt wieder ausgebuddelt und<br />
wir haben trotz starken Regens mit viereinhalb<br />
Minuten Vorsprung gewonnen!<strong>“</strong> Und da in<br />
der Eifel alles Asphalt ist und Jochi auf Asphalt<br />
damals schon die eigentliche Nummer 1 war,<br />
können die Anwohner in den Ortsdurchfahrten<br />
schon mal die Blumenkübel wegräumen und<br />
einen Rosenkranz beten, wenn ihnen der Rauputz<br />
an der Fassade lieb und teuer ist. Denn am<br />
Ende wird es wieder heißen: „Ah, <strong>Kleint</strong>, <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong><br />
PS: Der Herr Senn durfte übrigens noch am<br />
Abend des Interviews Mitglied des MSC<br />
Trittau werden. Und es hat ganz bestimmt<br />
nichts damit zu tun, dass Klaus Hartjen dort<br />
1. Vorsitzender ist und auch Jochi <strong>Kleint</strong> und<br />
Klaus Frieg dem Club angehören. Abgekartete<br />
Sache sagen Sie? Meinen Sie wirklich? Ich bin<br />
da auf eine Drückerkolonne reingefallen? Der<br />
Termin war nur ein Fake um mich zu ködern?<br />
Na warte!<br />
Wer kann schon von sich behaupten,<br />
einen Korb von Jochi <strong>Kleint</strong> bekommen<br />
zu haben: Gemeinsam mit Klaus Frieg<br />
und Klaus Hartjen (Foto) durfte ich einen<br />
Abend lang wohlgeordnete Erinnerungen<br />
wälzen<br />
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„C’est <strong>Kleint</strong> <strong>–</strong> <strong>olálá</strong>!<strong>“</strong> 07/08 2011 71