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Nr. 25 - Injuka Kunst

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<strong>Nr</strong>. <strong>25</strong><br />

Dezember<br />

1997<br />

DER<br />

STOCKSAMMLER


FRONTSEITE<br />

Prachtvoller, früher,<br />

deutscher<br />

Studentenstock<br />

aus der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts<br />

mit 23 cm langem<br />

Ziegenhainer<br />

Elfenbeingriff und<br />

Schuß aus<br />

tiefschwarzem<br />

Gabunebenholz mit<br />

Hirschhornabsatz.<br />

Der Griff ist auf der<br />

Vorderseite erhaben<br />

graviert mit dem<br />

Wappen einer<br />

Züricher<br />

Studentenverbindung<br />

und trägt die<br />

Jahreszahl 1847.<br />

Der kostbare und<br />

seltene Stock<br />

befindet sich im<br />

Originalerhaltungszu<br />

stand mit schöner<br />

Patina und leuchtender<br />

Oberfläche.<br />

Gesamtlänge 100 cm.<br />

Zum Vergleich hierbei<br />

in Fotokopie zwei<br />

Seiten aus dem<br />

Originalverkaufskatalog<br />

der Firma<br />

Glaser und Sohn,<br />

Dresden aus dem<br />

19. Jahrhundert.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

1 Vorwort<br />

3 Nachruf<br />

5 Die Briefträger, *Dipl. Ing. Hans Lersch, Nürnberg<br />

6 Von der Typologie des Sammlers, Dipl. Ing. Hans Lersch, Nürnberg<br />

7 Karneval Artikel, *Frank Monek, Richmond, USA<br />

9 Sammeln- Ein Uralter Instinkt, Daniel Goeudevert, Dortmund<br />

11 To Possess is To Own, Sol Parsow, Omaha, USA<br />

12 Don Quijote, Insa Kadri, München<br />

18 Gottes Fromme Söldner, *Rita Zinser, Neckargemünd<br />

22 Der Spazierstock des Försters und Holzhändlers<br />

Dipl. Ing. Hans Lersch, Nürnberg<br />

23 Stock und Schuh, *Eberhard Neidlein, München<br />

<strong>25</strong> Der Dandy, *Florus Schreiber, Giessen<br />

27 Wie wird ein Spazierstock krumm, *Dr. Winfried Becker, München<br />

29 Rasselnde Stöcke, Dr. Dieter Banzhaf, Heilbronn<br />

38 Shepherd’s crook business, *Nada Andraos, London<br />

40 Zwei Buchstaben die das Herz höher schlagen lassen<br />

Youssef Kadri, München<br />

43 Auktionsberichte, * Youssef Kadri, München<br />

54 Brief, Hans Lersch, Nürnberg<br />

55 Der Stock eines Wagnermeisters, Hans Lersch, Nürnberg<br />

56 Otto Richter, der Elfenbeinschnitzer, *Rudolf Elbert, Hamburg<br />

62 Ein prominenter Stockträger, *Insa Kadri, München<br />

63 Denkmäler, Hans Lersch, Nürnberg und Rita Zinser, Neckargemünd<br />

64 Personal view, *Youssef Kadri, München<br />

66 Briefmarken, *Dr. Dieter Banzhaf, Heilbronn<br />

67 Doppelschwänzige Sirene, Dr. Dieter Banzhaf, Heilbronn<br />

69 Scrimshaw, *Youssef Kadri, München<br />

71 Die Welt als Knauf, Youssef Kadri, München<br />

80 Neue Cites Regelung für Elfenbeinantiquitäten<br />

*Youssef Kadri, München<br />

* Mitgeteilt<br />

Herausgeber: Fa. <strong>Injuka</strong>-<strong>Kunst</strong>, Mainzerstr. 13, D-80804 München<br />

Layout: Youssef Kadri, München<br />

Jeder Autor ist verantwortlich für den Inhalt seines Artikels.


Liebe Stocksammlerfreunde,<br />

VORWORT<br />

vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß dieses Heft die <strong>Nr</strong>. <strong>25</strong><br />

trägt, ein Jubiläumsheft ist- das heißt,<br />

"Der Stocksammler" feiert Geburtstag!<br />

“Der Stocksammler” ist mittlerweile mit seinen etwa 2000<br />

publizierten, stockbezogenen Seiten weltführend. Er hat zum Thema<br />

“Stockforschen” erheblich beigetragen und Maßstäbe, die ihresgleichen<br />

suchen, gesetzt. Er gehört zur Pflichtlektüre eines jeden<br />

ernsthaften Stocksammlers im In- und Ausland.<br />

Zur Erinnerung an die Geburtsstunde drucken wir hier nachfolgend<br />

das Vorwort der 1. Ausgabe von Herrn Dr. Banzhaf aus dem<br />

Jahre 1978.<br />

Es gibt noch sehr viel zu tun, und wir brauchen alle ihre<br />

Unterstützung und tätige Mitarbeit, diese Aufgabe weiterzuführen.<br />

Form, Umfang und Inhalt des Heftes haben sich im Laufe der Jahre<br />

verändert und verbessert- nicht nur durch die Umstellung auf den<br />

Computer. Auch dieses" Geburtstagsheft" enthält wieder viel<br />

Wissenswertes zum Thema ''Stock", wie auch Beiträge zum<br />

Schmunzeln.<br />

Mit den besten Wünschen für ein friedliches, harmonisches<br />

Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr 1998 sind wir,<br />

wie immer,<br />

Ihre<br />

1


Im August erhielten wir die traurige Mitteilung,<br />

daß uns unser lieber Stocksammlerfreund Bill<br />

Schulin aus Köln für immer verlassen hat. Herr<br />

Schulin erlag am 28. 7. 97 einem langen Herzleiden,<br />

daß ihn schon in den letzten Jahren an vielen<br />

Aktivitäten gehindert hatte. Nach einer langen<br />

Zeit seines Lebens aktiv im Dienste des Staates<br />

hatte er sich nach seiner Pensionierung seinen<br />

Hobbies, unter anderem der Stocksammelei,<br />

intensiv gewidmet und seine “Hundeschar” um<br />

viele Rassen bereichert. Viele fröhliche Stunden<br />

haben wir mit ihm und seiner Lebensgefährtin<br />

Elena von Cöllen verbracht- es wurde bei vielen<br />

Gläsern “Köllsch” gefachsimpelt und die Welt<br />

verbessert. Er ist nun hoffentlich in einer<br />

besseren- das wünschen wir ihm und denken<br />

schmunzelnd an ihn. Wir werden ihn nie vergessen!<br />

3


Oben: Herr Schulin zwischen Dr. Dieter.<br />

Banzhaf und Youssef Kadri in Stierberg.<br />

Rechts:Herr Schulin mit seinem Köllner<br />

Freund Dr. Edgar Schlösser.<br />

Wir erinnern uns gerne an Herrn Bill<br />

Schulin, mit dem wir alle viele schöne<br />

Stunden verbracht haben. Sein<br />

“Köllsche” Humor- oft bissig, aber nie<br />

verletzend- war von allen Sammlern<br />

geschätzt. Seine “Hundeschar “und wir<br />

alle vermissen ihn und trauern.<br />

4<br />

Links: Herr Schulin mit Insa Kadri. Unten:<br />

Elena von Cöllen, Gudrun Banzhaf und<br />

einige Hunde aus seiner umfangreichen<br />

Stocksammlung.


Adrett gekleidet die Briefträger des Reichsoberpostamtes Augsburg, Michael<br />

und Aloys Bizl im Jahre 1755. (Originalblatt im Ostmuseum Frankfurt am Main)<br />

5


Von on der Typologie Typologie<br />

des Sammlers<br />

" Colligite fragmenta, ne pereant "<br />

So schrieb der vor 557 Jahren geborene<br />

Nürnberger Arzt und Humanist<br />

HARTMANN SCHEDEL (1440-1514) in<br />

eines seiner Bücher.<br />

„Sammelt das Verstreute, damit es nicht<br />

verlorengeht."<br />

Im Jahre 1987 brachte der Bayrische<br />

Rundfunk eine Betrachtung , aus der Feder<br />

des Nestors der deutschen Stocksammler,<br />

des leider zu früh verstorbenen Ulrich<br />

Klever. Er hatte sich Gedanken gemacht<br />

über den Sammler im allgemeinen. Es<br />

würde zu weit führen, den ganzen Vortrag<br />

hier wiederzugeben. Gestatten Sie mir nur<br />

einige Sätze, in denen wir uns vielleicht<br />

wiederfinden, zu zitieren. Ich sammele<br />

schöne Dinge, d.h. Gegenstände, die mir<br />

ästhetisch, interessant und merkwürdig<br />

genug erscheinen, mich mit Ihnen zu<br />

umgeben oder zu befassen.<br />

“Sammler sind glückliche Menschen”<br />

sagte Goethe, der selber Sammler war. Ein<br />

Reich, in das man sich jederzeit zurückziehen<br />

kann. Auch mit dem Polieren von<br />

Spazierstöcken ist man in seinem ureigenen<br />

Reservat. Ist es nicht fabelhaft, wenn man<br />

für ein paar Stunden, ganz nach Wunsch,<br />

der Wirklichkeit entfliehen kann? Ich mag<br />

es bezeugen. “Sammeln macht glücklich!”<br />

Sammeln macht aber auch unglücklich,<br />

wenn man nach Vollständigkeit strebt und<br />

sie nicht erreichen kann, weil es aus<br />

Platzgründen unmöglich ist, oder das<br />

fehlende Format verschwunden scheint.<br />

H. Lersch, Nürnberg<br />

6<br />

Sammeln kann auch noch traurig machen.<br />

Jeder echte Sammler kennt die Situation.<br />

Das Stück, nach dem man jahrelang sucht,<br />

von dem man träumte, das man sich in<br />

seiner Sammlung vorstellte, das man<br />

erstrebte, auf einmal wird es einem angeboten.<br />

Man kauft, bedenkenlos oder mit<br />

einem schlechten Gewissen, der Preis, die<br />

Ausgabe- und das gerade vor einem<br />

Urlaub oder einer größeren Anschaffung!<br />

Man trägt das Stück nach Hause, stellt es<br />

auf den vorgesehenen Platz und dann<br />

kommt die Ernüchterung. Man macht sich<br />

Vorwürfe, nennt sich Verschwender und es<br />

dauert eine Zeit, bis man eine gewisse<br />

kleine Traurigkeit verloren hat und das<br />

gefundene, geliebte Objekt so schätzt, wie<br />

es ihm zusteht. Sammeln ist ein ständiger<br />

Zwiespalt zwischen besitzen wollen, der<br />

Sammlung einverleiben und der<br />

Sehnsucht nach Neuem.<br />

-So ist der Weg zu den Dingen das wahre Ziel!<br />

-Man muß sich zwischen Speziellem und<br />

Vielfalt entscheiden.<br />

-Man sammelt Spazierstöcke, sucht<br />

Graphiken und Bilder mit Menschen, die<br />

Stöcke tragen, entdeckt den Reiz der<br />

Modegraphik, bezieht Trachten mit ein.<br />

Resumé: Wohnung voll, Konto leer, Frau<br />

sauer und die Kinder halten mich für verrückt.<br />

-Sammler sind die Reservearme der<br />

Wissenschaft.<br />

-Sie sind Industriearchäologen.<br />

-Erwerben, - um es zu besitzen.<br />

-Der Zauber des unerreichten Schatzes.<br />

-Sammler sind komplexe Naturen,<br />

Schatzträumer.<br />

-Das Produzieren von <strong>Kunst</strong> entspricht


den gleichen Trieben wie das Sammeln<br />

von <strong>Kunst</strong>.<br />

-Manchmal macht er einen Fund, und der<br />

ist ein ganzes Sammlerleben wert.<br />

-Er glaubt an die Wertanlage mit<br />

Zugewinn.<br />

-Er muß nicht immer ein echter Sammler sein!<br />

-Der Glaube hat Alibifunktion und beruhigt<br />

das permanente schlechte Gewissen.<br />

Trotzdem lehnt jeder Sammler es ab, aus<br />

Spekulationsgründen zu sammeln.<br />

-Sammlerschicksal!<br />

-Sammeln als Vermögensanlage?<br />

Nein danke!<br />

Die Kataloge sind die Börsenzettel des<br />

<strong>Kunst</strong>handels. Besserwisser kann man nur<br />

mit eigenem, noch besserem Wissen ausschalten.<br />

Man muß sie schonungslos als<br />

Schwätzer hinstellen, dann hat man zwar<br />

7<br />

keinen Freund gewonnen, aber die eigene<br />

Ruhe. Welche Sammlung ich auch immer<br />

besichtigt habe, das Gespräch über günstigen<br />

Einkauf, im Flohmarkt Jargon<br />

„Schnäppchen" genannt, gehörte jedesmal<br />

dazu, wobei die meisten Sammler das<br />

Sammeln als Spekulation entrüstet ablehnten.<br />

-Sammeln als Wertanlage oder<br />

Altersversorgung? Nein danke!<br />

-Alle Welt scheint zu sammeln.-Die<br />

Händler sind Partner des Sammlers.<br />

-Die wichtigste Funktion der Auktion ist<br />

das Offenlegen der Preise.<br />

Soweit die “Ausrisse”, wie das der Spiegel<br />

bezeichnet, aus dem Artikel von Ulrich<br />

Klever, der ein Vollblutsammler war und<br />

sich, für den, der das nicht weiß, auf vielen<br />

Gebieten betätigt hat, der nicht nur<br />

Spazierstöcke gesammelt hat.<br />

Die hier<br />

und auf der<br />

nächsten Seite<br />

abgebildeten zwei<br />

Katalogblätter<br />

stammen aus<br />

einem<br />

amerikanischen<br />

“Karneval<br />

Artikel”<br />

Versandhaus<br />

Katalog<br />

aus dem Jahr<br />

1940.<br />

Diese Stöcke<br />

haben heute in<br />

USA viele<br />

Liebhaber,<br />

der jetzige<br />

Marktwert liegt<br />

bei US$ 50.per<br />

Stück.


Sammeln- Ein Uralter Instinkt<br />

Vom om Hundeliebhaber zum Stocksammler<br />

9<br />

Im Leben eines jeden Menschen<br />

kommt wohl irgendwann einmal<br />

der Zeitpunkt, da er das Gefühl,<br />

ja gar das Bedürfnis verspürt,<br />

etwas anderes, neues zu tun.<br />

Viele lassen diesen Augenblick<br />

unbeachtet vorübergehen. Einige<br />

hören darauf: Die einen lassen<br />

sich einen Bart oder - heutzutage<br />

wohl eher - einen Zopf wachsen.<br />

Andere besinnen sich auf einen<br />

uralten Instinkt des Menschen<br />

zurück und beginnen etwas zu<br />

sammeln.<br />

Daniel<br />

Goeudevert mit<br />

einem seiner<br />

Lieblingsstöcke


Ich war einer von denen und verstand<br />

dies im Sinne eines konstruktiven<br />

Umganges mit der Midlife-crisis. Allein,<br />

ich vermochte mich weder für<br />

Briefmarken, Zuckerbeutel oder Münzen<br />

und schon gar nicht für Kaffeesahne<br />

Deckel zu entscheiden. Kurzum, ich hatte<br />

nicht den geringsten Schimmer, was in<br />

aller Welt ich zu sammeln beginnen wollte.<br />

In dieser mißlichen Lage kam mir<br />

eine Fernsehsendung zu Hilfe, die über<br />

das Sammeln von Spazierstöcken und<br />

insbesondere von solchen mit<br />

Hundeköpfen aus Elfenbein und Silber<br />

berichtete.<br />

Seit Kindesbeinen habe ich eine<br />

große Schwäche für diesen Vierbeiner. In<br />

der Familie meiner Eltern hatte es immer<br />

Hunde gegeben, und ich führte diese<br />

Tradition in meiner eigenen fort. Warum<br />

sollte ich meiner Zuneigung zu dieser<br />

Spezies nicht in Form einer Sammlung<br />

Ausdruck verleihen? Da lag der Hund<br />

begraben!<br />

Gedacht, getan. Ich erkundigte<br />

mich beim Fernsehsender und lernte so<br />

den Freund des Sammlers Lutz Sterman,<br />

Herrn Kadri aus München, kennen. Ich<br />

war damals Chef von Ford Deutschland<br />

und werde nie den ersten Besuch von<br />

Herrn Kadri in meinem Kölner Büro<br />

vergessen.<br />

Nachdem er die schützenden<br />

Hürden von der Pforte über die<br />

Sicherheitsschikanen bis zum Sekretariat<br />

souverän geschafft hatte, landete er bei<br />

mir zusammen mit zwei länglichen<br />

Säcken aus grobem Leinen prall gefüllt<br />

mit Stöcken aller Art und Gattung.<br />

Herr Kadri ist nicht nur ein<br />

anerkannter Experte auf seinem Gebiet,<br />

er weiß auch nach allen Regeln der <strong>Kunst</strong><br />

zu verkaufen. Bei mir war er damals zum<br />

ersten Mal und konnte folglich nicht<br />

10<br />

genau wissen, mit wem er es zu tun hatte,<br />

was ich kaufen wollte und welchen Preis<br />

zu bezahlen ich bereit sein würde.<br />

Trotzdem hat er es verstanden, mir aus<br />

seinem Stockpanoptikum gleich drei<br />

Stücke zu verkaufen. Spontan entschied<br />

ich mich für diejenigen, die mir am besten<br />

gefielen, „hundeverziert" natürlich.<br />

Seither sind fünfzehn Jahre vergangen,<br />

und ich kaufe so gut wie ausschließlich<br />

bei Herrn Kadri ein, mit dem<br />

ich mich genüßlich auf Deutsch, aber<br />

auch auf Französisch unterhalte. Und<br />

unsere Gespräche beschränken sich bei<br />

weitem nicht auf das Thema Stock. Wir<br />

sprechen über Gott und die Welt, über<br />

Essen und Wein, ein weiteres Gebiet, auf<br />

dem Herr Kadri nicht zu schlagen ist. Es<br />

ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte,<br />

daß ich durch ihn endgültig auf den Hund<br />

gekommen bin.<br />

Aber was für eine Freude, wenn ich<br />

meine schönen Exemplare sehe oder<br />

anfasse. Hunde, Hunde, Hunde, von<br />

denen Victor Hugo einma1 schrieb, sie<br />

seien eine Tugend, die nicht Mensch werden<br />

konnte und dabei zum Tier wurde.<br />

Mein Glück als Sammler und mittlerweile<br />

auch als Freund von den Kadris<br />

wäre vollkommen, wenn meine<br />

Kollektion nur vollständig wäre. Ein<br />

Hund fehlt mir noch. Er sieht aus wie ein<br />

Metzger, und gelänge es mir, dank<br />

diesem kurzen Text und der Hilfe von<br />

Herrn Kadri diesen schlafenden Hund zu<br />

wecken und zu erwerben, dann wäre<br />

Goeudevert in seiner Eigenschaft als<br />

Sammler im siebten Himmel.<br />

___<br />

Daniel Goeudevert, 16. 10.97/AdM<br />

Ehem. Vorstandsvorsitzender der<br />

Ford Werke, Köln<br />

Ehem. Stellvertretender Vorsitzender des<br />

Vorstandes der Volkswagen AG


TO POSSESS, is TO OWN"<br />

Ever since the beginning of time, people have been<br />

driven to own something, that someone else has owned, a<br />

limited quantity of, or even an object that is so intriguing,<br />

that I say to myself :"I want to own that". Collecting is a<br />

disease, not fatal, but satisfying ones own self to indulge<br />

in a fantasy of ownership.<br />

Just imagine holding an object in your hand, that is<br />

hundred of years old, or a painting, that an artist painted<br />

two or three hundred years ago, sold it for a fraction<br />

of its worth and now it’s worth a fortune. That’s what collecting<br />

is all about.<br />

I never started out to collect walking sticks. (canes)<br />

Two of my customers in my men’s clothing shop, were collectors.<br />

When I went on vacations or trips abroad, I spent<br />

time antique shopping for them as a personal favor.<br />

Naturally they were thrilled to buy them, no commission<br />

of course, and all was fine, because it gave me something<br />

to do.<br />

As it happened, both of them passed away and on<br />

my next trip I had canes waiting for me to buy. You<br />

guessed it, I was hooked and soon I became the collector.<br />

I share a passion with people all over the world and so I<br />

say to you :<br />

"Get involved with something old and you will never be<br />

the same".<br />

Collectors are happy people!<br />

As always,<br />

Sol Parsow<br />

11


Nur wenige Figuren der<br />

Weltliteratur haben die Jahrhunderte überdauert<br />

wie das ungleiche Paar Don<br />

Quijote und Sancho Pansa. Mit der<br />

Geschichte vom ehrbaren Edelmann, dem<br />

die Lektüre der modischen Ritterromane<br />

zu Kopf gestiegen ist, schuf Cervantes<br />

einen unvergänglichen Kosmos<br />

menschlicher Verhaltensweisen.<br />

Im ersten Teil des Romans<br />

bricht der "sinnreiche Junker" Don<br />

Quijote auf, um in heldenhaft- närrischen<br />

Taten als Beschützer der<br />

Armen und Verlassenen seinen<br />

Idealen von Gerechtigkeit und<br />

Liebe zum Sieg zu verhelfen. Bald<br />

gesellt sich ihm als Knappe Sancho<br />

Pansa hinzu, sein treuer Diener mit<br />

praktischem Lebenssinn. Obwohl<br />

Don Quijote bei seinen Abenteuern<br />

meist Schiffbruch erleidet und<br />

Prügel bezieht, bleibt er siegesgewiß<br />

und zuversichtlich, solange<br />

ihn die Liebe zur unbekannten<br />

Dulcinea immer wieder aufrichtet.<br />

Doch im zweiten Teil bahnt sich<br />

sein Niedergang an; im Widerspiel<br />

von Ideal und Wirklichkeit, von<br />

Narrheit und Vernunft wird die<br />

tragische Erfahrung der Unerfüllbarkeit<br />

von Idealen immer mehr zur<br />

Gewißheit. Don Quijotes Umwelt treibt<br />

solange das grausame Spiel mit seiner<br />

Narrheit, bis seine Trugwelt zusammenbricht.<br />

Seine grenzenlose Enttäuschung<br />

schlägt um in tödliche Krankheit. Doch<br />

indem er die entzauberte und trübselige<br />

Wirklichkeit erkennt, kehrt er zurück zu<br />

DON QUIJOTE<br />

Der Sinnreiche Sinnreiche<br />

Junker von der Mancha<br />

Insa Kadri<br />

12<br />

sich selbst und stirbt in heiterer<br />

Gelassenheit als Alonso Quijano der Gute.<br />

Cervantes ließ in diesem I605 und<br />

16I5 in zwei Teilen erschienenen<br />

Roman die ursprüngliche Idee einer<br />

bloßen Parodie auf den Ritterroman<br />

weit hinter sich und schuf voll<br />

Don Quijote, der Ritter von der traurigen Gestalt<br />

schöpferischer Phantasie und vitaler<br />

Erzählfreude ein- wie es die Romantiker<br />

nannten- “Universalkunstwerk”, das<br />

nicht nur im Lauf der Jahrhunderte<br />

zahllose Nachahmer gefunden hat, sondern<br />

in Literatur, Musik und bildender<br />

<strong>Kunst</strong> die schöpferische Phantasie zu<br />

vielfältiger Gestaltung anregte.


Zu den nebenstehenden Abbildungen<br />

folgender Text aus der<br />

Originalausgabe von Cervantes:<br />

Das Geschrei, das der arme gewippte<br />

Sancho ausstieß, war so gewaltig, daß<br />

es zu den Ohren seines Herrn drang;<br />

dieser hielt an, um aufmerksam zu<br />

horchen, und glaubte schon, daß ein<br />

neues Abenteuer<br />

im Anzug sei, bis<br />

er zuletzt deutlich<br />

erkannte, es sei<br />

sein Schildknappe,<br />

der da so schreie.<br />

Sogleich wendete<br />

er um und eilte in<br />

einem schwächlichen<br />

Galopp zur<br />

Schenke; und da er<br />

sie verschlossen<br />

fand, ritt er um sie<br />

herum, um eine<br />

Stelle aufzufinden,<br />

wo er hinein könne.<br />

Aber kaum war er<br />

zur Hofmauer<br />

gelangt, die nicht<br />

sehr hoch war, als<br />

er das arge Spiel<br />

erschaute, das man<br />

mit seinem Knappen<br />

trieb. Er sah ihn in<br />

den Lüften auf<br />

und nieder fliegen<br />

mit so viel Anmut<br />

und Behendigkeit,<br />

daß ich überzeugt bin, hätte sein grimmiger<br />

Zorn es ihm gestattet, so hätte<br />

er lachen müssen. Er versuchte, vom<br />

Sattel aus auf die Mauer zu steigen,<br />

aber er war so zerwalkt und zerschlagen,<br />

daß er nicht einmal absteigen<br />

13<br />

konnte. Und so begann er vom Gaul<br />

herunter gegen die Burschen, die den<br />

guten Sancho wippten, so viel<br />

ehrenrührige Schmähungen und<br />

Schimpfworte auszustoßen, daß es<br />

unmöglich ist, sie alle niederzuschreiben.<br />

Allein sie hörten darum<br />

weder mit ihrem Gelächter noch mit<br />

ihrer Beschäftigung auf, sowenig<br />

Sancho in seinem Fluge sein Jammern<br />

ließ, in das er bald Drohungen, bald<br />

Bitten mischte. Aber alles das half<br />

ihm wenig, half ihm gar nichts, bis sie<br />

zuletzt aus lauter Ermüdung von ihm<br />

abließen.


Der Roman<br />

von Cervantes<br />

über das Leben<br />

und die Abenteuer<br />

von<br />

Don Quijote<br />

und seinem<br />

Knappen<br />

Sancho Pansa<br />

hat, unter<br />

anderem, auch<br />

Spazierstock<br />

macher<br />

inspiriert.<br />

Im vorigen<br />

Jahr sind uns<br />

zwei attraktive<br />

Exemplare<br />

begegnet,<br />

die in anschaulicher<br />

Weise<br />

verschiedene<br />

Szenen<br />

wiedergeben.<br />

Die<br />

Kupferstiche<br />

von “Grandin”<br />

könnten die<br />

Vorlage hierfür<br />

gewesen<br />

sein.<br />

Ein guter, deutscher Spazierstock aus der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts mit einem 6,5 cm hohen<br />

Silberknauf im Renaissancestil auf seinem<br />

originalen, echten, durchgehendem Malaccaschuß<br />

mit Weißmetallzwinge. Der Knauf ist<br />

rundherum und auf der Oberseite modelliert<br />

mit Szenen aus dem Leben von Don Quijote<br />

und seinem Knappen Sancho Pansa, reichlich<br />

verziert und umrahmt von barocken Girlanden,<br />

Kartuschen und Köpfen. Er trägt im unteren<br />

Bereich deutsche Punzen und ist prachtvoll<br />

und detailliert ausgeführt. Der ganze Stock<br />

befindet sich in perfektem Erhaltungszustand.<br />

Gesamtlänge 87 cm<br />

14


Ein qualitätvoller, austroungarischer<br />

Spazierstock<br />

aus dem frühen 19. Jahrhundert<br />

mit einem außergewöhnlichen,<br />

6 cm<br />

hohen, silber- vergoldeten<br />

Knauf im Renaissancestil<br />

auf seinem originalen,<br />

rötlichen, durchgehendem<br />

Malaccaschuß mit<br />

Bronzeabsatz.<br />

Der Knauf ist rund<br />

herum sehr fein modelliert<br />

mit acht verschiedenen<br />

Szenen aus dem<br />

abenteuerlichen Leben<br />

von Don Quijote und<br />

seinem Knappen Sancho<br />

Pansa umrahmt von<br />

geflügelten Fabeltieren.<br />

Auf der Oberseite<br />

befindet sich ein eingelegter,<br />

runder Lapislazuli<br />

Cabochon.<br />

Der Stock befindet sich<br />

in perfektem Originalzustand<br />

mit schöner,<br />

warmer Patina.<br />

Auch hier könnten die<br />

Stiche von “Grandin”<br />

Vorlage gewesen sein.<br />

Gesamtlänge 88 cm<br />

Die Oberseite des Knaufes mit dem eingelegten<br />

Lapislazuli Cabochon., unten die<br />

Wiedergabe eines Stiches von “Grandin” mit<br />

einer Szene aus dem Leben von Don Quijote,<br />

der sich eine Barbierschüssel als Hut aufsetzt.<br />

16


DOMSCHWEIZER / In sieben deutschen Diözesen versehen die Ordnungshüter ihren Dienst<br />

GOTTES FROMME SÖLDNER<br />

Ihre Anwesenheit ist wichtiger denn je. Sie<br />

sorgen dafür, daß trotz der Besuchermassen<br />

die Würde der Gotteshäuser bewahrt bleibt.<br />

KONRAD HÜNERFELD<br />

„Wenn die Leute hier rauchen, haben<br />

wir etwas dagegen, besonders dann, wenn<br />

sie ihre Kippe ins Weihwasserbecken werfen“.<br />

Werner Högle, seit zwölf Jahren<br />

Domschweizer im Freiburger Münster, könnte<br />

über das Verhalten mancher Touristen in<br />

“seiner” Kirche ein zum Bestseller<br />

avancierendes Buch schreiben. Einmal, so<br />

erzählt er, sei er sogar bedroht worden. Ein<br />

Besucher, der in der Kirchenbank genüßlich<br />

eine Wurst verdrückte, war auf die<br />

Aufforderung, dies doch bitte bleiben zu<br />

lassen, so verärgert, daß er ausrief:<br />

“Bürschle sei ruhig, weil ich dir sonst beim<br />

nächsten Mal das Gurgelknöpfle durchschneide“.<br />

Insgesamt überwiegen in Högles<br />

reichem Erfahrungsschatz jedoch die<br />

kuriosen Geschichten, die häufig genug<br />

Anlaß zu Gelächter gaben - eine Seltenheit<br />

im grauen Dienstalltag.<br />

An manchen Tagen haben Werner<br />

Högle und sein Kollege Walter Haas wirklich<br />

keinen Grund zum Lachen. Als<br />

Domschweizer der Freiburger Bistumskirche<br />

müssen sie zu Spitzenzeiten bis zu 10 000<br />

Touristen beaufsichtigen, die das gotische<br />

Prachtbauwerk aufsuchen, und viele davon<br />

müssen daran erinnert werden, daß sie sich<br />

in einem Gotteshaus befinden. Domschweizer<br />

sind primär Ordnungshüter und<br />

besitzen im Zweifelsfalle sogar Hausrecht.<br />

Das Dilemma, das letztlich hinter<br />

dem häufigen Fehlverhalten (“Viele wundern<br />

sich, daß sie ihren Fiffi draußen lassen<br />

müssen”) der Besucher steckt, bringt Högle<br />

18<br />

ohne Umschweife auf den Punkt: “Es gibt<br />

sehr viele Menschen, die keinen Bezug zur<br />

Religion haben und sich so benehmen, als<br />

seien sie auf dem Bahnsteig - nur: Auf<br />

einem Bahnsteig geht es oft ruhiger zu”. Die<br />

beiden um die 60 Jahre alten Männer sind<br />

lokale Urgesteine, die die Würde “ihrer”<br />

Kathedrale mit Leidenschaft verteidigen<br />

und versuchen, den Besuchern das Bauwerk<br />

auch ideen- und kunstgeschichtlich näherzubringen.<br />

So führen sie täglich interessierte<br />

Gruppen durch den Kapellenkranz<br />

des Münsters und zeigen sich als exquisite<br />

Kenner der Pfarr- und Bischofskirche.<br />

Rund fünf Stunden verbringt jeder der<br />

beiden täglich im Dom - im Schichtwechsel.<br />

Besonders gefragt ist ihre Wachsamkeit am<br />

Sonntag, wenn es darum geht, den<br />

Tourismus für die Dauer des Gottesdienstes<br />

zu unterbinden. Sternstunde ihrer Tätigkeit<br />

sind indes die Hoch- und Pontifikalämter,<br />

bei denen die beiden Leibgarden die Einund<br />

Auszugsprozession anführen.<br />

Mit Stab und Handschuhen<br />

Zum Beispiel an Ostern: Das<br />

Pontifikalamt beginnt wie immer um zehn<br />

Uhr. Die Kirche ist voller als üblich. Unter<br />

der Urgewalt der Freiburger Orgel (übrigens<br />

der zweitgrößten in Deutschland) ziehen die<br />

Ministranten, das Domkapitel, Diakone und<br />

die Konzelebranten mit dem Erzbischof ein.<br />

Die Prozession geht von der Sakristei auf<br />

der Südseite ungefähr 50 Meter geradeaus<br />

bis zum Quergang des Hauptschiffes, dann<br />

im rechten Winkel bis zur Mitte und wieder<br />

90 Grad in den Mittelgang hinein gerade auf<br />

den hellerleuchteten Altar zu. Jetzt sind es<br />

noch 30 Meter bis zu diesem Ziel.


Domschweizer Walter Haas führt den Einzug an und bahnt den Weg durch<br />

die Menschen, die im Gang stehen müssen. Der Domschweizer im langen,<br />

roten Gewand hat weiße Glacéhandschuhe an, er trägt eine rote,<br />

barettähnliche Kopfbedeckung. In der<br />

linken Hand hält er einen blankgeputzten<br />

silbernen Stab, der einen dicken turbanförmigen<br />

goldenen Aufsatz hat.<br />

19<br />

Touristen enttarnen<br />

Haas erreicht als erster die<br />

Anfangsstufen des Altars. Er schert kurz<br />

nach rechts aus, bleibt wie zu einem<br />

Spalier stehen und läßt den Zug an sich<br />

vorbeigehen. Der Klerus nimmt nun nach<br />

Verbeugung vor dem Altar seine Plätze im<br />

Chor ein. Wenn der Bischof als letzter<br />

der Prozession an<br />

Domschweizer Haas vorbei<br />

ist, schreitet er<br />

gemessenen Schrittes<br />

in das Innere des<br />

Hauptschiffes und<br />

kümmert sich<br />

darum, daß die<br />

Gottesdienstbesucher<br />

störungsfrei<br />

mitfeiern können.<br />

Manchmal<br />

reichen<br />

strenge<br />

Blicke,<br />

spielende<br />

Kinder zur<br />

Ruhe zu<br />

mahnen.<br />

Hin und<br />

wieder<br />

müssen


tratschende Gottesdienstbesucher, die sich<br />

nach entsprechender “Observierung” doch<br />

als Touristen entpuppen, entweder den<br />

“Baedeker” mit dem Gotteslob eintauschen<br />

oder draußen bis zum Ende der<br />

Meßfeier warten.<br />

Werner Högle und Walter Haas<br />

haben in einigen Bistümern Kollegen, die<br />

mit den gleichen Aufgaben und Problemen<br />

konfrontiert sind. Die Domdienste, zu<br />

denen auch die Domschweizer gehören,<br />

werden diözesan geregelt. So sind nur in<br />

sechs weiteren deutschen Bistümern<br />

Domschweizer tätig: in Bamberg, Köln,<br />

Limburg, Mainz, Speyer und Trier.<br />

Während in Freiburg die Domschweizer<br />

außerhalb der Gottesdienste in “Zivil”<br />

sind und nur durch eine gelb- weiße<br />

Armbinde als solche zu erkennen sind,<br />

werden die roten Gewänder in Köln,<br />

allerdings dann ohne Kopfbedeckung und<br />

Stab, ständig getragen. Hier sind sogar<br />

insgesamt 18 Männer angestellt, von<br />

denen jeweils vier gleichzeitig im Einsatz<br />

sind. Nach Angaben des Kölner<br />

Domforums besuchen täglich bis zu 20 000<br />

Touristen die Kathedrale der Rheinmetropole.<br />

Der hohe Personalaufwand, um diese<br />

Besuchermassen zu überblicken und<br />

gegebenenfalls anzumahnen, scheint mehr<br />

als gerechtfertigt.<br />

So wie in Köln die stets rot gekleideten<br />

Domschweizer sich in ihrer großen<br />

Anzahl von ihren Kollegen in den anderen<br />

Bistümern unterscheiden, so ist auch die<br />

Bekleidung der Domschweizer in Mainz<br />

hervorzuheben, weil es sich hierbei um<br />

eine historische Uniform handelt. Sobald<br />

es offiziell wird, ziert ein Dreispitz den<br />

Kopf, wird Frack, Hellebarde und Stock<br />

mit Silberknauf getragen. Im Winter gibt<br />

es eine kleine Abweichung, dann ist es<br />

statt des Fracks ein Mantel.<br />

Bei besonders feierlichen Anlässen<br />

tragen die Domschweizer den Dreispitz,<br />

20<br />

der zusätzlich mit weißem Straußenflaum<br />

besetzt ist. Der Mainzer Bischof Colmar<br />

hatte als Reverenz für Napoleon im Jahr<br />

1802 diese Uniform eingeführt, doch auch<br />

schon vorher gab es die Einrichtung des<br />

Domschweizers in Mainz. Wie aber steht<br />

es überhaupt um die Ursprünge dieser<br />

Einrichtung und um die Herkunft des<br />

Namens “Domschweizer“?<br />

Nur wenige der Gläubigen wissen<br />

über die Institution der Domschweizer<br />

Bescheid. Nach einem Domgottesdienst<br />

nach den Herren in den bunten Gewändern<br />

befragt, ist in den meisten Fällen zu hören,<br />

die Domschweizer hätten “irgend etwas<br />

mit dem Vatikan zu tun”. Tatsächlich geht<br />

die historische Wurzel und der Name der<br />

Domschweizer, wie man sie in<br />

Deutschland kennt, auf die Schweizergarde<br />

des Vatikans zurück. Offiziell stellt<br />

diese die Leibgarde des Papstes dar, ihr<br />

Beiname “Defensores ecclesia libertatis” -<br />

Verteidiger der Freiheit der Kirche - ist<br />

unverändert.<br />

Die Grundsätze der Schweizergarde<br />

sind: “tapfer und treu zum Heiligen Vater<br />

zu stehen, Schutz seiner Person und<br />

Residenz zu gewähren und den<br />

Mitarbeitern ein fruchtbares Arbeiten zum<br />

Nutzen der ganzen Weltkirche zu<br />

ermöglichen”. So jedenfalls steht es in den<br />

Statuten. “Die Voraussetzung jedes<br />

Gardisten dafür ist der Einsatz aller<br />

Kräfte, strenge Disziplin, im Notfall die<br />

Bereitschaft, das eigene Leben zu opfern”.<br />

Einst militärische Funktion<br />

Natürlich hatte diese einmalige<br />

Institution des Apostolischen Stuhles in<br />

den ersten Jahrhunderten nach ihrer<br />

Gründung durch Papst Julius II. im Jahr<br />

1506 zunächst eindeutig militärische<br />

Funktionen. Die Schweiz war überbevölkert,<br />

viele Einwohner mußten emigrieren


und absolvierten Söldnerdienste, um ihren<br />

Lebensunterhalt zu sichern. Damals waren<br />

die 15 000 Schweizer Söldner die besten<br />

Soldaten ihrer Zeit und wurden auch von<br />

spanischen und französischen Herrschern<br />

angefordert, um für diese Länder Krieg zu<br />

führen. Papst Julius II. segnete am<br />

22. Januar 1506 offiziell die Schweizergarde<br />

als Höhepunkt seiner Bestrebungen,<br />

die weltliche Macht der Kirche wiederherzustellen<br />

und die Macht des Papstes<br />

über Rom und den Kirchenstaat zu festigen.<br />

Voraussetzung für diese Reformpolitik<br />

Julius’ II. war seine persönliche<br />

Sicherheit in Italien. Die Schweizergarde<br />

sollte sie ihm und auch seinen<br />

Nachfolgern garantieren.<br />

In den folgenden Jahrhunderten<br />

zeigt sich, daß die Geschichte der Päpste<br />

mit der Schweizergarde steht und fällt.<br />

Nicht selten sahen sich nämlich die<br />

Nachfolger Petri bewaffneten Konflikten<br />

ausgesetzt. Ein wichtiges Datum in diesem<br />

Jahrhundert ist der Lateranvertrag vom<br />

11. Februar 1929. In dem Vertrag erhält<br />

der Heilige Stuhl das ausschließliche und<br />

absolute Recht, sich politisch und juristisch<br />

selbst zu verwalten. Damit geht ein<br />

entscheidender Wandel für die Funktion<br />

der Schweizergarde einher, denn seitdem<br />

ist sie eine Wachpolizei und stellt kein<br />

Frontmilitär mehr dar.<br />

Uniform von Michelangelo?<br />

Nicht stichhaltig belegt ist die<br />

Tatsache, daß die heutige Uniform der<br />

Schweizer auf Michelangelo zurückgeht,<br />

der genauso wie Raffael den Geschmack<br />

der Renaissance mitbestimmt und so angeblich<br />

indirekten Einfluß auf die<br />

Entwicklung der Uniform gehabt hat. Die<br />

Schweizergarde heißt im übrigen nicht nur<br />

so, sie ist auch tatsächlich eine Schweizer<br />

21<br />

Garde. Sämtliche Hauptleute und<br />

Mitglieder stammen aus der französischen,<br />

italienischen und deutschen Schweiz.<br />

Das Phänomen der Domschweizer<br />

ist ein ganz besonderes. Obwohl nur<br />

wenige Bischofskirchen auf ihre Dienste<br />

zurückgreifen, sind sie eine nicht nur alte,<br />

sondern auch unverzichtbare Institution.<br />

Sie sind mehr als gelangweilte Aufsichten,<br />

wie man sie aus Museen kennt. Gerade<br />

weil die Kirche kein Museum, sondern ein<br />

Gotteshaus ist, stehen die Tätigkeiten der<br />

Domschweizer in einem anderen Kontext.<br />

Sie sind die Streiter vor Ort (“Defensores”)<br />

und haben oft mit Menschen direkten<br />

Kontakt, die von der Würde des<br />

Kirchengebäudes deshalb nichts wissen,<br />

weil ihnen der religiöse Zugang fehlt.<br />

“Arbeit an der Basis” umschreibt Werner<br />

Högle denn auch die Verantwortlichkeit<br />

der Domschweizer recht treffend, ist doch<br />

seine und seiner Kollegen Aufgabe weit<br />

mehr als nur der Dienst von Ordnungshütern.<br />

Nicht selten kommt es vor, daß<br />

einem Rüffel so sofort die Erklärung folgt,<br />

warum ein bestimmtes Verhalten unangebracht<br />

war.<br />

Der pädagogische Auftrag der<br />

Domschweizer muß also hervorgehoben<br />

werden, verlangen sie doch nicht von<br />

jedem Touristen ein lupenreines religiöses<br />

Bekenntnis, sondern vielmehr Respekt<br />

und Rücksicht vor dem Glauben anderer<br />

und vor dem Gotteshaus. So setzen sie sich<br />

letztlich für alle diejenigen mit ein, denen<br />

religiöse Praxis und Anschauung etwas<br />

bedeutet.<br />

___<br />

Rheinischer Merkur<br />

Nummer 38, Seite 31<br />

CHRIST UND WELT<br />

19 September 1997


Der Spazierstock des Försters und Holzhändlers<br />

22<br />

Auf den Stock stieß ich in Oberfranken,<br />

in waldreicher Gegend.<br />

Nach sorgfältiger Reinigung von<br />

Holz und Metall kam ein schöner<br />

und seltener Stock zutage.<br />

Beschreibung:<br />

Material Eschenholz,<br />

Messing und Eisen.<br />

Höhe des Stocks 87 cm<br />

Maßeinteilung dreifach:<br />

Zentimeter, Zoll und vermutlich<br />

Fuß. (0-70 cm; 0-28 Zoll; 0-23 Fuß?<br />

Länge der beiden Eisenarme 44 cm<br />

Oberer Arm fest, ausgezogen rastet<br />

er in einer Vertiefung des Griffes<br />

ein. (Rundbogen)<br />

Unterer Arm beweglich, in<br />

Messingringen befestigt und<br />

verschiebbar nach oben und<br />

unten. Die Eisenarme können in<br />

eine Nut oder Vertiefung des<br />

Stockschusses eingelegt werden.<br />

Zwinge 4 cm aus Eisen, unten offen.<br />

Die beiden Eisenarme können<br />

durch einen Messingring am<br />

Schuß gehalten werden.<br />

Catherine Dike schreibt zu der Abbildung in ihrem 1982 erschienenen Buch:<br />

Maß eines Försters, um den Durchmesser der Stämme abzumessen. Die beiden festen<br />

Stangen ruhen in einer dafür vorgesehenen Vertiefung.<br />

Meyers- Lexikon von 1927: Holzmeßkluppe (kurz Kluppe genannt), ein forstlich hölzernes<br />

oder eisernes Instrument zum Messen des Durchmessers der Bäume.<br />

Aus der Holzmesskunde erfahren wir, daß die Kluppe zur Ermittlung des<br />

Kubikinhaltes, des Alters und des Zuwachses einzelner Bäume und ganzer Bestände<br />

dient. Maßeinheiten sind das Festmeter und das Raumeter. Festmeter= Raumaß= 1cbm<br />

fester Holzmasse, Raumeter: rm=1cbm geschichtetes Holz mit Zwischenräumen. Bei<br />

Scheitholz ist 1 rm 0,7-0,8, bei Stockholz = 0,45 fm.<br />

So erfahren wir über den Stock auch einiges über Holzmessung und stellen fest, wie<br />

praktisch doch ein Systemstock sein kann.<br />

H. Lersch, Nürnberg


Stock und Schuh<br />

23<br />

Stock und Hut steh'n ihm<br />

gut- jenem Hänschen klein, das<br />

jedermann aus dem auch heute<br />

noch beliebten Kinderlied kennt.<br />

Nur mit Stock und Hut aber zu<br />

wandern, dürfte auch unserem<br />

Hänschen beschwerlich gefallen<br />

sein: Schuh und Stock, Stock und<br />

Schuh sind die Geh- Hilfen, die<br />

nicht nur Hänschens frohgemutes<br />

Wandern, sondern lange Zeit hindurch<br />

die menschliche Fortbewegung<br />

sehr begünstigt haben, wo<br />

sie nicht überhaupt als unverzichtbar<br />

angesehen wurden. Unverzichtbar:<br />

Das gilt immer noch für den<br />

Schuh, der ja noch im Rennen istder<br />

Stock hingegen ist aus der<br />

Mode gekommen.<br />

Der Stock<br />

Der Stock<br />

Unsere Ausstellung konzentriert<br />

sich auf den Spazier- und<br />

Flanierstock und damit auf die<br />

Zeit von 1700 bis 1930. Ganz<br />

bewußt sind solche mitunter<br />

unentbehrlichen Geh- Hilfen wie<br />

Krankenstöcke und Krücken<br />

ebenso ausgeklammert wie jene<br />

Stöcke und Stäbe, die nicht mehr<br />

zum Gehen gebraucht werden:<br />

Der Krummstab des Bischofs, der<br />

Herold- und Marschallstab, das<br />

Szepter des Herrschers, der<br />

Rumorstab des Zunftmeisters, der<br />

Dirigentenstab des Orchesterleiters<br />

(der ehedem ein wirklicher<br />

Stock war!)- aber auch der<br />

Korporalstab des Unteroffiziers<br />

oder der peinliche Rohrstock<br />

strenger Schulmeister und Erzieher.<br />

,,Wir leben in der Nach<br />

Stockzeit. Der Lehrberuf des<br />

Stockmachers ist verschwunden,<br />

von den einigen wenigen<br />

Stockfabriken, die noch übrig<br />

bleiben, werden fast nur noch


Wanderstöcke für Touristenzentren, Krankenstöcke<br />

und Blindenstöcke hergestellt ". Das<br />

schreibt der Stocksammler Ulrich Klever 1980 an<br />

den Anfang seines Buches über ,,Stöcke”. Der<br />

Kulturhistoriker Max von Boehn nennt 1928 den<br />

Grund für das Verschwinden des einst so<br />

beliebten Artikels: ,, Erst seitdem jeder bessere<br />

Herr sich verpflichtet fühlt, immer eine<br />

Aktentasche mit sich herumzuschleppen, mag er<br />

auch nichts anderes darin haben, als eine Zeitung<br />

und seine Frühstückssemmel, ist der Spazierstock<br />

in den Hintergrund gedrängt worden, schon weil<br />

die wenigsten Herren geschickt genug sind, zwei<br />

Gegenstände tragen zu können, ohne sich und<br />

andere entsetzlich zu belästigen”. Und heute?<br />

Wer Auto fährt, braucht keinen Spazierstockweder<br />

als Geh- Hilfe noch als Prestigeobjekt.<br />

Wie war das früher?<br />

Es gab ausgesprochene Stock- Zeiten, in<br />

denen ,,Mann” Stock trug, wenn man mit der Mode<br />

gehen wollte. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden<br />

Spazierstöcke regelrechte Luxusgegenstände.<br />

Herren von Stand ließen sich gleich mehrere kostbare<br />

Stöcke machen; der sächsische Premierminister<br />

Heinrich Graf von Brühl allerdings, der für jeden<br />

seiner dreihundert Anzüge einen passenden Stock<br />

besaß, dürfte Ausnahme gewesen sein. Bereits<br />

gegen Ende des 18. Jahrhunderts trug man ,,Stock“<br />

als Zeichen männlicher Eleganz und gesellschaftliches<br />

Rangabzeichen- Flanierstöcke waren<br />

nicht mehr Geh- Hilfen, nicht mehr Spazierstöcke<br />

im eigentlichen Sinn.<br />

Neben der Aufgabe des Handstocks,<br />

Stütze, Statussymbol oder Modeartikel zu sein, gibt<br />

es aber auch noch andere Funktionen: Der heimliche<br />

Genießer kann in der Höhlung des Schusses ein<br />

Quantum geistigen Getränks zur gelegentlichen<br />

Erquickung mit sich führen; der Griff fungiert als<br />

Verschluß eines Hohlgefäßes. Harmloser ist es, eine<br />

wohlduftende Essenz darin zur Hand zu haben, was<br />

der Riech- oder Parfümstock ermöglichte. Daß der<br />

derbe Knotenstock des wandernden Handwerksgesellen<br />

oft auch als Waffe gebraucht wurde, ist nicht<br />

verwunderlich. Der Stockdegen aber ist eine<br />

Geheimwaffe mit langer Tradition: Schon Kurfürst<br />

August von Sachsen besaß ein Exemplar mit einer<br />

Panzerstecherklinge, die im Notfall mit dem Griff aus<br />

der Höhlung des Stockes gezogen werden konnte.<br />

24<br />

Ist von Gewehrstöcken die Rede, so bestimmen<br />

Schußwaffen das Innenleben des äußerlich<br />

harmlos scheinenden Requisits. Diese getarnten<br />

Waffen wurden zunächst zum Zwecke der<br />

Verteidigung so gerüstet, erwiesen sich aber auch<br />

für den meuchlings vorgetragenen Angriff ebenso<br />

nützlich wie für die heimliche Jagd- die Wilderei.<br />

Diese drei Verwendungsmöglichkeiten sind<br />

längst nicht alle, die dasselbe Prinzip nutzen: Stöcke<br />

können auch als Behälter für Rasierzeug oder Uhr,<br />

Teleskop oder Musikinstrument, Kompaß oder<br />

Meßlatte und vieles mehr dienen. Weithin bekannt<br />

sein dürfte immer noch der Stockschirm, aus dem<br />

der vom Regen überraschte Spaziergänger das<br />

schützende Dach hervorzaubern kann.<br />

Bieten sich solche ,,Systeme” in phantastischer<br />

Verschiedenheit an, so ist diese<br />

Verschiedenheit doch überschaubar. Nicht überschaubar<br />

aber ist das Thema ,,Stock”, wenn es um<br />

Material und Form geht. An dieser Stelle ist eine<br />

ganz besondere ,,Stock-” Eigenart zu erwähnen.<br />

Es liegt in der Natur der Sache, daß der Stock als<br />

Herrenmodeattribut auch als Träger erotischer<br />

Darstellungen, gemalt oder modelliert, dienen<br />

mußte. Modelliert - das betraf vor allem den<br />

Griff, der im Laufe der Entwicklung in unterschiedlichster<br />

Gestaltung erscheint: Kugel,<br />

Knopf, Polygon, Tier- und Menschenköpfe,<br />

Früchte, Blätter, Gliedmaßen- der Motivkatalog<br />

scheint unendlich. Wirklich unbegrenzt ist jedoch<br />

die Materialliste: Es gibt keinen Werkstoff, der<br />

nicht in der Stockproduktion verwendet worden<br />

wäre: Gold, Silber, Edelstein und Elfenbein,<br />

Bernstein, Perlmutt, Horn und Porzellan, Koralle,<br />

Narwalzahn und Glas, und sämtliche Holzarten<br />

sind nachweisbar, sowohl bei der Gestaltung des<br />

Griffes als des Schusses, des eigentlich die Länge<br />

des Stockes bestimmenden Teils. Lediglich die<br />

Manschette oder der Ring- zwischen Griff und<br />

Schuß- und die Zwinge sind als nur dienende<br />

Teile von dieser Entwicklung ausgeschlossen, die<br />

den ,,Stock” aus einem zunächst unbeachteten,<br />

inzwischen aber gesuchten und aussagekräftigen<br />

Objekt der Kulturgeschichte hat werden lassen.<br />

__<br />

Auf diese Ausstellung wurden wir durch Herrn Dr. Nebel<br />

aufmerksam gemacht, der uns auch den Originalprospekt<br />

schickte. Herr E. Neidlein aus München, Mitveranstalter<br />

der Ausstellung, erlaubte uns, den interessanten<br />

Text in den “Stocksammler” zu übernehmen.


Wer er seine Schuhe auch von unten putzt<br />

DEN HAAG, im Juli<br />

Perfektes <strong>Kunst</strong>werk aus Geist und Körper:<br />

„Der Dandy" in Den Haag<br />

Eigentlich schien er ausgestorben, der<br />

englische Dandy, der sich stets so zurückhaltend<br />

gibt und dabei viel genauer kalkuliert als alle seiner<br />

Artgenossen. Doch kürzlich betrat Sir Roy Strong<br />

in London noch einmal die Bühne der<br />

Öffentlichkeit. Für den "Independent" ließ sich der<br />

ehemalige Direktor des Victoria-und-Albert<br />

Museums neben einer längst abgelegten<br />

Abendrobe fotografieren: Karierte Hosen,<br />

Samtweste und ein ripsgefaßtes Jackett hatten ihn<br />

Anfang der siebziger Jahre hinter einer üppigen<br />

Krawatte ausgehfein gemacht. Mit dem<br />

wirtschaftlichen Einbruch der Ölkrise vor über<br />

zwanzig Jahren war es mit der Wiederauferstehung<br />

dandyhafter Attitüden, die seit dem neunzehnten<br />

Jahrhundert die nonkonformistische Elite vereinten,<br />

jedoch plötzlich vorbei.<br />

Der Vorschlag, Sir Roy auszustopfen und<br />

wie einen selten gewordenen Vogel in einer<br />

Vitrine des V. & A. auszustellen, kam, historisch<br />

konsequent, bald aus den eigenen Reihen. Derweil<br />

erfreut sich der beständige Gentleman mit 61<br />

Jahren noch immer des Lebens. Schließlich lassen<br />

sich Lebenshaltungen nicht präparieren, und<br />

allein die flüchtigen Moden wiederzubeleben<br />

reicht in bezug auf die kultivierte Erscheinung<br />

wahrer Dandys nicht aus. So hat das<br />

Gemeentemuseum in Den Haag in einer<br />

umfassenden Ausstellung, die "Der Dandy -<br />

Mode, <strong>Kunst</strong> und Literatur" überschrieben ist, auf<br />

den schillernden Briten verzichtet und statt dessen<br />

das Dandytum als kulturhistorisches Phänomen in<br />

seiner ganzen Länge und Breite vermessen.<br />

Die Schau hebt in der schwülen<br />

Atmosphäre eines Schlaf- und Herrenankleidezimmers<br />

an. Zwei Stunden im Bad und zwei vor<br />

dem Spiegel bildeten die tägliche Voraussetzung<br />

für ein Spiel, das beim öffentlichen Auftritt perfektes<br />

Äußeres, schnellen Verstand und intellektuelle<br />

Überlegenheit verlangte. Dessen Regeln<br />

hatte George Brummell (1778-1840) aufgestellt.<br />

<strong>25</strong><br />

Im Regiment der zehnten Husaren war dieser um<br />

1800 zum Intimus des englischen Kronprinzen<br />

aufgestiegen. Am Hofe des späteren Königs<br />

George IV. verschaffte sein origineller Stil der<br />

Elite neue Exklusivität. Er avancierte zum<br />

Vorbild aller späteren Dandys von Balzac bis<br />

Wilder, von Baudelaire und Huysmans bis Max<br />

Beerbohm, dem letzten offiziell anerkannten<br />

Gentleman der zwanziger Jahre.<br />

Roben, Stiefel, Spazierstöcke, Gemälde,<br />

Biographien und Romane belegen in der<br />

Ausstellung neben Ausschnitten aus frühen<br />

Modemagazinen und späteren Karikaturen die<br />

fein stilisierte Welt des Dandys. Er hatte amüsant,<br />

brillant, humorvoll und ironisch zu sein. Er übte<br />

gute Manieren Geschmack und<br />

Selbstbeherrschung. Geist und Körper wurden<br />

zum perfekten <strong>Kunst</strong>werk. Das Äußere orientierte<br />

sich statt an Rüschen und Perücken an der<br />

sportlichen Kleidung der Reiter und Jäger.<br />

Den größten Effekt erzeugte der Dandy<br />

durch den geringsten Einsatz extravaganter<br />

Mittel. Darauf allerdings verwendete er die<br />

größte Sorgfalt: Er ließ sich die Locken von drei<br />

verschiedenen Friseuren ordnen. Er suchte für<br />

den Daumen seiner Handschuhe andere<br />

Fabrikanten als für die übrigen Finger und putzte<br />

seine Stiefel auch von unten. Während die Menge<br />

kurz nach der Französischen Revolution nach<br />

Gleichheit, Verantwortung und Moral rief,<br />

reüssierte der Dandy durch geistige<br />

Uberlegenheit und elitäre Lässigkeit. Wenn die<br />

Schuldenlast erdrückend wurde, weil wieder<br />

innerhalb eines Monats achtundvierzig Hemden,<br />

sechsunddreißig Kragen, dreißig Krawatten und<br />

achtzehn Schals angeschafft werden mußten, rettete<br />

er sich an die französische Küste. Außer<br />

Reichweite lästiger Schuldner, soll etwa Beau<br />

Brummell noch im Gefängnis von Caen jeden<br />

Tag ein frisch gestärktes Hemd getragen haben.<br />

In dieser gekünstelten Welt ausgefeilter<br />

Schönheiten hatten Frauen nichts zu suchen:


"Die Frau ist das Gegenteil des Dandys. Das macht<br />

sie so abschreckend. Eine Frau hat Hunger, und sie<br />

will essen; Durst, und sie will trinken. Sie ist geil<br />

und will genommen werden. Was für ein<br />

Verdienst! Die Frau ist natürlich und damit unersättlich.<br />

Außerdem ist sie vulgär, und das ist das<br />

Gegenteil eines Dandys." Baudelaire war nicht der<br />

einzige Schriftsteller Dandy des neunzehnten<br />

Jahrhunderts mit frauenfeindlichen Neigungen.<br />

Beherrschung, Intelligenz und Geschmack sah<br />

auch Oscar Wilde allein im Manne verkörpert. So<br />

liest man im Dorian Gray, daß Frauen nichts als<br />

eine geistlose Dekoration des Lebens seien. Und<br />

Joris K. Huysmans überläßt seinem Des Esseintes<br />

eine noch pessimistischere Erinnerung an jene verachtungswürdige<br />

Zeit, da er noch mit Junkern<br />

zechte und Diners aushielt, "bei denen sich trun-<br />

26<br />

kene Frauen beim<br />

Dessert entkleiden<br />

und mit dem Kopf<br />

auf den Tisch schlagen".<br />

Der überfeinerte<br />

Lebensstil der Gentlemen<br />

verbreitete sich<br />

in Europa wie süßer<br />

Blumenduft. In Den<br />

Haag kann man auf<br />

die umfangreiche<br />

Hinterlassenschaft<br />

der deutschstämmigen<br />

Familie des Barons<br />

van Heeckeren- van<br />

Wassenear zurückgreifen,<br />

die in den<br />

siebziger Jahren in<br />

den Besitz des<br />

Museums überging.<br />

Knöpfe in Form<br />

von Pferdeköpfen<br />

sind in Futterale<br />

eingebettet. Bunt<br />

gesäumte Maßjacketts<br />

tragen die<br />

Initialen des Trägers<br />

im Innenfutter.<br />

Weiße Abendanzüge,<br />

fellbesetzte Zylinder<br />

und seidene Westen<br />

unterstrichen höchste geistige Ansprüche.<br />

Sie verschmähen den Genuß: Dandys leben in den Augen der anderen.<br />

Die Schau zitiert im ausgefallenen Design<br />

Yoshi Yamamotos auch die Gegenwart. Aus<br />

diesem Blickwinkel hätte man sich allerdings<br />

einige technische Hilfsmittel in Form von<br />

Filmstreifen, Musik oder vorgelesenen Zitaten<br />

gewünscht, die in der Ausstellung fehlen.<br />

KATIA BLOMBERG<br />

"De Dandy, mode, kunst en literatuur" im<br />

Museum Het Palais Lange Voorhout, in Den Haag<br />

bis 31. August, dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr.<br />

Das Katalogmagazin kostet <strong>25</strong> Gulden.<br />

FAZ, Feuilleton, 17.7.97


Wie ie wird ein Spazierstock krumm?<br />

Alles begann anno 1836. Da tauchte ein<br />

junger Bursche namens Wilhelm Ludwig Wagner<br />

aus dem Braunschweigischen kommend in<br />

Lindewerra auf, einem winzigen Dorf hinter den<br />

sieben Bergen des Eichsfeldes. Die Legende<br />

erzählt die rührende Geschichte, er habe dort in<br />

der Kirche eine Hostie gestohlen, um sein<br />

krankes Pferd damit zu heilen und sei ob dieses<br />

Frevels vertrieben worden. Die Chronik hingegen<br />

weist aus, daß er in<br />

die damals preußische<br />

Gegend geflohen<br />

war, weil er daheim<br />

Vaterfreuden entgegensah.<br />

Aber mal<br />

abgesehen von dieser<br />

Missetat - er brachte<br />

ein Handwerk mit,<br />

das über anderthalb<br />

Jahrhunderte den Ort<br />

ernährte: die Stockmacherei.<br />

Deshalb<br />

wurde ihm 1996 in<br />

Lindewerra ein<br />

Denkmal gesetzt, ein<br />

schlichter Stein vom<br />

Berg nebenan.<br />

Schnell lernten<br />

die Männer des<br />

Ortes, wie man<br />

Spazierstöcke macht. Das Spektrum ihrer<br />

Produkte erweiterte sich immer mehr, bald kamen<br />

edle Schöpfungen mit Silberknauf dazu, Krücken<br />

für Kranke, auf zwei Rädern fahrende Gestelle<br />

mit Haken für Einkaufstaschen (»Marktroller<br />

Friedolin «), Skistöcke aus Bambus und<br />

Wanderstöcke aus Edelkastanie, spezielle<br />

amerikanische Krankenstöcke, Sitzstöcke für<br />

Jäger ... - all’ das ist im Stockmuseum zu bestaunen.<br />

Die Idee, Exponate zusammenzutragen,<br />

stammt aus den 80er Jahren, realisiert wurde sie<br />

1996, zum 160jährigen Jubiläum des Handwerks.<br />

In Ausstellung und Werkstatt des Museums<br />

bekommt man Antworten auf alle Fragen, die<br />

man sich wahrscheinlich noch nie gestellt hat.<br />

Letztlich laufen sie auf eine hinaus: Wie wird aus<br />

27<br />

krummem Holz ein gerader Spazierstock mit<br />

ganz krummem, doch haltbarem Griff?<br />

Mehr als 30 Arbeitsgänge hat das Holz<br />

über sich ergehen zu lassen, soll es ein Naturstock<br />

werden. Das ist ein schlichter Holzstock mit<br />

gebogenem Ende. Beobachten kann man die<br />

Abläufe unter anderem in der Werkstatt von<br />

Wolfgang Geyer. Nach süßlichem Holz riechender<br />

Dampf schlägt dem Eintretenden entgegen.<br />

Die aus Spanien<br />

gelieferten Meterstücke<br />

aus Kastanie<br />

schmoren in feuchter<br />

Wärme. Wenn sie,<br />

gefügig geworden,<br />

aus den Dampfwannen<br />

genommen werden,<br />

wird als erstes der<br />

Griff gebogen. Das<br />

Hakenlegen ist bei<br />

Geyers der einzige<br />

Arbeitsgang, der mit<br />

Hilfe einer Maschine<br />

ausgeführt wird, einer<br />

Eigenkonstruktion.<br />

Noch ehe das Holz<br />

sich wieder zu strecken<br />

"versucht", wird<br />

die Biegung mit<br />

einem Bindfaden<br />

arretiert. Dann kommt<br />

das Richten. Zentimeter für Zentimeter wird der<br />

feuchte Stock an einem speziellen Gestell zwischen<br />

zwei Zapfen durchgeknetet, wobei die<br />

Holzfasern brechen. Dann wird getrocknet,<br />

zurechtgefräst, mehrmals gebeizt und die Spitze<br />

angebracht.<br />

In der Werkstatt Geyers werden in vierter<br />

Generation Stöcke hergestellt. Alle hoffen, es<br />

wird eine fünfte und sechste geben - ein solches<br />

Handwerk hat es schwer, zu überleben. In den<br />

80er Jahren arbeiteten im Ort noch 30<br />

Werkstätten. Wie all die Jahrzehnte zuvor gingen<br />

die Stöcke, via staatlichen Außenhandel, in die<br />

ganze Welt, vor allem die westliche. Die<br />

Lindewerraer Handwerker, erzählt man sich<br />

heute schmunzelnd, haben mitunter die


Ausschußquote künstlich hoch gerechnet, denn<br />

dann blieben ihnen ein paar Stücke, mit denen sie<br />

selbst handeln konnten.<br />

"95 Prozent Export - das hat uns aber<br />

nichts mehr genützt", so Geyer. "Wir mußten bei<br />

Null anfangen. Neue Materiallieferanten suchen,<br />

Aus den Knuüppeln sind Spazierstöcke geworden.<br />

denn das Handelskontor gab es nicht mehr; neue<br />

Kunden suchen, denn den Außenhandel gab es<br />

nicht mehr ... -es war ein Chaos."<br />

Nach den Wende -Wirren sind sechs<br />

Betriebe mit je nach Auftragslage 10 bis 20<br />

Leuten geblieben. Als Dach schufen die sich eine<br />

Manufaktur, deren Geschäftsführer Geyer ist. Die<br />

vertritt die kleinen Firmen nach außen und<br />

beschafft beispielsweise Fördergeld für<br />

Messeauftritte. In diesem Jahr werden Stöcke aus<br />

Lindewerra in Birmingham, in Nürnberg und in<br />

Litauen ausgestellt. Nach den USA und Kanada<br />

wird bereits wieder exportiert.<br />

Aber nicht nur<br />

Marketingumstellungen<br />

haben den Stockmachern<br />

graue Haare gebracht.<br />

1990 sollte es den Beruf<br />

des Stockmachers einfach<br />

nicht mehr geben. "Also<br />

haben wir uns dagegen<br />

aufgelehnt und z. B.<br />

unseren Beitrag an die<br />

Handwerkskammer nicht<br />

mehr bezahlt. Bis endlich<br />

alles geregelt war."<br />

Die Regelung<br />

brachte die Verbindung<br />

des Stockmacherberufes<br />

mit der Tischlerei; er<br />

existiert als Spezialisierungsrichtung<br />

weiter.<br />

Man kann also wieder<br />

Stockmacher werden in<br />

Lindewerra und all jene<br />

Handgriffe erlernen, die<br />

sich seit dem Anlanden<br />

Wagners kaum verändert<br />

haben. Marlis Heinz<br />

Informationen<br />

zum Eichsfeld:<br />

Heimat und Verkehrsverband<br />

Eichsfeld, Solargebäude<br />

Leinefelde 2000,<br />

37327 Leinefelde.<br />

Tel. 03605-50 36 60,<br />

Fax 03605-50 36 61,<br />

Internet http://www.eichsfeld.de<br />

Anmeldung im Stockmachermuseum<br />

Lindewerra oder zu Werkstattbesichtigungen:<br />

Manufaktur- Geschäftsführer Wolfgang Geyer,<br />

Tel. 036087-9 83 00<br />

28<br />

Leipziger Volkszeitung, 12/13. Juli 1997


Rasselnde Stöcke (Rasselstäbe,<br />

Rasselstöcke, Ringstöcke)<br />

In unseren Sammlungen sind vorwiegend schöne und kunstgeschichtlich und kunsthandwerklich<br />

wertvolle Stöcke zu finden. Wertvolles Material und aufwendige Verarbeitung und ihre relative<br />

Seltenheit machen diese Stöcke teuer. Über letzteres wird häufig geklagt. Ich mache deshalb immer<br />

wieder auch auf erschwingliche Stöcke aufmerksam, deren Reiz in ihrem geschichtlichen Umfeld zu<br />

suchen ist und die oft auch ein ausgestorbenes oder aussterbendes Kulturgut sind. Vor einiger Zeit<br />

bekam ich Bilder des untenstehenden Stockes zur Begutachtung zugeschickt.<br />

Zweiteiliger aus hellem Holz geschnitzter Stock. Die Fritzkrücke<br />

(nach dem griechischen Tau - t - T - auch Taukrücke genannt) ist<br />

als stilisiertes Beil gearbeitet. Auf der der Beilklinge gegenüberliegenden<br />

Seite ist ein Adler dargestellt. Der Adlerkopf endet in<br />

einem Federkranz. Auf der Beilschneide ist auf jeder Seite ein<br />

großes Edelweiß geschnitzt. Der Schuß ist ebenfalls mit Blumen<br />

und Ranken beschnitzt. Die Schnitzarbeiten sind ziemlich grob<br />

ausgeführt. Der Stock ist leicht rötlich-bräunlich eingefärbt und<br />

mit der Lötlampe oder über dem Feuer geflammt.<br />

Der Besitzer hatte den Stock von seiner Großmutter, die in Polen<br />

lebte, geerbt. Er glaubte auf einem relativ schlechten Bild von Zar<br />

Peter I. (1672 - 17<strong>25</strong>) in dessen Hand seinen Stock zu erkennen und<br />

folgerte daraus, er habe sicher ein wertvolles Stück in Besitz. Er<br />

wollte sich aber von mir noch die Gewißheit holen, daß es so ist.<br />

Leider mußte ich ihm nachfolgenden Brief schreiben:<br />

29


Sehr geehrter Herr ....,<br />

30<br />

Heilbronn, den 30. Januar 1997<br />

ich habe mich einige Tage mit Ihrem Stock beschäftigt und bin zu<br />

folgendem Schluß gekommen:<br />

Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen<br />

Souvenirstock aus dem 20. Jahrhundert. Es scheint mir eine<br />

Nachbildung einer Goralenaxt in Holz. Die Goralen leben oder lebten<br />

in den Westkarpaten. Wenn Sie sagen, daß Sie aus Polen stammen, kann<br />

es durchaus sein, daß Ihre Großmutter ihn von dort hat. Edelweiße<br />

gibt es auch dort, dies würde nicht dagegen sprechen. Eine Arbeit<br />

aus dem 16. oder 17. Jahrhundert ist es aber bestimmt nicht, dafür<br />

ist die Schnitzerei viel zu grob. Blumen- und Früchtedarstellungen<br />

der Barockzeit sind viel fülliger und deutlicher ausgearbeitet.<br />

Was für einen Stock Zar Peter in der Hand hat, läßt sich auf dem<br />

Bild mit dem besten Willen nicht erkennen.<br />

Friedrich den Großen als Beweis zu zitieren ist falsch. Der Stock,<br />

der auf dem Bild an seinem Handgelenk hängt, ist mit Sicherheit kein<br />

solcher Souvenirstock. Friedrich der Große hatte, obwohl er sonst<br />

ein sehr bescheidener Mann war, sehr wertvolle Stöcke, von denen<br />

noch einige erhalten sind (übrigens auch wertvolle<br />

Schnupftabakdosen). Diese Stöcke haben alle einen geschwungenen Tförmigen<br />

Griff, den man heute noch im deutschsprachigen Raum deshalb<br />

als Fritzkrücke bezeichnet. Diese Form konnte aber jedermann erwerben.<br />

Schade, daß ich Ihre Vermutung nicht bestätigen kann, ein Stock von<br />

Zar Peter I. wäre natürlich eine Sensation gewesen.<br />

Ich lege Ihnen einige Ausarbeitungen bei, die ich in den letzten<br />

Tagen im Zusammenhang mit Ihrem Stock gemacht habe.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Die wesentliche Aussage über den oben beschriebenen Stock ist, daß es sich um eine<br />

Souvenirnachbildung einer Goralenaxt handeln könnte.<br />

Die Goralen sind Bergbewohner und Viehzüchter und ein Hirtenvolk in den Westkarpaten. Und die<br />

Tiere die sie züchten und hüten heißen Gorale. Gorale sind Verwandte unserer einheimischen<br />

Gemsen. Sie kommen in Asien von Korea über China und Burma bis nach Kaschmir vor, aber eben<br />

auch in den Karpaten. Hier wurden sie offensichtlich domestiziert und gehütet. Das Hütewerkzeug ist<br />

die Goralenaxt. Ob dieser Beruf heute noch ausgeübt wird und ob die Goralenaxt noch heute zum<br />

Hüten benutzt wird ist mir nicht bekannt und konnte ich auch nicht erforschen. Bei Folkloregruppen<br />

aus Polen - die sich im englischsprachigen Raum dann oft „Highlanders" oder „Gorale" nennen - sind<br />

sie bei der Aufführung von Volkstänzen noch im Gebrauch. Sie dienen dann zur<br />

Unterstreichung des Rhythmus.


Hier ist eine typische Goralenaxt oder<br />

auch Ciupa genannt abgebildet. Ich<br />

habe sie 1981 bei unserem verstorbenen<br />

Stocksammlerfreund Rudolf Krammig<br />

aufgenommen. Den Griffteil bildet ein<br />

Messingbeil mit einfachen Gravuren.<br />

Insofern erinnert es an die<br />

Schweinehirtenstöcke(beile) aus Ungarn.<br />

Im oberen Bereich des Helmes (bei<br />

Beilen oder anderen schlagenden<br />

Werkzeugen wird der Schaft oder Stiel<br />

Helm genannt) befindet sich neben<br />

Metallbeschlägen, hinten und längs<br />

angebracht, ein Metallband an dem<br />

kleine Metallringe befestigt sind. Wenn<br />

man die Goralenaxt auf dem Boden<br />

aufstößt, klappern die Ringe mehr oder<br />

weniger laut. Mit diesem Klappern<br />

werden die Tiere zusammengehalten<br />

und- geführt. Die hier abgebildete<br />

Goralenaxt ist sicher nicht das<br />

eigentliche „Handwerkszeug" sondern<br />

die schönere und handwerklich<br />

bessere Ausführung, die an Sonn- und<br />

Feiertagen oder zu besonderen<br />

Anlässen zur Tracht getragen wurde.<br />

Wie wir es von dem ungarischen<br />

Schweinehirtenbeil her kennen, bestand<br />

bei der Arbeitsausführung das Beil aus<br />

Eisen. Bei der zur Tracht getragenen<br />

Ausführung aus Messingguß, eventuell<br />

verziert oder aus geschnitztem<br />

Holz, eventuell mit einem aufgesetzten<br />

Messingblech auf der Schneide.<br />

Darüber hinaus hat es selbstverständlich<br />

auch einfache Bearbeitungen<br />

für den Souvenirhandel gegeben.<br />

Hier ist ein typischer ungarischer Schweinehirtenstock abgebildet,<br />

wie er von den Schweinehirten verwendet wurde. Er hat<br />

ein eisernes Beilchen, das auch als Griff verwendet wurde.<br />

31


32<br />

Diese ungarischen Schweinehirtenstöcke,<br />

auch Schweinehirtenbeile<br />

genannt, werden im<br />

Ungarischen als Fokos bezeichnet.<br />

Auf der vorigen Seite die<br />

Arbeitsausführung mit einem eisernen<br />

Beilchen, unten die<br />

„Sonntags- oder Ausgehausführung"<br />

die man zur Tracht trug und mit<br />

der man in die Kirche oder zum<br />

Bürgermeister ging.<br />

Der Griff des Stockes auf der<br />

vorhergehenden Seite wird von<br />

einem eisernen, stark verrosteten,<br />

kleinen Beil gebildet. Es hat eine<br />

schmale geschwungene Klinge.<br />

Länge des Beiles 13,5 cm, Breite<br />

5,1 cm. An dem der Schneide<br />

gegenüberliegenden Ende läuft<br />

es spitz zu. Am unteren Ende ist<br />

eine halbrunde Aussparung.<br />

Wenn man den Stock an dieser<br />

Stelle an einen Nagel an die<br />

Wand hängt, hängt er genau<br />

senkrecht. Dies zeugt von hohem<br />

handwerklichen Können. Der<br />

Schuß (in diesem Fall als Helm<br />

bezeichnet) ist aus Eiche<br />

geschnitten und läuft deutlich<br />

nach unten konisch zu. Am<br />

oberen Ende kann man eben<br />

noch eingeritzte oder einge-brannte<br />

Verzierungen erkennen. Es<br />

scheint ein Edelweiß darunter zu<br />

sein. Als Absatz dient ein kurzer<br />

geschmiedeter eiserner Nagel.<br />

Gesamthöhe 87 cm.


Möglicherweise handelt es sich bei<br />

diesem Stock ebenfalls um eine weitere<br />

Abwandlung der Goralenaxt als Souvenirstock.<br />

Er ist aus Holz geschnitzt. Auf<br />

der einen Seite des Griffes sieht man den<br />

Adlerkopf mit dem deutlich erkennbaren<br />

Federschopf. Der rechte Anteil könnte<br />

sehr wohl die Imitation eines Beiles sein.<br />

Auf dem Schuß sind Blumen und<br />

Bäume? eingeschnitzt. Dieser Stock<br />

wurde von einem Soldaten aus dem<br />

letzten Weltkrieg nach Hause gebracht.<br />

Neben der Jahreszahl 1942 ist SIAHKI<br />

eingeschnitzt. Trotz vieler Nachforschungen<br />

ist es mir bisher nicht gelungen<br />

festzustellen, wer oder was SIAHKI ist.<br />

33<br />

Bei dem unten<br />

und links abgebildeten<br />

Stock<br />

ist der Griff aus<br />

Messingguß.<br />

Die Ausladung<br />

des Griffes<br />

beträgt 12 cm.<br />

Auf der einen<br />

Seite ist ein<br />

Soldat mit<br />

Gewehr abgebildet<br />

und auf<br />

der anderen ein<br />

Soldat mit<br />

Pistole, mit der<br />

er einen<br />

laufenden Burschen<br />

aufhält.<br />

Der Schuß<br />

besteht aus<br />

Eichenholz. Im<br />

oberen Anteil<br />

mit Eichenlaub<br />

und Eicheln<br />

beschnitzt und<br />

mit der<br />

Jahreszahl<br />

1915. In einer<br />

Kartusche<br />

befinden sich<br />

die Initialen LZ.<br />

Gesamtlänge<br />

knapp<br />

69 (!) cm.


Zwei weitere Goralenäxte für die<br />

Tracht. Auf der linken sind noch<br />

deutlich die Rasseln zu erkennen,<br />

bei der rechten fehlen die Ringe.<br />

Beiden gemeinsam ist eine ornamentale<br />

Einlage mit Silberdraht<br />

und eine Verkleidung der Beilschneide<br />

mit Messingblech. Eine<br />

weitere Auffälligkeit ist der dem<br />

Beil gegenüberliegende Adlerkopf.<br />

34<br />

Der links abgebildete Stock ist nun die<br />

einfachste Ausführung eines Souvenirstockes<br />

aus Ungarn oder Polen.<br />

Die Beilform ist noch zu erkennen, den<br />

vorderen Anteil des Griffes als<br />

Adlerkopf zu identifizieren, kann nur<br />

mit der Kenntnis der vorher gezeigten<br />

Stöcke gelingen. Interessant ist es<br />

trotzdem wie sehr man Formen<br />

abstrahieren kann. Der circa 12,5 cm<br />

breite Griff ist aus Buchenholz gearbeitet.<br />

Der Schuß besteht ebenfalls<br />

aus Buchenholz und ist auf der Drehbank so bearbeitet, daß er die Form eines Bambusschusses<br />

hat. Die Knoten sind durch Flammen mit dem Lötkolben hervorgehoben. Gesamtlänge des Stockes<br />

96 cm. Im oberen Anteil des Schusses sind rund herum neben Girlanden und Blumen auch<br />

Tannenbäume und ein Bär eingebrannt (vermutlich mit einem Brenneisen).


Ebenfalls ein Hüte- und Rasselstock ist der sogenannte Ringstock,<br />

der auf der rechten Abbildung schematisch dargestellt ist. Im<br />

Prinzip ist es ein derber Knüppel, an dem in der einen oder anderen<br />

Form frei bewegliche Eisenringe angebracht sind. Dieser Stock<br />

wurde vorwiegend zum Kühehüten oder besser gesagt zum Hüten<br />

des Stieres gebraucht, der früher mit auf die Alm getrieben wurde.<br />

Der Gebrauch ist aber auch von Pferde- und Schafhirten bekannt.<br />

Durch Aufstampfen des Stockes wurden rasselnde Töne erzeugt<br />

und damit dem Vieh der Weg gewiesen, den es zu nehmen hatte.<br />

Gelegentlich wurde er sicher auch einmal hinter den Tieren hergeworfen,<br />

wenn sie vom vorgesehenen Weg abgewichen waren. Auf<br />

diese Weise lernten sie, daß die rasselnden Geräusche mit Schmerz<br />

verbunden sein können und schließlich reichte nur noch das<br />

Rasseln, um sie auf den richtigen Weg zu bringen. In „Die<br />

Steiermärker. Naturgetreu geschildert von J. V. Sonntag, 1845"<br />

kann man lesen: >Dann nimmt er (gemeint ist der Berghirte) den<br />

Hirtenstab, einen krummen Knittel, welcher mit lockeren<br />

Eisenringen behängt ist. Diesen Stab hat er zur Ausübung seiner<br />

Berufspflicht sehr nöthig, denn er bändigt mit demselben den<br />

wilden Stier, welcher mit den Kühen auf die Berge zieht, auch entfernen<br />

sich die Rinder nicht von der Stelle, wenn sie das Rasseln<br />

des Ringstockes vernehmen.<<br />

Zeichnung<br />

einer<br />

sogenanntenKettenkeule,<br />

wie<br />

man<br />

sie<br />

zum<br />

Beispiel<br />

in<br />

Hersbruck<br />

im<br />

Hirtenmuseum<br />

sehen<br />

kann.<br />

35<br />

Solche Ringstöcke gab es in vielfältigen<br />

Ausführungen und sind wohl gar nicht<br />

so selten und wohl auch teilweise noch<br />

bis in die Mitte unseres Jahrhunderts in<br />

Gebrauch gewesen. Die Stöcke waren<br />

wohl landschaftsspezifisch konstruiert<br />

aber sicher auch zum Teil der<br />

individuellen Phantasie und dem<br />

vorhandenen Material und den<br />

handwerklichen Fähigkeiten des Hirten<br />

oder des Schmiedes entsprechend<br />

gearbeitet. Ausführliche Beschreibungen<br />

der bekannten Ringstöcke aus<br />

Österreich findet man bei Karl Haiding,<br />

s. Literatur.<br />

Ich selbst habe noch keinen auf irgendeinem<br />

Trödel- oder Antiquitäten-markt<br />

gesehen. Im Hirtenmuseum in Hersbruck<br />

befindet sich ein Schaukasten mit einer<br />

größeren Anzahl verschiedener<br />

Ringstöcke. In diesem Kasten sind auch<br />

zwei kurze Ringstöcke, die man gut<br />

gezielt werfen kann.


Schaukasten im Hirtenmuseum<br />

in Hersbruck mit Kettenstöcken.<br />

36


Die Ringstöcke sind aus der Steiermark aber auch aus anderen Gegenden Österreichs,<br />

dem Allgäu, dem Harz, Westpreußen, Bayern und auch aus Belgien bekannt. Aus<br />

Beschreibungen bekannt sind Ringstöcke auch aus dem Westerwald. (Westerwälder<br />

Idiotikon, 1800, von Pfarrer K. Chr. L. Schmidt. > Er ist krumm gebogen und mit eisernen<br />

Ringen versehen, um durch dieses Klirren das Vieh in Respekt zu setzen.


BSE lets buffalo buffalo<br />

roam roam<br />

into<br />

shepherds' crook crook<br />

business<br />

LAWS to contain "mad cow" disease<br />

could mean the traditional carved<br />

ram's horn handle on shepherds' crooks<br />

being replaced by water buffalo.<br />

Horn from the animal more usually<br />

seen in the paddy fields of Asia than the<br />

pastures of Britain is gradually taking over<br />

from the ram at the head of the familiar<br />

stick carried by generations of hill farmers<br />

and shepherds.<br />

New regulations intended to combat<br />

the spread of BSE and infection from other<br />

species, such as sheep, now define rams'<br />

horns as offal, which must be destroyed in<br />

abattoirs.<br />

38<br />

A spokesman for Horn and Country<br />

Crafts of Hawick, Borders, one of Britain's<br />

largest suppliers of horns, said: "It is<br />

becoming increasingly difficult to get hold<br />

of rams horns as the supplies get used up.<br />

They are usually seasoned for at least a<br />

year before going to stickmakers. but now<br />

the stocks are running low.<br />

"Water buffalo horns have been<br />

imported from India by some suppliers as<br />

an alternative and they are very good but<br />

they are not British and not traditional.<br />

"The ram's horn is the best to work with. Treated<br />

properly they are virtually indestructible and<br />

form a beautiful curve ideal for a handle.


"It would be a great shame if this<br />

traditional craft were to die out. I think a<br />

black market will develop for genuine<br />

rams' horns," the spokesman said.<br />

A ram's horn can cost up to £15. It<br />

is first boiled to destroy the animal tissue<br />

inside and shaped by heating with a blowtorch.<br />

The softened<br />

material<br />

is then<br />

bent and<br />

held in<br />

place with<br />

clamps.<br />

The best<br />

sticks,<br />

fashioned<br />

from elm<br />

or burr<br />

and<br />

topped<br />

with a<br />

ram’shornhandle,<br />

can<br />

take<br />

more than 100 hours to complete and sell<br />

for up to £200.<br />

A spokesman for the Ministry of<br />

Agriculture confirmed that, under the regulations,<br />

rams' horns have to be destroyed.<br />

"It is purely a precaution, but the<br />

Government has agreed to act on the<br />

advice of scientists who are studying the<br />

BSE problem. They said offal should be<br />

taken out of the food chain to minimise the<br />

risk and horns are classed as offal."<br />

39<br />

Eric Ibbotson, spokesman for the<br />

Northern Stickmakers Association in<br />

Darlington, Co Durham said: "It is starting<br />

to prove a real problem with supplies of<br />

horns running out. Personally I do not<br />

think it is necessary to ban the sale of rams'<br />

horns.<br />

"They are thoroughly treated and<br />

it's not as if they are going to be eaten by<br />

anyone." Mr Ibbotson, 65, who took up<br />

stick making when he retired from the railways<br />

due to ill health five years ago, said:<br />

"Stick making is a traditional craft dating<br />

from biblical times and the ram's horn is<br />

the crowning glory. It can take a long time<br />

to complete a stick, but there is an enormous<br />

sense of satisfaction at the end."<br />

Paul Wilkinson<br />

The Times, London, June 20 1997


ZWEI BUCHSTABEN<br />

BUCHSTABEN<br />

DIE DAS HERZ<br />

HÖHER SCHLAGEN LASSEN<br />

40<br />

Automatenstöcke erfreuten immer<br />

schon das Herz eines jeden Sammlers<br />

und ihre Krönung sind die<br />

beweglichen Elfenbeinknäufe von<br />

Brigg, London. Ulrich Klever befaßte<br />

sich intensivst mit diesem Thema und<br />

beglückte uns zu seinen Lebzeiten<br />

immer mit interessanten Artikeln<br />

über dieses Gebiet. Vor vielen Jahren<br />

besuchte er die oben genannte Firma<br />

in London auf der Suche von brauchbaren<br />

Unterlagen und traf dort den<br />

70jährigen Enkel des Firmengründers.<br />

Dieser erzählte ihm, daß er sich<br />

sehr gut an seinen Großvater erinnern<br />

könnte, nicht zuletzt wegen seiner<br />

ausgefallenen, amüsanten Stöcke.<br />

Gleichzeitig teilte er ihm mit, daß<br />

diese Stöcke in einer Wiener<br />

Werkstatt ausschließlich für die<br />

Londoner Firma hergestellt wurden.<br />

Anhand von Originalkatalogen aus<br />

der Zeit sieht man, daß Automatenstöcke zu den teuersten ihrer Gattung gehörten.<br />

Trotz intensiver Bemühungen aller Sammler war Näheres über die Wiener<br />

Werkstatt bis heute nicht zu erfahren. Nach vielen Reparaturen, die ich im Laufe der<br />

Jahre an diesen Automaten ausgeführt habe, bin ich persönlich der Meinung, daß sie


Hierbei eine Originalseite aus dem<br />

Brigg Katalog des ausgehenden<br />

19. Jahrhunderts mit Automatenstöcken<br />

mit dem Esel auf der rechten<br />

Seite. Sie gehörten zu den teuer-<br />

41<br />

alle aus der Hand eines Meisters stammen.<br />

Er müßte ein Multitalent sein- excellenter<br />

Zeichner, begabter Feinmechaniker<br />

und hervorragender Elfenbeinschnitzer.<br />

In diesem Sommer bekam ich von einem<br />

befreundeten Sammler aus San Francisco<br />

einen defekten Elfenbein Esel Automaten.<br />

Der Sammler hoffte, daß ich ihm seine<br />

ursprüngliche Funktion wieder zurückgeben<br />

könnte- ich, wie bei jedem<br />

Automat, etwas Neues dazuzulernen.<br />

Beide wurden wir glücklich: Der<br />

Amerikaner, weil sein Esel wieder zum<br />

Leben erweckt wurde und ich wegen der<br />

Entdeckung eines gravierten, unter dem<br />

Maul des Tieres versteckten S.K.<br />

Monogramms.<br />

Könnte dieses der erste Hinweis auf die<br />

Entdeckung der Identität des genialen<br />

Künstlers sein?


Spektakulärer Elfenbeinautomatengriff<br />

vollplastisch naturgetreu<br />

geschnitzt und dunkel gebeizt in Form<br />

eines Eselkopfes mit langen Ohren und<br />

zweifarbigen Glasaugen. Beim Druck<br />

auf den Knopf in der silbernen<br />

Manschette macht der Esel das Maul<br />

auf, bewegt seine Zunge und stellt die<br />

Ohren hoch.<br />

Der Mechanismus ist sehr durchdacht<br />

mit einigen kompliziert ineinandergreifenden<br />

Federn, Hebeln und<br />

Trieben. Er streckt sich etwa 10 cm<br />

lang in den Schuß. Seine Konstruktion<br />

ist eine Herausforderung an die<br />

Mechanik insofern, als die kleine<br />

Bewegung des Druckknopfes die große<br />

Bewegung der Ohren bewirkt.<br />

42


43<br />

Am 4. u. 5. Juni 1997 fand<br />

bei Phillips in London eine<br />

große Auktion mit europäischen<br />

Keramik, Glas<br />

und Emailobjekten statt.<br />

Darunter waren einige<br />

Stockknäufe in Spitzenqualität.<br />

Erwartungsgemäß erzielten<br />

sie sehr hohe Preise, und<br />

wurden alle telefonischen<br />

Bietern zugeschlagen.<br />

Anbei die Originalabbildungen<br />

und Beschreibungen des<br />

Kataloges; die Zuschlagpreise<br />

(zzgl. Aufgeld und Mwst.)<br />

sind fett gedruckt.<br />

Erwähnenswert ist, daß der<br />

Wechselkurs für das englische<br />

Pfund in diesem<br />

Zeitraum bei DM 3,10 lag.<br />

241 A GOOD MEIS-<br />

SEN CANE HANDLE,<br />

CIRCA 174O, finely<br />

enamelled in the manner<br />

of J E Stadler with chinoiserie<br />

figures painted in<br />

a curious mix of scale, the<br />

sides with one standing<br />

chinaman holding a large<br />

fan, another wirh a small<br />

fan and an agitated<br />

expression, a third kneeling<br />

deep in thought, the<br />

reverse with indianische<br />

Blumen, the top with a<br />

figure standing by a fence<br />

below an umbrella, 62cm.<br />

£1000-1400<br />

For very similar painting<br />

arrributed to Stadler sec R<br />

Ruckert, Meissner<br />

Porzellan, item 218<br />

£ 1.400.


214 A VERY INTERESTING FAIENCE CANE<br />

HANDLE, EARLY EIGHTEENTH CENTURY, possibly<br />

Alcora or else Italian, of tapering shape with<br />

domed top painted wich Cupid scated by a tree in blue,<br />

orange, green and yellow, the sides with simulated<br />

gadroons and concentric bands, 4,5cm. tall £ 400-600<br />

£1.100.<br />

271 A GOOD VIENNA GOLD MOUNTED CANE<br />

HANDLE, CIRCA 1760-70, curiously formed as a<br />

gentleman with a fish's tail, he wears a fur edged<br />

lime green jacket and black tricorn hat, puce and<br />

gold rococo scrollwork aronnd his waist, the stem<br />

painted with coloured flowers, the fish tail with<br />

blue enamel scales, 14cm. wide, fitted with a tooled<br />

floral band in two-colour gold (small chip to hat,<br />

minor wear) £ 800-1400<br />

£ 1.100<br />

278 A GOOD FRANKENTHAL CANE HANDLE,<br />

MID EIGHTEENH CENTURY, of tau shape with a<br />

finely modelled head of a dog looking upwards from<br />

a black strap collar, a puce and gold leaf scroll modelled<br />

at the other tip of the handle, painted in colours<br />

with vignettes of a leaping fox and a lying grey-<br />

hound in simple landscapes, 12cm. long £ 800- 1000<br />

£1.800.<br />

279 A REMARKABLE GERMAN JANUS HEAD<br />

CANE HANDLE, THIRD QUARTER EIGH-<br />

TEENTH CENTURY, formed at the bust of a lady rising<br />

from a narrow flower painted bodice, wearing a<br />

peacock feather tiara, spider earings and a necklace of<br />

entwined snakes, the reverse of her head modelled as<br />

the face of a black cat, 8.5cm. (chip and fine crack at<br />

the base, small chips to cat’s ears and tiara) £ 500-700<br />

Related Janus cane handles have been ascribed to<br />

Ludwigsburg, Frankenthal and Höchst. An example in<br />

the Blohm collection, sold at Christies 10 April 1989,<br />

lot 20, was inscribed rendez-vous de la Malice<br />

£ 1.500.<br />

281 A VERY INTERESTING GERMAN CANE HAN-<br />

DLE, MID EIGHTEENTH CENTURY, probab1y<br />

Nymphenberg by A. Bustelli, finely modelled as the head<br />

of a man in a fur lined pink cap and gilt and white ruff,<br />

issuing from a bird's head with light blue plumage and<br />

hooked red beak, 10,5cm., gilt metal ring mount (broken<br />

and stuck around the neck of the man) £ 500-700<br />

£ 2.600.<br />

44


21<br />

An early 18th-Century tortoiseshell-veneered walking cane,<br />

the gold and enamel grip engraved with the inscription JOHN CHURCHILL, DUKE OF MARLBOR-<br />

OUGH, TO HIS ESTEEMED FRIEND, ISAAC NEWTON, 1714., the gold collar with quotation<br />

NATURE AND ALL HER WORKS/ LAY HID IN NIGHT ,/ GOD SAID, LET NEWTON BE, / AND ALL<br />

WAS LIGHT. and ring with tasselled cord - 39 3/4 in (99.5cm.) long.<br />

See Colour lllusttrations GBP 2,000-3,000<br />

LITERATURE:<br />

Dictionary of Scientific Biography (New York, 1970-80) Newton, Sir Isaac<br />

Dictionary of National Biography (London, 1975) volume II, Churchill,John, first Duke of Marlborough<br />

A. Rupert Hall and Laura Tilling The Correspondence of Isaac Newton (Cambridge, 1976) volume VI<br />

John Churchill, first Duke of Marlborough (1650-1722) was England’s most famous soldier of the<br />

period and a prominent figure in the Whig faction, like Newton, who was a Member of Parliament for<br />

Cambridge University from 1689 to 1690, and 1701 to 1702. Marlborough and Newton shared a dislike<br />

of James II’s pro-Catholic policies and both subsequendy found favour with Queen Anne,<br />

Marlborough holding a series of important offices, and Newton receiving a knighthood from Anne in<br />

1705 and holding various public positions.<br />

Newton was appointed Warden of the Mint in 1696, and was responsible in that capacity for overseeing<br />

the production of medals commemorating events of national significance. A listing of medals<br />

struck during Anne's reign, reproduced in The Correspondence volume VI as plate V, show that nearrly<br />

a third celebrate Marlboroughs victories. These include "On the Battle of Blenheim", "On the<br />

Battle of Ramillies" and "On the Battle of Oudenard”. It is possible that Marlborough gave the cane<br />

to Newton to demonstrate his appreciation of these medals.<br />

The verse on the collar is Alexander Pope's "Epitaph’ Intended For Sir Isaac Newton, inWestminster<br />

Abbey" (1730). Although Newton died in 1727, three years before Pope's "Epitaph" was written, the<br />

"Epitaph" was so celebrated that it would have been a very natural addition to make to the cane.<br />

Aus dem Katalog von Christie’s South Kensington, Scientific and Engineering Works<br />

of Art, Instruments and Models, von 29 May 1997. Zuschlag GBP 3.200.-<br />

Eine gute Beschreibung von einem Stock mit idealer “provennance”.<br />

45


Einer der schönsten Stöcke der Taron’s Auktion in Danvers vom 20. September 1997 erzielte überraschenderweise<br />

den Rekordpreis von $ 11.000.-zuzüglich Zuschlag und Steuer. In der Tat sind Judaika<br />

Stöcke extrem rar und sehr gesucht. Es war die erste von drei reinen Stockauktionen im Herbst in USA.<br />

60- A very important<br />

Russian silver Judaica<br />

cane. It is beautifully<br />

fashioned in the form of<br />

a winged angel in Art Nouveau style. It is Russian hallmarked<br />

for 84 zolotniks with a kokoshnik mark for 1908-1917, and there<br />

is a separate maker’s hallmark. immediately below the handle is<br />

a silver medallion of a Star of David with branches representing<br />

the Tree of Life and Jewish script in the center. On the opposite side there is a crown<br />

which represents God as the Highest. Mounted down the shaft for its entire length<br />

are silver reticulated medallions most with fancy lettering. There are also two l<br />

smooth medallions with Eastern European writing, one dated 1913 and the other<br />

1914. The exact meaning of all these medallions will have to be researchod. The<br />

shaft is a dark exotic wood, perhaps rosewood with a 13/~" white metal and iron ferrule, well worn from use.<br />

The piece comes from the estate of a noted Russian-Jewish architect who designed many buildings in early<br />

20th century Moscow. He eventually emigrated to New York State with his family. His name will be made<br />

available to the purchaser of this lot. The overall length is 35" and the condition is very good. Canes with<br />

Jewish ties are extremely rare. This piece is a superb example. Estimate: $5,000 - $7,000<br />

46


Linda Beeman, die Herausgeberin des “Canes Chronicle” versteigerte ihre komplette 75 Stücke<br />

umfassende Sammlung in Seattle/USA und erzielte einen guten Durchschnittspreis von $1000.per<br />

Stück. Anbei in Abbildung mit Originaltext ihre zwei schönsten Objekte.<br />

56- AMERICAN CAPTAIN'S CANE WITH CARVED<br />

WHALE IVORY GRIP REPRESENTING A TURK'S<br />

KNOT mounted atop a silver "collar" made from an<br />

18_ U.S. quarter and a shaft of whalebone worked in elaborate<br />

column, ropework, fluting and inlaid with torteise<br />

shell dismonds<br />

and<br />

keyholes.<br />

You know<br />

how people<br />

always ask,<br />

"Which is<br />

your second<br />

favorite cane?<br />

This is my<br />

second favorite<br />

cane.<br />

Outside<br />

Barbara<br />

Johnson's<br />

collection<br />

I've not seen<br />

one as finely<br />

done. Purchased<br />

from a<br />

private<br />

collection in<br />

1992. Overall<br />

length,<br />

36.5n.<br />

$5,000-6,000<br />

55 GERMAN ZIGENHAINER STICK WITH 7.5" IVORY<br />

GRIP ELABORATELY CARVED AT THE BASE TO<br />

ILLUSTRATE THE FINAL SCENE IN GOETHE'S<br />

REINEKE FUCHS (REYNARD THE FOX) ILLUSTRAT-<br />

ED BY WILHELM VON KAULBACH IN WHICH REYNARD HAS VANQUISHED HIS FOES,<br />

IS NAMED CHANCELLOR AND AWARDED THE GREAT SEAL BY THE LION KING. This<br />

cane is pictured in Kurt Stein's Canes and Walting Sticks (I;lg. 89, pp. 82-3) where it is identifled as<br />

having belonged to a German crown prince. The handle is monnted on an ebony shaft that is finished<br />

with a 3" ivory ferrule. It is featured in the October, 1993 issue of The Chronicle in the article<br />

"Fables in Ivory " Reynard's nose has been chipped off You know how people always ask, "Which is your<br />

favorite stick? This is mine. Purchased from a private collection in 1992. Overall length, 35 5".$4,000-5,000<br />

47


65-An outstanding and early French cane from the<br />

second half of the 18th century with ivory handle on<br />

its real full bark malacca shaft with eyelets, tassel, and<br />

long horn ferrule. The 4 3/4" wide and 3 3/4" high handle<br />

is inspired from the antique mythology and from a<br />

great master hand who designed and delicately carved<br />

the handle with a mermaid and two dolphins. The stylized<br />

animals each under one arm of the smiling mermaid<br />

have their heads with big eyes on the front of the<br />

handle, their tails are crossed on the back against her<br />

long hair. The ivory has an attractive luminous surface<br />

with smooth patina and ebony inlay in the<br />

collar. The whole cane is in superb condition.<br />

Overall length 38 1/2" .Estimate $4.000 - $5.500.<br />

Aus dem umfangreichen Auktionskatalog der Galerie Malter, Los<br />

Angeles, vom 2. November 1997. Der hier abgebildete, prachtvolle<br />

Spazierstock erzielte den höchsten Zuschlag des Tages, nämlich<br />

$7.500.- zuzüglich 10% Provision und 8,<strong>25</strong> % Steuer.<br />

48


742.<br />

AN IVORY HANDLED WALK-<br />

ING STICK, CIRCA 1860<br />

The grip modelled as a human<br />

skull, with later assiciated hardwood<br />

shaft GBP 1,200-1,800<br />

Zuschlag GBP<strong>25</strong>30<br />

743<br />

AN IVORY HANDLED WALK-<br />

ING STICK, LATE 19TH CEN-<br />

TURY<br />

The grip carved with the figure of<br />

a fox, shown standing on a tree<br />

stump, with later associated ferrule<br />

and hardwood shaft<br />

GBP800-1,200<br />

Zuschlag GBP1955<br />

49<br />

Zum 1. Mal boten Christie’s<br />

South Kensington in<br />

London in ihrem umfangreichen<br />

Herbstkatalog von<br />

European Works of Art am<br />

1. Oktober 1997 einige exklusive<br />

Stöcke an. Die dekorativen<br />

Objekte waren einzeln<br />

in großen Fotos farbig<br />

abgebildet und ihre<br />

Beschreibungen, hierbei im<br />

Original, kurz gefaßt. Sie<br />

erzielten Rekordergebnisse.<br />

Fachleute prognostizieren<br />

enorme Preissteigerungen<br />

in den nächsten Jahren. Die<br />

Nachfrage aus Amerika für<br />

erstklassige, dekorative Stöcke<br />

ist sehr groß.


Aus dem Auktionskatalog von Hermann Historica<br />

München 35. AUKTION 23./24./<strong>25</strong>.Oktober 1997<br />

INFANTERIE<br />

OHG, München<br />

GENERALFELDMARSCHALL GERD VON RUNDSTEDT. Geb. am 12.Dez.1875 in<br />

Aschersleben/Sachsen. Generalstabsoffizier im l.Weltkrieg in der Türkei und in Frankreich, Karriere in<br />

der Reichswehr mit Beförderung zum Generalmajor 1927 und Generalleutnant 1929, im Okt.1932<br />

Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I in Berlin und General der Infanterie, im März 1938<br />

Generaloberst. Im 2.Weltkrieg bewies er sich als hervorragender Truppenführer, der noch den alten<br />

preußischen Idealen anhing und sich sehr zurückhaltend gab, und errang außerordentliche Verdienste als<br />

Obergruppenführer der Heeresgruppen Süd (Polenfeldzug 1939), 0st (in Polen 1939), A (Westfeldzug<br />

1939), West (in Frankreich 1940) und Süd (Ostfeldzug 1941). Mittlerweile zum Generalfeldmarschall<br />

ernannt (Juni 1940), war er vom März 1942 bis zum März 1945 Oberbefehlshaber West der<br />

Heeresgruppe D und wurde am 18.2.1945 133.Träger des Eichenlaubs mit Schwertern zum Ritterkreuz<br />

des Eisernen Kreuzes. Das Kriegsende erlebte er in britischer Kriegsgefangenschaft, aus der er am<br />

5.5.1949 wegen Krankheit entlassen<br />

wurde, und verstarb am 24.2.1953 in<br />

Hannover.<br />

7656<br />

50<br />

7656 INTERIMSSTAB ZUM GE-<br />

NERALFELDMARSCHALLSTAB,<br />

der ihm mit der Ernennung vom<br />

19.Juli 1940 verliehen wurde. Silber<br />

mit geschnittener und gravierter<br />

Knaufkappe in Form eines<br />

Pinienzapfens, die aufgelegten<br />

Hoheitsadler und der Heeresadler in<br />

massivem Gold, das Eiserne Kreuz<br />

in Silber und Email, am unteren<br />

Rand erhaben in Silber geschnittene<br />

Namensinschrift "von Rundstedt'` in<br />

gotischen Lettern zwischen<br />

gekehlten silbernen Randleisten.<br />

Ebonisierter Stock mit<br />

Elfenbeinspitze. Komplett mit<br />

anhängendem Originalportepee in<br />

Reichsfarben. Länge 77,8 cm.<br />

Dazu 2 großformatige zeitgenössische<br />

Originalaufnahmen aus dem<br />

Fotostudio Nehrdich Kassel/Berlin,<br />

jeweils mit Halbportrait des<br />

Generalfeldmarschalls in Uniform,<br />

in der rechten Hand den deutlich<br />

wiedergegebenen Interimsstab haltend.<br />

23,5 x 18 cm. 71732<br />

32.000,00


Der Auktionator Loudmer in Paris hatte am Samstag, 15. November 1997 eine große Spazierstockauktion mit<br />

Frau Edith van der Linden als Expertin. Angeboten waren 180 Stöcke. Dekorative Stücke, sowohl mit Silber- als<br />

auch Elfenbeingriffen und Systemstöcke hielten sich die Waage. Anbei zwei interessante Objekte aus dem Katalog.<br />

<strong>25</strong>3- TRÈS RARE CANNE-VIOLON, poignée opéra acajou<br />

massif, corps acajou, ainsi que le couvercle, deux<br />

bagues de serrage métal, table d'harmonie en sapin, ouïes en<br />

flammes et ouïe circulaire, quatre cordes, touches et cordier<br />

ébène. L'archet bien logé parait être d'origine, il est orné<br />

d'ivoire, de nacre et d'ébène. Allemagne, milieu du XIXe<br />

siècle. Hauteur: 89 cm. HISTORIQUE: la canne-violon fut<br />

inventée au milieu du XVIIIe siècle par Johann Wilde,<br />

maître a danser a la Cour de Saint-Petersbourg. Elle a joue<br />

un ro1e important, ainsi que les autres cannes instruments<br />

de musique, dans la vie culturelle a l'époque romantique. La<br />

firme Lutz a fabrique ces cannes vers 1880 a Vienne, et il<br />

existe une patente au nom d'Opikthin a Saint-Petersbourg en<br />

date de 1894. On trouve des exemplaires similaires dans les<br />

collections du Musée Instrumental du Conservatoire de<br />

Paris et du Metropolitan Museum de New York.<br />

40.000/50.000 F<br />

294 - EXCEPTIONNELLE CANNE, haut pommeau ivoire<br />

(14,5 cm) représente une jeune femme dénudée en buste,<br />

coiffe en chignon relève orné de grappes de raisin et feuilles<br />

de vigne, même décor champlevé sous la poitrine, lourd fut<br />

gaiac, dragonne de soie. Allégorie de l'automne, oeuvre non<br />

signée digne d'un grand sculpteur. France, 1880-1900.<br />

Hauteur: 95,3 cm. 15.000/20.000 F<br />

52


Is this a portrait portrait<br />

of the artist artist<br />

as an old stick?<br />

A distinctive profile, but<br />

how close is it to Gaugin?<br />

Some of Paul Gaugin canes are shown at the<br />

Musé du Quai d’Orsay in Paris beside many of<br />

his paintings. They are very similar to this one.<br />

IN PROFILE, the angular<br />

Caucasian visage with skull cap and goatee<br />

beard shown on the stick handle bears a<br />

compelling likeness to Paul Gauguin.<br />

Certainly it was good enough to convince<br />

bidders at Finan Watkins & Co's<br />

sale in Mere, Wiltshire on October 4<br />

that it had been caned in the likeness of<br />

the artist and, what is more, the vendor<br />

maintained that the stick had been<br />

recovered from Gauguin's house on<br />

the Marquesas Islands after his<br />

death in 1903 by a member of their<br />

family who was in the French<br />

colonial police force.<br />

The wood was of a type particular<br />

to this area of Oceania and gave an<br />

appearance of age commensurate with<br />

a late 19th century date, but what the<br />

auctioneers lacked were any photographs<br />

or documents showing that the<br />

stick was actually carved by Gauguin, or<br />

else for him by a Marquesan.<br />

The presence of old paint drips on the<br />

end of the 22in (55cm) long artefact did suggest it was<br />

used as an artist's “painting stick”, but the auctioneers<br />

remained wary of making a firm attribution and<br />

offered it without reserve on a starting price of £50.<br />

Interest from collectors, tribal art trade and picture<br />

dealers ensured that bidding climbed steadily, but a<br />

price of £2100 (plus 10 per cent premium), paid by<br />

an English academic who has written a thesis on<br />

Gauguin, would seem, for the time being at least, to be<br />

as ambiguous as the identity of the stick itself.<br />

53<br />

Christopher Wright,<br />

Antiques Trade Gazette,<br />

London, 1st November 1997


DER STOCK STOCK<br />

EINES<br />

WAGNERMEISTERS<br />

AGNERMEISTERS<br />

Für den Stocksammler <strong>Nr</strong>.7/1985 schrieb ich einen<br />

Artikel unter dem Titel: Spazierstock des Försters<br />

und Holzhändlers. Durch Zufall begegnete mir<br />

wieder ein ungewöhnlicher Stock, den ich zunächst<br />

nicht einordnen konnte. Sollte es sich um einen<br />

Stock handeln, um<br />

Brandzeichen für Tiere<br />

zu setzen? Kaum, denn<br />

das glühende Eisen<br />

hätte den Schuß verbrannt.<br />

Zunächst, am<br />

besten, beschreibe ich<br />

den eigenartigen Stock.<br />

55<br />

Länge 78 cm<br />

Griff beilförmig,<br />

am Ende die<br />

Initialen LH<br />

Material Eisen<br />

Schuß Holz mit<br />

Eisenzwinge<br />

wie bei Wanderstöcken<br />

der Besitzer des Stockes,<br />

Pfarrer Steinmeier von<br />

St. Jobst in Nürnberg,<br />

erzählte mir, daß sein<br />

Urgroßvater, Wagnermeister<br />

zu Dinkelsbühl,<br />

der Vorbesitzer war.<br />

__<br />

Dipl. Ing. Hans Lersch<br />

Nürnberg


<strong>Injuka</strong>-<strong>Kunst</strong> GmbH<br />

Mainzer Str. 13<br />

80804 München<br />

Betr. Nächste Ausgabe Stocksammler<br />

Liebe Frau Kadri, lieber Herr Kadri!<br />

Vor 2 Jahren überreichte ich Ihnen meine Stockgeschichte: "Weit ist der Weg zurück ins Heimatland,<br />

so weit, so weit", in dem es um den historischen Stock des Generals Ziethen an seinen Freund, den<br />

Deutschen Dichter Wilhelm Ludwig Gleim,ging. Ohne Frage könnte ich weitere, interessante<br />

Beiträge zum Thema Stock liefern, muß aber davon Abstand nehmen, nachdem private wie auch<br />

betriebliche Fordernisse mir nicht die zum Schreiben notwendige Zeit lassen. So bedaure ich es ungemein,<br />

nicht an den herrlichen Treffen der Stocksammler-Freunde teilhaben zu können, über deren<br />

Verlauf so anschaulich in Ihren Heften berichtet wird.<br />

Nachdem ich gestern von einem Aufenthalt in Miltenberg am Main zurückgekehrt bin, finde ich die<br />

letzte Ausgabe vom Stocksammler vor. Bereits das erste Durchblättern hat mich sehr erfreut, und ich<br />

schließe mich voll und ganz Ihrer Feststellung an, daß diese ebenso gelungen ist wie die vorausgegangenen.<br />

Wenn ich mich nun spontan an die Maschine setze, so hat Ihr letzter Satz damit zu tun. Er<br />

lautet: "Wir schließen mit der dringenden Bitte um aktive Mithilfe für das Dezember-Heft!"<br />

Ich glaube, trotz meiner obigen Vorbehalte, Ihnen heute helfen zu können. Das dadurch, daß Ihnen Unterlagen<br />

zukommen werden, die mich größtenteils vor schriftlicher Arbeit bewahren. Dazu kurz diese Information:<br />

Vor 20 Jahren, am 29.6.1977, übersandte mir Herr Otto Richter aus Weilburg aufgrund eines Artikels<br />

in "Mein schöner Garten", der von unseren Stöcken berichtete, eine Mappe mit Photographien und<br />

Entwurfsskizzen von Stockgriffen, die sein Vater, ein Elfenbeinschnitzer, in langen 60 Jahren in<br />

Dresden kreiert hatte. Diese fotokopierten Darstellungen, handgezeichnete Griffe mit Daten und<br />

Kommentaren, sende ich Ihnen heute zu. Meine Bitte, irgenwann erhalte ich sie zurück. Mein<br />

Vorschlag: Die schreibtüchtigen Kadris berichten anhand des Schriftverkehrs Elbert - Richter über<br />

diesen Vorgang und greifen die Frage des letzteren auf: "Ist nicht eines der Exponate irgendwo in einer<br />

Sammlung unserer Freunde aufgetaucht?" Wie wäre es, wenn wir das große "Suchen" geschickt<br />

dadurch einleiten würden, daß jedermann anhand der Abbildungen seinen Stockbestand kritisch prüft<br />

und eventuell beim Vergleichen fündig wird. Man sollte vielleicht einen Preis aussetzen: Ein<br />

Fachbuch, einen Stock, etwas, das zum großen Stockbereich zählt. Die Finanzierung eines solchen<br />

Präsents durch die Stocksammlerfreunde dürfte keine Schwierigkeit sein.<br />

Ich weiß nicht, ob sich Herr Richter auch an andere Stocksammler gewandt hat. Ich weiß auch nicht,<br />

ob er noch lebt. Ich werde mich erkundigen. Ist das der Fall, wird er selbstverständlich informiert über<br />

diesen Vorgang und das Ergebnis.<br />

Sollte ich mit meiner spontan gefaßten Idee, der Sofortreaktion auf Ihren Appell, Ihnen geholfen<br />

haben und gleichzeitig meinen Freunden einen Dienst erweisen können, so würde ich mich freuen.<br />

Hamburg, den 17.7.1997<br />

Ihnen beiden herzlichen Gruß aus dem fernen Hamburg!<br />

56


Das hier abgebildete Originalfoto trägt auf der Rückseite den Stempel “OTTO RICHTER,<br />

Elfenbeinbildhauer, DRESDEN TOLKEWITZ, Tolkewitzerstr. 92” sowie die Bemerkung “Elfenbein,<br />

geschnitzt für die Fa.Gärtner, Dresden, Schloßstraße zur Schirmmodeschau 1922. in Dresden”.<br />

59


vorigen Seite abgebildete “Zauberer” ist ein alter<br />

Bekannter von uns. Im Laufe der Jahre sind drei<br />

Exemplare davon in unseren Händen gewesen.<br />

Alle drei waren sich sehr ähnlich und eindeutig von<br />

dem gleichen Meister. Wir sind froh darüber, daß,<br />

aufgrund dieser seltenen Konstellation, endlich<br />

einmal, und ohne jeden Zweifel, ein Griff einem<br />

bestimmten Künstler zugeordnet werden kann.<br />

Der Wunsch von Herrn Otto Richter Sohn,<br />

geäußert in seinem Brief vom 29.6.1977 an<br />

Herrn R. Elbert, kann erst jetzt, nach zwanzig<br />

Jahren, erfüllt werden . Der auf dem Foto der<br />

60


Einer der unzähligen handgezeichneten Entwürfe von Herrn Otto Richter, 1863-1953,<br />

Elfenbeinbildhauer aus Dresden. Laut Handnotizen auf der Rückseite des Originals,<br />

das im Besitz von Herrn Rudolf Elbert in Hamburg ist, sind die hier abgebildeten<br />

Knäufe sowohl in Holz, als auch in Elfenbein zwischen 1908 und 1922 angefertigt.<br />

61


MARKUS LÜPERTZ LÜPERTZ<br />

ein prominenter<br />

prominenter<br />

Stockträger<br />

MARKUS LÜPERTZ vor einer<br />

seiner Skulpturen in der Münchner<br />

Hypo-<strong>Kunst</strong>halle.<br />

Das mittlere Foto entstammt einem Artikel<br />

mit dem Interview:<br />

Parsifal allein unter Frauen.<br />

Der Maler Markus Lüpertz über seine<br />

<strong>Kunst</strong>, die Kasseler “documenta” und<br />

die Kälte der Computer<br />

Süddeutsche Zeitung <strong>Nr</strong>. 157, Feuilleton, 11. Juli 1997.<br />

Die zwei anderen Fotos, oben und unten,<br />

sind aus der Bunten Illustrierten.<br />

62


Denkmal auf<br />

Tenerif eneriffa fa<br />

Ein<br />

Guanschen König<br />

mit seinem<br />

Herrscherstab.<br />

Gibt es<br />

eine Deutung<br />

für dieses<br />

Machtsymbol?<br />

Dipl. Ing. Hans Lersch<br />

Nürnberg<br />

63<br />

Der große große<br />

Pan,<br />

der lächelnde Verführ Verführer<br />

er<br />

des Schwetzinger<br />

Schloßgartens<br />

Schloßgartens<br />

Auf einem großen<br />

Tuffsteinfelsen in einer Waldnische<br />

eines Laubenganges im Schwetzinger<br />

Schloßgarten sitzt er, der arkadische<br />

Gott der Hirten, der Nymphenräuber<br />

im Gefolge des Dionysos, der nach<br />

Liebesabenteuern lüsterne Dämon.<br />

Es ist ein hervorragendes Werk<br />

des Mannheimer Bildhauers Simon<br />

Peter Lamine (1738-1817) und gilt als<br />

eines der schönsten und künstlerisch<br />

vollendetsten Schmuckstücke im<br />

Garten.<br />

Rita ZINSER, Neckargemünd


Do we have the courage to pull the plug<br />

on a dying work of art? art?<br />

With modem technology it might appear that no work of art, however badly<br />

damaged, is beyond redemption. But what of that vital spark which could be<br />

argued to be its essence? ROBIN NICHOLSON beheves there is a time when<br />

we must acknowledge that the soul has finally departed.<br />

WHEN CAN we pronounce a work<br />

of art dead? When should we stop trying to<br />

resuscitate it and accept that there is no<br />

hope, that the last rites must be said and an<br />

honourable funeral ensue?<br />

The majority of works of art are<br />

composed of inherently unstable materials:<br />

vegetable matter (notably wood and<br />

canvas), fugitive chemicals and pigments,<br />

metals that oxidise and rust, glass that frizzles<br />

and will eventually manifest its liquid<br />

state. Inevitably, some, if not all works of<br />

art will not last the passage of time. They<br />

were never intended to. They were made at<br />

a specific time for a specific purpose and<br />

rarely can the artist or craftsman have<br />

envisaged his work lasting for hundreds,<br />

even thousands, of years.<br />

At what stage should we accept that<br />

the inevitable deterioration of a work<br />

means that it ceases to be what the artist<br />

originally created? When should the<br />

restorer pack up his tools?<br />

This question may not be new, but<br />

usually the emphasis is on the degree of<br />

restoration permissible, not on whether it<br />

should be pursued at all. One of the few<br />

great works of art on which the death sentence<br />

has been passed is Leonardo's Last<br />

Supper. It is now accepted that what we see<br />

is not what was originally created and soon<br />

it will cease to exist altogether. But this is<br />

64<br />

the exception. Across the world conservators<br />

struggle to 'save' works even those in<br />

appalling states. It is, of course, in their<br />

interest to do so.<br />

We have all heard the story of the<br />

ancestral sword that had had six new handles<br />

and five new blades. Such radical<br />

restoration is, thankfully, not widespread,<br />

but there is a huge variety in the extent to<br />

which restorers are prepared to go, and in<br />

the end this boils down to the same ethical<br />

debate. Italian restorers of Renaissance<br />

frescoes are famous for refusing to attempt<br />

to emulate the painting of the artist.<br />

Instead they fill in spaces with a neutral,<br />

slightly stippled paint surface. The final<br />

result is a 'restored' work in which the<br />

areas of damage are more conspicuous<br />

than they were before.<br />

This contrasts with the case of the<br />

Empire State Collection in Albany, New<br />

York. About 15 major works by New York<br />

School artists such as Rothko, Pollock and<br />

Gottlieb were severely vandalised in the<br />

1980s. They were slashed, torn and<br />

daubed with Magic Marker. The immediate<br />

reaction was that these works were<br />

'lost', unrestorable to their pristine state. It<br />

was said their characteristics of intense,<br />

soaked colour fields, unusual pigmentation<br />

and gestural random application of<br />

paint could and should not be recreated.


To the surprise of many, almost all the<br />

artists (if still alive), or their executors,<br />

disagreed and restoration proceeded.<br />

In one instance a large Jackson<br />

Pollock, which in a separate incident has<br />

been severely damaged by fire and water,<br />

had its entire upper third re-painted. The<br />

restorer meticulously re-created, with a<br />

brush, the splashes and dribbles of paint<br />

originally applied by Pollock straight from<br />

the tin. The result is undoubtedly impressive,<br />

but is it the genuine article? One<br />

commentator called it 'a Pollock with a<br />

limp'.<br />

Similarly, there is the case of the<br />

restored Uppark. Surely here was an<br />

example of a building whose contents<br />

were killed off by the dreadful fire of<br />

1989? But no, like the phoenix, they were<br />

conjured back from the ashes, the new curtains<br />

and carpets carefully faded and made<br />

threadbare to match the lost originals. This<br />

project has won many awards, but what do<br />

we admire when we visit? A wonderful<br />

historic interior, or the cleverness and contrivance<br />

of the restoration?<br />

These cases suggest that there is<br />

strong support from artists and museum<br />

professionals alike to see works of art<br />

recovered from inadvertent damage (however<br />

severe) to as close to their former<br />

states as possible. But when the damage is<br />

inherent in the make-up of the piece, there<br />

is no choice. Even the most cynicaL dealer<br />

or conservator would hesitate before<br />

trying to restore the flesh tones in some of<br />

Reynolds' now-ghostly portraits or scrape<br />

the tar-like bitumen off a McCulloch landscape.<br />

Such works are essentially 'lost'. We<br />

will never know them as they ought to be.<br />

65<br />

But in a reversal of this we have the<br />

Mona Lisa. Certain Louvre curators would<br />

love to give it a jolly good clean. It is<br />

apparently filthy. But, mindful of the outcry<br />

over the Sistine Chapel frescoes, they<br />

are reluctant to do so, knowing that by<br />

returning the painting to its correct bright<br />

and colourful state it would cease to be the<br />

image on a million posters postcards and<br />

carrier bags. The historical deterioration in<br />

the varnishes on the picture surface and the<br />

layers of dirt have become part of the work<br />

itself.<br />

This argument can be extended. The<br />

much valued phenomenon of patina on<br />

polished wood is a product of age; it was<br />

not part of the process of creation.<br />

Similarly the absence of craquelure on an<br />

Old Master (as well as being suspicious)<br />

would give the work an unnaturally<br />

smooth finish. It would look wrong.<br />

So the effects of ageing of deterioration<br />

- are an inherent part of anything we<br />

call 'antique'. From the moment an item<br />

leaves the workshop or studio and receives<br />

its first bump or first new coat of varnish it<br />

has begun a process of transformation<br />

which will, eventually, end in its demise.<br />

All art is mortal and it is up to us - those who<br />

have created it, cared for it, appreciated it -<br />

to decide when its life has run its course.<br />

We must accept that so much art is<br />

by its nature fragile, a transient phenomenon,<br />

and we should be more willing to take<br />

that hard decision and let it wither and die.<br />

From the Antiques Trade Gazette,<br />

5th July 1997<br />

Unter der Rubrike Personal View


66<br />

Stöcke, Stäbe<br />

und Zepter<br />

auf<br />

Briefmarken<br />

Fortsetzung von Dieter W.<br />

Banzhaf<br />

Unter der<br />

Überschrift:<br />

Der<br />

Spazierstock<br />

kommt wieder<br />

in Mode<br />

berichtete<br />

Charivari<br />

7/8 1989:<br />

So<br />

liess auch<br />

der<br />

Bundespräsident<br />

von Weizäcker<br />

einen wertvollen<br />

Spazierstock<br />

in München<br />

erstehenals<br />

Gastgeschenk<br />

für den<br />

türkischen<br />

Staatschef.<br />

_<br />

Dipl. Ing. Hans Lersch<br />

Nürmberg


Ich habe schon eimal über Sirenen mit<br />

einem oder auch zwei Fischschwänzen<br />

geschrieben. In der Antike sind es junge<br />

Mädchen, die auf einer Insel hausen und<br />

mit ihrem Gesang die Seefahrer auf die<br />

Klippen locken. Ursprünglich mit<br />

Vogelkörpern dargestellt, später eher<br />

unseren Seejungfrauen gleichend mit<br />

Fischschwänzen. Auch diese stellen den<br />

Fischern und Seeleuten nach und versuchen<br />

sie, in ihre unterseeischen<br />

Paläste zu locken.<br />

In der Romantik werden sie häufig<br />

zweischwänzig dargestellt. Sie halten oft<br />

mit den Händen die Schwanzenden beidseitig<br />

hoch und bieten so ihre Scham<br />

dar. Diese Haltung soll das Verlockende<br />

verstärken. Man kann sie in diesem<br />

Sinne sicher auch als Symbol der<br />

Verführung oder gar der Sünde ansehen.<br />

Diese vollplastisch elfenbeingeschnitzte<br />

doppelschwänzige Sirene als Spazierstockgriff<br />

mit einem kleinen Kind - Putto?,<br />

Amor? - auf der linken Schulter, ist eine<br />

hervorragende Jugendstilarbeit von starker<br />

Ausdruckskraft. Ebenholzschuß.<br />

Doppelschwänzige Sirene<br />

Dieter W. Banzhaf<br />

Diese Darstellung einer vollbusigen doppelschwänzigen<br />

Sirene - allerdings mit einem Feigenblatt - fand ich in Passau<br />

auf einem Hauserker über der Eingangstür gemalt. Ich weiß<br />

nicht ob es eine Einladung sein soll, oder vielleicht ist es bloß<br />

gegen den bösen Blick.<br />

67


68<br />

Eine weitere doppelschwänzige<br />

Sirene.<br />

Silberne gegossene<br />

und nachziselierte<br />

Fritzkrücke mit Halbmond,<br />

Krone und 800<br />

gestempelt. Sie<br />

kommt also aus<br />

Deutschland und ist<br />

eine typische Jugendstilarbeit.<br />

Das lange<br />

gescheitelte und leicht<br />

gewelltes Haar der<br />

Meerjungfrau wird<br />

vom Wasser den<br />

Rücken entlang bis<br />

zum Gesäß gespült.<br />

Die Schöne ist unbekleidet<br />

bis auf ihre<br />

Schuppen und Blumen im Haar. Sie läßt sich auf den Wellen treiben. Griffbreite 11,5 cm, Griffhöhe 7,5 cm.<br />

Schlangenholzschuß und heller Echthornabsatz. Gesamtlänge des Stockes 93 cm.<br />

Und hier noch eine<br />

moderne Brunnenfigur<br />

aus 74229 Ödheim,<br />

einer kleinen<br />

Ortschaft in der Nähe<br />

von Heilbronn, die<br />

ich im Herbst 1996<br />

fotografiert habe. Es<br />

ist ganz zweifellos<br />

eine doppelschwänzige<br />

Sirene, der lediglich<br />

aus künstlerischenÜberlegungen<br />

der Kopf fehlt.<br />

Ich habe den Bürger-<br />

meister des Städtchens angeschrieben und angefragt, was die Figur bedeuten solle. Er antwortete<br />

mir unter anderem, daß die Künstlerin nachfolgende Erklärung gegeben habe: „Inspiriert von der<br />

fruchtbaren Landschaft und dem reichhaltigen Wasservorkommen von Kocher (ein Flüßchen das<br />

durch den Ort fließt), diversen Nebenflüssen und Quellen bin ich zu meiner Idee des >Fischfräuleins<<br />

gekommen. Einem märchenhaften Mischwesen zwischen Fisch und Frau, die sich üppig<br />

und vergnügt quer über den Marktplatz schwingt. .....Für Kinder ist es Sommer wie Winter eine<br />

Freude, in die zum Teil mit Wasser gefüllte Beckenmulde zu laufen, mit dem sprudelnden Wasser<br />

zu spielen und vielleicht einen Ritt auf der Fischfrau zu wagen." Man kann die doppelschwänzige<br />

Sirene offensichtlich auch ganz harmlos sehen, zumindest scheinbar und vordergründig.


Scrimshaw is a virtually untranslatable<br />

word that is used to describe objects<br />

made of the ivory from walrus and spermwhale<br />

teeth. It also encompasses, in the<br />

broad sense of the word, the arts and crafts<br />

that occupied the lonely hours of whalers<br />

aboard ship. It would appear that<br />

scrimshaw became popular when whaleships<br />

took to the high seas in the early<br />

1700s. Hacked from the jaws of spermwhales<br />

by a cold chisel, the teeth became<br />

prized possessions that were planed<br />

smooth, polished, usually with shark skin,<br />

engraved with a sailmaker's needle and<br />

colored with different shades of ink and<br />

wax to enhance the art work.<br />

The art of scrimshaw became a passion<br />

among sailors, occupying every spare<br />

moment. They created familiar scenes<br />

...ships, whales and whale catching, landscapes<br />

from home or foreign ports, and, of<br />

course, portraits of the women left behind.<br />

Many a piece of scrimshaw contains verses<br />

from the gospels, while those sailors not<br />

so godly indulged themselves in the erotica,<br />

much of which was highly daring,<br />

especially for the period! Besides whale's<br />

teeth, many useful and artful objects were<br />

fashioned from pieces of whalebone...<br />

clothes pins, bobbins, needle cases, thimbles,<br />

bodkins, personal possession jars,<br />

tongs, yardsticks, blocks, dipper handles;<br />

the list is endless and imaginative.<br />

One of the most desired and highly<br />

prized of these was a jagging wheel, or pie<br />

Scrimshaw<br />

69<br />

crimper, used to give that distinctive look<br />

to the edges of a pie crust. Imagination ran<br />

riot, with forms varying from that of a unicorn<br />

with 1,2,3, or 4 wheels, incorporating<br />

a fork and sharpened straight piece for<br />

piercing the pie crust, and inlaid with exotic<br />

woods, coin silver or baleen, to the mundane,<br />

utilitarian wheel and handle piece<br />

that was merely functional. In form and<br />

design, many of these jagging wheels can<br />

best be described as beautiful, both in concept<br />

and function, attribute to the scrimshander's<br />

patience, skill and imagination.<br />

Swifts are a notable contribution to<br />

the art of scrimshaw. These folding contraptions<br />

had clamps, were held together<br />

with tiny rivets, and were designed to<br />

make the rolling of a ball of yarn a simple,<br />

one-person operation. Many a wife,<br />

daughter or loved one waiting at home had<br />

their man at sea foremost in their thoughts<br />

while doing the homely but necessary task<br />

of yarn winding. On observation, think of<br />

the countless hours of painstaking labor<br />

that were required to produce a masterpiece<br />

of precision such as a swift demands!<br />

Close to the heart - both literally and figuratively<br />

- of the sailor's beloved was the<br />

corset busk, a piece of highly engraved<br />

and decorated whalebone or baleen<br />

approximately 12" long, that was inserted<br />

into milady's corset in the front, below the<br />

bust, for the purpose of providing proper<br />

carriage of the upper body. Picture, if you<br />

will, a modern woman subjecting herself


to such torture in the name of fashion!<br />

Although, truth to tell, the stiletto heels of<br />

today would appear to be torture enough!<br />

Seldom seen other than by the wearer or<br />

her husband, corset busks had much artistic<br />

talent lavished upon them. Heraldic<br />

devices, patriotic motifs and geometric<br />

and foliate designs, were among many<br />

motives used to produce a beautiful albeit<br />

useful, if masochistic, object.<br />

A great adjunct to the male fashion<br />

plate of the period was the cane, and if<br />

there was one item sailors enjoyed making<br />

in all their infinite varieties, it was canes!<br />

They came in all shapes and materials,<br />

limited only by the imagination of the<br />

maker. There were canes of foreign exotic<br />

woods with scrimshawed handles, and<br />

others made of shark vertebrae threaded<br />

onto a steel rod with spacers of rings of<br />

bone, baleen and exotic woods. There<br />

were fluted, spiral and rope-carved whalebone<br />

canes, with stylized handles, in<br />

designs as varied as a clenched fist, a dog's<br />

body, a fish, or a Turk's head knot. A collector's<br />

category unto itself, the beauty and<br />

ingenuity to be found in what was formerly<br />

a simple walking stick, are endless.<br />

During the Revolutionary and<br />

Napoleonic Wars, seafaring captives of all<br />

the involved countries languished, for the<br />

most part, in ancient warships converted<br />

into prisoner-of-war hulks. Demasted and<br />

permanently grounded in harbor, these<br />

fearsome prisons offered nothing to its<br />

inmates but perpetual drudgery and utter<br />

boredom. In England, Napoleonic war<br />

prisoners were incarcerated in prisons,<br />

70<br />

under similar conditions, at Dartmoor,<br />

Portchester Castle and Norman's Cross.<br />

English captors proved apt pupils of their<br />

French guests, and, when captured by<br />

Americans during the War of 1812, utilized<br />

these talents to great avail. In an<br />

effort to obtain whatever they could<br />

beyond the bare necessities of life, the<br />

more artistic of the prisoners made artifacts<br />

from old bones, straw, glass, wood<br />

and whatever else they could beg or barter<br />

from their warders. As museums in<br />

England, France, Portugal, Spain and the<br />

United States will testify, the prison officers<br />

were the first to pay tribute to the<br />

exquisite skill and imagination of these<br />

men who worked under the most dismal<br />

conditions to render such objects of great<br />

beauty. Intricately woven straw-work<br />

often was used to showcase an elaborately<br />

constructed ship model, religious scene, or<br />

simple carved bone memento. We are fortunate<br />

that pieces of history such as these<br />

have been preserved for our own and<br />

future generations to admire.<br />

Finally, the sailor artisan would turn<br />

his talents into the realm of imagination,<br />

where nothing was too difficult to translate<br />

into whalebone or ivory, be it an<br />

escutcheoned coat rack with walrus teeth<br />

pegs, tool handles, tongs, ditty boxes and<br />

all manner of kitchen utensils, to inlays of<br />

whale ivory in the most plebeian of tools<br />

and other articles. Read on and enjoy!<br />

__<br />

Taken from “Nautical Antiques”, by Robert W.D.Ball,<br />

Schiffer Publishing Ltd ISBN:0-88740-602-5<br />

In the book there is 8 full illustrated pages with various<br />

whalebone canes.


Die Welt Welt<br />

als Knauf<br />

Y. . Kadri<br />

Im Laufe der Jahre habe ich viele Stöcke mit Weltkugelknäufen gesehen und beim<br />

Durchsehen meines Archivs kristallisieren sich zwei klassische Varianten heraus. Die<br />

erste ist die geschlossene Elfenbeinweltkugel, die zweite diejenige, die etwas beinhaltet.<br />

Sie sind in Verbindung mit dem Seefahrermilieu zu sehen, traditionell wurden sie<br />

in England, ihrem Entstehungsland, von pensionierten Kapitänen und verdienten<br />

Seefahrern getragen.<br />

Der hier abgebildete<br />

Knauf gehört zu den einfachsten<br />

seiner Art und<br />

ist ungewöhnlich klein.<br />

Meine Vermutungen gehen<br />

dahin, daß diese Knäufe<br />

jeweils individuell für<br />

ihre Auftraggeber angefertigt<br />

wurden. Die auf<br />

der Karte gravierten<br />

Städtenamen könnten die<br />

von seinem Besitzer<br />

während seiner Berufsjahre<br />

angelaufenen Häfen<br />

sein.<br />

71<br />

Dekorativer, englischer Spazierstock<br />

aus dem 19. Jahrhundert<br />

mit kleinem Elfenbeinkugelknauf,<br />

4 cm Durchmesser, auf<br />

einem Ebenholzschuß mit<br />

Silbermanschette und Elfenbeinabsatz.<br />

Der Knauf ist in<br />

Scrimshawtechnik mit einer<br />

Weltkarte graviert. Auf der<br />

Landkarte sind die für die<br />

damalige Zeit bedeutenden<br />

Hafenstädte markiert, die<br />

Ozeane sind mit Walen, sowie<br />

einem Dreimaster Segelboot<br />

verziert. Gesamtlänge 81cm


72<br />

Beide Knäufe auf dieser Seite haben die<br />

klassische Größe von etwa 5 cm<br />

Durchmesser; sie unterscheiden sich<br />

jedoch erheblich durch ihre Gravur. Der<br />

erste, einfachere könnte aus der gleichen<br />

Hand als der auf der vorherigen Seite<br />

abgebildete stammen, der zweite, viel<br />

aufwendiger graviert mit schöner,<br />

kalligraphierter Schrift, stellt eher eine<br />

fundierte, professionelle Weltkugel dar.<br />

Auffällig sind die durch Pfeile bezeichneten<br />

Windrichtungen, die für die<br />

Seefahrerei der damaligen Zeit von<br />

großen Nutzen waren. Bemerkenswert<br />

ist, daß dieser Globus Typ vorwiegend<br />

auf halbechtem Malaccarohr oder<br />

Pfefferrohr vorkommt.


Elfenbeinkugelknauf als Globus mit eingebauter Sonnenuhr. Auf den Ozeanen sind Walfische und eine<br />

Windjammer zu sehen. Beim Aufklappen des Oberteiles wird eine Sonnenuhr sichtbar, die mit dem eingebauten<br />

Kompaß einjustiert werden kann. Die untere Skala hat römische Zahlen, die obere arabische. Schuß aus<br />

echtem, durchgehendem, gelblichem Malaccarohr mit dunklem Echthornabsatz und glatter<br />

Silbermanschette mit Rillen und Londoner Punzen. Interessante, englische Scrimshaw Arbeit aus dem<br />

19. Jahrhundert im Originalerhaltungszustand. Bemerkenswert ist, daß diese Stöcke immer im<br />

Seefahrermilieu zu finden sind. Kapitänsstock? Knaufhöhe 5cm, Gesamtlänge 90cm.<br />

Vergleichbare Stücke siehe Klever "Spazierstöcke" Seite 195, <strong>Nr</strong> 307, 308, die Welt als Knauf.<br />

73


Guter, englischer Spazierstock aus dem<br />

19. Jahrhundert mit Elfenbeinkugelknauf<br />

in 5cm Durchmesser als Globus<br />

auf einem echten, durchgehenden<br />

Malaccaschuß mit vergoldeter Manschette<br />

und Bronzezwinge. Die Kugel ist in<br />

Scrimshawtechnik als Weltkugel fein<br />

graviert. Sie läßt sich Aufklappen und<br />

zeigt eine Sonnenuhr mit römischen<br />

Ziffern auf der unteren Seite. Die obere<br />

ist mit einer Schildpatteinlage verziert.<br />

Der qualitätvolle Stock ist in bestem<br />

Originalerhaltungszustand mit sehr<br />

schöner Patina. Vergleichbare Stücke<br />

siehe Ulrich Klever, Spazierstöcke, Seite<br />

195 <strong>Nr</strong>. 307, 308. Gesamtlänge 84,5 cm<br />

74


Daß die<br />

aufklappbaren<br />

Globusknäufe<br />

meistens mit<br />

Schüssen aus<br />

echtem<br />

Malaccarohr<br />

versehen waren<br />

ist ein Hinweis<br />

darauf, daß sie<br />

von Haus aus<br />

kostbarer<br />

waren als die<br />

geschlossenen,<br />

die, wie gesagt,<br />

meistens mit<br />

halbechtem<br />

Malacca- oder<br />

Pfefferrohr zu<br />

finden sind.<br />

75<br />

Obwohl das<br />

Beispiel auf dieser<br />

Seite keine<br />

Weltkugel ist,<br />

dürfte es aus der<br />

gleichen Werkstatt<br />

stammen und ist<br />

dem vorherigen<br />

zuzuordnen. Es ist<br />

mit dem eingelassenen<br />

Kompaß mit<br />

Windrichtungsstern<br />

auf der Oberseite<br />

und Segelschiffen<br />

auf Wellen und<br />

Leuchtturm einmalig.<br />

Die Wahl<br />

der Motive läßt<br />

an seiner<br />

Verbindung zum<br />

Seefahrermilieu<br />

nicht zweifeln.


76<br />

Diese beiden<br />

Exemplare sind<br />

aufgrund<br />

ihrer Gravuren<br />

hoch interessant.<br />

Das<br />

eine trägt<br />

den Namen<br />

Hamburg,<br />

das andere<br />

die Jahreszahl<br />

1892. Beide<br />

sind durch<br />

ihren Aufbau<br />

identisch, sie<br />

sind beide<br />

zum<br />

Aufschrauben<br />

und je mit<br />

einem Kompaß<br />

versehen.<br />

Mein persönliches<br />

Gefühl<br />

ist, daß sie in<br />

Deutschland<br />

entstanden<br />

sind entgegen<br />

zu allen<br />

anderen, die<br />

aus England<br />

stammen.<br />

Hier auch<br />

sind die<br />

Marinemotive<br />

unverkennbar<br />

und bringen<br />

diese zwei<br />

Stöcke in<br />

Verbindung<br />

zum Seefahrer<br />

Milieu.


Ein außergewöhnlicher, russischer Stock aus der Jahrhundertwende mit kostbarem<br />

Fabergé Knauf auf einem blonden, echten, durchgehendem<br />

Malaccarohrschuß mit Hornabsatz. Der 9 cm hohe Knauf besteht aus einem silbernen<br />

Globus mit fein gravierter Erdkarte und einem kurzen Schaft aus<br />

77


Nephrite mit doppelter Goldfassung, die<br />

untere mit zwei Diamantrosen. Jede der<br />

Fassungen trägt die Punzen der Firma<br />

Fabergé, sowie die seines Werkmeisters<br />

August Frederik Hollming (1854-1913) und<br />

den Goldgehaltstempel 56 Solotnik. Der<br />

einzigartige Stock befindet sich in bestem<br />

Erhaltungszustand.<br />

78


Auf dieser Seite sind die Punzen<br />

im Detail zu sehen. Auch die<br />

Diamantenrosen sind hier gut<br />

erkennbar.<br />

79<br />

Bemerkenswert ist, daß Fabergé<br />

weit mehr Schirm- als<br />

Stockgriffe hergestellt hat und<br />

daß bis jetzt ein Knauf dieser Art<br />

nicht publiziert wurde.<br />

Gesamtlänge 98 cm.


Elfenbein-Antiquitäten frei frei<br />

handelbar<br />

Bonn/Brüssel Am 1. Juni 1997 sind<br />

aufgrund einer EU- Verordnung die<br />

ClTES- Bescheinigungspflicht und das<br />

Erfordernis, eine Befreiung vom<br />

Vermarktungsverbot für den Handel mit<br />

Antiquitäten aus Elfenbein oder anderen<br />

artgeschützten Materialien einzuholen,<br />

entfallen.<br />

Gemäß Artikel 32, Buchstabe d, der<br />

Durchführungsverordnung 939/97 in<br />

Verbindung mit Art. 2, Buchstabe w, der<br />

EU- Verordnung 338/97 sind <strong>Kunst</strong>gegenstände<br />

(und Musikinstrumente), die<br />

vor mehr als 50 Jahren vor Inkrafttreten<br />

dieser Verordnung (also vor dem 1. Juni<br />

1947) hergestellt wurden, von den ansonsten<br />

weiterhin geltenden Vermarktungsverboten<br />

ausgenommen.<br />

Eine Bescheinigungs- oder Genehmigungspflicht<br />

besteht nicht. Lediglich<br />

für Importe aus und Exporte nach<br />

Direktländern muß eine Genehmigung<br />

beim Bundesamt für Naturschutz in Bonn<br />

80<br />

(Konstantinstraße 110, 53179 Bonn)<br />

eingeholt werden, die aber für<br />

<strong>Kunst</strong>gegenstände, die älter als 50 Jahre<br />

sind, im Grundsatz erteilt werden muß.<br />

Damit haben die jahrelangen<br />

Bemühungen des BDKA in Bonn und<br />

Brüssel - dort auch im Namen der CINOA<br />

- endlich Früchte getragen. Nicht nur<br />

wurde für Deutschland das "kulturfeindliche"<br />

Artenschutzrecht geändert,<br />

indem die mit erheblichen Kosten und<br />

bürokratischem Aufwand verbundenen<br />

unsinnigen Restriktionen für den<br />

<strong>Kunst</strong>handel beseitigt wurden. Wichtiger<br />

ist noch, daß durch die Bemühungen des<br />

BDKA und des Arbeitskreises deutscher<br />

<strong>Kunst</strong>handelsverbände verhindert wurde,<br />

daß - ähnlich dem bisherigen deutschen<br />

Recht - in ganz Europa eine fallbezogene<br />

Bescheinigungspflicht, wie ursprünglich<br />

vorgesehen, eingeführt wurde.<br />

Hans-Martin Schmitz<br />

Sprecher des Rheinischen <strong>Kunst</strong>händler- Verbandes e. V.,<br />

Präsident des Bundesverbandes<br />

Aus der Weltkunst Nummer 13, 1.Juli 1997<br />

Die Stammutter alle Burbonen, die bayrische Prinzessin Maria Anna<br />

Christina, geb. am 17. November 1660, Tochter des Kurfürsten<br />

Ferdinand Maria, heiratete den Sohn des “Sonnenkönigs” Ludwig<br />

XIV. Durch diese Ehe mit dem Dauphin wurde sie zur Stammutter<br />

aller Burbonen. Als sie am 20.4.1690 starb heißt es über die<br />

Beisetzungszeremonien wie folgt:<br />

Die ersten Amtsträger im Hofstaat der Dauphine, voran der<br />

Marschall de Bellefonds, traten vor ihre Gruft und zerbrachen<br />

ihre Stöcke.<br />

Chariavari <strong>Nr</strong>.1, 1984,<br />

Dipl. Ing. Hans Lersch, Nürnberg


CITES - new rules allow free free<br />

trade in EU<br />

NEW legislation seldom reduces the<br />

amount of paperwork required to run a<br />

business but the new European rules concerning<br />

the trade in endangered species<br />

have actually made life a little easier for<br />

those who buy and sell items made from<br />

protected animals or plants<br />

The European regulations on the<br />

implementation of CITES (Convention on<br />

International Trade in Endangered<br />

Species) which came into force on June 1,<br />

permit free trade within the European<br />

Community of all "worked specimens" of<br />

listed species, provided they were created<br />

before June 1947.<br />

Under the previous regulations there<br />

were general dispensations permitting<br />

trade in antique items made from many of<br />

the listed species but 100 years was the<br />

accepted age limit. Nor were dispensations<br />

granted in some of the most sensitive areas<br />

such as rhinoceros horn and licences to<br />

trade in libation cups and the like had to be<br />

applied for on a case-by-case basis.<br />

There are suggestions that the relaxation<br />

of the rules has already affected the market<br />

in rhinoceros horn cups following the<br />

results of the major London Oriental sales<br />

in June.<br />

It had appeared from the original<br />

drafts of the legislation that life might<br />

become even more difficult for the<br />

antiques trade but representations from<br />

BAMF, CINOA and other associations<br />

have resulted in a system which is simpler<br />

and more liberal than anyone had hoped.<br />

Permits are still required to import and<br />

81<br />

export items containing parts of species on<br />

the most endangered list, now known as<br />

Annex A, outside the EU.<br />

Once in the EU, however, a certificate<br />

of import can be used to establish the<br />

credentials for a particular piece to be traded<br />

freely within the Community.<br />

In essence the relaxation of controls<br />

applies to "worked specimens that were<br />

acquired more than 50 years previously",<br />

which is further defined as "specimens<br />

that were significantly altered from their<br />

natural raw state for jewellery, adornment,<br />

art, utility, or musical instruments, more<br />

than 50 years before the entry into force of<br />

this Regulation and that have been...<br />

acquired in such conditions. Such specimens<br />

shall be considered worked only if<br />

they are clearly in one of the aforementioned<br />

categories and require no further<br />

carving, crafting or manufacture to effect<br />

their purpose."<br />

Though the system may be simpler in<br />

operation, the regulations themselves are<br />

far from easy to understand and anyone<br />

struggling to make sense of Council<br />

Regulation (EC) 338/97 and Commission<br />

Regulations (EC) 938/97 and 939/97 is<br />

advised to telephone the CITES enquiry<br />

desk at the Department for the<br />

Environment on 0117 987 8749.<br />

They are also the final authority when it<br />

comes to assessing whether any particular<br />

object can legitimately be considered as<br />

"worked".<br />

Antique Trade Gazette, 19th July 1997. Issue No. 1297

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