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Venceremos - Antifascist resistance Wittenberg

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des Franquismus zu dokumentieren und öffentlich zu machen. Verschiedenste lokale<br />

Gruppen haben begonnen die Geschichte des eigenen Ortes, des Stadtteils, der<br />

Stadt oder gar einer ganzen Region aufzuarbeiten. Es gilt die blinden Flecken der<br />

Verbrechen sichtbar zu machen. In lokalen bzw. regionalen Studien zeigen sie die<br />

multiplen Formen der Repression auf: Systematische staatliche Repression wie Verfolgung,<br />

Haft, Zwangsarbeit, Folter, Mord und erzwungenes Exil, die Männer und Frauen<br />

gleichermaßen traf und deren Opfer häufig auch Kinder wurden. Hinzu kam die ökonomische,<br />

soziale und kulturelle Ausgrenzung, die viele republikanische Familien erfahren<br />

mussten. Die bereits erschienenen Studien bieten auch einen Einblick in das<br />

Universum der franquistischen Haftanstalten, dessen zentrales Ziel es war die Menschen<br />

zu brechen und umzuformen. Insgesamt 900 Haftanstalten unterschiedlichen<br />

Typs bildeten die Grundlage der in Stein gegossen Repression: »194 Konzentrationslager,<br />

217 Zwangsarbeiterbatallione, 87 Disziplinarbatallione, 200 Gefängnisse...«*<br />

Wichtiger Bestandteil für ihre Forschungsarbeit war, sich für die Öffnung aller<br />

Archive mit Nachdruck einzusetzten. Denn der Zugang zu den meisten Militärarchiven,<br />

fast allen Archiven der katholischen Kirche, sowie auch zum Archiv der Francisco Franco-Stiftung<br />

waren für die Forschung und Öffentlichkeit verschlossen. Der entsprechende<br />

Gesetzesbeschluss im Rahmen des Gesetzes zur historischen Erinnerung stellt<br />

einen Teilerfolg da. Er soll den Zugang zu einigen dieser Archive erleichtern.<br />

Die Suche nach den Verschwundenen<br />

Teil der Aufarbeitung der Repression ist die Suche nach den »desaparecidos«<br />

[Verschwundenen]. Auf 90.000 bis 180.000 schätzen Historiker die Anzahl der<br />

Menschen, die von Franquisten festgenommen, ermordet und in anonymen Massengräbern,<br />

in Straßengräben, auf Feldern, im Wald oder an den Friedhofsmauern<br />

verscharrt wurden. Die Suche nach den Verschwundenen ist das zentrale Themenfeld<br />

für viele erinnerungspolitische Gruppen. Mit dieser Arbeit ist ihnen eine außerordentliche<br />

mediale Präsenz gelungen, die das Interesse einer breiten Öffentlichkeit<br />

an dem Thema geweckt hat. Seit der ersten Exhumierung im Jahre 2001 ist es<br />

landesweit zu einem Erinnerungsboom gekommen: Eine Vielzahl neuer Gruppen ist<br />

entstanden, medial wurde es zu einem zentralen Thema und auch auf parlamentarischer<br />

Ebene konnte die Auseinandersetzung mit der Historie nicht weiter ignoriert<br />

bezeichnet werden. Auch die Entschädigung steht nur<br />

denjenigen zu, die ein rechtliches Urteil gegen sich oder<br />

ihre Angehörigen nachweisen können. Ausgeschlossen<br />

sind die Opfer, die außergerichtlich von den Falangisten<br />

ermordet, gefoltert, vergewaltigt oder inhaftiert wurden.<br />

Weiter sieht das Gesetz nicht vor die Verantwortlichen<br />

zur Rechenschaft zu ziehen, oder die Verfolgten für ihr<br />

vom Staat enteignetes Vermögen zu entschädigen.<br />

Schließlich missachtet das Gesetz sogar die wichtigste<br />

Empfehlung des Europaparlaments, eine Wahrheitskommission<br />

einzurichten.<br />

venceremos<br />

57<br />

* Walther<br />

Bernecker,<br />

Sören Brinkmann,<br />

Kampf der<br />

Erinnerungen:<br />

Der spanische<br />

Bürgerkrieg in<br />

Politik und Gesellschaft,<br />

2006,<br />

S.113

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