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Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte<br />

Eine Einführung<br />

Kai-Uwe Hellmann<br />

1 „The New Participatory Culture“<br />

Spätestens seit der Einführung des Schlagworts „Web 2.0“ (O’Reilly 2005) – dem<br />

sogenannten „Mitmach-Web“ 1 – hat auch eine breitere Öffentlichkeit davon Kenntnis<br />

erhalten, daß ein neues Zeitalter angebrochen zu sein scheint. So sprechen<br />

Henry Jenkins et al. (2006: 6) von einer „new participatory culture“, 2 die sich<br />

durch ungewöhnlich starkes Engagement vor allem jüngerer Konsumenten auszeichnet,<br />

die sich sozialen Netzwerken („computer mediated communities“) anschließen,<br />

darüber hinaus aber auch an Geschäftsprozessen aktiv teilnehmen und<br />

direkt involviert werden wollen, um eigene Beiträge zu leisten, ja direkt Einfl uß zu<br />

nehmen auf das, was die eigentliche Funktion einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung<br />

sein soll. Dabei hat diese zunehmende Bereitschaft zur Mitgestaltung und<br />

Mitarbeit, obgleich durch Selbstbedienung und „Do it yourself“-Aktivitäten längst<br />

etabliert, vor allem durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

wie sie bei Amazon, eBay, Facebook,YouTube, XING zur Anwendung kommen,<br />

im Laufe der letzten zehn bis zwanzig Jahre – je nachdem, wie man die Schwelle<br />

defi niert – einen derart starken Aufschwung erfahren. 3 Seitdem überschlagen sich<br />

1 Vgl. Gescheidle/Fisch (2007: 398): „Web 2.0 funktioniert … nur, wenn die Nutzer nicht nur Seiten<br />

konsumieren, sondern auch aktiv an Webangeboten und -plattformen mitwirken. Web 2.0. steht für<br />

ein einfach zu bedienendes ‚Mitmach-Internet‘. Es geht um Partizipation, Vernetzen, Darstellen und<br />

Austauschen zumeist über eine spezielle, dafür bereitgestellte Plattform.“<br />

2 Vgl. Jenkins et al. (2006: 7): „For the moment, let’s defi ne participatory culture as one: 1. with relatively<br />

low barriers to artistic expression and civic engagement, 2. with strong support for creating and<br />

sharing one’s creations with others, 3. with some type of informal mentorship whereby what is known<br />

by the most experienced is passed along to novices, 4. where members believe that their contributions<br />

matter, 5. where members feel some degree of social connection with one another (at the least they care<br />

what other people think about what they have created).“<br />

3 Vgl. Firat et al. 1995; Hagel/Armstrong 1997; Prahalad/Ramaswamy 2000; Seybold et al. 2001; Eigner<br />

et al. 2003; Dahan/Hauser 2003; Terranova 2004; Surowiecki 2004; Voß/Rieder 2005; Kline et al.<br />

2005; Lenhart/Madden 2005; Howe 2006; Firat/Dholakia 2006; Benkler 2006; Anderson 2006; Tapscott/Williams<br />

2007; Keen 2007; Kelly 2008; Banks/Humphreys 2008; Petrovčič 2008; Kozinets et al.


14 Kai-Uwe Hellmann<br />

die Ereignisse (vgl. Grossman 2006; Kelly 2008). Zumindest hat sich in den letzten<br />

Jahren eine höchst lebendige und sehr produktive Debatte ergeben, die von<br />

unterschiedlichen Seiten geführt wird und sich mit dieser neu entdeckten Autonomie<br />

der Konsumenten und den Konsequenzen, die sich daran anschließen mögen,<br />

intensiv befaßt.<br />

Doch so jungfräulich diese Debatte auch auftreten mag, ganz neu ist sie nicht.<br />

Vor allem Alvin Toffl er hatte sich schon 1980, in seinem Buch „The Third Wave“,<br />

damit beschäftigt, daß Konsumenten mitunter als Produzenten agieren, und sei es<br />

nur in Form von Selbstbedienung. Freilich blieb die Rezeption dieser These lange<br />

Zeit eher bescheiden. 4 Erst in den letzten Jahren hat sich die Situation schlagartig<br />

geändert. 5 Gleichwohl erfolgt die Auseinandersetzung mit der Konzeption von<br />

Prosumtion, wie Toffl er sie entwickelt hat, auch heute noch selektiv.<br />

Um einordnen zu können, wie der damalige <strong>Beitrag</strong> Toffl ers für die aktuell<br />

laufende Debatte zu bewerten ist, bedarf es daher einer systematisch angelegten<br />

Wiederentdeckung. Aus diesem Grunde wird im folgenden eine Art Inhaltswiedergabe<br />

unternommen, die sich im Kern auf das 20. Kapitel von Toffl ers Buch beschränkt.<br />

Im Anschluß geht es um den Versuch, die Spezifi k von Prosumtion und<br />

das prosumistische Tätigkeitsprofi l näher einzugrenzen. Schließlich wird noch<br />

kurz vorgestellt, welche Beiträge und Inhalte in diesem Buch vorkommen, das<br />

sich genau um eine solche Einordnung Toffl ers in diese Debatte bemüht.<br />

2 Die Architektur einer neuen Zivilisation<br />

„A new civilization is emerging in our lives, and blind men everywhere are trying to<br />

suppress it. This new civilization brings with it new family styles; changed ways of<br />

working, loving, and living; a new economy; new political confl icts; and beyond all<br />

this an altered consciousness as well.“ (Toffl er 1980: 9)<br />

Das Buch „The Third Wave“ von Alvin Toffl er, 1980 veröffentlicht, erhebt den<br />

Anspruch, die Architektur einer neuen Zivilisation zu skizzieren, soweit dies<br />

damals möglich war (vgl. Toffl er 1980: 21 ff.). Als historischer Ausgangs- und<br />

Vergleichspunkt diente Toffl er die allmähliche Verbreitung von Seßhaftigkeit und<br />

Landwirtschaft vor etwa 10.000 Jahren, wie sie dann Schritt für Schritt in das<br />

2008; Kleemann et al. 2008; Zwick 2008; Beckett/Nayak 2008; Fuchs 2009; Dijck 2009; Reichwald/<br />

Piller 2009; Bruhn/Stauss 2009a.<br />

4 Vgl. Cassill/Leonas 1984; Kotler 1986a, 1986b; Hyman 1986; Kean/Levin 1989.<br />

5 Vgl. Tapscott 1996; Michel 1997; Salzman 2000, Grün/Brunner 2002; Farris 2003; Euro RSCG 2003,<br />

2004; Seckler 2004; Bandulet/Morasch 2005; Hamblen 2005; Kirsner 2005; Wilson 2005; Bloom<br />

2006; Friebe/Ramge 2008; Kelly 2008; Quain 2008; Cisco 2008; Lim/Nekmat 2008; Konczal 2008;<br />

Hellmann 2009.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 15<br />

neolithische Zeitalter mündete. Diesen Verbreitungsvorgang umschrieb Toffl er als<br />

eine erste Welle, die sich über viele bis dahin existierende Kulturen ergoß und sie<br />

unter sich begrub, um darauf ruhend neue zu errichten. Vor gut 300 Jahren, so<br />

Toffl er, setzte dann eine zweite Welle ein, die Industrielle Revolution, die wiederum<br />

eine grundlegende Umwälzung mit sich brachte und ein neues Zeitalter einläutete,<br />

das seitdem vorherrscht. 6 Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam schließlich<br />

eine weitere Welle, die dritte ihrer Art, hinzu, die sich erneut anschickt, so Toffl er,<br />

nunmehr das industrielle Zeitalter hinwegzuspülen und damit eine neue, bislang<br />

noch namenslose Zivilisation zu etablieren.<br />

Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, daß „The Third Wave“ nicht<br />

bloß Trend-, sondern Gesellschaftsforschung betreibt, bis hin zu einer detaillierten<br />

Ausbuchstabierung der zukünftigen Gesellschaftsordnung. Dieser Umstand ist<br />

entscheidend, weil alles, was Toffl er in diesem Buch unternimmt, verschiedenste<br />

Facetten dieser neuen Zivilisation zum Gegenstand hat – hierin nicht viel anders<br />

als „Utopia“ von Thomas Morus aus dem Jahre 1516. 7 „Tearing our families apart,<br />

rocking our economy, paralyzing our political systems, shattering our values, the<br />

Third Wave affects everyone.“ (Toffl er 1980: 10)<br />

Bemerkenswert ist ferner, daß Toffl ers Analyse sich auf subtile Art und Weise<br />

eines historischen Materialismus bedient, weil das Ökonomische, ohne dies klar<br />

herauszustellen, für ihn Hauptbeweggrund und zentrales Organisationsprinzip jeder<br />

Zivilisation darstellt, die durch diese Wellen Verbreitung und Vorherrschaft<br />

gefunden haben, sei es die Erste, Zweite oder Dritte Welle. 8 Veränderungen im<br />

Ökonomischen besitzen für Toffl er gewissermaßen eine besondere symptomatische<br />

Signalwirkung. Aus diesem Grunde schließt Toffl er (1980: 11) seinen anfänglichen<br />

Panoramablick über verschiedenste Facetten dieser neuen Zivilisation<br />

auch mit den Worten:<br />

„Above all, as we shall see, Third Wave civilisation begins to heal the historic breach<br />

between producer and consumer, giving rise to the ‚prosumer‘ economies of tomorrow.<br />

For this reason, among many, it could – with some intelligent help from us – turn<br />

out to be the fi rst truly humane civilization in recorded history.“<br />

6 Freilich setzte der Übergang von der Eigenfertigung zum Markterwerb nicht ebenso früh ein. Vielmehr<br />

dauerte es in Deutschland bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, daß ein Großteil der Haushalte<br />

die Eigenfertigung von Kleidung zugunsten des Markterwerbs völlig aufgab, vgl. Steiner 2003.<br />

7 Vgl. Toffl er (1980: 391): „As Third Wave civilization matures, we shall create not a utopian man or<br />

woman who towers over the people of the past, not a superhuman race of Goethes and Aristotles (or<br />

Genghis Khans or Hitlers) but merely, and proudly, one hopes, a race – and a civilization – that deserves<br />

to be called human.“<br />

8 Toffl er (1980: 286) nimmt darauf selbst kritisch Bezug. Wenn man jedoch vergegenwärtigt, daß er<br />

den Markt für das „grandest construction project of all history“ hält, vergleichbar „the building of the<br />

Egyptians pyramids, the Roman aqueducts, the Chinese wall, and the medieval cathedrals“, sind doch<br />

Zweifel angemeldet.


16 Kai-Uwe Hellmann<br />

Denn was dieses „above all“ zum Vorschein bringt, ist die Kennzeichnung<br />

einer zentralen Konfl iktlinie, um die es in „The Third Wave“ – nicht nur bezüglich<br />

des Wirtschaftssystems – fortwährend geht. 9 Denn die Asymmetrie, wie sie im Rollenverhältnis<br />

von Produzent und Konsument exemplarisch zum Ausdruck kommt,<br />

besitzt für ihn gesellschaftsweite Geltung und stellte offenbar ein Hauptproblem<br />

damaliger Gesellschaftsordnung dar, dessen vollständige Aufl ösung uns die erste<br />

wahrlich menschliche Gesellschaft bescheren wird 10 – der Tendenz nach dem<br />

Kommunistischen Manifest von 1848 nicht unähnlich. Außerdem könnte überlegt<br />

werden, ob der Prosument nicht geradezu den Prototyp dieser neuen Zivilisation<br />

repräsentiert, weil er diese vor Jahrhunderten gesetzte Ungleichheit durch und in<br />

sich aufhebt und dadurch (wieder) zurücknimmt – also keineswegs nur ökonomisch<br />

von Belang ist, sondern stellvertretend für diese neue Zivilisation insgesamt agiert.<br />

2.1 Der Aufstieg des Prosumenten<br />

Versucht man daraufhin, das von Toffl er 1980 entwickelte Konzept des Prosumenten<br />

systematisch zu rekonstruieren, ergeben sich indes etliche Probleme. Geht man<br />

das entsprechende Kapitel „The Rise of the Prosumer“ zunächst abschnittsweise<br />

durch, zeigt sich etwa, daß die Bestimmung dieses Prototyps keineswegs einfach<br />

fällt. So erwähnt Toffl er anfangs, daß die Bereitschaft zur Selbstdiagnose, Selbstmedikation<br />

und Selbstbehandlung stark zugenommen hat, nicht zuletzt deswegen,<br />

weil die Pharmaindustrie entsprechende Sach- und Dienstleistungen vermehrt<br />

zur Verfügung stellt. 11 Toffl er (1980: 265) erkennt darin eine stetige Zunahme der<br />

physiologischen Selbst(vor)sorge: „Self care – the idea that people can and should<br />

be more medically self-reliant – is a fast rolling new bandwagon.“<br />

Im nächsten Abschnitt „The Invisible Economy“ erläutert Toffl er sein Wellen-Modell,<br />

dem zufolge – im Zuge der Ersten Welle – Produktion durchweg zu<br />

einer Tätigkeit zum Zwecke der Selbstversorgung („production for self-use“) ge-<br />

9 Dies gilt so natürlich nur für die Zweite Welle: „The cleavage between these two roles – producer<br />

and consumer – created at the same time a dual personality. The very same person who (as a producer)<br />

was taught by family, school, and boss to defer gratifi cation, to be disciplined, controlled, restrained,<br />

obedient, to be a team player, was simultaneously taught (as a consumer) to seek instant gratifi cation,<br />

to be hedonistic rather than calculating, to abandon discipline, to pursue individualistic pleasure – in<br />

short, to be a full tally different kind of person.“ (Toffl er 1980: 42) Als Referenz für diese „cleavage“<br />

diente vermutlich die Schrift „The Cultural Contradictions of Capitalism“ von Daniel Bell (1976).<br />

10 Toffl er (1980: 391) benutzt hier häufi g das Wort „balance“, als Antwort auf das bisherige Ungleichgewicht:<br />

„Above all, they seem likely to crave balance in their lives – balance between work and play,<br />

between production and prosumption, between headwork and handwork, between the abstract and the<br />

concrete, between objectivity and subjectivity.“<br />

11 Vgl. hierzu auch die deutlich ausführlichere Darstellung bei Toffl er/Toffl er (2006: 160 ff.).


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 17<br />

worden sei. Jeder Produzent ist demnach immer auch der Konsument der eigenen<br />

Produkte gewesen. Die beiden Seiten dieser Unterscheidung kamen also immer<br />

in Personalunion zur Anwendung, weshalb es nahelag, aufgrund dieser personenbezogenen<br />

Verzahnung der beiden Tätigkeitsprofi le Produzent („producer“) und<br />

Konsument („consumer“) den Neologismus Prosument („prosumer“) zu prägen,<br />

der genau diesem Umstand Rechnung tragen sollte.<br />

Mit der Zweiten Welle, der Industriellen Revolution, traten diese beiden,<br />

bis dahin vorwiegend ungeschiedenen Tätigkeitsprofi le dann weit auseinander.<br />

Plötzlich tat sich ein riesiges Tätigkeitsfeld auf, das nur noch mit der „production<br />

for exchange“ zu tun hatte, also der Produktion von Sach- und Dienstleistungen<br />

für einen Massenmarkt, während der Bereich der „production for use“ fast zur<br />

Bedeutungslosigkeit herabsank. Zwar gab es auch in der vorindustriellen Wirtschaftsordnung<br />

Märkte – die wiederum fi elen jedoch dort kaum ins Gewicht (vgl.<br />

Toffl er 1980: 286).<br />

Angesichts dieser Relevanzverschiebung unterscheidet Toffl er dann zwei<br />

Sektoren: Während der Sektor A jene Tätigkeiten umfaßt, die sich allesamt als<br />

„production for use“ qualifi zieren lassen, steht der Sektor B für sämtliche Tätigkeiten,<br />

die mit der „production for exchange“ zu tun haben. 12 Dabei wurde mit<br />

Wirtschaft häufi g nur noch das verbunden, was den Sektor B betraf, dem gegenüber<br />

der Sektor A fast jede Beachtung und Sichtbarkeit einbüßte. 13<br />

„This meant, for example, that all the unpaid work done by women in the home, all the<br />

cleaning, scrubbing, child-rearing, the community organization, was contemptuously<br />

dismissed as ‚non-economic‘, even though Sector B – the visible economy – could<br />

not have existed without the goods and services produced in Sector A – the invisible<br />

economy.“ (Toffl er 1980: 267)<br />

Dabei ist „unpaid work“, die im Sektor A verrichtet wird, für die Funktionsfähigkeit<br />

des Sektors B unentbehrlich, insbesondere was Erziehungs- und Hausarbeit<br />

angeht. 14<br />

12 Vgl. Toffl er (1980: 38 f.) bezüglich beider Sektoren im vorindustriellen Zeitalter: „In Sector A, people<br />

produced for their own. In Sector B, they produced for trade or exchange. Sector A was huge; Sector<br />

B was tiny. For most people, therefore, production and consumption were fused into a single life-giving<br />

function. So complete was this unity that the Greeks, the Romans, and the medieval Europeans did not<br />

distinguish between the two. They lacked even a word for consumer.“<br />

13 Vgl. Toffl er (1980: 267): „The very word ‚economy‘ was defi ned to exclude all forms of work or<br />

production not intended for the market, and the prosumer became invisible.“<br />

14 Vgl. Toffl er (1980: 267): „Can anyone imagine a functional economy, let alone a highly productive<br />

one, without workers who, as children, have been toilet trained, taught to speak, and socialized into<br />

the culture?“ Vgl. hierzu auch Toffl er/Toffl er (2006: 155): „This explains why the money economy<br />

depends so completely on the most elemental form of prosuming in society: Parenting. Parents (or their


18 Kai-Uwe Hellmann<br />

An diesem Punkt lenkt Toffl er plötzlich auf eine neuere Entwicklung über, die<br />

auf eine Wiedervereinigung der durch die Zweite Welle getrennten Tätigkeitsprofi<br />

le des Produzenten und des Konsumenten hinweist, weil vermehrt Tätigkeiten<br />

aus dem Sektor B in Richtung Sektor A abwandern, eine Entwicklung, die Toffl er<br />

schon hier zu der Überlegung führt, ob dadurch nicht der Markt als Institution eine<br />

grundlegende Transformation durchmachen wird.<br />

Im nächsten Abschnitt „Overeaters and Widows“ befaßt sich Toffl er mit<br />

dem rasant größer werdenden Phänomen der Selbsthilfebewegung („self-help<br />

movement“), die sich in allen Bereichen ausbreite, ob „psychological, medical,<br />

social, or sexual.“ (Toffl er 1980: 268) Hierzu führt Toffl er zahlreiche Beispiele<br />

an, keineswegs nur aus den Vereinigten Staaten, verbunden mit dem Hinweis,<br />

daß die Existenz von Selbsthilfegruppen als solche zwar keineswegs neu sei, ihre<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit und ihr Verbreitungsgrad freilich schon. Anschließend<br />

kommt er kurz auf die Motivlagen zu sprechen, die dem Aktivismus solcher<br />

Selbsthilfegruppen zugrunde liegen. Hier spricht er von Vorbehalten gegenüber<br />

Experten, von der Bereitschaft, eigene Lebenserfahrung auch anderen zugute<br />

kommen zu lassen, von Unterstützungsleistungen für Menschen in Not im allgemeinen,<br />

von Lobbying und politischen Aktivitäten bis hin zu solchen mit „quasireligious<br />

character.“ (Toffl er 1980: 269) Darüber hinaus verändern auch die professionellen<br />

Leistungsträger, ob „psychologists, social workers, or doctors“, ihr<br />

Professionsverständnis dahingehend, daß sie nicht mehr bloß als besserwissende<br />

Experten auftreten, sondern als „listener, teacher, and guide who works with the<br />

patient or client.“ (ebd.) Toffl er sieht in dieser Selbsthilfebewegung etwas, was die<br />

gesamte „sociosphere“ verändern wird. Vor allem aber drückt sich darin aus, was<br />

Toffl er (1980: 267) zuvor schon „the progressive blurring of the line that separates<br />

producer from consumer“ nannte: „But whatever their signifi cance for social organization,<br />

they represent a basic shift from passive consumer to active prosumer,<br />

and they thus hold economic meaning as well.“ (Toffl er 1980: 269)<br />

Im nächsten Abschnitt „The Do-It-Yourselfers“ geht es um Tätigkeitsprofi le,<br />

die nicht mehr auf „self-care“ oder „self-help“, die beide in den Bereich soziale<br />

Probleme fallen, sondern auf ganz praktische Alltagsprobleme bezogen sind. So<br />

verweist Toffl ers erstes Beispiel auf die Übernahme gewisser Aufgaben, die früher<br />

durch den „operator“ erbracht wurden, zur Durchführung von Ferntelephonaten<br />

durch die Kunden. Das anschließende Beispiel hat die Selbstbedienung beim<br />

Tanken zum Inhalt, die im Laufe der 1970er Jahre fortlaufend weiter um sich<br />

griff. Auch hier räumt Toffl er (1980: 270) ein: „Getting the customer to do part<br />

of the job – known to economists as ‚externalizing labor costs‘ – is scarcely new.<br />

That’s what self-service supermarkets are all about.“ Das Ausmaß jedoch, in dem<br />

surrogates) have always been the primary agents of socialization and acculturation, preparing each new<br />

generation to fi t into the existing social order and its economy.“


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 19<br />

dies hier geschieht, schon. 15 Dabei wird diese Entwicklung ganz unterschiedlich<br />

wahrgenommen; manche mögen Selbstbedienung, andere lehnen sie strikt ab. Bemerkenswert<br />

ist jedenfalls, daß die Konsumenten zwischen Selbstbedienung und<br />

Preisnachlaß eine feste Verbindung sehen: „the customer pays a bit less but works<br />

a bit harder“, mit der Konsequenz „shifting work to the consumer.“ (ebd.)<br />

Im weiteren Verlauf schildert Toffl er dann den Fall, daß ein Kunde seinen<br />

Kühlschrank unter Zuhilfenahme einer kostenlosen Hotline des Herstellers weitgehend<br />

selbständig reparieren konnte. Hier nun betreten wir tatsächlich den „do<br />

it yourself“-Bereich, zu dem Toffl er, nachdem er sich kurz noch über die damals<br />

relativ neue Call-Center-Technologie ausläßt, dann ausführt:<br />

„What we see is a pattern that cuts across many industries – increasing externalization,<br />

increasing involvement of the consumer in tasks once for her or him by others – and<br />

once again, therefore, a transfer of activity from Sector B of the economy to Sector A,<br />

from the exchange sector to the presumption sector.“ (Toffl er 1980: 271)<br />

Auch hier gesteht Toffl er sofort zu, daß Heimarbeit und Eigenarbeit in dieser Form<br />

prinzipiell nichts Neues seien. Nur die Größenordnung des „do it yourself“-Bereichs,<br />

ob an den Absatzzahlen der Heimwerkermärkte, Auftragsproblemen der<br />

Handwerksgewerke oder Heimarbeitszeitvolumina gemessen, wäre im Laufe der<br />

letzten Jahre enorm gewachsen. Beiläufi g erwähnt Toffl er dann, daß als Motiv für<br />

die Aufwertung dieses Tätigkeitsprofi ls möglicherweise auch der Stolz auf Selbst-<br />

Geleistetes gelten könnte, 16 um dann jedoch ein hartes ökonomisches Kriterium,<br />

„the law of relative ineffi ciency“, ins Feld zu führen, dem zufolge die Kosten für<br />

die Beauftragung entsprechender Dienstleistungen im Vergleich zum Kauf erforderlicher<br />

Sachleistungen, um die Aufgabe selbst zu erledigen, aufgrund der Massenfertigung<br />

fortlaufend steigen würden, weshalb es auch ökonomisch rational<br />

sei, vermehrt „do it yourself“ zu machen.<br />

„In short, even without infl ation, the Law of Relative Ineffi ciency would make it increasingly<br />

‚profi table‘ for people to produce for their own consumption, thus transferring<br />

further activity from Sector B to Sector A of the economy, from exchange<br />

production to prosumption.“ (Toffl er 1980: 273)<br />

15 Vgl. hierzu auch Toffl er/Toffl er 2006: 168 ff.<br />

16 An anderer Stelle führt Toffl er (1980: 388) Prosumtion als ein Mittel gegen (zu viel) Entfremdung<br />

an. Darüber hinaus nennt Toffl er (1980: 272 f.) noch weitere Ursachen gesamtgesellschaftlicher Art:<br />

„Infl ation. The diffi culty of getting a carpenter or plumber. Shoddy work. Expanded leisure.“ Und<br />

später dann: „The rise of the prosumer, powered by the soaring cost of many paid services, by the<br />

breakdown of Second Wave service bureaucracies, by the availability of Third Wave technologies, by<br />

the problems of structural unemployment, and by many other converging factors, leads to new workstyles<br />

and life arrangements.“ (Toffl er 1980: 276)


20 Kai-Uwe Hellmann<br />

Der nächste Abschnitt „Outsiders and Insiders“ betritt dann neuen Boden, insofern<br />

es jetzt nicht mehr nur um Dienst-, sondern auch Sachleistungen geht. Denn<br />

hier gilt nicht minder: „the consumer is increasingly being drawn into the production<br />

process.“ (Toffl er 1980: 273) Dies kann schon beim Design bestimmter Sachleistungen<br />

der Fall sein, und dies „even paid“, fi ndet seine verbreitete Anwendung<br />

aber erst bei dem Versuch, den Konsumenten nach Jahren der Versorgung mit<br />

hochstandardisierten Konsumgütern vermehrt individualisierte Sach- und Dienstleistungen<br />

anzubieten, um dadurch der zunehmenden Knappheit der Kunden, die<br />

sich auf immer mehr Anbieter qualitätsgleicher Produkte verteilen, entgegenzuwirken.<br />

Unterstützt wird dieser Trend durch neue Technologien, die es erlauben,<br />

daß die Konsumenten sich aktiv in den Produktionsprozeß mit einbringen, bis hin<br />

zu der Möglichkeit, daß sie die Produktgestaltung und Ingangsetzung des Produktionsprozesses<br />

in die eigene Hand nehmen, wodurch der Konsument „will become<br />

as much a part of the production process as the denim-clad assembly-line worker<br />

was in the world now dying.“ (Toffl er 1980: 274) Und bezogen auf den Prototyp<br />

der Dritten Welle heißt es bei Toffl er (1980: 275): „In this system the prosumer,<br />

who dominated in First Wave societies, is brought back into the center of economic<br />

action – but on the Third Wave, high-technology basis.“<br />

Damit endet zunächst Toffl ers Inspektion mehrerer Tätigkeitsprofi le, die allesamt<br />

für den Wiederaufstieg des Prosumenten stehen. „In short, whether we look<br />

at self-help movements, do-it-yourself trends, or new production technologies, we<br />

fi nd the same shift toward a much closer involvement of the consumer in production.“<br />

(Toffl er 1980: 275) Was Toffl er anschließend thematisiert, richtet sich mehr<br />

auf die wirtschaftsspezifi schen Folgen dieser Veränderung.<br />

So befaßt sich Toffl er anfangs des nächsten Abschnitts „Prosumer Life-Styles“<br />

mit der Bedeutung des Marktes, den er kurzerhand als „exchange network“ umschreibt.<br />

Die Entstehung eines Marktes setze dabei die Trennung der Tätigkeitsprofi<br />

le von Produzenten und Konsumenten voraus: Markt „is a direct, inescapable<br />

consequence of the divorce of producer from consumer. Wherever this divorce arises<br />

the market arises.“ (Toffl er 1980: 276) Umgekehrt steht damit der Fortbestand<br />

eines Marktes immer dort auf der Kippe, wo diese Trennung wieder aufgehoben<br />

wird. „The rise of prosumption today, therefore, begins to change the role of the<br />

market in our lives. … For prosuming involves the ‚de-marketization‘ of at least<br />

certain activities and therefore a sharply altered role for the market in society.“<br />

(ebd.) Dies geht sogar soweit, daß Toffl er von „de-marketization“ spricht, die im<br />

Zuge dieser Entwicklung eintreten könnte. Zwar würde diese Entwicklung Märkte<br />

nicht völlig zum Verschwinden bringen, jedoch ihre Vorherrschaft in Frage stellen.<br />

Wenn nun das Ausmaß an Prosumtion stetig wächst, der Sektor A damit größer<br />

wird, der Sektor B kleiner, weil Toffl er diesbezüglich von einem Nullsummenspiel<br />

auszugehen scheint, wird auch der Anteil bezahlter Arbeitszeit kleiner, wodurch der


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 21<br />

Anteil der Nicht-Arbeitszeit wiederum steigt. Hier jedoch macht Toffl er deutlich,<br />

daß der Anteil reiner Freizeit, d. h. von schlicht untätig verbrachter Zeit, damit<br />

nicht einfach wächst. Vielmehr geht es um die Frage, wo gearbeitet wird: im Sektor<br />

B oder Sektor A. „The question is not work versus leisure, but paid work for<br />

Sector B versus unpaid, self-directed, and self-monitored work for Sector A.“<br />

(Toffl er 1980: 277) Durchaus folgenreich ist diese Veränderung, betrachtet man<br />

das „Problem“ Arbeitslosigkeit, weil ohne bezahlte Beschäftigung zu sein trotzdem<br />

bedeuten kann, viel zu arbeiten, und zwar im Sinne von Prosumtion. Folgenreich<br />

ist ein solcher Perspektivenwechsel, weil damit das Schicksal von Arbeitslosigkeit<br />

– auch unter dem Gesichtspunkt des Bruttosozialprodukts – in einem ganz<br />

anderen Licht erscheint. Toffl er (1980: 280) wendet sich diesem Gesichtspunkt im<br />

folgenden Abschnitt zu.<br />

Der nächste Abschnitt „Third Wave Economics“ unternimmt den Versuch,<br />

Grundzüge einer Wirtschaftstheorie zu skizzieren, für die die Sektoren A und B<br />

ein ausgeglichenes Verhältnis zueinander einnehmen. Denn unter dieser Voraussetzung<br />

könnte es endlich gelingen, das Wirtschaftssystem „wholistic“ (Toffl er<br />

1980: 280) zu betrachten und nicht bloß auf den Sektor B, den Markt, fi xiert<br />

zu sein. Ferner könnte überlegt werden, wie damit umzugehen ist, daß gewisse<br />

Kosten des Sektors B, wie „high rates of alcoholism, absenteeism, nervous breakdowns,<br />

high mental disorder in the work forces“ (Toffl er 1980: 281), oftmals<br />

durch den Sektor A kompensiert werden müssen. Oder es wird endlich anerkannt,<br />

in welchem Maße der Sektor A eine notwendige Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit<br />

des Sektor B darstellt. 17 „The effi ciency of prosumption thus affects<br />

the effi ciency of production.“ (ebd.) Toffl er führt dies insbesondere für all „these<br />

character traits, attitudes, values, skills, and motivations necessary for high productivity<br />

in Sector B, the exchange sector“ (ebd.) auf, die überwiegend im Sektor<br />

A prosumiert, und wenn es ausschließlich um die Verwendbarkeit im Sektor B<br />

geht, dort sogar produziert und im Sektor B konsumiert werden. Ist es dann nicht<br />

angebracht, über die Bezahlung („income“) dieser Leistung nachzudenken? Und<br />

„are not prosumers also ‚working‘, even if they are not part of the market or are<br />

only partially in it?“ (Toffl er 1980: 282)<br />

Der letzte Abschnitt „The end of marketization“ nimmt nochmals die zuvor<br />

schon angestellte Überlegung auf, was passieren würde, wenn der Markt seine<br />

dominante Stellung im Wirtschaftssystem verlieren sollte. Toffl er rekonstruiert<br />

hierzu die weltweite Verbreitung von Märkten, die immer mehr Populationen,<br />

Kulturen, Nationen in sich einbezog. „Few populations still remain to be brought<br />

into the market.“ (Toffl er 1980: 285) Mit dem Aufstieg des Prosumenten ist dieser<br />

17 Vgl. Toffl er/Toffl er (2006: 153): „Prosumer output is the subsidy on which the entire money system<br />

depends. Producing and prosuming are inseparable.“


22 Kai-Uwe Hellmann<br />

Prozeß zu einem Ende gekommen, so Toffl er. Ein Grund dafür liegt darin, daß die<br />

Kosten dieses Systems inzwischen zu teuer geworden sind. Aufwand und Ertrag<br />

befi nden sich sozusagen im Ungleichgewicht (vgl. Toffl er 1980: 285). Sollte der<br />

Expansionsdrang dieses Weltsystems der Märkte nun allmählich an eine Grenze<br />

des Wachstums gelangen, hätte dies Auswirkungen für jeden einzelnen. Denn dieses<br />

System hat uns systematisch dazu erzogen, primär vom Markt her zu denken.<br />

„Marketization thus shaped the thoughts and values, as well as the actions, of billions<br />

and set the tone of Second Wave civilization.“ (Toffl er 1980: 286) Dementsprechend<br />

aufwendig dürfte es sein, der „‚trans-market‘ civilization“, wie Toffl er<br />

(1980: 287) die zukünftige Gesellschaftsordnung am Schluß eher negativ kennzeichnet,<br />

Schritt für Schritt zur Wirklichkeit zu verhelfen. Zuletzt macht Toffl er<br />

(1980: 287 f.) nochmals deutlich, daß die Leitidee des Prosumenten keineswegs<br />

nur wirtschaftlich, sondern gesamtgesellschaftlich relevant ist:<br />

„What is at stake today is more than capitalism or socialism, more than energy, food,<br />

population, capital, raw material, or jobs; what is at stake is the role of the market in<br />

our lives and the future of civilization itself. – This, at its core, is what the rise of the<br />

prosumer is about.“<br />

2.2 Der fl exible Prosument<br />

Will man das Tätigkeitsprofi l des Toffl erschen Prosumenten nun genauer eingrenzen,<br />

ergeben sich systematische Schwierigkeiten. Denn was haben „self-help<br />

movements, do-it-yourself trends, or new production technologies“ gemeinsam,<br />

um als Beispielfälle für Prosumtion fungieren zu können? Während bei DIY-<br />

Tätigkeiten, Selbstbedienung und der aktiven Einbindung von Konsumenten in<br />

den Produktionsprozeß ein ökonomischer Bezug mehr oder weniger stark gegeben<br />

sein dürfte, fällt dies bei vielen Selbsthilfebewegungen ungleich schwerer.<br />

Wie verhält es sich etwa mit „Smokers, stutterers, suicide-prone people, gamblers,<br />

victims of throat disease, parents of twins, overeaters, and other such groupings“<br />

(Toffl er 1980: 274): Was haben diese Initiativen mit Prosumtion zu tun? Ist das<br />

ökonomisch relevant? Oder ist ökonomische Relevanz hierfür kein erforderliches<br />

Kriterium mehr? Es empfi ehlt sich, an diesem Punkt nochmals auf die verstreuten<br />

Bestimmungen Toffl ers zurückzukommen.<br />

Das Gravitationszentrum des Toffl erschen Prosumentenkonzepts dürfte die<br />

Formulierung „production for self-use“ treffen: In dem Moment, wo jemand etwas<br />

für sich selbst herstellt, betätigt er/sie sich als Prosument/in („people consume


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 23<br />

what they themselves produce“). 18 Kauft jemand die jeweilige Sach- oder Dienstleistung<br />

hingegen, ohne einen eigenen, aktiven, mitarbeitenden <strong>Beitrag</strong> zu leisten,<br />

agiert er/sie bloß als Konsument/in. Und produziert jemand etwas, ohne dafür<br />

eigene, primäre Verwendung zu haben, handelt er/sie als Produzent/in. So scheint<br />

die Differenzierung zu funktionieren. Dabei ist die Annahme, „the progressive<br />

blurring of the line that separates producer from consumer“ führe zum (Wieder-)<br />

Aufstieg des Prosumenten, sicher nicht bloß so zu verstehen, daß erst, wenn ein<br />

konkreter Produzent an sich selbst erfährt, daß sich ein Konsument aktiv einbringt,<br />

der entsprechende Konsument zum Prosumenten wird. Vielmehr ist damit<br />

gemeint: Wann immer ein Konsument etwas für sich produziert – ob ein Produzent<br />

oder andere Konsumenten daran beteiligt sind oder nicht, ist einerlei –, verwandelt<br />

er/sie sich in einen Prosumenten. Worum es bei Prosumtion somit ankommt,<br />

ist die Herstellung einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung zum Zwecke der<br />

nichtexklusiven Eigennutzung – nicht-exklusiv deshalb, weil von Toffl er ja keineswegs<br />

ausgeschlossen wurde, daß gewisse Prosumtionseffekte auch anderen<br />

zugute kommen können (vgl. Toffl er 2006: 176 f.).<br />

Kehrt man daraufhin zu den Selbsthilfegruppen zurück, könnte gesagt werden:<br />

Alle diese Gruppen setzen sich dafür ein, sich selbst zu helfen. Und auch diese<br />

Selbsthilfe muß, um wirken zu können – ob über Sach- oder Dienstleistungen<br />

– systematisch hergestellt werden. Daß solche Hilfeleistungen möglicherweise am<br />

Markt erhältlich sind, spielt dafür keine entscheidende Rolle. Denn auch ohne,<br />

daß der Markt entsprechende Angebote, die man zur Abhilfe der Not erwerben<br />

könnte, vorhält, stellt die Eigenleistung einer solchen Selbsthilfebewegung, wenn<br />

sie denn funktioniert, Prosumtion dar („people consume what they themselves<br />

produce“). Der Faktor „Geld“, d. h. die Bedingung, daß als Prosumtion nur gilt,<br />

was auch marktförmig oder wenigstens doch marktfähig ist, so daß es regulär erworben<br />

werden kann, zählt damit nicht. Unabhängig davon, was der Markt hergibt<br />

oder nicht, dürfte die Herstellung einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung zum<br />

Zwecke der nichtexklusiven Eigennutzung das zentrale Kriterium darstellen. 19<br />

Ist aber alles, was jemand tut, damit schon Prosumtion, sofern es für diese<br />

Person nur irgendeinen Nutzen erfüllt? Wie verhält es sich mit den unterschied-<br />

18 Vgl. Toffl er/Toffl er (2006: 153): „In The Third Wave (1980), we therefore invented the word prosumer<br />

for those of us who create goods, services or experiences for our own use or satisfaction, rather<br />

than for sale or exchange. When, as individuals or groups, we both produce and consume our own<br />

output, we are ‚prosuming‘.“<br />

19 Insofern führt die häufi ge Erwähnung, daß es sich bei Prosumtion um „unpaid work“ handelt, für die<br />

Bestimmung von Prosumtion in die Irre, weil der Aspekt „Bezahlung“ seine Bedeutung hier nur daraus<br />

gewinnt, daß als Arbeit in der Industriegesellschaft lange Zeit nur „paid work“ anerkannt wurde (vgl.<br />

Ostner 1982) – ganz ähnlich wie bei der nicht minder fragwürdigen, noch von Adam Smith herstammenden<br />

Unterscheidung zwischen produktiver, d. h. bezahlter, und unproduktiver, d. h. unbezahlter<br />

Arbeit, vgl. Braverman 1977: 311 ff.


24 Kai-Uwe Hellmann<br />

lichen Aktivitätsgraden von Konsumenten? Man denke etwa an Sport: fernsehen,<br />

im Stadion schauen, selber spielen oder aktives Vereinsmitglied sein. Ab wann beginnt<br />

hier Prosumtion? Und könnte selbst Nichtstun Prosumtion sein, sofern es nur<br />

irgendeinen Eigennutzen erfüllt? Etwa Faulsein-in-der-Hängematte? Wohl kaum.<br />

Eine weitere Unklarheit besteht darin, daß Toffl er Prosumtion als „unpaid,<br />

self-directed, and self-monitored work for Sector A“ bezeichnet hat. Hier ist zu<br />

fragen, warum Prosumtion, die bezahlt wird, keine Prosumtion sein sollte? Immerhin<br />

gestand Toffl er (1980: 273) im Falle der Designberatung selbst zu, daß<br />

es sich („even paid“) um Prosumtion handelt. 20 Und wie steht es mit dem Zusatz<br />

„self-directed“? Ist nur Prosumtion, was auf reine Selbstbestimmung zurückgeht?<br />

Wie aber sind dann Selbstbedienung, Online-Banking oder die Suche nach einer<br />

geeigneten Selbsthilfegruppe, weil man sich eine ordentliche therapeutische Behandlung<br />

nicht leisten kann, einzuschätzen? Nur weil ungünstige Rahmenbedingungen<br />

die Auswahl verfügbarer Alternativen einschränken, handelt es sich doch<br />

noch nicht gleich um Fremdbestimmung. Und was das Argument der Externalisierung<br />

von Arbeitskosten betrifft, stellt dies aus Sicht der Unternehmen sicher<br />

ein sehr ernst zu nehmendes Handlungsmotiv dar. 21 Nur nimmt diese Motivlage in<br />

keiner Art und Weise vorweg, wie es einem Prosumenten damit ergeht. Schließlich<br />

bleibt noch die Formulierung „self-monitored work“: Gemeint ist damit wohl,<br />

daß die Prosumtion nicht bloß selbstbestimmt, sondern auch selbstkontrolliert<br />

abläuft. Doch dies gilt nicht nur für jede Form von Konsumtion, sondern auch<br />

für einen Großteil bezahlter Arbeit, weil fortlaufende Kontrolle im Detail durch<br />

Vorgesetzte kaum möglich, wenn nicht verboten ist. Zudem wird „self-monitored<br />

work“ in den Unternehmen nicht nur verstärkt nachgefragt, sondern sogar angeboten<br />

(vgl. Boltanski/Chiapello 2006).<br />

Schließlich bleibt uneindeutig, was alles als „production for self-use“, mithin<br />

Prosumtion gilt. So gibt es den reinen Fall von Prosumtion, wo ausschließlich im<br />

Sektor A, ohne jeden Bezug auf Sektor B, produziert wird; hier wäre etwa an die<br />

von Toffl er so betonte Erziehungsarbeit oder die Selbsthilfegruppen zu denken.<br />

Dann gibt es Prosumtion, die zumeist nur stattfi nden kann, wenn zuvor bestimmte<br />

Sach- oder Dienstleistungen aus Sektor B erworben werden; dies ist typisch bei<br />

„do it yourself“-Tätigkeiten der Fall. Schließlich gibt es Prosumtion, die überwiegend<br />

im Sektor B stattfi ndet, also all das, wo es bei Toffl er (1980) heißt: „replacing<br />

the producer“ (270), „do part of the job“ (ebd.), „shifting work to the<br />

consumer“ (ebd.), „the consumer is increasingly being drawn into the production<br />

20 Der Aspekt der Zahlungslosigkeit beim Prosumieren, der 1980 noch etwas diffus blieb, wird von<br />

Toffl er/Toffl er (2006: 152) sehr klar herausgestellt: „It is the non-money Prosumer Economy.“ Und es<br />

heißt jetzt auch klar: Prosumer Economy, 1980 war zumeist nur vom Sektor A die Rede.<br />

21 Vgl. Bruhn/Stauss (2009b: 7): „Die Ziele einer aktiven Gestaltung der Kundenintegration in Leistungsprozesse<br />

richten sich unmittelbar auf Kostensenkung und Qualitätsverbesserung.“


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 25<br />

process“ (273), „the customer’s involvement in the production process“ (273 f.),<br />

„part of the production process“ (274), „much closer involvement of the consumer<br />

in production“ (275), „drawn back into the production process“ (279 f.) und „the<br />

reintegration of the consumer into production“ (281). 22 Denn es ist ja nicht von<br />

der Hand zu weisen, daß gravierende Unterschiede bestehen, ob Prosumtion nur<br />

in Sektor A, an der Schnittstelle der Sektoren A und B, im Sinne eines kleinen<br />

Grenzverkehrs, oder nur in Sektor B stattfi ndet. Insofern hätte es hier wenigstens<br />

einer qualitativen oder sektorenspezifi schen Differenzierung bedurft, die Toffl er<br />

1980 aber nicht vornahm. Und ebenso bleibt unbefriedigend, wenn Toffl er (1980:<br />

283) von „active participation of the patient“ spricht, wie dies auch bei der „selfcare<br />

movement“ angelegt ist, und damit den Eindruck erweckt, Aktivität wäre per<br />

se ein Qualifi kationsmerkmal für Prosumtion, was mitnichten der Fall ist – hier<br />

sei nochmals erinnert an die Unterschiede zwischen Sport fernsehen, im Stadion<br />

schauen, selber spielen oder aktives Vereinsmitglied sein.<br />

2.3 Zwischenfazit<br />

Offensichtlich ist es nicht ganz einfach, eine klare Bestimmung dessen vorzunehmen,<br />

was Toffl er mit Prosumtion gemeint hat. Toffl er selbst gibt zur Klärung<br />

dieser Frage selbst keine eindeutigen Kriterien vor. Einerseits nennt er viele unterschiedliche<br />

Beispiele, andererseits nur sehr wenige konkrete Bedingungen. Entscheidend<br />

dürfte sein, angesichts des Hauptmerkmals „production for self-use“,<br />

wie streng man den Aspekt der Arbeit, Produktivität, Wertschöpfung auf seine<br />

Brauchbarkeit hin prüft. Ausgehend davon hätte man es dann quasi mit Mischformen,<br />

Sonderfällen, Variationen zu tun, bei denen entweder das Ausmaß an (Mit-)<br />

Arbeit schwankt, die Verortung zwischen Sektor A und Sektor B wechselt oder die<br />

Frage der (Nicht-)Bezahlung bzw. Honorierung mal mehr, mal weniger wichtig<br />

ist. Darüber hinaus dürfte auch eine klare Abgrenzung zum aktiven Konsumenten<br />

nicht unerheblich sein.<br />

Da sich eine Klärung dieser Frage aus Toffl er selbst heraus nicht ohne weiteres<br />

ergibt, soll im nächsten Abschnitt eine systematische Verortung des Prosumenten<br />

und seines Tätigkeitsprofi ls, wie es hier als Prosumtion bezeichnet wird,<br />

vorbereitet werden. Zu diesem Zwecke wird zunächst die Publikumsrolle des<br />

Konsumenten klarer konturiert, sodann die Leistungsrolle des Produzenten unter<br />

dem Aspekt der Arbeit, Produktivität, Wertschöpfung betrachtet.<br />

22 Wenn man sich freilich die Aufzählung von Beispielen anschaut, wie sie Toffl er/Toffl er (2006: 154 f.)<br />

aufführen, erweckt das den Eindruck, Prosumtion sei primär die Ausübung eines Ehrenamts, hier hätten<br />

wir es mit Prosumtion in Reinkultur zu tun, der gegenüber Prosumtion im Sektor B eine minderwertige<br />

Form darstelle.


26 Kai-Uwe Hellmann<br />

3 Zwischen Konsumtion und Produktion<br />

Obgleich die Wurzeln dessen, was Toffl er den Prosumenten genannt hat, in eine<br />

Zeit zurückreichen, in der es weder Produzenten noch Konsumenten als komplementär<br />

angelegte, asymmetrische, reinlich getrennte Tätigkeitsprofi le gab, so<br />

Toffl er (1980: 266), sind es doch gerade diese Komplementarität und Asymmetrie,<br />

welche der Debatte um den Prosumenten heutzutage ihre Aktualität verleihen. Denn<br />

der Aufstieg des Prosumenten setzt voraus, daß sich diese beiden, vermeintlich so<br />

reinlich trennbaren Tätigkeitsprofi le zusehends annähern, vermischen, wechselseitig<br />

ergänzen. Um aber nachvollziehen zu können, ob und inwieweit das Verhältnis<br />

von Konsumenten und Produzenten eine solche strukturelle Veränderung erfährt,<br />

muß zuvor noch die Unterscheidung als solche systematisch klarer werden. 23<br />

Ausgangspunkt für einen solchen Systematisierungsversuch ist die Annahme,<br />

daß die Einbindung von Individuen in die moderne, funktional differenzierte<br />

Gesellschaft funktionssystemspezifi sch erfolgt, d. h. jedes Funktionssystem erläßt<br />

eigene Bedingungen für die Teilnahme von Individuen. Die Form der Teilnahme<br />

wird als Inklusion bezeichnet, 24 die zwei Ausprägungen kennt: Einerseits erfolgt<br />

die Inklusion in Form von Publikumsrollen (z. B. Schüler, Zeitungsleser, Patient,<br />

Bürger), andererseits in Form von Leistungsrollen (z. B. Lehrer, Journalist, Arzt,<br />

Politiker). 25 Dabei stellen Leistungsrollen in der Regel eine besondere Struktur<br />

von Organisationen dar, die in erster Linie einem bestimmten Funktionssystem<br />

zugeordnet sind, wie Schulen, Verlage, Krankenhäuser, Parteien, während Publikumsrollen<br />

eine Struktur der Funktionssysteme selbst sind und sich vorrangig auf<br />

den Empfang bestimmter Leistungen der jeweiligen Funktionssysteme beziehen,<br />

die von den Leistungsrollen – unter Zuhilfenahme funktionssystemspezifi scher<br />

Technologien – erbracht und ausgeliefert werden. Insofern besteht zwischen Publikums-<br />

und Leistungsrollen ein komplementäres, asymmetrisches Verhältnis.<br />

Dies gilt für fast alle Funktionssysteme. 26<br />

Wendet man sich vor diesem Hintergrund der Unterscheidung von Konsument<br />

und Produzent zu, handelt es sich hierbei um die beiden zentralen Inklusionsrollen<br />

des Wirtschaftssystems: Wer in die Publikumsrolle des Wirtschaftssystems<br />

schlüpft, wird als Konsument bezeichnet, wer die Leistungsrolle des Wirtschaftssystems<br />

ausfüllt, als Produzent (Arbeiter, Angestellter, Manager, Geschäftsführer,<br />

Unternehmer etc.). Angesichts dieser Semantik darf keinesfalls gefolgert werden,<br />

23 Der Sozialdimension wird hier der Vorzug gegeben, ähnlich wie bei Stichwehs Befassung mit dem<br />

Fremden (vgl. Stichweh 1997).<br />

24 Die Form der Nicht-Teilnahme wird dementsprechend als Exklusion bezeichnet, vgl. Luhmann 1994.<br />

25 Vgl. Parsons 1951; Stichweh 1988; Luhmann 1994; Göbel/Schmidt 1998; Burzan et al. 2008.<br />

26 Varianz gibt es insbesondere bei den Publikumsrollen. So hält das Wissenschaftssystem in der Regel<br />

keinerlei Publikumsrolle vor, vgl. Burzan et al. 2008.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 27<br />

nur im Wirtschaftssystem werde konsumiert und produziert, mitnichten. Würde<br />

man etwa einen Vergleich dessen anstrengen, was die Tätigkeitsprofi le von Publikumsrollen<br />

anderer Funktionssysteme konkret auszeichnet, würden sich wohl beträchtliche<br />

Überschneidungen herausstellen. Nur hat sich eben eingebürgert, daß<br />

die Unterscheidung von Konsument und Produzent vorwiegend mit Bezug auf<br />

Wirtschaft in Gebrauch ist. Außerdem ist tagtäglich erfahrbar, daß die Publikums-<br />

wie die Leistungsrolle des Wirtschaftssystems, Konsument und Produzent, ganz<br />

eigene Tätigkeitsprofi le aufweisen. Nur wie läßt sich das typische Tätigkeitsprofi -<br />

le von Konsumenten bzw. Produzenten am besten bestimmen?<br />

3.1 Passivität, Rezeptivität, Aktivität<br />

Da Publikumsrollen sich primär dadurch auszeichnen, daß sie für den Leistungsempfang<br />

ausgelegt sind, mag auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich werden, in<br />

welchem Maße Konsumenten auch aktiv sein können. Denn eine Leistung bloß in<br />

Empfang zu nehmen, scheint die Hauptlast der Aktivität ja ganz auf den Leistungshersteller<br />

und Leistungslieferanten zu verlagern. So wurde gerade der Publikumsrolle<br />

des Wirtschaftssystems über Jahrzehnte nachgesagt, sich vorwiegend passiv<br />

zu verhalten. Dies hatte nicht zuletzt damit zu tun, daß dem Produktionssektor<br />

bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts absolute Priorität eingeräumt wurde,<br />

während dem Konsumtionssektor demgegenüber weitgehende Marginalisierung<br />

widerfuhr. Selbst die Sozialwissenschaften haben sich daran beteiligt. Bekannt ist<br />

ja, in welch aussichtsloser Lage sich die Konsumenten gegenüber der Übermacht<br />

der Produzenten befi nden, wie ungleich die Ressourcen verteilt sind, traut man<br />

dem Kulturindustrie-Kapitel in der „Dialektik der Aufklärung“ von Theodor W.<br />

Adorno und Max Horkheimer (1986).<br />

Inzwischen hat die Forschung jedoch ergeben, daß Konsumenten keineswegs<br />

so untätig und hilfl os sind. Dies setzt schon bei der Rezeption von<br />

Massenmedien an, deren Konsumtion wohl die geringsten Kompetenzen voraussetzt<br />

(vgl. Hellmann 1997). Denn das Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen,<br />

eines welchen Massenmediums auch immer, erfordern nicht selten<br />

ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Aktivität. 27 Von daher dürfte schon<br />

die Rezeption von Massenmedien rein passiv gar nicht möglich sein. Vielmehr<br />

würde reine Passivität Nullrezeption zur Folge haben. Und so gilt es für jede<br />

Publikumsrolle (vgl. Burzan et al. 2008). 28<br />

27 Vgl. de Certeau 1988; Hepp 1998; Winter/Mikos 2001; Mikos 2001; Göttlich 2001; Stauff 2004.<br />

28 Eine Ausnahme könnte mit der Patientenrolle vorliegen, soweit es die vorrangige Konzentration auf<br />

den Körper betrifft. Doch auch im Arzt-Patienten-Verhältnis, von vorübergehenden Ausnahmen wie


28 Kai-Uwe Hellmann<br />

Schaut man sich daraufhin verschiedene Tätigkeitsbereiche an, die für heutige<br />

Konsumtion typisch sind, bietet sich die Unterscheidung zwischen Konsument,<br />

Käufer und Kunde an (vgl. Hellmann 2005). Während die Konsumentenrolle<br />

für die basale Inklusion aller Individuen, die dafür überhaupt in Frage<br />

kommen, zuständig ist und tendenziell sämtliche Tätigkeiten abdeckt, die sich<br />

im Wirtschaftssystem ereignen (solange sie sich keiner Leistungsrolle zuordnen<br />

lassen), aber auch darüber hinaus, bezieht sich die Käuferrolle auf Tätigkeiten<br />

von Konsumenten, die eindeutig auf einen bestimmten Zahlungsvorgang gerichtet<br />

sind. Zwar macht dieser Bereich nur einen kleineren Teil dessen aus, was Konsumenten<br />

generell tun. Doch gerade die Markt- und Verbraucherforschung zeigt<br />

sich daran interessiert, wie Käufer sich informieren, Informationen bewerten,<br />

Kaufentscheidungen treffen und den Kaufvorgang selbst abwickeln. Die Kundenrolle<br />

bezieht sich wiederum auf einen speziellen Ausschnitt der Käuferrolle,<br />

nämlich den zumeist interaktiven und zeitlich sich erstreckenden Beratungsprozeß<br />

mit dem Bedienungspersonal, sofern vorhanden (vgl. Jacobsen/Voswinkel<br />

2005). Hier spielt nicht unmittelbar der Zahlungsvorgang die entscheidende Rolle,<br />

sondern mehr das Vor- und Nachspiel: die Auskunft bei einer Verkäuferin,<br />

die Beratung mit einem Bankangestellten, das Gespräch mit einer Reisefachfrau,<br />

oder auch die Reklamation schadhafter Ware, das Aufsetzen einer Beschwerde,<br />

das Ausharren in einer Hotline.<br />

Auch diese Ausführungen dürften deutlich machen, daß die Konsumentenrolle<br />

mitnichten zur Passivität verurteilt ist. Freilich braucht es die Bereitschaft,<br />

sich mit Konsumtion ernsthaft zu befassen, um erkennen zu können, in welchem<br />

Umfang die Eigenaktivität der Konsumenten nicht nur für den Erfolg ökonomischer<br />

Transaktionen, sondern mehr noch für jede Form erfolgreicher Bedürfnisbefriedigung<br />

eine unverzichtbare Vorbedingung darstellt. 29 Zu fragen wäre in diesem<br />

Zusammenhang etwa, ob nicht demonstrativer Konsum („conspicious consumption“),<br />

wie Thorstein Veblen (1986) ihn beschrieben hat, eine Konsumform darstellt,<br />

die aufgrund des enormen Aufwands, der damit oftmals verbunden ist, nicht<br />

viel eher in den Bereich der Produktion gehört. Doch damit nicht genug.<br />

So hat Jürgen Gerhards (2001) darauf hingewiesen, daß seit den 1970er<br />

Jahren von einem „Aufstand des Publikums“ gesprochen werden kann, der tendenziell<br />

jedes Funktionssystem betrifft. Demnach stellt das Publikum vermehrt<br />

Ansprüche an die Systeme, fordert aktiv bestimmte Leistungen ein und setzt<br />

sich dafür mitunter auch massiv selber ein. Mit Bezug auf das Wirtschaftssystem<br />

macht Gerhards dies zwar nur an der Zunahme von Verbraucherschutzorganisatio-<br />

einem chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose einmal abgesehen, wird davon ausgegangen, daß der<br />

Patient aktiv zum Heilungsprozeß beiträgt und insofern „mitarbeitet“, vgl. Parsons (1958: 41).<br />

29 Vgl. Czerwonka et al. 1976; Gartner/Riessman 1978; Joerges 1981; Gries 2004; Sandvoss 2005;<br />

Jenkins 2006.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 29<br />

nen fest. Wie zahlreiche neuere Studien jedoch zeigen, geht das Aktivitätsniveau<br />

von Konsumenten bisweilen sogar soweit, daß die Aneignung bestimmter Sach-<br />

und Dienstleistungen diese in ihrer Beschaffenheit, ihrer Verwendungsweise und<br />

ihrem Erscheinungsbild soweit verändert, daß man kaum mehr von Konsumtion<br />

im klassischen Sinne sprechen kann. 30 Hier erreicht die Eigenaktivität von Konsument<br />

oftmals schon einen Punkt, bei dem man es mit Eigenarbeit, mithin Produktion,<br />

zu tun bekommt. 31 Und dies beschränkt sich gewiß nicht mehr bloß auf<br />

ein Verständnis von Konsumtion als Produktion, wie Michel de Certeau (1988) es<br />

vertritt. 32 Insofern ist es völlig irreführend, wenn man in erster Linie noch immer<br />

von einem passiven Konsumenten als Standardverhalten ausgehen würde. Vielmehr<br />

reicht der Aktivitätsgrad vieler Konsumenten längst soweit, daß die Grenze<br />

zwischen Konsumtion und Produktion überschritten wird. Nur woran läßt sich<br />

diese Grenzüberschreitung konkret festmachen?<br />

3.2 Arbeit, Produktivität, Wertschöpfung<br />

Die Unterscheidung von Kapital und Arbeit gilt vielen noch als Leitdifferenz der<br />

modernen Gesellschaft (vgl. Luhmann 1986). Überträgt man diese Unterscheidung<br />

in die Sozialdimension, hat man es mit zwei komplementär angelegten,<br />

asymmetrischen, dem Selbstverständnis nach klar voneinander trennbaren Tätigkeitsprofi<br />

len zu tun, oder noch abstrakter ausgedrückt: einer binären, strikt aufeinander<br />

bezogenen Unterscheidung zweier Rollenmuster, die Karl Marx (1984:<br />

100) durch das Wirtschaftssystem vorgegebene „ökonomische Charaktermasken“<br />

nannte, mithin ohne die Chance individueller Zurechenbarkeit.<br />

Löst man sich nun von der absurden Annahme, daß nur Arbeiter arbeiten,<br />

während Kapitalisten nur Kapital investieren würden, was keine Arbeit sei, weil<br />

es keinerlei Mehrwert erbringe – eine illusio, die noch ganz dem Maschinenzeitalter<br />

geschuldet ist –, dann eint Kapitalisten wie Arbeiter, Angestellte, Manager,<br />

30 Vgl. du Gay et al. 1987; Winter 1993; Kline et al. 2003; Surowiecki 2004; Terranova 2004; Campbell<br />

2005; Voß/Rieder 2005; Lenhart/Madden 2005; Jenkins 2006; Tapscott/Williams 2007; Kelly 2008;<br />

Kleemann et al. 2008; Banks/Humphreys 2008; Friebe/Ramge 2008.<br />

31 Vgl. hierzu auch die Idee der sekundären Leistungsrolle bei Stichweh (1988: 281 ff.) sowie den<br />

<strong>Beitrag</strong> von Volkmann in diesem Band.<br />

32 Vgl. Burzan et al. (2008: 30): „Die teilsystemische Einbindung über Publikumsrollen erfolgt durch<br />

je spezifi sche Aktivitäten. Der Empfang teilsystemischer Leistungen vollzieht sich dabei nicht quasi<br />

automatisch oder passiv, sondern in Form einer aktiven Partizipation. Das Publikum ist kein bloßes<br />

Objekt oder gar Opfer der teilsystemischen Leistungsrollen, sondern agiert selbst – nicht nur,<br />

indem es meistens Zeitpunkte, Häufi gkeiten und Dauer des Leistungsempfangs selbst bestimmt, sondern<br />

auch durch einen je unterschiedliche großen, aber niemals unerheblichen eigenen <strong>Beitrag</strong> zur<br />

Leistungsproduktion.“


30 Kai-Uwe Hellmann<br />

daß sie im Rahmen organisationaler Arbeitsteilung gleichermaßen, um hier mit<br />

Toffl er zu sprechen, „production for exchange“ betreiben. Produziert wird somit<br />

vorrangig für den Markt. Selbstverwendung der jeweils hergestellten Sach- und<br />

Dienstleistung ist damit keineswegs ausgeschlossen, doch muß auch sie den Umweg<br />

über den Markt gehen, um sich in den Besitz der jeweiligen Leistung zu bringen.<br />

Denn selbst herstellen und unvermittelt verwenden ist formal ausgeschlossen.<br />

Vielmehr muß dafür bezahlt werden, wie auch die zuvor erbrachte „production for<br />

exchange“ bezahlt wurde.<br />

Ausgehend von diesem Sachverhalt: Wie läßt sich das Tätigkeitsprofi l eines<br />

Produzenten beschreiben? Woran erkennt man einen Produzenten? Oder anders<br />

formuliert: Was zeichnet Leistungsrollen im Wirtschaftssystem aus? Aufgrund der<br />

vorliegenden Problemstellung, die Spezifi k von Prosumtion und das prosumistische<br />

Tätigkeitsprofi l näher einzugrenzen, wird im folgenden die Annahme vertreten,<br />

daß dem Faktor „Arbeit“ – Stichwort „unpaid work“ – hierfür eine besondere<br />

Bedeutung zukommt. Demnach zeichnet sich ein Produzent, ob als Arbeiter, Angestellter,<br />

Manager oder Unternehmer, dadurch aus, daß er/sie arbeitet. 33 Wie aber<br />

ist der Begriff „Arbeit“ defi niert?<br />

Ohne hier weiter in die Arbeitswertlehre einzusteigen, weist der Arbeitsbegriff<br />

– marxistisch weitgehend entkernt, soweit es den lexikalischen Fachjargon<br />

angeht – eine sehr generische Qualität auf. So wird Arbeit als „das bewußte<br />

Handeln zur Befriedigung von Bedürfnissen, darüber hinaus als Teil der Daseinserfüllung<br />

des Menschen“ 34 defi niert; als „eine zweckgerichtete bewußte Tätigkeit<br />

von Menschen …, die sie unter Einsatz von physischer Kraft und psychophysischen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten ausüben“ 35 ; als „die bewußte, gezielte,<br />

körperliche und/oder geistige Tätigkeit, die ein materielles oder immaterielles<br />

Produkt hervorbringt und das mittelbar (evtl. über Entlohnung) zur Sicherung<br />

der materiellen und geistigen Existenz dient“ 36 ; oder als „eine bewußte, zweckmäßige<br />

Tätigkeit, mit der etwas erstellt wird.“ 37 In all diesen Begriffsbestimmungen<br />

bleibt Arbeit derart unterbestimmt, daß beinahe alles Mögliche Arbeit<br />

33 Da Leistungsrollen in der Regel nur im Rahmen von Organisationen vorkommen, in denen es um das<br />

fortlaufende Prozessieren und Exekutieren von Entscheidungen geht, könnte man sagen: Leistungsrollen<br />

erkennt man genau daran: am Prozessieren und Exekutieren von Entscheidungen, die im Rahmen<br />

einer bestimmten Organisation und mit Bezug auf einen bestimmten Organisationszweck getroffen<br />

werden.<br />

34 Vgl. Geschichtliche Grundbegriffe. Stuttgart 1972, S. 154.<br />

35 Vgl. Grundbegriffe der Soziologie. Wiesbaden 2006, S. 26.<br />

36 Vgl. Soziologie-Lexikon. München/Wien 1992, S. 18. Bei Harry Braverman (1977: 45) richtet sich<br />

Arbeit auf die Verbesserung der Brauchbarkeit von Materialien.<br />

37 Vgl. das Lexikon zur Soziologie. Wiesbaden 2007, S. 47.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 31<br />

sein könnte 38 – bis hin zu der Frage: Wie ist soziale Ordnung möglich? Die Allmendedebatte<br />

ist hierzu instruktiv. 39<br />

Was läßt sich aus diesen Lexikaartikeln positiv herauslesen? Bemerkenswert<br />

erscheint das durchweg Zweckhaft-Bewußte, Zielgerichtete an Arbeit, daß Arbeit<br />

physisch wie rein psychisch erfolgen kann, sich auf die Hervorbringung von Sach-<br />

wie Dienstleistungen richtet und die Befriedigung von Bedürfnissen zu erreichen<br />

sucht. 40 Ergänzen könnte man diese Aufzählung sicher noch um weitere Kriterien<br />

(vgl. Antoni 1982; Hirsch-Kreinsen 2008).<br />

So haben sich Claus Offe und Rolf G. Heinze (1990: 105) auf zwei Kriterien<br />

verständigt: „Effi ziente Zielorientierung“, d. h. Mitteleinsatz und Zweckverfolgung<br />

dürfen in keinem allzu krassen Mißverhältnis stehen, und „[s]oziale Validierung<br />

der Ziele durch Andere“, d. h. die gesetzten Zwecke dürfen nicht völlig<br />

idiosynkratisch sein, sondern müssen Anerkennung durch andere erfahren können.<br />

Doch auch diesen beiden Kriterien könnte der Makel zu großer Variabilität<br />

anhängen. Während das Kriterium effi zienter Zielverfolgung auf Optimierung<br />

zielt, geht es bei der empirischen Bestimmbarkeit von Arbeit wohl eher um Mindeststandards,<br />

letztlich um die Markierung einer (Unter-)Grenze zwischen Arbeit<br />

und Nicht-Arbeit. Wenn der Aufwand den Ertrag übersteigt: Handelt es sich dann<br />

nicht mehr um Arbeit? Beim „Potlatch“-Ritual etwa, das schon Veblen als Modell<br />

diente, ist Verschwendung systematisch angelegt, und je effi zienter dies verläuft,<br />

desto erfolgreicher erfüllt sich die Funktion dieses Rituals für die Gesellschaft<br />

(vgl. Mauss 1978). Und das Kriterium sozialer Validierung rekrutiert zwar auf die<br />

Arbeitswertlehre (durchschnittlich aufzuwendende Arbeitszeit etc.). Gleichwohl<br />

dürfte die konkrete Zurechenbarkeit des Arbeitsbegriffs nur sehr bedingt einem<br />

allgemeinverbindlichen Kriterienkatalog genügen, im Sinne eines kleinsten ge-<br />

38 Vgl. Hannah Arendt (1981: 92), die Arbeit als „die produktivste, die eigentlich weltbildende Fähigkeit<br />

des Menschen“ bezeichnet hat. Und Pierre Bourdieu (1983: 186) setzt den Arbeitsbegriff etwa<br />

ein, um zu verdeutlichen, worauf es bei Sozialisation und Lernen generell ankomme: „Wer am Erwerb<br />

von Bildung arbeitet, arbeitet an sich selbst, er ‚bildet sich‘.“ Denn Arbeit ist hier der entscheidende<br />

Mechanismus, um sich Kapital jeder Art anzueignen und damit verfügbar zu machen.<br />

39 Vgl. hierzu Friebe/Ramge (2008: 239 ff.) sowie das Weblog http://commonsblog.wordpress.com.<br />

Und im Vorgriff auf den nächsten Abschnitt vgl. in gewisser Hinsicht selbst den <strong>Beitrag</strong> von Blättel-<br />

Mink in diesem Band sowie Toffl er/Toffl er (2006: 157): „When prosumers help glue families, communities<br />

and societies together, they do it as part of everyday life without, as a rule, calculating its effects<br />

on the nation’s visible economy.“<br />

40 Vgl. Luczak (1998: 3): „Unter Arbeit wird ein Tätigsein des Menschen verstanden, bei dem dieser<br />

mit anderen Menschen und (technischen) Hilfsmitteln in Interaktion tritt, wobei unter wirtschaftlichen<br />

Zielsetzungen Güter und Dienstleistungen erstellt werden, die (zumeist) entweder vermarktet oder von<br />

der Allgemeinheit (Steuern, Subventionen) fi nanziert werden … Arbeit dient damit direkt oder indirekt<br />

zur Erhaltung der eigenen Existenz der der Existenz der Gesellschaft, soweit sie von der Gesellschaft<br />

akzeptiert und honoriert wird. Die Tätigkeit ist planvoll, zielgerichtet und willentlich gesteuert und<br />

fi ndet unter bestimmten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen statt.“


32 Kai-Uwe Hellmann<br />

meinsamen Nenners. Viel eher ist davon auszugehen, daß die Zurechenbarkeit des<br />

Arbeitsbegriffs organisationsspezifi sch ausgehandelt wird, was erhebliche Freiheitsgrade,<br />

mithin Unterbestimmtheit impliziert. Zwar ist nicht völlig freigestellt,<br />

was als Arbeit gelten kann, schon gar nicht auf der Grundlage von Arbeitsverträgen<br />

und bei Einbindung in die organisationale Arbeitsteilung, weil allein schon die<br />

Besetzung einer Stelle Arbeit per se als einzig legitimes Tätigkeitsprofi l sanktioniert.<br />

Doch in Wirklichkeit dürfte es heutzutage, denkt man nicht bloß an Fließband-<br />

und Akkordarbeit, recht aufwendig sein, eindeutig zu entscheiden, wieviel<br />

Zeit am Arbeitsplatz tatsächlich mit Arbeit zugebracht wird (sofern nicht schlichte<br />

Mitgliedschaft oder Anwesenheit als Rechtfertigungsgründe ausreichen).<br />

Festhalten läßt sich in jedem Fall, daß der Arbeitsbegriff auf eine Zurechnungsproblematik<br />

verweist: Arbeit wird extern (intersubjektiv) zugerechnet. Sie<br />

geschieht nicht einfach, sondern ergibt sich erst durch soziale Validierung, d. h.<br />

wechselseitige Beobachtung und Bewertung. Nur was ist dann Gegenstand der<br />

Beobachtung? Sofern man hier einen institutionell gesetzten Rahmen als Pauschallösung<br />

allein nicht gelten läßt („Angestellt sein heißt zwangsläufi g arbeiten“),<br />

geht es um die Frage, woran man Arbeit tatsächlich erkennt. An sich selbst<br />

wird man Arbeit, traut man hier nicht bloß der Selbstauskunft, nämlich kaum erkennen<br />

können. 41 Vielmehr ist die Zurechenbarkeit von Arbeit – Adressabilität des<br />

jeweils Arbeitenden vorausgesetzt 42 – davon abhängig, daß etwas erarbeitet, und<br />

das heißt letztlich: die Veränderung von Umwelt erreicht wird. Läßt sich währenddessen<br />

oder im Anschluß daran nämlich keinerlei beabsichtigte Wirkung in der<br />

Umwelt beobachten, wurde in der Regel auch nicht gearbeitet. Nicht die schlichte<br />

Gegebenheit eines bestimmten Rahmens, Motivs oder Handelns reicht für die<br />

Zurechenbarkeit von Arbeit somit aus, sondern daß eine abgrenzbare Sequenz<br />

von sichtbaren und unsichtbaren, d. h. nur mittelbar ersichtlichen Tätigkeiten zur<br />

Herstellung einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung führt. So heißt es schon<br />

bei Thorstein Veblen: 43 „The lasting evidence of productive labour is its material<br />

product – commonly some article of consumption.“ Freilich verlagert sich die<br />

Zurechnungsproblematik damit auf die Frage, ob es tatsächlich zur Herstellung<br />

einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung gekommen ist, was wiederum die Fra-<br />

41 Zu fragen wäre jedoch, ob Arbeiten nicht durch einen bestimmten Habitus, eine spezifi sche Performanz<br />

identifi ziert werden kann, etwa mit Hilfe der „pattern variables“ von Talcott Parsons. So erfolgt<br />

Arbeit meistens in Kollaboration mit anderen, hochkonzentriert, auf Teilaspekte eines größeren Produktionsprozesses<br />

bezogen, bei hoher Spezialisierung bestimmter Körperfunktionen und nicht selten<br />

in Uniform oder zumindest doch kontextadäquater Arbeitskleidung.<br />

42 Dieser Punkt ist nur soweit wichtig, um ein geeignetes Abgrenzungskriterium zum Tätigkeitsprofi l<br />

von Maschinen zu haben. Zum Begriff der Adressabilität vgl. Fuchs 1997.<br />

43 Vgl. http://www.gutenberg.org/fi les/833/833-h/833-h.htm#2HCH0004. Im Deutschen heißt es hingegen:<br />

„Das dauerhafte Ergebnis der produktiven Arbeit ist das materielle Erzeugnis – für gewöhnlich<br />

ein Gebrauchsgegenstand.“ (Veblen 1986: 59)


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 33<br />

ge aufwirft, woran man eigentlich Leistung erkennt. Hier liegt es nun nahe, den<br />

Leistungsbegriff am Begriff des Gebrauchswerts festzumachen, den sie für wen<br />

auch immer hat, um damit eine von dieser Person erwünschte Zustandsveränderung<br />

(Bedürfnisbefriedigung, Veredelung, Vervollständigung etc.) bei sich, anderen<br />

oder in ihrer außersozialen Umwelt zu erreichen. Am Ende der Betrachtung<br />

kommt somit auch der Wertbegriff ins Spiel, ja er scheint dafür sogar unentbehrlich<br />

zu sein: Hat etwas Gebrauchswert für jemanden, 44 handelt es sich um eine<br />

Leistung, und wurde diese Leistung von jemandem extra hergestellt, hat diese<br />

Person dafür gearbeitet. 45<br />

Entscheidend ist an dieser Stelle, daß eine Auslagerung der Zurechenbarkeit<br />

von Arbeit auf das Arbeitsergebnis und seinen Wert für jemanden unumgänglich<br />

scheint, um festzustellen, was Arbeit heißt. 46 Ausnahmen bleiben davon unberührt:<br />

Wenn der institutionelle Rahmen stimmt, das entsprechende Motiv vorliegt und die<br />

Performanz typisch ist, doch niemand dem Ergebnis irgendwelchen Gebrauchswert<br />

abgewinnen kann, dann muß nach Gründen für dieses Prozeßversagen geforscht<br />

werden. In der Regel stellt jedoch die Anerkennung des Gebrauchswerts durch irgendwen<br />

jenen Maßstab dar, an dem sich Arbeit erkennen läßt und selbst legitimiert.<br />

Nichts anderes meint das Kriterium sozialer Validierung – wobei im Falle von<br />

Marktwirtschaft der Tausch-, d. h. Geldwert einer Leistung eine Pseudoobjektivität<br />

ins Spiel bringt, die sich kaum mehr überbieten läßt: Arbeit ist, was Tauschwert hat.<br />

Betrachtet man den Arbeitsprozeß daraufhin, daß in ihm sukzessiv und akkumulierend<br />

Gebrauchswert geschaffen wird, kommt man zur Wertschöpfungskette,<br />

wie Michael Porter (1985) sie entwickelt hat. Dabei unterscheidet Porter primäre<br />

44 Bedenkenswert ist in diesem Zusammenhang, wie groß die Zurechnungsbasis zur Bestimmung des<br />

Gebrauchswerts sein muß. Man könnte ja überlegen, die Regel „Nicht nur für alle, nicht nur für eine/n“<br />

zu erlassen: Die Gebrauchswertbestimmung ist weder davon abhängig, daß der Wert für alle gelten<br />

muß, noch davon, daß eine einzelne Person dafür ausreicht. So verwehren sich Offe/Heinze (1990:<br />

105) dagegen, zahlreiche Hobbys wie „Sportangeln“ als Arbeit zu begreifen, weil „entweder ein historisch<br />

erreichtes Normalmaß an Produktivität nicht erreicht wird … oder das Ergebnis höchst persönlicher<br />

und idiosynkratischer, also sozial nicht validierter Natur ist“. Doch ist es nicht denkbar, durch<br />

Eigenarbeit etwas herzustellen, was niemandem nutzt, außer mir selbst, und da es jedem zu ergehen<br />

kann, genau das sozial validierbar ist? Und ist nicht der gezielte Versuch, durch „Sportangeln“ die<br />

„work-life-balance“ wieder herzustellen, ein unverzichtbarer <strong>Beitrag</strong> zur Reproduktion der eigenen<br />

Arbeitskraft, im Sinne einer Arbeit an sich selbst zur Wiederherstellung der eigenen Arbeitsfähigkeit<br />

für andere?<br />

45 Wie bei Kommunikation, die erst zustande kommt, wenn die Beobachtung der Unterscheidung von<br />

Information und Mitteilung gelingt, also im Nachhinein, hat man es mit Arbeit erst zu tun, wenn sicher<br />

gestellt ist, daß es um die Herstellung einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung geht.<br />

46 Analog funktioniert der physikalische Arbeitsbegriff: Arbeit bestimmt sich demnach durch den Abstand<br />

zwischen A und B, den ein bestimmter Körper auf Grund einer auf ihn wirkenden Kraft zurückzulegen<br />

vermag. Je größer der Abstand, desto mehr Arbeit wurde verrichtet, und genauso verhält es<br />

sich beim Gebrauchswert als Maßstab zur Bestimmung der verrichteten Arbeit.


34 Kai-Uwe Hellmann<br />

und sekundäre Aktivitäten: Primäre Aktivitäten tragen unmittelbar zur Herstellung<br />

und Vermittlung von sach- und Dienstleistungen bei, sekundäre Aktivitäten sorgen<br />

dagegen für die erforderliche Infrastruktur und Administration im Hintergrund,<br />

ohne die der Gesamtprozeß nicht erfolgreich funktioniert (vgl. Abb. 1).<br />

Abbildung 1 Die Wertschöpfungskette von Michael Porter (1985)<br />

Mit Blick auf die eigentliche Problemstellung, die Spezifi k von Prosumtion und<br />

das prosumistische Tätigkeitsprofi l näher einzugrenzen, empfi ehlt sich ferner eine<br />

gewisse Ausdifferenzierung der Primär aktivitäten, wie sie von Ralf Reichwald<br />

und Frank Piller (2009: 52) vorgeschlagen wurde. Demnach setzt sich die Wertschöpfungskette<br />

aus insgesamt neun Abschnitten zusammen: Ideengenerierung ><br />

Konzeptentwicklung > Prototyp > Produkt/Markttest > Markteinführung > Fertigung<br />

> Montage > Vertrieb > After Sales. Inwieweit diese Aufteilung universal<br />

einsetzbar ist, sei dahingestellt. Und auch daß die strikte Linearität dieser Kette<br />

inzwischen in Frage gestellt wird, ist hier eher zweitrangig. Entscheidend ist<br />

vielmehr, daß der Produktionsprozeß mehrere Arbeitsschritte vorsieht, von denen<br />

jeder einen <strong>Beitrag</strong> zur Gebrauchswerterzeugung leistet. Wichtig ist dies, soweit<br />

es um die Spezifi zierung des prosumistischen Tätigkeitsprofi ls geht. Denn hierbei<br />

zeigt sich, daß Prosumtion ganz unterschiedliche Formen annehmen kann.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 35<br />

3.3 Zwischenfazit<br />

Ziel ist die systematische Verortung von Prosumtion und die Identifi zierung des<br />

prosumistischen Tätigkeitsprofi ls innerhalb eines Kontinuums, das sich zwischen<br />

Konsumtion und Produktion erstreckt. Dabei ist bei der Befassung mit Konsumtion<br />

deutlich geworden, daß schon der normale, unauffällige Konsument, um nicht<br />

gleich vom „coach potato“ zu sprechen, ein Mindestmaß an Aktivität aufweist,<br />

das beliebig steigerbar ist, bis hin zur Besessenheit (vgl. Akremi/Hellmann 2009).<br />

Nicht selten wird zudem die Grenze zwischen Konsumtion und Produktion überschritten,<br />

ohne daß immer ganz klar ist, woran man diese Grenzüberschreitung<br />

festmachen kann.<br />

Bei der Auseinandersetzung mit dem Produktionsbereich ging es hingegen<br />

um die Bestimmung dessen, was Produktion spezifi sch macht: Woran läßt sich erkennen,<br />

daß produziert wird? Hier wurde auf den Arbeitsbegriff rekurriert, mit der<br />

Arbeitshypothese, daß immer dort gearbeitet wird, wo – Rahmen, Motiv und Handeln<br />

jeweils vorausgesetzt – am Ende eines Herstellungsprozesses eine bestimmte<br />

Sach- oder Dienstleistung für irgendwen Gebrauchs- und ggf. auch Tauschwert<br />

besitzt. Dadurch ist dem Kriterium der sozialen Validierung Genüge getan, d. h.<br />

hinreichend sichergestellt, daß es sich um Arbeit gehandelt hat.<br />

Im folgenden soll nun versucht werden, innerhalb des Kontinuums von Konsumtion<br />

und Produktion Prosumtion als ein Phänomen zu differenzieren, das dieses<br />

Kontinuum in mehrfacher Gestalt bereichert, und erste Konturen einer Soziologie<br />

des Prosumenten festzulegen.<br />

4 Vorüberlegungen zu einer Soziologie des Prosumenten<br />

Die Einfassung von Prosumtion als Tätigkeitsbereich erfolgt gewissermaßen<br />

durch eine Zangenbewegung. Auf der einen Seite gibt es bestimmte Vorgaben, die<br />

sich aus der Betrachtung des Konsumtionsfeldes ergeben, auf der anderen Seite<br />

Begrenzungen, die dem Produktionsfeld entstammen. Was das Konsumtionsfeld<br />

angeht, so trifft man dort wiederum auf ein Kontinuum, das zwischen völlig passivem<br />

und höchst aktivem Konsum aufgespannt ist. Befaßt man sich dann näher<br />

mit dem, was alles unter aktivem Konsum subsumiert wird, zeigt sich, daß einige<br />

Formen des Konsums wohl schon die Grenze zur Produktion überschreiten.<br />

Wendet man sich daraufhin dem Produktionsfeld zu, hat man es zunächst mit<br />

Arbeit zu tun, die sich danach unterscheiden läßt, ob sie vollständig allein oder in<br />

Form von Arbeitsteilung vollbracht wird. Überdies läßt sich Arbeit mit Blick auf<br />

Toffl er danach unterscheiden, ob sie in Richtung „production for exchange“ oder<br />

„production for self-use“ tendiert, wodurch wiederum die Unterscheidung zwi-


36 Kai-Uwe Hellmann<br />

schen Markt (Sektor B, „paid work“) und Nicht-Markt (Sektor A, „unpaid work“)<br />

ins Spiel kommt, ohne damit identisch zu sein.<br />

Versucht man auf dieser Grundlage zu defi nieren, was Prosumtion ausmacht,<br />

könnte man zu folgender Defi nition kommen: Prosumtion liegt immer dann vor,<br />

wenn zur Herstellung einer Sach- oder Dienstleistung, die vor allem für die Eigenverwendung<br />

gedacht ist und von daher ihren Gebrauchswert bezieht, ein <strong>Beitrag</strong><br />

geleistet wird, ohne den der Herstellprozeß unabgeschlossen bleibt, unabhängig<br />

davon, ob für diese Leistung bezahlt werden muß oder nicht. Die Idee hinter dieser<br />

Defi nition ist, daß Prosumtion, ob als Mitarbeit unter der Bedingung von Arbeitsteilung<br />

oder als Eigenarbeit, nur dadurch von bloß aktivem Konsum eindeutig<br />

unterscheidbar wird, daß der Herstellprozeß bei Entzug der Prosumtionsaktivität<br />

zu keinem Abschluß käme, während der Herstellprozeß im Falle des Entzugs einer<br />

Konsumtionsaktivität davon unberührt bliebe. Gleichzeitig handelt es sich hierbei<br />

nicht um „production for exchange“, weil der Aspekt der Selbstverwendung explizit<br />

Erwähnung fi ndet. 47<br />

Versucht man nun, die verschiedenen Anwendungsfelder von Prosumtion<br />

einzuordnen, die es mit Bezug auf die Unterscheidung von Markt und Nicht-<br />

Markt gibt, und bezieht gleichzeitig noch die Unterscheidung von Arbeit und<br />

Nicht-Arbeit mit ein, unter Einbindung einer verkürzten Wertschöpfungskette, nur<br />

aus Forschung, Produktion, Marketing und Vertrieb bestehend, ergeben sich folgende<br />

Optionen für mögliche Prosumtionsaktivitäten (vgl. Abb. 2).<br />

Das sich daraus ergebende 4-Feld-Schema umfaßt dabei auch die zwei unteren<br />

Felder, die für die Prosumtionsdebatte zwar nicht unmittelbar von Belang<br />

sind. 48 Jedoch dürfte es sich als hilfreich erweisen, wenn man sieht, inwiefern sich<br />

47 In diesen Zusammenhang dürfte auch gehören, wenn Prosumtion als Maßnahme zur Behebung von<br />

Entfremdungserfahrung eingesetzt werden sollte, im Sinne eines Autonomiegewinns durch Selbermachen,<br />

vgl. Campbell (2005). Diese Idee fi ndet sich auch im Vortrag „Prosuming als Erlebnis. Erlebnis,<br />

Zerstreuung und Anerkennung als Motive aktiver Konsumarbeit“, den Dirk Dalichau auf der Tagung<br />

„Prosumer Revisited“ am 26./27. März 2009 in Frankfurt/M. hielt.<br />

48 Unberücksichtigt bleibt demnach, wenn es lediglich um Konsumtion geht, die markt- bzw. geldabhängig<br />

ist, weil der geldliche Erwerb bestimmter Sach- oder Dienstleistungen unentbehrlich dafür ist,<br />

sowie gänzlich markt- bzw. geldfreie Konsumtion oder wenigstens doch Konsumformen, die weitgehend<br />

ohne Geldmittel auskommen. Überdies hat die Unterscheidung zwischen individueller und<br />

kollektiver Prosumtion keine eigene Berücksichtigung gefunden. Gerade letztere hat durch das Internet<br />

ja enorm an Bedeutung gewonnen. Problematisch erscheint diese Unterscheidung nur soweit, als es<br />

ungleich schwieriger sein dürfte, die Notwendigkeit der Mitarbeit eines Prosumenten nachzuweisen,<br />

wenn gleichzeitig viele Prosumenten an der Herstellung beteiligt sind. Hier ist damit zu rechnen, daß<br />

es Segmente unterschiedlichen Engagements, unterschiedliche Grade des Involvements gibt, die es gesondert<br />

zu bewerten gilt, um herauszufi nden, wo der jeweilige Grad der Mitarbeit zwischen 0 Prozent<br />

(keinerlei <strong>Beitrag</strong>) und 100 Prozent (komplette Eigenleistung) des je einzelnen Prosumenten genau<br />

liegt. Zu kollektiver Prosumtion vgl. Toffl er/Toffl er (2006: 187 ff.) und in diesem Band die Beiträge


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 37<br />

Prosumtion von Konsumtion unterscheidet. 49 Wendet man sich daraufhin den beiden<br />

oberen Feldern zu, die hier eigentlich bedeutsam sind, weil es bei ihnen durchweg<br />

um „production for self-use“ geht, selbst wenn die Produktion im Sektor B<br />

stattfi ndet, bietet sich zunächst das Feld links oben an, das die Schnittmenge von<br />

Markt und Arbeit umfaßt und all jene Aktivitäten beinhaltet, wie sie momentan die<br />

Debatte bestimmen. 50<br />

Abbildung 2 Anwendungsfelder für Prosumtion und Konsumtion<br />

Markt Nicht-Markt<br />

(Mit-)Arbeit Forschung Forschung<br />

Produktion<br />

Marketing Prosumtion<br />

Produktion<br />

Marketing<br />

Vertrieb Vertrieb<br />

Nicht-Arbeit<br />

Aktiver<br />

Konsum<br />

(Handeln)<br />

Passiver<br />

Konsum<br />

(Erleben)<br />

Konsumtion<br />

Aktiver<br />

Konsum<br />

(Handeln)<br />

Passiver<br />

Konsum<br />

(Erleben)<br />

1. Im Falle des Vertriebs hat man es mit sämtlichen Formen der Selbstbedienung<br />

zu tun, einschließlich gewisser DIY-Aktivitäten wie z. B. im Fall von<br />

IKEA oder Reparaturen unter Anleitung einer Servicekraft per Call Center<br />

(vgl. Voß/Rieder 2005).<br />

2. Im Falle des Marketings kann vor allem an „Word of Mouth“-Aktivitäten gedacht<br />

werden, neudeutsch auch als virales Marketing bezeichnet: Hier übernehmen<br />

die Kunden einen Teil der Vermarktung, und zumeist verbindet sich<br />

damit auch ein Eigennutzen (vgl. Horbel/Woratschek 2008; Radic et al. 2008).<br />

3. Im Falle der Produktion sind es vor allem Beispiele aus dem Bereich „Mass-<br />

Customization“, die hierfür einschlägig sind (vgl. Pine/Davis 1993; Piller<br />

von Hanekop/Wittke und Bruns, primär für den Onlinebereich, sowie Marschall und Woermann, primär<br />

für den Offl inebereich.<br />

49 Dabei wird zwischen passivem Konsum, bei dem primär erlebt wird, und aktivem Konsum, bei<br />

dem primär gehandelt wird, unterschieden. Zur Unterscheidung von Erleben und Handeln vgl. Luhmann<br />

1978.<br />

50 Vgl. Tapscott/Williams 2007; Kleemann et al. 2008; Bruhn/Stauss 2009a.


38 Kai-Uwe Hellmann<br />

2006). Aber auch der Bereich „self care“, wie Toffl er ihn beschrieben hat,<br />

gehört hierzu, sowie weitere Optionen für „co-production“. 51<br />

4. Und im Falle von Forschung und Entwicklung geht es um Open-Source-Innovationen<br />

und verwandte Projekte, Stichwort Linux. 52<br />

Schaut man anschließend auf das Feld rechts daneben, das die Schnittmenge von<br />

Arbeit und Nicht-Markt umfaßt, handelt es sich primär um jene Aktivitäten, die<br />

Toffl er unter „self help movement“ und „do it yourself movement“ versammelt<br />

hat, weil es sich dabei komplett oder doch weitgehend um Eigenarbeit handelt,<br />

für die der Markt keine entscheidende Rolle spielt (vgl. Offe/Heinze 1990; Friebe/<br />

Ramge 2008). 53<br />

Versteht man unter Prosumtion nun jeden <strong>Beitrag</strong>, ohne den die Herstellung<br />

einer Sach- oder Dienstleistung, die vor allem für die Eigenverwendung gedacht<br />

ist und von daher ihren Gebrauchswert bezieht, unabgeschlossen bleibt, dann stellt<br />

sich jedoch die Frage, ob nicht auch viele Formen des aktiven Konsums und möglicherweise<br />

sogar passiver Konsum, etwa bei reiner Rezeption von Massenmedien,<br />

als Prosumtion bewertet werden müssen. Immerhin erfüllt sich der Sinn von<br />

Information nur, wenn Zuschauer ihr auch genügend Aufmerksamkeit schenken,<br />

und selbst Unterhaltung stellt sich nur ein, wenn man sich dafür bereithält (vgl.<br />

de Certeau 1988).<br />

Dieser Einwand hat eine ganz grundsätzliche Bedeutung, weil die Wertschöpfungskette<br />

letztlich erst durch die Aufmerksamkeit des Konsumenten zu<br />

ihrem Abschluß kommt. Vorher mögen dafür entsprechende Voraussetzungen<br />

zwar geschaffen worden sein, Wertschöpfung fand somit statt, aber der eigentliche<br />

Zweck der gesamten Investition erfüllt sich ohne die aktive Beteiligung der<br />

Konsumenten nicht – mit dem Risiko, daß die gesamte Wertschöpfungskette ohne<br />

jede Anschlußfähigkeit bleibt und die Wertschöpfung damit wirkungslos verpufft.<br />

Im Marketing gibt es hierzu eine aktuelle Debatte, die darauf hinweist, daß<br />

sämtliche Anstrengungen, die bisher mit der „value chain“ im Sinne Porters verbunden<br />

wurden, zu keinem Ziel führen, solange am Ende nicht bloß „exchange<br />

value“, sondern auch „value in use“ geschaffen wurde. 54 Was nämlich Konsumenten<br />

nicht als Gebrauchswert erscheint, besitzt auch keinen. Deshalb gilt es, die<br />

51 Vgl. Wikström 1996; Lengnick-Hall et al. 2000; Prahalad/Ramaswamy 2000; Grün/Brunner 2002.<br />

52 Vgl. von Hippel 1977, 1978, 1982, 2005; Ulwick 2002; Thompke/van Hippel 2002; Dahan/Hauser<br />

2003; Füller et al. 2004. Siehe ferner die Beiträge von Blutner und Hanekop/Wittke in diesem Band.<br />

53 Offe/Heinze (1990: 95) zählen übrigens folgende Aktivitäten zum Bereich der „nützlichen Tätigkeiten“<br />

(Eigenarbeit): (1) Haushaltsarbeit im Familienverband, (2) „Do it yourself“-Leistungen, (3) Hobbys,<br />

(4) Vereinswesen und Selbsthilfegruppen, (5) Tätigkeiten aufgrund formell gesatzter Pfl ichten, (6)<br />

Ehrenamt, (7) Bezahlte „Gelegenheitsarbeit“ im Rahmen der „Geringfügigkeit“, (8) Schwarz arbeit<br />

bzw. illegale Beschäftigung sowie (9) selbständige Altnernativbetriebe.<br />

54 Vgl. Prahalad/Ramaswamy 2000; Vargo/Lusch 2004; Grönroos 2007; Moeller 2008; Vargo 2008;<br />

Bruhn/Stauss 2009a.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 39<br />

Debatte um die Wertschöpfungskette derart umzustellen, daß man begreift, wie<br />

Unternehmen dazu beitragen können, dem Konsumenten jenen „value in use“ zu<br />

vermitteln, um den es bei dem ganzen Procedere überhaupt nur geht – ganz im<br />

Sinne von Adam Smith, der 1776 schrieb: „Consumption is the sole end and purpose<br />

of all production; and the interest of the producer ought to be attended to,<br />

only so far as it may be necessary for promoting that of the consumer.“ (Smith<br />

1963: 190 f.)<br />

Die Konsequenz dieser Überlegung ist, alle Konsumtion als Prosumtion zu<br />

sehen, weil jede Form von Konsum die Funktion erfüllt, eine gegebene Wertschöpfungskette<br />

zum Abschluß zu bringen. Außerdem wären dann alle Konsumenten<br />

Prosumenten, freilich in unterschiedlichem Ausmaß. Nichtsdestotrotz würde man<br />

es nur noch mit zwei Kategorien zu tun haben: einerseits Prosumenten, die sich<br />

durch „production for self use“ auszeichnen, andererseits Produzenten, die ausschließlich<br />

„production for exchange“ betreiben. Ob sich eine solch radikale Konsequenz<br />

wirklich empfi ehlt, müßte empirisch überprüft werden, indem genauer<br />

erforscht wird, ob und inwieweit die hier gesetzte Bedingung für Prosumtion auf<br />

jede Form von Konsumtion Anwendung fi nden könnte.<br />

5 Zu den Beiträgen<br />

Die folgenden Beiträge gehen größtenteils auf die Verschriftlichung von Vorträgen<br />

zurück, die auf der Konferenz „Prosumer Revisited. Eine Tagung zur Aktualität einer<br />

Debatte“ am 26. und 27. März 2009 an der Wolfgang Goethe Universität in<br />

Frankfurt/M. gehalten wurden. Nicht alle Vorträge konnten veröffentlicht werden.<br />

Dafür wurde einige neu akquiriert. Hierzu gehört der <strong>Beitrag</strong> „The Prosumer Movement“<br />

von Philip Kotler, seinerzeit ebenfalls ein Vortrag, gehalten auf der jährlich<br />

stattfi ndenden Konferenz der Association of Consumer Research, der wichtigsten<br />

Veranstaltung für akademische Verbraucherforscher in Nordamerika. In diesem<br />

Vortrag befaßt sich einer der namhaftesten Marketingprofessoren 1986 erstmals in<br />

einem solchen wissenschaftlichen Rahmen mit Toffl ers These, daß es zu einem Aufstieg<br />

des Prosumenten komme. Bedeutsam ist dieser Vortrag nicht nur wegen seiner<br />

systematischen Vorgehensweise, sondern weil Kotler die These Toffl ers damals sehr<br />

ernst nahm und öffentlich die Überlegung anstellte, daß sich das Marketing – wie<br />

schon der Untertitel „A New Challenge for Marketers“ andeutete – im Zuge dieses<br />

Aufstiegs auf völlig neue Verhältnisse einzurichten habe. Während dies freilich in<br />

den anschließenden Jahren noch kaum erforderlich schien, zeichnet sich inzwischen<br />

ab, daß eine Implikation Kotlers von damals sehr relevant geworden ist: „prosumers<br />

should be looked at as another market segment(s).“ (Kotler 1986a: 513) Auch aus<br />

diesem Grunde wurde dieser <strong>Beitrag</strong> hier wieder abgedruckt.


40 Kai-Uwe Hellmann<br />

Der nächste <strong>Beitrag</strong> geht auf den Vortrag von George Ritzer während der<br />

Tagung zurück. Ritzer, Verfasser von „The MyDonaldization of Society“, hatte<br />

schon im Zusammenhang mit der Produktion dieses Buches erste Überlegungen<br />

angestellt, in welchem Maße Konsumenten durch die Technologien der Mc-<br />

Donaldisierung dazu gezwungen werden, sich verstärkt an der Erstellung bestimmter<br />

Sach- und Dienstleistungen aktiv beteiligen zu müssen. Im Zuge dieser<br />

Auseinandersetzung spielte Ritzer einerseits die Figur des „Prosumers“ durch,<br />

wie sie von Toffl er entwickelt worden war, andererseits aber auch die Figur des<br />

„Conducer“, deren Namensgebung auf die umgekehrte Silbenkombination von<br />

„Consumer“ und „Producer“ zurückging. Überdies zeigt Ritzer in seinem <strong>Beitrag</strong><br />

beinahe genealogisch auf, daß die Soziologie über Jahrzehnte hinweg einen starken<br />

produktivistischen bias aufwies, weshalb konsumsoziologische Fragestellungen,<br />

die nicht wiederum produktivistisch geleitet waren, häufi g kaum Beachtung<br />

gefunden haben. 55<br />

Doris Blutner unternimmt in ihrem <strong>Beitrag</strong> zunächst eine organisationssoziologische<br />

Einordnung der These Toffl ers vom Prosumenten, die dann in einen<br />

eigenen Konzeptvorschlag zur Einordnung von kundenbezogenen Beteiligungsformen<br />

mündet. Zum Zwecke der Illustration und Diskussion werden weiterhin<br />

drei Fallbeispiele angeführt, die deutlich machen sollen, in welchem Maße die Art<br />

und Weise der Mitarbeit von Konsumenten bei der Erstellung bestimmter Sach-<br />

oder Dienstleistungen variieren kann.<br />

Im <strong>Beitrag</strong> von Heidemarie Hanekop und Volker Wittke wird im Zuge einer<br />

eingehenderen Kritik der Konzeption von Prosumtion, wie Toffl er sie vorgelegt<br />

hatte, darauf hingewiesen, daß Toffl er unter Prosumtion sehr heterogene<br />

Sachverhalte subsumiert, was sie an der Unterscheidung von Selbstbedienung,<br />

die eindeutig marktvermittelt ist, und „Do it yourself“ verdeutlichen, die eher auf<br />

marktferne Aktivitäten verweist. Im Anschluß daran wenden sich Hanekop/Wittke<br />

dann dem eher neuen Phänomen der Eigenarbeit als „large-scale collaboration“<br />

zu, um daraufhin Merkmale kollaborativer Produktion durch eine Vielzahl von<br />

Konsumenten zusammenzustellen, einschließlich möglicher Konsequenzen für<br />

die Unternehmen.<br />

Birgit Blättel-Mink beschäftigt sich in ihrem <strong>Beitrag</strong> mit der Möglichkeit, daß<br />

gerade durch Geschäftsmodelle, die auf der „long tail“-These von Chris Anderson<br />

(2006) beruhen, wie Amazon oder eBay, die Chancen für Nachhaltigkeit entscheidend<br />

verbessert werden könnten. Sie verdeutlicht dies am Fall des Gebrauchtwarenhandels<br />

über eBay, der ja in starkem Maße durch Konsumenten betrieben wird,<br />

wodurch diese zu Prosumenten werden, weil sich durch diese Art der Verstärkung<br />

55 Zur Relevanz des Produktionsparadigmas vgl. Hellmann (2004: 35) sowie den <strong>Beitrag</strong> von Ritzer<br />

in diesem Band.


Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte 41<br />

des Gebrauchtwarenhandels die Nutzungsdauer von Gütern verlängern kann, was<br />

unter dem Gesichtspunkt nachhaltigeren Konsums – mit Blick auf die Energiebilanz<br />

– sehr viele Vorteile bietet.<br />

Wie Nachhaltigkeit, so ist auch Kultur ein Bereich, der möglicherweise nicht<br />

auf den ersten Blick von zentraler Bedeutung für das Prosumtionsthema ist, aber auf<br />

den zweiten. So zeigt Gerhard Panzer in seinem <strong>Beitrag</strong> auf, daß zwischen Künstlern<br />

und Publikum durchaus eine Art von Arbeitsteilung festzustellen ist, die Anlaß<br />

gibt, selbst hier von Prosumtion sprechen. Sicher trifft dies nicht für alle Kunstformen<br />

gleichermaßen zu. Nichtsdestotrotz gelingt es Panzer, den Mehrwert einer<br />

Betrachtung von Kunst durch die Brille des Prosumismus plausibel zu machen.<br />

Jörg Marschall befaßt sich in seinem <strong>Beitrag</strong> wiederum mit Markengemeinschaften<br />

(„brand communities“), d. h. sozialen Netzwerken markentreuer Kunden,<br />

die sich um bestimmte Marken scharen, hier eine VW Golf I-Markengemeinschaft.<br />

Marschall zeigt auf, welches Aktivitätsspektrum solchen Markengemeinschaften<br />

eigen ist, die gewiß auch reine Formen der Konsumtion aufweisen, überdies jedoch<br />

nicht selten hochproduktiver Natur sind und insofern in den Bereich der<br />

Prosumtion überleiten. Marschall präsentiert hierzu erste Ergebnisse aus einem<br />

laufenden Forschungsprojekt, vorwiegend qualitatives Material, das aus ethnographischer<br />

Feldforschung gewonnen wurde.<br />

Ganz ähnlich stellt sich der <strong>Beitrag</strong> von Niklas Woermann dar. Bei ihm geht<br />

es um die Freeski-Szene, die sich seiner Auffassung nach – angelehnt an den Aufsatz<br />

„Subcultures of Consumption“ von John W. Schouten und James H. McAlexander<br />

aus dem Jahre 1995 – als eine eigenständige „Subculture of Prosumption“<br />

beschreiben läßt. Denn auch Woermann erschließt das Aktivitätsprofi l typischer<br />

Szenemitglieder soweit, daß am Ende sichtbar wird, in welchem Maße das aktive<br />

Betreiben dieses High-Risk-Sports nicht bloß mit Konsumtion, sondern auch Produktion<br />

zu hat, sei es durch die Erfi ndung besonders waghalsiger Flugfi guren, das<br />

Erstellen entsprechenden Videomaterials oder das Entwerfen von Sportgeräten<br />

bzw. Vermarkten dieses Sports gegenüber einer breiteren Öffentlichkeit.<br />

Nachdem alle bisherigen Beiträge sich mehr oder weniger uneingeschränkt<br />

auf Toffl ers Konzeption von Prosumtion eingelassen haben, folgen am Schluß<br />

noch zwei Beiträge, die alternative Ansätze zur Beschreibung und Erklärung prosumistischen<br />

Handelns anbieten. So richtet Axel Bruns sein Forschungsinteresse<br />

verstärkt auf solche Aktivitäten, wie sie vor allem zwischen Internetnutzern auftreten,<br />

wenn sie mit der kollektiven Herstellung bestimmter Inhalte und anderer<br />

Leistungen im Internet beschäftigt sind. Hierzu schlägt Bruns eine andere Semantik<br />

vor, die auf die Kombination von „Production“ und „Usage“ setzt und von<br />

dorther solche Praktiken im Netz als „Produsage“ bezeichnet und analysiert.<br />

Ute Volkmann greift in ihrem <strong>Beitrag</strong> wiederum auf das Konzept der sekundären<br />

Leistungsrolle von Rudolf Stichweh (1988) zurück, das in manchen Hin-


42 Kai-Uwe Hellmann<br />

sichten präziser ist und eine weitaus differenziertere Analyse dessen erlaubt, was<br />

hier unter Prosumtion verhandelt wird, freilich um den Preis, daß keineswegs alles,<br />

was Toffl er als relevant vorschwebte, soweit es Prosumtion betraf, sich mit<br />

diesem Alternativansatz vollständig einholen läßt.<br />

Ein kurzes Nachwort, das sich lediglich an einer vorläufi gen Zwischenbilanz<br />

dessen, was mit diesem Sammelband erreicht werden sollte, versucht, beschließt<br />

diesen Sammelband.<br />

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